"Reportage und Feature" bei Prof. Roger Blum, Juni ... - jacomet.ch
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sten folgen. "Die Leute wollen ni<strong>ch</strong>t belehrt<br />
werden. Unsere Sendung ist politis<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t korrekt - wie alles, was no<strong>ch</strong><br />
gut <strong>und</strong> interessant ist. Politis<strong>ch</strong>e Korrektheit<br />
turnt do<strong>ch</strong> total ab." Hannes<br />
hat gespro<strong>ch</strong>en. "A<strong>ch</strong>tung, Aufnahme!<br />
Luts<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Laune, die Erste!"<br />
Angélique rückt im Studioraum nebenan<br />
ihre Brüste brüsk zure<strong>ch</strong>t. "He, s<strong>ch</strong>aut<br />
ni<strong>ch</strong>t so!" Petra kann zwar (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>ts<br />
für die Sendung, bemerkt aber s<strong>ch</strong>on<br />
fes<strong>ch</strong>: "Wir ma<strong>ch</strong>en für das minimale<br />
Budget eine tolle Sa<strong>ch</strong>e. Zehn St<strong>und</strong>en<br />
Dreh, zehn St<strong>und</strong>en Na<strong>ch</strong>bear<strong>bei</strong>tung<br />
<strong>und</strong> no<strong>ch</strong> zwei St<strong>und</strong>en Aufzei<strong>ch</strong>nungen<br />
der Moderation - <strong>und</strong> das alles mit 7500<br />
Franken pro Ausgabe." Viel mehr kann<br />
sie ni<strong>ch</strong>t sagen, denn bereits in der Ansage<br />
hat sie ein Wort vergessen. S<strong>ch</strong>nell<br />
vom S<strong>ch</strong>nittpult zur Tastatur des Teleprompters<br />
- Hannes ärgert si<strong>ch</strong>. Seine<br />
Augen verraten: am liebsten würde er<br />
alles selber ma<strong>ch</strong>en, in der Hälfte der<br />
Zeit. Aber ihn kümmert das ni<strong>ch</strong>t mehr,<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> übernimmt Petra in wenigen<br />
Wo<strong>ch</strong>en das Zepter...<br />
Na<strong>ch</strong> anderthalb St<strong>und</strong>en sind alle Takes<br />
im Kasten - dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> fünf<br />
Versu<strong>ch</strong>e pro Einstellung. An der Menge<br />
der Regieanweisungen, Ausspra<strong>ch</strong>ekorrekturen,<br />
Angéliques Verspre<strong>ch</strong>ern oder<br />
allzu zappeligen Bewegungen gemessen<br />
eine reife Leistung.<br />
<br />
Kameraleute sind ein sympathis<strong>ch</strong>es<br />
Volk. Eligio ärgert si<strong>ch</strong> im Studio nebenan,<br />
dass er ni<strong>ch</strong>t pünktli<strong>ch</strong> um 21<br />
Uhr na<strong>ch</strong> Hause kann - Petra hat einen<br />
Termin fals<strong>ch</strong> eingeplant, <strong>und</strong> so hat er<br />
mehr Zeit als sonst, die Szenerie neu<br />
auszuleu<strong>ch</strong>ten. Einige Handgriffe an<br />
seinem S<strong>ch</strong>einwerferhimmel - <strong>und</strong> das<br />
Li<strong>ch</strong>t sitzt. "Meine Frau ist s<strong>ch</strong>on etwas<br />
eifersü<strong>ch</strong>tig, dass i<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> dieser Sendung<br />
mitma<strong>ch</strong>e - aber das ist eben mein Job.<br />
I<strong>ch</strong> habe eine halbjährige To<strong>ch</strong>ter, auf<br />
die i<strong>ch</strong> mä<strong>ch</strong>tig stolz bin, momentan<br />
dreht si<strong>ch</strong> alles um sie daheim. Deshalb<br />
bleibe i<strong>ch</strong> nur ungern länger hier. Trotzdem:<br />
tolle Ar<strong>bei</strong>t, Hannes ist ein <strong>Prof</strong>i!"<br />
Und nun sollte der treue italienis<strong>ch</strong>e<br />
Ehemann Reizwäs<strong>ch</strong>e an eine Leiter<br />
hängen - das Dekor für die nä<strong>ch</strong>ste Aufnahme.<br />
Studiogast ist Stefan, ein Part<br />
des ersten s<strong>ch</strong>wulen Paares, das im letzten<br />
Jahr kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> getraut wurde. Er<br />
darf heute von seiner erotis<strong>ch</strong>en Phantasie<br />
für die Rubrik "Lusts<strong>ch</strong>loss" erzählen.<br />
Stolz zeigt er Bilder von seiner<br />
Travestieshow, bevor Eligio, dem das<br />
ganze si<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unheimli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>eint,<br />
bereit für die Aufnahme ist.<br />
S<strong>ch</strong>ummriges Rotli<strong>ch</strong>t, Stefan sitzt etwas<br />
verlegen auf einer Parkbank mitten<br />
im Studio. Hannes gibt per Lautspre<strong>ch</strong>er<br />
das Zei<strong>ch</strong>en zum Start. Aber er ist<br />
ja no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t gepudert... Angélique<br />
darf no<strong>ch</strong>mals auf den Plan treten. Stefans<br />
verlegene Zwis<strong>ch</strong>enfrage: "Darf i<strong>ch</strong><br />
denn sol<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>en wie 'Sex ma<strong>ch</strong>en'<br />
sagen oder ni<strong>ch</strong>t?" - Hannes: "Je mehr,<br />
desto besser."<br />
Zweiter Versu<strong>ch</strong>: der arme Stefan stolpert<br />
s<strong>ch</strong>on über den ersten Satz: "Mini<br />
erotis<strong>ch</strong>... erotis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ti Phantasie is<strong>ch</strong>...<br />
ähm, kann i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals beginnen?"<br />
Kein Problem. Stefan belässt zwar den<br />
unmögli<strong>ch</strong>en Superlativ in seiner genüssli<strong>ch</strong><br />
dargebotenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, kann<br />
ihn diesmal aber ohne Stottern ausspre<strong>ch</strong>en.<br />
"I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te einmal na<strong>ch</strong> Hause<br />
kommen, mi<strong>ch</strong> für meinen Fre<strong>und</strong> s<strong>ch</strong>ön<br />
zure<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en, mir einen Busen ausstopfen,<br />
mit Socken oder so, <strong>und</strong> Pumps<br />
anziehen, mi<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig in eine Frau verwandeln<br />
- <strong>und</strong> dann soll er mir die Kleider<br />
vom Leib reissen <strong>und</strong> mi<strong>ch</strong> so ri<strong>ch</strong>tig<br />
drannehmen. Wenn är mi würd totau<br />
vergwautige, das is<strong>ch</strong> mini erotis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ti<br />
Phantasie." - Ein W<strong>und</strong>er, dass der<br />
fris<strong>ch</strong>gebackene Familienvater Eligio<br />
seine Kamera ruhig halten konnte.<br />
Wenn das seine Frau wüsste! - Produzent<br />
Hannes hingegen frohlockt: "Toll!<br />
Super! S<strong>ch</strong>ön!"