"Reportage und Feature" bei Prof. Roger Blum, Juni ... - jacomet.ch
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EROTIK / Ein Blick hinter die Kulissen von "Lust <strong>und</strong> Laune" <strong>bei</strong> Telebärn<br />
La<strong>ch</strong>muskel statt G-Punkt<br />
Der Garant für hohe Auflagen, die todsi<strong>ch</strong>ere Methode für maximale Eins<strong>ch</strong>altquoten:<br />
Sex. Dass die s<strong>ch</strong>lüpfrigen Sendungen oft mehr Werbeblöcke als nackte Haut zeigen, stört<br />
die notoris<strong>ch</strong>en Lustmol<strong>ch</strong>e wenig. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> vergeht fast kein Fernsehabend mehr ohne<br />
die obligate Erotiksendung oder zumindest den sexangehau<strong>ch</strong>ten Beitrag im aktuellen<br />
Magazin. Und wenn si<strong>ch</strong> lokale Fernsehveranstalter als Erotikspezialisten versu<strong>ch</strong>en,<br />
gibt's zu verwackelten Aktbildern erst no<strong>ch</strong> viel zu la<strong>ch</strong>en.<br />
Andi Jacomet<br />
Als Kurt Felix in den ausgehenden siebziger<br />
Jahren mit der versteckten Kamera<br />
filmte, wie die Kioskfrau das Seite-<br />
Drei-Girl aus dem "Blick" s<strong>ch</strong>nitt <strong>und</strong><br />
die K<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>aft darauf äusserst sauer<br />
reagierte, war es no<strong>ch</strong> <strong>und</strong>enkbar, stattdessen<br />
daheim den Fernseher einzus<strong>ch</strong>alten<br />
<strong>und</strong> den Genuss nackter Haut<br />
in Hülle <strong>und</strong> Fülle zu na<strong>ch</strong>zuholen. Sylvia<br />
Kristel sollte wenig später das Sex-<br />
Eis am S<strong>ch</strong>weizer Fernsehen bre<strong>ch</strong>en -<br />
do<strong>ch</strong> die versammelte feu<strong>ch</strong>tfröhli<strong>ch</strong>e<br />
Festgemeins<strong>ch</strong>aft sah an Sylvester 1983<br />
keine stöhnende Emanuelle. Dafür gingen<br />
John Wayne einige S<strong>ch</strong>üsse ab, allerdings<br />
nur gerade aus seinem Colt. Bis<br />
zum letzten Augenblick war si<strong>ch</strong> der<br />
Programmdirektor ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er, ob er<br />
auf die Moralapostel oder die le<strong>ch</strong>zende<br />
Erotikgemeinde hören sollte. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
flimmerte eben do<strong>ch</strong> der Western<br />
über den Bilds<strong>ch</strong>irm. Seitdem hat si<strong>ch</strong><br />
einiges verändert. Die Moralapostel<br />
predigen hierzulande zwar immer no<strong>ch</strong>,<br />
allerdings in der Wüste - nur no<strong>ch</strong> einige<br />
Ewiggestrige regen si<strong>ch</strong> ernsthaft darüber<br />
auf, wenn Porno-Heidi auf SF DRS<br />
dem Hardcore huldigt - mit s<strong>ch</strong>warzen<br />
Balken versehen notabene. "Eis am<br />
Stiel" lockt zehn Jahre, na<strong>ch</strong>dem die<br />
Filme von Teenagern als das Nonplusultra<br />
in Sa<strong>ch</strong>en Erotik galten, niemanden<br />
mehr vor die Flimmerkiste. Hugo Egon<br />
Balder jobbt heute als Humor-<br />
Produzent, na<strong>ch</strong>dem seine anfängli<strong>ch</strong><br />
skandalträ<strong>ch</strong>tige Busenshow "Tutti<br />
Frutti" das Publikum nur no<strong>ch</strong> eins<strong>ch</strong>lafen<br />
statt <strong>bei</strong>s<strong>ch</strong>lafen liess. Au<strong>ch</strong> die<br />
bumsfidelen Lederhosenkumpels aus<br />
Oberbayern vermögen keine S<strong>ch</strong>wedinnen<br />
mehr zu erregen; unter den Sexvorreitern<br />
im privaten deuts<strong>ch</strong>en Fernsehrei<strong>ch</strong><br />
strahlt einzig no<strong>ch</strong> Sat1 die<br />
letzten verstaubten Filmrollen von Kolle<br />
& Co. aus, die no<strong>ch</strong> vor kurzem serbelnde<br />
Landkinos am Leben erhielten. Nackte<br />
Hintern alleine bringen keine Quote<br />
mehr. Wer mehr sehen will, geht in die<br />
Videothek <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>iebt die unzensurierte<br />
Laetitia in seinen Videorecorder. Traurige<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e: wenn Pornos in die Mietvideohitparaden<br />
aufgenommen würden,<br />
lägen sie weit vor Aladdin, Forrest<br />
Gump oder James Bond. Über die Hälfte<br />
aller Videothekenk<strong>und</strong>en sind männli<strong>ch</strong>e<br />
Hardcore-Ausleiher.<br />
Von der Fragwürdigkeit, Frauenfeindli<strong>ch</strong>keit<br />
<strong>und</strong> Ästhetik der Pornos soll<br />
hier ausnahmsweise ni<strong>ch</strong>t die Rede sein,<br />
sondern vom aktuellsten Trend bezügli<strong>ch</strong><br />
Erotik am Bilds<strong>ch</strong>irm: seit r<strong>und</strong> drei<br />
Jahren versu<strong>ch</strong>en einige Fernsehstationen,<br />
aus dem gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Megatrend<br />
"Sex ist immer <strong>und</strong> überall" auf<br />
einigermassen seriöse Art <strong>und</strong> Weise<br />
Kapital zu s<strong>ch</strong>lagen. Die Ergebnisse lassen<br />
si<strong>ch</strong> insbesondere für jene, die Werbung<br />
betreiben, wenn es andere vor der<br />
Kamera treiben, dur<strong>ch</strong>aus sehen: die<br />
<strong>bei</strong>den Erotikmagazine "Liebe Sünde"<br />
(Pro7) <strong>und</strong> "Wa(h)re Liebe" (Vox) sorgen<br />
wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> für traumhafte Eins<strong>ch</strong>altquoten.<br />
Aber au<strong>ch</strong> viele Kritikerinnen
<strong>und</strong> Kritiker sind begeistert; hier steht<br />
ni<strong>ch</strong>t der ständig hinter der Ecke wartende,<br />
aber dann do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vor der<br />
Kamera vollzogene Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsakt im<br />
Vordergr<strong>und</strong>, sondern mögli<strong>ch</strong>st seriöse<br />
Beiträge über alles, was im Entferntesten<br />
mit Erotik zu tun hat. Lilo Wanders<br />
<strong>und</strong> Andrea Thilo nehmen kein<br />
Blatt vor den M<strong>und</strong>, sondern reden über<br />
Sex so, wie wohl den wenigsten Zus<strong>ch</strong>auern<br />
der S<strong>ch</strong>nabel gewa<strong>ch</strong>sen ist.<br />
Aber so ist's ja am bequemsten: wenn<br />
die am Fernsehen vom "S<strong>ch</strong>wanz" reden,<br />
darf Kari aus Kehrsatz getrost weiter<br />
von "dem da unten" stottern, während<br />
es ihm die S<strong>ch</strong>amröte ins Gesi<strong>ch</strong>t treibt.<br />
Ein besserer Liebhaber wird er deswegen<br />
wohl ni<strong>ch</strong>t. Löbli<strong>ch</strong>, dass Themen<br />
wie Homosexualität, Bettprobleme aller<br />
Art, Kunst <strong>und</strong><br />
Erotik einmal Lust <strong>und</strong> Laune<br />
locker-seriös abgehandelt<br />
werden<br />
- aber dass sol<strong>ch</strong>e<br />
Magazine na<strong>ch</strong>holen<br />
können,<br />
was eine verklemmte<br />
Erziehung<br />
kaputtgema<strong>ch</strong>t<br />
hat, ist<br />
fragli<strong>ch</strong>. Die Darstellung<br />
von Sex<br />
auf diese mögli<strong>ch</strong>st<br />
unverkrampfte<br />
Weise<br />
die wird die frustrierte<br />
Ehefrau<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dazu<br />
bringen, mit ihrem<br />
Macker die<br />
Das Erotikmagazin von Telebärn wird jeweils<br />
wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> am Freitag um 22.30 Uhr<br />
erstmals gesendet <strong>und</strong> die ganze Na<strong>ch</strong>t zur<br />
halben St<strong>und</strong>e wiederholt. Die selbe Ausgabe<br />
läuft in der Na<strong>ch</strong>t vom Samstag auf den<br />
Sonntag im glei<strong>ch</strong>en Modus. Moderatorin<br />
Angélique präsentiert folgende Beiträge: die<br />
"Lustfrage" der Wo<strong>ch</strong>e wird in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Orten der Umgebung wahllos Passantinnen<br />
<strong>und</strong> Passanten gestellt, die mehr oder weniger<br />
spontan darauf antworten. Der "Lustreport"<br />
behandelt als redaktioneller Beitrag ein<br />
besonderes erotis<strong>ch</strong>es Ereignis der Wo<strong>ch</strong>e -<br />
zum Beispiel einen Auftritt der Nackttänzergruppe<br />
"Chippendales". Im "Lusts<strong>ch</strong>loss"<br />
können Zus<strong>ch</strong>auerinnen <strong>und</strong> Zus<strong>ch</strong>auer von<br />
ihren erotis<strong>ch</strong>en Phantasien oder Erlebnissen<br />
erzählen. Abger<strong>und</strong>et wird die Sendung mit<br />
zwei Erotikclips aus dem Hause Playboy.<br />
längst fällige<br />
Diskussion über<br />
sein phantasielos-egoitis<strong>ch</strong>es Liebesspiel<br />
aufs Bettparkett zu bringen. So bleiben<br />
sol<strong>ch</strong>e Sendungen wohl eher Lustvorlage<br />
für verknorkste Singles oder Diskussionsstoff<br />
für die nä<strong>ch</strong>ste Yuppie-Party.<br />
Da kommt Karis Lieblingssender gerade<br />
re<strong>ch</strong>t. Telebärn bringt seit dem letzten<br />
Herbst au<strong>ch</strong> eine Erotiksendung <strong>und</strong><br />
präsentiert die unter der Gürtellinie liegenden<br />
Sa<strong>ch</strong>verhalte erst no<strong>ch</strong> in Karis<br />
Mutterspra<strong>ch</strong>e Berndeuts<strong>ch</strong>. Kari freut<br />
si<strong>ch</strong> - ebenso die professionellen Telebärn-Nörgler:<br />
endli<strong>ch</strong> gibt es wieder<br />
ri<strong>ch</strong>tig etwas zum La<strong>ch</strong>en. "Lust <strong>und</strong><br />
Laune" - die Ausrede, endli<strong>ch</strong> wieder<br />
einmal ohne s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Gewissen auf jenen<br />
Sender zu s<strong>ch</strong>alten, von dem man<br />
sonst nie zugeben würde, ihn je zu konsumieren.<br />
Die erste Kostprobe bernis<strong>ch</strong>er<br />
Erotik lieferte tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die erhofften<br />
La<strong>ch</strong>salven.<br />
<br />
Freitag, 22.30 Uhr: Kari hat es si<strong>ch</strong> im<br />
Fernsehzimmer bequem gema<strong>ch</strong>t, seine<br />
Frau kommt heute sehr spät na<strong>ch</strong> Hause.<br />
Na<strong>ch</strong> einem<br />
ni<strong>ch</strong>t enden wollenden<br />
Werbeblock<br />
plötzli<strong>ch</strong> langsames<br />
Herzklopfen aus<br />
den Lautspre<strong>ch</strong>ern.<br />
Ein junges Pär<strong>ch</strong>en<br />
wartet gebannt<br />
darauf... worauf<br />
denn? Ihr Outfit<br />
dürfte das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittspublikum<br />
als dur<strong>ch</strong>aus sexy<br />
einstufen. Unterwäs<strong>ch</strong>e<br />
vom Beate-<br />
Uhse-Laden wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />
Der<br />
Produzent des Sendesignets<br />
hat allerdings<br />
vergessen,<br />
den Wei<strong>ch</strong>zei<strong>ch</strong>ner<br />
auszus<strong>ch</strong>alten. Sterile<br />
Stimmung.<br />
Nahaufnahmen der <strong>bei</strong>den Körper: eine<br />
unbehaarte Männerbrust, s<strong>ch</strong>lanke Beine,<br />
Gesi<strong>ch</strong>ter - dummerweise hat das<br />
Model während der Aufnahme gerade<br />
geblinzelt, das S<strong>ch</strong>einwerferli<strong>ch</strong>t war<br />
wohl zu hell. Egal, die Aufnahme wurde<br />
trotzdem verwendet. Dann der erlösende<br />
Beat: die <strong>bei</strong>den stürmen ins S<strong>ch</strong>lafzimmer,<br />
soweit man das aus den nun im
Zehntelssek<strong>und</strong>entakt we<strong>ch</strong>selnden<br />
Einstellungen erkennen kann. Kindis<strong>ch</strong>es<br />
Geki<strong>ch</strong>er ertönt über die Titelmelodie.<br />
Und als die <strong>bei</strong>den im Bett landen<br />
<strong>und</strong> si<strong>ch</strong> ungelenk hintereinander liegend<br />
Küsse auf den Hals drücken, ers<strong>ch</strong>eint<br />
aus dem grellen Weiss des Rätsels<br />
Lösung: dies war der Vorspann der<br />
Sendung "Lust <strong>und</strong> Laune". Moderatorin<br />
Angélique erlöst die <strong>bei</strong>den aus ihrer<br />
unnatürli<strong>ch</strong>-verkrampften Stellung:<br />
"Grüesse<strong>ch</strong> mitenand, das is<strong>ch</strong> Lus<strong>ch</strong>t<br />
<strong>und</strong> Lune." Über Ges<strong>ch</strong>mack lässt si<strong>ch</strong><br />
bekanntli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t streiten, lassen wir<br />
also die ansonsten so heftig geführte<br />
Diskussion über Angéliques Outfit <strong>und</strong><br />
ihre Ausstrahlung. Die Begrüssung ist<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vom Teleprompter abgelesen.<br />
Und wozu die seltsame Körperspra<strong>ch</strong>e?<br />
Kari kümmert das ni<strong>ch</strong>t. Er freut si<strong>ch</strong><br />
auf die vielen erotis<strong>ch</strong>en Beiträge, die<br />
nun vorgestellt werden <strong>und</strong> ergötzt si<strong>ch</strong><br />
zunä<strong>ch</strong>st an einer Strassenumfrage zum<br />
Thema "Seitensprung": Leute wie du<br />
<strong>und</strong> i<strong>ch</strong> dürfen bekanntgeben, was sie<br />
vom Fremdgehen halten. Kari muss<br />
kein s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Gewissen haben. Er<br />
freut si<strong>ch</strong> vielmehr über den Beitrag<br />
"Sex im Auto" - do<strong>ch</strong>: Ungeahntes passiert<br />
mitten in der Ansage zu besagtem<br />
Beri<strong>ch</strong>t ein harter S<strong>ch</strong>nitt - <strong>und</strong> Angélique<br />
beginnt no<strong>ch</strong>mals von vorne, nein,<br />
gar ni<strong>ch</strong>t wahr... dies muss bereits die<br />
Ansage für den nä<strong>ch</strong>sten Beitrag sein.<br />
Wel<strong>ch</strong>e Enttäus<strong>ch</strong>ung: kein Sex im Auto<br />
- da<strong>bei</strong> hätte do<strong>ch</strong> Kari so gerne einmal<br />
wahrhaftig gesehen, wovon seine<br />
Stammtis<strong>ch</strong>fre<strong>und</strong>e immer erzählen.<br />
Au<strong>ch</strong> die folgenden Ausstrahlungen von<br />
"Lust <strong>und</strong> Laune" in jener Na<strong>ch</strong>t müssen<br />
ohne den Beitrag auskommen.<br />
Dasselbe wiederholt si<strong>ch</strong> in der nä<strong>ch</strong>sten<br />
Na<strong>ch</strong>t - niemand ist auf die Idee<br />
gekommen, am Samstag s<strong>ch</strong>nell ins<br />
Studio zu fahren <strong>und</strong> den Fehler zu beheben.<br />
Der Beitrag über Sex im Auto<br />
bleibt dem Publikum vorenthalten. Zu<br />
s<strong>ch</strong>ade. Telebärn-Produzent Jürg<br />
Ts<strong>ch</strong>annen gibt am Telefon der Te<strong>ch</strong>nik<br />
die S<strong>ch</strong>uld: "Da ist wohl <strong>bei</strong> der Überspielung<br />
auf die Computerharddisk etwas<br />
s<strong>ch</strong>iefgelaufen - es s<strong>ch</strong>eint, dass<br />
ausgere<strong>ch</strong>net das File mit dem Beitrag<br />
irgendwo untergegangen ist. Das Steuerprogramm<br />
konnte es ni<strong>ch</strong>t mehr finden<br />
<strong>und</strong> startete die nä<strong>ch</strong>ste Ansage." -<br />
Ein Lokalfernseh-Insider aus Züri<strong>ch</strong> allerdings<br />
meint trocken: "Das ist fast<br />
ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>. Irgend jemand hat da<br />
wohl einfa<strong>ch</strong> Mist gebaut."<br />
<br />
So ein Mist verdient eine eingehendere<br />
Analyse. Treffpunkt Telebärn, Mittwo<strong>ch</strong>mittag.<br />
Ein Berner Patrizierhaus<br />
am Rande der Industriezone von Wabern,<br />
sogar mit Garten. Jürg Ts<strong>ch</strong>annen,<br />
der die meisten Sendungen des<br />
Berner Haussenders produziert, sitzt im<br />
gediegenen Büro samt Cheminee, sein<br />
H<strong>und</strong> wedelt ruhig umher, die Wände<br />
voll von selbstges<strong>ch</strong>ossenen Fotos früherer<br />
Afrikareisen <strong>und</strong> einigen goldumrahmten<br />
Auszei<strong>ch</strong>nungen. Der Computer<br />
spuckt einige Zahlen aus - dieses<br />
File ist no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gelös<strong>ch</strong>t: "50'000 bis<br />
70'000 Zus<strong>ch</strong>auer sehen si<strong>ch</strong> 'Lust <strong>und</strong><br />
Laune' wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> von A bis Z an; r<strong>und</strong><br />
130'000 s<strong>ch</strong>alten ab <strong>und</strong> zu rein. Das ist<br />
viel! Die News-Sendung hat eher tiefere<br />
Quoten." Die Repräsentantin dieses Erfolgs<br />
jedo<strong>ch</strong> lässt auf si<strong>ch</strong> warten.<br />
Angélique sollte seit einer Viertelst<strong>und</strong>e<br />
da sein, aber Divas dürfen ja zu spät<br />
kommen.<br />
Im Flur hängt ein Comic: Verkehrsunfall<br />
- das Fernsehteam ist zuerst vor<br />
Ort. Der Regisseur ist ni<strong>ch</strong>t zufrieden<br />
<strong>und</strong> lässt etwas Blut <strong>und</strong> Gedärme quer<br />
dur<strong>ch</strong> die Szenerie streuen. Zu wenig<br />
verletzte Opfer werden kameratü<strong>ch</strong>tig<br />
ges<strong>ch</strong>lagen - der Dreh kann losgehen,<br />
"Action!" - Aufforderung oder Abs<strong>ch</strong>rekkung?<br />
Daneben eine Liste mit den bisherigen<br />
<strong>und</strong> weiteren Themen des "Lustreports":
Herrenunterwäs<strong>ch</strong>e, Videokabinen,<br />
Piercing, Mr. Gay Züri<strong>ch</strong>, S<strong>ch</strong>neehäsli,<br />
Liebeshotel, Lack <strong>und</strong> Leder, Erotik in<br />
der Werbung. Endli<strong>ch</strong>, Angélique betritt<br />
die Szenerie - kamerafertig ges<strong>ch</strong>minkt.<br />
Heute Na<strong>ch</strong>mittag stehen die Aufnahmen<br />
der nä<strong>ch</strong>sten Lustfrage auf dem<br />
Programm - Angélique nervt si<strong>ch</strong> über<br />
das von der Produzentin vorges<strong>ch</strong>lagene<br />
Thema: "Wie sagen Sie ihrem S<strong>ch</strong>wanz<br />
oder Mus<strong>ch</strong>i, sowas Blödes. Das frage<br />
i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Wir müssen uns etwas anderes<br />
einfallen lassen." Zunä<strong>ch</strong>st aber<br />
Smalltalk mit der Sekretärin. Cécile<br />
Sollberger leidet unter <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er<br />
Überlastung: "I<strong>ch</strong> ar<strong>bei</strong>te 120%, obwohl<br />
i<strong>ch</strong> nur für 80% bezahlt bin. Es is<strong>ch</strong> soumässig<br />
lus<strong>ch</strong>tig i däm Lade momentan."<br />
Die gelernte Krankens<strong>ch</strong>wester<br />
muss tagsdarauf die Telebärn-Bu<strong>ch</strong>haltung<br />
erledigen, obwohl sie davon keine<br />
Ahnung hat. Irgendwie kein W<strong>und</strong>er,<br />
wenn in diesem Betrieb plötzli<strong>ch</strong> ganze<br />
Beiträge ausfallen, weil sie jemand versehentli<strong>ch</strong><br />
gelös<strong>ch</strong>t hat.<br />
Das Flu<strong>ch</strong>en geht unterdessen weiter:<br />
Angélique bes<strong>ch</strong>wert si<strong>ch</strong> lauthals über<br />
den ausgefallenen Beitrag vom Wo<strong>ch</strong>enende.<br />
Es sei unglaubli<strong>ch</strong>, dass so etwas<br />
passieren könne. Und sowieso, wer hat<br />
auf dem Wo<strong>ch</strong>enplan den nä<strong>ch</strong>sten Dreh<br />
fals<strong>ch</strong> eingetragen? "I<strong>ch</strong> geh do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mit Patrick Aufnahmen ma<strong>ch</strong>en, vergesst<br />
das! Am Freitag habe i<strong>ch</strong> ohnehin<br />
keine Zeit. Samstag, OK? Attila,<br />
kommst Du mit?" - Attila ist der Kameramann<br />
<strong>und</strong> erweist si<strong>ch</strong> als ruhender<br />
Pol in der turbulenten Szenerie. Er<br />
packt gerade die Ausrüstung für diesen<br />
Na<strong>ch</strong>mittag zusammen: Kamera, Batterien,<br />
Mikrofon, Kabel, Cassetten - alles<br />
da, wir können gehen. Nein: das Thema<br />
ist immer no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geklärt. Also keine<br />
Genitalien-Nomenklatur heute. Was<br />
sonst? Angélique hat au<strong>ch</strong> ihr Hünd<strong>ch</strong>en<br />
Cookie wieder gef<strong>und</strong>en, das kleine weisse<br />
Fellknäuel ist do<strong>ch</strong> glatt ins Büro<br />
nebenan geflü<strong>ch</strong>tet. Der Malteser ist<br />
stets mit von der Partie <strong>und</strong> wird von<br />
Frau<strong>ch</strong>en nonstop verhäts<strong>ch</strong>elt. "Klar,<br />
komm, wir fragen die Leute, ob sie zu<br />
dritt ins Bett würden. Da kann i<strong>ch</strong> spontan<br />
na<strong>ch</strong>fragen, es wäre do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ön, von<br />
zwei Frauen verwöhnt zu werden <strong>und</strong><br />
so. Gehen wir?"<br />
<br />
Im Team von "Lust <strong>und</strong> Laune" herrs<strong>ch</strong>t<br />
derzeit dicke Luft. Der einzige <strong>Prof</strong>i mit<br />
langjähriger Erfahrung, Hannes Stark,<br />
verlässt Telebärn in einem Monat <strong>und</strong><br />
ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> selbständig - ein herber<br />
Verlust, denn s<strong>ch</strong>einbar ist niemand da,<br />
der sofort in seine Fussstapfen treten<br />
könnte. Eine gewisse Petra s<strong>ch</strong>eint für<br />
Attila <strong>und</strong> Angélique eher ein Sandkorn<br />
im Lustgetriebe zu sein - die neue Verantwortli<strong>ch</strong>e<br />
ihrer Sendung muss offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
"immer ihre Grind dürestiere.<br />
Man kann ni<strong>ch</strong>t von jemandem verlangen,<br />
Fernsehen zu ma<strong>ch</strong>en, der es ni<strong>ch</strong>t<br />
kann."<br />
Die Kofferraumtür des weissen Telebärn-VW-Busses<br />
s<strong>ch</strong>nappt ein, <strong>und</strong> eine<br />
aufgestellte R<strong>und</strong>e setzt si<strong>ch</strong> Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Thun in Bewegung. Der Sex-Stosstrupp<br />
aus der Grossstadt setzt zum Angriff auf<br />
die verklemmte Provinz an: links Attila,<br />
der Kameramann mit dem subtilen<br />
Humor, am Steuer; Angélique, die Ulknudel<br />
vom Dienst, in der Mitte - samt<br />
"Coookiiiiliiiii, Du liebeliebeliebeh<strong>und</strong>,<br />
s<strong>ch</strong>üs<strong>ch</strong>üs<strong>ch</strong>ü" auf dem S<strong>ch</strong>oss - <strong>und</strong> am<br />
re<strong>ch</strong>ten Bildrand dieses s<strong>ch</strong>rägen Streifens<br />
ein lei<strong>ch</strong>t verstörter Reporter, der<br />
aber soglei<strong>ch</strong> in eine weitere Lästerr<strong>und</strong>e<br />
miteinbezogen wird. Das Übli<strong>ch</strong>e: zu<br />
wenig Geld, inkompetente Cheffen,<br />
mühsame Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen -<br />
ni<strong>ch</strong>ts Neues im Medienwesten. "Eine<br />
ri<strong>ch</strong>tige Hackordnungsbude, dieser Sender.<br />
Und diese Petra! Letzthin hat sie<br />
an einer internen Party unmögli<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>en<br />
von si<strong>ch</strong> gegeben - das fanden alle<br />
s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>", meint Angélique. Und vor<br />
einer längeren Verlegenheitspause: "I<strong>ch</strong><br />
bekomme wohl bald meine Tage, habe<br />
genau diese Stimmung momentan."
Landstrasse Wabern-Belp, ein milder<br />
Frühsommertag, mil<strong>ch</strong>iger Himmel, das<br />
Gras ist zum ersten Mal gemäht - <strong>und</strong><br />
inmitten dieser ländli<strong>ch</strong>en Idylle sollen<br />
si<strong>ch</strong> Leute finden, die eine Erotiksendung<br />
ans<strong>ch</strong>auen? Böse Bauernblicke auf<br />
den Telebärn-Bus als Symbol der lüsternen<br />
Moderne wären uns gewiss,<br />
wenn die zumeist älteren Leute am<br />
Strassenrand hören würden, was in diesem<br />
unmorals<strong>ch</strong>wangeren Gefährt gespro<strong>ch</strong>en<br />
wird: "I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te eigentli<strong>ch</strong><br />
gerne wieder ein paar härtere Sa<strong>ch</strong>en<br />
Fragen, aber Petra ist da etwas vorsi<strong>ch</strong>tig.<br />
Wirkli<strong>ch</strong>e Tabuthemen müsste man<br />
wieder einmal drannehmen. Lieblingsstellung<br />
oder so. Aber das wird von der<br />
Obrigkeit weniger goutiert." - Oder zum<br />
Beispiel Selbstbefriedigung? "Hey, na<br />
klaaar, das ist gut! Endli<strong>ch</strong> wieder einmal<br />
an die Grenze gehen. Tolle Idee. I<strong>ch</strong><br />
könnte ja so einen Vibrator mitbringen,<br />
super. Aber wohin sollen wir? Mal aufs<br />
Land, das ist lustig. Langenthal oder<br />
so." - Burgdorf zum Beispiel, das ist etwas<br />
näher <strong>bei</strong> Bern. "Jaaa, Burgdorf ist<br />
si<strong>ch</strong>er härzig. Also, Attila, am Samstag<br />
na<strong>ch</strong> Burgdorf, OK?" - Der neutrale Beri<strong>ch</strong>terstatter<br />
als Hilfsregisseur einer<br />
Erotikshow - ein ganz neues Gefühl im<br />
Bau<strong>ch</strong>.<br />
Vorerst aber liegt die Autobahnausfahrt<br />
Thun-Nord vor uns, <strong>und</strong> Angélique reibt<br />
si<strong>ch</strong> kurze Zeit später s<strong>ch</strong>on die Hände,<br />
als die mens<strong>ch</strong>engedrängte Altstadt<br />
vor<strong>bei</strong>hus<strong>ch</strong>t. Bremsenquiets<strong>ch</strong>en -<br />
Thun, wir kommen. Cookie bleibt im<br />
Auto - so gemein! "Nein, Coookiiliiii, wir<br />
sind bald wieder da... s<strong>ch</strong>ön brav si, gäll!<br />
- Kein Problem, das ist sie si<strong>ch</strong> gewohnt.<br />
Fenster offen lassen genügt."<br />
Und los geht's. Kamera <strong>und</strong> Mikrofon<br />
sind s<strong>ch</strong>nell verkabelt, Attila ist ein alter<br />
Fu<strong>ch</strong>s auf seinem Gebiet. Angélique<br />
bekommt das Mikrofon <strong>und</strong> zieht den<br />
armen Kameraträger wie eine zweite<br />
Cookie über die Aarebrücke. Die ersten<br />
neugierigen Blicke - Faszination Fernsehen<br />
oder Faszination Angélique? Ihre<br />
Lippen sind knallrot, die blonden Haare<br />
mit Blüm<strong>ch</strong>enplastik zu zwei Pippi-<br />
Langstrumpf-Zöpf<strong>ch</strong>en zusammengeb<strong>und</strong>en,<br />
hohe dicke Plasticabsätze wie<br />
zu Mamis Zeiten, te<strong>ch</strong>noides Outfit -<br />
Cornelia Grolim<strong>und</strong> wäre eine elegant<br />
gekleidete Dame daneben. Der freie<br />
Bau<strong>ch</strong>nabel darf ni<strong>ch</strong>t fehlen, samt Tattoo.<br />
"I<strong>ch</strong> bereite mi<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> nie vor -<br />
da liegt wohl meine Stärke. Diese Umfragen<br />
meistere i<strong>ch</strong> immer völlig spontan."<br />
Gesagt, getan: Kamera läuft, Anpirs<strong>ch</strong>en<br />
an das erste Opfer. Eine Fünfzigjährige,<br />
wohl eher konservativ.<br />
"Grüesse<strong>ch</strong>, Telebärn Lus<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> Luune.<br />
Darf i<strong>ch</strong> sie öppis Unaständigs frage?"<br />
- "Gruppensex? Gruusig. Da bin i<strong>ch</strong><br />
zu alt dafür." Au<strong>ch</strong> Nummer zwei, no<strong>ch</strong><br />
etwas älter, ist "ganz anders erzogen<br />
worden. Daran durften wir ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
denken."<br />
Erstaunli<strong>ch</strong>, wie es Angélique mit ihrer<br />
quirligen Art s<strong>ch</strong>afft, gerade ältere Mens<strong>ch</strong>en<br />
in ihren Bann zu ziehen <strong>und</strong> ihnen<br />
das eine oder andere amüsante<br />
Bonmot zu entlocken. Au<strong>ch</strong> auf den<br />
coolen Skater um die siebzehn wirkt sie<br />
unwiderstehli<strong>ch</strong>: "I<strong>ch</strong> hab's no<strong>ch</strong> nie<br />
probiert. Aber vorstellen kann i<strong>ch</strong> es mir<br />
s<strong>ch</strong>on. So im intimen Rahmen, mit gedämpften<br />
Li<strong>ch</strong>t. Aber es muss s<strong>ch</strong>on<br />
re<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wierig sein mit mehreren<br />
Frauen." - Wir nehmen's ihm gerne ab.<br />
Na<strong>ch</strong> einem Dutzend Befragten lässt<br />
si<strong>ch</strong> erstmals eine Art Trend ausma<strong>ch</strong>en:<br />
"Das ist eine Sa<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en zwei<br />
Mens<strong>ch</strong>en." Treue Thunerinnen <strong>und</strong><br />
Thuner. - Ein einziger Typ spri<strong>ch</strong>t offen<br />
aus, was wohl alle denken: "I<strong>ch</strong> wäre<br />
wohl überfordert mit zwei Frauen. Und<br />
ein anderer Mann dürfte s<strong>ch</strong>on gar ni<strong>ch</strong>t<br />
da<strong>bei</strong> sein."<br />
Kurzer Abste<strong>ch</strong>er in ein S<strong>ch</strong>uhges<strong>ch</strong>äft -<br />
die Hauptdarstellerin des heutigen<br />
Drehs hat ein neues Paar Sixties-Stiefel<br />
entdeckt. "Sind die geil!" - Attila wird<br />
soglei<strong>ch</strong> wieder ans Tagesli<strong>ch</strong>t gezerrt,<br />
den Reporter im S<strong>ch</strong>lepptau. Ein dur<strong>ch</strong>-
s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er Tag? - "Ja, s<strong>ch</strong>on. Die Leute<br />
ma<strong>ch</strong>en eigentli<strong>ch</strong> fast immer mit.<br />
Klar, man<strong>ch</strong>mal rennen sie einfa<strong>ch</strong> davon<br />
- <strong>und</strong> äusserst phantasievolle<br />
Statements bleiben meist leider au<strong>ch</strong><br />
aus. Aber es ma<strong>ch</strong>t Spass, vor allem mit<br />
älteren Leuten. Die haben mehr auf dem<br />
Kasten als man denkt."<br />
Alle S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten kommen dran - kein Entrinnen<br />
vor Angélique, wenn sie jemanden<br />
im Visier hat. Vom 15jährigen Pikkelgesi<strong>ch</strong>t<br />
über die dauergewellte<br />
Oberländer Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittshausfrau bis<br />
zum gutsituierten mittelalterli<strong>ch</strong>en Manager<br />
müssen alle ihre Meinung zum<br />
Thema Gruppensex bekanntgeben. Natürli<strong>ch</strong><br />
hat no<strong>ch</strong> niemand den Ritt zu<br />
dritt probiert - wie langweilig. Der krawattenbewehrte<br />
BWL-Student trifft den<br />
Nagel wohl auf den Kopf: "Hey, die<br />
Se<strong>ch</strong>ziger sind do<strong>ch</strong> vor<strong>bei</strong> - heute haben<br />
do<strong>ch</strong> alle Angst vor Aids." Einige flippige<br />
Mäd<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>auen kurz von ihrer "Bravo-Girl"-<br />
Lektüre auf <strong>und</strong> erkennen<br />
Angélique - Geki<strong>ch</strong>er ertönt. Kaum aber<br />
ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> Attilas Objektiv auf sie, pres<strong>ch</strong>en<br />
sie grinsend in alle Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
weg wie s<strong>ch</strong>eue Tauben. Die Jungs sind<br />
da s<strong>ch</strong>on neugieriger, tus<strong>ch</strong>eln über die<br />
ihnen bestens bekannte Fernsehkoryphäe<br />
<strong>und</strong> suhlen si<strong>ch</strong> geradezu vor dem<br />
Mikrofon - wie der smarte Mittfünfziger,<br />
dessen Natel s<strong>ch</strong>eu aus der Brusttas<strong>ch</strong>e<br />
lugt. "I<strong>ch</strong> hätte s<strong>ch</strong>on Lust, aber bringen<br />
Sie das ja ni<strong>ch</strong>t, i<strong>ch</strong> bin Ges<strong>ch</strong>äftsmann."<br />
- Angélique enttäus<strong>ch</strong>t: "Tja, das<br />
müssen wir leider respektieren. Wir<br />
wollen ja keine Klagen am Hals."<br />
Es ist Markttag. Der Käseverkäufer in<br />
der Ländlerkutte ist genau na<strong>ch</strong> Her<br />
Mistress' Taste - das muss eine besondere<br />
Einstellung werden. Attila postiert<br />
si<strong>ch</strong> im ri<strong>ch</strong>tigen Abstand <strong>und</strong> muss ungelenk<br />
in die Knie gehen, die s<strong>ch</strong>were<br />
Betamax-Kamera auf den S<strong>ch</strong>ultern.<br />
Angélique legt ihren Arm um den Älpler<br />
vom Meienberg ob Lenk - <strong>und</strong> der ma<strong>ch</strong>t<br />
gerne mit: "In meinem Alter ni<strong>ch</strong>t mehr.<br />
Und wir sind uns ja no<strong>ch</strong> treu da oben!"<br />
- Cool Man Steiner ist ein Dreck dagegen,<br />
zur Belohnung gibt's zweijährigen<br />
Alpkäse. "Und da heimer no äutere, Hobu<strong>ch</strong>äs!<br />
- Wenn <strong>ch</strong>unnt de das am Färnseh...?"<br />
Einige Rekruten der Thuner Kaserne<br />
geniessen ein Bier - bald sind die 15 Wo<strong>ch</strong>en<br />
überstanden. Gesprä<strong>ch</strong>iger sind sie<br />
deswegen ni<strong>ch</strong>t, Militär stumpft ab. Der<br />
Korporal darf die Kastanien aus dem<br />
Feuer holen - do<strong>ch</strong> wen w<strong>und</strong>ert's, au<strong>ch</strong><br />
der Gruppenführer hat keinen Gruppensex.<br />
Ein anderer im Tenue Blau<br />
grölt: "Na<strong>ch</strong> dem Militärdienst auf jeden<br />
Fall, potzheimatdonner!" S<strong>ch</strong>allendes<br />
Gelä<strong>ch</strong>ter.<br />
Eine St<strong>und</strong>e später. Das Band ist gefüllt,<br />
Nummer 47 passt gerade no<strong>ch</strong><br />
drauf, ein Walliser Exote: "Grupposegs?<br />
Nää, i han Angs<strong>ch</strong>t vor Äds, wenns<strong>ch</strong>o<br />
nur mitumu Preserwotiiw." - Attila bekommt<br />
vom Blickfang der Thuner Gassen<br />
eine innige Umarmung verpasst -<br />
"wir haben's wieder mal ges<strong>ch</strong>afft, Du<br />
bist der grösste!" Kaffeepause.<br />
Angélique geniesst es, ständig erkannt<br />
zu werden - ein besonders aufdringli<strong>ch</strong>er<br />
Fan setzt si<strong>ch</strong> sogar zu uns an den<br />
Tis<strong>ch</strong>. Und erweist si<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>lapps<strong>ch</strong>wanz:<br />
"I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t, dass meine<br />
Aussage von vorhin gesendet wird, i<strong>ch</strong><br />
bin halt ni<strong>ch</strong>t so spontan, <strong>und</strong> wenn das<br />
meine Fre<strong>und</strong>in sieht..." - Die Krux aller<br />
Lokalfernsehma<strong>ch</strong>er.<br />
<br />
Während Attila von der Qualität des<br />
Mikrofons s<strong>ch</strong>wärmt, erzählt Angélique<br />
von ihrem Privatleben. Die 28jährige<br />
"Lindenstrasse"-Liebhaberin ist von<br />
Hannes, dem Produzenten, in einer Bar<br />
entdeckt worden - do<strong>ch</strong> heute ist alles<br />
anders: "Ein Promi bin i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on ni<strong>ch</strong>t.<br />
I<strong>ch</strong> würde sagen, i<strong>ch</strong> bin einfa<strong>ch</strong> bekannt.<br />
I<strong>ch</strong> merke gar ni<strong>ch</strong>t, wenn si<strong>ch</strong><br />
die Leute na<strong>ch</strong> mir umdrehen." Nebst<br />
ihrem Moderatorinnenjob ar<strong>bei</strong>tet sie
drei Nä<strong>ch</strong>te pro Wo<strong>ch</strong>e <strong>bei</strong> ihrem Fre<strong>und</strong><br />
in der Backstube - verträgt aber die<br />
Na<strong>ch</strong>tar<strong>bei</strong>t s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> mö<strong>ch</strong>te eigentli<strong>ch</strong><br />
lieber aufhören. Aha, ein fester<br />
Fre<strong>und</strong>. "Ja... wir sind s<strong>ch</strong>on no<strong>ch</strong> zusammen.<br />
I<strong>ch</strong> bin zwar kürzli<strong>ch</strong> ausgezogen,<br />
die Decke fiel mir auf den Kopf.<br />
Das tut wohl au<strong>ch</strong> unserer Beziehung<br />
gut. Aber so eine typis<strong>ch</strong>e Hausmutter<br />
könnte i<strong>ch</strong> nie sein - <strong>und</strong> glaub ja ni<strong>ch</strong>t,<br />
dass i<strong>ch</strong> mit jedem ins Bett gehe, nur<br />
weil i<strong>ch</strong> so eine Sendung ma<strong>ch</strong>e." - Keine<br />
Skrupel, wenn einige Perverse Zus<strong>ch</strong>auer<br />
genau das von ihr mö<strong>ch</strong>ten? "Nein,<br />
daran denke i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> nie, umshimmelsgottswillen.<br />
Wenn i<strong>ch</strong> mir vorstellen<br />
würde, wie si<strong>ch</strong> andere an mir<br />
aufgeilen, wäre i<strong>ch</strong> wohl längst ni<strong>ch</strong>t so<br />
spontan - <strong>und</strong> das ist ja mein Plus. I<strong>ch</strong><br />
bin ganz normal erzogen <strong>und</strong> aufgeklärt<br />
worden, wir haben immer offen über alles<br />
geredet. Zudem bin i<strong>ch</strong> mitem Füdle<br />
uf d'Wäut <strong>ch</strong>o, <strong>und</strong> ein Dutzend Medizinstudis<br />
hat die Geburt verfolgt. Wenn<br />
dir so viele Männer auf den Ars<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>auen, wenn du auf die Welt kommst,<br />
bist du si<strong>ch</strong>er offener!"<br />
Das ältere Pär<strong>ch</strong>en vom Tis<strong>ch</strong> nebenan<br />
ruft Angélique zu si<strong>ch</strong>. "Dä is<strong>ch</strong> super,<br />
komm no<strong>ch</strong>mals aufnehmen!" Attila darf<br />
seine sorgfältig verpacke Ausrüstung<br />
no<strong>ch</strong>mals aufbauen - aber o W<strong>und</strong>er, vor<br />
laufender Kamera zeigt si<strong>ch</strong> der<br />
88jährige weniger spontan. Dafür bekommen<br />
wir ein halbstündiges Referat<br />
von der veränderten Sexualmoral bis<br />
zum neuen Anspru<strong>ch</strong> an die Sozialdemokratie<br />
geliefert. Ni<strong>ch</strong>t ganz passend,<br />
Angélique resigniert. "Merci viumau."<br />
Der Büezer von Tis<strong>ch</strong> 27 s<strong>ch</strong>altet si<strong>ch</strong> in<br />
die Diskussion ein, als si<strong>ch</strong> Angélique<br />
kurz abs<strong>ch</strong>ätzig über die prüde Thuner<br />
Bevölkerung äussert: "Du S<strong>ch</strong>lampe<br />
mues<strong>ch</strong> gar nid meine!" - Angélique lässt<br />
si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beeindrucken <strong>und</strong> trägt fris<strong>ch</strong>en<br />
Lippenstift <strong>und</strong> Puder auf. "So ein<br />
Ars<strong>ch</strong>lo<strong>ch</strong>! I<strong>ch</strong> meinte es do<strong>ch</strong> nur ironis<strong>ch</strong>."<br />
Angélique unterhält tout Thun.<br />
Zurück <strong>bei</strong>m Auto: Frau<strong>ch</strong>en ist wieder<br />
da - Cookie aber freut si<strong>ch</strong> dermassen<br />
über ihre Rückkehr, dass sie den Fahrersitz<br />
kurzerhand als Toilette missbrau<strong>ch</strong>t.<br />
Attila ist begeistert. Auf einem<br />
urindur<strong>ch</strong>tränkten Polster mag er ni<strong>ch</strong>t<br />
fahren - <strong>und</strong> während sie Autogramme<br />
an eine Gruppe halbstarker, breit<strong>bei</strong>nig<br />
im Halbkreis vor ihr stehender Töfflibuebe<br />
verteilt ("Ha, gerade letztes Wo<strong>ch</strong>enende<br />
hatte i<strong>ch</strong> drei Frauen im Bett,<br />
hättest mi<strong>ch</strong> fragen sollen vorhin -<br />
wots<strong>ch</strong> ou e Zigi?"), s<strong>ch</strong>rubbt er mit<br />
Aarewasser seinen Sitz sauber. Cookie<br />
sitzt uns<strong>ch</strong>uldig auf dem Bremspedal<br />
<strong>und</strong> beoba<strong>ch</strong>tet das seltsame Treiben.<br />
Die Aare pläts<strong>ch</strong>ert gemütli<strong>ch</strong>, soeben<br />
ist au<strong>ch</strong> die Sonne zum Vors<strong>ch</strong>ein gekommen.<br />
<br />
Szenenwe<strong>ch</strong>sel, zurück in Wabern.<br />
Draussen dämmert es no<strong>ch</strong>, während im<br />
Regieraum die Vorbereitungen zur Aufnahme<br />
der nä<strong>ch</strong>sten Sendung laufen.<br />
Cookie sitzt brav in einer Ecke. Hannes<br />
Stark <strong>und</strong> Petra Gugler treten auf den<br />
Plan - S<strong>ch</strong>abernack wie am Na<strong>ch</strong>mittag<br />
ist ni<strong>ch</strong>t mehr angesagt, Hannes ma<strong>ch</strong>t<br />
dur<strong>ch</strong> sein Auftreten klar, wer hier der<br />
Boss ist. Petra hingegen muss ihr no<strong>ch</strong><br />
mangelndes Fa<strong>ch</strong>wissen dur<strong>ch</strong> intelligente<br />
Kommentare wettma<strong>ch</strong>en: "Studenten<br />
sind ganz miese Journis. Die<br />
kommen auf die Redaktion <strong>und</strong> meinen,<br />
sie könnten da herumpennen. Das<br />
nervt. Da kannst Du Platz nehmen, aber<br />
bitte ni<strong>ch</strong>ts anfassen!" Petra ar<strong>bei</strong>tete<br />
die letzten paar Jahre <strong>bei</strong>m "Blick" <strong>und</strong><br />
war allem, was na<strong>ch</strong> Sex <strong>und</strong> Promis<br />
ro<strong>ch</strong>, auf den Fersen. Nun soll sie Hannes'<br />
Na<strong>ch</strong>folge übernehmen - unfähig,<br />
einen Text korrekt auf den Teleprompter<br />
zu übertragen, ges<strong>ch</strong>weige denn, ihn<br />
in der ri<strong>ch</strong>tigen Ges<strong>ch</strong>windigkeit laufen<br />
zu lassen. Petra s<strong>ch</strong>reibt Angéliques<br />
Texte kurz vor der Aufnahme; der Ausdruck<br />
"das s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t" gibt zu<br />
Diskussionen Anlass. Niemand mag<br />
dem Einwand des anwesenden Journali-
sten folgen. "Die Leute wollen ni<strong>ch</strong>t belehrt<br />
werden. Unsere Sendung ist politis<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t korrekt - wie alles, was no<strong>ch</strong><br />
gut <strong>und</strong> interessant ist. Politis<strong>ch</strong>e Korrektheit<br />
turnt do<strong>ch</strong> total ab." Hannes<br />
hat gespro<strong>ch</strong>en. "A<strong>ch</strong>tung, Aufnahme!<br />
Luts<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Laune, die Erste!"<br />
Angélique rückt im Studioraum nebenan<br />
ihre Brüste brüsk zure<strong>ch</strong>t. "He, s<strong>ch</strong>aut<br />
ni<strong>ch</strong>t so!" Petra kann zwar (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>ts<br />
für die Sendung, bemerkt aber s<strong>ch</strong>on<br />
fes<strong>ch</strong>: "Wir ma<strong>ch</strong>en für das minimale<br />
Budget eine tolle Sa<strong>ch</strong>e. Zehn St<strong>und</strong>en<br />
Dreh, zehn St<strong>und</strong>en Na<strong>ch</strong>bear<strong>bei</strong>tung<br />
<strong>und</strong> no<strong>ch</strong> zwei St<strong>und</strong>en Aufzei<strong>ch</strong>nungen<br />
der Moderation - <strong>und</strong> das alles mit 7500<br />
Franken pro Ausgabe." Viel mehr kann<br />
sie ni<strong>ch</strong>t sagen, denn bereits in der Ansage<br />
hat sie ein Wort vergessen. S<strong>ch</strong>nell<br />
vom S<strong>ch</strong>nittpult zur Tastatur des Teleprompters<br />
- Hannes ärgert si<strong>ch</strong>. Seine<br />
Augen verraten: am liebsten würde er<br />
alles selber ma<strong>ch</strong>en, in der Hälfte der<br />
Zeit. Aber ihn kümmert das ni<strong>ch</strong>t mehr,<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> übernimmt Petra in wenigen<br />
Wo<strong>ch</strong>en das Zepter...<br />
Na<strong>ch</strong> anderthalb St<strong>und</strong>en sind alle Takes<br />
im Kasten - dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> fünf<br />
Versu<strong>ch</strong>e pro Einstellung. An der Menge<br />
der Regieanweisungen, Ausspra<strong>ch</strong>ekorrekturen,<br />
Angéliques Verspre<strong>ch</strong>ern oder<br />
allzu zappeligen Bewegungen gemessen<br />
eine reife Leistung.<br />
<br />
Kameraleute sind ein sympathis<strong>ch</strong>es<br />
Volk. Eligio ärgert si<strong>ch</strong> im Studio nebenan,<br />
dass er ni<strong>ch</strong>t pünktli<strong>ch</strong> um 21<br />
Uhr na<strong>ch</strong> Hause kann - Petra hat einen<br />
Termin fals<strong>ch</strong> eingeplant, <strong>und</strong> so hat er<br />
mehr Zeit als sonst, die Szenerie neu<br />
auszuleu<strong>ch</strong>ten. Einige Handgriffe an<br />
seinem S<strong>ch</strong>einwerferhimmel - <strong>und</strong> das<br />
Li<strong>ch</strong>t sitzt. "Meine Frau ist s<strong>ch</strong>on etwas<br />
eifersü<strong>ch</strong>tig, dass i<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> dieser Sendung<br />
mitma<strong>ch</strong>e - aber das ist eben mein Job.<br />
I<strong>ch</strong> habe eine halbjährige To<strong>ch</strong>ter, auf<br />
die i<strong>ch</strong> mä<strong>ch</strong>tig stolz bin, momentan<br />
dreht si<strong>ch</strong> alles um sie daheim. Deshalb<br />
bleibe i<strong>ch</strong> nur ungern länger hier. Trotzdem:<br />
tolle Ar<strong>bei</strong>t, Hannes ist ein <strong>Prof</strong>i!"<br />
Und nun sollte der treue italienis<strong>ch</strong>e<br />
Ehemann Reizwäs<strong>ch</strong>e an eine Leiter<br />
hängen - das Dekor für die nä<strong>ch</strong>ste Aufnahme.<br />
Studiogast ist Stefan, ein Part<br />
des ersten s<strong>ch</strong>wulen Paares, das im letzten<br />
Jahr kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> getraut wurde. Er<br />
darf heute von seiner erotis<strong>ch</strong>en Phantasie<br />
für die Rubrik "Lusts<strong>ch</strong>loss" erzählen.<br />
Stolz zeigt er Bilder von seiner<br />
Travestieshow, bevor Eligio, dem das<br />
ganze si<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unheimli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>eint,<br />
bereit für die Aufnahme ist.<br />
S<strong>ch</strong>ummriges Rotli<strong>ch</strong>t, Stefan sitzt etwas<br />
verlegen auf einer Parkbank mitten<br />
im Studio. Hannes gibt per Lautspre<strong>ch</strong>er<br />
das Zei<strong>ch</strong>en zum Start. Aber er ist<br />
ja no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t gepudert... Angélique<br />
darf no<strong>ch</strong>mals auf den Plan treten. Stefans<br />
verlegene Zwis<strong>ch</strong>enfrage: "Darf i<strong>ch</strong><br />
denn sol<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>en wie 'Sex ma<strong>ch</strong>en'<br />
sagen oder ni<strong>ch</strong>t?" - Hannes: "Je mehr,<br />
desto besser."<br />
Zweiter Versu<strong>ch</strong>: der arme Stefan stolpert<br />
s<strong>ch</strong>on über den ersten Satz: "Mini<br />
erotis<strong>ch</strong>... erotis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ti Phantasie is<strong>ch</strong>...<br />
ähm, kann i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals beginnen?"<br />
Kein Problem. Stefan belässt zwar den<br />
unmögli<strong>ch</strong>en Superlativ in seiner genüssli<strong>ch</strong><br />
dargebotenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, kann<br />
ihn diesmal aber ohne Stottern ausspre<strong>ch</strong>en.<br />
"I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te einmal na<strong>ch</strong> Hause<br />
kommen, mi<strong>ch</strong> für meinen Fre<strong>und</strong> s<strong>ch</strong>ön<br />
zure<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en, mir einen Busen ausstopfen,<br />
mit Socken oder so, <strong>und</strong> Pumps<br />
anziehen, mi<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig in eine Frau verwandeln<br />
- <strong>und</strong> dann soll er mir die Kleider<br />
vom Leib reissen <strong>und</strong> mi<strong>ch</strong> so ri<strong>ch</strong>tig<br />
drannehmen. Wenn är mi würd totau<br />
vergwautige, das is<strong>ch</strong> mini erotis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ti<br />
Phantasie." - Ein W<strong>und</strong>er, dass der<br />
fris<strong>ch</strong>gebackene Familienvater Eligio<br />
seine Kamera ruhig halten konnte.<br />
Wenn das seine Frau wüsste! - Produzent<br />
Hannes hingegen frohlockt: "Toll!<br />
Super! S<strong>ch</strong>ön!"
Trotzdem: als seine Frau wieder einmal<br />
weg war, zappte si<strong>ch</strong> Kari ein weiteres<br />
Mal zur ri<strong>ch</strong>tigen Zeit auf Telebärn.<br />
Zehn Minuten lang verlief alles na<strong>ch</strong><br />
Programm, do<strong>ch</strong> dann stand das Bild<br />
plötzli<strong>ch</strong> still - <strong>und</strong> die ganze Na<strong>ch</strong>t hindur<strong>ch</strong>,<br />
bis am Morgen ein Te<strong>ch</strong>niker das<br />
Malheur beheben konnte, war im Bild<br />
die Tänzerin Tanja (23) zu sehen, samt<br />
einem monoton hämmernden Geräus<strong>ch</strong><br />
im Hintergr<strong>und</strong>. Karis Laune war verdorben.<br />
Und Lust auf diese Sendung<br />
hatte er fortan nie mehr. Na<strong>ch</strong>dem er<br />
vor dem Standbild einges<strong>ch</strong>lafen war,<br />
entdeckte seine do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Hause<br />
gekommene Frau die Fernsehvorlieben<br />
ihres Ehemannes <strong>und</strong> verbot ihm diese<br />
S<strong>ch</strong>weinereien ein für allemal. Die Erotiksendung<br />
als vorzügli<strong>ch</strong>er Lustkiller.