"Die Maya. Schrift und Kunst" de Nikolai Grube/Maria Gaida - Redalyc
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Rezensionen / Reseñas / Reviews<br />
nau dokumentiert. Sein bildlicher o<strong>de</strong>r abstrakter Dekor wird beschrieben <strong>und</strong> interpretiert,<br />
<strong>und</strong> dazu wer<strong>de</strong>n Paralleldarstellungen auf an<strong>de</strong>ren Keramiken erwähnt <strong>und</strong><br />
oft auch abgebil<strong>de</strong>t, so dass im Ansatz, trotz fehlen<strong>de</strong>r Herkunftsangabe, die Provenienz<br />
aus <strong>de</strong>m großen <strong>und</strong> künstlerisch vielgestaltigen <strong>Maya</strong>-Gebiet erschlossen wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Schließlich wer<strong>de</strong>n, soweit vorhan<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> das betrifft die meisten Stücke<br />
dieses Kataloges, die Inschriften entziffert. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich meist um eine umfangreiche<br />
“Weiheformel” (früher “Primäre Standardsequenz” genannt), die in etwa<br />
besagt ‘<strong>Die</strong>ser Becher/Teller enthält Kakao/Maisspeise für <strong>de</strong>n Herrn NN aus <strong>de</strong>m Ort<br />
MM’. <strong>Die</strong>se Weiheformel, die heute fast in allen Nuancen entziffert ist, wird gelegentlich<br />
um an<strong>de</strong>re hieroglyphische Informationen ergänzt.<br />
Weniger befriedigend als die inhaltlichen <strong>und</strong> vergleichen<strong>de</strong>n Erläuterungen ist die<br />
klassifizieren<strong>de</strong> <strong>und</strong> Provenienz-Information zu <strong>de</strong>n präsentierten Stücken. <strong>Die</strong> Spitzenstücke<br />
erhalten ‘Namen’, die nicht, wie man es nach <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>r Klassischen<br />
Griechischen Vasenkunst sinnvollerweise hätte machen können, streng nach kulturimmanenten<br />
Formkategorien (Teller, Becher, Schüssel, etc.) als <strong>de</strong>n unmittelbar erkennbaren<br />
Aspekten <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Hieroglyphentexten angesprochenen Kategorien <strong>und</strong> dann<br />
auch nach <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>s Dekors sowie, falls bekannt, nach <strong>de</strong>m Künstler o<strong>de</strong>r (antiken)<br />
Besitzer vornimmt. Eine solche stringente Systematik fehlt im vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Katalog. So wird Objekt 17 (S. 146-153) als “Kleine Kormoran-Vase” bezeichnet,<br />
Angemessener wäre es, die Keramik “Löffelreiher-Becher <strong>de</strong>s Muyal” zu nennen,<br />
<strong>de</strong>nn es han<strong>de</strong>lt sich nicht um eine Vase – solche Geräte kannten die <strong>Maya</strong> überhaupt<br />
nicht – noch ist <strong>de</strong>r dreimal auf <strong>de</strong>m Becher abgebil<strong>de</strong>te Vogel ein Kormoran, son<strong>de</strong>rn<br />
höchstwahrscheinlich ein Löffelreiher. Und schließlich sollte die wichtige<br />
Information, wem <strong>de</strong>r Becher ins Grab gelegt wur<strong>de</strong>, über die die Inschrift Auskunft<br />
gibt, mit erwähnt wer<strong>de</strong>n, das ist in diesem Fall die Person “Muyal”.<br />
Bei <strong>de</strong>n Provenienzangaben wünscht sich <strong>de</strong>r Fachbenutzer <strong>de</strong>s Kataloges, dass<br />
man die Herkunft, soweit sie auf <strong>de</strong>m Kunstmarkt zurückverfolgt wer<strong>de</strong>n kann, offengelegt<br />
hätte. Um beim selben Beispiel zu bleiben, hätte hier nicht nur die Inventar-<br />
Nummer <strong>de</strong>s Berliner Museums “IV Ca 49843” <strong>und</strong> die Herkunft “Schenkung Pelling/<br />
Zarnitz” genannt wer<strong>de</strong>n sollen, son<strong>de</strong>rn auch, wann das Stück ins Museum Eingang<br />
gef<strong>und</strong>en hat (nach meiner Information war das 1994) <strong>und</strong> von wem <strong>und</strong> wann die<br />
Vorbesitzer das Stück erworben haben. Außer<strong>de</strong>m wäre zu ergänzen, wann <strong>und</strong> wo es<br />
zum erstenmal bekannt gewor<strong>de</strong>n bzw. veröffentlicht wor<strong>de</strong>n ist. Aus <strong>de</strong>r Fachliteratur<br />
weiß ich, dass <strong>de</strong>r “Löffelreiher-Becher” seit min<strong>de</strong>stens 1985 in Fachkreisen bekannt<br />
ist <strong>und</strong> es durchaus noch leben<strong>de</strong> Personen gibt, die genauere Auskunft hätten geben<br />
können.<br />
Auch wären bei solchen Spitzenstücken systematische Hinweise auf frühere Publikationen<br />
nützlich, wie sie vorbildlich in <strong>de</strong>m Katalog <strong>de</strong>r aztekischen Steinskulpturen<br />
von Henry B. Nicholson <strong>und</strong> Eloise Quinones Keber von 1983 durchgeführt wor<strong>de</strong>n<br />
INDIANA 23 (2006)