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Rudolf Hickel Kommunen in der Finanzkrise - Arbeitsgruppe ...

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nanzkraft <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den stärken und das Geme<strong>in</strong>desystem e<strong>in</strong>er umfassenden Überprüfung<br />

unterziehen“. Seit 1998 ist nichts geschehen. Wohl erst unter <strong>der</strong> aktuellen Wucht<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anznot <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den hat das Bundeskab<strong>in</strong>ett vor Ostern endlich die im Koalitionsvertrag<br />

angekündigte „Kommission zur Reform <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>def<strong>in</strong>anzen“ e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

E<strong>in</strong>e gesamte Legislaturperiode ist zur Rettung <strong>der</strong> <strong>Kommunen</strong> verschenkt worden.<br />

Nicht nur dies: Durch neue Bundesgesetze s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Phase die <strong>Kommunen</strong> zusätzlich<br />

belastet worden. Lei<strong>der</strong> wird die endlich e<strong>in</strong>gerichtete Kommission durch den Zusatzauftrag<br />

überfrachtet, die „effizientere Gestaltung <strong>der</strong> unterschiedlichen sozialen Transfersysteme<br />

für die Gebietskörperschaften“ zu überprüfen. Die Gefahr ist groß, dass mit <strong>der</strong> zu<br />

überprüfenden Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe bei den <strong>Kommunen</strong><br />

die Arbeitslosenhilfe abgeschafft wird und die Geme<strong>in</strong>den am Ende mehr belastet werden.<br />

Vorrang muss jetzt die Geme<strong>in</strong>def<strong>in</strong>anzreform haben. Denn die aktuelle F<strong>in</strong>anzlage<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den steht im Wi<strong>der</strong>spruch zur klugen Festlegung <strong>der</strong> Verfassung im Art. 28<br />

Absatz 2: „Den Geme<strong>in</strong>den muss das Recht gewährleistet se<strong>in</strong>, alle Angelegenheiten <strong>der</strong><br />

örtlichen Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> eigener Verantwortung zu regeln“. Wann gehen endlich die<br />

betroffenen Geme<strong>in</strong>devertreter zum Bundesverfassungsgericht, um die durch den Bund<br />

an die <strong>Kommunen</strong> weitergegebene Belastungen auf ihre Verfassungskonformität überprüfen<br />

zu lassen?<br />

Ursachen <strong>der</strong> kommunalen F<strong>in</strong>anzkrise: Folgen <strong>der</strong> Steuersenkungen und Verschiebung<br />

sozialer Krisenkosten<br />

Die Suche nach den Ursachen för<strong>der</strong>t <strong>in</strong>teressante Zusammenhänge zu Tage. Sicherlich<br />

ist e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahmenausfälle durch die rückläufige Konjunktur verursacht. Dies gilt<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die E<strong>in</strong>kommensteuer. Aber auch dramatischen Verluste bei <strong>der</strong> bisherigen<br />

„Geldmasch<strong>in</strong>e“ Umsatzsteuer, an <strong>der</strong> die <strong>Kommunen</strong> mit ca. 2,2% beteiligt s<strong>in</strong>d,<br />

durch krim<strong>in</strong>elle Praktiken („Karussell-Geschäfte“) führen zu Belastungen. Jedoch, die<br />

Verluste an fiskalischem Spielraum s<strong>in</strong>d bei den <strong>Kommunen</strong> deutlich höher als beim<br />

Bund und den Bundeslän<strong>der</strong>n. Das lässt nur e<strong>in</strong>en Schluss zu: Maßnahmen zur Sanierung<br />

des Bundes sowie die vielen, kaum noch überschaubaren Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Steuergesetze<br />

s<strong>in</strong>d überproportional zu Lasten <strong>der</strong> <strong>Kommunen</strong> gegangen. In <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzpolitik verfügen<br />

die Geme<strong>in</strong>den über ke<strong>in</strong>e ausreichende Lobby. So hat <strong>der</strong> Bundesf<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister mit se<strong>in</strong>em<br />

30 Mrd. DM-E<strong>in</strong>sparprogramm soziale Kosten weiter kommunalisiert (etwa durch<br />

die Abschaffung <strong>der</strong> orig<strong>in</strong>ären Arbeitslosenhilfe, die die Ausgaben für Sozialhilfe steigen<br />

ließ). Darüber h<strong>in</strong>aus wurde die an den Bund- und die Län<strong>der</strong> abzuführende Gewerbesteuerumlage<br />

von 20% auf 30% erhöht. Neben e<strong>in</strong>igen Son<strong>der</strong>e<strong>in</strong>flüssen s<strong>in</strong>d die<br />

<strong>Kommunen</strong> die großen Verlierer durch die Steuergeschenke an die Wirtschaft. Die Unternehmen<br />

können durch e<strong>in</strong>e Neuordnung <strong>der</strong> Organschaften Gew<strong>in</strong>ne mit Verlusten ihrer<br />

(zum Teil auch peripheren) Töchter verrechnen. Dies hat dazu geführt, dass etwa <strong>in</strong><br />

Schwäbisch Hall <strong>der</strong> namensidentischen Bausparkasse Steuern zurückerstattet werden<br />

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