Lehrerhandreichung (pdf) - Benedikt
Lehrerhandreichung (pdf) - Benedikt
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Museum im<br />
Stift St. Paul
Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung<br />
Fachbereich Geschichte<br />
Fachbereich Katholische Religion<br />
Fachbereich Biologie<br />
Fachbereich Deutsch<br />
Literatur- und Abbildungsverzeichnis<br />
Lexikon<br />
Empfehlungen der Stadtbücherei Mannheim<br />
Serviceinformationen<br />
Seite 02<br />
Seite 04<br />
Seite 22<br />
Seite 34<br />
Seite 51<br />
Seite 75<br />
Seite 79<br />
Seite 84<br />
Seite 86
Einführung<br />
Die Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die Welt der<br />
frühen Klöster“, die vom 13. Mai 2012 bis zum<br />
13. Januar 2013 in den Reiss-Engelhorn-Museen<br />
zu sehen ist, widmet sich der Entstehung<br />
der Klöster vom Mittelalter bis in die frühe<br />
Neuzeit. Mit zahlreichen kostbaren Exponaten<br />
illustriert sie die Klosterkultur und zeigt die<br />
hohe Bedeutung der Klöster für Bildung, Wirtschaft<br />
und Herrschaft. Sie greift Aspekte des<br />
Klosterlebens, wie Gründung, Liturgie, Gottesdienst,<br />
Kirchenmusik und Wissenschaft auf.<br />
Die Präsentation macht anschaulich, wie die<br />
Idee Europas ausgehend von seinen Klöstern<br />
Gestalt annahm.<br />
Die Ausstellung präsentiert außergewöhnliche<br />
Exponate früher Klosterkultur, die unter anderem<br />
aus dem baden-württembergischen Kloster<br />
St. Blasien stammen. Aber auch Objekte aus<br />
dem Kloster in Montecassino, das von <strong>Benedikt</strong><br />
geründet worden sein soll, ergänzt die Präsentation.<br />
Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt die<br />
einzigartige Bedeutung des benediktinischen<br />
Erbes für die abendländische Kultur. Verschiedene<br />
Themen werden in Einzelbereichen näher<br />
erläutert. Zunächst wird der Heilige <strong>Benedikt</strong><br />
als Patron Europas und Gründer eines für die<br />
Zukunft einflussreichen Ordens thematisiert.<br />
An das Wissen um die Bedeutung des Heiligen<br />
<strong>Benedikt</strong>s schließt sich im nächsten Teilbereich<br />
der Ausstellung die Verbreitung des <strong>Benedikt</strong>inerordens<br />
von Montecassino nach Europa<br />
an. Noch bis heute leben zahlreiche Mönche<br />
und Nonnen nach den damals aufgeschrieben<br />
Grundregeln. Selbstverständlich wurden die<br />
Bestimmungen teilweise auf die heutige Zeit<br />
angepasst. Um welche Regeln es sich genau<br />
handelt und welche Lebensbereiche von <strong>Benedikt</strong><br />
berücksichtigt wurden, erfährt man im<br />
Ausstellungsbereich „Ordnung muss sein! Die<br />
Regula Benedicti“.<br />
Damalige Klöster lassen sich mit unseren heutigen<br />
großen Wirtschaftsunternehmen vergleichen.<br />
Sie konnten sich in ihren Mauern vollkommen<br />
autark versorgen und waren auf keine<br />
Hilfe von außen angewiesen. Klöster bildeten<br />
auch den Querschnitt der Bevölkerung ab, denn<br />
es lebten dort nicht nur Gelehrte, sondern ebenso<br />
Handwerker wie Schmiede, Metzger, Bäcker<br />
oder einfache Bauern für die Bewirtschaftung<br />
der Felder. Wie diese klösterliche Kleinstadt<br />
im Idealfall auszusehen hatte, verdeutlicht der<br />
noch erhaltene St. Galler Klosterplan. Daneben<br />
wird in der Ausstellung auch die Gründung<br />
eines Klosters näher betrachtet und<br />
wie der Idealplan aus St. Gallen in der Realität<br />
umgesetzt wurde. Selbstverständlich soll in der<br />
Ausstellung auch die Liturgie im Mittelalter<br />
seinen Platz erhalten. Damit eng verbunden ist<br />
der Themenbereich des Goldenen Handwerks.<br />
Als besonderen Höhepunkt der Ausstellung ist<br />
das mit Gemmen, Edelsteinen und Perlen kostbar<br />
verzierte Adelheid-Kreuz anzusehen. Der<br />
Besucher erhält zudem einen Einblick in einen<br />
Bereich des Scriptoriums, in welchem zur damaligen<br />
Zeit die heute noch teilweise erhaltenen<br />
Urkunden und Codices abgeschrieben und<br />
aufwendig illustriert wurden. Klöster waren<br />
also nicht nur Orte des Gebets, sondern ebenso<br />
Ort der Bildung, des Wissens und der Musik.<br />
Mönche kannten beispielsweise zahlreiche<br />
Heilkräuter und wussten diese bei Krankheiten<br />
gezielt einzusetzen. Am Ende der Ausstellung<br />
wird noch einmal auf die lange Tradition der<br />
<strong>Benedikt</strong>inerorden verwiesen und der Orden in<br />
seiner heutigen Form näher beleuchtet.<br />
Das Ausstellungsthema „<strong>Benedikt</strong> und die<br />
Welt der frühen Klöster“ knüpft an Lehrpläne<br />
und Bildungsstandards der unterschiedlichen<br />
Bundeländer an, so dass ein Museumsbesuch<br />
das in der Schule erarbeitete<br />
Wissen mit Originalexponaten ergänzen kann.<br />
Die Reiss-Engelhorn-Museen verstehen sich<br />
Seite 2
als Ort der Kommunikation und bieten Schulen<br />
die Möglichkeit, über das Schulbuch hinaus,<br />
die Vergangenheit am Original näher zu<br />
betrachten. An ausgewählten Stellen können<br />
Schülerinnen und Schüler anhand von Repliken<br />
Geschichte selbst in die Hand nehmen, so dass<br />
ein Lernen mit allen Sinnen ermöglicht wird.<br />
Ergänzend zu dieser Handreichung für Lehrkräfte<br />
wird das museumspädagogische Konzept<br />
durch altersgerechte Begleitprogramme in<br />
Form von Führungen und handlungsorientierten<br />
Workshops ergänzt. Nähere Informationen<br />
hierzu erhalten sie am Ende der Handreichung.<br />
Zu Beginn der Laufzeit jeder Ausstellung findet<br />
eine spezielle Informationsveranstaltung für<br />
Pädagogen statt, in der im Besonderen auf die<br />
Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern und<br />
Lehrern eingegangen wird. Durch unseren monatlichen<br />
Newsletter erhalten Lehrkräfte aktuelle<br />
Informationen direkt nach Hause. Für diesen<br />
Newsletter können sie sich unter www.rem-mannheim.de/newsletter<br />
anmelden.<br />
Die vorliegende Handreichung beinhaltet Informationsmaterial<br />
zur Vor- und Nachbereitung<br />
eines Ausstellungsbesuches. Diese sind<br />
nach unterschiedlichen Fachbereichen geordnet<br />
und beinhalten sowohl Arbeitsmaterialien,<br />
Literatur- und Abbildungsnachweise als auch<br />
konkrete Arbeitsaufträge und einen Erwartungshorizont<br />
für Lehrkräfte. Die Materialien<br />
wurden so angelegt, dass sie problemlos und<br />
ohne größeren zeitlichen Aufwand an verschiedene<br />
Klassenstufen angepasst werden können.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Seite 3
Fachbereich<br />
Geschichte<br />
<strong>Benedikt</strong> von Nursia wird häufig auch „Vater<br />
des abendländischen Mönchtums“ genannt.<br />
Dies verdeutlicht seine noch heute wahrgenommene<br />
Bedeutung innerhalb des abendländischen<br />
Christentums. Die Reiss-Engelhorn-Museen<br />
widmen ihm aus diesem Grunde eine eigene<br />
Sonderausstellung mit dem Titel „<strong>Benedikt</strong><br />
und die Welt der frühen Klöster“. <strong>Benedikt</strong><br />
lebte in der Übergangsphase von der Antike<br />
zum frühen Mittelalter. Dies war ihm keineswegs<br />
bewusst, aber die auflösende spätantike<br />
Gesellschaft war geprägt von Unruhe und<br />
Umbrüchen, die er durchaus wahrnahm. Nach<br />
seinem Verständnis vergaßen viele Mönche und<br />
Nonnen ihr Streben nach der Liebe Gottes und<br />
verloren sich mehr und mehr in irdischen Lastern.<br />
Er lebte stets nach den Vorsätzen, dass Beten<br />
und körperliche Arbeit im täglichen Ablauf<br />
gleichwertig anzusehen sind. Am Ende seines<br />
Lebens befürchtete er, dass seine Gedanken und<br />
Auffassungen für künftige Generationen verlorengehen<br />
könnten und schrieb dieses für die<br />
Nachwelt auf. Was er zu Lebzeiten selbst gelebt<br />
hatte, wurde zum Leitspruch seiner Regula<br />
Benedicti: ora et labora (bete und arbeite). Seine<br />
Regeln haben das gesamte abendländische<br />
Mönchtum beeinflusst und sind noch heute in<br />
den <strong>Benedikt</strong>inerorden gültig.<br />
Im Geschichtsunterricht stellt das europäische<br />
Mittelalter und deren Gesellschaftsstruktur einen<br />
Schwerpunkt dar. Die Kirchenbauten aus<br />
jener Zeit verdeutlichen den Einfluss, welchen<br />
die Kirche in der damaligen Welt einnahm. Die<br />
Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen<br />
Klöster“ kann somit in mehrfacher Hinsicht<br />
zur Unterstützung des schulischen Unterrichts<br />
herangezogen werden. Sie präsentiert<br />
herausragende Exponate und Nachbauten jener<br />
Zeit und lässt dadurch Geschichtsunterricht lebendig<br />
werden.<br />
Abb. 1<br />
Durch Klöster und deren schriftliche Erzeugnisse,<br />
die in Scriptorien entstanden, erhält die<br />
Nachwelt einen hervorragenden Einblick in<br />
die Gedanken- und Forschungswelt der Zeit.<br />
Schülerinnen und Schüler können im Rahmen<br />
des Begleitprogramms zur Ausstellung mit eigenen<br />
Händen und einigem Geschick eine Urkunde<br />
mit Feder und Tinte erstellen und somit<br />
die Kunst des Schreibens, welche die Mönche<br />
aufbrachten, selbst nachvollziehen. Somit wird<br />
Geschichtsunterricht im Museum für Schülerinnen<br />
und Schüler erfahrbar.<br />
Seite 4
Die frühen benediktinischen Klöster –<br />
mehr als Orte des Gebets?<br />
Arbeitsmaterial I<br />
Aus der Klosterregel <strong>Benedikt</strong>s von Nursia<br />
(+ um 550) 1<br />
4. Die Werkzeuge der geistlichen Kunst<br />
Vor allem: Gott, den Herren, lieben mit ganzem Herzen,<br />
mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Ebenso:<br />
Den Nächsten lieben wie sich selbst. Dann: Nicht<br />
töten. Nicht die Ehe brechen. Nicht stehlen. Nicht<br />
begehren. Nicht falsch aussagen. Alle Menschen ehren.<br />
Und keinem antun, was man selbst nicht erleiden<br />
möchte. Sich selbst verleugnen, um Christus zu<br />
folgen. Den Leib in Zucht nehmen. Sich Genüssen<br />
nicht hingeben. Das Fasten lieben. Arme bewirten.<br />
Nackte bekleiden. Kranke besuchen. Tote begraben.<br />
Bedrängten zu Hilfe kommen. Trauernde trösten.<br />
Sich dem Treiben der Welt entziehen. Der Liebe<br />
zu Christus nichts vorziehen. […] Nicht stolz sein,<br />
nicht trunksüchtig, nicht gefräßig, nicht schlafsüchtig,<br />
nicht faul sein. Nicht murren. Nicht verleumden.<br />
Seine Hoffnung Gott anvertrauen. […]<br />
5. Der Gehorsam<br />
Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern.<br />
Er ist die Haltung derer, denen die Liebe zu<br />
Christus über alles geht. Wegen des heiligen Dienstes,<br />
den sie gelobt haben, oder aus Furcht vor der<br />
Hölle und wegen der Herrlichkeit des ewigen Lebens<br />
darf es für sie nach einem Befehl des Oberen kein<br />
Zögern geben, sondern sie erfüllen den Auftrag sofort,<br />
als käme er von Gott. […]<br />
48. Die Ordnung für Handarbeit und Lesung<br />
Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die<br />
Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu<br />
bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt<br />
sein. Und so meinen wir, durch folgende Verfügung<br />
die Zeit für beides ordnen zu können:<br />
Von Ostern bis zum 1. Oktober verrichten sie morgens<br />
nach der Prim bis ungefähr zur vierten Stunde<br />
die notwendigen Arbeiten. Von der vierten Stunde<br />
aber bis zur Sext sollen sie frei sein für die Lesung.<br />
Nach der Sext und der Mahlzeit sollen sie unter völligem<br />
Schweigen auf ihren Betten ruhen. Will aber<br />
einer für sich lesen, dann lese er so, dass er keinen<br />
anderen stört. Die Non werde früher gehalten, zur<br />
Mitte der achten Stunde; dann gehen sie bis zur Vesper<br />
wieder an ihre Arbeit. [...]<br />
Vom 1. Oktober bis zum Beginn der Fastenzeit sollen<br />
sie bis zum Ende der zweiten Stunde für die Lesung<br />
frei sein. Zur zweiten Stunde werde die Terz<br />
gehalten. Bis zur neunten Stunde verrichten alle die<br />
Arbeit, die Ihnen aufgetragen ist. Beim ersten Zeichen<br />
zur Non breche jeder seine Arbeit ab, um bereit<br />
zu sein, wenn das zweite Zeichen gegeben wird.<br />
Nach dem Essen sollen sie für ihre Lesung oder für<br />
die Psalmen frei sein.<br />
In den Tagen der Fastenzeit aber sollen sie vom<br />
Morgen bis zum Ende der dritten Stunde für ihre<br />
Lesung frei sein. Dann verrichten sie bis zum Ende<br />
der zehnten Stunde, was ihnen aufgetragen wird. In<br />
diesen Tagen der Fastenzeit erhält jeder einen Band<br />
der Bibel, den er von Anfang bis Ende ganz lesen<br />
soll. […]<br />
64. Einsetzung und Dienst des Abtes<br />
Bei der Einsetzung des Abtes soll man stets so verfahren:<br />
Es werde der bestellt, den die ganze Gemeinschaft<br />
einmütig in Gottesfurcht gewählt hat oder ein<br />
noch so kleiner Teil in besserer Einsicht. Entscheidend<br />
für die Wahl und Einsetzung seien Bewährung<br />
im Leben und Weisheit in der Lehre, mag einer in<br />
der Rangordnung der Gemeinschaft auch der Letzte<br />
sein. […] Der eingesetzte Abt bedenke aber stets,<br />
welche Bürde er auf sich genommen hat und wem<br />
er Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen muss.<br />
Er wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll.<br />
_________<br />
1) Die Regel des heiligen <strong>Benedikt</strong>. 6. Auflage Beuron 1990. (Alle Texte der Arbeitsmaterialien wurden den aktuellen Regeln der<br />
Rechtschreibung angeglichen.)<br />
Seite 5
Arbeitsauftrag I<br />
1. Begründe, welche an einen Mönch gestellte Anforderungen dir persönlich sehr schwer fallen<br />
würden. Woher kommt dir diese Auflistung irgendwie bekannt vor?<br />
2. Fertige einen tabellarischen Überblick über einen normalen Tag (von 0 bis 24 Uhr) eines<br />
Mönchs an. Schlage dazu alle dir unbekannten Wörter nach. Wie könnte man seinen Alltag<br />
treffend zusammenfassen?<br />
3. Beschreibe das Verhältnis zwischen Mönchsgemeinschaft und Abt. Finde dazu heraus, welche<br />
Rechte der Abt gegenüber den Mönchen hatte (z. B. in einem Lexikon, Geschichtsbuch oder<br />
im Internet).<br />
Seite 6
Arbeitsmaterial II<br />
b) Einzelheiten aus dem St. Galler Klosterplan 3<br />
Die kostbarste Handschrift, welche die Bibliothek<br />
Klosterplans 2 brauchen die Mönche nicht draußen herumzulaufen,<br />
des Klosters St. Gallen in der Schweiz<br />
aufbewahrt, ist ein um 830 n. Chr. entstandenes,<br />
77 cm x 112 cm großes, aus fünf Teilen<br />
zusammengenähtes Pergament: der St. Galler<br />
Klosterplan. In roter Tinte ist darauf der<br />
Grundriss eines Klosters gezeichnet: etwa 50<br />
Gebäude mit den wichtigsten Einrichtungsgegenständen<br />
werden durch etwa 350 schriftliche<br />
a b c d<br />
Einträge erklärt.<br />
Hier gibt es viel zu entdecken. Mit Hilfe der folgenden<br />
Internetseite (http://www.stgallplan.<br />
Abb. 3a – g e f g<br />
org) könnt ihr diesen Plan selbst erforschen. Die c) Hinweise aus der <strong>Benedikt</strong>sregel 4<br />
Beschriftung ist – wie im Mittelalter üblich – in<br />
lateinischer Sprache verfasst. Die Suchfunktionen<br />
auf der genannten Seite geben aber zu allen<br />
Texten die deutsche Übersetzung an.<br />
Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt<br />
werden, dass sich alles Notwendige, nämlich<br />
Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters<br />
befindet und die verschiedenen Arten des<br />
a) Vereinfachte Nachzeichnung des St. Galler Handwerks dort ausgeübt werden können. So<br />
denn das ist für sie überhaupt nicht gut.<br />
(Kapitel 66)<br />
Außerdem werden in der <strong>Benedikt</strong>sregel folgende<br />
Gebäude und Einrichtungen genannt 5 :<br />
- bibliotheca – Bibliothek,<br />
- cella hospitum – Gästeraum,<br />
- cella infirmorum – Krankenraum,<br />
- cella novitiorum – Raum der Novizen<br />
(Männer, die sich auf das Leben<br />
als Mönch vorbereiten),<br />
- cella portarii – Pförtnerraum,<br />
- cellarium – Vorratsraum,<br />
- coquina – Küche,<br />
- dormitorium – Schlafraum,<br />
- oratorium – Gebetsraum,<br />
- refectorium – Speiseraum,<br />
- vestiarium – Kleiderkammer.<br />
Abb. 2<br />
_________<br />
2) Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. (Leicht verändert, B. K.)<br />
3) Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. S. 60, 67, 70 und 75<br />
4) Die Regel <strong>Benedikt</strong>s. Auf der Website des Klosters Ettal:<br />
http://abtei.kloster-ettal.de/orden-spiritualitaet/die-regel-benedikts/ – Zugriff am 02.04.2012<br />
5) Zusammengestellt nach: Binding, Günther: Artikel „Kloster“, in: Lexikon des Mittelalters,<br />
Bd. 5, Sp. 1218–1223. Sp. 1221. (Ergänzt von B. K.)<br />
Seite 7
Arbeitsauftrag II<br />
1. Suche auf dem Klosterplan (http://www.stgallplan.org) die abgebildeten Details (b, a-g),<br />
trage die jeweilige Fundstelle auf der Übersicht (a) ein. Erkläre genau, was die<br />
Symbole darstellen. Ordne ihnen die folgenden lateinischen Begriffe zu:<br />
(Diese findest du auch auf dem Klosterplan, wo sie auch übersetzt werden.)<br />
caminus/caminata – gradus – tunnae – coclea – necessaria – arcus – involutio arcuum.<br />
2. Suche die in der <strong>Benedikt</strong>sregel genannten Einrichtungen (c) und trage sie<br />
in die Nachzeichnung des St. Galler Plans (a) ein.<br />
3. Finde heraus, welche Funktion den in der Übersicht (a) mit einem Kreuzchen bezeichneten<br />
Gebäuden bzw. Gebäudeteilen zugedacht war. Beurteile, ob diese Elemente der <strong>Benedikt</strong>sregel<br />
entsprechen.<br />
4. Versuche die Klausur (clausura, claustrum – wörtlich: geschlossener Bereich; daher:<br />
„Kloster“) auf der Übersicht (a) einzuzeichnen. Die Klausur ist der Bereich, in dem sich nur<br />
Mönche aufhalten dürfen. Beachte, dass auch Teile der Kirche den Mönchen vorbehalten sind.<br />
5. Diskutiert, ob eine solche Klosteranlage dem Armutsgelübte entspricht,<br />
das jeder Mönch ablegen muss.<br />
Seite 8
Arbeitsmaterial III<br />
Der St. Galler Klosterplan ist eine einzigartige<br />
Urkunde für das Leben im frühen 9. Jahrhundert.<br />
In der Forschung wurde aber lange<br />
gestritten, ob es sich um einen zur konkreten<br />
Ausführung angefertigten Bauplan oder um die<br />
Kopie eines für das gesamte Karolingerreich<br />
verbindlichen Idealplans handelt. Die hier zusammengestellten<br />
Materialien geben Hinweise<br />
zur Beantwortung dieser Frage.<br />
Bei der Identifizierung von Empfänger und<br />
Absender des Planes ist sich die Forschung immerhin<br />
einig: Ein Schriftvergleich hat ergeben,<br />
dass der Klosterplan von Schreibern des Klosters<br />
auf der Insel Reichenau angefertigt wurde.<br />
Bei dem im Widmungsschreiben am oberen<br />
Rand des Klosterplans genannten Empfänger<br />
cozbertus dürfte es sich um den Abt von St.<br />
Gallen, Gozbert, handeln, der um 830 den Neubau<br />
einer Kirche begonnen hat.<br />
dessen Verärgerung zu besänftigen, die entstanden<br />
war, weil Karl zum römischen Kaiser gekrönt worden<br />
war, ohne dass man zuvor die Zustimmung des<br />
byzantinischen Kaisers dazu eingeholt hatte. Heito<br />
führte seinen Auftrag erfolgreich aus. 817 nahm er<br />
an der Aachener Synode der Bischöfe und Äbte des<br />
Reiches teil, auf der eine einheitliche Durchführung<br />
der <strong>Benedikt</strong>inerregel beraten und beschlossen wurde.<br />
Ihn begleitende Reichenauer Mönche brachten<br />
von dort eine Abschrift der <strong>Benedikt</strong>inerregel auf<br />
die Reichenau mit, die bis heute erhalten ist. Bedeutende<br />
Leistungen der Reichenau unter Abt Heito<br />
waren die Förderung begabter Mönche wie Walahfrid<br />
Strabo, der Neubau der Abteikirche (Weihe 816)<br />
und 821 die Erstellung eines Bibliothekskataloges.<br />
c) Informationen zum Kloster St. Gallen unter<br />
Abt Gozbert, dem mutmaßlichen Empfänger des<br />
Klosterplans 8 :<br />
a) Das Widmungsschreiben auf dem Klosterplan<br />
6 :<br />
Dir, liebster Sohn Gozbert, habe ich diese knappe<br />
Aufzeichnung einer Anordnung der Klostergebäude<br />
[de posicione officinarum paucis exemplata] geschickt,<br />
damit du daran deine Findigkeit üben und<br />
jedenfalls meine Anhänglichkeit erkennen mögest.<br />
Ich vertraue darauf, dass ich dadurch nicht nachlässig<br />
gefunden werde, deiner guten Absicht zu entsprechen.<br />
Vermute aber nicht, ich hätte das deshalb<br />
ausgearbeitet [me … elaborasse], weil wir meinen,<br />
ihr bedürftet unserer Belehrungen; glaube vielmehr<br />
in freundschaftlicher Ansehung unserer Brüderlichkeit,<br />
dass wir es aus Liebe zu Gott für dich allein<br />
zum Studium gemalt haben. Leb wohl in Christus<br />
und bleib unser stets eingedenk. Amen.<br />
Um 759/760 geriet die Abtei in eine vertraglich besiegelte<br />
Abhängigkeit vom Bischof von Konstanz,<br />
aus der sie sich im 9. Jh. wieder schrittweise lösen<br />
konnte. Von Kaiser Ludwig dem Frommen erhielt sie<br />
818 die Immunität, von Kaiser Ludwig dem Deutschen<br />
833 die freie Abtwahl und 854 die Aufhebung<br />
der letzten Zinsverpflichtung an den Bischof von<br />
Konstanz. St. Gallen wurde damit zum Reichskloster.<br />
[...] Mit Abt Gozbert, 816–837 im Amt, setzte<br />
der Aufstieg der Abtei zu ihrer ersten großen Blütezeit<br />
ein. Gozbert erweiterte den Grundbesitz, vereinheitlichte<br />
die Verwaltung des Streubesitzes und<br />
führte eine Urkundenregistratur nach 36 territorialen<br />
Kapiteln ein. Ab 830 ließ er die neue dreischiffige<br />
Gallusbasilika und wahrscheinlich auch eine neue<br />
Klosteranlage bauen.<br />
b) Informationen zum Abt Heito von der Reichenau,<br />
dem mutmaßlichen Auftraggeber des St.<br />
Galler Klosterplans 7 :<br />
Abt Heito (Hatto) I. (806–823) [...] war [...] ein<br />
enger Berater Karls des Großen. Mit fünf Jahren<br />
war er als Klosterschüler auf die Reichenau gekommen,<br />
seit 802 Bischof von Basel, ab 806 Abt der<br />
Reichenau. 811 reiste er als Gesandter Karls zum<br />
Kaiser von Byzanz (heute Istanbul) mit dem Auftrag,<br />
_________<br />
6) Übersetzung von W. Berschin. Zit. n. Dieter Büker: Vier Jahrhunderte und vier Jahre. Der Klosterplan von St. Gallen und seine<br />
Bedeutung als Dokument frühmittelalterlicher Schriftlichkeit. Frankfurt/Main u. a. 2009. S. 134.)<br />
7) Spurensuche im Weltkulturerbe. Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee. Sachinformationen. Arbeitskreis Landeskunde/<br />
Landesgeschichte RP Freiburg.<br />
http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/epochen/mittelalter/kloster/<br />
reichenau/d1.<strong>pdf</strong> – Zugriff am 02.04.2012.)<br />
Seite 9
d) Archäologische Rekonstruktionen des Baubestands<br />
der Abteikirchen auf der Reichenau<br />
um 830 (links) 9 und in St. Gallen nach 830<br />
(rechts):<br />
Abb. 4a<br />
Abb. 4b<br />
e) Maßvergleich der Abteikirche in St. Gallen<br />
(„Gozbert-Bau“, nach 830) mit den Maßangaben<br />
des Klosterplans 10 :<br />
Einzelmaße<br />
Gozbert-Bau<br />
in m<br />
Gozbert-Bau<br />
in Fuß*<br />
Maßkirche**<br />
Mittelschiffbreite<br />
Seitenschiffbreite<br />
Stützenabstand im Langhaus<br />
Gesamtlänge ohne Ostapsis<br />
bei vermuteter Ostapsis<br />
Stützenabstand im Westparadies<br />
13,00<br />
6,50<br />
3,90<br />
57,00<br />
ca. 65<br />
nicht realisiert<br />
40‘<br />
20‘<br />
12‘<br />
175‘<br />
ca. 200‘<br />
nicht realisiert<br />
40‘<br />
20‘<br />
12‘<br />
200‘<br />
10‘<br />
* Der Fuß zu 32,5 cm<br />
** Nach dem Maßangaben des Klosterplans.<br />
Die Proportionen der Zeichnung weichen davon ab.<br />
_________<br />
8) Ernst Tremp: Artikel „St. Gallen (Fürstabtei)“ in: Historisches Lexikon der Schweiz.<br />
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8394.php – Zugriff am 02.04.2012<br />
9) Werner Jacobsen: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur. Ent¬wicklung und Wandel im fränkischen<br />
Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin 1992. S. 151 und 184.<br />
10) Werner Jacobsen: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur. Ent¬wicklung und Wandel im fränkischen<br />
Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin 1992. S. 187. Anm. ergänzt von B. K.)<br />
Seite 10
Arbeitsauftrag III<br />
1. Arbeite aus dem Widmungsschreiben (a) heraus, in welchem Verhältnis Absender und<br />
Adressat zueinander standen.<br />
2. Entwickle eine Deutung, welche Absicht der Absender mit dem Klosterplan verbunden hat<br />
(und welchen Nutzen der Empfänger darin gesehen haben könnte), indem du die damalige<br />
Situation beider Klöster berücksichtigst (b und c).<br />
3. Zum Kirchenbau: Vergleiche den archäologischen Befund (d und e) mit dem Klosterplan.<br />
Beurteile, ob es sich bei dem Plan um einen individuell konzipierten und berücksichtigten<br />
Bauplan oder einen Idealplan von allgemeiner Bedeutung handelt.<br />
4. Zur Klosteranlage: Recherchiere im Internet nach mittelalterlichen Klöstern möglichst<br />
aus dem 9. oder 10. Jahrhundert (z. B. Lorsch, St. Michael/Heiligenberg bei Heidelberg) und<br />
vergleiche sie mit dem St. Galler Klosterplan. Achte auf die Lage des Kreuzgangs zur Kirche<br />
und wenn möglich auf die Anordnung von Wirtschaftsgebäuden. Beurteile, ob die<br />
Konzeption des St. Galler Klosterplans als allgemein verbindliche Norm verstanden wurde.<br />
Seite 11
Arbeitsmaterial IV<br />
Brief Karls des Großen über die Pflege der<br />
Wissenschaft (784/85) 11 :<br />
[…] Wir Karl, durch Gottes Gnade König der<br />
Franken und Langobarden und Schirmherr der Römer,<br />
richten einen liebenswürdigen Gruß an dich,<br />
Abt Baugulf, und deine ganze Gemeinde… […]<br />
Es sind Uns in den letzten Jahren aus mehreren<br />
Klöstern öfters Schreiben zugegangen, worin Uns<br />
berichtet wurde, dass die dort weilenden Brüder in<br />
frommen und heiligen Gebeten für Uns wetteiferten.<br />
In der Mehrzahl dieser Zuschriften fanden Wir<br />
zwar einen rechten, tüchtigen Sinn, aber auch eine<br />
ungebildete Sprechweise, weil infolge der Nachlässigkeit<br />
im Lernen die ungebildete Zunge nicht das<br />
fehlerfrei auszudrücken vermochte, was im Herzensinnern<br />
fromme Ergebenheit getreuen Sinnes diktierte.<br />
Deshalb wurde in Uns die Besorgnis rege, es<br />
möchte bei dem Mangel an schriftstellerischem Können<br />
auch an der Einsicht und Erkenntnis der heiligen<br />
Schriften viel weiter, als es nur irgendwie sein<br />
dürfte, fehlen. Und doch wissen wir alle recht wohl,<br />
dass, wenn schon Wortfehler sehr gefährlich sein<br />
können, Sinnfehler doch noch weit verhängnisvoller<br />
werden dürften. Wir ermahnen euch daher, das Studium<br />
nicht zu vernachlässigen und in demütiger und<br />
Gott wohlgefälliger Meinung wetteifernd zu lernen,<br />
damit ihr in die Geheimnisse der Heiligen Schrift<br />
leicht und sicher eindringen könnt. Da sich nämlich<br />
in der Bibel rhetorische Figuren, Tropen und anderes<br />
dergleichen findet, so kann niemand zweifeln,<br />
dass sie jeder Leser um so schneller in ihrer geistigen<br />
Bedeutung erfasst, je mehr und je vollkommener er<br />
zuvor wissenschaftlich geschult ist.<br />
Zu diesem Werke nehme man aber nur solche Männer,<br />
die den Willen und die Fähigkeit etwas zu lernen<br />
haben und die auch ein innerer Antrieb andere<br />
zu belehren beseelt.<br />
Dieselbe fromme Meinung, die Uns dies vorschreiben<br />
lässt, soll euch bei der Ausführung Unseres Wunsches<br />
erfüllen. Wir wollen, dass ihr, wie es sich für Streiter<br />
der Kirche ziemt, innerlich fromm, aber auch nach<br />
außen gelehrt seid, so dass ihr in Keuschheit gut lebt<br />
und wohlunterrichtet gut sprecht. Wer dann im Namen<br />
des Herrn zu euch kommt, um eine vornehme<br />
heilige Lebensführung zu schauen, dessen Auge wird<br />
durch euren Anblick erbaut werden; aber nicht minder<br />
soll der Besucher auch sonst durch eure Bildung<br />
und Weisheit, die sich zeigt, wenn ihr lest oder singt,<br />
geistig gewinnen, so dass er bei seinem Abschiede von<br />
euch frohen Herzens Gott dem Allmächtigen dankt.<br />
Sende also an alle deine Suffragane und Mitbischöfe<br />
und an alle Klöster Abschriften dieses Briefes, wenn<br />
dir Unsere Huld lieb ist.<br />
Der Historiker Norbert Ohler schreibt über<br />
Abgaben der Klöster an König und Reich 12 :<br />
[…] Im Frankenreich waren es ursprünglich jährlich<br />
zu erbringende Naturalleistungen, deren Umfang<br />
sich nach der Wirtschaftskraft des „Gebers“ richtete,<br />
später kamen andere Güter dazu, die der Herrscher<br />
für sich, seine Familie, seine Hofhaltung, sein kriegerisches<br />
Gefolge brauchte: Gewerbliche Produkte und<br />
Edelmetall; schließlich auch Luxusgüter: kostbare<br />
Stoffe, edler Schmuck, prächtige Handschriften. In<br />
dem Maße, wie auch die Geldwirtschaft zunahm,<br />
wurden die Abgaben in Geldzahlungen umgewandelt,<br />
in Mitteleuropa seit dem 11. Jahrhundert. Im<br />
Tausch für wirtschaftlich wertvolle Rechte konnten<br />
Abgaben auch dauerhaft erlassen werden. So löste<br />
Lorsch sich im Jahr 1147 aus seinen Verpflichtungen<br />
zum Königsdienst durch Abtretung der Höfe Oppenheim,<br />
Gingen und Wiblingen an den König.<br />
Genaue Vorstellungen vom Umfang der Abgaben<br />
sind schwer zu gewinnen. Vieles wurde mit Rücksicht<br />
auf die Größe der Klöster gehandhabt; manchen<br />
Quellen genaue Angaben, bleiben Bezüge nicht<br />
selten unklar. Als Beispiel sei aufgelistet, was die<br />
Reichsabtei Werden an der Ruhr um 1050 als Servitium,<br />
„Dienst“, zur Verpflegung des königlichen<br />
Hofes zu leisten hatte.<br />
8 Kühe, 68 Schweine, 50 Ferkel<br />
195 Hühner, 8 Pfauen<br />
870 Eier, 95 Scheffel Hafer<br />
41,5 Malter Brotgetreide<br />
95 Käse, 172 Krüge Bier, 485 Schüsseln,<br />
147 Becher<br />
_________<br />
11) Aus: Bühler, Johannes (Hrsg.): Klosterleben im Mittelalter. Frankfurt am Main. 1989. S. 126–128<br />
12) Aus: Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf 2008. S. 169f<br />
Seite 12
Der Status der Reichsprälaten, der Äbte und<br />
Äbtissinnen reichunmittelbarer Klöster 13 :<br />
[…] Aus dem Status der Reichsunmittelbarkeit ergaben<br />
sich eine Reihe von Freiheiten und Privilegien.<br />
Sie genossen Immunität, waren keinem Fürsten<br />
lehnsabhängig und konnten selbst große Territorien<br />
erwerben, in denen sie die Landeshoheit besaßen und<br />
meist auch die niedere und hohe Gerichtsbarkeit ausüben<br />
konnten. Insbesondere die Hochgerichtsbarkeit<br />
stellte sie den Fürsten gleich. Sie besaßen die Reichsstandschaft<br />
und waren neben den Fürsterzbischöfen<br />
und Fürstbischöfen, mit denen sie die geistlichen Gebiete<br />
des Reichs beherrschten, Mitglieder der Reichskirche.<br />
[…]<br />
Indiculus loricatorum (Ergänzungsaufgebot des<br />
Italienfeldzugs Kaiser Ottos II., wohl 981) 14 :<br />
Die in diesem Aufgebot genannten Reichsabteien<br />
sind folgende:<br />
I: Abbas de Morebach (Murbach)<br />
secum ducat 20 „loricati“<br />
Abbas de Uuizenburg (Weißenburg)<br />
mittat 50.<br />
Abbas de Lauresam (Lorsch)<br />
ducat 50.<br />
Abbas Erolsfeldensis (Hersfeld)<br />
40 mittat.<br />
Abbas Uueltensis (Fulda)<br />
mittat 60.<br />
II: Geldulfus cum adiutorio abbatum<br />
(Stablo und Kornelimünster) 12 ducat.<br />
Abbas Brumiensis (Prüm)<br />
40 ducat.<br />
III: Augiensis abbas (Reichenau)<br />
60 ducat.<br />
Abbas sancti Galli (St. Gallen)<br />
20 ducat.<br />
Abbas de Eloganga (Ellwangen)<br />
40 ducat.<br />
Abbas de Kembeduno (Kempten)<br />
30 ducat.<br />
(Anmerkungen: ducat – führt an, mittat – schickt,<br />
loricati – „Gepanzerte“; ggf. nur dann geben,<br />
falls keine oder schwache Lateinkenntnisse vorhanden)<br />
Itineraraufenthalte deutscher Herrscher in<br />
Reichsabteien 911-1125 15 :<br />
Konrad I.<br />
911 Dez. 26-29 St. Gallen<br />
912 (nach Jan. 11) Ulm (Reichenau)<br />
912 Apr. 12 (Ostern) Fulda<br />
912 Okt. 3 Ulm (Reichenau)<br />
913 Febr. 3 Corvey<br />
913 Juni 22 Lorsch<br />
918 Juni 24 (Joh. Bapt.) Hersfeld<br />
918 Dez. 23 Fulda<br />
Otto I.<br />
936 Juli Quedlinburg<br />
936 Sept. 13 Quedlinburg<br />
937 (Juni) Hersfeld<br />
937 Juli 2 Quedlinburg<br />
937 Dez. 20 Quedlinburg<br />
938 Mai 18 Steele (Essen)<br />
939 (Sommer) Lorsch<br />
940 März 29-Apr. 20 Quedlinburg<br />
(März29=Ostern)<br />
940 Sept. 25 Corvey<br />
941 Apr. 18/19 Quedlinburg<br />
(Apr. 18=Ostern)<br />
?945 (Herbst) Hersfeld<br />
948 Apr.1 Quedlinburg<br />
(Apr.2=Ostern)<br />
948 (Aug.14/Sept.?) Einsiedeln, Pfäfers<br />
?948 Nov.1 (Allerhl.) Fulda<br />
949 Sept. 26 Quedlinburg<br />
950 Febr. (9/26) Weißenburg<br />
950 Apr. 15-20 Quedlinburg<br />
952 März 1 Zürich<br />
952 März 10-12 Erstein<br />
952 Juli 4 Quedlinburg<br />
953 (Febr. 13-24) Erstein<br />
953 Apr. 21 Quedlinburg<br />
954 Dez. 17 Arnstadt (Hersfeld)<br />
955 (vor Aug. 9) Ulm (Reichenau)<br />
956 Febr. 29 Lorsch<br />
956 Aug. 24 Quedlinburg<br />
_________<br />
13) Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsprälat. Zugriff am 15.03.2012.<br />
14) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der <strong>Benedikt</strong>iner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />
Stuttgart 2000. S. 173.<br />
15) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der <strong>Benedikt</strong>iner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />
Stuttgart 2000. S. 311f.<br />
Seite 13
959 Apr. 3-9 Quedlinburg<br />
(Apr.3=Ostern)<br />
961 Juli 15 Quedlinburg<br />
965 (Jan. vor 13) Disentis<br />
965 Jan. 18 St. Gallen<br />
965 Jan. 23 Reichenau<br />
965 Mai 6-12 Erstein<br />
965 (Juni) Nordhausen<br />
965 Juli 15 Quedlinburg<br />
966 Apr. (22/23) Quedlinburg<br />
968 März 14 Quedlinburg<br />
973 März19-Apr. 4 Quedlinburg<br />
(März 23=Ostern) […]<br />
[<strong>Benedikt</strong>inische] Klöster und Stifte als Grablegen<br />
der Herrscher 18<br />
[…]<br />
Fulda: Konrad I., 918 […]<br />
Lorsch an der Bergstraße: Ludwig II., der Deutsche,<br />
876; Ludwig III., der Jüngere, 883<br />
[…]<br />
Prüm in der Eifel: Lothar I., 855 […]<br />
Reichenau: Karl III., 888<br />
Anzahl der Reichsklöster 16<br />
900 – 47<br />
936 – 46<br />
973 – 48(-47)<br />
1002 – 48(-47)<br />
1039 – 40<br />
1056 – 40<br />
1065 – 31<br />
1125 – 37<br />
Anzahl der weiblichen Reichsklöster 17<br />
900 – 28<br />
936 – 25<br />
973 – 31<br />
1002 – 41(-40)<br />
1039 – 41(-40)<br />
1056 – 38<br />
1065 – 35<br />
1125 – 28<br />
_________<br />
16) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der <strong>Benedikt</strong>iner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />
Stuttgart 2000. S. 305.<br />
17) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der <strong>Benedikt</strong>iner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />
Stuttgart 2000. S. 309.<br />
18) Aus: Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf 2008. S. 181<br />
Seite 14
Arbeitsauftrag IV<br />
1. Erläutere, welches Interesse Karl der Große gerade an gebildeten <strong>Benedikt</strong>inermönchen hatte.<br />
2. Erkläre, warum gerade Abgaben oder Teilnahme an Heereszügen für den König<br />
Auswirkungen auf die politische Funktion der Reichsabteien haben könnten.<br />
3. Definiere den Begriff des „Itineraraufenthalts“ und leite anhand des Vergleichs zwischen<br />
Konrad I. und Otto I. sowie den Tabellen „Anzahl der Reichsklöster“ den Höhepunkt deren<br />
Einflusses ab.<br />
4. Erkläre, warum sich einige weltliche Herrscher auch und gerade in benediktinischen Klöstern<br />
haben bestatten lassen.<br />
Seite 15
Bemerkungen<br />
zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />
Die Beschäftigung mit den benediktinischen<br />
Klöstern ist möglich und relevant als ergänzende,<br />
spezifischere Betrachtung einer Reihe<br />
zu „Fremdheit und Nähe – Mensch und Gesellschaft<br />
im europäischen Mittelalter“ 19<br />
sowohl im Lk/Gk 11 möglich. Hier sollen die<br />
Schülerinnen und Schüler Einblicke in „mittelalterliche<br />
Lebensformen im Kontrast zu den<br />
Lebensbedingungen der Industriegesellschaft<br />
heute“ gewinnen. Natürlich bietet sich eine Beschäftigung<br />
mit dem Thema auch und gerade<br />
in der Sekundarstufe I 20 an. Hier besteht laut<br />
Lehrplan Geschichte Hauptschule, Realschule,<br />
Gymnasium (Klassen 7-9/10) auf Seite 182<br />
die Möglichkeit, unter der Großüberschrift „Europa<br />
im Mittelalter“ den Unterpunkt „Klöster<br />
und Kirche als kulturprägende Elemente“<br />
auszuwählen und auszuführen; somit ist eine<br />
klare Anbindung an Lehrpläne und für die Sekundarstufe<br />
I auch an die aktuelle Ausgabe der<br />
Bildungsstandards des Geschichtslehrerverbands<br />
gegeben.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Nähe zu einem<br />
Ausstellungsgegenstand, den man dann<br />
tatsächlich in den Reiss-Engelhorn-Museen in<br />
Mannheim wieder findet, das Interesse der Schülerinnen<br />
und Schüler im Sinne eines lokalen bzw.<br />
regionalen Bezugs erhöht.<br />
Während sich der inhaltliche Schwerpunkt<br />
durch die <strong>Benedikt</strong>inerregel samt deren Beurteilung<br />
mithilfe des vorgelegten Arbeitsmaterials 1<br />
in ca. ein bis zwei Unterrichtsstunden quasi automatisch<br />
ergibt, wird man in der Sekundarstufe I<br />
aufgrund des eher niedrigen Schwierigkeitsgrads<br />
dann wohl die Kurzreihe mit der Beschäftigung<br />
mit einem Klostergrundriss weiterführen. Da<br />
der St. Galler Klosterplan in vielen Lehrwerken<br />
dargestellt wird, stellen wir hier (Arbeitsmate-<br />
rial 2) eine internetbasierte Alternative vor, die<br />
voraussetzt, dass mehrere Computerarbeitsplätze<br />
zur Verfügung stehen. Auf der Seite<br />
http://www.stgallplan.org wird der Klosterplan<br />
mit hoher Detailgenauigkeit dargestellt. Unter<br />
dem Menüpunkt „Suche“ lassen sich (unter<br />
„Stichwortliste“ und „Bestandteile des Plans“)<br />
einerseits rasch die betreffenden Ausschnitte des<br />
Planes auffinden, andererseits die Beischriften<br />
in lateinischer Umschrift und deutscher Übersetzung<br />
lesen. Außerdem werden zu den einzelnen<br />
Stichworten Verweise auf die betreffenden<br />
Bestimmungen der <strong>Benedikt</strong>sregel angegeben.<br />
Die deutschen Texte sind leider nicht fehlerfrei<br />
und auch die Suchfunktionen sind zum Teil nicht<br />
einfach zu benutzen. Es ist daher in jedem Fall<br />
notwendig, dass sich die Lehrkraft vorher mit<br />
diesem Hilfsmittel vertraut macht.<br />
Erst für die Sekundarstufe II gedacht ist die<br />
Auseinandersetzung mit der in der Forschung<br />
lange diskutierten Frage nach der Bedeutung<br />
des St. Galler Klosterplans (Arbeitsmaterial 3).<br />
Als geschichtskultureller und gegenwartsbezogener<br />
Ansatz ließe sich anhand der geplanten<br />
Klosterstatt in Meßkirch der Sinn und Nutzen<br />
einer realen Umsetzung des St. Galler Klosterplans<br />
im Unterricht besprechen. Für die<br />
Sekundarstufe II bietet sich darüber hinaus vor<br />
allem die politische Funktion der frühen <strong>Benedikt</strong>inerklöster<br />
(Arbeitsmaterial 4) an, die im ottonisch-salischen<br />
Reichskirchensystem ihren Höhepunkt<br />
findet und erst im Zusammenhang mit<br />
dem Investiturstreit abebbt. Das gilt auch und<br />
gerade dann, wenn Erweiterungsquellen (siehe<br />
Arbeitsblatt 4), ggf. als Vertiefung, nachbereitende<br />
Hausaufgabe oder Folgestunde, mit in den Unterricht<br />
integriert werden (z. B. bei der Frage der<br />
Itineraraufenthalte oder des Heeresaufgebots).<br />
_________<br />
19) hier z. B. Lehrplan Gemeinschaftskunde Rheinland-Pfalz in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 der gymnasialen Oberstufe, S. 18<br />
20) in z. B. Rheinland-Pfalz in der 8. Klasse<br />
Seite 16
Der didaktischen Reduktion zum Opfer fallen<br />
sollten unserer Meinung nach z.B. die Rolle<br />
der anderen mittelalterlichen Orden oder auch<br />
andere, z.B. wirtschaftliche Schwerpunkte, die<br />
den zeitlichen Rahmen sprengen würden. Ein<br />
Gegenwartsbezug ist dagegen bei größerem<br />
Zeitbudget schnell hergestellt, wenn Bezüge<br />
zu einer der Homepages noch aktiver <strong>Benedikt</strong>inergründungen<br />
wie z.B. Maria Laach oder<br />
Kloster Ettal hergestellt werden.<br />
Methodisch könnte man in einer Rollendiskussion<br />
vor dem Hintergrund einer möglichen<br />
problemorientierten Leitfrage (Die benediktinischen<br />
Klöster – eher religiös oder politisch<br />
wichtig?) die beiden Parteien auch argumentativ<br />
gegeneinander antreten lassen. Natürlich sind<br />
aber auch bei allen drei Arbeitsblättern gängige<br />
Unterrichtsformen wie Partnerarbeiten,<br />
arbeitsteilige Gruppenarbeiten oder auch das<br />
Lernen an Stationen denkbar. Konkret kann –<br />
alternativ zum vorgestellten Arbeitsmaterial 2<br />
– zum St. Galler Klosterplan in leistungsfähigen<br />
Lerngruppen auch selbständiger gearbeitet<br />
werden. Arbeitsaufträge für eine Partner- oder<br />
Gruppenarbeit könnten lauten:<br />
(Die Bereiche auf dem Klosterplan können<br />
auch von der Lehrkraft vorgegeben werden.)<br />
3. Lest, was auf dem Plan zu diesen Bereichen<br />
eingetragen ist. Dabei helfen euch die Suchfunktionen<br />
„Stichwortsuche“ und „Beschriftungen<br />
des Klosterplans“.<br />
4. Bereitet einen kurzen Vortrag vor, in dem<br />
ihr den Sinn der Gebäude, ihrer Einrichtung<br />
und ihrer Lage innerhalb des Klosters euren<br />
Mitschülern erklärt. Punkte, über die ihr euch<br />
nicht ganz sicher seid, und Fragen, die ihr nicht<br />
lösen konntet, sollt ihr in eurem Vortrag auch<br />
ansprechen.<br />
Zu erwartbaren Lernschwierigkeiten könnte<br />
es dann kommen, wenn Grundlagen der mittelalterlichen<br />
Gesellschaftsordnung wie Lehnswesen,<br />
Grund- oder Königsherrschaft noch nicht<br />
bereits zuvor behandelt worden sind, da sonst<br />
die Einordnung in den historischen Zusammenhang<br />
in der Sekundarstufe I, ggf. aber auch II,<br />
kaum hergestellt werden kann.<br />
1. Ihr untersucht ...<br />
(Gruppe A:) … wie die Versorgung mit Lebensmitteln<br />
geplant war. Konzentriert euch vor allem<br />
auf die Herstellung von Getreideprodukten:<br />
Brot und Bier.<br />
(Gruppe B:) … welche Schlafplätze für die<br />
Mönche (und für den Abt und für die Novizen)<br />
vorgesehen waren.<br />
(Gruppe C:) … welche Funktionen die Räume<br />
haben, die unmittelbar an den Ostteil der Kirche<br />
angebaut werden sollen.<br />
(Gruppe D:) … welche Personen, die nicht zur<br />
Klostergemeinschaft gehören, auf dem Klostergelände<br />
untergebracht werden können.<br />
2. Sucht dazu auf dem Orientierungsplan die<br />
Bereiche, die für euer Thema interessant sind.<br />
Seite 17
Erwartungshorizonte<br />
Arbeitsmaterial 1:<br />
1. Gerade der Anfang der Auflistung erinnert<br />
doch recht stark an die zehn Gebote des Alten<br />
Testaments.<br />
Persönlich schwer fallen würde sicherlich jedem<br />
ein anderer Punkt, jedoch wird klar, dass<br />
das Mönchsein damals wie heute einiges an<br />
Disziplin und Selbstbeherrschung verlangt.<br />
2. Die Zusammenfassung der mönchischen Aktivitäten<br />
beschreibt schön das berühmte Motto<br />
ora et labora, also bete und arbeite.<br />
06.00 Uhr Prim, danach Lektüre und Morgenmesse<br />
09.00 Uhr Terz, danach Studium und Arbeit<br />
12.00 Uhr Sext, danach Mittagessen und Ruhezeit<br />
15.00 Uhr Non, danach Studium und Arbeit<br />
17.30 Uhr Vesper, danach Abendessen<br />
20.00 Uhr Komplet, danach Nachtrufe, ggf. Mette<br />
als nächtliches Stundengebet bzw.<br />
Morgengebet Laudes, danach wieder<br />
06.00 Uhr Prim<br />
Geringfügige Ausnahmen gibt es in der Fastenzeit,<br />
in der die Konzentration auf die Bibel noch<br />
stärker ins Klosterleben eingreift.<br />
3. Der Abt verfügt über herausragende Rechte<br />
im Kloster – er ist laut <strong>Benedikt</strong> von Nursia in<br />
letzter Konsequenz für das jeweilige Seelenheil<br />
seiner ihm Anvertrauten zuständig. Den Rechten<br />
des Abtes korrespondiert die Gehorsamspflicht<br />
der Mönche. Einem Missbrauch seiner<br />
Vollmachten möchte die Regel durch Ermahnungen<br />
und durch die Einsetzung durch die<br />
Wahl der Mönchsgemeinschaft vorbeugen. Ob<br />
die jeweiligen Äbte charakterlich ihrer Aufgabe<br />
immer gewachsen waren, erscheint ob der immensen<br />
überlieferten Klagen über ungeeignete<br />
Äbte mehr als fraglich.<br />
Arbeitsmaterial 2:<br />
1. coclea – Wendeltreppe:<br />
Die beiden Türme westlich der Kirche;<br />
involutio arcum – Gang mit Tonnengewölbe:<br />
Unter dem Altarraum;<br />
arcus – Bögen:<br />
etwa im Kreuzgang oder beim Abtpalast;<br />
gradus – Stufen:<br />
im Querhaus der Kirche;<br />
tunnae – Tonnen:<br />
im Cellarium an der Westseite des Kreuzgangs;<br />
necessaria – Toiletten:<br />
an einer Reihe von Gebäuden, zumeist vom<br />
Schlafsaal aus zugänglich. Da sie an der Nordund<br />
Westseite gewissermaßen aufgereiht sind,<br />
ist hier wohl an einen Wasserlauf zur Entsorgung<br />
zu denken.<br />
caminus – Ofen:<br />
in dieser Form in der Abtpfalz.<br />
2. Alle genannten Einrichtungen sind auf dem<br />
Klosterplan vorgesehen. Auffällig ist, dass es<br />
sich meist um geräumige Gebäude handelt, wo<br />
die Regula Benedicti nur von einer cella spricht.<br />
Im Einzelnen: Die Bibliothek befindet sich unmittelbar<br />
neben dem Altarraum der Kirche. Es<br />
gibt nicht nur ein Gästehaus, sondern auch ein<br />
Pilgerhaus und einen Raum für durchreisende<br />
Mönche. Für die Kranken gibt es einen eigenen<br />
Bereich mit Kreuzgang in der Nordwestecke<br />
des Planes, die Kapelle in der Verlängerung<br />
der Längsachse der Kirche teilen sie sich mit<br />
den Novizen. Auf dem Plan findet sich keine<br />
cella aber eine caminata portarii und zwar an<br />
der Nordseite des Langhauses der Abteikirche.<br />
Das Vorratsgebäude schließt an die Westseite<br />
des Kreuzgangs an. Die Küche der Mönche<br />
liegt daneben. Auf dem Plan finden sich auch<br />
noch eigene Küchen für die Pilger und Armen,<br />
für die (besser gestellten) Gäste, für die Novizen<br />
und für die Kranken. Das Dormitorium<br />
der Mönche liegt im Obergeschoss über dem<br />
Wärmeraum, was einen relativen Komfort verspricht,<br />
an der Ostseite des Kreuzgangs – mit<br />
direktem Zugang zum Querhaus der Kirche für<br />
Seite 18
die nächtlichen Gebetszeiten. Das Oratorium ist<br />
natürlich die Abteikirche, das Refektorium liegt<br />
an der Kirche gegenüberliegenden Seite des<br />
Kreuzgangs, darüber die Kleiderkammer. Über<br />
der Sakristei werden die liturgischen Gewänder<br />
aufbewahrt.<br />
3. Es handelt sich um den Abtpalast, die Schule<br />
und den Bereich des Kreuzgangs, in dem sich<br />
die Mönche versammeln. In der <strong>Benedikt</strong>sregel<br />
ist von einem eigenen Wohnbereich des Abtes<br />
noch nicht die Rede. Seine herausgehobene Stellung<br />
(vgl. Arbeitsmaterial 1, Kapitel 64 der Regel)<br />
legt dies aber bereits nahe, zumal der Abt<br />
für die Außenkontakte der Klostergemeinschaft<br />
zuständig war. Auf dem Klosterplan schläft der<br />
Abt in einem Schlafsaal mit acht Betten und isst<br />
im Refektorium der Mönche. Adelige Gäste kann<br />
er aber in seinem Haus empfangen und dort mit<br />
ihnen speisen. Man darf nicht vergessen, dass es<br />
in der ständischen Gesellschaft des Mittelalters<br />
selbstverständlich war, dass der Abt ein Adeliger<br />
war, und immer mehr ein standesgemäßes Leben<br />
beibehielt, was in deutlicher Spannung zur <strong>Benedikt</strong>sregel<br />
stand.<br />
Eine Schule wird in der Regel nicht genannt, es<br />
wird aber vorausgesetzt, dass die Mönche lesen<br />
können. Außerdem ist bereits vorgesehen, dass<br />
das Kloster Kinder aufnimmt, die ihm von ihren<br />
Eltern übergeben werden (daher: „Oblaten“). Sie<br />
gehören noch nicht zur Mönchsgemeinschaft. Die<br />
Beschriftung des Kreuzgangs der Novizen weist<br />
darauf hin, dass die Oblaten dort in den Kreis<br />
der Novizen aufgenommen werden. Es liegt auf<br />
der Hand, dass darum eine Schule außerhalb der<br />
Klausur nötig ist: die sogenannte äußere Schule.<br />
4. Alle Gebäude rund um den Kreuzgang gehören<br />
zur Klausur. Innerhalb der Kirche sind<br />
das Querhaus und das Altarhaus mit Apsis den<br />
Mönchen vorbehalten, wie man an den dort eingezeichneten<br />
Bänken erkennen kann. Die beiden<br />
Zugänge zum Gründergrab unter dem Hauptaltar<br />
stehen offenbar allen Gläubigen offen, da<br />
Gänge im Querhaus markiert sind, die sie mit<br />
dem Westen der Kirche verbinden.<br />
5. Selbstverständlich handelt es sich beim Kloster<br />
der Planzeichnung um einen Großbetrieb,<br />
der die Versorgung von ca. 350 Personen leisten<br />
musste, von denen die Mönche nur etwa<br />
ein Viertel ausmachten. 21 Den Schülern sollte<br />
auch deutlich gemacht werden, dass zu einem<br />
solchen Kloster umfangreiche Ländereien gehören<br />
mussten, schon um die Versorgung mit Verbrauchsgütern<br />
sicher zu stellen (Viehfutter, Getreide,<br />
Bau- und Brennholz). Ein großer Teil der<br />
Überschüsse dürfte in die Versorgung der Kranken<br />
und der Pilger geflossen sein. Die von den<br />
Mönchen geforderte Armut um Christi willen<br />
ist eine persönliche Armut – der einzelne Mönch<br />
hat keinen privaten Besitz – auf der Grundlage<br />
einer soliden Existenzsicherung durch eine<br />
hochgradig differenzierte Organisation, die auf<br />
wirtschaftliche Autarkie und politisch gesicherte<br />
Selbständigkeit (z. B. durch angemessene Bewirtung<br />
der höherstehenden Gäste – bis hin zum<br />
König) ausgerichtet ist. Von einem derart gesicherten<br />
Leben konnten die meisten Zeitgenossen<br />
nur träumen.<br />
Ein Kapitelsaal fehlt, was umso auffälliger ist,<br />
als dieser ab dem 12. Jh. allgemein üblich ist und<br />
zum Kern der Klosteranlage gehört (Binding, Sp.<br />
1221). Die Beschriftung weist auf den Ostflügel<br />
des Kreuzgangs die Funktion zu, als Versammlungsort<br />
der Mönche zu dienen. Dass es solch<br />
einen Bereich geben muss, geht aus der Regel<br />
hervor (Kap. 3), nicht nur bei der Wahl des Abtes<br />
(s. Arbeitsmaterial 1) handeln die Mönche als Gemeinschaft.<br />
_________<br />
21) Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. S. 157<br />
Seite 19
Arbeitsmaterial 3:<br />
1. Zwar weist die Anrede „Sohn“ auf eine übergeordnete<br />
Stellung des Absenders hin. Diese dürfte<br />
aber eher dem höheren Alter des Absenders geschuldet<br />
sein als einem anderen kirchlichen oder<br />
gesellschaftlichen Rang, denn der Ton ist sehr<br />
vertraut („Brüderlichkeit“). Der Absender möchte<br />
dem Adressaten helfen, wobei er verhindern<br />
möchte, sich als Ratgeber aufzudrängen.<br />
2. Die gute[.] Absicht, von der im Widmungsschreiben<br />
die Rede ist, dürfte der beabsichtige<br />
Neubau des Klosters St. Gallen gewesen sein.<br />
Heito war seinem Bruder im Amt nicht nur an Erfahrung<br />
in Bau¬angelegenheiten voraus, sondern<br />
hatte mit seinem Kloster auch die von Guzbert<br />
angestrebte Stellung eines Reichsklosters bereits<br />
inne, welche Selbständigkeit gegenüber dem<br />
zuständigen Bischof bedeutete. Ausdrücklich<br />
spielt der Absender die Verbindlichkeit des Plans<br />
herunter: Er solle als Übungsmaterial und zum<br />
Studium dienen. Da Reichenau in dieser Periode<br />
ein einflußreiches Königskloster war, das über<br />
beste Beziehungen zum Hofe verfügte, St. Gallen<br />
jedoch ein vom Konstanzer Bischof abhängiges<br />
Kloster, das einen solchen Status anstrebte, wird<br />
der Klosterplan in den Rahmen dieser Bemühungen<br />
zu stellen sein: er sollte dem Abt Gozbert im<br />
Sinne eines Exempels vor Augen führen, wie eine<br />
Abtei ausgestaltet sein mußte, um in den Kreis<br />
der Königsklöster aufsteigen zu können. 22<br />
3. Den Schülern wird ohne Weiteres auffallen,<br />
dass beide Grundrisse (d) kürzer sind als die<br />
auf dem Klosterplan gezeichnete Kirche. Der<br />
Vergleich, den Jacobsen unternimmt, dessen<br />
Werk die Materialien entnommen sind, bezieht<br />
sich allerdings auf die Maßangaben und nicht<br />
auf die Planzeichnung. Denn auf dem St. Galler<br />
Klosterplan entsprechen sich Zeichnung und<br />
Längenangaben nicht: Die Länge der Kirche soll<br />
200 Fuß betragen („Von Ost bis West beträgt die<br />
Länge 200 Fuß“), die Breite des Mittelschiffs 40<br />
Fuß („Die Breite des inneren Tempels [beträgt]<br />
40 Fuß.“). Die gezeichnete Länge würde aber fast<br />
300 Fuß entsprechen, wenn man die gezeichnete<br />
Breite des Mittelschiffs zugrundelegt. Die Kirche<br />
erscheint also in der Zeichnung wesentlich<br />
schlanker als sie wirken würde, wenn man die<br />
Maßangaben korrekt zeichnerisch umsetzt. Die<br />
Forschung ist sich keineswegs einig, wie dieser<br />
Widerspruch erklärt werden kann. Jacobsen betont<br />
die Nähe des Plans zum Vorbild, der Abteikirche<br />
auf der Reichenau, sowie zur Kirche, die<br />
Guzbert wohl auf Anregung des Plans bauen<br />
ließ. Den Schülern dürfe zuerst die abweichende<br />
Doppelapsis ins Auge fallen. Dagegen ist auf die<br />
Anbauten in den Winkeln zwischen Querhaus<br />
und Altarhaus hinzuweisen, die beide Bauten mit<br />
dem Klosterplan gemeinsam haben. Ebenfalls ist<br />
die Ähnlichkeit der Krypta der St. Galler Kirche<br />
mit dem Klosterplan erkennbar.<br />
4. Lassen sich bei den Abteikirchen noch Parallelen<br />
erkennen, die den Klosterplan zu einem<br />
gewissen Grade als realen Bauplan wahrscheinlich<br />
machen, gilt das für die Gesamtanlage kaum.<br />
„Eine in die rauhe Wirklichkeit gestellte Planung<br />
muß von gegebenen Voraussetzungen ausgehen,<br />
muß sich auf Bedingungen einlassen, erreicht<br />
– nicht selten erkennbar – die ihr gesteckten<br />
Grenzen. Der Plan dagegen kennt nur seine von<br />
solchen Bedingungen losgelöste, absolute Idealität.“<br />
(K. Hecht, S. 298) An der realen Anlage mittelalterlicher<br />
Klosteranlagen lässt sich dies anschaulich<br />
machen. Die beiden im Arbeitsauftrag<br />
genannten Klöster sind aufgrund der räumlichen<br />
Nähe zu Mannheim ausgewählt worden und<br />
können durch andere ersetzt werden. Am Kloster<br />
Lorsch kann man erkennen, dass gerade die<br />
Wirtschaftsgebäude im Vergleich zum Klosterplan<br />
wesentlich lockerer angeordnet waren, was<br />
bestimmt auch den praktischen Anforderungen<br />
besser entsprochen hat. Der Kreuzgang des Klosters<br />
St. Michael bei Heidelberg schließt östlich an<br />
die Apsis der Klosterkirche an. Werden Zisterzienserklöster<br />
zum Vergleich herangezogen, ist zu<br />
beachten, dass anders als bei den <strong>Benedikt</strong>inern<br />
gesonderte Räume für die Konversen (Laienmönche)<br />
vorgesehen sind. Am Kloster Maulbronn mit<br />
seinem nördlich der Kirche gelegenen Kreuzgang<br />
lässt sich aber schön zeigen, wie naturräumliche<br />
Gegebenheiten die Abweichung von der idealen<br />
Anordnung (Kreuzgang im Süden, d. h. nicht im<br />
Schatten der Kirche) erzwingen.<br />
_________<br />
22) Zettler, Alfons: Artikel „St. Galler Klosterplan“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1156.<br />
Seite 20
Arbeitsmaterial 4:<br />
1. Karl der Große bezweckt mit seiner Bildungsreform<br />
grundsätzlich, dass mehr Menschen das<br />
Reich tatkräftig unterstützen konnten. Mit einer<br />
Anhebung der intellektuellen Leistungskraft<br />
der Mönche wäre somit ein enormer<br />
Schritt getan, seine Königs- bzw. Kaiserherrschaft<br />
im Reich noch weiter abzustützen.<br />
2. Abgaben an den König bzw. Stellung von<br />
Soldaten für einen Heereszug schaffen (lehnsrechtliche)<br />
Beziehungen, von denen auch die<br />
Reichsabteien finanziell (z. B. Belehnungen)<br />
und personell (z. B. Einfluss bei Bischofswahlen)<br />
profitieren konnten.<br />
3. Im Laufe des beginnenden Hochmittelalters,<br />
besonders zu Zeiten ottonisch-sächsischer Herrscher,<br />
gibt es vermehrt lange Aufenthalte der<br />
jeweiligen Könige in benediktinischen Reichsabteien.<br />
Dieser Höhepunkt der gegenseitigen<br />
Zusammenarbeit, der dann im Spätmittel¬alter<br />
im Zuge der beginnenden Landesherrschaften<br />
wieder abebbt, wird meist mit dem Fachbegriff<br />
des „Reichskirchenwesens“ zusammengefasst.<br />
4. In einem bedeutenden, reichsnahen Kloster<br />
bestattet zu sein, zeigt die persönliche Einstellung<br />
einzelner Herrscher zum christlichen<br />
Glauben allgemein und zu den jeweiligen benediktinischen<br />
Stätten im Konkreten. Da die<br />
benediktinischen Klöster im zentraleuropäischen<br />
Mittelalter die zeitlich ersten sind, liegt<br />
es nahe, sich eher dem „Original“ anzunähern.<br />
Erarbeitet von Stefan Endres und Bernhard Kaas<br />
Seite 21
Fachbereich<br />
Kath. Religion<br />
Die Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die Welt der<br />
frühen Klöster“ lässt sich problemlos im Fachbereich<br />
Katholische Religion verorten. In den<br />
Bildungsstandards in Baden-Württemberg<br />
wird betont, dass in der Klassenstufe 8 exemplarisch<br />
aufgezeigt werden soll, in welchem<br />
Maße Gesellschaften durch Religion geprägt<br />
sind. Ebenso soll die Kirche als Lebensraum<br />
im Mittelalter im Unterricht aufgegriffen werden<br />
und auch Reformationen inklusive deren<br />
Ursachen, Anliegen und Folgen angesprochen<br />
werden. Der Heilige <strong>Benedikt</strong> von Nursia kann<br />
hierbei als hervorragendes Beispiel agieren. Die<br />
Reiss-Engelhorn-Museen bieten mit ihrem<br />
Ausstellungsprojekt ein passendes Ausflugsziel,<br />
um Schülerinnen und Schülern anhand<br />
von Originalen mit Quellenarbeit vertraut zu<br />
machen. Dies kann in Form von schriftlichen<br />
Quellen oder aber auch von ikonografischen<br />
Darstellungen erfolgen. Der Bereich des monastischen<br />
Lebens wird in all seinen Facetten<br />
in der Ausstellung präsentiert. Im Tagesablauf<br />
sollte nach <strong>Benedikt</strong> neben dem Gebet auch die<br />
körperliche Arbeit mit einbezogen werden, so<br />
dass der Tages- und Nachtablauf der Mönche<br />
auf die Stunde genau geregelt wird. Dies wird<br />
in den folgenden Materialien näher erläutert.<br />
Abb. 5<br />
Seite 22
Gelebter Glaube<br />
Arbeitsmaterial I<br />
<strong>Benedikt</strong> von Nursia: Vater des abendländischen<br />
Mönchtums<br />
Text 1: Leben des Heiligen <strong>Benedikt</strong>s 23<br />
zur Grundlage für alle von hier ausgehenden <strong>Benedikt</strong>inerklöster<br />
des Abendlandes wurde. Es heißt,<br />
<strong>Benedikt</strong> sei mit seiner Regel zum „Baumeister des<br />
christlichen Abendlandes“ geworden.<br />
Hoch oben in den Bergen Umbriens, in dem kleinen<br />
Ort Norcia (Nursia), kam <strong>Benedikt</strong> nach den<br />
teilweise legendarischen — Überlieferungen um das<br />
Jahr 480 zur Welt. Mit seiner Zwillingsschwester<br />
Scholastika verbrachte er hier in der herben Landschaft<br />
dieser abgeschiedenen Gegend seine Kindheit.<br />
Nach der Schulzeit schickten die Eltern <strong>Benedikt</strong><br />
zum Studium nach Rom. Der hochintelligente Student<br />
floh jedoch vor Vollendung der Studien wegen<br />
der Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten in die Einsamkeit<br />
der Sabiner Berge. Einige Zeit lebte <strong>Benedikt</strong><br />
dort in Affile (Enfide) mit einer Gruppe von<br />
Asketen [= enthaltsam lebende Menschen] zusammen.<br />
Danach zog er sich in eine einsame Höhle im<br />
Anio-Tal bei Subiaco zurück, wo er drei Jahre lang<br />
völlig einsam ein strenges Büßerleben führte. Eine<br />
Eremitengemeinschaft aus dem nahegelegenen Kloster<br />
Vicovaro ernannte <strong>Benedikt</strong> dann zu ihrem Vorsteher.<br />
Doch als der gebildete Einsiedler den Versuch<br />
unternahm, das Leben dieser Eremiten zu ordnen,<br />
verübte man ein Gift-Attentat auf ihn. Enttäuscht<br />
kehrte <strong>Benedikt</strong> zu seiner Höhle bei Subiaco zurück.<br />
Dort sammelte er nach und nach die Einsiedler aus<br />
der ganzen Gegend um sich. Es bildeten sich zwölf<br />
kleine Mönchsgemeinschaften, alle organisiert von<br />
<strong>Benedikt</strong>. Jede dieser Gemeinschaften hatte bald ein<br />
eigenes Kloster, alle wurden von <strong>Benedikt</strong> geleitet.<br />
Somit wurde <strong>Benedikt</strong> von Nursia zum Begründer<br />
des Mönchtums im Abendland.<br />
Das Jahr 529 war eine neue wichtige Station im<br />
Leben von <strong>Benedikt</strong>: Er verließ Subiaco und gründete<br />
bei dem latinischen Ort Cassino, südöstlich von<br />
Rom, das bald weltberühmte Kloster Montecassino.<br />
Hier schrieb <strong>Benedikt</strong> seine „Regula Benedicti“, die<br />
Bereits 589 gab es beim Lateran in Rom ein <strong>Benedikt</strong>inerkloster.<br />
Ein <strong>Benedikt</strong>inermönch wurde 590<br />
sogar Papst: Gregor der Große. <strong>Benedikt</strong>inerklöster<br />
und ihre Klosterschulen waren im Laufe der Jahrhunderte<br />
Zentren der Kultur und der Bildung. Am<br />
Gründonnerstag des Jahres 547, es war der 21.<br />
März, starb <strong>Benedikt</strong> während eines Gebets vor<br />
dem Altar der Klosterkirche von Montecassino. Die<br />
Mönche bestatteten ihren Ordensgründer neben seiner<br />
Schwester Scholastika. Am 11. Juli 673 (703?)<br />
— daher der Gedenktag 11. Juli — wurden <strong>Benedikt</strong>s<br />
Gebeine angeblich nach Fleury in Frankreich<br />
überführt, das danach Saint-Benoît-sur-Loire hieß.<br />
Text 2: Regula Benedicti<br />
24 25<br />
Gottesdienst und Gebet, Arbeit und Gehorsam<br />
stehen im Mittelpunkt der 73 Kapitel umfassenden<br />
Regel des <strong>Benedikt</strong> von Nursia:<br />
Der Gehorsam: Die höchste Stufe der Demut ist der<br />
Gehorsam ohne Zögern. Er zeichnet die aus, denen<br />
die Liebe zu Christus über alles geht. Wegen des heiligen<br />
Dienstes, den sie gelobt haben, oder aus Furcht<br />
vor der Hölle oder wegen der Herrlichkeit des ewigen<br />
Lebens, gibt es für sie kein Zögern, sobald der<br />
Obere etwas befohlen hat; sie führen es aus, als hätte<br />
Gott selbst es befohlen.<br />
Der Umgang mit Verfehlungen: Der Abt [= Leiter<br />
eines Klosters] muss auf jegliche Weise um<br />
die Brüder besorgt sein, die sich verfehlt haben;<br />
denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern<br />
die Kranken [Mk 2,17]. Deshalb muss er<br />
wie ein erfahrener Arzt alle Mittel anwenden …<br />
_________<br />
23) Auszüge aus: Schauber/Schindler. Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Augsburg. 1998. 346–349<br />
24) Auszüge aus: Chronik des Christentums. München. 1999. S.81<br />
25) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.):<br />
<strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster. Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen. Band 50. Mannheim. 2012. S. 65 ff.<br />
Seite 23
Der Abt muss sich große Mühe geben und mit Umsicht<br />
und Beharrlichkeit alles daransetzen, um keines<br />
der ihm anvertrauten Schafe zu verlieren. Und er<br />
ahme den Guten Hirten nach, der das Beispiel väterlicher<br />
Güte gab; er ließ die neunundneunzig Schafe<br />
[Mt 18,12f] in den Bergen zurück und machte sich<br />
auf, um das verirrte Schaf zu suchen. Er hatte solches<br />
Mitleid mit dessen Schwäche, dass er es huldvoll<br />
auf seine heiligen Schultern nahm und so zur Herde<br />
zurücktrug.<br />
Der Abt: Er hasse das Böse und liebe die Brüder.<br />
Muss er zurechtweisen, handle er klug und gehe nie<br />
zu weit, damit das Gefäß nicht zerbricht, wenn er es<br />
allzu sauber vom Rost reinigen will. Damit wollen<br />
wir nicht sagen, er dürfe Fehler wuchern lassen. Im<br />
Gegenteil: Er rotte sie, wie wir schon sagten, klug<br />
und liebevoll aus, wie er es für jeden zuträglich hält.<br />
Und er suche mehr geliebt als gefürchtet zu werden.<br />
Er sei nicht aufgeregt und überängstlich, nicht maßlos<br />
und eigensinnig; nicht eifersüchtig und nicht argwöhnisch,<br />
sonst kommt er ja nie zur Ruhe.<br />
Der Besitz: Vor allem werde dieses Laster mit der<br />
Wurzel aus dem Kloster ausgerottet; keiner darf es<br />
wagen, ohne Erlaubnis des Abtes etwas herzugeben,<br />
anzunehmen oder im Besitz zu haben, und zwar<br />
durchaus nichts, kein Buch, keine Schreibtafel, keinen<br />
Griffel … Alles sei allen gemeinsam, wie es in der<br />
Schrift heißt (Apostelgeschichte 4, 32 ), und keiner<br />
bezeichne etwas als sein eigen oder nehme es als solches<br />
für sich in Anspruch.<br />
Gebet und Arbeit: Müßiggang ist der Feind der Seele.<br />
Deshalb müssen sich die Brüder zu bestimmten<br />
Zeiten mit heiliger Lesung beschäftigen.<br />
Der Tagesablauf, ein steter Wechsel von Besinnung<br />
(»contemplatio«), Gebet (»oratio«) und<br />
Arbeit (»laboratio«), ist genau vorgeschrieben.<br />
.<br />
Seite 24
Material 3:<br />
Ausstellungsobjekt: Darstellung des Hl. <strong>Benedikt</strong><br />
mit Becher/Schlange 26 bzw. Hl. <strong>Benedikt</strong>,<br />
mit aufgeschlagener Regula 27<br />
Material 4:<br />
Verteilt in der ganzen Welt gibt es auch heute<br />
noch viele Orden, die sich auf <strong>Benedikt</strong> und seine<br />
Regel berufen 28 :<br />
www.osb-international.info<br />
Abb. 6<br />
Abb. 7<br />
Material 5:<br />
01:00 – 02:30 Wecken, Ankleiden und Nachtgebet<br />
02:30 – 04:00 erneut Nachtruhe<br />
04:00 – 04:30 Morgengebet in der Klosterkirche<br />
04:30 – 05:45 erneute Nachtruhe<br />
05:45 – 06:00 endgültiges Aufstehen<br />
06:00 – 06:30 Gebete der erster Tagesstunde (Prim)<br />
06:30 – 07:30 Versammlung im Kapitelsaal, Fortsg. der Prim, Arbeitsverteilg. u. Disziplinarfälle<br />
07:30 – 08:15 Morgenmesse<br />
08:15 – 09:00 Private Messe oder Arbeit<br />
09:00 – 10:30 Gebet der dritten Tagesstunde (Terz) und Messe<br />
10:30 – 11:30 Arbeit<br />
11:30 – 12:00 Gebet der sechsten Tagesstunde (Sext)<br />
12:00 – 12:45 Essen<br />
12:45 – 14:00 Ruhepause<br />
14:00 – 14:30 Gebet der neunten Tagesstunde (Non)<br />
14:30 – 16:15 Arbeit<br />
16:30 – 17:15 Abendandacht (Vesper)<br />
17:30 – 17:50 leichtes Abendessen (außer an Fastentagen)<br />
18:00 – 18:45 Tagesschlussgebet (Komplet)<br />
18:45 – 00:30 Nachtruhe<br />
_________<br />
26) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): <strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster.<br />
Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen. Band 50. Mannheim. 2012. S. 33<br />
27) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): <strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster.<br />
Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen. Band 50. Mannheim. 2012. S. 69<br />
28) www.rsw.schule.ulm.de/projektw/bened_2.htm<br />
Seite 25
Arbeitsauftrag I<br />
1. Fasse die Stationen des Lebens des Heiligen <strong>Benedikt</strong> zusammen. (Text 1)<br />
2. Der Heilige <strong>Benedikt</strong> hat auf Abbildungen oft bestimmte Gegenstände bei sich. Finde heraus,<br />
welche das sind und auf welche Begebenheiten aus seinem Leben sie sich beziehen. (Material 3)<br />
3a. Nenne die wichtigsten Regeln aus der Regula Benedicti. (Text 2)<br />
3b. Beschreibe mit eigenen Worten, wie ein Abt sein sollte.<br />
3c. Welche dieser Regeln findest Du gut? Bei welchen würde es Dir schwer fallen,<br />
sie einzuhalten? Begründe!<br />
4a. Informiere Dich über den <strong>Benedikt</strong>inerorden heute (www.osb-international.info),<br />
insbesondere seine Verbreitung.<br />
4b. Erkunde mit Hilfe der Karte, wo in Deiner Nähe sich eine Einrichtung der <strong>Benedikt</strong>iner<br />
befindet und was dort für Gäste angeboten wird.<br />
4c. Wie sieht der Tagesablauf in einem Kloster aus? (Material 5)<br />
Beschrifte den 24-Stunden-Kreis und zeichne die verschiedenen Tätigkeiten<br />
mit unterschiedlichen Farben ein.<br />
Abb. 8<br />
Schlafen<br />
Gebet/Gottesdienst<br />
Arbeit<br />
Essen<br />
4e. Erstelle einen thematischen Multiple-Choice-Test mit richtigen und falschen<br />
Antwortmöglichkeiten (Beispielfragen: Wofür steht die Abkürzung „OSB“?<br />
Wie viele Mönche gehören dem <strong>Benedikt</strong>inerorden heute weltweit an?<br />
Wie lautet das Motto der <strong>Benedikt</strong>iner?)<br />
Vergiss‘ nicht, zuvor die richtigen Antworten zu finden!<br />
Seite 26
Klöster – wozu?<br />
Arbeitsmaterial II<br />
Text 1 29 :<br />
Neuorganisation notwendig: Das aus dem Orient in<br />
den Westen vorgedrungene Mönchtum drohte zu zerfallen.<br />
Als nennenswerte Leitlinie war vor allem die<br />
von Athanasius geschriebene Biographie »Leben des<br />
Antonius« vorhanden, die die Ideale der asketischen<br />
[Leben in Enthaltsamkeit] Bewegung verbreitete. Das<br />
Klosterleben funktionierte zwar in einigen Klöstern, vor<br />
allem in Südgallien, gut, doch einzelne umherziehende<br />
Mönche ohne Anbindung trieben mit dem asketischen<br />
Ideal Geschäfte: In Kutten gekleidete Landstreicher<br />
vagabundierten umher und missbrauchten des klösterliche<br />
Gastrecht. Selbst vor dem Handel mit gefälschten<br />
Reliquien [= Überrest eines Heiligen als Gegenstand<br />
religiöser Verehrung] scheuten sie nicht zurück. Einzelne<br />
Klöster reagierten darauf, indem sie verbindliche<br />
Regeln aufstellten. Dem 480 in Umbrien geborenen<br />
<strong>Benedikt</strong> gelingt es schließlich, die Organisationsbemühungen<br />
zum Erfolg zu bringen. Als Eremit hatte<br />
<strong>Benedikt</strong> in Subiaco bei Rom von sich reden gemacht.<br />
Die »<strong>Benedikt</strong>inische Regel«: In einem alten Apollotempel<br />
auf dem Monte Cassino gründet er schließlich<br />
ein eigenes Kloster. Um das Leben der Brüder zu ordnen,<br />
verfasst er auf der Grundlage einer ihm vorliegenden<br />
»Regula Magistri« die eigene »Regula Benedicti«.<br />
Die Mischung aus Weltabgewandtheit, Demut,<br />
Verpflichtung zur Ortsgebundenheit (»stabilitas loci«)<br />
und nicht hinterfragbarem Gehorsam gegenüber dem<br />
Abt weist auf die Verschmelzung spätantiker Klostertraditionen<br />
mit römisch-militärischem Geist hin. Um<br />
die Ernsthaftigkeit des mönchischen Lebens zu gewährleisten,<br />
schreibt <strong>Benedikt</strong> eine einjährige Probezeit<br />
vor (»Noviziat«). Neben Gastfreundschaft, der Armenpflege<br />
und Handwerk tritt die Bildungsarbeit zu<br />
den klösterlichen Aufgaben neu hinzu: Begründet in der<br />
Erziehung der dem Kloster überlassenen jungen Männer<br />
(»puer oblati«), weitet sich das Klosterschulwesen<br />
im Mittelalter stark aus.<br />
Absoluter Gehorsam: Schon im Vorwort seiner Regel<br />
mahnt <strong>Benedikt</strong> seine Brüder zu absolutem Gehorsam<br />
gegenüber Gott und dem Abt: »Sollten Vernunft<br />
und Billigkeit zur Besserung von Fehlern und zur<br />
Bewahrung der Liebe da und dort etwas strengere<br />
Anforderungen stellen, so verlasse nicht gleich voll<br />
Angst und Schrecken den Weg des Heils, der am<br />
Anfang nun einmal eng sein muss … Wir wollen<br />
uns nie der Leitung des Meisters entziehen, sondern<br />
im Kloster bis zum Tod an seiner Lehre festhalten.«<br />
Den »Gehorsam ohne Zögern« erklärt <strong>Benedikt</strong> zur<br />
»höchsten Stufe der Demut«. Für diejenigen, die<br />
sich für das Klosterleben entschieden haben, »gibt es<br />
kein Zögern, sobald der Obere etwas befohlen hat;<br />
sie führen es aus, als hätte Gott es selbst befohlen«.<br />
<strong>Benedikt</strong> stirbt 547 in Monte Cassino.<br />
<strong>Benedikt</strong>s Wirkungsbereich: Zu seinen Lebzeiten<br />
bleibt die »Regula Benedicti« nur eine unter vielen<br />
Klosterregeln. 581 zerstören langobardische Truppen<br />
das Kloster Monte Cassino. Doch aufgrund ihrer<br />
weitsichtigen Kombination geistlicher Tugenden<br />
mit straffer Hierarchie und der Gunst Gregors des<br />
Großen kann sich die »Regula Benedicti« bis ins 12.<br />
Jahrhundert hinein weiterverbreiten. Sie ist prädestiniert<br />
wie keine andere, das gesamte abendländische<br />
Mönchtum zu ordnen.<br />
Text 2 30 :<br />
Vom 4. Jahrhundert an wird das klösterliche Leben<br />
auch im Abendland zur eindrucksvollsten kirchlichen<br />
Lebensform. Unterschiedliche Gründe tragen<br />
zur Faszination und zum Erfolg des monastischen<br />
Lebens bei.<br />
Mönchtum als wahres Christenleben: Das Christentum<br />
hatte sich von einer Minderheitsreligion zur<br />
Massenbewegung entwickelt, doch steht für die neumissionierten<br />
Christen der unverfälschte christliche<br />
_________<br />
29) Chronik des Christentums. München. 1999. S.79<br />
30) Chronik des Christentums. München. 1999. S.79<br />
Seite 27
Glaube nicht mehr im Vordergrund. »Bekehrung<br />
zum Christentum« — das bedeutete früher die radikale<br />
Hinwendung zum Glauben; seitdem das Christentum<br />
Staatsreligion geworden war, bezieht sich<br />
der Begriff »Bekehrung« jedoch nicht mehr auf die<br />
»normalen« Missionierten, sondern auf diejenigen,<br />
die sich zum klösterlichen Leben entschließen. Der<br />
Gegensatz von geistlichem und fleischlichem Leben<br />
markiert zunehmend nicht mehr die Fronten zwischen<br />
Christen und Heiden, sondern zwischen klösterlichem<br />
und weltlichem Leben. Im Kloster lebe man<br />
»nach dem Evangelium«, jenseits der Klostermauern<br />
»nach dem Gesetz«, meinte der Mönch Johannes<br />
Cassian (360 bis 435), der Anfang des 5. Jahrhunderts<br />
zwei Klöster in Marseille gründet.<br />
Text 3 31 :<br />
alles braucht sein Gleichgewicht<br />
weit sich aus dem Fenster lehnen<br />
kann nur der den jemand an den Füßen hält<br />
wer nach Kosten/Nutzen rechnet<br />
für den sind stille Klöster überflüssig<br />
alles Laute braucht das Leise<br />
um nicht sinnlos zu verlärmen<br />
denn uns allen<br />
die der Erde ganz verhaftet sind<br />
halten sie den Himmel frei<br />
Andreas Knapp<br />
Einheit von Bischöfen und Klöstern: Den Bischöfen<br />
war die feste Anbindung der Klostergemeinschaften<br />
an die verfasste Kirche gelungen. Entgegen<br />
ursprünglicher Befürchtungen hatten sich die<br />
Klostergemeinschaften nicht zu einem autarken, von<br />
kirchlicher Weisung unabhängigen Gebilde entwickelt,<br />
sondern trugen zur Mission der Kirche wesentlich<br />
bei. Nicht nur die Predigten umherziehender<br />
Mönche — seien sie seriös oder nicht — ließen<br />
die Bevölkerung immer wieder mit dem christlichen<br />
Glauben in Berührung kommen. Auch die Bekanntheit<br />
der Bibel ist den Mönchen zu verdanken. In<br />
jedem Kloster waren Mönche oder Nonnen stets damit<br />
beschäftigt, die Heilige Schrift zu kopieren, was<br />
auf den ehemaligen römischen Senator und späteren<br />
Theologen Cassiodorus (490–583) zurückging: »O<br />
Anblick, glorreich für diejenigen, die sich Ihm mit<br />
Andacht widmen! Mit gleitenden Fingern werden<br />
die himmlischen Worte kopiert, auf dass des Teufels<br />
Kunst zerstört werde.<br />
Klöster als Hort der Sicherheit: Inmitten der großen<br />
geistigen und politischen Wandlungen des frühen<br />
Mittelalters steht das Leben der Mönche und Nonnen<br />
wie ein unverrückbarer Fels in der Brandung.<br />
Die in den rauen Zeiten von den Mönchen und Nonnen<br />
aufgebrachte Disziplin verschaffte ihnen das<br />
Image heiliger Gestalten.<br />
_________<br />
31) Zitiert nach: www.abtei-st-stephan.de/fileadmin/abtei-st-stephan/data/Bildmaterial/Kloster/<br />
News/Jubilaeum/BB2012Programm_Web02.<strong>pdf</strong><br />
Seite 28
Arbeitsauftrag II<br />
1a. Was kennzeichnet das benediktinische Mönchtum?<br />
Fasse die wesentlichen Aspekte von Text 1 zusammen.<br />
1b. Lege dar, wie <strong>Benedikt</strong> mit seinen Regeln auf die religiösen Verhältnisse seiner Zeit reagiert.<br />
Beziehe dazu auch biografische Informationen zu <strong>Benedikt</strong> von Nursia aus der Ausstellung<br />
mit ein.<br />
1c. Finde in der Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster“ Beispiele dafür, wie sich<br />
im Mittelalter Klöster förderlich auf das gesellschaftliche und kirchliche Leben auswirkten.<br />
2a. Fasse die Gründe zusammen, weshalb das Klosterleben im 4./5. Jahrhundert<br />
attraktiv wurde (Text 2).<br />
2b. „Klöster als Hort der Sicherheit“ (s. Text 2) – weise diesen Aspekt anhand<br />
des Klosters St. Gallen nach. Berücksichtige dabei, was „autark“ meint.<br />
2c. Untersuche, aus welchen Gründen sich auch heutzutage Menschen für ein klösterliches<br />
Leben entscheiden. Bewerte: Welche der Aspekte aus Aufgabe 2a haben heute noch Gültigkeit?<br />
2d. Interpretiere das Gedicht von Andreas Knapp (Text 3) und nimm Stellung:<br />
Sind „stille Klöster überflüssig“?<br />
Seite 29
Bemerkungen<br />
zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />
Die Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die Welt der<br />
frühen Klöster“ eröffnet eine Möglichkeit, diese<br />
grundlegende und über Jahrhunderte prägende<br />
Form religiösen Lebens kennen zu lernen. Die<br />
anschauliche Aufbereitung lässt die Bedeutung<br />
für die Entwicklung gerade in Europa erahnen.<br />
Gleichzeitig ist eine Begegnung mit dem Phänomen<br />
„Klosterleben“ eine Herausforderung, über<br />
die historische Dimension hinaus diese Lebensweise<br />
als lebendigen Ausdruck gelebten Glaubens<br />
wahrzunehmen.<br />
Die vorliegenden Materialien und Arbeitsvorschläge<br />
wollen eine Anregung geben, wie die<br />
Ausstellung für den unterrichtlichen Kontext<br />
unterstützend eingesetzt werden kann.<br />
Dabei ist zunächst an die Klassenstufe 5/6<br />
gedacht (Arbeitsmaterial 1), wie auch an die<br />
Lehrplaneinheiten „Gemeinsam Kirche sein“<br />
und „In der Nachfolge des Herrn“. Die entwicklungsgemäße<br />
Orientierung an Vorbildern legt<br />
es nahe, sich näher mit dem Leben und Wirken<br />
des Heiligen <strong>Benedikt</strong> von Nursia zu befassen. 32<br />
Dabei gilt es zunächst, eine differenzierte Wahrnehmung<br />
zu ermöglichen, um sich selbst dazu in<br />
Beziehung setzen zu können (Deutungskompetenz).<br />
Zur Verwendung der Materialien<br />
im Unterricht<br />
Die vorgeschlagenen Materialien eignen sich<br />
insbesondere für eine projektbezogene Erarbeitung.<br />
Der Ausstellungsbesuch ist hierbei ein<br />
wesentlicher Bestandteil, dieser erfordert jedoch<br />
zumindest eine vorherige Klärung der Aufgabenstellungen,<br />
die durchaus auch in Gruppen<br />
und arbeitsteilig angegangen werden kann. Im<br />
Anschluss sollte eine Nachbereitung im Unterricht<br />
stehen, die der Präsentation von Ergebnissen<br />
(durch Vortrag oder auch Plakatgestaltung)<br />
dient und es ermöglicht, wesentliche Aspekte zu<br />
sichern.<br />
Nachstehend finden sich einige Bearbeitungshinweise,<br />
die in keiner Hinsicht umfassend sein<br />
können, aber zumindest exemplarisch relevante<br />
Punkte benennen wollen.<br />
Arbeitsmaterial 2 orientiert sich an den Vorgaben<br />
der Oberstufe. 33 Hier verschiebt sich<br />
der Schwerpunkt verstärkt in den Bereich der<br />
historischen Einordnung, ohne dass der religiöse<br />
Aspekt darüber vergessen würde. Über das<br />
Wahrnehmen und Deuten hinaus kann hier auch<br />
eine Anregung zur kritischen Stellungnahme<br />
(Urteilskompetenz) gegeben werden.<br />
_________<br />
32) Vgl. Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010. S. 32 („Das Leben von Heiligen<br />
zeigt oft vorbildhaft Frömmigkeit und diakonisches Handeln“)<br />
33) Vgl. Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010. Q2: Kirche Christi und Weltverantwortung<br />
(„Kirchliche Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart als Vorbilder in der Nachfolge Christi“) und Q4: Christ sein<br />
Seite 30
Arbeitsmaterial 1:<br />
<strong>Benedikt</strong> von Nursia: Vater des abendländischen<br />
Mönchtums<br />
1. Fasse die Stationen des Lebens des Heiligen<br />
<strong>Benedikt</strong> zusammen. (Text 1)<br />
Neben der räumlichen und zeitlichen Einordnung<br />
werden das Wachsen der Gemeinschaft,<br />
die Erstellung der Regeln und die Wirkungsgeschichte<br />
erwähnt.<br />
2. Der Heilige <strong>Benedikt</strong> hat auf Abbildungen oft<br />
bestimmte Gegenstände bei sich. Finde heraus,<br />
welche das sind und auf welche Begebenheiten<br />
aus seinem Leben sie sich beziehen. (Material 3)<br />
Zu nennen sind: Die „Regula Benedicti“, in<br />
der Regel als Buch, sowie ein Becher oder eine<br />
Schlange als Hinweis auf den Giftanschlag im<br />
Kloster Vicovaro.<br />
3a. Nenne die wichtigsten Regeln aus der „Regula<br />
Benedicti“. (Text 2)<br />
Gehorsam und Demut Gott und dem Abt gegenüber,<br />
der sich fürsorglich der Brüder annimmt;<br />
Besitzlosigkeit; regelmäßiges Gebet<br />
3b. Beschreibe mit eigenen Worten, wie ein Abt<br />
sein sollte.<br />
Als „Hirte“ verantwortlich für die „Schafe“;<br />
streng, aber auch besorgt und nachsichtig<br />
3c. Welche dieser Regeln findest Du gut? Bei<br />
welchen würde es Dir schwer fallen, sie einzuhalten?<br />
Begründe!<br />
Die prinzipielle Notwendigkeit von Regeln<br />
sollte anerkannt werden, „Gehorsam“ etwa<br />
dürfte jedoch nur mit Einschränkungen Zustimmung<br />
finden; an dieser Stelle ist es insbesondere<br />
wichtig, dass sich die Schülerinnen<br />
und Schüler in Bezug setzen zu den an sie<br />
herangetragenen Konzepten eines „gottgefälligen“<br />
Lebens und Ansätze einer kritischen<br />
Auseinandersetzung, beispielsweise mit dem<br />
Besitzstreben zeigen. An dieser Stelle können<br />
sich exemplarisch Ausweitungen anschließen:<br />
Wahrnehmung sozialer Verantwortung in<br />
der Welt (aus dem Glauben heraus) und Befähigung<br />
zu diakonischem Handeln.<br />
4a. Informiere Dich über den <strong>Benedikt</strong>inerorden<br />
heute (www.osb-international.info), insbesondere<br />
seine Verbreitung.<br />
Relevante Aspekte wären etwa die weltweite<br />
Verbreitung und Internationalität<br />
4b. Erkunde mit Hilfe der Karte, wo in Deiner<br />
Nähe sich eine Einrichtung der <strong>Benedikt</strong>iner befindet<br />
und was dort für Gäste angeboten wird.<br />
Die nächstgelegene Einrichtung (im weiten<br />
Umkreis) ist die Abtei Neuburg bei Heidelberg<br />
(www.abtei-neuburg.de), die, wie viele<br />
Klöster, die Möglichkeit zur Einkehr bietet,<br />
für Männer auch begleitete „Schnupperwochen“<br />
(Kloster auf Zeit).<br />
Bei diesem Auftrag geht es in erster Linie darum,<br />
die Schülerinnen und Schüler zumindest<br />
aus der Ferne in Kontakt zu bringen mit dieser<br />
Form gelebten Glaubens heute und einen<br />
Einblick in die, den meisten wohl fremd gewordenen<br />
Lebensweise, zu erhalten.<br />
4c. Wie sieht der Tagesablauf in einem Kloster<br />
aus? Beschrifte den 24-Stunden-Kreis und zeichne<br />
die verschiedenen Tätigkeiten mit unterschiedlichen<br />
Farben ein.<br />
Sichtbar werden sollte insbesondere die Häufigkeit<br />
und Ausdehnung von Gebet/Gottesdienst,<br />
denen selbst Arbeit und Schlaf untergeordnet<br />
sind<br />
Seite 31
4e. Erstelle einen thematischen Multiple-Choice-<br />
Test mit richtigen und falschen Antwortmöglichkeiten.<br />
Vergiss‘ nicht, zuvor die richtigen<br />
Antworten zu finden!<br />
Zu den Beispielfragen:<br />
Wofür steht die Abkürzung „OSB“?<br />
– Ordo Sancti Benedicti<br />
Wie viele Mönche gehören dem <strong>Benedikt</strong>inerorden<br />
heute weltweit an?<br />
– ca. 8.000 Mönche weltweit (dazu etwa<br />
16.000 Nonnen und Schwestern)<br />
Wie lautet das Motto der <strong>Benedikt</strong>iner?<br />
– „Ut in omnibus glorificetur Deus – Auf dass<br />
Gott in allem verherrlicht werde“ (nicht: Ora<br />
et labora)<br />
Die Aufgabenstellung bietet den Schülerinnen<br />
und Schülern die Möglichkeit, selbst auf<br />
„Entdeckungsreise“ zu gehen und spielerisch<br />
Fakten zusammen zu tragen. Je nach Vorerfahrungen<br />
sind technische und methodische<br />
Hilfestellungen erforderlich.<br />
Arbeitsmaterial 2:<br />
Klöster – wozu?<br />
1a. Was kennzeichnet das benediktinische<br />
Mönchtum? Fasse die wesentlichen Aspekte von<br />
Text 1 zusammen.<br />
Zu nennen wären zunächst die Missstände,<br />
auf die <strong>Benedikt</strong> reagiert, unter anderem mit<br />
der Betonung des Gehorsams; Gastfreundschaft,<br />
Armenpflege; Handwerk; Bildungsarbeit<br />
sind bleibende Elemente, die mit dazu<br />
beitrugen, dass von den Regeln eine ungeheure<br />
Wirkungsgeschichte ausging<br />
1b. Lege dar, wie <strong>Benedikt</strong> mit seinen Regeln auf<br />
die religiösen Verhältnisse seiner Zeit reagiert.<br />
Beziehe dazu auch biografische Informationen<br />
zu <strong>Benedikt</strong> von Nursia aus der Ausstellung mit<br />
ein.<br />
Gehorsam); in Rom ist er konfrontiert mit Sittenverfall;<br />
seine Versuche, Missstände in klösterlichen<br />
Gemeinschaften zu beenden, stößt<br />
auch auf Widerstand (Giftanschlag)<br />
1c. Finde in der Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die<br />
Welt der frühen Klöster“ Beispiele dafür, wie sich<br />
im Mittelalter Klöster förderlich auf das gesellschaftliche<br />
und kirchliche Leben auswirkten.<br />
Brückenköpfe der Erschließung „heidnischer“<br />
Länder; Zentren der Christianisierung; Bewahrung<br />
von „Kultur“, insbesondere der<br />
Buchkunst und damit des Wissens der Antike;<br />
Aufbau eines Schul- und Universitätswesens;<br />
Gegengewicht zu Rom und Papsttum; Aufbau<br />
einer Krankenfürsorge; Gastfreundschaft und<br />
Sicherung von Reisewegen; prosperierende<br />
Wirtschaftsunternehmen<br />
2a. Fasse die Gründe zusammen, weshalb das<br />
Klosterleben im 4./5. Jahrhundert attraktiv wurde<br />
(Text 2).<br />
Zur Staatsreligion geworden, bedurfte es besonderer<br />
Formen, eine radikale Bekehrung<br />
zum Ausdruck zu bringen; das Leben der<br />
weltlichen Christen gleicht dem der Heiden<br />
früher; die Unsicherheiten in der Welt förderten<br />
die Klosterbildung als „Hort der Sicherheit“<br />
2b. „Klöster als Hort der Sicherheit“ (s. Text 2)<br />
– weise diesen Aspekt anhand des Klosters St.<br />
Gallen nach. Berücksichtige dabei, was „autark“<br />
meint.<br />
Umfassende Fähigkeit zur Selbstversorgung;<br />
burgähnliche Schutzhaftigkeit von Klosteranlagen;<br />
ausgedehnte Ländereien; verständiges<br />
(heute würde man sagen: nachhaltiges) wirtschaften;<br />
(Schutz vor dem Zugriff weltlicher<br />
Macht; überregionale Beziehungsgeflechte)<br />
Drohender Zerfall des asketischen Mönchtums:<br />
Missbrauch; <strong>Benedikt</strong> schafft mit Hilfe<br />
fester Regeln Verbindlichkeit (zentral dabei:<br />
Seite 32
2c. Untersuche, aus welchen Gründen sich auch<br />
heutzutage Menschen für ein klösterliches Leben<br />
entscheiden. Bewerte: Welche der Aspekte<br />
aus Aufgabe 2a haben heute noch Gültigkeit?<br />
„Ausstieg“ aus einer leistungs- und konsumorientierten<br />
Gesellschaft nach wie vor relevant;<br />
alternative Lebensweise; eine Bewertung wird<br />
die Aspekte Demut, Gehorsam und Enthaltsamkeit<br />
als Negativ-Posten dagegen halten,<br />
zudem Weltflucht und „Lebensunfähigkeit“<br />
als vermeintliche Gründe für einen Klostereintritt;<br />
bei diesem Arbeitsauftrag obliegt es<br />
der Lehrkraft, ggf. mit Hilfe authentischer<br />
Materialien eine realistische Einschätzung zu<br />
ermöglichen.<br />
2d. Interpretiere das Gedicht von Andreas<br />
Knapp (Text 3) und nimm Stellung: Sind „stille<br />
Klöster überflüssig“?<br />
Das Konzept eines „Gegengewichts“ zur Kosten-Nutzen-orientierten,<br />
profanen Welt wird<br />
sich nicht allen Schülerinnen und Schülern<br />
erschließen, der Text regt jedoch zu einer<br />
Auseinandersetzung mit diesen Gegenentwürfen<br />
des gelebten Glaubens an; im Sinne<br />
der Förderung der Partizipationskompetenz<br />
vergewissern sich die Lernenden ihres eigenen<br />
Glaubensstandorts, indem sie etwa<br />
Christsein auch im Alltag umgesetzt sehen<br />
Erarbeitet von Dr. Martin Schmidl<br />
Seite 33
Fachbereich<br />
Biologie<br />
In jedem Kloster sollten nach den Regeln des<br />
Heiligen <strong>Benedikt</strong> vier Arten von Gärten angelegt<br />
werden: Obstgarten, Gemüsegarten,<br />
Gewürzgarten und Heilkräutergarten. Die<br />
Mönche des Mittelalters wussten viel über<br />
zahlreiche Pflanzen und besonders über Heilkräuter,<br />
die als Medizin bei Krankheiten benutzt<br />
wurden. Dieses Wissen zogen sie auch aus<br />
antiken Texten, die sie in ihren klösterlichen<br />
Scriptorien abschrieben. Durch die Vervielfältigung<br />
des Bücher trugen die Mönche bei, dass<br />
das antike Wissen nicht verloren ging, sondern<br />
sich weiter verbreitete. Aber zu ihren Aufgaben<br />
zählten nicht nur die Kopie der Bücher, sondern<br />
auch Beobachtungen und Aufzucht von Pflanzen.<br />
Bei zahlreichen Gewächsen entscheidet<br />
die Dosierung über Heilerfolg oder Vergiftung.<br />
Dieser schmale Grad war den Mönchen häufig<br />
bewusst, so dass sie zahlreichen Kranken Linderung<br />
verschaffen konnten. Ihre Erfahrungen<br />
in der Aufzucht und Anwendung von Heilkräutern<br />
schrieben sie auf, so dass diese heute noch<br />
bekannt sind. Die Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und<br />
die Welt der frühen Klöster“ zeigt unter anderem<br />
auch Rezepte und deren Anwendungsnotizen.<br />
Abb. 9<br />
Seite 34
Die Kraft der Kräuter<br />
Didaktische<br />
Vorüberlegungen<br />
Klostergärten haben bis heute eine magische<br />
Anziehungskraft auf Menschen. Ihre Ruhe, die<br />
Erhabenheit, die Regelmäßigkeit der Organisation<br />
des Gartens und der ausströmende Duft<br />
ziehen die Menschen bis heute in ihren Bann.<br />
Im Mittelalter sahen den Menschen den Klostergarten<br />
in seiner Gesamtheit als ein als Heilmittel<br />
an. Schon der Blick auf den Garten und<br />
das Riechen der Düfte sollte dem Erkrankten<br />
die Genesung bringen.<br />
Gärten kennt die Menschheit nicht erst seit den<br />
kunstvollen hängenden Gärten der Semiramis,<br />
eines der sieben Weltwunder der Antike. Dieses<br />
Weltwunder ließ wahrscheinlich König Nebukadnezar<br />
II (640 - 562 v. Chr.) für seine Gattin<br />
Amytis anlegen. Ab dem 3. Jahrtausend v. Chr.<br />
wurden im Alten Ägypten Nutz- und Ziergärten<br />
angelegt. Von den ägyptischen Klöstern<br />
gelangte die Kunst über den Mittelmeerraum<br />
über die Alpen nach Mitteleuropa. Im Mittelalter<br />
diente der Garten, zunächst als Nutzgarten,<br />
um die wirtschaftliche Autarkie des Klosters zu<br />
sichern. Die Gärten wurden zu dem ein Träger<br />
der christlichen Symbolik. Durch die Kultivierung<br />
von Gewächsen für die Pflanzen- und<br />
Heilkunde erhielten die Klostergärten eine neue<br />
Bedeutung. Im Mittelalter waren die Klöster<br />
wichtige Entwicklungszentren für das Leben.<br />
Die Erkenntnisse und Entwicklungen nahmen<br />
Einfluss auf den Anbau von Pflanzen, deren<br />
Verbreitung sowie Nutzung in der Ernährung,<br />
Medizin und Kultur.<br />
Beim Besuch der Sonderausstellung „<strong>Benedikt</strong><br />
und die Welt der frühen Klöster“ in den<br />
Reiss-Engelhorn-Museen kann der Bezug zu<br />
dem Modul der Handreichung „Die Kraft der<br />
Kräuter“ der St. Gallener Klosterplan 34 sein.<br />
Dieser Klosterplan wurde mit hoher Wahr-<br />
scheinlichkeit von 819 - 826 n. Chr. im Kloster<br />
Reichenau erstellt. Der Plan enthält neben der<br />
Darstellung von 50 Gebäuden auch die Gartenanlagen<br />
des Klosters. Die Liste und Anlage der<br />
Pflanzen zeigt Ähnlichkeiten mit der Capitulare<br />
de villis vel curtis imperii, der Verordnung von<br />
Karl des Großen für die Hofgüter bzw. Krongüter,<br />
die die Versorgung des Hofes und des Heeres<br />
sicherten.<br />
Der Klostergarten gliedert sich in der Regel in<br />
drei Teile:<br />
- Arzneigarten<br />
- Gemüsegarten<br />
- Baum- und Obstgarten<br />
Das Modul zur Handreichung weist eine Möglichkeit<br />
die Kräuter und ihre Bedeutung als<br />
Würz- und Heilmittel auch im Klassenzimmer<br />
zu erleben. Die Kräuter werden unmittelbar erlebt,<br />
durch das Beobachten der Aufzucht, des<br />
Wachsens, einer Kostprobe sowie der Degustation<br />
in Form dreier Möglichkeiten in der Küchenarbeit.<br />
Das Modul setzt sich aus den Aspekten zusammen:<br />
- Kräuteraufzucht und Kennenlernen der<br />
Pflanzenarten und ihre Bedeutung für<br />
den Menschen<br />
- Rohverkostung der Kräuter<br />
- Einsatz der Kräuter in der Küche, zweimal<br />
unerhitzt und dann als Beigabe für eine Soße<br />
Weiterhin ist eine Extraktion der Wirksubstanzen<br />
vorstellbar.<br />
Zunächst erfolgt ein Aussähen von Samen. Dies<br />
ist mit Kresse auch in den Räumlichkeiten der<br />
_________<br />
34) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): <strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster. Publikation<br />
der Reiss-Engelhorn-Museen. Band 50. Mannheim. 2012. S. 91 ff.<br />
Seite 35
Schule kein Problem. Alle anderen Kräuter benötigen<br />
einen unterschiedlich langen Zeitraum<br />
zum Keimen und Austreiben, daher wurde bei<br />
dieser Unterrichtseinheit hierauf verzichtet.<br />
Vor allem bei der Petersilie dauert der Ansatz<br />
sehr lange und ist nicht immer mit Erfolg gekrönt.<br />
Die mittelalterliche Aussage, sie geht<br />
siebenmal zum Teufel bis zum Gedeihen ist ein<br />
Sinnbild für den langen Zeitraum. In diesem<br />
Fall helfen Kräutertöpfchen, die in jeden Supermarkt<br />
für 0,99 – 1,99 € gekauft werden können.<br />
Biologisch kontrollierte Ware wäre auch hier<br />
von Vorteil. Ein Lerngang während der Unterrichtsstunde<br />
ermöglicht das Ernten von Kräutern<br />
am Wegesrand. Auch Stadtkinder können<br />
diese Erfahrung entlang von Wegen vor allem<br />
im Bereich von verwilderten Weganlagen oder<br />
Geländeanlagen oder entlang des Ufers der Gewässer<br />
machen. Natürlich scheiden Wege entlang<br />
der Bahnanlage oder die Durchgangsstraßen<br />
auf Grund der Schadstoffbelastung aus.<br />
Dieses Modul kann je nach Schulmöglichkeit in<br />
der Grundschule beginnen, ist aber vor allem für<br />
die Sekundarstufe I angedacht. Der Erwartungshorizont<br />
ist allerdings für die Sekundarstufe I<br />
erstellt.<br />
Das Modul schult die Kompetenzen der Schülerinnen<br />
und Schüler im Kompetenzbereich des<br />
Fachwissens, der Erkenntnisgewinnung, der<br />
Kommunikation und der Bewertung. 35<br />
Die Standards sind im Folgenden aufgelistet:<br />
Nationale Bildungsstandards im Fach Biologie<br />
für den mittleren Schulabschluss 2004:<br />
E 2 beschreiben und vergleichen Anatomie<br />
und Morphologie von Organismen,<br />
E 3 analysieren die stammesgeschichtliche<br />
Verwandtschaft bzw. ökologisch bedingte<br />
Ähnlichkeit bei Organismen durch kriteriengeleitetes<br />
Vergleichen,<br />
E 5 führen Untersuchungen mit<br />
geeigneten qualifizierenden (…) Verfahren durch,<br />
E 6 planen einfache Experimente, führen<br />
die Experimente durch und/oder werten sie aus,<br />
E 7 wenden Schritte aus dem experimentellen<br />
Weg der Erkenntnisgewinnung zur Erklärung an,<br />
E 8 erörtern Tragweite und Grenzen von<br />
Untersuchungsanlage, -schritten und -ergebnissen,<br />
K 1 kommunizieren und argumentieren in<br />
verschiedenen Sozialformen,<br />
K 4 werten Informationen zu biologischen<br />
Fragestellungen aus verschiedenen Quellen<br />
zielgerichtet aus und verarbeiten diese auch<br />
mit Hilfe verschiedener Techniken und Methoden<br />
adressaten- und situationsgerecht,<br />
K 5 stellen biologische Systeme,<br />
z. B. Organismen, sachgerecht, situationsgerecht<br />
und adressatengerecht dar,<br />
B 2 beurteilen verschiedene Maßnahmen<br />
und Verhaltensweisen zur Erhaltung der eigenen<br />
Gesundheit und zur sozialen Verantwortung.<br />
F 1.2 erklären den Organismus und Organismengruppen<br />
als System,<br />
F 1.4 beschreiben und erklären Wechselwirkungen<br />
im Organismus, zwischen Organismen<br />
(…),<br />
F 2.3 stellen strukturelle und funktionelle<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede von<br />
Organismen und Organismengruppen dar,<br />
_________<br />
35) http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.<strong>pdf</strong> oder<br />
Luchterhand (siehe Literaturliste)<br />
Seite 36
Erleben der Kräuter – ein Schulversuch<br />
Auch in einem Klassenzimmer bzw. einem Biologiesaal<br />
lassen sich die Kräuter erleben, so<br />
durch Beobachtung und im Selbsttest.<br />
Bei diesem Unterrichtsmodul werden die Schülerinnen<br />
und Schüler durch das regelmäßige<br />
Erleben des Klassenzimmerkräutergartens und<br />
der anschließenden sensorischen Erfahrung<br />
ihre Kenntnisse und Fertigkeiten über Kräuter<br />
nachhaltig aufbauen.<br />
Zunächst einmal erfolgt die Beobachtung der<br />
Pflanzenarten.<br />
Die Grundorganisation erfolgt in Partnerarbeit.<br />
Jeweils ein Schülerinnen- oder Schülerpaar<br />
bringt eine Pflanze mit. Dieses ist bei den<br />
Pflanzenarten Basilikum, Thymian, Rosmarin,<br />
Petersilie, Schnittlauch, Kerbel gut durch einen<br />
gekauften Topf zu realisieren. Die Kresse wurde<br />
aus Samen selbstgezogen. Die Wiesenpflanzen<br />
Borretsch, Pimpernelle und Sauerampfer<br />
werden auch bei einem späten Frühjahrsbeginn<br />
direkt von der Wiese gesammelt werden. Die<br />
Schülerpaten betreuen die Pflanzen anschließend<br />
auch durch Wassergabe.<br />
Die Paten stellen ihr Kraut durch ein Schülerreferat<br />
vor, die Aufgabe teilen sich die beiden<br />
Schülerinnen bzw. Schüler. Im Schülerreferat<br />
werden die Kennzeichen der Pflanze durch<br />
Pflanzenfamilie, Blatt, Blüte, Wuchshöhe und<br />
Wachstumsbedingungen, Anwendungsmöglichkeiten<br />
für den Menschen und die nachgewiesenen<br />
Inhaltsstoffe vorgestellt.<br />
In diesem vorgestellten Unterrichtsgang werden<br />
als Verarbeitung in der Küche drei Möglichkeiten<br />
umgesetzt:<br />
- die Grüne Soße<br />
- Frankfurter Grüne Soße<br />
- die Mojo verde<br />
- die Tomatensoße<br />
In diesem Fall wird die Möglichkeit durch eine<br />
Mensa, die sich im besten Fall in unmittelbarer<br />
Nähe zum Schulhaus befindet, genutzt.<br />
Zu den beiden grünen Soßen passt gekochte<br />
Kartoffel. Zur Tomatensoße gibt es Pasta.<br />
Die Schülerinnen und Schüler ernten zum Geschmackstest<br />
ein kleines Stück der Pflanze. Der<br />
Rest wurde zum Weiterverarbeiten zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Für die grünen Soßen wurde die Pflanzen von<br />
den Schülerinnen und Schüler zunächst klein<br />
geschnitten. Anschließen wurde der Kleinschnitt<br />
mit einem Pürierstab und der Soßengrundlage<br />
weiter zerkleinert.<br />
Für die Tomatensoße wurden die geernteten<br />
Pflanzen Rosmarin, Oregano und Thymian in<br />
die Küche zum Mitkochen gebracht. Die Basilikumblätter<br />
wurden auf die Teller direkt gelegt.<br />
Dieses Modul ist auch mit einer großen Klasse<br />
umsetzbar<br />
Danach erfolgt die sensorische Erfahrung<br />
durch einen Geschmackstest und das Dufterlebnis<br />
durch das Zerreiben der pflanzlichen Bestandteile.<br />
Seite 37
Rezeptvorschläge<br />
Frankfurter Grüne Soße<br />
- 2 Päckchen Quark Magerstufe<br />
- 2 Joghurts<br />
- etwas Milch (hier H-Milch)<br />
- Salz<br />
- Pfeffer<br />
- Zitronensaft<br />
- die geernteten Kräuter:<br />
Borretsch<br />
Kerbel<br />
Kresse<br />
Petersilie<br />
Pimpinelle<br />
Sauerampfer<br />
Schnittlauch<br />
Quark, Joghurt mit etwas Milch verrühren, Zitronensaft<br />
dazu geben und mit Salz und Pfeffer<br />
abschmecken. Die geernteten Kräuter klein<br />
schneiden und anschließend in die Masse geben<br />
und mit dem Pürierstab weiter verkleinern und<br />
vermengen und zu Kartoffeln wahlweise mit<br />
einem halben Ei reichen.<br />
Mojo verde<br />
Geerntete Petersilie eines Topfes kleinschneiden,<br />
in Olivenöl geben, pürieren und Salz und<br />
Pfeffer zu geben. Auf den in der Mojo notwendigen<br />
grünen Koriander wurde auf Grund der<br />
unterschiedlichen Schülergeschmäcker verzichtet.<br />
Dazu gibt es eine gekochte Kartoffel.<br />
Tomatensoße<br />
Je nach Möglichkeit frische Tomaten mit etwas<br />
Zwiebel in Olivenöl anbraten. Die geernteten<br />
Kräuter Thymian (kann auch Quendel sein),<br />
Rosmarin und Oregano werden an die Küche<br />
weitergereicht, so dass sie in der Soße mit köcheln<br />
können. Die Soße mit Salz, Pfeffer und<br />
Paprika abschmecken. Die Soße wird über die<br />
Pasta gegeben und das klein gerupfte Basilikum<br />
wird auf dem Gericht platziert.<br />
Seite 38
Erwartungshorizonte<br />
Basilikum (Ocimum basilicum)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Besondere Merkmale<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Basilienkraut, Königskraut, Krampfkrautel<br />
Lippenblütler<br />
einjähriges Kraut, aufrecht bis buschig<br />
20 cm bis zu 60 cm hoch<br />
wärme bedürftige Pflanze, Sonne, mäßig feucht,<br />
gute Gartenerde<br />
kreuzgegenständig, grün oft glänzend, einfach,<br />
oval bis lanzettartig eiförmig, , ca. 1-5 cm lang<br />
Blätter, Stängel behaart, ganze Pflanze aromatisch<br />
duftend<br />
Ährenstand vielblütig, fünf weiße verwachsene<br />
Kronenblätter, 5 verwachsene Kelchblätter grün<br />
von Juni- September<br />
Gewürz- und Heilpflanze<br />
Kappen der Treibspitze<br />
Blätter, Blütenspitzen, frisch oder getrocknet<br />
als Tee oder Gewürzkraut<br />
passt gut zu Salat bes. mit Tomaten, Mozzarella,<br />
Pasta, Pesto, Suppen, Eiern, Geflügel, Pilzen<br />
Magenschmerzen, Blähungen und Verstopfungen<br />
Appetit anregend<br />
Aufguss gegen Husten oder als Gurgelmittel<br />
Stärkung der Nerven, hilft gegen Migräne<br />
vermutlich aus Nordwest-Indien stammend schon<br />
Funde in den Pyramiden<br />
Ätherisches Öl wie Linalool, Basilischer Kampfer,<br />
Cineol, Menthol, Thymol, Methylcavicol, Anethol,<br />
Kampfer, Gerbstoff, Saponine, Flavonoide,<br />
Farnesol, Stigmasterol, Monoterpene wie Ocimen<br />
und Cineol enthalten, Gerbstoffe, Flavonoide,<br />
Kaffeesäure und Äsculosid<br />
Seite 39
Oregano (Origanum vulgare)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Dost, wilder Majoran, Mutterkraut<br />
Lippenblütengewächs<br />
ausdauerndes Kraut<br />
bis zu 60 cm hoch<br />
wärme liebend Pflanze, Sonne, trockener Boden,<br />
winterhart<br />
gegenständig, gestielt, ca. 0,4 cm lang, länglicheiförmig,<br />
spitzig auslaufend, Blattrand kann<br />
schwach gezähnt oder auch glatt sein<br />
Scheinrispen, weiß – lilafarben, 5 verwachsene<br />
grüne Kelchblätter, 5 verwachsene Kronblätter<br />
verwachsen, Oberlippe leicht glockig, Unterlippe<br />
drei breite Lappen auf<br />
von Juli- September<br />
Gewürz- und Heilpflanze,<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />
oder getrocknet<br />
als Tee oder Gewürzkraut<br />
Italienische, spanische, türkische Küche, Omelette,<br />
Tomatengericht, das Grün der Pizza , Lamm,<br />
Gemüseaufläufe;<br />
Bronchitis, Verdauungsbeschwerden<br />
Mittelmeer<br />
Oreganoöl zählt aufgrund seines sehr hohen<br />
Gehalts an Phenolen in der Aromatherapie als<br />
effektiv gegen Bakterien. Da es die Haut reizen<br />
kann, sollte die Anwendung nur innerlich und mit<br />
einem Trägeröl (z. B. Sonnenblumenöl) verdünnt<br />
erfolgen. Als Einzeldosis gibt man 50 mg (zwei<br />
Tropfen) bis zu zehnmal täglich.<br />
Nachgewiesen werden konnte weiterhin eine positive<br />
Wirkung bei Verdauungsbeschwerden sowie<br />
Erkrankungen der oberen Atemwege.<br />
Seite 40
Quendel (Thymus serpyllum)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Besondere Merkmale<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Kosmetik<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Feld-Thymian, Sand-Thymian, Römischer<br />
Quendel, Kuddelkraut, Immenkraut, Welscher<br />
Quendel<br />
Lippenblütler<br />
ausdauernder Halbstrauch<br />
10 cm hoch<br />
Sonnig, trocken, Sandfluren, winterhart<br />
kreuzgegenständig, behaarte grauweiße Unterseite,<br />
schmal elliptisch-verkehrt eiförmig, sitzend,<br />
1-3 mm<br />
Ährenstand, scheinquirlig, fünf Kronblätter<br />
rosa-lilafarben zu einer dreilippigen Krone verwachsen,<br />
Oberlippe leicht glockig, Unterlippe drei<br />
breite Lappen auf<br />
von Juli- September<br />
Bienenweide<br />
Gewürz- und Heilpflanze, Honig , Kosmetik<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />
oder getrocknet<br />
Kräutermischungen, Suppe, Eintöpfe, Fleisch,<br />
Fische, Gemüse, oder Gewürzkraut, Liköre, Tee<br />
Provenzalische Küche, gut zu Fisch, gegrilltem<br />
Fleisch, Gemüse u.a.<br />
Aseptische Eigenschaft, Ägypter zum einbalsamieren,<br />
Wissenschaft heute Bazillen werden<br />
in 40 sec. abgetötet, Einreibemittel, Atemwege:<br />
Bronchitis, Keuchhusten, Katarrh, antibakteriell<br />
und antiviral<br />
Verdauungsfördernd, Haut unterstützend: wie<br />
schwer heilende Wunden, Quetschungen<br />
Parfüm, Mundwasser, Gurgelmittel, Zahnpasta,<br />
Puder, Seife, Duftmischungen, Badzusatz<br />
Mittel- und Nordeuropa<br />
Ätherische Öle, Bitterstoff, Gerbstoff, Gerbsäure,<br />
nicht ganz so intensiv wie der Garten -Thymian<br />
Seite 41
Thymian (Thymius vulgaris)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Römischer Quendel, Kuddelkraut, Immenkraut,<br />
Welscher Quendel<br />
Familie<br />
Lippenblütergewächs<br />
Vegetative Merkmale<br />
ausdauernder Halbstrauch<br />
Wuchs<br />
10 cm bis zu 50 cm hoch<br />
Wachstumsbedingungen<br />
wärme liebend Pflanze, Sonne, wenig feucht,<br />
winterhart<br />
Blätter<br />
kreuzgegenständig, ganzrandig bis gezähnt,<br />
behaarte Unterseite, schmal elliptisch<br />
Blüte<br />
Ährenstand, scheinwirtelig, fünf Kronblätter<br />
weiß - pink -violettfarben zu einer zweilippigen<br />
Krone verwachsen, Oberlippe leicht glockig,<br />
Unterlippe drei breite Lappen<br />
Blütezeit<br />
von Juli- September<br />
Besondere Merkmale<br />
Bienenweide<br />
Anwendung<br />
Gewürz- und Heilpflanze, Honig<br />
Ernte<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />
oder getrocknet<br />
Form<br />
als Tee, Einreibemittel, Badzusatz oder<br />
Gewürzkraut<br />
Küche<br />
Provenzalische Küche, gut zu Fisch, gegrilltem<br />
Fleisch, Gemüse u.a.<br />
Medizin<br />
Bronchitis, Keuchhusten, Katarrh, antibakteriell<br />
und antiviral<br />
erdauungsfördernd, Haut unterstützend: wie<br />
schwer heilende Wunden, Muskelapparat: wie<br />
Verstauchung, Quetschungen, medizinischer Einsatz<br />
von ätherischem Thymianöl<br />
Heimat<br />
Westliches Mittelmeer<br />
Inhaltsstoffe ätherisches Öl wie Thymol, Cumarine,aber auch<br />
Bitterstoff, Gerbstoff, Flavonoide, , Harz, Saponin,<br />
Salicylate, Zink<br />
Echter Thymian wurde zur Arzneipflanze des<br />
Jahres 2006 gewählt<br />
Seite 42
Borretsch (Borago officinalis)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Besondere Merkmale<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Boretsch, Gurkenkraut, Kukumerkraut<br />
Raublattgewächse<br />
Einjähriges Kraut<br />
30 -60 cm hoch, Stängel hohl, weiß behaart<br />
Sonnig, ohne Staunässetrocken, Garten und auf<br />
Schutt- Brachflächen<br />
Groß oval , spitz zulaufend, dunkelgrün, runzelig,<br />
wechselständig, gestielt, Unterseite weiß<br />
behaart<br />
blau, sternförmig, fünfzählig, 3 cm langer Blütenstiel,<br />
nickende Blüten<br />
von Juli- September<br />
Bienenweide<br />
Gewürz- und Heilpflanze,<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Nur frisch<br />
Salat, Kaltgetränke (gurkenähnlicher Geschmack<br />
der Blätter aromatisiert die Getränke), Suppen,<br />
Blüten als Dekoration, junge Blätter, als Würze<br />
in Obstsalat und Gemüse, Samen zu Öl gepresst<br />
Grüne Soße<br />
Blüte: Durchfall, Entzündungen, Rheumatismus,<br />
Verschleimung der Atemwege; Öl aus dem Samen<br />
bei Neurodermitis eingesetzt<br />
Kleinasien bis Nordafrika und Europa<br />
Bornesit, Allantoin, Schleimstoffe, Kaliumsalze),<br />
Öle, Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kieselsäure,<br />
Linolsäure, Vitamin C<br />
Vorsicht kein regelmäßiger Genuss, da die toxische<br />
Inhaltsstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide, in<br />
den Blättern enthalten auf die Leber wirken,<br />
Blüten und Samen sind frei davon<br />
Seite 43
Kerbel (Anthriscus cerefolium)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Medizin<br />
Wiesenkerbel, Gartenkerbel<br />
Doldenblütler<br />
einjähriges Kraut<br />
bis zu 60 cm hoch<br />
Halbschatten bis Schatten, feucht halten<br />
Weiche, zarte mehrfach gefiederte, grüne Blätter<br />
mit gesägten Endabschnitten eiförmig bis länglich<br />
Doppeldolden, kleine weiße Blüten,<br />
von Mai - Juni<br />
Gewürz<br />
Vor der Blüte<br />
frisch<br />
Blatt und Stängel<br />
Suppe, Salat, Quark, Kräuterbutter, Saucen, früher<br />
Austrieb, oft ein Gründonnerstaggericht<br />
Westasien, Kaukasus<br />
ätherisches Öl, Bitterstoffe, Glykoside (Apiin),<br />
Carotin, Vitamin C, Eisen und Magnesium.<br />
Bornesit, Allantoin, Schleimstoffe, Kaliumsalze),<br />
Öle, Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kieselsäure,<br />
Linolsäure, Vitamin C<br />
Vorsicht kein regelmäßiger Genuss, da die toxische<br />
Inhaltsstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide, in<br />
den Blättern enthalten auf die Leber wirken,<br />
Blüten und Samen sind frei davon<br />
Gegen Magenschmerzen, zur Blutreinigung,<br />
harntreibend, Hautprobleme, Schmerzen in den<br />
Gelenken<br />
Seite 44
Kresse (Lepidium sativum)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Unterscheidung Brunnenkresse<br />
Graslauch, Binsenlauch, Brislauch, Jakobszwiebel<br />
oder Schnittling<br />
Kreuzblütengewächs<br />
einjähriges Kraut<br />
bis zu 50 cm hoch<br />
Leicht auf der Fensterbank zu züchten, Küchenkrepp,<br />
Schale, Wasser, Samen<br />
Nur zwei Keimblätter, wird in diesem Zustand<br />
geerntet<br />
Weiß bis rosafarben<br />
Gewürzpflanze<br />
Als Keimling<br />
Blätter und Stängel<br />
Roh, an Senf erinnernder leicht scharfer<br />
Geschmack, Salate, kalte Aufstriche auf Milcheiweißbasis,<br />
Butter- oder Eierbrot, Garnierung<br />
warmer Speisen<br />
West- oder Zentralasien<br />
Vitamin C, Eisen, Kalzium und Folsäure, Vitamin<br />
B, Senfölglykosiden<br />
Seite 45
Petersilie (Petroselinum crispum)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Unterscheidung Wurzelpetersilie<br />
Peterle, Petersil, Petergrün, Silk<br />
Doldenblütler<br />
zweijähriges Kraut, Pfahlwurzel<br />
bis zu 60 cm hoch<br />
wärme liebend Pflanze, Sonne, mäßig feuchter<br />
Boden, winterhart<br />
Dunkelgrün, gestielt, doppelt bis dreifach gefiedert,<br />
eiförmig<br />
Dolde, gelblich, lang gestielt mit 8-20 Strahlen,<br />
zwittrigen Blüten.<br />
von Juli- September<br />
Gewürzpflanze<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Blätter und Stängel<br />
türkische Küche, Omelette, Suppe, Saucen, gebratenem<br />
Fleisch, Taboule, Garnierung.<br />
Vitamin C haltig, Bronchitis, Verdauungsbeschwerden<br />
Westasien oder Mittelmeer<br />
Vitamin C, Ätherische Öl wie Myristicin, Apiol<br />
und Limonen, Gerbsäure wie Glykoside Apiin,<br />
Flavonoide, Zink u.a.<br />
Seite 46
Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Kleines Blutkraut, Blutströpfchen, Braunelle,<br />
Drachenblut, Falsche Bibernelle, Wiesenbibernelle,<br />
Wurmkraut, Pimpinelle oder Pimpernelle<br />
Rosengewächs<br />
mehrjähriges Kraut<br />
20 bis zu 100 cm hoch, Rhizome<br />
Sonne, trockener Boden, Mager- oder Trockenrasen,<br />
winterhart<br />
rosettig angeordnete Fiederblätter, paarig, eiförmig<br />
– elliptisch (3 bis 12 Paare )<br />
grünliche Blütenköpfe 1 bis 3 cm Durchmesser,<br />
windblütig<br />
von Mai- August<br />
Gewürzpflanze<br />
Frühjahr, Sommer<br />
Blätter , Wurzel<br />
Salate, Marinaden, Saucen, Geflügel- und Fischgerichten,<br />
Quark, Kräuterbutter, kalte Getränke<br />
Als Tee hilft gegen Schwächen der Verdauungsorgane<br />
und des Harnapparates, äußerlich gegen<br />
Hautprobleme und Sonnenbrand.<br />
Mittelmeer bis Iran<br />
Vitamin C, Gallussäure, Gerbstoff, Gerbsäure,<br />
Kampferol<br />
Zierpflanze nicht zu verwechseln mit der Bibernelle,<br />
dem Doldenkraut<br />
Seite 47
Sauerampfer (Rumex acetosa)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Besondere Merkmale<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Mittelalter: Salat und Gemüsepflanze<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Großer Ampfer, Wiesengras, Sauergras, Sauerstängel<br />
Knöterichgewächse<br />
mehrjähriges Kraut<br />
30 - 100 cm hoch, Rhizom, Stängel verzweigt,<br />
hohl<br />
feuchte Wiesen, Weiden, Gräben; frische, nährstoffreiche,<br />
stickstoffreiche Böden<br />
eiförmig, pfeilartig grün später rötlich werdend<br />
bis zu 10 cm lang<br />
Blüten in Rispen rötlich- grün, zweihäusig,<br />
windblütig<br />
von Mai-August (Juli)<br />
Gewürz- und Heilpflanze,<br />
Vor der Blüte, frisch<br />
Römer: Gemüse, Heilkraut als Verdauungshilfe,<br />
Als Tee hilft gegen Schwächen der Verdauungsorgane<br />
und des Harnapparates, äußerlich gegen<br />
Hautprobleme und Sonnenbrand.<br />
Suppe, Salate, Omelette, Gemüse, Eintöpfe, in<br />
Saucen zugeben, zu gebratenen Fleisch oder kaltem<br />
Fleisch reichen, Grüne Soße<br />
Blutstillende Wirkung (adstringende Eigenschaft)<br />
wassertreibend, kühlende Eigenschaften<br />
(schon seit den Römern bekannt), Blutreinigung<br />
und Entschlackung, Hautleiden, Reizhusten und<br />
Erkrankungen der Mundschleimhaut. Sauerampfer<br />
ist auch in einigen Fertigarzneimitteln (z.B.<br />
Sinupret) enthalten<br />
Europa gemäßigtes Asien, Nordamerika, Grönland<br />
Oxalsäure, Vitamin C und A, Magnesium,<br />
Kalium, im Kraut befindet sich Kaliumoxalat<br />
(Kleesalz), Rumicin, Gerbstoffe und verschiedene<br />
Flavonglykoside.<br />
Viel Oxalsäure, daher nicht für Gicht-bzw.<br />
Rheumatismus-Patienten; Vorsicht, hemmt u.a.<br />
die Eisenaufnahme, insgesamt nicht in großen<br />
Mengen oder häufig verzehren, da Oxalsäure<br />
giftig ist.<br />
Seite 48
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Graslauch, Binsenlauch, Jakobszwiebel oder<br />
Schnittling<br />
Lauchgewächs<br />
zweijähriges Kraut<br />
bis zu 50 cm hoch, Zwiebel<br />
wärme liebend Pflanze, Sonne, trockener Boden,<br />
winterhart<br />
ein bis zwei grüne - graugrüne, runde, röhrenförmige<br />
Laubblätter mit einem Durchmesser von<br />
2 bis 6 mm<br />
kugelige Scheindolde mit 30 – 50 Blüten, violett<br />
– blau - weiß, zwittrig glockenförmig Durchmesser<br />
von 5 mm, mit 6 gleichgestalteten Blütenhüllblättern<br />
von Mai- August<br />
Gewürzpflanze<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Blätter<br />
Fein geschnitten in Salaten, Suppen, Eigerichten<br />
oder auch an Mayonnaise oder auf dem Schnittlauchbrot<br />
Vitamin C haltig, Bronchitis, Verdauungsbeschwerden<br />
Westasien oder Mittelmeer<br />
Vitamin C und A, Eisen, Geschmack durch<br />
Lauchöle<br />
Seite 49
Quendel (Thymus serpyllum)<br />
Volkstümlicher Name<br />
Familie<br />
Vegetative Merkmale<br />
Wuchs<br />
Wachstumsbedingungen<br />
Blätter<br />
Blüte<br />
Blütezeit<br />
Besondere Merkmale<br />
Anwendung<br />
Ernte<br />
Form<br />
Küche<br />
Medizin<br />
Kosmetik<br />
Heimat<br />
Inhaltsstoffe<br />
Feld-Thymian, Sand-Thymian, Römischer<br />
Quendel, Kuddelkraut, Immenkraut, Welscher<br />
Quendel<br />
Lippenblütler<br />
ausdauernder Halbstrauch<br />
10 cm hoch<br />
Sonnig, trocken, Sandfluren, winterhart<br />
kreuzgegenständig, behaarte grauweiße Unterseite,<br />
schmal elliptisch-verkehrt eiförmig, sitzend,<br />
1-3 mm<br />
Ährenstand, scheinquirlig, fünf Kronblätter<br />
rosa-lilafarben zu einer dreilippigen Krone verwachsen,<br />
Oberlippe leicht glockig, Unterlippe drei<br />
breite Lappen auf<br />
von Juli- September<br />
Bienenweide<br />
Gewürz- und Heilpflanze, Honig , Kosmetik<br />
Vor oder nach der Blüte<br />
Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />
oder getrocknet<br />
Kräutermischungen, Suppe, Eintöpfe, Fleisch,<br />
Fische, Gemüse, oder Gewürzkraut, Liköre, Tee,<br />
Provenzalische Küche, gut zu Fisch, gegrilltem<br />
Fleisch, Gemüse u.a.<br />
Aseptische Eigenschaft, Ägypter zum einbalsamieren,<br />
Wissenschaft heute Bazillen werden<br />
in 40 sec. abgetötet, Einreibemittel, Atemwege:<br />
Bronchitis, Keuchhusten, Katarrh, antibakteriell<br />
und antiviral<br />
Verdauungsfördernd, Haut unterstützend: wie<br />
schwer heilende Wunden, Quetschungen<br />
Parfüm, Mundwasser, Gurgelmittel, Zahnpasta,<br />
Puder, Seife, Duftmischungen, Badzusatz<br />
Mittel- und Nordeuropa<br />
Ätherische Öle, Bitterstoff, Gerbstoff, Gerbsäure<br />
Nicht ganz so intensiv wie der Garten -Thymian<br />
Erarbeitet von Erika Hammer<br />
Seite 50
Fachbereich<br />
Deutsch<br />
Ebenso wie die vorherigen Fachbereiche lassen<br />
sich auch im Fachbereich Deutsch verschiedene<br />
Anknüpfungspunkte zwischen der Ausstellung<br />
„<strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster“<br />
und dem Schulunterricht anfügen. Zunächst<br />
könnte man an die Entwicklung der Schrift oder<br />
des Schreibstils mit Tinte und Feder denken 36 ,<br />
aber auch die Sagenwelt stellt eine interessante<br />
Herangehensweise an das Thema mittelalterliche<br />
Klöster dar, was im Folgenden näher erläutert<br />
werden wird.<br />
Für die Schülerinnen und Schüler unserer Zeit<br />
ist die Welt der Klöster fern und fremd. Nur<br />
wenige haben schon einmal einen Blick hinter<br />
Klostermauern getan oder kennen Nonnen und<br />
Mönche persönlich.<br />
Für Kinder und Jugendliche gelten in der Regel<br />
die Werte der Gesellschaft, vor allem Wohlstand,<br />
Besitz, individuelle Freiheit, sozialer<br />
Status und (körperliche) Attraktivität. Dass<br />
Menschen auf persönlichen Besitz verzichten,<br />
einen einfachen und bedürfnislosen Lebensstil<br />
pflegen, eine Ordenstracht tragen, auf Sexualität<br />
verzichten und sich den Oberen bzw. der<br />
Gemeinschaft unterordnen, ist für sie mehr als<br />
befremdend.<br />
Der Deutschunterricht kann im Vorfeld eines<br />
Besuchs der Ausstellung „<strong>Benedikt</strong> und die<br />
Welt der Klöster“ einen kleinen Beitrag dazu<br />
leisten, die Distanz der Schülerinnen und Schülern<br />
zum Phänomen „Kloster“ zu reduzieren,<br />
und sie an die Prinzipien und Regeln klösterlichen<br />
Lebens heranführen. Indem sie sich mit<br />
entsprechenden Texten befassen, rückt das<br />
Thema in ihren Wissen- und Erfahrungshorizont<br />
und wird ihnen vertrauter.<br />
Abb. 10<br />
Während sich die ersten beiden Sagen in der<br />
Unter- und Mittelstufe, natürlich mit entsprechender<br />
methodischer Gestaltung und entsprechendem<br />
Anspruchsniveau, behandeln lassen,<br />
sollte das Interview mit Anselm Grün nicht vor<br />
der 8. Klasse, am besten ab der 9. Klasse und in<br />
der Oberstufe zum Einsatz kommen.<br />
_________<br />
36) Scriptorium – Mittelalterliche Schreibwerkstatt: Dieser Workshop wird für 5. – 13. Klasse angeboten. Nähere Informationen<br />
finden Sie in unserem Begleitprogramm oder unter www.benedikt2012.de<br />
Seite 51
Arbeitsmaterial I<br />
Zu Anfang des 12. Jahrhunderts lebte in<br />
Lomersheim 37 ein wackerer Ritter namens Walter.<br />
Der war ein Kriegsmann von Jugend auf und<br />
mancher Kranz hatte schon seine Siegerstirne geschmückt.<br />
Aber als das Alter ihn zwang, dem Kriegshandwerk<br />
zu entsagen, da wandte er sein Sinnen<br />
Gott und göttlichen Dingen zu, und er glaubte des<br />
Himmels Wohlgefallen am besten dadurch erringen<br />
zu können, dass er ein Kloster stiftete. Der Bischof<br />
Günther von Speyer bestärkte den Ritter in seinem<br />
Vorhaben, und als Walter den Klosterbau auf seinem<br />
Gute Eckenweiher bei Dürrmenz-Mühlacker<br />
vollendet hatte, da sandte der Bischof zur Besiedelung<br />
desselben 12 Zisterziensermönche und den Abt<br />
Dieter. Die Mönche fanden jedoch bald, dass die Gegend<br />
viel zu sumpfig, die Luft zu rau, die Wälder<br />
zu düster seien, und klagten ihre Not dem Bischof<br />
Günther. Der war tief gerührt von den Klagen der<br />
Mönche und erlaubte ihnen, in den ausgedehnten<br />
Waldgründen am Anfang des Stromberges ein passendes<br />
Plätzchen sich auszusuchen.<br />
Die Mönche waren hocherfreut und beschlossen, die<br />
Wahl des neuen Ortes Gott anheim zu geben. Da hatten<br />
nun die frommen Brüder einen Maulesel, ein williges<br />
und braves Tierlein, wohl geübt geduldig Lasten<br />
zu tragen. Den wollten sie zu ihrem Führer machen.<br />
Hatte nicht einst ein Esel den Engel gesehen, den des<br />
Propheten Augen nicht sehen konnten 38 ? War nicht<br />
Jesus auf einer Eselin in Zion eingezogen 39 ? So<br />
dachten sie, luden auf das Grautier ihre Habe, ließen<br />
es vorangehen und folgten ihm mit Kreuz und Fahne,<br />
fest entschlossen, das neue Kloster an dem Ort zu<br />
gründen, wo das Eselein sich zur Ruhe niederlegen<br />
werde. Langsam ging der Zug in die Kreuz und Quere,<br />
bergunter und bergauf, durch dick und dünn, und<br />
der fromme Gesang der schwitzenden Mönche wurde<br />
immer matter. Da, in einem herrlichen Tale, an einem<br />
köstlichen Born 40 machte der Esel Halt, trank und<br />
streckte sich alsdann ins duftende Gras. Ein lärmend<br />
»Gratias« (lateinisch = Gott sei Dank!) begrüßte<br />
diesen Wink des Himmels und man beschloss freudig<br />
erregt, schon am nächsten Tage mit der Gründung des<br />
neuen Klosters zu beginnen.<br />
Durch Vermittlung ihrer beiden Gönner, des Ritters<br />
Walter und des Bischofs Günther, standen den Mönchen<br />
bald eine große Anzahl von Bauleuten zu Gebote,<br />
meist Leibeigene 41 der benachbarten Edelleute.<br />
Treffliches Bauholz und vorzügliche Steine waren<br />
in nächster Nähe zu haben. Hunderte von Händen<br />
regten sich, den Wald zu roden, Balken zu behauen,<br />
Steine zu brechen und zu bearbeiten, Speis zu mischen<br />
und Stein auf Stein zu fügen.<br />
Zusehends wuchsen die Mauern der Klostergebäude<br />
aus dem Boden, und die Säulenbündel der gewaltigen<br />
Klosterkirche und des hohen Kreuzgangs<br />
strebten kühn nach oben. Da stellte sich plötzlich ein<br />
unerwartetes Hindernis ein. In den tiefen Wäldern<br />
des Strom- und Heuchelberges hausten nämlich in<br />
damaliger Zeit große Räuberhorden und machten<br />
die Gegend unsicher bis hinüber zum Rhein. Da die<br />
Räuber nun hörten, dass ein Kloster sie aus ihrem<br />
Schlupfwinkel treiben sollte, kamen sie in großer<br />
Zahl herbei und verlangten unter schweren Drohungen<br />
sofortige Einstellung des Baues. Die Bauleute<br />
hielten erschrocken in ihrer Arbeit inne, die Mönche<br />
standen sprachlos vor dem zürnenden Räuberhauptmann.<br />
Da trat aus der Mitte der Mönche einer<br />
hervor und sprach: »Vergießet kein Blut, wir wollen<br />
euch freiwillig versprechen, den Bau nicht zu vollenden.«<br />
Die Räuber trauten den Worten des Mönches<br />
nicht recht, aber mit einem heiligen Eide bekräftigte<br />
er sein Versprechen. Die Räuber gaben sich nun zufrieden<br />
und zogen ab. Und die Mönche? Kaum waren<br />
die Räuber im Dunkel des Waldes verschwunden,<br />
so bauten sie noch eifriger als vorher, und als<br />
in kurzer Zeit das Kloster so stark und fest dastand,<br />
dass es einen Ansturm von außen nicht zu fürchten<br />
brauchte, da rief der Klang der Klosterglocke weithin<br />
in die Waldtäler des Salzachgaues. Verwundert<br />
horchten die Räuber auf, und zürnend kamen sie<br />
herbei, Rechenschaft und Sühne zu fordern für den<br />
schnöden Wortbruch der Mönche. »Habt ihr uns<br />
nicht geschworen, den Bau unvollendet zu lassen? «,<br />
grollte der Anführer. »Und wir haben unser Wort<br />
gehalten, « entgegneten ruhig die Mönche. »Kommet<br />
und sehet! « Mit diesen Worten führten sie die<br />
Räuber in die Klosterkirche. Da lag in der linken<br />
Seitenhalle ein Stein auf dem Boden; oben aber in<br />
der Mauerwand war eine Öffnung, die vergeblich<br />
nach dem unten liegenden Steine rief. Verschmitzt<br />
lächelnd deuteten die Mönche auf Stein und Öffnung.<br />
Da sahen die Räuber, dass sie von den Mönchen<br />
überlistet waren. Aber was konnten sie machen?<br />
Gewalt anzuwenden, dazu waren die Mauern der<br />
_________<br />
37) Lomersheim an der Enz ist heute ein Stadtteil von Mühlacker im Enzkreis, etwa 12 km östlich von Pforzheim.<br />
38) Hier wird auf die biblische Geschichte (Numeri 21-24) von Bileam und seinem Esel angespielt. Der Prophet Bileam ließ sich<br />
durch Gold dazu verführen, den Feinden Israels zu folgen. Unterwegs hielt sein Esel plötzlich an, weil sich ihm ein Engel in den<br />
Weg stellte, den nur der Esel, aber nicht Bileam sehen konnte. Bileam schlug daraufhin heftig auf den Esel ein. Das wiederholte<br />
sich mehrmals, bis der Esel zu sprechen begann und ihn fragte, warum er ihn schlage. Da wurden Bileam die Augen geöffnet und er<br />
erblickte endlich den Engel.<br />
Seite 52
Klostergebäude zu stark geworden. So zogen sie sich<br />
denn tiefer in die Wälder zurück und mieden fortan<br />
das Gebiet um Maulbronn. Zur Erinnerung an diese<br />
Sage aber ist noch heute in der Kirche zu Maulbronn<br />
in Stein gehauen zu sehen eine schwörende Hand,<br />
ein listig lächelnder Mönch und ein bös dreinschauendes<br />
Raubtier. Auch der Eselsbrunnen, schön gefasst,<br />
spendet noch heute sein klares Wasser.<br />
Nach Klunzinger 42<br />
_________<br />
39) Das Thema des Einzugs Jesu in Jerusalem wird in der Bibel in allen vier Evangelien überliefert<br />
(Mk 11,1-10; Mt 21,1-9; Lk 19,28-40; Joh 12,12-19). Jesus ist der Bibel gemäß zum Paschafest nach Jerusalem gekommen und<br />
feierlich auf einem jungen Esel reitend in die Stadt eingezogen.<br />
40) Born: altertümlich und poetisch für Quelle, Brunnen<br />
41) Leibeigene: im Mittelalter Bauern, die persönlich von ihrem Grundherren abhängig waren. Sie bewirtschafteten die Höfe ihrer Grundherren,<br />
und mussten dafür Pacht zahlen, ihm einen Zehnt leisten und waren zu Frondiensten, vor allem zu Arbeiten auf dem Feld, verpflichtet.<br />
42) http://gutenberg.spiegel.de/buch/47/19 (nach Klunzinger)<br />
Seite 53
Arbeitsauftrag I<br />
Stiftertafel Maulbronn (um 1450):<br />
Bischof Günther von Speyer und Walter von<br />
Lomersheim bringen der Mutter Gottes ihre<br />
Stiftung dar; Übersetzung der Sprechfahne:“<br />
Lass dir dies Opfer gnediglichen befohlen sein.“<br />
(„befehlen“ bedeutet hier „anvertrauen“)<br />
Mönche beim Bau des Klosters<br />
Wegelagerer und Räuber, die Reisende überfallen<br />
aus: Carla Mueller, Karin Stober: Kloster Maulbronn,<br />
Deutscher Kunstverlag Berlin München 2011<br />
Abb. 11:<br />
Darstellung der Gründungslegende im Brunnenhaus<br />
1. Sucht im Internet die Seiten des Klosters Maulbronn, das im Jahr 1993 als UNESCO Welt<br />
kulturdenkmal in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, betrachtet die Fotos<br />
und gewinnt so einen ersten Eindruck vom Kloster und der Klosteranlage.<br />
2. Lest den Text und sucht eine passende Überschrift.<br />
3. Im Kloster Maulbronn finden sich mehrere bildliche Darstellungen,<br />
die etwas mit der Sage zu tun haben.<br />
a) Beschreibt sie gründlich. Achtet bei der Darstellung von Menschen auf die Tätigkeit der<br />
Personen, ihre Haltung sowie ihre Kleidung.<br />
b) Die Sage soll in ein Lesebuch aufgenommen und mit den vier Bildern illustriert werden.<br />
An welchen Stellen würdet ihr die Illustrationen platzieren? Begründet eure Meinung.<br />
Seite 54
c) Stellt fest, welche Inhalte nicht mit den vier Illustrationen abgedeckt werden.<br />
Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14<br />
4. Jeder in der Klasse formuliert in Einzelarbeit fünfzehn Fragen zur Sage (Wer? Wann? Wo?<br />
Wie? Warum? Welche Folgen?), die man aus dem Text heraus beantworten kann. Stellt euch<br />
dann gegenseitig eure Fragen. Wer die Frage richtig beantwortet hat, darf jeweils<br />
die nächste Frage stellen. Wichtig ist, dass keine Frage zweimal gestellt wird.<br />
5. Die Sage von Maulbronn als Comic: Bildet Gruppen, einigt euch auf Anzahl und Inhalt der<br />
einzelnen Bilder und stellt die im Text geschilderten Ereignisse als Bilderfolge mit Sprech<br />
blasen und Untertitel dar.<br />
6. Die Sage von Maulbronn szenisch erschlossen: Teilt die Aufgaben A - G in der Klasse<br />
untereinander auf, so dass jede Aufgabe nach Möglichkeit mehrfach gelöst wird.<br />
Tragt anschließend eure Ergebnisse nacheinander (je eine Lösung der Aufgaben) zusammen<br />
hängend vor, so dass die Sage zu lebendiger Darstellung gelangt:<br />
A. Der alte Walter von Lomersheim geht in sich und denkt über sein Leben und seine<br />
Zukunft nach. Schreibt in Einzelarbeit die Gedanken nieder, die ihm dabei durch<br />
den Kopf gehen. Ihr könnt folgendermaßen beginnen:<br />
Ich werde immer älter und habe nicht mehr lange zu leben…<br />
B. Walter sucht den Bischof Günther von Speyer auf und erklärt ihm seine Absicht,<br />
auf seinem Gut Eckenweiher ein Kloster zu stiften (d.h. zu gründen). Schreibt in<br />
Partnerarbeit das Gespräch zwischen den beiden, in dem Walter sein Vorhaben erläutert<br />
und der Bischof ihn bestärkt. Ihr könnt so beginnen:<br />
Bischof: Mein lieber Walter! Ich bin überrascht, euch hier zu sehen.<br />
Man vermutet Euch eher auf einem Schlachtfeld als im Palais eines Bischofs.<br />
Was führt euch zu mir?<br />
Seite 55
C. Die Mönche beklagen sich beim Bischof Walther über den Standort des neuen Klosters.<br />
Entwerft in Gruppenarbeit (vier Personen) das Gespräch zwischen drei Mönchen und<br />
dem Bischof. Sie können den Bischof nicht gleich mit Klagen überhäufen, sondern gehen<br />
taktisch vor. Zuerst bedanken sie sich für das Gelände in Eckenweiher, dann leiten sie<br />
vorsichtig zum eigentlichen Thema über. Ihr könnt so anfangen:<br />
Mönch Fridolin 43 : Eure Bischöfliche Gnaden, wir sind Euch gegenüber zu Dank<br />
verpflichtet, habt Ihr uns doch großzügig Eckenweiher geschenkt.<br />
Bischof: Seid ihr mit dem Land zufrieden?<br />
Kommt ihr mit dem Bau des Klosters gut voran?<br />
D. Ein Mönch begibt sich zum Bischof, um ihm zu berichten, dass man nun einen idealen<br />
Platz für das Kloster gefunden habe. Er erklärt ihm, wie sie dabei vorgegangen sind.<br />
Entwerft zu zweit das Gespräch. Ihr könnt so beginnen:<br />
Bischof: Was führt dich zu mir? Ihr führt doch nicht wieder Klage,<br />
weil ihr euch am falschen Ortniedergelassen habt?<br />
E. Eine Gruppe von drei Räubern umringt ein paar Mönche. Die Räuber bedrängen diese,<br />
die Arbeit am Kloster einzustellen. Die Mönche versuchen zuerst, die erzürnten Männer<br />
zu beruhigen, bis schließlich einer hervortritt. Es kommt zu einer kurzen Diskussion und<br />
die Räuber verschwinden (Z. 36 – 46). Schreibt das Gespräch in Gruppenarbeit<br />
(vier Personen) nieder. Ihr könnt so beginnen:<br />
Mönch Pirmin: Was wollt ihr von uns? Warum bedroht ihr uns?<br />
Wir haben euch doch nichts getan?<br />
Räuber 1: Der Wald hier ist unser Land. Hier leben wir, ….<br />
F. Die Räuber kommen, nachdem sie die Klosterglocke vernommen haben, wütend zum<br />
Kloster zurück und erinnern die Mönche an ihr Versprechen. Erweitert in Gruppenarbeit<br />
(vier Personen) den Dialog in der Sage zwischen den Mönchen und Räubern (Z. 52 – 59).<br />
Räuber: Lügner seid ich! Ganz gemeine Lügner! Was habt ihr uns versprochen? …….<br />
G. Schreibt in Partnerarbeit einen Moderationstext, der den inneren Monolog sowie<br />
die Dialoge miteinander verbindet. Vor dem Monolog (A) genügt es z.B., den ersten Satz<br />
des Textes zu lesen. Zwischen dem Monolog (A) und dem Dialog (B) genügt der Satz:<br />
Der Ritter begab sich zu Günther von Speyer, um ihm sein Vorhaben vorzutragen.<br />
_________<br />
43) Die Mönche erhalten beim Eintritt ins Kloster einen Ordensnamen. Typische Ordensnamen sind z.B. Pirmin, Gallus, Fridolin,<br />
Johannes, Konrad<br />
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Arbeitsmaterial II<br />
Gründung des Klosters Maulbronn 44<br />
Die Gründung der Zisterzienserabtei 45 Maulbronn<br />
in unmittelbarer Nähe der Salzachquellen und der<br />
Wasserscheide zwischen Rhein und Neckar erfolgte<br />
im Jahr 1147/48 noch zu Lebzeiten von Bernhard<br />
von Clairvaux. Durch die alte Römer- und Reichsstraße<br />
war der Ort an Speyer und gegen Osten an<br />
Cannstatt angebunden. (…)<br />
Die Zisterzienser unter Führung von Abt Dieter kamen<br />
aus dem rund acht Kilometer entfernten Eckenweiher,<br />
heute ein Stadtteil von Mühlacker, nach<br />
Maulbronn. In Eckenweiher hatte zehn Jahre zuvor<br />
im Jahr 1138 ein Edelfreier, Ritter Walter von dem<br />
nahe gelegenen Lomersheim, den Zisterziensern aus<br />
Neuburg bei Hagenau im Elsass sein Erbgut zur<br />
Gründung eines Klosters überlassen. Bereits für die<br />
Gründung der Zisterzienser<br />
in Neuburg hatte Walter von Lomersheim 1131<br />
Landgüter gestiftet. In Eckenweiher jedoch waren<br />
die Lage oberhalb der Enz, die Bodenverhältnisse<br />
und die weit abgelegenen Steinbrüche so ungünstig<br />
für den Bau eines Klosters, dass die Zisterzienser an<br />
den geeignete¬ren Ort Maulbronn übersiedelten.<br />
Bischof Gunther von Speyer, Graf von Henneberg<br />
(reg. 1146-1161) (…) unterstützte die Gemeinschaft.<br />
Er übergab den Zisterziensern zurückerlangte<br />
Speyerer Ländereien im oberen Salzachtal.<br />
(…) Durch Zustiftungen vergrößerte sich das Klosterareal.<br />
Auf einem Landstück lag außerdem eine<br />
verlassene Siedlungsstelle. So kamen die Zisterzienser<br />
ihrem Ideal, das Kloster in abgeschiedener oder<br />
unbewohnter Gegend zu bauen, recht nahe.<br />
Der urkundlich verzeichnete Ortsname »Mulenbrunnen«<br />
deutet auf eine Lage an der Quelle (Brunnen)<br />
einer Mühle (von mittelhochdeutsch »mulin«)<br />
hin. Ob eine Mühle auf einem der Stiftungsgüter<br />
selbst oder eine andere weiter flussabwärts dem Ort<br />
seinen Namen gab, ist nicht bekannt. (…) In der<br />
Klostertradition verankerte sich die Erzählung,<br />
nach welcher die Mönche einen Maulesel mit auf<br />
den Weg nahmen und an eben jener Stelle ihr Kloster<br />
errichteten, wo das Tier innehielt und trank.<br />
Arbeitsauftrag II<br />
1. Vergleicht die Sage mit der der Darstellung in einem Klosterführer, die auf historischen<br />
Tatsachen beruht. Arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.<br />
2. Stellt die Elemente der Sage zusammen, die euch eher fantastisch und unglaubhaft<br />
erscheinen.<br />
3. Sammelt Erklärungen für die inhaltlichen Abweichungen der Sage von der Chronik.<br />
Berücksichtigt dabei, wozu die beiden Texte dienen.<br />
4. Sucht in den Sagenbüchern eurer Heimat oder im Internet (Stichwörter „Klöster, Sagen“,<br />
„Klostersage“ oder die Namen von Klöstern eurer Heimat) Sagen, die sich um ein Kloster<br />
ranken oder von Mönchen und Nonnen handeln.<br />
a) Schreibt einige Stichwörter auf eine Karteikarte und tragt euch die Sagen in Gruppen<br />
oder in der Klasse gegenseitig vor.<br />
b) Versucht anschließend, typische Inhalte von Klostersagen zu benennen.<br />
_________<br />
44) Mueller, Carla, Stober, Karin: Kloster Maulbronn. Deutscher Kunstverlag Berlin München. 2011. S. 10 f.<br />
45) Die Zisterzienser waren eine wichtige mittelalterliche Reformbewegung der <strong>Benedikt</strong>iner. Sie setzten sich dafür ein, dass in<br />
ihren Klöstern die Regeln des hl. <strong>Benedikt</strong> von Nursia, vor allem die Regel „Ora et labora“ (Bete und arbeite), strenger befolgt und<br />
gelebt wurden als bei den <strong>Benedikt</strong>inern. Bernhard von Clairvaux, ein berühmter Zisterzienser, bemühte sich besonders um die<br />
Ausbreitung des Ordens.<br />
Seite 57
Bemerkungen<br />
zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />
In Sagensammlungen aus deutschen Ländern<br />
sind Klostersagen aller Art, besonders aber<br />
Klostergründungssagen häufig vertreten. Die<br />
Motive für die Gründungen sind unterschiedlich.<br />
Häufig geschehen sie aus Dankbarkeit: Das<br />
Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock 46 , das<br />
von der dänischen Königin Margarethe 1270<br />
gegründet wurde, soll von ihr aus Dankbarkeit<br />
für eine wundersame Rettung aus Seenot<br />
gestiftet worden sein. Andere Klöster sollen auf<br />
ein Gelübde des Stifters zurückgehen, das dieser<br />
in großer Not, z.B. auf hoher See (Kloster<br />
Wettingen in der Schweiz) gemacht hatte. Für<br />
das Kloster Friedenweiler im Hochschwarzwald<br />
sind sogar zwei Gründungslegenden bekannt.<br />
Eine Sage berichtet davon, dass der Abt von St.<br />
Georgen bei einem Ausritt von einem Felsen<br />
gestürzt sei und als Dank dafür, dass er bei<br />
diesem Unfall unverletzt geblieben sei, den Bau<br />
des Klosters versprochen habe. Klöster werden<br />
den Sagen nach auch aus Reue gestiftet, so das<br />
Kloster Dorstadt in Niedersachsen: Der Stifter<br />
hatte, der Legende nach, aus Wut über den Tod<br />
eines Hündchens seiner Frau, das bei einem<br />
Turnier in Halberstadt unter die Hufe der Pferde<br />
gekommen war, den Dom der Stadt angezündet,<br />
bereute aber seine Tat und gründete das<br />
Kloster. In vielen Legenden spielt der Ort der<br />
Klostergründung eine Rolle, auf den man auf<br />
ganz besondere Weise aufmerksam wurde. Das<br />
berühmte <strong>Benedikt</strong>inerkloster Reichenau auf<br />
der Bodenseeinsel Reichenau ist eine Gründung<br />
des Missionsbischofs Pirmin. Die Sage erzählt,<br />
dass dort, wo Pirmin den Fuß auf die Insel gesetzt<br />
habe, plötzlich eine Quelle entsprungen sei<br />
und Schlangen, Kröten und Gewürm fluchtartig<br />
die Insel verlassen und sich in den Bodensee gestürzt<br />
hätten. Zu diesem Typ von Gründungssagen<br />
gehört die Sage von Maulbronn.<br />
Diese basiert, wie viele Texte dieser Art, auf<br />
Chronikberichten, die sich allerdings auf Grund<br />
der mündlichen Überlieferung in der Regel<br />
mehr oder weniger weit von den historischen<br />
Quellen entfernen.<br />
_________<br />
46) Die entsprechenden Legenden können über eine Internet-Recherche, z.B. mit dem Namen des Klosters, in Erfahrung gebracht werden.<br />
Für internetbegeisterte Schülerinnen und Schüler kann das eine reizvolle Aufgabe sein: Aus welchen Motiven (Gründen) werden<br />
Klöster gestiftet? Man kann auch in großen Sagensammlungen, auch im Internet (Gutenberg online) nach Klostersagen suchen lassen.<br />
Seite 58
Erwartungshorizonte<br />
Arbeitsmaterial 1:<br />
Es bietet sich an, im Unterricht die Sage mit<br />
einem Sachtext zu vergleichen, der auf historischen<br />
Quellen basiert, um so eine Vorstellung<br />
vom Entstehen von Sagen und ihrer Funktion<br />
zu vermitteln.<br />
Zielsetzungen, die mit der Behandlung des<br />
Textes verbunden sind:<br />
Aufgabe 2:<br />
Titel der Sage: Die Gründung des Klosters<br />
Maulbronn<br />
Es kommt hier nicht darauf an, den Titel der<br />
Sage genau zu treffen, sondern das Globalverständnis<br />
zu überprüfen. Dieses klärt sich für die<br />
SuS durch die Diskussion ihrer Lösungen.<br />
- Die Schülerinnen und Schüler lernen Maulbronn<br />
kennen, eines der bekanntesten Klöster<br />
in Deutschland, seit 1993 auf der Liste<br />
des Weltkulturerbes der UNESCO. Fotos<br />
der Klosteranlage und ein virtueller Rundgang<br />
auf den Seiten der Stadt Maulbronn<br />
vermitteln zudem eine konkrete Vorstellung<br />
von der Anlage und den Gebäuden. 47<br />
- Sie gewöhnen sich dabei an den Gegenstand<br />
und das Thema der Unterrichtseinheit<br />
und eignen sich auf unterhaltsame<br />
Weise neues Wissen an. Indem sie analytisch<br />
und produktiv, ihren Interessen und<br />
Begabungen gemäß, mit dem Thema umgehen<br />
(analytische Aufgaben 2 und 3 und<br />
4, handlungs- und produktionsorientiert,<br />
produktive Aufgaben 5 und 6, Comic und<br />
szenische Darstellung), bringen sie die Inhalte<br />
kognitiv und emotional mit der eigenen<br />
Person in Verbindung, werden für das<br />
Thema interessiert, vertiefen sich in den<br />
Text und gelangen so zu einer intensiven<br />
Aufnahme der Inhalte. Die Aufgaben orientieren<br />
sich an den Ergebnissen der Leseforschung,<br />
nach der sich das Textverständnis<br />
sowohl im Global- (Aufgabe 2) als auch im<br />
Detailverständnis (Aufgabe 3, 4) äußert.<br />
Die Aufgaben stellen ein Angebot dar, das die<br />
Lehrperson dem Alter der Adressaten und deren<br />
Interessen und Möglichkeiten gemäß und<br />
in Abhängigkeit vom vorgegebenen Zeitfenster<br />
einsetzen kann.<br />
Aufgabe 3:<br />
Die Bilder decken einen großen Teil der Sage,<br />
aber nicht das Ganze ab und dienen zunächst<br />
der Textsicherung. Die mittelalterlichen Darstellungen<br />
im Gewölbe des Brunnenhauses<br />
(Maulesel, der mit der Hufe auf einen Brunnen<br />
zu klopfen scheint, als wolle er auf diese Stelle<br />
hinweisen) und auf den Stiftertafeln vermitteln<br />
zudem ein anschauliches Bild von der Gründung<br />
des Klosters und der Arbeit der Mönche,<br />
die selbst Hand anlegen („Ora et labora!“).<br />
Darüber hinaus erfahren die Schülerinnen und<br />
Schüler von den Wegelagerern und Räubern,<br />
die damals die Straßen unsicher machten, und<br />
gewinnen eine erste Vorstellung von der mittelalterlichen<br />
Ständeordnung: Während der<br />
Bischof nämlich groß, farblich hervorgehoben<br />
und in majestätischer Haltung im Vordergrund<br />
steht und den Zug anführt, befindet sich der<br />
Ritter auf der zweiten Ebene, im Mittelgrund,<br />
dunkel gewandet, auf dem Boden kniend, das<br />
Haupt demütig geneigt und den Blick nach unten<br />
gerichtet.<br />
Aufgabe 4:<br />
Die Aufgabe dient ebenfalls der Textsicherung,<br />
Sie lenkt den Blick nicht nur auf mehr oder<br />
wichtige Details, sondern vor allem auf den<br />
zeitlichen und logischen Zusammenhang des<br />
Textes (Warum-Fragen!).<br />
_________<br />
47) http://www.maulbronn.de/relaunch/d_800/html/kreuzgang.php<br />
Seite 59
Aufgabe 5:<br />
Sie richtet sich an Kinder und Jugendliche entsprechender<br />
Begabung und stellt ein binnendifferenzierendes<br />
Angebot dar. Während Kinder,<br />
die gerne zeichnen und malen, sich ganz der<br />
zeichnerischen Umsetzung des Textes widmen<br />
und dabei den Text vertieft aufnehmen können,<br />
werden sich andere Gedanken machen über<br />
die Formulierungen der Bildtitel und Sprechblasen.<br />
Häufig haben auch Mittelstufenschüler<br />
noch viel Spaß am Gestalten von Comics, nicht<br />
selten mit ironischen Akzenten.<br />
Aufgabe 6:<br />
Dieser Arbeitsauftrag stellt ein größeres Projekt<br />
dar, das gut organisiert werden muss. Am<br />
Ende steht ein Produkt, das auch zur Aufführung<br />
gelangen kann. Wenn die ganze Klasse<br />
daran beteiligt wird, gibt es zu einer Aufgabe<br />
mehrere Ergebnisse, die es ermöglichen, die<br />
jeweils besten Einzellösungen zu einem Endprodukt<br />
zu verbinden. Die Aufgaben a) und b)<br />
stellen den Ritter am Ende seines Lebens in den<br />
Mittelpunkt. Seine Gedanken und Worte werden<br />
dem vergangenen Leben gewidmet sein,<br />
die Frage nach dem Sinn des Lebens aufwerfen<br />
und um Motive des memento mori kreisen. Die<br />
Lösung der Aufgabe c) verlangt ein taktisches<br />
Vorgehen: Man will vor dem Bischof nicht als<br />
undankbar erscheinen und rückt deshalb erst<br />
nach und nach mit der Klage heraus. So wird<br />
ihm die Ehrerbietung, der Respekt gezollt, der<br />
ihm im Mittelalter gebührt. Die Schülerinnen<br />
und Schüler werden die Situation in der sumpfigen<br />
Gegend, der rauen Luft und in den düsteren<br />
Wälder vermutlich dramatisieren, vielleicht<br />
auf ihre Erkrankungen und auf Todesfälle verweisen,<br />
auf Räuber, die in den Wäldern hausen<br />
und die Ängste, die sie quälen. Der Bischof, der<br />
als verständnisvoll gezeichnet wird, wird vielleicht<br />
betroffen sein und lebhaften Anteil daran<br />
nehmen, bevor er ihnen einen neuen Vorschlag<br />
unterbreitet.<br />
Arbeitsmaterial 2<br />
Aufgaben 1 und 2:<br />
Beide Aufträge widmen sich der epischen Form<br />
„Sage“ sowie ihren Besonderheiten und ihrer<br />
Funktion. Bei Zeitmangel oder in einer höheren<br />
Klasse kann der Vergleich unmittelbar auf die<br />
Aufgaben 1-3 folgen. Beim Vergleich kommt es<br />
vor allem darauf an,<br />
a) die größere Präzision des Sachtextes<br />
und das Fehlen von fantastischen, mit der<br />
Realität nicht zu vereinbarenden Elementen<br />
herauszuarbeiten,<br />
b) die unterschiedliche Funktion der Texte<br />
deutlich zu machen: Die Sage dient zunächst<br />
der Unterhaltung, will aber darüber<br />
hinaus etwas Ungewöhnliches erklären:<br />
Warum befindet sich z.B. ein so riesiges<br />
Klosterareal ausgerechnet an diesem Ort?<br />
Sie hat vor allem eine religiöse Bedeutung<br />
für die Gläubigen, für die hier göttliches<br />
Walten sichtbar wird. Der Sachtext richtet<br />
sich an Menschen, die sich über die Geschichte<br />
der Klostergründung informieren<br />
wollen und wichtige historische Informationen<br />
erwarten. Im Sachtext wird knapp<br />
über die Existenz der Sage informiert und<br />
ihr Inhalt zusammengefasst, während sie<br />
in der Sage lebendig und spannend erzählt<br />
wird.<br />
Seite 60
Gemeinsamkeiten<br />
Rolle Walters von Lomersheim<br />
als Initiator der Klostergründung,<br />
der sein Gut Eckenweiher zur<br />
Verfügung stellt<br />
Aufgabe des ersten Standorts<br />
und Gründung des Klosters<br />
Maulbronn; Gründe dafür werden<br />
genannt; die Bedeutung der Steinbrüche<br />
erschließt sich in der Sage<br />
in Z. X indirekt (“vorzügliche<br />
Steine waren in nächster Nähe“)<br />
Die Unterstützung der Mönche<br />
durch den Ritter und den Bischof<br />
Günther / Gunther;<br />
Esel bzw. Maulesel wird genannt;<br />
Zeitliche Einordnung der Ereignisse<br />
Unterschiede<br />
Keine Angabe zu seinen Motiven im geschichtlichen<br />
Text; kein Hinweis auf seine Verbindung zum Kloster<br />
Neuburg im Elsass, dem Walter bereits Schenkungen<br />
gemacht hatte; in der Sage<br />
Nennung anderer Gründe in der Sage (Sumpf, Klima,<br />
Wälder) als in den geschichtlichen Quellen ( weite<br />
Entfernung zu den Steinbrüchen, auch Lage an der alten<br />
Römerstraße);<br />
Keine Erwähnung der Klagen der Mönche beim Bischof<br />
Günther (siehe Sage Z. 10 ff) im Klosterführer ;<br />
Keine genaue Angaben zur Herkunft der Mönche in der<br />
Sage (von Bischof Günther gesandt), im wissenschaftlichen<br />
Text dagegen Nennung des Klosters Neuburg im<br />
Elsass, das die Mönche nach Eckenweiher gesandt hatte<br />
und Erwähnung Bernhard von Clairvaux‘ , der die Ausbreitung<br />
des Ordens vorantrieb;<br />
In der Sage wird die Geschichte vom Esel ausführlich<br />
und als glaubwürdig geschildert, so, als sei das historische<br />
Wahrheit. Im Sachtext wird sie knapp erwähnt<br />
und zusammengefasst sowie als (erfundene)Erzählung<br />
ausgewiesen;<br />
Nur in der Sage: die anschauliche Schilderung des Klosterbaus<br />
(Z. X –Z-Y () und die Überlistung der Räuber<br />
(Z. X-Y).<br />
Vage Angabe zur Zeit (Anfang des 12. Jahrhunderts) in<br />
der Sage, zahlreiche präzise Angaben im 2. Text, dort<br />
auch genauere Angaben zum Bischof Gunther und seiner<br />
Rolle bei der Vergrößerung des Klosterareals, Hinweis<br />
auf Zustiftungen;<br />
Seite 61
Arbeitsmaterial III 48<br />
Oft trafen sich die Mönche vom Heiligenberg bei<br />
Heidelberg und die vom Kloster Schönau 49 auf<br />
Wanderungen im Gebirge. Vom Heiligenberg führte<br />
eine uralte Hochstraße über den Weißenstein zum<br />
Schriesheimer Hof und von da hinunter über Wilhelmsfeld<br />
und Neudorf nach Schönau. Auf dem<br />
Schriesheimer Hof war alljährlich ein Maifest zur<br />
Erinnerung an die Zeit, da die alten Bewohner das<br />
Christentum noch nicht angenommen hatten.<br />
Auf einem solchen Maifest trafen sich einst die<br />
Mönche von Schönau und vom Heiligenberg und<br />
hielten im Freien eine Messe ab. Die Schönauer<br />
hatten reichliche Nahrung mitgebracht, gebackene<br />
Forellen, Kuchen und Wildbraten. Die Heiligenberger<br />
hatten nur ganz hartes Kleie und Haferbrot. Sie<br />
hatten am Tage vorher verschlafen 50 und mussten<br />
deshalb fasten. Dies erweckte ihren Neid und Zorn<br />
und sie beschlossen, von ihrem Abt mehr Freiheit zu<br />
verlangen.<br />
Als die Heiligenberger Mönche abends müde und<br />
hungrig ins Kloster zurückgekehrt waren, sollten<br />
sie noch Glocken läuten und die Komplet 51<br />
beten. Sie verweigerten den Gehorsam und als der<br />
Abt ihnen mit Strafe drohte, fielen die Mönche über<br />
ihn her, banden ihm Hände und Füße zusammen<br />
und sperrten ihn in den Keller. Nun wurde Wein<br />
aus den Fässern gezapft, Kuchen und Braten herbeigeholt<br />
und die Mönche aßen und tranken bis zum<br />
frühen Morgen und schliefen endlich vor Ermüdung<br />
ein. Niemand dachte daran, die Glocken zur Frühmesse<br />
zu läuten. Plötzlich, kurz vor Sonnenaufgang,<br />
fingen alle Klosterglocken an zu läuten, ohne dass<br />
jemand die Glockenstränge zog. Unsichtbare Engel<br />
setzten die Glocken in Bewegung und zugleich ertönten<br />
sämtliche Glocken in der ganzen Umgegend.<br />
Alles rief: „Ein Wunder, ein Wunder!“ Die Leute<br />
stürzten voller Schrecken aus den Häusern auf die<br />
Straße und strömten hinauf zum Kloster, wo die<br />
Mönche noch im Schlaf lagen. Man hörte den Abt<br />
im Keller stöhnen, befreite ihn und legte auf seinen<br />
Befehl die Mönche gefesselt in den Keller.<br />
Im Kloster Lorch, im Kloster Schönau und auf der<br />
Jettakapelle hatten die Glocken so lange geläutet,<br />
bis die Äbte mit ihren Mönchen und der Burggraf<br />
mit seinem Gefolge auch zum Heiligenberg gezogen<br />
waren. So wurde strenges Gericht gehalten; die Anführer<br />
der Mönche wurden nach Worms und auf die<br />
Schauenburg bei Dossenheim ins Burgverlies eingesperrt.<br />
Der befreite Abt wurde in sein Amt wieder<br />
eingesetzt, von den Klöstern Lorsch und Limburg<br />
aber wurden junge und alte Mönche auf den Heiligenberg<br />
gerufen.<br />
Die Nachricht von dem geschehenen Wunder verbreitete<br />
sich weit und breit und täglich strömten<br />
fromme Wallfahrer sogar aus fernsten Gegenden<br />
herbei, um sich das wunderbare Geschehen von den<br />
Glocken berichten zu lassen und Geschenke darzubringen.<br />
So wurde das Kloster ein Wallfahrtsort und<br />
musste vergrößert werden, um alle Novizen aufnehmen<br />
zu können, welche sich auf dem Heiligenberg<br />
einem frommen Leben widmen wollten.<br />
_________<br />
48) Badische Neueste Nachrichten (Hrsg.): Sagen, Märchen und Legenden aus Baden. Karlsruhe. 1988. S. 42 -44<br />
49) Es handelt sich dabei um die Abtei Heiligenberg, auch Michaelskloster genannt, das im Jahre 1023 gegründet und im frühen<br />
16. Jahrhundert aufgehoben, d.h. als Kloster aufgegeben wurde, das Kloster Schönau im Odenwald, das 1142 gegründet und im<br />
Zuge der Reformation 1558 aufgehoben wurde.<br />
50) Vermutlich haben sie die Vigil, die erste Gebetszeit des Tages, noch in der Nacht, oder die Laudes, das Morgengebet bei Tagesanbruch<br />
verschlafen. Nach der <strong>Benedikt</strong>inerregel findet die Vigil „zur achten Stunde der Nacht“ (Regel 8), von sechs Uhr abends an<br />
gerechnet (um 2 Uhr nachts) statt. Die strenge Einhaltung der Gebetszeiten gehört fest zum klösterlichen Leben.<br />
51) Die Komplet: hier: das Nachtgebet der Mönche vor der Nachtruhe<br />
Seite 62
Arbeitsauftrag III<br />
1. Folgende Sätze versuchen das Wesentliche des Textes zu erfassen:<br />
A. In der Sage geht es um die unchristliche Lebensweise der Heiligenberger Mönche.<br />
B. In der Sage geht es um die Rache der Mönche an ihrem Abt, der sie für ihre<br />
Verfehlungen bestrafen will.<br />
C. In der Sage geht es darum, dass Mönche, die sich ihrem Abt widersetzt haben,<br />
ihre gerechte Strafe erhalten.<br />
D. In der Sage geht es darum, wie das Kloster Heiligenberg ein Wallfahrtsort wird.<br />
E. In der Sage geht es um Mönche, die ihrem Abt den Gehorsam verweigern.<br />
F. In der Sage geht es um die wunderbare Befreiung des Abtes von<br />
Kloster Heiligenberg<br />
G. In der Sage geht es um Glocken, die erklingen, ohne dass sie von jemandem<br />
geläutet werden.<br />
a) Diskutiert in Gruppen zu je vier Schülerinnen und Schüler darüber, welcher der Sätze<br />
eurer Meinung nach den Textinhalt am besten erfasst. Begründet dabei eure Meinung und<br />
einigt euch auf ein Ergebnis.<br />
b) Einer aus der Gruppe trägt das Ergebnis mit Begründung der Klasse vor.<br />
c) Am Schluss werden die Ergebnisse noch einmal diskutiert und die Klasse stimmt über eine<br />
gemeinsame Lösung ab.<br />
d) Formuliert ausgehend vom Ergebnis eine passende Überschrift<br />
2. Tauscht euch über das Verhalten der Mönche aus. Erstellt in der Klasse ein Stimmungsbild<br />
(Wie viele bewerten das Verhalten als sehr negativ, als verständlich usw.).<br />
3. Zeigt, dass es sich hier um eine Sage handelt: Legt eine zweispaltige Tabelle an und tragt in<br />
die eine Spalte die Inhalte ein, die das Geschehen als glaubwürdig, und in die andere die, die es<br />
eher als fantastisch erscheinen lassen.<br />
4. Nennt mögliche Gründe, warum die Sage aufgeschrieben und verbreitet worden ist.<br />
Seite 63
Arbeitsmaterial IV<br />
Aus Kapitel 4:<br />
Die Werkzeuge der geistlichen Kunst 52<br />
Aus Kapitel 5:<br />
Der Gehorsam<br />
(…) Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem<br />
Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.<br />
Ebenso: Den Nächsten lieben wie sich selbst.<br />
Dann: nicht töten.<br />
(…) Nicht begehren.<br />
Nicht falsch aussagen.<br />
Alle Menschen ehren.<br />
Und keinem anderen antun, was man selbst nicht<br />
erleiden möchte.<br />
Sich selbst verleugnen, um Christus zu folgen.<br />
Den Leib in Zucht nehmen.<br />
Sich Genüssen nicht hingeben.<br />
Das Fasten lieben.<br />
Arme bewirten.<br />
Nackte bekleiden.<br />
Kranke besuchen.<br />
Tote begraben.<br />
Bedrängten zu Hilfe kommen.<br />
Trauernde trösten.<br />
Sich dem Treiben der Welt entziehen.<br />
Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.<br />
Den Zorn nicht zur Tat werden lassen.<br />
Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben.<br />
Keine Arglist im Herzen tragen.<br />
Nicht unaufrichtig Frieden schließen.<br />
Von der Liebe nicht lassen.<br />
Nicht schwören, um nicht falsch zu schwören.<br />
Die Wahrheit Herz und Mund bekennen.<br />
Nicht Böses mit Bösem vergelten.<br />
Nicht Unrecht tun, vielmehr erlittenes geduldig ertragen.<br />
Die Feinde lieben.<br />
Die uns verfluchen, nicht auch verfluchen, sondern<br />
mehr noch sie segnen.<br />
Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen.<br />
Nicht stolz sein,<br />
nicht trunksüchtig,<br />
nicht gefräßig,<br />
nicht schlafsüchtig,<br />
nicht faul sein.<br />
Nicht murren. (…)<br />
Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern.<br />
Er ist die Haltung derer, denen die Liebe zu Christus<br />
über alles geht.<br />
Wegen des heiligen Dienstes, den sie gelobt haben,<br />
oder aus Furcht vor der Hölle und wegen der Herrlichkeit<br />
des ewigen Lebens darf es für sie nach einem<br />
Befehl des Oberen kein Zögern geben, sondern sie erfüllen<br />
den Auftrag sofort, als käme er von Gott.<br />
(…) Daher verlassen Mönche sofort, was ihnen gerade<br />
wichtig ist, und geben den Eigenwillen auf.<br />
Aus Kapitel 7:<br />
Die Demut<br />
Die erste Stufe der Demut: Der Mensch achte stets auf<br />
die Gottesfurcht und hüte sich, Gott je zu vergessen.<br />
Stets denke er an alles, was Gott geboten hat, und<br />
erwäge immer bei sich, wie das Feuer der Hölle der<br />
Sünden wegen jene brennt, die Gott verachten, und<br />
wie das ewige Leben jenen bereitet ist, die Gott fürchten.<br />
Zu jeder Stunde sei er auf der Hut vor Sünden und<br />
Fehlern, die im Denken, Reden, Tun und Wandel<br />
durch Eigenwillen, aber auch durch Begierden des<br />
Fleisches geschehen. (…)<br />
Die dritte Stufe der Demut: Aus Liebe zu Gott unterwirft<br />
sich der Mönch dem Oberen in vollem Gehorsam.<br />
So ahmt er den Herrn nach, von dem der Apostel<br />
sagt: „Er war gehorsam bis zum Tod.“<br />
(...)<br />
Aus Kapitel 39:<br />
Das Maß der Speise<br />
War die Arbeit einmal härter, liegt es im Ermessen<br />
und in der Zuständigkeit des Abtes, etwas mehr zu<br />
geben, wenn es guttut.<br />
Doch muss vor allem Unmäßigkeit vermieden werden;<br />
und nie darf sich bei den Mönchen Übersättigung<br />
einschleichen.<br />
Denn nichts steht so im Gegensatz zu einem Christen<br />
wie Unmäßigkeit,<br />
sagt doch unser Herr: „Nehmt euch in acht, dass nicht<br />
Unmäßigkeit euer Herz belaste.“<br />
_________<br />
52) Die Regel des Hl. <strong>Benedikt</strong>. Hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz. Beuron (Beuroner Verlag). 1992<br />
Seite 64
Arbeitsauftrag IV<br />
1. Lest die folgenden Auszüge aus den Regeln des heiligen <strong>Benedikt</strong>, nach denen bis heute<br />
Ordensleute in aller Welt ihr Leben gestalten, und unterstreicht die Sätze, die sich auf das<br />
Verhalten der Mönche in der Sage beziehen lassen. Bewertet das Verhalten erneut. Vergleicht<br />
eure Bewertung mit der zuvor vorgenommenen (Aufgabe 2/Arbeitsauftrag 3).<br />
2. Übernehmt die Rolle eines der anwesenden Äbte und haltet eine Strafpredigt gegen<br />
die Anführer der aufsässigen Mönche. Schreibt diese zuerst stichwortartig oder<br />
ausformuliert auf. Ihr könnt so beginnen:<br />
Ein trauriger Anlass hat uns hier auf dem Heiligenberg<br />
zusammengeführt. Wer hätte es je für möglich gehalten, dass Mönche des Klosters …<br />
Seite 65
Bemerkungen<br />
zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />
Diese Sage ermöglicht es auch jüngeren Schülerinnen<br />
und Schülern auf unterhaltsame Weise<br />
mit wichtigen Grundsätzen klösterlichen<br />
Lebens vertraut zu werden, vor allem mit der<br />
Bedeutung der beiden „Evangelischen Räte“<br />
Armut und Gehorsam. Die Schülerinnen und<br />
Schüler der Mittelstufe sind im Kontext einer<br />
produktiven zielgerichteten Aufgabe zum Text<br />
auch eher bereit, sich mit den Ordensregeln<br />
des hl. <strong>Benedikt</strong> zu befassen.<br />
Zudem lässt sich an diesem Beispiel anschaulich<br />
die Funktion dieser und vieler Sagen mit<br />
religiösem Bezug herausarbeiten: Sie dienen<br />
der nützlichen Unterhaltung, nämlich der religiösen<br />
Unterweisung und Ermahnung, indem<br />
sie auf spannende Weise vor Augen führen,<br />
was geschieht, wenn die Gebote Gottes bzw.<br />
die der Kirche übertreten werden. Die Botschaft,<br />
die sich nicht nur an Mönche und Nonnen<br />
richtet, ist auch die, dass das Böse nicht<br />
verborgen bleibt, sondern ans Licht kommt<br />
und erbarmungslos geahndet wird. Seiner<br />
gerechten Strafe kann keiner entkommen.<br />
Seite 66
Erwartungshorizonte<br />
Arbeitsmaterial 3<br />
Aufgabe 1:<br />
Diese Aufgabe soll zu intensiver Wahrnehmung<br />
des Textes anregen. Es handelt sich hier nicht<br />
um eine multiple choice-Aufgabe, bei der es nur<br />
eine richtige Lösung gibt. Die vorgeschlagenen<br />
Sätze sind alle „richtig“, beziehen sich aber<br />
auf unterschiedliche Inhalte und Aspekte und<br />
erfassen mehr oder weniger den Text. Bei der<br />
Auseinandersetzung geht es deshalb nicht um<br />
die richtige oder falsche Lösung, sondern um<br />
die Klärung des Inhalts und des Gehalts. Dabei<br />
spielt die Begründung der jeweiligen Position<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Die Aufgabe stellt auch eine wichtige Übung<br />
zur Inhaltsangabe dar, bei der die Schülerinnen<br />
und Schüler lernen, im Basis- oder Einleitungssatz<br />
das Thema eines Textes zu benennen.<br />
A (unchristliche Lebensweise der Heiligenberger<br />
Mönche) bezieht sich nur auf die erste Hälfte<br />
des Textes und lässt das Glockenwunder, die Bestrafung<br />
der Anführer sowie die Entstehung der<br />
Wallfahrt außen vor.<br />
B (Rache der Mönche an ihrem Abt, der sie für<br />
ihre Verfehlung bestrafen will) deckt nur einen<br />
Erzählabschnitt ab, das Aufbegehren der Mönche,<br />
die Androhung von Strafe und die Reaktion<br />
der Mönche.<br />
C (gerechte Strafe für Mönche, die sich ihrem Abt<br />
widersetzt haben) umfasst einen großen Teil des<br />
Geschehens, lässt aber das Wunder unberücksichtigt,<br />
das von entscheidender Bedeutung ist.<br />
D (Kloster Heiligenberg wird Wallfahrtsort) ist<br />
auf abstrakter Ebene richtig, es fehlt aber der<br />
Bezug zum Wunder; hier wäre eine Ergänzung<br />
(„auf wundersame Weise“, „durch ein Wunder“…)<br />
möglich;<br />
E (Mönche, die ihrem Abt den Gehorsam verweigern)<br />
lässt die Folgen und das Wunder unerwähnt<br />
und greift zu kurz;<br />
F (wunderbare Befreiung des Abtes von Kloster<br />
Heiligenberg) beinhaltet, dass der Abt zu Unrecht<br />
seiner Freiheit beraubt wird, also indirekt die Vorgeschichte,<br />
und das Wunder, also indirekt auch die<br />
Folgen, so dass sich auf F viele Schülerinnen und<br />
Schüler einigen können.<br />
G (Glocken, die erklingen, ohne dass sie von jemandem<br />
geläutet werden) betont zwar das Wunder,<br />
greift aber zu kurz und ist zu vage.<br />
Aufgabe 2:<br />
Der Auftrag soll den Blick auf das Verhalten<br />
der Mönche lenken, wobei es an dieser Stelle<br />
noch nicht darum geht, die Evangelischen Räte,<br />
die die Mönche bei ihrer Profess gelobt haben,<br />
oder der Regel des hl. <strong>Benedikt</strong> einzubeziehen.<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen primär aus<br />
ihrem Rechtsempfinden heraus eine Bewertung<br />
vornehmen, die später, nach der Lektüre der<br />
Regeln des hl. <strong>Benedikt</strong>, überprüft werden soll.<br />
Aufgabe 3:<br />
Glaubwürdig: dass Mönche aus verschiedenen<br />
Klöstern eine Messe im Freien feiern, dass die<br />
mönchischen Regeln mehr oder weniger streng<br />
befolgt werden, dass sich Mönche gegen den<br />
Abt auflehnen, dass sie ihre klösterlichen Pflichten<br />
vernachlässigen, dass Mönche bestraft werden,<br />
dass ein Kloster zu einem Wallfahrtsort<br />
wird und großen Zulauf hat.<br />
Fantastisch ist das Glockenwunder: dass Glocken<br />
ertönen, ohne dass ein Mensch sie läutet,<br />
dass Engel am Werk sind, dass es auf diese<br />
Weise zur Rettung des Abtes kommt und dass<br />
die Glocken auch in anderen Klöstern wie von<br />
selbst läuten.<br />
Aufgabe 4:<br />
Die Sage soll erklären, warum ein Kloster ein<br />
Wallfahrtsort geworden ist, soll den Menschen<br />
das Walten Gottes vor Augen führen, soll ihnen<br />
Seite 67
zeigen, dass das Böse ans Licht kommt und bestraft<br />
wird, dass die Mönche sich in Armut und<br />
Gehorsam üben sollen, dass Völlerei (Fresssucht,<br />
Maßlosigkeit) eine schwere Sünde (Todsünde)<br />
ist …<br />
Arbeitsmaterial 4<br />
Aufgabe 1:<br />
Die Schülerinnen und Schüler lernen die Regeln<br />
des heiligen <strong>Benedikt</strong> kennen. Die abschließende<br />
Bewertung wird ergeben, dass die Mönche<br />
gegen fundamentale Gebote und Regeln verstoßen<br />
haben und ihr Verhalten als besondere<br />
Schuld anzusehen ist. Im Folgenden sind die<br />
Regeln, die sich spontan auf die Vergehen der<br />
Mönche beziehen lassen, unterstrichen.<br />
Aus Kapitel 4:<br />
Die Werkzeuge der geistlichen Kunst 53<br />
(…) Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem<br />
Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.<br />
Ebenso: Den Nächsten lieben wie sich selbst.<br />
Dann: nicht töten. (Die Mönche haben den Tod des<br />
Abtes billigend in Kauf genommen.)<br />
(…) Nicht begehren. (Sie begehren z.B., was die<br />
Schönauer Mönche haben.) (…)<br />
Alle Menschen ehren.<br />
Und keinem anderen antun, was man selbst nicht<br />
erleiden möchte.<br />
Sich selbst verleugnen, um Christus zu folgen.<br />
Den Leib in Zucht nehmen.<br />
Sich Genüssen nicht hingeben.<br />
Das Fasten lieben.<br />
Arme bewirten.<br />
(…)<br />
Bedrängten zu Hilfe kommen. (…)<br />
Sich dem Treiben der Welt entziehen.<br />
Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.<br />
Den Zorn nicht zur Tat werden lassen.<br />
Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben.<br />
Keine Arglist im Herzen tragen. (…)<br />
Von der Liebe nicht lassen.(…)<br />
nicht trunksüchtig,<br />
nicht gefräßig,<br />
nicht schlafsüchtig,<br />
nicht faul sein.<br />
Nicht murren. (…)<br />
Aus Kapitel 5:<br />
Der Gehorsam<br />
Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam<br />
ohne Zögern. (…)<br />
Wegen des heiligen Dienstes, den sie gelobt<br />
haben, oder aus Furcht vor der Hölle und<br />
wegen der Herrlichkeit des ewigen Lebens<br />
darf es für sie nach einem Befehl des Oberen<br />
kein Zögern geben, sondern sie erfüllen den<br />
Auftrag sofort, als käme er von Gott.<br />
(…) Daher verlassen Mönche sofort, was ihnen<br />
gerade wichtig ist, und geben den Eigenwillen<br />
auf.<br />
Aus Kapitel 7:<br />
Die Demut<br />
Die erste Stufe der Demut: Der Mensch achte stets auf<br />
die Gottesfurcht und hüte sich, Gott je zu vergessen.<br />
Stets denke er an alles, was Gott geboten hat (…)<br />
Zu jeder Stunde sei er auf der Hut vor Sünden und<br />
Fehlern, die im Denken, Reden, Tun und Wandel<br />
durch Eigenwillen, aber auch durch Begierden des<br />
Fleisches geschehen. (…)<br />
Die dritte Stufe der Demut: Aus Liebe zu Gott<br />
unterwirft sich der Mönch dem Oberen in vollem<br />
Gehorsam. (...)<br />
Aus Kapitel 39:<br />
Das Maß der Speise<br />
War die Arbeit einmal härter, liegt es im Ermessen<br />
und in der Zuständigkeit des Abtes, etwas mehr zu<br />
geben, wenn es guttut.<br />
Doch muss vor allem Unmäßigkeit vermieden werden;<br />
und nie darf sich bei den Mönchen Übersättigung<br />
einschleichen.<br />
Denn nichts steht so im Gegensatz zu einem Christen<br />
wie Unmäßigkeit,<br />
sagt doch unser Herr: „Nehmt euch in acht, dass<br />
nicht Unmäßigkeit euer Herz belaste.“<br />
_________<br />
53) Die Regel des Hl. <strong>Benedikt</strong>. Hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz. Beuron (Beuroner Verlag). 1992<br />
Seite 68
Aufgabe 2:<br />
Die Aufgabe 6 kann alternativ zur Aufgabe 5<br />
gestellt werden. Sie erfordert eine intensive<br />
Lektüre der Regeln, auf die sich der Redner<br />
dann beziehen kann. Die Lösung sollte auch unter<br />
rhetorischen Aspekten betrachtet werden,<br />
z.B. sollten rhetorische Fragen, Wiederholungen,<br />
Parallelismus des Satzbaus u.a. einbezogen<br />
werden.<br />
Mögliche Schülerlösung (Klasse 10)<br />
Ein trauriger Anlass hat uns hier auf dem Heiligenberg<br />
zusammengeführt. Wer hätte es je für möglich<br />
gehalten, dass Mönche des Klosters Heiligenberg zu<br />
solchen verwerflichen Taten fähig sind?<br />
Als sie ihr Ordensgelübde ablegten, haben sie dem<br />
Abt Gehorsam geschworen, haben geschworen, seine<br />
Anordnungen zu befolgen, „als kämen sie von Gott“.<br />
Und was machen sie stattdessen? Sie widersetzen<br />
sich offen seinem Gebot, sie fesseln ihn sie schlagen<br />
ihn nieder und werfen ihn in den Keller, sie nehmen<br />
sogar seinen Tod in Kauf. (…)<br />
„Den Nächsten lieben wie sich selbst“ heißt es in der<br />
Bibel. Es ist eines der wichtigsten Gebote, das für<br />
alle Christen, nicht nur die Ordensleute gilt. Diese<br />
Mönche lieben nur sich selbst. Sie lassen es sich gut<br />
gehen, essen im Übermaß, sind also gefräßig, und,<br />
wie es in der Ordensregel heißt, „schlafsüchtig“ und<br />
„faul“. (…)<br />
Können wir solche Menschen unter unserem Dach<br />
dulden? Menschen, die nicht Christus, sondern nur<br />
sich lieben? Die Gott vergessen? Die dem Zorn<br />
und Rachegelüsten nachgeben? Ich glaube nicht.<br />
Wir sind uns doch alle einig: Sie gehören aus der<br />
Gemeinschaft ausgeschlossen. Das sieht so auch die<br />
Regel des hl. <strong>Benedikt</strong> vor. Aber der Ausschluss aus<br />
dem Kloster kann nicht alles sein. Sie haben einen<br />
Menschen zu Unrecht angegriffen und ihn seiner<br />
Freiheit beraubt. Dafür muss er auch von der weltlichen<br />
Gerichtsbarkeit belangt werden und wie jeder<br />
andere Mensch auch, der Ähnliches getan hat, büßen.<br />
(…)<br />
rhetorische Frage, die die Einhelligkeit<br />
der Anwesenden unterstreicht; Wortwahl,<br />
gehobener Stil, der Situation<br />
(Gerichtsszene) angemessen<br />
- Wiederholung, um die Bedeutung des<br />
Schwurs und damit die Schwere ihrer<br />
Schuld hervorzuheben;<br />
- Zitat aus der <strong>Benedikt</strong>inerregel, um<br />
die Ungeheuerlichkeit des Vergehens<br />
und den Wortbruch zu betonen;<br />
- Aufzählung und Parallelismus, um<br />
jede Handlung einzeln hervorzuheben<br />
und das Verhalten als Ganzes umso<br />
schändlicher erscheinen zu lassen;<br />
- Zitat (s.o.)<br />
- Superlativ, um die Schwere der<br />
Schuld zu betonen (Verstoß gegen<br />
eines der größten Gebote)<br />
- Zitate (s.o.)<br />
- rhetorische Frage, die das Einverständnis<br />
der Zuhörer hervorrufen soll;<br />
Wir“-Stil, der das Einverständnis, die<br />
Einhelligkeit suggeriert<br />
Seite 69
Arbeitsmaterial V<br />
Reden wir über Geld: Anselm Grün:<br />
„Geld gefährdet die innere Freiheit“ 54<br />
08.02.2008, 12:30<br />
Interview: Matthias Drobinski und Alexander<br />
Hagelüken<br />
Der Mönch und Bestsellerautor Anselm Grün über<br />
moderne Ängste, schlechte Vorgesetzte - und warum<br />
er von seinen Millioneneinnahmen keinen Cent behält.<br />
Chefzimmer sehen anders aus. Das Büro von Pater<br />
Anselm Grün im Kloster Münsterschwarzach ist<br />
weder groß noch aufgeräumt. Auf seinem Schreibtisch<br />
stapeln sich Papiere. In der Ecke stapeln sich<br />
seine millionenfach verkauften Lebensratgeber. Grün<br />
scheint tiefen inneren Frieden gefunden zu haben.<br />
Gelassen beantwortet er Fragen zu Aggressionen,<br />
Sexualität und seinen riskanten Spekulationen.<br />
Anselm Grün, geb. am 14. Januar 1945, ist <strong>Benedikt</strong>inermönch.<br />
Er trat der Abtei Münsterschwarzach<br />
nach dem Abitur bei. Seit 1977 führt er das<br />
Kloster als Wirtschaftschef. Daneben schrieb er hunderte<br />
spirituelle Bücher zur Lebenshilfe.<br />
Süddeutsche Zeitung (SZ): Pater Grün,<br />
reden wir über Geld. Wissen Sie, wie viel Umsatz<br />
Sie in Ihrem Leben gemacht haben?<br />
Anselm Grün (GRÜN): Oh, schwer zu sagen.<br />
Ich habe bis heute so um die 15 Millionen Bücher<br />
verkauft...<br />
SZ: Dann haben Sie weit mehr als 100 Millionen<br />
Euro umgesetzt.<br />
Grün: Ja, wahrscheinlich.<br />
SZ: Sie verkaufen in Deutschland mehr Bücher als<br />
Günter Grass oder der Papst. Sie müssten Multimillionär<br />
sein.<br />
Grün: Ich besitze nichts. Ich habe als <strong>Benedikt</strong>inermönch<br />
Armut gelobt. Das Geld gehört der Abtei.<br />
SZ: Gibt es nicht mal Taschengeld?<br />
Grün: Doch, wie die anderen Mönche bekomme<br />
ich ein wenig Urlaubsgeld. Wenn ich unterwegs zu<br />
meinen Vorträgen bin, genehmige ich mir manchmal<br />
einen Cappuccino in der Raststätte. Das ist mein<br />
Luxus. Aber ich gebe keine 50 Euro Bargeld im<br />
Monat aus.<br />
SZ: Geld reizt Sie nicht?<br />
Abb. 15<br />
Grün: Geld, das mir gehört? Überhaupt nicht.<br />
Ich sehe, wie das Geld viele Menschen hart macht.<br />
So will ich nicht werden. Geld gefährdet die innere<br />
Freiheit. Eigentlich könnten Menschen mit viel Geld<br />
sorglos und frei sein. Aber oft kreisen gerade reiche<br />
Leute mit ihren Gedanken immer nur ums Geld. Es<br />
gibt Reiche, die glücklich sind, natürlich. Aber das<br />
sind die, die innerlich frei von diesem Reichtum sind.<br />
_________<br />
54) http://www.sueddeutsche.de/geld/reden-wir-ueber-geld-anselm-gruen-geld-gefaehrdet-die-innere-freiheit-1.599870<br />
Seite 70
SZ: Wie kaufen Sie Kleider oder Möbel?<br />
Grün: Wenn ich eine Kutte oder Wäsche brauche,<br />
gehe ich in die Kleiderkammer. Als ich neulich meinen<br />
alten Kulturbeutel am Flughafen vergessen hatte,<br />
haben mir meine Geschwister einen neuen geschenkt.<br />
Und Möbel passen in meine Zelle ohnehin kaum. Die<br />
hat weniger als 20 Quadratmeter. Das ist manchmal<br />
ein Nachteil. Vor allem, wenn ich ein Buch schreibe. Da<br />
stapelt sich überall Papier.<br />
SZ: Und Ihr Auto?<br />
Grün: Ich kaufe immer für 8000, 9000 Euro einen<br />
Unfallwagen und fahre ihn, bis es nicht mehr geht. Im<br />
Augenblick fahre ich einen Golf mit 240000 Kilometern<br />
auf dem Buckel.<br />
SZ: Hm. Hunderte Kilometer unterwegs zu Vorträgen<br />
in einer alten Kiste und Sie behaupten, das nervt nicht?<br />
Grün: Manchmal nervt es schon. Aber ich will nichts<br />
Besseres sein als meine Mitbrüder.<br />
Grün: Es gibt ja immer die Vorstellung, wir Mönche<br />
müssten unsere Sexualität unterdrücken. Ich lasse<br />
sie in meine Kreativität fließen.<br />
SZ: Und das reicht, Sie haben kein Bedürfnis nach<br />
Sexualität?<br />
Grün: Nach Sexualität nicht, nur manchmal nach<br />
Zärtlichkeit.<br />
SZ: Sie sind mit ihren Büchern extrem erfolgreich.<br />
Warum?<br />
Grün: Ach, wenn ich das so genau wüsste. Ich<br />
treffe, glaube ich, die Emotion vieler Leser, meine<br />
Sprache bewertet nicht und drängt nichts auf.<br />
Ich gaukle keine heile Welt vor. Und dann hat die<br />
christliche Spiritualität auch eine eigene Kraft, und<br />
die versuche ich, den Leuten zu erschließen. Dass ich<br />
da erfolgreich bin, freut mich schon. Da gönne ich<br />
mir manchmal eine kleine Eitelkeit und genieße die<br />
Anerkennung.<br />
SZ: Es durchzuckt Sie nie der Gedanke: Mensch, Du<br />
könntest ein schönes Haus besitzen, reisen, wohin Du<br />
willst?<br />
Grün: Ach, Luxus ist für mich keine Versuchung.<br />
Manchmal laden mich Bankvertreter oder Manager<br />
zum Essen ein, das ist dann gut und teuer, aber oft<br />
fühle ich mich unwohl und denke: Da würdest Du<br />
alleine nie hingehen. Da kostet allein die Nachspeise<br />
12 Euro. Es ist lecker, aber einfach übertrieben.<br />
SZ: Was macht Sie glücklich, wenn es nicht Geld<br />
und Luxus sind?<br />
Grün: Ich bin glücklich, wenn ich Menschen durch<br />
Bücher, Vorträge, Gespräche Wege weisen kann. Und<br />
wenn ich spirituelle Erfahrungen mache, wenn ich<br />
Gott suche und in der Stille einen tiefen inneren<br />
Frieden spüre.<br />
SZ: Sie schreiben, Sexualität und Aggression seien<br />
die wichtigsten Lebensenergien. Wie kommen Sie<br />
damit klar, als Mönch beides zu unterdrücken?<br />
Seite 71
Arbeitsauftrag V<br />
1. Formuliert eure ersten Eindrücke von Anselm Grün. Welche Eigenschaften werden genannt<br />
oder erschließen sich beim Lesen des Interviews? Haltet sie an der Tafel, auf Kärtchen oder<br />
im Heft fest.<br />
2. Informiert euch im Internet, in einem neueren Lexikon oder in der Buchhandlung oder<br />
Bibliothek über den <strong>Benedikt</strong>inermönch Anselm Grün und tragt eure Informationen in<br />
der Klasse zusammen.<br />
3. Erarbeitet den Inhalt des Interviews, indem ihr es zu zweit nachstellt. Überlegt euch zuerst<br />
in Partnerarbeit, mit welcher Sprechhaltung der Interviewer bzw. mit welcher der Pater<br />
einzelne Fragen bzw. Antworten spricht und Wörter betont, und macht euch am Rand<br />
entsprechende Bemerkungen, z.B. in<br />
Z. 9 Gibt es nicht mal Taschengeld? – ungläubig fragend<br />
Begründet jeweils eure Vortragsweise und stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim<br />
Vortrag fest.<br />
4. „Veranstaltung mit Pater Anselm Grün bereits ausverkauft!“ heißt es nicht selten. Erklärt,<br />
was, abgesehen von seinen Büchern, die von Millionen Gläubigen unterschiedlicher<br />
Konfessionen gelesen werden, die Menschen an Anselm Grün fasziniert.<br />
5. Manche sehen den <strong>Benedikt</strong>inerpater auch kritisch. Sammelt mögliche Kritikpunkte und<br />
setzt euch mit ihnen auseinander.<br />
6. Nach der Lektüre des Eingangstextes, in dem das Zimmer des Mönchs beschrieben wird,<br />
des Interviews und einiger Seiten im Internet habt ihr sicher eine konkretere Vorstellung<br />
vom Pater gewonnen. Schreibt auf der Grundlage des Interviews, eurer Recherche und eures<br />
persönlichen Eindrucks ein Porträt, das Pater Anselm Grün vorstellt und das ihr auf den<br />
Seiten der Schule oder in der Schülerzeitung veröffentlichen könnt.<br />
Ihr könnt folgendermaßen beginnen: Pater Anselm Grün, 67 Jahre alt und <strong>Benedikt</strong>inerpater<br />
in Münsterschwarzach, ist einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart….<br />
Es können in der Einleitung weitere Lebensdaten genannt werden. Auch sollte das Äußere<br />
einbezogen werden. Hierzu findet ihr im Internet zahlreiche Fotos.<br />
Seite 72
Bemerkungen<br />
zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />
Anselm Grün wird als der populärste <strong>Benedikt</strong>iner<br />
unserer Zeit bezeichnet. Anders als von<br />
den Schülerinnen und Schülern erwartet, lebt<br />
er nicht zurückgezogen im Kloster, um ausschließlich<br />
zu beten und zu arbeiten, sondern ist<br />
auch in der Öffentlichkeit präsent. Als Cellerar<br />
kümmert er sich um die finanzielle Grundlage<br />
der Abtei mit ihren 20 Betrieben. Dabei geht<br />
er moderne Wege. Er investiert erfolgreich in<br />
Aktien und Anleihen und verdient mit seinen<br />
Büchern, Vorträgen und Kursen Millionen. Im<br />
Internet (Internetrecherche mit Stichwörtern<br />
„Anselm Grün Interview“) finden sich mehrere<br />
Interviews, auch auf Youtube, in denen er sich<br />
zu seinem Verhältnis zum Geld, zur Rolle des<br />
Geldes in der Gesellschaft, zu Geldanlagen<br />
allgemein und zu seinen eigenen Geldgeschäften<br />
äußert und sie rechtfertigt. Anselm Grün<br />
ist nicht unumstritten. Man wirft ihm z.B. vor,<br />
sich in seinen Büchern und Vorträgen zu wenig<br />
auf die Bibel und zu stark auf Inhalte der<br />
Psychoanalyse zu beziehen. Auch werden aus<br />
unterschiedlichen Gründen seine Spekulationen<br />
und Geldgeschäfte als unmoralisch kritisiert.<br />
Hervorgehoben werden seine Bescheidenheit<br />
und seine große persönliche Anspruchslosigkeit.<br />
Seite 73
Erwartungshorizonte<br />
Arbeitsmaterial 5<br />
Aufgabe 1:<br />
Diese Aufgabe ermöglicht den Schülerinnen<br />
und Schülern eine erste persönliche Stellungnahme.<br />
Dabei werden bereits viele Aspekte der<br />
Persönlichkeit angesprochen, die Person gewinnt<br />
erste Konturen. Nicht zu unterschätzen<br />
ist die Bedeutung der persönlichen Stellungnahme<br />
für die Schülerinnen und Schüler, die<br />
so ernstgenommen und damit auch motiviert<br />
werden, ihr Bild von Anselm Grün zu vertiefen.<br />
Aufgabe 3:<br />
Die Aufgabe 3 soll einen Eindruck von der Bescheidenheit<br />
und Ehrlichkeit des Mönchs vermitteln,<br />
dessen Sprache ohne Pathos auskommt. In<br />
einfachen klaren Sätzen, ohne inneren Rechtfertigungsdruck,<br />
ohne jede Aufgeregtheit und ohne<br />
sich provozieren zu lassen, formuliert er seine<br />
Gedanken. Im Zentrum des Interviews steht das<br />
Gelübde der Armut, nach dem die Mönche und<br />
Nonnen auf jedes persönliche Eigentumsrecht<br />
verzichten und sich auf ein bescheidenes einfaches<br />
Leben verpflichten. Offen beantwortet Pater<br />
Anselm die Fragen, die ihm gestellt werden.<br />
Dabei enthält er sich jedes moralisierenden, belehrenden<br />
Tons, selbst da, wo er unterweisen und<br />
eine Botschaft vermitteln will. Er überzeugt vor<br />
allem durch das persönliche Bekenntnis, z.B. als<br />
er gefragt wird, ob ihn Geld nicht reize, und er<br />
antwortet, dass Geld die Menschen hart mache<br />
und er so nicht werden wolle. Im Kontrast dazu<br />
steht die Sprache des Journalisten, der aus der<br />
Perspektive des heutigen modernen Menschen,<br />
für den Geld, Besitz und Lebensgenuss zählen,<br />
seine Fragen stellt und mit seinen Formulierungen<br />
den Pater provozieren will. Ungläubig fragt<br />
er ihn wiederholt z.B. nach dem Taschengeld<br />
und dem Reiz des Geldes usw., als könne sich<br />
in der Antwort ungewollt ein unlauteres Motiv<br />
offenbaren. Auch der Frage nach der Sexualität,<br />
nach der Bedeutung des Gelübdes der Keuschheit<br />
bzw. Jungfräulichkeit für sein Leben, weicht<br />
er nicht aus.<br />
Aufgabe 4, 5 und 6:<br />
Die Aufgabe 4 dient der Zusammenführung der<br />
unterschiedlichen Eindrücke, Aufgabe 6 verlangt<br />
eine strukturiertere, differenziertere Darstellung<br />
der Persönlichkeit.<br />
Für manche Schülerinnen und Schüler stellt<br />
sich die Frage nach dem Widerspruch zwischen<br />
dem Gelübde der persönlichen Armut und dem<br />
Reichtum des Klosters selbst. Die Aufgabe 5 bietet<br />
Anlass zur kritischen Reflexion. Hier kann<br />
man darauf hinweisen, dass der Pater mit dem<br />
verdienten Geld zum Unterhalt des Klosters<br />
und seiner Bewohner beiträgt und das Kloster<br />
somit erhält, Investitionen in die Zukunft ermöglicht,<br />
eine große Zahl von Arbeitsplätzen<br />
auch für weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
garantiert und den Lebensunterhalt der<br />
Mönche im Alter finanziert. Andererseits kann<br />
man darüber diskutieren, ob dieses Verständnis<br />
des Gelübdes im Einklang mit der Bibel,<br />
dem Beispiel Jesu und der Regel des hl. <strong>Benedikt</strong><br />
steht. Der Reichtum der Klöster verführte<br />
die Mönche bereits im Mittelalter dazu, in der<br />
Frömmigkeit nachzulassen und sich weltlichem<br />
Genuss hinzugeben. Die Reformbewegungen<br />
des Mittelalters (Kluniazenser nach der Abtei<br />
Cluny), der Zisterzienser (nach dem Kloster<br />
Cîteaux), der Prämonstratenser (vom Kloster<br />
Prémontré) und der Kartäuser (vom Kloster<br />
Chartreuse) sowie die Gründungen der Bettelorden<br />
der Franziskaner, Dominikaner und<br />
Augustiner-Eremiten waren Reaktionen auf<br />
solche Entwicklungen. Für Letztere implizierte<br />
das Gelübde der Armut auch die Armut der<br />
Gemeinschaft.<br />
Erarbeitet von Erika Hammer<br />
Seite 74
Literaturverzeichnis<br />
Badische Neueste Nachrichten (Hrsg.): Sagen, Märchen und Legenden aus Baden. Karlsruhe. 1988. S. 42 -44<br />
Binding, Günther: Artikel „Kloster“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1218–1223.<br />
Bildungsplan 2004 Allgemeinbildendes Gymnasium Baden-Württemberg, S. 43f.<br />
Bühler, Johannes (Hrsg.): Klosterleben im Mittelalter. Frankfurt am Main. 1989.<br />
Büker, Dieter: Vier Jahrhunderte und vier Jahre. Der Klosterplan von St. Gallen und seine<br />
Bedeutung als Dokument frühmittelalterlicher Schriftlichkeit. Frankfurt/Main u. a. 2009. S. 134.<br />
Buttinger, Sabine: Alltag im mittelalterlichen Kloster. Darmstadt. 2010.<br />
Chronik des Christentums. München. 1999. S. 81<br />
Die Regel des heiligen <strong>Benedikt</strong>. 6. Auflage. Beuron. 1990.<br />
Die Regel des Hl. <strong>Benedikt</strong>. Hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz.<br />
Beuron (Beuroner Verlag). 1992<br />
Fischer, C. und R.: Geheimnisse der Klostergärten. München. 1991<br />
Gieler, Robert, Wipler, Ingeborg: Beeren und Wildkräuter. Leoben. 2004<br />
Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. (Nachdruck der Ausgabe von 1983)<br />
Jacobsen, Werner: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur.<br />
Entwicklung und Wandel im fränkischen Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin. 1992.<br />
Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010.<br />
Q2: Kirche Christi und Weltverantwortung („Kirchliche Persönlichkeiten aus Geschichte und<br />
Gegenwart als Vorbilder in der Nachfolge Christi“) und Q4: Christ sein<br />
Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010.<br />
S. 32 („Das Leben von Heiligen zeigt oft vorbildhaft Frömmigkeit und diakonisches Handeln“)<br />
Luchterhand Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss<br />
(Jahrgangsstufe 10). Bestell-Nr. 06219<br />
Minter, Sue: Der heilende Garten. Köln. 1995<br />
Seite 75
Mueller, Carla, Stober, Karin: Kloster Maulbronn, Deutscher Kunstverlag Berlin München. 2011.<br />
S. 10 f.<br />
Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf. 2008.<br />
Phillips, R., Foy, N.: Kräuter. München. 1991<br />
Schauber/Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Augsburg. 1998. S. 346–349<br />
Scherf, Gertrud: Wildpflanzen. München. 2006<br />
Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der <strong>Benedikt</strong>iner und das Königtum im hohen Mittelalter<br />
(900-1125). Stuttgart. 2000.<br />
Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): <strong>Benedikt</strong> und die Welt der frühen Klöster.<br />
Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen. Band 50. Mannheim. 2012.<br />
Zettler, Alfons: Artikel „St. Galler Klosterplan“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1155f.<br />
Seite 76
Verzeichnis über Internetquellen<br />
http://abtei.kloster-ettal.de/orden-spiritualitaet/die-regel-benedikts/<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Capitulare_de_villis_vel_curtis_imperii<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Gartenkunst_im_Alten_%C3%84gypten<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Klostergarten<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsprälat<br />
http://gutenberg.spiegel.de/buch/47/19<br />
http://www.heilkraeuter.de http://de.wikipedia.org/wiki/<br />
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8394.php<br />
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/<br />
2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.<strong>pdf</strong><br />
http://www.maulbronn.de/relaunch/d_800/html/kreuzgang.php<br />
http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/<br />
epochen/mittelalter/kloster/reichenau/d1.<strong>pdf</strong><br />
http://www.stgallplan.org<br />
http://www.sueddeutsche.de/geld/<br />
reden-wir-ueber-geld-anselm-gruen-geld-gefaehrdet-die-innere-freiheit-1.599870<br />
http://www.tandaradey.de/garten.htm#kloster<br />
www.abtei-st-stephan.de/fileadmin/abtei-st-stephan/data/Bildmaterial/Kloster/News/Jubilaeum/BB2012Programm_Web02.<strong>pdf</strong><br />
www.rsw.schule.ulm.de/projektw/bened_2.htm<br />
Der letzte Zugriff erfolgte jeweils am 03.05.2012<br />
Seite 77
Abbildungen<br />
Abb. 1: Federzeichnung aus dem Ottobeurer Codex der <strong>Benedikt</strong>iner aus dem 12. Jahrhundert,<br />
heute in der Württembergischen Landesbibliothek<br />
Abb. 2: Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. (Leicht verändert, B. K.)<br />
Abb. 3a-g: Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. S. 60, 67, 70 und 75<br />
Abb. 4a-b: Werner Jacobsen: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur.<br />
Entwicklung und Wandel im fränkischen Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin 1992. S. 151<br />
und 184.<br />
Abb. 5: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/<strong>Benedikt</strong>_von_Nursia_20020817.jpg<br />
Abb. 6: Silberapplikation mit heiligem <strong>Benedikt</strong> von Bucheinband, St. Paul<br />
Abb. 7: www.osb-international.info<br />
Abb. 8: 24-Stunden-Schaubild, Christian Danz<br />
Abb. 9: Schröder-Stepp, © UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch, Museumspädagogik<br />
Abb. 10: Namensnennung: Necrophorus; http://de.wikipedia.org/w/index.<br />
php?title=Datei:Naumburger_Dom_4.jpg&filetimestamp=20100216004925<br />
Abb. 11: http://www.google.de/imgres?q=KlosterMaulbronnBrunnenhausLegende.jpg&um=1&<br />
hl=de&sa=N&tbm=isch&tbnid=-WxjjJjeOv85wM:&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Da<br />
tei:KlosterMaulbronnBrunnenhausLegende.jpg&docid=cVXeMMIo2TK1fM&itg=1&imgurl=ht<br />
tp://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/89/KlosterMaulbronnBrunnenhausLegende.<br />
jpg&w=1200&h=1800&ei=NS-VT7PpIYj14QTZlODQDw&zoom=1&iact=hc&vpx=107&vpy<br />
=149&dur=1753&hovh=275&hovw=183&tx=75&ty=156&sig=112783448383222072118&pa<br />
ge=1&tbnh=128&tbnw=87&start=0&ndsp=23&ved=1t:429,r:0,s:0,i:68&biw=1280&bih=613<br />
Abb. 12: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maulbronn.jpg<br />
Abb. 13: Abbildung der Stiftertafel des Klosters Maulbronn, Staatliche Schlösser und Gärten<br />
Baden-Württemberg, Klosterverwaltung Maulbronn<br />
Abb. 14: Abbildung der Stiftertafel des Klosters Maulbronn, Staatliche Schlösser und Gärten<br />
Baden-Württemberg, Klosterverwaltung Maulbronn<br />
Abb. 15: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/Anselm_Gruen.JPG<br />
Seite 78
Lexikon<br />
Was ist ein Abt?<br />
Der Begriff Abt stammt von dem lateinischen<br />
Wort abbas, und bedeutet Vater. Einer der<br />
Mönche wird hierbei von seinen Mitbrüdern<br />
zum Abt gewählt. Dadurch wird er zum Vorsteher<br />
des Klosters und hat die Aufgabe, den<br />
gesamten weltlichen Besitz seines Klosters zu<br />
verwalten.<br />
Was sind Annalen?<br />
Eine Annale ist nichts anderes als ein Jahrbuch.<br />
Im ersten Teil des Wortes befindet sich der lateinische<br />
Begriff annus, was Jahr bedeutet. In<br />
einer Annale sind also sämtliche Ereignisse, die<br />
in einem Jahr geschehen sind, chronologisch<br />
geordnet und aufgeschrieben.<br />
Was ist eine Basilika?<br />
Die Bezeichnung einer Kirche als Basilika<br />
hängt mit ihrer Bauform zusammen, d.h., immer<br />
wenn das Mittelschiff höher als die beiden<br />
Seitenschiffe ist, spricht man von einer Basilika.<br />
Was sind <strong>Benedikt</strong>iner?<br />
Als <strong>Benedikt</strong>iner werden Personen bezeichnet,<br />
die in einer klösterlichen Gemeinschaften leben<br />
und sich nach den Regeln des heiligen <strong>Benedikt</strong><br />
von Nursia (6. Jh. n. Chr.) richten. Neben <strong>Benedikt</strong>inern<br />
gibt es noch zahlreiche andere Orden.<br />
Was ist ein Bischof?<br />
Das Wort Bischof leitet sich von dem griechischen<br />
Wort episkopos ab, was Aufseher oder<br />
Hüter bedeutet. Ein Bischof ist ein geistlicher<br />
Würdenträger in der Kirche. Er ist oberster<br />
Träger der Kirchengewalt in einem abgegrenzten<br />
Gebiet, der Diözese. Er besitzt die oberste<br />
Verwaltungs-, Weihe- und Gerichtsgewalt. Bischöfe<br />
werden vom Papst ernannt. Zur Amtstracht<br />
gehören das Brustkreuz sowie Bischofsring,<br />
-stab und -mütze, die Mitra genannt wird.<br />
Was ist ein Chor?<br />
Der Chor ist der Bereich in einer Kirche, in welchem<br />
die Mönche oder Geistlichen zusammenkommen,<br />
singen, beten und die Messe feiern.<br />
Daher steht in diesem Bereich auch das Chorgestühl<br />
der Geistlichen.<br />
Warum ist Cluny wichtig?<br />
An dem französischen Ort Cluny gibt es ein<br />
<strong>Benedikt</strong>inerkloster, dass sich im 10. und 11.<br />
Jahrhundert darum bemüht hat, die Regeln des<br />
Hl. <strong>Benedikt</strong> (6. Jh. n. Chr.) konsequent zu verfolgen,<br />
sich ganz auf den Glauben zu verlassen<br />
und sich von den Einflüssen des Adels, der Könige<br />
und Kaiser zu befreien. Diese Neuordnung<br />
in Cluny überträgt sich bald auf weitere <strong>Benedikt</strong>inerklöster<br />
im Reich.<br />
Was ist eine Diözese?<br />
Die Diözese (auch Bistum genannt) ist ein<br />
kirchlicher Verwaltungsbezirk, der räumlich<br />
abgegrenzt ist. Die Diözese wird von einem<br />
Bischof geleitet. Mehrere Diözesen sind einer<br />
Erzdiözese zugeordnet. Das Gebiet der Diözese<br />
wiederum ist in Pfarreien und Dekanate aufgegliedert.<br />
Heute gibt es in Deutschland 27 Diözesen<br />
und 7 Erzdiözesen.<br />
Seite 79
Was ist ein Dom?<br />
Das deutsche Wort für Dom kommt vom lateinischen<br />
Begriff domus domini, was übersetzt<br />
Haus des Herrn bedeutet. Die Abkürzung Dom<br />
bedeutet nichts anderes als Kirche.<br />
Was ist ein Dormitorium?<br />
In dem Wort Dormitorium steckt der lateinische<br />
Begriff dormire, was schlafen bedeutet.<br />
Daher versteht man unter einem Dormitorium<br />
den Schlafsaal für Mönche in einem Kloster.<br />
Was sind Fratres?<br />
Als Fratres, lateinisch Brüder, werden die Mönche<br />
eines Klosters bezeichnet, die noch nicht die<br />
Priesterweihe erhalten haben.<br />
Was ist ein Kapitelsaal?<br />
Der Kapitelsaal ist ein Versammlungsraum im<br />
Kloster. Hier versammelten sich die Klosterbewohner<br />
frühmorgens, damit der Abt die zu<br />
erledigenden Arbeiten verteilen konnte. In der<br />
dabei abgehaltenen Andacht wurde ein Kapitel<br />
der Ordensregel verlesen – daher auch der<br />
Name des Raumes.<br />
Was ist eine Karolingische Minuskel?<br />
Die Karolingische Minuskel ist eine Schriftart,<br />
die von Karl dem Großen Ende des 8. Jahrhunderts<br />
entwickelt wurde. Weil das Reich sehr<br />
zersplittert war und es dadurch viele Nationalschriften<br />
gab wurde durch die Einführung der<br />
Karolingischen Minuskel die Schrift vereinheitlicht.<br />
Sie ist im Vergleich zu den früheren<br />
Schriften weniger verschnörkelt und einfacher.<br />
Was ist ein Gelübde?<br />
Ein Gelübde ist ein feierliches Versprechen. Innerhalb<br />
eines Klosters heißt das, dass der neu in<br />
ein Kloster eingetretene Mensch nach einiger<br />
Zeit versprechen muss, sein gesamtes Leben<br />
nach den Regeln des Klosters zu führen.<br />
Was ist ein Habit?<br />
Habit wird die gesamte Kleidung von Mönchen<br />
genannt. Hierzu zählt die Tunika (langes<br />
Nachthemd) und auch das Skapulier (2 Stoffbahnen,<br />
die an den Seiten geschnürt werden).<br />
Was ist ein Kalefaktorium?<br />
Das Kalefaktorium ist die Wärmestube des<br />
Klosters. Da die übrigen Räume innerhalb eines<br />
Klosters nicht geheizt wurden, konnten sich die<br />
Mönche wenigstens ab und zu dort aufwärmen.<br />
Was ist eine Kathedrale?<br />
Da der Stuhl des Bischofs auf Griechisch cathedra<br />
heißt, werden auch die Kirchen, die direkt<br />
zu einem Bischof gehören, als Kathedralen bezeichnet.<br />
Was ist eine Klausur?<br />
Als Klausur bezeichnet man die inneren, nur<br />
den Mönchen bzw. Nonnen vorbehaltenen Bereiche<br />
eines Klosters. Sie umfasst demnach den<br />
Kreuzgang und die den Mönchen selbst vorbehaltenen<br />
Räumlichkeiten. Das Wort Klausur<br />
kommt aus dem Lateinischen und bedeutet<br />
schließen. Aufgrund dieser Bedeutung soll die<br />
Klausur die Geistlichen von den weltlichen Besuchern<br />
abschließen.<br />
Was ist ein Kloster?<br />
Ein Kloster ist eine Anlage, in der Menschen<br />
in einer auf die Ausübung ihrer Religion konzentrierten<br />
Lebensweise und nach bestimmten<br />
Regeln zusammenleben.<br />
Seite 80
Was ist ein Krummstab oder eine Krümme?<br />
Ein Krummstab ist ein dem Hirtenstab der<br />
Schäfer nachempfundener Stab mit oben eingedrehtem<br />
Ende und Amtszeichen von Bischöfen<br />
und Äbten – schließlich werde auch sie als Hirten<br />
ihrer Gemeinde bezeichnet.<br />
Was ist eine Kukulle?<br />
Die Kukulle ist ein Kleidungsstück, das besonders<br />
im Mittelalter von Menschen, die in<br />
religiösen Orden leben zu festlichen Anlässen<br />
getragen wird. Die Kukulle besteht aus einem<br />
Überwurf mit Kapuze und weiten Ärmeln.<br />
Was ist eine Kutte?<br />
Kutten werden die vorgeschriebenen Kleidungen<br />
von Mönchen genannt.<br />
Was ist ein Kreuzgang?<br />
Ein Kreuzgang ist der Innenhof von Klöstern.<br />
Er war ursprünglich einer der wichtigsten Aufenthaltsorte<br />
für die Mönche. Man traf sich<br />
dort und unterhielt sich. Manchmal wurde der<br />
Kreuzgang auch als Garten genutzt.<br />
Was ist eine Majuskel?<br />
Als Majuskel werden die Großbuchstaben des<br />
mittelalterlichen Alphabetes bezeichnet.<br />
Was ist eine Minuskel?<br />
Das Gegenteil zur Majuskel ist die Minuskel.<br />
Es handelt sich hierbei um die Kleinbuchstaben<br />
im mittelalterlichen Alphabet.<br />
Was ist ein Mittelschiff?<br />
Das Mittelschiff ist der mittlere Raum in einer<br />
Kirche. Oft ist er der breiteste und längste<br />
Raum. Im Mittelschiff werden die Gottesdienste<br />
abgehalten.<br />
Was ist ein Mönch?<br />
Mönche sind Menschen, die ein stark religiös<br />
geprägtes Leben führen. Mönche gehören in<br />
der Regel Orden an. Die Anrede bei Mönchen,<br />
die auch Priester sind lautet: Pater. (Vorname,<br />
bei Jesuiten Nachname), ansonsten: Frater oder<br />
Bruder . (Vorname).<br />
Was sind Neumen?<br />
Als Neumen bezeichnet man eine frühmittelalterliche<br />
Art, Musik aufzuschreiben. Es handelt<br />
sich hierbei um kleine Striche und Punkte, die<br />
über Texten zu finden sind und die dem Musiker<br />
die Bewegungsrichtung der Melodie anzeigen<br />
sollen. Das Wort neuma kommt aus dem<br />
Griechischen und bedeutet Wink. Da in verschiedenen<br />
Ländern und Klöstern auch unterschiedliche<br />
grafische Zeichen verwendet wurden,<br />
ist ihre Lesart bis heute kompliziert.<br />
Was ist Mensuralnotation?<br />
Die Mensuralnotation ist eine im 13. Jahrhundert<br />
entwickelte Art, Musik aufzuschreiben.<br />
Mit dieser Notenschrift wurden erstmals die<br />
Maße, also die Dauer, der einzelnen Töne festgelegt.<br />
Was sind Novizen?<br />
Novize ist lateinisch und bedeutet Neuling. Novizen<br />
sind neu in ein Kloster eingetretene Menschen,<br />
die noch kein Gelübde abgelegt haben,<br />
d.h., bis ein Novize zum Mönch wird, bekommt<br />
er Bedenkzeit, ob er sich auch ganz sicher ist,<br />
dass er mit den anderen und den Regeln im<br />
Kloster leben möchte.<br />
Seite 81
Was sind Patres?<br />
Als Patres werden die Mönche eines Klosters<br />
bezeichnet, die bereits zum Priester geweiht<br />
worden sind.<br />
Was ist ein Papst?<br />
Papst ist die Bezeichnung für das Oberhaupt<br />
der römisch- katholischen Kirche. Der Papst ist<br />
gleichzeitig der Bischof von Rom, der Stellvertreter<br />
Christi, Nachfolger des Apostels Petrus<br />
und das Staatsoberhaupt der Vatikanstadt.<br />
Was ist ein Pastor?<br />
Ein Pastor wird im Volksmund auch Pfarrer<br />
genannt. Der Pfarrer arbeitet im Kirchendienst<br />
und ist vom Bischof als Lehrer und Hirte seiner<br />
Pfarrgemeinde beauftragt, das Wort Gottes zu<br />
verkünden und die Sakramente zu spenden. Außerdem<br />
ist der Pfarrer Dienstvorgesetzter der<br />
Pfarrangestellten und leitet auch die Verwaltung<br />
der Pfarre.<br />
Was ist ein Prior?<br />
Das Amt des Priors ist eines der wichtigsten<br />
Ämter im Kloster. Der Prior ist ein klösterliches<br />
Amt. In einem Kloster das keinen Abt hat,<br />
ist der Prior der Vorsteher. Bei Klöstern, die einen<br />
Abt haben (wie bei den <strong>Benedikt</strong>inern) ist<br />
er dessen Stellvertreter.<br />
Was ist ein Refektorium?<br />
Das Refektorium ist der Speisesaal der Mönche<br />
im Kloster.<br />
Was sind Sakramente?<br />
In der katholischen Kirche gibt es sieben<br />
Sakramente:<br />
- Taufe: Als Kleinkind wird man durch die<br />
Taufe in die Kirche aufgenommen.<br />
- Konfirmation: Im Grundschulalter findet<br />
die Konfirmation statt. Hierbei wird das<br />
Brot (die Hostie) als Symbol für den Laib<br />
Christi gegessen.<br />
- Beichte: Bei der Beichte gesteht man<br />
mündlich seine Sünde ein und wird vom<br />
Priester davon losgesprochen.<br />
- Trauung: Ist die Zeremonie einer<br />
Eheschließung.<br />
- Weihe: Es gibt mehrer Arten der<br />
kirchlichen Weihe. Mit der Weihe wird<br />
ein kirchliches Amt übergeben.<br />
- Sterbeölung/ Krankensalbung: wird<br />
Alten, Kranken und Sterbenden zur<br />
Stärkung und Aufrichtung gespendet.<br />
Was ist ein Seitenschiff?<br />
Das Seitenschiff sind Räume in einer Kirche,<br />
die durch eine Stützenreihe getrennt, seitlich<br />
des Mittelschiffes verlaufen.<br />
Was ist ein Skriptorium?<br />
Ein Skriptorium ist eine Schreibstube, die sich<br />
in einem Kloster befindet. Skriptorien gibt es<br />
seit der Spätantike. Mit der Etablierung des<br />
Buchdruckes war es nicht mehr nötig Bücher<br />
per Hand abzuschreiben und so wurde das<br />
Skriptorium oft durch das Typographeum (dort<br />
wurde nun statt geschrieben, gedruckt) ersetzt.<br />
Was ist ein Relief?<br />
Als Relief wird eine Art der Bildhauerkunst bezeichnet.<br />
Die Darstellungen sind jedoch nicht<br />
ganz plastisch, sondern treten aus einer Hintergrundfläche<br />
hervor.<br />
Seite 82
Was ist ein Schutzmantel?<br />
Der Schutzmantel findet sich vor allem bei<br />
Darstellungen Mariens. Er kann aber als Typus<br />
auch bei anderen Heiligen verwendet werden.<br />
Maria breitet selbst oder mit Hilfe von Engeln<br />
ihren schützenden Mantel über die zu ihren Füßen<br />
stehenden Hilfesuchenden aus. Der Schutzmanteltypus<br />
spielt auf die mittelalterliche<br />
Rechtsgepflogenheit an, nach der Hochgestellte<br />
oder Frauen Schutzbedürftigen und Rechtlosen<br />
Hilfe und Zuflucht gewähren durften.<br />
Was ist ein Stift?<br />
Ein Stift ist eine kirchliche Gemeinschaft in der<br />
Geistliche leben. Diese haben Grundbesitz und<br />
einen eigenem Rechtsstatus und werden nicht<br />
Mönche, sondern Kanoniker genannt.<br />
Was ist eine Tonsur?<br />
Was sind Zisterzienser?<br />
Zisterzienser werden Mönche und Nonnen<br />
genannt, die sich sehr streng an die Ordensregel<br />
der <strong>Benedikt</strong>iner halten und danach leben.<br />
Bernhard von Clairvaux (1091-1153) gründet<br />
den neuen Orden. Die Zisterzienser(innen) entwickelten<br />
in ihren Klosterbauten eine schlichte,<br />
aber berühmte Architektur, erwarben sich große<br />
Verdienste in Landwirtschaft und Handwerk<br />
und leisten bis heute einen großen Beitrag zum<br />
Kirchenleben, z.B. stellten die Zisterzienser<br />
zwei Päpste, 44 Kardinäle und etwa 600 Bischöfe.<br />
Sie tragen weiße Ordenskleidung mit<br />
schwarzem Überwurf.<br />
Was ist das Zölibat?<br />
Das Zölibat ist das kirchenrechtliche Versprechen<br />
in Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit zu leben.<br />
Es wird vor allem von katholischen Priestern<br />
und Ordensleuten abgelegt.<br />
Eine Tonsur ist die vollständige oder nur teilweise<br />
Entfernung des Kopfhaares aus religiösen<br />
Gründen. Diese Art von Frisur findet man<br />
häufig bei Mönchen, jedoch nicht nur im Christentum,<br />
sondern auch im Buddhismus oder<br />
Hinduismus.<br />
Was ist der Vatikan?<br />
Der Vatikanstaat (auch kurz Vatikan genannt)<br />
liegt innerhalb des Stadtgebietes Rom. Sie ist<br />
nur 0,44 Quadratkilometer groß und somit der<br />
kleinste anerkannte Staat der Welt. Der Vatikan<br />
ist die Residenz des Papstes. Neben dem<br />
berühmten Petersdom und dem Petersplatz gehören<br />
zahlreiche Paläste und Gärten innerhalb<br />
der Mauern zum Vatikan.<br />
Was ist Weihrauch?<br />
Weihrauch ist ein aus Pflanzen gewonnenes<br />
Harz, das beim Erhitzen auf glühenden Kohlen<br />
einen aromatischen Duft entwickelt. In der katholischen<br />
Kirche wird Weihrauch bei Heiligen<br />
Messen verwendet.<br />
Seite 83
Empfehlungen<br />
der Stadtbibliothek Mannheim<br />
Klosterleben<br />
im Mittelalter<br />
Ein Auswahlverzeichnis<br />
Buttinger, Sabine: Alltag im mittelalterlichen Kloster -<br />
Überarb. und mit neuen Abb. Darmstadt. Primus-Verl. 2010.<br />
Drechsler, Heike, Oster, Uwe A.: Das Erbe der Klöster: Geschichte und Gegenwart eines anderen<br />
Lebens. Mit einer Hinführung von Odilo Lechner. Freiburg, Br., Basel, Wien. Herder. 2010.<br />
Freuler, Regula: Die Gärten der Mönche. München. Heyne. 2004.<br />
Gleba, Gudrun: Klosterleben im Mittelalter. Darmstadt. Primus-Verl. 2004.<br />
Kopp, Rita (Red.): Thorbeckes kleiner Klostergarten: altes Kräuterwissen für heute.<br />
Ostfildern. Thorbecke. 2005.<br />
Koschyk, Heike: Hildegard von Bingen: ein Leben im Licht. Biographie.<br />
2. Aufl. Berlin. Aufbau Taschenbuch. 2009.<br />
Von Linden, Franz-Karl: Die Zisterzienser in Europa : Reise zu den schönsten Stätten mittelalterlicher<br />
Klosterkultur. Grußw. Maur Esteva. Vorw. Kassian Lauterer. Stuttgart. Belser. 2004.<br />
Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf. Patmos. 2008.<br />
Von Trotta, Margarethe (Regie): Visionen – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen (DVD).<br />
Deutsch. Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte. München. Concorde Home Entertainment<br />
GmbH. 2010.<br />
Kinder- und Jugendliteratur<br />
Adelmeyer, Anette: Das Leben im Kloster : ein <strong>Benedikt</strong>inermönch im Mittelalter.<br />
[Hrsg.: Verein des Klosters und der Kaiserpfalz Memleben e.V.]. Petersberg. Imhof. 2007.<br />
Bentele, Günther: Leben im Mittelalter. Würzburg. Arena.<br />
Bentele, Günther: Weise Mönche und ein verkauftes Wunder. 1. Aufl. 2011.<br />
Both, Sigfried: Die Schreibstube im Kloster des Mittelalters. 1. Aufl. Petersberg.<br />
Michael Imhof Verlag. 2007.<br />
Frieser, Claudia: Oskar und das Geheimnis des Klosters. Mit Vignetten von Constanze Spengler.<br />
Hamburg. Dressler. 2009.<br />
Seite 84
Hauenschild, Lydia: Leselöwen-Mittelalter-Wissen. 1. Aufl. Bindlach. Loewe. 2007.<br />
Hoffmann, Mira: Die Welt des Mittelalters: 20 faszinierende Ereignisse vom Ritterfest bis<br />
zum Klosterbau. [Bildred.: Annegret Bölke-Heinrichs]. Weinheim. Beltz & Gelberg. 2008.<br />
Holtei, Christa: Das Buch mit dem Karfunkelstein : ein Mitratekrimi aus dem Mittelalter.<br />
München. Dt. Taschenbuch-Verl. 2011.<br />
Lenk, Fabian: Der Mönch ohne Gesicht: ein Ratekrimi aus dem Mittelalter.<br />
3. Aufl. Bindlach. Loewe, 2004.<br />
Alle Medien können in der Zentralbibliothek im Stadthaus N 1, in der Kinder- und Jugendbibliothek<br />
im Dalberghaus sowie über alle Zweigstelle der Stadtbibliothek entliehen<br />
werden. Informationen zu Adressen und Öffnungszeiten unter:<br />
www.stadtbibliothek.mannheim.de.<br />
Spezialangebot für Lehrer:<br />
Medienkiste „Kosterleben im Mittealter“<br />
ab Klasse 5<br />
Die Ausleihe erfolgt kostenlos<br />
Klassensatz aus der Reihe „Tatort Geschichte“<br />
Lenk, Fabian: Der Mönch ohne Gesicht – ein Ratekrimi aus dem Mittelalter<br />
sowohl die Taschenbuchausgabe aus dem Loewe Verlag als auch das Leseprojekt „einfach lesen“<br />
aus dem Cornelsen Verlag und Unterrichtsmaterial<br />
ab Klasse 5<br />
Bestellung über Schulbibliothekarische Arbeitsstelle:<br />
Tel.: 0621 / 293 – 89 13<br />
Email: stadtbibliothek.sba@mannheim.de<br />
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Serviceinformationen<br />
13. Mai 2012 bis 13. Januar 2013<br />
Öffnungszeiten<br />
Dienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) 11-18 Uhr<br />
montags sowie am 24.12. und 31.12. geschlossen<br />
für angemeldete Schulklassen ab 9 Uhr geöffnet<br />
für angemeldete Führungen auch montags geöffnet<br />
Sonderführungen für Gruppen nach 18 Uhr auf Anfrage<br />
Besondere Öffnungszeiten an Feiertagen finden Sie auf unserer Internetseite<br />
www.rem-mannheim.de oder unter www.benedikt2012.de<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene 12 €<br />
Begünstigte 10 €<br />
Kinder und Jugendliche (6-18 Jahre) 5 €<br />
Gruppen (pro Person, ab 10 Personen) 10 €<br />
Schulklassen (pro Person) 3 €<br />
Begleitprogramm<br />
Die rem bieten neben altersgerechten Führungen auch spezielle Workshops für Schulklassen an.<br />
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite www.benedikt2012.de<br />
Führungen (60 Min.) 26 € zzgl. Eintritt<br />
Workshops (Führung mit handlungsorientiertem Programm, 90 Min.) 75 € zzgl. Eintritt<br />
Alle Workshops, die in den Monaten August und September 2012 durchgeführt werden,<br />
kosten zum Schulstart nur 65€ statt 75€<br />
Zwei Begleitpersonen erhalten bei Führungen und Workshops freien Eintritt.<br />
Buchungen<br />
Telefon: +49(0)621-293.3771<br />
Fax: +49(0)621-293.2138<br />
Mail: buchungen.rem@mannheim.de<br />
Kontakt<br />
Karin Brugger<br />
Leitung Museumspädagogik Sonderausstellungen<br />
Telefon: +49(0)621-293.9765<br />
Fax: +49(0)621-293.2138<br />
Mail: karin.brugger@mannheim.de<br />
Falls Sie regelmäßig aktuelle Information zu den umfangreichen Angeboten für Schulen zu<br />
allen Sammlungen des Hauses erhalten möchten, können Sie sich auf unserer Internetseite<br />
(http://www.rem-mannheim.de/newsletter.html) für den Schul-Newsletter anmelden.<br />
©Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen<br />
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