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Parametrische Modellreduktion in hierarchisch ... - ConImit.de

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<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten<br />

selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen<br />

Dipl.-Math. Mart<strong>in</strong> Krüger, Dipl.-Ing. Ingo Scharfenbaum,<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Ansgar Trächtler<br />

He<strong>in</strong>z Nixdorf Institut<br />

Universität Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Regelungstechnik und Mechatronik<br />

Pohlweg 98, 33098 Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Tel.: +49 (0) 5251 60 5568, Fax: +49 (0) 5251 60 5579<br />

E-Mail: mart<strong>in</strong>.krueger@rtm.upb.<strong>de</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Selbstoptimierung mechatronischer Systeme wer<strong>de</strong>n oftmals Mehrzieloptimierungsverfahren<br />

zur Berechnung optimaler Systemkonfigurationen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Um auch komplexe mechatronische Systeme zu behan<strong>de</strong>ln, hat man geeignete Strukturierungsverfahren<br />

entwickelt, die zu <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>llen führen. Zur Beschleunigung<br />

<strong>de</strong>s Optimierungsprozesses wer<strong>de</strong>n reduzierte Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelnen Teilsysteme<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag erweitert die bestehen<strong>de</strong>n Ansätze um <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>satz<br />

parametrischer <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren, wodurch e<strong>in</strong>e explizite Parameterabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Teilsysteme <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Hierarchie erhalten wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Das vorgestellte Reduktionsverfahren basiert auf e<strong>in</strong>em implizitem Abgleich <strong>de</strong>r Momente<br />

<strong>de</strong>r Übertragungsfunktion. Das reduzierte System wird durch Projektion auf e<strong>in</strong><br />

System ger<strong>in</strong>gerer Ordnung gebil<strong>de</strong>t. Zur Berechnung <strong>de</strong>r Projektionsmatrizen wur<strong>de</strong><br />

e<strong>in</strong> zweiseitiger Arnoldi-Algorithmus verwen<strong>de</strong>t.<br />

Anhand e<strong>in</strong>es <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>s Prüfstands für die aktive Fe<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Schienenfahrzeugs<br />

RailCab konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass für die Optimierung relevante Parameter<br />

über mehrere Hierarchieebenen h<strong>in</strong>weg erhalten wer<strong>de</strong>n können.<br />

Schlüsselwörter<br />

<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>, Selbstoptimierung, <strong>hierarchisch</strong>e Mo<strong>de</strong>llierung,<br />

Krylov-Unterräume, Moment Match<strong>in</strong>g<br />

Diese Arbeit ist im "Son<strong>de</strong>rforschungsbereich 614 – Selbstoptimieren<strong>de</strong> Systeme <strong>de</strong>s<br />

Masch<strong>in</strong>enbaus" <strong>de</strong>r Universität Pa<strong>de</strong>rborn entstan<strong>de</strong>n und wur<strong>de</strong> auf se<strong>in</strong>e Veranlassung<br />

unter Verwendung <strong>de</strong>r von ihm von <strong>de</strong>r Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft zur<br />

Verfügung gestellten Mittel veröffentlicht.


Seite 206<br />

M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag ist <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rforschungsbereichs 614 – Selbstopti–<br />

mieren<strong>de</strong> Systeme <strong>de</strong>s Masch<strong>in</strong>enbaus – entstan<strong>de</strong>n. Entsprechend <strong>de</strong>r Def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong><br />

[ADG+08] wird unter Selbstoptimierung e<strong>in</strong>es technischen Systems die endogene Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Ziele <strong>de</strong>s Systems auf verän<strong>de</strong>rte E<strong>in</strong>flüsse und die daraus resultieren<strong>de</strong>,<br />

zielkonforme, autonome Anpassung <strong>de</strong>s Verhaltens dieses Systems verstan<strong>de</strong>n. Selbstoptimierung<br />

vollzieht sich als Prozess, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n drei Schritten Analyse <strong>de</strong>r Ist-<br />

Situation, Bestimmung <strong>de</strong>r Systemziele und Anpassung <strong>de</strong>s Systemverhaltens besteht.<br />

Um für die Anpassung <strong>de</strong>s Systemverhaltens optimale Systemkonfigurationen zu berechnen,<br />

setzt man oftmals mo<strong>de</strong>llbasierte Mehrzieloptimierungsverfahren e<strong>in</strong><br />

[DSH05]. Hierzu ist es s<strong>in</strong>nvoll, komplexe mechatronische Systeme zunächst geeignet<br />

zu strukturieren und zu vere<strong>in</strong>fachen. Zur Strukturierung eignet sich die <strong>in</strong> Kapitel 2<br />

beschriebene funktionsorientierte Zerlegung [LHL01], auf <strong>de</strong>ren Grundlage e<strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong>es<br />

Mo<strong>de</strong>ll aufgebaut wird [MAK+08]. Zur weiteren Verr<strong>in</strong>gerung <strong>de</strong>r Komplexität<br />

und zur Beschleunigung von Simulationen wur<strong>de</strong>n hier bereits <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>m bisherigen Ansatz muss bei je<strong>de</strong>r Parameterän<strong>de</strong>rung, d. h. im Falle<br />

e<strong>in</strong>er Mehrzieloptimierung <strong>in</strong> je<strong>de</strong>m Optimierungsschritt, das <strong>hierarchisch</strong>e Mo<strong>de</strong>ll aktualisiert<br />

wer<strong>de</strong>n, was zu e<strong>in</strong>er Neuberechnung sämtlicher reduzierter Mo<strong>de</strong>lle führt. Im<br />

Folgen<strong>de</strong>n wird daher die bisherige Vorgehensweise um <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>satz parametrischer<br />

<strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren erweitert. Mittels dieser Verfahren können Parameterän<strong>de</strong>rungen<br />

direkt vorgenommen wer<strong>de</strong>n, wodurch langfristig <strong>de</strong>r Optimierungsprozess weiter<br />

beschleunigt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Der <strong>in</strong> Kapitel 3 vorgestellte Reduktionsansatz basiert auf e<strong>in</strong>em impliziten Momentenabgleich<br />

[DSC+04] mit Hilfe von Krylov-Unterraumverfahren [LS04]. Auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

bereits vorhan<strong>de</strong>ner Ansätze für die nichtparametrische <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> [BLS05]<br />

ist e<strong>in</strong> parametrisches Reduktionsverfahren auf <strong>de</strong>r Basis von Arnoldi-Algorithmen umgesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n. Die Reduktionsergebnisse mit <strong>de</strong>m neuen Verfahren wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Kapitel<br />

4 an e<strong>in</strong>em <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>ll e<strong>in</strong>es Prüfstands für die aktive Fe<strong>de</strong>r-Neigetechnik<br />

<strong>de</strong>s Schienenfahrzeugs RailCab vorgestellt.<br />

2 Hierarchische Mo<strong>de</strong>llierung<br />

Mechatronische Systeme lassen sich <strong>in</strong> unterschiedliche Subsysteme zerlegen, die sich<br />

aus <strong>de</strong>r Baumstruktur <strong>de</strong>r Bewegungsfunktionen <strong>de</strong>s Gesamtsystems ergeben<br />

[ADG+08]. Die Subsysteme können mittels unterschiedlicher Strukturierungselemente<br />

[LHL01] wie beispielsweise <strong>de</strong>s mechatronischen Funktionsmoduls (MFM) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

autonomen mechatronischen Systems (AMS) beschrieben wer<strong>de</strong>n. Die Strukturierungselemente<br />

tragen hierbei <strong>de</strong>n unterschiedlichen Ausprägungen e<strong>in</strong>es mechatronischen<br />

Subsystems Rechnung. Die Baumstruktur <strong>de</strong>r Bewegungsfunktionen führt dazu, dass


<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen Seite 207<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Teilsysteme stets <strong>hierarchisch</strong> angeordnet s<strong>in</strong>d. Je<strong>de</strong>s Teilsystem verfügt<br />

wie<strong>de</strong>rum über se<strong>in</strong>e eigene Informationsverarbeitung.<br />

Zur Strukturierung dieser Informationsverarbeitung hat sich das Operator-Controller-<br />

Modul (OCM) bewährt [ADG+08]. Dieses besteht, wie <strong>in</strong> Bild 1 (l<strong>in</strong>ks) dargestellt, aus<br />

<strong>de</strong>n drei Bestandteilen Controller, Reflektorischer Operator und Kognitiver Operator.<br />

Der Controller auf <strong>de</strong>r untersten Ebene enthält klassische regelungstechnische Komponenten,<br />

mit <strong>de</strong>ren Hilfe das gewünschte dynamische Verhalten <strong>de</strong>s Systems erreicht<br />

wird. Auf <strong>de</strong>r mittleren Ebene, <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Reflektorischen Operators, wer<strong>de</strong>n vorwiegend<br />

Überwachungs- und Ablaufsteuerungen ausgeführt. Gleichzeitig fungiert <strong>de</strong>r<br />

Reflektorische Operator als Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>m Controller und <strong>de</strong>m Kognitiven<br />

Operator. In Letztgenanntem kann über vielfältige Metho<strong>de</strong>n Wissen über das eigene<br />

Verhalten und die Umgebung zur Verbesserung <strong>de</strong>s Systems e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

hier verwen<strong>de</strong>ten Metho<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d dabei nicht mehr harten Echtzeitanfor<strong>de</strong>rungen unterworfen,<br />

son<strong>de</strong>rn können <strong>in</strong> gewissem Maß entkoppelt von <strong>de</strong>r realen Zeit ablaufen<br />

[ADG+08]. Im Fall von sehr aufwändigen Verfahren wie <strong>de</strong>r Lösung e<strong>in</strong>es Mehrzieloptimierungsproblems<br />

ist es s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>e erste Lösung offl<strong>in</strong>e zu bestimmen und die<br />

Paretomenge, das Ergebnis <strong>de</strong>r Optimierung, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wissensbasis zu h<strong>in</strong>terlegen<br />

[MAK+08].<br />

Bild 1:<br />

Strukturierung <strong>de</strong>r Informationsverarbeitung: Operator-Controller-Modul<br />

(l<strong>in</strong>ks) und <strong>in</strong>teragieren<strong>de</strong> OCMs <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llhierarchie (rechts)<br />

Kommunikation <strong>de</strong>r Teilsysteme untere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r f<strong>in</strong><strong>de</strong>t nur zwischen <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Teilelementen<br />

<strong>de</strong>s OCM statt. In Bild 1 (rechts) ist beispielhaft die Kommunikation zwischen<br />

<strong>de</strong>n Kognitiven Operatoren verschie<strong>de</strong>ner Teilsysteme ange<strong>de</strong>utet.


Seite 208<br />

M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

2.1 Hierarchisches Mo<strong>de</strong>ll<br />

Viele Metho<strong>de</strong>n, die im Rahmen <strong>de</strong>r Selbstoptimierung <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Kognitiven Operators<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, verwen<strong>de</strong>n speziell an die jeweiligen Anfor<strong>de</strong>rungen angepasste<br />

mathematische Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>s dynamischen Verhaltens. Diese wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Wissensbasis <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Kognitiven Operators h<strong>in</strong>terlegt.<br />

Da je<strong>de</strong>s Teilsystem mit e<strong>in</strong>em eigenen OCM ausgestattet wird, wodurch e<strong>in</strong>e starke<br />

Kapselung <strong>de</strong>r Teilsysteme entsteht, stehen diesem lediglich Informationen über das<br />

eigene Verhalten zur Verfügung. Aufgrund <strong>de</strong>r physikalischen Abhängigkeiten zwischen<br />

<strong>de</strong>n Teilsystemen ist Selbstoptimierung allerd<strong>in</strong>gs nur möglich, wenn das Verhalten<br />

<strong>de</strong>r unterlagerten Teilsysteme beachtet wird. Zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>de</strong>r dadurch entstehen<strong>de</strong>n<br />

Komplexität auf <strong>de</strong>n höheren Hierarchieebenen ist <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong> Ansatz zum<br />

Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>lls entwickelt wor<strong>de</strong>n [MAK+08].<br />

Die Grundi<strong>de</strong>e besteht dar<strong>in</strong>, dass je<strong>de</strong>s Teilsystem über e<strong>in</strong> <strong>de</strong>tailliertes, nichtl<strong>in</strong>eares<br />

mathematisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s eigenen Verhaltens verfügt und das Verhalten <strong>de</strong>r unterlagerten<br />

Systeme <strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachter Form e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n wird. Diese e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>nen Mo<strong>de</strong>lle<br />

stellen l<strong>in</strong>earisierte Zustandsmo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>s dynamischen Verhaltens <strong>de</strong>r unterlagerten Systeme<br />

dar, die zusätzlich mit Hilfe von <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren vere<strong>in</strong>facht wer<strong>de</strong>n.<br />

Das auf diese Weise entstan<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>ll bil<strong>de</strong>t die Grundlage <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Selbstoptimierung<br />

und wird daher als Basismo<strong>de</strong>ll bezeichnet. Gemäß <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

angewandten Metho<strong>de</strong>n wird das Basismo<strong>de</strong>ll um zusätzliche Mo<strong>de</strong>lle erweitert. Beispielsweise<br />

wer<strong>de</strong>n zur Anwendung von Optimierungsverfahren die im Optimierungsmo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>in</strong> Bild 1 (rechts) dargestellten Teilmo<strong>de</strong>lle ergänzt.<br />

Je<strong>de</strong> Parameterän<strong>de</strong>rung zog <strong>in</strong> <strong>de</strong>n bisherigen Arbeiten [MAK+08] e<strong>in</strong>e Aktualisierung<br />

<strong>de</strong>s gesamten <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>lls nach sich; <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re musste für je<strong>de</strong>s Teilsystem<br />

e<strong>in</strong> neues reduziertes Mo<strong>de</strong>ll berechnet und an die überlagerten Teilsysteme übertragen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies ist vor allem im Rahmen <strong>de</strong>r Optimierung nachteilig, da je<strong>de</strong>r Optimierungsschritt<br />

e<strong>in</strong>e Parameterän<strong>de</strong>rung mit sich br<strong>in</strong>gt. Mit Hilfe <strong>de</strong>r im Folgen<strong>de</strong>n<br />

beschriebenen parametrischen <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> wer<strong>de</strong>n parameterabhängige reduzierte<br />

Systeme erzeugt, die weiterh<strong>in</strong> von <strong>de</strong>n überlagerten Systemen e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Parameterän<strong>de</strong>rungen können dann direkt <strong>in</strong> <strong>de</strong>n überlagerten Systemen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, ohne dass e<strong>in</strong>e neue Reduktion <strong>de</strong>r unterlagerten Systeme ausgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Wer<strong>de</strong>n die Optimierungsparameter als Reduktionsparameter gewählt, ist <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re<br />

bei <strong>de</strong>r Lösung von Mehrzieloptimierungsproblemen e<strong>in</strong>e Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />

Optimierungsprozesses zu erwarten, ohne dass die Vorteile <strong>de</strong>r gekapselten OCM verloren<br />

g<strong>in</strong>gen.<br />

3 <strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong><br />

Im folgen<strong>de</strong>n Kapitel wird <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>te Ansatz zur parametrischen <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong><br />

vorgestellt. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um e<strong>in</strong> sogenanntes zweiseitiges Reduktionsverfah-


<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen Seite 209<br />

ren auf <strong>de</strong>r Basis von Krylov-Unterräumen, das für die Reduktion von l<strong>in</strong>earen, zeit<strong>in</strong>varianten<br />

Mehrgrößensystemen geeignet ist. Die <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> mittels Krylov-<br />

Unterraum-metho<strong>de</strong>n [LS04] ist e<strong>in</strong> bewährtes Reduktionsverfahren, das seit längerem<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiten Anwendungsspektrum e<strong>in</strong>gesetzt wird. Die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s hier genutzten<br />

Verfahrens basiert auf e<strong>in</strong>em impliziten Momentenabgleich für parametrische Systeme<br />

[DSC+04]. Zur Verbesserung <strong>de</strong>r numerischen Berechnung wird die <strong>in</strong> [BF07]<br />

vorgeschlagene rekursive Darstellung <strong>de</strong>r Momente mitberücksichtigt. Da <strong>in</strong> <strong>de</strong>n <strong>in</strong> Kapitel<br />

2 vorgestellten <strong>hierarchisch</strong>en Systemen oftmals viele E<strong>in</strong>- und Ausgänge berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen, wird das Reduktionsverfahren mit Abbruch- und Auswahlbed<strong>in</strong>gungen<br />

komb<strong>in</strong>iert, die ursprünglich für nichtparametrische <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren<br />

entwickelt wur<strong>de</strong>n [BLS05]. Die für die Reduktion erfor<strong>de</strong>rlichen Projektionsmatrizen<br />

wer<strong>de</strong>n mit Hilfe e<strong>in</strong>es zweiseitigen Arnoldi-Algorithmus berechnet, <strong>de</strong>ssen Funktionsweise<br />

<strong>in</strong>nerhalb dieses Kapitels ebenfalls vorgestellt wird.<br />

3.1 <strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> durch impliziten Momentenabgleich<br />

Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s impliziten Momentenabgleichs für parametrische Systeme stellt e<strong>in</strong>e Verallgeme<strong>in</strong>erung<br />

etablierter Verfahren für <strong>de</strong>n nichtparametrischen, statischen Fall dar.<br />

E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Herleitung ist beispielsweise <strong>in</strong> [DSC+04] zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />

Den Ausgangspunkt bil<strong>de</strong>t e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares, zeit<strong>in</strong>variantes Mehrgrößensystem, das <strong>in</strong> parametrisierter<br />

Form vorliegen muss. Dabei wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n nur Systeme mit konstanten<br />

E<strong>in</strong>gangs-, Ausgangs- und Durchgriffsmatrizen behan<strong>de</strong>lt:<br />

x( t) A( p) x( t) Bu( t),<br />

y( t) C x( t) Du( t), mi t x n , u p , y <br />

k .<br />

Zur weiteren Vere<strong>in</strong>fachung wird vorausgesetzt, dass die Dynamikmatrix l<strong>in</strong>ear von <strong>de</strong>n<br />

Parametern p p ,..., 2<br />

pm<br />

abhängt:<br />

A( p , ... , p ) A p A ... p A .<br />

(1)<br />

2 m 1 2 2 m m<br />

Die Reduktion basiert auf e<strong>in</strong>er Projektion <strong>de</strong>s Zustandsvektors, d. h. <strong>de</strong>r ursprüngliche<br />

nq<br />

Zustandsraum mit <strong>de</strong>r Ordnung n wird mittels zweier Projektionsmatrizen VW , <br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zustandsraum <strong>de</strong>r Ordnung q mit q n projiziert. Für das reduzierte System<br />

erhält man dann die folgen<strong>de</strong>n Systemmatrizen:<br />

A ( p) A p A ... p A W<br />

A( p) V ,<br />

r 1r 2 2r m mr<br />

T<br />

B W B, C CV und D D<br />

.<br />

r<br />

r<br />

Die Übertragungsfunktion <strong>de</strong>rartiger parametrischer Systeme hängt ebenfalls explizit<br />

von <strong>de</strong>n Parametern ab und ist gegeben durch<br />

r<br />

T


Seite 210<br />

M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

1<br />

G( s, p) C( s I A1 p2 A<br />

2<br />

... pm<br />

A<br />

m)<br />

B<br />

C( I ( A s A A p ... A A p )) ( A B).<br />

1 1 1 1 1<br />

1 1 2 2 1 m m<br />

1<br />

p1<br />

M 1 M 2 M m B M<br />

Mit <strong>de</strong>n gewählten Abkürzungen lässt sie sich als unendliche Summe<br />

darstellen.<br />

<br />

<br />

G( p) C ( M p M p ... M p ) j B<br />

j0<br />

1 1 2 2 m m M<br />

Die Koeffizienten <strong>in</strong> dieser Darstellung <strong>de</strong>r Übertragungsfunktion wer<strong>de</strong>n als Momente<br />

k<br />

bezeichnet. Bei m Parametern existieren <strong>in</strong>sgesamt m Momente <strong>de</strong>r Ordnung k .<br />

Das Ziel <strong>de</strong>r <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> besteht dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> reduziertes System zu berechnen, bei<br />

<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e möglichst hohe Anzahl <strong>de</strong>r Momente mit <strong>de</strong>n Momenten <strong>de</strong>s Orig<strong>in</strong>alsystems<br />

übere<strong>in</strong>stimmt. Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Ansatzes <strong>de</strong>r Krylov-Unterraummetho<strong>de</strong>n<br />

muss die Projektionsmatrix V e<strong>in</strong>e Basis <strong>de</strong>s parametrischen, e<strong>in</strong>gangsseitigen Krylov-<br />

Unterraums<br />

<br />

2<br />

B M, M B 1 M, M B 2 M,..., M B m M, M B 1 M, M M B 1 2 M,...<br />

(2)<br />

se<strong>in</strong>. Nur so lässt sich beweisen, dass sämtliche Momente <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Blockmatrizen <strong>in</strong> (2) hängen rekursiv vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r ab und lassen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Baumstruktur darstellen, die zur Berechnung <strong>de</strong>r Projektionsmatrix V genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. In Bild 2 ist e<strong>in</strong> Ausschnitt <strong>de</strong>r Baumstruktur für e<strong>in</strong> exemplarisches System mit<br />

zwei E<strong>in</strong>gängen und e<strong>in</strong>em Parameter dargestellt. In je<strong>de</strong>r horizontalen Ebene s<strong>in</strong>d hier<br />

die Momente <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Ordnung aufgetragen. Diese rekursive Def<strong>in</strong>ition <strong>de</strong>r<br />

Momente kann zur Verbesserung <strong>de</strong>r Berechnung von V genutzt wer<strong>de</strong>n [BF07].<br />

<br />

Bild 2: Baumstruktur <strong>de</strong>r Momente <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>gangsseitigen Krylov-Unterraumes<br />

Stellen die Spalten <strong>de</strong>r Matrix V ke<strong>in</strong>e vollständige Basis <strong>de</strong>s Unterraumes (2) dar, so<br />

wird nur e<strong>in</strong> Teil <strong>de</strong>r Momente abgeglichen. Für <strong>de</strong>n <strong>in</strong> Abschnitt 3.2 vorgestellten Algorithmus<br />

ergibt sich hieraus die Zielsetzung, e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e möglichst ger<strong>in</strong>ge Anzahl


<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen Seite 211<br />

an Basisvektoren zu benutzen, um e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Systemordnung zu erreichen, aber<br />

an<strong>de</strong>rerseits möglichst viele bzw. die relevanten Momente zu berücksichtigen.<br />

Es lässt sich ebenfalls herleiten, dass die Momente <strong>de</strong>r Übertragungsfunktionen <strong>in</strong><br />

Übere<strong>in</strong>stimmung gebracht wer<strong>de</strong>n können, wenn die Projektionsmatrix W als Basis<br />

<strong>de</strong>s ausgangsseitigen Krylov-Unterraumes<br />

T<br />

T<br />

T<br />

1<br />

M<br />

A1<br />

C und Mi T T<br />

1 i<br />

2<br />

<br />

CM , M1 CM , M<br />

2CM , ,<br />

M<br />

mCM , M1 CM , M1 M<br />

2CM<br />

, ,<br />

<br />

<br />

mit C<br />

A<br />

,<br />

i1<br />

A A , 1<br />

i m<br />

gewählt wird. Stellen die Spaltenvektoren von V und W jeweils nur Teile <strong>de</strong>r Basen<br />

dar, so addiert sich die Anzahl <strong>de</strong>r übere<strong>in</strong>stimmen<strong>de</strong>n Momente. Aus diesem Grund ist<br />

es s<strong>in</strong>nvoll, sowohl V als auch W für die <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> zu verwen<strong>de</strong>n. In diesem<br />

Fall spricht man von e<strong>in</strong>em zweiseitigen Verfahren.<br />

3.2 Zweiseitiger Arnoldi-Algorithmus<br />

Beim zweiseitigen Arnoldi-Algorithmus [BLS05] wer<strong>de</strong>n die Projektionsmatrizen V<br />

und W als Orthonormalbasen <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>- und <strong>de</strong>s ausgangsseitigen Krylov-Unterraumes<br />

gewählt. Der Algorithmus berechnet somit q orthonormale Basisvektoren für die jeweilige<br />

Projektionsmatrix. Die Ziele bestehen dar<strong>in</strong>, q möglichst kle<strong>in</strong> zu wählen, aber<br />

trotz<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e hohe Approximationsgüte zu erreichen.<br />

Die Arnoldi-Algorithmen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weit verbreitetes Verfahren zur Berechnung orthogonaler<br />

Vektoren und können auch <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Vorgehensweise <strong>de</strong>s Algorithmus wird exemplarisch für die Berechnung <strong>de</strong>r Projektionsmatrix<br />

<strong>de</strong>s e<strong>in</strong>gangsseitigen Krylov-Unterraumes durchgeführt. Für <strong>de</strong>n ausgangsseitigen<br />

Unterraum wird analog verfahren. Die Projektionsmatrizen wer<strong>de</strong>n getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />

berechnet und nach je<strong>de</strong>r Momentenebene (siehe Bild 2) synchronisiert, da<br />

bei<strong>de</strong> Matrizen <strong>de</strong>n gleichen Rang q besitzen müssen.<br />

Der Algorithmus beg<strong>in</strong>nt mit <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s ersten Elements von V aus<br />

A B b ... b <br />

, wobei p die Anzahl <strong>de</strong>r Systeme<strong>in</strong>gänge <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert (Gleichung (2)).<br />

1<br />

1 1 p<br />

Der erste Basisvektor v<br />

1<br />

ist somit <strong>de</strong>r normalisierte Vektor b<br />

1.<br />

Im Anschluss wird e<strong>in</strong> Laufparameter i e<strong>in</strong>geführt, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>r aktuellen Spaltenanzahl<br />

<strong>de</strong>r Matrix V berechnet. Somit lassen sich die weiteren Kandidaten <strong>de</strong>r 0-ten<br />

Momentenebene folgen<strong>de</strong>rmaßen berechnen:<br />

vˆ b .<br />

i<br />

Für die höheren Momentenebenen erfolgt die Berechnung <strong>de</strong>r Kandidaten unter Ausnutzung<br />

<strong>de</strong>r rekursiven Def<strong>in</strong>ition und ergibt sich zu:<br />

i


Seite 212<br />

M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

vˆ M H .<br />

i<br />

Die Variable H ist e<strong>in</strong> Zwischenspeicher, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m bereits gefun<strong>de</strong>ne orthogonale Vektoren<br />

<strong>de</strong>r vorherigen Momentenebene abgelegt wer<strong>de</strong>n. Die Matrix M<br />

j<br />

entstammt <strong>de</strong>r<br />

Momentendarstellung <strong>in</strong> Gleichung (2). Anschließend wer<strong>de</strong>n die Vektoren nach Gram-<br />

Schmidt orthogonalisiert.<br />

Nach <strong>de</strong>r Orthogonalisierung wird entschie<strong>de</strong>n, ob e<strong>in</strong> Vektor als Basisvektor genutzt<br />

o<strong>de</strong>r verworfen wird. Dazu bedient man sich e<strong>in</strong>er fest vorgegebenen Schranke ò und<br />

nimmt an, dass v ˆ i<br />

nahezu als L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ation <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Basisvektoren darstellbar<br />

ist, falls<br />

ˆv<br />

i<br />

j<br />

l<br />

ò gilt. Ist diese Bed<strong>in</strong>gung erfüllt, wird <strong>de</strong>r Vektor verworfen. An<strong>de</strong>renfalls<br />

wird er normalisiert und zur Basis h<strong>in</strong>zugefügt.<br />

Diese Schritte wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rholt, bis ke<strong>in</strong>e weiteren orthogonalen Vektoren für die<br />

e<strong>in</strong>gangs- wie auch für die ausgangsseitige Basis <strong>de</strong>s Krylov-Unterraumes gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e vorgegebene Ordnung q erreicht wur<strong>de</strong>.<br />

4 Anwendungsbeispiel Fe<strong>de</strong>r-Neigeprüfstand<br />

Als Anwendungsbeispiel für die parametrische <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> dient e<strong>in</strong> Prüfstand für<br />

die aktive Fe<strong>de</strong>r-Neigetechnik <strong>de</strong>s Schienenfahrzeugs RailCab. Das RailCab ist e<strong>in</strong> autonomes<br />

Fahrzeug, das mittels e<strong>in</strong>es L<strong>in</strong>earmotors angetrieben wird und neben e<strong>in</strong>er<br />

aktiven Fe<strong>de</strong>r-Neigetechnik über e<strong>in</strong>e aktive Spurführung verfügt [RAI09-ol].<br />

Bild 3: Fe<strong>de</strong>r-Neigeprüfstand<br />

Der Prüfstand selbst, dargestellt <strong>in</strong> Bild 3, bil<strong>de</strong>t e<strong>in</strong> Halbfahrzeug nach und besteht aus<br />

e<strong>in</strong>er Aufbaumasse, zwei symmetrisch unterhalb <strong>de</strong>r Aufbaumasse angeordneten<br />

Aktormodulen und e<strong>in</strong>er Anregungse<strong>in</strong>heit. Je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Aktormodule setzt sich aus drei<br />

Hy-draulikzyl<strong>in</strong><strong>de</strong>rn und e<strong>in</strong>er Umlenkk<strong>in</strong>ematik zusammen. Der Aufbau besitzt drei


<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen Seite 213<br />

Freiheitsgra<strong>de</strong>: die Translationen <strong>in</strong> vertikaler und <strong>in</strong> Querrichtung sowie die Rotation<br />

um die Längsachse.<br />

4.1 Hierarchisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Fe<strong>de</strong>r-Neigeprüfstands<br />

Die Funktionsstruktur <strong>de</strong>s Fe<strong>de</strong>r-Neigeprüfstands führt zu e<strong>in</strong>er <strong>hierarchisch</strong>en Zerlegung<br />

mit drei Hierarchieebenen. In Bild 4 s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Teilsysteme mit <strong>de</strong>n zugehörigen<br />

Bewegungsfunktionen dargestellt. Zu<strong>de</strong>m ist hier angegeben, um welche Art<br />

von Strukturierungselement (AMS / MFM) es sich han<strong>de</strong>lt.<br />

Auf <strong>de</strong>r untersten Ebene bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die sechs Hydraulikzyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Prüfstan<strong>de</strong>s.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Kognitiven Operatoren umfasst das Basismo<strong>de</strong>ll je<strong>de</strong>s Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>rs die Dynamik<br />

<strong>de</strong>s Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>rs sowie e<strong>in</strong>en Positionsregler, <strong>de</strong>r als PD-Regler mit <strong>de</strong>r Übertragungsfunktion<br />

G<br />

zyl<br />

() s K<br />

p<br />

Ks<br />

d<br />

<br />

T s 1<br />

implementiert ist. Auf <strong>de</strong>r mittleren Ebene <strong>de</strong>r Hierarchie bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die bei<strong>de</strong>n<br />

Aktormodule, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ren Basismo<strong>de</strong>llen die unterlagerten Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle als Kraftsteller<br />

e<strong>in</strong>gefügt s<strong>in</strong>d. Zusätzlich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Basismo<strong>de</strong>ll e<strong>in</strong> mechanisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Umlenkk<strong>in</strong>ematik<br />

und die regelungstechnische Ansteuerung enthalten. Die l<strong>in</strong>earisierten<br />

und reduzierten Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Aktormodule wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r obersten Ebene, die vom gesamten<br />

Halbfahrzeug gebil<strong>de</strong>t wird, ebenfalls als Kraftsteller e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n. Weiterh<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Basismo<strong>de</strong>ll die Regler für die aktive Fe<strong>de</strong>r-Neigetechnik sowie die<br />

Mehrkörpermo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>s Aufbaus und <strong>de</strong>r Anregungse<strong>in</strong>heit enthalten.<br />

1<br />

Bild 4: Hierarchische Zerlegung <strong>de</strong>s Fe<strong>de</strong>r-Neigeprüfstands<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung optimaler Systemkonfigurationen im Rahmen <strong>de</strong>r Selbstoptimierung<br />

stellen die Parameter <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Regler die Optimierungsvariablen dar. Aus<br />

diesem Grund sollen diese <strong>in</strong> <strong>de</strong>n reduzierten Mo<strong>de</strong>llen erhalten bleiben. In früheren<br />

Arbeiten hat sich gezeigt, dass <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>fluss <strong>de</strong>r Zeitkonstante T<br />

1<br />

und <strong>de</strong>s<br />

Reglerparameters K<br />

d<br />

auf das dynamische Verhalten <strong>de</strong>s Gesamtsystems ger<strong>in</strong>g ist. Da-


Seite 214<br />

M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

her wird nur die Abweichung <strong>de</strong>s Verstärkungsfaktors<br />

K<br />

p<br />

von e<strong>in</strong>em Nom<strong>in</strong>alzustand<br />

als Parameter für die Reduktion gewählt. Da je<strong>de</strong>r Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r separat parametriert wer<strong>de</strong>n<br />

kann, müssen bei <strong>de</strong>r Reduktion <strong>de</strong>r Aktormodule drei Parameter und bei <strong>de</strong>r Reduktion<br />

auf <strong>de</strong>r obersten Hierarchieebene sechs Parameter berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

4.2 Reduktionsergebnisse<br />

Der Ablauf <strong>de</strong>r durchgeführten <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> besteht aus drei Schritten. Zunächst<br />

wird das jeweilige Basismo<strong>de</strong>ll l<strong>in</strong>earisiert und anschließend mittels Differenzenquotienten<br />

die erfor<strong>de</strong>rliche l<strong>in</strong>eare Parameterabhängigkeit entsprechend Gleichung (1) erzeugt.<br />

Danach wird das <strong>in</strong> Kapitel 3 beschriebene parametrische Reduktionsverfahren<br />

angewen<strong>de</strong>t. Die erzielten Mo<strong>de</strong>llordnungen für die unterschiedlichen Teilsysteme s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Tabelle 1 dargestellt. E<strong>in</strong>e Ausnahme bil<strong>de</strong>n die Basismo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Hydraulikzyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r untersten Hierarchieebene, für die ke<strong>in</strong> reduziertes Mo<strong>de</strong>ll mit ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Approximationsgüte erstellt wer<strong>de</strong>n konnte. Daher wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>n l<strong>in</strong>earisierten Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>llen<br />

lediglich die nicht steuerbaren bzw. nicht beobachtbaren Zustän<strong>de</strong> entfernt.<br />

Tabelle 1: Eigenwerte <strong>de</strong>r Systemmatrizen <strong>de</strong>s <strong>hierarchisch</strong>en Fe<strong>de</strong>r-<br />

Neigeprüfstands<br />

Teilsystem Mo<strong>de</strong>llordnung größter Eigenwert<br />

Aufbau (reduziert) 20 -220,893<br />

Aufbau 46 -502,724<br />

Aktormodul (reduziert) 6 -116,389 163,539 i<br />

Aktormodul 18 -14744,7<br />

Hydraulik-Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r (reduziert) 4 -1000,0<br />

Hydraulik-Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r 5 -1000,0<br />

nichtl<strong>in</strong>eares Prüfstandsmo<strong>de</strong>ll 76 -14747,7<br />

Neben <strong>de</strong>n Systemordnungen <strong>de</strong>r Teilsysteme ist <strong>in</strong> Tabelle 1 zusätzlich <strong>de</strong>r größte Eigenwert<br />

angegeben. Da <strong>de</strong>r Betrag <strong>de</strong>r Eigenwerte <strong>de</strong>r reduzierten Systeme durch die<br />

Reduktion erheblich verr<strong>in</strong>gert wur<strong>de</strong>, können Simulationen mit e<strong>in</strong>er wesentlich größeren<br />

Schrittweite durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Dies stellt e<strong>in</strong>en <strong>de</strong>r wesentlichen Vorteile <strong>de</strong>r<br />

reduzierten Mo<strong>de</strong>lle dar, da auch die <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Selbstoptimierung e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Mehrzieloptimierungsverfahren auf Simulationen basieren.<br />

Da die Aktormodule im Basismo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Halbfahrzeugs als Kraftsteller e<strong>in</strong>gefügt wer<strong>de</strong>n,<br />

ist für die Approximationsgüte <strong>de</strong>r reduzierten Mo<strong>de</strong>lle auf dieser Ebene vor allem<br />

die korrekte Nachbildung <strong>de</strong>r gestellten Kräfte entschei<strong>de</strong>nd. In Bild 5 l<strong>in</strong>ks ist daher<br />

exemplarisch die auf <strong>de</strong>n Aufbau wirken<strong>de</strong> Kraft <strong>in</strong> vertikaler Richtung F<br />

z,<br />

Fe<strong>de</strong>r<br />

bei e<strong>in</strong>em<br />

Sprung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Sollkraft F<br />

z,<br />

Aufschalt<br />

für das Orig<strong>in</strong>almo<strong>de</strong>ll und das reduzierte<br />

Mo<strong>de</strong>ll dargestellt. Die drei Parameter <strong>de</strong>r unterlagerten Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n hier-


<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen Seite 215<br />

bei um K P<br />

500 ausgelenkt. Um die Auswirkung e<strong>in</strong>er Parameterän<strong>de</strong>rung besser zu<br />

veranschaulichen, ist zusätzlich die Sprungantwort e<strong>in</strong>es nichtparametrischen reduzierten<br />

Systems im Nom<strong>in</strong>alzustand dargestellt, die mit <strong>de</strong>r Sprungantwort <strong>de</strong>s Orig<strong>in</strong>alsystems<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Darstellungsgenauigkeit übere<strong>in</strong>stimmte. Es ist zu erkennen, dass<br />

das parametrische reduzierte System die Dynamikän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s ausgelenkten Orig<strong>in</strong>almo<strong>de</strong>lls<br />

mitberücksichtigt, wenn auch die Höhe <strong>de</strong>s Überschw<strong>in</strong>gers nicht vollständig<br />

erreicht wird.<br />

Dieser Makel an <strong>de</strong>n reduzierten Systemen <strong>de</strong>r Aktormodule ist vertretbar, da auf <strong>de</strong>r<br />

übergeordneten Ebene trotz<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e sehr gute Approximationsgüte erreicht wird. Dies<br />

ist Bild 5 (rechts) zu entnehmen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die vertikale Bewegung <strong>de</strong>s Aufbaus z<br />

Aufbau<br />

bei<br />

e<strong>in</strong>er sprungförmigen Anregung über die Anregungse<strong>in</strong>heit z<br />

Anregung<br />

dargestellt ist.<br />

K P<br />

Auch hier s<strong>in</strong>d wie<strong>de</strong>r die Verläufe <strong>de</strong>s Basismo<strong>de</strong>lls und <strong>de</strong>s parametrischen reduzierten<br />

Mo<strong>de</strong>lls dargestellt. In bei<strong>de</strong>n Systemen wur<strong>de</strong>n alle sechs Verstärkungsfaktoren um<br />

500 ausgelenkt. Zum Vergleich ist ebenfalls die Sprungantwort e<strong>in</strong>es nichtparametrischen<br />

reduzierten Systems aufgetragen.<br />

Fz , Aufschalt<br />

F<br />

,<br />

Bild 5: Sprungantworten <strong>de</strong>r Bewegung<br />

zAnregung<br />

zAufbau<br />

(rechts)<br />

z Fe<strong>de</strong>r<br />

(l<strong>in</strong>ks) und <strong>de</strong>r Bewegung<br />

Um e<strong>in</strong>en <strong>de</strong>taillierteren Überblick über die erreichte Approximationsgüte zu erhalten,<br />

betrachtet man die quadratisch bewertete Differenzfläche zwischen <strong>de</strong>n Sprungantworten<br />

<strong>de</strong>s ursprünglichen und <strong>de</strong>s reduzierten Mo<strong>de</strong>lls. Der Verstärkungsfaktor K wird<br />

für alle Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r gleichzeitig von -500 bis 500 bzw. 1000 variiert. Je kle<strong>in</strong>er die Differenzfläche,<br />

<strong>de</strong>sto besser ist die Approximationsgüte <strong>de</strong>s jeweiligen reduzierten Mo<strong>de</strong>lls<br />

für diesen Zustand. Zum Vergleich wird zusätzlich die Differenzfläche zwischen e<strong>in</strong>em<br />

nichtparametrischen reduzierten Mo<strong>de</strong>ll herangezogen.<br />

In Bild 6 (l<strong>in</strong>ks) s<strong>in</strong>d die Differenzflächen für das l<strong>in</strong>ke Aktormodul dargestellt. Es ist<br />

erkennbar, dass bei <strong>de</strong>utlichen Abweichungen aus <strong>de</strong>m Entwicklungspunkt e<strong>in</strong>e parametrische<br />

<strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> wesentlich bessere Ergebnisse liefert. E<strong>in</strong>e negative Auslenkung<br />

<strong>de</strong>s Orig<strong>in</strong>almo<strong>de</strong>lls ist bei e<strong>in</strong>er parametrischen Reduktion kritischer, da es hier<br />

e<strong>in</strong>en Bereich gibt, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die statische Reduktionsmetho<strong>de</strong> ger<strong>in</strong>gfügig besser ist. Ins-<br />

P


Seite 216<br />

M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

gesamt gesehen, liefert das parametrische Verfahren über <strong>de</strong>n Bereich von<br />

500 ... 500 das bessere Reduktionsergebnis.<br />

K P<br />

Die Ergebnisse für <strong>de</strong>n Aufbau s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 6 (rechts) zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Es ist erkennbar, dass<br />

es e<strong>in</strong>en Bereich gibt, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die statische Reduktion e<strong>in</strong>e bessere Approximation liefert,<br />

da die Differenzfläche ger<strong>in</strong>ger ist. In diesem Bereich ist jedoch ke<strong>in</strong>e signifikante<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Systemverhaltens festzustellen, d. h. Parameterabweichungen führen<br />

nicht zu e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rten Dynamik. So erklärt sich die weiterh<strong>in</strong> gute Approximation<br />

durch e<strong>in</strong> statisches Reduktionsverfahren. Bei <strong>de</strong>utlichen Abweichungen ist<br />

die parametrische Reduktionsmetho<strong>de</strong> im Vorteil, da es ihr möglich ist, die Dynamikän<strong>de</strong>rungen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Fz , Aufschalt<br />

F<br />

,<br />

Bild 6: Quadratisch bewertete Differenzflächen <strong>de</strong>r Bewegung<br />

zAnregung<br />

zAufbau<br />

(l<strong>in</strong>ks) und <strong>de</strong>r Bewegung (rechts)<br />

z Fe<strong>de</strong>r<br />

Abschließend sei noch erwähnt, dass im Frequenzbereich ähnliche Ergebnisse wie im<br />

Zeitbereich erzielt wer<strong>de</strong>n konnten, jedoch die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r parametrischen<br />

und <strong>de</strong>r nichtparametrischen Reduktion nicht so <strong>de</strong>utlich s<strong>in</strong>d. Insgesamt reichte<br />

die approximierte Bandbreite für das vorliegen<strong>de</strong> Anwendungsbeispiel aus.<br />

5 Resümee und Ausblick<br />

In <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> parametrisches <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren für<br />

<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> selbstoptimieren<strong>de</strong>n mechatronischen Systemen vorgestellt. Das erläuterte<br />

Verfahren basiert auf e<strong>in</strong>em impliziten Momentenabgleich mit Hilfe von Krylov-<br />

Unterräumen. Der im Rahmen <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rforschungsbereichs 614 entwickelte Ansatz<br />

zur Strukturierung komplexer mechatronischer Systeme, <strong>de</strong>r auf Bewegungsfunktionen<br />

basiert und zu <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>llen führt, wur<strong>de</strong> aufgegriffen und um die parametrische<br />

<strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> erweitert. Die Vorteile <strong>hierarchisch</strong>er Mo<strong>de</strong>lle, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>de</strong>r Komplexität und <strong>de</strong>r Kapselung <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelnen Teilsysteme bestehen, bleiben<br />

auch bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r vorgestellten parametrischen <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> erhalten.<br />

Der erweiterte Ansatz besitzt darüber h<strong>in</strong>aus <strong>de</strong>n Vorzug, dass Parameterän<strong>de</strong>rungen an<br />

unterlagerten Teilsystemen direkt von <strong>de</strong>n überlagerten Systemen durchgeführt wer<strong>de</strong>n


<strong>Parametrische</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> <strong>hierarchisch</strong> mo<strong>de</strong>llierten selbstoptimieren<strong>de</strong>n Systemen Seite 217<br />

können. Beim E<strong>in</strong>satz von Mehrzieloptimierungsverfahren zur Bestimmung optimaler<br />

Systeme<strong>in</strong>stellungen kann hierdurch zukünftig auf e<strong>in</strong>en Teil <strong>de</strong>r durchzuführen<strong>de</strong>n<br />

Reduktionen verzichtet wer<strong>de</strong>n, was zu e<strong>in</strong>er Beschleunigung <strong>de</strong>s Optimierungsverfahrens<br />

beitragen wird.<br />

Bei <strong>de</strong>m vorgestellten Reduktionsverfahren han<strong>de</strong>lt es sich um e<strong>in</strong> zweiseitiges Verfahren,<br />

das für l<strong>in</strong>eare Mehrgrößensysteme geeignet ist. Neben e<strong>in</strong>er Darstellung <strong>de</strong>r theoretischen<br />

Zusammenhänge <strong>de</strong>s impliziten Momentenabgleichs wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>te<br />

zweiseitige Arnoldi-Algorithmus vorgestellt. Durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Abbruch- und<br />

Auswahlbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Algorithmus, die ursprünglich <strong>de</strong>r nichtparametrischen<br />

<strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> entstammen, ist das vorgestellte Verfahren beson<strong>de</strong>rs geeignet für die<br />

<strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r beschriebenen <strong>hierarchisch</strong>en Mo<strong>de</strong>lle, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen oftmals<br />

e<strong>in</strong>e größere Anzahl an E<strong>in</strong>- und Ausgängen zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />

Die pr<strong>in</strong>zipielle Eignung <strong>de</strong>s vorgestellten Algorithmus konnte anhand <strong>de</strong>s <strong>hierarchisch</strong>en<br />

Mo<strong>de</strong>lls e<strong>in</strong>es Prüfstands für die aktive Fe<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Schienenfahrzeugs RailCab<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n. Als Reduktionsparameter wur<strong>de</strong>n die Verstärkungsfaktoren von Positionsreglern<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r untersten Hierarchieebene gewählt. Die Abhängigkeit von diesen<br />

Parametern wur<strong>de</strong> durch <strong>in</strong>sgesamt drei separate Reduktionen bis h<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes<br />

Mo<strong>de</strong>ll auf <strong>de</strong>r obersten Hierarchieebene erhalten. Es konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass Parameterän<strong>de</strong>rungen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n reduzierten Systemen die Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Systemdynamik<br />

sehr gut nachbil<strong>de</strong>n.<br />

Zukünftig gilt es zum E<strong>in</strong>en, das verwen<strong>de</strong>te Reduktionsverfahren weiter zu verbessern.<br />

Sowohl e<strong>in</strong>e Parameterabhängigkeit <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>- bzw. Ausgangsmatrizen als auch <strong>de</strong>r Abgleich<br />

von Momenten zu an<strong>de</strong>ren Entwicklungspunkten ist hier zu nennen. Auch die<br />

Verwendung von Krylov-basierten <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong>sverfahren, welche die Stabilität <strong>de</strong>r<br />

reduzierten Mo<strong>de</strong>lle sicherstellen [BD08], soll <strong>in</strong> Zukunft untersucht wer<strong>de</strong>n. Zum An<strong>de</strong>ren<br />

gilt es, die vorgestellte Methodik <strong>de</strong>r parametrischen <strong>Mo<strong>de</strong>llreduktion</strong> <strong>in</strong> Mehrzieloptimierungsverfahren<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren und die Eignung sowie die Vorteile <strong>de</strong>s vorgestellten<br />

Ansatzes nachzuweisen.<br />

Literatur<br />

[ADG+08]<br />

[BD08]<br />

[BF07]<br />

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M. Krüger, I. Scharfenbaum, A. Trächtler<br />

[DSC+04]<br />

[DSH05]<br />

[LHL01]<br />

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on Control, Automation and Systems (ICROS), Seoul, Korea, 2008<br />

[RAI09-ol] RAILCAB, http://www.railcab.<strong>de</strong>/, 2009<br />

Autoren<br />

Dipl.-Math. Mart<strong>in</strong> Krüger studierte von 2003 bis 2008 Technomathematik mit<br />

Schwerpunkt Masch<strong>in</strong>enbau an <strong>de</strong>r Universität Pa<strong>de</strong>rborn. Seit 2008 ist er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für Regelungstechnik und Mechatronik im He<strong>in</strong>z Nixdorf<br />

Institut <strong>de</strong>r Universität Pa<strong>de</strong>rborn.<br />

Dipl.-Ing. Ingo Scharfenbaum studierte von 2005 bis 2009 Masch<strong>in</strong>enbau an <strong>de</strong>r Universität<br />

Pa<strong>de</strong>rborn. Seit 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Regelungstechnik<br />

und Mechatronik im He<strong>in</strong>z Nixdorf Institut <strong>de</strong>r Universität Pa<strong>de</strong>rborn.<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Ansgar Trächtler leitet <strong>de</strong>n Lehrstuhl für Regelungstechnik und<br />

Mechatronik im He<strong>in</strong>z Nixdorf Institut <strong>de</strong>r Universität Pa<strong>de</strong>rborn. Se<strong>in</strong>e Forschungsschwerpunkte<br />

liegen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bereichen Mo<strong>de</strong>llbasierter Entwurf mechatronischer Systeme,<br />

Regelungsentwurf für verteilte und <strong>hierarchisch</strong>e Systeme, Fahrwerksysteme und<br />

Fahrdynamikregelung, Selbstoptimieren<strong>de</strong> Regelungen sowie Hardware-<strong>in</strong>-the-Loopund<br />

Echtzeitsimulation.

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