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Der große Kampf (1973) - Amazing Recordings

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148 <strong>Der</strong> <strong>große</strong> <strong>Kampf</strong><br />

[148]<br />

urteilung zu erreichen. Mit einer Beharrlichkeit, die einer besseren<br />

Sache würdig gewesen wäre, lenkte er die Aufmerksamkeit der Fürsten,<br />

Prälaten und anderer Mitglieder der Versammlung auf Luther,<br />

indem er den Reformator des Aufstandes, der Empörung, der Gottlosigkeit<br />

und Gotteslästerung beschuldigte. Aber die Heftigkeit und<br />

Leidenschaft, die der Legat an den Tag legte, zeigten nur zu deutlich,<br />

wessen Geist ihn antrieb. Man fühlte allgemein, „es sei mehr Neid<br />

und Rachelust als Eifer der Frömmigkeit, die ihn aufreizten“. 1 Die<br />

Mehrzahl der Reichsstände war geneigter denn je, Luthers Sache<br />

günstig zu beurteilen.<br />

Mit doppeltem Eifer drang Aleander in den Kaiser, daß es seine<br />

Pflicht sei, die päpstlichen Erlasse auszuführen. Das konnte jedoch<br />

unter den bestehenden deutschen Gesetzen nicht ohne die Zustimmung<br />

der Fürsten geschehen. Schließlich gestattete Karl dem Legaten,<br />

seine Sache vor den Reichstag zu bringen. „Es war ein <strong>große</strong>r<br />

Tag für den Nuntius. Die Versammlung war groß, noch größer war<br />

die Sache. Aleander sollte für Rom, die Mutter und Herrin aller Kirchen,<br />

das Wort führen.“ Er sollte vor den versammelten Machthabern<br />

der Christenheit das Fürstentum Petri rechtfertigen. „Er hatte die<br />

Gabe der Beredsamkeit und zeigte sich der Erhabenheit des Anlasses<br />

gewachsen. Die Vorsehung wollte es, daß Rom vor dem erlauchtesten<br />

Tribunal erscheinen und seine Sache durch den begabtesten<br />

seiner Redner vertreten werden sollte, ehe es verdammt würde.“ 1<br />

Mit Besorgnis sahen die Gönner des Reformators der Wirkung der<br />

Rede Aleanders entgegen. <strong>Der</strong> Kurfürst von Sachsen war nicht zugegen,<br />

doch wohnten nach seiner Bestimmung etliche seiner Räte<br />

bei, um die Rede des Nuntius berichten zu können.<br />

Aleander bot alle Gelehrsamkeit und Redekunst auf, um die<br />

Wahrheit zu stürzen. Beschuldigung auf Beschuldigung schleuderte<br />

er gegen Luther, den er einen Feind der Kirche und des Staates,<br />

der Lebenden und der Toten, der Geistlichkeit und der Laien, der<br />

Konzilien und der einzelnen Christen nannte. Er sagte, in Luthers<br />

Schriften seien so viele Irrtümer, daß hunderttausend Ketzer ihrethalben<br />

verbrannt werden könnten.<br />

1 Cochlaeus, „Commentaria de actis et scriptis Lutheri“ 54f., Köln, 1568<br />

1 Wylie, „History of Protestantism“, 6.Buch, Kapitel 4

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