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Digital Signage – Gefahrenzone POS - Sovato

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kürzen und werden, wenn sie gut gemacht sind, „gerade<br />

von Menschen, die keinen oder keinen interessanten Gesprächspartner<br />

haben, oft dankend konsumiert“, erklärt Peter<br />

Lohmann, Geschäftsführer des DS-Content- und Service-<br />

Anbieters Adversign Media.<br />

Das Unterbewusstsein ist<br />

der Schlüssel zum Kauf<br />

Der Mensch nimmt Werbung <strong>–</strong> wie alles andere in seiner<br />

Umgebung <strong>–</strong> durch zwei Systeme im Gehirn wahr: erstens<br />

durch das bewusste oder explizite und zweitens durch das<br />

weitgehend unbewusste, implizite System. Wie dies funktioniert,<br />

beschreiben Dr. Christian Scheier und Dirk Held vom<br />

Beratungsunternehmen decode in ihrem Buch „Was Marken<br />

erfolgreich macht“. Nach ihnen werden etwa 95 Prozent<br />

unseres Verhaltens unbewusst gesteuert, dementsprechend<br />

unsere Kaufentscheidungen. Das explizite System<br />

greift nur dann ein, wenn wir die unbewussten Entscheidungen<br />

systematisch hinterfragen oder langfristig planen.<br />

Wer erfolgreich werben will, muss folglich das unbewusste<br />

System ansprechen. Dies geht laut Achim Fringes, Senior<br />

Principle beim Beratungsunternehmen für <strong>POS</strong>-Kommunikation<br />

Online Retail Consult, viel einfacher mit bewegten Bildern,<br />

weil der Mensch das Gezeigte dank der Spiegelneuronen<br />

automatisch miterlebt. Statische Bilder könnten zwar<br />

ebenfalls emotionalisieren, jedoch erst, nachdem wir darüber<br />

bewusst nachgedacht haben. Ob eine Werbung oder<br />

ein Produkt für uns relevant ist, entscheidet der orbitofrontale<br />

Cortex, ein Teil des Stirnhirns. Hier werden Sinnesreize<br />

kognitiv bewertet: Dr. Christian Scheier und Dirk Held sprechen<br />

von Belohnungen, zu denen in erster Linie Sicherheit,<br />

Genuss, Erregung, Abenteuer, Autonomie und Disziplin gehören.<br />

Nur wenn ein Produkt eine unbewusste Belohnung<br />

für uns verspricht, kaufen wir es.<br />

Wie Werbemacher unbewusste Belohnung vermitteln,<br />

zeigt etwa das Beispiel Bierwerbung: Die Hauptbelohnung<br />

der deutschen Biermarke, die mit einem Segelschiff auf dem<br />

Meer wirbt, ist Abenteuer. Eine andere dagegen, sie zeigt in<br />

ihrem Spot einen Mann im Parker allein an der rauen See,<br />

belohnt mit Autonomie. Obwohl die explizite Botschaft beider<br />

Produkte „Bier“ ist, unterscheidet sich die implizite, unbewusste.<br />

Ihre Bedeutung erlangen Signale erst durch unsere<br />

Kultur. In „Was Marken erfolgreich macht“ heißt es, dass<br />

der Mensch sämtliche kulturellen Bedeutungen eines Signals<br />

bereits nach 1,7 Sekunden erfasst hat. Dadurch seien<br />

implizite Signale besonders effizient.<br />

Farben kodieren solche kulturellen Bedeutungen. Zwar<br />

hat niemand sie gelernt, sie sind aber dennoch durch Evolution<br />

und Sozialisierung in uns verankert. Trotzdem kann sich<br />

der Contentgestalter nicht ausschließlich nach der Symbolik<br />

der Farben richten. Peter Lohmann erklärt: „In der Werbepraxis<br />

sieht es zumeist so aus, dass durch ein festgelegtes<br />

Corporate Design des werbenden Unternehmens die Frage<br />

nach den Farben bereits beantwortet wurde. Das bedeutet,<br />

<strong>Digital</strong> <strong>Signage</strong> und Ton<br />

Ton ist ein umstrittenes Thema. Die einen schwören darauf, andere<br />

wiederum raten davon ab. Doch Ton ist nicht gleich Ton. Norbert Wittmann<br />

von der Gruppe Nymphenburg sagt, dass Ton prinzipiell ein<br />

gutes Mittel sei, da er sehr effizient Emotionen transportiere und damit<br />

implizit wirke. Jedoch gibt er zu bedenken, dass man ihn umgebungsabhängig<br />

einsetzen sollte, da Ton schnell zur Belästigung werden könne,<br />

weil man ihm nicht entgehen kann. Soundduschen etwa sind eine<br />

Möglichkeit, um Ton gezielt einzusetzen. Unter anderem an Orten mit<br />

hohem Lärmpegel sei Ton eher ungeeignet.<br />

Frank Philipp Menzel und Achim Fringes von Online Retail Consult<br />

sind sich einig, dass Ton im Prinzip zu einer DS-Installation gehört.<br />

Schließlich gebe es im wahren Leben keine Situation ohne Ton. Zum<br />

Spot sei er ein Verstärker der unbewusst aufgenommen Informationen,<br />

da mit dem auditiven ein zusätzlicher Sinn angesprochen wird.<br />

Hinzu kommt, dass Ton die Spiegelneuronen aktiviert, was Empathie<br />

mit dem Produkt hervorruft. Jedoch plädieren die Berater ausschließlich<br />

für nonverbalen Ton, denn Sprache würde im bewussten Gedächtnis<br />

verarbeitet. Auch Musik sollte ihrer Meinung nach nonverbal<br />

sein. Popmusik zum Beispiel würde das Produkt nicht unterstützen,<br />

sondern ablenken. Im Baumarkt jedoch seien die erklärenden Produktfilme<br />

der richtige Ansatz, da die Bedienung des Produkts durch<br />

Sehen und Hören einfacher vermittelt werden könne als durch Lesen<br />

der Bedienungsanleitung. Jedoch müssten sie gezielt eingebaut werden,<br />

sodass der Ton sich nicht mit <strong>POS</strong>-Radio oder anderen Systemen<br />

überlagert. Dr. Stefan Sommer, Geschäftsführer von Sommer &<br />

Co. Videokreation, sagt sogar: „Für die Zielgruppe und die Situation<br />

im Baumarkt sind Videos mit Ton sehr hilfreich, da sie mehr Aufmerksamkeit<br />

erzeugen.“ Anstelle von <strong>POS</strong>-Radio sind ab und an Naturgeräusche<br />

wie Vogelgezwitscher im Gespräch. Auch das ist laut Achim<br />

Fringes kritisch zu beurteilen. In einer Wellness-Oase mögen sie passend<br />

sein, in einem Supermarkt seien sie jedoch fehl am Platz: „Die<br />

beworbene Marke muss authentisch rüber kommen, sie muss der Realität<br />

entsprechen.“ Und Vogelgezwitscher habe mit einem Supermarkt<br />

inhaltlich nichts zu tun.<br />

4.2009

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