Kirchenspiegel März 2012 - Evang.-Luth. Kirchengemeinde Fraureuth
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Die Bibelwoche -<br />
eine Betrachtung von Volker Bachmann<br />
Vor langer Zeit zeigte mir eine alte Nachbarin ihr<br />
Neues Testament. Ich war erstaunt, dass in diesem<br />
Exemplar einzelne Verse, ja einige Textpassagen,<br />
fehlten. Es brauchte einige Zeit bis ich begriff, was<br />
ich da vor mir hatte. Dieses Neue Testament war ein<br />
Exemplar der „Deutschen Christen“.<br />
Seit den 1880ger Jahren gab es in einigen<br />
protestantischen Kreisen Bestrebungen, völkisches,<br />
nationalistisches und rassistisches Gedankengut in<br />
das Christentum einzubringen, es zu einer<br />
arteigenen Volksreligion zu machen und sich gegen<br />
angebliche jüdische „Überfremdung“ zu wehren.<br />
Aus dieser Strömung heraus wurde 1927 die Thüringer Kirchenbewegung<br />
„Deutsche Christen“ gegründet. Am 6. Juni 1932 gründete ein Berliner Pfarrer<br />
die Glaubensbewegung Deutsche Christen als innerevangelische Kirchenpartei<br />
für das ganze Reich. Die Deutschen Christen betrieben und erreichten eine<br />
Gleichschaltung der Kirche mit Staat und Partei. Erst die Rede des Berliner<br />
Gauobmanns Krause, die im November 1933 im Radio übertragen wurde,<br />
öffnete vielen Christen die Augen, so dass sie sich daraufhin von den Deutschen<br />
Christen abwendeten. Der Schaden war aber schon angerichtet.<br />
Im April 1933 wurde der Arierparagraph erlassen. Das erregte den Widerstand in<br />
der Kirche. Männer wie Dietrich Bonhoeffer wandten sich gegen diesen Unsinn,<br />
ja gegen diese Sünde. Widerstand im Dritten Reich war keine Kleinigkeit.<br />
Bonhoeffer z.B. wurde hingerichtet. Das Umdenken in der Kirche von<br />
völkischen Träumereien zurück zur Wurzel des Christentums fiel nicht leicht,<br />
zumal echtes Christsein schwere Konsequenzen nach sich ziehen konnte. In der<br />
Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen System gab es dann doch<br />
eine Rückbesinnung auf Jesus, den Juden, von dem die Bibel redet. So wurde<br />
1935 die Bibelwoche in der Badischen Kirche und gleich danach<br />
deutschlandweit eingeführt. Den Christen sollte durch die Beschäftigung mit der<br />
Bibel eine Hilfe an die Hand gegeben werden, um in schwierigen Zeiten bestehen<br />
zu können.<br />
Auch nach dem Krieg kamen genug Herausforderungen, sei es der theoretische<br />
Materialismus im Osten oder der praktische im Westen. Die Bibelwoche gab<br />
Orientierung. 1964 wurde die Bibelwoche dann zur ökumenischen Bibelwoche,<br />
somit auch bei den katholischen Christen eingeführt. In unserer Gemeinde wird<br />
es im <strong>März</strong> diese spezielle Beschäftigung mit der Bibel geben. Unter dem Thema<br />
„Tränen und Brot“ werden alte Bibeltexte lebendig.<br />
Die Bibelwoche ist immer wieder für eine Überraschung gut. Lassen Sie sich<br />
überraschen!<br />
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