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debizz<br />

D E U TS C H S PR A C H I G E S W I R TS C H A F TS M A G A Z I N I N R U M Ä N I E N<br />

www.debizz.ro<br />

# 68<br />

November 2009<br />

© Grigore Popescu/Agerpres<br />

Designierter Regierungschef<br />

Mission impossible<br />

für Lucian Croitoru


DEBIZZ/NOVEMBER_2009/EDITORIAL<br />

Denkzettel<br />

Der IWF als Schlichter<br />

im Polit-Konflikt<br />

Was ist denn eigentlich so Besonderes passiert? Regierungschef<br />

Emil Boc (PDL) entließ Innenminister Dan Nica<br />

(PSD), die Koalition zwischen Bürgerlichen und Sozialisten<br />

zerschellte am Eklat, die Linken bildeten eine neue Mehrheit<br />

mit Liberalen und Ungarn und servieren die Regierung ab. Na<br />

und? Deutsche Leser, die das Tagesgeschehen in Rumänien<br />

mitbekommen haben, werden sich wohl noch an den September<br />

1982 zurückerinnern können, als die liberalen Minister der<br />

Schmidt-Regierung zurücktraten, die FDP ihr Bündnis mit der<br />

SPD aufkündigte, um sodann am 1. Oktober 1982 zusammen<br />

mit der CDU/CSU das Kabinett durch ein konstruktives Misstrauensvotum<br />

zu kippen. Es folgten Neuwahlen und dann<br />

wieder business as usual − Parteipolitik eben, heute Freunde,<br />

morgen Feinde, so geht das, alles stinklangweilig. In Deutschland<br />

vielleicht, in Rumänien nicht.<br />

Denn hier wirkt die Macht der Parteien über feinste Äderchen<br />

bis in die kleinste Dorfschule hinein. Alles wäre wohl halb<br />

so schlimm, würden nicht Präsident und Parlament um die<br />

Macht rangeln, würde der Grabenkrieg das Land nicht inmitten<br />

der Krise bis in die Kommunalpolitik hinein spalten und<br />

lahmlegen. Risiken und Kosten der derzeitigen Polit-Krise sind<br />

unkalkulierbar: Weil der Staatschef nicht den von der neuen<br />

Mehrheit auserkorenen Klaus Johannis als Premier designieren<br />

will und, umgekehrt, die Parteien mit Ausnahme der präsidentennahen<br />

PDL den vom Staatschef ernannten Finanzguru Lucian<br />

Croitoru ablehnen, steckt die Politik in einer Sackgasse. Die<br />

interimistische Boc-Regierung darf nur verwalten, nicht regieren<br />

– folglich auch keine Maßnahmen zur Reduzierung der gewaltigen<br />

Defizite in der Staatskasse ergreifen. Bislang verabschiedete<br />

Gesetze landeten – weil angeblich stümperhaft verfasst<br />

– beim Verfassungsgericht, das sich ausschweigt. Für Jeffrey<br />

Franks, den Chef der IWF-Mission, die in Bukarest prüfen<br />

sollte, inwiefern die Vorlagen des Abkommens mit Rumänien<br />

erfüllt wurden, war die Situation peinlich. Er musste, nolens<br />

volens, als adhoc-Schlichter eingreifen, da Präsident und Parteien<br />

sich mit IWF-Munition beschossen. Um die Position des anderen<br />

als moralisch unhaltbar darzustellen, malten sie Horrorbilder:<br />

Ohne IWF-Gelder würden die Fonds für die Auszahlung<br />

der Löhne von Staatsbediensteten sowie der Renten nicht<br />

ausreichen (böses Parlament, das den Ernst der Sachlage ignoriert!);<br />

Rumänien verliere durch das Hickhack 3 Milliarden<br />

Euro vom IWF (böser Präsident, hätte er dem Johannis-Vorschlag<br />

zugestimmt, wäre das Geld längst am Konto!). Franks<br />

musste diesmal nicht nur die obligaten Gespräche mit der Regierung<br />

absolvieren, sondern sich auch mit der Opposition-diekeine-Opposition-ist<br />

austauschen. Was er den Politikern als<br />

Lösung unter die Nase rieb, wird denen wohl kaum gefallen<br />

haben – nur eine Koalition der Kräfte könne das Problem lösen,<br />

keine Seite im Alleingang. Sollte das den Akteuren nicht in<br />

Bälde einleuchten, so dürfte der Druck der Straße für offenere<br />

Ohren sorgen: Die jüngst in Bukarest demonstrierenden Farmer<br />

und Viehzüchter rasteten aus, es kam zu Handgreiflichkeiten.<br />

Und spätestens dann ist es mit der Langeweile vorbei.<br />

..<br />

Alex Groblacher<br />

© Alex Micsik/Agerpres<br />

Foto des Monats – Protestwelle:<br />

Viehzüchter aus dem ganzen Land protestierten Ende Oktober<br />

vor dem Finanz- und Landwirtschaftsministerium wegen ausstehender<br />

Zahlungen der einschlägigen Subventionen, es kam zu Gerangeln mit den Ordnungskräften. Tags darauf<br />

demonstrierten die Angestellten der hauptstädtischen U-Bahn.<br />

debizz 3


debizz/INhalt<br />

17<br />

18<br />

19<br />

Politkrise zehrt am Leu<br />

Einkaufszentren scheitern an<br />

Investitionsflaute<br />

Wohnungsbau:<br />

Marktstabilisierung<br />

frühestens ab 2011<br />

20<br />

Überfällige Regelungen zu<br />

„IFN“ veröffentlicht<br />

3<br />

6<br />

7<br />

WIRTSCHAFT<br />

& FINANZEN<br />

Denkzettel<br />

Der IWF als Schlichter im<br />

Polit-Konflikt<br />

Fiskalpolitik<br />

Staatschef B`sescu:<br />

„Bin für die Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer“<br />

NEWS<br />

Klaus Johannis gibt nicht auf:<br />

Der Bürgermeister von Hermannstadt<br />

über seine Ambitionen auf das Amt<br />

des Regierungschefs (Seite 45)<br />

11<br />

13<br />

16<br />

Designierter Regierungschef<br />

Croitoru: „Es muss dringend<br />

Geld her“<br />

Interview des Monats:<br />

„Chancen gibt es mit und<br />

ohne Krise in allen<br />

Bereichen“<br />

Kanzlei Ha]egan:<br />

Österreichische Investitionen<br />

in Rumänien aus unserer<br />

Perspektive<br />

FOKUS<br />

21<br />

Spezialfinanzierer ordnen sich neu<br />

Bruchlandung am<br />

Leasingmarkt<br />

8<br />

9<br />

Analysten-Warnung:<br />

Politkrise gefährdet<br />

Abkommen mit dem IWF<br />

Wirtschaftskommentar<br />

Was Standard & Poor’s denkt<br />

Mag. Rudolf Lukavsky, österreichischer Handelsdelegierter<br />

für Rumänien und Moldawien (Seite 13)<br />

10<br />

Private Überschuldung<br />

Kreditrückstände möglicherweise<br />

bei 10 Milliarden RON<br />

4 debizz


debizz/INhalt<br />

34<br />

BUSINESS<br />

Kelag überlegt Markteinstieg<br />

/ Petrom in OMV Petrom umbenannt<br />

(Seite 55)<br />

35<br />

NEWS<br />

45<br />

Soll er oder soll er nicht…<br />

51<br />

NEWS<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

Unternehmer zur Regierungskrise<br />

„Solange sich die politische<br />

Lage nicht stabilisiert,<br />

liegen unsere<br />

Investitionspläne auf Eis“<br />

5 maßgebliche Tipps der<br />

Geschäftswelt für die neue<br />

Regierung<br />

Der Leasing-Markt<br />

Leute von heute<br />

Business-Village neben<br />

Technologiepark / Ausreichend<br />

Brotgetreide – Probleme<br />

sind jedoch vielseitig<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

2010 wird es wieder aufwärts<br />

gehen<br />

Schweighofer – Holzmarktführer<br />

in Rumänien / EGGER<br />

bietet „mehr aus Holz“<br />

Der Schweizer Erweiterungsbeitrag<br />

für Rumänien<br />

Holcim: Neues Millionen-<br />

Terminal in Bukarest /<br />

InterContinental Bukarest:<br />

Neueröffnung in luftigen<br />

Höhen<br />

Designierter Regierungschef<br />

Mission impossible für Lucian<br />

Croitoru<br />

52<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

59<br />

Klaus Johannis gibt nicht auf<br />

Literatur-<br />

Nobelpreis für<br />

Herta Müller<br />

„Landschaften<br />

der<br />

Heimatlosigkeit“<br />

The Last Hour of Elena and<br />

Nicolae Ceau[escu<br />

Rumänien und seine zweifelhaften<br />

Spitzenpositionen<br />

Die Friedhofsspekulanten<br />

FREIZEIT<br />

41<br />

Hochschulabsolventen immer<br />

optimistischer und loyaler<br />

42<br />

„Kleines“ Oktoberfest für die<br />

Kronstädter<br />

44<br />

„Ein Stück Wien nach<br />

Hermannstadt gezaubert“<br />

(Seite 50)<br />

debizz 5


WIRTSCHAFT & FINANZEN<br />

Fiskalpolitik<br />

Staatschef B`sescu:<br />

„Bin für die Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer“<br />

© Alex Tudor/Agerpres<br />

Angesichts der gravierenden<br />

Haushaltmisere<br />

scheint<br />

2010 hierzulande<br />

ein Jahr schmerzlicher<br />

Steueranhebungen zu werden.<br />

Noch im September stritt<br />

Regierungschef Emil Boc jedwelche<br />

Überlegungen zum Thema<br />

der Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />

und/oder der Flattax kategorisch<br />

ab, mittlerweile gibt<br />

zumindest Staatschef B`sescu<br />

offen zu, dass kein Weg mehr<br />

daran vorbei führt.<br />

Landesvater und Interimsregierung wollen Investoren<br />

zwar gnädig stimmen, vermiesen aber den Konsum<br />

Wohl um die hierzulande aktiven Investoren<br />

trotz schwerer Rezession bei<br />

Laune zu halten, erklärte der Staatspräsident<br />

bei einem Anfang Oktober stattgefundenen<br />

Wirtschaftsforum, eine Erhöhung<br />

der Mehrwertsteuer (derzeit<br />

19%) der potenziellen Anhebung der<br />

Einheitssteuer (derzeit 16%) auf jeden<br />

Fall vorzuziehen – schließlich wolle man<br />

die Wirtschaft nicht noch mehr belasten.<br />

„Mag der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) noch so sehr drängen, die<br />

Flattax bleibt unangetastet“, so Traian<br />

B`sescu gegenüber den beim Wirtschaftsforum<br />

anwesenden Investoren,<br />

berichtete die Presse.<br />

Wirtschaftsanalysten zufolge wird<br />

die Mehrwertsteuer höchstwahrscheinlich<br />

um 2 bis 3%, ergo auf 21-22% angehoben.<br />

Schon ein einziger Prozentpunkt<br />

mehr würde bei einem relativ<br />

gleichen Konsum wie 2009 etliche zusätzliche<br />

Milliarden Euro in die Staatskasse<br />

spülen. Im letzten Jahr hatten sich<br />

die MWSt.-Einnahmen auf 41 Milliarden<br />

Lei (rund 11 Milliarden Euro) belaufen,<br />

bei der maximal möglichen bzw.<br />

3%-igen Anhebung der Umsatzsteuer<br />

würden die Einnahmen des Staates dementsprechend<br />

wohl auf bis zu 13 Milliarden<br />

Euro ansteigen, beeilte sich das<br />

Wirtschaftsblatt „Ziarul Financiar“ auszurechnen.<br />

Aus dem Finanzministerium<br />

verlautbarte, dass der IWF bereits im<br />

Frühjahr auf einer Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />

bestanden hatte, man habe<br />

sich letztendlich jedoch auf eine Beibehaltung<br />

ihres derzeitigen Prozentsatzes<br />

und stattdessen auf die Einführung der<br />

Mindeststeuer einigen können, so Ressort-Interimsminister<br />

Gheorghe Pogea.<br />

Die gleiche Maßnahme hatte der IWF<br />

auch im Rahmen seiner Verhandlungen<br />

mit den ungarischen Behörden gefordert,<br />

Budapest hatte daraufhin die Mehrwertsteuer<br />

auf 25% angehoben.<br />

Für die heimischen Verbraucher stehen<br />

demnach schwere Zeiten an, da diese<br />

sensible fiskalpolitische Maßnahme<br />

die Preise explodieren lassen wird – zu<br />

erwarten ist nämlich eine nichtlineare<br />

Preisentwicklung bei sämtlichen Waren<br />

und Dienstleistungen. Analysten warnen,<br />

dass eine Preissteigerung über präzise<br />

3% keineswegs gewährleistet werden<br />

kann, die meisten Verkäufer würden<br />

diese Gelegenheit ergreifen, um ihre<br />

Preise weit mehr anzuheben. Gleicher<br />

Ansicht ist auch die Geschäftswelt: Bei<br />

einer 3%-igen Anhebung der Umsatzsteuer<br />

würde der Endpreis zumeist um<br />

ganze 5% höher ausfallen, deshalb rechne<br />

die Arbeitgeberschaft mit erheblichen<br />

negativen Auswirkungen, erläuterte Cezar<br />

Coraci, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes<br />

UGIR 1903. „Zwar handelt<br />

es sich aus Arbeitgebersicht um eine<br />

absetzbare Steuer, nichtsdestotrotz werden<br />

auch wir betroffen, wenn die Verbraucher<br />

betroffen sind. Die Folgen sind<br />

leicht absehbar: Die Umsätze werden<br />

einbrechen, der Markt wird schrumpfen“,<br />

warnte Coraci.<br />

Last but not least kündigte das Finanzministerium<br />

Anfang Oktober auch<br />

die Anhebung etlicher Lokalsteuern und<br />

-abgaben – u.a. die Immobilien-, die<br />

Kfz- und Bootssteuer – zum 1. Januar<br />

2010 an, ein entsprechender Regierungsbeschluss<br />

wurde bereits im Amtsblatt<br />

veröffentlicht.<br />

Lilo Millitz-Stoica<br />

6 debizz


wIRTSCHAFT & FINANZEN/NEWS<br />

©sxc.hu<br />

©Grigore Popescu/Agerpres<br />

Explosion der<br />

Arbeitslosenzahlen<br />

Die Zahl der Arbeitslosen steigt beharrlich<br />

und wird auch im 1. Quartal<br />

2010 zunehmen, teilte Eugen Preda,<br />

Chef des einheimischen Beschäftigungsamtes,<br />

mit. Seine Behörde rechnet mit<br />

mindestens 750.000 Erwerbslosen bis<br />

Jahresende, die Arbeitslosenquote werde<br />

– bei insgesamt 9,7 Mio. Erwerbspersonen<br />

– folglich knapp 8% betragen.<br />

Erstmals seit 1991 habe die Arbeitslosenzahl<br />

kontinuierlich, über das ganze<br />

Jahr hinweg, zugenommen. „Eine derartige<br />

Lage hatten wir noch nie. Die Arbeitslosigkeit<br />

ist auch im 14. Folgemonat<br />

gestiegen“, so Preda mit Bezug auf<br />

den September, als sie um 0,3 Prozentpunkte<br />

auf 6,9% hochgeschnellt war.<br />

Die Zahl der Erwerbslosen ist mit über<br />

525.000 die höchste der letzten 5 Jahre<br />

bzw. seit April 2004, als 661.895 Arbeitslose<br />

registriert worden waren.<br />

Mit noch schlimmeren Daten rechnet<br />

der IWF, dessen jüngste Rumänien-<br />

Prognose für 2009 von einer 9,6%igen<br />

Arbeitslosenquote ausgeht, 2010 könnte<br />

sogar die 10-Prozent-Marke gesprengt<br />

werden. Die europaweit steigende Arbeitslosigkeit<br />

beunruhigt auch die EU,<br />

sie fürchtet dramatische Folgen für<br />

staatliche Sozialversicherungen. Kommissionsökonomen<br />

warnen, dass es<br />

auch nach der Krise weniger Jobangebote<br />

geben und die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

deshalb steigen wird.<br />

Recovery-Rating<br />

für rumänische<br />

Kreditrisiken<br />

Die Ratingagentur Standard &<br />

Poors (S&P) hat letzten Monat in<br />

Europa „Recovery Ratings“ für besicherte<br />

Bankkredite eingeführt, die anzeigen<br />

sollen, wie viel Geld Kreditgeber in<br />

etwa zurückerhalten würden, falls der<br />

Schuldner insolvent wird. So dürfte bei<br />

einem Zahlungsausfall des rumänischen<br />

Staates mindestens die Hälfte – bzw.<br />

zwischen 50 und 70% – der offenen<br />

Auslandsverbindlichkeiten weiter bedient<br />

werden, deshalb habe man Rumänien<br />

ein „Recovery Rating“ von „3“ für<br />

Titel in ausländischen Währungen erteilt,<br />

informierte S&P. Das Rating basiere<br />

auf dem Szenario eines Zahlungsausfalls,<br />

bei dem es infolge eines andauernden<br />

Wirtschaftsrückgangs und politischer<br />

Unsicherheit zu einer "ungeordneten<br />

Anpassung des Wechselkurses" käme.<br />

Die resultierende Abwertung der<br />

Landeswährung könnte nämlich zu Verwerfungen<br />

an den Finanzmärkten führen,<br />

die den Staat zum Eingreifen zwingen<br />

würden. Ohne offizielle Kreditgeber<br />

dürfte es Rumänien allerdings schwer<br />

fallen, seine Finanzierungsbedürfnisse in<br />

diesem Szenario zu stillen. Gestützt werde<br />

das Rating durch die moderate<br />

Staatsverschuldung, die potenzielle Erhöhung<br />

der Exportkapazitäten und den<br />

flexiblen Wechselkurs des Landes, so<br />

S&P. Die Ratings für die Staatsverbindlichkeiten<br />

in Fremdwährungen (BB+/<br />

Negativ/B) und in Lokalwährung (BB-<br />

/Negativ/A-3) behielt S&P unverändert.<br />

Wirtschaftsrückgang<br />

im zweistelligen<br />

Bereich?<br />

An einem zweistelligen Rückgang<br />

der rumänischen Wirtschaft in 2009<br />

führe kein Weg vorbei, verlautbarte Liviu<br />

Voinea, Leiter der Gruppe für Angewandte<br />

Wirtschaft (GEA), der zudem<br />

seine Skepsis gegenüber den Einschätzungen<br />

des Prognoseamtes kund tat: Im<br />

„Kampf“ mit der Rezession „erzwinge“<br />

der Prognoseausschuss offenbar höhere<br />

Werte als die realen. „Eine im zweistelligen<br />

Bereich liegende Rezession ist unvermeidlich.<br />

Überlegen Sie doch rein mathematisch:<br />

Im 3. Quartal 2008 lag das BIP-<br />

Wachstum bei plus 9%. Da allein eine<br />

Stagnation einen 9%-igen Rückgang bedeutet,<br />

muss die gegenüber dem Vorjahr<br />

verzeichnete tatsächliche Schrumpfung<br />

von 7 bis 8% also hinzugezählt werden.<br />

Und dieses Ergebnis liegt eindeutig im<br />

zweistelligen Bereich“, so Voinea im Gespräch<br />

mit dem rumänischen Rundfunk.<br />

„Keineswegs glaube ich an die Prognose<br />

über einen Wirtschaftsrückgang von nur<br />

7,7% in 2009“, eröffnete der Ökonom,<br />

der darauf hinwies, dass die hiesige Rezession<br />

in den Monaten Juli, August und<br />

September eine besonders tiefe gewesen<br />

sei. Laut Voinea wird die Inflation<br />

künstlich unter Kontrolle gehalten, auch<br />

besteht eine Korrelation zwischen den<br />

unrealistischen Daten des Nationalen<br />

Statistikamtes und den Einschätzungen<br />

des Prognoseamtes.<br />

debizz 7


WIRTSCHAFT & FINANZEN/aussichten<br />

Analysten-Warnung: Politkrise<br />

gefährdet Abkommen mit dem IWF<br />

Das Aus der einheimischen Regierungskoalition<br />

sorgte auch in internationalen<br />

Wirtschaftskreisen für einigen<br />

Wirbel. Westliche Wirtschaftsanalysten<br />

befürchten, dass das derzeitige<br />

Zwerg-Kabinett bestehend aus 11 liberaldemokratischen<br />

Ministern, auf die insgesamt 20<br />

Mandate umverteilt wurden, nicht zugkräftig genug<br />

sein wird, um den harten Reformkurs samt<br />

seinen drastischen Sparmaßnahmen weiter zu<br />

fahren.<br />

Zurzeit sei völlig offen, ob „die rumänische Interimsregierung<br />

noch willens und imstande ist, die mit dem IWF vereinbarten<br />

Auflagen einzuhalten. Das ist, mit anderen Worten,<br />

des Pudels Kern“, erläuterte Koon Chen, Stratege bei Barclay’s<br />

Capital, der Nachrichtenagentur Reuters. Laut Chen<br />

ist nicht auszuschließen, dass die nächste Tranche des IWF-<br />

Notdarlehens Bukarest nur zögerlich, d.h. mit einigen Monaten<br />

Verspätung, erreicht. An einen Ausstieg der Regierung –<br />

egal welcher politischer Couleur oder Zusammensetzung –,<br />

aus dem Abkommen mit IWF, der EU und den anderen internationalen<br />

Finanzinstitutionen glaubt Chen hingegen nicht.<br />

Dessen Bedenken teilt Ionu] Dumitru, Chefvolkswirt der<br />

Raiffeisen Bank Romania, voll und ganz. Die jüngsten Regierungsturbulenzen<br />

sowie die inzwischen offen tobenden Machtkämpfe<br />

im Parlament hätten den politischen Spielraum des<br />

Rest-Kabinetts unweigerlich eingegrenzt und damit dessen<br />

Schlagkräftigkeit in punkto angestrebter Haushaltseinsparungen<br />

erheblich gemindert, dementsprechend könnte auch „das<br />

Abkommen mit dem IWF und der EU“ in Gefahr geraten – ein<br />

Aspekt, der sich eindeutig „negativ auf die Bonität Rumäniens,<br />

die Stabilität der Landeswährung sowie auf die Realwirtschaft“<br />

auswirken und die Rezession hierzulande nur noch vertiefen<br />

würde, so Dumitru. Tatsächlich hatten die Finanzmärkte<br />

bereits wenige Stunden nach Bekanntgabe des Koalitionsbruchs<br />

reagiert: Der Aktienindex BET büßte Anfang Oktober<br />

zwei Prozent ein, die Rendite der bis 2018 laufenden Staatsanleihen<br />

schnellte um 6 Basispunkte in die Höhe und der seit Monaten<br />

recht stabile Leu sackte gegenüber dem Euro urplötzlich<br />

ab – binnen 24 Stunden kostete ein Euro mit 4,2790 Leu über<br />

1,2 Prozent mehr als am Vortag.<br />

Kopfschmerzen bereiten den einheimischen Analysten<br />

zudem auch die potenziellen Reaktionen der Investoren. „Eine<br />

schwere Politkrise kann im Nu einen massiven Rückzug<br />

der Investoren einläuten. Das würde uns gerade noch fehlen<br />

... eben jetzt, wo Rumänien verzweifelt um Geldmittel bemüht<br />

ist, um sein Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren“, äußerte<br />

der rumänische Finanzexperte und Ex-Bankier Bogdan<br />

Baltazar gegenüber der Presseagentur AFP.<br />

© Cristian Nistor/Agerpres<br />

8 debizz


wIRTSCHAFT & FINANZEN/meinungsartikel<br />

Wirtschaftskommentar<br />

Was Standard & Poor’s denkt<br />

Seit mehreren Jahren sagen es viele<br />

offen: Standard & Poor’s (S&P) geht<br />

mit Rumänien subjektiv um, das Land<br />

werde viel zu drastisch abgewertet.<br />

Die Bewertungen für 2009 waren ein<br />

„BBplus/B“ für Anleihen in Fremdwährung<br />

und „BBB minus/A-3“ für<br />

Anleihen in Landeswährung, beide<br />

mit negativer Perspektive. Anfang Oktober<br />

bewertete S&P Rumänien dann<br />

mit einem Schuldenrating von „3“ für<br />

Fremdwährungsschulden. Dieser Indikator<br />

ist gewissermaßen neu.<br />

Erstens: Das neue Rating ist ein Indikator<br />

für die Schuldeneintreibung.<br />

Zweitens: Die Bewertung selbst (3 auf<br />

einer Skala von 1 bis 6) deutet auf eine<br />

bestimmte Prognose von S&P. Sollte<br />

Rumänien in eine Insolvenzlage schlittern,<br />

würden zwischen 50 und 70 Prozent<br />

der Schulden eingenommen werden,<br />

so das Ratingbüro. Dabei hat Rumänien<br />

nie, unter keinen Umständen,<br />

Schuldenzahlungen eingestellt. Ebenso<br />

klar ist, dass eine solche Situation auch<br />

in absehbarer Zukunft nicht eintreten<br />

wird.<br />

Die Agentur spielt mit Vermutungen.<br />

Sie gibt offen zu verstehen, dass<br />

ihr „Schuldenrating auf einem Szenario<br />

beruht, das eine ungeordnete Kursjustierung<br />

voraussetzt, bedingt durch<br />

ein verlängertes Schrumpfen der Wirtschaft<br />

und eine verstärkte politische<br />

Unsicherheit“, heißt es im genauen<br />

S&P-Wortlaut. Die Agentur nimmt<br />

sozusagen ein Versagen Rumäniens<br />

aufgrund einer eventuellen Vertragsverletzung<br />

mit dem IWF und der EU<br />

in Kauf. Sicher, im Kontext möglicher<br />

Finanzierungsschwierigkeiten<br />

würde die Landeswährung unaufhaltsam<br />

abdriften. Weiter vermutet S&P,<br />

dass eine solche Konstellation die Devisenreserven<br />

der Zentralbank aufzehren<br />

würde. Zudem würden ausländische<br />

Banken ihren Rumänien-<br />

Töchtern sodann die Unterstützung<br />

entziehen. Von diesen Hypothesen<br />

ausgehend, brütet S&P zwei Schlussfolgerungen<br />

aus. „Wir glauben, dass<br />

in dieser Situation ernste finanzielle<br />

Schwierigkeiten entstehen würden,<br />

die eine Unterstützung der Regierung<br />

erforderlich machen und deshalb zu<br />

einem starken Anstieg der Verschuldung<br />

führen“, so das Gedankenkonstrukt<br />

von S&P. Und nachträglich:<br />

ADRIAN VASILESCU ist Berater<br />

des Gouverneurs der Zentralbank (BNR)<br />

und einer der bekanntesten rumänischen<br />

Wirtschaftsanalysten.<br />

„Weil eine Unterstützung offizieller<br />

Geldgeber nicht mehr verfügbar ist,<br />

wird die Regierung unseres Erachtens<br />

außerstande sein, sich zu finanzieren.“<br />

Was also könnten ausländische<br />

Kreditgeber noch eintreiben, wenn all<br />

das eintreffen sollte, fragt sich S&P.<br />

Als Antwort schlägt die Agentur ein<br />

Schuldenrating auf einer Skala von 1<br />

bis 6 vor – eine Innovation, die S&P<br />

bislang in Sonderlagen eingesetzt hat.<br />

Nach den plötzlichen Krisen der 90er<br />

Jahre, zuerst in Asien, dann in Russland,<br />

scheuen Ratingagenturen mittlerweile<br />

das Feuer wie das sprichwörtliche<br />

gebrannte Kind – sie haben all<br />

diese Krisen nicht kommen sehen und<br />

wollen nunmehr auf Nummer sicher<br />

gehen. Überall in der Welt stürzten Bewertungen<br />

ab. Doch auch so entging<br />

ihnen die gegenwärtige Krise. Und<br />

nachdem sie endlich überstanden sein<br />

wird – denn schließlich dauert keine<br />

Krise ewig –, dürfte auch sofort heftigst<br />

beanstandet werden, dass es keine<br />

Frühwarnsignale gegeben hat. Daher<br />

also die Entscheidung von S&P, in letzter<br />

Minute ein Schuldenrating einzuführen.<br />

S&P arbeitet nicht mit Prognosen<br />

und sagt nicht, dass Rumänien die<br />

Schuldenzahlungen einstellen wird.<br />

S&P sagt aber, was geschehen könnte,<br />

FALLS Rumänien seine Zahlungen einstellt.<br />

Allerdings könnte eine solche offen<br />

ausgesprochene Wahrscheinlichkeit<br />

Besorgnis erregen – ja sogar Panik.<br />

Textanalyse gefällig? OK. Die<br />

Agentur spricht von einer möglichen<br />

„ungeordneten Kursjustierung“. Wie<br />

und woher sollte auf dem Devisenmarkt<br />

eine solche Unordnung erscheinen?<br />

Wer und was könnte sie verursachen?<br />

Umso mehr, als sich der Kurs<br />

seit März eher unsignifikant bewegte<br />

hat. Oder sollen wir nach Bedeutungen<br />

suchen, wo es sie nicht gibt?<br />

Was S&P sagt, baut auf einer Hypothese<br />

auf: Was passiert, wenn die<br />

Zentralbank die Landeswährung nicht<br />

mehr untermauern kann? Eine dramatische<br />

Abwertung wäre unvermeidlich,<br />

glaubt die Agentur. Wirklich? Seit<br />

mehreren Monaten ist der Devisenmarkt<br />

von Stabilität geprägt. Über 7<br />

Milliarden Euro gelangten ins Land.<br />

Wo steckt dieses Geld? Bestimmt<br />

nicht nur bei der Notenbank. Ein Teil<br />

davon liegt in den langfristigen Devisenpositionen<br />

der Banken. Und dieses<br />

Devisenangebot traf auf ein RON-<br />

Angebot, das das Gleichgewicht am<br />

Markt sichert.<br />

Adrian Vasilescu<br />

debizz 9


WIRTSCHAFT & FINANZEN/finanzmarkt<br />

Private Überschuldung<br />

Kreditrückstände möglicherweise<br />

bei 10 Milliarden RON<br />

Der Anteil der Rückstände<br />

am Gesamtsaldo<br />

der Kredite für<br />

private und betriebliche<br />

Kunden ist von<br />

2,97% im Juli auf 3,12% im August<br />

gestiegen und liegt somit<br />

auf doppelt so hohem Niveau<br />

wie Ende letzten Jahres (1,41%).<br />

die Kreditrückstände erreichten<br />

2009 nach acht Monaten 6,24<br />

Milliarden RON – das sind 3,443<br />

Milliarden RON über dem Stand<br />

vom Dezember 2008. Die Zahl<br />

der Beschäftigten fiel in den ersten<br />

sieben Monaten des Jahres<br />

von 4,74 Millionen auf 4,51 Millionen;<br />

die Arbeitslosigkeit stieg<br />

somit im gleichen Zeitraum von<br />

4,4% auf 6,6% und im September<br />

weiter auf 6,9%.<br />

Sollten die Befürchtungen des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) bezüglich<br />

Rumänien zutreffen, so dürfte<br />

die Arbeitslosigkeit hierzulande zum<br />

Jahresende bei 8,9% liegen. Das entspricht<br />

einem Zuwachs von 2,2%, so<br />

viel wie zwischen Januar und August<br />

2009. Wird der gleiche Schlüssel bei der<br />

Entwicklung der Kreditrückstände angewandt,<br />

könnten die Gesamtrückstände<br />

Ende des Jahres 9,686 Milliarden<br />

RON erreichen.<br />

Weil zumindest in der Theorie der<br />

Leitzins die Sparzinsen und die Kreditkosten<br />

beeinflusst, müsste die bereits in<br />

Kraft getretene Herabsetzung des Leitzinses<br />

auf 8% früher oder später Wirkung<br />

zeigen. Allgemein wird dementsprechend<br />

mit einer Verbilligung der<br />

Kredite gerechnet. Der jetzige Schlüsselzins<br />

von 8% gleicht dem Niveau von<br />

Februar 2008, einem der Höhepunkte<br />

der Konsumwut, als der effektive Jahreszins<br />

(EJZ) bei Konsumkrediten in Landeswährung<br />

bei 17,86% und bei Hypotheken<br />

bei 11,08% lag. Die Risikorückstellungen<br />

der Banken betrugen zu dem<br />

Zeitpunkt nur 4 Milliarden RON, die<br />

Differenz zwischen Aktiv- und Passivzinsen<br />

lag bei lediglich knapp über 5%.<br />

Seit Ende September liegt der Leitzins<br />

unverändert bei 8%. Dafür liegt<br />

der EJZ für Hypothenkredite schon bei<br />

fast 13% und für Konsumdarlehen bei<br />

23%. Die Differenz zwischen Aktivund<br />

Passivzinsen übersteigt 7% – das<br />

sind 40% mehr als im Februar 2008. Die<br />

schlimmste Verschlechterung ist jedoch<br />

bei den Risikorückstellungen zu beklagen:<br />

Die Banken mussten sie auf 12 Milliarden<br />

RON verdreifachen. Kann der<br />

Stand der Kreditkosten unter diesen<br />

Umständen der gleiche sein wie vor 20<br />

Monaten, nur weil der Leitzins bei nun<br />

wieder bei 8% liegt?<br />

Der Finanzanalyst Aurelian Dochia<br />

glaubt, dass der gravierende Unterschied<br />

zwischen damals und<br />

heute in den<br />

s t e i -<br />

genden Risikoausgaben liegt, die nach<br />

Daten der Notenbank um mindestens<br />

2% stieg. „Nach dem Zusammenbruch<br />

von Lehman Brothers stiegen diese Kosten<br />

weltweit, trotz massiver Liquiditätsmaßnahmen<br />

der Zentralbanken. Rumänien<br />

blieb vom Trend nicht verschont<br />

und musste dazu mit seinen eigenen spezifischen<br />

Risiken umgehen“, so Dochia.<br />

Der Finanzexperte weist auch darauf<br />

hin, dass die politische Instabilität ein<br />

Faktor ist, der die Risikoausgaben nicht<br />

nur extern, sondern auch intern steigen<br />

lässt. „Die nationalen Märkte reagieren<br />

und berücksichtigen bei den Kosten sofort<br />

diesen Aspekt der Instabilität, der<br />

gleich doppelt wirkt. In erster Linie<br />

kommt es dazu, dass Anleger keine niedrigen<br />

Sparzinsen mehr akzeptieren –<br />

ihr Risikoempfinden mit Bezug auf die<br />

Banken ist gestiegen. Nicht, dass man<br />

mit Insolvenz rechnen würde, aber die<br />

Menschen wissen, dass die Leistungsfähigkeit<br />

einer Bank nachlässt, wenn Inflation<br />

oder Steuerbelastung zunehmen.<br />

Zweitens beeinflusst dieses Risiko auch<br />

das spezifische Geschäft einer Bank, weil<br />

die Instabilität wirkt“, fügt Dochia<br />

hinzu. Auf jeden Fall, so das<br />

Fazit des Fachmanns,<br />

sind die risikobedingten<br />

Kosten für jeden Investor<br />

erheblich gestiegen.<br />

Ada Com`nescu<br />

10 debizz


wIRTSCHAFT & FINANZEN/defizit-alarm<br />

Designierter Regierungschef<br />

Croitoru: „Es muss dringend<br />

Geld her“<br />

© Lucian Tudose/Agerpres<br />

In Rumänien spitzt sich die finanzielle<br />

Schieflage bedenklich zu: Dem<br />

Notenbankexperten und designierten<br />

Regierungschef Lucian Croitoru zufolge<br />

muss Geld her − und zwar „dringend;<br />

egal woher, ob aus in- oder ausländischen<br />

Quellen“. Nachdem die Expertenmission<br />

des Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF), der EU und der Weltbank<br />

noch Anfang letzten Monats angekündigt<br />

hatte, ihre quartalsmäßige<br />

Überprüfung der rumänischen Staatsfinanzen<br />

bzw. die Einhaltung der Auflagen<br />

des Hilfsabkommens vertagen zu<br />

wollen, solange es vor Ort keine Ansprechpartner<br />

bzw. keine voll handlungsfähige<br />

Regierung gibt, lenkte Missions-Chef<br />

Jeffrey Franks letztendlich<br />

ein: Aufgrund eines persönlichen Ansuchens<br />

des rumänischen Präsidenten habe<br />

man beschlossen, Ende Oktober<br />

nach Bukarest zu reisen, um die periodische<br />

Evaluierung des Stand-by-Abkommens<br />

vorzunehmen. Hintergrund<br />

der Nachfrage Traian B`sescus war die<br />

akute Besorgnis der einheimischen Behörden,<br />

womöglich verspätet in den Besitz<br />

der dritten Tranche des internationalen<br />

Notdarlehens zu kommen. Es<br />

handelt sich dabei um 1,5 Mrd. Euro,<br />

mit denen Bukarest ab Mitte Dezember<br />

rechnet und die teils dem Finanzministerium<br />

zur Verfügung gestellt, teils das<br />

Haushaltsdefizit – mit anderen Worten<br />

die Renten sowie die Löhne der Staatsbediensteten<br />

– decken sollen. Laut designiertem<br />

Ministerpräsidenten benötigt<br />

Rumänien bis Jahresende insgesamt<br />

3,5 Mrd. Euro, um „funktionsfähig“<br />

zu bleiben bzw. seine Aufwendungen<br />

zu finanzieren − er habe die Staatsfinanzen<br />

genauestens überprüft, so Lucian<br />

Croitoru.<br />

EU erklärt Rumänien zum<br />

„Hochrisikostaat“<br />

Eine weitere Hiobsbotschaft kam<br />

letzten Monat auch aus Brüssel: In ihrem<br />

Nachhaltigkeitsbericht 2009 warnt<br />

die EU-Kommission vor den Gefahren,<br />

die die hohe Verschuldung etlicher EU-<br />

Staaten für deren langfristige Haushaltsstabilität<br />

in sich birgt. EU-Wirtschafts-<br />

und Währungskommissar Joaquin<br />

Almunia teilte insgesamt 13 Länder<br />

einer Hochrisikogruppe zu, bei denen<br />

bezweifelt wird, ob sie imstande<br />

sind, die Kosten ihrer Schulden langfristig<br />

durch Staatseinnahmen zu decken.<br />

Zu diesen Hochrisikostaaten zählen<br />

Rumänien, Großbritannien, Tschechien,<br />

Lettland und Litauen sowie die<br />

Euro-Mitglieder Spanien, Niederlande,<br />

Griechenland, Irland, Slowakei, Slowenien,<br />

Malta und Zypern. Besagte Länder<br />

verbindet, dass ihre Defizite und<br />

Schuldenstände als Folge der Krise weit<br />

über den Grenzen des Stabilitätspaktes<br />

liegen, der eine maximale Neuverschuldung<br />

pro Jahr von 3,0% des BIP sowie<br />

einen Gesamtschuldenstand von 60%<br />

der Wirtschaftsleistung zuläßt.<br />

L. M. S.<br />

debizz 11


DEBIZZ/BERATUNG/ADVERTORIAL<br />

Neue Bestimmungen auf dem Gebiet<br />

des Insolvenzrechts: Ende der vertraglichen<br />

Beendigungsklauseln im Insolvenzfall<br />

Erhöhung des Schwellenwertes für Forderungen auf RON 30.000. Kritik<br />

seitens von Spezialisten für Forderungseintreibungen<br />

Die Hebung der Mindesthöhe einer<br />

Verbindlichkeit, welche es einem Gläubiger<br />

ermöglicht ein Insolvenzverfahren<br />

einzuleiten, von RON 10.000 auf RON<br />

30.000 hat zu massiver Kritik seitens der<br />

Spezialisten auf dem Gebiet der Forderungseintreibung<br />

geführt.<br />

Diese scheint nicht unberechtigt vor<br />

dem Hintergrund, dass die Anzahl rumänischer<br />

Gesellschaften mit beschränkter<br />

Haftung, die lediglich mit einem Mindeststammkapital<br />

iHv RON 200 ausgestattet<br />

sind und in schädigender Absicht<br />

bzw. zumindest grob fahrlässig agieren,<br />

bedenklich angestiegen ist.<br />

Nach der erwähnten Änderung sind<br />

nunmehr Gläubigern mit Forderungen<br />

unter RON 30.000 weitestgehend die<br />

Hände gebunden, sofern nicht der Schuldner<br />

selbst die Eröffnung des Insolvenzverfahrens<br />

beantragt. Gleichfalls ist die<br />

alternative gerichtliche Zusprechung einer<br />

Zahlungsaufforderung gegenüber<br />

dem Schuldner selten zielführend, sofern<br />

der Schuldner bereits zahlungsunfähig ist<br />

oder eine Insolvenz unmittelbar bevor<br />

steht. Der Gläubiger kann daher einzig<br />

hoffen, dass ein anderer Gläubiger mit<br />

einer Forderung über RON 30.000 einen<br />

Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens<br />

stellt.<br />

Beendigung von aufrechten Vertragsverhältnissen<br />

aufgrund von Insolvenz<br />

Größere Unternehmen (insbesonders<br />

solche, die aufgrund der Natur ihres Unternehmensgegenstandes<br />

eine große Anzahl<br />

von Verträgen mit einem breiten<br />

Personenkreis abschließen) haben sich<br />

bislang gegenüber ihren sich in Insolvenz<br />

(i.e. Reorganisation und/oder Konkurs)<br />

befindlichen Vertragspartnern ihre Leistungserfüllung<br />

aufgrund vertraglicher<br />

Schutzklauseln vorbehalten. Diese Klauseln<br />

sahen die Vertragsauflösung vor, für<br />

den Fall, dass sich der Vertragspartner<br />

im Insolvenzverfahren befand oder zur<br />

Liquidation/richterlichen Löschung gezwungen<br />

war. Solche Klauseln minderten<br />

jedoch oftmals die Chancen einer<br />

Restrukturierung von Schuldnern und<br />

somit das Schuldnervermögen.<br />

Daher ist Artikel 86 des Gesetz Nr.<br />

85 über das Insolvenzverfahren aus Unternehmersicht<br />

vermutlich die bedeutendste<br />

Änderung. Auf Grundlage dieses<br />

abgeänderten Artikels sind jegliche Vertragsklauseln<br />

mit dem Ziel der Auflösung<br />

von laufenden Verträgen aufgrund<br />

einer Verfahrenseröffnung ungültig.<br />

Einführung spezialisierter Insolvenzabteilungen<br />

im Rahmen der Kreisgerichte<br />

Gemäß dieser Änderung wird in Zukunft<br />

jedes Kreisgericht über eine eigene<br />

Insolvenzabteilung verfügen. Die Insolvenzabteilungen<br />

werden für sämtliche<br />

spezifische Insolvenzverfahren zuständig<br />

sein mit Ausnahme von Berufungen gemäß<br />

Artikel 8 des Gesetzes Nr. 85/2006.<br />

Diese Änderung soll die Professionalität<br />

der Insolvenzgerichtsbarkeit erhöhen sowie<br />

eine unitäre Ausübung dieses<br />

Rechtsgebietes mit sich bringen.<br />

Erhöhung der Rechtsgebühren (von<br />

RON 39 auf RON 120)<br />

Das Gesetz Nr. 277 novelliert weiters<br />

Gesetz Nr. 146/1997 betreffend Rechtsgebühren<br />

– insoweit, dass nunmehr eingebrachte<br />

Klagen, Anträge und Beschwerden<br />

gemäß Gesetz Nr. 85 sowie<br />

der Regierungsverordnung Nr. 10/2004<br />

über gerichtliche Umstrukturierungverfahren<br />

und Insolvenzen von Kreditgesellschaften<br />

mit einer Gebühr in Höhe von<br />

RON 120, anstatt der bisherigen Gebühr<br />

iHv RON 39, vergebührt werden.<br />

Verkürzte Frist zur Behandlung eines<br />

Konkursantrages seitens des Schuldners<br />

Ein insolventer Schuldner ist binnen<br />

längstens 30 Tagen nach Eintritt der Insolvenz<br />

verpflichtet einen Antrag bei<br />

Gericht einzubringen, um den Bestimmungen<br />

des Gesetzes Nr. 85 zu unterliegen.<br />

Gemäß den Änderungen des Gesetzes<br />

Nr. 277 wird über den Antrag des<br />

Schuldners nunmehr im Eilverfahren<br />

innerhalb von längstens 5 Tagen entschieden.<br />

Damit wird es Schuldnern rascher<br />

als bisher möglich sein, mit einem<br />

Insolvenzverfahren zu beginnen. Wir<br />

halten fest, dass vor dieser Änderung<br />

zwischen Antrag und Verfahrensbeginn<br />

in der Praxis gewöhnlich ein Zeitraum<br />

von mehreren Monaten lag.<br />

Die erwähnten Änderungen machen<br />

das Insolvenzgesetz dynamischer, was<br />

vor dem Hintergrund des Anstiegs solcher<br />

Verfahren in Zeiten der Wirtschaftskrise<br />

dringend notwendig ist. Wenn einige<br />

Änderungen vorbehaltlos gut geheißen<br />

werden können und aller Voraussicht<br />

nach Verfahren tatsächlich beschleunigen<br />

werden, sind einige der Änderungen<br />

des Gesetzes Nr. 277 zu hinterfragen<br />

und werden in Zukunft noch<br />

Gegenstand zahlreicher Diskussionen<br />

seitens betroffener Personen oder Unternehmen<br />

sein.<br />

Emeric Domokos Hancu<br />

Schoenherr [i Asocia]ii<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

Schoenherr [i Asocia]ii SCA<br />

Dacia Blvd. 30, Et. 7<br />

Sektor 1, RO-010413 Bukarest<br />

Tel:: + 40 21 319 67 90<br />

Fax: + 40 21 319 67 91<br />

E-mail:office@schoenherr.ro<br />

www.schoenherr.eu<br />

12 debizz


DEBIZZ/INTERVIEW_DES_MONATS<br />

„Chancen gibt es mit und<br />

ohne Krise in allen Bereichen“<br />

debizz-Gespräch mit Mag. Rudolf Lukavsky, österreichischer Handelsdelegierter<br />

für Rumänien und Moldawien<br />

© Marian Mocanu<br />

essentiell. Ich habe einen überaus spannenden<br />

Job in Rumänien übernommen<br />

und freue mich auf die nächsten Jahre<br />

in diesem dynamischen Markt. Ihn in<br />

schwierigen Zeiten übernommen zu haben,<br />

macht erst recht Spaß, denn genau<br />

in solchen Zeiten kann letzten Endes<br />

viel bewegt werden, da die Aufgaben<br />

ganz einfach viefältiger sind. Selbst<br />

wenn es Probleme gibt, kann man österreichische<br />

Firmen begleiten und mitgestalten.<br />

In wirtschaftlich sehr guten<br />

Zeiten ist es leicht, von einem Erfolgsprojekt<br />

zum nächsten mitgetragen zu<br />

werden – auch das ist natürlich sehr<br />

schön und positiv, doch ist es sicherlich<br />

noch wichtiger, den österreichischen<br />

Firmen auch in schwierigen Zeiten bei<br />

ihren geschäftlichen Aktivitäten zur Seiten<br />

zu stehen und da auch seine Erfahrungen<br />

und Ideen einzubringen.<br />

Herr Mag. Lukavsky, Ihren neuen Posten<br />

haben Sie in wirtschaftlich äußerst<br />

schwierigen Zeiten übernommen –<br />

kann die Arbeit angesichts der hierzulande<br />

vorherrschenden tiefen Rezession<br />

überhaupt noch Spaß machen?<br />

Rumänien ist und bleibt der Hotspot<br />

Südosteuropas für österreichische<br />

Firmen. Besonders in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten ist eine starke und<br />

engagierte Vertretung der österreichischen<br />

Wirtschaft im In- und Ausland<br />

Was steht in den ersten Monaten<br />

Ihrer Tätigkeit hauptsächlich auf<br />

dem Programm?<br />

Für uns ist besonders der direkte<br />

<strong>Kontakt</strong> mit österreichischen Firmen<br />

wichtig. Wir beraten und unterstützen<br />

österreichische Firmen, die bereits Geschäftsbeziehungen<br />

mit Rumänien haben,<br />

und motivieren durch gezielte Veranstaltungen<br />

andere Unternehmen, den<br />

Einstieg in den rumänischen Markt zu<br />

wagen. Das geschieht bei Veranstaltungen<br />

in Österreich und in Rumänien sowie<br />

in unserer täglichen Betreuung individueller<br />

Anliegen österreichischer<br />

Firmen. Selbstverständlich ist die Außenhandelsstelle<br />

Bukarest Ansprechpartner<br />

Nummer eins für<br />

<br />

alle Niederlassungen und<br />

Repräsentanzen österreichischer<br />

Firmen vorort.<br />

debizz 13


DEBIZZ/INTERVIEW_DES_MONATS<br />

<br />

Unter der Rezession stöhnen<br />

mittlerweile selbst die erfolgreichsten<br />

Wirtschaftszweige Rumäniens.<br />

Wie haben, Ihrer Meinung nach,<br />

die hierzulande aktiven österreichischen<br />

Unternehmen bislang reagiert<br />

– schlagen sie sich wacker oder ziehen<br />

sie es vor, sich vom Standort Rumänien<br />

zu verabschieden?<br />

Auch die österreichischen Firmen<br />

sind von der rückläufigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in diesem Jahr natürlich<br />

nicht verschont geblieben, wenn<br />

auch der Effekt je nach Branche stark<br />

unterschiedlich ist. Wir stehen in regem<br />

<strong>Kontakt</strong> mit den österreichischen Niederlassungen<br />

in Rumänien – bis jetzt ist<br />

uns keine Firma bekannt, die eine Niederlassung<br />

aufgrund der derzeitigen Krise<br />

geschlossen hat. Im Gegenteil, von<br />

österreichischer Seite wird weiter investiert,<br />

für das erste Halbjahr 2009 gehen<br />

wir von einer Milliarde Euro aus.<br />

Zwar sind die Investitionen im Allgemeinen<br />

relativ stark gefallen – es gab<br />

Rückschläge von über 40% –, aber man<br />

sollte auch die positiven Beispiele an Projekten<br />

sehen, da Rumänien für dieses<br />

Jahr immerhin Auslandsinvestitionen<br />

über rund 5 Milliarden Euro erwarten<br />

kann – und das im schlechtesten Jahr<br />

seit vielen. Darauf aufbauend hoffen<br />

wir, dass das nächste Jahr schon besser<br />

und das übernächste noch viel besser<br />

ausfallen werden.<br />

Wie viele Firmen aus Österreich haben<br />

sich eigentlich im Verlauf der Jahre<br />

hierzulande engagiert und welche<br />

Branchen waren dabei der Renner?<br />

Insgesamt verzeichnet die österreichische<br />

Wirtschaft in Rumänien mehr als<br />

5.000 Investments, dabei gehen wir von<br />

mindestens 1.000 aktiven österreichischen<br />

Firmen aus. Österreich ist vor den Niederlanden<br />

und Deutschland der größte<br />

Investor mit rund 12 Milliarden Euro Gesamtinvestitionsvolumen.<br />

Österreichische<br />

Firmen sind in fast allen Wirtschaftszweigen<br />

vertreten, u.a. in den Bereichen Petrochemie,<br />

Banken, Versicherungen, Immobilien<br />

sowie Baumaterialien und Holzverarbeitung<br />

– in denen unsere Firmen<br />

im Übrigen auch Marktführer sind.<br />

Welches wäre, Ihren <strong>Info</strong>rmationen<br />

zufolge, derzeit das größte Problem<br />

der Unternehmen?<br />

Wünschenswert wäre eine Optimierung<br />

und Beschleunigung der Abläufe<br />

bei Registrierungen, Zertifizierungen<br />

sowie öffentlichen Ausschreibungen.<br />

Vor allem auch bei der Abwicklung der<br />

EU-Förderprojekte haben sich Verzögerungen<br />

ergeben – das sind aber Probleme,<br />

die nicht nur österreichische Unternehmen<br />

im rumänischen Markt betreffen,<br />

sondern nationale und internationale<br />

in gleichem Maße.<br />

© Marian Mocanu<br />

Wie beurteilen die österreichischen<br />

Firmen zurzeit den Standort Rumänien<br />

und die von den einheimischen<br />

Behörden getroffenen - oder ausgebliebenen<br />

- Krisenmaßnahmen?<br />

Rumänien ist nach wie vor der Hotspot<br />

der Region. Die hervorragende<br />

Einbindung Rumäniens in die internationale<br />

Gemeinschaft u.a. durch die<br />

EU ist sehr wichtig für die Stabilität<br />

der Region. Die Inanspruchnahme der<br />

Kredite durch den IWF und die EU ist<br />

ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung<br />

des Marktes.<br />

Österreichische Investoren sind in<br />

Rumänien immer mit offenen Armen<br />

aufgenommen worden – sie genießen<br />

hier auch einen sehr guten Ruf, der u.a.<br />

auf Eigenschaften wie Langfristigkeit<br />

der Planung und Handschlagqualität<br />

zurückzuführen ist. Für die Zukunft erwarten<br />

wir uns einen weiteren Ausbau<br />

der Geschäftsbeziehungen.<br />

Welche Rolle spielt, aus Sicht der<br />

österreichischen Investoren, die hiesige<br />

Korruption? Erhalten Sie Feedbacks<br />

über ihr tatsächliches Ausmaß?<br />

Als wie er- oder gar abschreckend<br />

wirkt sie auf österreichische Unternehmen?<br />

Im Corruption Perceptions Index<br />

(CPI) 2008 der Transparency International<br />

rangiert Österreich auf Platz 12<br />

von 180, wobei 180 der schlechtesten<br />

Wertung entspricht. Mit Platz 70 liegt<br />

Rumänien noch weit vor der Ukraine<br />

(134) und Russland (147) sowie vor Serbien<br />

und Albanien (jeweils 85). Der<br />

Nachbar Bulgarien belegt Platz 72.<br />

Selbstverständlich sind auch österreichische<br />

Firmen von Korruption in Rumänien<br />

betroffen und setzen auf die rumänische<br />

Administration, damit alles<br />

unternommen wird, um die Situation<br />

zu verbessern.<br />

Wie beunruhigend wirkt sich die gegenwärtige<br />

politische Krise auf das<br />

Gemüt und die Pläne bereits aktiver<br />

oder potenzieller Investoren aus?<br />

Ein Hauptfaktor für eine florierende<br />

Wirtschaft ist ein stabiles politisches<br />

Umfeld. Das wünschen wir uns auch<br />

für Rumänien. Derzeit sind weniger auf<br />

Grund politischer, als auf Grund wirtschaftlicher<br />

Faktoren zahlreiche größere<br />

14 debizz


DEBIZZ/INTERVIEW_DES_MONATS<br />

Projekte von Regierungsseite auf „hold“.<br />

Wir hoffen, dass möglichst bald ein stabiles<br />

politisches und wirtschaftliches<br />

Umfeld zurückkehrt.<br />

Wie ist es zurzeit, Ihren Schätzungen<br />

zufolge, um die rumänischen Tochterfirmen<br />

der österreichischen Banken<br />

bestellt? Schließlich dürfte das<br />

Problem Osteuropa noch längst nicht<br />

ausgestanden sein angesichts des<br />

Ausmaßes der faulen Kredite ...<br />

Wir können in diesem Fall nur für<br />

Rumänien sprechen. Selbstverständlich<br />

sind auch hier Kreditausfälle zu erwarten.<br />

Dafür haben die österreichischen<br />

Banken aber vorgesorgt und erwirtschaften<br />

mit ihren Tochterunternehmen<br />

weiterhin positive Ergebnisse.<br />

Die rumänischen Firmen beschäftigte<br />

2009 hauptsächlich die Frage, woher<br />

der nächste Kredit kommt. Meinen<br />

Sie, dass die Banken auch weiterhin<br />

geizen werden und sich die Kreditklemme<br />

2010 unverändert fortsetzt?<br />

Was wir vor der Krise beobachten<br />

konnten war in vielen Branchen wie Real<br />

Estate und Autohandel bereits eindeutig<br />

eine Überhitzung des Marktes. Im günstigsten<br />

Fall wirkt die Krise nun wie ein<br />

reinigendes Gewitter, das die Realisierung<br />

wirtschaftlich rentabler, nachhaltiger<br />

Projekte zu angemessenen Konditionen<br />

ermöglicht.<br />

Die Banken beobachten natürlich<br />

die Marktentwicklung und analysieren<br />

jedes einzelne Risiko. Bei guten Projekten<br />

und guten Firmen wird im kommenden<br />

Jahr auch deren Bereitschaft,<br />

verstärkt wieder Kredite zu vergeben,<br />

deutlich besser werden. Allerdings wird<br />

es sicherlich auch weiterhin Vorsicht<br />

bei großen Risiken geben – und das ist<br />

eben das Hauptproblem bei vielen kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen,<br />

die diese Sicherheit nun einmal<br />

nicht anbieten können.<br />

In einigen EU-Ländern sieht es bereits<br />

so aus, als sei das Schlimmste<br />

der Krise überstanden. Als armes<br />

Land konnte sich Rumänien keine<br />

Konjunkturpakete leisten, auch zogen<br />

es die Behörden vor, sich mehr<br />

den staatlichen Sektoren als der Privatwirtschaft<br />

und deren Stützung zu<br />

widmen. In welchen Branchen der<br />

Realwirtschaft sehen Sie für 2010<br />

trotz dieses Mankos Spielräume? Mit<br />

anderen Worten, welche Branchen<br />

könnten sich ab 2010 als besonders<br />

interessant erweisen?<br />

© Marian Mocanu<br />

Chancen gibt es mit und ohne Krise<br />

in allen Bereichen in Rumänien. Besonders<br />

interessant wird das Jahr 2010 für<br />

die Baubranche, die Energiewirtschaft<br />

sowie Umwelttechnik und Infrastruktur.<br />

Österreichische Firmen sind in diesen<br />

Bereichen sehr gut aufgestellt, darunter<br />

einige Weltmarktführer, und haben<br />

für Rumänien viel zu bieten.<br />

Das Jahr 2010 wird hierzulande mit<br />

Steuer- und Abgabenerhöhungen<br />

Einzug halten: Jüngst sprach sogar<br />

Staatschef Băsescu offen über eine<br />

Erhöhung der Mehrwertsteuer. Gemunktelt<br />

wird zudem seit Monaten<br />

auch über die unabdingbare Erhöhung<br />

der Flattax. Wie entmutigend<br />

sind diese Aussichten für ausländische<br />

Investoren?<br />

Stark vereinfacht gesprochen lautet<br />

die Basis für jedes wirtschaftliche Projekt:<br />

„Es muss sich rechnen“ – solange<br />

dies der Fall ist, mit anderen Worten<br />

Nachhaltigkeit gewährleistet werden<br />

kann bzw. das Projekt auf soliden Beinen<br />

steht, steht aus meiner Sicht einer<br />

Investition nichts im Wege. Eine Änderung<br />

der Sätze für die Gewinnsteuer wäre<br />

aus meiner Sicht wenig wahrscheinlich,<br />

da sich Rumänien da erstens im internationalen<br />

Wettbewerb befindet, anderseits<br />

andere Möglichkeiten bestehen,<br />

wie die Ausweitung der Steuerbasis.<br />

Natürlich wäre es keinesfalls gut, im<br />

Gewinnsteuerbereich die Schrauben anzusetzen.<br />

Wenn Rumänien ein attraktiver<br />

Investitionsstandort bleiben will, ist<br />

es sicherlich besser, das bestehende Flattax-System<br />

beizubehalten. Auf der anderen<br />

Seite ist jedoch nicht nur der absolute<br />

Steuersatz relevant, sondern ganz<br />

konkret auch die Abschreibemöglichkeit<br />

sowie die Bemessung der Steuer –<br />

und bei diesem Kapitel gab es bislang ja<br />

eine ganze Menge Vorschläge und Änderungen.<br />

Herr Lukavsky, angenommen, die rumänische<br />

Regierung würde Sie über<br />

Nacht als Berater heranziehen, welche<br />

Maßnahmen würden Sie empfehlen,<br />

um einen Aufholprozess zu starten?<br />

Der Hauptbedarf liegt in der Effizienzsteigerung<br />

der Verwaltung, einer<br />

stabilen politischen Situation sowie der<br />

Rechtssicherheit, sowohl theoretisch als<br />

auch in der praktischen Handhabung.<br />

Das sind fundamentale Faktoren für<br />

das Funktionieren der Wirtschaft eines<br />

jeden Landes. Bei der Abwicklung der<br />

EU-Fördergelder besteht ebenso Bedarf<br />

an transparenteren und schnelleren Abläufen.<br />

Daneben gilt es in die Ausbildung,<br />

von der Schulbildung bis zur<br />

Ausbildung technischer Fachkräfte zu<br />

investieren.<br />

Abschließend – was empfiehlt die<br />

österreichische Außenhandelsstelle<br />

mit Bezug auf Rumänien für 2010?<br />

Dranbleiben, die gesunkenen Faktorpreise<br />

aufgrund der Krise nutzen,<br />

und die starke Position Österreichs in<br />

der rumänischen Wirtschaft weiter ausbauen!<br />

Besten Dank für Ihre Ausführungen.<br />

Lieselotte Millitz-Stoica<br />

debizz 15


DEBIZZ/ADVERTORIAL<br />

Kanzlei Ha]egan: Österreichische<br />

Investitionen in Rumänien aus unserer<br />

Perspektive<br />

Als deutschsprachige Kanzlei<br />

betreuen wir eine Vielzahl<br />

österreichi scher, deutscher<br />

und Schweizer Mandanten<br />

vorwiegend im Westen Rumäniens, wo<br />

sich auch unsere Hauptniederlassung befindet,<br />

jedoch auch landesweit – wo immer<br />

die Projekte unserer Mandanten abgewickelt<br />

werden. Schon seit mehreren<br />

Jahren bieten der Westen Rumäniens und<br />

insbesondere die Stadt Timi[oa ra/Te -<br />

meswar samt Umgebung alle Vorraussetzungen<br />

für eine ausgezeichnete Investition,<br />

was insbesondere österreichische<br />

Unternehmen zu ihren Gunsten zu nutzen<br />

gewusst haben und nun, trotz weltweiter<br />

Wirtschaftskrise, zu einer stabilen<br />

Lage in der Region beitragen. Sorgfältig<br />

ausgearbeitete Investitionspläne und eine<br />

ausgeglichene Geschäftsführung waren<br />

weitere Elemente, die es diesen Unternehmen<br />

ermöglichten, auch in den stärker<br />

von der Krise betroffenen Bereichen<br />

weiter auf dem Markt zu bleiben.<br />

Die Bereiche, in denen oftmals ös -<br />

terreichische Investoren tätig sind, reichen<br />

von der Automobilzuliefererindustrie<br />

über erneuerbare Energien, Landund<br />

Forstwirtschaft bis hin zu Bauunternehmen<br />

und Immobilien, so dass die<br />

Projekte, die wir für unsere Mandanten<br />

aus Österreich begleitet haben, sehr<br />

vielfältig und oftmals sehr komplex gestaltet<br />

waren.<br />

Zu den bedeutendsten Projekten, an<br />

denen wir mitgewirkt haben, zählten der<br />

Erwerb mehrerer Tausend Hektar Waldfläche<br />

in unterschiedlichen Teilen des<br />

Landes durch ein Joint Venture der zwei<br />

wichtigsten österreichischen Grund besitzer,<br />

die in Rumänien seit rund zwei Jahren<br />

im Bereich Forstwirtschaft gemeinsam<br />

tätig sind. Da mit dem Grundstückskauf<br />

viele Risiken verbunden sein können,<br />

waren in allen Fällen weitreichende<br />

Due Diligence Prüfungen erforderlich,<br />

Besprechungsraum der Kanzlei Ha]egan<br />

um solche Risiken möglichst auszuschließen.<br />

Für besagte Mandanten haben<br />

wir zudem Projekte in Bereichen wie<br />

corporate und Vertragsrecht betreut.<br />

Weitere interessante Projekte, im<br />

Verlauf derer wir unsere österreichischen<br />

Mandanten begleiten dürfen, werden im<br />

Bereich erneuerbare Energien abgewickelt,<br />

und zwar handelt es sich hierbei<br />

um die Errichtung von Windparks. Bei<br />

solchen Projekten – die unterschiedliche<br />

Etappen beginnend mit der Identifizierung<br />

und dem Erwerb geeigneter Grundstücke<br />

bis hin zur Lizenzierung und Inbetriebnahme<br />

der Anlagen voraussetzen<br />

– wirken neben der Abteilung für Energie<br />

und Rohstoffabbau auch andere Abteilungen<br />

unserer Kanzlei mit, so z. B. die<br />

Abteilung Immobilienrecht und öffentlich-private<br />

Partnerschaften oder Gesellschaftsrecht<br />

und Transaktionen. Ferner<br />

unterstützen wir derzeit die rumä nische<br />

Niederlassung eines weiteren österreichischen<br />

Straßenbauunternehmens bei<br />

der Eintreibung unterschiedlicher Forderungen<br />

von erheblichem Wert.<br />

Schon zu Beginn der Tätigkeit unserer<br />

Anwaltskanzlei zählten österreichische<br />

Investoren zu unseren Mandanten,<br />

die ausgezeichnete Zusammenarbeit<br />

besteht mit den meisten von ihnen<br />

auch nach mehr als fünf Jahren fort.<br />

Durch die Art und Weise, in der diese<br />

Kooperation im Laufe der Jahre abgewickelt<br />

wurde, hatten wir die Möglichkeit,<br />

unser Motto – Immer bereit für Ihre<br />

Herausforderungen – tatsächlich umzusetzen<br />

und unter Beweis zu stellen.<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

Kanzlei Ha]egan<br />

~dy Endre Str. 11<br />

300175 Timi[oara<br />

Timi[, Romania<br />

Tel.: 0040 - 256 430 454<br />

Fax: 0040 - 256 436 516<br />

E-Mail: office@hategan.ro<br />

www.hategan.ro<br />

16 debizz


WIRTSCHAFT & FINANZEN/KURSVERFALL<br />

Politkrise zehrt am Leu<br />

Zu den Hauptleidtragenden des heimischen<br />

Politkrieges zählte letzten Monat<br />

auch die Landeswährung, der Kurs<br />

verfiel zeitweilig auf bis zu 4,3079<br />

Lei/Euro – der schlechteste Wert der<br />

letzten 8 Monate –, im Interbanken-<br />

Handel sogar auf 4,33 Lei/Euro. Solange<br />

das „Politgetöse“ andauert, besteht, den<br />

© Grigore Popescu/Agerpres<br />

Brokern zufolge, auch keinerlei Aussicht<br />

auf eine baldige Aufwertung des Leu.<br />

Die Landeswährung werde derzeit vom<br />

Politgeschehen regelrecht „sabotiert“,<br />

teils durch die andauernden Span nungen,<br />

teils durch die fehlenden konkreten<br />

Beschlüsse und Maßnahmen zur Ankurbelung<br />

der Wirtschaft, monieren die<br />

Dealer. Der Leu sei bereits am Tag vor<br />

dem Misstrauensantrag und dem Sturz<br />

der Boc-Regierung unter Druck geraten,<br />

das darauffolgende Hickhack um<br />

den neuen Regierungschef habe sodann<br />

die Befürchtung verstärkt, dass jedwelches<br />

neue Kabinett außerstande sein<br />

wird, die Auflagen des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) tatsächlich einzuhalten.<br />

Mit Bezug auf den Wechselkurs<br />

gehen die Broker davon aus, dass<br />

die 4,3 Lei/Euro-Marke bis zur Präsidentschaftswahl<br />

wohl nicht erheblich<br />

überschritten wird. „Wir glauben, dass<br />

die Notenbank den Kurs bis nach dem<br />

Urnengang stützen wird, danach mag<br />

der Himmel uns beistehen. Die Angst<br />

vor einer Nichteinhaltung der IWF-Programmziele<br />

ist tatsächlich sehr groß.<br />

Sollte das Abkommen gekündigt werden,<br />

steht uns eine Katastrophe bevor.<br />

Bis nach der präsidentschaftlichen Stichwahl<br />

vom 6. Dezember rechnet niemand<br />

mit einem Wechselkurs von bedeutend<br />

mehr als 4,3 Lei/Euro, darüber<br />

hinaus wagt jedoch niemand eine Prognose“,<br />

lautete der allgemeine Tenor.


WIRTSCHAFT & FINANZEN/bausektor<br />

Einkaufszentren scheitern an<br />

Investitionsflaute<br />

Neue Malls, die ihre<br />

Tore europaweit bis<br />

Jahresende öffnen<br />

wollen, werden – an<br />

ihrer Oberfläche gemessen<br />

– gegenüber 2008 nur<br />

etwa 5 Prozent zurückstecken.<br />

Im Kontext der allgemeinen Unruhe<br />

auf den Immobilienmärkten<br />

scheint das geradezu eine gute<br />

Nachricht zu sein. Ist es aber<br />

nicht, ganz im Gegenteil.<br />

Selbst Analysten aus dem Bereich<br />

Retail Development, die mit optimistischen<br />

Planspielen arbeiten, prophezeihen,<br />

dass 2010 und 2011 die wohl schwär zesten<br />

Jahre für die Industrie der Einkaufsund<br />

Freizeitzentren sein werden. Grund<br />

dafür ist die grassierende Investitionsflaute.<br />

Hier zeigt es sich, wie schwer die Krise<br />

diese Branche traf: Auf europäischer<br />

Ebene sind die Investitionen seit Jahresanfang<br />

um 54% auf insgesamt knapp<br />

über 8 Mrd. Euro zurückgegangen. Attraktiv<br />

für Investoren sind derzeit lediglich<br />

die Märkte in Großbritannien,<br />

Deutschland, Frankreich und Spanien.<br />

In Osteuropa herrscht bei Investitionen<br />

in Mall-Projekte fast Stillstand, was für<br />

Rumänien dementsprechend eine düstere<br />

Zukunft in Aussicht stellt.<br />

Letztes Jahr wurden in Europa 310<br />

neue Malls mit einer Gesamtfläche von<br />

über 9 Mio. Quadratme ter eingeweiht.<br />

In den ersten 5 Mona ten laufenden Jahres<br />

waren es 120 Einkaufszentren und<br />

3,1 Mio. Quadratmeter – im Halbjahresvergleich<br />

um 18% weniger als 2008.<br />

Bis Ende 2009 soll sich die Lage allerdings<br />

etwas ausgleichen – 8,7 Mio. Quadratmeter<br />

entsprechen nur 5% weniger<br />

als 2008. Doch auf längere Sicht wird<br />

die Entwicklung rückläufig sein; 2010<br />

sollen 7 Mio. Quadratmeter in Europa<br />

entstehen, 2011 dürfte die Retailentwicklung<br />

dann auf einen absoluten<br />

Tiefststand seit 2003 fallen, erwartet<br />

werden nämlich nur knapp über 5 Mio.<br />

Quadratmeter an Shopping Malls.<br />

Für Rumänien drücken sich Analysten<br />

weniger pessimistisch aus – obwohl<br />

in Europa bis 2011 mit einem Rückgang<br />

von 50% (gemessen am Höhepunkt<br />

2007) gerechnet wird, gehen die Experten<br />

davon aus, dass große und mittelgroße<br />

Malls sowie Kaufhäuser hierzulande<br />

weiterhin zu ihren Finanzierungen<br />

kommen werden. Ein Unterschied zu<br />

den vergangenen Jahren besteht allerdings<br />

darin, dass die Entwickler diesmal<br />

auch ihr eigenes Kapital einsetzen müssen.<br />

Diese neuen Center entstehen in<br />

erstklassigen locations, wo der Bedarf<br />

nach neuen Retailern als bereits erwiesen<br />

gilt. Der rumänische Markt sei bei<br />

weitem nicht zum Stillstand gekommen,<br />

nur kleinere Retailer, die ihre Kosten<br />

nicht optimiert haben, stecken in Schwi e-<br />

rigkeiten. Darin liegt aber auch die<br />

Chance neuer Marken: Große Retailer<br />

und Handelsketten sind am heimischen<br />

Markt weiterhin interessiert und könnten<br />

die derzeit weit günstigeren Konditionen<br />

nutzen, um ihre Netze breiter auszuwerfen.<br />

Allerdings sind die finanziellen<br />

Erwartungen der Einzelhändler so<br />

aus den Fugen geraten, dass die Entwickler<br />

kaum noch Spielraum für eine<br />

sinnvolle Finanzierung bei entsprechender<br />

Bauqualität haben – viele von ihnen<br />

ziehen es deshalb vor abzuwarten, bis<br />

die Mietpreise auf ein Niveau fallen, das<br />

neue Projekte tatsächlich ermöglicht.<br />

2009 lagen in Rumänien die von Gebäudebesitzern<br />

verlangten Mietpreise<br />

bei zwischen 500 und 750 Euro/Quadratmeter/Jahr<br />

– niedriger als in jenen<br />

Ländern, die von den Investoren bislang<br />

als attraktive Standorte erachtet worden<br />

waren. In Ungarn kommen Mietpreise<br />

auf 600 bis 1.300 Euro/Quadrat me ter/<br />

Jahr, in Polen auf 650 bis 950 Euro/<br />

Quadratmeter /Jahr und in der Türkei<br />

auf 600 bis 850 Euro.<br />

Bulgarien, Kroatien und Malta sowie<br />

drei weitere Länder, darunter auch<br />

Rumänien, gelten laut einer jüngst veröffentlichten<br />

Studie über die vielversprechendsten<br />

Märkte Europas als aussichtsreichste<br />

Standorte. Der Studie zufolge<br />

dürfte die branchenspezifische<br />

Wachstumsrate dieser Länder im Zeitraum<br />

Juli 2009–Dezember 2010 im<br />

zwei- und sogar dreistelligen Bereich<br />

(30% bis 250%) liegen. Für Rumänien<br />

liegt die Erwartung bei 33,6% mehr<br />

Wachstum in der Industrie der Shopping<br />

Center.<br />

Ada Com`nescu<br />

18 debizz


WIRTSCHAFT & FINANZEN/bausektor<br />

Wohnungsbau: Marktstabilisierung frühestens ab 2011<br />

Der Wohnungsbau stöhnt weiter<br />

unter der Krise bzw. der Geldknappheit:<br />

Im Monat August ist das Bauvolumen<br />

besonders rasant zurückgegangen,<br />

nämlich um 24,9% – das Dreifache des<br />

Vormonats –, während die Immobilientransaktionen<br />

in den ersten acht Monaten<br />

um 13,3% nachgaben, meldete das<br />

Nationale Statistikamt. Bei den restlichen<br />

Branchensegmenten ergab sich folgendes<br />

Bild: Die Generalüberholungen<br />

gingen um 43,1% zurück, die Wartungsarbeiten<br />

um 30%, während die<br />

kommerziellen, industriellen und Bürobauvorhaben<br />

ein Minus von 26,7%<br />

aufwiesen.<br />

„Der gegenwärtige Absturz der<br />

Branche stellt für uns keine Überraschung<br />

dar, jedermann hatte damit gerechnet.<br />

Es wird mindestens ein Jahr<br />

dauern, bis sich der Markt für Immobilientransaktionen<br />

wieder einigermaßen<br />

stabilisiert, erst danach wird sich allmählich<br />

auch ein leichter Aufwärtstrend<br />

im Bereich des Wohnungsbaus<br />

einstellen“, sagt Branchenexperte Radu<br />

Zili[teanu. Den jüngsten Daten des<br />

Landesverbandes der öffentlichen Notare<br />

zufolge sind die Immo-Transaktionen<br />

in den Monaten Januar–August<br />

2009 um knapp 33% im Vergleich zur<br />

Vorjahresperiode zurückgegangen.<br />

Allerdings rechnet die Fachwelt<br />

auch mit einem saisonbedingten leichten<br />

Aufwind des Bausektors im kommenden<br />

Frühjahr. Derlei Trends sollten<br />

aber lediglich als „Schwalbe“ erachtet<br />

werden, die bekanntlich noch<br />

lange keinen Sommer macht, warnte<br />

Immobilienentwickler Liviu Ureche.<br />

„Vor 2011 wird nicht Nennenswertes<br />

laufen, erst einmal muss sich der Finanz-<br />

und Kreditmarkt wieder einkriegen“,<br />

so Ureche.<br />

© sxc.hu


DEBIZZ/BERATUNG/ADVERTORIAL<br />

Überfällige Regelungen zu<br />

„IFN“ veröffentlicht<br />

Nach leidvollen Erfahrungen mit<br />

„schwarzen Schafen“ unter den Finanzdienstleistern<br />

wurde Anfang 2006 die<br />

rechtliche Konstruktion der „Finanzinstitutionen,<br />

die keine Banken sind (institu]ii<br />

financiare nebancare, kurz „IFN“)<br />

geschaffen. Unter diesen Begriff fallende<br />

Dienstleister, zu denen auch Anbieter<br />

von Finanzleasing gehören, müssen seither<br />

eine Vielzahl besonderer Pflichten<br />

unter der Aufsicht der Nationalbank<br />

BNR beachten. Der Gesetzgeber hatte<br />

im April mit dem Gesetz Nr. 93/2009 einen<br />

neuen gesetzlichen Rahmen für IFN<br />

geschaffen und der BNR eine Frist von<br />

90 Tagen zur Erarbeitung eines konkretisierenden<br />

Reglements gesetzt. Unmittelbar<br />

vor Redaktionsschluss und damit<br />

3 Monate zu spät wurde dieses Reglement<br />

nun im Amtsblatt veröffentlicht.<br />

Betroffene Unternehmen<br />

Die Pflichten einer „IFN“ obliegen<br />

rumänischen Unternehmen (und Niederlassungen<br />

ausländischer), die bestimmte,<br />

abschließend aufgezählte Finanzdienstleistungen<br />

anbieten. Im<br />

Wesentlichen gehören hierzu die Kreditvergabe<br />

außerhalb des Bankensystems<br />

und − besonders praxisrelevant<br />

− das Finanzleasing (leasing financiar).<br />

Die Abgrenzung dieser<br />

Leasingform vom operationellen<br />

Leasing (leasing<br />

opera]ional), zu dessen Betrieb<br />

kein IFN-Status erforderlich<br />

ist, erfolgt hauptsächlich<br />

aufgrund steuerrechtlicher<br />

und buchhalterischer<br />

Aspekte sowie anhand<br />

der Frage, ob das<br />

Risiko der Verwertung<br />

des Leasinggegenstands<br />

zum Restwert<br />

auf den Leasingnehmer<br />

übertragen<br />

wird oder<br />

Christian Weident, Rechtsanwalt<br />

nicht. Sie kann im Einzelfall ebenso<br />

schwierig wie entscheidend sein.<br />

Wesentliche Regelungen<br />

„IFN“ ist keine Gesellschaftsform.<br />

Gesellschaften, die zum IFN-Status verpflichtet<br />

sind, müssen in die Rechtsform<br />

einer Aktiengesellschaft eingekleidet<br />

sein. Ihr Mindestgrundkapital beträgt<br />

200.000 Euro; ausnahmsweise dann<br />

3 Mio. Euro, wenn sie hypothekarisch<br />

gesicherte Finanzierungen gewähren. Der<br />

Geschäftsgegenstand einer IFN darf sich<br />

nur auf einen Kreis bestimmter Finanzierungstätigkeiten<br />

und die dazu gehörenden<br />

Hilfsaktivitäten beschränken. Die<br />

Richtigkeit der Buchführung von IFN<br />

wird durch eine Auditierungspflicht sichergestellt.<br />

Besondere Anforderungen<br />

bestehen auch an die Aktionäre, die Geschäftsleitung,<br />

die sogenannten Leiter<br />

(con duc`tori) und die Buchprüfer der<br />

Gesellschaft. Hierzu und zu einer Vielzahl<br />

von Daten und Aspekten bestehen<br />

strenge Mitteilungs- und regelmäßige<br />

Berichtspflichten gegenüber der Nationalbank.<br />

Registrierungspflichten und<br />

-voraussetzungen<br />

IFN werden durch die BNR<br />

zum Betrieb zugelassen. Eine<br />

IFN muss binnen 30 Tagen<br />

nach ihrer Handelsregistereintragung<br />

in das sog. „generelle<br />

Register“ aufgenommen werden.<br />

Hierfür muss sie bei der<br />

Regelungs- und Zulassungsabteilung<br />

der BNR eine Vielzahl<br />

von Dokumenten einreichen.<br />

Nachzuweisen ist u. a.:<br />

• die Identität der<br />

Aktionäre sowie die<br />

Struktur der Unternehmensgruppen,<br />

zu<br />

denen diese gehören;<br />

• das Vorhandensein von Leitern<br />

(conduc`tori), deren Ruf und Erfahrung<br />

angemessen sind (erfreulicherweise wurde<br />

abgeschafft, dass die Leiter Arbeitnehmer<br />

der IFN sein und ein Hochschulstudium<br />

nachweisen müssen. So hat endlich<br />

eine Anpassung an die Regelungen<br />

des Handelsgesellschaftsgesetzes 31/1990<br />

und an die Realität stattgefunden);<br />

• der gute Ruf und die Erfahrung<br />

der Vorstands-/Aufsichtsratsmitglieder;<br />

•Erfahrung und Fähigkeit der satzungsmäßigen<br />

oder externen Buchprüfer<br />

(auditori), die von der BNR genehmigt<br />

werden müssen;<br />

• das Vorhandensein interner Regelungen<br />

bezüglich der Tätigkeit der IFN.<br />

Je nach Art und Umfang der Tätigkeit<br />

erfolgt darüber hinaus eine Eintragung<br />

in das sogenannte Spezial- oder<br />

das Nach weisregister, womit weitergehende<br />

Pflichten einhergehen.<br />

Sonstiges<br />

Aus Platzgründen kann abschließend<br />

nur darauf hingewiesen werden,<br />

dass besondere Organisationsvorschriften<br />

betreffend die Geheimhaltung von<br />

Daten, das Risikomanagement, die interne<br />

Kontrolle u.v.m. existieren.<br />

Die ursprünglich in einer unscheinbaren<br />

Regierungsverordnung und nicht<br />

weniger als 8 Reglements der Nationalbank<br />

verstreuten Regelungen betreffend<br />

IFN sind nunmehr in zwei Rechtsakte<br />

zusammengefasst und strukturiert worden.<br />

Zusätzlich wurden zuvor bestehende<br />

Unklarheiten und Unstimmigkeiten<br />

beseitigt. Der somit kompaktisierte<br />

und konkretisierte rechtliche Rahmen<br />

macht einen guten ersten Eindruck.<br />

Christian Weident, RA<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

STALFORT Legal. Tax. Audit.<br />

Bukarest – Sibiu – Bistri]a – Berlin<br />

Büro Bukarest:<br />

Tel.: +40 – 21 – 314 46 57<br />

Fax: +40 – 21 – 315 78 36<br />

E-Mail: bukarest@stalfort.ro<br />

www.stalfort.ro<br />

20 debizz


Spezialfinanzierer ordnen sich neu<br />

FOKUS<br />

Bruchlandung am<br />

Leasingmarkt<br />

Guck' mal, was ich<br />

soeben geleast habe!<br />

debizz<br />

21


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

Nach ALB-Hochrechnungen könnte<br />

die Gesamtsparte Leasing vor dem<br />

Hintergrund der derzeitigen einheimischen<br />

Wirtschaftslage und der größtenteils<br />

ungünstigen internationalen Konjunktur<br />

zwischen 20% und 30% einbüßen,<br />

doch sind diese Schätzungen durchaus<br />

korrigierbar.<br />

<br />

Die ersten Anzeichen hatten sich zwar schon im 4. Quartal<br />

2008 bemerkbar gemacht, doch die Verschlechterung<br />

der finanziellen Lage von Firmen und Haushalten<br />

schlug erst 2009 mit voller Wucht am Leasingmarkt<br />

ein. Im 1. Quartal 2009 sprachen Insider bereits über<br />

den schlimmsten Schock der – zugegeben jungen – Leasinggeschichte<br />

in Rumänien: Um satte 73,6% war urplötzlich das Volumen<br />

der finanzierten Aktiva eingebrochen, gegenüber Januar–März<br />

2008 waren nur noch 776,65 Millionen Euro finanziert worden.<br />

22 debizz<br />

Noch drastischer erwies sich der<br />

Einbruch bei der Finanzierung von Importwaren<br />

(Fahrzeuge und Anlagen).<br />

Nur lokal hergestellte Produkte, insbesondere<br />

Autos der Marke Dacia/Renault,<br />

kon nten aufatmen.<br />

Im Halbjahresvergleich sah die Situation<br />

noch schlechter aus. Analysten<br />

begriffen, dass die Schockwelle vom<br />

Jahresanfang in einer Bruchlandung enden<br />

dürfte; Skeptiker rechneten mit einer<br />

Katastrophe, die den Markt auf das<br />

Niveau des Jahres 2006 zurückschleudern<br />

würde. Die negativen Rückmeldungen<br />

prasselten aus allen Leasingsparten<br />

ein. Die Daten, die der Chef des<br />

Dachverbands der Finanzierungsunternehmen<br />

(ALB), Jean-Claude Boloux,<br />

bekannt gab, zeichneten schließlich ein<br />

trauriges Bild: Die Finanzierungen für<br />

Fahrzeugkäufe waren um 75,8% auf<br />

507,14 Millionen Euro zurückgegangen<br />

– zwischen Januar und Juni 2008 waren<br />

es noch stolze 2,1 Milliarden Euro gewesen.<br />

Maschinen und Anlagen brachen<br />

um 81,88% bis auf 117,3 Millionen<br />

Euro ein, Immobilienfinanzierungen<br />

schrumpften um 20,94% auf 152,19<br />

Millionen Euro. Am stärksten schien<br />

die Sparte der Leasingfinanzierungen<br />

für Industrieanlagen zu leiden, wo der<br />

Wert gegenüber Januar–Juni 2008 um<br />

gewaltige 92%, auf nur 27 Millionen<br />

Euro einbrach. „Am schlimmsten traf<br />

es den Fahrzeug- und Industrieanlagenmarkt<br />

− eine Folge der Finanzkrise,<br />

aber auch der einheimischen Steuerpolitik<br />

und ihrer Regelungen, wie etwa die<br />

Auspuffsteuer“, so Boloux.<br />

Bewegte Geschichte<br />

Von Italienern (UniCredit) und Ös -<br />

terreichern (Erste, Raiffeisen, Volksbank)<br />

dominiert, zeichnete sich der lokale<br />

Leasingmarkt bis Mitte 2008 durch<br />

einen erheblichen Boom aus, gefördert<br />

von der allgemein günstigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Landes. Innerhalb<br />

des Gesamtmarktes gab es immer<br />

wieder dynamische Neujustierungen der<br />

Gewichtung einzelner Segmente wie<br />

Fahrzeugleasing, Industriefinanzierung<br />

oder Immobilienleasing. Geprägt wurde<br />

der Markt auch von einem immer intensiveren<br />

Wettbewerb zwischen den Akteuren<br />

bei ständig wachsenden Finanzierungsvolumina.<br />

Die Nachfrage gewerblicher<br />

Kunden stieg speziell im Bereich<br />

der Fahrzeuge: Immer mehr Unternehmen<br />

legten sich neue Fuhrparks an, der<br />

boomende Einzelhandel lechzte nach<br />

Nutzfahrzeugen für die Versorgung<br />

kleinerer und größerer Outlets. Das beste<br />

Jahr im rumänischen Leasing –<br />

schwerpunktmäßig im Fahrzeugleasing<br />

– war 2006 gewesen, als das Geschäft im<br />

Vergleich zum Vorjahr sprunghaft um<br />

60% auf 3,26 Milliarden Euro anstieg.<br />

Der Trend hielt sich auch 2007: Das Volumen<br />

der finanzierten Aktiva wuchs<br />

um 32%. 2008 erschienen dann die ersten<br />

Schmerzwellen, die anschließend im<br />

laufenden Jahr immer stärker wurden.<br />

Die internationale Krise, die zu guter<br />

Letzt auch Rumänien heftig zu beuteln<br />

begann, machte den Leasingfirmen<br />

einen Strich durch die Rechnung. Urspüngliche,<br />

von den lokalen Playern für<br />

2008 vorgelegte Prognosen mussten verworfen<br />

werden: Von den erwarteten<br />

5,59 Milliarden Euro wurden schließlich<br />

nur 4,82 Milliarden Euro realisiert. Allerdings<br />

herrschte nicht überall<br />

Bestürzung, manche Unterneh-


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

© Claas<br />

<br />

men konnten sich trotz mieser Marktbedingungen<br />

erstaunlich gut schlagen.<br />

BCR Leasing (Erste Bank Gruppe) finanzierte<br />

im Jahr 2008 Objekte im Wert<br />

von 462 Millionen Euro, rund 16%<br />

mehr als 2007. Zur guten Entwicklung<br />

der BCR Leasing trug damals auch bei,<br />

dass 25% mehr Fahrzeuge und 14%<br />

mehr Equipment finanziert wurden. Eine<br />

ganz andere Geschichte war die der<br />

Raiffeisen Leasing IFN, die im Jahr 2008<br />

ingesamt 3.000 Leasingverträge im Gesamtwert<br />

von 191 Millionen Euro abschloss<br />

– deutlich weniger als die 261<br />

Millionen Euro des Vorjahres. Im Jahr<br />

2007 stieg zwar das Anlagenleasing um<br />

22%, doch wurde im Fahrzeugbereich<br />

ein Minus von 75% registriert. Ein weiterer<br />

Player konnte 2008 gut abschneiden:<br />

UniCredit Leasing finanzierte letztes<br />

Jahr Verträge über 555 Millionen<br />

Euro, 11% mehr als 2007. „Für dieses<br />

Jahr rechnen wir mit einem rückläufigen<br />

Geschäft gegenüber 2008, doch wird der<br />

Rückgang niedriger sein als jener des<br />

Gesamtmarktes“, so Dan Constantinescu,<br />

Verkaufsleiter bei UniCredit Leasing<br />

jüngst auf einer Pressekonferenz.<br />

Das übergeordnete Ziel des Marktes<br />

– bis 2010 die Reife der EU-Leasingmärkte<br />

und damit ein Volumen von 7<br />

bis 8 Milliarden Euro zu erreichen – ist<br />

derzeit nicht mehr realistisch. Wegen<br />

der schwachen Konjunktur, die auf die<br />

Nachfrage in vielversprechenden Segmenten<br />

wie Immobilienleasing, Finanzierung<br />

von Medizintechnik oder Landwirtschaftsgeräten<br />

drückten, schwimmen<br />

der Branche die Felle davon.<br />

Noch im letzten Jahr schwärmten<br />

Analysten von einem 12%igen Plus des<br />

Immobilienleasings. Die Bauindustrie<br />

blühte, die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt<br />

hatte Spitzenwerte erreicht,<br />

Kunden fassten immer mehr Vertrauen<br />

zu Leasingfinanzierungen. Doch dann<br />

kam die Krise, die alles lähmte.<br />

Noch gravierender war, dass die<br />

staatlichen Beschaffungsbugets immer<br />

spärlicher wurden und die Behörden<br />

dementsprechend immer weniger Fahrzeuge<br />

und Dienstleistungen leasten. Die<br />

Polizei, einer der Hauptauftraggeber,<br />

schraubte beispielsweise ihren Etat für<br />

die Beschaffung von Spezialfahrzeugen<br />

(u.a. der Marken Dacia und Mercedes)<br />

um 61,4% zurück. Von 1.836 ursprünglich<br />

vorgesehenen Einsatzautos blieben<br />

letzten Endes nur 820 übrig, den Kürzeren<br />

zogen dabei die Leasingunternehmen<br />

Ager Leasing und }iriac Leasing, die 27<br />

Verträge mit der Polizei abgeschlossen<br />

hatten. Der Entscheidung der Polizeiführung<br />

war zudem ein Medienskandal<br />

vor ausgegangen: Im letzten Herbst hatte<br />

die Presse enthüllt, dass das Innenministerium<br />

Sonderanfertigungen von Dacia<br />

Logans für 78.000 Euro und BMWs für<br />

rund 112.000 Euro akquiriert hatte − die<br />

hohen Preise sorgten für erheblichen<br />

Wirbel. Die Polizisten versuchten die Beträge<br />

dadurch zu rechtfertigten, dass die<br />

Autos geleast und somit höhere Kosten<br />

für Vollkasko, Haftpflichtversicherungen,<br />

Montage usw. angefallen waren.<br />

Auf Druck der Öffentlichkeit muss ten<br />

die Behörden jedoch schließlich einen<br />

Rückzieher machen.<br />

Für 2009 verhängte die Regierung<br />

sodann als Sparmaßnahme eine vollständige<br />

Beschaffungssperre im Bereich<br />

des Fahrzeugleasings – einzige Ausnahme<br />

bildeten die neu eingerichteten Behörden.<br />

Vor diesem Hintergrund musste die<br />

Leasingbranche herbe Verluste hinnehmen.<br />

Dabei hätten die Unternehmen am<br />

Markt von einer eher günstigen Ent-<br />

© Vlad Stavric`/Agerpres<br />

24 debizz


wicklung profitieren können − denn das<br />

Kreditgeschäft der Banken kam fast<br />

zum völligen Erliegen. Doch obwohl die<br />

Leasingfirmen mit längeren Laufzeiten<br />

für Finanzierungen warben und auch eine<br />

straffere interne Bürokratie sowie<br />

verbesserte Dienstleistungen anboten,<br />

half die ganze Mühe wenig bis nichts.<br />

Gebrauchtwagenmarkt<br />

floriert aufgrund von<br />

geplatzten Leasings<br />

© sxc.hu<br />

Die Finanzkrise bedingte auch eine<br />

gewisse Umgewichtung und Neuordnung<br />

am lokalen Leasingmarkt. Die<br />

stärkste Sparte bleibt nach wie vor das<br />

Fahrzeugleasing, doch hat wegen der<br />

geminderten Kaufkraft der Haushalte<br />

und Betriebe größtenteils nur die Finanzierung<br />

von Gebrauchtwagen zugenommen.<br />

Pkw hielten 58% Anteile an<br />

der Sparte, 5% mehr als in den ersten<br />

sechs Monaten des Jahres 2008. Auch<br />

bei den leichten Nutzfahrzeugen lässt<br />

sich eine leichte Steigerung von 14% auf<br />

17% feststellen. Weil das Transportgeschäft<br />

nachgelassen hat, sank die Quote<br />

der schweren Nutzfahrzeuge von 32%<br />

auf 19%.<br />

Eine Umschichtung fand auch innerhalb<br />

des Fahrzeugsegments statt –<br />

Neuanschaffungen verloren 8% (von<br />

94% auf 86%), Gebrauchtwagen legten<br />

dafür von 6% auf 14% zu. Die Erklärung<br />

liegt darin, dass viele Kunden ihre<br />

Leasingautos aufgaben und die Firmen<br />

diese wieder verkaufen mussten, um ihre<br />

Verluste zu minimieren.<br />

Nach Daten des Verbandes der Automobilhersteller<br />

und -Importeure<br />

(APIA) sind Leasingfinanzierungen für<br />

Neuwagen im Vergleich April 2008−<br />

April 2009 um 6% zurückgegangen und<br />

damit unter die 10-Prozent-Marke auf<br />

8% gefallen. Im gleichen Zeitraum fiel<br />

die Finanzierung für Importwagen um<br />

7% auf 26%. Von 4.595 einheimischen<br />

Fabrikaten (Dacia), die im April 2009<br />

verkauft wurden, waren 8% (345 Stück)<br />

Leasingkäufe – der Rest entfiel auf<br />

Bankkredite oder Bargeldkäufe. Von<br />

insgesamt 10.289 Importwagen wurden<br />

26% (2.655 Stück) per Leasing finanziert,<br />

der Rest über alternative Mittel wie Kredite<br />

oder Cashgeschäfte. Im April 2009<br />

waren 33% der Importkäufe geleast.<br />

Von der Krise in Mitleidenschaft gezogen<br />

wurde auch das exklusive Segment<br />

der Luxusautos. „Für ein Verkaufs -<br />

geschäft arbeiten wir heute zehnmal<br />

mehr als früher. Wir haben Kunden, mit<br />

denen wir schon seit Januar im Gespräch<br />

sind“, klagte Adrian Pascu von Porsche<br />

România − dem Unternehmen, das hierzulande<br />

Fahrzeuge der Marken Lamborghini,<br />

Bentley und Porsche verkauft − gegenüber<br />

Journalisten der Presseagentur<br />

Mediafax. Pascu erläuterte, dass ihm<br />

auch die Leasingfirmen Schwierigkeiten<br />

bereiten: „Nur wenige Finanzierer wollen<br />

derzeit ein solches Geschäft finanzieren.<br />

Wir haben noch Glück mit unserer<br />

Tochterfirma Porsche Leasing, die uns<br />

hilft, so weit es nur geht.“<br />

Von den Anlagen entfielen 23% auf<br />

Baustellengerätschaft, 8% auf IT (Hardund<br />

Software), 8% auf Landwirtschaftsgeräte,<br />

5% auf Medizintechnik und 4%<br />

auf Anlagen aus der Metallindustrie.<br />

Mit jeweils 3% trugen Anlagen und Geräte<br />

für die Lebensmittelindustrie, den<br />

Holzverarbeitungssektor, die Druckereien<br />

und die Ölindustrie bei.<br />

Laut Vertragszahlen im Segment<br />

des sale&lease-back-Verfahrens stieg<br />

im untersuchten Zeitraum allerdings die<br />

Gewichtung der Gewerbeobjekte im<br />

Immobilienleasing von 37% auf 65%.<br />

„Die Zahlen zeigen auf, dass eindeutig<br />

mehr sale&lease-back-Verträge abgeschlossen<br />

wurden. Der Kunde veräu -<br />

ssert sein Gebäude an die Leasingfirma<br />

und least es zurück, um seinen Cash-<br />

Flow zu verbessern. Auf der anderen<br />

Seite sind viele Verträge bereits im letzten<br />

Jahr ausgehandelt und erst 2009 re -<br />

alisiert worden“, so Bas Hoekstra, Geschäftsführer<br />

von ING Lease. Büroflächen<br />

hatten innerhalb der Immobilienfinanzierungen<br />

eine Quote von 22%, was<br />

auch der Gewichtung im ersten Halbjahr<br />

2008 entspricht. Dafür wurde im<br />

Hotel- und Wohnbauleasing ein Rückgang<br />

von 10% auf 1% bzw. von 24%<br />

auf 5% verzeichnet.<br />

Eine weitere krisenbedingte Veränderung<br />

ereignete sich im operatives Leasing,<br />

dessen Kunden sich in letzter Zeit<br />

zu einer Vertragsverlängerung bis maximal<br />

vier Jahre Laufzeit entschieden haben.<br />

Die Unternehmen am Markt sehen<br />

auch in diesem Fall den Hauptgrund in<br />

der Verschlechterung der finanziellen<br />

Verhältnisse. „Früher hatten<br />

wir Verträge über 12 oder 24


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

<br />

Monate. In der Krise beantragen<br />

Kunden eine Vertragsverlängerung<br />

und ziehen es vor, von einem neuen<br />

Auto abzusehen. Weil sie zusätzlich<br />

zum Erstvertrag weitere ein bis zwei<br />

Jahre ausharren, rechnen wir heute eben<br />

mit Laufzeiten von bis zu vier Jahren“,<br />

erklärt der Geschäftsführer von ALD<br />

Automotive, Martin Kössler.<br />

Verkäufer der Firma Sixt New Kopel<br />

bestätigten ihrerseits, dass Kunden,<br />

die bereits für drei Jahre unterschrieben<br />

hatten, jetzt eine Vertragsverlängerung<br />

um ein Jahr beantragen, so dass die Verträge<br />

erst 2011 auslaufen – bis dann hoffen<br />

offenbar alle, die Krise und ihre Folgen<br />

überstanden zu haben. Zu den Firmen,<br />

die im operativen Leasing arbeiten<br />

und nun vermehrt Verlängerungsanträge<br />

erhalten, gehören auch Hertz Lease,<br />

LeasePlan und Fleet Management Services<br />

(FMS).<br />

Big Player weiterhin stark<br />

Stärkste Unternehmen auf dem lokalen Markt sind und bleiben die Leasingtöchter<br />

der Banken – selbst in der tiefsten Krise. 2008 schafften sie es,<br />

64% aller Verträge heranzuziehen. Im Ranking folgen eine Vielzahl ungebundener<br />

Unternehmen mit einem Anteil von 26% am Gesamtmarkt sowie die<br />

an Autoimporteure und -Hersteller gekoppelten Leasingfirmen mit 10%.<br />

Allerdings kam es durch die Krise auch zu Ranking-Änderungen, denn<br />

betroffen waren schließlich nicht nur die Umsätze und Anteile der bankeigenen<br />

Leasingfirmen, sondern auch deren Marktanteil. Ende des ersten Halbjahres<br />

2009 war nach Angaben des Dachverbands der Finanzunternehmen<br />

der Anteil der Bankentöchter auf 61% des Leasingmarkts gesunken, was einem<br />

Volumen von 474.000 Euro entspricht. Gegenüber 2008 verloren sie somit<br />

rund 2%. Dafür kletterten die an Autohändler gebundenen Leasingfirmen<br />

Ende Juni 2009 auf 28% des Marktes. Unabhängige Firmen, die in der<br />

Krise auf wenig bis gar keine Unterstützung zurückgreifen konnten, verloren<br />

am meisten – ihr Anteil sank im ersten Halbjahr 2009 auf 11%.<br />

Rund 50 bis 60 flächendeckend repräsentative Leasingfirmen bestimmen<br />

heute maßgeblich das Geschehen am heimischen Markt. Hervorzuheben sei<br />

auch, dass in dieser Branche die Krise bislang zu keinen spektakulären Insolvenzen<br />

geführt hat, da die Akteure äußerst vorsichtig taktierten.<br />

Gegenteil, das Vordrängen in noch nicht<br />

ausreichend erschöpfte Marktnischen.<br />

Sämtliche Firmen waren bemüht, zusammen<br />

mit den Kunden nach alternativen<br />

Rück zahlungslösungen zu suchen,<br />

um eine Rückgabe der Objekte, besonders<br />

der Autos, zu vermeiden. Vereinbart<br />

wurden dabei u.a. Vertragsverlängerungen,<br />

Gnadenfristen (in denen der Kunde<br />

nur die Zinsen zu begleichen hat) sowie<br />

neue Ratensysteme.<br />

© sxc.hu<br />

Acht bewährte<br />

Antikrisenmethoden<br />

Leasingbetreiber haben in dieser komplizierten<br />

Konjunktur nicht weniger als<br />

acht Methoden entwickelt, um möglichst<br />

„krisenfest“ zu sein. Dazu<br />

gehören Partnerschaften<br />

für den Verkauf<br />

von Gebrauchtwagen,<br />

die Einrichtung großräumiger<br />

Logistik- und Ausstellungszentren<br />

für von Kunden zurückgebrachte<br />

Fahrzeuge, die Aufstockung<br />

von Stammkapital oder die Heranziehung<br />

von Bankkrediten, die Beteiligung<br />

an dem Regierungsprogramm<br />

zur Auszahlung<br />

von<br />

Abwrackprämi-<br />

en beim Kauf eines<br />

Neuwagens, schärfere Finanzierungsbedingungen<br />

für Privatpersonen, die Begrenzung<br />

der Angebote – oder, ganz im<br />

1. Partnerschaften zum Verkauf von<br />

Gebrauchtwagen<br />

Eine solche Partnerschaft gingen<br />

ALD Automotive und BRD Finance<br />

ein, die sich damit vornehmlich an<br />

Privatkunden richteten. „Durch<br />

die Partnerschaft mit BRD Finance<br />

können wir neben operativem<br />

Leasing einen Vollservice<br />

für neue Fahrzeuge<br />

sowie eine Finanzierungslösung<br />

für den<br />

Kauf von Gebrauchtwagen<br />

anbieten. Das Gebraucht -<br />

wagengeschäft wird in nächster Zukunft<br />

steigen, der Verkauf an Privatkunden<br />

ist ein wichtiger Absatzweg, den wir<br />

über diese Partnerschaft ausbauen wollen“,<br />

so der Geschäftsführer von ALD<br />

Automotive, Martin Kössler.<br />

26 debizz


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

<br />

Autokredite der BRD Finance können<br />

mit mindestens 10% Vorauszahlung<br />

und festen Raten über die gesamte<br />

Laufzeit des Kredits bezogen werden –<br />

ohne dass dabei die Verpflichtung einer<br />

Kaskoversicherung besteht. Die Firma<br />

ALD Automotive, die die Fuhrparks<br />

der Group Société Générale verwaltet,<br />

ist seit 2005 auf dem Vollservice-Markt<br />

des operativen Leasings für Fuhrparks<br />

eingestiegen.<br />

2. Einrichtung von Logistikcentern<br />

Ein anderes, im Bereich des operativen<br />

Leasing tätiges Unternehmen ist<br />

Fleet Management Services (FMS). Die<br />

Firma verlautbarte unlängst, in einem<br />

Logistikcenter von 3000 Quadratmeter<br />

Fahrzeuge verkaufen zu wollen, die zahlungsunfähige<br />

Kunden der Alpha Leasing,<br />

}iriac Leasing und AT Leasing zurückgebracht<br />

hatten. FMS bietet seinen<br />

Kunden gegen eine Monatszahlung von<br />

50 Euro Dienstleistungen wie Lagerung<br />

des zum Verkauf ausgeschriebenen Wagens,<br />

Werbung im Internet, Bewachung,<br />

Reinigung und einen wöchentlichen<br />

Motorstart an. Kunden können dabei<br />

zwischen einem monatlichen Festbetrag<br />

oder einer Erfolgsprovision wählen.<br />

FMS will Fahrzeuge von Firmen übernehmen,<br />

die Finanzleaser umzulagern<br />

planen. Das funktioniert durch die<br />

Überschreibung der Leasingverträge,<br />

wobei die Autos langfristig gemietet<br />

und anderen Kunden in Form des operativen<br />

Leasings angeboten werden.<br />

3. Aufstockung des Stammkapitals,<br />

Bankkredite<br />

Leasingunternehmen versuchten in<br />

diesem Jahr, durch die Aufstockung ihres<br />

Stammkapitals mehr finanziellen<br />

Bestand zu fassen. BT Leasing Transilvania<br />

IFN, die auf Finanzleasing spezialisierte<br />

Firma der Bank Transilvania,<br />

hat ihr Stammkapital durch die Einverleibung<br />

des nicht ausgeschütteten Gewinns<br />

vermehrt. Die Firma will in diesem<br />

Jahr 35,57 Millionen Euro finanzieren<br />

– letztes Jahr waren es 56,44 Millionen<br />

Euro gewesen.<br />

Mercedes-Benz Leasing IFN und<br />

Mercedes-Benz Service Leasing − beide<br />

Tochterunternehmen der deutschen<br />

Daimler-Gruppe − haben in diesem<br />

Jahr einen 15 Millionen-Euro-Kredit<br />

von der rumänischen Vertretung der<br />

ING Bank aufgenommen; die Firmen<br />

dürfen das Geld je nach Bedarf einsetzen.<br />

Auch BRD Sogelease IFN nahm einen<br />

gleich hohen Kredit von der Europäischen<br />

Investitionsbank auf; das Geld<br />

stammt aus einem Programm für kleine<br />

und mittlere Unternehmen zur Krisenbewältigung.<br />

BRD Sogelease, die Leasingtochter<br />

der BRD-Groupe Société<br />

Générale, hat im letzten Jahr Finanzierungen<br />

über 237,27 Millionen Euro anhand<br />

von 3.400 Verträgen vergeben,<br />

das sind 4,52% mehr als das Geschäftsergebnis<br />

von 2007.<br />

4. Beteiligung am Abwrackprogramm<br />

Nachdem die Regierung die öffentlichen<br />

Beschaffungen kappte, gab es für<br />

Leasingsfirmen dann allerdings doch<br />

noch ein indirektes Trostpflaster – nämlich<br />

das „Schrottkiste“-Programm,<br />

durch das der Staat beim Abstoßen eines<br />

älteren Pkw und dem Kauf eines Neuwagens<br />

eine Abwrackprämie zuschießt.<br />

Bis zur diesjährigen Ausrichtung des<br />

Programms konnte die Prämie nur von<br />

28 debizz


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

jenen Kunden abgerufen werden, die eigenes<br />

Geld für den Neuwagen aufbringen<br />

konnten, seit 2009 ist das nun anders.<br />

Bürger können die 900 Euro inzwischen<br />

unabhängig von der Finanzierungsart<br />

ihres Neukaufs beanspruchen.<br />

Eine Erweiterung des Programms auf<br />

leichte Nutzfahrzeuge und die Tatsache,<br />

dass inzwischen Besitzer mehrerer<br />

Wagen diese für neue umtauschen können<br />

(bisher war lediglich ein einziger<br />

Umtausch erlaubt), stellten einen zusätzlichen<br />

Balsam für die geschundenen<br />

Seelen der Leasingsfirmen dar. Das Umdenken<br />

im Umweltministerium, wo das<br />

Abwrackprogramm verwaltet wird, ist<br />

zweifelsfrei eine Folge der intensiven<br />

Lobbyarbeit der Autohersteller und -<br />

Importeure. Wiederholt hatten sie gefordert,<br />

dass auch das Leasing in die<br />

Liste der zugelassenen Finanzierungsmöglichkeiten<br />

aufgenommen wird, umso<br />

mehr, dass dadurch Käufer unterstützt<br />

werden, an Geld zu kommen,<br />

wenn sie Schwierigkeiten beim Aufnehmen<br />

eines Bankkredits haben. Der Staat<br />

stockte auch die Zahl der Prämien auf:<br />

von 40.000 im Jahr 2008 auf 60.000 in<br />

diesem Jahr. 134 Hersteller, Importeure<br />

und Händler wurden zugelassen; geholfen<br />

hat das alles nichts – der Neuwagenverkauf<br />

brach in den ersten acht Mo naten<br />

des laufenden Jahres um 53,52% ein<br />

und kam auf nur 92.428 Einheiten (2008<br />

– 198.861 Einheiten).<br />

5. Kurzarbeit, Entlassungen und<br />

Optimierung der Geschäftspläne<br />

Viele kleinere Leasingunternehmen<br />

sahen sich in den vergangenen Monaten<br />

gezwungen, aufgrund des eingebrochenen<br />

Geschäfts zuerst auf Kurzarbeit<br />

und sodann auch auf Personalentlassungen<br />

zurückzugreifen. In der Krise<br />

mussten zudem viele Gesellschaften ihre<br />

Geschäftspläne laufend justieren, so<br />

auch Dirent Romania, die im operativen<br />

Leasing aktiviert und derzeit ihre<br />

Entwicklungsprognosen und Verkaufsziele<br />

alle zwei Monate aktualisiert.<br />

6. Risikominimierung<br />

Viele Leasingfirmen setzen in diesen<br />

äußerst schwierigen Zeiten auf Vorsicht<br />

und verschärften dementsprechend ihre<br />

Finanzierungskonditionen. NBG Leasing,<br />

die der National Bank of Greece<br />

gehört, finanzierte im ersten Quartal<br />

laufenden Jahres Gegenstände im Wert<br />

von 30 Millionen Euro − um 47,3%<br />

weniger als in den ersten drei Monaten<br />

des Vorjahres, als der Umsatz 57 Millionen<br />

Euro ausgemacht hatte. Grund<br />

für die quasi-Halbierung des Umsatzes<br />

war die Zurückhaltung der Investoren<br />

und der damit verbundene Kurs der Risikominimierung.<br />

Mehr als halbiert erwies<br />

sich auch die Zahl der Leasingverträge<br />

– nur 600 Verträge wurden zwischen<br />

Januar und März 2009 abgeschlossen.<br />

Der Geschäftsführer der NBG Leasing,<br />

Dan D`n`il`, erklärte dazu, dass<br />

seine Firma es vorgezogen hat, sich mittlerweile<br />

aus jenen Bereichen zurückzuziehen,<br />

die von der Krise am stärksten<br />

betroffen worden sind: Immobilien,<br />

Transport (besonders internationale<br />

Transporte), Baugewerbe. Verträge mit<br />

Kunden aus diesen Branchen würden<br />

nur noch mit äußerster Vorsicht und zu<br />

viel schärferen Konditionen abgeschlossen,<br />

das Geschäft sei folglich um<br />

70−80% gekürzt. Letztes Jahr finanzierte<br />

NBG Leasing Verträge über insgesamt<br />

185 Millionen Euro (23% weniger<br />

als 2007). Für 2009 rechnet das Unternehmen<br />

mit rund 100 Millionen Euro,<br />

etwa 46% weniger als im Vorjahr. „Die<br />

meisten Finanzierungen vergeben wir<br />

heute für kleinere Werte, was letzten<br />

Endes zu einem noch stärkeren Rückgang<br />

führen könnte. Es ist nicht auszuschließen,<br />

dass wir sogar unter die 100<br />

Millionen-Euro-Schwelle rutschen. Im<br />

Moment setzen wir den Schwerpunkt<br />

aber natürlich nicht mehr auf Umsatz<br />

oder Marktanteile, sondern auf die<br />

Qualität der Portfolios und der Kunden“,<br />

sagt der Geschäftsführer.<br />

BCR Leasing verfolgte ihrerseits<br />

kleinere Projekte vielversprechender<br />

KMU und warf dabei ein aufmerksameres<br />

Auge auf das Verhältnis zwischen<br />

Gewinnrate und Finanzierungsrisiko<br />

auf dem hiesigen Immobilienmarkt.<br />

7. Eingrenzung der<br />

Leasingobjekte<br />

Ebenfalls zum Zweck der Risikominimierung<br />

zogen sich viele Firmen aus<br />

etlichen Nischenbereichen des Leasinggeschäfts<br />

zurück. Bestes Beispiel: Motorradleasing.<br />

Dieser Geschäftsbereich<br />

ist heute praktisch vollkommen erlahmt.<br />

Leasingfirmen und Banken stellten<br />

an Finanzierungsnehmer derart<br />

drastische Bedingungen, dass Motorräder<br />

zurzeit fast nur noch gegen Barzahlung<br />

verkauft werden. Folglich dürfte<br />

der einschlägige Markt in diesem Jahr<br />

wohl um 40–45% schrumpfen, zumindest<br />

besagen das die Einschätzungen der<br />

meisten Branchenkenner. „Von 20 Kunden<br />

werden heute allerhöchstens zwei<br />

akzeptiert, faktisch gibt niemand mehr<br />

Leasing für Motorräder. Wahrscheinlich<br />

ist das Risiko zu groß, hinzu kommt<br />

auch, dass die Verschuldung der Bevölkerung<br />

bereits sehr hoch ist. Der Markt<br />

ist praktisch blockiert“, erläutert Alin<br />

Radu, Geschäftsführer von Suzuki România,<br />

den Stand der Dinge. Auch die<br />

Kunden, die es in die engere Auswahl<br />

schaffen, müssen hohe Anzahlungen<br />

von 40−50% des Objektwertes leisten.<br />

„Ein Motorrad gilt als Luxusprodukt;<br />

Leute, die sich so etwas wünschten, haben<br />

nach dem Schreck über die Finanzkrise<br />

zumeist längst darauf verzichtet“,<br />

sagt Radu Toma, Verkaufsleiter bei<br />

Motodynamics România, Lokalimporteur<br />

von Yamaha.<br />

(Fortsetzung auf Seite 32)<br />

<br />

debizz 29


FOKUS/LEASINGMARKT/ADVERTORIAL<br />

Industrieinvestitionen in der<br />

Krisenzeit möglich<br />

Heute scheint das Investieren sehr schwer durchführbar.<br />

Die traditionelle Kreditfinanzierung ist wegen Engpässen<br />

in der Finanzwelt, erhöhten Kosten und Garantien sehr<br />

schwierig. Doch gerade jetzt könnte das Investieren vorteilhaft<br />

sein. Denn nicht alle Mitbewerber können es tun und damit<br />

kann das investierende Unternehmen seinen Marktanteil erhöhen.<br />

IKB Leasing bietet zu diesem Zeitpunkt<br />

das Leasing als Finanzierungsinstrument<br />

an. Das Unternehmen kam<br />

vor kurzem auf den rumänischen<br />

Markt und ist deswegen in Rumänien<br />

nicht sehr bekannt. Im Heimatland<br />

Deutschland und mit ihren Tochtergesellschaften<br />

in acht anderen europä -<br />

ischen Ländern hat sich die IKB Leasing<br />

schon einen Namen gemacht. IKB Leasing<br />

agiert auf einem speziellen Markt<br />

− dem Leasing von industriellen Maschinen,<br />

Lagertechnik und Kraftfahrzeugen<br />

für Kunden aus dem gehobenen<br />

Mittelstand. Die jahrzehntelange Erfahrung<br />

auf diesem Gebiet in Deutschland<br />

bietet die IKB Leasing jetzt auch in Rumänien<br />

an. Gerade dieser industrielle<br />

Schwerpunkt kann jetzt eine erhebliche<br />

Chance in Rumänien sein. Nach der<br />

Wende war hier ein Entindustrialisierungsprozess<br />

zu beobachten, der auf<br />

der einen Seite normal, auf der anderen<br />

Seite bedauerlich ist. Heutzutage ist der<br />

Großteil der rumänischen Industrie eine<br />

Ruine. Das kann aber vorteilhaft sein,<br />

denn jetzt ist in Rumänien viel Raum<br />

für Investitionen, die das Land aus der<br />

Krise ziehen könnten.<br />

An der Seite der IKB Leasing können<br />

Unternehmer Partnerschaften zu<br />

namhaften internationalen Herstellern<br />

aus der Industrie finden. Unternehmer<br />

können auf diese Weise Investitionen in<br />

erstklassige Maschinen tätigen, Hochtechnologien<br />

anwenden und entsprechend<br />

wettbewerbsfähig auf internationaler<br />

Ebene produzieren.<br />

Neben der Hochtechnologie finden<br />

Unternehmen an der Seite der IKB Leasing<br />

auch die Finanzierungsmittel zu<br />

günstigen Konditionen − zu einem<br />

Zeitpunkt, zu dem diese Mittel schwer<br />

zu bekommen sind.<br />

Zur Finanzierung von Industrieinvestitionen<br />

bietet IKB Leasing das Financial<br />

Leasing und Operational Leasing<br />

an. Weil die lokale Bedeutung<br />

groß ist, wird in Kürze auch das EU-<br />

Fördermittel-Co-Financing in der Form<br />

eines Darlehens die Produktpalette ergänzen.<br />

IKB Leasing bietet seine Finanzierung<br />

besonders in der Form des Leasing<br />

an. Leasing als alternative Finanzierungsquelle<br />

hat eine Reihe von Vorteilen,<br />

die nicht allen bewusst sind. Leasingfinanzierung<br />

bedeutet eine objektbezogene<br />

Fremdfinanzierung. Die Liquidität<br />

wird verbessert, denn liquide Mittel<br />

werden beim Operational Leasing nicht<br />

im Anlagevermögen gebunden. Weiterhin<br />

bewirkt das Operational Leasing<br />

keine Veränderungen in den Bilanzrelationen.<br />

Der Leasinggeber aktiviert als<br />

wirtschaftlicher Eigentümer das Objekt<br />

in seiner Bilanz. Das Unternehmen kann<br />

die Leasingraten als Kosten in der GuV<br />

in voller Höhe steuerlich wirksam absetzen.<br />

Leasing bedeutet auch feste Kosten<br />

während der Vertragslaufzeit und gibt<br />

dabei die volle Planungssicherheit. Finanzierung<br />

durch Leasing ist weniger<br />

bürokratisch und erfolgt mit weniger<br />

Garantien als im Falle eines Kredites.<br />

Für die großen Produzenten von Industrieanlagen<br />

kann Leasing zusätzlich<br />

als Verkaufsförderungsinstrument benutzt<br />

werden, indem diese ihre Produkte<br />

gleichzeitig mit einer Leasingfinanzierung<br />

anbieten. Darüber hinaus übernimmt<br />

die Leasinggesellschaft die Bonitätsbeurteilung<br />

des Kunden und auch<br />

das Bonitätsrisiko.<br />

Um ihre jahrzehntelange Erfahrung<br />

in Deutschland im Industrieleasing in<br />

günstigen Finanzierungsbedingungen<br />

und in der konsequenten Kundenorientierung<br />

leichter an den Kunden bringen<br />

zu können, möchte IKB Leasing-Büros<br />

außerhalb von Bukarest eröffnen. Am<br />

01. 10. 2009 wurde bereits in Cluj-Napoca<br />

ein Büro eröffnet und am 01. 01.<br />

2010 wird die Eröffnung eines weiteren<br />

Büros in Timi[oara stattfinden. In der<br />

nahen Zukunft plant die Gesellschaft,<br />

ihre Aufmerksamkeit auch dem Osten<br />

des Landes zu schenken: Das nächste<br />

Büro wird in Ia[i geplant.<br />

Maria-Magdalena Ionescu<br />

IKB Leasing<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

IKB Leasing Finance IFN SA<br />

IKB Leasing SRL<br />

Grigore ~lexandrescu Str. 16-20, Et. 5<br />

010626 Bukarest<br />

Tel.: +40 (0)21 308 73 00<br />

Fax: +40 (0)21 308 73 90<br />

E-Mail: info@ikb-leasing.ro<br />

www.ikb-leasing.ro<br />

Blv. 21 Decembrie 1989 Nr. 54-56<br />

RII, Et. 2, Hotel Victoria<br />

3400 Cluj-Napoca<br />

Tel.: +40(0) 364 10 41 65<br />

Fax: +40(0) 364 14 82 13<br />

Tel.: +40(0) 755 02 25 22<br />

30 debizz


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

<br />

(Fortsetzung von Seite 29)<br />

8. Erschließung von Nischenbereichen<br />

Während einige Firmen Nischen ausgrenzen,<br />

zielen andere darauf ab. Interessant<br />

sind dabei natürlich die kaum erschöpften<br />

Bereiche. UniCredit Leasing<br />

Corporation und der IT-Konzern Cisco<br />

Capital haben gemeinsam ein Finanzierungsprogramm<br />

namens Cisco EasyLease<br />

auf die Beine gestellt. Damit sollen<br />

KMU Zugang zu Finanzierungen für <strong>Info</strong>rmations-<br />

und Kommunikationstechnik<br />

erhalten. „Die größte Hürde ist nicht<br />

die fehlende Technologie an sich, sondern<br />

der Geldmangel, um sie einzuführen.<br />

Eine adäquate Finanzierung kann<br />

zur Lösung dieses Problems führen. Die<br />

Firmen wären endlich fähig, in fortschrittliche<br />

Technologien zu investieren,<br />

die wiederum deren Produktivität und<br />

operative Effizienz bei gleichzeitig geringeren<br />

Betriebskosten verbessern würden“,<br />

beschreibt Bogdan Drago[ Constantinescu,<br />

Chef von Cisco România, das<br />

Programm. UniCredit Leasing finanzierte<br />

letztes Jahr Gegenstände im Wert von 555<br />

Millionen Euro, 11% mehr als in 2007.<br />

Gewinner in der Krise:<br />

Porsche Leasing verdoppelt<br />

Marktanteil<br />

Porsche Leasing überraschte die An -<br />

al ysten des Leasingmarktes mit ihrer Ankündigung<br />

von Ende Juni, ihre Marktquote<br />

verdoppelt zu haben − und das in<br />

Zeiten, in denen viele große Akteure<br />

der Branche buchstäblich agonisieren.<br />

Im 1. Quartal des Krisenjahres 2009<br />

kam Porsche Leasing auf einen Anteil<br />

von 18% − doppelt so viel als noch in<br />

der Vorjahresperiode. Schon bei der<br />

Ankündigung hieß es, dass im 2. Quartal<br />

eine gleich gute Entwicklung zu erwarten<br />

sei, da die Monate April und<br />

Mai vor dem Hintergrund einer relativen<br />

Wiederbelebung des Geschäfts gut<br />

gelaufen seien. „Ich erachte es als äußerst<br />

wichtig, dass wir unter den derzeitig<br />

schwierigen Umständen die Position<br />

des Marktführers im Bereich des Autoleasings<br />

halten konnten, mit einem doppelt<br />

so hohen Marktanteil als<br />

noch im 1. Quartal 2008“,<br />

teilte Kurt Leitner, CEO<br />

Porsche Finance Group,<br />

in einer Presseaussendung<br />

mit. In den ersten drei<br />

Monaten finanzierte<br />

die Firma<br />

Fahrzeuge im Wert von 40,5 Millionen<br />

Euro und lag somit an zweiter Stelle<br />

in der Rangordnung der nationalen<br />

Leasinggesellschaften.<br />

„Der Automarkt hat eine gewisse<br />

Stabilität erreicht, auch wenn er niedrigere<br />

Verkaufszahlen aufweist, als wir es<br />

bislang gewohnt waren. Es sind dies<br />

Zeiten, in denen das Geschäft neu erfunden<br />

wird, Ziele neu gesetzt werden,<br />

da Finanzierungen nun einmal die Basis<br />

für das Autogeschäft sind“, so Leitner.<br />

Porsche Leasing ist Teil der Porsche Finance<br />

Group, die seit 1999 auf dem heimischen<br />

Markt tätig ist. Die Gruppe<br />

bietet durch fünf Tochterfirmen Finanzdienstleistungen<br />

an: Porsche Leasing<br />

(finanzielles Leasing), Porsche Mobility<br />

(operatives Leasing), Porsche<br />

Bank (Autokredite), Porsche Broker de<br />

Asigurare (Versicherungsmakler) und<br />

Porsche Versicherungen.<br />

Ein weiterer Krisengewinner war<br />

Medicredit Leasing. Die Firma finanzierte<br />

in den ersten drei Monaten dieses<br />

Jahres Gegenstände im Wert von 4,2<br />

Millionen Euro − um 22,7% mehr als<br />

im Vergleichszeitraum des Vorjahres.


FOKUS/LEASINGMARKT<br />

Hintergrund war eine Aufstockung<br />

des Investitionswertes je Projekt, so<br />

Medicredit-Chef Mugur Stancu. Finanzierungen<br />

wurden im 1. Quartal für lediglich<br />

zwei Objekte vergeben – zwei<br />

schlüsselfertige Privatkliniken für fortgeschrittene<br />

Diagnose; eine in Bukarest,<br />

die andere außerhalb der Hauptstadt.<br />

2008 finanzierte Medicredit Leasing Gegenstände<br />

in Wert von 17,6 Millionen<br />

Euro – eine Steigerung von 70% gegenüber<br />

den 10,3 Millionen Euro des Vorjahres.<br />

Die Marktquote in der Leasing-<br />

Sparte von Medizintechnik (Gesamtumsatz<br />

32,46 Millionen Euro) lag bei 54%.<br />

Viele der Branchenakteure hegen<br />

Gewinnerambitionen und wollen sich<br />

nicht so leicht unterkriegen lassen. BT<br />

Direct, die der Bankgruppe Transilvania<br />

gehört, kündigte noch im Sommer<br />

an, ihren Gewinn in 2009 verneunfachen<br />

zu wollen, nachdem das Finanzierungsvolumen<br />

um 5% und der Saldo<br />

der Leasingverträge um über 18% gestiegen<br />

waren. Ende letztes Jahres hatte<br />

die Firma 8.403 laufende Verträge,<br />

33,09% mehr als 2007.<br />

Dirent România, eine<br />

andere Firma, die im operativen<br />

Leasing tätig ist,<br />

rechnet mit einer Verdoppelung<br />

des Fahrzeugsportfolios<br />

auf<br />

rund 1.000 Fahrzeuge.<br />

Das September-Geschäft<br />

lief gut, die<br />

Vorzeichen für Oktober–<br />

Dezember sind es<br />

ebenfalls. „Auf<br />

jeden Fall ist<br />

die Lage<br />

etwas besser als noch im Winter. Die<br />

Monate Januar–Februar hatten uns einen<br />

kompletten Stillstand<br />

beschert, da Kunden in Panik<br />

geraten waren und lieber abwarten<br />

wollten, was die Zukunft<br />

bringt. Ab März–April<br />

begannen wir dann endlich wieder<br />

Verträge zu unterzeichnen. In letzter<br />

Zeit hat die Nachfrage im operativen<br />

Leasing zugenommen“, so<br />

Effie Valsamaki, Geschäftsführer<br />

von Dirent.<br />

Auch die Operativleaser<br />

von Arval România, Teil<br />

der BNP Paribas Group,<br />

rechnen für 2009 mit 16−17<br />

Millionen Euro, fast doppelt so<br />

viel wie im Vorjahr. Die Arval-<br />

Vertreter verwiesen ihrerseits dar -<br />

auf, dass mittlerweile das Interesse<br />

für Finanzierungen von Fuhrparks<br />

durch operatives Leasing steigt.<br />

Teodora Zaizon


BUSINESS<br />

Kelag überlegt Markteinstieg<br />

© Kelag Bildarchiv<br />

Der österreichische Energieversorger<br />

Kelag plant offenbar einen Dreifacheinstieg<br />

auf dem einheimischen Markt:<br />

Dem Kreisratsvorsitzenden von Suceava,<br />

Gheorghe Flutur, zufolge beabsichtigt<br />

das Kärntner Energieunternehmen<br />

in Suceava, Cluj/Klausenburg und Alexandria<br />

Wärmekraftwerke basierend<br />

auf Biomasse zu errichten. Das Novum<br />

des von den Kärntnern vorgeschlagenen<br />

Projekts besteht laut Flutur in der Biomasse,<br />

die nicht nur auf Holz abfällen,<br />

sondern auch auf der Energiepflanze<br />

Miscanthus (Elefantengras) basiert. Sollte<br />

die Investition der Österreicher durchgezogen<br />

werden, so würde anhand der<br />

von ihnen vorgeschlagenen Anlage vor<br />

Ort der Preis für Strom aus dem Wärmekraftwerk<br />

lediglich ein Viertel bis ein<br />

Fünftel des marktüblichen Preises betragen,<br />

erklärte Flutur, der hinzufügte, dass<br />

das Energieunternehmen bislang bezüglich<br />

seiner potenziellen Investition bereits<br />

etliche Verhandlungsrunden mit den Lokalbehörden<br />

geführt habe.<br />

Zu den strategischen Zielen von Kelag<br />

zählt seit längerem auch das „selektive<br />

Wachstum“ in Südosteuropa im<br />

Bereich der erneuerbaren Energie, dabei<br />

seien insbesondere der rumänische, bulgarische<br />

sowie bosnische Markt als „interessant“<br />

erachtet worden, informierte<br />

die österreichische Presse. Die Expansion<br />

des Energieversorgers in Südosteuropa<br />

sei schon seit 2006 geplant, wird jedoch<br />

„unter anderem wegen bürokratischer<br />

Hürden“ erst jetzt umgesetzt, erwähnte<br />

Kelag-Vorstand Harald Kogler<br />

gegenüber dem Wirtschaftsblatt.<br />

Petrom in OMV Petrom umbenannt<br />

Petrom, die rumänische Tochter des<br />

österreichischen Mineralölkonzerns<br />

OMV, trägt seit letztem Monat einen<br />

neuen Namen – und zwar „OMV Petrom“.<br />

Die Umbenennung wurde Mitte<br />

Oktober auf der Hauptversammlung<br />

der Petrom-Aktionäre gebilligt und<br />

tritt ab dem 1 Januar 2010 in Kraft. Es<br />

habe sich dabei lediglich um einen<br />

„Formalakt“ gehandelt, da die Marke<br />

Petrom weiterhin bestehen bleibt, verlautbarte<br />

das Unternehmen.<br />

Petrom OMV ist mit einem Umsatz<br />

von 4,85 Milliarden Euro das größte<br />

Unternehmen in Südosteuropa, bestätigte<br />

jüngst ein von den Roland Berger<br />

Strategy Consultants und der Nachrichtenagentur<br />

SeeNews erstelltes Ranking<br />

der 100 im Verlauf des letzten Jahres<br />

umsatzstärksten Unternehmen Südosteuropas.<br />

Der einheimische Erdöl- und Erdgaskonzern<br />

gehört seit 2004 mehrheitlich<br />

(51 Prozent) der OMV, weitere<br />

20,6 Prozent hält der Staat, 20,1 Prozent<br />

der rumänische Eigentumsfonds,<br />

während 2 Prozent der Europäischen<br />

Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />

(EBRD) gehören. Laut österreichischer<br />

Presse denkt der OMV-Vorstand<br />

zurzeit nicht an ein Aufstocken<br />

bei Petrom, man sei „mit dem derzeitigen<br />

Anteil zufrieden“. Das erste Halbjahr<br />

2009 bescherte der Petrom allerdings<br />

eher wenig Grund zur Freude: Ihr<br />

Nettogewinn fiel im Vergleich zur Vorjahresperiode<br />

um 44,5% auf 923 Millionen<br />

Lei (216 Millionen Euro).<br />

© Petrom<br />

34 debizz


BUSINESS/news<br />

© sxc.hu<br />

© Nicolae Badea/Agerpres<br />

© Imtech<br />

Soravia eröffnet<br />

hauptstädtisches<br />

„Metropolis Center“<br />

Das österreichische Immobilienunternehmen<br />

Soravia hat letzten Monat in<br />

Bukarest sein jüngstes multifunktionales<br />

Großprojekt eröffnet. Es handelt<br />

sich um das „Metropolis Center“ – eine<br />

Investition in Höhe von rund 60 Mio.<br />

Euro. Die Gesamtfläche des Centers beträgt<br />

knapp 30.000 Quadratmeter, es<br />

umfasst ein Vier-Sterne-Hotel sowie<br />

zahlreiche Büros und Shops, teilte das<br />

Unternehmen in einer Presseaussendung<br />

mit. Soravia zufolge haben sich<br />

bereits etliche Mieter im Metropolis<br />

Center niedergelassen, darunter Citroën<br />

Romania, die EBRD, DLA Piper, Parexel<br />

International, Leopold Jordan GmbH<br />

und Advent International.<br />

Die Soravia Group ist seit über einem<br />

Jahrzehnt auf dem einheimischen<br />

Markt aktiv, den sie auch weiterhin als<br />

einen der vielversprechendsten in Südosteuropa<br />

einschätzt. Weitere Investitionen<br />

des österreichischen Immobilienunternehmens<br />

stehen zumindest im Bukarester<br />

Raum bereits fest: Laut Soravia<br />

sind 300 Mio. Euro veranschlagt worden,<br />

um einen am Mihai Bravu-Boulevard<br />

gelegenen Bürokomplex sowie ein<br />

Outlet Center bzw. Einkaufszentrum im<br />

Vorstadtbezirk {ef`ne[ti zu errichten.<br />

GEA: Millionen-<br />

Auftrag aus Turceni<br />

Der deutsche Technologiekonzern<br />

GEA Group AG hat vor wenigen Wochen<br />

bekanntgegeben, einen Millionen-<br />

Auftrag über die Ausrüstung des Kohlekraftwerks<br />

in Turceni, Kreis Gorj, mit<br />

einer Aschebehandlungsanlage erhalten<br />

zu haben. Die GEA Circumix-Anlage<br />

sei Teil des Projekts zur Laufzeitverlängerung<br />

des Kraftwerks Turceni sowie<br />

zum Erreichen der Umweltauflagen, sie<br />

werde die im 7 x 330 MW Kohlekraftwerk<br />

anfallende Asche umweltfreundlich<br />

verwerten und gleichzeitig Wasser<br />

sparen. Dem Bochumer Maschinenbauer<br />

zufolge ist dies bereits der sechste<br />

Auftrag aus Rumänien für ein derartiges<br />

System.<br />

Die GEA Group AG ist einer der<br />

größten reinen Maschinenbaukonzerne<br />

Deutschlands, derzeit beschäftigt sie<br />

mehr als 20.000 Mitarbeiter in 50 Ländern.<br />

Sie hat sich als international tätiger<br />

Technologiekonzern auf den Spezialmaschinenbau<br />

mit den Schwerpunkten<br />

Prozesstechnik und Komponenten<br />

konzentriert und im Geschäftsjahr 2008<br />

einen Konzernumsatz von 5,2 Milliarden<br />

Euro erwirtschaftet. Rund 50 Prozent<br />

davon wurde im Segment der langfristig<br />

wachsenden Lebensmittel- und<br />

Getränkeindustrie generiert.<br />

Imtech baut<br />

Marktposition aus<br />

Der deutsche Gebäudeausrüster Imtech<br />

hat jüngst seinen rumänischen<br />

Wettbewerber Arconi übernommen.<br />

„Imtech will seine Marktstellung in Osteuropa<br />

strategisch weiter stärken“, teilte<br />

Klaus Betz, Geschäftsführer von Imtech<br />

Deutschland, in einem Pressrelease<br />

mit. „Dabei ist die Übernahme von Arconi<br />

ein wichtiger Meilenstein. Die Akquisition<br />

schafft ein solides Fundament<br />

für den weiteren Ausbau unserer Stellung,<br />

mithilfe von Arconi werden wir<br />

unseren Kunden in Rumänien schon<br />

bald die gesamte Leistungspalette von<br />

Imtech anbieten können, wobei weiteres<br />

Wachstum absehbar ist, vor allem,<br />

weil die Nachfrage nach hochwertigen<br />

technischen Lösungen in Rumänien zunimmt.“<br />

Arconi wurde 1991 gegründet, das<br />

Unternehmen bietet elektrotechnische<br />

Lösungen, Luft-, Klima-, MSR- und<br />

Brandschutztechnik sowie Energieversorgung<br />

für Büros, Banken, Kaufhäuser,<br />

Krankenhäuser, Einzelhandel und Hotels<br />

an. Auch auf dem Industriesektor<br />

fasst Arconi zunehmend Fuß. Imtech<br />

und Arconi arbeiten bereits seit längerem<br />

zusammen – so wurden 2008 und<br />

2009 die technische Ausstattung des<br />

hauptstädtischen Hotels Intercontinental<br />

sowe die Ausrüstung der Selgros SB-Warenhäuser<br />

gemeinsam durchgezogen.<br />

debizz 35


BUSINESS/BESORGNIS<br />

Unternehmer zur Regierungskrise<br />

„Solange sich die politische Lage nicht stabilisiert,<br />

liegen unsere Investitionspläne auf Eis“<br />

Obige Aussage stammt, der rumänischen Presse zufolge,<br />

von keinem geringerem als dem Holzindustriellen<br />

Gerald Schweighofer. Der Österreicher ist lediglich einer<br />

von vielen in- und ausländischen Unternehmern,<br />

die wegen der gegenwärtig abstrusen politischen Verhältnisse<br />

und des endlosen Wahlkampfgetöses ihre Investitionspläne<br />

einstweilig auf Eis gelegt haben.<br />

Für die Geschäftswelt sei die Lage<br />

das gesamte Jahr über eine äußerst<br />

schwierige gewesen, erläuterte Schweighofer<br />

gegenüber dem Blatt „Ziarul Financiar“.<br />

Kein Politiker habe mehr Zeit<br />

für die Belange der Unternehmer, man<br />

könne überhaupt keine Termine mehr<br />

abmachen, um zu versuchen, Probleme<br />

anzusprechen oder gar zu lösen, „alle<br />

haben nur noch den Wahlkampf im<br />

Kopf“, so der Holzindustrielle. Laut<br />

Schweighofer stellt die verteuerte Finanzierung<br />

derzeit das größte Problem der<br />

Unternehmer dar, doch scheint auch die<br />

einheimische Bürokratie erheblich zum<br />

allgemeinen Missmut beizutragen. So<br />

beklagt der österreichische Holzunternehmer,<br />

der hierzulande immerhin über<br />

300 Millionen Euro in drei Sägewerke<br />

investierte, die stätig hinausgezögerten<br />

Ausschreibungen von Projekten im Bereich<br />

des Waldwegbaus, für die EU-<br />

Fonds abgerufen werden könnten.<br />

dass eine direkte Konsequenz der politischen<br />

Krise eine weitere Senkung der<br />

Bonität des Landes sein dürfte. „Es liegt<br />

auf der Hand, dass zum einen die ausländischen<br />

Investoren sich zumindest<br />

zeitweilig in Zurückhaltung üben werden.<br />

Parallel dazu wird der Zugang zu<br />

Auslandsdarlehen erschwert bzw. verteuert,<br />

was sich nicht nur in höheren Refinanzierungskosten<br />

der Banken, sondern<br />

dementsprechend auch in teureren<br />

Krediten für die Bevölkerung niederschlagen<br />

wird“, sagt der Ex-Bankier.<br />

Der Wirtschaftsanalyst Ilie {erb`nescu<br />

umreisst das allgemeine Bild in wenigen<br />

Worten: „Die Wirtschaft ist praktisch<br />

unten durch, während die Staatsschulden<br />

enorm zugenommen haben, ohne<br />

dass das Land etwas Positives davon<br />

abbekommen hätte.“ Unternehmer und<br />

Analysten sind sich einig, dass ohne eine<br />

schnelle Beendung der Regierungskrise,<br />

ohne baldige Gespräche zwischen<br />

Behörden, Unternehmerschaft und Gewerkschaften<br />

demnächst auch noch eine<br />

soziale Krise über Rumänien hereinbrechen<br />

dürfte. Denn schrumpft die Wirtschaft<br />

auch in 2010, so wird die Arbeitslosigkeit<br />

weiter steigen, was letzten Endes<br />

zu einem Zusammenbruch des Sozialversicherungssystems<br />

führen könnte –<br />

und das bedeute das sichere Chaos,<br />

warnen die Analysten.<br />

„Es ist wirklich zum Haareraufen:<br />

Zurzeit müssten wir längst unsere Strategien<br />

für 2010 erarbeiten – zumal das<br />

kommende Jahr wohl noch schlimmer<br />

als das jetzige ausfallen wird. Anstatt<br />

mit den Behörden über weitere Krisenmaßnahmen<br />

zu beraten, anstatt Gespräche<br />

über das Steuer- und das Arbeitsgesetz<br />

zu führen, kann die Arbeitgeberschaft<br />

derzeit jedoch leider nur<br />

hilflos herumstehen“, monierte Maria<br />

Grapini, Vorsitzende der Föderation<br />

der Arbeitgeberschaft aus der Leichtindustrie.<br />

Emil Grenzer<br />

Verunsicherte Geschäftspartner,<br />

verschärfte<br />

Zahlungsbedingungen<br />

Einheimische Unternehmer berichten<br />

inzwischen vermehrt über die wachsende<br />

Verunsicherung ihrer ausländischen<br />

Geschäftspartner, Verträge würden<br />

derzeit nur zögerlich unterzeichnet<br />

und auch dann zu verschärften Zahlungsbedingungen.<br />

Und das ist nur eine<br />

von etlichen Auswirkungen. Finanzexperte<br />

Bogdan Baltazar verweist darauf,<br />

© Constantin Duma/Agerpres<br />

36 debizz


BUSINESS/erwartungen<br />

5<br />

maßgebliche Tipps der Geschäftswelt<br />

für die neue Regierung<br />

Das Anfang Oktober über ein Misstrauenvotum<br />

gestürzte und derzeit interimistisch<br />

regierende Kabinett hatte sich<br />

auch vor ihrem Aus bekanntlich wenig<br />

bis überhaupt nicht um die Realwirtschaft<br />

gekümmert und fast ausschließlich<br />

dem Staatssektor – vornehmlich<br />

dessen Einnahmen und Ausgaben – gewidmet.<br />

Von der zukünftigen Regierung<br />

– egal, ob politisch oder aus Experten<br />

bestehend – erwartet die Geschäftswelt<br />

erheblich mehr Initiative<br />

und hat mit Bezug auf dringend zu ergreifende<br />

Maßnahmen sehr konkrete<br />

Vorstellungen. Einer Umfrage des Online-Portals<br />

Hotnews zufolge empfehlen<br />

die Unternehmer in allererster Linie einen<br />

Verzicht auf die „Samthandschuhe“,<br />

mit denen die Staatsbediensteten<br />

bislang behandelt worden sind, die<br />

Ausgaben der öffentlichen Hand gehörten<br />

drastisch gekürzt. Zudem empfehle<br />

sich, die Besteuerung in etlichen Bereichen<br />

herabzusetzen, auch seien die Behörden<br />

gut beraten, von den andauernden<br />

Preissteigerungen bei den öffentlichen<br />

Versorgungsbetrieben abzusehen,<br />

des Weiteren müsse der Arbeitsmarkt<br />

flexibilisiert werden.<br />

Keine Preissteigerungen bei den<br />

Versorgern, Senkung der Umsatzsteuer<br />

auf Grundnahrungsmittel<br />

„Die Wirtschaft muss endlich stabilisiert<br />

und nicht noch mehr untergraben<br />

werden“, so Ion Niculae, Präsident<br />

der Unternehmensgruppe Inter -<br />

agro. „Als erstes sollte den ewigen Preisanhebungen<br />

der Versorgungsanbieter<br />

ein Ende bereitet werden. Während in<br />

den gegenwärtigen Krisenzeiten überall<br />

in Europa genau diese Preise längst<br />

gesenkt wurden, sind sie in Rumänien<br />

aufgrund der staatlichen Eigeninteressen<br />

bzw. dessen Monopol in die Höhe<br />

getrieben worden. Monopolpreise sollten<br />

zukünftig verstärkt unter die Lupe<br />

genommen werden“, so die Empfehlung<br />

des Geschäftsmannes.<br />

Aus der Nahrungsmittelindustrie<br />

kommt der Tipp zur Senkung der Umsatzsteuer,<br />

insbesondere bei den Grundnahrungsmitteln,<br />

oder etwa der Senkung<br />

einiger Direktsteuern. „Damit würde man<br />

den Konsum fördern, was wiederum die<br />

Produktion stimulieren und sich dementsprechend<br />

positiv auf den Arbeitsmarkt,<br />

die Exporte und die Konjunktur auswirken<br />

würde“, erläuterte Mihai Vi[an, Exektivdirektor<br />

des Verbandes der rumänischen<br />

Fleischverarbeiter.<br />

Kein Erbarmen mit den Staatsbediensteten<br />

In punkto Staatsbedienstete ist man<br />

sich allgemein einig: „Die absolute<br />

Priorität der neuen Regierung müsste<br />

eine erbarmungslose, 20%-ige Reduzierung<br />

der Lohnausgaben im öffentlichen<br />

Sektor sein. Wie die neue Regierung<br />

das bewerkstelligen will, ist ihre Sache<br />

– ob sie nun die Bediensteten auf einen<br />

zehntägigen unbezahlten Urlaub schicken<br />

will oder es vorzieht, Stellen abzubauen<br />

und Löhne zu kürzen. Danach<br />

muss das Rentengesetz erörtert und<br />

schleunigst vom Parlament verabschiedet<br />

werden“, fasste Finanzexperte Bogdan<br />

Baltazar dass allgemeine Fazit zusammen.<br />

Einhaltung des IWF-Abkommens,<br />

Erarbeitung eines neuen<br />

Fiskalsystems<br />

Last but not least behält die Wirtschaft<br />

das Abkommen Rumäniens mit<br />

dem IWF und der EU besorgt im Auge –<br />

da es das einzige „Krisenpaket“ des Landes<br />

darstellt, käme dessen Kündigung einer<br />

Katastrophe gleich. „Aus kurzfristiger<br />

Sicht müssen sämtliche Auflagen des<br />

IWF respektiert werden, da Rumänien<br />

ohne das internationale Notdarlehen<br />

aufgeschmissen ist. Mittelfristig sollte<br />

das Land endlich imstande sei, ein neues<br />

Steuersystem aufzubauen. Die Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise hat die Grenzen<br />

des derzeitigen Steuersystems klar aufgezeigt,<br />

es ist außerstande, auch in schwierigen<br />

Zeiten zu funktionieren. Auch<br />

muss die Schwarzwirtschaft ans Tageslicht<br />

gebracht werden und das ist nur<br />

mittels etlicher Steuererleichterungen erreichbar.<br />

Ebenfalls mittelfristig stehen in<br />

den Ressorts sämtlicher Ministerien Reformen<br />

an, kurzfristig wird die neue Regierung<br />

dafür wohl keine Zeit haben. Zu<br />

beneiden ist sie nicht – sie muss Erhebliches<br />

leisten, und das beim jetzigen, desolaten<br />

Zustand der Wirtschaft“, lautete<br />

die Meinung der Bankenvertreter.<br />

Emil Grenzer<br />

debizz 37


DEBIZZ/BERATUNG/ADVERTORIAL<br />

Der Leasing-Markt<br />

Im laufenden Jahr wurden sowohl der Leasingmarkt selbst<br />

als auch die gesamte einheimische Wirtschaft schwerwiegend<br />

getroffen, wobei die durchgeführten Transaktionen<br />

deutlich gesunken sind. Der Grund dieses Rückgangs ist<br />

eindeutig die Wirtschafts- und Finanzkrise sowie deren<br />

zahlreiche Nebenwirkungen: steigende Arbeitslosigkeit, zeitweilig<br />

volatiler Wechselkurs usw.<br />

In Rumänien ist der Leasingvertrag<br />

von der Regierungsverordnung Nr.<br />

51/1997, so wie diese geändert wurde,<br />

geregelt.<br />

Das Leasing ist ein Rechtsgeschäft,<br />

durch das eine Partei – Finanzierer/Vermieter<br />

genannt –, für einen bestimmten<br />

Zeitraum das Nutzrecht eines (Leasing)-<br />

Gegenstandes einer anderen Partei –<br />

Nutzer genannt – überträgt aufgrund der<br />

Einforderung einer regelmässigen Zahlung,<br />

Leasingrate genannt, wobei nach<br />

Ablauf des Leasingzeitraums sich der Finanzierer/Vermieter<br />

verpflichtet, das Optionsrecht<br />

des Nutzers zum Erwerb des<br />

Gegenstandes, zur Verlängerung des Leasingvertrags<br />

oder zur Beendung der Vertragsbeziehungen<br />

zu gewährleisten.<br />

Leasingverträge sowie persönliche<br />

und sachbezogene Garantien, die hinsichtlich<br />

der Zusicherung der Verpflichtungen<br />

des Leasingvertrags abgeschlossen<br />

wurden, haben vollstreckbaren Charakter,<br />

umsomehr da der Abschluss eines<br />

Leasingvertrags schriftlich erfolgen<br />

muss.<br />

Leasingverträge, die als Nutzgegenstand<br />

unbewegliche Güter haben, werden<br />

im Grundbuch eingetragen.<br />

Leasingoperationen des Typs Dreieck<br />

sind eine oft angewandte Form des<br />

Leasings. Die Initiative liegt normalerweise<br />

beim Nutzer, der einen bestimmten<br />

Gegenstand benötigt und/oder<br />

durch die Identifizierung eines möglichen<br />

Lieferanten und eines Finanzierers<br />

zur Markterkundung beiträgt.<br />

Beim Leasing unterliegt der Mietvertrag<br />

einem zweiseitigen (gegenseitigen)<br />

Mietversprechen –<br />

das bedeutet, dass der Finanzierer<br />

den erworbenen Gegenstand<br />

zu vermieten verspricht, während<br />

der Nutzer zusichert, ihn zu mieten.<br />

Eigentlich ist der Mietvertrag<br />

ein rechtliches Instrument, um<br />

dem Nutzer den Gegenstand zur<br />

Verfügung zu stellen<br />

Beim Leasing unterliegt der Mietvertrag<br />

einem zweiseitigen (gegenseitigen)<br />

Mietversprechen – das bedeutet,<br />

dass der Finanzierer den erworbenen<br />

Gegenstand zu vermieten verspricht,<br />

während der Nutzer zusichert, diesen<br />

zu mieten. Eigentlich ist der Mietvertrag<br />

ein rechtliches Instrument, um dem<br />

Nutzer den Gegenstand zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Laut rumänischer Gesetzgebung<br />

gibt es zweierlei Leasingarten:<br />

• das operative Leasing und<br />

• das Finanzleasing<br />

Der Hauptunterschied zwischen<br />

dem Finanzleasing und dem operativen<br />

Leasing besteht darin, dass im Falle des<br />

Finanzleasings der Leasingsvertrag den<br />

Erwerb des Gegenstandes, die Verlängerung<br />

des Vertrags ohne Veränderungen<br />

und auch die Beendung der Vertragsbeziehungen<br />

in Aussicht stellt, während<br />

das operative Leasing die Vermietung<br />

des Gegenstandes für einen bestimmten<br />

Zeitraum, jedoch nicht auch dessen Erwerbung<br />

bei Vertragsende, bedeutet.<br />

Aus buchhalterischer Sicht erfolgt<br />

die Eintragung der Absetzung des Vertragsgegenstandes<br />

im Falle des Finanzleasings<br />

durch den Mieter/Nutzer und<br />

im Falle des operativen Leasings durch<br />

den Vermieter/Finanzierer.<br />

Vermerkt sei noch, dass auf dem<br />

einheimischen Markt auch das Rechtsgeschäft<br />

„Verkauf und leaseback“<br />

durchgeführt wird, durch den der Eigentümer<br />

des Gegenstandes diesen verkauft<br />

und gleichzeitig eine Vereinbarung<br />

mit dem Käufer trifft, um den Gegenstand<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

zu mieten. Der Käufer des Gegenstandes<br />

kann eine Bank, eine Versicherung,<br />

eine Leasinggesellschaft oder ein<br />

privater Investor sein. Der Verkäufer<br />

erhält sofort den Kaufpreis des Gegenstandes<br />

und gebraucht den Gegenstand,<br />

wobei er dem neuen Eigentümer (Käufer)<br />

Gebühren zahlt.<br />

Unter Beachtung der besonderen<br />

wirtschaftlichen Lage und des Leasingmarktes<br />

haben Spezialisten versucht,<br />

sich auf neue Produkte zu konzentrieren,<br />

wie zum Beispiel die Finanzierung<br />

für den Erwerb von Gebrauchtwagen.<br />

Trotzdem erwarten die Spezialisten eine<br />

Marktstabilisierung frühestens im zweiten<br />

Quartal 2010.<br />

Daniela Popescu, Rechtsanwältin<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

Daniela Popescu, RA<br />

Gilescu & Partenerii CHSH<br />

Bukarest<br />

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Sektor 5<br />

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38 debizz


BUSINESS/INFO<br />

Deutsche Bank: Markteinstieg in 2010<br />

Die Deutsche Bank AG plant, im kommenden Jahr operativ<br />

auf dem rumänischen Markt einzusteigen. Man sehe in<br />

Osteuropa und auch in den BRIC-Staaten − Brasilien, Russland,<br />

Indien und China − „weiterhin Potenzial“, verlautbarte<br />

Jürgen Fitschen, Vorstandsmitglied und Deutschland-Chef<br />

des Finanzinstituts, Ende Oktober in Frankfurt.<br />

Mit Bezug auf Rumänien sagte Fitschen, dass die Bank<br />

vor Ort zwar schon über eine Repräsentanz vertreten sei,<br />

was jedoch bislang nur „ein eingeschränktes Geschäft“ ermöglicht<br />

habe. Die Deutsche Bank wolle hierzulande zukünftig<br />

„organisch wachsen“, deshalb sei die Gründung einer<br />

eigenen Tochter notwendig. Zukäufe seien derzeit zwar<br />

nicht geplant, doch würden sie grundsätzlich nicht ausgeschlossen,<br />

so Fitschen.<br />

Die Deutsche Bank hat erst unlängst eine Gesellschaft<br />

in der Ukraine aufgebaut, die mittelständischen Kunden<br />

unter anderem auch Handelsfinanzierungen anbietet. Das<br />

Finanzinstitut stand schon einmal kurz vor dem Einstieg ins<br />

hiesige Bankgeschäft – im Jahr 2005 hatte es sich am Rennen<br />

um die Banca Comercial` Român` (BCR) beteiligt, unterlag<br />

aber letzten Endes im Bieterwettstreit der österreichischen<br />

Erste Bank.<br />

Leute von heute<br />

© Lucian Tudose/Agerpres<br />

Mugur Is`rescu: Der wohl weltweit dienstälteste<br />

Zentralbankchef ist Anfang letzten<br />

Monats in seinem Amt als Gouverneur der<br />

rumänischen Nationalbank wieder bestätigt<br />

worden. Der 60-jährige Is`rescu steht<br />

seit 1990 an der Spitze der rumänischen<br />

Zentralbank, eine Unterbrechung gab es<br />

ledliglich in der Zeitspanne 1999–2000, als<br />

er das Amt des Premierministers bekleidete.<br />

Michel Lamoot: Seit Oktober ist der erfahrene<br />

Fachmann neuer Geschäftsführer von<br />

real,- Hypermarket Romania. Davor war<br />

er Non-Food-Beschaffungsleiter bei real,-<br />

Polen. Lamoot studierte an der Universität<br />

Grenoble Hotel- und Gastronomiemanagement<br />

und war im Verlauf seiner Karriere<br />

auch als Führungskraft in Südkorea, Japan<br />

und Frankreich tätig gewesen.<br />

Stefan Vancek: Der 42-jährige Slowake ist<br />

neuer Handelsdirektor der Generali Asigur`ri.<br />

Er soll sich um die Entwicklung und<br />

Verwaltung der Vertriebswege des Versicherers<br />

kümmern. Seit Mai 2008 war Vancek<br />

Direktor für Geschäftsentwicklung der<br />

Generali PPF Holding in Tschechien, davor<br />

arbeitete er bei Ceska Poistovna in der slowakischen<br />

Hauptstadt Bratislava.<br />

Mihai Grigore: Als neuer Chief Operating<br />

Officer bei Colliers wird der bisherige Leiter<br />

der Abteilung Wertgutachten das Tagesgeschäft<br />

der Immobilienfirma beaufsichtigen<br />

und steuern. Grigore gehört dem<br />

Rumänien-Team von Colliers seit acht<br />

Jahren an; bislang verwaltete er mehrere<br />

Prestige-Accounts wie jene der BCR, BRD,<br />

Immoeast, Petrom und Romtelecom.<br />

David Smith: Der studierte Jurist und<br />

Kaufmann ist neuer Executive Director bei<br />

Ernst & Young România und steht derzeit<br />

auch der Abteilung Betrugsermittlung vor.<br />

16 Jahre lang war Smith Betrugsfahnder<br />

und Sachwertgutachter für Handelsstreitigkeiten<br />

in England, Irland, Tschechien<br />

und Australien, nun soll er das Fachteam<br />

beim Büro von Ernst & Young in Rumänien<br />

unterstützen.<br />

debizz 39


BUSINESS/BANAT<br />

Business-Village neben<br />

Technologiepark<br />

Der Temescher Kreisrat betreibt<br />

über die Entwicklungsagentur ADE-<br />

TIM einen Technologiepark – und das<br />

schon seit fünf Jahren. Mehrmals mussten<br />

die Betreiber bei Betriebsstart der<br />

Einrichtung ihre Auflagen korrigieren,<br />

bis sich letztendlich der Boom bzw. die<br />

erwarteten Klein- und Mittelständler<br />

aus dem Bereichen IT, Kommunikation,<br />

Software, Automotive oder Logistik einstellten.<br />

Trotz Wirtschaftskrise sind derzeit<br />

24 von 26 Grundstücken belegt, sagte<br />

Geschäftsführerin Nicoleta Tisu debizz<br />

gegenüber. Der Technologiepark<br />

liegt an der Torontaler Straße, der Ausfahrtsstraße<br />

Temeswars in Richtung<br />

Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare.<br />

In unmittelbarer Nähe des Technologieparks<br />

beabsichtigt nun die britische<br />

Firma Charter Properties, ein sogenanntes<br />

Business-Dorf (Business-Village)<br />

einzurichten. Dazu streben die Engländer<br />

eine Zusammenarbeit mit dem<br />

Temescher Kreisrat über die Entwicklungsagentur<br />

ADETIM an. Ende Oktober<br />

wollten die Kreisratsabgeordneten<br />

darüber entscheiden, ob und unter welchen<br />

Auflagen der Kreisrat sich an diesem<br />

Projekt beteiligt. Neben dem Technologiepark<br />

will Charter Properties<br />

Grundstücke aus Eigenmitteln kaufen<br />

und dann eventuell über Strukturfonds<br />

der EU die eigentliche Investition tätigen.<br />

„Business-Village” heißt, auf einem<br />

begrenzten Areal, außerhalb der Kommunen,<br />

Gebäude zu diversen Wirtschaftszwecken<br />

zu errichten. Angesprochen<br />

sind kleine Firmen, denen auch<br />

Dienstleistungen in punkto Betriebsstart<br />

und Berufsbildung angeboten werden.<br />

So stellt der Betreiber kleine Werkhallen<br />

oder Lagerräume zur Verfügung, Büroflächen,<br />

Räumlichkeiten für Konferenzen<br />

und/oder Aus- und Fortbildung des<br />

Personals. Hinzu kommen Restaurants<br />

und Clubs, die als Treffpunkt der Unternehmer<br />

gedacht sind.<br />

Ausreichend Brotgetreide –<br />

Probleme sind jedoch vielseitig<br />

Offiziell geht man in diesem Herbst<br />

von einer Weizenernte von rund 5,3<br />

Mio. Tonnen aus. In Berufsverbänden<br />

wie der Föderation der rumänischen<br />

Landwirte herrscht jedoch eine andere<br />

Auffassung: Die Weizenernte werde<br />

heuer bei etwa 4 Mio. Tonnen liegen,<br />

alles andere seien „rein politische Einschätzungen“,<br />

sagt Föderationspräsident<br />

Matei, der selbst im Kreis Temesch<br />

Landwirtschaft in großem Stil betreibt.<br />

Doch werden auch die 4 Mio. Tonnen<br />

Weizen als ausreichend geschätzt, um<br />

den Inlandsbedarf zu decken, heißt es<br />

unter Fachleuten. So kommen etwa 3,5<br />

Mio. Tonnen dem Brotgetreide zu, weitere<br />

500.000 Tonnen werden als Saatgut<br />

benötigt.<br />

Die Erträge bei Weizen, Gerste,<br />

Raps dürften um rund 35% niedriger<br />

als im Vorjahr ausfallen – dies im Landesdurchschnitt,<br />

denn in vielen Gegenden<br />

war der Einbruch noch drastischer.<br />

Das Kernproblem liege nicht nur in der<br />

geringen Ernte, sondern auch darin, dass<br />

die Dürre nicht offiziell als Naturkatas -<br />

trophe gewertet wird, was bedeutet, dass<br />

die Landwirte trotz versicherter Kulturen<br />

keine Abfindungen erhalten haben.<br />

Zudem seien die Bewässerungssysteme<br />

komplett eingebrochen: 2,5 Mio. Hektar<br />

– etwa ein Viertel des rumänischen<br />

Ackerlandes – müssten bewässert werden,<br />

erläutert Viorel Matei, während<br />

tatsächlich jedoch nur 35.000–40.000<br />

Hektar bewässert würden.<br />

Laut Matei fehlt der Landwirtschaft<br />

auch ein Gesetz zur Kreditaufnahme zu<br />

Investitionszwecken – mit einem Zinssatz<br />

von höchstens 6% könnten die<br />

Kredite EU-Fonds mitfinanzieren helfen,<br />

auch käme die Mechanisierung der<br />

Landwirtschaft besser voran. Und weil<br />

von Gesetzen die Rede ist: Der Bauernverband<br />

ist entschlossen, den Anbau<br />

von Genmais und Sojabohnen durchzusetzen.<br />

Dadurch könne man die Kulturen<br />

widerstandsfähig gegen Dürre machen,<br />

sagt Matei und verweist darauf,<br />

dass es außerdem Überproduktionen<br />

gäbe, die eine Alternative zu herkömmlichen<br />

Rohstoffen darstellen könnten.<br />

Dass man in den USA Gen-Produkte<br />

fördert und in der EU nicht, ist für Matei<br />

nicht nachvollziehbar. „Die EU-Länder<br />

importieren landwirtschaftliche<br />

Produkte aus den USA und Gen-Gegner<br />

Greenpeace wird aus den USA finanziert“,<br />

moniert Matei.<br />

S. T.<br />

40 debizz


BUSINESS/BANAT<br />

Hochschulabsolventen immer<br />

optimistischer und loyaler<br />

Continental-Studie über Karrierechancen ausgewertet<br />

© HHL<br />

Die Sicherheit des zukünftigen<br />

Arbeitsplatzes<br />

hat auf der<br />

Prioritätenliste von<br />

Studenten in den<br />

letzten Jahren deutlich zugenommen,<br />

demzufolge ist auch<br />

die Loyalität gegenüber dem<br />

Arbeitgeber in der Zeitspanne<br />

2007–2009 gestiegen.<br />

Ein Großteil der Studenten kann<br />

sich inzwischen längst vorstellen, weit<br />

über zehn Jahre in ein und demselben<br />

Unternehmen tätig zu sein. Geld spielt<br />

trotzdem nach wie vor eine bedeutende<br />

Rolle: Mehr als Dreiviertel der Jugendlichen<br />

würden den Arbeitsplatz wechseln,<br />

wenn ihnen ein anderes Unternehmen<br />

ein besseres Lohnangebot unterbreitet.<br />

Im Frühjahr 2009 hat TNS7-Infratest<br />

im Auftrag der Continental AG<br />

insgesamt 1.031 Studenten in Rumänien<br />

befragt und deren Aussagen mit jenen<br />

deutscher Studenten verglichen. Die<br />

Umfrage wird in Rumänien seit 2005<br />

im Zweijahres-Rhythmus durchgeführt,<br />

in Deutschland findet sie jedes<br />

Jahr statt. „Rumänien hat für uns als<br />

Entwicklungsstandort eine sehr hohe<br />

Bedeutung in Europa“, sagt Heinz-Gerhard<br />

Wente, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor<br />

der Continental AG, und<br />

fügt hinzu: „Unser geschäftliches Engagement<br />

hier ist langfristiger Art und insofern<br />

sind wir auch in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten daran interessiert,<br />

zu erfahren, wie die Karrierepräferenzen<br />

und -optionen der Studenten aussehen,<br />

um unsere Spitzenposition als Arbeitgeber<br />

in Rumänien aufrecht erhalten<br />

zu können.“ Wente war zugegen,<br />

als die Umfrageergebnisse in Bukarest<br />

veröffentlicht wurden. Allgemein sei<br />

zur Umfrage gesagt: Die Mehrheit der<br />

rumänischen Studenten ist trotz Wirtschaftskrise<br />

noch zuversichtlicher, was<br />

ihre Berufschancen angeht, als dies<br />

noch vor zwei Jahren – mitten im Wirtschaftsboom<br />

– der Fall war. Das heißt<br />

jedoch nicht, dass die Ansprüche der<br />

jungen Leute gesunken sind: „Es ist nur<br />

einfacher, junge Leute einzustellen“,<br />

sagt Dr. Cristian von Albrichsfeld, Leiter<br />

der Forschung und Entwicklung bei<br />

Continental Automotive Rumänien.<br />

„Wenn man die Einstellung der rumänischen<br />

Studenten mit der ihrer<br />

deutschen Kollegen vergleicht, zeigt sich,<br />

dass Wissen und Einstellung nicht assoziiert<br />

werden können“, stellte die bekannte<br />

Psychologin und Gastrednerin Dr. Aurora<br />

Liiceanu auf der Konferenz zur Ergebnispräsentation<br />

fest. 42,6% der Befragten<br />

haben keine Vorstellung darüber,<br />

welche Folgen die Krise für ihren Karrierestart<br />

haben könnte; 18,6% (Deutschland:<br />

48%) gehen davon aus, dass sie keine<br />

Konsequenzen haben wird. „Möglicherweise<br />

ist die durch das schnelle wirtschaftliche<br />

Wachstum der vergangenen<br />

Jahre entstandene Euphorie noch sehr<br />

präsent in den Köpfen der rumänischen<br />

Studenten. Trotzdem spielt Arbeitsplatzsicherheit<br />

für sie die größte Rolle.<br />

Außerdem verstehen sie «Karriere» jetzt<br />

auch als Entwicklung innerhalb einer<br />

Abteilung oder eines Unternehmens“,<br />

hebt Dr. Liiceanu hervor.<br />

Mehr als ein Drittel der befragten<br />

rumänischen Studenten betrachten die<br />

Unternehmensgröße als irrevelant für<br />

ihre Karriereaussicht, 26,4% würden es<br />

vorziehen, für ein mittelgroßes Unternehmen<br />

zu arbeiten, während 22% eher<br />

gerne bei einem Global Player beschäftigt<br />

wären. Nur 7,2% würden sich für<br />

ein Familienunternehmen entscheiden.<br />

Über 75% der Studenten sehen Praxiserfahrung<br />

als wesentliche Voraussetzung<br />

für einen guten Job, gefolgt von<br />

Fremdsprachenkenntnissen. Gleich<br />

wichtig erscheinen ein Masterabschluss/<br />

MBA und gute Abschlussnoten. Nähe<br />

zu Familie und Freunden ist oft der entscheidende<br />

Faktor, weshalb sich Studenten<br />

einen Arbeitsplatz hier im Land<br />

wünschen. Etwas mehr als die Hälfte<br />

der Befragten würden jedoch bei besserer<br />

Bezahlung einen Job im Ausland annehmen.<br />

Mehr als die Hälfte der Studenten<br />

wäre bereit, ihre Heimstadt zu<br />

verlassen und eine Arbeit in einer anderen<br />

Stadt im Land zu akzeptieren. Von<br />

den rumänischen Städten werden Bukarest<br />

die besten Karriereaussichten zugeschrieben,<br />

es folgen mit großem Abstand<br />

Temeswar/Timi[oara, Hermannstadt/Sibiu,<br />

Kronstadt/Bra[ov, und Jassy/Ia[i.<br />

Siegfried Thiel<br />

debizz 41


BUSINESS/kronstadt<br />

„Kleines“ Oktoberfest für die Kronstädter<br />

DWK führt neue Form der Unterhaltung ein<br />

Die Einladung ü ber raschte selbst die Kronstädter Medien<br />

: „Sie sind herzlichst zu unserer Pressekonferenz<br />

eingeladen, die aus Anlass der Veranstaltung eines<br />

«kleinen Oktoberfestes» organisiert wird. Gezeichnet<br />

– Deutscher Wirtschaftsklub-Kronstadt“. Die Berichterstatter<br />

stutzten erst einmal, da ihnen die Assoziation der drei<br />

Begriffe Oktoberfest, Kronstadt und DWK anfänglich rein gar<br />

nichts zu sagen schien.<br />

Doch bei dem ersten Treffen mit<br />

den DWK-Vertretern gingen der Presse<br />

dann gleich mehrere Lichter auf. Erstens<br />

erfuhren selbst die Unwissenden,<br />

dass es vor Ort tatsächlich einen Deutschen<br />

Wirtschaftsklub gibt, zweitens<br />

gab es Details über dessen Wirkungsfeld<br />

und Mitglieder. Werner Braun,<br />

Vorsitzender des DWK, erklärte, wor auf<br />

das „kleine“ Oktoberfest hauptsächlich<br />

abzielt: „Wir wollen den Kronstädtern<br />

und den Urlaubern etwas Neues, etwas<br />

Andersartiges bieten. In diesem Sinne<br />

haben wir zunächst ein Konzept erarbeitet<br />

und sodann die Mitglieder des<br />

DWK angesprochen. Die Idee wurde<br />

nicht nur akzeptiert, sondern auch ergänzt<br />

– zu unserer Freude engagierte<br />

sich jeder Unternehmer so gut er nur<br />

konnte, die Unterstützung erwies sich<br />

als sehr breit, angefangen von der Logistik<br />

und bis hin zum letzten Detail.“<br />

Was ist „anders“?<br />

Diese Frage wurde im Vorfeld immer<br />

wieder gestellt. Cristian Macedonschi,<br />

einer der Mitveranstalter, erläuterte:<br />

„Das Oktoberfest ist nicht bloß ein<br />

einfaches Bierfest, sondern stellt eine<br />

Gelegenheit dar, mit Familie und<br />

Freunden mehrere Stunden bei gutem<br />

Essen, guter Musik und eben auch bei<br />

einem Bier zu verbringen. Das fängt mit<br />

so simplen Dingen wie einem Veranstaltungszelt<br />

nebst Tischen und Bänken<br />

an. Hinzu kommen die Musik, Wettbewerbe<br />

u.a., um eine passende Atmosphäre<br />

zu schaffen, des Weiteren Spielmöglichkeiten<br />

für Kinder sowie Verkaufsstände<br />

mit passenden Produkten,<br />

um das Fest nicht nur für die Einwohner<br />

selbst, sondern auch für die Urlauber<br />

attraktiv zu machen. Alles in allem<br />

geht es darum, einen fröhlichen und<br />

Die stolzen Veranstalter – ihr Event wurde ein haushoher Erfolg<br />

entspannten Rahmen für recht viele Besucher<br />

zu schaffen.“<br />

Werner Brauns Aufmerksamkeit<br />

galt inzwischen dem Unterhaltungsangebot:<br />

„Die Musik ist zweifelsfrei das A<br />

und O einer solchen Veranstaltung, mit<br />

ihr steht und fällt alles. Wir haben eine<br />

sehr gute Party-Band unter Vertrag genommen,<br />

die bereits bei zahlreichen<br />

Oktoberfesten mitgespielt und sich als<br />

genau das erwiesen hatte, was wir<br />

brauchten.“<br />

Konsul Gerlach und Gattin<br />

eröffnen das Fest<br />

1, 2, 3, 4: O’zapft is!<br />

Ganz in der Tradition des „echten“<br />

Oktoberfestes auf der „Wiesn“ durfte<br />

auch in Kronstadt das Anzapfen des<br />

ersten Bierfasses nicht fehlen. Die Aufgabe<br />

übernahmen der Generalkonsul<br />

der Bundesrepublik Deutschland in<br />

Hermannstadt, Thomas Gerlach, und<br />

Gattin. Genau wie in München wurden<br />

auch in Kronstadt die Schläge gezählt,<br />

bis Konsul Gerlach mit seinem Holzhammer<br />

das erste Fass Bier anstechen<br />

konnte. Der Konsul schlug sich wacker,<br />

wenn auch noch nicht ganz so routiniert<br />

wie ein Münchner Oberbürgermeister:<br />

Erst beim vierten Schlag zischte<br />

das Bier schäumend aus dem Fass. Nun<br />

ja, Übung macht den Meister!<br />

42 debizz


BUSINESS/kronstadt<br />

„Wirbelwind“ sorgte für eine erstklassige Gaudi<br />

Von Oldies bis Andrea Berg<br />

„Die Atmosphäre war das wichtigste<br />

Element unserer Veranstaltung“, blickt<br />

Werner Braun stolz zurück und damit<br />

hat er eindeutig Recht, denn die Stimmungsmacher<br />

„Wirbelwind“ verstanden<br />

ihr Metier. Roman (Bass und Gesang),<br />

Georgy (Keyboard, Gitarre und<br />

Gesang) und Christian (Akkordeon und<br />

Gesang) rückten mit Unterstützung an:<br />

Schlagzeuger Randy und Sängerin Michaela.<br />

Gemeinsam rissen sie die über<br />

3.000 Besucher im Zelt von ihren Bänken<br />

und verleiteten zu einer Gaudi, wie<br />

sie Kronstadt noch nicht erlebt hat.<br />

Heiße Rhythmen, Schlageroldies und<br />

neue Hits reihten sich stundenlang anein -<br />

ander. Das Publikum klatschte begeistert<br />

Beifall und sang teilweise lauthals<br />

mit – sogar bei Songs, die für viele ein<br />

Novum dargestellt haben mögen.<br />

Bei einem kurzen Gespräch vor seinem<br />

ersten Auftritt versuchte Schlagzeuger<br />

Randy, genannt „der Wolf“, eine<br />

möglichst grimmige Miene aufzusetzen<br />

und auf „Macho“ zu machen – was<br />

dem gutmütigen Musiker nicht so recht<br />

gelingen wollte: „Ich bin der wilde<br />

Mann der Band, ich bin so was von<br />

hart…. Ich esse keinen Honig, ich kaue<br />

Bienen!“ Nach vier Stunden fetziger<br />

Musik und etlicher Wettbewerbe war<br />

der Hunger inzwischen groß. Auch bei<br />

diesem Kapitel hielten sich die Veranstalter<br />

strikt an die bayerischen Regeln:<br />

Weißwurst mit süßem Senf, Kartoffelsalat<br />

und Sauerkraut gab’s nicht nur im<br />

Überfluss, sondern auch nach Originalrezept!<br />

Natürlich brutzelten auf zahlreichen<br />

Grillrosten auch andere Leckerbissen,<br />

doch blieben die Würstchen und<br />

das Helle vom Fass den ganzen Abend<br />

über der absolute Renner. Ein lokaler<br />

Konditor wartete zudem mit einer<br />

„Sonderauflage“ auf: Lebkuchenherzen<br />

mit passender Aufschrift „Oktoberfest.<br />

Kronstadt 2009“, die wie die sprichwörtlichen<br />

warmen Semmeln reißenden<br />

Absatz fanden. Als kleines „Extra“ gab’s<br />

außerdem superleckere Bretzel zum Bier,<br />

eine für viele Kronstädter neue Kombination,<br />

die sofort begeisterte.<br />

Allgemeine Begeisterung: Gibt’s 2010<br />

bereits ein „großes“ Oktoberfest?<br />

„Sehen uns<br />

2010 wieder!“<br />

Der Riesenerfolg der Veranstaltung,<br />

die ehrliche Begeisterung der Besucher<br />

und nicht zuletzt auch das gute Geschäft<br />

sind hervorragende Voraussetzungen<br />

dafür, bei der nächsten Ausgabe<br />

nicht mehr ein „kleines“, sondern bereits<br />

ein „großes“ Oktoberfest ins Auge<br />

zu fassen.<br />

Bis dahin abschließend einige Zahlen<br />

über die so erfolgreiche „kleine“<br />

Ausgabe: Erwartet wurden bis zu<br />

20.000 Besucher an insgesamt drei<br />

Veranstaltungstagen, tatsächlich dürfte<br />

sich die Besucherzahl letzten Endes<br />

auf rund 30.000 Personen belaufen<br />

haben, darunter auch viele Urlauber<br />

aus dem Ausland. Der Bierkonsum<br />

dürfte – gleichfalls schätzungsweise –<br />

bei rund 3 Liter pro Besucher gelegen<br />

haben, ebenso gab fast jeder Gast<br />

mindestens zwei Bestellungen seines<br />

Lieblingsmenüs ab. Fazit: ein erträgliches<br />

Geschäft für alle Beteiligten, einschließlich<br />

der Lieferanten für Speis und<br />

Trank.<br />

Kein Wunder also, wenn Organisatoren<br />

und Lieferanten schon jetzt eifrig<br />

Pläne für die nächste Ausgabe schmieden.<br />

Hans Butmaloiu<br />

debizz 43


BUSINESS/HERMANNSTADT<br />

© Sebastian Marcovici<br />

„Ein Stück Wien nach<br />

Hermannstadt gezaubert“<br />

Kaffee ist kein Getränk,<br />

sondern eine Kultur,<br />

meint Gerald Schüßl,<br />

der im Mai letzten<br />

Jahres gemeinsam<br />

mit dem Hermannstädter Radu<br />

Coica ein Kaffeehaus im Hof der<br />

evangelischen Stadtpfarrkirche<br />

eröffnet hat.<br />

„Es war nicht so, dass ich eines Tages<br />

mit dem Gedanken aufgewachte, ein<br />

Café in Hermannstadt zu eröffnen. Erst<br />

habe ich österreichische Firmen, die bereits<br />

Beziehungen zu Rumänien hatten,<br />

betreut, irgendwann hat es sich dann so<br />

ergeben. Das Café war folglich nicht der<br />

Grund, weswegen ich nach Rumänien<br />

kam, sondern eher eine Konsequenz, eine<br />

Draufgabe“, blickt Schüßl zurück.<br />

Den Anstoß gab eigentlich die Entdeckung<br />

einer hinreißenden Location<br />

im Zentrum Hermannstadts – zwischen<br />

der evangelischen Stadtpfarrkirche und<br />

dem Brukenthal-Gymnasium gelegen,<br />

bot die Terasse einen wunderbaren<br />

Ausblick auf die rot-braunen Dächer<br />

der unteren Altstadt. „Als wir die Location<br />

entdeckten, kam sofort die Frage<br />

auf: Was fehlt Hermannstadt? Und da<br />

lautete unsere Anwort - ein echtes Wiener<br />

Café, natürlich! Beim evangelischen<br />

Bezirkskonsistorium stießen wir auf offene<br />

Ohren – so kam es dazu, dass wir<br />

die Räumlichkeiten mieten konnten.“<br />

Allerdings war der Anfang dennoch<br />

kein Kinderspiel, erinnert sich der Ös -<br />

terreicher: „Wir mussten komplett sanieren,<br />

die Räumlichkeiten waren<br />

schließlich mehr als 15 Jahre frei gestanden.<br />

Wir haben so viel wie möglich von<br />

der alten Bausubstanz erhalten, wie etwa<br />

die Balken, Böden und Fenster.“ Der<br />

Aufwand hat sich gelohnt, denn das Café<br />

besticht mit Gemütlichkeit. An den<br />

Wänden hängen Fotos von Wien und<br />

Hermannstadt, im Hintergrund sorgt<br />

ein österreichischer Radiosender leise<br />

für adäquate Musikuntermalung.<br />

Während Schüßl erzählt, blickt er<br />

zum Fenster hinaus auf die ersten<br />

Schneeflocken des Jahres. Trotz anstehendem<br />

Wintertrubel sei dieser kein<br />

Grund zur Aufregung, meint der Café-<br />

Inhaber, denn „wir bemühen uns wesentlich<br />

mehr um die lokale Kundschaft,<br />

Touristen werden eher selten zu Stammkunden.“<br />

Deshalb gibt es im Café Wien<br />

immer wieder Kulturveranstaltungen<br />

wie Konzerte, Lesungen und Diskussionsrunden,<br />

im Sommer zudem auf der<br />

Terrasse tägliche Live-Musik.<br />

Trotz der Nähe zum Brukenthal-<br />

Gymnasium stellen die Schüler keineswegs<br />

das Hauptsegment der Klientel.<br />

Der Grund ist einfach: „Wir bieten keinen<br />

2-Lei-Kaffee an.“ Tatsächlich ist<br />

der Kaffee etwas teurer, trotzdem: „Von<br />

den Preisen her liegen wir eher im<br />

Durchschnitt.“ Dafür hat man im Café<br />

Wien die Wahl zwischen „einem echten<br />

Wiener Kaffee, nicht einem mit Gewalt<br />

italienisierten.“ Überhaupt entpuppt<br />

sich, dem Geschäftsführer zufolge, der<br />

Kaffee hierzulande nur allzu oft als eine<br />

„Frechheit“, obwohl es „da wohl einmal<br />

eine Tradition gegeben haben muss, sonst<br />

gäbe es ja auch keinen Kaffee «Mar ghiloman»“,<br />

den man übrigens auch im Café<br />

Wien erhalten kann, neben einem Kleinen<br />

Braunen, dem Wiener Melange und<br />

dem „Überstürzten Neumann“.<br />

Schüßl spricht mit Begeisterung<br />

über Kaffee und Kaffeekultur, zu der<br />

natürlich auch das Gebäck gehört. Und<br />

weil er in Rumänien noch keinen Lieferanten<br />

mit „einer vernünftigen Qualität<br />

gefunden“ hat, werden die Sacher- und<br />

die Linzertorte aus Wien importiert. Da<br />

sie aus einer berühmten Konditorei –<br />

Gerstner Viena – stammen, kosten sie<br />

dementsprechend viel. „Wir bieten aber<br />

auch in Hermannstadt hergestellte Kuchen<br />

an, die natürlich billiger sind. Die<br />

Transportkosten sind leider hoch, mit<br />

den Torten machen wir praktisch keinen<br />

Gewinn, sondern verfolgen bloß<br />

unser Ziel, so viele österreichische Produkte<br />

wie möglich anzubieten“, sagt<br />

der Inhaber.<br />

Gerald Schüßl hofft auf einen guten<br />

Herbst – mittlerweile kann er sich dar -<br />

über freuen, dass „so in richtiger Wiener<br />

Tradition“ die Stammkundschaft unterschiedlichen<br />

Gesellschaftssegmenten angehört,<br />

denn das „macht den Charme<br />

aus“. Und weil ihm die heimatliche<br />

Kaffeekultur lieb ist, „habe ich mir einfach<br />

ein Stück Wien nach Hermannstadt<br />

gezaubert“, lacht Gerald Schüßl.<br />

R. S.<br />

44 debizz


BUSINESS/HERMANNSTADT<br />

© Sebastian Marcovici<br />

seid großzügig,<br />

auch wir wollen<br />

„Hermannstädter,<br />

etwas von eurem<br />

Bürgermei -<br />

ster abhaben“, bloggte ein Bukarester,<br />

kaum dass Klaus Johannis<br />

von der Opposition als<br />

Übergangspremier nominiert<br />

wurde. Wenig später meldeten<br />

die Medien, dass die besorgten<br />

Hermannstädter gegen den Abgang<br />

ihres Stadtvaters am Großen<br />

Ring demonstrieren würden.<br />

Die gesamte Lokalpresse eilt, mit<br />

Kameras und Aufnahmegeräten bewaffnet,<br />

zum „Tatort“. Langsam stellen<br />

sich einige, wenige, Demonstranten<br />

ein. Der Meinungsaustausch beginnt:<br />

„Ich möchte nicht, dass er nach Bukarest<br />

zieht, wir brauchen ihn hier in Hermannstadt“,<br />

sagt ein entrüsteter Rentner.<br />

„Woher einen weiteren Sachsen<br />

nehmen? Ich habe sie schon immer gemocht,<br />

sie sind zuverlässig, tüchtig und<br />

arbeiten gründlich.“ Seine beiden Begleiter<br />

nicken. „Wir haben für ihn gestimmt,<br />

deshalb soll er auch da bleiben.“<br />

Ein lokaler Politikwissenschaftler<br />

sieht das anders: „Man muss das nationale<br />

Interesse über das lokale stellen. Es<br />

ist für alle besser, wenn Rumänien gut<br />

regiert würde – besser jedenfalls, als<br />

dass nur Hermannstadt gut verwaltet<br />

wird. Die Nominierung ist eine klare<br />

Anerkennung, schließlich ist Hermannstadt<br />

zu einem Aushängeschild für Rumänien<br />

geworden. Es mag letzten Endes<br />

Soll er oder soll<br />

er nicht…<br />

Hermannstädter Reaktionen<br />

zum Johannis-Hype<br />

auch unserer Stadt nutzen, eine gewichtige<br />

Vertretung in Bukarest zu haben.“<br />

Die Gemüter erhitzen sich langsam<br />

– knallharte Verhandlungen über Johannis’<br />

Zukunft scheinen nicht nur in<br />

den Bukarester Machtkorridoren, sondern<br />

auch am Großen Ring auf der Tagesordnung<br />

zu stehen. „Von Bukarest<br />

aus könnte er endlich das Problem unserer<br />

Ringstraße lösen“, ereifert sich ein<br />

junger Mann, der sofort von einer älteren<br />

Dame zurecht gewiesen wird:<br />

„Nichts da, hier soll er bleiben und das<br />

tun, wofür wir ihn gewählt haben.“<br />

Dem widerspricht eine junge Frau: „I wo<br />

– ab nach Bukarest mit ihm. Dort soll er<br />

den Politikern beibringen, was Tüchtigkeit<br />

und Pünktlichkeit bedeuten.“<br />

Die anwesenden Hauptstädtler bleiben<br />

eher skeptisch, den Hermannstädter<br />

shooting-star sehen sie daheim am<br />

besten aufgehoben: „Er soll lieber vor<br />

Ort bleiben, in Bukarest fressen ihn die<br />

Politiker mit Haut und Haaren“, unkt<br />

ein Journalist. Sodann scheiden sich die<br />

Geister auch an Johannis’ Abstammung:<br />

„Gibt es einen besseren Premier<br />

als ihn?“, sinniert laut eine junges Ehepaar.<br />

„Er ist schließlich Deutscher.“<br />

Eben dieses Detail scheint einer Rentnerin<br />

nicht so sehr zu schmecken: „Ich bitte<br />

Sie, nennen Sie mir ein Land, in dem<br />

der Vertreter einer Zwergminderheit regiert?<br />

Auf Stadtebene geht das in Ordnung,<br />

doch an der Spitze des Landes hat<br />

gefälligst ein Rumäne zu stehen.“ „Hermannstadt<br />

wirkt ja auch schon fast wie<br />

ein anderes Land“, bemerkt ein nihilistischer<br />

Klausenburger im Vorbeigehen.<br />

„Die rumänischen Politiker sind alle<br />

dermaßen korrupt, dass nicht ’mal der<br />

aufrichtigste Mann eine Chance hätte,<br />

ehrlich zu bleiben. Johannis wäre gut<br />

beraten, daheim zu bleiben.“<br />

Den ganzen Rummel um den Lokalpolitiker<br />

können beileibe nicht alle<br />

Stadtbewohner nachvollziehen: „Echte<br />

Chancen hat er kaum, so bekannt ist er<br />

nun wiederum auch nicht. Man kennt<br />

ihn in Siebenbürgen, aber ansonsten<br />

…Hätten Sie vor einer Woche in Craiova<br />

gefragt, wer Johannis ist, wären die<br />

meisten Einwohner eine Antwort schuldig<br />

geblieben“, will ein junger Geschäftsführer<br />

wissen. Johannis’ Karriere<br />

läßt auch dessen Geschäftspartner kalt:<br />

„Ob er geht oder bleibt ist Wurscht fürs<br />

Geschäft, die Bürokratie bleibt die gleiche.<br />

Die Leute im Bürgermeisteramt<br />

bleiben die gleichen, und der Chef – ob<br />

nun Johannis oder ein anderer – weiss<br />

längst nicht immer, was seine Leute so<br />

alles treiben. Diesbezüglich sind wir<br />

hier in Hermannstadt keineswegs besser<br />

dran als anderswo in Rumänien.“<br />

Es dunkelt längst, die bibbernden<br />

Presseleute beginnen, sich enttäuscht<br />

vom Grossen Ring zu verziehen – aus<br />

der Traum von der Berichterstattung<br />

über ein Massenevent. Zwar mag so<br />

mancher Hermannstädter seinen Stadtvater<br />

behalten wollen, doch dafür bei<br />

frostigen Temperaturen zu demonstrieren,<br />

ist für die meisten offenbar zuviel<br />

des Guten.<br />

Ruxandra St`nescu<br />

debizz 45


BUSINESS/INVESTORIES ÖSTERREICH<br />

2010 wird es wieder aufwärts gehen<br />

2010 wird es wieder aufwärts gehen.<br />

Mit der Wirtschaft in Österreich, wo<br />

man nach letzten Hochrechnungen für<br />

das Jahr 2010 mit einem Wachstum von<br />

+1,5% rechnet, in Deutschland mit einem<br />

Plus von rund 1%, dem wichtigsten<br />

Handelspartner Österreichs, aber<br />

auch Rumäniens. Das gibt Grund zur<br />

Hoffnung auf eine Stabilisierung der<br />

Märkte. Genauso wie die Abwärtsspirale<br />

alle Länder zu Fall brachte, wird<br />

auch der Sog des Aufschwungs wieder<br />

alle Märkte beflügeln. Ob es aber auch<br />

in Rumänien schnell wieder bergauf<br />

geht, ist momentan schwer zu sagen.<br />

Rumänien ist wie viele andere junge<br />

Mitgliedsländer der Europäischen Union<br />

stärker von der Wirtschaftskrise betroffen<br />

als etablierte Märkte wie Österreich,<br />

wofür es sicherlich verschiedene<br />

Gründe gibt. Rumänien hatte in den<br />

letzten Jahren einen beispiellosen Boom<br />

zu verzeichnen, der stark von Aus landsinvestitionen<br />

getragen und in einem großen<br />

Ausmaß von der Perspektive und<br />

der Impulse der Mitgliedschaft in der<br />

Europäischen Union getragen war – einerseits<br />

von den Aussichten auf Förderungen<br />

aus EU-Mitteln und anderen internationalen<br />

Finanzierungsinstitutionen<br />

wie die EBRD oder die Weltbank,<br />

vor allem aber durch die Privatinitiative<br />

rumänischer und ausländischer Firmen,<br />

die das Potenzial Rumäniens im Herzen<br />

Europas erkannt haben und in Erwartung<br />

der Entwicklung des rumänischen<br />

Marktes langfristig Kapital eingebracht<br />

haben. Aufgrund fehlender finanzieller<br />

Reserven konnte Rumänien aber auch<br />

keine eigenen wirkungsvollen und starken<br />

Konjunkturbelebungspakete schnüren.<br />

Die finanzielle Stabilität in Rumänien<br />

ist zwar garantiert, aber einen großen<br />

Spielraum für aktive Budgetpolitik<br />

gibt es derzeit keinen.<br />

Daher wird es nicht nur auf solide<br />

und gute Wirtschaftspolitik durch eine<br />

stabile Regierung ankommen, auf die<br />

nun alle in Rumänien hoffen, sondern<br />

auf ein Wiedererstarken des Optimismus<br />

unter den Investoren. Was können wir<br />

daher tun? Warten und Teetrinken<br />

bringt sicherlich nichts. Es gilt gerade<br />

jetzt – in Zeiten, wo Faktorpreise wieder<br />

gefallen sind, die Immobilien etwa erweisen<br />

sich so günstig wie vor rund 3<br />

Jahren – weiter zu investieren. Starke, finanziell<br />

gesunde Firmen sind daher aufgerufen,<br />

die Chancen zu nutzen und jetzt<br />

wieder groß einzusteigen, um die vielfältigen<br />

Möglichkeiten, die Rumänien zu<br />

bieten hat, dementsprechend zu nutzen.<br />

Die Außenhandelsstelle wird daher<br />

weiterhin proaktiv auftreten und ihr<br />

übliches Programm zur Unterstützung<br />

österreichischer Firmen in Rumänien<br />

anbieten – sei es mit einer Delegation<br />

für Investitionen und Technologie für<br />

die Forstwirtschaft und Holzverarbeitung<br />

in die Bukowina oder mit Marktsondierungsreisen<br />

und Beteiligungen an<br />

internationalen Messen in den Bereichen<br />

Landwirtschaft, Erneuerbare Energie<br />

und Infrastruktur. Dabei gilt es nicht<br />

nur, neue Firmen nach Rumänien zu<br />

bringen – ein großer Teil der infrage<br />

kommenden Firmen aus Österreich<br />

kennt bereits den rumänischen Markt –,<br />

sondern sich vor allem auch auf die bereits<br />

vor Ort aktiven Firmen zu konzentrieren.<br />

5.400 österreichische Unternehmen<br />

sind schon in Rumänien aktiv,<br />

wenn all diese Firmen aktiv und erfolgreich<br />

agieren, ist das eine exzellente Basis<br />

für einen nachhaltigen Aufschwung.<br />

Rudolf Lukavsky,<br />

der österreichische Handelsdelegierte<br />

Teilnehmer an der MSR Holz- und Forstwirtschaft in die Bukowina, 28.–30. 10. 2009<br />

EURODATA www.eurodata.co.at<br />

GANTNER Seilbahnbau www.gantner-cableways.com<br />

Kaindl EVGmbh www.die-foerster.com<br />

Landgut Agrarmanagement und Holding Email:<br />

moessmer@landgutholding.com<br />

Perusch Paletten GmbH www.palettenperusch.at<br />

VA Intertrading www.vait.com<br />

Wiehag www.wiehag.com<br />

Forstzeitung www.timber-online.net<br />

IT-Lösungen<br />

Seilbahnen und Kabelzüge<br />

Komplette Projektlösungen<br />

Agrarmanagement<br />

Europaletten und Verpackung<br />

Transport und Logistik<br />

Komplette Projektlösungen<br />

Forstfachzeitschrift<br />

46 debizz


BUSINESS/INVESTORIES ÖSTERREICH<br />

Schweighofer – Holzmarktführer in Rumänien<br />

© Schweighofer<br />

Die Holzindustrie Schweighofer ist<br />

der führende Holzverarbeiter in Rumänien.<br />

Seit dem Bau des ersten Sägewerkes<br />

in Sebe[ im Jahre 2002 haben sich<br />

das Einschnittvolumen und die Produktpalette<br />

stetig vergrößert. 2007 wurde<br />

das zweite Sägewerk in R`d`u]i in<br />

Betrieb genommen und im darauffolgenden<br />

Jahr wurde schließlich von<br />

Swedwood (IKEA) ein Weiterverarbeitungswerk<br />

in Siret übernommen.<br />

Insgesamt 2,3 Millionen Kubikmeter<br />

Rundholz können in Sebe[ und<br />

R`d`u]i eingeschnitten und weiter verarbeitet<br />

werden. Die Produkte finden<br />

zu 48% in Europa Absatz. Die größten<br />

Exportmärkte liegen in Asien (hauptsächlich<br />

Japan) und im Mittleren Osten.<br />

In Siret werden Leimholzplatten für<br />

Baumärkte und Produkte für die Möbelindustrie<br />

hergestellt. Aus der bei der<br />

Säge anfallenden Rinde wird in KWK-<br />

Anlagen (Sebe[ und R`d`u]i) Wärme<br />

für die betriebseigenen Holztrocknungsanlagen<br />

und Grünstrom für das<br />

öffentliche Netz produziert. Weitere Sägenebenprodukte<br />

bilden den Rohstoff<br />

für die Herstellung von Pellets und Briketts.<br />

Neben der Holzindustrie betreibt<br />

die Schweighofer Gruppe ein Hotel in<br />

R`d`u]i, ist in der Forstwirtschaft tätig<br />

und engagiert sich für den Ausbau der<br />

klimaschonenden Energieproduktion<br />

aus Biomasse in Rumänien.<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

S.C. Holzindustrie Schweighofer s.r.l.<br />

Industriilor Str. 1<br />

515800 Sebe[, Rumänien<br />

Cosmin Capras<br />

Tel.: +40 258 806 300<br />

Fax: +40 258 806 301<br />

E-Mail: office@schweighofer.ro<br />

www.schweighofer.ro<br />

EGGER bietet „mehr aus Holz“<br />

Die EGGER Gruppe mit Stammsitz<br />

in St. Johann in Tirol gehört mit 5.500<br />

Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,5<br />

Mrd. Euro (Geschäftsjahr 2008/2009) zu<br />

den international führenden holzverarbeitenden<br />

Firmen. Das Familienunternehmen,<br />

das 1961 gegründet wurde,<br />

produziert europaweit an 15 Standorten<br />

und hat weltweit Abnehmer in der Möbelindustrie,<br />

dem Holz-Fachhandel sowie<br />

bei Baumärkten und DIY-Geschäften.<br />

EGGER-Produkte finden sich in unzähligen<br />

Bereichen des privaten und öffentlichen<br />

Lebens: in Küche, Bad, Büro,<br />

Wohn- und Schlafräumen. Dabei versteht<br />

sich EGGER als Komplettanbieter<br />

für den Möbel- und Innenausbau, für<br />

den konstruktiven Holzbau sowie für<br />

Laminatfußböden. Dem Leitgedanken<br />

„Mehr aus Holz“ folgend, bietet der Tiroler<br />

Holzwerkstoffhersteller unter der<br />

Dachmarke EGGER eine umfassende<br />

Produktpalette an Trägermaterialien<br />

aus Holzwerkstoffen (Span-, OSB- und<br />

MDF-Platten) sowie Schnittholz. Die<br />

Produktionskapazität lag im Geschäftsjahr<br />

2008/2009 bei 6,35 Mio. m³. Ein<br />

Großteil dieser Basiswerkstoffe wird<br />

mit trendgerechten Dekoren und Oberflächen<br />

weiter veredelt.<br />

Anfang Januar 2008 hat EGGER in<br />

seinem neuesten Werk im rumänischen<br />

R`d`u]i, Bezirk Suceava, plangemäß die<br />

Produktion aufgenommen. Das Werk<br />

mit 400 Mitarbeitern kann jährlich bis<br />

zu 600.000 m³ Rohspanplatten herstellen.<br />

Rund 80% werden weiter veredelt<br />

und als melaminharzbeschichtete Spanplatten<br />

(MFC-Platten) vertrieben.<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

EGGER Romania SRL<br />

Emanuel Ruc`reanu<br />

Bdul. Dimitrie Pompeiu 10A<br />

Et. 4, Sektor 2<br />

020337 Bukarest, Romania<br />

Tel.: +40 21 311 01 38<br />

Fax: +40 21 311 01 39<br />

E-Mail: info-ro@egger.com<br />

debizz 47


BUSINESS/INVESTORIES_SCHWEIZ<br />

Der Schweizer<br />

Erweiterungsbeitrag<br />

für Rumänien<br />

Anfang September stimmte der Schweizer Nationalrat<br />

(Abgeordnetenhaus) mit 113 Stimmen zu 52 Stimmen<br />

für den so genannten Beitrag der Schweiz für Rumänien<br />

und Bulgarien zur Verringerung der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten<br />

Europäischen Union (kurz: Erweiterungsbeitrag). Das Gesamtpaket<br />

hat ein finanzielles Volumen von 257 Millionen CHF, was rund 170<br />

Millionen Euro entspricht. 181 Millionen CHF davon gehen an Rumänien.<br />

Falls die zweite Kammer des Schweizer Parlaments, der Ständerat<br />

(Senat), in der Wintersession 2009 ebenfalls „ja“ sagt, was als<br />

sicher gilt, kann ein bilaterales Rahmenabkommen ausgehandelt<br />

und wohl gegen Ende 2010 mit der Implementierung von ersten<br />

Projekten begonnen werden.<br />

Worum geht es beim Schweizer Erweiterungsbeitrag?<br />

Die Schweiz ist<br />

nicht Mitglied der EU und sie beteiligt<br />

sich damit logischerweise auch nicht an<br />

den Kohäsions- und Strukturfonds der<br />

EU. Da die Schweiz aber durch bilaterale<br />

Verträge eng mit der EU verbunden<br />

ist und vom EU-Binnenmarkt wirtschaftlich<br />

profitiert, leistet sie autonom<br />

ihren Beitrag für Stabilität und Wohlstand<br />

in Europa sowie zur Verringerung<br />

der sozialen und ökonomischen<br />

Ungleichheiten. Sie tut dies mit dem Erweiterungsbeitrag,<br />

also mit bilateralen<br />

Programmen in den 10 EU-Staaten (EU-<br />

10), die 2004 beigetreten sind. Nun<br />

kommen auch Programme in Rumänien<br />

und Bulgarien hinzu. Diese Programme<br />

basieren auf bilateralen Rahmenabkommen<br />

mit jedem der Partnerstaaten.<br />

Erste Erfahrungen mit dem Erweiterungsbeitrag<br />

für die EU-10 (insgesamt<br />

1 Milliarde CHF) sind positiv.<br />

Der Erweiterungsbeitrag für Rumänien<br />

wird sich an der erfolgreichen<br />

Transitionshilfe orientieren, die die<br />

Schweiz seit Mitte der neunziger Jahre<br />

und bis 2007 geleistet hat. Es geht dar -<br />

um, die Programme auf einige ausgewählte<br />

Bereiche zu fokussieren, bei denen<br />

ein rumänischer Bedarf gegeben ist<br />

und die Schweizer Seite auch ein spezifisches<br />

Know-how hat. Thematisch dürfte<br />

der Erweiterungsbeitrag für Rumänien<br />

aus den folgenden vier Portfolios<br />

bestehen. Im Portfolio „Sicherheit, Stabilität<br />

und Reformen“ könnten beispielsweise<br />

Projekte in den Bereichen Sicherheit<br />

der Außengrenzen, Schengen,<br />

Bekämpfung des Menschenhandels,<br />

aber auch die Reform des Gesundheitswesens<br />

sowie die Integration von Minderheiten<br />

unterstützt werden. Im Portfolio<br />

„Umwelt und Infrastruktur“ geht es<br />

vor allem um Projekte im Bereich der<br />

Energieeffizienz sowie von Fernheizungssystemen.<br />

Im Rahmen der „Privatsektorförderung“<br />

etwa soll Geld in einen<br />

Private Equity Fund für kleine und<br />

mittlere Unternehmen (KMU) investiert<br />

werden. Das Portfolio „Men schliche<br />

und soziale Entwicklung“ umfasst Forschung,<br />

Bildung und Stipendien.<br />

Die bilateralen Verhandlungen zwischen<br />

der Schweiz und Rumänien werden<br />

nun den genauen Inhalt des Rahmenabkommens<br />

definieren. Dabei haben<br />

verschiedene Akteure die Möglichkeit,<br />

ihre Ideen einzubringen. Das Rahmenabkommen<br />

ist aber flexibel gestaltet.<br />

Für verschiedene Projekte wird es<br />

auch öffentliche Ausschreibungen geben,<br />

an denen sich rumänische, schweizerische<br />

oder auch andere Firmen beteiligen<br />

können.<br />

In gewissen Nischen wird der<br />

Schweizer Beitrag einen wichtigen Beitrag<br />

zur Entwicklung Rumäniens leisten<br />

können. Die Sichtbarkeit des Erweiterungsbeitrags<br />

wird wichtig sein, denn er<br />

repräsentiert nicht „nur“ eine Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Er ist ebenso ein<br />

zentrales Element der politischen und<br />

wirtschaftlichen bilateralen Beziehungen<br />

zwischen der Schweiz und Rumänien.<br />

Dr. Simon Geissbühler,<br />

Botschaftsrat<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

© Mike Lehmann<br />

Simon Geissbühler<br />

Botschaftsrat<br />

Schweizerische Botschaft<br />

Grigore ~lexandrescu Str. 16-20<br />

010626 Bukarest 1<br />

Tel.: +40 21 206 16 00<br />

Fax: +40 21 206 16 20<br />

www.eda.admin.ch/bukarest<br />

48 debizz


BUSINESS/INVESTORIES_SCHWEIZ<br />

Holcim: Neues Millionen-<br />

Terminal in Bukarest<br />

Der Schweizer Zementriese Holcim<br />

hat ein neues Terminal im Bukarester<br />

Stadtteil Progresul in Betrieb genommen.<br />

Das Terminal im Wert von 11,5<br />

Mio. Euro reduziert die Vertriebskosten<br />

und arbeitet umweltschonend.<br />

Trotz zurückgegangener Nachfrage<br />

am Baustoffmarkt hält Holcim an seinen<br />

Investitionsvorhaben in Rumänien<br />

fort. Das neue Terminal erhöht die Lagerkapazität<br />

auf 6.000 Tonnen Zement;<br />

dadurch steigt die Lieferfähigkeit von<br />

jährlich 60.000 auf 400.000 Tonnen.<br />

„Durch das Distributionscenter will<br />

Holcim näher an jenen Kunden sein, die<br />

auf dem wichtigsten, individuell konzentrierten,<br />

Markt arbeiten. Das neue<br />

Terminal ermöglicht zudem die Umstellung<br />

des Zementtransports von der Straße<br />

auf die Schiene, wodurch eine Optimierung<br />

der Vertriebskosten ermöglicht<br />

und die Umwelt erheblich mehr geschont<br />

wird“, sagt Markus Wirth, Geschäftsführer<br />

von Holcim România.<br />

Die neuen Anlagen entsprechen<br />

dem höchsten Standards hinsichtlich<br />

Leistung, Umweltschutz und Sicherheit.<br />

Lieferbestellungen können leicht aufgegeben<br />

werden: 0248 506 600 oder einfacher<br />

*CIMENT (*246368) auf dem<br />

Handy wählen. Die Produkte werden<br />

dann innerhalb 24 Stunden ausgeliefert.<br />

Nach sechs Monaten anspruchsvoller<br />

Komplettsanierung und einer Investition<br />

im sechsstelligen Bereich eröffnet<br />

das Bukarester InterContinental Hotel<br />

auf 1.325 m 2 im 21. Stockwerk den<br />

neuen Club InterContinental Lounge<br />

sowie die Säle Fortuna und Hora.<br />

Club Lounge InterContinental ist<br />

die perfekte Adresse für eine private<br />

und gleichzeitig hochelegante Atmosphäre<br />

– die ideale Location für Begegnungen,<br />

Geschäftstreffen, Networking<br />

oder einen leichten Lunch. Club Inter-<br />

Continental Lounge kann von Hotelgästen<br />

gegen einen Aufpreis von 55<br />

Euro/Tag genutzt werden, ist aber auch<br />

Gästen von außerhalb zugänglich.<br />

Der frühere Prunksaal Balada ist auf<br />

Fortuna umgetauft worden und präsentiert<br />

sich nun als modular-flexibler<br />

Die neue Technologie erlaubt sowohl<br />

eine direkte Beladung als auch die<br />

Aufbereitung zahlreicher Produkte wie<br />

Grau-Zement in loser Schüttung, Beton,<br />

Mörtel und hydraulische Bindemittel<br />

für den Straßenbau.<br />

Holcim ist einer der weltweit führenden<br />

Anbieter von Zement und Zuschlagstoffen<br />

sowie weiterer Baustoffe<br />

wie Transportbeton und Asphalt. Dazu<br />

bietet Holcim aufwändige Serviceleistungen.<br />

Der Konzern hält Beteiligungen<br />

in rund 70 Ländern und beschäftigt<br />

über 80.000 Mitarbeiter.<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

Markus Wirth<br />

GM Holcim Romania<br />

Floreasca Business Park<br />

Calea Floreasca 169 ~<br />

Eingang B, 7. Stock, Sektor 1<br />

Tel.: + 40 (0) 21 231 77 08 / 09<br />

Fax: + 40 (0) 21 231 77 14 / 15<br />

InterContinental Bukarest: Neueröffnung<br />

in luftigen Höhen<br />

Konferenzraum auf dem neuesten<br />

Stand der Ton-Bild-Be leuchtungs tech -<br />

nik, die eine höchstgradige Personalisierung<br />

zulassen. Die 282 m 2 mit atemberaubendem<br />

Blick auf die Stadt bieten<br />

Platz für 150 bis 200 Gäste.<br />

Das gesamte Stockwerk wurde vom<br />

Londoner Architektenbüro Virgile and<br />

Stone Associates eingerichtet; design -<br />

mäßig bieten Leuchtkörper von Castellani<br />

& Smith, Möbel von Minotti und<br />

Kunstwerke einheimischer Künstler eine<br />

sinnvolle Ergänzung.<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

InterContinental Bucharest<br />

Tel: +40 21 310 20 20<br />

Fax: +40 21 312 08 85<br />

E-Mail: sales@interconti.ro<br />

www.intercontinental.com/bucharest<br />

debizz 49


POLITIK & GESELLSCHAFT<br />

Designierter Regierungschef<br />

Mission impossible für Lucian Croitoru<br />

Dieser Kuchen dürfte Staatschef B`sescu wohl kaum geschmeckt<br />

haben: Just zu seinem Geburtstag, dem 4. November,<br />

beabsichtigte das Parlament, über den Regierungsvorschlag<br />

des von ihm designierten Ministerpräsidenten,<br />

Lucian Croitoru, abzustimmen. Dass die Croitoru-Mannschaft<br />

angesichts der Zweidrittelmehrheit der parlamentarischen<br />

Koalition zwischen Sozialisten (PSD), Liberalen (PNL) und Ungarn-Verband<br />

(UDMR), die den Hermannstädter Bürgermeister<br />

Klaus Johannis als Regierungschef durchsetzen will, rein mathematisch<br />

gesehen chancenlos dastand, war von Anfang offensichtlich.<br />

(v.l.n.r.): Der designierte Regierungschef<br />

Lucian Croitoru und Präsident Traian B`sescu<br />

© Sorin Lup[a/Agerpres<br />

Der Monat Oktober bescherte Rumänien<br />

eine Dreifachkrise: Als ob Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise nicht schon genug<br />

wären, tobt seit Wochen nun auch<br />

eine schwere Regierungskrise, deren<br />

Ende nicht absehbar ist.<br />

Nachdem die Sozialisten Ende September<br />

die Regierungskoalition mit den<br />

Liberaldemokraten aufkündigten, stürzte<br />

die Minderheitsregierung unter Ministerpräsident<br />

Boc kaum zwei Wochen<br />

später über ein Misstrauensvotum. Tags<br />

darauf schlug die Liberale Partei den populären<br />

Bürgermeister Hermannstadts,<br />

Klaus Johannis, als neuen Regierungschef<br />

vor, Sozis und Ungarn-Verband<br />

unterstützten den Vorstoß. Johannis gilt<br />

zurzeit als den Liberalen nahestehend,<br />

davor (2000−2004) hatte er ein gutes<br />

Verhältnis zum ehemaligen sozialistischen<br />

Premier Adrian N`stase unterhalten.<br />

Der Landespräsident, dem laut<br />

Verfassung die Designierung eines Ministerpräsidenten<br />

obliegt, wies den Vorschlag<br />

der Opposition zurück und beauftragte<br />

den Nationalbank-Berater<br />

Lucian Croitoru mit der Bildung einer<br />

neuen Regierung, seine Entscheidung<br />

begründete er mit Croitorus wirtschaftlicher<br />

Kompetenz sowie dem Wunsch<br />

der Opposition nach einem unabhängigen<br />

Experten an der Regierungsspitze.<br />

Angesichts der prekären Wirtschaftslage<br />

des Landes, das auf Finanzspritzen<br />

seitens des IWF und der EU angewiesen<br />

ist, sei ein Regierungschef vonnöten,<br />

der „die Sprache des IWF“ spreche, so<br />

B`sescu. PSD-Chef Mircea Geoan`<br />

warf dem Staatschef daraufhin vor, sich<br />

bewusst für einen chancenlosen Kandidaten,<br />

der für die Opposition inakzeptabel<br />

sei, entschieden zu haben, um die<br />

abgewählte Boc-Regierung bis zum<br />

Ausgang der Präsidialwahl (Stichwahl<br />

am 6. Dezember) kommissarisch im<br />

Amt zu behalten.<br />

Ende Oktober stellte Lucian Croitoru,<br />

der seinerseits als dem Präsidenten<br />

nahestehend gilt, schließlich seine Mannschaft<br />

vor: Sein Regierungsvorschlag erwies<br />

sich mit 14 Ministerien zwar als<br />

schlanker, aber − zum Frust der Opposition<br />

− auch mit etlichen PDL-Schwergewichten<br />

besetzt, da die Liberaldemokraten<br />

als einzige Partei Gespräche mit dem<br />

designierten Premier eingegangen waren.<br />

Eine Bestätigung durch das Parlament<br />

am 4. November schien daher von Anfang<br />

an doppelt aussichtslos − die Croitoru-Mannschaft<br />

benötigte 236 Für-<br />

Stimmen, doch konnte sie lediglich mit<br />

der Unterstützung der Liberaldemokraten<br />

und deren 179 Stimmen rechnen.<br />

Laut Grundgesetz muss der Staatschef<br />

nach einem durchgefallenen Regierungsvorschlag<br />

zum zweiten Mal einen Kandidaten<br />

mit der Regierungsbildung beauftragen.<br />

Wird auch dieser Vorschlag<br />

im Parlament abgeschmettert, so kann er<br />

die Legislative auflösen und Neuwahlen<br />

ausrufen − allerdings erst nach der Präsidialwahl<br />

bzw. nach Ablegung des Amtseides<br />

durch den neu gewählten Staatschef.<br />

Bis dahin werden die Fronten wohl<br />

verhärtet und das Land folglich weiterhin<br />

politisch gelähmt bleiben, während<br />

Opposition und Präsidentschaft sich darauf<br />

konzentrieren, einander um jeden<br />

Preis auszutricksen. Derzeit ist nicht absehbar,<br />

ob B`sescu nach der Croitoru-<br />

Episode beabsichtigt, einen neuen Kandidaten<br />

mit der Regierungsbildung zu<br />

beauftragen − die Boc-Regierung hat<br />

demzufolge gute Chancen, bis zum 6.<br />

Dezember kommissarisch im Amt bleiben.<br />

In Neuen Jahr dürften Rumänien<br />

dann nicht nur erhebliche finanzielle<br />

Engpässe, sondern auch Neuwahlen blühen<br />

– denn die einheimischen Politiker<br />

scheinen sich nur auf Politzoff und<br />

Wahlkampfgedöns, nicht aber auch aufs<br />

Koalieren und Regieren zu verstehen.<br />

Lilo Millitz-Stoica<br />

50 debizz


POLITIK & GESELLSCHAFT/NEWS<br />

© Mihai Poziumschi/Agerpres<br />

© Angelo Brezoianu/Agerpres<br />

© Grigore Popescu/Agerpres<br />

Referendum<br />

für schlankeres<br />

Parlament<br />

Am 22. November sind die Rumänen<br />

aufgerufen, ihre Stimme gleich doppelt<br />

abzugeben − einerseits zur Wahl des<br />

zukünftigen Landespräsidenten, anderseits<br />

für oder wider eine schlankere Legislative.<br />

Staatschef B`sescu verfügte die<br />

Abhaltung des Referendums bezüglich<br />

der Reduzierung des derzeitigen Zwei-<br />

Kammern-Parlaments auf eine Kammer<br />

per Dekret und setzte sich damit über die<br />

– nicht bindende − Meinung des Parlaments<br />

hinweg, das sich dagegen ausgesprochen<br />

hatte. Von einem Einkammerparlament<br />

bestehend aus maximal 300<br />

Volksvertretern (zurzeit 471) verspricht<br />

sich der Präsident eine vereinfachte Beschlussfassung,<br />

mehr Effizienz und weniger<br />

Korruption. Damit das Referendum<br />

gültig ist, müssen über 50% der wahlberechtigten<br />

Bürger abstimmen.<br />

Laut Grundgesetz ist der „Präsident<br />

befugt, den Volkswillen per Referendum<br />

in Fragen des nationalen Interesses“<br />

zu eruieren, allerdings müssen danach<br />

„beide Parlamentskammern“ über<br />

den Volksentscheid befinden. Da Art.<br />

61 der rumänischen Verfassung besagt,<br />

dass die Legislative des Landes aus<br />

„Abgeordnetenkammer und Senat“ besteht,<br />

müsste – unabhängig vom Referendum<br />

– auch eine Verfassungsänderung<br />

vorgenommen werden, um das<br />

Einkammerparlament überhaupt einführen<br />

zu können.<br />

Vorgezogene<br />

Neuwahlen immer<br />

wahrscheinlicher<br />

Liberalen-Chef Crin Antonescu<br />

zieht vorgezogene Neuwahlen einer<br />

Croitoru-Regierung vor. „Wenn B`sescu<br />

meint, dass die Abgeordneten seinen<br />

designierten Premier Lucian Croitoru<br />

aus Angst, ihre Parlamentssitze zu verlieren,<br />

durchwinken werden, so irrt er<br />

gewaltig. Lieber vorgezogene Neuwahlen<br />

als Herrn Croitoru“, erklärte Antonescu.<br />

Sozi-Vorsitzender Mircea Geoan`<br />

ging sogar einen Schritt weiter:<br />

„Selbst einen zweiten Vorschlag des<br />

Präsidenten werden wir im Parlament<br />

abschmettern, danach mag das Verfassungsgericht<br />

darüber urteilen, ob für<br />

den neu gewählten Landespräsidenten<br />

die zwei gescheiterten Vorschläge ausreichen,<br />

um das Parlament aufzulösen“,<br />

oder ob „der Neue“ seinerseits erst einmal<br />

zwei Kandidaten designieren muss.<br />

Von vorgezogenen Neuwahlen<br />

scheint auch der derzeitige Staatschef zu<br />

träumen – allerdings verleitete ihn sein<br />

Wunschtraum auch zu einem Faux-pas:<br />

„Der Präsident kann das Parlament<br />

gleich nach den Präsidialwahlen, ergo<br />

bereits am 7. Dezember auflösen. Das<br />

macht der noch amtierende Präsident,<br />

niemand muss den Amtsantritt des neuen<br />

abwarten“, ereiferte sich Traian B` -<br />

sescu in einem Hörfunkinterview. Tags<br />

darauf musste er allerdings klein beigeben:<br />

Die Auflösung der Legislative kann<br />

nur vom neu gewählten Präsidenten<br />

nach dessen Vereidigung stattfinden.<br />

Künftig simultane<br />

Parlaments- und<br />

Präsidialwahlen?<br />

Kaum sechs Jahre sind es her, dass<br />

die rumänische Verfassung abgeändert<br />

wurde, um die Amtszeit des Landespräsidenten<br />

von vier auf gegenwärtig fünf<br />

Jahre zu verlängern. Damit könnte bald<br />

wieder Schluss sein, denn Staatschef<br />

B`sescu sprach sich Ende letzten Monats<br />

für einen zukünftig „einheitlichen<br />

Wahlprozess“ bzw. für simultane Parlaments-<br />

und Präsidentschaftswahlen aus.<br />

„Entweder werden Legislative und Landespräsident<br />

alle fünf oder aber alle vier<br />

Jahre gewählt. Doch sollte dies simultan<br />

geschehen. Ich selbst bin gewillt, auf<br />

zwei Jahre meines Mandats zu verzichten,<br />

falls die Verfassung dementsprechend<br />

abgeändert würde“, erläuterte<br />

der Staatschef. Der Beschluss, die Parlaments-<br />

von den Präsidentschaftswahlen<br />

abzukoppeln, habe sich leider als ein uninspirierter<br />

erwiesen, so Traian B`sescu.<br />

Dies sei in diesem Herbst, im Zuge des<br />

Wahlrennens um die Präsidentschaft,<br />

besonders offensichtlich geworden, da<br />

sämtliche Parteien nichts anderes als den<br />

Wahlkampf im Kopf gehabt hätten.<br />

Dem Staatschef zufolge wäre es empfehlenswert,<br />

das in diesem Sinne abgeänderte<br />

Grundgesetz noch im Verlauf der<br />

derzeitigen Legislaturperiode zu verabschieden.<br />

debizz 51


POLITIK & GESELLSCHAFT/INTERVIEW<br />

Klaus Johannis gibt nicht auf<br />

Der Bürgermeister von Hermannstadt über seine Ambitionen auf das<br />

Amt des Regierungschefs<br />

War es eine Niederlage für Sie, dass<br />

Sie nicht als Regierungschef designiert<br />

wurden?<br />

Nein auf keinen Fall. Warum sollte<br />

ich das als Niederlage ansehen? Dass<br />

ich als Kandidat von der Opposition<br />

ausgewählt wurde, betrachte ich als<br />

persönlichen Erfolg für mich. Dass jetzt<br />

der Präsident eine andere Meinung hatte<br />

als die Opposition, die die Mehrheit<br />

im Parlament bildet, muss man als Tatsache<br />

hinnehmen.<br />

Der designierte Regierungschef Lucian<br />

Croitoru stellt gerade sein Kabinett<br />

zusammen, das erst regierungsfähig<br />

ist, wenn es vom Parlament bestätigt<br />

wird. Die Opposition hat bereits erklärt,<br />

die neue Regierung abzulehnen.<br />

Was erwarten Sie?<br />

Die neue Regierung wird höchstwahrscheinlich<br />

im Parlament durchfallen.<br />

Dann wird es neue Verhandlungen<br />

geben müssen.<br />

Wollen Sie weiterhin Premier werden?<br />

Ich stehe als Kandidat weiter zur<br />

Verfügung. Ebenso halten die Oppositionsparteien<br />

derzeit an ihrem Vorschlag<br />

fest, dass ich zum Regierungschef berufen<br />

werde. Es ist das erste Mal im Nachwende-Rumänien,<br />

dass sich mehrere<br />

politische Parteien auf einen gemeinsamen<br />

unabhängigen Kandidaten für das<br />

Amt des Regierungschefs geeinigt haben.<br />

Dieses Novum hat mich überzeugt,<br />

mich auf dieses Projekt einzulassen.<br />

Das Vorschlagsrecht für den neuen Regierungschef<br />

hat aber Präsident Traian<br />

B`sescu. Er argumentierte, dass Rumänien<br />

in Krisenzeiten einen Wirtschaftsexperten<br />

als Regierungschef brauche,<br />

der angesichts der neuen Tranchen des<br />

Internationalen Währungsfonds auch<br />

dessen Sprache spreche. Falsche oder<br />

richtige Strategie des Präsidenten?<br />

Ich halte es für eine falsche Strategie.<br />

Der Ansprechpartner für die internationalen<br />

Finanzgremien ist der Finanzminister,<br />

nicht der Regierungschef.<br />

Ein Premier hat hingegen dafür zu sorgen,<br />

die gesamte Regierung am Laufen<br />

zu halten, Differenzen auszugleichen,<br />

diplomatisch für den größten gemeinsamen<br />

Nenner zu sorgen. Der designierte<br />

Regierungschef Lucian Croitoru, der<br />

zuvor ein ranghoher Finanzexperte der<br />

Rumänischen Zentralbank war, wäre<br />

ein guter Finanzminister. Zudem ist<br />

Croitoru nicht nur apolitisch, sondern<br />

unpolitisch. Er ist aus einer ganz anderen<br />

Branche jetzt rein zufällig in die politische<br />

Welt geraten. Das ist eine komplizierte<br />

Ausgangslage für ihn, als designierter<br />

Regierungschef von Rumänien<br />

zu agieren.<br />

Sie wurden zwar als unabhängiger<br />

Kandidat für den Premierposten vorgeschlagen,<br />

doch stehen Sie der Liberalen<br />

Partei nahe. Haben Sie Traian<br />

B`sescu einfach nur politisch nicht geschmeckt?<br />

Es ist schon möglich, dass ich B`sescu<br />

politisch nicht geschmeckt habe. Der<br />

© Angelo Brezoianu/Agerpres<br />

Präsident hat derzeit sein eigenes Konzept,<br />

wie Rumänien vor der Präsidentenwahl,<br />

für die er selbst kandidiert, regiert<br />

werden soll. Und das ist offensichtlich<br />

ein anderes Konzept, als die<br />

Mehrheit der Oppositionsparteien im<br />

Parlament hat.<br />

Es wurden bereits erste Stimmen laut,<br />

Sie als Einheitskandidaten der Opposition<br />

für die Präsidialwahl aufzustellen.<br />

Würden Sie sich auch dafür nominieren<br />

lassen?<br />

Nein. Diese Entscheidung habe ich<br />

schon vor Monaten getroffen und bei<br />

der bleibe ich.<br />

Ihnen ist schon in der Vergangenheit<br />

das Amt eines Ministers angeboten<br />

worden. Damit wären Sie bereits von<br />

der Lokalpolitik in die Landespolitik<br />

aufgestiegen. Sie haben – anders als<br />

jetzt bei der Kandidatur zum Premier<br />

– damals jedoch abgelehnt.<br />

Das stimmt. Präsident B`sescu hatte<br />

mir im Dezember 2004 angeboten, ein<br />

Ministerium zu übernehmen. Das habe<br />

ich damals aus gutem Grund abgelehnt.<br />

Hermannstadt war kurz zuvor mit Lu-<br />

52 debizz


POLITIK & GESELLSCHAFT/INTERVIEW<br />

xemburg als Europäische Kulturhauptstadt<br />

für das Jahr 2007 ausgewählt<br />

worden. Dieses Projekt war mir so<br />

wichtig, dass mich alles andere nicht<br />

interessiert hat.<br />

Das klingt so, als hätten Sie jetzt keine<br />

spannenden Aufgaben mehr in Hermannstadt<br />

und könnten deshalb Premier<br />

werden.<br />

Das Projekt einer Europäischen<br />

Kulturhauptstadt ist für einen Bürgermeister<br />

und für eine Stadt einmalig und<br />

schwer zu überbieten.<br />

Rumänien steckt seit Monaten neben<br />

einer wirtschaftlichen auch in einer<br />

politischen Krise. Was hat Ihrer Meinung<br />

nach zu dieser politischen Instabilität<br />

geführt?<br />

Es ist nach den Parlamentswahlen<br />

im Herbst 2008 eine Große Koalition<br />

aus Sozialdemokraten und Liberaldemokraten<br />

entstanden, aus zwei Parteien,<br />

die definitiv nicht zusammenpassen.<br />

Der Bruch der Großen Koalition<br />

Anfang Oktober ist letztlich nur der Beweis<br />

dafür. Als politisch instabil würde<br />

ich Rumänien derzeit nicht bezeichnen.<br />

Alles, was in den vergangenen Monaten<br />

politisch passiert ist, sei es der monatelange<br />

Streit innerhalb der Großen Koa -<br />

lition, dann ihr Bruch und schließlich<br />

der Sturz der Interimsregierung ist legitim<br />

und verfassungskonform. Sicher<br />

steckt Rumänien gerade in einer politischen<br />

Krise. Die kann aber überwunden<br />

werden, zunächst durch die Präsidentenwahl<br />

im November. Vielleicht<br />

folgen, wenn man sich nicht auf eine<br />

neue Regierung einigen kann, Neuwahlen<br />

fürs Parlament, um eine stabile<br />

Mehrheit zu finden. Nachteil ist, dass<br />

die Lösung der politischen Krise zeitraubend<br />

ist, es werden wohl noch Monate<br />

dafür vergehen. Das beflügelt mit<br />

Sicherheit keinen neuen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung in Rumänien.<br />

Die rumänischen Medien haben Sie als<br />

idealen Kandidaten beschrieben und<br />

immer wieder darauf verwiesen, dass<br />

Sie nicht nur der erfolgreichste Bürgermeister<br />

des Landes seien, sondern<br />

auch deutsche Tugenden hätten: Sie<br />

seien pünktlich, seriös, beständig. Was<br />

halten Sie von dieser Beschreibung?<br />

Ich fühle mich natürlich geschmeichelt.<br />

Doch ich hüte mich davor, das<br />

Klischee vom guten Deutschen selbst zu<br />

verwenden. Solche ethnischen Zuweisungen<br />

helfen uns in der Politik nicht<br />

weiter.<br />

© Angelo Brezoianu/Agerpres<br />

Wenn die Medien die so genannten<br />

deutschen Tugenden so hervorheben,<br />

scheint es, als ob sie der rumänischen<br />

Klasse fehlen würden. Stimmt das?<br />

Nein, das denke ich nicht. Das ist<br />

vielmehr der verzweifelten Suche nach<br />

guten Politikern, guten Managern, gutem<br />

Personal geschuldet, die es übrigens<br />

weltweit gibt. Jeder wünscht sich Menschen<br />

in Schlüsselpositionen, die pünktlich<br />

sind, seriös und gut ausgebildet. Da<br />

bildet die Politik keine Ausnahme.<br />

Der Machtpoker um die neue Regierung<br />

lässt Sie in der Diskussion auch<br />

als eine Art Retter in Krisenzeiten erscheinen.<br />

Was halten Sie davon?<br />

Rumänien kann auch ohne mich regiert<br />

werden. Alles andere wäre eine absurde<br />

Annahme.<br />

Die Antikorruptionsbehörde hat laut<br />

rumänischen Medien gegen Sie in<br />

den vergangenen Wochen wegen<br />

möglicher Unregelmäßigkeiten bei<br />

Rückgaben von Grundstücken in<br />

Hermannstadt ermittelt. Nun sollen<br />

strafrechtliche Ermittlungen gegen<br />

Sie laufen. Bringen diese Ermittlungen<br />

Ihr Image als akkurater Politiker<br />

ins Wanken?<br />

Das stimmt so nicht. Die Antikorruptionsbehörde<br />

hat die Unregelmäßigkeiten<br />

nicht bestätigen können, strafrechtliche<br />

Ermittlungen laufen keine.<br />

Das vergessen die Journalisten dann<br />

gerne zu schreiben.<br />

Sie haben mit dem Amt als Regierungschef<br />

geliebäugelt und bleiben<br />

nun weiterhin Bürgermeister von Hermannstadt,<br />

eine Stadt, die Sie erfolgreich<br />

in den vergangenen Jahren aufgebaut<br />

haben. Genügt Ihnen denn<br />

dieses Amt jetzt noch?<br />

Natürlich. Ich bin schließlich stolz,<br />

Bürgermeister von Hermannstadt zu<br />

sein. Das Amt des Premiers wäre für<br />

mich nicht wertvoller als der Bürgermeisterposten.<br />

Es gibt nur einen entscheidenden<br />

Unterschied: Der Bürgermeister<br />

wird von den Wählern direkt<br />

gewählt, der Regierungschef wird hingegen<br />

von politischen Parteien eingesetzt.<br />

Wie haben denn die Hermannstädter<br />

auf Sie in den vergangenen Tagen<br />

reagiert?<br />

Die Leute haben mich angesprochen,<br />

mir e-mails und SMS geschrieben,<br />

und mich teils darin bestärkt, Premier<br />

zu werden, teils erklärt, ich solle den<br />

Bürgermeisterposten nicht aufgeben.<br />

Dass so viele Hermannstädter Anteil an<br />

dieser Entscheidung nehmen, hat mich<br />

beeindruckt.<br />

Ist das auch ein Trostpflaster für Sie,<br />

dass Sie den Posten des Regierungschefs<br />

in der ersten Runde nicht bekommen<br />

haben?<br />

Also, ein Trostpflaster brauche ich<br />

zu dieser Stunde noch keines.<br />

Annett Müller<br />

debizz 53


POLITIK & GESELLSCHAFT/KULTUR<br />

Literatur-Nobelpreis für Herta Müller<br />

„Landschaften der<br />

Heimatlosigkeit“<br />

„F<br />

ür Herta Müller, die aus ihrem<br />

eigenen Land fliehen<br />

musste, ist das Vergangene<br />

immer lebendig. Als ich ihre Bücher gelesen<br />

habe, hat mich das innerlich erschüttert“,<br />

erklärte Peter Englund, Chef<br />

der schwedischen Nobelpreis-Akademie,<br />

anläßlich der Bekanntgabe der diesjährigen<br />

Preisträgerin. Müller schreibe „völlig<br />

ehrlich, mit einer unglaublichen Intensität.<br />

Sie schreibt auch als jemand aus einer<br />

Minderheit, ohne Rücksicht auf sich<br />

selbst“ und habe „mittels Verdichtung<br />

der Poesie und Sachlichkeit der Prosa<br />

Landschaften der Heimatlosigkeit“ gezeichnet,<br />

so Eglund in seiner Laudatio.<br />

Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees<br />

sorgte weltweit teils für Verblüffung<br />

(hauptsächlich in den USA),<br />

teils für Freude. Selbst die frischgebackene<br />

Nobelpreisträgerin zeigte sich<br />

überrascht. „Ich glaube es noch immer<br />

nicht. Es ist noch nicht im Kopf angekommen“,<br />

sagte Müller während ihrer<br />

ersten Pressekonferenz in Berlin. „So etwas<br />

habe ich nicht erwartet, ich brauche<br />

noch Zeit, um das einzuordnen.“<br />

Herta Müller wurde 1953 im Banater<br />

Dorf Nitzkydorf (unweit von Temeswar)<br />

geboren, ihre Eltern gehörten<br />

der hiesigen deutschen Minderheit an.<br />

Der Vater hatte im Zweiten Weltkrieg<br />

in der Waffen-SS gedient, die Mutter<br />

wurde 1945 in die Sowjetunion deportiert<br />

und war fünf Jahre in einem Arbeitslager<br />

in der jetzigen Ukraine interniert.<br />

Während ihres Studiums Mitte<br />

der 70er Jahre in Temeswar gehörte<br />

Herta Müller der „Aktionsgruppe Banat“<br />

an – einem Kreis junger deutschsprachiger<br />

Autoren, die sich in Diktaturzeiten<br />

für Meinungsfreiheit einsetzten.<br />

Aufgrund ihrer Weigerung, der damaligen<br />

Geheimpolizei als Spitzel zu<br />

dienen, verlor Müller ihre Stelle als<br />

Übersetzerin in einer Maschinenfabrik,<br />

wurde von der Securitate schikaniert<br />

und letzten Endes anhand ihrer regimekritischen<br />

Werke mit einem Publikationsverbot<br />

belegt. 1987 erhielt sie und<br />

ihr damaliger Ehemann Richard Wagner<br />

die Ausreiseerlaubnis, nach ihrer<br />

Ankunft in Deutschland ließ sich Müller<br />

in Berlin nieder.<br />

In Deutschland würdigte Bundespräsident<br />

Köhler, dass sie immer wieder<br />

„gegen das Vergessen angeschrieben und<br />

so an den hohen Wert der Freiheit erinnert“<br />

habe. „Ihre Literatur ist geprägt<br />

von den Erfahrungen, die Sie selber in<br />

Rumänien mit der kommunistischen<br />

Diktatur gemacht haben.“ Es sei „eine<br />

besonders glückliche Fügung, dass Sie<br />

die höchste Auszeichnung, die ein<br />

Schriftsteller bekommen kann, gerade<br />

in diesem Jahr erhalten, in dem wir an<br />

das Ende der Diktaturen in Osteuropa<br />

vor 20 Jahren erinnern“, hieß es in Köhlers<br />

Glückwunschschreiben. Bundeskanzlerin<br />

Merkel freute sich ihrerseits<br />

„von ganzem Herzen“ für Müller, die<br />

den Preis „mehr als verdient“ habe.<br />

© Soeren Stache/EPA/Agerpres<br />

Hierzulande verwies der Philosoph<br />

und ehemalige Außenminister Andrei<br />

Ple[u darauf, dass die Rumänen bisher<br />

stets betrübt gewesen seien, keinen eigenen<br />

Nobelpreisträger aufweisen zu<br />

können. „Nun können sie sich trösten.<br />

Herta Müller ist zwar eine deutsche<br />

Schriftstellerin, doch stammt sie aus<br />

Rumänien und ihre Werke enthalten ein<br />

Stück rumä nische und osteuropäische<br />

Geschichte.“<br />

Auch in Müllers Heimatdorf Nitzkydorf<br />

herrschte nach Bekanntgabe der<br />

Entscheidung des Nobel-Komitees eitel<br />

Freude: Bürgermeister Ioan Mascovescu<br />

verlautbarte, er sei „glücklich“, dass mit<br />

Müller eine aus Nitzkydorf stammende<br />

Autorin die begehrte Auszeichnung erhalte<br />

– auch wenn sie nicht mehr dort<br />

lebe. „War unser Ort bislang kaum bekannt,<br />

so kennt uns jetzt das ganze<br />

Land. Wir sind alle stolz, dass wir mit<br />

jemanden zusammengelebt haben, der<br />

den Nobelpreis für Literatur bekommen<br />

hat“, so Mascovescu. Inzwischen hat<br />

Nitzkydorf die Dichterin zur Ehrenbürgerin<br />

der Ortschaft ernannt.<br />

Herta Müller ist die zwölfte Frau,<br />

die mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt<br />

wird. Die letzten Preisträger aus dem<br />

deutschen Sprachraum waren Elfriede<br />

Jelinek (Österreich) 2004 und Günter<br />

Grass (Deutschland) 1999. Die mit 10<br />

Millionen Kronen (knapp eine Million<br />

Euro) dotierte Auszeichnung wird Müller<br />

am 10. Dezember in Stockholm entgegennehmen.<br />

Emil Grenzer<br />

54 debizz


POLITIK & GESELLSCHAFT/REKONSTRUKTION<br />

© Privat<br />

Regisseur Milo Rau (rechts) nach ihrem Interview mit General Victor St`nculescu<br />

(Mitte) Anfang des Jahres, damals noch im Hochsicherheitstrakt Jilava<br />

The Last Hour of Elena<br />

and Nicolae Ceau[escu<br />

Ein Schweizer und ein<br />

deutscher Theatermacher<br />

wollen im Dezember<br />

den Prozess<br />

gegen die Ceau[escus<br />

auf die Bukarester Theaterbühne<br />

bringen. Es geht dabei vor allem<br />

um Verrat, ganz im shakes -<br />

peareschen Sinne.<br />

Im westeuropäischen Fernsehprogramm<br />

werden am 26. Dezember 1989<br />

die Bilder des Ceau[escu-Prozesses ausgestrahlt.<br />

Nicolae singt die Internationale,<br />

Elena rügt die Soldaten, dann werden<br />

die beiden abgeführt. Cut. Die Exekution<br />

wird ausgespart, auf dem Bildschirm<br />

sind die beiden Leichen zu sehen. Der<br />

Schweizer Milo Rau, damals zwölfjährig,<br />

verfolgt den Ceau[escu-Prozess im<br />

Fernsehen, ist gebannt vom Real-Krimi.<br />

20 Jahre danach will Rau, jetzt 32-jährig<br />

und Theaterautor, den Prozess auf der<br />

Bühne nachinszenieren – zusammen mit<br />

dem Berliner Dramaturgen Jens Dietrich.<br />

Doch nicht nur das. Im geplanten<br />

Theaterstück „The Last Hour of Elena<br />

and Nicolae Cea u[escu“ wird es zudem<br />

um die Ereignisse der 89er-Revolution<br />

und um die rumänische Gegenwart gehen.<br />

Dass der Schweizer Theaterautor<br />

und der Berliner Dramaturg sich für die<br />

rumänische Wende entschieden haben,<br />

„liegt an ihrer hohen Erzähldichte und<br />

dass sie voller theatraler Momente ist“,<br />

meint Milo Rau.<br />

Zu den geplanten Hauptfiguren im<br />

Theaterstück zählt der umstrittene General<br />

Victor St`nculescu: Erst organisierte<br />

er den Flucht-Helikopter für das<br />

Diktatoren-Ehepaar, wenig später den<br />

Prozess gegen die beiden. „Ein Verräter<br />

im shakespeareschen Sinne“, nennt ihn<br />

Dramaturg Jens Dietrich. Die beiden<br />

Theatermacher haben den General im<br />

Winter dieses Jahres noch im Hochsicherheitsgefängnis<br />

Jilava besucht.<br />

Char mant sei er gewesen „und mit einer<br />

Menge Akten“ zum Gespräch gekommen,<br />

goldene Bowlingschuhe tragend.<br />

„Wollen Sie die Wahrheit wissen?“,<br />

fragt St`nculescu im Gespräch,<br />

dann bricht er inmitten seiner Erklärung<br />

ab und sagt, er werde lieber ein<br />

Buch darüber schreiben. Den Anspruch,<br />

alleinig „die Wahrheit über die<br />

Revolution zu kennen“, hätten viele ihrer<br />

Interviewpartner gehabt, sagen Rau<br />

und Dietrich. Sie haben rund 50 Gespräche<br />

geführt: mit früheren Militärs,<br />

Ex-Securitate-Mitarbeitern, Journalisten,<br />

Künstlern sowie Wissenschaftlern.<br />

Die meisten hätten sich als Dissidenten<br />

bezeichnet. Die Widersprüchlichkeit<br />

der recherchierten Aussagen hat die<br />

beiden bestärkt, „mit unseren Stück<br />

nicht neue Fakten erzählen zu wollen,<br />

sondern den Rollentausch auf die Bühne<br />

zu bringen, wie aus treuen Dienern<br />

in Windeseile Verräter werden“, meint<br />

Jens Dietrich. Der Anspruch der beiden<br />

Theatermacher dabei: „Wir wollen die<br />

Gespenster der Vergangenheit wecken,<br />

um eine öffentliche Diskussion über die<br />

Revolutionstage anzuschieben.“<br />

Das Stück wurde am 3. November in<br />

ersten Auszügen im Bukarester Theater<br />

Act gezeigt und soll am 10. und 11. Dezember<br />

vollständig im Bukarester Odeon-Theater<br />

aufgeführt werden. Anschließend<br />

wird es auf deutschen und<br />

Schweizer Bühnen gezeigt. Auch ist eine<br />

TV-Fassung geplant. Sie am 25. Dezember,<br />

dem Hinrichtungstag der Ceau[escus<br />

zu zeigen, hat das deutsche öffentlich-rechtliche<br />

Fernsehen bereits abgelehnt.<br />

Zum Weihnachtsfest sei die Geschichte<br />

„zu morbid“, hieß es zur Begründung.<br />

Annett Müller<br />

debizz 55


DEBIZZ/BERATUNG/ADVERTORIAL<br />

Rumänien und seine<br />

zweifelhaften Spitzenpositionen<br />

Diese Wette gehe ich ruhig<br />

schon jetzt ein: Wenn über<br />

die Wirtschaftskrise endlich<br />

in der Vergangenheitsform gesprochen<br />

werden wird, so wird auch Rumänien<br />

zweifelsfrei einen „Spitzenplatz“ in<br />

punkto Dauer und Intensität der Krise<br />

eingenommen haben. Zeichen dafür gibt<br />

es bereits: Das Krisenmanagement der<br />

jüngst abgewählten Boc-Regierung benotete<br />

das Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

CESifo Group unlängst mit 1,3 (auf einer<br />

Werteskala von 1 bis 9, wobei 9 die<br />

Bestnote und 1 die schlechteste darstellte).<br />

Zudem entpuppt sich der Staat als<br />

der säumigste Geschäftspartner überhaupt,<br />

dessen Rückstände gegenüber<br />

den Wirtschaftspartnern den Liquiditätsmangel<br />

am Markt und damit auch<br />

die Krisenauswirkungen vertiefen. Man<br />

kann folglich ruhig behaupten, dass der<br />

Staat die Wirtschaft sabotiert, anstatt<br />

ihr unter die Arme zu greifen.<br />

Im westlichen Ausland herrschen<br />

natürlich andere Verhältnisse. Blicken<br />

wir etwa in die schöne Schweiz, um –<br />

der Objektivität halber – ein Beispiel außerhalb<br />

der EU zu wählen. Laut eidgenössischem<br />

Steuergesetzbuch haben<br />

Steuerbehörden und Steuerpflichtige gemeinsam<br />

für die Einhaltung der Steuerprinzipien<br />

zu sorgen, darunter die Neutralität<br />

(„vor dem Fiskus sind alle gleich“)<br />

und die Gleichheit („jedermann wird<br />

nach den gleichen Regeln besteuert“). Da<br />

das Verhältnis zwischen Steuerbehörden<br />

und Steuerzahlern auf gegenseitigem Vertrauen<br />

und Respekt beruht, führt das in<br />

der Schweiz zu einem hohen Grad an<br />

volontärer Steuerbefolgung. Wohl auch<br />

aus diesem Grund haben so manche<br />

schweizerische Gemeinschaften sogar in<br />

Krisenzeiten einen Budgetüberschuss<br />

erwirtschaften können.<br />

In Rumänien hingegen sind die Umstände<br />

genau umgekehrt. Die Steuerbehörden<br />

gehen prinzipiell davon aus,<br />

dass in jedem Geschäftsmann ein potenzieller<br />

Steuerhinterzieher steckt („ansonsten<br />

würde er ja beim Staat arbeiten!“),<br />

der beileibe nicht alle steuerpflichtigen<br />

Erträge anführt. Der Staat<br />

sieht sich während seiner Kontrollen<br />

von Anfang an berechtigt, vermeintlich<br />

nicht beglichene Abgaben anhand von<br />

Geldbußen „einzustreichen“. Was tut es<br />

schließlich zur Sache, dass diese Geldstrafen<br />

zumeist missbräuchlich verhängt<br />

werden? Dafür sieht sich der „bestrafte“<br />

Steuerzahler anhand des Fehlverhaltens<br />

seines „Partners“ – der Staat – wiederum<br />

berechtigt, seinen somit entstandenen<br />

finanziellen Verlust irgendwie wettzumachen,<br />

natürlich durch „unorthodoxe“<br />

Methoden. Das verstärkt dagegen<br />

die Behörden in ihrer Überzeugung, Unternehmer<br />

gehörten noch härter angefasst<br />

... und so setzt sich die Negativspirale<br />

fort und fort. Wer ficht noch ein<br />

Kontrollprotokoll an, wenn er weiss,<br />

dass seine Klage prompt abgewiesen<br />

wird? Wer klagt noch gegen das Finanzamt,<br />

wenn er weiss, dass ihm Gerechtigkeit<br />

bestenfalls nach etlichen Jahren,<br />

nachdem er womöglich schon längst<br />

bankrott ist, widerfahren könnte?<br />

Jüngst veröffentlichte die Weltbank<br />

ihren Report „Doing Business 2010“.<br />

Der internationalen Finanzinstitution<br />

zufolge hält Rumänien einen weiteren<br />

Rekord im CEE-Raum: Das Land erhebt<br />

insgesamt 113 Steuern und Abgaben, für<br />

deren Entrichtung der Steuerzahler sage<br />

und schreibe 202 Stun den/Jahr aufbringen<br />

muss. Auch beläuft sich der Gesamtsatz<br />

aller Gewinnsteuern auf stolze<br />

44,6% − die vielgepriesene 16%-ige Gewinnsteuer<br />

ist ergo nur Augenwischerei.<br />

In den letzten Wochen wurde vermehrt<br />

über eine Reduzierung der Beamtenanzahl<br />

und der Staatsbediensteten<br />

überhaupt gesprochen, doch hat bislang<br />

noch niemand auch die Effizienzfrage<br />

angeschnitten. Solange Beamte nicht<br />

persönlich haften, solange ihr Missbrauch<br />

nicht geahndet wird, solange ihre<br />

Entscheidungen subjektiv bleiben<br />

und nicht auf Landesebene vereinheitlicht<br />

werden, solange die Bürokratie<br />

nicht abgebaut wird und die alte Mentalität<br />

über die Behandlung des Steuerzahlers<br />

nicht einer neuen weicht, hat<br />

Rumänien auch keine Aussichten auf<br />

ein gesundes und performantes Geschäftsumfeld.<br />

Corneliu-Teofil Teaha, Sorana Cernea<br />

<strong>Kontakt</strong> <strong>Info</strong>:<br />

TEAHA MANAGEMENT CONSULTING<br />

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56 debizz


POLITIK & GESELLSCHAFT/HAUPTSTADT-STORIES<br />

Die Friedhofsspekulanten<br />

Der Bellu-Friedhof in Bukarest ist ein Ort, wo prominente Künstler,<br />

Stadtväter und Politiker begraben sind. Offiziell ist er längst ausgebucht,<br />

doch ein freier Platz findet sich immer noch. Gegen Geld natürlich.<br />

A<br />

uf dem Bellu-Friedhof kann<br />

man schon mal den Überblick<br />

verlieren, er ist fast 40 Mal so<br />

groß wie ein Fußballfeld. Wegweiser<br />

gibt es nicht. Die Rentnerin Maria Popescu<br />

findet sich in diesem Labyrinth<br />

auch so zurecht. Sie besitzt ein Doppelgrab<br />

auf dem Friedhof, das sie verkaufen<br />

will, um ihre Rente - umgerechnet<br />

67 Euro bekommt sie monatlich – ein<br />

„wenig aufzubessern“. Weil das jedoch<br />

illegal ist, will sie ihren richtigen Namen<br />

nicht nennen. Popescu dürfte das Grab<br />

nur weitervererben oder jemandem<br />

schenken. Doch wer verschenkt heutzutage<br />

noch etwas, dass sich in bare Münze<br />

verwandeln lässt? Und so ist der Bellu-Friedhof<br />

längst zu einem Immobilienmarkt<br />

geworden, auf dem spekuliert<br />

und gewuchert wird. Wer zentral und in<br />

der Nähe eines prominenten Toten platziert<br />

werden will, muss laut rumänischen<br />

Medien bis zu 30.000 Euro für die letzte<br />

Ruhestätte blechen. Eine außergewöhnliche<br />

Skulptur dazu – schon ist man bei<br />

80.000 Euro. Für das Geld könnte man<br />

© C`t`lin Alexa<br />

sich auch eine Ein-Raum-Wohnung in<br />

der Bukarester Innenstadt kaufen. Maria<br />

Popescu ist nun schon eine Viertelstunde<br />

vom Haupttor aus gelaufen.<br />

Endlich. Sie bleibt stehen, an einem abseits<br />

gelegenen Grab. Prominenz fehlt<br />

weit und breit. Nicht gerade die beste<br />

Lage, doch hat Popescu „einen Sonderpreis“.<br />

11.000 Euro soll die Grabstätte<br />

kosten, „die schließlich eine Wohnung<br />

für die Ewigkeit ist“.<br />

Seit rund 150 Jahren lassen sich<br />

Künstler, Politiker und die Oberschicht<br />

von Bukarest auf dem Bellu-Friedhof<br />

beerdigen – in prachtvollen Mausoleen<br />

oder Familiengräbern mit einzigartigen<br />

Skulpturen. Der Nationaldichter Mihai<br />

Eminescu ist auf dem Bellu begraben,<br />

ebenso der Dramatiker Ion Luca Caragiale<br />

oder die Wissenschaftlerin Ana<br />

Aslan, die zu Lebzeiten selbst dem früheren<br />

Bundeskanzler Konrad Adenauer<br />

Tipps gegen das Altern gegeben haben<br />

soll. Bis zur Zwischenkriegszeit war der<br />

Bellu „ein beliebter Promenadenort“,<br />

sagt die Bukarester Architektin Ioana<br />

Petrescu, „weil man sich auf den breit<br />

angelegten Alleen wie in einem Park fühlen<br />

konnte“. Petrescu hat in den vergangenen<br />

Jahren prominente Grabsteine<br />

analysiert und 180 Kulturdenkmale ausfindig<br />

gemacht. Mit diesem Kulturschatz<br />

ist der Bellu ähnlich bedeutend<br />

wie Pariser Friedhof Père Lachaise, auf<br />

den jährlich Hunderttausende Touristen<br />

pilgern, um die Gräber des verstorbenen<br />

irischen Schriftstellers Oscar Wilde<br />

oder des US-Sängers Jim Morisson<br />

zu besuchen. „An eine touristische Vermarktung<br />

wird in Bukarest hingegen<br />

noch keineswegs gedacht“, sagt Petrescu.<br />

Stattdessen geht es auf dem Bellu<br />

vorerst nur darum, Platz zu sparen. Auf<br />

den Alleen entstehen neue Grabesreihen,<br />

Doppelgräber werden nicht mehr<br />

in die Breite, sondern in die Tiefe gebaut<br />

- eine Art Doppelstockbetten also.<br />

Auch darf nach rumänisch-orthodoxem<br />

Brauch das Grab nach sieben Jahren geöffnet,<br />

um die verbliebenen Knochen<br />

auf kleinerer Oberfläche neu zu vergraben<br />

und um Platz zu schaffen – für einen<br />

neuen Toten.<br />

Die 75-jährige Rentnerin Maria Popescu<br />

hat ihren Grabplatz schon. Der<br />

liegt nahe eines Klosters, in dem sie früher<br />

Nonne war. Die Ruhestätte auf dem<br />

Promifriedhof Bellu kann sie also an den<br />

Meistbietenden verkaufen. Das Grab ist<br />

zweietagig und unten bereits belegt –<br />

mit einer Frau, die Popescu zu Lebzeiten<br />

betreut hat. Ein Käufer hat sich<br />

noch nicht gefunden. Vielleicht, weil<br />

Popescu hier eine Art Grabes-WG anzubieten<br />

hat. Nun, die kann man auflösen,<br />

meint sie geschäftstüchtig: „Was<br />

soll nach 20 Jahren von der Alten noch<br />

übrig sein außer Knochen? Ich stecke sie<br />

in ein Säckchen und nehm sie mit zu<br />

mir ins Kloster.“<br />

Annett Müller<br />

58 debizz


gesellschaft/freizeit<br />

Bukarest:<br />

„Quiet Nights“<br />

mit Diana Krall<br />

Auf eine Darbietung der Extraklasse<br />

dürfen sich die hauptstädtischen Jazzfans<br />

am 22. November freuen, da moderne<br />

und klassische Jazzsounds auf<br />

dem Programm des Palastsaals stehen:<br />

Solistin ist die bekannte, im kanadischen<br />

British Columbia geborene Pianistin<br />

und Sängerin Diana Krall, die zum ersten<br />

Mal vor rumänischem Publikum<br />

auftreten wird. Kralls Talent und Musikalität<br />

machten die blonde Jazz-Chanteuse<br />

zu einer weltweit renommierten<br />

Künstlerin, deren Klavierspiel und Stimme<br />

immer neue Akzente setzen. Sie erweckt<br />

die Jazz-Standards des amerikanischen<br />

Songbooks zum Leben und entdeckt<br />

ihre eigene Version alter Klassiker<br />

von Nat King Cole, Peggy Lee und<br />

Frank Sinatra, wobei die meisten ihrer<br />

Songs von Liebes-Freudentaumel und<br />

-Wehmut handeln. Die Jazzmusikerin,<br />

die als Diva des modernen Jazz gilt, will<br />

das Bukarester Publikum auch mit<br />

Songs aus ihrem jüngsten Album „Quiet<br />

Nights“ (2009) begeistern. Tickets, deren<br />

Preise diesmal zwischen 100 und 500<br />

RON liegen, können sowohl über die<br />

Internet-Seite www.myticket.ro bestellt<br />

als auch in den Diverta-Buchhandlungen<br />

erstanden werden.<br />

Eurothalia-Festival<br />

in Temeswar<br />

© Branko Gojkovic/TANJUG/Agerpres<br />

In der Zeitspanne 15.–22. November<br />

findet das europäische Theaterfestival<br />

„Eurothalia“ erstmals in Temeswar<br />

statt. Das Festival versteht sich als Plattform<br />

für die Präsentation aktueller Strömungen<br />

im europäischen Theater sowie<br />

als Ort des Ausstausches für Künstler<br />

und Theatermacher. Das Banater Publikum<br />

darf sich folglich auf Inszenierungen<br />

etlicher renommierter Spielleiter<br />

freuen. Den Auftakt macht das Deutsche<br />

Staatstheater Temeswar am 15. 11.<br />

(19.00 Uhr) mit „Alles zu seiner Zeit“<br />

von David Ives in der Regie von Radu-<br />

Alexandru Nica. Das Jüdische Staatstheater<br />

Bukarest führt am 16. 11. (19.00<br />

Uhr) Lessings „Nathan der Weise“ in<br />

der Regie von Grigore Gon]a auf. Am<br />

17. 11. (19.00 Uhr) folgt der Auftritt des<br />

Bukarester Odeon-Theaters mit dem<br />

Stück „Die Präsidentinnen“ von Werner<br />

Schwab, für dessen Regie Sorin Militaru<br />

zeichnet, das Jugendtheater Piatra Neam]<br />

präsentiert sich sodann am 19. 11.<br />

mit „Man spielt nicht mit der Liebe“<br />

von Alfred de Musset in der Regie Alexandru<br />

Dabijas. Am 21. 11. (18.00 und<br />

21.00 Uhr) steht das Theater Biel Solothurn<br />

(Schweiz ) mit Eschenbachs „Parzival“<br />

in der Regie von Max Merker auf<br />

der Bühne. Mit „Before and After“ unter<br />

der künstlerischen Leitung von<br />

Baczo Tünde klingt das Theaterfestival<br />

schließlich am 22. 11. aus.<br />

Klausenburg feiert<br />

F. M. Bartholdy<br />

© Radu Tuta/Agerpres<br />

Ein Sinfoniekonzert mit Jochen Wehner<br />

veranstalten das deutsche Kulturzentrum<br />

Klausenburg und die Staatsphilharmonie<br />

„Transilvania“ am 27. November<br />

um 19.00 Uhr im Studenten-Kulturhaus<br />

(Pia]a Lucian Blaga 1). Anlässlich des<br />

200. Geburtstages von Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy dirigiert der deutsche<br />

Orchesterleiter Jochen Wehner das Oratorium<br />

„Paulus“. Wehner, der auch außerhalb<br />

Deutschlands dank seiner zahlreichen<br />

Auslandsauftritte bekannt ist,<br />

absolvierte das Dirigentenstudium in<br />

Halle (Saale) und Dresden, er erwarb zudem<br />

Abschlüsse in den Fächern Klarinette,<br />

Violoncello und Komposition. Nach<br />

etlichen Jahren als Kapellmeister in<br />

Magdeburg, Brandenburg und Stendal<br />

verpflichtete ihn das Mecklenburgische<br />

Staatstheater Schwerin als Generalmusikdirektor.<br />

Seit 1994 ist Jochen Wehner<br />

künstlerischer Leiter des Rundfunk-Blasorchesters<br />

Leipzig sowie der Bläserakademie<br />

Sachsen. Ständige Gastverträge<br />

verbinden ihn auch mit der Litau i schen<br />

Nationalphilharmonie Vilnius sowie mit<br />

dem Bukarester philharmonischen Orchester<br />

„George Enescu“. Neben seinen<br />

Gastdirigaten ist Wehner derzeit auch<br />

mit Kompositionsaufgaben, Juroren-Tätigkeiten,<br />

Dirigenten-Lehrgängen und<br />

Gastdirigaten beschäftigt.<br />

debizz 59


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