Bohdan Maxymtschuk
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des Denkens nicht von der sprachlichen Form abhängt. Das “amorphe” adjektivische<br />
Wort verfügt über die relative syntagmatische Freiheit, entweder im substantivischen<br />
oder im verbalen Bereich eines aktuellen bzw. virtuellen Satzes realisiert zu werden:<br />
Der tote Mann schien nicht tot zu sein;<br />
Der Kutscher hat uns gut gefahren – die gute Fahrt hat uns Spaß gemacht;<br />
Der kluge Mensch redet immer klug.<br />
Die syntaktische Labilität einer Kurzform im Rahmen der Subjekt-Prädikat-Struktur<br />
eines aktuellen Satzes resultiert aus der morphologischen Evolution eines adjektivischen<br />
Wortes (skôni > schön; skôno > schon), aus der syntaktischen Spezialisierung der<br />
flektierten und unflektierten adjektivischen Formen und letzten Endes aus der Umstrukturierung<br />
eines adjektivischen Lexems, infolge dessen eine Kurzform zur Ausgangsform<br />
eines Lexems geworden ist. Demnach veränderte sich die Beziehung der neuentstandenen<br />
Ausgangsform zur Struktur eines aktuellen Satzes. Während in den älteren Zuständen<br />
der deutschen Sprache die unflektierten und flektierten Formen sowohl im Bereich des<br />
Subjekts, als auch im Bereich des Prädikats gebraucht werden konnten und somit<br />
entweder an substantivische oder verbale Merkmalsträger gebunden waren, wird die<br />
neuentstandene unflektierte Ausgangsform des Lexems durch das Zweitaktverhältnis im<br />
Bereich der Subjekt-Prädikat-Struktur geprägt und in den realen bzw. potentiellen<br />
substantivischen oder verbalen Fragmenten realisiert.<br />
Der Wechsel der syntaktischen Projektion der qualitativen Wörter ist auch mit dem<br />
Wechsel ihrer Beziehung zum Satz verbunden. Während z.B. im Ahd. ein qualitatives<br />
Wort mittelbar durch die syntaktischen Zentren eines aktuellen Satzes realisiert wurde<br />
(Substantiv – Verb), wird es im modernen Deutsch unmittelbar auf die prädikative<br />
Struktur eines aktuellen Satzes bezogen.<br />
Bekanntlich verbindet die prädikative Beziehung den selbstständigen Nominator<br />
mit dem Verbum finitum. Sie bilden eine geschlossene, kommunikativ selbstständige<br />
Wortfügung. Die syntagmatische Projektion, die von den amorphen qualifikativen Wörtern<br />
ausgestrahlt wird, richtet sich eben auf die Subjekt-Prädikat-Beziehung und nicht auf<br />
den substantivischen bzw. verbalen Bereich, wie es in den analytisch-flektierenden Sprachen<br />
der Fall ist. Von der logisch-semantischen Valenz eines Verbs bedingt, kann die prädikative<br />
Beziehung als eine sich im Redemoment vollziehende Verbindung der durch die entsprechenden<br />
Wörter bezeichneten Begriffe oder Vorstellungen einer schon früher vollzogenen<br />
Verbindung der Begriffe und Vorstellungen verstanden werden, die in anderen syntaktischen<br />
Beziehungen ausgedrückt wird. Die Reduzierung der prädikativen Beziehung auf die Beziehung<br />
des finiten Verbs zu seinen “Mitspielern” macht es unmöglich, Verbindungen zwischen<br />
verbalen und nicht-verbalen (nominalen) logisch-grammatischen Satztypen aufzudecken.<br />
Die Anerkennung der prädikativen Beziehung ermöglicht dagegen nicht nur die<br />
zweigliedrigen Sätze mit verbalem und nominalem Prädikat in Verbindung zu bringen,<br />
sondern auch Verbindungen zwischen den eingliedrigen nominativischen Existentialsätzen<br />
und dem zweigliedrigen Satz herzustellen. Die Benennungssätze stützen sich auf die<br />
Struktur irgendwelcher logisch-grammatischer Satztypen als solcher Satzarten, die auch<br />
situationsfern und kontextfrei einen (relativ) selbstständigen Sinn und eine (relativ)<br />
geschlossene Form aufweisen. So beruht der Benennungsatz Schön! (z.B. bei der<br />
Betrachtung eines Bildes) auf der Satzstruktur Dieses Bild ist schön.<br />
Sprachliche Prozesse, bei denen die unflektierten Adjektiv-Adverbien zu Nominatoren<br />
umgewandelt wurden, führten zur Verflechtung von grammatischen Kategorien mit<br />
lexikalischen Bedeutungen innerhalb der Ausgangsform eines Lexems.<br />
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