Sommer 2013 - Klaus Bensmann
Sommer 2013 - Klaus Bensmann
Sommer 2013 - Klaus Bensmann
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das Leder ein, indem er Farbstoffe wie<br />
Blau- und Gelbholzextrakt durch mehrmaliges<br />
Bürsten der Oberfläche aufträgt.<br />
Wenn das gegerbte und eingefärbte Leder<br />
zurückkommt, geht für <strong>Klaus</strong> und Petra<br />
<strong>Bensmann</strong> die Arbeit richtig los. Lange<br />
und kurze Hosen, Jacken, Mützen, Gürtel<br />
und Taschen wollen zugeschnitten,<br />
genäht und bestickt werden. Nicht nur<br />
Trachtenkleidung, sondern auch alltagstaugliche<br />
Stücke schneidert <strong>Bensmann</strong><br />
nach Maß.<br />
Die Kraft des Hirsches<br />
»Für uns ist die Arbeit mit Hirschleder<br />
ein Stück Kultur, die hier im Allgäu ein<br />
Zuhause hat«, sagt <strong>Bensmann</strong>. Besonders<br />
wichtig ist ihm einheimische Rohware.<br />
»Dank dem Traditionsbewusstsein im<br />
Allgäu hat es noch eine Bedeutung,<br />
woher etwas kommt.« Der Kontakt zum<br />
Jäger, Metzger und Gerber ist für den<br />
Lederschneider von großer Bedeutung<br />
und gehört zu dieser Einheit dazu.<br />
Heutzutage ist Hirschleder ein Ausnahmeprodukt<br />
mit Ausstrahlung. Ein Blick in<br />
die Zeit unserer Vorfahren zeigt, dass die<br />
Menschheit mit dem Hirsch aus der Zeit<br />
der Jagd besonders verbunden ist. Der<br />
Hirsch lieferte dem Menschen alles, was er<br />
brauchte: Haut, Sehnen, Fleisch und Fell.<br />
Dieses gewaltige Tier hinterlässt auch<br />
heute noch einen starken Eindruck. Es<br />
steht für Kraft, Qualität und löst großen<br />
Respekt aus. Dieses Gefühl überträgt sich<br />
auch auf die Träger von Hirschleder.<br />
Trommeln im Rhythmus der Erde<br />
Petra <strong>Bensmann</strong> beugt sich über ein<br />
Stück Hirschrohhaut, welches über einen<br />
runden Holzrahmen gespannt ist. Mit<br />
schmalen, ebenfalls aus roher Hirschhaut<br />
geschnittenen Lederbändern, spannt sie<br />
ein kunstvolles Muster, zieht die zwei<br />
mal sieben Bänder durch 28 Löcher.<br />
»Diese Schnürung erfolgt nach keltischem<br />
Vorbild«, erklärt sie. Die Bänder werden<br />
Oben: Petra <strong>Bensmann</strong> schnürt die Trommel<br />
nach keltischem Prinzip.<br />
Links: <strong>Klaus</strong> <strong>Bensmann</strong> schneidert neben<br />
Trachtenkleidung auch alltagstaugliche Stücke<br />
nach Maß.<br />
kunstvoll zu einem Kreuz geflochten.<br />
Die senkrechte Achse symbolisiert die<br />
geistige und die spirituelle Welt, die waagerechte<br />
Achse unser materielles, irdisches<br />
Dasein. Der Kreis, hier die Rundung der<br />
Trommel, verbindet beide Welten miteinander<br />
und steht für das ewige Leben.<br />
Wer das Erlebnis »Trommel bauen« selber<br />
spüren möchte, kann dies bei einem<br />
Workshop von Petra <strong>Bensmann</strong> tun.<br />
Auch Treffen zum gemeinsamen Trommeln<br />
gibt es in Zukunft im Handwerkshof.<br />
In einer Gruppe Gleichgesinnter<br />
werden Trommelrhythmen eingeübt<br />
und erlebt. Die euphorisierende<br />
Wirkung des schamanischen drei –<br />
sieben – Hertz-Taktes wurde von vielen<br />
Naturvölkern eingesetzt. Stammesschamanen<br />
bezeichnen diesen Trommelrhythmus<br />
auch als den Pulsschlag der<br />
Mutter Erde. Wie Geophysiker herausfanden,<br />
liegt der »Atemrhythmus« der<br />
Erde, ein regelmäßiges Ausdehnen und<br />
wieder Zusammenziehen, genau in<br />
diesem Frequenzbereich.<br />
Kraft der Ahnen<br />
Auch <strong>Klaus</strong> <strong>Bensmann</strong> schöpft seine<br />
Kraft aus der Verbindung zu den Ahnen.<br />
»Mein Handwerk lässt sich über 100 000<br />
Jahre zurückverfolgen. Daher kommen<br />
die Kraft und die Unterstützung, dieses<br />
auch durch eine Zeit zu tragen, in der<br />
vieles wegrationalisiert wird. Gutes<br />
Handwerk erschafft eine starke Verbindung<br />
zur Natur des Ursprungsmaterials<br />
und zu dem Tier, von dem es stammt,«<br />
sagt er. Dankbarkeit, Offenheit und<br />
Freude seien hierfür die Grundlagen.<br />
Zum Abschied schenkt mir <strong>Klaus</strong> Benmann<br />
ein kleines Lederetui aus Hirschleder.<br />
Jetzt weiß ich, dass es so viel mehr<br />
ist als nur ein hübscher, nützlicher<br />
Gegenstand. Es erzählt eine Geschichte.<br />
Eine Geschichte von mächtigen Tieren<br />
aus tiefen Wäldern und Menschen, die in<br />
unserer schnelllebigen Zeit altes Wissen<br />
und tiefverwurzelte Symbolik wieder aufleben<br />
lassen.<br />
»Früher war nicht alles besser, aber<br />
besser verarbeitet.« Getreu diesem Motto<br />
hält <strong>Klaus</strong> <strong>Bensmann</strong> das traditionelle<br />
Handwerk am Leben.<br />
Text: Susanne Reitberger /<br />
Fotos: Susanne Reitberger (5); privat (2) f<br />
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<strong>Sommer</strong> <strong>2013</strong>