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Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Persönliche Fragen zum Einstieg<br />

Versuche, folgende Fragen zu beantworten, mache dir dazu einige Notizen...<br />

<br />

Was sind einige der wichtigsten Lektionen, die du für dein Leben gelernt<br />

hast? Wie hast du sie gelernt und warum sind sie so wichtig?<br />

<br />

Welche Person respektierst du sehr? Warum? Was zeichnet sie aus und was<br />

davon hättest du auch gerne?<br />

<br />

Beschreibe eine Situation oder Zeit in deinem Leben, in der du dich<br />

gefürchtet oder unwohl gefühlt hast. Wie hast du es durch diese Zeit<br />

geschafft? Inwiefern hat dich das verändert als Person?<br />

EP und Glaube 1


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Warum Erlebnis - Pädagogik<br />

Erlebnisse prägen uns zutiefst. Manche Situationen vergessen wir nie wieder.<br />

Manchmal können wir sogar noch, wenn wir die Augen schließen, Gerüche riechen<br />

und Geräusche hören, wie es in der damaligen Situation war. Erlebnisse prägen sich<br />

ein und haben einen nachhaltigen Erinnerungswert. Sie sind die besten Lehrer.<br />

Bibelstudien, Gebetszeiten, Meetings und Hauskreise aller Art, sie werden mit viel<br />

Aufmerksamkeit und Genauigkeit vorbereitet. Weil wir denken, dass sie Leben<br />

berühren werden. Doch was uns am meisten berührt sind Erlebnisse, beabsichtigt<br />

oder unbeabsichtigt herbeigeführt. Ich kann mich noch bis heute an mein erstes<br />

Zeltlager erinnern, ich war damals 9 Jahre alt. Das Thema war Daniel. Wir wurden<br />

von Babyloniern, die zu Pferd saßen, abgeführt nach Babylon, dort mussten wir die<br />

Uhren umstellen, weil in Babel eine andere Zeit ist. Wir wurden mit Löwengebrüll<br />

geweckt und sahen das riesige Standbild, den Feuerofen usw. Das alles weckte in<br />

mir die Neugier und zeigte mir, dass die Bibel total spannend und lebendig ist.<br />

Wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich heute da bin. Gepackt und begeistert,<br />

durch ein gewaltiges Erlebnis.<br />

Warum ist das so? Studien haben folgendes ergeben:<br />

Menschen erinnern sich zu<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

20% an das, was du gehört hast<br />

30% an das, was wir sehen<br />

40% an das, was wir hören und sehen<br />

70% an das, was wir selbst vortragen<br />

90% an das, was wir vortragen und tun (wenn wir am <strong>Pro</strong>zess beteiligt sind)<br />

Unser Schulsystem ist geprägt von verbaler Wissensvermittlung, die, wenn<br />

überhaupt, fast ausschließlich den Intellekt anspricht. Wenn wir uns aber die<br />

Statistik anschauen, dann wird uns schnell klar, dass das keine wirklich gute<br />

Methode ist. Wenn wir uns über dies Rechenschaft geben über die Dinge, die wir<br />

aus der Schulzeit behalten haben, dann sind es die Dinge, die wir viel geübt haben<br />

(praktisch getan!) und oder die Dinge, die wir ständig brauchen. Alles andere haben<br />

wir vergessen. Der effektivste Lehrmeister ist immer noch die Handlung, das<br />

Erlebnis. Da, wo wir ganzheitlich angesprochen werden, bleiben Dinge hängen.<br />

Wir haben nicht nur Ohren und einen Verstand bekommen von unserem Schöpfer,<br />

sondern wir haben Augen, Nase, Mund und Hände. Gott möchte jeden unserer<br />

Sinne ansprechen, uns in jedem Bereich nahe sein. Er will ERLEBT werden!<br />

Das sind eigentlich alte Jungscharweisheiten, die ich schon vor mehr als 20 Jahren<br />

gelernt habe. Damals hieß das einfach, dass die Jungschar Kopf, Herz und Hand<br />

ansprechen will und auch so erlebt werden möchte. Das ist übrigens eine<br />

Formulierung von Pestalozzi.<br />

EP und Glaube 2


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Erlebnisse prägen. Manche geschehen einfach, wir geraten in sie hinein. Die<br />

Erlebnispädagogik will sich das Erlebnis zunutze machen. Das Erlebnis wird ganz<br />

bewusst herbeigeführt oder wenn etwas erlebt wurde, wird es als Lernmöglichkeit<br />

hergenommen. Lernen geschieht durch erleben. Leben will erlebt werden und lernen<br />

will erlebt werden.<br />

Wir sehen heute immer mehr, dass Menschen, vor allem junge Menschen, sich nicht<br />

zurecht finden im Leben. Sie sind nicht „Lebensfähig”. Das <strong>Pro</strong>blem liegt darin, dass<br />

uns in der Schule nur Richtigkeiten (Wissen) vermittelt wird, aber keine Weisheit.<br />

Das geht hin bis in die Hochschulausbildung. Man hat 1000de von Dingen im Kopf,<br />

weiß aber nicht, was das mit dem Leben zu tun haben könnte. Du studierst 6 Jahre<br />

an der Uni und kannst hinterher noch immer nichts (das gilt vor allem für den<br />

theologischen Bereich im deutschspr. Europa). Das ist einer der Gründe, warum EP<br />

so populär wird. Wissen und Alltag soll wieder verbunden werden.<br />

Lebenstauglichkeit und Ganzheitlichkeit wird geschult.<br />

Erlebnispädagogik und christlicher Glaube sind keine zwei Paar Schuhe, sondern<br />

gehören ganz eng zusammen. Die Wurzeln der Erlebnispädagogik liegen bei den<br />

Christen. Leider ging das meistens vergessen. Die Pfadfinder haben einen klaren<br />

christlichen Hintergrund. Irgendwann wurde dann eben nur noch <strong>Pro</strong>gramm<br />

gemacht. So sind auch viele Jungscharen - oder der CVJM mit seiner<br />

Jungschararbeit abgedriftet in Aktionismus.<br />

EP und Glaube - eigentlich geht es um nichts anderes, als unser Glaubensleben<br />

wieder in den Alltag zu transportieren. Wir behandeln die Predigt ja auch nicht<br />

anders wie den Schulstoff. Das ist Information, die ich zwar gut finde, vielleicht sogar<br />

davon fasziniert bin, aber das war's dann auch schon. Es berührt mich nicht wirklich.<br />

„Das große Dilemma der heutigen Christenheit liegt darin, dass wir unser<br />

>geistliches Leben< getrennt halten von unserem >normalen Lebengeistlicher Aktivität> (z.B. Beten, Bibelarbeit halten<br />

oder daran teilnhemen etc.) und >normaler Aktivität (Arbeit, Sport, Hobby, usw.). Wir<br />

leben auch so. Wenn wir in der Gemeinde sind, dann sind wir anders, als wenn wir<br />

im >Alltag< sind. Das geht bis in die Sprache. Ich wundere mich immer über Leute,<br />

die eine ganz komische Sprache verwenden, wenn sie beten. So reden sie sonst<br />

nie. Über manche Predigten kann man sich auch nur wundern. Wenn du kein<br />

frommdeutsches Wörterbuch besitzt, verstehst du nicht. Die Kluft zwischen Welt und<br />

Gemeinde wird dadurch nicht gerade kleiner.<br />

EP und Glaube 3


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Wenn wir uns die Bibel unter diesem Gesichtspunkt anschauen, dann merken wir,<br />

dass es Gott nie darum gegangen ist, uns mit Richtigkeiten oder Informationen zu<br />

füttern. Gott will nicht informieren, er will Leben transformieren. Er will<br />

veränderte Leben und keine größeren Köpfe. Infos bewirken nicht viel. Jesus<br />

veränderte das Leben seiner Nachfolger, hätte er es nicht getan, würde wir heute<br />

nicht hier sitzten.<br />

Der Aufruf Jesu: „Tut Buße, denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen!”<br />

Mt 4, 17<br />

Tut Buße ist etwas verwirrend übersetzt - sich bekehren auch. Das griech. Wort ist:<br />

µετανοεω und es bezeichnet die Umkehr des Menschen, die unter der Wirkung<br />

des HG eine totale Wandlung der menschlichen Existenz voraussetzt und<br />

einschließt. Sinnesänderung, ein neues Denken und Handeln, eine vollkommene<br />

Neuorientierung des ganzen Menschen. Jesus geht noch weiter: Sein Ruf zur<br />

Umkehr wird gleichzeitig ein Ruf in die Nachfolge. Umkehr, Glaube und Nachfolge<br />

sind verschiedene Seiten der gleichen Sache! Es geht also um eine Sinnes- und<br />

Existenzänderung - nicht Information, sondern Transformation (Veränderung).<br />

In den Evangelien wird klar, dass der entscheidende Punkt des Chrsitseins nicht im<br />

Hören liegt. Wir sehen das in mehreren Gleichnissen erläutert:<br />

<br />

<br />

<br />

Lukas 8, 4 - 15: Das Gleichnis vom Sämann und dem vierfachen Ackerfeld<br />

Hören tun alle!<br />

Matthäus 7, 26: Jeder, der meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit<br />

einem törichten Mann zu vergleichen sein, der sein Haus auf den Sand<br />

baute.<br />

Paulus sagt das auch so in Römer 12, 2: „Gleicht euch nicht dieser Welt an,<br />

sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und<br />

erkennen könnt, was der Wille Gottes ist.....”<br />

Jungschar ist ein wunderbares Werkzeug, um Erlebnisse und geistliche Wahrheiten<br />

zu verknüpfen, sie im Leben zu verankern. Wir möchten Kinder prägen, sie sollen<br />

verändert werden, transformiert und nicht informiert!<br />

EP und Glaube 4


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Methoden der Erlebnispädagogik<br />

EP benützt Erlebnisse gezielt, um Leben zu verändern. Das ist ein hoher Anspruch,<br />

doch nichts weniger will erreicht werden. Das heißt aber, dass ein Treffen nicht mehr<br />

ein Event ist, sondern nimmt Situationen aus dem Leben oder konstruierte<br />

Begebenheiten, um zu Lehren, Tiefgang zu erreichen und die Gemeinschaft zu<br />

stärken. Wenn wir verstehen, wie das funktioniert, dann ist es nicht mehr umbedingt<br />

notwendig, die Bibelarbeit auf einem Berg oder am Seil zu halten, dann können wir<br />

das auch in eine Haus-, Jugend-, oder Jungscharkreis Runde transportieren.<br />

Praxis<br />

Praxis ist ein kleines Wort mit einer gewaltigen Kraft. Ein altes Wort, das wieder sehr<br />

in Mode gekommen ist, vor allem in Ausbildungen und in der Theologie. Wir kennen<br />

es wahrscheinlich in der Redewendung: Learning by doing! Andere beschreiben es<br />

als die Bewegung von der Theorie zur Handlung.<br />

Aber es ist weit mehr. Praxis ist ein Weg, die Welt zu verstehen durch Reflexion.<br />

Denn was du tust, wurde durch dein Denken beeinflusst und umgekehrt was du tust,<br />

beeinflusst auch, was du denkst. Praxis ist ein ständiges Miteinander von Theorie,<br />

Aktion und Reflexion. Wenn wir die einzelnen Komponenten davon verstehen, dann<br />

kann uns das helfen, die Intensität unserer Arbeit (Haus-, Bibel- oder Jugendkreis..)<br />

enorm zu verstärken.<br />

Praxis besteht aus drei Teilen: Theorie, Aktion (Handlung) und Reflexion (darüber<br />

nachdenken). Jeder dieser Aspekte könnte für sich alleine stehen uns sind für<br />

unsere <strong>Pro</strong>gramme oder Arbeit wichtig. In der praktischen Arbeit beeinflussen sie<br />

einander, spielen zusammen und gehören auch zusammen. Für das bessere<br />

Verständnis sind sie hier sauber auseinander gehalten.<br />

Theorie<br />

Jede Schule, jedes Seminar, Training oder jede<br />

Ausbildung hat eine Theorie zur Grundlage.<br />

Natürlich gilt das auch für die EP (Erlebnisse<br />

bilden die Grundlage für anschauliche <strong>Schulung</strong><br />

- praktische, lebensnahe <strong>Schulung</strong>). Theorien<br />

sind wichtig, weil sie ein allgemeines Verständnis<br />

klar machen können einer speziellen Sache oder<br />

eines Themas.<br />

Theorie<br />

Aktion<br />

Reflexion<br />

„Wenn ich weiter sehen kann als andere, dann<br />

ist das nur, weil ich auf den Schultern eines<br />

Riesen stehe.” Abraham Lincoln<br />

EP und Glaube 5


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Weil wir Theorie haben (Lehrsätze usw.) müssen wir das Rad nicht immer wieder<br />

von neuem erfinden. Wir können uns die Entdeckungen anderer zu eigen machen.<br />

Der Wunsch nach Kreativität führt uns manchmal in die Irre. Kreativ zu sein<br />

bedeutet nicht, dass wir gute Ideen und Modelle, die funktioniert haben (oder auch<br />

nicht!), ignorieren müssen. Prüfet alles - gilt auch hier.<br />

Aber Achtung: Eine gute Theorie ist keine absolute Lösung. Egal was du nimmst,<br />

das Modell der Zielgerichteten Arbeit (Kirche mit Vision), oder die Ausrichtung auf<br />

die Kirchenfernen oder auch die ganze EP Schiene, das sind eben Modelle, die sehr<br />

allgemein formuliert sind. Menschen und Situationen sind unterschiedlich, also muss<br />

jede Theorie angepasst und „übersetzt” werden. Theorie, Modelle dürfen wir nicht<br />

ignorieren, aber wir sollten sie auch nicht zu Absoluten erheben.<br />

Dieser Bereich macht den größten Teil einer üblichen Ausbildung aus. Du lernst<br />

theoretische Grundsätze. Das ist leicht zu verpacken in Diagramme, Formeln und<br />

Lehrsätze. Für jeden Lehrer gibt es viel Material, um die Schüler durch tonnenweise<br />

Theorie zu führen. Fein abgepackt in kleine Säckchen, zum mit nach Hause<br />

nehmen.<br />

„Ideen (Theorie) sind arme Geister, bis sie Gestalt werden in unserer Seele. Erst<br />

dann werden sie ausströmen und die Welt berühren, sie durchschütteln mit purer<br />

Leidenschaft.” George Eliot<br />

Jede Theorie muss ins echte Leben übersetzt werden, damit sie für uns einen Wert<br />

hat (in der Arbeit mit Menschen). Doch das wirkliche Leben ist selten so fein<br />

säuberlich definiert wie die Theorie! Wirkliches Leben ist oftmals ein Chaos...<br />

Aktion (Handlung / Handeln / Tun)<br />

Wenn du ein eher praktisch veranlagter Typ bist<br />

wie ich, dann findest du das Reden und<br />

Nachdenken über Theorie langweilig, oder sogar<br />

eine Zeitverschwendung. Über das Tun zu<br />

reden, ist eine ganz andere Geschichte.<br />

Aktion<br />

„Sag mir, was ich TUN soll, damit ich den Kreis<br />

HALTEN kann...”<br />

Theorie<br />

Werkzeuge für die praktische Arbeit, für Aktionen<br />

sind vital und man sieht sehr schnell etwas. Gib<br />

einem unerfahrenen Mitarbeiter eine Anleitung<br />

mit, in der Schritt für Schritt erklärt ist, was er tun<br />

muss, und schon kann er loslegen. Aktion<br />

berührt Menschen, hier geschieht etwas und wir kommen in Kontakt mit anderen.<br />

Ohne Aktion (ohne das Tun) wird überhaupt nichts erreicht!<br />

Reflexion<br />

EP und Glaube 6


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Tips, Ideen, Tricks und Techniken machen den größten Teil aus von fast jedem<br />

Seminar über Jugendarbeit oder anderen <strong>Schulung</strong>en für die Praxis. 10 Schritte zu<br />

einem erfolgreichen Dienst...<br />

Wenn ich aus einer <strong>Schulung</strong> komme, dann will ich die Hände voll haben mit neuen<br />

Dinge, die ich gleich anwenden kann. Das selbe Prinzip gilt für viele Predigten. Sage<br />

mir einfach, was ich tun muss, damit mein Gebetsleben besser wird usw.<br />

Wir im deutschsprachigen Raum tendieren eher zum Übertheoretisieren und<br />

vergessen dabei, dass erst die Handlung eine Theorie lebendig macht. Doch viele,<br />

die im praktischen Dienst stehen verfallen der Versuchung, schnelle einfache und<br />

handliche Werkzeuge in die Finger zu bekommen, damit auch möglichst schnell ein<br />

Resultat sichtbar wird.<br />

Doch jedes dieser Werkzeuge und Hilfsmittel sind nicht einfach Rezepte für<br />

Effektivität. Sie basieren alle auf einer Theorie! Eine gute Methode zu kennen,<br />

einen guten Trick wird dir in einer speziellen Situation, oder in einem<br />

speziellen Kontext helfen, aber zu wissen, warum die Methode funktioniert,<br />

wird dir helfen, sie in eine andere Situation zu transferieren!<br />

Aktionen können in einer Situation funktionieren, aber in anderen total versagen.<br />

Ohne Richtung, Ziel, kann eine Aktion zu Chaos führen oder ist vertane Energie. Die<br />

falsche Handlung zur falschen Zeit kann Menschen kaputt machen, aber wir wollen<br />

sie aufbauen.<br />

Wir müssen nicht nur wissen, was wir tun, sondern auch wieso und warum. Tun wir<br />

Dinge, die wir nicht verstehen, oder die nicht zu uns passen, werden wir früher oder<br />

später aufhören oder sogar ausbrennen.<br />

Wenn wir EP arbeiten, dann ist das ein Lernprozess. Wir müssen es tun! Dabei<br />

sollten wir aber immer im Hinterkopf haben, dass wir die Grundprinzipien verstehen<br />

lernen und auch beobachten müssen, was passiert. Die Methode ist sehr gut, aber<br />

ich kann die einzelnen Elemente total falsch einsetzten. Dann wird aus einer<br />

effektiven Sache eine negative und zerstörerische.<br />

Reflexion<br />

Was ist das? Reflexion = Betrachtung,<br />

Vertiefung in einen Gedankengang, das<br />

Geschehene nochmals bedenken. Reflexion<br />

schafft die Zeit und den Raum, dass ein<br />

Erlebnis den Menschen beeinflusst. Es ist die<br />

Verinnerlichung dessen, was grad erlebt und<br />

gelernt wurde, so dass es eben ein Leben<br />

verändert.<br />

Theorie<br />

Aktion<br />

Reflexion<br />

EP und Glaube 7


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Diesen Part haben wir nicht in der Hand. Das können wir nicht steuern. Das macht<br />

vielen Angst! Unsere Kultur ist eine sich sehr rasant bewegende Kultur. Sich für<br />

etwas Zeit zu nehmen, das man nicht wirklich lenken kann, scheint vielen als pure<br />

Zeitverschwendung. (Zeit für Reflexion ist doch unnötig...)<br />

Du siehst nicht, was in Menschen vorgeht, meistens kommt darüber auch sehr<br />

wenig Feedback. Wir sind daher immer in der Versuchung, offene Räume für<br />

Reflexion mit mehr Konzepten und Aktionen zu füllen, da fühlen wir uns auf der<br />

sicheren Seite. Doch wenn wir das tun, dann springen wir von Aktion zu Aktion, von<br />

Predigt zu Predigt, ohne uns je zu erlauben, in etwas wirklich tiefer einzudringen.<br />

Das Resultat ist, dass wir zwar viel wissen, es aber nicht anwenden können!<br />

Jede Gemeindearbeit kann ohne Reflexion auskommen. Doch sie lässt damit ein<br />

enormes Potential an Kraft und Tiefe liegen.<br />

Hier ein Beispiel aus der Bibel: Saul und David<br />

Saul und David waren beide gesalbte Könige über Israel. Gottes Segen wurde von<br />

Saul genommen, David aber kennen wir als den „Mann, nach dem Herzen Gottes”.<br />

Was macht den Unterschied?<br />

Saul tat einige wirklich schlimme Dinge:<br />

<br />

Er schmückte sich mit den Lorbeeren, die Jonathan zugestanden hätten<br />

(1. Samuel 13, 3-4)<br />

Er wurde auf David eifersüchtig (1. Samuel 8, 8)<br />

Er brachte 85 Priester um (1. Samuel 22, 18)<br />

...um nur einige zu nennen. Der Wendepunkt allerdings war, als Gott ihm befhal, die<br />

Amalekiter total zu vernichten. Saul gewann die Schlacht, aber er sonderte die<br />

besten Dinge aus um sie zu Hause Gott zu opfern (1. Samuel 15, 1-26). Wenn wir<br />

nicht von Gottes Anweisung wüssten, würde Saul wie ein total Gott hingegebener<br />

Mann aussehen. Er gibt die besten Dinge Gott, ist doch eine super Tat - war es<br />

nicht. In dem er ungehorsam war, machte er den Sieg zu seinem eigenen und nicht<br />

Gottes. Darum wich der Segen Gottes von ihm. Samuel salbte David zum König<br />

über Israel.<br />

War David wirklich besser?<br />

Um sein Leben zu schützen log er (1. Samuel 21, 2)<br />

Brachte Uria um (2. Samuel 11, 14 - 15)<br />

Hatte eine Affäre mit Bathseba (2. Samuel 11, 1 - 5)<br />

EP und Glaube 8


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Was war der Unterschied zu Saul?<br />

David saß!<br />

Nachdem David seine Kriege beendet hatte, setzte er sich in Jerusalem zur Ruhe.<br />

Da kam ihm der Gedanke, dass Gott nicht mehr in der Stiftshütte verehrt werden<br />

sollte sondern einen Tempel bräuchte. Er will für Gott einen Tempel bauen. Das<br />

schien für alle Beteiligten eine großartige Idee zu sein, sogar für Nathan, seinen<br />

<strong>Pro</strong>pheten (Pastor). Gott hatte aber andere Pläne. Nathan hatte David die Nachricht<br />

zu überbringen, dass der Tempel erst von Salomo gebaut werden sollte.<br />

An diesem Punkt ist David in der gleichen Situation wie Saul damals. Aus dem<br />

Blickwinkel von Außenstehenden wäre es für den Ruf Davids als Mann Gottes das<br />

Beste gewesen, wenn der Tempel unter David gebaut worden wäre, aber nicht in<br />

Gottes Augen.<br />

Was macht David? Er handelt nicht (setzt keine Aktion), sonder er reflektiert. Er geht<br />

ins Heiligtum uns sitzt vor Gott im Gebet! Dieser Moment der „Untätigkeit” ist es, der<br />

ihn von Saul unterschied! Reflexion macht den Unterschied zwischen einem König,<br />

der Vergangenheit ist und einem Mann nach dem Herzen Gottes.<br />

Du kannst wunderbar in deinem Dienst funktionieren und gute Arbeit tun. Du weißt<br />

was zu tun ist, wie es zu tun ist und sogar warum du Dinge tust. Ist das genug?<br />

Reflexion verbindet das, was du tust (deinen Dienst) mit deiner Person. Du folgst<br />

nicht mehr irgend einem Rezept von irgend wem, sondern deiner Leidenschaft und<br />

Vision. Du kannst sehen, wie die Theorie die Handlungen führt und das dein Herz<br />

berührt, weil es passt und dich weiter führt.<br />

Dynamik<br />

Theorie, Aktion und Reflexion sind wichtige<br />

Konzepte für sich, aber allein sind sie nur<br />

bedingt schlagkräftig. Praxis ist erst so richtig<br />

kraftvoll, wenn die drei Teile voneinander<br />

abhängig sind und sich gegenseitig<br />

beeinflussen, ergänzen und zusammenspielen.<br />

Das ist wie wenn du nur eine Farbe<br />

benützen würdest im TV und nicht die drei<br />

komplementär Farben. Theorie, Aktion und<br />

Reflexion sind die drei Linsen (Farben) der<br />

Praxis. Nur wenn alle drei Linsen<br />

projektieren, ergibt es ein komplettes,<br />

farbiges und schönes Bild.<br />

Theorie<br />

Aktion<br />

Reflexion<br />

EP und Glaube 9


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Theorie braucht die Aktion, die Handlung, damit es praktisch wird und die Reflexion,<br />

damit sie persönlich wird!<br />

Handlungen brauchen die Theorie als Grundlage, damit die Handlungen<br />

zielgerichtet sind und Reflexion, damit sie unser Gefühl ansprechen.<br />

Reflexion braucht die Theorie, damit sie gehaltvoll (wertvoll) wird und die Aktion,<br />

damit sie zur Anwendung kommt.<br />

Wenn die drei Dinge zusammenspielen, entsteht daraus ein Instrument, das uns<br />

kraftvolles Lernen ermöglicht und unser Leben verändern kann.<br />

Lernen ist ein steter <strong>Pro</strong>zess. Um diesen <strong>Pro</strong>zess optimal zu nutzen, bedient sich<br />

die EP eines Modells, das sich der Lernzirkel nennt.<br />

Der Lernzirkel<br />

„Wir hatten ein Erlebnis, aber wir wussten nicht wozu!” T. S. Eliot<br />

(„We had the experience bit missed the meaning”)<br />

Das Modell des Lernzirkels beschreibt als den Wechsel zwischen<br />

Information /<br />

Orientierung<br />

Information (Orientierung)<br />

Anwendung (Erlebnis)<br />

Reflexion (Verarbeitung)<br />

Anwendung /<br />

Aktion (Erlebnis)<br />

Reflexion /<br />

Verarbeitung<br />

Jeder dieser Punkte kann noch unterteilt<br />

werden. Wenn wir verstehen, wie wir<br />

lernen, dann können wir Menschen<br />

helfen zu wachsen und zu reifen. Der<br />

Lernzirkel ist eine Hilfe, unsere Anlässe effektiver zu gestalten, so das das eine auf<br />

das andere aufbauen kann. Das ist ein etwas anderer Blickwinkel als das<br />

Grundprinzip der Praxis. Es führt uns tiefer hinein.<br />

Was passiert? Wir geben etwas Information, Ziele werden formuliert oder eine<br />

Wahrheit wird präsentiert. Dann ermutigen wir die Leute, das auszuprobieren und<br />

anzuwenden. Danach braucht es den Freiraum, das Erlebte sinken zu lassen,<br />

auszuwerten, zu reflektieren, bewerten, beurteilen und transferieren. Ist das<br />

geschehen, können wir uns womöglich neu Orientieren oder genauere Information<br />

geben. Und dann geht es von vorne los! Werfen wir einen genaueren Blick darauf:<br />

EP und Glaube 10


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Phase 1: Information / Orientierung<br />

Dieser Schritt ist uns wohl am vertrautesten. Es ist die traditionelle Lektion.<br />

Hauskreis, Bibelabend, Predigt, der Unterricht auf der Bibelschule oder in der<br />

Schule.... Immer wenn Information weitergegeben wird, befinden wir uns hier.<br />

Theorien, Modelle, Konzepte oder biblische Wahrheiten werden uns vorgelegt und<br />

gesagt, dass sie enorm wichtig sind oder was auch immer. Begabte Lehrer geben<br />

uns hier Hilfen mit, die uns helfen, bessere Leben zu leben und der Prediger hilft<br />

uns die Möglichkeit zu sehen, dass wir anders sein können.<br />

Die Information, die Orientierung ist wichtig, aber es ist nur der erste Schritt.<br />

Informiert zu sein ist nicht das selbe wie verändert zu sein! Leider enden hier die<br />

meisten <strong>Pro</strong>gramme - vor allem in unseren frommen Kreisen!<br />

Wir gehen von folgender Annahme aus: Der Lehrer (Pfarrer) hat die Studenten<br />

informiert, damit endet seine Verantwortung! Aber es braucht weit mehr. Information<br />

muss gelebt werden, oder sie bleibt einfach nur Wissen.<br />

Weil wir hier meistens stoppen kommt es zu dem komischen Ansatz, dass ich<br />

glaube, Christsein sei ein Bekenntnis. Aber Christsein ist weit mehr.<br />

„Christsein ist kein Fach, das du lernen kannst (Bekenntnis), sondern ein<br />

Leben, das du leben musst (Lebensstil)!” (H. P. Royer)<br />

Phase 2: Anwenden, ausprobieren (Aktion / Erlebnis)<br />

Wenn wir die Möglichkeit schaffen, das Gehörte (oder entdeckte) aufzugreifen, es<br />

anzuwenden oder einfach auszuprobieren, heben wir die Information über den<br />

bloßen Zustand des Wissens hinaus.<br />

Jakobus 1, 22: „Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst<br />

betrügen!”<br />

Wir können helfen, in dem wir einen sicheren Platz schaffen, in dem ausprobiert<br />

werden kann, was gehört wurde. Schaffen wir das, dann wird klar, dass das, was wir<br />

hören unser Tun beeinflusst, beeinflussen muss!<br />

Das ist fast wie beim Schuhkauf. Du probierst ein Paar aus, gehst ein paar Schritte,<br />

versuchst ob sie passen oder nicht. Manchmal musst du mehrere Paar anprobieren,<br />

bis du das beste Paar gefunden hast. Versuche die neue Denkweise aus, geh einige<br />

Schritte, dann packe die alten Verhaltensmuster in die Schachtel und zieh fröhlich in<br />

die Welt mit dem neuen Paar Schuhe. (Paulus sagt: Zieht an den neuen<br />

Menschen!).<br />

Anwenden, Aktionen dem folgen lassen, was ich gehört habe ist wie wenn du der<br />

Information (der Wahrheit) Hände und Füße gibst. Die Fleisch und Blut kommen zu<br />

den Knochen dazu (Ideen). Aber das ist erst der zweite Schritt.<br />

EP und Glaube 11


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Es braucht eine weitere Komponente, sonst wird dieser Punkt wie ein Papagei, der<br />

nur nachplappert. Die Bedeutung der Worte kennt er nicht. Es mach die Welt<br />

berühren aber nicht die Person, darum muss es persönlich gemacht werden.<br />

Transferiert ins eigene Leben.<br />

Phase 3: Reflexion / Verarbeitung<br />

Diese Phase führt uns dahin, dass das Gelernte transferiert wird in den Alltag. Man<br />

nennt das Transfer. Reflexion ist nötig, damit das Erlebte einen bleibenden und<br />

verändernden Wert bekommt. Sonst bleibt Action einfach nur eine nette<br />

Abwechslung. Von Außen sieht es aus, als würde nichts geschehen, darum wird<br />

gerade diese Phase oft als vertane Zeit abgetan (siehe Punkte unter Praxis).<br />

Dieser Schritt ist für diejenigen am schwersten, die Input gegeben haben, die<br />

Anleitung oder Information gaben. Hier schaffen wir Raum, dass jeder selber zu<br />

seinen Schlüssen kommen kann durch<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Beobachten<br />

Bewerten<br />

Beurteilen<br />

Umsetzen<br />

Gott kontrolliert diese Zeit, WiR müssen das nicht tun. Es bedeutet dem HG Raum<br />

geben zum Wirken. Wir brauchen in unserer hektischen Welt mehr solche Zeiten.<br />

Das hat mit Still werden zu tun, oder wie David vor Gott im Heiligtum sitzen.<br />

Hier gewinnen wir wichtige neue Ansichten und Perspektiven über das, was wir<br />

gehört haben und über uns selbst. Willst du sein wie der Mann, der in den Spiegel<br />

schaut nur um wegzulaufen und zu vergessen, was er gesehen hat?<br />

Lies dazu mal Jakobus 1, 23 - 25!<br />

Reflexion, die unser Leben nicht beeinflusst, oder unser Denken und Glauben ist so<br />

leer wie eine Idee, die nie gelebt wird. Mit anderen Worten, hier wird es harte Arbeit.<br />

Denn hier geht es um die Fragen wie, was bedeutet das für mich im Alltag? Was<br />

habe ich erfahren, welche Hilfen habe ich gebraucht? Bekomme ich die von Jesus?<br />

Mit welchen Hindernissen sehe ich mich konfrontiert? Welche Schritte sind nun zu<br />

gehen.<br />

Hier wird das Wort und die Tat eins - das ist wahrscheinlich die schönste Art,<br />

Wahrheit zu beschreiben!<br />

Wir können nun diesen Zirkel zu mehreren Durchläufen zusammensetzen. Dann<br />

entsteht eine Art Spirale. Jede neue Erkenntnis oder Fähigkeit will geübt werden und<br />

verbessert. Glauben wir doch nicht, dass es nach dem ersten mal sitzt. Das ist mit<br />

nichts so im Leben!<br />

EP und Glaube 12


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Reflexion<br />

Anwendung<br />

Anwendung<br />

Reflexion<br />

Information<br />

Information<br />

Reflexion<br />

Anwendung<br />

Anwendung<br />

Reflexion<br />

Information<br />

Information<br />

Später werden wir dazu eine praktische Übung machen. Hier können wir natürlich<br />

ganz praktisch tolle Anwendungen kreieren. Im Hauskreis wird dieses Prinzip<br />

interessant, in der Jugendarbeit, Jungschar, aber eigentlich auch für einen<br />

Gottesdienst. Das braucht mehr Planung, aber es lohnt sich. Es ist wie das Üben<br />

einer Sportart oder eines Instrumentes: Anschauen, Hören, Erfahren einer neuen<br />

Wahrheit, dann Anwenden und ausprobieren, in die Tat umsetzen. Nun darüber<br />

nachdenken, reflektieren, auswerten und die neu gewonnene Erkenntnis gleich<br />

wieder anwenden und wieder ausprobieren.... Ein sehr spannende und effektive<br />

Sache.<br />

EP und Glaube 13


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Wachstumszonen<br />

Wenn wir als Mensch wachsen und reifen möchten, dann werden wir über früh oder<br />

spät Risiken eingehen müssen. Wir betreten Neuland - und das macht uns unsicher,<br />

aber lässt uns wachsen. Durch eine Grafik kann man das leicht darstellen, was im<br />

Leben nicht immer so leicht zu erkennen ist...<br />

Panik Zone<br />

Wachstums<br />

Zone<br />

Komfort Zone<br />

mehr Risiko<br />

Wenn wir lernen wollen, dann müssen wir manchmal bekannte Gefilde verlassen.<br />

Das hat immer mit Angst zu tun. Aber das ist auch unsere Wachstumszone. Wenn<br />

wir das überstrapazieren, dann landen wir in der Panikzone, da ist es schwierig,<br />

etwas zu lernen, weil wir zu viel mit der Angst zu kämpfen haben. Geht man aber<br />

das Wagnis ein und macht den Schritt in die Wachstumszone, so stehen uns alle<br />

Türen offen zu großem Lernpotential.<br />

Wir müssen dabei aber im Blick behalten, dass für jeden die Schwelle anders ist. Es<br />

gibt Leute, die haben schon Panikattacken, wenn sie auf einen Tisch stehen<br />

müssen, die bekommst du niemals auf einen Pamper-Pole.<br />

EP und Glaube 14


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Zum Nachdenken:<br />

<br />

Schreibe dir eine Zeit auf, in der du in jeder von diesen Zonen warst (jeweils<br />

einer zur Zeit).<br />

Wie würdest du dein Komfortzone beschreiben?<br />

Wie oft schreitest du aus dieser Zone heraus?<br />

Wie fühlt es sich an, wenn du in der Panikzone bist?<br />

Lenke deinen Blick auf die Wachstumszone.<br />

Was hast du zu der Zeit gelernt?<br />

Warum war es eine so wichtige „Lernzeit” für dich?<br />

Hat dir jemand durch diese Zeit geholfen?<br />

Welche wichtigen oder effektiven Charakteristiken zeichnen jemanden aus,<br />

der jemandem durch eine solche Zeit hilft (Wachstumszeit)?<br />

EP und Glaube 15


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Zum Nachdenken, Teil II:<br />

Das Prinzip der Wachstumszone gilt nicht nur für die Erlebnispädagogik, sie gilt vor<br />

allem auch für den Glauben.<br />

<br />

Warum wagen wir so wenig mit Jesus?<br />

<br />

Gehorchen wir mehr der Angst als ihm?<br />

Kennen wir Jesus zu wenig?<br />

<br />

Welche vertrauten Muster kannst du in einer geistlichen Situation anwenden,<br />

die für dich Neuland ist?<br />

<br />

Was hat Gott bisher in deinem Leben getan?<br />

Wo und wie hast du ihn in „action” erlebt?<br />

<br />

Welche Zusagen hast du von ihm?<br />

<br />

Wo und wann wurdest du von Gott enttäuscht?<br />

War es, weil Gott seine Versprechen nicht gehalten hat oder lag das <strong>Pro</strong>blem<br />

doch bei dir?<br />

EP und Glaube 16


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Wenn wir dieses Prinzip verstehen, dann beginnen wir auch zu verstehen, warum<br />

über 360x in der Bibel die Aufforderung kommt: „Fürchte dich nicht!” Oder „Sei mutig<br />

und stark!”<br />

Der Imperativ kommt an ganz verschiedenen Stellen in der Bibel.<br />

Abraham beim Bundesschluss (Gen 15)<br />

Abraham als er Isaak opfern soll (Gen 21)<br />

Jakob bei Bethel und als er zu Josef nach Ägypten zieht (Gen 26 / 46)<br />

Lies dir den Disput zwischen Moses und Gott durch in Ex 3+4<br />

Als Moses die Leitung des Volkes an Josua übergibt (Dt 31)<br />

Josua vor der Landnahme (Jos 1 / 8 / 10)<br />

Gideon (Richter 6)<br />

Ruth (Ruth 3)<br />

<br />

<br />

Siehe die Gebete Davids<br />

<strong>Pro</strong>pheten, Jesaja ist voll davon an den wichtigsten Stellen<br />

Jeremia in Kap 30 u.a.<br />

Daniel<br />

Kleine <strong>Pro</strong>pheten (Haggai beim Neubau des Tempels z.B.)<br />

Maria (Mt 1)<br />

Josef / die Hirten<br />

Petrus und Andreas, und die anderen Jünger bei der Berufung (Lk 5)<br />

Paulus (Apg 18)<br />

Johannes bei der Offenbarung (Offb 1 + 2)<br />

An den markantesten Stellen in der Bibel begegnet uns das ganz massiv: Gott<br />

fordert die Menschen auf, sich nicht mehr auf die Angst zu konzentrieren, sondern<br />

auf ihn: Ich bin’s! Hast du mal versucht, dich nicht zu fürchten? Das geht nicht! Was<br />

hilft ist etwas anderes: Du musst an etwas anderes Denken! Die Gedanken können<br />

nur abgeschaltet werden, wenn du sie mit einem neuen Bild fütterst. Gott lenkt in<br />

diesen Situationen unseren Blick auf sich!<br />

Warum ist der Appell so wichtig? Weil Angst der Nr. 1 Grund ist, dass wir Gott nicht<br />

gehorchen. Wir gehorchen der Angst mehr als Gott! Sie nimmt uns gefangen und<br />

blockiert, darum müssen wir unsere Gedanken mit dem Bild Gottes füllen. Er ist<br />

immer groß genug! Er ist immer mächtig genug.<br />

Das führt uns zu einem nächsten zentralen Punkt des Glaubens: Vertrauen! Angst<br />

kämpft immer gegen Vertrauen. Angst zerstört vertrauen. Das <strong>Pro</strong>blem dabei ist nur,<br />

dass wir nicht einfach mehr Vertrauen haben, wenn wir es wollen.<br />

Vertrauen kann nur wachsen, in dem wir Jesus besser kennen lernen!<br />

Vertrauen kann die Angst besiegen, wenn wir uns auf vertraute Dinge stützen.<br />

Wenn wir uns z.B. in Erinnerung rufen, dass das Seil immer gehalten hat. Wen wir<br />

uns klar machen, dass Gott sein Wort immer gehalten hat, dann können wir auch<br />

leichter nächste Schritte gehen.<br />

EP und Glaube 17


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Das Prinzip der Zonen zeigt uns auf, dass ein genereller Denkfehler bei den meisten<br />

Christen vorherrscht: Sie glauben, dass alles, was mit Glaube zu tun hat,<br />

automatisch gekonnt wir. Glauben kann man einfach. Das ist nicht nur ein<br />

fundamentaler Fehler, es ist ein gefährlicher Fehler.<br />

Der Grund liegt darin, dass Gott nicht an der Natur des Menschen vorbeigeht. Er<br />

schaltet unsere Geschichte nicht aus, somit auch nicht unsere Erfahrungen. Wenn<br />

du von Haus aus immer schon ängstlich warst, dann wirst du, nur weil du jetzt an<br />

Jesus glaubst, nicht ein Adrenalinjunky werden. Wenn du dich bisher als Versager<br />

erlebt hast, braucht es viel Zeit und Aktion, bis das von Gott her verändert werden<br />

kann. Alles, was du im Leben an Neuem entdeckst, ist fremd und muss erst<br />

erkundet werden. Verhaltensweisen muss man trainieren. Vertrauen wächst, in dem<br />

man an der Beziehung arbeitet. Das gilt für den geistlichen Bereich genau so. Willst<br />

du mutiger werden, lerne Jesus besser kennen. Das gehört zusammen. Denn<br />

immer, wenn er dich an Schlüsselstellen in deinem Leben führt, kommt die Angst<br />

auf. Hier musst du dann deine Gedanken füllen mit einem alten Bekannten, der dir<br />

aus der Patsche hilft - Jesus!<br />

Die Angst vor Fehlern!<br />

„Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?” V. VanGogh<br />

Warum haben wir - das gilt vor allem für den deutschsprachigen Raum - so viel<br />

Angst davor, Fehler zu machen? Im Amerikansichen gibt es die Redewendung: nice<br />

try, netter Versuch. Wenn etwas daneben gegangen ist. Menschen aus Übersee<br />

haben viel weniger <strong>Pro</strong>bleme, vor Menschen zu stehen, etwas auszuprobieren und<br />

die verrücktesten Dinge anzustellen. Wir dagegen sagen immer, dass wir das nicht<br />

können, oder dass andere etwas besser könnten. Wir haben schlicht und einfach<br />

Angst, Fehler zu begehen.<br />

Ich meine, dass das vor allem mit unserem Schulsystem zu tun hat. Wir werden<br />

darauf getrimmt, Fehler zu vermeiden. Wenn wir einen Wörtertest in einer<br />

Fremdsprache haben, dann steht darunter nicht, wie viele Wörter du richtig<br />

geschrieben hast, sondern wie viele Fehler du gemacht hast.<br />

Wer immer nur darauf bedacht ist, keine Fehler zu machen, wird keine neuen Dinge<br />

wagen. Fehler helfen uns, sie machen und klüger, aber nur, wenn wir darüber<br />

nachdenken. „Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat noch nie etwas Neues<br />

ausprobiert!” A. Einstein<br />

EP und Glaube 18


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Ben Patterson erzählt folgende Geschichte:<br />

Ein junger Mann mit grad mal 32 Jahren wird zum Präsidenten einer großen Bank<br />

gewählt. Dass er gewählt wurde, überstieg seine wildesten Erwartungen, es machte<br />

ihm aber auch Angst, dass er der enormen Aufgabe nicht gewachsen sein würde. Er<br />

suchte einen weisen älteren Mann aus dem Vorstand auf um ihn um Rat zu fragen,<br />

wie er ein guter Bankpräsident werden könne.<br />

„Was ist das aller Wichtigste für mich, das ich als neuer Bankdirektor tun muss?<br />

Fragte er den älteren Mann.<br />

„Treffe richtige Entscheidungen!” War die knappe Antwort.<br />

Der Jüngere dachte einen Moment darüber nach und sagte dann: „Vielen Dank, das<br />

ist sehr hilfreich. Aber könnten sie nicht etwas genauer sein? Wie treffe ich die<br />

richtigen Entscheidungen?”<br />

Der Weise antwortete nur: „Erfahrung”<br />

Ziemlich aufreget sagte der junge Direktor: „Mein Herr, das ist ja genau der Grund,<br />

warum ich hier bin, ich habe nicht die Erfahrung um richtige Entscheidungen zu<br />

treffen. Wie bekomme ich Erfahrung?”<br />

„Durch falsche Entscheidungen!” War die Antwort!<br />

Wenn du geistlich wachsen willst, musst du Schritte aus der Komfortzone heraus<br />

wagen. Gott kann dir Situationen schicken, in die er dich hineinführt, damit du<br />

endlich den Schritt wagst. Reifen wirst du durch Dinge die du tust. Sie funktionieren<br />

oder nicht - Erfahrung kommt aus Handlung, die reflektiert wurde. Manches hat<br />

geklappt, weil du anderen abschauen konntest, wie sie es gemacht haben. Doch<br />

nicht alles wird so funktionieren. Manchmal müssen wir ins kalte Wasser springen<br />

und Dinge einfach ausprobieren. Von Edison wird gesagt, dass er 900 Glühbirnen<br />

machte, bis er die richtige Lösung hatte. Jedes mal sagte er, schon wieder ein Weg,<br />

wie es nicht geht. Er hat aussortiert, Beobachter müssen ihn für verrückt gehalten<br />

haben. Aber er ist uns bekannt als einer der größten Erfinder aller Zeiten.<br />

Bleibst du vor allem geistlich immer in deiner Komfortzone? Warum? Hast du Angst<br />

vor Fehlern? Für Gott sind Fehler nie ein <strong>Pro</strong>blem, nur Ungehorsam!!!!<br />

EP und Glaube 19


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Methoden der EP und die Bibel<br />

Stell dir folgende Situation vor. Du siehst einen Mann die Straße hinuntergehen. Du<br />

folgst ihm und siehst eine große Menge Leute auf einem Platz stehen. Plötzlich löst<br />

sich jemand aus der Menge und du entdeckst, dass an ihm etwas anders ist. Es<br />

scheint als würde er ein Joch auf seinem Nacken tragen. Ein großes hölzernes<br />

Joch, so eines, das normalerweise ein Ochse trägt. Nun kommt er dir entgegen und<br />

tatsächlich, der Typ geht durch die Straßen und trägt ein Joch.<br />

Welche Fragen würden dir durch den Kopf gehen? „Warum trägt der Typ ein Joch?<br />

Was will er damit?” Denn normalerweise wachst du morgens nicht auf und greifst in<br />

den Kleiderschrank und krallst dir ein Joch. Vielleicht aus versehen mal einen<br />

Kleiderbügel, aber sicher kein Joch. Das ist kein Versehen, das war Absicht. Er kann<br />

kaum erwarten dir zu erklären, warum er das tut!<br />

Dieser Mann ist Jeremia, hat einen Weg gefunden, wie seine Botschaft voll ins<br />

Zentrum traf. Eine Botschaft, bei der es um Gedeih oder Verderben einer ganzen<br />

Nation ging. Worte allein sind nicht genug, sie reichen nicht aus! Gott hat Jeremia<br />

nicht einfach aufgetragen, seine Botschaft abzuliefern. Nein, er sollte etwas tun, das<br />

seine Zuhörer zutiefst berührte und aufmerksam machte, ein Erlebnis, das sie nicht<br />

so schnell wieder vergessen würden. Durch Jeremia hat Gott eine Methode der EP<br />

gebraucht, um seine Botschaft unter die Menschen zu bringen.<br />

Tatsache ist, dass Gott das oft getan hat und auch immer noch tut. Normalerweise<br />

öffnen wir die Bibel und prüfen, was Gott sagt. Wir ringen mit der Bedeutung der<br />

Aussagen aber ganz selten, oder so gut wie nie sehen wir uns die Methode an, wie<br />

Gott sprach oder verkünden lies. Das was, der Inhalt ist logischer Weise absolut<br />

wichtig. Doch mir hat ein Blick auf die Methode einiges an Klarheit geschenkt.<br />

Wir verbringen sehr viel Zeit mit dem Inhalt, aber nicht mit der Methode. Die Bibel ist<br />

voll von Lehrern und Anführern, die Erlebnisse von Menschen geprägt haben, damit<br />

sie in der Beziehung zu Gott wachsen konnten. Hier möchte ich also auf die<br />

„Methodologie” der Bibel achten und nicht auf die „Theologie”, darauf, wie Gott lehrt<br />

und nicht was!<br />

1. Gleichnisse<br />

Gleichnisse sind ein sehr effektiver Weg, alltägliche Dinge oder Geschehnisse für<br />

tiefgehende Lektionen zu nützen. Was ist der Unterschied zwischen einem Gleichnis<br />

und einer Geschichte? Im ersten Augenblick nicht viel. Ein Gleichnis (Vergleich) hat<br />

aber einige spezielle Charakteristiken. Die Absicht der meisten Geschichten ist es,<br />

zu unterhalten. Gleichnisse wollen etwas lehren. Gleichnisse sind meistens kurz und<br />

wollen bei den Zuhörern Erinnerungen an vertraute Dinge wecken. Von Jesus<br />

wissen wir, dass er diese Methode oft gebraucht hat, aber wir finden sie auch an<br />

anderen Orten in der Bibel. Wem fällt was ein?<br />

Nehmen wir uns zuerst zwei drei Gleichnisse vor um zu sehen, wie sie funktionieren.<br />

EP und Glaube 20


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Matthäus 13, 44: „Das Königreich der Himmel gleicht einem im Acker verborgenen<br />

Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und<br />

verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.”<br />

Hast du nicht auch schon mal davon geträumt, einen Schatz zu finden? Meine<br />

Kinder haben Schatztruhen. Ich kann mich erinnern, dass meine Oma einen großen<br />

Dachboden hatte. Da gab es einige alte Truhen. Für uns Kinder war es klar, dass<br />

eine dieser Truhen eine Schatztruhe ist. Meine Kinder wollen auch immer auf den<br />

Dachboden - da gibt es Schätze! Leider bei uns zu Hause nicht!<br />

Jesus sagt diesen Satz und schon haben wir Bilder im Kopf schon Schätzen. Fluch<br />

der Karibik - der Schatz lockt. Welche Bilder den Leuten damals im Kopf<br />

aufleuchteten, weiß ich leider nicht. Jesus spricht etwas an, das wir alle teilen. Das<br />

macht die Geschichte so effektiv. Weil es uns vertraut ist, nahe am Herz. Diesen<br />

Teil der Geschichte kennen wir gut und darum sind wir willig, die Barrieren zu öffnen<br />

und uns auf den Rest der Geschichte einzulassen.<br />

Der Rest ist eine Überraschung. Nimm mal an, du möchtest ein Auto kaufen, findest<br />

einen tollen Gebrauchtwachen und im Handschuhfach entdeckst du ein richtig<br />

dickes Bündel von 1000-er Euronoten. Eigentlich würden wir erwarten, dass Jesus<br />

uns sagt, wir sollen ehrlich sein und den Fund melden. Aber dem ist nicht so! Jesus<br />

sagt, halte es versteckt, kratze alles Geld zusammen und kauf das Teil! (Wäre mal<br />

ein neuer Blickwinkel für alle WWJD - Armbandträger oder!)<br />

Einen Weg zu finden, das Geld zu behalten, darüber denken wir gerne nach, aber<br />

wir würden es nicht jedem auf die Nase binden. Die überraschende Wende in dieser<br />

Geschichte gibt uns den Anstoß zum Gespräch. Du kannst irgendwie nicht anders.<br />

EP und Glaube 21


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Drei Elemente in dieser Geschichte machen das Gleichnis zu einem „EP-Gleichnis”:<br />

<br />

<br />

<br />

Erstens spricht es etwas an, das allen Zuhörern bekannt ist.<br />

Der Fokus liegt bei der Erfahrung der Zuhörer und nicht des Lehrers! Es ist<br />

nicht nötig, groß das Rundherum der Geschichte zu erzählen, weil jeder<br />

schon damit vertraut ist. Das ist der große Unterschied zwischen einem<br />

Gleichnis und Geschichten. Die Zuhörer haben bereits ein Erlebnis, darauf<br />

spricht das Gleichnis an, es greift auf das Erlebnis zurück.<br />

Zweitens gibt es uns die Möglichkeit, uns zu öffnen.<br />

Die Geschichte spricht einen Teil unseres Lebens an, der uns gut bekannt ist.<br />

Darum fühlen wir uns sicher, darauf zu reagieren oder uns zu öffnen. Die<br />

Abwehrmauern sind weg. Wir erlauben unseren wirklichen Gedanken freien<br />

Lauf und unsere wirklichen Gefühlen können zu Tage treten. Wir antworten<br />

ohne vorher groß darüber nachzudenken und wollen auch nicht jemanden<br />

beeindrucken. Wir erlauben, dass wir ganz echt sind.<br />

Diese Einbindung in die Geschichte macht es möglich, dass wir ganz tief<br />

getroffen werden können, weil die Mauern nicht aufgebaut und die<br />

Schutzschilder nicht vorhanden sind.<br />

Wenn wir uns also in einer uns bekannten Geschichte wieder finden können<br />

und wir uns frei fühlen, ganz offen zu sein, sind wir auch offen für die oftmals<br />

sehr überraschenden Schlussfolgerungen, die uns helfen, die alte Erfahrung<br />

in einem ganz neuen Licht zu sehen.<br />

Genau hier setzt die Lehre ein, hier lehrt uns das Gleichnis. Das Gleichnis<br />

umgeht jede Mauer, die wir um unser Herz aufgebaut haben, und trifft uns<br />

tief.<br />

1. Etwas dem Zuhörer bekanntes aufgreifen<br />

2. Dadurch öffnet sich der Zuhörer und identifiziert sich mit der Situation<br />

3. Überraschende Schlussfolgerung, neuer Blickwinkel<br />

AT: König David hat eine Affäre mit der verheirateten Bathseba. Gott gibt dem<br />

<strong>Pro</strong>pheten Nathan den nicht gerade beneidenswerten Auftrag, die Schwächen des<br />

mächtigsten Mannes im Königreich dem mächtigsten Mann im Königreich<br />

aufzuzeigen!<br />

Was macht Nahtan? Lest folgende Geschichte und versucht, die drei Punkte wieder<br />

zu finden.<br />

2. Samuel 12, 1-7<br />

EP und Glaube 22


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Nathan war sicher klar, dass er nicht einfach zu David gehen kann und ihm sagen,<br />

dass die ganze Sache Sünde sei und er damit aufhören solle. Wahrscheinlich hätte<br />

es passieren können, dass Nathan nach dieser Begegnung einige sehr wichtige<br />

Körperteile vermisst hätte! Was also macht er?<br />

<br />

Er gebraucht eine Erfahrung aus der Kindheit, aus dem Leben Davids.<br />

Schafe hatte der König oft gehütet. So schafft er die Möglichkeit, dass David<br />

diese wichtige Lektion hört.<br />

David hatte Erlebnisse aus erster Hand und er wusste, was es heißt, ein<br />

Lamm zu halten. David wusste was es braucht, für Schafe zu sorgen. Er<br />

konnte nicht nur denken, dass dieses Lamm dem armen Mann eine Freude<br />

war, er konnte es fühlen und die selbe Liebe spüren.<br />

Nathan spricht also etwas an, das David zutiefst im Herz anspricht. Er kann<br />

sich öffnen, weil er sich nicht angegriffen fühlt.<br />

<br />

<br />

David zeigt seine wahren Gedanken und Gefühle, als Nathan über den<br />

reichen Mann spricht. David explodiert förmlich vor Zorn, er hat sich in seinen<br />

Kindheitserfahrungen verloren und erlaubt sich, ganz ohne Maske uns ohne<br />

Filter sich selbst zu sein. David, der Hirte spricht zu David, dem König. Der<br />

Hirte kann mit dem armen Mann mitfühlen und der König hat die Macht,<br />

etwas zu ändern. Die Geschichte befreit David zu einer spontanen Reaktion<br />

und Antwort, die seine Vergangenheit und Gegenwart verbindet!<br />

An diesem Punkt ist David offen für die harte Lektion, die Nathan abzuliefern<br />

hat. Seine Schutzmauern sind abgeräumt. Die Botschaft, die in Nathans<br />

Exekution hätte enden können, trifft David nun direkt ins Herz und offenbart<br />

ihm das Ausmaß seiner Schuld. Die Verteidigung ist gewichen und so kann<br />

die Lektion David von einem Mörder und Ehebrecher in einen Mann<br />

verändern, der um Vergebung fleht. Lies mal Psalm 51, hier findest du Davids<br />

Antwort.<br />

(Also nicht Information sondern Transformation)<br />

Also, diese zwei Geschichten haben uns gezeigt, wie ein Gleichnis direkt in ein<br />

Erlebnis hineingreifen kann und so eine ganz effektive Lektion wird. Sie funktioniert<br />

durch eine Erfahrung, die die Zuhörer bereits gemacht haben, das schafft eine<br />

Offenheit und Sicherheit für die Lernenden, um ganz unmittelbar zu antworten. Die<br />

Abwehrmechanismen sind nicht in Alarmbereitschaft und so sind sie bereit, die<br />

Lektion zu hören. Damit sie verändert werden können.<br />

EP und Glaube 23


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

2. Gegenstandslektion (Object Lesson)<br />

Eine Gegenstandslektion nimmt einen gewöhnlichen Gegenstand aus dem<br />

alltäglichen Leben und gibt ihm eine ganz neue Bedeutung. So wird aus einem ganz<br />

gewöhnlichen Holzstecken ein Symbol für eine ganze Nation. Blumen, wenn du sie<br />

in einer Gegenstandslektion brauchst, stehen für Gottes tägliche Fürsorge für uns<br />

Menschen. Wenn immer du also eine Blume siehst, kannst du dich an die Lektion<br />

und die Bedeutung erinnern, die neu damit verbunden wurde.<br />

Suchen wir uns zwei Beispiele aus der Bibel heraus um zu sehen, wie sie<br />

funktionieren - nicht was sie aussagen!<br />

Zunächst aus der Bergpredigt, Mt 6, 28-30:<br />

„Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie<br />

wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch aber, dass<br />

selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. 30<br />

Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen<br />

geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen?”<br />

Jesus ist auf dem Berg, besser Hügel ganz in der Nähe vom See Genezareth. Du<br />

hast einen fantastischen Blick über das Tal, den See und die Gegend. Vielleicht sind<br />

seine Jünger und die anderen Leute sogar mitten in einem Blumenfeld gehockt.<br />

Wenn Jesus also sagt: „Betrachtet die Lilien des Feldes...” Lenkt er die<br />

Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf eine gewöhnliche Sache. Blumen haben sie<br />

schon öfters gesehen, immer wieder. Aber nun wird ihre Aufmerksamkeit darauf<br />

gelenkt. Normalerweise gehen wir an den Blumenfeldern vorbei oder geben ihnen<br />

kaum Aufmerksamkeit. Vielleicht bewundern wir mal einen schönen Blumenstrauß,<br />

doch einen zweiten Gedanken verschwenden wir daran selten. Jesus nimmt einfach<br />

so eine Blume und zeigt einen ganz neuen Weg, sie zu betrachten.<br />

<br />

<br />

Der erste Schritt einer Gegenstandslektion ist also sich etwas auszusuchen,<br />

das aus unserem bekannten Alltag stammt und dem man eine neue<br />

Bedeutung zuweisen kann.<br />

Als nächsten Schritt zeigt Jesus einige spezielle Dinge, Charakteristiken und<br />

Wahrheiten auf, die mit dem Objekt verbunden sind. Im Falle der Lilien, dass<br />

sie nichts tun, ihre Schönheit und Vergänglichkeit. Die Zuhörer müssen kein<br />

zweites mal über die Wahrheiten nachdenken, sie sind offensichtlich. Selbst<br />

wenn jemand die Blumen zum ersten mal sehen würde, könnte er Jesus<br />

zustimmen.<br />

Man hätte noch viele andere Dinge über die Lilien sagen können, aber Jesus<br />

wählt absichtlich diese drei Dinge aus. Die Absicht ist nicht, alles über Lilien<br />

zu verstehen. Der Punkt einer Gegenstandslektion ist nie, das ganze Konzept<br />

einer Lilie, eines Gegenstandes zu verstehen, sondern die herausgehobenen<br />

Punkte sollen uns Vergleichspunkte liefern, damit wir kompliziertere<br />

Wahrheiten verstehen können. Die Wahrheiten über die Lilien führt uns zu<br />

EP und Glaube 24


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

den Wahrheiten über das Leben. Jesus schafft also eine Erfahrung rund um<br />

die Blumen, die uns nie wieder auf die gleiche Art Blumen anschauen lässt.<br />

Er hat Gottes Fürsorge um unsere Bedürfnisse mit dem Erlebnis verknüpft,<br />

das mit dem Anschauen der Blumen geschah.<br />

Diese Lektion hat er einmal gehalten, aber sie wird uns jedes mal wieder<br />

gehalten, wenn wir an einem Blumenfeld vorbeigehen. Wir werden daran<br />

erinnert. Die Kraft einer Gegenstandslektion liegt darin, dass der Lernende<br />

sofort neues lernt und sich jedes mal daran erinnert, wenn er wieder so einen<br />

Gegenstand sieht oder in eine ähnliche Situation kommt.<br />

<br />

Eines ist noch wichtig: Jesus wirft einen Köder aus!<br />

Die Lektion beginnt eigentlich bevor Jesus die Blume zeigt. Der erste Satz<br />

lautet: „Warum sorgt ihr euch um Kleidung?” Das führt die Leute in eine<br />

Erwartungshaltung: Was kommt jetzt?<br />

Als Jesus dann über die Lilien beginnt zu reden, weiß jeder, dass jetzt kein<br />

Vortrag über Botanik oder Gartenpflege kommt. Jesus benützt diese<br />

Vorschau, diesen Vorsatz als eine Art Angelhacken, einen Weg, die Gruppe<br />

in die Lektion hineinzunehmen.<br />

1. Einen bekannten, alltäglichen Gegenstand aussuchen<br />

2. Spezielle Charakteristiken, Wahrheiten aufzeigen und sie mit dem Vergleichen,<br />

das man eigentlich erklären will.<br />

3. Etwas um die Aufmerksamkeit zu fesseln, einen Angelhacken schaffen.<br />

Hier eine Aufgabe für euch um diese Punkte zu suchen.<br />

Hesekiel 37, 16-19<br />

Welche Schritte entdecken wir hier?<br />

<br />

Ein Stock ist ein simpler Gegenstand, aber zwei zusammenbinden ist weder<br />

eine Konstruktion noch ist es Modellbau. Aber die Absicht wird klar. Stöcke<br />

zusammenbinden war eine alltägliche Arbeit. Bekannt und vertraut. Was die<br />

Leute aufweckt ist das Schreiben auf die Stecken. Das war ungewöhnlich. Da<br />

gibt es etwas zu lernen, denn die Namen auf den Stöcken sind speziell. Die<br />

Leute müssen nachfragen: Was tut er da? Was bedeutet das?<br />

Also, die Stecken sind die normalen Dinge, dass sie zusammengebunden<br />

werden, weist auf die spezielle Wahrheit, die aufgezeigt werden soll!<br />

<br />

<br />

Die Wahrheit ist also, dass Gott seine Nation, Israel und Juda wieder<br />

vereinen will, es zeigt Gottes Herzensanliegen.<br />

Die Kuriosität, dass Hesekiel auf die Stöcke schreibt, zieht die Menschen in<br />

die Lektion und schafft durch das Objekt eine immer wiederkehrende<br />

Erinnerung.<br />

EP und Glaube 25


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Wahrscheinlich sind Gegenstandslektionen für uns die vertrautesten Dinge. Wir<br />

haben alle schon Gegenstandslektionen gehört. Manche sind uns vielleicht noch<br />

sehr eindrücklich in Erinnerung. Sie sind auch sicher am leichtesten in die Klasse zu<br />

transportieren oder in den Hauskreis. Verfeinert diese Kunst und braucht diese<br />

Dinge. Sie sind sehr effektiv und gut.<br />

3. Spezielle Herausforderungen (Initiatives / Kooperative Abenteuerspiele)<br />

Du musst den Fluss überqueren mit deinem ganzen Team oder einen geheimen<br />

Code entschlüsseln, damit du das Leben von Millionen retten kannst. Leider hast du<br />

dazu keine Hi-Tech Ausrüstung, sondern nur ein paar einfache Hilfsmittel zur<br />

Verfügung.<br />

Ich habe mit euch ein paar dieser speziellen Herausforderungen gespielt. Man nennt<br />

sie auf deutsch Kooperative Abenteuerspiele oder Aktionen, englisch werden sie<br />

Initiatives oder Team Initiatives genannt. Das sind Aktivitäten oder<br />

Herausforderungen, die ganz gezielte Räume schaffen, damit Menschen wachsen<br />

können oder etwas lernen. Um die Herausforderung zu meistern, muss man<br />

miteinander Konflikte meistern, <strong>Pro</strong>bleme lösen, kommunizieren und vieles mehr.<br />

Du kannst eine Situation kreieren, so wie ich das z. T. mit euch getan habe oder<br />

aber auch in einer tatsächlichen Situation aus dem Leben. Praktische Dinge tun.<br />

Einige Schritte machen diese Erlebnisse zu einer Erfahrung des Lernens und<br />

Wachsens. In der Bibel finden wir dieses Prinzip an vielen Stellen.<br />

So z.B. In Lukas 10, 1-12:<br />

Nach diesem aber bestimmte der Herr siebzig andere und sandte sie zu je zwei vor<br />

seinem Angesicht her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte. 2<br />

Er sprach aber zu ihnen: Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige.<br />

Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte! 3 Geht<br />

hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe. 4 Tragt weder Börse<br />

noch Tasche noch Sandalen, und grüßt niemand auf dem Weg! 5 In welches Haus<br />

ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus! 6 Und wenn dort ein Sohn<br />

des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird er zu<br />

euch zurückkehren.<br />

7<br />

In diesem Haus aber bleibt, und esst und trinkt, was sie<br />

haben! Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus in ein<br />

anderes! 8 Und in welche Stadt ihr kommt, und sie nehmen euch auf, da esst, was<br />

euch vorgesetzt wird, 9 und heilt die Kranken darin und sprecht zu ihnen: Das Reich<br />

Gottes ist nahe zu euch gekommen. 10 In welche Stadt ihr aber gekommen seid,<br />

und sie nehmen euch nicht auf, da geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht:<br />

11<br />

Auch den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füßen hängt, schütteln wir gegen<br />

euch ab; doch dies wisst, dass das Reich Gottes nahe gekommen ist. 12 Ich sage<br />

euch, dass es Sodom an jenem Tag erträglicher ergehen wird als jener Stadt.<br />

Eine große Gruppe Menschen folgt Jesus. Er ist auf dem Weg nach Jerusalem. Er<br />

wählt sich 72 Personen aus für eine spezielle Herausforderung. Tönt irgendwie wie<br />

die Einleitung zu einer Abenteueraktion!<br />

EP und Glaube 26


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Ungefähr so:<br />

Also, jeder sucht sich jetzt einen Partner. Habe hier eine tolle Herausforderung für<br />

euch. Hat jeder schon einen Partner? Super. Folgende Situation: Da draußen gibt<br />

es eine große Ernte, aber wir haben nicht genug Arbeiter. Das ist eure Aufgabe,<br />

bringt die Ernte ein. Aber da gibt es noch ein paar Schwierigkeiten, wilde Tiere<br />

machen euch die Arbeit nicht gerade leichter. Lasst euch nicht von der Aufgabe<br />

abbringen!<br />

Jesus suchte sich keine künstliche Situation aus, sondern eine im Leben. Es hat<br />

eine funktionale Absicht: Er möchte Städte besuchen und die kleinen Teams sollten<br />

in diesen Städten seine Ankunft ankündigen und vorbereiten. Aber er setzt auch<br />

einige Richtlinien, wie diese Aufgabe auszuführen ist.<br />

<br />

<br />

<br />

Nehmt kein Gepäck mit<br />

Grüßt niemanden an der Straße<br />

Bleibt in einem Haus, solange ihr in der Stadt seid<br />

Diese Einschränkungen erhöhen den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe. Weil Jesus<br />

ihnen etwas ganz spezielles beibringen will. Die Jünger werden nicht nur zum<br />

Auskundschaften der Dörfer hinausgeschickt, sie werden vor allem zurückkommen<br />

mit der Erfahrung, dass Gott sie geführt und getragen hat. Ihr Verständnis der Kraft<br />

und Vertrauenswürdigkeit Gottes ist total gewachsen.<br />

Aber das ist keine intellektuelle Übung. Es ist auch keine theologische Diskussion.<br />

Jesus sagt eben nicht: „Was wäre, wenn ich euch senden würde?” Er schickt sie in<br />

die Dörfer. Das ist eine echte Lebenserfahrung, die Aktion und Handeln von denen<br />

fordert, die lernen. Sie haben die Möglichkeit, die Herausforderung zu erleben und<br />

dann die Resultate zu sehen.<br />

Nachdem die Jünger zurückkamen, sprachen sie über das Erlebte. Diese Reflexion<br />

half ihnen zu verstehen, was sie gelernt haben und es für ihr Leben zu festigen.<br />

Jesus gab ihnen einfach Zeit, zu sehen und zu verstehen, was sie da auf der Straße<br />

erlebt und gelernt haben. Bevor sie zum nächsten Erlebnis gingen, nahmen sie sich<br />

die Zeit, das zu verarbeiten, was sie grad erlebt haben. Die Lektion hat ihr Leben<br />

verändert, sie werden anders leben und auch die Aufgaben werden anders werden.<br />

Wir haben hier alle speziellen Elemente einer typischen EP-Aufgabe:<br />

1. Eine spezielle Herausforderung<br />

2. Richtlinien zur Ausführung der Aufgabe<br />

3. Die Ausführung der Aufgabe, der Herausforderung<br />

4. Reflexion und Verarbeitung des Erlebten<br />

Hier ein Beispiel mitten in einer ganzen Serie von Herausforderungen, die Gott für<br />

Gideon bereit hielt!<br />

EP und Glaube 27


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Richter 6, 25-26:<br />

25<br />

Und es geschah in jener Nacht, da sprach der HERR zu ihm: Nimm einen<br />

Jungstier von den Rindern, die deinem Vater gehören, und zwar den zweiten Stier,<br />

den siebenjährigen! Und reiße den Altar des Baal, der deinem Vater gehört, nieder<br />

und die Aschera, die dabei steht, haue um! 26 Und baue dem HERRN, deinem Gott,<br />

einen Altar auf dem Gipfel dieser Bergfeste in der rechten Weise! Und nimm den<br />

zweiten Stier und opfere ihn als Brandopfer mit dem Holz der Aschera, die du<br />

umhauen sollst!<br />

Wahrscheinlich hast du Gideon im Kopf mit seinem Flies, das er ständig auslegen<br />

will oder der Armee, die zu groß ist. Doch zuerst treffen wir uns an, als er in einer<br />

Weinkelter Korn drischt, versteckt und ängstlich. Der Engel des Herrn grüßt ihn mit<br />

„tapferer Held” oder „mächtiger Krieger”! Das scheint fast eine Art sarkastische<br />

<strong>Pro</strong>phetie zu sein!!! Aber der Engel bereitet ihn vor, dass er dem Namen gerecht<br />

werden kann.<br />

Welche Punkte kannst du finden?<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Seine erste Aufgabe auf dem Weg dahin, das zu werden, was Gott weiß, das<br />

er werden wird, ist die Zerstörung des Baals und Aschera Heiligtums, das<br />

seinem Vater gehört. Ein klarer Auftrag, eine große Herausforderung. Das<br />

Heiligtum niederreißen und sich so gegen seinen Vater stellen, dann ein Altar<br />

für Gott aufrichten.<br />

Gideon ist sowieso schon ängstlich. Wenn er das tun wird, wird nicht nur sein<br />

Dorf wütend auf ihn sein, sondern auch seine Familie. Aber er führt die<br />

Aufgabe aus.<br />

Gott gibt ihm genaue Anweisungen, wie die Aufgabe auszuführen ist.<br />

Er braucht einen speziellen Stier, und was mit dem Holz der Aschera<br />

geschehen soll, wird auch gesagt.<br />

Das ist keine intellektuelle Übung oder theologische Diskussion. Gideon muss<br />

es tun!<br />

Gideon muss die Aufgabe ausführen. Er muss sich mit seiner Angst<br />

auseinander setzen und mit den Schwierigkeiten fertig werden<br />

Aber dieses Erlebnis ist nicht mit einem neuen Opfer beendet. Am nächsten<br />

Tag wird Gideon konfrontiert mit der Masse und muss das Ausmaß seiner<br />

Handlung verstehen und erklären. Jetzt erst ist der Lernzirkel ganz.<br />

Auch hier sehen wir wieder alle Elemente einer EP-Aufgabe! Durch die Bibel<br />

hindurch finden wir immer wieder, wie Gott diese Methode einsetzt, um Menschen<br />

wachsen zu lassen und sie reifer werden zu lassen.<br />

EP und Glaube 28


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

4. Wachstumszone - Panikzone<br />

Wir haben gelernt, dass wir aus der Komfortzone geführt werden müssen, damit wir<br />

neue Dinge lernen. Wer sich nur mit alt Bekanntem umgibt, der kann nicht wachsen.<br />

Wachstum hat damit zu tun, dass wir aus einem geschützten Umfeld raus müssen.<br />

Jesus wendet dieses Prinzip auch an. Es ist äußerst Effektiv...<br />

Lest folgende Bibelstelle und achtet auch diesmal nicht auf das, was Jesus sagte,<br />

sondern was er tat. Wie lehrte er?<br />

Johannes 8, 2-11:<br />

2<br />

Frühmorgens aber kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und<br />

er setzte sich und lehrte sie. 3 Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen<br />

eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen worden war, und stellen sie in die Mitte 4 und<br />

sagen zu ihm: Lehrer, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen<br />

worden. 5 In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun,<br />

was sagst du? 6 Dies aber sagten sie, ihn zu versuchen, damit sie etwas hätten, um<br />

ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die<br />

Erde.<br />

7<br />

Als sie aber fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu<br />

ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie. 8 Und<br />

wieder bückte er sich nieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie aber dies hörten,<br />

gingen sie einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Älteren; und er<br />

wurde allein gelassen mit der Frau, die in der Mitte stand. 10 Jesus aber richtete sich<br />

auf und sprach zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat niemand dich verurteilt? 11 Sie aber<br />

sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh<br />

hin und sündige von jetzt an nicht mehr!<br />

<br />

In welcher Zone (Komfort-, Wachstums- oder Panikzone) befindet sich die<br />

Frau zu beginn der Geschichte?<br />

<br />

In welcher Zone war sie am Schluss?<br />

<br />

Wie sieht es mit der Menge aus, in welcher Zone waren sie zu Beginn der<br />

Situation?<br />

<br />

In welcher Zone waren sie am Schluss?<br />

<br />

Nun achte auf das, was Jesus zur Frau sagte. Wie ging er mit ihren Gefühlen<br />

um, wie behandelte er sie geistlich und als Mensch?<br />

EP und Glaube 29


Armin Hartmann, Schloss Klaus<br />

Erlebnispädagogik und Glaube<br />

Mitarbeiterschlung<br />

Jesus der Meisterlehrer<br />

Jesus brauchte nicht nur Erlebnisse und Gleichnisse für seine Lehre, er war ein<br />

Meister darin, mit Menschen zu sprechen und ihnen wirklich zu begegnen. Er hat<br />

die Leute dort abgeholt, wo sie waren und gab ihnen die Möglichkeit, zu wachsen<br />

und im Leben vorwärts zu kommen. Er hat nicht nur einfach Information<br />

weitergegeben!<br />

Wir sehen, dass Jesus die Menschen oft herausgefordert hat aus ihrer Komfortzone<br />

herauszukommen. Dabei hat er ihnen aber trotzdem einen Raum geschaffen, in<br />

dem sie wachsen konnten. Jesus war besorgt um das geistliche, emotionale und<br />

körperliche Wohlbefinden der Menschen. Das ist der Grund, warum er sie oftmals<br />

aus der Komfortzone herausgelockt hat!<br />

Zum Beispiel die Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde. Jesus gibt ihr Würde. Er<br />

respektiert sie und ergreift für sie Partei. Er schafft ihr einen sicheren Platz<br />

körperlich (bewahrt sie vor der Steinigung) als auch emotional, in dem er sie nicht<br />

verurteilt. Aber er nimmt die Verachtung der Masse um ihnen etwas zu zeigen. Aber<br />

er schützt die Frau auch geistlich, in dem er ihr Verhalten nicht einfach toleriert, sie<br />

aber liebevoll anweist: „geh, und sündige nicht mehr”!<br />

Wir haben hier die Methode von der Theologie unterschieden. Die Überraschung<br />

dabei ist, dass die Methode die Theologie, die dahinter steht, offen legt. Gott<br />

braucht diese Wege zu lehren und schafft dabei für den Lernenden ein Umfeld, in<br />

dem er die Lektion in Freiheit entdecken kann und wird nicht einfach auf „Friss oder<br />

Stirb” damit konfrontiert. Wir werden durch diese Methoden dazu herausgefordert,<br />

Täter des Wortes zu sein und nicht beim Hören stehen zu bleiben. Das brauchen wir<br />

wohl mehr den je!<br />

Gleich wie unsere Methoden unsere Theologie (also das, was wir glauben) offen<br />

legt, so zeigt die Art und Weise, wie wir lehren, was wir von Menschen denken oder<br />

über sie denken. Methoden der EP wollen geistliche Wahrheiten im Leben der<br />

Menschen verankern, damit diese erkennen, dass sie geliebt und wertvoll sind. Aber<br />

auch, dass wir erlösungsbedürftige Menschen sind. Durch diese Instrumente können<br />

sich Menschen der Wahrheit in Christus öffnen und sich so verändern lassen. Die<br />

Information schafft Veränderung im Leben und bleibt nicht nur im Kopf hängen!<br />

EP und Glaube 30

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