Luxburg, Frühjahr 541 - Fantasiewelten
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Ein Projekt von <strong>Fantasiewelten</strong><br />
L<br />
uxburg, <strong>Frühjahr</strong> <strong>541</strong><br />
Derikan duckte sich tief ins Unterholz des Kieferndickichts und hielt erschreckt den Atem an. Hatte ihn<br />
der fette Späher des Feindes gehört? Der junge Drakaner verfluchte sich dafür, nicht vorsichtiger<br />
gewesen zu sein, aber er hatte solche Angst um Seyadrin, seine geliebte Schwester, dass er die<br />
angeborene Vorsicht seines Volkes vergessen hatte, als er sich in der beginnenden Abenddämmerung<br />
an das Lager anschlich. Es mussten gut dreißig Räuber sein, die sich dort an den Feuern versammelt<br />
hatten, und das waren noch nicht einmal alle, die in der Gegend ihr Unwesen trieben.<br />
Drecksbande!<br />
Derikan hasste sie abgrundtief. Diese Kreaturen waren der niederste Abfall der Kriege der Menschen.<br />
Verbrecher, Mörder, Verfemte, die besser am Galgen geendet wären, als dass irgendein böses Schicksal<br />
sie hierher geführt hätte in die sogenannte Ostmark. Was konnte man anderes fühlen als Bitternis, wenn<br />
man sah, wie sie sich in den Wäldern breit machten, angetrieben von einer finsteren Macht im<br />
Hintergrund? Sie scharten sich um ihre Anführerin, die ihre Schergen zu immer neuen Schreckenstaten<br />
antrieb und sie in dunklen Nächten über einsame Gehöfte und verspätete Wanderer herfallen ließ.<br />
Wie hilflos sahen dagegen die Bemühungen der Obrigkeit aus, dem Treiben Einhalt zu gebieten! Die<br />
kleinen Trupps von Soldaten schienen mehr Angst zu haben als die Bauern selbst und mieden die<br />
Wälder und abgelegenen Täler.<br />
Der Drakaner sah, wie die Wache herzhaft gähnte. Dieser stinkende, verdreckte Kerl trug einen<br />
zerrissenen wallonischen Waffenrock und einen verrosteten Helm auf seinen fettigen Haaren, die sich<br />
um sein aufgequollenes Gesicht ringelten. Sicher war er nicht viel weniger besoffen als die anderen, die<br />
sich hinter ihm vergnügten. Man hörte Gesang und wilde Schreie, manche in trunkener Glückseligkeit,<br />
andere gequält oder wütend. Einmal hörte es sich sogar so an, als wäre ein wilder Streit ausgebrochen,<br />
sicher um Beute oder um Frauen.<br />
Bringt euch nur gegenseitig um, ihr Bastarde!<br />
Derikan wartete voller Ungeduld eine weitere Viertelstunde ab, dann erschien es ihm sicher genug, um<br />
sich weiter um das Lager voranzuschleichen. Sein Ziel war eine Höhle weiter hinten, in der seine<br />
Seyadrin gefangengehalten wurde. Zumindest glaubte er das. Sie war vor vier Tagen verschwunden, als<br />
sie gegen seinen Willen noch einmal hinaus vor die Tür des kleinen Handelspostens ging. Ein Schrei<br />
war ihr letztes Lebenszeichen, dann war sie weg, wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte gerufen, nach<br />
ihr gebrüllt, sie überall gesucht – vergeblich! Dann hatte er Spuren gefunden, die offensichtlich einem<br />
anderen Trupp Räuber gehörten, und war ihnen bis zu diesem Versteck gefolgt. Es hatte hier noch<br />
andere Gefangene gegeben, die von den Schergen zu der Höhle gezerrt worden waren und dort am<br />
Eingang an eine Gruppe Vermummter übergeben wurde, bevor sich die Bande zum Feiern niederließ.<br />
Ob Seyadrin wohl wirklich auch in diesem dunklen Loch bei diesen Kreaturen war? Derikan fühlte eine<br />
wahnsinnige Furcht, wenn er nur daran dachte, was ihr wohl darin geschehen sein mochte! Bisher war<br />
kein einziger der Verschleppten jemals zurückgekehrt, obwohl es Gerüchte gab, man hätte den einen<br />
oder anderen gesehen.<br />
Langsam schob der Drakaner sich durch das Gebüsch voran. Die Dämmerung war weit fortgeschritten,<br />
und so machte sich die sehr gute Sehkaft seines Volkes bemerkbar. Unbemerkt gelang es ihm, sich<br />
Stück für Stück zu der Höhle vorzuarbeiten. Keiner der Räuber sah ihn, und es stand auch keine weitere<br />
Wache vor dem Eingang.<br />
Ich komme, Seyadrin!<br />
Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, glitt er in die Finsternis und verharrte dann kurz, um sich<br />
zu orientieren. Es war gar nicht so dunkel, wie er zunächst gedacht hatte. Von tiefer drinnen fiel ein<br />
schwacher, trüber Schein in den gewundenen Gang, an dessen Anfang er stand. War da nicht auch ein<br />
ganz leises Geräusch zu hören?<br />
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