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20090810_Gondo - Der Doppelschlag.pdf - Laufclub Bayern | LC ...

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1/8<br />

<strong>Gondo</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Doppelschlag</strong><br />

Ein Bericht von Walter Mühle, 09.08.08<br />

Die Idee<br />

Die 100 wollten wir knacken, beim Lappland-Ultra,<br />

aber wie so oft im Leben kommt’s anders.<br />

<strong>Der</strong> nächste Ausweich mit dem Ötscher ergab ein<br />

Zeitproblem und den Traunsee-Ultra haben wir wegen<br />

„Macken“ des Veranstalters gestrichen.<br />

Simone hat dann im Internet rumgewuselt und<br />

<strong>Gondo</strong> „entdeckt“. So soll’s dann sein. Simone hat’s<br />

wieder mal entschieden – Ultra muß sein, sagt sie,<br />

den 100er dann eben nächstes Jahr!<br />

Zwei Marathon an zwei aufeinanderfolgenden Tagen,<br />

dann natürlich über die Berge, zwei mal 2000<br />

Höhenmeter? Schafft man das? Nach einem klassischen<br />

Marathon sind, je nach Guru, bis zu sechs<br />

Wochen Regeneration angesagt, aber da läuft man<br />

schneller, dafür keine Höhenmeter, .... grübel …,<br />

grübel …<br />

<strong>Der</strong> Rest war für uns Plan-Verrückte dann kein Problem.<br />

Trainingsplan neu, Urlaubsplan überarbeitet,<br />

Freizeitplan nicht mehr vorhanden – Training war<br />

angesagt!<br />

Aber wie geht man es an? Simone schon im Januar<br />

mit Vollgas, ich mal wieder rückengeplagt. Die Form<br />

war nach den trainingsfreien Wochen in Äthiopien<br />

dann doch auch schnell wieder da. Im „Fernduell“<br />

absolvieren wir unser Training und die wenigen<br />

gemeinsamen Läufe lassen ahnen, dass ich wohl<br />

den Winzling schwer „abhängen“ werden kann,<br />

maximal am Anfang , weil ich ein Schnellstarter bin,<br />

während die kleine Simone konservativ startet. Wir<br />

werden es sehen.<br />

wir genießen den Sternenhimmel und die Ruhe der<br />

Bergidylle.<br />

5:00 Uhr geht’s weiter. Zügig kommen wir vorwärts.<br />

Erstes Picknick an einem schönen Rastplatz, dann im<br />

Schnelldurchgang den Oberalp-, den Furka- und den<br />

Simplonpass und schon sind wir in <strong>Gondo</strong>. Die<br />

Schweiz ist sagenhaft schön, das kann man gut<br />

aufnehmen.<br />

Anmarsch<br />

… Zeitsprung – Flughafen München. Simones<br />

Koffer hat annähernd Ihre Größe und Gewicht, aber<br />

nur wegen der Laufsachen und -ausrüstung. Wir<br />

starten Richtung Schweiz, wollen solange fahren,<br />

wie’s hell ist, dann irgendwo campen und spätestens<br />

mittags in <strong>Gondo</strong> eintreffen.<br />

Die Übernachtung in <strong>Gondo</strong> und Ried-Brig ist offen.<br />

Zelt haben wir dabei, Massenunterkunft ist nicht unser<br />

Ding und mein Schnarchen würde die Mitläufer unsportlich<br />

benachteiligen.<br />

Auf geht’s zur Autobahn. Wir kommen gut voran. Ein<br />

verrückter Busfahrer hätte uns fast rasiert. <strong>Der</strong> ganz<br />

normale Wahnsinn heutzutage.<br />

Irgendwann Rast. Wir müssen essen und trinken,<br />

morgen ist es schon zu spät zum aufladen!<br />

Hinter Bregenz verlassen wir die Fernstraße und<br />

fahren etwas in die Berge und suchen einen ruhigen<br />

Platz zum Schlafen. Das Zelt bauen wir nicht erst auf,<br />

Rast am Furkapass<br />

<strong>Gondo</strong><br />

Foto: Walter Mühle<br />

Brigitte vom OK hatte geschrieben, dass <strong>Gondo</strong> so<br />

klein wäre, dass nur Platz für zwei Zelte vorhanden<br />

wäre. Klein o.k., aber es hat genügend Platz für<br />

unsere Bleibe - wir okkupieren den Spielplatz - und<br />

schon sitzen wir beim Picknick und Rotwein, und<br />

auch nicht lange alleine, denn da taucht schon der<br />

Zeltnachbar mit seiner Flasche auf, und es beginnt<br />

der Läufertalk. Ultraläufer sind unkompliziert und<br />

sehen sich untereinander als Familie oder zusammengehörig<br />

und dazu gehören wir gern, denn die<br />

meisten sind echte Sportsmänner und auf dem<br />

Boden geblieben!


2/8<br />

Startnummernausgabe / Nudelparty<br />

Bei der Startnummernausgabe geben sich die meisten<br />

zu „erkennen“. Finisher-T-Shirts vom K78,<br />

Chiemgauer 100, natürlich <strong>Gondo</strong>, usw.<br />

Wir verhalten uns ruhig, kennen einige, zumal ich ja<br />

gerade beim Chiemgauer 100 fotografiert hatte.<br />

So können wir ein bisschen quatschen. Und schon<br />

steht die Nudelparty an! Die ist eine echte Überraschung.<br />

Alles perfekt und gutes Essen und wir<br />

natürlich beim Schweizer Dole, während sich einige<br />

Ambitionierte zurückhalten. Ist schon o.k., so entsteht<br />

kein Engpass beim Rotwein!<br />

Untere <strong>Gondo</strong>schlucht<br />

Foto: marathon4you<br />

Simone mit Rotwein – der Beweis<br />

Foto: marathon4you<br />

Die Strecke ist unglaublich abwechslungsreich. So<br />

haben wir gleich zu Anfang schon ansprechende<br />

Passagen, Eisentreppen, einen langen Tunnel, der<br />

Militärlager und Luftschutzkeller war, Teile der alten<br />

Simplonstraße und immer den Fluß.<br />

Nach drei Kilometern habe ich den kleinen Floh<br />

wieder eingefangen.<br />

Aber unsere Nervosität können wir spüren, da machen<br />

wir uns auch nichts vor, es ist etwas Ungewisses,<br />

was vor uns liegt …<br />

Ab ins Zelt, wo wir herrlich pennen werden - im<br />

Rauschen des <strong>Gondo</strong>-Flußes eingehüllt!<br />

Wettkampftag 1 – <strong>Gondo</strong> - Ried-Brig<br />

Das Frühstück war dann die nächste Überraschung.<br />

Sagenhafte Auswahl und reichlich, bester Kaffee<br />

und sehr nette Leute.<br />

Die Spannung steigt.<br />

Zelt abbauen, alles verstauen, Gepäckabgeben, als<br />

ob wir das auch trainiert hätten.<br />

Dann da übliche Geplänkel am Start. Jeder ist mit<br />

sich beschäftigt. Ausrüstungscheck, Toilette, flüchtige<br />

Lächeln - 108 Puls! Startschuß 8:10 – warum<br />

wohl das, überlege ich dann auf den ersten Metern,<br />

die ich mit Simone zusammen laufe!<br />

Nach einem Kilometer merke ich, dass ich zu warm<br />

angezogen bin, also rechts raus, und schon ziehen<br />

meine Mitläufer vorbei und Simone entschwindet im<br />

Gewühl der Starter.<br />

Untere <strong>Gondo</strong>schlucht<br />

Foto: Olaf Schmalfuß - Team Bittel<br />

Wir laufen dann noch etwas zusammen, aber dann<br />

mache ich mich auf, in der Vorstellung, dass ich gut<br />

drauf bin!<br />

Daß das Höhenprofil überzeichnet sein wird, haben<br />

wir geahnt, um wie viel, werden wir auf der Strecke<br />

erfahren!<br />

Oberes <strong>Gondo</strong>tal<br />

Foto: marathon4you


3/8<br />

Wir hätten 6:00 Uhr starten sollen, denke ich mir,<br />

wie in Galtür. Mittlerweile trinke ich zusätzlich aus<br />

jedem Brunnen. Wann kommt die Kühle der Höhe,<br />

der Wind?<br />

Oberhalb von Spittel verlassen wir den Latschenbereich<br />

und entfernen uns vom Simplonpass in Richtung<br />

Bistinenpass.<br />

Schweizer Bergidylle<br />

Foto: marathon4you<br />

Es wird immer wärmer!<br />

Ab dem kleinen Weiher Gabi erreichen wir offenes<br />

Gelände, Wiesenwege, herrlich Fernblicke und<br />

freundliche Helfer, man fühlt sich wohl.<br />

Die Beine machen sich gut. Ich meine, dass ich<br />

kontrolliert laufe, überhole einige.<br />

Am Simplon Pass<br />

Foto: marathon4you<br />

Jetzt sind wir in meinem Gelände! 500 HM bis zum<br />

Pass, nachdem wir schon ca. 1300 HM in den<br />

Beinen haben. Blumenwiesen. Für die Strecke hätte<br />

ich normal wahrscheinlich Stunden gebraucht, um<br />

alle Blumen zu fotografieren, aber sie bleiben im<br />

Gedächtnis und abends werden wir sie mit dem<br />

kleinen Spatzen auswerten, das ist eben eine der<br />

Sachen, die uns dem Berglauf hat verfallen lassen,<br />

die unverfälschte Natur, die Ruhe, das Alleinsein<br />

mit sich und seinen Gedanken. Meditierend laufe<br />

ich, wie in Trance, überhole, bin aber aufmerksam,<br />

denn die Strecke hat’s in sich.<br />

Gabi<br />

Foto: Olaf Schmalfuß - Team Bittel<br />

In Simplon-Dorf ein Wahnsinns Empfang, echte Marathonstimmung,<br />

wir werden „durchgepeitscht“.<br />

Überhaupt ist die Strecke mit Schaulustigen und<br />

Laufbegeisterten gesäumt.<br />

Bewunderung für unsere Leistung brandet auf.<br />

„Heja, Heja“ und „Hopp, Hopp“ - ich bin in Hochstimmung.<br />

Simone stört sich am „Hopp, Hopp“, aber<br />

ich meine, dass ist eben die Schweiz, wo man zum<br />

Berglaufen auch „springen“ sagt!<br />

Läuferherz, was willst du mehr?<br />

Foto: marathon4you<br />

Simplon Dorf – Km 9<br />

Foto: marathon4you<br />

Immer, wenn ich meinte hinter der nächsten<br />

Biegung den Pass zu erspähen, tut sich der nächste<br />

Hang oder ein Schneefeld auf oder es geht<br />

wieder abwärts. Jetzt gibt es kein Brunnen mehr,<br />

aber jede Menge klare Bäche. Es geht mir gut!<br />

Kurzeitig glaubte ich Simone erkannt zu haben. Gar<br />

nicht weit zurück! Ich wusste es! Gewissheit macht<br />

sich breit: Wir schaffen das!<br />

Aber weiter bergauf, noch nicht abheben! Noch sind<br />

es 20km und morgen dann wieder 42km – schon<br />

wieder in Gedanken voraus …


4/8<br />

Im Blumenparadies<br />

Foto: marathon4you<br />

Irgendwann bin ich dann oben. Dehydriert, das merke<br />

ich. Ein „Renndoc“ fragt nach meinem Befinden.<br />

Sehe ich denn so fertig aus? Aber er tut’s bei allen,<br />

Routine!<br />

Abwärts<br />

Foto: marathon4you<br />

Plötzlich kommen zwei im „Sturzflug“ an mir vorbei.<br />

Unglaublich! Und ich dachte, ich wäre schnell! Die<br />

muß ich ziehen lassen, da habe ich keine Chance.<br />

Ich denke an Simone. Beim K78 waren wir ja beide<br />

gestürzt. Hoffentlich hält sie ihren jungenhaften<br />

Übermut im Zaum, kommt durch, aber vorher muß<br />

ich es selbst erst mal meistern!<br />

Dann tauchen wir wieder in den Wald ein. Forstund<br />

Wanderwege wechseln sich ab. Die Streckenwahl<br />

ist vom Feinsten!<br />

Rückblick zum Simplon Pass<br />

Foto: marathon4you<br />

Weiter. Eine Bergkulisse der Extraklasse, aber auch<br />

einen Abstieg für Hartgesottene erkenne ich auf<br />

den ersten Blick. Vorsicht ist angesagt! Wird mein<br />

Rücken den Steilabstieg mitmachen?<br />

Ich lasse mich „fallen“.<br />

Seilschaft<br />

Foto: marathon4you<br />

Es macht unglaublichen Spaß am Anfang, dann<br />

kommt ein „Hammerstück“, da muß man fast gehen,<br />

um auf den Füssen zu bleiben.<br />

Ich überhole immer weiter. Inzwischen ist auch eine<br />

Frau herangeflogen, mit der ich dann fast 10km zusammen<br />

laufe.<br />

Jetzt geht natürlich das Hochrechnen der Endzeit<br />

los. Mein Ziel habe ich bereits vor dem Pass korrigiert.<br />

Jetzt heißt es erst mal die erste Etappe zu<br />

meistern, aber soll ich Tempo rausnehmen?<br />

Ich „trotte“ weiter. Wieder kommt ein Läufer ran. Bin<br />

ich langsamer geworden? Er kennt die Strecke ergibt<br />

ein kurzer Austausch. An der nächsten Verpflegungstelle<br />

meint er, dass wir die 6 Stunden packen.<br />

Tiefstapler? Ich habe noch 5:45 im Hirn oder hat<br />

der Sauerstoffmangel eine viertel Stunde gestrichen?<br />

Weiter. Jetzt kommt noch mal ein Anstieg,<br />

bevor es in „Die Schlucht“ geht, meint er. Die Betonung<br />

die in den Worten liegt, lässt mich einen gewissen<br />

Respekt heraushorchen, meine ich, aber es<br />

kann auch die Hitze sein, die mich fantasieren lässt.<br />

4000er Blick<br />

Foto: marathon4you<br />

Und es wird immer heißer!


5/8<br />

Dann liegt sie vor uns. Da müssen wir runter?<br />

Mein Gefährte enteilt, zwei Läufer überholen - egal.<br />

Oben erwarten uns dann schattige Waalwege, so<br />

dass ich mich erholen kann und irgendwann erreiche<br />

ich dann den Zielort, erschöpft.<br />

Saltinaschlucht<br />

Foto: marathon4you<br />

Drüben geht’s wieder genauso weit wieder hoch,<br />

meint mein neuer Begleiter. Na danke, sag ich, und<br />

wir stürzen uns hinunter, es sah allerdings leichter<br />

aus, als es dann war. Sagenhaft steil, Sand und<br />

Staub, keinen Halt und unten müssen wir durch den<br />

Fluß, das will die Tradition des Laufes. Man lässt<br />

die letzte Brücke in Erinnerung an die Opfer der<br />

Naturkatastrophe, die den Anstoß zu diesem Event<br />

gab, weg, und läuft durch den Fluß. Irgendwie freue<br />

ich mich auf die Abkühlung, und dass ich nicht mehr<br />

bergab laufen muß, davon habe ich jetzt genug!<br />

Aber wieder kommt es anders. <strong>Der</strong> Fluß hat zu viel<br />

Wasser. Wir müssen die Brücke nehmen. Und dann<br />

kommt der Hammer. <strong>Der</strong> Gegenanstieg entpuppt<br />

sich als Wand und in der Sonne liegend. Ich tu’ mir<br />

schon selbst leid, muß zweimal stehen bleiben -<br />

morgen brauch ich auch noch Kraft.<br />

Ried-Brig<br />

Foto: marathon4you<br />

Jetzt kann ich mich schon wieder über die Beschaulichkeit<br />

des kleinen Ortes freuen. Hier erinnert vieles<br />

an Zermatt.<br />

Beifall! Ich bin im Ziel!<br />

<strong>Der</strong> erste Gedanke gilt Simone. Wie wird sie das<br />

wegstecken? Trinken, Trinken! Ich schnappe mir<br />

einen Becher und gehe ein Stück entgegen bis zu<br />

einem Brunnen. Ich bin geschafft. Die Schuhe<br />

sehen auch nicht mehr weiß aus. Wer erfindet auch<br />

weiße Laufschuhe? Für Stadionläufer vielleicht …<br />

Das ich schon wieder grübele, zeigt, dass ich<br />

keinen bleibenden Schaden davongetragen habe.<br />

Dann taucht mein kleiner Laufgefährte auf. Mit<br />

leichten Schritt wie im Training, glücklich. Dankbar<br />

nimmt sie einen Schluck kaltes Wasser.<br />

Gemeinsam das letzte Stück. Großer Beifall für die<br />

Kleine. Na ja, sie wird am Ende auch 15. Frau, eine<br />

starke Leistung – und ich bin stolz auf sie, auf uns!<br />

Gratulationen, Geplauder, Zieleuphorie, aber wir<br />

wollen erst mal raus aus den Klamotten, und wie<br />

immer bekommen eben nur die ersten warmes<br />

Wasser nach dem Lauf, aber wir gehören dazu!<br />

Dann Zeltaufbau, Klamotten zum Trocknen aufhängen,<br />

etwas gehen, aber vor allem trinken und<br />

ausruhen.<br />

Ausstieg aus der Saltinaschlucht<br />

Foto: marathon4you<br />

Ehemaliger Getreidespeicher in Ried-Brig<br />

Foto: marathon4you


6/8<br />

Das Abendessen war dann wieder eine Steigerung<br />

zum bisherigen. Wir haben gute Gespräche, der<br />

Lauf hat zusammengeschweißt.<br />

Spannung für morgen. Alle Absolventen sprechen<br />

davon, dass man mehr Zeit brauchen wird.<br />

Startgetümmel<br />

Foto: Expert Walter<br />

Mir sagt das Profil zu, und den letzten kleinen<br />

„Buckel“ schaffen wir dann auch noch!<br />

<strong>Der</strong> herrliche Abend verleitet viele unserem Beispiel<br />

zu folgen und draußen zu schlafen, was zu einer<br />

Unruhe führt, aber sollte noch schlimmer kommen,<br />

denn Nationalfeiertag in der Schweiz bedeutet Feuerwerk.<br />

Ein Schlafdefizit bahnt sich an!<br />

Wettkampftag 2 - Ried-Brig – <strong>Gondo</strong><br />

Wir sind die ersten beim Frühstück. Sagenhaft, was<br />

da alles aufgetafelt wird. Die Anspannung spürt<br />

man auch bei den „alten Hasen“, denn das Wetter<br />

wird umschlagen.<br />

Zusammenpacken, Laufvorbereitung, alles schon<br />

eingespielt bei uns beiden.<br />

Startfertig<br />

Foto: Expert Walter<br />

Nervosität<br />

Foto: Expert Walter<br />

Brigitte, die „Chefin“<br />

Foto: marathon4you<br />

Brigitte meint beim Briefing, dass Starkregen und<br />

Gewitter angesagt sein, und dass wir unbedingt Regenkleidung<br />

dabei haben sollen. Klar doch, und die<br />

hatten wir gestern bei über 20 Grad auch dabei!<br />

Die ersten Läufer sollen im Verfolgungsmodus starten,<br />

das erhöht die Spannung für die Zuschauer<br />

und uns bringt es Abwechslung, nimmt die Anspannung.<br />

Wir sind aufgeregt, aber zuversichtlich, die Beine<br />

fühlen sich gut an, und wir werden zusammen<br />

laufen, habe ich beschlossen.<br />

…. und das wird richtig sein …<br />

Die Sieger beim Start<br />

Foto: marathon4you<br />

<strong>Der</strong> Startschuß erlöst von den Gedanken. Jetzt sollen<br />

die Muskeln arbeiten! Das Läuferfeld ist diszipliniert.<br />

Starke Anstiege werden gegangen.


7/8<br />

Aufstieg<br />

Foto: marathon4you<br />

Brücke Simplonstraße<br />

Foto: marathon4you<br />

Noch sieht man die Laufstrecke. Die Blitze zucken<br />

in beängstigender Nähe. Entweder hat Simone<br />

keine Angst, oder sie lässt es sich nicht anmerken.<br />

Ich gebe das Tempo vor. Ab sofort wird nur noch<br />

überholt. Viele haben Probleme mit dem Bergablaufen<br />

bei den Wetterverhältnissen, denn inzwischen<br />

haben wir das Unwetter, das angekündigt<br />

war.<br />

Die vielen Helfer tun uns leid. Alles säuft ab, aber<br />

sie bemühen sich uns zu verpflegen und aufzumuntern.<br />

<strong>Der</strong> gegenseitige Respekt wächst, Dankbarkeit.<br />

Rückblick in die Saltinaschlucht<br />

Foto: marathon4you<br />

Das Feld zieht sich auseinander, Gruppen finden<br />

sich, wir halten das Tempo und finden neue Laufbegleiter<br />

und wir genießen die Landschaft und die<br />

Strecke, die einfach alles bietet.<br />

Lauffreude bei Km 10 (52)<br />

Foto: Expert Walter<br />

Irgendwann wird es steiler und es geht auch wieder<br />

abwärts, bevor wir uns zum Simplonpass hinaufmühen.<br />

100 HM unterhalb der Passhöhe fängt es an<br />

zu tröpfeln und es grummelt.<br />

Kaum aus dem Wald heraus, erwischt uns der Wind<br />

und es beginnt der Regen. Den nächsten Verpflegungspunkt<br />

nutzen wir zum Anziehen. Ein Zuschauer<br />

wird zum Schirmhalter. Regenjacke, Buffi, Mütze.<br />

Km 18. 1600 HM zeigt die Uhr. Stimmt das, oder<br />

liegt es am Luftdruckabfall?<br />

Weiter geht’s.<br />

Lauffreude bei Km 22 (64)<br />

Foto: Expert Walter<br />

Zweimal bringt uns Simone wieder „auf Kurs“, weil<br />

ich die Abzweige übersehen habe und ich erkenne<br />

die Lauffreude in ihr.


8/8<br />

Unterhalb von Spittel haben wir dann das Gewitter<br />

hinter uns, aber dafür sieht man nicht mehr wo man<br />

hintritt - nur noch Bäche. Die Wiesenwege sind wie<br />

Schmierseife, aber unsere Schuhe sind ihr Geld<br />

wert!<br />

Die Schlagzeile im Walliser Bote, die den Sieger<br />

zitiert, wird lauten:<br />

«Habe so etwas noch nie<br />

erlebt»<br />

Monsunregen und Hagel – der 8. Internationale<br />

<strong>Gondo</strong> Event musste abgebrochen werden<br />

Im „Ziel“ dann doch Hektik. Läufer müssen abgeholt<br />

werden. Wo sind die, die nicht gestoppt werden<br />

konnten und noch am „Furggu“ unterwegs sind?<br />

Wir sehen, dass wir warme Sachen bekommen. Die<br />

Dusche ist lauwarm! Komisch, wir waren doch<br />

schnell!?<br />

Im Festzelt ergattern wir Bratwurst und Bier, das<br />

haben wir uns verdient!<br />

Die Planung für den Rest des Tages bleibt offen. Es<br />

gießt wie aus Kannen und an Zeltaufbau ist nicht zu<br />

denken. Wir werden in der Turnhalle schlafen.<br />

Die Siegerehrung lässt Respekt für die Schnellsten<br />

aufkommen, aber auch für unsere eigene Leistung.<br />

Eine Doppelbelastung mit zwei Wetterextremen, da<br />

ist der Wegfall der letzten 14km fast kompensiert.<br />

Den Käse, den jeder Finisher erhält, haben wir uns<br />

verdient, und da es aufgehört hat zu regnen, wird<br />

der erste gleich angeschnitten und mit Rotwein genossen.<br />

Regen bei Km 26 (68)<br />

Foto: Expert Walter<br />

Bald sehen wir hinter uns niemanden mehr und vor<br />

Simplon Dorf erspähen wir die nächsten, die wir<br />

einholen werden, aber am Verpflegungspunkt sagt<br />

man uns, dass das Rennen abgebrochen sei.<br />

Km 28! Ungläubig schauen wir drein. Wir waren<br />

doch gerade so gut drauf, hätten sicher weiter<br />

aufgeholt, hätten! Hätten!<br />

So soll es sein! Heiße Brühe, Obst. Wir stopfen rein<br />

was geht. Kuchen, Kekse, Müsliriegel sind aufgeweicht,<br />

für Zahnlose!<br />

Wir sollen in einer kleinen Dorfkneipe auf einen Bus<br />

warten, der uns nach <strong>Gondo</strong> bringen soll. Abwarten<br />

und Brühe trinken! In der Kneipe bald ein gemischtes<br />

Volk und eine Wasserlache, die unter uns entsteht.<br />

Aufgeregt wird das „Abenteuer“ ausgewertet.<br />

Simone und viele andere haben ihren ersten Unwetterlauf<br />

absolviert. Wieder sind wir näher zusammengerückt,<br />

spätestens jetzt gehören wir definitiv<br />

zu Ultraszene!<br />

Diskussionen, wie nun gewertet werden wird. Klar<br />

wir hätten uns verbessert und bestimmt hätten mehr<br />

aufgeben müssen ….<br />

Und das Abenteuer geht weiter. <strong>Der</strong> erste Kleinbus<br />

wird mit 14 Läufern bestückt und der Fahrer braust<br />

los, dass ich rufe „bist du Schumi?“ Lachen,<br />

Freude, die Anspannung lässt weiter nach. Wir brettern<br />

durch die <strong>Gondo</strong>schlucht nach unten, können<br />

sehen, dass wir da sehr viele Probleme gehabt<br />

hätten, bei den Wassermassen, die sich ins Tal<br />

ergießen.<br />

<strong>Der</strong> Mühe Lohn<br />

Foto: marathon4you<br />

Abends sitzen wir dann noch mit ein paar Läufern<br />

bei Rotwein und sprechen noch lange über das<br />

Erlebnis der letzten zwei Tage. Simone erhält noch<br />

den „Ehrentitel: strong women“ von einem tschechischen<br />

Läufer verliehen, den sie am Ende um 3min<br />

geschlagen hat. Klasse Leistung von beiden!<br />

Simone wird am Ende 66. gesamt bei 115 klassierten<br />

Läufern und 15. Frau von 36. Ich erreiche den<br />

60. Gesamtplatz und den 10 der AK. 18 Läufer<br />

haben aufgegeben.<br />

Ein Fazit spare ich mir. Zu viele Superlative sind<br />

schon im Text enthalten, die eine Empfehlung an<br />

sich für den Lauf sind!<br />

Ich meine, wir kommen wieder!?<br />

2011 zum Jubiläum? Warum nicht!<br />

http://www.gondoevent.ch/

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