der monat - Katholische Kirche Derendorf Pempelfort
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Nachbarn<br />
Menschen in <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
Der Blick für den Nachbarn<br />
Eine Schreibblockade? So etwas hatte ich zum Glück bisher noch nicht.<br />
Warum also diesmal, dachte ich, als ich diesen Text übernommen habe.<br />
Wobei: Mein Thema ist ungewöhnlich: Der Blick für den Nachbarn, lautet<br />
es. Und das, obwohl ich in einem Haus lebe, in dem noch nicht mal Namensschil<strong>der</strong><br />
neben den Wohnungstüren zu finden sind. Ein Haus voll von<br />
Alleinstehenden verschiedenen Alters. Da wollte ich nach meinem Einzug<br />
vor zwei Jahren schon etwas an<strong>der</strong>s machen als die Nachbarn: Bereitwillig<br />
habe ich etwa einige Male Pakete für die Nachbarn angenommen, musste<br />
aber feststellen, sie werden nicht unbedingt zeitnah abgeholt. Einmal habe<br />
ich gar selbst noch mal einen Hinweis in den Briefkasten <strong>der</strong> betreffenden<br />
Nachbarin geworfen. Nett formuliert natürlich, doch es war ja schon einige<br />
Tage her, dass ich eine Lieferung für sie in Empfang genommen hatte.<br />
Wenn ich den Nachbarn begegne, reicht es in <strong>der</strong> Regel für einen freundlichen<br />
Gruß wie 'Guten Morgen!' o<strong>der</strong> so, manchmal auch für eine kurze<br />
Bemerkung übers Wetter. Und nun? So richtig will ich unser Verhalten da<br />
auch nicht kritisieren o<strong>der</strong> gar verurteilen. Vielleicht macht es ja für uns<br />
Städter heute Sinn, sich auch mal etwas abzuschotten? Bei dem Stress<br />
und Druck, <strong>der</strong> heute in <strong>der</strong> Arbeitswelt oft herrscht, ist es doch angebracht,<br />
seine Privatsphäre zu schützen, um zu Hause etwas zur Ruhe zu kommen.<br />
Ein gutes, enges Verhältnis zu Nachbarn muss ja schließlich auch nicht<br />
immer so bleiben. Und dann? Dann hätte man den Ärger nämlich direkt<br />
vor <strong>der</strong> Tür, nimmt ihn zwangsläufig mit in die eigenen vier Wände. Eine<br />
unschöne, nervige Vorstellung. Trotzdem: Bei allem Abstand, den wir heute<br />
oft einhalten, um dem An<strong>der</strong>en nicht zu nahe zu treten – einen offenen Blick<br />
sollten wir für den Nachbarn stets übrig haben.<br />
Sicher, es mag Fingerspitzengefühl erfor<strong>der</strong>n, einem Nachbarn, dem es<br />
offensichtlich nicht gut geht, bei einer Begegnung im Treppenhaus auch<br />
mal Hilfe anzubieten. Und was macht man, wenn <strong>der</strong> Briefkasten überquillt,<br />
man aber nichts voneinan<strong>der</strong> weiß? Beunruhigen<strong>der</strong> Gedanke. Die Begegnung<br />
mit den Nachbarn bedeutet stets eine Gratwan<strong>der</strong>ung. Man muss<br />
offensichtliche Grenzen respektieren, die <strong>der</strong> An<strong>der</strong>e setzt, sollte ihm aber<br />
dennoch möglichst offen und freundlich gegenübertreten.<br />
Ein erstes Fazit. Aber reicht das? In solch einer Situation, die ich in unserem<br />
Haus erlebe, muss das genügen. Ich will ja auch nicht beson<strong>der</strong>s<br />
aufdringlich o<strong>der</strong> neugierig wirken. An<strong>der</strong>s sieht die Sache aus, wenn<br />
sich Nachbarn auch aus an<strong>der</strong>en Bereichen kennen – etwa beide in <strong>der</strong><br />
Gemeinde aktiv sind. Da geht <strong>der</strong> Griff zum Telefonhörer schneller, wenn<br />
man mal Hilfe braucht. Sobald man sich besser kennt, klingelt es sich auch<br />
leichter an <strong>der</strong> Wohnungstür, sollte man einem lieben Nachbarn länger<br />
nicht begegnet sein. Kurzum – wer drüber nachdenkt, kommt dahinter: Es<br />
ist gar nicht so leicht, ein guter Nachbar zu sein. Aber vielleicht sollten wir<br />
auch nicht so viel grübeln. Das nämlich könnte alles zu kompliziert machen<br />
und ihn trüben – den Blick für den Nachbarn.<br />
Erik Folkerts, Redaktion <strong>der</strong> <strong>monat</strong><br />
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