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Sitzenbleiben: Wenn schon nicht verhindern, wenigstens mindern ...

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Eberhard Kleinlosen<br />

<strong>Wenn</strong> <strong>schon</strong> <strong>nicht</strong> <strong>verhindern</strong>, dann doch <strong>wenigstens</strong> <strong>mindern</strong>:<br />

Wie das Beckumer LernZentrum mit schulischem Versagen umgeht<br />

Das Telefon klingelt. „Franziska, hast du noch Interesse an einem Mathekurs Klasse 8?“ „Was<br />

machen die gerade – lineare Funktionen und binomische Formeln ? Au ja, das passt gut, das<br />

muss ich fürs Abi sowieso noch wiederholen.“ „Okay, dann schick ich dir die Daten der TeilnehmerInnen,<br />

du kennst ja das weitere Procedere.“<br />

Franziska ist Schülerin der Jahrgangsstufe 12 am Albertus-Magnus-Gymnasium in Beckum und<br />

hat sich als Tutorin für das Fach Mathematik registrieren lassen; angerufen hat Lehrer K., der den<br />

Bereich „Trainingskurse“ organisiert und koordiniert. Hier bieten SchülerInnen der Klassen 10 bis<br />

13 ihre Fachkenntnisse an, um jüngere Mitschüler zu unterstützen, die nach dem vormittäglichen<br />

Unterricht zusätzlich trainieren wollen, sei es, um intensiver zu lernen, Unverstandenes auszugleichen<br />

oder das Leistungsniveau zu sichern oder anzuheben.<br />

Was an diesem Gymnasium im Münsterland passiert, ist <strong>nicht</strong>s Spektakuläres: die umfassende,<br />

professionelle Förderung <strong>nicht</strong> nur der kognitiven Fähigkeiten unter Berücksichtigung der individuellen<br />

Möglichkeiten und Voraussetzungen ist selbstverständlicher Bildungsauftrag für jede<br />

Schule, „AGs“, „Nachhilfe“, „Ergänzungskurse“ und „Hausaufgabenhilfen“ oder das „Schülerhelfen-Schülern-Prinzip“<br />

sind <strong>nicht</strong> neu, aber die Differenzierung und integrative Konsequenz, mit<br />

der hier schulische Lernprozesse begleitet werden, könnten für Schulpraktiker wie für die Administration<br />

anregungsreich sein.<br />

Anlässe<br />

Am Anfang stand die Unzufriedenheit, ohne die bekanntlich sich <strong>nicht</strong>s bewegt. Die Unzufriedenheit<br />

mit den erstarrten Lernstrukturen und Rahmenbedingungen des Unterrichts, die Differenzierung<br />

erschwert und deshalb gleiche Anforderungen an ungleiche SchülerInnen stellt. Die Unzufriedenheit<br />

mit dem Versagen in und an der Schule, die schnelle wie langsame, hoch- wie niedrigmotivierte<br />

gleichermaßen trifft. Die Unzufriedenheit mit der Leichtigkeit und Zwangläufigkeit,<br />

mit der gerade das Gymnasium sich dieses Problems entledigt (<strong>Sitzenbleiben</strong> und Selektion). Die<br />

Unzufriedenheit des Umgangs mit Ressourcen: auf Seiten der SchülerInnen, auf Seiten der LehrerInnen,<br />

auf Seiten der Institution. (s. Mat. 1)<br />

Diese alltäglich erlebten, oft auch nur diffus empfundenen Unzufriedenheiten artikulierten sich am<br />

AMG Beckum vor 5 Jahren auf verschiedenen Ebenen: SchülerInnen eines erziehungswissenschaftlichen<br />

Kurses forschten nach dem Verbleib der bis zur 13 „verlorenen“ MitschülerInnen,<br />

präsentierten eine Ausstellung zum Thema „Schulversagen“, hielten einen Vortrag vor der Lehrerkonferenz<br />

1 ; LehrerInnen setzten sich im Rahmen einer Pädagogischen Konferenz („Lehren<br />

aus PISA“, unterstützt von Frau Prof. Dr. Wildt, Universität Bielefeld) mit Möglichkeiten auseinander,<br />

die Sitzenbleiberquote zu senken (s. Mat. 2); offen und <strong>schon</strong>ungslos berichteten in der<br />

Schulzeitung vom Sitzen bleiben bedrohte SchülerInnen über ihre Gefühle 2 ; pressure-groups<br />

entwickelten Vorstellungen zur Etablierung sog. „(Hoch-/Sonder-)Begabungsförderung“.<br />

Die unterschiedlichen Ansätze und Ziele bündelte man im „LernZentrum am AMG“. Hier findet<br />

sich ein umfassendes Angebot außerunterrichtlicher Lernangebote: Förderkurse 3 , Trainingskurse,<br />

X-tra-Kurse 4 , den Hausaufgabenraum 5 , Internetzugänge im Selbstlernzentrum (s. Mat. 3 und/oder<br />

Flyer).<br />

1 http://www.amg-beckum.de/up/EW/sitzenbeiben.htm<br />

2 http://www.amg-beckum.de/mag1999/m9906.htm<br />

3 Überspringen einer Jahrgangsstufe, Drehtürmodell, Runder Tisch, Studieren ab 16, Sprachzertifikate FCE,<br />

CAE, DELF, DELE, Wettbewerbe (vgl. Flyer, www.amg-beckum.de/LernzFlyer.pdf).<br />

4<br />

In der Vergangenheit boten wir folgende freie Kurse an, die sich <strong>nicht</strong> am schulischen Fächerkanon orientieren<br />

und offenere Arbeitsformen ermöglichen: Didgeridoo, Astronomie, Zeichnen, Schwarz-Weiß-<br />

Fotografie, Videofilm, Kochen, E-Gitarre (Rock / Metal), Tastatur-Training und weitere AGs in den Bereichen<br />

Klettern, Volleyball, Werken, Schach, Kommunikationsübungen, Mitarbeit macht munter … Diese Kurse<br />

werden bisweilen auch von externen Fachleuten geleitet (z. B. Zusammenarbeit mit der benachbarten VHS),<br />

stoßen dann aber beim Einsatz von Honorarkräften schnell an die finanziellen Grenzen (Kompensation<br />

durch Großgruppen).<br />

5 Unter Aufsicht kann man hier in ruhiger Atmosphäre Hausaufgaben bearbeiten: das ermöglicht konzentrierteres<br />

Arbeiten für SchülerInnen in beengten oder unruhigen Wohnsituationen, bietet berufstätigen Alleinerziehenden<br />

ein wenig mehr Spielraum und entlastet <strong>nicht</strong> zuletzt die durch Hausaufgaben oft belastete häusliche<br />

Atmosphäre. Wir sprechen ausdrücklich <strong>nicht</strong> von „Hausaufgabenbetreuung“, da dieses Angebot eine<br />

fachlich qualifizierte Betreuung erfordert (bzw. suggeriert).


E. Kleinlosen <strong>Wenn</strong> <strong>schon</strong> <strong>nicht</strong> <strong>verhindern</strong>, dann doch <strong>wenigstens</strong> <strong>mindern</strong>:<br />

Wie das Beckumer Lernzentrum mit schulischem Versagen umgeht<br />

Im Folgenden wird die Konstruktion der Trainingskurse näher vorgestellt, da sich in ihnen schulische<br />

Fördermöglichkeiten umfassend verknüpfen.<br />

Wie Franziska aus dem eingangs geschilderten Telefonat haben sich zur Zeit ca. 100 SchülerInnen<br />

der Jahrgangsstufen 10 bis 13 mit über 200 Angeboten in den Tutorenpool eintragen lassen.<br />

Aus ihm rekrutieren sich die durchschnittlich 40 TutorInnen, die wöchentlich Kleingruppen mit<br />

maximal vier TeilnehmerInnen betreuen. Viermal im Schuljahr können sich SchülerInnen um einen<br />

Trainingskurs für ein Schulfach ihres Jahrgangs bewerben 6 . Die Kurse finden in einem eigens<br />

hergerichteten Trakt des Schulgebäudes statt, dessen Räume für das nachmittägliche<br />

Kleingruppen-Lernen durch Akustik-Trennwände geteilt werden können. 7<br />

SchülerInnen <strong>nicht</strong> allein lassen (s. Mat. 4)<br />

Die leicht nachvollziehbare Erwartung auf Leistungsverbesserung oder –stabilisierung bewegt die<br />

meisten SchülerInnen zur Teilnahme an den Trainingskursen, sie profitieren von der eher entkrampften<br />

Kleingruppenatmosphäre ohne direkten Zensurenstress und strengen Lehrerblick; was<br />

aber motiviert die „Großen“, sich als Tutor zur Verfügung zu stellen? Sicher auch das garantierte<br />

(ortsübliche) Salär von 8 Euro für eine Stunde, wesentlicher sind für die Mehrzahl die Unterstützungen<br />

der Schule und der eigene Nutzen. Die Schule stellt nämlich <strong>nicht</strong> nur verlässlich Räume<br />

und Organisation zur Verfügung, sie bereitet die zukünftigen Tutoren auch fachlich und methodisch<br />

auf ihren Job vor, indem sie Gespräche mit den unterrichtenden LehrerInnen arrangiert, in<br />

denen über den gegenwärtigen Lernstand, Stoffverteilung und geplante Schwerpunkte informiert<br />

wird; sie bietet für diesen Zweck angeschaffte Übungsmaterialien, Lernsoftware und Fachliteratur<br />

an, lässt die Tutoren ausnahmsweise aus der Präsenzbibliothek Bücher entleihen und am Lehrerkopierer<br />

(!) Materialien vervielfältigen; während der LernZentrumszeiten steht regelmäßig eine<br />

Lehrkraft als Ansprechpartner zur Verfügung. In Vorbereitungstreffen werden die Tutoren für die<br />

besondere Situation von Schulversagern sensibilisiert, der Prozess (und damit der Begriff) als<br />

solcher hinterfragt, die Problematik von Etikettierungen besprochen, erörtert, was eine ‚Pädagogik<br />

der Ermutigung’ erreichen kann, Lerntypen analysiert – kurzum allgemein pädagogisch vorbereitet,<br />

um mit diagnostisch wachem Blick die motivationalen und lerntheoretischen Fehler des<br />

Vormittags <strong>nicht</strong> zu wiederholen und individualisiert den KursteilnehmerInnen zu ihren Möglichkeiten<br />

zu verhelfen (s. Mat. 5). Nach Abschluss einer Trainingssequenz fassen die TutorInnen in<br />

einem „Lern- und Entwicklungsbogen“ ihre Beobachtungen, Erfolge und Misserfolge zusammen.<br />

Als persönlichen Nutzen empfinden viele „Schüler-LehrerInnen“ neben den neu erworbenen<br />

kommunikativen Kompetenzen auch die Sicherung fachlicher Kenntnisse (wie Franziska, die sich<br />

sonst alleine zu Hause noch einmal mit den binomischen Formeln hätte beschäftigen müssen)<br />

(s. Mat. 6). Und auf den Zeugnissen wird das „erfolgreiche Engagement zur Förderung jüngerer<br />

SchülerInnen“ attestiert, ein in heutigen Zeiten <strong>nicht</strong> zu unterschätzender zusätzlicher Qualifikationsvermerk<br />

8 .<br />

Ein besonderer Service des LernZentrums sind die Ferienkurse. Freizeit total, nix tun, ausschlafen,<br />

Spaß & Fun & Sun – das stellt man sich gemeinhin, erst recht als Schüler, unter Ferien vor.<br />

Aber leider <strong>nicht</strong> für alle: in jedem Jahr wieder gibt's ein paar wenige, die die Versetzungshürde<br />

<strong>nicht</strong> im ersten Anlauf genommen haben und sich in den Sommerferien auf eine Nachprüfung<br />

vorbereiten müssen. Und wenn man damit noch ganz allein gelassen wird, stehen die Chancen<br />

oft schlecht.<br />

Da man auch am AMG erkannt hat, dass diejenigen, die sich mit kundiger Hilfe auf die Nachprüfungen<br />

vorbereiten, fast immer versetzt werden, dass die Alleingelassenen häufig zwar viel<br />

(Frei)Zeit investiert haben, sie aber wenig effektiv genutzt haben und in den Nachprüfungen oft<br />

versagen, vermittelt das LernZentrum TutorInnen für die individuelle Vorbereitung während der<br />

Sommerferien, wobei durchaus erstaunlich ist, wie viele OberstufenschülerInnen sich dafür anbieten.<br />

Lohnt sich dieser Aufwand?<br />

Für das AMG Beckum realisiert sich im vorgestellten Projekt eine Möglichkeit zur umfassenden<br />

Ausschöpfung von Lern- und Bildungsressourcen: die Ressource ‚Tutor’ wurde bereits dargestellt:<br />

hier wird ein Surplus der Schülerschaft genutzt und in schulische Lernprozesse rückgeführt,<br />

die sich sonst entweder gar <strong>nicht</strong> oder in zufälligen privaten Veranstaltungen ergibt. Die Ressource<br />

‚Lehrer’ wird effektiviert, indem deren Qualifikationen weitergegeben und multipliziert werden.<br />

6 im Schnitt der vergangenen Quartale konnte 100-120 SchülerInnen ein Kursplatz zur Verfügung gestellt<br />

werden, überwiegend in den klassischen Hauptfächern.<br />

7 http://www.amg-beckum.de/AMG_Beckum_Schulprogramm_2006.pdf<br />

8 In Vorbereitung ist eine Evaluation unter TutorInnen, die die Schule verlassen haben, zu Langzeiteffekten<br />

der Tutorentätigkeit.<br />

2


E. Kleinlosen <strong>Wenn</strong> <strong>schon</strong> <strong>nicht</strong> <strong>verhindern</strong>, dann doch <strong>wenigstens</strong> <strong>mindern</strong>:<br />

Wie das Beckumer Lernzentrum mit schulischem Versagen umgeht<br />

Die Ressource ‚Begabungsreserve’, die offensichtlich zu oft widrigen Lernbedingungen zum Opfer<br />

fällt, wird gesichert, indem das <strong>Sitzenbleiben</strong> und Versagen an der Schule minimiert wird.<br />

Letzteres ist schnell zur Selbstlegitimation behauptet und war deshalb Gegenstand einer eingehenden<br />

Prüfung, deren Ergebnisse im Detail auf der Homepage des AMG Beckum nachzulesen<br />

sind 9 . In Kürze: Die Noten, mit denen eine Lerngruppe aufgesucht wurde, liegen in einigen Quartalen<br />

zu 75 % bei „4“ und besser: es werden also die Tutorien zunehmend auch bei besserer<br />

Vornote begonnen ohne akute Nichtversetzungsgefahr (durchaus etliche mit befriedigenden - guten<br />

Voraussetzungen). Der Schnitt der gemeldeten Verbesserungen lag bei 2,2 Tendenzpunkten,<br />

was etwa einer Notenstufe entspricht, z. B. von „3“ auf „2“.<br />

Einzelne Verbesserungen lagen bei 5, in 5 Fällen sogar bei 6 Punkten. Sie dokumentieren damit<br />

eine Verbesserung der Leistungsnote z. B. von „4“ auf „3“, von „4“ auf „2“ u.ä. auch bei Zeugnisnoten.<br />

Von den mit einer „4-„ oder schwächer beginnenden SchülerInnen verbesserten 74% die<br />

Noten auf mindestens „4+“ in nachfolgenden Klassenarbeiten oder auf dem Zeugnis. 72 % aller<br />

TN des LernZentrums erreichten nach dem ersten Halbjahr glatt „4“ oder besser.<br />

In 22 % der Berichtsfälle hielten die TeilnehmerInnen ihre Noten; eventuelle Befürchtungen eines<br />

Leistungsrückganges wurden offenbar ausgeräumt. Natürlich gibt es auch das: 11 % der Lern-<br />

Zentrums-TN mussten eine sinkende Note zwischen ½ bis 3 Punkten zwischen Beginn und Ende<br />

des Förderzeitraums hinnehmen. Der Besuch des LernZentrums bietet keine Garantie auf Zensurensteigerung.<br />

Pointiert kann man es insgesamt auch so ausdrücken: Wer sich zum LernZentrum anmeldete,<br />

hatte – statistisch – zu mehr als 90 % die Chance, ein volles >Ausreichend< oder mehr zu erlangen.<br />

(vgl. Grafik „Zensurenentwicklung“)<br />

Auch die abnehmenden Sitzenbleiberquoten der letzten Jahre in der Sek I signalisieren eine erfolgreiche<br />

Arbeit der LernZentrums-Kurse, wenngleich es vorschnell wäre, diesen Effekt allein der<br />

beschriebenen Maßnahme zuzuordnen.<br />

Kosten<br />

Das Unterfangen „Trainingskurse im LernZentrum“ bleibt <strong>nicht</strong> ohne Schwierigkeiten und Konflikte.<br />

Vielleicht die geringste ist die Finanzierung des Projekts: da die Institution sich wirtschaftlich<br />

<strong>nicht</strong> betätigen, also keine eigenen Einkünfte erzielen darf, wurde ein „Magnus e.V.“ gegründet,<br />

der das Einsammeln und Ausgeben von Geldern reguliert. Nur bei vollständiger Belegung der<br />

Kurse mit vier TeilnehmerInnen arbeiten sie kostenneutral 10 . Da diese Bedingung <strong>nicht</strong> immer zu<br />

erfüllen ist, bleibt das LernZentrum ein Zusatzgeschäft. Dem AMG Beckum „ist es das wert“, und<br />

die Defizite konnten bisher immer durch andere Einnahmen ausgeglichen werden (Schulveranstaltungen,<br />

Spenden, Sonderaktionen …).<br />

Schwieriger sind die personalen Kosten zu schultern. Nicht immer vermag der <strong>schon</strong> immer strapazierte<br />

Idealismus vieler KollegInnen den zusätzlichen Aufwand zu decken. Koordination, Tutorenschulung<br />

und tägliche Anwesenheit erfordern zusätzliche Stellenbudgets für den Förderbereich,<br />

die es an einigen Schulformen bereits gibt, bislang strukturell für Gymnasien <strong>nicht</strong> als erforderlich<br />

galten. Aktuelle Bestrebungen zur Bewältigung der Sitzenbleiberproblematik und Leistungsförderung<br />

könnten durch entsprechende Zuweisungen die Bereitschaft zur Einrichtung der<br />

hier exemplarisch geschilderten Maßnahmen deutlich erhöhen. 11<br />

Schwierig ist für einige TutorInnen der Perspektivwechsel: Wer die schulischen Leistungsmechanismen<br />

so gut erfüllt, dass er/sie sich die Vermittlungsaufgabe zutraut (also selber mit Leichtigkeit<br />

gute Noten erreicht), versetzt sich bisweilen schwer in die Rolle des „Begriffsstutzigen“ oder des<br />

Langsamen und reagiert schnell mit den Klischees von „Faulheit“ und „Dummheit“. Andrerseits<br />

haben besonders KursteilnehmerInnen am Ende der Sekundarstufe I die ihnen zugeschriebenen<br />

Rollen oft akzeptiert, so dass selbst hochmotivierte TutorInnen an ihre Grenzen stoßen, da die<br />

vormittäglichen Lehrer-Schüler-Beziehungen und Lernerwartungen auf die Kurse des LernZentrums<br />

übertragen werden. Dann fragen auch die Schüler-Lehrer <strong>schon</strong> mal nach Disziplinarmitteln.<br />

9 Referenz von 69 Rückmeldungen im Jahre 2004.<br />

10 Jede/r Teilnehmer/in zahlt pro Trainingsstunde 2 Euro. Der Betrag wurde bewusst niedrig gehalten, um<br />

eine soziale Selektion, wie sie in kommerziellen Fördereinrichtungen zu beobachten ist, zu vermeiden.<br />

11 Viele weitere Probleme liegen – wie immer – im Detail und lassen sich erst by doing oder gerne mit Unterstützung<br />

des Autors lösen. (Das betrifft auch Organisationstipps [Verträge abschließen, Formulare, Informationsflüsse<br />

optimieren, Umgang mit Zahlungssäumigen …] oder Öffentlichkeitsarbeit [Durchsetzungsstrategien,<br />

Präsenz in der Schulöffentlichkeit, Unterstützungen …]).<br />

3


E. Kleinlosen <strong>Wenn</strong> <strong>schon</strong> <strong>nicht</strong> <strong>verhindern</strong>, dann doch <strong>wenigstens</strong> <strong>mindern</strong>:<br />

Wie das Beckumer Lernzentrum mit schulischem Versagen umgeht<br />

Nicht neu, aber …<br />

Wie anfangs <strong>schon</strong> gesagt: neu ist das alles <strong>nicht</strong>. Das Besondere am Beckumer Modell ist allerdings<br />

die sorgfältige Vermeidung von Stigmata: „Was, du gehst ins LernZentrum? Du hast es<br />

wohl nötig!“ Am AMG Beckum muss man <strong>nicht</strong>, man kann und darf ins LernZentrum. Hier sind<br />

<strong>nicht</strong> exklusive Defizitkurse oder Überfliegerkurse im Angebot, die den Kursbesucher einer Leistungskaste<br />

zuordnen; unter dem Logo „LernZentrum“ kann man zusätzliche Sprachdiplome e-<br />

benso erwerben wie die Fähigkeit, eine Tastatur mit 10 Fingern zu bedienen, oder Comics zeichnen,<br />

die der Kunstunterricht nie goutierte, oder Lateinregeln wiederholen ohne die hämischen<br />

Kommentare der Nachbarn, oder erleben, wie ich MitschülerInnen Aha-Erlebnisse verschaffen<br />

kann, oder oder oder 12 . Hier kann man Kenntnisse anbieten und abrufen. Hier lernen und arbeiten<br />

in fließendem Übergang alle Leistungstypen, und vor allem: zusammen.<br />

Wie könnte die zukünftige Entwicklung dieses Projekts verlaufen?<br />

Am AMG Beckum fürchtet man die Verdichtung schulischer Prozesse durch die Verkürzung der<br />

Schulzeit und curriculare Konzentration: zunehmender Nachmittagsunterricht lässt die<br />

(Spiel)Räume außerunterrichtlicher Aktivitäten schrumpfen, steigende Unterrichtsverpflichtungen<br />

<strong>mindern</strong> Freiräume und Belastbarkeit der TutorInnen. Hoffnungen setzt man auf die neue Stundentafel,<br />

deren Ergänzungsstunden <strong>wenigstens</strong> die Versorgung des LernZentrums durch Lehrer-Innen<br />

erleichtern könnte, sowie auf das neue Schulgesetz und Taten, die den Erklärungen<br />

von Politikern zur Lösung der Sitzenbleibermisere folgen mögen.<br />

Modellcharakter?<br />

So überzeugend die Ergebnisse dieses Projekts auf den ersten Blick scheinen, so problematisch<br />

weist der zweite auf die immanenten Maßstäbe dieses Urteils. Erfolg und Misserfolg bemessen<br />

sich nach wie vor am Durchschnitt und an den Leistungsschwellen des Klassenunterrichts, für<br />

den allein die Trainingskurse fit machen 13 . Unverändert bleiben die primären Ursachen für Leistungsschwächen,<br />

Leistungsschwierigkeiten, Leistungsversagen: die „notwendige“ Existenz von<br />

Trainingskursen wie den beschriebenen verweist auf systemische Mängel, gar Fehler im institutionalisierten<br />

Lernen des Regelunterrichts. Sie zu beheben und damit Angleichungskurse, deren<br />

ausschließliches Anliegen es ist, Defizite zu bearbeiten statt Differenz als allgemeines Prinzip geregelten<br />

Lernens zuzulassen, überflüssig zu machen, wäre ein wirklich lohnenswertes Ziel.<br />

Aber: was tut man <strong>nicht</strong> alles, um trotzdem und <strong>wenigstens</strong> im Einzelfall die Schwächsten im Getriebe<br />

<strong>nicht</strong> dem „freien“ Spiel der Kräfte zu überlassen …<br />

12 Neu im Angebot sind in diesem Jahr Deutschkurse für fremdsprachig aufgewachsene SchülerInnen oder<br />

Texterarbeitung und Formulierungshilfen für SchülerInnen der SII (!).<br />

13 Seit Beginn des LernZentrums schnellen die Anmeldungen nach den ersten Klassenarbeiten und vor den<br />

Halbjahreszeugnissen nach oben. Ungeklärt bleibt auch in den Tutorengesprächen die Zielperspektive: sollen<br />

die Kurse Training, Soforthilfe, mittelfristige, instrumentell-arbeitstechnische Hilfe sein? Was tun bei emotionalen<br />

und/oder Persönlichkeitsproblemen, bei Beziehungsproblemen mit Lehrern?<br />

Auch die Erwartungshaltungen bei SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen differieren erheblich; die Akzeptanz<br />

des LernZentrums, hier der Trainingskurse, bei LehrerInnen beruht z.T. auf der Erwartung, die Kurse kompensierten<br />

vormittägliche Unterrichtsdefizite und erübrigten eigene pädagogische und methodische Anstrengungen.<br />

Eltern sehen im LernZentrum eine bequeme Garantie für Schulerfolg, „verordnen“ ihren Kindern<br />

die Teilnahme und überfordern sie bisweilen durch Belegung mehrer Kurse (man muss sich einmal einen<br />

Sechstklässler vorstellen, der nach mühsamen, oft verzweifelten sechs Unterrichtsstunden mehrmals in<br />

der Woche noch zwei weitere Stunden in der Schule bleibt …). Manche Schüler nutzen Trainingskurse in<br />

ausgeprägter Konsumhaltung als Selbstbedienungsladen.<br />

4


E. Kleinlosen <strong>Wenn</strong> <strong>schon</strong> <strong>nicht</strong> <strong>verhindern</strong>, dann doch <strong>wenigstens</strong> <strong>mindern</strong>:<br />

Wie das Beckumer Lernzentrum mit schulischem Versagen umgeht<br />

Anhang Materialien<br />

1<br />

Unsere SchülerInnen besuchen Klassen, in denen bis zu 33 junge Menschen unterrichtet werden. Jeder dieser Menschen ist ein Unikat, auch beim<br />

Lernen. Dem versucht guter Unterricht durch Differenzierung zu entsprechen. Das stößt jedoch immer wieder an die Grenzen schulischer Organisation,<br />

auch an die Grenzen der Fähigkeiten von LehrerInnen: im herkömmlichen System bleiben einige unterfordert, andere auf der Strecke, weil sie<br />

<strong>nicht</strong> mehr mitkommen.<br />

Schule belohnt Mittelmaß und Anpassung - wer sich <strong>nicht</strong> im nivellierten Mehrheitsfahrwasser erwünschter Leistung und erwarteten Verhaltens bewegt,<br />

dem wird Schule <strong>nicht</strong> gerecht. An den Rändern franst die notwendige Unterstützung und Förderung des Lernens aus: wer zu langsam oder zu<br />

schnell lernt, wer eigenartig und seltsam denkt, wer sich abweichend und auffällig benimmt, wer seine Neigungs- und Leistungsschwerpunkte außerhalb<br />

des schulischen Fächerkanons findet, wer also im Sinne einer normierten und administrativ organisierten Lernveranstaltung „ver-rückt“ ist,<br />

versagt in und an der Schule.<br />

Dabei finden sich Versagensbedingungen auf unterschiedlichen Ebenen: persönliche Defizite bei Lehrenden und Lernenden, situative des Schulalltags<br />

und der sozialen Umstände, systemische bei den Rahmenbedingungen institutionalisierten Lernens und ideelle bei den erziehungswissenschaftlichen<br />

Prämissen des Lernens.<br />

(aus dem Konzept „Fördern und fordern – ein Ergänzungsprogramm des AMG“, 2001)<br />

2<br />

Auch wenn wir uns <strong>nicht</strong> der Illusion hingeben, allein innerschulisch an dieser Situation etwas verändern zu können, so kann es uns auch <strong>nicht</strong> egal<br />

sein, dass unser Unterricht denjenigen, um die es eigentlich geht, oft wenig gerecht wird.<br />

Bereits die Pädagogische Konferenz des vergangenen Jahres verwies auf die Sitzenbleiberproblematik: Sitzenbleiberquoten und persönliche Konsequenzen<br />

stellten Pädagogikschülerinnen dar, Frau Wildt und ihre MitarbeiterInnen referierten über Hintergründe und Handlungsperspektiven individualisierter<br />

und differenzierter Schülerförderung.<br />

Die aktuelle Sitzenbleiberstatistik errechnet für NRW 3,7% Klassenwiederholer – ohne Schulformwechsler. Die nackten Zahlen sind alarmierend, die<br />

dahinter stehenden Einzelschicksale zeigen eine andere Dimension: es ist und bleibt eine tiefe Demütigung, einem Jugendlichen zu bescheinigen,<br />

dass er das gesteckte Ziel <strong>nicht</strong> erreicht hat und eine „Ehren(!)runde“ zu drehen hat (deren Nutzen höchst fragwürdig bleibt: „<strong>Sitzenbleiben</strong> bringt<br />

<strong>nicht</strong>s, es kostet nur Geld.“ [OECD-Bildungsexperte Schleicher]). Gerade Schülern mit Lernschwierigkeiten hilft die Wiederholung nur in begrenzten<br />

Fällen.<br />

Die Forderung nach Abschaffung des <strong>Sitzenbleiben</strong>s muss auf diesem Hintergrund weiter diskutiert werden (im internationalen Vergleich schneiden<br />

Länder ohne Klassenwiederholung überdurchschnittlich ab). Dazu gehört die Vorstellung bei Eltern, Lehrern und Mitschülern, schulische Probleme<br />

mit den intellektuellen Fähigkeiten eines Kindes gleichzusetzen. [K. J. Tillmann (den wir auf einer Päd. Konferenz 2000 kennen lernen durften): „Statt<br />

nun weniger leistungsstarke SchülerInnen frühzeitig zu fördern, verlassen sich die Lehrer darauf, dass sie ‚Problemfälle’ spätestens nach Ende des<br />

Schuljahres durch <strong>Sitzenbleiben</strong> oder den Wechsel auf eine andere Schulform ‚loswerden’. Die stark ausgeprägten Selektionsmechanismen in<br />

Deutschland üben auf die Lehrer keinen Zwang zum Kümmern aus.“] Auch der Ministerpräsident P. Steinbrück hofft in seiner Regierungserklärung:<br />

„Dabei ist uns besonders wichtig, wie wir die Zahl der Nichtversetzungen deutlich verringern können.“ Viele Länder, deren Schulsysteme erfolgreicher<br />

sind als das deutsche, kennen das <strong>Sitzenbleiben</strong> <strong>nicht</strong>; stattdessen bieten die dortigen Schulen ein umfangreiches Unterstützungssystem für<br />

SchülerInnen an: „Jeder ist uns wichtig und jeder gehört dazu.“<br />

Leistungsbegriff und die Leistungsbewertung sind zu differenzieren: auch die nach gegenwärtiger Zuordnung „nach oben“ Ausbrechenden, also die<br />

sog. „Begabten“, werden im herkömmlichen Unterricht vielfach <strong>nicht</strong> so gefordert und gefördert, wie es ihnen gut täte.<br />

(aus dem Konzept „Fördern und fordern – ein Ergänzungsprogramm des AMG“, 2001)<br />

3<br />

Schule ist ein Ort des Lernens, eigentlich der Ort des Lernens: hier werden Lernprozesse professionell angeregt und durchgeführt, hier stehen<br />

Räumlichkeiten und das geeignete Equipment und Material dafür zur Verfügung, hier gibt es eine Struktur, die das Lernen für alle ermöglicht und sicherstellt.<br />

Um dieses Anliegen zu vertiefen und auszuweiten, hat das AMG das LernZentrum eingerichtet. Im LernZentrum können auf Nachfrage in kleinen<br />

Gruppen vormittägliche Inhalte aufgegriffen und trainiert werden; es können in Förderkursen fachliche Zusatzqualifikationen erworben werden;<br />

Rückzugsräume machen konzentriertes Bearbeiten von Hausaufgaben möglich; in X-tra-Kursen kann man lernen, was <strong>nicht</strong> im Fächerkanon des<br />

Vormittags enthalten ist.<br />

aus: Konzept Schulprogramm am AMG, 2002<br />

4<br />

Mit Problemen <strong>nicht</strong> allein lassen: das LernZentrum am AMG, Innovatives Modell einer umfassenden Schüler-Förderung<br />

Wer kennt das <strong>nicht</strong>: die Angst des Schülers vor dem Versagen. Für die meisten Schüler eine ständige Bedrohung, für einige eine Tatsache, die sie<br />

oft genug in schwere Verzweiflung und Minderwertigkeitskomplexe treibt.<br />

Oder die Ungeduld der Schnellen: alles längst verstanden, aber der Stoff wird noch mal durchgekaut und mehrmals geübt.<br />

Oder die Langeweile der Interessierten, denen vieles zu oberflächlich, vieles zu eng an Lehrplänen orientiert ist, die mehr und anderes lernen wollen.<br />

Am AMG ist man sich bewusst, dass das Versagen in der Schule auch ein Versagen an der Schule sein kann. Misserfolge und Minderleistungen liegen<br />

<strong>nicht</strong> nur in der Person des Schülers begründet, sondern auch in Lernbedingungen der Schule, die <strong>nicht</strong> allen gleichermaßen gerecht werden.<br />

Deshalb fühlt man sich am AMG verpflichtet, diese Schüler <strong>nicht</strong> allein zu lassen. Für diese langsamen wie für schnelle Schüler, für die, die vormittags<br />

<strong>nicht</strong> so gut klar kommen, wie für die, die ihre Fähigkeiten auffrischen wollen, ihren Leistungsstand stabilisieren wollen, mehr lernen wollen, hält<br />

das LernZentrum am AMG Kurse bereit, in denen man außerhalb des Unterrichts lernen kann: in Förderkursen, Trainingskursen, X-tra-kursen oder<br />

im Hausaufgabenraum kann jede Schülerin, jeder Schüler freiwillig zusätzlich und ergänzend lernen – und für das Lernen ist Schule ja schließlich da.<br />

Das LernZentrum am AMG ist eine in der Region einmalige, innovative Einrichtung. Hier büffeln zur Zeit 60 Schüler für Sprachdiplome in Englisch,<br />

Französisch und Spanisch, hier bereiten sich unterforderte SchülerInnen auf das Überspringen einer Klassenstufe vor, allein 120 Schüler wiederholen<br />

in fach- und klassenbezogenen Trainingskursen Versäumtes und Unverstandenes, Übungen zur Verbesserung der mündlichen Mitarbeit, Gitarren-,<br />

Foto-, Mal- oder Videokurse und AGs runden das Angebot ab.<br />

Eine Besonderheit ist das Tutorenprogramm: nach dem Schüler-helfen-Schülern-Prinzip unterrichten SchülerInnen der Jahrgänge 10-13 jüngere<br />

Schüler in kleinen Gruppen bis vier Teilnehmern, was beiden Seiten Vorteile bringt: die jüngeren bauen ein unverkrampftes Lernverhältnis zu den<br />

“Großen“ auf, die Tutoren lernen im Rollentausch Vermittlungsmethoden, machen pädagogische Erfahrungen und wiederholen nebenbei den Stoff<br />

der Sekundarstufe I. Die Schule qualifiziert die TutorInnen in internen Fortbildungsveranstaltungen und gibt ihnen fachliche Hilfestellung.<br />

Der Erfolg gibt dem mittlerweile im dritten Jahr arbeitendem Programm recht: ca. 90% der Teilnehmer der Trainingskurse sicherten oder verbesserten<br />

ihren Zensurenstand; die Absolventen der Sprachkurse können ein international anerkanntes Diplom präsentieren. Am wichtigsten aber, sagen<br />

die Schüler, ist ihnen, dass ihre Schule sich um sie kümmert und ihnen zusätzliche Lernchancen bietet.<br />

aus: Presse-Info, 2005


E. Kleinlosen <strong>Wenn</strong> <strong>schon</strong> <strong>nicht</strong> <strong>verhindern</strong>, dann doch <strong>wenigstens</strong> <strong>mindern</strong>:<br />

Wie das Beckumer Lernzentrum mit schulischem Versagen umgeht<br />

5<br />

Aspekte, die bei der Tutorenschulung angesprochen werden:<br />

- Diagnose: Der Ausgangspunkt:<br />

Wer sitzt mir gegenüber? Persönliches,<br />

Stärken? Schwächen? Schulbezug<br />

Die Genese der aktuellen Situation: Schul“karriere“<br />

Was ist bisher erfolgreich / erfolglos bereits passiert?<br />

Lerntypbestimmung<br />

Lernhemmungen<br />

(Diese Informationen sind im Gespräch mit SchülerInnen und LehrerInnen zu ermitteln)<br />

- Zielsetzung: mittelfristig? langfristig?<br />

Arbeitsprogramm, Lernetappen<br />

Orientierung am Lehrplan bzw. Unterrichtsplan d. FachlehrerIn<br />

Selbstständige Arbeitstechniken (Nachhilfe überflüssig machen)<br />

- Methodenwahl:<br />

- Personenbezug<br />

(wie lernt der Klient am besten? vgl. Lerntyp)<br />

- Sachbezug (welche Methode passt zu welchem Stoff?)<br />

Motivierung, lustvolles Lernen,<br />

Methodenvielfalt (von den Vorteilen unterschiedlicher Verfahren)<br />

Arbeitsatmosphäre<br />

- Was tun bei Problemen:<br />

z. B. Un-Disziplin, unregelmäßigem Kommen, Nicht-Bezahlen …<br />

- Vom richtigen Umgang mit FachlehrerInnen und Eltern<br />

6<br />

Förderung auf beiden Seiten<br />

Im LernZentrum werden neben den FörderschülerInnen auch die TutorInnen gefördert. Zum einen schulen wir regelmäßig die TutorInnen pädagogisch,<br />

methodisch und fachspezifisch; zum anderen zeigen sie ganz überwiegend ein großes Engagement in der konkreten Förderarbeit und Fortschritte<br />

in fachlicher sowie kommunikativer Hinsicht. Ein entsprechender Hinweis wird auf den Zeugnissen vermerkt.<br />

• Tutorien und Tutorenseminare sind ein Lernangebot für SchülerInnen der Stufen 10 – 13<br />

Die Betreuung eines Tutoriums stellt offenbar ein bedarfsgerechtes, gutes Angebot zur fachgeleiteten persönlichen Weiterentwicklung von SchülerInnen<br />

dar; davon zeugen <strong>nicht</strong> nur die Leistungsverbesserungen, sondern auch die Diagnosequalitäten bei der Evaluation, das Problembewusstsein<br />

bei der Nach- und Aufbereitung und der Wunsch vieler FörderschülerInnen nach Fortsetzung „ihres“ Kurses (Lernen durch Lehren).<br />

• TutorInnen leiten sehr konkret und zielorientiert an und vermitteln Stoff und Wissen über Lerntechniken mit Erfolg.<br />

Etwas mehr als ein Viertel der TutorInnen hat ein feed-back zu jedem Einzelnen der betreuten SchülerInnen erarbeitet; in allen Fällen werden sowohl<br />

die Angaben zum Leistungsstand wie auch die Trainingsstrategien differenziert gegeben. Sie beziehen metakognitive Fähigkeiten der TN in die Ü-<br />

berlegungen mit ein. Fast alle der berichteten Tutorien verliefen störungsfrei (bei 5 Fällen wurden problematische Arbeitsstörungen gemeldet).<br />

• Tutorien leisten als soziale Treffen mehr als Fachinstruktion<br />

Es gibt TN, die <strong>nicht</strong> wegen Leistungserwartungen teilnehmen, sondern - nach Tutorenangabe – Freude daran haben, sich in einer Gruppe unter<br />

partnerschaftlicher Anleitung einzubringen. Die Tutoren haben sich als sozial partnerschaftlich, sozial integrativ sensibel und in diesem Sinne handlungsfähig<br />

erwiesen. Damit hat diese „Schülerhilfe“ einen bedeutenden Vorteil gegenüber dem vormittäglichen Unterricht.<br />

aus: LernZentrum am AMG, Bestandsaufnahme und Auswertung, 2004<br />

6


LernZentrum am Albertus-Magnus-<br />

Gymnasium<br />

Bestandsaufnahme und Auswertung<br />

Zensurenentwicklung<br />

Zeitraum: 1./2. Quartal 2004; Erhebungsbasis: 69; Bezug: Klassenarbeits- und/oder Zeugniszensuren (undiff.); Verbesserungen im ∅: 2,2 Pkt.; Tendenz: pos. , neg.<br />

Klasse 6 6 6 6 6 6 7 7 7 6 6 6 6 6 6 7 7 7 7 7 7 7 7 7 8 8 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 10 10 10 10 7 7 9 9 9 6 6 6 6 6 7 7 7 7 7 7 9 9 9 9 11<br />

Fach D D D D D D D D D E E E E E E E E E E E E E E E E E F F F F F F F F F F F F F F L L L L L M M M MMMMMM M M M M M M M<br />

Zensur: Pkt.<br />

15<br />

1 14<br />

13<br />

12<br />

2 11 • • •<br />

10 • • •<br />

9 • • • • • •<br />

3 8 • • • • • • • • • • • • <br />

7 • • • • • • <br />

6 • • • • <br />

4 5 • • • • • • • • • • • • • • • • •<br />

4 • • • • • <br />

3 • • <br />

5 2 • • • •<br />

1 <br />

6 0 <br />

Differenz 0 0 4 5 1 -2 0 0 -1 4 0 3 3 2 3 2 6 0 6 2 2 1 2 2 0 0 0 0 0 1 2 5 3 3 3 5 6 -1 3 2 2 6 0 3 0 3 2 -1 1 6 4 -1 4 -1 0 0 -3 0 -3<br />

Einstiegsnote, • Note am Ende des Berichtszeitraums<br />

THINIUS/KLEINLOSEN 2004

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