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A2 Interview mit einem Imker oder Imkerin

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Bienen und Honig<br />

A 2 <strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>Imker</strong>, einer <strong>Imker</strong>in<br />

Arbeitsblatt A 2 Das Beispiel-<strong>Interview</strong><br />

Das folgende fiktive <strong>Interview</strong> kann den Schülerinnen und<br />

Schülern helfen, ihr eigenes <strong>Interview</strong> vorzubereiten.<br />

Frage: Guten Tag, Herr X, Frau Y. Wir sind Schüler und Schülerinnen<br />

der Klasse Z von der ABC-Schule. Wir möchten Ihnen<br />

gerne einige Fragen zu ihrem Hobby, der <strong>Imker</strong>ei stellen, weil<br />

wir in der Schule gerade dieses Thema behandeln. Und wir<br />

würden für unsere Schulzeitung<br />

gerne ein paar Fotos von Ihnen und von Ihren Bienen machen.<br />

Geht das?<br />

Antwort: Klar, kein Problem. Ihr hattet euch ja angemeldet<br />

und deshalb habe ich auch Zeit für Euch. Was wollt ihr denn<br />

wissen?<br />

Frage: Man sagt, Bienen seien ungezähmte Haustiere? Was<br />

heißt das?<br />

Antwort: Mit ungezähmten Haustieren meint man, dass Bienen<br />

zwar in der Näh des Menschen leben, von Menschen eine<br />

Wohnung bekommen und von Menschen gepflegt werden, sich<br />

ansonsten aber so verhalten, als würden sie in Freiheit leben.<br />

Bienen bekommen keine Namen, ja, man kennt sie noch nicht<br />

einmal persönlich. Die <strong>Imker</strong> wissen nur, dass sie Bienenvölker<br />

haben, in denen jeweils zehntausende von Bienen leben. Aber<br />

sie kennen sie nicht persönlich.<br />

Frage: Heißt das, die <strong>Imker</strong> kümmern sich nicht um ihre Bienen,<br />

außer dass sie ihnen den Honig wegnehmen?<br />

Antwort: Nein, ganz im Gegenteil. Die <strong>Imker</strong>innen und <strong>Imker</strong><br />

kümmern sich sehr intensiv und sehr vielfältig um ihre<br />

Honigbienen. Sie sorgen dafür, dass sie eine gute Wohnung<br />

haben. Sie achten auf ein optimales Nahrungsangebot und<br />

einen warmen Standort. Wir <strong>Imker</strong> kümmern uns auch zum die<br />

Gesundheit unserer Tiere. Wir geben ihnen Medikamente, die<br />

sie im Kampf <strong>mit</strong> schlimmen Feinden, etwa der Varroa Milbe,<br />

unterstützen und wir sorgen dafür, dass sie gut über den Winter<br />

kommen, indem wir ihnen einen reichlichen Futtervorrat für die<br />

kalte Jahreszeit zur Verfügung stellen.<br />

Frage: Wie viele Bienenvölker betreuen Sie denn?<br />

Antwort: Ich habe zur Zeit 8 Wirtschaftsvölker und 4 Ableger.<br />

Frage: Wirtschaftsvölker? Was ist das denn? Gehen ihre Bienen<br />

einen trinken?<br />

Antwort: Nein, <strong>mit</strong> Gastwirtschaft hat das nichts zu tun. Aber<br />

ganz so verkehrt ist das <strong>mit</strong> dem trinken auch nicht. Denn die<br />

Wirtschaftsvölker, das sind die großen und starken Völker, in<br />

denen im Sommer zwischen 50 und 80.000 Flugbienen leben,<br />

die aus den Blüten den Nektar trinken und daraus Honig<br />

machen.<br />

Frage: Und Ableger?<br />

Antwort: Ableger sind neu gebildete Völker, sozusagen meine<br />

Kinderstube.<br />

Frage: Wie macht man das denn, neue Völker bilden?<br />

Antwort: Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder<br />

über Schwärme <strong>oder</strong> <strong>mit</strong> Hilfe von neuen Königinnen.<br />

Frage: Schwärme? Wir dachten immer, wenn die Bienen<br />

schwärmen, dann hauen sie ab und sind für den <strong>Imker</strong> verloren.<br />

Antwort: Das ist schon richtig. Schwärmen heißt, ein Honigbienenvolk<br />

ist so groß und so stark geworden, dass der Platz<br />

in der vorhandenen Bienenwohnung nicht mehr ausreicht.<br />

Deshalb beschließen die Bienen, dass sich das Volk teilt: Aus<br />

eins mach zwei. Die alte Königin legt in eine besondere Zelle,<br />

eine sogenannte Weisel- <strong>oder</strong> Königinnenzelle, ein befruchtetes<br />

Ei aus dem eine Larve schlüpft. Diese Larve wird von<br />

den Ammenbienen <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> ganz besonderen Futter, dem<br />

Königinnensaft <strong>oder</strong> Gelee Royale, gefüttert. Und statt einer<br />

normalen Arbeiterin wächst eine neue Königin heran. Acht Tage<br />

später, meist am frühen Nach<strong>mit</strong>tag bei schönem Wetter, verlässt<br />

die alte Königin <strong>mit</strong> den Flugbienen die Wohnung, um sich<br />

eine neue zu suchen. Diesen Vorgang nennt man schwärmen<br />

und die ausziehenden Bienen samt alter Königin nennt man<br />

Schwarm. Wenn man diesen Schwarm einfangen kann, setzt<br />

man ihn in einen leere Beute und schon hat man ein neues<br />

Volk. Ganz einfach. Man muss nur rechtzeitig da sein.<br />

Frage: Und die zweite Möglichkeit, die Methode <strong>mit</strong> den neuen<br />

Königinnen, wie funktioniert die?<br />

Antwort: Im Prinzip ähnlich. Der <strong>Imker</strong> öffnet das Bienenvolk,<br />

sucht die Wabe, auf der sich die Königinnenzelle befindet und<br />

setzt sie zusammen <strong>mit</strong> anderen Bienen aus dem Volk in eine<br />

neue Wohnung. Sobald die Königin geschlüpft und begattet<br />

vom Hochzeitsflug zurückgekehrt ist, hat man ein neues Volk,<br />

das Tag für Tag wächst und im Oktober gut 5.000 Bienen stark<br />

ist.<br />

Frage: Und was machen Sie? Schwärme fangen <strong>oder</strong> Ableger<br />

bilden?<br />

Antwort: Ich bilde jedes Jahr etwa halb so viele Ableger-Völker<br />

wie ich Wirtschaftsvölker habe. Im Jahr darauf sind die so<br />

stark, dass sie als Wirtschaftsvölker in die Honigproduktion<br />

übernommen werden.<br />

Frage: Wenn sie jedes Jahr 50 % Ableger-Völker bilden, dann<br />

wächst ja ihre Völkerzahl ganz schnell ins Unendliche. Was<br />

machen Sie denn <strong>mit</strong> so vielen Bienen?<br />

Antwort: Ganz so schnell und ganz so einfach ist das <strong>mit</strong> dem<br />

Wachstum nicht. Denn ich trenne mich ja auch jedes Jahr von<br />

<strong>einem</strong> Teil meiner Völker, so dass ich <strong>mit</strong> dieser Methode meinen<br />

Bestand ungefähr gleich stabil halte.<br />

Frage: Was meinen Sie <strong>mit</strong> trennen? Sterben ihre Völker an<br />

Bienenkrankheiten <strong>oder</strong> fliegen Ihnen die Bienen weg <strong>oder</strong><br />

verkaufen sie Völker?<br />

Antwort: Ehrlich gesagt, es stirbt immer wieder mal ein Volk,<br />

meist im Winter. Das ist dann traurig, aber es kommt vor.<br />

Manchmal sind es Krankheiten, manchmal auch andere Ursachen:<br />

ein Specht, der die Holzmagazine durchlöchert hat, eine<br />

Maus, die ins Innere der Bienenwohnung eingedrungen ist, ein<br />

Wildschwein, das einen Bienenstock umgeworfen hat.<br />

Im Sommer kommt es auch hin und wieder mal vor, dass ein<br />

Volk wegfliegt, abschwärmt, wie wir <strong>Imker</strong> sagen. Aber wenn<br />

das passiert, bin ich selber schuld, weil ich nicht sorgfältig<br />

genug gearbeitet habe. Genau so gut kann es aber auch sein,<br />

dass mir ein abgeschwärmtes Volk zufliegt. Das ist dann immer


ein unerwartetes Geschenk. Manchmal verkaufe ich im Frühling<br />

auch Bienen. Ganz besonders freue ich mich, wenn jemand<br />

Bienen bei mir kauft, der neu <strong>mit</strong> der <strong>Imker</strong>ei anfangen will.<br />

Frage: Kommt das oft vor, dass Menschen neu <strong>mit</strong> der <strong>Imker</strong>ei<br />

anfangen?<br />

Antwort: Leider ist das nicht so häufig. Aber in letzter Zeit<br />

erfährt die <strong>Imker</strong>ei wieder einen Aufschwung. Und es sind<br />

manchmal sogar recht junge Leute, die <strong>mit</strong> diesem Hobby<br />

anfangen.<br />

Frage: Wie viele <strong>Imker</strong>innen und <strong>Imker</strong> gibt es denn überhaupt<br />

im Saarland? Weiß man das?<br />

Antwort: Das weiß man ziemlich genau, weil die meisten von<br />

Ihnen Mitglieder im Deutschen <strong>Imker</strong>bund sind. Zur Zeit sind es<br />

etwa 1.200 Menschen, die ungefähr 8.500 Völker betreuen. Im<br />

Schnitt sind das 7 Völker pro <strong>Imker</strong>ei.<br />

Frage: Sind das alles Hobbyimker <strong>oder</strong> gibt es hier auch Berufsimker?<br />

Antwort: Meist wird die <strong>Imker</strong>ei als Hobby betrieben. Im Saarland<br />

gibt es vielleicht eine Handvoll Berufsimker. Aber es gibt<br />

sehr viele Nebenerwerbsimker.<br />

Frage: Wie ist das <strong>mit</strong> den Bienen? Sind die wirklich so<br />

aggressiv und so gefährlich wie viele Leute sagen?<br />

Antwort: Nein, ganz im Gegenteil. Da hat sich in den letzten<br />

Jahrzehnten ganz viel verändert. Die Bienen, die bei uns als<br />

Honigbienen gehalten werden, sind meist ganz friedfertig und<br />

sanftmütig. Stiche sind eher die Ausnahme.<br />

Frage: Woher kommt das? Haben die Bienen das Stechen<br />

verlernt?<br />

Antwort: Nein, Bienen können noch immer stechen, wenn sie<br />

müssen. Das hat etwas <strong>mit</strong> Zucht zu tun. Man hat inzwischen<br />

Rassen gezüchtet, die Carnica-Biene und die Buckfast-Biene,<br />

die sehr ruhig und wenig stechlustig sind.<br />

Frage: Heißt das, man kann ganz ohne Gefahr an und <strong>mit</strong> den<br />

Bienen arbeiten?<br />

Antwort: Zumindest kann man in den meisten Fällen ohne<br />

Schleier, Handschuhe und Schutzanzug arbeiten. Lediglich der<br />

Einsatz von Rauch ist sinnvoll. Aber unter ungünstigen Bedingungen,<br />

beispielsweise wenn ein Gewitter aufzieht, <strong>oder</strong> wenn<br />

man <strong>mit</strong> dem Motormäher un<strong>mit</strong>telbar an den Bienenstöcken<br />

das Gras mäht, dann sollte man auf der Hut sein und sicherheitshalber<br />

zumindest einen Schleier anziehen. Denn das sind<br />

Situationen, die machen die Bienen nervös und aggressiv.?<br />

Frage: Manche Leute sagen: Ist die Königin friedlich, ist<br />

das ganze Volk friedlich. Stimmt das?<br />

Antwort: Ja das stimmt, allerdings nur teilweise. Richtig ist,<br />

dass alle Bienen, abgesehen von denen, die von anderen<br />

Völkern zugeflogen sind, Töchter der Königin sind. So<strong>mit</strong><br />

haben sie al-le die gleichen mütterlichen Erbanlagen. Aber es<br />

gibt ja auch noch die Erbanlagen des Vaters. Und da gibt es<br />

bei den Bienen eine Besonderheit. Denn auf dem Hochzeitsflug<br />

paart sich die Königin <strong>mit</strong> vielen Drohen und die können ganz<br />

verschiedene Erbanlagen haben. Also: Die Mutter ist sanft,<br />

der Vater war stechlustig, dann ist die Tochter wahrscheinlich<br />

stechlustiger als ihre Schwester, die einen sanftmütigen Vater<br />

hatte.<br />

Frage: Wie viele Männer hat denn eine Königin?<br />

Antwort: Eigentlich gar keine, wenn man davon ausgeht, dass<br />

sie <strong>mit</strong> den Männern in einer Beziehung zusammenlebt. Nur<br />

einmal in ihrem Leben, ganz am Anfang, sucht die Königin die<br />

Gesellschaft von Bienenmännern, die Drohnen heißen. Dann<br />

nämlich, wenn sie auf den Hochzeitsflug geht. Und irgendwie<br />

findet sie den Drohnensammelplatz. Dort haben sich ganz viele<br />

Drohnen aus ganz vielen Völkern versammelt, die nur auf eine<br />

unbegattete paarungsreife Königin warten. Wenn die eintrifft,<br />

versuchen möglichst viele Drohnen die Königin zu begatten.<br />

Das können auch mal zwei bis drei Dutzend sein. Und danach<br />

kehrt die Königin <strong>mit</strong> gefüllter Samenblase zu ihrem Volk zurück,<br />

fängt an befruchtete Eier zu legen und das Volk wächst.<br />

Frage: Und die Drohen warten auf die nächste Königin?<br />

Antwort: Nicht ganz richtig. Es warten nur die Drohnen, die<br />

bei der Begattung nicht zum Zuge kamen. Die erfolgreichen<br />

sterben nämlich sofort nach der Begattung.<br />

Frage: Wenn Bienen nun stechen, warum machen sie das?<br />

Antwort: Stechen ist bei Bienen immer eine Verteidigungsreaktion,<br />

eigentlich das letzte Mittel. Denn eine Biene, die<br />

gestochen hat, stirbt an den Folgen des Stiches. Ihr Stachel<br />

hat nämlich einen kleinen Widerhaken und der bleibt in der<br />

Menschenhaut hängen. Wenn die Bienen wegfliegen will, reißt<br />

sie sich den Stachel samt Giftblase aus. An diesen Verletzungen<br />

stirbt sie. Aber die Giftblase bleibt noch eine kurze<br />

Weile am Leben und pumpt ihr Gift durch den Stachel in den<br />

menschlichen Körper. Dieses Gift bewirkt den Schmerz und die<br />

Schwellung. Und es gibt eben Bienen, die sind sehr ängstlich<br />

<strong>oder</strong> sehr schnell reizbar. Die stechen dann beim geringsten<br />

Anlass. Andere Bienen sind cool und warten erst mal ab, ob<br />

es nicht auch ohne Angriff geht. Das sind dann die stechfaulen<br />

<strong>oder</strong> die sanftmütigen.<br />

Frage: Noch einige Fragen zum Thema Honig: Wie viel Honig<br />

sammelt denn so ein Bienenvolk im Jahr?<br />

Antwort: Zunächst einmal: Bienen sammeln keinen Honig<br />

sondern Nektar, also Zuckersaft aus Blüten, <strong>oder</strong> Honigtau.<br />

Honigtau sind zuckrige Ausscheidungen meist von Läusen, die<br />

auf den Bäumen <strong>oder</strong> Blättern sitzen und diese anzapfen. Aus<br />

diesem Saft machen die Bienen dann Honig, indem sie ihn <strong>mit</strong><br />

Speichelfermenten mischen und ihm Wasser entziehen.<br />

Wie viel Nektar <strong>oder</strong> Honigtau ein Bienenvolk in einer Saison<br />

einsammelt, das hängt von vielen Faktoren ab. Ist das<br />

Bienenvolk groß und stark, dann hat es viele Flugbienen, die<br />

fleißig Nektar sammeln. Blühen in der Umgebung viele Nektar<br />

spendende <strong>oder</strong> <strong>mit</strong> Läusen besetzte Pflanzen, dann ist<br />

das Angebot gut und entsprechend hoch der Eintrag. Und es<br />

kommt natürlich auch darauf an, ob die Sonne oft scheint, wie<br />

oft <strong>oder</strong> selten es regnet, wie warm <strong>oder</strong> wie kalt es ist. Da<br />

müssen viele Faktoren stimmen, da<strong>mit</strong> es ein gutes Jahr wird.<br />

Aber 70 Kilo Honig sollte ein Volk schon eintragen. Manche<br />

Völker bringen aber auch deutlich mehr.<br />

Frage: Wie oft müssen die Bienen denn dann raus, um solche<br />

Honigmengen zu sammeln?<br />

Antwort: Das kann man ungefähr ausrechnen. Eine Arbeiterin<br />

wiegt 100 mg. Sie kann etwa die Hälfte ihres Körpergewichtes<br />

an Nutzlast transportieren, also 50 mg Nektar. Für ein Kilo Nektar<br />

sind also 20.000 Sammelflüge nötig. Wenn man bedenkt,<br />

dass davon die Hälfte Wasser ist, das reduziert werden muss,<br />

ist man schnell bei 40.000 Flügen pro Kilo Honig.<br />

Frage: 40.000 Flüge. Wie lange dauert das denn, bis die Bienen<br />

das geschafft haben?<br />

Antwort: Auch das kann man ausrechnen. Nehmen wir an, im<br />

Volk sind 20.000 Flugbienen. Dann muss jede Biene pro Tag<br />

zweimal raus, da<strong>mit</strong> das Volk eine Tagesleistung von <strong>einem</strong><br />

Kilo schafft. Und jede Biene muss natürlich auch bei jedem<br />

Flug ausreichend viel Nektar <strong>oder</strong> Honigtau finden und sie<br />

muss zu ihrem Volk zurückkehren, da<strong>mit</strong> die Rechnung stimmt.<br />

Bei 100 Tagen Saison können so 100 Kilo zusammenkommen.<br />

Allerdings: davon brauchen die Bienen etwa 50 Kilo für den<br />

Eigenbedarf, so dass für den <strong>Imker</strong> noch 50 Kilo übrigbleiben.<br />

Klingt viel, aber an Regentagen <strong>oder</strong> kalten Tagen fliegen die<br />

Bienen nicht und wenn keine Nektar spendenden Pflanzen blühen,<br />

dann bringen die Bienen auch keinen Ertrag rein sondern


leben von ihren Vorräten. Da schrumpft der „Überschuss“ von<br />

50 Kilo schnell zusammen.<br />

Frage: Ist Nektar sammeln so gefährlich, dass die Bienen<br />

unterwegs tödlich verunglücken?<br />

Antwort: Der Arbeitsalltag einer Biene ist nicht ungefährlich. Da<br />

kann viel passieren. Es kann einen Regenschauer geben, die<br />

Bienen werden nass und können nicht mehr fliegen. Werden sie<br />

nicht mehr rechtzeitig trocken, kommen sie nicht mehr zu ihrem<br />

Volk zurück sondern erfrieren <strong>oder</strong> verhungern. Manchmal<br />

verlieren sie auch die Orientierung, weil sie von einer Windböe<br />

weggeweht werden <strong>oder</strong> sie werden gefressen, beispielsweise<br />

von Vögeln <strong>oder</strong> Hornissen. Und dann endet das Bienenleben<br />

<strong>mit</strong>ten im Arbeitseinsatz und früher als geplant.<br />

Frage: Wie alt wird denn eine Biene, wenn alles gut geht, also<br />

wenn ihr nichts passiert?<br />

Antwort: Das ist unterschiedlich. Sommerbienen leben ca. 6<br />

Wochen, Winterbienen 6 Monate.<br />

Frage: Sommerbienen? Winterbienen? Wir dachten immer, wir<br />

reden über Honigbienen.<br />

Antwort: Machen wir auch. Aber es gibt bei den Honigbienen<br />

eine Besonderheit. Das Leben einer Honigbiene wird nämlich<br />

auch von Hormonen gesteuert. Wenn die Bienen geschlüpft<br />

sind, dann gehört zu einer ihrer ersten Aufgaben die Aufzucht<br />

und Pflege ihrer jüngsten Geschwister. Diese müssen u.a.<br />

gefüttert werden. Und das erste Bienenfutter, den sogenannten<br />

Futtersaft, den stellen die Bienen selbst her. Sie produzieren<br />

ihn in den sogenannten Futtersaftdrüsen. Und <strong>mit</strong> der ersten<br />

Futtersaftproduktion beginnt die biologische Uhr zu laufen. Die<br />

Biene altert und stirbt etwa 6 Wochen später. Bei den Winterbienen,<br />

die etwa ab August zur Welt kommen, ist es so,<br />

dass sie in den ersten Lebensmonaten nicht arbeiten müssen.<br />

Die Arbeit im Bienenvolk wird von ihren älteren Schwestern<br />

gemacht, die im Laufe der nächsten Wochen auch sterben. Die<br />

Winterbienen bleiben am Leben. Zunächst müssen sie nur im<br />

Winter die Königin wärmen, da<strong>mit</strong> diese dann im Frühjahr Eier<br />

legen kann, aus denen wieder neue Bienen schlüpfen. Die werden<br />

von den Winterbienen großgezogen, die danach zu altern<br />

beginnen und sterben. Aber dann gibt es ja schon Ersatz: die<br />

ersten Sommerbienen.<br />

Ihren Energiebedarf decken die Bienen <strong>mit</strong> den Futtervorräten<br />

in den Wabenkammern.<br />

Frage: Und das funktioniert auch wenn es schneit und friert?<br />

Antwort: Ja, das funktioniert. Wenn die Wintertraube ausreichend<br />

stark und genug Futtervorrat vorhanden ist, überstehen<br />

die Bienen da<strong>mit</strong> sogar wochenlange Frostperioden draußen<br />

im Freien. Wichtig ist nur, dass sie ihre Ruhe haben, dass die<br />

Bienenwohnung keine Löcher hat, durch die Nässe und Kälte<br />

eindringen.<br />

Frage: Wie groß muss denn die Wintertraube sein?<br />

Antwort: Es gibt eine Faustregel. Mindestens 5.000 Bienen<br />

und eine gesunde Königin im Oktober. Sind es mehr Bienen,<br />

um so besser.<br />

Frage: Und im Frühjahr, wenn es wieder wärmer wird, was<br />

geschieht dann?<br />

Antwort: Ab Februar wird es im Bienenvolk langsam wieder lebendig.<br />

An <strong>einem</strong> warmen, son-nigen, trockenen Mittag verlassen<br />

die Bienen den Stock zum Reinigungsflug. Dabei entleeren<br />

sie ihre Kotblase von den Verdauungsrückständen, die sich in<br />

den letzten Wochen angesam-melt haben. Wenn die Tage wieder<br />

länger werden, wenn draußen Krokusse und Schneeglöckchen<br />

den ersten Nektar spenden, wenn Haselnuss und Weide<br />

die ersten Pollen liefern, dann beginnt die Königin wieder Eier<br />

zu legen und Tag für Tag wird das Bienenvolk größer. Erst ganz<br />

langsam, aber Ende März, Anfang April sind es schon wieder<br />

an die 20.000 Bienen, die auf gu-tes Wetter und auf Nektar<br />

warten.<br />

Frage: Vielen Dank. Das war jetzt aber eine ganze Menge, was<br />

Sie uns da erzählt haben. Könnten Sie uns jetzt bitte einiges<br />

davon auch mal in echt an den lebenden Bienen zeigen? Und<br />

können wir bei dieser Gelegenheit auch Fotos machen?<br />

Antwort: Gerne. Kommt mal <strong>mit</strong>. Aber bitte denkt daran: ruhig<br />

und vorsichtig bewegen, nicht an die Bienenstöcke stoßen, um<br />

die Bienen nicht zu beunruhigen. Beim fotografieren müsst ihr<br />

aufpassen. Ich weiß nicht wie die Bienen reagieren, wenn ihr<br />

das Blitzlicht benutzt, Kann sein, dass sie davon nervös werden.<br />

Das müssen wir einfach mal ausprobieren.<br />

Frage: Noch eine Frage zum Winter. Halten die Bienen eigentlich<br />

Winterschlaf?<br />

Antwort: Nein, Bienen halten keinen Winterschlaf. Das Bienenvolk<br />

hält nur Winterruhe?<br />

Frage: Und was ist der Unterschied zwischen Winterschlaf und<br />

Winterruhe?<br />

Antwort: Beim Winterschlaf, wie ihn zum Beispiel Bären halten,<br />

fällt das Tier in einen tiefen Schlafzustand. Es senkt seine Körpertemperatur,<br />

seine Herz- und Atemfrequenz und zehrt von<br />

dem Winterspeck, den es sich im Laufe des Jahres angefressen<br />

hat. Bei der Winterruhe des Bienenvolkes bleiben Atmung,<br />

Herzschlag und Körpertemperatur auf dem Sommerniveau. Die<br />

Bienen schlafen auch nicht, sie ruhen nur. Sie ziehen sich zu<br />

einer ganz engen und festen Wintertraube zusammen, da<strong>mit</strong><br />

möglichst wenig Wärme verloren geht. Die erforderliche Stockwärme<br />

stellen sie durch Muskelarbeit selbst her. Honigbienen<br />

können nämlich ihre Flügel aus-kuppeln. Wenn sie in diesem<br />

Zustand die Flugmuskulatur bewegen, entsteht nur eine Zitterbe-wegung,<br />

kein Flügelschlag und gleichzeitig wird Wärme frei.<br />

Diese verteilen sie optimal, indem die Bienen aus dem Inneren<br />

der Traube, also dort, wo es am wärmsten ist, langsam nach<br />

au-ßen wandern und die ausgekühlten Bienen vom Traubenrand<br />

langsam nach innen. Ganz im In-nern der Traube, dort wo<br />

immer eine gleichmäßige Temperatur herrscht, sitzt die Königin.

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