Bücher der Gegenwart Frühjahr 2003 - Christ in der Gegenwart
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<strong>Bücher</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2003</strong><br />
Die Aufgabe vor uns<br />
Abendmahl und Eucharistie / Zu e<strong>in</strong>er neuen Studie <strong>der</strong> Evangelischen Kirche <strong>in</strong> Deutschland<br />
Von Thomas Söd<strong>in</strong>g<br />
Das Thema Abendmahl und Eucharistie<br />
ist <strong>in</strong> aller Munde. Warum soll es<br />
selbst auf dem ökumenischen Kirchentag<br />
nicht möglich se<strong>in</strong>, daß Katholiken und<br />
Evangelische mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> das Mahl des<br />
Herrn feiern? Viele fragen, ob man sich<br />
wirklich auf alle E<strong>in</strong>zelheiten <strong>der</strong> Theologie<br />
e<strong>in</strong>igen müsse, bevor man geme<strong>in</strong>sam<br />
zum Tisch des Herrn treten könne. Wäre<br />
es nicht schon e<strong>in</strong> großer Fortschritt, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
wenigstens eucharistische Gastfreundschaft<br />
anzubieten? Das ist seit<br />
knapp zwanzig Jahren die Haltung <strong>der</strong><br />
evangelischen Kirche.<br />
Die katholische Kirche ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Defensive.<br />
Sie erklärt, daß nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
e<strong>in</strong> evangelischer <strong>Christ</strong> zur Kommunion<br />
zugelassen werden kann, und sei<br />
er auch katholisch verheiratet. Sie verweist<br />
auf die ungeklärten Fragen beim kirchlichen<br />
Amt. Ähnlich wie die Orthodoxie<br />
vertritt sie die Lehre, daß gültig zum Priester<br />
geweiht se<strong>in</strong> muß, wer <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />
vorsteht, und daß dies bejahen<br />
muß, wer kommunizieren will. Macht damit<br />
die sogenannte Amtskirche ihre Son<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen<br />
zum Trennungsgrund?<br />
Ke<strong>in</strong>eswegs! Gewiß: E<strong>in</strong>e positive Erklärung,<br />
was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er evangelischen Abendmahlsfeier<br />
eigentlich vorgeht, ist die katholische<br />
Kirche bislang schuldig geblieben.<br />
Aber: Gastfreundschaft ist e<strong>in</strong> ethischer<br />
Begriff. Bei <strong>der</strong> Eucharistiegeme<strong>in</strong>schaft<br />
geht es jedoch um weit mehr als um Ethik.<br />
Es geht um das Heil des ewigen Lebens<br />
und se<strong>in</strong>en Vorgeschmack auf Erden. Die<br />
Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong>er, die Eucharistie feiern,<br />
ist Geme<strong>in</strong>schaft mit Jesus, ihrem gekreuzigten<br />
und auferstandenen Bru<strong>der</strong> und<br />
Herrn. Aus ihr folgt die geistliche, sakramentale<br />
Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Mahlgäste untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
die sich <strong>in</strong> Glaube, Hoffnung<br />
und Liebe zu erweisen hat. Wie kann diese<br />
ganz spezifische Geme<strong>in</strong>schaft zustandekommen<br />
und dargestellt werden?<br />
Darauf antwortet die katholische<br />
Theologie nicht nur mit dem H<strong>in</strong>weis auf<br />
die Verkündigung des Wortes Gottes, auf<br />
das aktive Hören, auf das Bekenntnis des<br />
Kirchenamt <strong>der</strong> EKD (Hg.)<br />
„Das Abendmahl“<br />
E<strong>in</strong>e Orientierungshilfe zu Verständnis und<br />
Praxis des Abendmahls <strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />
Kirche. Vorgelegt vom Rat <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Kirche <strong>in</strong> Deutschland. E<strong>in</strong>e Denkschrift <strong>der</strong><br />
EKD (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh<br />
Religiöstheologische<br />
Neuersche<strong>in</strong>ungen<br />
Glaubens und auf die rechte Form des eucharistischen<br />
Hochgebets, son<strong>der</strong>n auch<br />
mit dem H<strong>in</strong>weis auf das sakramentale<br />
Weiheamt. E<strong>in</strong>er muß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
repräsentieren, daß es Jesus <strong>Christ</strong>us ist,<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>lädt und Mahl hält. Dieser e<strong>in</strong>e<br />
muß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Bischöfe<br />
und des Papstes stehen, weil die Eucharistie<br />
e<strong>in</strong>e Feier <strong>der</strong> ganzen Kirche ist, die<br />
auf dem Fundament Jesu <strong>Christ</strong>i steht,<br />
das die Apostel gelegt haben. Dieser e<strong>in</strong>e<br />
muß durch Handauflegung geweiht se<strong>in</strong>,<br />
weil er nicht nur e<strong>in</strong> Funktionär <strong>der</strong> Kirche<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ist, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong><br />
Mensch, <strong>der</strong> vom Heiligen Geist begabt<br />
wird, an <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Kirche teilzuhaben<br />
und <strong>der</strong> Eucharistie vorzustehen.<br />
Da ist schon viel geschehen<br />
Die Versuchung, <strong>in</strong> Fixierung auf den<br />
Priester die Geme<strong>in</strong>de zu vergessen, ist<br />
mit Händen zu greifen; aber die vatikanische<br />
Liturgie hat Vorkehrungen getroffen,<br />
das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und das Gegenüber<br />
von Priester und Geme<strong>in</strong>de anschaulich<br />
zu machen. Die meisten Katholiken s<strong>in</strong>d<br />
von dieser Form <strong>der</strong> Eucharistiefeier zutiefst<br />
überzeugt. Wenn sie Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
for<strong>der</strong>n, dann nicht selten<br />
deshalb, weil sie – guten Glaubens – unterstellen,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen Kirche<br />
würde über die Eucharistie und das Amt,<br />
die <strong>Gegenwart</strong> Jesu <strong>Christ</strong>i und die Kirche<br />
eigentlich genauso gedacht wie im<br />
katholischen Verständnis. Ist das so?<br />
Das Sperrige<br />
Die Krise des Buchhandels gründet<br />
auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verflachung<br />
des Angebots. Denn die Leser<br />
wollen nicht nur das Austauschbare,<br />
die Allerweltsware. Die<br />
„Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e“ sprach<br />
sich für mehr Mut zu <strong>Bücher</strong>n<br />
aus, „die nicht gleich auf den<br />
Bestsellerlisten stehen, die an<strong>der</strong>s<br />
s<strong>in</strong>d, die Würze . . . Und<br />
gerade auch diese <strong>Bücher</strong> verlangen<br />
ihre Bühne. Sie machen<br />
e<strong>in</strong>e Buchhandlung <strong>in</strong>teressant,<br />
nicht das Café o<strong>der</strong> das Weihnachtspapier.“<br />
Um solche<br />
<strong>Bücher</strong> haben wir uns <strong>in</strong> dieser<br />
Ausgabe bemüht. „Wozu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Seit den siebziger Jahren hat es e<strong>in</strong>e<br />
große Zahl ökumenischer Initiativen gerade<br />
<strong>in</strong> Deutschland gegeben, die im Auftrag<br />
<strong>der</strong> Kirchenleitungen alle relevanten<br />
Fragen <strong>der</strong> Kontroverstheologie angesprochen<br />
und sehr weit aufgearbeitet haben<br />
(„Das Herrenmahl“, 1978). Es s<strong>in</strong>d<br />
substantielle Verständigungen erzielt<br />
worden, wie geme<strong>in</strong>sam von <strong>der</strong> „Realpräsenz“<br />
Jesu <strong>Christ</strong>i gesprochen werden<br />
könne. Die katholische Seite hat das Gewicht<br />
des Wortgottesdienstes besser erkannt<br />
und die Bedeutung <strong>der</strong> ganzen Geme<strong>in</strong>de.<br />
Die lutherische Seite hat sich für<br />
e<strong>in</strong>e Aufwertung <strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ation stark<br />
gemacht, <strong>der</strong> Beauftragung zur öffentlichen<br />
Verkündigung und Sakramentenverwaltung<br />
(„Das geistliche Amt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Kirche“, 1981). Aber es ist nicht zu übersehen,<br />
daß ausgerechnet nach <strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>samen<br />
Erklärung zur Rechtfertigungslehre“,<br />
die am Reformationsfest<br />
1999 abgegeben worden ist, die Kritik an<br />
jener „Konsens-Ökumene“ zugenommen<br />
hat, gerade auf evangelischer Seite.<br />
In dieser Situation ist es sehr zu begrüßen,<br />
daß <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Kirche <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e gründliche<br />
Studie zum Abendmahl vorlegt. In <strong>der</strong><br />
EKD s<strong>in</strong>d nicht nur Lutheraner, son<strong>der</strong>n<br />
auch Reformierte vertreten. Zwischen<br />
beiden gibt (o<strong>der</strong> gab) es nicht ganz<br />
unerhebliche Differenzen im Abendmahlsverständnis.<br />
Aber beide haben <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> „Leuenburger Konkordie“ (1973)<br />
e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wechselseitig die Kirchentüren<br />
bestimmte Buchhandlung gehen,<br />
wenn es dort das gleiche gibt<br />
wie nebenan?“ Die <strong>Bücher</strong>-Beilage<br />
<strong>der</strong> Wochenzeitschrift<br />
„<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ markiert<br />
den Unterschied zum Üblichen:<br />
weil sie Rezensionen zu<br />
aktuellen religiös-kulturellen<br />
Werken anbietet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bündelung,<br />
wie man es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />
Zeitung, <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Feuilleton<br />
sonst f<strong>in</strong>det. Die Mehrzahl <strong>der</strong><br />
Leser kauft <strong>in</strong> Buchhandlungen<br />
spontan e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>fach voller Neugier,<br />
Entdeckerlaune, Wißbegier.<br />
Auch religiös läßt sich das an<br />
<strong>Bücher</strong>n ausprobieren: Gerade<br />
das Unübliche, An<strong>der</strong>e, Sperrige<br />
kann das Spannen<strong>der</strong>e se<strong>in</strong>. rö.<br />
geöffnet. Kanzel- und Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
lautet das Stichwort.<br />
Die neue Abendmahlsstudie ist vor allem<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ner-evangelisches Ereignis ersten<br />
Ranges. Sie f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Sprache für alle Gliedkirchen <strong>der</strong> EKD.<br />
Sie treibt das geme<strong>in</strong>same Nachdenken<br />
von Lutheranern und Reformierten über<br />
e<strong>in</strong> zentrales Thema <strong>der</strong> Theologie, <strong>der</strong><br />
Liturgie und des Glaubens voran. Sie ist<br />
von großer Ehrlichkeit geprägt, weil die<br />
Probleme im heutigen Verständnis zentraler<br />
Themen <strong>der</strong> Abendmahlstheologie<br />
nicht verschwiegen, son<strong>der</strong>n offen angesprochen<br />
werden.<br />
Auf biblischer Grundlage<br />
Die Studie ist aber auch im Blick auf<br />
die katholische Kirche von großer Bedeutung.<br />
Zum e<strong>in</strong>en verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sie den<br />
Druck, den die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eucharistischen<br />
Gastfreundschaft ausgeübt hat:<br />
„Ke<strong>in</strong>er sollte den an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> Fragen e<strong>in</strong>er<br />
geme<strong>in</strong>samen Abendmahlsfeier nötigen<br />
wollen“, schreibt Präses Manfred<br />
Kock im Vorwort. Zum an<strong>der</strong>en enthält<br />
sie viele gut formulierte, theologisch substantielle<br />
Ausführungen, die auch von<br />
strengen Katholiken nur begrüßt werden<br />
können. Das gilt vor allem für das Kapitel<br />
über die biblische Grundlage: Den Verfassern<br />
gel<strong>in</strong>gt das Kunststück, auf wenigen<br />
Seiten nicht nur e<strong>in</strong> genaues Porträt<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Abendmahlstraditionen<br />
zu zeichnen, son<strong>der</strong>n zugleich <strong>der</strong>en<br />
bleibende Bedeutung zu erhellen. Ebenso<br />
klar s<strong>in</strong>d die Ausführungen, die sich mit<br />
theologischen Problemen befassen. Die<br />
wichtigsten Anfragen nicht nur aus <strong>der</strong><br />
evangelischen Kirche, son<strong>der</strong>n auch aus<br />
<strong>der</strong> Ökumene werden benannt. Wie<br />
Sünde und Sündenvergebung, <strong>der</strong> Opfertod<br />
Jesu <strong>Christ</strong>i und die Rede von Leib<br />
und Blut Jesu <strong>Christ</strong>i heute auf <strong>der</strong> Basis<br />
<strong>der</strong> Bibel verstanden werden können,<br />
wird auf verantwortliche Weise deutlich<br />
gemacht. Die klare Handschrift des Kommissionsvorsitzenden<br />
<strong>Christ</strong>oph Markschies<br />
aus Heidelberg, unter dessen Fe<strong>der</strong>führung<br />
die Studie erarbeitet worden<br />
ist, ist deutlich zu erkennen.<br />
Was heißt: ord<strong>in</strong>iert?<br />
Das meiste Interesse wird freilich <strong>der</strong><br />
dritte Teil auf sich ziehen, <strong>der</strong> sich den<br />
Fragen <strong>der</strong> Praxis widmet. Hier zeigen<br />
sich erfreuliche Übere<strong>in</strong>stimmungen mit<br />
<strong>der</strong> katholischen Sicht <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge, aber<br />
auch Schwierigkeiten. Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite<br />
ist es nur zu begrüßen, daß für e<strong>in</strong>e häufigere<br />
Feier des Abendmahls geworben<br />
und die genaue E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> liturgischen<br />
Formen empfohlen und – gegen<br />
den Frankfurter Flirt mit dem „Feierabendmahl“<br />
– auf dem genauen Wortlaut<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>setzungsworte bestanden<br />
wird. Die Frage, ob auch Nicht-Getaufte<br />
zur Abendmahlsfeier zugelassen werden<br />
dürfen, sche<strong>in</strong>t zwar auf den ersten Blick<br />
recht offen diskutiert zu werden, soll aber<br />
offenbar mit e<strong>in</strong>em klaren Ne<strong>in</strong> beantwortet<br />
werden – und mit dem Rat, es<br />
nicht beim Ne<strong>in</strong> zu belassen, son<strong>der</strong>n das<br />
Gespräch zu suchen, das zur Taufe und<br />
dann zur Eucharistie h<strong>in</strong>führen soll.<br />
Schwierig ist die Leitung <strong>der</strong> Abendmahlsfeier.<br />
Seit e<strong>in</strong>iger Zeit ist es – offenbar<br />
weltweit – Praxis, daß <strong>in</strong> den evangelischen<br />
Kirchen auch Nicht-Ord<strong>in</strong>ierte<br />
die Feier leiten und die E<strong>in</strong>setzungsworte<br />
sprechen können. Dabei geht es nicht nur<br />
um Vikar<strong>in</strong>nen und Vikare (die, etwa den<br />
katholischen Kaplänen vergleichbar,<br />
noch ke<strong>in</strong>e „eigene“ Pfarrei haben und<br />
deshalb noch nicht ord<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d). Es<br />
geht auch um „weitere erprobte und ge-<br />
<strong>2003</strong>, 64 S., 2, 95 €). (Fortsetzung nächste Seite l<strong>in</strong>ks unten)<br />
1
2<br />
E<strong>in</strong> Gott = Gewalt?<br />
Ist <strong>der</strong> Glaube an e<strong>in</strong>en Gott notwendig<br />
<strong>in</strong>tolerant, mit Gewalt verbunden? Seit<br />
den Anschlägen des 11. September 2001<br />
wird die These e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Verb<strong>in</strong>dung<br />
von Monotheismus, Gewalt und Intoleranz<br />
wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiv diskutiert. Zwei<br />
jüngst erschienene Sammelbände nähern<br />
sich dem Thema aus theologischer Sicht.<br />
Das von Jürgen Manemann herausgegebene<br />
Jahrbuch bietet e<strong>in</strong> breites Spektrum<br />
an Perspektiven, <strong>der</strong>en lose Klammer die<br />
Frage nach den ethischen Folgerungen des<br />
biblischen E<strong>in</strong>-Gott-Glaubens ist. Den<br />
Auftakt bilden vier Versuche zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />
Situation <strong>der</strong> entwickelten Mo<strong>der</strong>ne angemessenen<br />
Verständnis des jüdisch-christlichen<br />
Monotheismus (u. a. von Thomas<br />
Ruster). Die „Diagnosen zum Monotheismus“<br />
im Hauptteil setzen sich mit dem<br />
Thema zum Beispiel unter kulturphilosophischen,<br />
alttestamentlich-jüdischen und<br />
tr<strong>in</strong>itätstheologischen Gesichtspunkten<br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Den Abschluß bildet e<strong>in</strong>e<br />
Diskussion <strong>der</strong> These Jan Assmanns, daß<br />
<strong>der</strong> mit Mose auftretende Monotheismus<br />
und se<strong>in</strong> exklusiver religiöser Wahrheitsanspruch<br />
immer schon e<strong>in</strong> Gewaltpotential<br />
<strong>in</strong> sich trage, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte von<br />
<strong>Christ</strong>entum und Islam <strong>in</strong> die Tat umgesetzt<br />
worden sei.<br />
Die von Thomas Söd<strong>in</strong>g herausgegebene<br />
Quaestio disputata versammelt fünf<br />
Beiträge angesehener Vertreter verschiedener<br />
Diszipl<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Theologie. Erich<br />
Zenger skizziert den komplexen Weg Israels<br />
vom anfänglichen Polytheismus zum<br />
Die Wahrheit <strong>der</strong> Religion<br />
„JHWH-Monotheismus“. Söd<strong>in</strong>g fragt<br />
nach dem historischen Zusammenhang<br />
von christlicher Universalität, neutestamentlicher<br />
Mission und <strong>der</strong>en Rückhalt<br />
<strong>in</strong> Leben und Sterben Jesu, um von<br />
hierher zu e<strong>in</strong>er Urteilsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Monotheismus-Debatte zu gelangen.<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Kritik Assmanns,<br />
wendet sich Jürgen Werbick gegen die<br />
strikte Gegenüberstellung von „pluralistischer<br />
Toleranz“ und „monotheistischem<br />
Wahrheits-Fanatismus“. Klaus Müller<br />
gibt am Ende e<strong>in</strong>en Überblick zum „Monotheismus<br />
im philosophischen Diskurs<br />
<strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“. Die Kritik an <strong>der</strong> „mosaischen<br />
Unterscheidung“ (Assmann) von<br />
wahrer und falscher Religion trifft <strong>in</strong>s<br />
Herz des <strong>Christ</strong>entums. Denn sie zielt<br />
darauf, den Anspruch <strong>der</strong> Erkennbarkeit<br />
von Wahrheit und Letztgültigkeit von Offenbarung<br />
aufzugeben. Die Erklärung religiös<br />
motivierter Gewalt alle<strong>in</strong> aus dem<br />
Monotheismus übersieht aber nicht nur<br />
Unterschiede zwischen den monotheistischen<br />
Religionen. Sie blendet auch die<br />
zentrale Bedeutung aus, die dem Gebot<br />
<strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>desliebe und dem Tod des Gottessohnes<br />
am Kreuz für das Selbstverständnis<br />
des <strong>Christ</strong>entums zukommt.<br />
Matthias Mühl<br />
Jürgen Manemann (Hg.)<br />
„Monotheismus“<br />
In <strong>der</strong> Reihe „Jahrbuch Politische Theologie“,<br />
Bd. 4 (Lit Verlag, Münster <strong>2003</strong>, 188 S., 20, 90 €).<br />
Thomas Söd<strong>in</strong>g (Hg.)<br />
„Ist <strong>der</strong> Glaube Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Freiheit?“<br />
Die neue Debatte um den Monotheismus. In<br />
<strong>der</strong> Reihe „Quaestiones Disputatae“, Bd. 196<br />
(Verlag Her<strong>der</strong>, Freiburg <strong>2003</strong>, 213 S., 22, 90 €).<br />
Während man vor hun<strong>der</strong>t Jahren <strong>der</strong><br />
Religion <strong>in</strong>mitten <strong>der</strong> wissenschaftlichtechnischen<br />
Zivilisation auch nicht ger<strong>in</strong>gste<br />
Zukunftschancen gab, spricht<br />
man heute von e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>entdeckung,<br />
ja e<strong>in</strong>er neuen Blüte des religiösen Geistes.<br />
We<strong>der</strong> Feuerbach noch Marx, we<strong>der</strong><br />
liberale Atheisten noch bürgerliche<br />
Freidenker hatten mit ihrer These vom<br />
„Untergang <strong>der</strong> Religion“ Recht. Wie ist<br />
die Entwicklung zu verstehen? Und ist es<br />
wirklich „Religion“, was wir da weitgehend<br />
außerhalb des kirchlich-christlichen<br />
Rahmens erleben? Und was ist<br />
überhaupt – Religion?<br />
Diesen Fragen g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Symposion des<br />
„Instituts <strong>der</strong> Görres-Gesellschaft für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />
Forschung“ nach, <strong>der</strong>en<br />
Referate mitsamt e<strong>in</strong>er hilfreichen E<strong>in</strong>leitung<br />
durch den Herausgeber Hans Waldenfels<br />
nun gedruckt vorliegen. Es handelt<br />
sich um kompetente Autoren <strong>der</strong> verschiedensten<br />
Fachrichtungen (Naturwissenschaftler,<br />
Historiker, Soziologen, Philosophen,<br />
Theologen). Die Texte s<strong>in</strong>d zum<br />
Teil anspruchsvoll wissenschaftlich, doch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel allgeme<strong>in</strong>verständlich. Die ersten<br />
Beiträge (Karl J. Narr, Ulrich Lüke) legen<br />
dar, was zur Religion des prähistorischen<br />
Menschen seit den ersten Funden<br />
behauptet wurde und heute gesagt werden<br />
kann. Daß er Religion hatte, ist nun unumstritten,<br />
auch wenn man nicht weiß,<br />
wie sie sich äußerte. Der nächste Aufsatz<br />
(Dieter Meschede) spr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> die Mo<strong>der</strong>ne,<br />
um neue Ansätze zum Gespräch zwischen<br />
Naturwissenschaft und Religion zu skizzieren.<br />
Der zweite Teil (Karl Gabriel, Matthias<br />
Volkenandt) umkreist die Thematik<br />
<strong>der</strong> Säkularisierung, <strong>der</strong>en positive wie<br />
negative Auswirkungen – vor allem auf<br />
<strong>Christ</strong>entum und Kirche – mit präzisem<br />
Material dargestellt werden. Der dritte Teil<br />
ist philosophisch-theologischer Natur,<br />
untersucht die Wandlungen <strong>der</strong> neuzeitlichen<br />
Religionsphilosophie und -kritik<br />
(Mathias Lutz-Bachmann), die Thesen <strong>der</strong><br />
„pluralistischen Religionstheologie“ (Peter<br />
Neuner) und die Möglichkeit von<br />
Wahrheitserkenntnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> pluralistischen<br />
Gesellschaft (Günther Pöltner). E<strong>in</strong><br />
anregen<strong>der</strong> Band, <strong>der</strong> zentrale Probleme<br />
<strong>der</strong> Religion im gegenwärtigen westlichen<br />
Kulturkreis und damit existentielle Fragen<br />
jedes religiösen und damit auch christlich-gläubigen<br />
Menschen aufgreift.<br />
Manfred Plate<br />
Hans Waldenfels (Hg.)<br />
„Religion“<br />
Entstehung – Funktion – Wesen (Verlag Karl<br />
Alber, Freiburg/München <strong>2003</strong>, 250 S., 20,– €).<br />
Gnade uns . . .<br />
Alte und neue E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Glaubenserfahrung<br />
Karl-He<strong>in</strong>z Menkes Bemühen, die Verkündigung<br />
<strong>der</strong> Gnade Gottes als Schlüsselerlebnis<br />
im Nachdenken über die<br />
Beziehung Gottes zu den Menschen nahezubr<strong>in</strong>gen,<br />
entspricht <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
ökumenischen Verständigung auf die<br />
Rechtfertigungsbotschaft als e<strong>in</strong>em kritischen<br />
Maßstab <strong>der</strong> gesamten Theologie.<br />
Alle kirchlichen Ersche<strong>in</strong>ungsweisen und<br />
Lehrformen s<strong>in</strong>d daraufh<strong>in</strong> zu prüfen, ob<br />
sie von <strong>der</strong> biblischen Verheißung des<br />
grundlosen Erbarmens Gottes mit den<br />
Sün<strong>der</strong>n und Sün<strong>der</strong><strong>in</strong>nen Zeugnis ablegen<br />
– so <strong>der</strong> Grundkonsens <strong>in</strong> <strong>der</strong> lutherisch-katholischen<br />
Erklärung zur Rechtfertigungslehre<br />
von 1999.<br />
Das Buch vermittelt e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
über e<strong>in</strong>zelne Epochen <strong>der</strong> Gnadentheologie,<br />
<strong>in</strong> denen kontroverse Positionen die<br />
theologische Lehrbildung prägten: Der<br />
Streit zwischen August<strong>in</strong>us und Pelagius<br />
im Altertum, das Reformationszeitalter<br />
und das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t werden <strong>in</strong> exemplarischer<br />
Weise behandelt. Die durchgehaltene<br />
Grundthese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung ist,<br />
daß e<strong>in</strong>e im S<strong>in</strong>ne des Konzils von Chalzedon<br />
christologisch ausgerichtete Gnadentheologie<br />
e<strong>in</strong>e angemessene Bestimmung<br />
des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s im Handeln Gottes und<br />
<strong>der</strong> menschlichen Freiheit bewirken kann.<br />
In wohlwollend-kritischer Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit Gisbert Greshake, dem das<br />
Buch gewidmet ist, trägt Menke zu e<strong>in</strong>er<br />
weiteren Rehabilitation des Pelagius bei,<br />
<strong>in</strong>dem er Erkenntnisse <strong>der</strong> heutigen Paulusforschung<br />
als sperrig zur Interpretation<br />
des August<strong>in</strong>us nachweisen kann.<br />
Überraschend wirkt, daß die Publikation<br />
ke<strong>in</strong>en umfassenden bibeltheologischen<br />
Teil enthält, <strong>in</strong> dem die kanonisch<br />
rezipierten Erfahrungen von Gottes Zuwendung<br />
und Erbarmen <strong>in</strong> Israel und<br />
<strong>der</strong> frühen Kirche beschrieben werden.<br />
Der H<strong>in</strong>weis auf die größere Wirkungs-<br />
geschichte <strong>der</strong> august<strong>in</strong>ischen Tradition<br />
vermag dieses Vorgehen nicht zu begründen.<br />
Wäre es nicht gerade deshalb wichtig,<br />
an die Grundaussagen <strong>der</strong> Heiligen<br />
Schrift ausführlich zu er<strong>in</strong>nern? E<strong>in</strong>e detaillierte<br />
Beschreibung <strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>samen<br />
Erklärung zur Rechtfertigungslehre“<br />
fehlt ebenso wie die E<strong>in</strong>lösung <strong>der</strong><br />
dar<strong>in</strong> vermerkten For<strong>der</strong>ung, von Gottes<br />
Gnade und von Gottes Rechtfertigung<br />
des Menschen <strong>in</strong> erfahrungsbezogener<br />
und lebensrelevanter Weise zu sprechen.<br />
Gleichwohl ist diese Publikation für historisch<br />
<strong>in</strong>teressierte Menschen e<strong>in</strong>e gediegene<br />
und gut lesbare Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong><br />
katholischen Gnadentheologie, die ihr<br />
Profil seit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t im Gespräch<br />
mit den reformatorischen Traditionen<br />
gewonnen hat.<br />
Dorothea Sattler<br />
Karl-He<strong>in</strong>z Menke<br />
„Das Kriterium des <strong>Christ</strong>se<strong>in</strong>s“<br />
Grundriß e<strong>in</strong>er Gnadenlehre (Verlag Friedrich<br />
Pustet, Regensburg <strong>2003</strong>, 237 S., 24, 90 €).<br />
Ohne Opfer?<br />
Die Rede vom „Opfer“ ersche<strong>in</strong>t heute<br />
problematisch. Daß jedoch <strong>der</strong> Versuch,<br />
den Begriff ganz zu verdrängen o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en<br />
S<strong>in</strong>ngehalt auf an<strong>der</strong>e Weise auszudrücken,<br />
nicht weniger problematisch<br />
ist, weiß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> mit mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
gelungen umformulierten liturgischen<br />
Texten konfrontiert wurde.<br />
Der Sammelband schlägt e<strong>in</strong>e Brücke<br />
von alttestamentlichen Erlösungsvorstellungen<br />
über neutestamentliche Deutungen<br />
des Todes Jesu als Opfer bis h<strong>in</strong> zu <strong>der</strong><br />
überraschenden Präsenz des Opfermythos<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>, etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fantasy-Literatur<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pop-Kultur. So werden die<br />
anthropologischen (und offensichtlich<br />
nicht ausrottbaren) Wurzeln jenes Opfermythos<br />
freigelegt, <strong>der</strong> nach wie vor ungezählte<br />
Menschen bewegt – wenngleich<br />
auch nicht mehr hauptsächlich im Rahmen<br />
<strong>der</strong> christlichen Verkündigung des<br />
Todes und <strong>der</strong> Auferstehung Jesu. Se<strong>in</strong> Opfer<br />
unter dem Anspruch gegenwärtiger Infragestellungen<br />
und Kontexte des mo<strong>der</strong>nen<br />
Menschen neu zu verstehen und zu<br />
verkünden, darum r<strong>in</strong>gt diese auch für<br />
Nicht-Theologen spannend zu lesende<br />
Zusammenschau. Nicht <strong>der</strong> Abschied vom<br />
Opfer steht am Ende <strong>der</strong> Überlegungen,<br />
son<strong>der</strong>n die Frage, wie Jesu Leben (und damit<br />
auch se<strong>in</strong> Sterben) „für uns“ heute neu<br />
<strong>in</strong>s Gespräch gebracht werden kann.<br />
Norbert Schwab<br />
Werner H. Ritter (Hg.)<br />
„Erlösung ohne Opfer?“<br />
In <strong>der</strong> Reihe „Biblisch-theologische Schwerpunkte“,<br />
Bd. 22 (Vandenhoeck & Ruprecht,<br />
Gött<strong>in</strong>gen, <strong>2003</strong>, 247 S., 19, 90 €).<br />
Abendmahl<br />
(Fortsetzung)<br />
schulte Geme<strong>in</strong>deglie<strong>der</strong>“, zum Beispiel<br />
Lektor<strong>in</strong>nen und Lektoren und Mitglie<strong>der</strong><br />
des Kirchenvorstands. Die Studie verschweigt<br />
die Probleme nicht. Sie verweist<br />
auf die laufende Diskussion. Aber sie öffnet<br />
selbst sehr weit die Tür, wenn sie e<strong>in</strong>leitend<br />
erklärt, im Grunde könne „je<strong>der</strong><br />
<strong>Christ</strong>enmensch“ die Feier leiten, weil er<br />
„durch die Taufe Anteil an dem ganzen<br />
Heilswerk <strong>Christ</strong>i bekommt und ohne e<strong>in</strong>en<br />
priesterlichen Mittler unmittelbar<br />
Zugang zu Gott hat“ (S. 53). „Je<strong>der</strong> <strong>Christ</strong>enmensch“?<br />
Also auch e<strong>in</strong> Katholik?<br />
Und soll damit etwa unterstellt werden,<br />
nach katholischer Lehre würde die Taufe<br />
nicht die volle Gnade vermitteln? Und<br />
<strong>der</strong> Hohepriester Jesus hat nicht allen<br />
Getauften den Zugang zu Gott geöffnet?<br />
Das wäre e<strong>in</strong>e Karikatur. Die Studie er<strong>in</strong>nert<br />
selbst an die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />
eigenen Beauftragung zur öffentlichen<br />
Verkündigung und Leitung <strong>der</strong> Abendmahlsfeier<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen Kirche,<br />
weshalb „<strong>in</strong> aller Regel e<strong>in</strong> ord<strong>in</strong>ierter<br />
Pfarrer bzw. e<strong>in</strong>e Pfarrer<strong>in</strong>“ die Aufgabe<br />
übernehme. Aber ist die Ord<strong>in</strong>ation nur<br />
e<strong>in</strong>e „Regel“? Wäre sie dann nicht <strong>in</strong>s<br />
Verfügungsrecht <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
gestellt? Wie zu hören ist, gibt es<br />
gegenwärtig e<strong>in</strong>e Diskussion <strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />
Kirche, die große Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ation klarzustellen und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis durchzusetzen. Das wäre aus katholischer<br />
Sicht nur zu begrüßen.<br />
Es wird deutlich, worum sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
gegenwärtigen Diskussion <strong>der</strong> Streit<br />
dreht. Es wäre falsch, nur noch über das<br />
kirchliche Amt zu reden. Aber es wäre<br />
auch falsch, so zu tun, als ob die Amtsfrage<br />
beantwortet wäre o<strong>der</strong> sich nicht<br />
wirklich stellte. Wer auf katholischer<br />
Seite immer schon gegen die ökumenische<br />
Eucharistiegeme<strong>in</strong>schaft war, sollte<br />
sich nicht die Hände reiben, daß nun an<br />
e<strong>in</strong>em Punkt <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch deutlich<br />
wird, son<strong>der</strong>n klar und verständlich darlegen,<br />
weshalb die Amtsfrage so wichtig<br />
ist und ob er von den Evangelischen<br />
ewiglich geschieden bleiben möchte. Wer<br />
<strong>der</strong> Auffassung ist, eigentlich gäbe es<br />
ke<strong>in</strong>e Probleme mehr, sollte nicht die Augen<br />
vor den faktischen Unterschieden<br />
verschließen, son<strong>der</strong>n zuerst wahrzunehmen<br />
und zu verstehen versuchen, was die<br />
an<strong>der</strong>e Seite wirklich denkt.<br />
Die Zukunft gehört dem Projekt, e<strong>in</strong><br />
ökumenisches, also gut katholisches und<br />
gut evangelisches Verständnis des kirchlichen<br />
Amtes zu entwickeln. Das ist auch<br />
e<strong>in</strong>e Aufgabe, die nicht nur durch das Votum<br />
theologischer Experten, son<strong>der</strong>n auch<br />
die Stimme <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den vor Ort gelöst<br />
werden muß, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
viel genauer kennen- und schätzengelernt<br />
haben. Der ökumenische Kirchentag<br />
bietet e<strong>in</strong> denkbar günstiges Forum.<br />
Man darf nicht um den heißen Brei herumreden,<br />
son<strong>der</strong>n muß sich dem Thema<br />
stellen. Und das heißt nicht nur, offen und<br />
ehrlich die Pro- und Contra-Argumente<br />
diskutieren. Es heißt auch, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> die<br />
wahren Geschichten des Glaubens erzählen,<br />
<strong>in</strong> denen deutlich wird, was wichtig<br />
ist und zählt und deshalb zusammenbr<strong>in</strong>gt<br />
– vor allem im Verständnis <strong>der</strong> Eucharistie<br />
und des Abendmahls.
Mysterienspiel<br />
Patrick Roths filmische Erfahrung<br />
von Ostern<br />
Es ist die Überzeugung des Schriftstellers<br />
Patrick Roth, daß durch filmische<br />
Inszenierung, auch von biblischen Texten,<br />
e<strong>in</strong>e vertiefte Aussage zum Vorsche<strong>in</strong><br />
kommen kann. Er hat dies an <strong>der</strong> Szene<br />
Maria Magdalena am Grabe aus dem Johannes-Evangelium<br />
erprobt. Erfahrungen<br />
von mo<strong>der</strong>nen Jesus-Filmen s<strong>in</strong>d<br />
aufgegriffen. Es geht hier nicht um dramatische<br />
Umsetzung, son<strong>der</strong>n um<br />
filmische Erprobungen. Das Hollywood-<br />
Milieu liefert das entsprechende Ambiente<br />
für das Sprach- und Bildmaterial.<br />
Zur zentralen Figur wird die Schauspieler<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Maria-Gestalt. Noch wichtiger<br />
ist <strong>der</strong> Regisseur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle des Autors.<br />
Während des <strong>in</strong>szenierenden Spiels<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgelegenen e<strong>in</strong>samen Hollywood-Schuppen<br />
wird <strong>der</strong> Vorgang auf<br />
wenige Bibelverse reduziert. Die Rollen<br />
für Petrus und Johannes fallen fort. Es<br />
bleiben nur <strong>der</strong> Regisseur und die Schauspieler<strong>in</strong>.<br />
Dabei ergibt sich, daß im biblischen<br />
Text e<strong>in</strong> für den Ablauf <strong>der</strong> Szene<br />
wichtiger Satz verschwiegen ist: Sie ist an<br />
ihm vorbeigegangen. Hierdurch wird die<br />
Begegnung mit dem vorgestellten Gärtner<br />
<strong>der</strong> Bibel plausibel. Beide müssen<br />
sich umwenden und erkennen sich wie<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> gegenseitiger österlicher Erfahrung.<br />
Wie dies erzählerisch gelungen ist,<br />
ist schwer nachzuerzählen. Aber es wird<br />
dichterisch vermittelt und theologisch<br />
reflektierend aufgeklärt.<br />
E<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes Mysterienspiel mit den<br />
Mitteln des Films. Das Filmische als<br />
Spiegel des Unbewußten, als Bewußtmachung<br />
religiöser Erfahrungen, als<br />
Verifizierung von Handlungsabläufen.<br />
E<strong>in</strong> aufregendes Büchle<strong>in</strong>, das sich nicht<br />
<strong>in</strong> filmischen Möglichkeiten verliert,<br />
son<strong>der</strong>n dar<strong>in</strong> Orientierung f<strong>in</strong>det.<br />
Wilhelm Gössmann<br />
Patrick Roth<br />
„Magdalena am Grab“<br />
Insel-<strong>Bücher</strong>ei Nr. 1234 (Insel Verlag, Frankfurt<br />
am Ma<strong>in</strong> <strong>2003</strong>, 50 S., 11, 80 €).<br />
Vom Gottesmann<br />
zum Weltmann<br />
Priesterbild <strong>in</strong> Literatur und Medien<br />
Die Untersuchung von Elisabeth<br />
Hurth schließt e<strong>in</strong>e Forschungslücke. In<br />
fast chronologischer Reihenfolge untersucht<br />
die Autor<strong>in</strong> das Bild des katholischen<br />
Priesters <strong>in</strong> mehr als 45 Erzählungen<br />
und Romanen von <strong>der</strong> Mitte des<br />
19. bis zum Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
von A. von Droste-Hülshoff, B. Auerbach,<br />
P. Rosegger bis H. Böll, L. R<strong>in</strong>ser,<br />
A. Stadler. Sie zeigt den Wandel vom christologisch<br />
sakral bestimmten Gottesmann<br />
zum vielseitigen Weltmann, von<br />
„Hochwürden“ zum „Helfer <strong>in</strong> allen Nöten“,<br />
von <strong>der</strong> Erbauung zur Unterhaltung.<br />
Das letzte Kapitel ist dem Priesterbild<br />
<strong>in</strong> den visuellen Medien, etwa <strong>in</strong> „Oh<br />
Gott, Herr Pfarrer“, „Mit Leib und Seele“<br />
u. a., gewidmet. Hier ist erstaunlich, wie<br />
sich die Film-Produzenten das hohe Ansehen,<br />
das <strong>der</strong> Priester <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
immer noch genießt, zu Unterhaltungszwecken<br />
zunutze machen.<br />
Maßstab für das Priesterbild <strong>der</strong> Literatur<br />
s<strong>in</strong>d die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Kirche <strong>in</strong> religiöser und sittlicher H<strong>in</strong>sicht<br />
an diesen Beruf. So nimmt es nicht<br />
Wun<strong>der</strong>, daß die literarischen Beispiele<br />
vielfach auch Kirchenkritik enthalten.<br />
Neben dem Problem <strong>der</strong> Berufung, <strong>der</strong><br />
sozialen Verantwortung und des Glaubens<br />
erweist sich das Zölibatsgesetz als<br />
beson<strong>der</strong>s wirkungsvolles Motiv für e<strong>in</strong>e<br />
spannende Handlung, nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Unterhaltungsliteratur.<br />
Es ist das Verdienst <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong>, die<br />
Entwicklung des Priesterbilds, das – abgesehen<br />
von wenigen kle<strong>in</strong>eren Beiträgen<br />
<strong>der</strong> letzten zwanzig Jahre – seit Mitte des<br />
letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts nicht mehr behandelt<br />
wurde, gründlich aufgearbeitet zu<br />
haben. Daß die Fülle <strong>der</strong> berücksichtigten<br />
<strong>Bücher</strong> – e<strong>in</strong>s nach dem an<strong>der</strong>en wird<br />
besprochen – nur e<strong>in</strong>e Inhaltsanalyse<br />
zuläßt, ist e<strong>in</strong> Mangel, <strong>der</strong> Untersuchungen<br />
dieser Art immer anhaftet. Auch e<strong>in</strong>e<br />
kritische Wertung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> literarisch<br />
sehr unterschiedlichen <strong>Bücher</strong> von<br />
A. Stifter über R. Voß zu Geschichten aus<br />
dem Pfarrhaus kann nur gelegentlich<br />
und pauschal erfolgen.<br />
Das Buch bietet literarisch Interessierten<br />
e<strong>in</strong>en guten Überblick über e<strong>in</strong><br />
ungewöhnliches Motiv und dient Fachvertretern,<br />
Literaturwissenschaftlern,<br />
Theologen, Journalisten und Lehrenden<br />
aller Art als brauchbares Nachschlagewerk.<br />
Magda Motté<br />
Elisabeth Hurth<br />
„Mann Gottes“<br />
Das Priesterbild <strong>in</strong> Literatur und Medien<br />
(Matthias-Grünewald-Verlag, Ma<strong>in</strong>z <strong>2003</strong>,<br />
224 S., 24, 50 €).<br />
Frem<strong>der</strong> Planet<br />
Science-Fiction und Theologie<br />
Man muß ke<strong>in</strong> Liebhaber von<br />
Science-Fiction-Filmen se<strong>in</strong>, um das vorliegende<br />
Buch anregend zu f<strong>in</strong>den. Die<br />
Grundthese <strong>der</strong> Autoren lautet: Science-<br />
Fiction-Filme s<strong>in</strong>d dazu geeignet, Aussagekraft<br />
und Grenzen philosophischer<br />
und theologischer Begriffe auszuloten,<br />
weil sich diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz an<strong>der</strong>en,<br />
verfremdeten Zusammenhang bewähren<br />
müssen. In den Weltraumabenteuern<br />
von Capta<strong>in</strong> Kirk und Co sehen die<br />
Theologen und Germanisten nicht nur<br />
spannende Unterhaltung, son<strong>der</strong>n auch<br />
e<strong>in</strong> philosophisches Experimentierfeld,<br />
<strong>in</strong> dem das Undenkbare denkbar ist. Es<br />
gibt parallele Universen, Zeitlöcher,<br />
künstliche Intelligenz, Verwandlung von<br />
Materie, Außerirdische, allerlei Zwitterwesen<br />
und vieles mehr.<br />
So tauchen aus den Tiefen <strong>der</strong> Fantasy<br />
plötzlich aktuelle Fragen auf, etwa: Gibt<br />
es e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong> jenseits biologischer<br />
Gesetzmäßigkeiten? Wor<strong>in</strong> besteht die<br />
Identität e<strong>in</strong>er Person? Was können wir<br />
wahrnehmen? Das philosophische Problem,<br />
welches im Film oftmals nur angedeutet<br />
ist, wird im Buch weiter vertieft.<br />
Die Brückenschläge reichen von Aristoteles,<br />
Descartes, Paul Ricœur bis h<strong>in</strong> zu<br />
Hilary Putnam . . . Zu den schwächeren<br />
Kapiteln des Buches gehören <strong>der</strong> religionssoziologische<br />
Teil und <strong>der</strong> Versuch,<br />
über e<strong>in</strong>en positiv gefaßten Begriff des<br />
Mythos e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur Religion<br />
herzustellen. Mittlerweile ist es üblich geworden,<br />
überall da, wo sich „Fangeme<strong>in</strong>den“<br />
bilden, schon von religiösem Kult<br />
zu sprechen, egal ob es sich um Fußball<br />
o<strong>der</strong> Science-Fiction handelt. Hoch <strong>in</strong>teressant<br />
ist dagegen die Entwicklung des<br />
Genres vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> politischen<br />
Weltlage und die Darstellung des<br />
Religiösen.<br />
So gibt es <strong>in</strong> Science-Fiction-Filmen<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von messianischen Figuren, die<br />
jedoch nicht auf e<strong>in</strong>en allmächtigen,<br />
gütigen o<strong>der</strong> gar personal gedachten Gott<br />
verweisen. Typisch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e dualistische<br />
Weltsicht, um die Handlung, den Kampf<br />
Gut gegen Böse, voranzutreiben, und e<strong>in</strong><br />
politisch korrekter Naturmystizismus,<br />
um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit des Weltalls zu erklären.<br />
An die spannende Frage, ob sich Gott auf<br />
e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Planten nochmals <strong>in</strong>karnieren<br />
müßte, um auch fremden Lebewesen<br />
die Botschaft <strong>der</strong> Erlösung zu<br />
br<strong>in</strong>gen, hat sich aber noch ke<strong>in</strong> Science-<br />
Fiction-Autor herangewagt.<br />
Michael Schrom<br />
Matthias Fritsch, Mart<strong>in</strong> L<strong>in</strong>dwedel,<br />
Thomas Schärtl<br />
„Wo nie zuvor e<strong>in</strong> Mensch gewesen ist“<br />
Science-Fiction-Filme: Angewandte Philosophie<br />
und Theologie (Verlag Friedrich Pustet,<br />
Regensburg <strong>2003</strong>, 162 S., 14, 90 €).<br />
Das Licht suchen<br />
Eduardo Chillida <strong>in</strong> München<br />
GOTT STEHT AUF DER SEITE<br />
DES MENSCHEN<br />
Hun<strong>der</strong>t Worte von Johannes Paul II.<br />
In 25 Jahren als Papst hat sich Karol Wojtyla hohe<br />
Achtung erworben – auch da, wo man ihm nicht <strong>in</strong><br />
allem folgen kann. Die Texte dieses Bandes geben<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Denken: Deutlich wird <strong>der</strong><br />
unermüdliche Kämpfer für Frieden, Solidarität und<br />
Dialog – über alle religiösen Grenzen h<strong>in</strong>weg.<br />
Herausgegeben von Gudrun Griesmayr und<br />
Stefan Liesenfeld.<br />
112 Seiten, gebunden, ISBN 3-87996-576-5,<br />
<strong>in</strong> je<strong>der</strong> guten Buchhandlung!<br />
EUR 9,90<br />
Science-Fiction liefert uns die<br />
mo<strong>der</strong>nen Mythen e<strong>in</strong>er technischrationalen<br />
Welt. Die großen Fragen<br />
von Religion und Philosophie<br />
werden nicht immer ganz zu Ende<br />
gedacht, aber die Fiktion ferner<br />
Welten ermöglicht e<strong>in</strong> exemplarisches<br />
Durchspielen von Ideen<br />
und Utopien.<br />
Matthias Fritsch/Mart<strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>dwedel/Thomas Schärtl<br />
Wo nie zuvor<br />
e<strong>in</strong> Mensch gewesen ist<br />
Science-Fiction-Filme: Angewandte<br />
Philosophie und Theologie<br />
162 Seiten, kart., € (D) 14,90<br />
ISBN 3-7917-1837-1<br />
Verlag Friedrich Pustet<br />
D-93008 Regensburg<br />
Der vor e<strong>in</strong>em Jahr gestorbene baskische<br />
Bildhauer Eduardo Chillida war<br />
nicht nur e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> berühmtesten Künstler<br />
unserer Zeit, er war auch tief religiös.<br />
In vielen se<strong>in</strong>er Plastiken ist e<strong>in</strong> ständiges<br />
Rebellieren gegen die Gesetze <strong>der</strong> Schwerkraft<br />
und Beharrung zu erkennen, was,<br />
wie er selber sagte, e<strong>in</strong>en religiösen Aspekt<br />
e<strong>in</strong>schließt: den Raum als Ort e<strong>in</strong>es<br />
an<strong>der</strong>en Geistes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Breite, Höhe<br />
und Tiefe zu durchmessen, ihn über se<strong>in</strong>e<br />
Grenzen h<strong>in</strong>aus zugleich zu überschreiten,<br />
zu transzendieren und <strong>der</strong> Leere<br />
künstlerisch e<strong>in</strong>en neuen S<strong>in</strong>n zu geben.<br />
Als se<strong>in</strong> letztes Werk gilt „Buscando la<br />
Luz“ (Das Licht suchen), e<strong>in</strong>e dreigeteilte,<br />
wie Fackeln konisch aufstrebende Monumental-Metall-Skulptur,<br />
die sich vor <strong>der</strong><br />
neuen Münchner P<strong>in</strong>akothek <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />
bef<strong>in</strong>det. Dieser Plastik ist <strong>der</strong> vorliegende<br />
Foto-Text-Band gewidmet, herausgegeben<br />
von <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong> dieses jüngsten<br />
Museums <strong>in</strong> <strong>der</strong> bayerischen Metropole,<br />
Carla Schulz-Hoffmann. Dar<strong>in</strong> wird <strong>in</strong><br />
zahlreichen Farbfotos von hoher Qualität<br />
die Entstehung <strong>der</strong> Monumentalskulptur<br />
bis zu ihrer Enthüllung geistig wie stofflich<br />
beleuchtet. Lei<strong>der</strong> fehlen <strong>in</strong> den zwei<br />
beigefügten kunsthistorischen Aufsätzen<br />
die religiösen Bezüge, etwa zur spanischen<br />
Licht-Mystik, fast völlig. So bleibt<br />
es den lesenswerten Aphorismen von<br />
Mart<strong>in</strong> Heidegger (von 1968) „Die Kunst<br />
und <strong>der</strong> Raum“ überlassen, e<strong>in</strong>e philosophisch-phänomenologische<br />
Brücke zur<br />
Gedankenwelt Chillidas herzustellen.<br />
Heidegger schrieb diese Sätze aus Bewun<strong>der</strong>ung<br />
für den Bildhauer auf und<br />
widmete sie ihm: „Die plastischen Gebilde<br />
s<strong>in</strong>d Körper. Ihre Masse, aus verschiedenen<br />
Stoffen bestehend, ist vielfältig<br />
gestaltet. Das Gestalten geschieht im<br />
Abgrenzen als E<strong>in</strong>- und Ausgrenzen.<br />
Hierbei kommt <strong>der</strong> Raum <strong>in</strong>s Spiel . . .<br />
E<strong>in</strong>mal zugestanden, die Kunst sei das<br />
Ins-Werk-Br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Wahrheit und<br />
Wahrheit bedeute die Unverborgenheit<br />
des Se<strong>in</strong>s, muß dann nicht im Werk <strong>der</strong><br />
bildenden Kunst auch <strong>der</strong> wahre Raum,<br />
das, was se<strong>in</strong> Eigenstes entbirgt, maßgebend<br />
werden?“ Chillida suchte nach dem<br />
Licht im Raum, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt. Er suchte für<br />
uns zugleich das Licht e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />
Welt, e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Raumes.<br />
Jürgen Spr<strong>in</strong>ger<br />
Eduardo Chillida<br />
„Buscando la Luz“<br />
Hg. von Carla Schulz-Hoffmann (Verlag P<strong>in</strong>akothek-DuMont,<br />
mit 134 farbigen Abbildungen,<br />
München 2002, 144 S., 29, 90 €).<br />
VERLAG NEUE STADT Münchener Str. 2, D- 85667 Oberpframmern, Tel. (0 80 93) 20 91<br />
Fax (0 80 93 ) 20 96 E-mail: verlag@neuestadt.com<br />
3
4<br />
Heilige Texte – damals für heute<br />
Wege <strong>in</strong>s Alte Testament: E<strong>in</strong> Literaturbericht<br />
Von Claudia Sticher<br />
Die Frage „Verstehst Du auch, was Du<br />
liest?“ (Apg 8, 30) durchzieht die Interpretation<br />
<strong>der</strong> Heiligen Schrift von ihrem<br />
Anfang an. Gerade das Alte Testament<br />
wird dabei von vielen nach wie vor als e<strong>in</strong><br />
Buch mit sieben Siegeln (Offb 5, 1) empfunden,<br />
zu dem nur schwerlich Schlüssel<br />
zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, obgleich das Bedürfnis<br />
nach eigener Aneignung immer größer<br />
wird. In den vergangenen Jahren wird<br />
dem drängenden Bedürfnis „Wie könnte<br />
ich es [verstehen], wenn mich niemand<br />
anleitet?“ (Apg 8, 31) durch zahlreiche<br />
E<strong>in</strong>leitungen und Methodenbücher<br />
Rechnung getragen; vielleicht nicht zuletzt<br />
auch deshalb, weil es den erfahrenen<br />
menschlichen Begleiter und Ausleger wie<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> idealtypischen Situation immer<br />
seltener gibt.<br />
E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> <strong>Bücher</strong> widmen sich – im<br />
S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> klassischen E<strong>in</strong>leitung – dem<br />
Aufbau <strong>der</strong> Schrift des Alten Testaments<br />
und leiten die Leser<strong>in</strong>nen und Leser zum<br />
Verstehen des Inhalts des Gesamtwerks<br />
wie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bücher</strong> an. Hier ist an<br />
erster Stelle die von Erich Zenger herausgegebene<br />
E<strong>in</strong>leitung zu nennen (1). Auf<br />
fachlich höchstem Niveau und zugleich<br />
doch übersichtlich und ansprechend gestaltet<br />
werden hier alle <strong>Bücher</strong> des<br />
großen (= katholischen) Kanons, also <strong>der</strong><br />
verb<strong>in</strong>dlichen Sammlung <strong>der</strong> <strong>in</strong> die Bibel<br />
aufgenommenen heiligen Schriften, vorgestellt<br />
(für die ausführliche Besprechung<br />
des hervorragenden Werkes vgl.<br />
CiG Nr. 50/2001).<br />
Im Wort ist das Leben<br />
(1) Erich Zenger u. a.<br />
„E<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> das Alte Testament“<br />
(Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2001, 548 S.,<br />
24, 70 €).<br />
(2) Rolf Rendtorff<br />
„Das Alte Testament“<br />
E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung. (Neukirchener Verlag, 6. Aufl.<br />
Neukirchen-Vluyn 2001, 326 S., 24, 90 €).<br />
(3) Manfred Oem<strong>in</strong>g<br />
„Bibelkunde Altes Testament“<br />
E<strong>in</strong> Arbeitsbuch zur Information, Repetition<br />
und Präparation. In <strong>der</strong> Reihe „Neuer Stuttgarter<br />
Kommentar“: Altes Testament; Bd. 32<br />
(Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart<br />
1994, 112 S., 14, 90 €).<br />
(4) <strong>Christ</strong>oph Dohmen<br />
„Die Bibel und ihre Auslegung“<br />
(Verlag C. H. Beck, München 1998, 114 S.,<br />
7, 50 €).<br />
(5) <strong>Christ</strong>oph Dohmen<br />
„Vom Umgang mit dem Alten<br />
Testament“<br />
In <strong>der</strong> Reihe „Neuer Stuttgarter Kommentar“:<br />
Altes Testament; Bd. 27 (Verlag Katholisches<br />
Bibelwerk, Stuttgart 1994, 128 S., 14, 90 €).<br />
(6) <strong>Christ</strong>oph Dohmen,<br />
Günter Stemberger<br />
„Hermeneutik <strong>der</strong> Jüdischen Bibel und<br />
des Alten Testaments“<br />
In <strong>der</strong> Reihe „Kohlhammer Studienbücher<br />
Theologie“, Bd 1, 2 (Verlag W. Kohlhammer,<br />
Stuttgart 1996, 216 S., 20, 35 €).<br />
Auf evangelischer Seite ist die E<strong>in</strong>führung<br />
von Rolf Rendtorff (2) beson<strong>der</strong>s<br />
erwähnenswert. Das übersichtlich<br />
geglie<strong>der</strong>te und mit e<strong>in</strong>em sehr hilfreichen<br />
Verweissystem ausgestattete Arbeitsbuch<br />
behandelt zunächst die Geschichte<br />
Israels, stellt im zweiten Teil die<br />
im Alten Testament gesammelten Texte<br />
als Lebensäußerungen Israels vor und<br />
widmet sich schließlich den e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Bücher</strong>n des Alten Testaments <strong>in</strong> Aufbau,<br />
Komposition und Absicht <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Endgestalt.<br />
Da Bildung im Rahmen mo<strong>der</strong>ner<br />
Fernsehkultur offensichtlich vor allem im<br />
Medium des Quiz vermittelt wird, ist das<br />
kle<strong>in</strong>e Repetitorium von Manfred Oem<strong>in</strong>g<br />
„Bibelkunde Altes Testament“ (3), das eigentlich<br />
sehr „brav“ als e<strong>in</strong> Lernbuch daherkommt,<br />
aufgrund se<strong>in</strong>es Anhangs von<br />
neunzig Fragen vielleicht zeitgemäßer, als<br />
es zunächst des Ansche<strong>in</strong> hat. In lebhaft<br />
munterem Stil wird anschaulich (zahlreiche<br />
Tabellen) und sozusagen im absoluten<br />
Zeitraffer e<strong>in</strong> Grundwissen über Aufbau<br />
und Entstehung <strong>der</strong> alttestamentlichen<br />
<strong>Bücher</strong> geboten.<br />
Spielarten <strong>der</strong> Auslegung<br />
Während die E<strong>in</strong>leitungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> eher<br />
klassischen Form zum Verstehen des Inhalts<br />
<strong>der</strong> biblischen <strong>Bücher</strong> anleiten, s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren verstärkt auch H<strong>in</strong>führungen<br />
zur Bibel auf den Markt gekommen,<br />
die sich – zunächst von den eigentlichen<br />
Text<strong>in</strong>halten unabhängig –<br />
mit den Problemen und Fragestellungen<br />
<strong>der</strong> Auslegung von Heiliger Schrift überhaupt<br />
beschäftigen.<br />
Der kle<strong>in</strong>e Band „Die Bibel und ihre<br />
Auslegung“ von <strong>Christ</strong>oph Dohmen (4)<br />
bündelt den neuesten Forschungsstand<br />
<strong>in</strong> klarer und verständlicher Form zugleich<br />
meisterhaft profunde. Wie fundierte<br />
wissenschaftliche Bibelauslegung<br />
heute die Brücke schlägt zwischen altem<br />
Text und mo<strong>der</strong>nem Leser, das reflektiert<br />
Dohmen so, daß es auch ohne im engeren<br />
S<strong>in</strong>ne theologische Vorbildung verständlich<br />
wird. Sehr <strong>in</strong>formativ und zum<br />
Verstehen hilfreich ist dabei <strong>der</strong> anschauliche<br />
Exkurs, <strong>in</strong> dem er anhand <strong>der</strong> Geschichte<br />
von Ka<strong>in</strong> und Abel (Gen<br />
4, 1–16) beispielhaft die verschiedenen<br />
Spielarten <strong>der</strong> Exegese anwendet.<br />
In dem Buch „Vom Umgang mit dem<br />
Alten Testament“ (5) steckt <strong>der</strong>selbe Autor<br />
ausführlich den Verstehenshorizont<br />
<strong>der</strong> Heiligen Schrift <strong>in</strong>sgesamt ab. Begonnen<br />
bei Fragen <strong>der</strong> Bibelübersetzung(en),<br />
(7) Helmut Utzschnei<strong>der</strong>,<br />
Stefan Ark Nitsche<br />
„Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche<br />
Bibelauslegung“<br />
E<strong>in</strong>e Methodenlehre zur Exegese des Alten Testaments<br />
(Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus,<br />
Gütersloh 2001, 330 S., 19, 95 €).<br />
(8) Re<strong>in</strong>hard G. Kratz<br />
„Die Komposition <strong>der</strong> erzählenden<br />
<strong>Bücher</strong> des Alten Testaments“<br />
Grundwissen <strong>der</strong> Bibelkritik (Vandenhoeck &<br />
Ruprecht, Gött<strong>in</strong>gen 2000, 336 S., 19, 90 €).<br />
(9) Thomas Staubli<br />
„Begleiter durch das Erste Testament“<br />
(Patmos Verlag, 2. Auflage, Düsseldorf 1999,<br />
379 S., 24, 90 €).<br />
(10) Rolf Rendtorff<br />
„Der Text <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Endgestalt“<br />
Schritte auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er Theologie des<br />
Alten Testaments (Neukirchener Verlag,<br />
Neukirchen-Vluyn 2001, 289 S., 34,– €).<br />
(11) Rolf Rendtorff<br />
„Theologie des Alten Testaments“<br />
E<strong>in</strong> kanonischer Entwurf. Bd. 1: Kanonische<br />
Grundlegung (Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn<br />
1999, 406 S., 29, 90 €); Bd. 2: Thematische<br />
Entfaltung (2001, 353 S., 24, 90 €).<br />
(12) Wolfgang Zwickel<br />
„E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die biblische Landesund<br />
Altertumskunde“<br />
(Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt<br />
2002, 176 S., 19, 90 €).<br />
über die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Bibel als e<strong>in</strong>es<br />
Buchs aus vielen <strong>Bücher</strong>n, <strong>der</strong> Unterscheidung<br />
von Autoren- und Traditionsliteratur,<br />
bis h<strong>in</strong> zur Bedeutung des Alten<br />
Testaments <strong>in</strong> <strong>der</strong> christlichen Bibel<br />
zeichnet <strong>der</strong> Autor knapp und präzise die<br />
Vorbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er jeden angemessenen<br />
Bibelauslegung.<br />
Wer tiefer <strong>in</strong> die Fragen von spezifisch<br />
jüdischer Exegese e<strong>in</strong>erseits und spezifisch<br />
christlicher an<strong>der</strong>erseits sowie <strong>in</strong><br />
das Konzept <strong>der</strong> „Bedeutung <strong>der</strong> doppelten<br />
Ur-kunde“ e<strong>in</strong>steigen möchte, <strong>der</strong> sei<br />
auf die „Hermeneutik <strong>der</strong> Jüdischen Bibel<br />
und des Alten Testaments“ von wie<strong>der</strong>um<br />
<strong>Christ</strong>oph Dohmen und Günter<br />
Stemberger verwiesen (6): Das Buch bietet<br />
e<strong>in</strong>en geschichtlichen Durchgang<br />
durch die Auslegungsarten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Epochen und die Methoden <strong>der</strong><br />
Exegese sowohl bei Israel als dem Erstadressaten<br />
als auch im <strong>Christ</strong>entum.<br />
Das „Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche<br />
Bibelauslegung“ von Helmut<br />
Utzschnei<strong>der</strong> und Stefan Ark Nitsche (7),<br />
das sich an Studierende <strong>der</strong> Theologie<br />
wendet (und e<strong>in</strong>em breiteren Interessentenkreis<br />
schwerlich zugänglich se<strong>in</strong> wird,<br />
da Hebräischkenntnisse eigentlich unabd<strong>in</strong>gbar<br />
s<strong>in</strong>d), trägt dem neueren Trend<br />
<strong>der</strong> Forschung Rechnung, daß die biblischen<br />
Texte vor allem auch <strong>in</strong> ihrer<br />
ästhetischen Endgestalt und Qualität zu<br />
erschließen s<strong>in</strong>d. In e<strong>in</strong>er gekonnten Zusammenschau<br />
verb<strong>in</strong>det es die eher klassischen,<br />
an <strong>der</strong> Entstehungsgeschichte<br />
orientierten Ansätze (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />
sogenannte historisch-kritische Methode),<br />
und die neueren literaturwissenschaftlichen<br />
Methoden, die an <strong>der</strong> Endgestalt<br />
des Textes beziehungsweise an<br />
se<strong>in</strong>er Aufnahme durch den Leser <strong>in</strong>teressiert<br />
s<strong>in</strong>d. Wer dieses Buch durchgearbeitet<br />
hat, weiß, warum die historische<br />
Perspektive nicht die alle<strong>in</strong> maßgebliche<br />
Auslegungsperspektive se<strong>in</strong> kann. Jedes<br />
Kapitel geht nach dem Dreischritt „Theorie<br />
– Beschreibung – Auswertung“ vor.<br />
Das wirkt zum Teil etwas formal, macht<br />
das Buch aber gerade für das Selbststudium<br />
geeignet. Beispiele auch aus <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Literatur bieten e<strong>in</strong>en oft erfrischend<br />
ungewohnten Blick.<br />
Erzählt <strong>in</strong> orientalischen Bil<strong>der</strong>n<br />
E<strong>in</strong>en regelrechten Kontrapunkt bildet<br />
„Die Komposition <strong>der</strong> erzählenden<br />
<strong>Bücher</strong>“ von Re<strong>in</strong>hard G. Kratz (8). Das<br />
Buch führt <strong>in</strong> die Erzählwerke des Alten<br />
Testaments e<strong>in</strong> und versteht sich selbst<br />
als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition Wellhausens und<br />
Noths stehend. Erstmals seit fünfzig Jahren<br />
soll e<strong>in</strong>e vollständige Analyse <strong>der</strong> Erzählwerke<br />
des Alten Testaments geboten<br />
werden. Wie jedoch das Zusammenspiel<br />
dieser verschiedenen Werke und Erzählstränge<br />
im kontrastreichen S<strong>in</strong>nzusammenhang<br />
<strong>der</strong> Schrift zu verstehen ist, wie<br />
also dem Gesamtwerk <strong>der</strong> Bibel Israels<br />
beziehungsweise des Alten Testaments<br />
und damit dieser heiligen Schriften als<br />
Kanon Rechnung zu tragen ist, das steht<br />
nicht im Blickpunkt des Interesses.<br />
Der sehr aufwendig aufgemachte und<br />
durch unzählige Abbildungen, Karten,<br />
Schaubil<strong>der</strong> usw. bereicherte „Begleiter<br />
durch das Erste Testament“ von Thomas<br />
Staubli (9) führt <strong>in</strong> verschiedene Verständniszugänge<br />
zur Schrift e<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>ziges<br />
<strong>der</strong> hier besprochenen <strong>Bücher</strong><br />
durchzieht e<strong>in</strong> geschlechterfairer Zugang<br />
zur Bibel und ihrer Wirkungsgeschichte<br />
das ganze Werk. Daß das fem<strong>in</strong>istische<br />
Anliegen <strong>in</strong> größerem Umfang zum Tragen<br />
kommt, zeigt sich schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> konsequent<br />
<strong>in</strong>klusiven Sprache. Der Sprachstil<br />
<strong>in</strong>sgesamt ist oft erfrischend spritzig<br />
und mitreißend, gleitet dabei aber bisweilen<br />
<strong>in</strong>s etwas zu Locker-Flockige ab<br />
(ob beispielsweise Jesaja als „Chefideologe“<br />
des Königs Hiskija wirklich zutreffend<br />
charakterisiert ist, mag dah<strong>in</strong>gestellt<br />
bleiben). Konsequent tritt dieser Begleiter<br />
für das „Recht <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>“ e<strong>in</strong>, was ihn<br />
ebenfalls von an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>führungen abhebt.<br />
Das reiche Vergleichsmaterial aus<br />
<strong>der</strong> altorientalischen Umwelt bietet <strong>in</strong><br />
sehr anschaulicher Weise E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
und Unterschiede <strong>der</strong><br />
Kultur des alten Israel mit se<strong>in</strong>en Nachbarvölkern.<br />
Hervorzuheben ist das große<br />
Kapitel über das biblische Menschenbild.<br />
Geschmackssache s<strong>in</strong>d die – zum Teil etwas<br />
gezwungen wirkenden – Aktualisierungen<br />
an den jeweiligen Kapitel-Enden<br />
ebenso wie die manchmal als Comic aufgemachten<br />
Erklärungen.<br />
Die großen Themen des Glaubens<br />
Nach jahrelangen <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>zel-<br />
und Vorarbeiten, die sich im Aufsatzband<br />
„Der Text <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Endgestalt“ (10)<br />
nachvollziehen lassen, hat Rolf Rendtorff<br />
se<strong>in</strong>e vielbeachtete zweibändige „Theologie<br />
des Alten Testaments“ (11) vorgelegt.<br />
Der erste Band ist den biblischen Texten<br />
selbst im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Nacherzählung“<br />
(und damit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung) gewidmet,<br />
wobei konsequent die Reihenfolge des hebräischen<br />
Kanons zugrundegelegt wird.<br />
Der zweite Band orientiert sich an herausgehobenen<br />
wichtigen Themen <strong>der</strong> alttestamentlichen<br />
Texte (Schöpfung, Bund,<br />
verheißenes Land, Exodus, Tora, Kult),<br />
bevor <strong>der</strong> nächste Teil sich dem breiten<br />
Feld von „Gott und Israel“ zuwendet.<br />
Schließlich verän<strong>der</strong>t sich e<strong>in</strong> letztes Mal<br />
<strong>der</strong> Blickw<strong>in</strong>kel, <strong>in</strong>dem die grundlegend<br />
unterschiedlichen Weisen des Redens <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Schrift thematisiert werden: prophetisches,<br />
betendes und betrachtend-reflektierendes.<br />
Beide Bände, die durch zahlreiche<br />
Querverweise <strong>in</strong> allen Teilen stark<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vernetzt s<strong>in</strong>d und damit e<strong>in</strong><br />
sehr hilfreiches Arbeitsmittel und regelrechtes<br />
Nachschlagewerk bieten, durchzieht<br />
die konsequente For<strong>der</strong>ung, sich<br />
nicht an eventuellen Vorstufen <strong>der</strong> Texte,<br />
son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong>jenigen Gestalt zu orientieren,<br />
die für die Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft<br />
heiliger Text ist. Methodologische Überlegungen<br />
zur angemessenen Auslegung<br />
<strong>der</strong> kanonischen Endgestalt <strong>der</strong> heiligen<br />
Schrift mit ihrer zweifachen Nachgeschichte<br />
<strong>in</strong> Judentum und <strong>Christ</strong>entum<br />
runden das Werk ab.<br />
Wer geographische, historische und soziologische<br />
Erkenntnisse im Umfeld <strong>der</strong><br />
Texte sucht, wird gerne zu e<strong>in</strong>er biblischen<br />
Landes- und Altertumskunde greifen. Die<br />
von Wolfgang Zwickel vor allem für Studierende<br />
verfaßte E<strong>in</strong>führung (12) ist<br />
auch für beson<strong>der</strong>s Interessierte im Vorfeld<br />
e<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong>s Heilige Land empfehlenswert.<br />
In gut lesbarer Form und durch<br />
zahlreiche Abbildungen und Karten sehr<br />
anschaulich dargeboten, wird <strong>der</strong> Leser<br />
erst mit <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> „Biblische<br />
Landes- und Altertumskunde“ vertraut<br />
gemacht, bevor dann die Texte als eigene<br />
Größe neben e<strong>in</strong>e Vielfalt von<br />
Fachbereichen gestellt werden: Archäologie,<br />
Geographie, historische Topographie,<br />
Geschichtswissenschaften, Ethnologie<br />
und Kulturwissenschaften. Im Zusammenspiel<br />
dieser Vielfalt von Diszipl<strong>in</strong>en<br />
kann dann die Welt <strong>der</strong> Bibel, wie die<br />
Texte <strong>der</strong> Heiligen Schrift sie uns vorstellen,<br />
begründet nachgezeichnet werden.
5<br />
Gott im Hirn<br />
Wie Glaube entsteht<br />
Noch 1994 stufte die Amerikanische<br />
Psychiatrische Gesellschaft starken religiösen<br />
Glauben offiziell als Geistesstörung<br />
e<strong>in</strong>. Viele Wissenschaftler, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
mo<strong>der</strong>ne Psychiater, die <strong>in</strong> die Fußstapfen<br />
Sigmund Freuds und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Religionskritiker<br />
des 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
(Feuerbach, Marx, Nietzsche) treten, werten<br />
Religiosität und erst recht mystische<br />
Erfahrungen als krankhaft ab.<br />
In <strong>der</strong> Evolution des Lebens boten jedoch<br />
weltweit und kulturübergreifend<br />
religiöse Deutungen und spirituelles Verhalten<br />
dem Menschen Überlebensvorteile,<br />
die dazu führten, daß die Evolution<br />
„die neurologische Verschaltung, welche<br />
die Transzendenz ermöglichte“, zunehmend<br />
verbesserte (Entwicklung von für<br />
religiöse Gefühle zuständige Hirnregionen).<br />
Religiöser Glaube wurde so „<strong>in</strong> etwas<br />
Tieferem und Stärkerem als bloßer<br />
Vernunft“ verankert; das Göttliche <strong>in</strong> Gebet<br />
und Meditation zu e<strong>in</strong>er erfahrbaren<br />
Werkstatt<br />
Naturwissenschaft und Theologie<br />
Mitunter gibt es Theologen, die nicht<br />
erst durch die Ergebnisse, die sie vorlegen,<br />
Interesse verdienen. Das s<strong>in</strong>d diejenigen,<br />
die, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong>telligent fragen, ebenso<br />
herausfordende wie hilfreiche Perspektiven<br />
aufzeigen. Ulrich Lüke gehört dazu.<br />
„Die Dogmatik... hat sich auf den<br />
Satz festgelegt, Gott, Ursprung und Ziel<br />
aller D<strong>in</strong>ge, könne mit dem Licht <strong>der</strong><br />
natürlichen Vernunft aus dem Geschaffenen<br />
mit Gewißheit erkannt werden. Damit<br />
konstituiert sie . . . e<strong>in</strong> naturwissenschaftliches<br />
Mitspracherecht bei <strong>der</strong><br />
Theologie und e<strong>in</strong>e theologische Konsultationspflicht<br />
bei <strong>der</strong> Naturwissenschaft.“<br />
Diese E<strong>in</strong>sicht wird von Lüke durchexerziert.<br />
Zunächst historisch und bilanzierend:<br />
Nach vielfachem Gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
kommt es zu e<strong>in</strong>er „dialogische Variante“<br />
des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s. Diese aber sei oft „unverdächtig<br />
konventionell“ praktiziert<br />
worden. Und: Gibt es wirkliche theologische<br />
Konsequenzen aus <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung<br />
<strong>der</strong> noch von Papst Pius XII. ausdrücklich<br />
Realität, „die durch Ideen nicht aufzuheben<br />
ist und niemals veraltet“.<br />
Für Andrew Newberg, Professor für<br />
Nuklearmediz<strong>in</strong> und Dozent für Religionswissenschaft<br />
an <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Universität von Pennsylvania, s<strong>in</strong>d religiöse<br />
E<strong>in</strong>heits- und Absolutheitserfahrungen<br />
nicht lediglich das Resultat neurologischer<br />
Funktionen (Ursprung <strong>der</strong><br />
Religion im menschlichen Gehirn und<br />
sonst nichts), son<strong>der</strong>n echte Erfahrungen,<br />
die e<strong>in</strong>e unvore<strong>in</strong>genommene Hirnforschung<br />
als biologisch-neurologisch<br />
real und empirisch-naturwissenschaftlich<br />
wahrnehmbar erweisen kann. Was<br />
Mystiker und tief religiöse Menschen erfahren,<br />
f<strong>in</strong>det auf ebenso überraschende<br />
wie fasz<strong>in</strong>ierende Weise rationale Bestätigung<br />
<strong>in</strong> den Forschungen Newbergs und<br />
se<strong>in</strong>er Mitarbeiter, die zwar Religion<br />
quantifizieren, sie aber nicht auf das<br />
Meßbare reduzieren.<br />
Ulrich Willers<br />
Andrew Newberg, Eugene d’Aquili,<br />
V<strong>in</strong>ce Rause<br />
„Der gedachte Gott“<br />
Wie Glaube im Gehirn entsteht (Piper Verlag,<br />
München <strong>2003</strong>, 271 S., 19,90 €).<br />
festgestellten Entstehung des Menschengeschlechts<br />
aus e<strong>in</strong>em Stammelternpaar?<br />
Freilich gibt es auch Fortschritte und<br />
Lernprozesse. So herrscht bei kritischen<br />
Naturwissenschaftlern ke<strong>in</strong> szientistischer<br />
„kausal-analytischer Alle<strong>in</strong>vertretungsanspruch“<br />
mehr. Lüke: „Determ<strong>in</strong>istische<br />
Rekonstruktionsversuche, die<br />
me<strong>in</strong>en, die Evolution als Land <strong>der</strong> unbegrenzten<br />
Unmöglichkeit Gottes auszurufen,<br />
scheitern.“ Wie geht es im Dialog<br />
weiter? Lüke verweist aufs ethische Potential<br />
<strong>der</strong> Theologie. Solche Nachdenklichkeit<br />
aber kann sie – mit <strong>der</strong> Philosophie –<br />
nur e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, wenn sie denkerisch,<br />
auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> schlichten Sachkenntnis, <strong>in</strong><br />
Augenhöhe mit ihren Partnern steht.<br />
Das Buch – drucktechnisch schwer zu<br />
lesen – , ist unfertig, divergent, offen. Es<br />
wirkt wie e<strong>in</strong> Werkstattbericht. Aber<br />
Werkstätten s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Ort, an dem an harten<br />
Werktagen die Arbeit geleistet wird.<br />
Arno Zahlauer<br />
Ulrich Lüke<br />
„Mensch – Natur – Gott“<br />
Naturwissenschaftliche Beiträge und theologische<br />
Erträge. In <strong>der</strong> Reihe „Theologie: Forschung<br />
und Wissenschaft, Bd. 1 (Lit Verlag,<br />
Münster 2002, 176 S., 17, 90 €).<br />
Weltes Heidegger<br />
Zeugnisse e<strong>in</strong>er Begegnung zweier<br />
Philosophen<br />
Das vorliegende Bändchen vere<strong>in</strong>igt<br />
auf e<strong>in</strong>e sehr gelungene, sorgfältig redigierte<br />
Weise alle verfügbaren Zeugnisse<br />
des langjährigen Kontaktes zwischen<br />
Mart<strong>in</strong> Heidegger und dem Religionsphilosophen<br />
Bernhard Welte. Die Dokumente<br />
geben weiteren Aufschluß über<br />
die Wirkungsgeschichte des Heideggerschen<br />
Denkens, war doch Welte <strong>in</strong> dieser<br />
Begegnung nahezu ausschließlich<br />
<strong>der</strong> Nehmende und Heidegger <strong>der</strong> Gebende.<br />
Der <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkt dieser<br />
Rezeption liegt e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> den im zweiten<br />
Teil dieses Bändchens zusammengestellten<br />
Interpretationen, die Welte dem<br />
Denken se<strong>in</strong>es Meßkircher Landsmanns<br />
gewidmet hat. Diese zeigen e<strong>in</strong> gedanklich<br />
tiefdr<strong>in</strong>gendes und fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>niges Verständnis<br />
<strong>der</strong> Grundzüge des Heideggerschen<br />
Denkens und können daher als<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung gelesen werden, aus <strong>der</strong><br />
Sicht e<strong>in</strong>es bereits durch die geme<strong>in</strong>same<br />
Heimat <strong>in</strong>nerlich verbundenen Zeitgenossen.<br />
Die Texte offenbaren darüber h<strong>in</strong>aus<br />
e<strong>in</strong> von verehren<strong>der</strong> Anteilnahme und<br />
wohlwollen<strong>der</strong> Zustimmung geprägtes<br />
geistiges Schülerverhältnis, das die<br />
Grenzen dessen, was an Heideggers<br />
Denken für e<strong>in</strong>e christliche Theologie<br />
ohne Selbstverleugnung und Substanzverlust<br />
assimilierbar ist, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>igen Punkten überschreitet. Dies gilt<br />
sowohl für Weltes Übernahme von<br />
Heideggers gewaltsamer, weil die ideengeschichtlichen<br />
Befunde schlicht ignorieren<strong>der</strong><br />
Konstruktion <strong>der</strong> abendländischen<br />
Metaphysikgeschichte als e<strong>in</strong>er<br />
Verfallsgeschichte <strong>der</strong> Se<strong>in</strong>svergessenheit.<br />
Dies gilt ebenso und mehr noch für<br />
Heideggers atheistische ,Se<strong>in</strong>smystik‘, die<br />
das gottlose Se<strong>in</strong> ausdrücklich über Gott<br />
und alles Göttliche stellt und zu <strong>der</strong>en<br />
Fürsprecher sich Welte lei<strong>der</strong> gemacht<br />
hat.<br />
Dem stehen diejenigen Gedankenzüge<br />
Heideggers gegenüber, <strong>der</strong>en Rezeption<br />
durch e<strong>in</strong>e christliche Religionsphilosophie<br />
e<strong>in</strong> großes Verdienst Bernhard<br />
Weltes gewesen ist: <strong>der</strong> „Fehl“, das heißt<br />
die Erfahrung <strong>der</strong> Abwesenheit Gottes als<br />
die eigentliche Not unseres Zeitalters; das<br />
Danken als das Wesen des gottzugeeigneten<br />
Denkens und Dichtens; und nicht zuletzt<br />
das Heilige als die „Spur zur Gottheit“.<br />
Markus En<strong>der</strong>s<br />
Mart<strong>in</strong> Heidegger/Bernhard Welte<br />
„Briefe und Begegnungen“<br />
Hg. von Alfred Denker und Holger Zaborowski<br />
(Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart <strong>2003</strong>, 191 S.,<br />
20,– €).<br />
Was ist eigentlich<br />
wirklich wahr?<br />
E<strong>in</strong> Mathematiker und Theologe fragt<br />
Der Theologe, Mathematiker und<br />
Physiker Dieter Hattrup eröffnet uns e<strong>in</strong>en<br />
geistesgeschichtlichen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />
das „Drama <strong>der</strong> Wahrheitssuche“ <strong>der</strong> von<br />
ihm studierten Diszipl<strong>in</strong>en. Was ist<br />
Wirklichkeit, was Wunschdenken? Welches<br />
Interesse bestimmt die Wahrheit,<br />
die Geschichte <strong>der</strong> Wahrheit, und die<br />
Wahrheit <strong>der</strong> Geschichte? Welche Grenzen<br />
hat die „re<strong>in</strong>e Wahrheit“? Hier öffnen<br />
sich für mo<strong>der</strong>ne Naturwissenschaftler<br />
und für Theologen <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise große Problemfel<strong>der</strong>.<br />
Die Grundfrage lautet: Wenn alles<br />
Leben angeblich nur vom Interesse am<br />
Überleben gesteuert ist, wie kann dann<br />
e<strong>in</strong> Interesse an Wahrheit, e<strong>in</strong> Streben<br />
nach Wahrheit überhaupt möglich se<strong>in</strong>?<br />
Als sympathisch, wenn auch gewagt, ersche<strong>in</strong>t<br />
des Autors Versuch e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition<br />
<strong>der</strong> Wahrheit: sie „ist die Fähigkeit,<br />
sich und den an<strong>der</strong>en am Leben zu erhalten“.<br />
Von daher ersche<strong>in</strong>t es um so merkwürdiger,<br />
daß Dieter Hattrup dann im<br />
Zusammenhang mit den Naturwissenschaften<br />
(zum Beispiel <strong>der</strong> Quantentheorie)<br />
immer von „Wahrheit“ spricht.<br />
Bekanntlich s<strong>in</strong>d Theorien nicht „wahr“,<br />
son<strong>der</strong>n allenfalls – <strong>in</strong> <strong>der</strong> mathematischen<br />
Beweisführung – „richtig“, jedenfalls<br />
„stimmig“, „wi<strong>der</strong>spruchsfrei“, „bewährt“,<br />
„vorläufig gültig“. „Wahr“ ist<br />
eigentlich nur das konkrete Leben.<br />
Hans-Joachim Rennkamp<br />
Dieter Hattrup<br />
„Die Wirklichkeitsfalle“<br />
Vom Drama <strong>der</strong> Wahrheitssuche <strong>in</strong> Naturwissenschaft<br />
und Philosophie (Verlag Her<strong>der</strong>,<br />
Freiburg <strong>2003</strong>, 303 S., 19, 90 €).<br />
Antwort<br />
Klare Positionen<br />
Dieter Hattrup<br />
Die Wirklichkeitsfalle<br />
Vom Drama <strong>der</strong> Wahrheitssuche<br />
<strong>in</strong> Naturwissenschaft und Philosophie<br />
304 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag<br />
O 19,90 /SFr 34.60 /e[A] 20,50<br />
ISBN 3-451-27732-8<br />
Was prägt unser Denken über die Wirklichkeit? In welche<br />
Falle führt die Wahrheitssuche <strong>in</strong> Naturwissenschaft und<br />
Philosophie? Dieter Hattrup führt die Leser auf e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Erkenntnisweg. E<strong>in</strong> Buch, dessen entscheiden<strong>der</strong><br />
Gedanke Gott und die Welt neu def<strong>in</strong>iert.<br />
Eberhard Schockenhoff<br />
Wie gewiss ist das<br />
Gewissen?<br />
E<strong>in</strong>e ethische Orientierung<br />
248 Seiten, gebunden mit<br />
Schutzumschlag O 19,90<br />
SFr 34.60 /s[A] 20,50<br />
ISBN 3-451-27696-8<br />
Eberhard Schockenhoff zeigt<br />
klar und anschaulich auf, wor<strong>in</strong><br />
die eigentliche Bedeutung<br />
des Gewissens besteht. Se<strong>in</strong><br />
bemerkenswertes Faszit: Das<br />
Gewissen, recht verstanden,<br />
ist nicht Begrenzung, son<strong>der</strong>n<br />
Eröffnung von Freiheit.<br />
Europreis Österreich [A] = unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung · Unsere <strong>Bücher</strong> erhalten Sie <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Buchhandlung o<strong>der</strong> bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Her<strong>der</strong> AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1<br />
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6<br />
Weiblich o<strong>der</strong> „neuer Mann“?<br />
Religion und Geschlecht<br />
Die Bände enthalten Beiträge von drei<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Tagungen über Geschlechterforschung<br />
und Religion. Betrachtet<br />
werden neben dem <strong>Christ</strong>entum<br />
antike Religionen Ägyptens, Israels, Griechenlands,<br />
Roms und des Alten Orient.<br />
Der Band „Paare“ macht die historische<br />
und aktuelle Symbolik von gegenwie<br />
gleichgeschlechtlichen Paaren <strong>der</strong><br />
Geschichte zum Thema. Das Spektrum<br />
reicht von Isis und Osiris über die biblischen<br />
Erzeltern und Paare <strong>der</strong> griechischen<br />
Antike bis h<strong>in</strong> zu Jesus und dem<br />
Liebl<strong>in</strong>gsjünger. Insgesamt herrscht die<br />
historische Perspektive vor.<br />
Der aktuelle Blickw<strong>in</strong>kel kommt <strong>in</strong><br />
den an<strong>der</strong>en Bänden stärker zum Tragen.<br />
Bei <strong>der</strong> Frage nach geschlechtsspezifischen<br />
religiösen Ritualen stößt man immer<br />
wie<strong>der</strong> auf Frauen: matriarchale Gesellschaften,<br />
Priester<strong>in</strong>nen, Frauenfeste <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> griechischen Antike, wobei <strong>der</strong> Transvestismus<br />
– das Durchspielen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Geschlechterrolle – e<strong>in</strong> wichtiger Schritt<br />
auf dem Weg zur eigenen Geschlechtsidentität<br />
ist. Beson<strong>der</strong>s überrascht die<br />
frühjüdische Exegese, die <strong>in</strong> Eva nicht die<br />
große Sün<strong>der</strong><strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Mystiker<strong>in</strong><br />
und Visionär<strong>in</strong> sieht. Weitere Themen<br />
s<strong>in</strong>d weibliche Klage- und Trauerriten,<br />
„Jubelfrauen“, Tänzer<strong>in</strong>nen und Musiker<strong>in</strong>nen<br />
im Alten Israel, die Bedeutung des<br />
(Frauen)körpers <strong>in</strong> <strong>der</strong> biblischen Tradition<br />
– und im Blick auf e<strong>in</strong>e heutige Sakramententheologie.<br />
Das Buch über die zwei Geschlechter<br />
und den e<strong>in</strong>en Gott zeigt, daß trotz allen<br />
Wissens über die Ungeschlechtlichkeit<br />
Gottes männliche Gottesbil<strong>der</strong> und Gottesrede<br />
vorherrschen. Doch kl<strong>in</strong>gt ebenso<br />
das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Zweigeschlechtlichkeit sowohl<br />
<strong>in</strong> den altorientalischen als auch <strong>in</strong><br />
den ägyptischen Religionen und – <strong>in</strong> Gestalt<br />
<strong>der</strong> Weisheitsgött<strong>in</strong> – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Religion Israels an. E<strong>in</strong> Beitrag über die<br />
Weiblichkeit Jesu <strong>Christ</strong>i weist diese<br />
aufregende Vorstellung <strong>in</strong> nicht-biblischen,<br />
apokryphen frühchristlichen Texten<br />
nach. Das bereitet freilich auch manchen<br />
Mythenbildungen von Jesus als „neuem<br />
Mann“ und Frauenbefreier – e<strong>in</strong> Ende.<br />
Sab<strong>in</strong>e Pemsel-Maier<br />
Elmar Kl<strong>in</strong>ger, Stephanie Böhm,<br />
Thomas Franz (Hg.)<br />
„Paare <strong>in</strong> antiken religiösen Texten und<br />
Bil<strong>der</strong>n“<br />
Symbole für Geschlechterrollen damals und<br />
heute (Echter Verlag, Würzburg 2002, 211 S.,<br />
19, 90 €).<br />
Elmar Kl<strong>in</strong>ger, Stephanie Böhm,<br />
Thomas Franz (Hg.)<br />
„Geschlechterdifferenz, Ritual und<br />
Religion“<br />
(Echter Verlag, Würzburg <strong>2003</strong>, 203 S., 17,40 €).<br />
Elmar Kl<strong>in</strong>ger, Stephanie Böhm,<br />
Thomas Franz (Hg.)<br />
„Die zwei Geschlechter und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Gott“<br />
(Echter Verlag, Würzburg 2002, 125 S., 14,80 €).<br />
Des Königs Kommerz und Pracht<br />
Bibel und Archäologie<br />
Nicht selten ziehen Bibelwissenschaftler<br />
archäologische Zeugnisse nur soweit<br />
heran, wie sie Aussagen biblischer Texte<br />
bestätigen. In ihrem reich illustrierten<br />
Buch wollen <strong>der</strong> Bibelwissenschaftler<br />
John Dom<strong>in</strong>ic Crossan und <strong>der</strong> Archäologe<br />
Jonathan L. Reed Bibel und Archäologie<br />
zuerst für sich selbst sprechen lassen.<br />
Dies gel<strong>in</strong>gt ihnen weitgehend.<br />
Manche aus offensichtlichen Interessen<br />
heraus formulierte Deutungen lehnen sie<br />
ab, so die Frühdatierung <strong>der</strong> Synagoge<br />
von Kafarnaum und den Massenselbstmord<br />
beim Fall Masadas. Mit Hilfe archäologischer<br />
Funde beschreiben sie<br />
Kontexte des Wirkens Jesu. Die Reich-<br />
Gottes-Botschaft Jesu liest sich vor e<strong>in</strong>em<br />
durch die Prachtarchitektur illustrierten<br />
Bild <strong>der</strong> herodianischen Herrschaft und<br />
<strong>der</strong> mit ihr e<strong>in</strong>hergehenden Sozialstruktur<br />
des ersten Jahrhun<strong>der</strong>ts an<strong>der</strong>s. Jesus<br />
vertritt e<strong>in</strong> Gegenmodell zu e<strong>in</strong>em auf<br />
Kommerz bauenden Königreich. Als jüdischer<br />
Apokalyptiker begibt er sich <strong>in</strong><br />
Opposition zur herrschenden Elite, was<br />
letzten Endes zu se<strong>in</strong>er Kreuzigung führt.<br />
Nicht immer überzeugend ist die im<br />
Untertitel programmatisch ausgedrückte<br />
Parallelisierung von Archäologie und Jesus-Forschung.<br />
Der hypothetische Weg<br />
h<strong>in</strong>ter die Texte ist problemtischer als<br />
von den Autoren dargestellt. Auch muß<br />
sich <strong>der</strong> Leser dessen bewußt se<strong>in</strong>, daß es<br />
sich bei manchem um nicht unumstrittene<br />
Son<strong>der</strong>positionen Crossans handelt,<br />
<strong>der</strong> zum Beispiel dem apokryphen Thomasevangelium<br />
e<strong>in</strong>en hohen Quellenwert<br />
beimißt. Dennoch ist das Buch e<strong>in</strong>e<br />
spannend geschriebene und gut verständliche<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e komplizierte<br />
Materie. Se<strong>in</strong>e Stärke besteht dar<strong>in</strong>,<br />
daß e<strong>in</strong>e Vielzahl von E<strong>in</strong>zelbeobachtungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> schlüssiges Gesamtkonzept<br />
e<strong>in</strong>geordnet werden. Die Lesefreude wird<br />
nur dadurch etwas getrübt, daß sich die<br />
Übersetzung aus dem Amerikanischen<br />
an manchen Stellen mit e<strong>in</strong>gebürgerten<br />
Fachausdrücken schwer tut.<br />
Hansjörg Schmid<br />
John Dom<strong>in</strong>ic Crossan, Jonathan L. Reed<br />
„Jesus ausgraben“<br />
Zwischen den Ste<strong>in</strong>en – h<strong>in</strong>ter den Texten (Patmos<br />
Verlag, Düsseldorf <strong>2003</strong>, 339 S., 24, 90 €).<br />
Neu geschrieben<br />
Biblische Geschichten<br />
Von e<strong>in</strong>em kreativen Umgang mit <strong>der</strong><br />
Bibel zeugt das vorliegende Taschenbuch,<br />
das 24 meist kurze Erzählungen enthält,<br />
die aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> heutiger Schriftsteller<br />
stammen. Unter ihnen s<strong>in</strong>d bekannte<br />
Autoren wie Joste<strong>in</strong> Gaar<strong>der</strong> („Sofies<br />
Welt“) o<strong>der</strong> Margriet de Moor („Kreutzersonate“),<br />
aber auch weniger Bekannte.<br />
Alle wurden gebeten, Geschichten aus<br />
dem Alten Testament noch e<strong>in</strong>mal zu erzählen.<br />
Die Anthologie erstreckt sich von<br />
<strong>der</strong> Erschaffung <strong>der</strong> Welt über die Patriarchen,<br />
Mose, David und Salomo, Ruth<br />
und Judith, die König<strong>in</strong> von Saba und<br />
Susanna bis zu Daniel und Jonas. Exegetische<br />
Studien hat niemand dafür auf<br />
sich genommen. Die literarische Qualität<br />
ist – wie könnte es an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>? – unterschiedlich.<br />
Aber alle Autoren haben sich<br />
von <strong>der</strong> Bibel fasz<strong>in</strong>ieren lassen. Manche<br />
halten sich recht genau an den Urtext<br />
und geben nur etwas Psychologie h<strong>in</strong>zu.<br />
An<strong>der</strong>e haben orig<strong>in</strong>elle Ideen, versetzen<br />
die biblischen Erzählungen <strong>in</strong> unsere Lebenswelt<br />
und suchen sie von daher zu<br />
deuten. Wir hören den Esel Bileam und<br />
den Raben aus Noahs Arche sprechen.<br />
Nur Gott selbst kommt – Gott sei Dank –<br />
selten zur Sprache. Entstanden ist e<strong>in</strong><br />
Die Autorität des<br />
Walter Jens<br />
Die Ausstrahlung, die Walter Jens im<br />
öffentlichen Leben <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland seit mehr als fünfzig Jahren<br />
hat, läßt sich auf den herkömmlichen Begriff<br />
br<strong>in</strong>gen: Autorität. In dem Porträt<br />
das Karl-Josef Kuschel geschrieben hat,<br />
können wir es erfahren. Walter Jens ist<br />
sich treu geblieben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er kritischen<br />
E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> das öffentliche Leben,<br />
se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tellektuellen und künstlerischen<br />
Anspruch und se<strong>in</strong>er tiefen Verwurzelung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aus <strong>in</strong>nerer Freiheit<br />
gelebten Glauben, e<strong>in</strong>em <strong>Christ</strong>entum,<br />
dem se<strong>in</strong>e noch tieferen Wurzeln im Judentum<br />
gegenwärtig s<strong>in</strong>d. Wer sich dieser<br />
Persönlichkeit nähern will, hat es nicht<br />
leicht vor dem Reichtum se<strong>in</strong>es Lebens<br />
und Denkens. Karl-Josef Kuschel beschränkt<br />
sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch <strong>in</strong> kluger<br />
Weise auf Wegmarken aus <strong>der</strong> Werkgeschichte,<br />
die er überzeugend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren<br />
Zusammenhang zu stellen versteht.<br />
Biografisches kl<strong>in</strong>gt nur an, wo es<br />
für das Verständnis <strong>der</strong> theologisch-literarischen<br />
Werke wichtig ist. Man hätte<br />
sich allerd<strong>in</strong>gs wenigstens e<strong>in</strong>e Zeittafel<br />
gewünscht. Kuschel gel<strong>in</strong>gt es, durch e<strong>in</strong>e<br />
prägnante Darstellung und durch Auszüge<br />
aus Orig<strong>in</strong>altexten Lust auf das Lesen<br />
und Wie<strong>der</strong>lesen zu machen. Jens ersche<strong>in</strong>t<br />
dabei als Autor, <strong>der</strong> Texte und<br />
Gestalten aus <strong>der</strong> Bibel, aus <strong>der</strong> klassischen<br />
Antike und aus <strong>der</strong> Geschichte<br />
sprachkräftig vergegenwärtigen und zu<br />
Dialogpartnern für unsere Zeit machen<br />
kann. Gleichzeitig wird se<strong>in</strong> entschiedenes<br />
und unermüdliches politisches Engagement<br />
lebendig.<br />
Josef Epp<strong>in</strong>g<br />
Karl-Josef Kuschel<br />
„Walter Jens: Literat und Protestant“<br />
(Patmos Verlag, Düsseldorf <strong>2003</strong>, 240 S., 18,– €).<br />
buntes, abwechslungsreiches, unterhaltsames,<br />
oftmals heiteres Buch, das durchgängig<br />
hohen Respekt vor den Erzählungen<br />
<strong>der</strong> Bibel bezeugt.<br />
Werner Trutw<strong>in</strong><br />
Friedrich Vilshofen (Hg.)<br />
„Und Gott sprach...“<br />
Biblische Geschichten neu erzählt (Deutscher<br />
Taschenbuch Verlag, München <strong>2003</strong>, 276 S.,<br />
9,– €).<br />
Botschaft<br />
Antworten suchen – Gott f<strong>in</strong>den<br />
Aufgrund <strong>der</strong> großen Nachfrage:<br />
E<strong>in</strong>führungspreis verlängert<br />
bis 30.06.<strong>2003</strong>!<br />
Die E<strong>in</strong>heitsübersetzung im handlichen Großformat mit deutlich größerem<br />
Schriftbild. Mit hilfreichen Kurze<strong>in</strong>führungen zu den biblischen <strong>Bücher</strong>n, mit<br />
Angabe aller biblischen Verweis- und Parallelstellen, komplettiert mit umfangreichen<br />
Registern sowie zahlreichen Karten zum besseren Verständnis <strong>der</strong><br />
Bibeltexte. E<strong>in</strong>drucksvolle Farbtafeln führen die Landschaften, kulturellen<br />
Zeugnisse und Stätten des Heiligen Landes vor Augen.<br />
Dank ihres übersichtlichen und klaren Schriftbildes eignet sich diese neue<br />
Ausgabe vor allem als solide Arbeits- und Studienbibel, ebenso als kostbares<br />
Geschenk von bleibendem Wert.<br />
Europreis Österreich [A] = unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung · Unsere <strong>Bücher</strong> erhalten Sie <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Buchhandlung o<strong>der</strong><br />
bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Her<strong>der</strong> AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1<br />
Die große Bibel<br />
E<strong>in</strong>heitsübersetzung<br />
Altes und Neues Testament<br />
17,5 x 27,8 cm, XII + 1464 Seiten,<br />
Bibeldünndruckpapier, mit 32 Farbtafeln<br />
und e<strong>in</strong>er achtseitigen Familienchronik,<br />
mit Lesebändchen, gebunden<br />
mit Schutzumschlag<br />
E<strong>in</strong>führungspreis bis 30. Juni <strong>2003</strong>:<br />
E 49,90 /SFr 83.– /e[A] 51,30<br />
danach: E 58,–<br />
SFr 96.– /e[A] 59,70<br />
ISBN 3-451-28003-5<br />
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7<br />
Geheime Energie<br />
Zur Geschichte <strong>der</strong> tschechischen<br />
Untergrundkirche<br />
Von Gefängniszelle zu Gefängniszelle<br />
wan<strong>der</strong>te die Theologie-Vorlesung, auf<br />
Late<strong>in</strong>, im Morsealphabet. Auf Papierzetteln<br />
wurde e<strong>in</strong>e christliche Wochenzeitschrift<br />
unter Gefangenen verbreitet. Im Lager<br />
wie <strong>in</strong> Privatwohnungen entstanden<br />
Untergrund-Universitäten. Erschüttert<br />
und fasz<strong>in</strong>iert zugleich liest man im vorliegenden<br />
Buch über die geheime Energie-<br />
Welt <strong>der</strong> verborgenen, von den Kommunisten<br />
zum Schweigen gebrachten Kirche <strong>der</strong><br />
Tschechoslowakei, die alles an<strong>der</strong>e als<br />
schwieg. Mit Zähigkeit und Phantasie<br />
überwanden Laien, Priester, Bischöfe ihre<br />
Todesangst, um Gott die Ehre zu geben –<br />
und dem religiösen Menschen.<br />
Ondřej Liška, e<strong>in</strong> junger Politik- und<br />
Religionswissenschaftler, zeichnet den<br />
hochdramatischen Leidensweg durch<br />
fast e<strong>in</strong> halbes Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong> vielen Facetten<br />
nach. Beson<strong>der</strong>es Gewicht legt <strong>der</strong><br />
Verfasser auf die Aktivitäten zum Aufbau<br />
verborgener Kirchenstrukturen, <strong>der</strong>en<br />
Stärken, aber auch Schwächen – und davon<br />
ausgehende Irritationen unter den<br />
Gläubigen. Die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten<br />
<strong>der</strong> vatikanischen Außen-Kirchen-Politik<br />
werden gleichfalls beleuchtet.<br />
Ausführlich beschreibt <strong>der</strong> Autor die<br />
„Ko<strong>in</strong>ótés“-Basisbewegung. Sie bildete<br />
sich um e<strong>in</strong>en gegenüber jedwe<strong>der</strong> – auch<br />
kirchlicher – Autorität wi<strong>der</strong>spenstigen,<br />
zweifellos „schwierigen“ und eigenwilligen,<br />
doch außergewöhnlich dynamischgeistreichen<br />
Priester und Intellektuellen:<br />
Felix Maria Davídek (1921 bis 1988). Er<br />
hatte nach <strong>der</strong> Priesterweihe 1945 ohne<br />
bischöfliche Erlaubnis noch <strong>in</strong> Psychologie<br />
promoviert, verschiedene Naturwissenschaften<br />
und Mediz<strong>in</strong> studiert, e<strong>in</strong>e<br />
Praxis eröffnet. Von <strong>der</strong> evolutionären<br />
Welt- und Glaubenssicht Teilhard de<br />
Chard<strong>in</strong>s war er fasz<strong>in</strong>iert. Davidek, <strong>der</strong><br />
aufgeschlossene Reformer, wollte nicht<br />
nur das <strong>Christ</strong>liche gegen die Prager<br />
Machthaber retten, son<strong>der</strong>n zugleich –<br />
noch vor dem Konzil – die geistige Enge<br />
e<strong>in</strong>es klerikalistisch-kultisch erstarrten<br />
Katholizismus <strong>in</strong> Mähren aufbrechen.<br />
Nach dem Scheitern des Prager Frühl<strong>in</strong>gs<br />
fürchtete er die völlige Liquidierung <strong>der</strong><br />
Kirche. Er ließ sich – nicht ohne trickreiche<br />
W<strong>in</strong>kelzüge – zum Geheimbischof<br />
weihen, weihte selbst etliche weitere<br />
Bischöfe und Priester, darunter verheiratete.<br />
Sogar e<strong>in</strong>ige Frauen berief er <strong>in</strong>s<br />
geistliche Amt und übertrug Führungsverantwortung<br />
an e<strong>in</strong>e „Generalvikar<strong>in</strong>“.<br />
Nach 1989 ist <strong>in</strong> menschlich wie rechtlich<br />
und kirchenpolitisch schwierigen Verhandlungen<br />
versucht worden, für jene<br />
Geheimpriester im late<strong>in</strong>ischen und griechisch-katholischen<br />
Ritus e<strong>in</strong>e „gerechte“<br />
Lösung zu f<strong>in</strong>den.<br />
Namen s<strong>in</strong>d Menschen. Das Buch läßt<br />
e<strong>in</strong> dunkles Kapitel <strong>der</strong> tschechischen<br />
Geschichte wie<strong>der</strong>erstehen, von dem e<strong>in</strong><br />
großer Teil <strong>der</strong> Gesellschaft, die nun <strong>in</strong><br />
die Freiheit <strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>tritt, nichts wissen<br />
möchte. Doch kann sich Europa se<strong>in</strong>er<br />
kulturell-religiösen Barbareien nicht entledigen.<br />
Das Buch hilft, wie Vaclav Havel<br />
verlangte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrheit zu leben.<br />
Johannes Röser<br />
Ondřej Liška<br />
„Jede Zeit ist Gottes Zeit“<br />
Die Untergrundkirche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />
(Benno Verlag, Leipzig <strong>2003</strong>, 224 S., ca. 14,90 €).<br />
Grautöne<br />
Die Päpste und die Hexen<br />
„Geht zu den Quellen! Wir haben ke<strong>in</strong>e<br />
Angst vor <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Dokumente“.<br />
Diese Worte, die Papst Leo XIII.<br />
1884 an e<strong>in</strong>e deutsche Historiker-Vere<strong>in</strong>igung<br />
richtete und die 1998 bei <strong>der</strong> Öffnung<br />
des Archivs des Heiligen Offiziums<br />
für die Forschung (für den Zeitraum bis<br />
1903) von Kard<strong>in</strong>al Ratz<strong>in</strong>ger zitiert wurden,<br />
werden <strong>in</strong> diesem Buch e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
bestätigt.<br />
In vierzehn Kapiteln, von denen sich<br />
die ersten sieben mit dem Zeitraum vom<br />
11. bis zum Beg<strong>in</strong>n des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
befassen und die an<strong>der</strong>en dem 16. bis<br />
18. Jahrhun<strong>der</strong>t gewidmet s<strong>in</strong>d, wird die<br />
landläufige Vorstellung von den Päpsten<br />
und ihren Inquisitoren geprüft, wonach<br />
sie zahlreiche unschuldige Frauen und<br />
Männer als Hexen auf den Scheiterhaufen<br />
verbrennen ließen. Für die mittelalterliche<br />
päpstliche und bischöfliche Inquisition<br />
ergibt sich e<strong>in</strong>e Zahl deutlich unter 1000<br />
Menschen, die wegen Hexerei verbrannt<br />
wurden. Der Wert für die neuzeitliche,<br />
1542 gegründete römische Inquisition<br />
liegt unter 100. Im spanischen (und portugiesischen)<br />
Kolonialreich, „<strong>in</strong> dem die<br />
Gottesk<strong>in</strong>d<br />
E<strong>in</strong> Glaubensbild macht Geschichte<br />
Von früh an leiteten die <strong>Christ</strong>en von<br />
Jesus, dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>freund, „e<strong>in</strong>e Wertschätzung<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
alten Welt bis dah<strong>in</strong> beispiellos war“. Die<br />
Sozialgeschichte <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit und <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist ohne die biblisch-christlichen<br />
Impulse nicht zu denken: Verbot von<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>aussetzung und Abtreibung, Hilfe<br />
für Waisenk<strong>in</strong><strong>der</strong>, umfassende K<strong>in</strong><strong>der</strong>bildung<br />
bis h<strong>in</strong> zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechtskonvention<br />
<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen.<br />
Seit dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t – immerh<strong>in</strong><br />
– gilt K<strong>in</strong>dheit immer weniger als bloß<br />
mangelhafte Vor- und Durchgangsstufe<br />
zum Erwachsenense<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n als Dase<strong>in</strong>sform<br />
mit eigenen Qualitäten und<br />
Rechten. Es ist bee<strong>in</strong>druckend und lehrreich,<br />
wie <strong>der</strong> Kirchengeschichtler Hubertus<br />
Lutterbach <strong>der</strong> Wirkgeschichte ei-<br />
Sonne nicht unterg<strong>in</strong>g“ wurden zwischen<br />
1500 und 1800 mit 58 wegen Hexerei h<strong>in</strong>gerichteten<br />
Personen weniger Hexen umgebracht<br />
als <strong>in</strong> vielen kle<strong>in</strong>eren und mittleren<br />
katholischen wie protestantischen<br />
Territorien Deutschlands!<br />
Auch die römische Inquisition hat<br />
ke<strong>in</strong>e Massenverfolgungen durchgeführt.<br />
Denn sie arbeitete mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Hexenbegriff<br />
als dem, <strong>der</strong> nördlich <strong>der</strong> Alpen<br />
zwischen 1560 und 1700 die Prozeßlaw<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> Gang setzte: Es g<strong>in</strong>g dabei kaum<br />
um Hexenflug und -sabbat sowie Teufelsbuhlschaft,<br />
son<strong>der</strong>n eher um Schadenszauber,<br />
Teufelspakt und vor allem Nekromantie.<br />
Der Skepsis gegenüber dem<br />
Hexensabbat und dem klugen Rechtsbewußtse<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> römischen, spanischen und<br />
portugiesischen Inquisitoren, wonach<br />
reumütige Ersttäter Anspruch auf Milde<br />
hatten, ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ate Umgang mit Magie<br />
und Magiern <strong>in</strong> den südeuropäischen<br />
Katholizismen zu verdanken. Jenseits <strong>der</strong><br />
schwarzen wie <strong>der</strong> rosa Legende macht<br />
dieses lesenswerte, gut dokumentierte<br />
Buch auf die vielen verschiedenartigen<br />
Grautöne aufmerksam und belegt so den<br />
Nutzen des Quellenstudiums.<br />
Mariano Delgado<br />
Ra<strong>in</strong>er Decker<br />
„Die Päpste und die Hexen“<br />
Aus den geheimen Akten <strong>der</strong> Inquisition (Primus<br />
Verlag, Darmstadt <strong>2003</strong>, 184 S., 24, 90 €).<br />
nes vernachlässigten Zentralmotivs –<br />
Gottesk<strong>in</strong>dschaft – nachspürt, ungeme<strong>in</strong><br />
belesen und mit höchst aufschlußreichem<br />
Bildmaterial. Orig<strong>in</strong>ell ist zum Beispiel<br />
von <strong>der</strong> Symbolik <strong>der</strong> Taufe die<br />
Rede – als Ort <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt und des<br />
fortdauernden Jungse<strong>in</strong>s.<br />
Sehr wichtig ist das Kapitel „Der<br />
Mönch als bevorzugtes K<strong>in</strong>d Gottes“.<br />
Denn „das mit sexueller Re<strong>in</strong>heit und<br />
liturgischem Dienst am Heiligtum verbundene<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>ideal“ führte durchaus<br />
auch zu Ambivalenzen, vor allem zu<br />
e<strong>in</strong>er Art Zweiklassen-Gesellschaft zwischen<br />
„normalen“ Gottesk<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />
den „beson<strong>der</strong>en“ im Kloster.<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> (Frauen-)Mystik<br />
gibt wichtige Impulse: geistliche Vaterund<br />
Mutterschaft, Weihnachtsmystik<br />
und geistliche Schwangerschaft; im<br />
17. Jahrhun<strong>der</strong>t schließlich die Jesus-<br />
K<strong>in</strong>d-Verehrung, etwa bei Bérulle und<br />
Fénelon, und gleichzeitig die pädagogische<br />
Hochschätzung des K<strong>in</strong>des bei Pestalozzi<br />
und an<strong>der</strong>en; schließlich das<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Familienideal <strong>der</strong> Romantik<br />
und das Kirchenverständnis e<strong>in</strong>er<br />
(freilich abgeschotteten) Familie <strong>der</strong><br />
Gottesk<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Auch im ultramontanen <strong>Christ</strong>entum<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gehen, wie durchgängig<br />
<strong>in</strong> dieser aufregenden Geschichte<br />
<strong>der</strong> Gottesk<strong>in</strong>dschaft, die Entstehung<br />
motivischer Leitbil<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Verwirklichung<br />
Hand <strong>in</strong> Hand, zum Beispiel<br />
<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Kongregationen zur<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>fürsorge.<br />
Es ist bewun<strong>der</strong>nswert, wie kenntnisreich<br />
und differenziert Lutterbach e<strong>in</strong>en<br />
längsschnittartigen Durchblick durch die<br />
gesamte <strong>Christ</strong>entumsgeschichte gibt,<br />
neuere Ansätze <strong>der</strong> Metaphernforschung<br />
nutzend. Die Arbeit schließt nicht nur<br />
e<strong>in</strong>e empf<strong>in</strong>dliche Forschungslücke. Sie<br />
eröffnet neue Perspektiven, um e<strong>in</strong>e<br />
Schlüsselkategorie des <strong>Christ</strong>lichen –<br />
jenseits von Infantilisierung und Erwachsenenstreß<br />
– wie<strong>der</strong>zuentdecken,<br />
zum Beispiel für e<strong>in</strong>e dr<strong>in</strong>gend gebotene<br />
Entwicklungstheologie des Glaubens, die<br />
auf die Rhythmen <strong>der</strong> <strong>Christ</strong>werdung<br />
und die unterschiedlichen Glaubensalter<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Biographie achtet.<br />
Gotthard Fuchs<br />
Hubertus Lutterbach<br />
„Gottesk<strong>in</strong>dschaft“<br />
Zur Kultur- und Sozialgeschichte e<strong>in</strong>es christlichen<br />
Ideals (Verlag Her<strong>der</strong>, Freiburg <strong>2003</strong>,<br />
483 S., 45,– €).<br />
Oldenbourg Verlag St. Benno Verlag Paulusverlag<br />
München Wien Leipzig Freiburg (CH)<br />
Orientierung im Glaubensleben<br />
Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche<br />
Neuauflage gemäß <strong>der</strong> Lat<strong>in</strong>a Catechismi Catholicae Ecclesiae typica editio<br />
<strong>2003</strong>. 824 S.<br />
Hardcover mit CD-ROM € 36,80 / Brosch. € 19,80<br />
1997 erschien die Lat<strong>in</strong>a Catechismi Catholicae<br />
Ecclesiae typica editio als authentische Ausgabe<br />
des Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche. Die<br />
deutsche Neuausgabe berücksichtigt alle redaktionellen<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Editio typica. Die<br />
Än<strong>der</strong>ungen betreffen u.a. die Reichweite des<br />
kirchlichen Lehramts, den Begriff <strong>der</strong> lässlichen<br />
Sünde, die Heiligung des Sonntags, Homosexualität,<br />
Unauflöslichkeit <strong>der</strong> Ehe, Organverpflanzung,<br />
Todesstrafe. Benutzerfreundlich ist die<br />
Ausgabe durch Angabe <strong>der</strong> im Sprachgebrauch<br />
e<strong>in</strong>gebürgerten Dokumentennamen, zusätzlich zu<br />
den Nummern <strong>der</strong> Acta Apostolicae Sedis (AAS).<br />
Erweitert s<strong>in</strong>d die Quellenh<strong>in</strong>weise, neu das<br />
Register <strong>der</strong> zitierten Stellen und das Sachregister.<br />
Die CD-Rom unterstützt das Suchen und F<strong>in</strong>den<br />
von Wörtern und Zitaten. Auch als günstige<br />
Broschur ohne CD-ROM erhältlich.
8<br />
Gewiß?<br />
Das Gewissen zwischen<br />
Freiheits- und Wahrheitsanspruch<br />
Dialog<br />
Wortmeldung<br />
Joseph Kard<strong>in</strong>al Ratz<strong>in</strong>ger<br />
Glaube – Wahrheit – Toleranz<br />
Das <strong>Christ</strong>entum und die Weltreligionen<br />
224 S., geb. mit Schutzumschlag<br />
O 16,90 /SFr 29.60 /s[A] 17,40<br />
ISBN 3-451-28110-4<br />
In je<strong>der</strong> Buchhandlung<br />
www.her<strong>der</strong>.de<br />
„<strong>Bücher</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ wird herausgegeben<br />
von <strong>der</strong> Wochenzeitschrift „<strong>Christ</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“, Freiburg i. Br., <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit dem Katholischen<br />
Medienverband, Adenauerallee 176,<br />
D-53113 Bonn – Redaktionell verantwortlich:<br />
Johannes Röser. Verantwortlich<br />
für Anzeigen: Bett<strong>in</strong>a Schill<strong>in</strong>ger,<br />
Verlag Her<strong>der</strong> /Abt. 220, Postfach,<br />
D-79080 Freiburg i. Br. – Titel und Preise<br />
entsprechen dem Stand bei Redaktionsschluß.<br />
– „<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“<br />
Abonnentenservice: (07 61) 27 17-422<br />
o<strong>der</strong> -379 – Herstellung: Verlag Her<strong>der</strong>,<br />
Freiburg.<br />
Das Buch des Freiburger Moraltheologen<br />
Eberhard Schockenhoff ist e<strong>in</strong>e erweiterte<br />
Neufassung e<strong>in</strong>er Monographie<br />
zum Gewissen, <strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> Autor die<br />
biblischen und geschichtlichen H<strong>in</strong>tergründe<br />
theologischer Gewissens<strong>in</strong>terpretation<br />
differenziert und ansprechend<br />
darlegt. Es betont gegenüber <strong>der</strong> „Verdunkelung“<br />
<strong>der</strong> Gewissen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
säkularisierten Gesellschaft heute (vor<br />
allem <strong>in</strong> bezug auf den Lebensschutz)<br />
die B<strong>in</strong>dung des Gewissens an die Wahrheit.<br />
Diese Wahrheit wird als personale<br />
Gewissenserfahrung, die sich im christlichen<br />
Lebensentwurf entfaltet, näher beschrieben<br />
und <strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit <strong>der</strong> Gewissensdeutung Kard<strong>in</strong>al<br />
Newmans reich und e<strong>in</strong>drucksvoll dargelegt.<br />
Vor allem unter Berufung auf die<br />
Erklärung des Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils zur Religionsfreiheit wird die<br />
Spannung zwischen Freiheit und Wahrheit<br />
mit <strong>der</strong> Enzyklika „Veritatis<br />
splendor“ als entscheidendes Problem<br />
heutiger Gewissens<strong>in</strong>terpretation identifiziert.<br />
Die Lösung dieser Spannung bleibt<br />
aber trotz vieler detailreicher Analysen<br />
etwa zur Fehlbarkeit des Gewissens o<strong>der</strong><br />
zur Wahrheit als S<strong>in</strong>nerfüllung <strong>der</strong> Freiheit<br />
eher unklar. Der Verweis auf die Kirchenkonstitution<br />
und das Dokument zur<br />
Religionsfreiheit überträgt die B<strong>in</strong>dung<br />
des christlichen Gewissens an den e<strong>in</strong>en<br />
Gott auf die ethischen Fragen mo<strong>der</strong>ner<br />
technischer Welt. Die Rolle <strong>der</strong> Gewissensfreiheit<br />
für die Suche nach <strong>der</strong> Wahrheit<br />
<strong>in</strong> ethischen Fragen angesichts komplexer<br />
Wirklichkeitserfahrung, wie sie<br />
deutlicher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pastoralkonstitution erläutert<br />
ist, verblaßt vor dem Anspruch<br />
<strong>der</strong> explizit religiösen Glaubenswahrheiten.<br />
So bleibt e<strong>in</strong> zwiespältiges Bild: Auf<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite wird zum Beispiel die<br />
Inanspruchnahme mo<strong>der</strong>ner Befruchtungstechniken<br />
(damit wohl auch <strong>der</strong> Invitro-Fertilisation)<br />
zur Gewissenssache<br />
erklärt. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite werden die<br />
Moraltheologen, die aufgrund ihrer personal-dynamischen<br />
Ethikkonzepte mit<br />
<strong>der</strong> Verkündigung des Lehramtes <strong>in</strong> ethischen<br />
Fragen Schwierigkeiten hatten, kritisiert.<br />
Josef Römelt<br />
Eberhard Schockenhoff<br />
„Wie gewiß ist das Gewissen?“<br />
E<strong>in</strong>e ethische Orientierung (Verlag Her<strong>der</strong>,<br />
Freiburg <strong>2003</strong>, 245 S., 19, 90 €).<br />
Nach dem Tod<br />
Juden, Griechen und Ägypter entwickelten<br />
über die Zeit nach dem irdischen<br />
Leben Phantasien und Lehren, die<br />
geprägt waren von dunklen und hellen<br />
Sphären. Bernhard Lang spannt den Bogen<br />
von <strong>der</strong> Antike über das Mittelalter bis<br />
<strong>in</strong> die Neuzeit, von <strong>der</strong> komplexen Welt<br />
vieler Götter und von den mit Ideen beladenen<br />
Bil<strong>der</strong>n und Träumen des mittelalterlichen<br />
<strong>Christ</strong>entums bis h<strong>in</strong> zum Leugnen<br />
des Jenseitsglaubens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit.<br />
Zur „Rettung des Himmels“ riefen mo<strong>der</strong>ne<br />
Theologen auf, doch ihre Formulierungen<br />
s<strong>in</strong>d sehr vorsichtig, wie Friedrich<br />
Beißner me<strong>in</strong>te: das Jenseits sei die „heilende<br />
Aufbewahrung des hier gelebten Lebens“<br />
durch Gott. Lang hat <strong>in</strong> knapper<br />
Form e<strong>in</strong> sehr anregendes Buch verfaßt.<br />
Wenn man wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>tritt<br />
✄<br />
Jede Woche Neues<br />
zum religiösen Leben.<br />
Spirituell, <strong>in</strong>formativ,<br />
unabhängig.<br />
Ja, senden Sie mir bitte kostenlos die nächsten vier Ausgaben von „<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Gegenwart</strong>“. Nur wenn ich danach „<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ nicht regelmäßig lesen<br />
möchte, werde ich Ihnen dies <strong>in</strong>nerhalb von e<strong>in</strong>er Woche nach Erhalt <strong>der</strong> dritten Ausgabe<br />
mitteilen.<br />
„<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ ersche<strong>in</strong>t wöchentlich und kostet im regelmäßigen Bezug<br />
halbjährlich € 32,– (für Studierende € 22,–) zuzüglich Versandkosten.<br />
Vor- und Zuname<br />
Straße<br />
<strong>Christ</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />
12<br />
55. Jahrgang<br />
Freiburg<br />
23. März <strong>2003</strong><br />
E<strong>in</strong>zelpreis 1.60 €<br />
Musik – cool und spirituell<br />
„Deutschland sucht den Superstar“ und „Vorentscheidung<br />
zum Grand-Prix“: Die medienwirksamen<br />
Veranstaltungen haben zuletzt e<strong>in</strong> erstaunlich begeisterungsfähiges<br />
Publikum vor die Fernsehgeräte geholt.<br />
Bis zu neunzehn Mi lionen Zuschauer verfolgten<br />
jene populären Musik-Inszenierungen, darunter<br />
viele junge Zuschauer. Über Qualität und Charakter<br />
dieser „Events“ läßt sich tre flich streiten. Doch<br />
um e<strong>in</strong>e Erkenntnis wird man nicht herumkommen:<br />
Musik bestimmt grundlegend die Lebensgefühle<br />
<strong>der</strong> Menschen von heute, als E<strong>in</strong>zelne wie auch <strong>in</strong><br />
den spontan selbstgewählten Geme<strong>in</strong>schaften<br />
und Freundeskreisen. Die elektronische Speicherung<br />
und Übertragung macht es möglich, daß Musik<br />
zu dem Massen-Kulturphänomen schlechth<strong>in</strong><br />
geworden ist, wie nie zuvor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte.<br />
Lebensgefühle – das wissen wir aus <strong>der</strong> Inkulturationsgeschichte<br />
des <strong>Christ</strong>entums – bestimmen<br />
wesentlich die Glaubensgefühle, die Fähigkeit zum<br />
Glauben. Doch das Verhältnis zwischen mo<strong>der</strong>ner<br />
(Pop-)Musik o<strong>der</strong> anspruchsvo ler zeitgenössischer<br />
ernster Musik und <strong>der</strong> Religion ist ambivalent. Das<br />
bestätigt auch e<strong>in</strong>e Umfrage unter Jugendlichen<br />
zum Berl<strong>in</strong>er Kirchentag: Musik steht zuoberst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Liste von Wünschen, die Religion und Glauben<br />
anziehend machen: „aber bi te mo<strong>der</strong>n“. Jugendliche<br />
akzeptieren sogar im säkularen Umfeld erstaunlich<br />
o fen, wenn beim Konzert, beim Tanz Botschaften<br />
vermi telt werden, die geistig-geistliche<br />
Wegweisung enthalten. Das Interesse an solchen<br />
spiritue len Erfahrungen ist recht wach. Es muß allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>der</strong> Generation entsprechend „cool“ se<strong>in</strong>,<br />
also anregend, aufregend, spielerisch, witzig, auch<br />
religiös frech. Der Titel „Woran glaubst du?“ <strong>der</strong><br />
Popgruppe „Beatbetrieb“, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> <strong>Christ</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d, erreichte bei <strong>der</strong> Grand-Prix-Ausscheidung –<br />
erstaunlich – den zweiten Platz. Und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Doppeldeutigkeit<br />
war <strong>der</strong> Song durchaus religiös-christlich<br />
geme<strong>in</strong>t, <strong>der</strong> sprachlich und musikalisch die<br />
meisten übrigen Konkurrenztitel deutlich an Qualität<br />
überragte. Zum Event gehörte auch, daß sich Fans<br />
<strong>der</strong> Gruppe, meist aus evangelischen und freikirchlichen<br />
Geme<strong>in</strong>den, an mehr als 200 Orten trafen, um<br />
para lel zur Ausscheidung zu feiern und zu „voten“,<br />
also ihre Stimme abzugeben.<br />
Gibt es e<strong>in</strong>e neue We le des christlichen Pop, wie<br />
er <strong>in</strong> den siebziger Jahren vom Musical „Jesus<br />
<strong>Christ</strong> Superstar“ ausgelöst wurde? Das wäre zu<br />
hoch gegri fen. E<strong>in</strong>e Rückkehr des Religiösen im<br />
Pop-Bereich ist gleichwohl erkennbar: Xavier Naidoo,<br />
Judy Bailey o<strong>der</strong> Amy Grant stehen für diese<br />
Entwicklung. Davon gehen auch Signale für die<br />
Jugendarbeit <strong>in</strong> Gese lschaft und Kirche aus. Denn<br />
gut gemachte mo<strong>der</strong>ne Popmusik bahnt sich e<strong>in</strong>en<br />
kaum zu unterschätzenden Weg <strong>in</strong> die Seele. Musik<br />
ist die „coolste“, ja die universalste und direkteste<br />
Art <strong>der</strong> Annäherung an das Heilige – und das ganz<br />
ohne Übersetzungshilfen.<br />
Aus dem Inhalt<br />
92 Über die Verhältnisse<br />
90 Zeitgeschehen: Wird Hans Küng gelebt. Zur Verschuldung des<br />
nun rehabilitiert?<br />
Erzbistums Berl<strong>in</strong><br />
91 Zeitgänge: Im Bann <strong>der</strong><br />
93 Ludger Schwienhorst-<br />
Diplomatie. Politische Psychologie, Schönberger: Freiheit bewahren.<br />
Religion und Irakkonflikt<br />
Auslegung <strong>der</strong> Zehn Gebote, Teil 2<br />
Der Kommentar<br />
Beg<strong>in</strong>ne ich zu reden . . .<br />
94 Wie wir im Geheimen das<br />
Geheimnis feierten. Leser schreiben<br />
zu Eucharistie/Abendmahl<br />
95 Was die Heilige Schrift übers<br />
Chaos und das Böse sagt<br />
96 Erika Lorenz 80 Jahre<br />
Von O to Betz<br />
son<strong>der</strong>n zu <strong>der</strong> Gesprochenheit des Wortes.“ In e<strong>in</strong>er<br />
wun<strong>der</strong>baren Anschaulichkeit hat er e so ausgedrückt:<br />
Im Jahr 1929 wurde Mart<strong>in</strong> Buber e<strong>in</strong>mal gebeten, er „Me<strong>in</strong>en wir e<strong>in</strong> Buch? Wir me<strong>in</strong>en die Stimme. Me<strong>in</strong>en<br />
wir, daß man lesen lernen so l? Wir me<strong>in</strong>en, daß<br />
so le se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung sagen über die Zukunft <strong>der</strong> Zehn<br />
Gebote. Er antwortete auf merkwürdige Weise: „Die man hören lernen so l.“ Wir so len „auf den Weg geraten,<br />
wo die Stimme zu hören ist“.<br />
Zehn Gebote stehen nicht <strong>in</strong> dem personenfreien Kodex<br />
e<strong>in</strong>es Menschenverbandes, son<strong>der</strong>n werden von e<strong>in</strong>em<br />
Ich zu e<strong>in</strong>em Du gesprochen – mit dem Ich be-<br />
gestiftet ist zwischen Gott und den Menschen, zu ver-<br />
Vie leicht ist diese dialogische Verbundenheit, die<br />
g<strong>in</strong>nen sie, und das Du wird <strong>in</strong> jedem persönlich gleichen mit unseren zwischenmenschlichen Beziehungen.<br />
Wenn sich zwei Menschen – o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>e<br />
angeredet.“ Er wo lte <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung entgegentreten, <strong>der</strong><br />
Dekalog sei vor allem als Grundlag e<strong>in</strong>er a lgeme<strong>in</strong>en Gruppe – gefunden haben, wenn sie sich gegenseitig<br />
Moral und e<strong>in</strong>es verb<strong>in</strong>dlichen Rechtssystems zu verstehen.<br />
Se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach muß man sie zunächst men, dann geschieht das um <strong>der</strong> liebenden Verbunden-<br />
verantwortlich fühlen und Verpflichtungen überneh-<br />
e<strong>in</strong>mal als die Rufworte Gottes erhorchen, e<strong>in</strong>es Gottes, heit wi len. Der gegenseitige Respekt, das treue Zusammenstehen<br />
s<strong>in</strong>d die Basis des geme<strong>in</strong>samen Lebens.<br />
<strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong>e anonyme Gese lschaft im Blick hat, son<strong>der</strong>n<br />
menschliche Personen, die namentlich als E<strong>in</strong>zelne<br />
angesprochen werden und auf persönliche Weise ihre ungeschriebenen Verhaltensweisen, aber sie wer-<br />
Auch Liebende, auch Freunde haben ihren „Codex“,<br />
antworten so len.<br />
den sich nicht bewachen und kontrollieren, son<strong>der</strong>n<br />
Nun braucht jede menschliche Gese lschaft verb<strong>in</strong>dliche<br />
Vorschriften, Gebote und Verbote, und genern,<br />
die nicht vergessen werden so l, damit <strong>der</strong> „Bund“<br />
sich höchstens gegenseitig an die Verbundenheit er<strong>in</strong>wöhnlich<br />
werden sie mit e<strong>in</strong>er Strafandrohung verbunden<br />
für die, die sie nicht akzeptieren und nicht E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Liebl<strong>in</strong>gsbil<strong>der</strong> für das Zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> von<br />
lebendig bleibt.<br />
e<strong>in</strong>halten. Dennoch rät uns Mart<strong>in</strong> Buber, die Worte Gott und Mensch ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> biblischen Sprache das von<br />
als Anrufe zu verstehen, als Impulse für unser Leben. <strong>der</strong> Brautschaft und <strong>der</strong> Ehe. Der himmlische Bräutigam<br />
und se<strong>in</strong>e menschliche Braut haben sich verspro-<br />
„An jedem Ort, daran ich me<strong>in</strong>es Namens gedenken<br />
lasse, wi l ich zu dir kommen und dich segnen“, heißt chen und warten auf die hochzeitliche Vere<strong>in</strong>igung.<br />
es im Buch Exodus. Gott weiß um unsere Schwäche Und wenn es d auch Mahnungen gibt und Vorwürfe,<br />
und um die Hilflosigkeit, wenn wir wichtige Entscheidungen<br />
zu tre fen haben, er weiß auch um unsere <strong>der</strong> Zärtlichkeit.<br />
<strong>in</strong>sgesamt überwiegt doch die Sprache <strong>der</strong> Liebe und<br />
Hartherzigkeit. Deshalb werden „Markierungen des Mart<strong>in</strong> Buber und Franz Rosenzweig übersetzten daher<br />
die Worte so: „Ich b<strong>in</strong> de<strong>in</strong> Gott, <strong>der</strong> dich führte aus<br />
rechten Lebens“ gesetzt, aber nicht abstrakt und unpersönlich,<br />
son<strong>der</strong>n mit warmer Anteilnahme und dem Land Ägypten, aus dem Land <strong>der</strong> Dienstbarkeit. –<br />
Fürsorge.<br />
Nicht sei dir an<strong>der</strong>e Gottheit mir <strong>in</strong>s Angesicht... Gedenke<br />
des Tages <strong>der</strong> Feier, ihn zu heiligen ...“<br />
Mart<strong>in</strong> Buber hat e<strong>in</strong>mal gesagt, er sehe se<strong>in</strong>e Aufgabe<br />
nicht dar<strong>in</strong>, zu e<strong>in</strong>er Buchro le h<strong>in</strong>zuführen, Es wird also daran er<strong>in</strong>nert, daß die Menschen e<strong>in</strong>e<br />
„nicht e<strong>in</strong>mal zu den Ste<strong>in</strong>tafeln, auf die sie e<strong>in</strong>st, nachdem<br />
sie gesprochen waren, ,<strong>der</strong> F<strong>in</strong>ger Gottes‘ grub,<br />
(Fortsetzung auf <strong>der</strong> nächsten Seite l<strong>in</strong>ks<br />
Geschichte mit Gott haben, die nicht vergessen werden<br />
unten)<br />
Aus <strong>der</strong> Tiefe, <strong>in</strong> die Tiefe<br />
Kann Glauben heilen? Dreizehn<br />
Lie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> neuen Solo-CD<br />
„Aus <strong>der</strong> Tiefe .“ erzählen ehrlich<br />
und berührend von <strong>der</strong> turbulenten<br />
Lebensgeschichte <strong>der</strong><br />
Sänger<strong>in</strong> Andrea Adams-Frey<br />
(Bild). Die 35jährige Künstler<strong>in</strong>,<br />
die sich ausdrücklich als <strong>Christ</strong><strong>in</strong><br />
bekennt, s<strong>in</strong>gt von Erfolg, Angst,<br />
Zweifeln, E<strong>in</strong>samkeit, Depression<br />
und Drogensucht und von <strong>der</strong> Begegnung<br />
mit Menschen, die ihr<br />
halfen „aus <strong>der</strong> Tiefe“ herauszukommen.<br />
Nicht auf e<strong>in</strong>en Schlag.<br />
Das ganze war e<strong>in</strong> langer Prozeß.<br />
Nach e<strong>in</strong>er erfolgreichen Drogen-<br />
Therapie lernte sie Kosmetiker<strong>in</strong><br />
und kehrte schließlich zu ihren<br />
musikalischen Wurzeln zurück,<br />
geprägt unter an<strong>der</strong>em durch den Adams-Frey s<strong>in</strong>gt von persönlichen<br />
Schwächen („Ganz unten“)<br />
deutschen Rap-Soul des bekannten<br />
Sängers Xavier Naidoo. Andrea wie von Selbsterkenntnis („Spiegle<strong>in</strong>,<br />
Spiegle<strong>in</strong>“). Bisweilen mündet<br />
ihr Lied <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gebet („Hier<br />
b<strong>in</strong> ich“). Ba laden wechseln ab<br />
mit rockig-kraftvo len Tönen,<br />
künstlerisch auf hohem Niveau,<br />
e<strong>in</strong>e entschiedene Bereicherung<br />
im breiten Feld christlicher Popund<br />
Rockmusik. Der christliche<br />
Glaube wurde <strong>der</strong> Sänger<strong>in</strong> zum<br />
Lebens<strong>in</strong>halt, heilte ihre verletzte<br />
Seele und führte sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />
Tiefe. Andrea Adam-Frey: „Aus<br />
<strong>der</strong> Tiefe hat Gott mich gezogen,<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe s<strong>in</strong>d diese Lie<strong>der</strong><br />
entstanden.“<br />
Foto: Gerth Medien/Pete Ruppert<br />
www.christ-<strong>in</strong>-<strong>der</strong>-gegenwart.de<br />
Der e<strong>in</strong>e fühlte sich durch unpassende<br />
Worte se<strong>in</strong>es Pfarrers verletzt, dem zweiten<br />
war se<strong>in</strong> Glaube e<strong>in</strong>geschlafen, und<br />
die Dritte hatte die Enge ihrer christlichen<br />
Erziehung nicht mehr ausgehalten.<br />
Sie traten aus ihrer Kirche aus. Doch<br />
mancher dieser Menschen kommt irgendwann<br />
zurück, sehr oft im Alter zwischen<br />
25 und 45. Zwar s<strong>in</strong>d es nicht viele<br />
Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte im Vergleich zu den Austritten,<br />
aber die Gruppe wächst. Doris<br />
Michel-Schmidt, selbst e<strong>in</strong>e „Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>getretene“,<br />
hat Geschichten von Menschen<br />
gesammelt, die e<strong>in</strong>en Weg zurück<br />
<strong>in</strong> die Kirche fanden, darunter Bundesfamilienm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Renate Schmidt.<br />
Die Rückkehrer haben oft e<strong>in</strong>en äußeren<br />
Grund, wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>zutreten.<br />
Jemand möchte zum Beispiel Taufpate<br />
werden o<strong>der</strong> kirchlich heiraten. Bei<br />
den meisten allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t dieser<br />
äußere Anlaß <strong>in</strong>nerlich e<strong>in</strong>e Law<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Gang zu setzen. Der ausgesperrte Glaube<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit wird neu entdeckt.<br />
Das Buch will e<strong>in</strong>e Werbung für den<br />
Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritt se<strong>in</strong>. So gibt die Autor<strong>in</strong><br />
auch H<strong>in</strong>weise zum Ablauf und <strong>in</strong>terviewt<br />
dafür spezialisierte Pfarrer. Doch auch für<br />
nicht unmittelbar Betroffene lesen sich die<br />
Porträts spannend: als überaus vielfältige<br />
Glaubens- und Lebenswege.<br />
Elena Griepentrog<br />
Doris Michel-Schmidt<br />
„Me<strong>in</strong> Weg zurück <strong>in</strong> die Kirche“<br />
Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>getretene berichten (Echter Verlag,<br />
Würzburg <strong>2003</strong>, 134 S., 9, 90 €).<br />
PLZ/Ort<br />
Gratis-<br />
Leseproben<br />
Jetzt anfor<strong>der</strong>n!<br />
Bestell-Telefon<br />
0761/2717-422<br />
O<strong>der</strong> Coupon e<strong>in</strong>senden.<br />
Datum Unterschrift CG1797<br />
Bitte e<strong>in</strong>senden: Fax 0761/2717-249 · Verlag Her<strong>der</strong>, D-79080 Freiburg<br />
Uwe Hermann beschreibt die Vorstellungen,<br />
die <strong>in</strong> den Weltreligionen über<br />
e<strong>in</strong> Leben nach dem Tod gepflegt werden.<br />
Die zunächst ganz auf das diesseitige Leben<br />
ausgerichtete Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />
Juden kam erst später auf Gedanken e<strong>in</strong>er<br />
ausgleichenden Gerechtigkeit nach<br />
dem Tod. Die <strong>Christ</strong>en traten <strong>in</strong> die<br />
Nachfolge Jesu e<strong>in</strong>, wenn sie das ewige<br />
Leben nach dem Tod erlangen wollten:<br />
„Ich b<strong>in</strong> die Auferstehung und das Leben“,<br />
verheißt das Johannesevangelium.<br />
Dagegen sagen die neutestamentlichen<br />
Texte erstaunlich wenig über das Schicksal<br />
<strong>der</strong> Menschen, die sich gegen Gott<br />
entscheiden. Bei evangelischen <strong>Christ</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d konkrete Aussagen über das Jenseits<br />
nach Me<strong>in</strong>ung des Verfassers „eher unpopulär“.<br />
Der Islam stellt <strong>in</strong> deutlich ausgeführten<br />
Details schwere Strafen für alle<br />
Gegner Gottes <strong>in</strong> Aussicht. Wer h<strong>in</strong>gegen<br />
den Märtyrertod stirbt, erlangt <strong>in</strong> jedem<br />
Fall das Paradies. Der H<strong>in</strong>duismus sieht<br />
im Tod nichts Endgültiges, son<strong>der</strong>n hält<br />
ihn wie <strong>der</strong> Buddhismus nur für den<br />
Ausgangspunkt zu e<strong>in</strong>er neuen Geburt.<br />
Dieser Kreislauf kann verlassen werden.<br />
Doch woh<strong>in</strong> <strong>der</strong> Weg dann führt, darüber<br />
sagt Buddha nichts. Der Band zeigt<br />
e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>formative und vor allem<br />
prägnante Zusammenfassung für Leser,<br />
die sich grundsätzlich <strong>in</strong>formieren<br />
möchten. Er gew<strong>in</strong>nt an Lebendigkeit<br />
durch zahlreiche Quellentexte.<br />
Ludger Tewes<br />
Bernhard Lang<br />
„Himmel und Hölle“<br />
Jenseitsglaube von <strong>der</strong> Antike bis heute (Verlag<br />
C. H. Beck, München <strong>2003</strong>, 128 S., 7, 90 €).<br />
Uwe Herrmann<br />
„Zwischen Hölle und Paradies“<br />
Todes- und Jenseitsvorstellungen <strong>in</strong> den Weltreligionen<br />
(Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh<br />
<strong>2003</strong>, 159 S., 11, 90 €).<br />
Über zwei Jahrtausende kamen<br />
Schriftsteller, Denker und Mystiker<br />
nicht umh<strong>in</strong>, zu Jesus von Nazaret<br />
Stellung zu beziehen.<br />
Udo Körner <strong>in</strong>terpretiert Texte<br />
von 26 Autor<strong>in</strong>nen und Autoren,<br />
durchleuchtet ihre Urteile und<br />
Vorurteile und gestaltet so e<strong>in</strong><br />
detailreiches, spannungsvolles<br />
und lebendiges Jesus-Mosaik.<br />
Udo Körner<br />
„Zu früh starb jener Hebräer“<br />
E<strong>in</strong> Jesus-Mosaik<br />
144 Seiten, kart., € (D) 10,90<br />
ISBN 3-7917-1835-5<br />
Verlag Friedrich Pustet<br />
D-93008 Regensburg