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Bücher der Gegenwart Frühjahr 2003 - Christ in der Gegenwart

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<strong>Bücher</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2003</strong><br />

Die Aufgabe vor uns<br />

Abendmahl und Eucharistie / Zu e<strong>in</strong>er neuen Studie <strong>der</strong> Evangelischen Kirche <strong>in</strong> Deutschland<br />

Von Thomas Söd<strong>in</strong>g<br />

Das Thema Abendmahl und Eucharistie<br />

ist <strong>in</strong> aller Munde. Warum soll es<br />

selbst auf dem ökumenischen Kirchentag<br />

nicht möglich se<strong>in</strong>, daß Katholiken und<br />

Evangelische mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> das Mahl des<br />

Herrn feiern? Viele fragen, ob man sich<br />

wirklich auf alle E<strong>in</strong>zelheiten <strong>der</strong> Theologie<br />

e<strong>in</strong>igen müsse, bevor man geme<strong>in</strong>sam<br />

zum Tisch des Herrn treten könne. Wäre<br />

es nicht schon e<strong>in</strong> großer Fortschritt, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

wenigstens eucharistische Gastfreundschaft<br />

anzubieten? Das ist seit<br />

knapp zwanzig Jahren die Haltung <strong>der</strong><br />

evangelischen Kirche.<br />

Die katholische Kirche ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Defensive.<br />

Sie erklärt, daß nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

e<strong>in</strong> evangelischer <strong>Christ</strong> zur Kommunion<br />

zugelassen werden kann, und sei<br />

er auch katholisch verheiratet. Sie verweist<br />

auf die ungeklärten Fragen beim kirchlichen<br />

Amt. Ähnlich wie die Orthodoxie<br />

vertritt sie die Lehre, daß gültig zum Priester<br />

geweiht se<strong>in</strong> muß, wer <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />

vorsteht, und daß dies bejahen<br />

muß, wer kommunizieren will. Macht damit<br />

die sogenannte Amtskirche ihre Son<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen<br />

zum Trennungsgrund?<br />

Ke<strong>in</strong>eswegs! Gewiß: E<strong>in</strong>e positive Erklärung,<br />

was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er evangelischen Abendmahlsfeier<br />

eigentlich vorgeht, ist die katholische<br />

Kirche bislang schuldig geblieben.<br />

Aber: Gastfreundschaft ist e<strong>in</strong> ethischer<br />

Begriff. Bei <strong>der</strong> Eucharistiegeme<strong>in</strong>schaft<br />

geht es jedoch um weit mehr als um Ethik.<br />

Es geht um das Heil des ewigen Lebens<br />

und se<strong>in</strong>en Vorgeschmack auf Erden. Die<br />

Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong>er, die Eucharistie feiern,<br />

ist Geme<strong>in</strong>schaft mit Jesus, ihrem gekreuzigten<br />

und auferstandenen Bru<strong>der</strong> und<br />

Herrn. Aus ihr folgt die geistliche, sakramentale<br />

Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Mahlgäste untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

die sich <strong>in</strong> Glaube, Hoffnung<br />

und Liebe zu erweisen hat. Wie kann diese<br />

ganz spezifische Geme<strong>in</strong>schaft zustandekommen<br />

und dargestellt werden?<br />

Darauf antwortet die katholische<br />

Theologie nicht nur mit dem H<strong>in</strong>weis auf<br />

die Verkündigung des Wortes Gottes, auf<br />

das aktive Hören, auf das Bekenntnis des<br />

Kirchenamt <strong>der</strong> EKD (Hg.)<br />

„Das Abendmahl“<br />

E<strong>in</strong>e Orientierungshilfe zu Verständnis und<br />

Praxis des Abendmahls <strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kirche. Vorgelegt vom Rat <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirche <strong>in</strong> Deutschland. E<strong>in</strong>e Denkschrift <strong>der</strong><br />

EKD (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh<br />

Religiöstheologische<br />

Neuersche<strong>in</strong>ungen<br />

Glaubens und auf die rechte Form des eucharistischen<br />

Hochgebets, son<strong>der</strong>n auch<br />

mit dem H<strong>in</strong>weis auf das sakramentale<br />

Weiheamt. E<strong>in</strong>er muß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

repräsentieren, daß es Jesus <strong>Christ</strong>us ist,<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>lädt und Mahl hält. Dieser e<strong>in</strong>e<br />

muß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Bischöfe<br />

und des Papstes stehen, weil die Eucharistie<br />

e<strong>in</strong>e Feier <strong>der</strong> ganzen Kirche ist, die<br />

auf dem Fundament Jesu <strong>Christ</strong>i steht,<br />

das die Apostel gelegt haben. Dieser e<strong>in</strong>e<br />

muß durch Handauflegung geweiht se<strong>in</strong>,<br />

weil er nicht nur e<strong>in</strong> Funktionär <strong>der</strong> Kirche<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ist, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong><br />

Mensch, <strong>der</strong> vom Heiligen Geist begabt<br />

wird, an <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Kirche teilzuhaben<br />

und <strong>der</strong> Eucharistie vorzustehen.<br />

Da ist schon viel geschehen<br />

Die Versuchung, <strong>in</strong> Fixierung auf den<br />

Priester die Geme<strong>in</strong>de zu vergessen, ist<br />

mit Händen zu greifen; aber die vatikanische<br />

Liturgie hat Vorkehrungen getroffen,<br />

das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und das Gegenüber<br />

von Priester und Geme<strong>in</strong>de anschaulich<br />

zu machen. Die meisten Katholiken s<strong>in</strong>d<br />

von dieser Form <strong>der</strong> Eucharistiefeier zutiefst<br />

überzeugt. Wenn sie Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

for<strong>der</strong>n, dann nicht selten<br />

deshalb, weil sie – guten Glaubens – unterstellen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen Kirche<br />

würde über die Eucharistie und das Amt,<br />

die <strong>Gegenwart</strong> Jesu <strong>Christ</strong>i und die Kirche<br />

eigentlich genauso gedacht wie im<br />

katholischen Verständnis. Ist das so?<br />

Das Sperrige<br />

Die Krise des Buchhandels gründet<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verflachung<br />

des Angebots. Denn die Leser<br />

wollen nicht nur das Austauschbare,<br />

die Allerweltsware. Die<br />

„Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e“ sprach<br />

sich für mehr Mut zu <strong>Bücher</strong>n<br />

aus, „die nicht gleich auf den<br />

Bestsellerlisten stehen, die an<strong>der</strong>s<br />

s<strong>in</strong>d, die Würze . . . Und<br />

gerade auch diese <strong>Bücher</strong> verlangen<br />

ihre Bühne. Sie machen<br />

e<strong>in</strong>e Buchhandlung <strong>in</strong>teressant,<br />

nicht das Café o<strong>der</strong> das Weihnachtspapier.“<br />

Um solche<br />

<strong>Bücher</strong> haben wir uns <strong>in</strong> dieser<br />

Ausgabe bemüht. „Wozu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Seit den siebziger Jahren hat es e<strong>in</strong>e<br />

große Zahl ökumenischer Initiativen gerade<br />

<strong>in</strong> Deutschland gegeben, die im Auftrag<br />

<strong>der</strong> Kirchenleitungen alle relevanten<br />

Fragen <strong>der</strong> Kontroverstheologie angesprochen<br />

und sehr weit aufgearbeitet haben<br />

(„Das Herrenmahl“, 1978). Es s<strong>in</strong>d<br />

substantielle Verständigungen erzielt<br />

worden, wie geme<strong>in</strong>sam von <strong>der</strong> „Realpräsenz“<br />

Jesu <strong>Christ</strong>i gesprochen werden<br />

könne. Die katholische Seite hat das Gewicht<br />

des Wortgottesdienstes besser erkannt<br />

und die Bedeutung <strong>der</strong> ganzen Geme<strong>in</strong>de.<br />

Die lutherische Seite hat sich für<br />

e<strong>in</strong>e Aufwertung <strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ation stark<br />

gemacht, <strong>der</strong> Beauftragung zur öffentlichen<br />

Verkündigung und Sakramentenverwaltung<br />

(„Das geistliche Amt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kirche“, 1981). Aber es ist nicht zu übersehen,<br />

daß ausgerechnet nach <strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>samen<br />

Erklärung zur Rechtfertigungslehre“,<br />

die am Reformationsfest<br />

1999 abgegeben worden ist, die Kritik an<br />

jener „Konsens-Ökumene“ zugenommen<br />

hat, gerade auf evangelischer Seite.<br />

In dieser Situation ist es sehr zu begrüßen,<br />

daß <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirche <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e gründliche<br />

Studie zum Abendmahl vorlegt. In <strong>der</strong><br />

EKD s<strong>in</strong>d nicht nur Lutheraner, son<strong>der</strong>n<br />

auch Reformierte vertreten. Zwischen<br />

beiden gibt (o<strong>der</strong> gab) es nicht ganz<br />

unerhebliche Differenzen im Abendmahlsverständnis.<br />

Aber beide haben <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> „Leuenburger Konkordie“ (1973)<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wechselseitig die Kirchentüren<br />

bestimmte Buchhandlung gehen,<br />

wenn es dort das gleiche gibt<br />

wie nebenan?“ Die <strong>Bücher</strong>-Beilage<br />

<strong>der</strong> Wochenzeitschrift<br />

„<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ markiert<br />

den Unterschied zum Üblichen:<br />

weil sie Rezensionen zu<br />

aktuellen religiös-kulturellen<br />

Werken anbietet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bündelung,<br />

wie man es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Zeitung, <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Feuilleton<br />

sonst f<strong>in</strong>det. Die Mehrzahl <strong>der</strong><br />

Leser kauft <strong>in</strong> Buchhandlungen<br />

spontan e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>fach voller Neugier,<br />

Entdeckerlaune, Wißbegier.<br />

Auch religiös läßt sich das an<br />

<strong>Bücher</strong>n ausprobieren: Gerade<br />

das Unübliche, An<strong>der</strong>e, Sperrige<br />

kann das Spannen<strong>der</strong>e se<strong>in</strong>. rö.<br />

geöffnet. Kanzel- und Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

lautet das Stichwort.<br />

Die neue Abendmahlsstudie ist vor allem<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ner-evangelisches Ereignis ersten<br />

Ranges. Sie f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Sprache für alle Gliedkirchen <strong>der</strong> EKD.<br />

Sie treibt das geme<strong>in</strong>same Nachdenken<br />

von Lutheranern und Reformierten über<br />

e<strong>in</strong> zentrales Thema <strong>der</strong> Theologie, <strong>der</strong><br />

Liturgie und des Glaubens voran. Sie ist<br />

von großer Ehrlichkeit geprägt, weil die<br />

Probleme im heutigen Verständnis zentraler<br />

Themen <strong>der</strong> Abendmahlstheologie<br />

nicht verschwiegen, son<strong>der</strong>n offen angesprochen<br />

werden.<br />

Auf biblischer Grundlage<br />

Die Studie ist aber auch im Blick auf<br />

die katholische Kirche von großer Bedeutung.<br />

Zum e<strong>in</strong>en verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sie den<br />

Druck, den die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eucharistischen<br />

Gastfreundschaft ausgeübt hat:<br />

„Ke<strong>in</strong>er sollte den an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> Fragen e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Abendmahlsfeier nötigen<br />

wollen“, schreibt Präses Manfred<br />

Kock im Vorwort. Zum an<strong>der</strong>en enthält<br />

sie viele gut formulierte, theologisch substantielle<br />

Ausführungen, die auch von<br />

strengen Katholiken nur begrüßt werden<br />

können. Das gilt vor allem für das Kapitel<br />

über die biblische Grundlage: Den Verfassern<br />

gel<strong>in</strong>gt das Kunststück, auf wenigen<br />

Seiten nicht nur e<strong>in</strong> genaues Porträt<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Abendmahlstraditionen<br />

zu zeichnen, son<strong>der</strong>n zugleich <strong>der</strong>en<br />

bleibende Bedeutung zu erhellen. Ebenso<br />

klar s<strong>in</strong>d die Ausführungen, die sich mit<br />

theologischen Problemen befassen. Die<br />

wichtigsten Anfragen nicht nur aus <strong>der</strong><br />

evangelischen Kirche, son<strong>der</strong>n auch aus<br />

<strong>der</strong> Ökumene werden benannt. Wie<br />

Sünde und Sündenvergebung, <strong>der</strong> Opfertod<br />

Jesu <strong>Christ</strong>i und die Rede von Leib<br />

und Blut Jesu <strong>Christ</strong>i heute auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>der</strong> Bibel verstanden werden können,<br />

wird auf verantwortliche Weise deutlich<br />

gemacht. Die klare Handschrift des Kommissionsvorsitzenden<br />

<strong>Christ</strong>oph Markschies<br />

aus Heidelberg, unter dessen Fe<strong>der</strong>führung<br />

die Studie erarbeitet worden<br />

ist, ist deutlich zu erkennen.<br />

Was heißt: ord<strong>in</strong>iert?<br />

Das meiste Interesse wird freilich <strong>der</strong><br />

dritte Teil auf sich ziehen, <strong>der</strong> sich den<br />

Fragen <strong>der</strong> Praxis widmet. Hier zeigen<br />

sich erfreuliche Übere<strong>in</strong>stimmungen mit<br />

<strong>der</strong> katholischen Sicht <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge, aber<br />

auch Schwierigkeiten. Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite<br />

ist es nur zu begrüßen, daß für e<strong>in</strong>e häufigere<br />

Feier des Abendmahls geworben<br />

und die genaue E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> liturgischen<br />

Formen empfohlen und – gegen<br />

den Frankfurter Flirt mit dem „Feierabendmahl“<br />

– auf dem genauen Wortlaut<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>setzungsworte bestanden<br />

wird. Die Frage, ob auch Nicht-Getaufte<br />

zur Abendmahlsfeier zugelassen werden<br />

dürfen, sche<strong>in</strong>t zwar auf den ersten Blick<br />

recht offen diskutiert zu werden, soll aber<br />

offenbar mit e<strong>in</strong>em klaren Ne<strong>in</strong> beantwortet<br />

werden – und mit dem Rat, es<br />

nicht beim Ne<strong>in</strong> zu belassen, son<strong>der</strong>n das<br />

Gespräch zu suchen, das zur Taufe und<br />

dann zur Eucharistie h<strong>in</strong>führen soll.<br />

Schwierig ist die Leitung <strong>der</strong> Abendmahlsfeier.<br />

Seit e<strong>in</strong>iger Zeit ist es – offenbar<br />

weltweit – Praxis, daß <strong>in</strong> den evangelischen<br />

Kirchen auch Nicht-Ord<strong>in</strong>ierte<br />

die Feier leiten und die E<strong>in</strong>setzungsworte<br />

sprechen können. Dabei geht es nicht nur<br />

um Vikar<strong>in</strong>nen und Vikare (die, etwa den<br />

katholischen Kaplänen vergleichbar,<br />

noch ke<strong>in</strong>e „eigene“ Pfarrei haben und<br />

deshalb noch nicht ord<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d). Es<br />

geht auch um „weitere erprobte und ge-<br />

<strong>2003</strong>, 64 S., 2, 95 €). (Fortsetzung nächste Seite l<strong>in</strong>ks unten)<br />

1


2<br />

E<strong>in</strong> Gott = Gewalt?<br />

Ist <strong>der</strong> Glaube an e<strong>in</strong>en Gott notwendig<br />

<strong>in</strong>tolerant, mit Gewalt verbunden? Seit<br />

den Anschlägen des 11. September 2001<br />

wird die These e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Verb<strong>in</strong>dung<br />

von Monotheismus, Gewalt und Intoleranz<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiv diskutiert. Zwei<br />

jüngst erschienene Sammelbände nähern<br />

sich dem Thema aus theologischer Sicht.<br />

Das von Jürgen Manemann herausgegebene<br />

Jahrbuch bietet e<strong>in</strong> breites Spektrum<br />

an Perspektiven, <strong>der</strong>en lose Klammer die<br />

Frage nach den ethischen Folgerungen des<br />

biblischen E<strong>in</strong>-Gott-Glaubens ist. Den<br />

Auftakt bilden vier Versuche zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />

Situation <strong>der</strong> entwickelten Mo<strong>der</strong>ne angemessenen<br />

Verständnis des jüdisch-christlichen<br />

Monotheismus (u. a. von Thomas<br />

Ruster). Die „Diagnosen zum Monotheismus“<br />

im Hauptteil setzen sich mit dem<br />

Thema zum Beispiel unter kulturphilosophischen,<br />

alttestamentlich-jüdischen und<br />

tr<strong>in</strong>itätstheologischen Gesichtspunkten<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Den Abschluß bildet e<strong>in</strong>e<br />

Diskussion <strong>der</strong> These Jan Assmanns, daß<br />

<strong>der</strong> mit Mose auftretende Monotheismus<br />

und se<strong>in</strong> exklusiver religiöser Wahrheitsanspruch<br />

immer schon e<strong>in</strong> Gewaltpotential<br />

<strong>in</strong> sich trage, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte von<br />

<strong>Christ</strong>entum und Islam <strong>in</strong> die Tat umgesetzt<br />

worden sei.<br />

Die von Thomas Söd<strong>in</strong>g herausgegebene<br />

Quaestio disputata versammelt fünf<br />

Beiträge angesehener Vertreter verschiedener<br />

Diszipl<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Theologie. Erich<br />

Zenger skizziert den komplexen Weg Israels<br />

vom anfänglichen Polytheismus zum<br />

Die Wahrheit <strong>der</strong> Religion<br />

„JHWH-Monotheismus“. Söd<strong>in</strong>g fragt<br />

nach dem historischen Zusammenhang<br />

von christlicher Universalität, neutestamentlicher<br />

Mission und <strong>der</strong>en Rückhalt<br />

<strong>in</strong> Leben und Sterben Jesu, um von<br />

hierher zu e<strong>in</strong>er Urteilsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Monotheismus-Debatte zu gelangen.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Kritik Assmanns,<br />

wendet sich Jürgen Werbick gegen die<br />

strikte Gegenüberstellung von „pluralistischer<br />

Toleranz“ und „monotheistischem<br />

Wahrheits-Fanatismus“. Klaus Müller<br />

gibt am Ende e<strong>in</strong>en Überblick zum „Monotheismus<br />

im philosophischen Diskurs<br />

<strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“. Die Kritik an <strong>der</strong> „mosaischen<br />

Unterscheidung“ (Assmann) von<br />

wahrer und falscher Religion trifft <strong>in</strong>s<br />

Herz des <strong>Christ</strong>entums. Denn sie zielt<br />

darauf, den Anspruch <strong>der</strong> Erkennbarkeit<br />

von Wahrheit und Letztgültigkeit von Offenbarung<br />

aufzugeben. Die Erklärung religiös<br />

motivierter Gewalt alle<strong>in</strong> aus dem<br />

Monotheismus übersieht aber nicht nur<br />

Unterschiede zwischen den monotheistischen<br />

Religionen. Sie blendet auch die<br />

zentrale Bedeutung aus, die dem Gebot<br />

<strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>desliebe und dem Tod des Gottessohnes<br />

am Kreuz für das Selbstverständnis<br />

des <strong>Christ</strong>entums zukommt.<br />

Matthias Mühl<br />

Jürgen Manemann (Hg.)<br />

„Monotheismus“<br />

In <strong>der</strong> Reihe „Jahrbuch Politische Theologie“,<br />

Bd. 4 (Lit Verlag, Münster <strong>2003</strong>, 188 S., 20, 90 €).<br />

Thomas Söd<strong>in</strong>g (Hg.)<br />

„Ist <strong>der</strong> Glaube Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Freiheit?“<br />

Die neue Debatte um den Monotheismus. In<br />

<strong>der</strong> Reihe „Quaestiones Disputatae“, Bd. 196<br />

(Verlag Her<strong>der</strong>, Freiburg <strong>2003</strong>, 213 S., 22, 90 €).<br />

Während man vor hun<strong>der</strong>t Jahren <strong>der</strong><br />

Religion <strong>in</strong>mitten <strong>der</strong> wissenschaftlichtechnischen<br />

Zivilisation auch nicht ger<strong>in</strong>gste<br />

Zukunftschancen gab, spricht<br />

man heute von e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>entdeckung,<br />

ja e<strong>in</strong>er neuen Blüte des religiösen Geistes.<br />

We<strong>der</strong> Feuerbach noch Marx, we<strong>der</strong><br />

liberale Atheisten noch bürgerliche<br />

Freidenker hatten mit ihrer These vom<br />

„Untergang <strong>der</strong> Religion“ Recht. Wie ist<br />

die Entwicklung zu verstehen? Und ist es<br />

wirklich „Religion“, was wir da weitgehend<br />

außerhalb des kirchlich-christlichen<br />

Rahmens erleben? Und was ist<br />

überhaupt – Religion?<br />

Diesen Fragen g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Symposion des<br />

„Instituts <strong>der</strong> Görres-Gesellschaft für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Forschung“ nach, <strong>der</strong>en<br />

Referate mitsamt e<strong>in</strong>er hilfreichen E<strong>in</strong>leitung<br />

durch den Herausgeber Hans Waldenfels<br />

nun gedruckt vorliegen. Es handelt<br />

sich um kompetente Autoren <strong>der</strong> verschiedensten<br />

Fachrichtungen (Naturwissenschaftler,<br />

Historiker, Soziologen, Philosophen,<br />

Theologen). Die Texte s<strong>in</strong>d zum<br />

Teil anspruchsvoll wissenschaftlich, doch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel allgeme<strong>in</strong>verständlich. Die ersten<br />

Beiträge (Karl J. Narr, Ulrich Lüke) legen<br />

dar, was zur Religion des prähistorischen<br />

Menschen seit den ersten Funden<br />

behauptet wurde und heute gesagt werden<br />

kann. Daß er Religion hatte, ist nun unumstritten,<br />

auch wenn man nicht weiß,<br />

wie sie sich äußerte. Der nächste Aufsatz<br />

(Dieter Meschede) spr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> die Mo<strong>der</strong>ne,<br />

um neue Ansätze zum Gespräch zwischen<br />

Naturwissenschaft und Religion zu skizzieren.<br />

Der zweite Teil (Karl Gabriel, Matthias<br />

Volkenandt) umkreist die Thematik<br />

<strong>der</strong> Säkularisierung, <strong>der</strong>en positive wie<br />

negative Auswirkungen – vor allem auf<br />

<strong>Christ</strong>entum und Kirche – mit präzisem<br />

Material dargestellt werden. Der dritte Teil<br />

ist philosophisch-theologischer Natur,<br />

untersucht die Wandlungen <strong>der</strong> neuzeitlichen<br />

Religionsphilosophie und -kritik<br />

(Mathias Lutz-Bachmann), die Thesen <strong>der</strong><br />

„pluralistischen Religionstheologie“ (Peter<br />

Neuner) und die Möglichkeit von<br />

Wahrheitserkenntnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> pluralistischen<br />

Gesellschaft (Günther Pöltner). E<strong>in</strong><br />

anregen<strong>der</strong> Band, <strong>der</strong> zentrale Probleme<br />

<strong>der</strong> Religion im gegenwärtigen westlichen<br />

Kulturkreis und damit existentielle Fragen<br />

jedes religiösen und damit auch christlich-gläubigen<br />

Menschen aufgreift.<br />

Manfred Plate<br />

Hans Waldenfels (Hg.)<br />

„Religion“<br />

Entstehung – Funktion – Wesen (Verlag Karl<br />

Alber, Freiburg/München <strong>2003</strong>, 250 S., 20,– €).<br />

Gnade uns . . .<br />

Alte und neue E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Glaubenserfahrung<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Menkes Bemühen, die Verkündigung<br />

<strong>der</strong> Gnade Gottes als Schlüsselerlebnis<br />

im Nachdenken über die<br />

Beziehung Gottes zu den Menschen nahezubr<strong>in</strong>gen,<br />

entspricht <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

ökumenischen Verständigung auf die<br />

Rechtfertigungsbotschaft als e<strong>in</strong>em kritischen<br />

Maßstab <strong>der</strong> gesamten Theologie.<br />

Alle kirchlichen Ersche<strong>in</strong>ungsweisen und<br />

Lehrformen s<strong>in</strong>d daraufh<strong>in</strong> zu prüfen, ob<br />

sie von <strong>der</strong> biblischen Verheißung des<br />

grundlosen Erbarmens Gottes mit den<br />

Sün<strong>der</strong>n und Sün<strong>der</strong><strong>in</strong>nen Zeugnis ablegen<br />

– so <strong>der</strong> Grundkonsens <strong>in</strong> <strong>der</strong> lutherisch-katholischen<br />

Erklärung zur Rechtfertigungslehre<br />

von 1999.<br />

Das Buch vermittelt e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

über e<strong>in</strong>zelne Epochen <strong>der</strong> Gnadentheologie,<br />

<strong>in</strong> denen kontroverse Positionen die<br />

theologische Lehrbildung prägten: Der<br />

Streit zwischen August<strong>in</strong>us und Pelagius<br />

im Altertum, das Reformationszeitalter<br />

und das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t werden <strong>in</strong> exemplarischer<br />

Weise behandelt. Die durchgehaltene<br />

Grundthese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung ist,<br />

daß e<strong>in</strong>e im S<strong>in</strong>ne des Konzils von Chalzedon<br />

christologisch ausgerichtete Gnadentheologie<br />

e<strong>in</strong>e angemessene Bestimmung<br />

des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s im Handeln Gottes und<br />

<strong>der</strong> menschlichen Freiheit bewirken kann.<br />

In wohlwollend-kritischer Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit Gisbert Greshake, dem das<br />

Buch gewidmet ist, trägt Menke zu e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Rehabilitation des Pelagius bei,<br />

<strong>in</strong>dem er Erkenntnisse <strong>der</strong> heutigen Paulusforschung<br />

als sperrig zur Interpretation<br />

des August<strong>in</strong>us nachweisen kann.<br />

Überraschend wirkt, daß die Publikation<br />

ke<strong>in</strong>en umfassenden bibeltheologischen<br />

Teil enthält, <strong>in</strong> dem die kanonisch<br />

rezipierten Erfahrungen von Gottes Zuwendung<br />

und Erbarmen <strong>in</strong> Israel und<br />

<strong>der</strong> frühen Kirche beschrieben werden.<br />

Der H<strong>in</strong>weis auf die größere Wirkungs-<br />

geschichte <strong>der</strong> august<strong>in</strong>ischen Tradition<br />

vermag dieses Vorgehen nicht zu begründen.<br />

Wäre es nicht gerade deshalb wichtig,<br />

an die Grundaussagen <strong>der</strong> Heiligen<br />

Schrift ausführlich zu er<strong>in</strong>nern? E<strong>in</strong>e detaillierte<br />

Beschreibung <strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>samen<br />

Erklärung zur Rechtfertigungslehre“<br />

fehlt ebenso wie die E<strong>in</strong>lösung <strong>der</strong><br />

dar<strong>in</strong> vermerkten For<strong>der</strong>ung, von Gottes<br />

Gnade und von Gottes Rechtfertigung<br />

des Menschen <strong>in</strong> erfahrungsbezogener<br />

und lebensrelevanter Weise zu sprechen.<br />

Gleichwohl ist diese Publikation für historisch<br />

<strong>in</strong>teressierte Menschen e<strong>in</strong>e gediegene<br />

und gut lesbare Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong><br />

katholischen Gnadentheologie, die ihr<br />

Profil seit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t im Gespräch<br />

mit den reformatorischen Traditionen<br />

gewonnen hat.<br />

Dorothea Sattler<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Menke<br />

„Das Kriterium des <strong>Christ</strong>se<strong>in</strong>s“<br />

Grundriß e<strong>in</strong>er Gnadenlehre (Verlag Friedrich<br />

Pustet, Regensburg <strong>2003</strong>, 237 S., 24, 90 €).<br />

Ohne Opfer?<br />

Die Rede vom „Opfer“ ersche<strong>in</strong>t heute<br />

problematisch. Daß jedoch <strong>der</strong> Versuch,<br />

den Begriff ganz zu verdrängen o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en<br />

S<strong>in</strong>ngehalt auf an<strong>der</strong>e Weise auszudrücken,<br />

nicht weniger problematisch<br />

ist, weiß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> mit mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

gelungen umformulierten liturgischen<br />

Texten konfrontiert wurde.<br />

Der Sammelband schlägt e<strong>in</strong>e Brücke<br />

von alttestamentlichen Erlösungsvorstellungen<br />

über neutestamentliche Deutungen<br />

des Todes Jesu als Opfer bis h<strong>in</strong> zu <strong>der</strong><br />

überraschenden Präsenz des Opfermythos<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>, etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fantasy-Literatur<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pop-Kultur. So werden die<br />

anthropologischen (und offensichtlich<br />

nicht ausrottbaren) Wurzeln jenes Opfermythos<br />

freigelegt, <strong>der</strong> nach wie vor ungezählte<br />

Menschen bewegt – wenngleich<br />

auch nicht mehr hauptsächlich im Rahmen<br />

<strong>der</strong> christlichen Verkündigung des<br />

Todes und <strong>der</strong> Auferstehung Jesu. Se<strong>in</strong> Opfer<br />

unter dem Anspruch gegenwärtiger Infragestellungen<br />

und Kontexte des mo<strong>der</strong>nen<br />

Menschen neu zu verstehen und zu<br />

verkünden, darum r<strong>in</strong>gt diese auch für<br />

Nicht-Theologen spannend zu lesende<br />

Zusammenschau. Nicht <strong>der</strong> Abschied vom<br />

Opfer steht am Ende <strong>der</strong> Überlegungen,<br />

son<strong>der</strong>n die Frage, wie Jesu Leben (und damit<br />

auch se<strong>in</strong> Sterben) „für uns“ heute neu<br />

<strong>in</strong>s Gespräch gebracht werden kann.<br />

Norbert Schwab<br />

Werner H. Ritter (Hg.)<br />

„Erlösung ohne Opfer?“<br />

In <strong>der</strong> Reihe „Biblisch-theologische Schwerpunkte“,<br />

Bd. 22 (Vandenhoeck & Ruprecht,<br />

Gött<strong>in</strong>gen, <strong>2003</strong>, 247 S., 19, 90 €).<br />

Abendmahl<br />

(Fortsetzung)<br />

schulte Geme<strong>in</strong>deglie<strong>der</strong>“, zum Beispiel<br />

Lektor<strong>in</strong>nen und Lektoren und Mitglie<strong>der</strong><br />

des Kirchenvorstands. Die Studie verschweigt<br />

die Probleme nicht. Sie verweist<br />

auf die laufende Diskussion. Aber sie öffnet<br />

selbst sehr weit die Tür, wenn sie e<strong>in</strong>leitend<br />

erklärt, im Grunde könne „je<strong>der</strong><br />

<strong>Christ</strong>enmensch“ die Feier leiten, weil er<br />

„durch die Taufe Anteil an dem ganzen<br />

Heilswerk <strong>Christ</strong>i bekommt und ohne e<strong>in</strong>en<br />

priesterlichen Mittler unmittelbar<br />

Zugang zu Gott hat“ (S. 53). „Je<strong>der</strong> <strong>Christ</strong>enmensch“?<br />

Also auch e<strong>in</strong> Katholik?<br />

Und soll damit etwa unterstellt werden,<br />

nach katholischer Lehre würde die Taufe<br />

nicht die volle Gnade vermitteln? Und<br />

<strong>der</strong> Hohepriester Jesus hat nicht allen<br />

Getauften den Zugang zu Gott geöffnet?<br />

Das wäre e<strong>in</strong>e Karikatur. Die Studie er<strong>in</strong>nert<br />

selbst an die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Beauftragung zur öffentlichen<br />

Verkündigung und Leitung <strong>der</strong> Abendmahlsfeier<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen Kirche,<br />

weshalb „<strong>in</strong> aller Regel e<strong>in</strong> ord<strong>in</strong>ierter<br />

Pfarrer bzw. e<strong>in</strong>e Pfarrer<strong>in</strong>“ die Aufgabe<br />

übernehme. Aber ist die Ord<strong>in</strong>ation nur<br />

e<strong>in</strong>e „Regel“? Wäre sie dann nicht <strong>in</strong>s<br />

Verfügungsrecht <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

gestellt? Wie zu hören ist, gibt es<br />

gegenwärtig e<strong>in</strong>e Diskussion <strong>in</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kirche, die große Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ation klarzustellen und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis durchzusetzen. Das wäre aus katholischer<br />

Sicht nur zu begrüßen.<br />

Es wird deutlich, worum sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Diskussion <strong>der</strong> Streit<br />

dreht. Es wäre falsch, nur noch über das<br />

kirchliche Amt zu reden. Aber es wäre<br />

auch falsch, so zu tun, als ob die Amtsfrage<br />

beantwortet wäre o<strong>der</strong> sich nicht<br />

wirklich stellte. Wer auf katholischer<br />

Seite immer schon gegen die ökumenische<br />

Eucharistiegeme<strong>in</strong>schaft war, sollte<br />

sich nicht die Hände reiben, daß nun an<br />

e<strong>in</strong>em Punkt <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch deutlich<br />

wird, son<strong>der</strong>n klar und verständlich darlegen,<br />

weshalb die Amtsfrage so wichtig<br />

ist und ob er von den Evangelischen<br />

ewiglich geschieden bleiben möchte. Wer<br />

<strong>der</strong> Auffassung ist, eigentlich gäbe es<br />

ke<strong>in</strong>e Probleme mehr, sollte nicht die Augen<br />

vor den faktischen Unterschieden<br />

verschließen, son<strong>der</strong>n zuerst wahrzunehmen<br />

und zu verstehen versuchen, was die<br />

an<strong>der</strong>e Seite wirklich denkt.<br />

Die Zukunft gehört dem Projekt, e<strong>in</strong><br />

ökumenisches, also gut katholisches und<br />

gut evangelisches Verständnis des kirchlichen<br />

Amtes zu entwickeln. Das ist auch<br />

e<strong>in</strong>e Aufgabe, die nicht nur durch das Votum<br />

theologischer Experten, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Stimme <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den vor Ort gelöst<br />

werden muß, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

viel genauer kennen- und schätzengelernt<br />

haben. Der ökumenische Kirchentag<br />

bietet e<strong>in</strong> denkbar günstiges Forum.<br />

Man darf nicht um den heißen Brei herumreden,<br />

son<strong>der</strong>n muß sich dem Thema<br />

stellen. Und das heißt nicht nur, offen und<br />

ehrlich die Pro- und Contra-Argumente<br />

diskutieren. Es heißt auch, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> die<br />

wahren Geschichten des Glaubens erzählen,<br />

<strong>in</strong> denen deutlich wird, was wichtig<br />

ist und zählt und deshalb zusammenbr<strong>in</strong>gt<br />

– vor allem im Verständnis <strong>der</strong> Eucharistie<br />

und des Abendmahls.


Mysterienspiel<br />

Patrick Roths filmische Erfahrung<br />

von Ostern<br />

Es ist die Überzeugung des Schriftstellers<br />

Patrick Roth, daß durch filmische<br />

Inszenierung, auch von biblischen Texten,<br />

e<strong>in</strong>e vertiefte Aussage zum Vorsche<strong>in</strong><br />

kommen kann. Er hat dies an <strong>der</strong> Szene<br />

Maria Magdalena am Grabe aus dem Johannes-Evangelium<br />

erprobt. Erfahrungen<br />

von mo<strong>der</strong>nen Jesus-Filmen s<strong>in</strong>d<br />

aufgegriffen. Es geht hier nicht um dramatische<br />

Umsetzung, son<strong>der</strong>n um<br />

filmische Erprobungen. Das Hollywood-<br />

Milieu liefert das entsprechende Ambiente<br />

für das Sprach- und Bildmaterial.<br />

Zur zentralen Figur wird die Schauspieler<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Maria-Gestalt. Noch wichtiger<br />

ist <strong>der</strong> Regisseur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle des Autors.<br />

Während des <strong>in</strong>szenierenden Spiels<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgelegenen e<strong>in</strong>samen Hollywood-Schuppen<br />

wird <strong>der</strong> Vorgang auf<br />

wenige Bibelverse reduziert. Die Rollen<br />

für Petrus und Johannes fallen fort. Es<br />

bleiben nur <strong>der</strong> Regisseur und die Schauspieler<strong>in</strong>.<br />

Dabei ergibt sich, daß im biblischen<br />

Text e<strong>in</strong> für den Ablauf <strong>der</strong> Szene<br />

wichtiger Satz verschwiegen ist: Sie ist an<br />

ihm vorbeigegangen. Hierdurch wird die<br />

Begegnung mit dem vorgestellten Gärtner<br />

<strong>der</strong> Bibel plausibel. Beide müssen<br />

sich umwenden und erkennen sich wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> gegenseitiger österlicher Erfahrung.<br />

Wie dies erzählerisch gelungen ist,<br />

ist schwer nachzuerzählen. Aber es wird<br />

dichterisch vermittelt und theologisch<br />

reflektierend aufgeklärt.<br />

E<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes Mysterienspiel mit den<br />

Mitteln des Films. Das Filmische als<br />

Spiegel des Unbewußten, als Bewußtmachung<br />

religiöser Erfahrungen, als<br />

Verifizierung von Handlungsabläufen.<br />

E<strong>in</strong> aufregendes Büchle<strong>in</strong>, das sich nicht<br />

<strong>in</strong> filmischen Möglichkeiten verliert,<br />

son<strong>der</strong>n dar<strong>in</strong> Orientierung f<strong>in</strong>det.<br />

Wilhelm Gössmann<br />

Patrick Roth<br />

„Magdalena am Grab“<br />

Insel-<strong>Bücher</strong>ei Nr. 1234 (Insel Verlag, Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> <strong>2003</strong>, 50 S., 11, 80 €).<br />

Vom Gottesmann<br />

zum Weltmann<br />

Priesterbild <strong>in</strong> Literatur und Medien<br />

Die Untersuchung von Elisabeth<br />

Hurth schließt e<strong>in</strong>e Forschungslücke. In<br />

fast chronologischer Reihenfolge untersucht<br />

die Autor<strong>in</strong> das Bild des katholischen<br />

Priesters <strong>in</strong> mehr als 45 Erzählungen<br />

und Romanen von <strong>der</strong> Mitte des<br />

19. bis zum Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

von A. von Droste-Hülshoff, B. Auerbach,<br />

P. Rosegger bis H. Böll, L. R<strong>in</strong>ser,<br />

A. Stadler. Sie zeigt den Wandel vom christologisch<br />

sakral bestimmten Gottesmann<br />

zum vielseitigen Weltmann, von<br />

„Hochwürden“ zum „Helfer <strong>in</strong> allen Nöten“,<br />

von <strong>der</strong> Erbauung zur Unterhaltung.<br />

Das letzte Kapitel ist dem Priesterbild<br />

<strong>in</strong> den visuellen Medien, etwa <strong>in</strong> „Oh<br />

Gott, Herr Pfarrer“, „Mit Leib und Seele“<br />

u. a., gewidmet. Hier ist erstaunlich, wie<br />

sich die Film-Produzenten das hohe Ansehen,<br />

das <strong>der</strong> Priester <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

immer noch genießt, zu Unterhaltungszwecken<br />

zunutze machen.<br />

Maßstab für das Priesterbild <strong>der</strong> Literatur<br />

s<strong>in</strong>d die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Kirche <strong>in</strong> religiöser und sittlicher H<strong>in</strong>sicht<br />

an diesen Beruf. So nimmt es nicht<br />

Wun<strong>der</strong>, daß die literarischen Beispiele<br />

vielfach auch Kirchenkritik enthalten.<br />

Neben dem Problem <strong>der</strong> Berufung, <strong>der</strong><br />

sozialen Verantwortung und des Glaubens<br />

erweist sich das Zölibatsgesetz als<br />

beson<strong>der</strong>s wirkungsvolles Motiv für e<strong>in</strong>e<br />

spannende Handlung, nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Unterhaltungsliteratur.<br />

Es ist das Verdienst <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong>, die<br />

Entwicklung des Priesterbilds, das – abgesehen<br />

von wenigen kle<strong>in</strong>eren Beiträgen<br />

<strong>der</strong> letzten zwanzig Jahre – seit Mitte des<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts nicht mehr behandelt<br />

wurde, gründlich aufgearbeitet zu<br />

haben. Daß die Fülle <strong>der</strong> berücksichtigten<br />

<strong>Bücher</strong> – e<strong>in</strong>s nach dem an<strong>der</strong>en wird<br />

besprochen – nur e<strong>in</strong>e Inhaltsanalyse<br />

zuläßt, ist e<strong>in</strong> Mangel, <strong>der</strong> Untersuchungen<br />

dieser Art immer anhaftet. Auch e<strong>in</strong>e<br />

kritische Wertung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> literarisch<br />

sehr unterschiedlichen <strong>Bücher</strong> von<br />

A. Stifter über R. Voß zu Geschichten aus<br />

dem Pfarrhaus kann nur gelegentlich<br />

und pauschal erfolgen.<br />

Das Buch bietet literarisch Interessierten<br />

e<strong>in</strong>en guten Überblick über e<strong>in</strong><br />

ungewöhnliches Motiv und dient Fachvertretern,<br />

Literaturwissenschaftlern,<br />

Theologen, Journalisten und Lehrenden<br />

aller Art als brauchbares Nachschlagewerk.<br />

Magda Motté<br />

Elisabeth Hurth<br />

„Mann Gottes“<br />

Das Priesterbild <strong>in</strong> Literatur und Medien<br />

(Matthias-Grünewald-Verlag, Ma<strong>in</strong>z <strong>2003</strong>,<br />

224 S., 24, 50 €).<br />

Frem<strong>der</strong> Planet<br />

Science-Fiction und Theologie<br />

Man muß ke<strong>in</strong> Liebhaber von<br />

Science-Fiction-Filmen se<strong>in</strong>, um das vorliegende<br />

Buch anregend zu f<strong>in</strong>den. Die<br />

Grundthese <strong>der</strong> Autoren lautet: Science-<br />

Fiction-Filme s<strong>in</strong>d dazu geeignet, Aussagekraft<br />

und Grenzen philosophischer<br />

und theologischer Begriffe auszuloten,<br />

weil sich diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz an<strong>der</strong>en,<br />

verfremdeten Zusammenhang bewähren<br />

müssen. In den Weltraumabenteuern<br />

von Capta<strong>in</strong> Kirk und Co sehen die<br />

Theologen und Germanisten nicht nur<br />

spannende Unterhaltung, son<strong>der</strong>n auch<br />

e<strong>in</strong> philosophisches Experimentierfeld,<br />

<strong>in</strong> dem das Undenkbare denkbar ist. Es<br />

gibt parallele Universen, Zeitlöcher,<br />

künstliche Intelligenz, Verwandlung von<br />

Materie, Außerirdische, allerlei Zwitterwesen<br />

und vieles mehr.<br />

So tauchen aus den Tiefen <strong>der</strong> Fantasy<br />

plötzlich aktuelle Fragen auf, etwa: Gibt<br />

es e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong> jenseits biologischer<br />

Gesetzmäßigkeiten? Wor<strong>in</strong> besteht die<br />

Identität e<strong>in</strong>er Person? Was können wir<br />

wahrnehmen? Das philosophische Problem,<br />

welches im Film oftmals nur angedeutet<br />

ist, wird im Buch weiter vertieft.<br />

Die Brückenschläge reichen von Aristoteles,<br />

Descartes, Paul Ricœur bis h<strong>in</strong> zu<br />

Hilary Putnam . . . Zu den schwächeren<br />

Kapiteln des Buches gehören <strong>der</strong> religionssoziologische<br />

Teil und <strong>der</strong> Versuch,<br />

über e<strong>in</strong>en positiv gefaßten Begriff des<br />

Mythos e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur Religion<br />

herzustellen. Mittlerweile ist es üblich geworden,<br />

überall da, wo sich „Fangeme<strong>in</strong>den“<br />

bilden, schon von religiösem Kult<br />

zu sprechen, egal ob es sich um Fußball<br />

o<strong>der</strong> Science-Fiction handelt. Hoch <strong>in</strong>teressant<br />

ist dagegen die Entwicklung des<br />

Genres vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> politischen<br />

Weltlage und die Darstellung des<br />

Religiösen.<br />

So gibt es <strong>in</strong> Science-Fiction-Filmen<br />

e<strong>in</strong>e Fülle von messianischen Figuren, die<br />

jedoch nicht auf e<strong>in</strong>en allmächtigen,<br />

gütigen o<strong>der</strong> gar personal gedachten Gott<br />

verweisen. Typisch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e dualistische<br />

Weltsicht, um die Handlung, den Kampf<br />

Gut gegen Böse, voranzutreiben, und e<strong>in</strong><br />

politisch korrekter Naturmystizismus,<br />

um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit des Weltalls zu erklären.<br />

An die spannende Frage, ob sich Gott auf<br />

e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Planten nochmals <strong>in</strong>karnieren<br />

müßte, um auch fremden Lebewesen<br />

die Botschaft <strong>der</strong> Erlösung zu<br />

br<strong>in</strong>gen, hat sich aber noch ke<strong>in</strong> Science-<br />

Fiction-Autor herangewagt.<br />

Michael Schrom<br />

Matthias Fritsch, Mart<strong>in</strong> L<strong>in</strong>dwedel,<br />

Thomas Schärtl<br />

„Wo nie zuvor e<strong>in</strong> Mensch gewesen ist“<br />

Science-Fiction-Filme: Angewandte Philosophie<br />

und Theologie (Verlag Friedrich Pustet,<br />

Regensburg <strong>2003</strong>, 162 S., 14, 90 €).<br />

Das Licht suchen<br />

Eduardo Chillida <strong>in</strong> München<br />

GOTT STEHT AUF DER SEITE<br />

DES MENSCHEN<br />

Hun<strong>der</strong>t Worte von Johannes Paul II.<br />

In 25 Jahren als Papst hat sich Karol Wojtyla hohe<br />

Achtung erworben – auch da, wo man ihm nicht <strong>in</strong><br />

allem folgen kann. Die Texte dieses Bandes geben<br />

e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Denken: Deutlich wird <strong>der</strong><br />

unermüdliche Kämpfer für Frieden, Solidarität und<br />

Dialog – über alle religiösen Grenzen h<strong>in</strong>weg.<br />

Herausgegeben von Gudrun Griesmayr und<br />

Stefan Liesenfeld.<br />

112 Seiten, gebunden, ISBN 3-87996-576-5,<br />

<strong>in</strong> je<strong>der</strong> guten Buchhandlung!<br />

EUR 9,90<br />

Science-Fiction liefert uns die<br />

mo<strong>der</strong>nen Mythen e<strong>in</strong>er technischrationalen<br />

Welt. Die großen Fragen<br />

von Religion und Philosophie<br />

werden nicht immer ganz zu Ende<br />

gedacht, aber die Fiktion ferner<br />

Welten ermöglicht e<strong>in</strong> exemplarisches<br />

Durchspielen von Ideen<br />

und Utopien.<br />

Matthias Fritsch/Mart<strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>dwedel/Thomas Schärtl<br />

Wo nie zuvor<br />

e<strong>in</strong> Mensch gewesen ist<br />

Science-Fiction-Filme: Angewandte<br />

Philosophie und Theologie<br />

162 Seiten, kart., € (D) 14,90<br />

ISBN 3-7917-1837-1<br />

Verlag Friedrich Pustet<br />

D-93008 Regensburg<br />

Der vor e<strong>in</strong>em Jahr gestorbene baskische<br />

Bildhauer Eduardo Chillida war<br />

nicht nur e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> berühmtesten Künstler<br />

unserer Zeit, er war auch tief religiös.<br />

In vielen se<strong>in</strong>er Plastiken ist e<strong>in</strong> ständiges<br />

Rebellieren gegen die Gesetze <strong>der</strong> Schwerkraft<br />

und Beharrung zu erkennen, was,<br />

wie er selber sagte, e<strong>in</strong>en religiösen Aspekt<br />

e<strong>in</strong>schließt: den Raum als Ort e<strong>in</strong>es<br />

an<strong>der</strong>en Geistes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Breite, Höhe<br />

und Tiefe zu durchmessen, ihn über se<strong>in</strong>e<br />

Grenzen h<strong>in</strong>aus zugleich zu überschreiten,<br />

zu transzendieren und <strong>der</strong> Leere<br />

künstlerisch e<strong>in</strong>en neuen S<strong>in</strong>n zu geben.<br />

Als se<strong>in</strong> letztes Werk gilt „Buscando la<br />

Luz“ (Das Licht suchen), e<strong>in</strong>e dreigeteilte,<br />

wie Fackeln konisch aufstrebende Monumental-Metall-Skulptur,<br />

die sich vor <strong>der</strong><br />

neuen Münchner P<strong>in</strong>akothek <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

bef<strong>in</strong>det. Dieser Plastik ist <strong>der</strong> vorliegende<br />

Foto-Text-Band gewidmet, herausgegeben<br />

von <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong> dieses jüngsten<br />

Museums <strong>in</strong> <strong>der</strong> bayerischen Metropole,<br />

Carla Schulz-Hoffmann. Dar<strong>in</strong> wird <strong>in</strong><br />

zahlreichen Farbfotos von hoher Qualität<br />

die Entstehung <strong>der</strong> Monumentalskulptur<br />

bis zu ihrer Enthüllung geistig wie stofflich<br />

beleuchtet. Lei<strong>der</strong> fehlen <strong>in</strong> den zwei<br />

beigefügten kunsthistorischen Aufsätzen<br />

die religiösen Bezüge, etwa zur spanischen<br />

Licht-Mystik, fast völlig. So bleibt<br />

es den lesenswerten Aphorismen von<br />

Mart<strong>in</strong> Heidegger (von 1968) „Die Kunst<br />

und <strong>der</strong> Raum“ überlassen, e<strong>in</strong>e philosophisch-phänomenologische<br />

Brücke zur<br />

Gedankenwelt Chillidas herzustellen.<br />

Heidegger schrieb diese Sätze aus Bewun<strong>der</strong>ung<br />

für den Bildhauer auf und<br />

widmete sie ihm: „Die plastischen Gebilde<br />

s<strong>in</strong>d Körper. Ihre Masse, aus verschiedenen<br />

Stoffen bestehend, ist vielfältig<br />

gestaltet. Das Gestalten geschieht im<br />

Abgrenzen als E<strong>in</strong>- und Ausgrenzen.<br />

Hierbei kommt <strong>der</strong> Raum <strong>in</strong>s Spiel . . .<br />

E<strong>in</strong>mal zugestanden, die Kunst sei das<br />

Ins-Werk-Br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Wahrheit und<br />

Wahrheit bedeute die Unverborgenheit<br />

des Se<strong>in</strong>s, muß dann nicht im Werk <strong>der</strong><br />

bildenden Kunst auch <strong>der</strong> wahre Raum,<br />

das, was se<strong>in</strong> Eigenstes entbirgt, maßgebend<br />

werden?“ Chillida suchte nach dem<br />

Licht im Raum, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt. Er suchte für<br />

uns zugleich das Licht e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Welt, e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Raumes.<br />

Jürgen Spr<strong>in</strong>ger<br />

Eduardo Chillida<br />

„Buscando la Luz“<br />

Hg. von Carla Schulz-Hoffmann (Verlag P<strong>in</strong>akothek-DuMont,<br />

mit 134 farbigen Abbildungen,<br />

München 2002, 144 S., 29, 90 €).<br />

VERLAG NEUE STADT Münchener Str. 2, D- 85667 Oberpframmern, Tel. (0 80 93) 20 91<br />

Fax (0 80 93 ) 20 96 E-mail: verlag@neuestadt.com<br />

3


4<br />

Heilige Texte – damals für heute<br />

Wege <strong>in</strong>s Alte Testament: E<strong>in</strong> Literaturbericht<br />

Von Claudia Sticher<br />

Die Frage „Verstehst Du auch, was Du<br />

liest?“ (Apg 8, 30) durchzieht die Interpretation<br />

<strong>der</strong> Heiligen Schrift von ihrem<br />

Anfang an. Gerade das Alte Testament<br />

wird dabei von vielen nach wie vor als e<strong>in</strong><br />

Buch mit sieben Siegeln (Offb 5, 1) empfunden,<br />

zu dem nur schwerlich Schlüssel<br />

zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, obgleich das Bedürfnis<br />

nach eigener Aneignung immer größer<br />

wird. In den vergangenen Jahren wird<br />

dem drängenden Bedürfnis „Wie könnte<br />

ich es [verstehen], wenn mich niemand<br />

anleitet?“ (Apg 8, 31) durch zahlreiche<br />

E<strong>in</strong>leitungen und Methodenbücher<br />

Rechnung getragen; vielleicht nicht zuletzt<br />

auch deshalb, weil es den erfahrenen<br />

menschlichen Begleiter und Ausleger wie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> idealtypischen Situation immer<br />

seltener gibt.<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> <strong>Bücher</strong> widmen sich – im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> klassischen E<strong>in</strong>leitung – dem<br />

Aufbau <strong>der</strong> Schrift des Alten Testaments<br />

und leiten die Leser<strong>in</strong>nen und Leser zum<br />

Verstehen des Inhalts des Gesamtwerks<br />

wie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bücher</strong> an. Hier ist an<br />

erster Stelle die von Erich Zenger herausgegebene<br />

E<strong>in</strong>leitung zu nennen (1). Auf<br />

fachlich höchstem Niveau und zugleich<br />

doch übersichtlich und ansprechend gestaltet<br />

werden hier alle <strong>Bücher</strong> des<br />

großen (= katholischen) Kanons, also <strong>der</strong><br />

verb<strong>in</strong>dlichen Sammlung <strong>der</strong> <strong>in</strong> die Bibel<br />

aufgenommenen heiligen Schriften, vorgestellt<br />

(für die ausführliche Besprechung<br />

des hervorragenden Werkes vgl.<br />

CiG Nr. 50/2001).<br />

Im Wort ist das Leben<br />

(1) Erich Zenger u. a.<br />

„E<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> das Alte Testament“<br />

(Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2001, 548 S.,<br />

24, 70 €).<br />

(2) Rolf Rendtorff<br />

„Das Alte Testament“<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung. (Neukirchener Verlag, 6. Aufl.<br />

Neukirchen-Vluyn 2001, 326 S., 24, 90 €).<br />

(3) Manfred Oem<strong>in</strong>g<br />

„Bibelkunde Altes Testament“<br />

E<strong>in</strong> Arbeitsbuch zur Information, Repetition<br />

und Präparation. In <strong>der</strong> Reihe „Neuer Stuttgarter<br />

Kommentar“: Altes Testament; Bd. 32<br />

(Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart<br />

1994, 112 S., 14, 90 €).<br />

(4) <strong>Christ</strong>oph Dohmen<br />

„Die Bibel und ihre Auslegung“<br />

(Verlag C. H. Beck, München 1998, 114 S.,<br />

7, 50 €).<br />

(5) <strong>Christ</strong>oph Dohmen<br />

„Vom Umgang mit dem Alten<br />

Testament“<br />

In <strong>der</strong> Reihe „Neuer Stuttgarter Kommentar“:<br />

Altes Testament; Bd. 27 (Verlag Katholisches<br />

Bibelwerk, Stuttgart 1994, 128 S., 14, 90 €).<br />

(6) <strong>Christ</strong>oph Dohmen,<br />

Günter Stemberger<br />

„Hermeneutik <strong>der</strong> Jüdischen Bibel und<br />

des Alten Testaments“<br />

In <strong>der</strong> Reihe „Kohlhammer Studienbücher<br />

Theologie“, Bd 1, 2 (Verlag W. Kohlhammer,<br />

Stuttgart 1996, 216 S., 20, 35 €).<br />

Auf evangelischer Seite ist die E<strong>in</strong>führung<br />

von Rolf Rendtorff (2) beson<strong>der</strong>s<br />

erwähnenswert. Das übersichtlich<br />

geglie<strong>der</strong>te und mit e<strong>in</strong>em sehr hilfreichen<br />

Verweissystem ausgestattete Arbeitsbuch<br />

behandelt zunächst die Geschichte<br />

Israels, stellt im zweiten Teil die<br />

im Alten Testament gesammelten Texte<br />

als Lebensäußerungen Israels vor und<br />

widmet sich schließlich den e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Bücher</strong>n des Alten Testaments <strong>in</strong> Aufbau,<br />

Komposition und Absicht <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Endgestalt.<br />

Da Bildung im Rahmen mo<strong>der</strong>ner<br />

Fernsehkultur offensichtlich vor allem im<br />

Medium des Quiz vermittelt wird, ist das<br />

kle<strong>in</strong>e Repetitorium von Manfred Oem<strong>in</strong>g<br />

„Bibelkunde Altes Testament“ (3), das eigentlich<br />

sehr „brav“ als e<strong>in</strong> Lernbuch daherkommt,<br />

aufgrund se<strong>in</strong>es Anhangs von<br />

neunzig Fragen vielleicht zeitgemäßer, als<br />

es zunächst des Ansche<strong>in</strong> hat. In lebhaft<br />

munterem Stil wird anschaulich (zahlreiche<br />

Tabellen) und sozusagen im absoluten<br />

Zeitraffer e<strong>in</strong> Grundwissen über Aufbau<br />

und Entstehung <strong>der</strong> alttestamentlichen<br />

<strong>Bücher</strong> geboten.<br />

Spielarten <strong>der</strong> Auslegung<br />

Während die E<strong>in</strong>leitungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> eher<br />

klassischen Form zum Verstehen des Inhalts<br />

<strong>der</strong> biblischen <strong>Bücher</strong> anleiten, s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren verstärkt auch H<strong>in</strong>führungen<br />

zur Bibel auf den Markt gekommen,<br />

die sich – zunächst von den eigentlichen<br />

Text<strong>in</strong>halten unabhängig –<br />

mit den Problemen und Fragestellungen<br />

<strong>der</strong> Auslegung von Heiliger Schrift überhaupt<br />

beschäftigen.<br />

Der kle<strong>in</strong>e Band „Die Bibel und ihre<br />

Auslegung“ von <strong>Christ</strong>oph Dohmen (4)<br />

bündelt den neuesten Forschungsstand<br />

<strong>in</strong> klarer und verständlicher Form zugleich<br />

meisterhaft profunde. Wie fundierte<br />

wissenschaftliche Bibelauslegung<br />

heute die Brücke schlägt zwischen altem<br />

Text und mo<strong>der</strong>nem Leser, das reflektiert<br />

Dohmen so, daß es auch ohne im engeren<br />

S<strong>in</strong>ne theologische Vorbildung verständlich<br />

wird. Sehr <strong>in</strong>formativ und zum<br />

Verstehen hilfreich ist dabei <strong>der</strong> anschauliche<br />

Exkurs, <strong>in</strong> dem er anhand <strong>der</strong> Geschichte<br />

von Ka<strong>in</strong> und Abel (Gen<br />

4, 1–16) beispielhaft die verschiedenen<br />

Spielarten <strong>der</strong> Exegese anwendet.<br />

In dem Buch „Vom Umgang mit dem<br />

Alten Testament“ (5) steckt <strong>der</strong>selbe Autor<br />

ausführlich den Verstehenshorizont<br />

<strong>der</strong> Heiligen Schrift <strong>in</strong>sgesamt ab. Begonnen<br />

bei Fragen <strong>der</strong> Bibelübersetzung(en),<br />

(7) Helmut Utzschnei<strong>der</strong>,<br />

Stefan Ark Nitsche<br />

„Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche<br />

Bibelauslegung“<br />

E<strong>in</strong>e Methodenlehre zur Exegese des Alten Testaments<br />

(Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus,<br />

Gütersloh 2001, 330 S., 19, 95 €).<br />

(8) Re<strong>in</strong>hard G. Kratz<br />

„Die Komposition <strong>der</strong> erzählenden<br />

<strong>Bücher</strong> des Alten Testaments“<br />

Grundwissen <strong>der</strong> Bibelkritik (Vandenhoeck &<br />

Ruprecht, Gött<strong>in</strong>gen 2000, 336 S., 19, 90 €).<br />

(9) Thomas Staubli<br />

„Begleiter durch das Erste Testament“<br />

(Patmos Verlag, 2. Auflage, Düsseldorf 1999,<br />

379 S., 24, 90 €).<br />

(10) Rolf Rendtorff<br />

„Der Text <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Endgestalt“<br />

Schritte auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er Theologie des<br />

Alten Testaments (Neukirchener Verlag,<br />

Neukirchen-Vluyn 2001, 289 S., 34,– €).<br />

(11) Rolf Rendtorff<br />

„Theologie des Alten Testaments“<br />

E<strong>in</strong> kanonischer Entwurf. Bd. 1: Kanonische<br />

Grundlegung (Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn<br />

1999, 406 S., 29, 90 €); Bd. 2: Thematische<br />

Entfaltung (2001, 353 S., 24, 90 €).<br />

(12) Wolfgang Zwickel<br />

„E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die biblische Landesund<br />

Altertumskunde“<br />

(Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt<br />

2002, 176 S., 19, 90 €).<br />

über die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Bibel als e<strong>in</strong>es<br />

Buchs aus vielen <strong>Bücher</strong>n, <strong>der</strong> Unterscheidung<br />

von Autoren- und Traditionsliteratur,<br />

bis h<strong>in</strong> zur Bedeutung des Alten<br />

Testaments <strong>in</strong> <strong>der</strong> christlichen Bibel<br />

zeichnet <strong>der</strong> Autor knapp und präzise die<br />

Vorbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er jeden angemessenen<br />

Bibelauslegung.<br />

Wer tiefer <strong>in</strong> die Fragen von spezifisch<br />

jüdischer Exegese e<strong>in</strong>erseits und spezifisch<br />

christlicher an<strong>der</strong>erseits sowie <strong>in</strong><br />

das Konzept <strong>der</strong> „Bedeutung <strong>der</strong> doppelten<br />

Ur-kunde“ e<strong>in</strong>steigen möchte, <strong>der</strong> sei<br />

auf die „Hermeneutik <strong>der</strong> Jüdischen Bibel<br />

und des Alten Testaments“ von wie<strong>der</strong>um<br />

<strong>Christ</strong>oph Dohmen und Günter<br />

Stemberger verwiesen (6): Das Buch bietet<br />

e<strong>in</strong>en geschichtlichen Durchgang<br />

durch die Auslegungsarten <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Epochen und die Methoden <strong>der</strong><br />

Exegese sowohl bei Israel als dem Erstadressaten<br />

als auch im <strong>Christ</strong>entum.<br />

Das „Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche<br />

Bibelauslegung“ von Helmut<br />

Utzschnei<strong>der</strong> und Stefan Ark Nitsche (7),<br />

das sich an Studierende <strong>der</strong> Theologie<br />

wendet (und e<strong>in</strong>em breiteren Interessentenkreis<br />

schwerlich zugänglich se<strong>in</strong> wird,<br />

da Hebräischkenntnisse eigentlich unabd<strong>in</strong>gbar<br />

s<strong>in</strong>d), trägt dem neueren Trend<br />

<strong>der</strong> Forschung Rechnung, daß die biblischen<br />

Texte vor allem auch <strong>in</strong> ihrer<br />

ästhetischen Endgestalt und Qualität zu<br />

erschließen s<strong>in</strong>d. In e<strong>in</strong>er gekonnten Zusammenschau<br />

verb<strong>in</strong>det es die eher klassischen,<br />

an <strong>der</strong> Entstehungsgeschichte<br />

orientierten Ansätze (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

sogenannte historisch-kritische Methode),<br />

und die neueren literaturwissenschaftlichen<br />

Methoden, die an <strong>der</strong> Endgestalt<br />

des Textes beziehungsweise an<br />

se<strong>in</strong>er Aufnahme durch den Leser <strong>in</strong>teressiert<br />

s<strong>in</strong>d. Wer dieses Buch durchgearbeitet<br />

hat, weiß, warum die historische<br />

Perspektive nicht die alle<strong>in</strong> maßgebliche<br />

Auslegungsperspektive se<strong>in</strong> kann. Jedes<br />

Kapitel geht nach dem Dreischritt „Theorie<br />

– Beschreibung – Auswertung“ vor.<br />

Das wirkt zum Teil etwas formal, macht<br />

das Buch aber gerade für das Selbststudium<br />

geeignet. Beispiele auch aus <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Literatur bieten e<strong>in</strong>en oft erfrischend<br />

ungewohnten Blick.<br />

Erzählt <strong>in</strong> orientalischen Bil<strong>der</strong>n<br />

E<strong>in</strong>en regelrechten Kontrapunkt bildet<br />

„Die Komposition <strong>der</strong> erzählenden<br />

<strong>Bücher</strong>“ von Re<strong>in</strong>hard G. Kratz (8). Das<br />

Buch führt <strong>in</strong> die Erzählwerke des Alten<br />

Testaments e<strong>in</strong> und versteht sich selbst<br />

als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition Wellhausens und<br />

Noths stehend. Erstmals seit fünfzig Jahren<br />

soll e<strong>in</strong>e vollständige Analyse <strong>der</strong> Erzählwerke<br />

des Alten Testaments geboten<br />

werden. Wie jedoch das Zusammenspiel<br />

dieser verschiedenen Werke und Erzählstränge<br />

im kontrastreichen S<strong>in</strong>nzusammenhang<br />

<strong>der</strong> Schrift zu verstehen ist, wie<br />

also dem Gesamtwerk <strong>der</strong> Bibel Israels<br />

beziehungsweise des Alten Testaments<br />

und damit dieser heiligen Schriften als<br />

Kanon Rechnung zu tragen ist, das steht<br />

nicht im Blickpunkt des Interesses.<br />

Der sehr aufwendig aufgemachte und<br />

durch unzählige Abbildungen, Karten,<br />

Schaubil<strong>der</strong> usw. bereicherte „Begleiter<br />

durch das Erste Testament“ von Thomas<br />

Staubli (9) führt <strong>in</strong> verschiedene Verständniszugänge<br />

zur Schrift e<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>ziges<br />

<strong>der</strong> hier besprochenen <strong>Bücher</strong><br />

durchzieht e<strong>in</strong> geschlechterfairer Zugang<br />

zur Bibel und ihrer Wirkungsgeschichte<br />

das ganze Werk. Daß das fem<strong>in</strong>istische<br />

Anliegen <strong>in</strong> größerem Umfang zum Tragen<br />

kommt, zeigt sich schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> konsequent<br />

<strong>in</strong>klusiven Sprache. Der Sprachstil<br />

<strong>in</strong>sgesamt ist oft erfrischend spritzig<br />

und mitreißend, gleitet dabei aber bisweilen<br />

<strong>in</strong>s etwas zu Locker-Flockige ab<br />

(ob beispielsweise Jesaja als „Chefideologe“<br />

des Königs Hiskija wirklich zutreffend<br />

charakterisiert ist, mag dah<strong>in</strong>gestellt<br />

bleiben). Konsequent tritt dieser Begleiter<br />

für das „Recht <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>“ e<strong>in</strong>, was ihn<br />

ebenfalls von an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>führungen abhebt.<br />

Das reiche Vergleichsmaterial aus<br />

<strong>der</strong> altorientalischen Umwelt bietet <strong>in</strong><br />

sehr anschaulicher Weise E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

und Unterschiede <strong>der</strong><br />

Kultur des alten Israel mit se<strong>in</strong>en Nachbarvölkern.<br />

Hervorzuheben ist das große<br />

Kapitel über das biblische Menschenbild.<br />

Geschmackssache s<strong>in</strong>d die – zum Teil etwas<br />

gezwungen wirkenden – Aktualisierungen<br />

an den jeweiligen Kapitel-Enden<br />

ebenso wie die manchmal als Comic aufgemachten<br />

Erklärungen.<br />

Die großen Themen des Glaubens<br />

Nach jahrelangen <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>zel-<br />

und Vorarbeiten, die sich im Aufsatzband<br />

„Der Text <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Endgestalt“ (10)<br />

nachvollziehen lassen, hat Rolf Rendtorff<br />

se<strong>in</strong>e vielbeachtete zweibändige „Theologie<br />

des Alten Testaments“ (11) vorgelegt.<br />

Der erste Band ist den biblischen Texten<br />

selbst im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Nacherzählung“<br />

(und damit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung) gewidmet,<br />

wobei konsequent die Reihenfolge des hebräischen<br />

Kanons zugrundegelegt wird.<br />

Der zweite Band orientiert sich an herausgehobenen<br />

wichtigen Themen <strong>der</strong> alttestamentlichen<br />

Texte (Schöpfung, Bund,<br />

verheißenes Land, Exodus, Tora, Kult),<br />

bevor <strong>der</strong> nächste Teil sich dem breiten<br />

Feld von „Gott und Israel“ zuwendet.<br />

Schließlich verän<strong>der</strong>t sich e<strong>in</strong> letztes Mal<br />

<strong>der</strong> Blickw<strong>in</strong>kel, <strong>in</strong>dem die grundlegend<br />

unterschiedlichen Weisen des Redens <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schrift thematisiert werden: prophetisches,<br />

betendes und betrachtend-reflektierendes.<br />

Beide Bände, die durch zahlreiche<br />

Querverweise <strong>in</strong> allen Teilen stark<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vernetzt s<strong>in</strong>d und damit e<strong>in</strong><br />

sehr hilfreiches Arbeitsmittel und regelrechtes<br />

Nachschlagewerk bieten, durchzieht<br />

die konsequente For<strong>der</strong>ung, sich<br />

nicht an eventuellen Vorstufen <strong>der</strong> Texte,<br />

son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong>jenigen Gestalt zu orientieren,<br />

die für die Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft<br />

heiliger Text ist. Methodologische Überlegungen<br />

zur angemessenen Auslegung<br />

<strong>der</strong> kanonischen Endgestalt <strong>der</strong> heiligen<br />

Schrift mit ihrer zweifachen Nachgeschichte<br />

<strong>in</strong> Judentum und <strong>Christ</strong>entum<br />

runden das Werk ab.<br />

Wer geographische, historische und soziologische<br />

Erkenntnisse im Umfeld <strong>der</strong><br />

Texte sucht, wird gerne zu e<strong>in</strong>er biblischen<br />

Landes- und Altertumskunde greifen. Die<br />

von Wolfgang Zwickel vor allem für Studierende<br />

verfaßte E<strong>in</strong>führung (12) ist<br />

auch für beson<strong>der</strong>s Interessierte im Vorfeld<br />

e<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong>s Heilige Land empfehlenswert.<br />

In gut lesbarer Form und durch<br />

zahlreiche Abbildungen und Karten sehr<br />

anschaulich dargeboten, wird <strong>der</strong> Leser<br />

erst mit <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> „Biblische<br />

Landes- und Altertumskunde“ vertraut<br />

gemacht, bevor dann die Texte als eigene<br />

Größe neben e<strong>in</strong>e Vielfalt von<br />

Fachbereichen gestellt werden: Archäologie,<br />

Geographie, historische Topographie,<br />

Geschichtswissenschaften, Ethnologie<br />

und Kulturwissenschaften. Im Zusammenspiel<br />

dieser Vielfalt von Diszipl<strong>in</strong>en<br />

kann dann die Welt <strong>der</strong> Bibel, wie die<br />

Texte <strong>der</strong> Heiligen Schrift sie uns vorstellen,<br />

begründet nachgezeichnet werden.


5<br />

Gott im Hirn<br />

Wie Glaube entsteht<br />

Noch 1994 stufte die Amerikanische<br />

Psychiatrische Gesellschaft starken religiösen<br />

Glauben offiziell als Geistesstörung<br />

e<strong>in</strong>. Viele Wissenschaftler, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mo<strong>der</strong>ne Psychiater, die <strong>in</strong> die Fußstapfen<br />

Sigmund Freuds und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Religionskritiker<br />

des 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

(Feuerbach, Marx, Nietzsche) treten, werten<br />

Religiosität und erst recht mystische<br />

Erfahrungen als krankhaft ab.<br />

In <strong>der</strong> Evolution des Lebens boten jedoch<br />

weltweit und kulturübergreifend<br />

religiöse Deutungen und spirituelles Verhalten<br />

dem Menschen Überlebensvorteile,<br />

die dazu führten, daß die Evolution<br />

„die neurologische Verschaltung, welche<br />

die Transzendenz ermöglichte“, zunehmend<br />

verbesserte (Entwicklung von für<br />

religiöse Gefühle zuständige Hirnregionen).<br />

Religiöser Glaube wurde so „<strong>in</strong> etwas<br />

Tieferem und Stärkerem als bloßer<br />

Vernunft“ verankert; das Göttliche <strong>in</strong> Gebet<br />

und Meditation zu e<strong>in</strong>er erfahrbaren<br />

Werkstatt<br />

Naturwissenschaft und Theologie<br />

Mitunter gibt es Theologen, die nicht<br />

erst durch die Ergebnisse, die sie vorlegen,<br />

Interesse verdienen. Das s<strong>in</strong>d diejenigen,<br />

die, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong>telligent fragen, ebenso<br />

herausfordende wie hilfreiche Perspektiven<br />

aufzeigen. Ulrich Lüke gehört dazu.<br />

„Die Dogmatik... hat sich auf den<br />

Satz festgelegt, Gott, Ursprung und Ziel<br />

aller D<strong>in</strong>ge, könne mit dem Licht <strong>der</strong><br />

natürlichen Vernunft aus dem Geschaffenen<br />

mit Gewißheit erkannt werden. Damit<br />

konstituiert sie . . . e<strong>in</strong> naturwissenschaftliches<br />

Mitspracherecht bei <strong>der</strong><br />

Theologie und e<strong>in</strong>e theologische Konsultationspflicht<br />

bei <strong>der</strong> Naturwissenschaft.“<br />

Diese E<strong>in</strong>sicht wird von Lüke durchexerziert.<br />

Zunächst historisch und bilanzierend:<br />

Nach vielfachem Gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

kommt es zu e<strong>in</strong>er „dialogische Variante“<br />

des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s. Diese aber sei oft „unverdächtig<br />

konventionell“ praktiziert<br />

worden. Und: Gibt es wirkliche theologische<br />

Konsequenzen aus <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung<br />

<strong>der</strong> noch von Papst Pius XII. ausdrücklich<br />

Realität, „die durch Ideen nicht aufzuheben<br />

ist und niemals veraltet“.<br />

Für Andrew Newberg, Professor für<br />

Nuklearmediz<strong>in</strong> und Dozent für Religionswissenschaft<br />

an <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Universität von Pennsylvania, s<strong>in</strong>d religiöse<br />

E<strong>in</strong>heits- und Absolutheitserfahrungen<br />

nicht lediglich das Resultat neurologischer<br />

Funktionen (Ursprung <strong>der</strong><br />

Religion im menschlichen Gehirn und<br />

sonst nichts), son<strong>der</strong>n echte Erfahrungen,<br />

die e<strong>in</strong>e unvore<strong>in</strong>genommene Hirnforschung<br />

als biologisch-neurologisch<br />

real und empirisch-naturwissenschaftlich<br />

wahrnehmbar erweisen kann. Was<br />

Mystiker und tief religiöse Menschen erfahren,<br />

f<strong>in</strong>det auf ebenso überraschende<br />

wie fasz<strong>in</strong>ierende Weise rationale Bestätigung<br />

<strong>in</strong> den Forschungen Newbergs und<br />

se<strong>in</strong>er Mitarbeiter, die zwar Religion<br />

quantifizieren, sie aber nicht auf das<br />

Meßbare reduzieren.<br />

Ulrich Willers<br />

Andrew Newberg, Eugene d’Aquili,<br />

V<strong>in</strong>ce Rause<br />

„Der gedachte Gott“<br />

Wie Glaube im Gehirn entsteht (Piper Verlag,<br />

München <strong>2003</strong>, 271 S., 19,90 €).<br />

festgestellten Entstehung des Menschengeschlechts<br />

aus e<strong>in</strong>em Stammelternpaar?<br />

Freilich gibt es auch Fortschritte und<br />

Lernprozesse. So herrscht bei kritischen<br />

Naturwissenschaftlern ke<strong>in</strong> szientistischer<br />

„kausal-analytischer Alle<strong>in</strong>vertretungsanspruch“<br />

mehr. Lüke: „Determ<strong>in</strong>istische<br />

Rekonstruktionsversuche, die<br />

me<strong>in</strong>en, die Evolution als Land <strong>der</strong> unbegrenzten<br />

Unmöglichkeit Gottes auszurufen,<br />

scheitern.“ Wie geht es im Dialog<br />

weiter? Lüke verweist aufs ethische Potential<br />

<strong>der</strong> Theologie. Solche Nachdenklichkeit<br />

aber kann sie – mit <strong>der</strong> Philosophie –<br />

nur e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, wenn sie denkerisch,<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> schlichten Sachkenntnis, <strong>in</strong><br />

Augenhöhe mit ihren Partnern steht.<br />

Das Buch – drucktechnisch schwer zu<br />

lesen – , ist unfertig, divergent, offen. Es<br />

wirkt wie e<strong>in</strong> Werkstattbericht. Aber<br />

Werkstätten s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Ort, an dem an harten<br />

Werktagen die Arbeit geleistet wird.<br />

Arno Zahlauer<br />

Ulrich Lüke<br />

„Mensch – Natur – Gott“<br />

Naturwissenschaftliche Beiträge und theologische<br />

Erträge. In <strong>der</strong> Reihe „Theologie: Forschung<br />

und Wissenschaft, Bd. 1 (Lit Verlag,<br />

Münster 2002, 176 S., 17, 90 €).<br />

Weltes Heidegger<br />

Zeugnisse e<strong>in</strong>er Begegnung zweier<br />

Philosophen<br />

Das vorliegende Bändchen vere<strong>in</strong>igt<br />

auf e<strong>in</strong>e sehr gelungene, sorgfältig redigierte<br />

Weise alle verfügbaren Zeugnisse<br />

des langjährigen Kontaktes zwischen<br />

Mart<strong>in</strong> Heidegger und dem Religionsphilosophen<br />

Bernhard Welte. Die Dokumente<br />

geben weiteren Aufschluß über<br />

die Wirkungsgeschichte des Heideggerschen<br />

Denkens, war doch Welte <strong>in</strong> dieser<br />

Begegnung nahezu ausschließlich<br />

<strong>der</strong> Nehmende und Heidegger <strong>der</strong> Gebende.<br />

Der <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkt dieser<br />

Rezeption liegt e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> den im zweiten<br />

Teil dieses Bändchens zusammengestellten<br />

Interpretationen, die Welte dem<br />

Denken se<strong>in</strong>es Meßkircher Landsmanns<br />

gewidmet hat. Diese zeigen e<strong>in</strong> gedanklich<br />

tiefdr<strong>in</strong>gendes und fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>niges Verständnis<br />

<strong>der</strong> Grundzüge des Heideggerschen<br />

Denkens und können daher als<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung gelesen werden, aus <strong>der</strong><br />

Sicht e<strong>in</strong>es bereits durch die geme<strong>in</strong>same<br />

Heimat <strong>in</strong>nerlich verbundenen Zeitgenossen.<br />

Die Texte offenbaren darüber h<strong>in</strong>aus<br />

e<strong>in</strong> von verehren<strong>der</strong> Anteilnahme und<br />

wohlwollen<strong>der</strong> Zustimmung geprägtes<br />

geistiges Schülerverhältnis, das die<br />

Grenzen dessen, was an Heideggers<br />

Denken für e<strong>in</strong>e christliche Theologie<br />

ohne Selbstverleugnung und Substanzverlust<br />

assimilierbar ist, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Punkten überschreitet. Dies gilt<br />

sowohl für Weltes Übernahme von<br />

Heideggers gewaltsamer, weil die ideengeschichtlichen<br />

Befunde schlicht ignorieren<strong>der</strong><br />

Konstruktion <strong>der</strong> abendländischen<br />

Metaphysikgeschichte als e<strong>in</strong>er<br />

Verfallsgeschichte <strong>der</strong> Se<strong>in</strong>svergessenheit.<br />

Dies gilt ebenso und mehr noch für<br />

Heideggers atheistische ,Se<strong>in</strong>smystik‘, die<br />

das gottlose Se<strong>in</strong> ausdrücklich über Gott<br />

und alles Göttliche stellt und zu <strong>der</strong>en<br />

Fürsprecher sich Welte lei<strong>der</strong> gemacht<br />

hat.<br />

Dem stehen diejenigen Gedankenzüge<br />

Heideggers gegenüber, <strong>der</strong>en Rezeption<br />

durch e<strong>in</strong>e christliche Religionsphilosophie<br />

e<strong>in</strong> großes Verdienst Bernhard<br />

Weltes gewesen ist: <strong>der</strong> „Fehl“, das heißt<br />

die Erfahrung <strong>der</strong> Abwesenheit Gottes als<br />

die eigentliche Not unseres Zeitalters; das<br />

Danken als das Wesen des gottzugeeigneten<br />

Denkens und Dichtens; und nicht zuletzt<br />

das Heilige als die „Spur zur Gottheit“.<br />

Markus En<strong>der</strong>s<br />

Mart<strong>in</strong> Heidegger/Bernhard Welte<br />

„Briefe und Begegnungen“<br />

Hg. von Alfred Denker und Holger Zaborowski<br />

(Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart <strong>2003</strong>, 191 S.,<br />

20,– €).<br />

Was ist eigentlich<br />

wirklich wahr?<br />

E<strong>in</strong> Mathematiker und Theologe fragt<br />

Der Theologe, Mathematiker und<br />

Physiker Dieter Hattrup eröffnet uns e<strong>in</strong>en<br />

geistesgeschichtlichen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

das „Drama <strong>der</strong> Wahrheitssuche“ <strong>der</strong> von<br />

ihm studierten Diszipl<strong>in</strong>en. Was ist<br />

Wirklichkeit, was Wunschdenken? Welches<br />

Interesse bestimmt die Wahrheit,<br />

die Geschichte <strong>der</strong> Wahrheit, und die<br />

Wahrheit <strong>der</strong> Geschichte? Welche Grenzen<br />

hat die „re<strong>in</strong>e Wahrheit“? Hier öffnen<br />

sich für mo<strong>der</strong>ne Naturwissenschaftler<br />

und für Theologen <strong>in</strong> gleicher<br />

Weise große Problemfel<strong>der</strong>.<br />

Die Grundfrage lautet: Wenn alles<br />

Leben angeblich nur vom Interesse am<br />

Überleben gesteuert ist, wie kann dann<br />

e<strong>in</strong> Interesse an Wahrheit, e<strong>in</strong> Streben<br />

nach Wahrheit überhaupt möglich se<strong>in</strong>?<br />

Als sympathisch, wenn auch gewagt, ersche<strong>in</strong>t<br />

des Autors Versuch e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition<br />

<strong>der</strong> Wahrheit: sie „ist die Fähigkeit,<br />

sich und den an<strong>der</strong>en am Leben zu erhalten“.<br />

Von daher ersche<strong>in</strong>t es um so merkwürdiger,<br />

daß Dieter Hattrup dann im<br />

Zusammenhang mit den Naturwissenschaften<br />

(zum Beispiel <strong>der</strong> Quantentheorie)<br />

immer von „Wahrheit“ spricht.<br />

Bekanntlich s<strong>in</strong>d Theorien nicht „wahr“,<br />

son<strong>der</strong>n allenfalls – <strong>in</strong> <strong>der</strong> mathematischen<br />

Beweisführung – „richtig“, jedenfalls<br />

„stimmig“, „wi<strong>der</strong>spruchsfrei“, „bewährt“,<br />

„vorläufig gültig“. „Wahr“ ist<br />

eigentlich nur das konkrete Leben.<br />

Hans-Joachim Rennkamp<br />

Dieter Hattrup<br />

„Die Wirklichkeitsfalle“<br />

Vom Drama <strong>der</strong> Wahrheitssuche <strong>in</strong> Naturwissenschaft<br />

und Philosophie (Verlag Her<strong>der</strong>,<br />

Freiburg <strong>2003</strong>, 303 S., 19, 90 €).<br />

Antwort<br />

Klare Positionen<br />

Dieter Hattrup<br />

Die Wirklichkeitsfalle<br />

Vom Drama <strong>der</strong> Wahrheitssuche<br />

<strong>in</strong> Naturwissenschaft und Philosophie<br />

304 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag<br />

O 19,90 /SFr 34.60 /e[A] 20,50<br />

ISBN 3-451-27732-8<br />

Was prägt unser Denken über die Wirklichkeit? In welche<br />

Falle führt die Wahrheitssuche <strong>in</strong> Naturwissenschaft und<br />

Philosophie? Dieter Hattrup führt die Leser auf e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Erkenntnisweg. E<strong>in</strong> Buch, dessen entscheiden<strong>der</strong><br />

Gedanke Gott und die Welt neu def<strong>in</strong>iert.<br />

Eberhard Schockenhoff<br />

Wie gewiss ist das<br />

Gewissen?<br />

E<strong>in</strong>e ethische Orientierung<br />

248 Seiten, gebunden mit<br />

Schutzumschlag O 19,90<br />

SFr 34.60 /s[A] 20,50<br />

ISBN 3-451-27696-8<br />

Eberhard Schockenhoff zeigt<br />

klar und anschaulich auf, wor<strong>in</strong><br />

die eigentliche Bedeutung<br />

des Gewissens besteht. Se<strong>in</strong><br />

bemerkenswertes Faszit: Das<br />

Gewissen, recht verstanden,<br />

ist nicht Begrenzung, son<strong>der</strong>n<br />

Eröffnung von Freiheit.<br />

Europreis Österreich [A] = unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung · Unsere <strong>Bücher</strong> erhalten Sie <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Buchhandlung o<strong>der</strong> bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Her<strong>der</strong> AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1<br />

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6<br />

Weiblich o<strong>der</strong> „neuer Mann“?<br />

Religion und Geschlecht<br />

Die Bände enthalten Beiträge von drei<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Tagungen über Geschlechterforschung<br />

und Religion. Betrachtet<br />

werden neben dem <strong>Christ</strong>entum<br />

antike Religionen Ägyptens, Israels, Griechenlands,<br />

Roms und des Alten Orient.<br />

Der Band „Paare“ macht die historische<br />

und aktuelle Symbolik von gegenwie<br />

gleichgeschlechtlichen Paaren <strong>der</strong><br />

Geschichte zum Thema. Das Spektrum<br />

reicht von Isis und Osiris über die biblischen<br />

Erzeltern und Paare <strong>der</strong> griechischen<br />

Antike bis h<strong>in</strong> zu Jesus und dem<br />

Liebl<strong>in</strong>gsjünger. Insgesamt herrscht die<br />

historische Perspektive vor.<br />

Der aktuelle Blickw<strong>in</strong>kel kommt <strong>in</strong><br />

den an<strong>der</strong>en Bänden stärker zum Tragen.<br />

Bei <strong>der</strong> Frage nach geschlechtsspezifischen<br />

religiösen Ritualen stößt man immer<br />

wie<strong>der</strong> auf Frauen: matriarchale Gesellschaften,<br />

Priester<strong>in</strong>nen, Frauenfeste <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> griechischen Antike, wobei <strong>der</strong> Transvestismus<br />

– das Durchspielen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Geschlechterrolle – e<strong>in</strong> wichtiger Schritt<br />

auf dem Weg zur eigenen Geschlechtsidentität<br />

ist. Beson<strong>der</strong>s überrascht die<br />

frühjüdische Exegese, die <strong>in</strong> Eva nicht die<br />

große Sün<strong>der</strong><strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Mystiker<strong>in</strong><br />

und Visionär<strong>in</strong> sieht. Weitere Themen<br />

s<strong>in</strong>d weibliche Klage- und Trauerriten,<br />

„Jubelfrauen“, Tänzer<strong>in</strong>nen und Musiker<strong>in</strong>nen<br />

im Alten Israel, die Bedeutung des<br />

(Frauen)körpers <strong>in</strong> <strong>der</strong> biblischen Tradition<br />

– und im Blick auf e<strong>in</strong>e heutige Sakramententheologie.<br />

Das Buch über die zwei Geschlechter<br />

und den e<strong>in</strong>en Gott zeigt, daß trotz allen<br />

Wissens über die Ungeschlechtlichkeit<br />

Gottes männliche Gottesbil<strong>der</strong> und Gottesrede<br />

vorherrschen. Doch kl<strong>in</strong>gt ebenso<br />

das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Zweigeschlechtlichkeit sowohl<br />

<strong>in</strong> den altorientalischen als auch <strong>in</strong><br />

den ägyptischen Religionen und – <strong>in</strong> Gestalt<br />

<strong>der</strong> Weisheitsgött<strong>in</strong> – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Religion Israels an. E<strong>in</strong> Beitrag über die<br />

Weiblichkeit Jesu <strong>Christ</strong>i weist diese<br />

aufregende Vorstellung <strong>in</strong> nicht-biblischen,<br />

apokryphen frühchristlichen Texten<br />

nach. Das bereitet freilich auch manchen<br />

Mythenbildungen von Jesus als „neuem<br />

Mann“ und Frauenbefreier – e<strong>in</strong> Ende.<br />

Sab<strong>in</strong>e Pemsel-Maier<br />

Elmar Kl<strong>in</strong>ger, Stephanie Böhm,<br />

Thomas Franz (Hg.)<br />

„Paare <strong>in</strong> antiken religiösen Texten und<br />

Bil<strong>der</strong>n“<br />

Symbole für Geschlechterrollen damals und<br />

heute (Echter Verlag, Würzburg 2002, 211 S.,<br />

19, 90 €).<br />

Elmar Kl<strong>in</strong>ger, Stephanie Böhm,<br />

Thomas Franz (Hg.)<br />

„Geschlechterdifferenz, Ritual und<br />

Religion“<br />

(Echter Verlag, Würzburg <strong>2003</strong>, 203 S., 17,40 €).<br />

Elmar Kl<strong>in</strong>ger, Stephanie Böhm,<br />

Thomas Franz (Hg.)<br />

„Die zwei Geschlechter und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Gott“<br />

(Echter Verlag, Würzburg 2002, 125 S., 14,80 €).<br />

Des Königs Kommerz und Pracht<br />

Bibel und Archäologie<br />

Nicht selten ziehen Bibelwissenschaftler<br />

archäologische Zeugnisse nur soweit<br />

heran, wie sie Aussagen biblischer Texte<br />

bestätigen. In ihrem reich illustrierten<br />

Buch wollen <strong>der</strong> Bibelwissenschaftler<br />

John Dom<strong>in</strong>ic Crossan und <strong>der</strong> Archäologe<br />

Jonathan L. Reed Bibel und Archäologie<br />

zuerst für sich selbst sprechen lassen.<br />

Dies gel<strong>in</strong>gt ihnen weitgehend.<br />

Manche aus offensichtlichen Interessen<br />

heraus formulierte Deutungen lehnen sie<br />

ab, so die Frühdatierung <strong>der</strong> Synagoge<br />

von Kafarnaum und den Massenselbstmord<br />

beim Fall Masadas. Mit Hilfe archäologischer<br />

Funde beschreiben sie<br />

Kontexte des Wirkens Jesu. Die Reich-<br />

Gottes-Botschaft Jesu liest sich vor e<strong>in</strong>em<br />

durch die Prachtarchitektur illustrierten<br />

Bild <strong>der</strong> herodianischen Herrschaft und<br />

<strong>der</strong> mit ihr e<strong>in</strong>hergehenden Sozialstruktur<br />

des ersten Jahrhun<strong>der</strong>ts an<strong>der</strong>s. Jesus<br />

vertritt e<strong>in</strong> Gegenmodell zu e<strong>in</strong>em auf<br />

Kommerz bauenden Königreich. Als jüdischer<br />

Apokalyptiker begibt er sich <strong>in</strong><br />

Opposition zur herrschenden Elite, was<br />

letzten Endes zu se<strong>in</strong>er Kreuzigung führt.<br />

Nicht immer überzeugend ist die im<br />

Untertitel programmatisch ausgedrückte<br />

Parallelisierung von Archäologie und Jesus-Forschung.<br />

Der hypothetische Weg<br />

h<strong>in</strong>ter die Texte ist problemtischer als<br />

von den Autoren dargestellt. Auch muß<br />

sich <strong>der</strong> Leser dessen bewußt se<strong>in</strong>, daß es<br />

sich bei manchem um nicht unumstrittene<br />

Son<strong>der</strong>positionen Crossans handelt,<br />

<strong>der</strong> zum Beispiel dem apokryphen Thomasevangelium<br />

e<strong>in</strong>en hohen Quellenwert<br />

beimißt. Dennoch ist das Buch e<strong>in</strong>e<br />

spannend geschriebene und gut verständliche<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e komplizierte<br />

Materie. Se<strong>in</strong>e Stärke besteht dar<strong>in</strong>,<br />

daß e<strong>in</strong>e Vielzahl von E<strong>in</strong>zelbeobachtungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> schlüssiges Gesamtkonzept<br />

e<strong>in</strong>geordnet werden. Die Lesefreude wird<br />

nur dadurch etwas getrübt, daß sich die<br />

Übersetzung aus dem Amerikanischen<br />

an manchen Stellen mit e<strong>in</strong>gebürgerten<br />

Fachausdrücken schwer tut.<br />

Hansjörg Schmid<br />

John Dom<strong>in</strong>ic Crossan, Jonathan L. Reed<br />

„Jesus ausgraben“<br />

Zwischen den Ste<strong>in</strong>en – h<strong>in</strong>ter den Texten (Patmos<br />

Verlag, Düsseldorf <strong>2003</strong>, 339 S., 24, 90 €).<br />

Neu geschrieben<br />

Biblische Geschichten<br />

Von e<strong>in</strong>em kreativen Umgang mit <strong>der</strong><br />

Bibel zeugt das vorliegende Taschenbuch,<br />

das 24 meist kurze Erzählungen enthält,<br />

die aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> heutiger Schriftsteller<br />

stammen. Unter ihnen s<strong>in</strong>d bekannte<br />

Autoren wie Joste<strong>in</strong> Gaar<strong>der</strong> („Sofies<br />

Welt“) o<strong>der</strong> Margriet de Moor („Kreutzersonate“),<br />

aber auch weniger Bekannte.<br />

Alle wurden gebeten, Geschichten aus<br />

dem Alten Testament noch e<strong>in</strong>mal zu erzählen.<br />

Die Anthologie erstreckt sich von<br />

<strong>der</strong> Erschaffung <strong>der</strong> Welt über die Patriarchen,<br />

Mose, David und Salomo, Ruth<br />

und Judith, die König<strong>in</strong> von Saba und<br />

Susanna bis zu Daniel und Jonas. Exegetische<br />

Studien hat niemand dafür auf<br />

sich genommen. Die literarische Qualität<br />

ist – wie könnte es an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>? – unterschiedlich.<br />

Aber alle Autoren haben sich<br />

von <strong>der</strong> Bibel fasz<strong>in</strong>ieren lassen. Manche<br />

halten sich recht genau an den Urtext<br />

und geben nur etwas Psychologie h<strong>in</strong>zu.<br />

An<strong>der</strong>e haben orig<strong>in</strong>elle Ideen, versetzen<br />

die biblischen Erzählungen <strong>in</strong> unsere Lebenswelt<br />

und suchen sie von daher zu<br />

deuten. Wir hören den Esel Bileam und<br />

den Raben aus Noahs Arche sprechen.<br />

Nur Gott selbst kommt – Gott sei Dank –<br />

selten zur Sprache. Entstanden ist e<strong>in</strong><br />

Die Autorität des<br />

Walter Jens<br />

Die Ausstrahlung, die Walter Jens im<br />

öffentlichen Leben <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland seit mehr als fünfzig Jahren<br />

hat, läßt sich auf den herkömmlichen Begriff<br />

br<strong>in</strong>gen: Autorität. In dem Porträt<br />

das Karl-Josef Kuschel geschrieben hat,<br />

können wir es erfahren. Walter Jens ist<br />

sich treu geblieben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er kritischen<br />

E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> das öffentliche Leben,<br />

se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tellektuellen und künstlerischen<br />

Anspruch und se<strong>in</strong>er tiefen Verwurzelung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aus <strong>in</strong>nerer Freiheit<br />

gelebten Glauben, e<strong>in</strong>em <strong>Christ</strong>entum,<br />

dem se<strong>in</strong>e noch tieferen Wurzeln im Judentum<br />

gegenwärtig s<strong>in</strong>d. Wer sich dieser<br />

Persönlichkeit nähern will, hat es nicht<br />

leicht vor dem Reichtum se<strong>in</strong>es Lebens<br />

und Denkens. Karl-Josef Kuschel beschränkt<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch <strong>in</strong> kluger<br />

Weise auf Wegmarken aus <strong>der</strong> Werkgeschichte,<br />

die er überzeugend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren<br />

Zusammenhang zu stellen versteht.<br />

Biografisches kl<strong>in</strong>gt nur an, wo es<br />

für das Verständnis <strong>der</strong> theologisch-literarischen<br />

Werke wichtig ist. Man hätte<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs wenigstens e<strong>in</strong>e Zeittafel<br />

gewünscht. Kuschel gel<strong>in</strong>gt es, durch e<strong>in</strong>e<br />

prägnante Darstellung und durch Auszüge<br />

aus Orig<strong>in</strong>altexten Lust auf das Lesen<br />

und Wie<strong>der</strong>lesen zu machen. Jens ersche<strong>in</strong>t<br />

dabei als Autor, <strong>der</strong> Texte und<br />

Gestalten aus <strong>der</strong> Bibel, aus <strong>der</strong> klassischen<br />

Antike und aus <strong>der</strong> Geschichte<br />

sprachkräftig vergegenwärtigen und zu<br />

Dialogpartnern für unsere Zeit machen<br />

kann. Gleichzeitig wird se<strong>in</strong> entschiedenes<br />

und unermüdliches politisches Engagement<br />

lebendig.<br />

Josef Epp<strong>in</strong>g<br />

Karl-Josef Kuschel<br />

„Walter Jens: Literat und Protestant“<br />

(Patmos Verlag, Düsseldorf <strong>2003</strong>, 240 S., 18,– €).<br />

buntes, abwechslungsreiches, unterhaltsames,<br />

oftmals heiteres Buch, das durchgängig<br />

hohen Respekt vor den Erzählungen<br />

<strong>der</strong> Bibel bezeugt.<br />

Werner Trutw<strong>in</strong><br />

Friedrich Vilshofen (Hg.)<br />

„Und Gott sprach...“<br />

Biblische Geschichten neu erzählt (Deutscher<br />

Taschenbuch Verlag, München <strong>2003</strong>, 276 S.,<br />

9,– €).<br />

Botschaft<br />

Antworten suchen – Gott f<strong>in</strong>den<br />

Aufgrund <strong>der</strong> großen Nachfrage:<br />

E<strong>in</strong>führungspreis verlängert<br />

bis 30.06.<strong>2003</strong>!<br />

Die E<strong>in</strong>heitsübersetzung im handlichen Großformat mit deutlich größerem<br />

Schriftbild. Mit hilfreichen Kurze<strong>in</strong>führungen zu den biblischen <strong>Bücher</strong>n, mit<br />

Angabe aller biblischen Verweis- und Parallelstellen, komplettiert mit umfangreichen<br />

Registern sowie zahlreichen Karten zum besseren Verständnis <strong>der</strong><br />

Bibeltexte. E<strong>in</strong>drucksvolle Farbtafeln führen die Landschaften, kulturellen<br />

Zeugnisse und Stätten des Heiligen Landes vor Augen.<br />

Dank ihres übersichtlichen und klaren Schriftbildes eignet sich diese neue<br />

Ausgabe vor allem als solide Arbeits- und Studienbibel, ebenso als kostbares<br />

Geschenk von bleibendem Wert.<br />

Europreis Österreich [A] = unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung · Unsere <strong>Bücher</strong> erhalten Sie <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Buchhandlung o<strong>der</strong><br />

bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Her<strong>der</strong> AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1<br />

Die große Bibel<br />

E<strong>in</strong>heitsübersetzung<br />

Altes und Neues Testament<br />

17,5 x 27,8 cm, XII + 1464 Seiten,<br />

Bibeldünndruckpapier, mit 32 Farbtafeln<br />

und e<strong>in</strong>er achtseitigen Familienchronik,<br />

mit Lesebändchen, gebunden<br />

mit Schutzumschlag<br />

E<strong>in</strong>führungspreis bis 30. Juni <strong>2003</strong>:<br />

E 49,90 /SFr 83.– /e[A] 51,30<br />

danach: E 58,–<br />

SFr 96.– /e[A] 59,70<br />

ISBN 3-451-28003-5<br />

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7<br />

Geheime Energie<br />

Zur Geschichte <strong>der</strong> tschechischen<br />

Untergrundkirche<br />

Von Gefängniszelle zu Gefängniszelle<br />

wan<strong>der</strong>te die Theologie-Vorlesung, auf<br />

Late<strong>in</strong>, im Morsealphabet. Auf Papierzetteln<br />

wurde e<strong>in</strong>e christliche Wochenzeitschrift<br />

unter Gefangenen verbreitet. Im Lager<br />

wie <strong>in</strong> Privatwohnungen entstanden<br />

Untergrund-Universitäten. Erschüttert<br />

und fasz<strong>in</strong>iert zugleich liest man im vorliegenden<br />

Buch über die geheime Energie-<br />

Welt <strong>der</strong> verborgenen, von den Kommunisten<br />

zum Schweigen gebrachten Kirche <strong>der</strong><br />

Tschechoslowakei, die alles an<strong>der</strong>e als<br />

schwieg. Mit Zähigkeit und Phantasie<br />

überwanden Laien, Priester, Bischöfe ihre<br />

Todesangst, um Gott die Ehre zu geben –<br />

und dem religiösen Menschen.<br />

Ondřej Liška, e<strong>in</strong> junger Politik- und<br />

Religionswissenschaftler, zeichnet den<br />

hochdramatischen Leidensweg durch<br />

fast e<strong>in</strong> halbes Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong> vielen Facetten<br />

nach. Beson<strong>der</strong>es Gewicht legt <strong>der</strong><br />

Verfasser auf die Aktivitäten zum Aufbau<br />

verborgener Kirchenstrukturen, <strong>der</strong>en<br />

Stärken, aber auch Schwächen – und davon<br />

ausgehende Irritationen unter den<br />

Gläubigen. Die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten<br />

<strong>der</strong> vatikanischen Außen-Kirchen-Politik<br />

werden gleichfalls beleuchtet.<br />

Ausführlich beschreibt <strong>der</strong> Autor die<br />

„Ko<strong>in</strong>ótés“-Basisbewegung. Sie bildete<br />

sich um e<strong>in</strong>en gegenüber jedwe<strong>der</strong> – auch<br />

kirchlicher – Autorität wi<strong>der</strong>spenstigen,<br />

zweifellos „schwierigen“ und eigenwilligen,<br />

doch außergewöhnlich dynamischgeistreichen<br />

Priester und Intellektuellen:<br />

Felix Maria Davídek (1921 bis 1988). Er<br />

hatte nach <strong>der</strong> Priesterweihe 1945 ohne<br />

bischöfliche Erlaubnis noch <strong>in</strong> Psychologie<br />

promoviert, verschiedene Naturwissenschaften<br />

und Mediz<strong>in</strong> studiert, e<strong>in</strong>e<br />

Praxis eröffnet. Von <strong>der</strong> evolutionären<br />

Welt- und Glaubenssicht Teilhard de<br />

Chard<strong>in</strong>s war er fasz<strong>in</strong>iert. Davidek, <strong>der</strong><br />

aufgeschlossene Reformer, wollte nicht<br />

nur das <strong>Christ</strong>liche gegen die Prager<br />

Machthaber retten, son<strong>der</strong>n zugleich –<br />

noch vor dem Konzil – die geistige Enge<br />

e<strong>in</strong>es klerikalistisch-kultisch erstarrten<br />

Katholizismus <strong>in</strong> Mähren aufbrechen.<br />

Nach dem Scheitern des Prager Frühl<strong>in</strong>gs<br />

fürchtete er die völlige Liquidierung <strong>der</strong><br />

Kirche. Er ließ sich – nicht ohne trickreiche<br />

W<strong>in</strong>kelzüge – zum Geheimbischof<br />

weihen, weihte selbst etliche weitere<br />

Bischöfe und Priester, darunter verheiratete.<br />

Sogar e<strong>in</strong>ige Frauen berief er <strong>in</strong>s<br />

geistliche Amt und übertrug Führungsverantwortung<br />

an e<strong>in</strong>e „Generalvikar<strong>in</strong>“.<br />

Nach 1989 ist <strong>in</strong> menschlich wie rechtlich<br />

und kirchenpolitisch schwierigen Verhandlungen<br />

versucht worden, für jene<br />

Geheimpriester im late<strong>in</strong>ischen und griechisch-katholischen<br />

Ritus e<strong>in</strong>e „gerechte“<br />

Lösung zu f<strong>in</strong>den.<br />

Namen s<strong>in</strong>d Menschen. Das Buch läßt<br />

e<strong>in</strong> dunkles Kapitel <strong>der</strong> tschechischen<br />

Geschichte wie<strong>der</strong>erstehen, von dem e<strong>in</strong><br />

großer Teil <strong>der</strong> Gesellschaft, die nun <strong>in</strong><br />

die Freiheit <strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>tritt, nichts wissen<br />

möchte. Doch kann sich Europa se<strong>in</strong>er<br />

kulturell-religiösen Barbareien nicht entledigen.<br />

Das Buch hilft, wie Vaclav Havel<br />

verlangte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrheit zu leben.<br />

Johannes Röser<br />

Ondřej Liška<br />

„Jede Zeit ist Gottes Zeit“<br />

Die Untergrundkirche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />

(Benno Verlag, Leipzig <strong>2003</strong>, 224 S., ca. 14,90 €).<br />

Grautöne<br />

Die Päpste und die Hexen<br />

„Geht zu den Quellen! Wir haben ke<strong>in</strong>e<br />

Angst vor <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Dokumente“.<br />

Diese Worte, die Papst Leo XIII.<br />

1884 an e<strong>in</strong>e deutsche Historiker-Vere<strong>in</strong>igung<br />

richtete und die 1998 bei <strong>der</strong> Öffnung<br />

des Archivs des Heiligen Offiziums<br />

für die Forschung (für den Zeitraum bis<br />

1903) von Kard<strong>in</strong>al Ratz<strong>in</strong>ger zitiert wurden,<br />

werden <strong>in</strong> diesem Buch e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

bestätigt.<br />

In vierzehn Kapiteln, von denen sich<br />

die ersten sieben mit dem Zeitraum vom<br />

11. bis zum Beg<strong>in</strong>n des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

befassen und die an<strong>der</strong>en dem 16. bis<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t gewidmet s<strong>in</strong>d, wird die<br />

landläufige Vorstellung von den Päpsten<br />

und ihren Inquisitoren geprüft, wonach<br />

sie zahlreiche unschuldige Frauen und<br />

Männer als Hexen auf den Scheiterhaufen<br />

verbrennen ließen. Für die mittelalterliche<br />

päpstliche und bischöfliche Inquisition<br />

ergibt sich e<strong>in</strong>e Zahl deutlich unter 1000<br />

Menschen, die wegen Hexerei verbrannt<br />

wurden. Der Wert für die neuzeitliche,<br />

1542 gegründete römische Inquisition<br />

liegt unter 100. Im spanischen (und portugiesischen)<br />

Kolonialreich, „<strong>in</strong> dem die<br />

Gottesk<strong>in</strong>d<br />

E<strong>in</strong> Glaubensbild macht Geschichte<br />

Von früh an leiteten die <strong>Christ</strong>en von<br />

Jesus, dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>freund, „e<strong>in</strong>e Wertschätzung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

alten Welt bis dah<strong>in</strong> beispiellos war“. Die<br />

Sozialgeschichte <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit und <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist ohne die biblisch-christlichen<br />

Impulse nicht zu denken: Verbot von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>aussetzung und Abtreibung, Hilfe<br />

für Waisenk<strong>in</strong><strong>der</strong>, umfassende K<strong>in</strong><strong>der</strong>bildung<br />

bis h<strong>in</strong> zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechtskonvention<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen.<br />

Seit dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t – immerh<strong>in</strong><br />

– gilt K<strong>in</strong>dheit immer weniger als bloß<br />

mangelhafte Vor- und Durchgangsstufe<br />

zum Erwachsenense<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n als Dase<strong>in</strong>sform<br />

mit eigenen Qualitäten und<br />

Rechten. Es ist bee<strong>in</strong>druckend und lehrreich,<br />

wie <strong>der</strong> Kirchengeschichtler Hubertus<br />

Lutterbach <strong>der</strong> Wirkgeschichte ei-<br />

Sonne nicht unterg<strong>in</strong>g“ wurden zwischen<br />

1500 und 1800 mit 58 wegen Hexerei h<strong>in</strong>gerichteten<br />

Personen weniger Hexen umgebracht<br />

als <strong>in</strong> vielen kle<strong>in</strong>eren und mittleren<br />

katholischen wie protestantischen<br />

Territorien Deutschlands!<br />

Auch die römische Inquisition hat<br />

ke<strong>in</strong>e Massenverfolgungen durchgeführt.<br />

Denn sie arbeitete mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Hexenbegriff<br />

als dem, <strong>der</strong> nördlich <strong>der</strong> Alpen<br />

zwischen 1560 und 1700 die Prozeßlaw<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> Gang setzte: Es g<strong>in</strong>g dabei kaum<br />

um Hexenflug und -sabbat sowie Teufelsbuhlschaft,<br />

son<strong>der</strong>n eher um Schadenszauber,<br />

Teufelspakt und vor allem Nekromantie.<br />

Der Skepsis gegenüber dem<br />

Hexensabbat und dem klugen Rechtsbewußtse<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> römischen, spanischen und<br />

portugiesischen Inquisitoren, wonach<br />

reumütige Ersttäter Anspruch auf Milde<br />

hatten, ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ate Umgang mit Magie<br />

und Magiern <strong>in</strong> den südeuropäischen<br />

Katholizismen zu verdanken. Jenseits <strong>der</strong><br />

schwarzen wie <strong>der</strong> rosa Legende macht<br />

dieses lesenswerte, gut dokumentierte<br />

Buch auf die vielen verschiedenartigen<br />

Grautöne aufmerksam und belegt so den<br />

Nutzen des Quellenstudiums.<br />

Mariano Delgado<br />

Ra<strong>in</strong>er Decker<br />

„Die Päpste und die Hexen“<br />

Aus den geheimen Akten <strong>der</strong> Inquisition (Primus<br />

Verlag, Darmstadt <strong>2003</strong>, 184 S., 24, 90 €).<br />

nes vernachlässigten Zentralmotivs –<br />

Gottesk<strong>in</strong>dschaft – nachspürt, ungeme<strong>in</strong><br />

belesen und mit höchst aufschlußreichem<br />

Bildmaterial. Orig<strong>in</strong>ell ist zum Beispiel<br />

von <strong>der</strong> Symbolik <strong>der</strong> Taufe die<br />

Rede – als Ort <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt und des<br />

fortdauernden Jungse<strong>in</strong>s.<br />

Sehr wichtig ist das Kapitel „Der<br />

Mönch als bevorzugtes K<strong>in</strong>d Gottes“.<br />

Denn „das mit sexueller Re<strong>in</strong>heit und<br />

liturgischem Dienst am Heiligtum verbundene<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>ideal“ führte durchaus<br />

auch zu Ambivalenzen, vor allem zu<br />

e<strong>in</strong>er Art Zweiklassen-Gesellschaft zwischen<br />

„normalen“ Gottesk<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

den „beson<strong>der</strong>en“ im Kloster.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> (Frauen-)Mystik<br />

gibt wichtige Impulse: geistliche Vaterund<br />

Mutterschaft, Weihnachtsmystik<br />

und geistliche Schwangerschaft; im<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t schließlich die Jesus-<br />

K<strong>in</strong>d-Verehrung, etwa bei Bérulle und<br />

Fénelon, und gleichzeitig die pädagogische<br />

Hochschätzung des K<strong>in</strong>des bei Pestalozzi<br />

und an<strong>der</strong>en; schließlich das<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Familienideal <strong>der</strong> Romantik<br />

und das Kirchenverständnis e<strong>in</strong>er<br />

(freilich abgeschotteten) Familie <strong>der</strong><br />

Gottesk<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Auch im ultramontanen <strong>Christ</strong>entum<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gehen, wie durchgängig<br />

<strong>in</strong> dieser aufregenden Geschichte<br />

<strong>der</strong> Gottesk<strong>in</strong>dschaft, die Entstehung<br />

motivischer Leitbil<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Verwirklichung<br />

Hand <strong>in</strong> Hand, zum Beispiel<br />

<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Kongregationen zur<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>fürsorge.<br />

Es ist bewun<strong>der</strong>nswert, wie kenntnisreich<br />

und differenziert Lutterbach e<strong>in</strong>en<br />

längsschnittartigen Durchblick durch die<br />

gesamte <strong>Christ</strong>entumsgeschichte gibt,<br />

neuere Ansätze <strong>der</strong> Metaphernforschung<br />

nutzend. Die Arbeit schließt nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e empf<strong>in</strong>dliche Forschungslücke. Sie<br />

eröffnet neue Perspektiven, um e<strong>in</strong>e<br />

Schlüsselkategorie des <strong>Christ</strong>lichen –<br />

jenseits von Infantilisierung und Erwachsenenstreß<br />

– wie<strong>der</strong>zuentdecken,<br />

zum Beispiel für e<strong>in</strong>e dr<strong>in</strong>gend gebotene<br />

Entwicklungstheologie des Glaubens, die<br />

auf die Rhythmen <strong>der</strong> <strong>Christ</strong>werdung<br />

und die unterschiedlichen Glaubensalter<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Biographie achtet.<br />

Gotthard Fuchs<br />

Hubertus Lutterbach<br />

„Gottesk<strong>in</strong>dschaft“<br />

Zur Kultur- und Sozialgeschichte e<strong>in</strong>es christlichen<br />

Ideals (Verlag Her<strong>der</strong>, Freiburg <strong>2003</strong>,<br />

483 S., 45,– €).<br />

Oldenbourg Verlag St. Benno Verlag Paulusverlag<br />

München Wien Leipzig Freiburg (CH)<br />

Orientierung im Glaubensleben<br />

Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche<br />

Neuauflage gemäß <strong>der</strong> Lat<strong>in</strong>a Catechismi Catholicae Ecclesiae typica editio<br />

<strong>2003</strong>. 824 S.<br />

Hardcover mit CD-ROM € 36,80 / Brosch. € 19,80<br />

1997 erschien die Lat<strong>in</strong>a Catechismi Catholicae<br />

Ecclesiae typica editio als authentische Ausgabe<br />

des Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche. Die<br />

deutsche Neuausgabe berücksichtigt alle redaktionellen<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Editio typica. Die<br />

Än<strong>der</strong>ungen betreffen u.a. die Reichweite des<br />

kirchlichen Lehramts, den Begriff <strong>der</strong> lässlichen<br />

Sünde, die Heiligung des Sonntags, Homosexualität,<br />

Unauflöslichkeit <strong>der</strong> Ehe, Organverpflanzung,<br />

Todesstrafe. Benutzerfreundlich ist die<br />

Ausgabe durch Angabe <strong>der</strong> im Sprachgebrauch<br />

e<strong>in</strong>gebürgerten Dokumentennamen, zusätzlich zu<br />

den Nummern <strong>der</strong> Acta Apostolicae Sedis (AAS).<br />

Erweitert s<strong>in</strong>d die Quellenh<strong>in</strong>weise, neu das<br />

Register <strong>der</strong> zitierten Stellen und das Sachregister.<br />

Die CD-Rom unterstützt das Suchen und F<strong>in</strong>den<br />

von Wörtern und Zitaten. Auch als günstige<br />

Broschur ohne CD-ROM erhältlich.


8<br />

Gewiß?<br />

Das Gewissen zwischen<br />

Freiheits- und Wahrheitsanspruch<br />

Dialog<br />

Wortmeldung<br />

Joseph Kard<strong>in</strong>al Ratz<strong>in</strong>ger<br />

Glaube – Wahrheit – Toleranz<br />

Das <strong>Christ</strong>entum und die Weltreligionen<br />

224 S., geb. mit Schutzumschlag<br />

O 16,90 /SFr 29.60 /s[A] 17,40<br />

ISBN 3-451-28110-4<br />

In je<strong>der</strong> Buchhandlung<br />

www.her<strong>der</strong>.de<br />

„<strong>Bücher</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ wird herausgegeben<br />

von <strong>der</strong> Wochenzeitschrift „<strong>Christ</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“, Freiburg i. Br., <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit dem Katholischen<br />

Medienverband, Adenauerallee 176,<br />

D-53113 Bonn – Redaktionell verantwortlich:<br />

Johannes Röser. Verantwortlich<br />

für Anzeigen: Bett<strong>in</strong>a Schill<strong>in</strong>ger,<br />

Verlag Her<strong>der</strong> /Abt. 220, Postfach,<br />

D-79080 Freiburg i. Br. – Titel und Preise<br />

entsprechen dem Stand bei Redaktionsschluß.<br />

– „<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“<br />

Abonnentenservice: (07 61) 27 17-422<br />

o<strong>der</strong> -379 – Herstellung: Verlag Her<strong>der</strong>,<br />

Freiburg.<br />

Das Buch des Freiburger Moraltheologen<br />

Eberhard Schockenhoff ist e<strong>in</strong>e erweiterte<br />

Neufassung e<strong>in</strong>er Monographie<br />

zum Gewissen, <strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> Autor die<br />

biblischen und geschichtlichen H<strong>in</strong>tergründe<br />

theologischer Gewissens<strong>in</strong>terpretation<br />

differenziert und ansprechend<br />

darlegt. Es betont gegenüber <strong>der</strong> „Verdunkelung“<br />

<strong>der</strong> Gewissen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

säkularisierten Gesellschaft heute (vor<br />

allem <strong>in</strong> bezug auf den Lebensschutz)<br />

die B<strong>in</strong>dung des Gewissens an die Wahrheit.<br />

Diese Wahrheit wird als personale<br />

Gewissenserfahrung, die sich im christlichen<br />

Lebensentwurf entfaltet, näher beschrieben<br />

und <strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> Gewissensdeutung Kard<strong>in</strong>al<br />

Newmans reich und e<strong>in</strong>drucksvoll dargelegt.<br />

Vor allem unter Berufung auf die<br />

Erklärung des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils zur Religionsfreiheit wird die<br />

Spannung zwischen Freiheit und Wahrheit<br />

mit <strong>der</strong> Enzyklika „Veritatis<br />

splendor“ als entscheidendes Problem<br />

heutiger Gewissens<strong>in</strong>terpretation identifiziert.<br />

Die Lösung dieser Spannung bleibt<br />

aber trotz vieler detailreicher Analysen<br />

etwa zur Fehlbarkeit des Gewissens o<strong>der</strong><br />

zur Wahrheit als S<strong>in</strong>nerfüllung <strong>der</strong> Freiheit<br />

eher unklar. Der Verweis auf die Kirchenkonstitution<br />

und das Dokument zur<br />

Religionsfreiheit überträgt die B<strong>in</strong>dung<br />

des christlichen Gewissens an den e<strong>in</strong>en<br />

Gott auf die ethischen Fragen mo<strong>der</strong>ner<br />

technischer Welt. Die Rolle <strong>der</strong> Gewissensfreiheit<br />

für die Suche nach <strong>der</strong> Wahrheit<br />

<strong>in</strong> ethischen Fragen angesichts komplexer<br />

Wirklichkeitserfahrung, wie sie<br />

deutlicher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pastoralkonstitution erläutert<br />

ist, verblaßt vor dem Anspruch<br />

<strong>der</strong> explizit religiösen Glaubenswahrheiten.<br />

So bleibt e<strong>in</strong> zwiespältiges Bild: Auf<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite wird zum Beispiel die<br />

Inanspruchnahme mo<strong>der</strong>ner Befruchtungstechniken<br />

(damit wohl auch <strong>der</strong> Invitro-Fertilisation)<br />

zur Gewissenssache<br />

erklärt. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite werden die<br />

Moraltheologen, die aufgrund ihrer personal-dynamischen<br />

Ethikkonzepte mit<br />

<strong>der</strong> Verkündigung des Lehramtes <strong>in</strong> ethischen<br />

Fragen Schwierigkeiten hatten, kritisiert.<br />

Josef Römelt<br />

Eberhard Schockenhoff<br />

„Wie gewiß ist das Gewissen?“<br />

E<strong>in</strong>e ethische Orientierung (Verlag Her<strong>der</strong>,<br />

Freiburg <strong>2003</strong>, 245 S., 19, 90 €).<br />

Nach dem Tod<br />

Juden, Griechen und Ägypter entwickelten<br />

über die Zeit nach dem irdischen<br />

Leben Phantasien und Lehren, die<br />

geprägt waren von dunklen und hellen<br />

Sphären. Bernhard Lang spannt den Bogen<br />

von <strong>der</strong> Antike über das Mittelalter bis<br />

<strong>in</strong> die Neuzeit, von <strong>der</strong> komplexen Welt<br />

vieler Götter und von den mit Ideen beladenen<br />

Bil<strong>der</strong>n und Träumen des mittelalterlichen<br />

<strong>Christ</strong>entums bis h<strong>in</strong> zum Leugnen<br />

des Jenseitsglaubens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit.<br />

Zur „Rettung des Himmels“ riefen mo<strong>der</strong>ne<br />

Theologen auf, doch ihre Formulierungen<br />

s<strong>in</strong>d sehr vorsichtig, wie Friedrich<br />

Beißner me<strong>in</strong>te: das Jenseits sei die „heilende<br />

Aufbewahrung des hier gelebten Lebens“<br />

durch Gott. Lang hat <strong>in</strong> knapper<br />

Form e<strong>in</strong> sehr anregendes Buch verfaßt.<br />

Wenn man wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>tritt<br />

✄<br />

Jede Woche Neues<br />

zum religiösen Leben.<br />

Spirituell, <strong>in</strong>formativ,<br />

unabhängig.<br />

Ja, senden Sie mir bitte kostenlos die nächsten vier Ausgaben von „<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Gegenwart</strong>“. Nur wenn ich danach „<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ nicht regelmäßig lesen<br />

möchte, werde ich Ihnen dies <strong>in</strong>nerhalb von e<strong>in</strong>er Woche nach Erhalt <strong>der</strong> dritten Ausgabe<br />

mitteilen.<br />

„<strong>Christ</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong>“ ersche<strong>in</strong>t wöchentlich und kostet im regelmäßigen Bezug<br />

halbjährlich € 32,– (für Studierende € 22,–) zuzüglich Versandkosten.<br />

Vor- und Zuname<br />

Straße<br />

<strong>Christ</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

12<br />

55. Jahrgang<br />

Freiburg<br />

23. März <strong>2003</strong><br />

E<strong>in</strong>zelpreis 1.60 €<br />

Musik – cool und spirituell<br />

„Deutschland sucht den Superstar“ und „Vorentscheidung<br />

zum Grand-Prix“: Die medienwirksamen<br />

Veranstaltungen haben zuletzt e<strong>in</strong> erstaunlich begeisterungsfähiges<br />

Publikum vor die Fernsehgeräte geholt.<br />

Bis zu neunzehn Mi lionen Zuschauer verfolgten<br />

jene populären Musik-Inszenierungen, darunter<br />

viele junge Zuschauer. Über Qualität und Charakter<br />

dieser „Events“ läßt sich tre flich streiten. Doch<br />

um e<strong>in</strong>e Erkenntnis wird man nicht herumkommen:<br />

Musik bestimmt grundlegend die Lebensgefühle<br />

<strong>der</strong> Menschen von heute, als E<strong>in</strong>zelne wie auch <strong>in</strong><br />

den spontan selbstgewählten Geme<strong>in</strong>schaften<br />

und Freundeskreisen. Die elektronische Speicherung<br />

und Übertragung macht es möglich, daß Musik<br />

zu dem Massen-Kulturphänomen schlechth<strong>in</strong><br />

geworden ist, wie nie zuvor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte.<br />

Lebensgefühle – das wissen wir aus <strong>der</strong> Inkulturationsgeschichte<br />

des <strong>Christ</strong>entums – bestimmen<br />

wesentlich die Glaubensgefühle, die Fähigkeit zum<br />

Glauben. Doch das Verhältnis zwischen mo<strong>der</strong>ner<br />

(Pop-)Musik o<strong>der</strong> anspruchsvo ler zeitgenössischer<br />

ernster Musik und <strong>der</strong> Religion ist ambivalent. Das<br />

bestätigt auch e<strong>in</strong>e Umfrage unter Jugendlichen<br />

zum Berl<strong>in</strong>er Kirchentag: Musik steht zuoberst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Liste von Wünschen, die Religion und Glauben<br />

anziehend machen: „aber bi te mo<strong>der</strong>n“. Jugendliche<br />

akzeptieren sogar im säkularen Umfeld erstaunlich<br />

o fen, wenn beim Konzert, beim Tanz Botschaften<br />

vermi telt werden, die geistig-geistliche<br />

Wegweisung enthalten. Das Interesse an solchen<br />

spiritue len Erfahrungen ist recht wach. Es muß allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>der</strong> Generation entsprechend „cool“ se<strong>in</strong>,<br />

also anregend, aufregend, spielerisch, witzig, auch<br />

religiös frech. Der Titel „Woran glaubst du?“ <strong>der</strong><br />

Popgruppe „Beatbetrieb“, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> <strong>Christ</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d, erreichte bei <strong>der</strong> Grand-Prix-Ausscheidung –<br />

erstaunlich – den zweiten Platz. Und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Doppeldeutigkeit<br />

war <strong>der</strong> Song durchaus religiös-christlich<br />

geme<strong>in</strong>t, <strong>der</strong> sprachlich und musikalisch die<br />

meisten übrigen Konkurrenztitel deutlich an Qualität<br />

überragte. Zum Event gehörte auch, daß sich Fans<br />

<strong>der</strong> Gruppe, meist aus evangelischen und freikirchlichen<br />

Geme<strong>in</strong>den, an mehr als 200 Orten trafen, um<br />

para lel zur Ausscheidung zu feiern und zu „voten“,<br />

also ihre Stimme abzugeben.<br />

Gibt es e<strong>in</strong>e neue We le des christlichen Pop, wie<br />

er <strong>in</strong> den siebziger Jahren vom Musical „Jesus<br />

<strong>Christ</strong> Superstar“ ausgelöst wurde? Das wäre zu<br />

hoch gegri fen. E<strong>in</strong>e Rückkehr des Religiösen im<br />

Pop-Bereich ist gleichwohl erkennbar: Xavier Naidoo,<br />

Judy Bailey o<strong>der</strong> Amy Grant stehen für diese<br />

Entwicklung. Davon gehen auch Signale für die<br />

Jugendarbeit <strong>in</strong> Gese lschaft und Kirche aus. Denn<br />

gut gemachte mo<strong>der</strong>ne Popmusik bahnt sich e<strong>in</strong>en<br />

kaum zu unterschätzenden Weg <strong>in</strong> die Seele. Musik<br />

ist die „coolste“, ja die universalste und direkteste<br />

Art <strong>der</strong> Annäherung an das Heilige – und das ganz<br />

ohne Übersetzungshilfen.<br />

Aus dem Inhalt<br />

92 Über die Verhältnisse<br />

90 Zeitgeschehen: Wird Hans Küng gelebt. Zur Verschuldung des<br />

nun rehabilitiert?<br />

Erzbistums Berl<strong>in</strong><br />

91 Zeitgänge: Im Bann <strong>der</strong><br />

93 Ludger Schwienhorst-<br />

Diplomatie. Politische Psychologie, Schönberger: Freiheit bewahren.<br />

Religion und Irakkonflikt<br />

Auslegung <strong>der</strong> Zehn Gebote, Teil 2<br />

Der Kommentar<br />

Beg<strong>in</strong>ne ich zu reden . . .<br />

94 Wie wir im Geheimen das<br />

Geheimnis feierten. Leser schreiben<br />

zu Eucharistie/Abendmahl<br />

95 Was die Heilige Schrift übers<br />

Chaos und das Böse sagt<br />

96 Erika Lorenz 80 Jahre<br />

Von O to Betz<br />

son<strong>der</strong>n zu <strong>der</strong> Gesprochenheit des Wortes.“ In e<strong>in</strong>er<br />

wun<strong>der</strong>baren Anschaulichkeit hat er e so ausgedrückt:<br />

Im Jahr 1929 wurde Mart<strong>in</strong> Buber e<strong>in</strong>mal gebeten, er „Me<strong>in</strong>en wir e<strong>in</strong> Buch? Wir me<strong>in</strong>en die Stimme. Me<strong>in</strong>en<br />

wir, daß man lesen lernen so l? Wir me<strong>in</strong>en, daß<br />

so le se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung sagen über die Zukunft <strong>der</strong> Zehn<br />

Gebote. Er antwortete auf merkwürdige Weise: „Die man hören lernen so l.“ Wir so len „auf den Weg geraten,<br />

wo die Stimme zu hören ist“.<br />

Zehn Gebote stehen nicht <strong>in</strong> dem personenfreien Kodex<br />

e<strong>in</strong>es Menschenverbandes, son<strong>der</strong>n werden von e<strong>in</strong>em<br />

Ich zu e<strong>in</strong>em Du gesprochen – mit dem Ich be-<br />

gestiftet ist zwischen Gott und den Menschen, zu ver-<br />

Vie leicht ist diese dialogische Verbundenheit, die<br />

g<strong>in</strong>nen sie, und das Du wird <strong>in</strong> jedem persönlich gleichen mit unseren zwischenmenschlichen Beziehungen.<br />

Wenn sich zwei Menschen – o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>e<br />

angeredet.“ Er wo lte <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung entgegentreten, <strong>der</strong><br />

Dekalog sei vor allem als Grundlag e<strong>in</strong>er a lgeme<strong>in</strong>en Gruppe – gefunden haben, wenn sie sich gegenseitig<br />

Moral und e<strong>in</strong>es verb<strong>in</strong>dlichen Rechtssystems zu verstehen.<br />

Se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach muß man sie zunächst men, dann geschieht das um <strong>der</strong> liebenden Verbunden-<br />

verantwortlich fühlen und Verpflichtungen überneh-<br />

e<strong>in</strong>mal als die Rufworte Gottes erhorchen, e<strong>in</strong>es Gottes, heit wi len. Der gegenseitige Respekt, das treue Zusammenstehen<br />

s<strong>in</strong>d die Basis des geme<strong>in</strong>samen Lebens.<br />

<strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong>e anonyme Gese lschaft im Blick hat, son<strong>der</strong>n<br />

menschliche Personen, die namentlich als E<strong>in</strong>zelne<br />

angesprochen werden und auf persönliche Weise ihre ungeschriebenen Verhaltensweisen, aber sie wer-<br />

Auch Liebende, auch Freunde haben ihren „Codex“,<br />

antworten so len.<br />

den sich nicht bewachen und kontrollieren, son<strong>der</strong>n<br />

Nun braucht jede menschliche Gese lschaft verb<strong>in</strong>dliche<br />

Vorschriften, Gebote und Verbote, und genern,<br />

die nicht vergessen werden so l, damit <strong>der</strong> „Bund“<br />

sich höchstens gegenseitig an die Verbundenheit er<strong>in</strong>wöhnlich<br />

werden sie mit e<strong>in</strong>er Strafandrohung verbunden<br />

für die, die sie nicht akzeptieren und nicht E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Liebl<strong>in</strong>gsbil<strong>der</strong> für das Zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> von<br />

lebendig bleibt.<br />

e<strong>in</strong>halten. Dennoch rät uns Mart<strong>in</strong> Buber, die Worte Gott und Mensch ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> biblischen Sprache das von<br />

als Anrufe zu verstehen, als Impulse für unser Leben. <strong>der</strong> Brautschaft und <strong>der</strong> Ehe. Der himmlische Bräutigam<br />

und se<strong>in</strong>e menschliche Braut haben sich verspro-<br />

„An jedem Ort, daran ich me<strong>in</strong>es Namens gedenken<br />

lasse, wi l ich zu dir kommen und dich segnen“, heißt chen und warten auf die hochzeitliche Vere<strong>in</strong>igung.<br />

es im Buch Exodus. Gott weiß um unsere Schwäche Und wenn es d auch Mahnungen gibt und Vorwürfe,<br />

und um die Hilflosigkeit, wenn wir wichtige Entscheidungen<br />

zu tre fen haben, er weiß auch um unsere <strong>der</strong> Zärtlichkeit.<br />

<strong>in</strong>sgesamt überwiegt doch die Sprache <strong>der</strong> Liebe und<br />

Hartherzigkeit. Deshalb werden „Markierungen des Mart<strong>in</strong> Buber und Franz Rosenzweig übersetzten daher<br />

die Worte so: „Ich b<strong>in</strong> de<strong>in</strong> Gott, <strong>der</strong> dich führte aus<br />

rechten Lebens“ gesetzt, aber nicht abstrakt und unpersönlich,<br />

son<strong>der</strong>n mit warmer Anteilnahme und dem Land Ägypten, aus dem Land <strong>der</strong> Dienstbarkeit. –<br />

Fürsorge.<br />

Nicht sei dir an<strong>der</strong>e Gottheit mir <strong>in</strong>s Angesicht... Gedenke<br />

des Tages <strong>der</strong> Feier, ihn zu heiligen ...“<br />

Mart<strong>in</strong> Buber hat e<strong>in</strong>mal gesagt, er sehe se<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

nicht dar<strong>in</strong>, zu e<strong>in</strong>er Buchro le h<strong>in</strong>zuführen, Es wird also daran er<strong>in</strong>nert, daß die Menschen e<strong>in</strong>e<br />

„nicht e<strong>in</strong>mal zu den Ste<strong>in</strong>tafeln, auf die sie e<strong>in</strong>st, nachdem<br />

sie gesprochen waren, ,<strong>der</strong> F<strong>in</strong>ger Gottes‘ grub,<br />

(Fortsetzung auf <strong>der</strong> nächsten Seite l<strong>in</strong>ks<br />

Geschichte mit Gott haben, die nicht vergessen werden<br />

unten)<br />

Aus <strong>der</strong> Tiefe, <strong>in</strong> die Tiefe<br />

Kann Glauben heilen? Dreizehn<br />

Lie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> neuen Solo-CD<br />

„Aus <strong>der</strong> Tiefe .“ erzählen ehrlich<br />

und berührend von <strong>der</strong> turbulenten<br />

Lebensgeschichte <strong>der</strong><br />

Sänger<strong>in</strong> Andrea Adams-Frey<br />

(Bild). Die 35jährige Künstler<strong>in</strong>,<br />

die sich ausdrücklich als <strong>Christ</strong><strong>in</strong><br />

bekennt, s<strong>in</strong>gt von Erfolg, Angst,<br />

Zweifeln, E<strong>in</strong>samkeit, Depression<br />

und Drogensucht und von <strong>der</strong> Begegnung<br />

mit Menschen, die ihr<br />

halfen „aus <strong>der</strong> Tiefe“ herauszukommen.<br />

Nicht auf e<strong>in</strong>en Schlag.<br />

Das ganze war e<strong>in</strong> langer Prozeß.<br />

Nach e<strong>in</strong>er erfolgreichen Drogen-<br />

Therapie lernte sie Kosmetiker<strong>in</strong><br />

und kehrte schließlich zu ihren<br />

musikalischen Wurzeln zurück,<br />

geprägt unter an<strong>der</strong>em durch den Adams-Frey s<strong>in</strong>gt von persönlichen<br />

Schwächen („Ganz unten“)<br />

deutschen Rap-Soul des bekannten<br />

Sängers Xavier Naidoo. Andrea wie von Selbsterkenntnis („Spiegle<strong>in</strong>,<br />

Spiegle<strong>in</strong>“). Bisweilen mündet<br />

ihr Lied <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gebet („Hier<br />

b<strong>in</strong> ich“). Ba laden wechseln ab<br />

mit rockig-kraftvo len Tönen,<br />

künstlerisch auf hohem Niveau,<br />

e<strong>in</strong>e entschiedene Bereicherung<br />

im breiten Feld christlicher Popund<br />

Rockmusik. Der christliche<br />

Glaube wurde <strong>der</strong> Sänger<strong>in</strong> zum<br />

Lebens<strong>in</strong>halt, heilte ihre verletzte<br />

Seele und führte sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Tiefe. Andrea Adam-Frey: „Aus<br />

<strong>der</strong> Tiefe hat Gott mich gezogen,<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe s<strong>in</strong>d diese Lie<strong>der</strong><br />

entstanden.“<br />

Foto: Gerth Medien/Pete Ruppert<br />

www.christ-<strong>in</strong>-<strong>der</strong>-gegenwart.de<br />

Der e<strong>in</strong>e fühlte sich durch unpassende<br />

Worte se<strong>in</strong>es Pfarrers verletzt, dem zweiten<br />

war se<strong>in</strong> Glaube e<strong>in</strong>geschlafen, und<br />

die Dritte hatte die Enge ihrer christlichen<br />

Erziehung nicht mehr ausgehalten.<br />

Sie traten aus ihrer Kirche aus. Doch<br />

mancher dieser Menschen kommt irgendwann<br />

zurück, sehr oft im Alter zwischen<br />

25 und 45. Zwar s<strong>in</strong>d es nicht viele<br />

Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte im Vergleich zu den Austritten,<br />

aber die Gruppe wächst. Doris<br />

Michel-Schmidt, selbst e<strong>in</strong>e „Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>getretene“,<br />

hat Geschichten von Menschen<br />

gesammelt, die e<strong>in</strong>en Weg zurück<br />

<strong>in</strong> die Kirche fanden, darunter Bundesfamilienm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Renate Schmidt.<br />

Die Rückkehrer haben oft e<strong>in</strong>en äußeren<br />

Grund, wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>zutreten.<br />

Jemand möchte zum Beispiel Taufpate<br />

werden o<strong>der</strong> kirchlich heiraten. Bei<br />

den meisten allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t dieser<br />

äußere Anlaß <strong>in</strong>nerlich e<strong>in</strong>e Law<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Gang zu setzen. Der ausgesperrte Glaube<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit wird neu entdeckt.<br />

Das Buch will e<strong>in</strong>e Werbung für den<br />

Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritt se<strong>in</strong>. So gibt die Autor<strong>in</strong><br />

auch H<strong>in</strong>weise zum Ablauf und <strong>in</strong>terviewt<br />

dafür spezialisierte Pfarrer. Doch auch für<br />

nicht unmittelbar Betroffene lesen sich die<br />

Porträts spannend: als überaus vielfältige<br />

Glaubens- und Lebenswege.<br />

Elena Griepentrog<br />

Doris Michel-Schmidt<br />

„Me<strong>in</strong> Weg zurück <strong>in</strong> die Kirche“<br />

Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>getretene berichten (Echter Verlag,<br />

Würzburg <strong>2003</strong>, 134 S., 9, 90 €).<br />

PLZ/Ort<br />

Gratis-<br />

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Bitte e<strong>in</strong>senden: Fax 0761/2717-249 · Verlag Her<strong>der</strong>, D-79080 Freiburg<br />

Uwe Hermann beschreibt die Vorstellungen,<br />

die <strong>in</strong> den Weltreligionen über<br />

e<strong>in</strong> Leben nach dem Tod gepflegt werden.<br />

Die zunächst ganz auf das diesseitige Leben<br />

ausgerichtete Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />

Juden kam erst später auf Gedanken e<strong>in</strong>er<br />

ausgleichenden Gerechtigkeit nach<br />

dem Tod. Die <strong>Christ</strong>en traten <strong>in</strong> die<br />

Nachfolge Jesu e<strong>in</strong>, wenn sie das ewige<br />

Leben nach dem Tod erlangen wollten:<br />

„Ich b<strong>in</strong> die Auferstehung und das Leben“,<br />

verheißt das Johannesevangelium.<br />

Dagegen sagen die neutestamentlichen<br />

Texte erstaunlich wenig über das Schicksal<br />

<strong>der</strong> Menschen, die sich gegen Gott<br />

entscheiden. Bei evangelischen <strong>Christ</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d konkrete Aussagen über das Jenseits<br />

nach Me<strong>in</strong>ung des Verfassers „eher unpopulär“.<br />

Der Islam stellt <strong>in</strong> deutlich ausgeführten<br />

Details schwere Strafen für alle<br />

Gegner Gottes <strong>in</strong> Aussicht. Wer h<strong>in</strong>gegen<br />

den Märtyrertod stirbt, erlangt <strong>in</strong> jedem<br />

Fall das Paradies. Der H<strong>in</strong>duismus sieht<br />

im Tod nichts Endgültiges, son<strong>der</strong>n hält<br />

ihn wie <strong>der</strong> Buddhismus nur für den<br />

Ausgangspunkt zu e<strong>in</strong>er neuen Geburt.<br />

Dieser Kreislauf kann verlassen werden.<br />

Doch woh<strong>in</strong> <strong>der</strong> Weg dann führt, darüber<br />

sagt Buddha nichts. Der Band zeigt<br />

e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>formative und vor allem<br />

prägnante Zusammenfassung für Leser,<br />

die sich grundsätzlich <strong>in</strong>formieren<br />

möchten. Er gew<strong>in</strong>nt an Lebendigkeit<br />

durch zahlreiche Quellentexte.<br />

Ludger Tewes<br />

Bernhard Lang<br />

„Himmel und Hölle“<br />

Jenseitsglaube von <strong>der</strong> Antike bis heute (Verlag<br />

C. H. Beck, München <strong>2003</strong>, 128 S., 7, 90 €).<br />

Uwe Herrmann<br />

„Zwischen Hölle und Paradies“<br />

Todes- und Jenseitsvorstellungen <strong>in</strong> den Weltreligionen<br />

(Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh<br />

<strong>2003</strong>, 159 S., 11, 90 €).<br />

Über zwei Jahrtausende kamen<br />

Schriftsteller, Denker und Mystiker<br />

nicht umh<strong>in</strong>, zu Jesus von Nazaret<br />

Stellung zu beziehen.<br />

Udo Körner <strong>in</strong>terpretiert Texte<br />

von 26 Autor<strong>in</strong>nen und Autoren,<br />

durchleuchtet ihre Urteile und<br />

Vorurteile und gestaltet so e<strong>in</strong><br />

detailreiches, spannungsvolles<br />

und lebendiges Jesus-Mosaik.<br />

Udo Körner<br />

„Zu früh starb jener Hebräer“<br />

E<strong>in</strong> Jesus-Mosaik<br />

144 Seiten, kart., € (D) 10,90<br />

ISBN 3-7917-1835-5<br />

Verlag Friedrich Pustet<br />

D-93008 Regensburg

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