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Energetisch Chinesische Medizin - APM Radloff

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Juli 2010 | Nummer 2<br />

Fachzeitschrift für<br />

<strong>Energetisch</strong><br />

Gemeinsames Organ<br />

Verband energetische<br />

Therapie Schweiz<br />

www.vet-int.ch<br />

<strong>Chinesische</strong><br />

<strong>Medizin</strong><br />

Stressbewältigung<br />

GV


Kurstermine 2011<br />

Grundkurse Weiterbildung<br />

A Kurse<br />

B Kurse<br />

B1 Kurse<br />

Peter Jeker<br />

Peter Jeker<br />

Peter Jeker<br />

28.02.11 – 04.03.11 21.02.11 – 25.02.11 24.01.11 – 28.01.11<br />

06.06.11 – 10.06.11 13.06.11 – 17.06.11 16.05.11 – 20.05.11<br />

29.08.11 – 02.09.11 05.09.11 – 09.09.11 24.10.11 – 28.10.11<br />

21.11.11 – 25.11.11 12.12.11 – 16.12.11<br />

B2 Kurse<br />

C Kurse<br />

C1 Kurse<br />

Peter Jeker<br />

Peter Jeker<br />

Peter Jeker<br />

04.04.11 – 08.04.11 21.03.11 – 25.03.11 09.05.11 – 13.05.11<br />

08.08.11 – 12.08.11 22.08.11 – 26.08.11 Prüfung – 14.05.11<br />

05.12.11 – 09.12.11 17.10.11 – 21.10.11<br />

Prüfung – 22.10.11<br />

Methodenspezifische Fortbildungen<br />

Die Wandlungsphasen 1<br />

Die Wandlungsphasen 2<br />

Skoliosebehandlung<br />

In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />

In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong> In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />

Peter Jeker und Reinhard Bayerlein Peter Jeker und Reinhard Bayerlein Peter Jeker<br />

04.11.11 – 06.11.11 20.01.11 – 22.01.11 02.05.11 – 03.05.11<br />

Alarm- und Zustimmungspunkte<br />

Segmentale Zuordnung<br />

Behandlungsstrategien<br />

In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />

Peter Jeker<br />

In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />

Peter Jeker<br />

In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />

Peter Jeker<br />

20.06.11 – 22.06.11 03.09.11 – 04.09.11 31.03.11 – 02.04.11<br />

Refresher - Kurs<br />

Peter Jeker<br />

Einführungskurs<br />

Ohr-Reflexzonen-Kontrolle<br />

Nach <strong>Radloff</strong><br />

Peter Jeker<br />

14.11.2011 – 18.11.2011 18.02.11 – 19.02.11<br />

Alle methodenspezifischen Fortbildungen gelten als Fortbildungsnachweis für die VeT-Therapeutenliste<br />

Anmeldung und weitere Informationen: Lehrinstitut <strong>Radloff</strong> – Bachstrasse 72 – CH-5034 Suhr - tel+41(0)62 825 04 55<br />

– kurse@radloff.ch www.radloff.ch<br />

Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg - 5025Asp bei Aarau – tel+41 (0) 62 878 16 46 – info@herzberg.org<br />

- www.herzberg.org<br />

26<br />

27


INHALT<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

VORWORT<br />

Editorial 2<br />

GV 3<br />

FACHARTIKEL<br />

Psychische Störung 5<br />

Stressbewältigung durch künstlerische Betätigung 10<br />

Entspannungstechniken auf Basis der chinesischen <strong>Medizin</strong> 13<br />

Anmerkungen und Überlegungen zur Becken- und Wirbelsäulenbehandlung 15<br />

Anatomie in der chinesischen <strong>Medizin</strong> 20<br />

Die <strong>APM</strong> im Rahmen der energiemedizinischen Betrachtung 22<br />

ERNÄHRUNG<br />

5 Wandlungsphasen in der Ernährung 28<br />

Gemüse und Wandlungsphasen 30<br />

KONGRESS<br />

Rothenburg 32<br />

Neues aus der Wissenschaft 34<br />

3-LÄNDER FORUM<br />

Breite Stütze der Verbände für OdA HTTC 40<br />

Passerelle KT - ein lohnender Prozess 41<br />

AUS DEN LÄNDERN 43<br />

Fast alle Artikel und Publikationen in diesem Heft wurden in männlicher (grammatikalisch) Form abgefasst, es sind aber<br />

selbstverständlich auch die weiblichen Therapeutinnen etc. damit gemeint.


VORWORT<br />

Editorial<br />

Die berufspolitische Entwicklung in der Schweiz und<br />

auch in anderen europäischen Ländern beinhaltet viele<br />

neue Chancen für unsere Methode, wobei die möglichen<br />

Gefahren nicht übersehen werden dürfen. Trotzdem ist<br />

es wichtig nicht zu resignieren und sich mit der Darstellung<br />

unserer Methode den Forderungen der Verbände<br />

und der Politik zu stellen.<br />

Obwohl ich persönlich dies für überaus wichtig finde,<br />

genügt es natürlich nicht, dass die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> nur<br />

über philosophische Grundlagen definiert wird. Vielmehr<br />

benötigt unsere Methode einen neurophysiologischen<br />

und biomechanischen Unterbau der hilft, Wirksamkeit<br />

und Bedeutung der Behandlungsweise zu verstehen und<br />

wissenschaftlich darzustellen. Verband und Schule leisten<br />

hier ja seit Jahren eine hervorragende Arbeit. Auch<br />

K. <strong>Radloff</strong> hat hier alle Voraussetzungen bereitgestellt,<br />

um die <strong>APM</strong> nach biomechanischen und neurophysiologischen<br />

Annahmen zu beschreiben, die wissenschaftlich<br />

akzeptabel sind. Über die biomechanische Darstellung<br />

braucht an dieser Stelle nicht viel gesagt zu werden. Im<br />

Bereich der Neurophysiologie können viele aktuelle Untersuchungen<br />

zur Akupunktur, auf die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong><br />

übertragen werden. Weiter basieren die segmentalen<br />

Betrachtungen, die in der <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> zur Anwendung<br />

kommen, ebenfalls auf allgemein wissenschaftlich<br />

anerkannten Hypothesen. So stellt auch das von Wancura-Kampik<br />

veröffentlichte Buch „Segment-Anatomie“<br />

(Elsevier) sowie der sich von denselben Autoren in Vorbereitung<br />

befindliche „Atlas der Segment-Akupunktur“<br />

(Elsevier) einen Schritt in die richtige Richtung dar.<br />

Wenn es gelingt, diese wissenschaftlichen Hintergründe<br />

für die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> zu definieren, wäre es sicher ein<br />

sinnvoller Schritt. Auch auf dem Kongress in Rothenburg<br />

war Wissenschaftlichkeit wieder ein Thema. Ich hoffe,<br />

dass die Teilnehmer wieder viele neue Impulse aus dem<br />

tollen Rothenburger TCM-Kongress mitnehmen konnten,<br />

und wünsche an dieser Stelle einen guten und erholsamen<br />

Start in den wohlverdienten Urlaub.<br />

Ihr R.Bayerlein ECM<br />

Reinhard Bayerlein<br />

Fachbeiträge<br />

Imelda <strong>Radloff</strong> In-Albon<br />

Koordination<br />

Redaktionsmitglied<br />

Harald Reiterer<br />

Redaktionsmitglied<br />

2011<br />

Generalversammlung<br />

Die Generalversammlung<br />

findet am<br />

9. April 2011 statt.<br />

Bitte vormerken!<br />

2


VERBAND<br />

GENERALVERSAMMLUNG<br />

Imelda <strong>Radloff</strong> verabschiedet<br />

Wie schon vor einem Jahr angekündigt hat Imelda <strong>Radloff</strong><br />

ihre Präsidentschaft im Verband nach fast 25 Jahren<br />

zurückgelegt. Neu gewählter VeT-Präsident ist der<br />

53-jährige Harald Reiterer, der schon seit dem Vorjahr<br />

dem Vorstand angehört. Die 27. ordentliche Generalversammlung<br />

des VeT am 19. Juni in Winterthur stand<br />

neben geschäftsmässigen Aufgaben im Zeichen dieses<br />

Führungswechsels.<br />

die Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong> noch bekannter<br />

zu machen und in der Berufsentwicklung zu festigen. Als<br />

Therapeut hat der neue Präsident seine eigene Praxis in<br />

Schaan in Liechtenstein, hat die Passerelle zum Komplementärtherapeut<br />

absolviert und ist seit 3 Jahren auch<br />

Dozent für <strong>APM</strong> mit Kursen an verschiedenen Schulen<br />

und Bildungseinrichtungen, wie dem Weiterbildungszentrum<br />

Melchtal, dem VDMS und Bodyfeet tätig. Berufspolitisch<br />

ist er bereits als Delegierter im Dachverband Xund<br />

und in der OdA KTTC für den VeT tätig und ist seit dem<br />

Vorjahr Redaktionsmitglied des ECM.<br />

Für VeT und Lehrinstitut <strong>Radloff</strong> umgesetzt hat Harald<br />

Reiterer als gelernter Journalist und Redaktor bei verschiedenen<br />

Tageszeitungen, beim ORF und bei Radio<br />

Liechtenstein schon verschiedene Konzepte im Bereich<br />

Öffentlichkeitsarbeit, wie den seit Herbst 2009 gemeinsam<br />

mit dem Lehrinstitut erscheinende Newsletter oder<br />

den Auftritt an der MUBA in Basel, wo im Februar die<br />

Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong> einen Tag lang den<br />

Messebesuchern praktisch vorgeführt wurde.<br />

Die Co-Präsidentinnen Imelda <strong>Radloff</strong> und Monika Vonesch<br />

Minutenlanger Applaus der 60 anwesenden Mitglieder<br />

für Imelda <strong>Radloff</strong> zur Verabschiedung drückte Dank<br />

und zugleich Herzlichkeit für die scheidende Präsidentin<br />

aus. 1984 war sie erstmals in den Vorstand des neu gegründeten<br />

Verbandes gewählt worden, nach einem Jahr<br />

Pause dann 1986 zur Präsidentin. Monika Vonesch, die<br />

als Co-Präsidentin ebenfalls wie geplant aus Präsidium<br />

und Vorstand ausgeschieden ist und für ihre zweijährige<br />

Präsidiale geehrt wurde, hob in ihrer Laudatio die Aufbauarbeit<br />

und die Leistungen von Imelda <strong>Radloff</strong> für den<br />

Verband hervor. Zum Abschied gab es Blumen und kleine<br />

Präsente und stehenden Applaus der Versammlung<br />

für Imelda.<br />

Verabschiedet wurde auch Paul Hollenstein, der als<br />

Gründungsmitglied dem Verband seit 1983 angehörte<br />

und den Mitgliedern über 26 Jahre als Prüfungsexperte<br />

und engagierter Vertreter der Akupunktur Massage<br />

nach <strong>Radloff</strong> bekannt ist. Monika Vonesch würdigte ihren<br />

„Pauli“ als Vorbild und Mentor, der sich initiativ für<br />

die Weiterentwicklung des Verbandes und der Methode<br />

eingesetzt hat. In Abwesenheit aus dem Vorstand verabschiedet<br />

wurde auch Klaus Wagner, der dem Vorstand<br />

seit 2008 angehört hatte.<br />

Neuer Präsident<br />

Der gebürtige Österreicher Harald Reiterer stellte als neu<br />

gewählter Präsident seine Ziele für den VeT vor: Ausbau<br />

der Serviceleistungen für die Mitglieder, Weiterentwicklung<br />

der Qualitätslinie des Verbandes und vor allem den<br />

Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen, um<br />

Philipp Küng, Harald Reiterer, Markus Dinort<br />

Neu im Vorstand<br />

Neu in den Vorstand gewählt wurden auch Markus Dinort<br />

aus Basel und Philipp Küng aus Seegräben im Zürcher<br />

Oberland. Markus Dinort, der bereits bei der MUBA im<br />

Februar erfolgreich mitgewirkt hat, ist Physiotherapeut,<br />

hat im Vorjahr die Passerelle zum Komplementärtherapeut<br />

abgeschlossen und wird das Vorstandsteam unter<br />

anderem bei der Veranstaltungsorganisation unterstützen.<br />

Er hat eine eigene Praxis in Riehen. Philipp Küng ist<br />

Naturarzt bzw. Naturheilpraktiker, hat seit 2006 in Uster<br />

eine eigene Praxis für <strong>APM</strong> nach <strong>Radloff</strong> und Phytotherapie,<br />

und er bringt mit seinem zweiten Beruf als Treuhänder<br />

kaufmännisches Know how mit und wird sich an der<br />

Verbandsspitze mit Projektmanagement einbringen.<br />

Der neue Vorstand setzt sich somit folgendermassen<br />

zusammen: Harald Reiterer (Präsident), Esther Balmer<br />

(Vize), Marie-Christine Zangger, Nicole Arpagaus, Markus<br />

Dinort und Philipp Küng; Schriftführung Ursula Truffer,<br />

Buchhaltung Helen Reimann.<br />

3


VERBAND<br />

Weitere Beschlüsse<br />

Vor dem Hintergrund einer wachsenden Fülle an Aufgaben<br />

und auch Ausgaben sowie angesichts der Tatsache,<br />

dass der Mitgliedsbeitrag zuletzt vor 16 Jahren<br />

erhöht wurde, folgte die GV dem Antrag des Vorstandes,<br />

den Mitgliedsbeitrag ab 2011 auf CHF 200.- zu erhöhen.<br />

Verglichen mit anderen Berufsverbänden, die Jahresbeiträge<br />

zwischen 350.- und 450.- Franken einheben, ist<br />

der VeT-Beitrag weiterhin erfreulich niedrig und mitgliederfreundlich.<br />

Geboten wird dafür eine ganze Palette an<br />

Leistungen, wie Ermässigungen für Kurse am Lehrinstitut<br />

<strong>Radloff</strong> sowie eine überaus günstige Berufshaftpflichtversicherung<br />

und eine Taggeldversicherung.<br />

An der GV wurden auch eine Reihe wichtiger Reformen<br />

beschlossen und damit dem Auftrag der vorjährigen Versammlung<br />

entsprochen. So konnte im vergangenen Geschäftsjahr<br />

die Statutenreform abgeschlossen werden.<br />

Auch die Qualitätssicherung und die Prüfungsordnung<br />

sind überarbeitet. Neu ist vor allem in Sachen Prüfung<br />

die klare Aufgabenteilung zwischen Lehrinstitut und Verband.<br />

Das Lehrinstitut stellt die Prüfungskommission, mit<br />

Experten aus den eigenen Reihen und der Verband ist<br />

für die Qualitätssicherung der ausgebildeten <strong>APM</strong>-Therapeuten<br />

zuständig. Damit wurde die Prüfungsordnung<br />

den aktuellen Erfordernissen in der Schweiz angepasst.<br />

Seminar Nähe und Distanz<br />

Mit dem Tages-Seminar Nähe und Distanz vor der GV<br />

wurde ganz offensichtlich voll dem Interesse der Mitglieder<br />

entsprochen. Über 40 TeilnehmerInnen beschäftigten<br />

sich unter der Anleitung der St. Galler Dipl.<br />

Psychologin Ruth Wieland mit Theorie und Praxis der<br />

Klienten-Therapeuten-Beziehung. Körperliche Nähe und<br />

Distanz wurden in Übungen erfahrbar vermittelt und in<br />

Form von Bewegung im Raum aufgelöst. Zum Abschluss<br />

vermittelte Ruth Wieland mit der Übung Body-Scanning<br />

eine nahe Erfahrung mit der eigenen Gefühlswelt.<br />

Die nächste GV des VeT findet am 9. April 2011 statt.<br />

Klaus <strong>Radloff</strong> meint:<br />

Durch die Wahl eines neuen<br />

Präsidenten endet die „Ära<br />

<strong>Radloff</strong>“. Nachdem ich mich<br />

bereits vor einigen Jahren<br />

vom Unterricht zurückgezogen<br />

habe, legt nun auch Imelda das<br />

Amt nieder. Viele grundlegende<br />

Dinge sind zwar in der Vergangenheit<br />

erarbeitet worden, da<br />

sich aber das Umfeld ständig<br />

ändert, bedürfen die stetiger<br />

Anpassung und Veränderung.<br />

Wenn ich mir etwas wünschen<br />

dürfte, wäre das eine noch intensivere<br />

Öffentlichkeitsarbeit des VeT, damit unsere Patienten<br />

und Klienten uns nicht für übergeschnappt halten,<br />

wenn wir bei einer Lumbalgie den Bauch und nicht die<br />

Rückenmuskulatur behandeln.<br />

Mit der Kurzzeitanwendung von Eis hat das in<br />

deutschsprachigen Ländern ja auch weitgehend geklappt.<br />

Das zwar erst nach mehr als fünfzehnjähriger<br />

Propaganda und dem Schönheitsfehler, dass diese Erkenntnis<br />

nicht der ESB/<strong>APM</strong> zugeordnet wird. Ähnlicher<br />

Aufklärungsbedarf besteht in Bezug auf orthopädische<br />

Krankheitsbilder, die sich in meiner Praxis überwiegend<br />

als Folgen internistischer Beeinträchtigungen zeigen. Ich<br />

weiss, das ist der Schnee von übermorgen, aber getreu<br />

der Story vom „Hasen und dem Igel“ sollte schon jetzt<br />

heissen: „Wir, die ESB/<strong>APM</strong>-Therapeuten sind schon<br />

da!“ Die visceral-orientierten Osteopathen machen uns<br />

die Aktualität und Legitimität dieses Themas seit längerem<br />

vor.<br />

Ich wünsche den Mitgliedern des VeT einen Vorstand<br />

mit kompetenten und aktiven Vorstandsmitgliedern, dem<br />

neuen Präsidenten nicht nur eine glückliche Hand in allen<br />

Belangen, sondern auch die konstruktive Unterstützung<br />

und Mitarbeit aller VeT-Mitglieder.<br />

Klaus <strong>Radloff</strong><br />

Bei der GV verabschiedet: Monika Vonesch,<br />

Paul Hollenstein und Imelda <strong>Radloff</strong><br />

Rund 60 VeT-Mitglieder kamen<br />

zur diesjährigen GV<br />

Beim Tagesseminar mit Ruth Wieland wurde<br />

Nähe und Distanz spührbar.<br />

Nicole Arpagaus und Esther Balmer-Jeker<br />

26 4


FACHARTIKEL<br />

PSYCHISCHE STÖRUNG<br />

Psychogene Störungen sind Erkrankungen, die in der<br />

Regel in drei Gruppen eingeteilt werden. Dieses, als<br />

„Triadisches System“ bezeichnete Modell hat sich<br />

in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt, sodass es<br />

auch in diesem Bericht zur Anwendung kommen soll.<br />

Allerdings arbeitet man im Moment daran, dieses<br />

Modell zu modifizieren, da es nicht mehr vollständig<br />

in Übereinstimmung mit unserem heutigen Wissen aus<br />

dem Bereich der Neurophysiologie übereinstimmt.<br />

Wenn wir uns im Folgenden trotzdem an dieses Modell<br />

anlehnen, dann deshalb, weil die dort verwendeten<br />

Begriffe bekannt sind. Solange noch keine Übereinstimmung<br />

zwischen den einzelnen Schulen innerhalb<br />

der Psychiatrie und Psychologie zum Thema besteht,<br />

soll uns das „Triadische System“ deshalb weiterhin<br />

zur Orientierung genügen.<br />

Auf Wikipedia fand ich die folgende Beurteilung des<br />

Modells, welche an dieser Stelle nicht vorenthalten<br />

werden soll. Allerdings wird auch hier kein neueres<br />

Modell vorgestellt.<br />

PSYCHISCHE STÖRUNG<br />

„In der traditionellen Psychiatrie, deren Wurzeln seit Wilhelm<br />

Griesinger (1817–1868) vorwiegend biologischer<br />

Natur sind, steht der Versuch einer Objektivierung psychischer<br />

Symptome im Sinne des Abweichens von der<br />

Norm und der Vergleich zu bereits bekannten Hirnerkrankungen<br />

im Vordergrund der Klassifikationsversuche.<br />

Hier werden die psychischen Störungen im Sinne eines<br />

triadischen Systems verstanden: Einerseits kann eine<br />

psychische Störung Ausdruck einer nachweisbaren<br />

körperlichen Störung sein (z. B. toxisch bedingte Halluzinationen).<br />

Andererseits kann eine Störung von der<br />

Symptomatik her sehr an eine körperliche Störung erinnern,<br />

ohne dass dies jedoch bisher nachzuweisen wäre:<br />

endogene, z. B. schizophrene Psychosen (siehe auch<br />

Schizophrenie). Hinzu kommen psychische Störungen,<br />

die nur in der Intensität des Erlebens von der „Norm“<br />

abweichen, die also wahrscheinlich kein organisches<br />

Korrelat haben und als überdurchschnittlich stark abweichende<br />

Variationen des menschlichen Seelenlebens zu<br />

verstehen sind.<br />

An diesem System ist viel Kritik geäußert worden. Nicht<br />

zuletzt durch die Beobachtung, dass einigen bisher der<br />

letzten Säule zugeordneten Störungen durchaus biologisch<br />

zu verstehende Risikofaktoren zugrunde liegen,<br />

umgekehrt aber auch scheinbar biologisch anmutende<br />

Störungen erheblich durch äußere Einflüsse modifizierbar<br />

sind, musste das triadische System revidiert werden.<br />

Das heutige Verständnis psychischer Störungen weist in<br />

die Richtung, psychischen Einzelsymptomen oder Syndromen<br />

keine spezifische Ursache zuzuschreiben, sondern<br />

Syndrome zu beschreiben, deren Ursachengefüge<br />

meist multifaktoriell ist. Dieser Ansatz entspricht auch<br />

am ehesten den neueren biologischen Erkenntnissen<br />

zum Aufbau und der Funktion des Gehirns, welches offensichtlich<br />

stärker als früher angenommen auch auf<br />

äußere Faktoren noch im höheren Lebensalter sensibel<br />

reagieren kann und dadurch Veränderungen bis hin zum<br />

Krankheitswert erfahren kann („Plastizität des Gehirns“).<br />

Diese Sichtweise wird bestätigt durch Beobachtungen,<br />

dass einerseits biologische Behandlungsmethoden wie<br />

Psychopharmaka auch bei scheinbar primär psychogen<br />

bedingten Störungen helfen können, andererseits verbale<br />

Techniken wie die Psychotherapie auch bei primär<br />

biologisch bedingten Störungen noch eine Wirkung entfalten<br />

können. Die Grenze zwischen „biologisch“ und<br />

„nicht-biologisch“ wird also durch die Funktionsweise<br />

des Gehirns selbst als Brücke von der Innen- zur Außenwelt<br />

relativiert.“ (Quelle Wikipedia)<br />

Diese Beobachtungen zeigen, dass der Versuch einer<br />

therapeutischen Intervention in jedem Fall gerechtfertigt<br />

ist. Vorzuziehen sind aus unserer Sicht natürlich Methoden,<br />

die mögliche physiologische Regulationsmechanismen<br />

im Bereich der Biochemie anregen können<br />

und die zur Bewusstwerdung der Konflikte beitragen.<br />

Das Triadische System<br />

Das Triadische System teilt psychische Störungen in drei<br />

Gruppen ein, die hier vorgestellt werden sollen.<br />

EXOGENE PSYCHOSEN<br />

Die zugrundeliegende Annahme ist hier, dass eine von<br />

außen kommende Ursachen die Störung auslöst.<br />

Demenz<br />

Delir<br />

Multiple Sklerose<br />

Epilepsie<br />

Schädel-Hirn-Trauma<br />

ENDOGENE PSYCHOSEN<br />

Die zugrundeliegende Annahme ist, dass hier eine organische<br />

Hirnstörung vorliegt.<br />

Affektive Störung<br />

Schizophrenie<br />

Schizoaffektive Störung<br />

PSYCHOGENE STÖRUNG<br />

Hierunter versteht man eine „funktionelle Erkrankung“<br />

ohne Hinweis auf organische Läsionen. Der Begriff<br />

„Psychogene Störung (Neurose)“ steht damit den Psychosen<br />

gegenüber.<br />

Neurosen<br />

Angst-Panikstörungen<br />

Phobien<br />

Zwangsstörungen<br />

Belastungsstörungen/Anpassungsstörungen<br />

Dissoziative Störungen<br />

Somatoforme Störungen<br />

5


FACHARTIKEL<br />

Unter Psychosen versteht man schwere psychische<br />

Störungen, die mit zeitweiligem Realitätsverlust einhergehen.<br />

Im Gegensatz zu Neurosen, die in der Regel<br />

mit Psychotherapie behandelt werden können, muss<br />

die Psychose normalerweise mittels Psychopharmaka<br />

beziehungsweise Operationen behandelt werden.<br />

NEUROSEN<br />

In der Praxis werden wir heute am häufigsten mit Neurosen<br />

(Befindlichkeits- und Persönlichkeitsstörungen) konfrontiert.<br />

Besonders im dritten Lebensjahrzehnt treten<br />

Neurosen verstärkt auf. Die Neurose ist eine psychosoziale<br />

Störung, bei der kein Hinweis auf eine organische<br />

Störung vorliegt.<br />

Sie ist eine krankhafte Störung der Erlebnisverarbeitung,<br />

wodurch der Neurotiker einen nicht ausreichend<br />

verarbeiteten oder verdrängten Konflikt mit sich herumträgt.<br />

Nicht gelöste Konflikte, die meist aber nicht immer, aus<br />

der Kindheit stammen, werden zu einem Problem, welches<br />

sich in seelischen (emotionalen), psychoso zialen<br />

oder körperlichen Krankheitszeichen äußern kann. Obwohl<br />

das Verhalten des Betroffenen beeinträchtigt sein<br />

kann, bewegt man sich in der Regel in sozial akzeptierten<br />

Grenzen, weil die Persönlichkeit des Patienten<br />

erhalten bleibt. In nicht wenigen Fällen äußern sich die<br />

Krankheitszeichen sogar in sozial akzeptierten Tugenden<br />

wie (übertriebener) Arbeitseifer, Ordnungsliebe oder Organisationstalent.<br />

Doch sind auch solche neurotischen<br />

Krankheitszeichen Folge des dahinterstehenden seelischen<br />

Konfliktes, der allerdings in der Regel unbewusst<br />

(verdrängt) ist.<br />

Nach Freud 1 handelt es sich hierbei um die Verdrängung<br />

von Triebwünschen, wobei das auffällige Verhalten ein<br />

Symptom dafür ist, dass die Verdrängung nicht vollständig<br />

funktioniert.<br />

Neurotische Anteile hat jeder Mensch in seiner Persönlichkeitsstruktur,<br />

sodass man hier noch nicht unbedingt<br />

von Krankheit zu sprechen braucht, da der Betroffene<br />

damit umgehen kann. Erst wenn es zu auffälligen oder<br />

beunruhigenden Verhaltensweisen kommt zeigt das,<br />

dass sich die seelischen Probleme der Kontrolle des Bewusstseins<br />

entzogen haben. Man weiß heute, dass eine<br />

Neurose fast immer einen Bezug zur Lebensgeschichte<br />

des Betroffenen hat. So entstehen irgendwann Konfliktsituationen,<br />

die nicht bewältigt werden können und<br />

dann ins Unbewusste verdrängt werden. Nun kann es<br />

vorkommen, dass in Extremsituationen, sogenannten<br />

Auslösesituationen, der Konflikt in Form eines Symptoms<br />

aus dem Unbewussten aufsteigt. Hintergrund ist,<br />

dass die Person weder das Kind noch der Erwachsene<br />

über mentale oder emotionale Bewältigungsstrategien<br />

verfügt und somit mit Symptomen reagiert.<br />

DIAGNOSE UND MÖGLICHE SYMPTOME<br />

VON NEUROSEN<br />

DIAGNOSE<br />

In der Regel sind Menschen, die an einer Neurose leiden<br />

ängstlich, gehemmt und unsicher. Meist fällt ihre konflikthafte<br />

und ambivalente Einstellung gegenüber ihren<br />

Mitmenschen auf sowie Störungen in der Entwicklung<br />

grundsätzlicher Lebensbereiche. In der Anamnese lässt<br />

sich normalerweise eine Parallele zu einem Auslöser und<br />

dem zeitlichen Auftreten eruieren. Die auslösende Situation<br />

aktiviert oder erzeugt einen Konflikt, der allerdings<br />

unbewusst (verdrängt) ist und daher nicht in Zusammenhang<br />

mit den Symptomen gebracht wird.<br />

Auslöser von Neurosen<br />

Akute Belastungen (Veränderungen im Leben,<br />

Trennung, Krankheit, Wechseljahre, Tod eines<br />

Elternteils/Partners, Partnerprobleme)<br />

Ungünstige Umwelteinflüsse (Belastungen im<br />

Beruf, zu starke Eltern/Partnerbindung, negative<br />

Erfahrungen etc.)<br />

Vererbte, konstitutionelle Faktoren und daraus<br />

resultierende Charaktereigenschaften<br />

Ob und wie stark ein Mensch eine Neurose entwickelt<br />

hängt davon ab, ob eine Vorschädigung im Sinne<br />

nicht verarbeiteter Situationen vorliegt und wie stark<br />

diese Belastung ist und welche individuelle Persönlichkeitsstruktur<br />

der Mensch hat. Diese ist zum einen genetisch<br />

determiniert und weiter eine Folge der eigenen<br />

Lebenserfahrung, die bei der Entwicklung von Kompensationsmechanismen<br />

und eigenen Problemlösungsstrategien<br />

(die allerdings wieder von der Charakterstruktur<br />

abhängig sind) hilfreich ist. Weiter sind natürlich die Ausbildung<br />

des eigenen Selbstbewusstseins sowie soziale<br />

Unterstützungssysteme wie Partner oder die Familie<br />

ein wesentlicher Faktor. Dass einmalige traumatische<br />

Erlebnisse wie Freud dies postulierte, die Ursache für<br />

Neurosen legen können ist zwar möglich, hat sich in der<br />

Praxis aber weniger bestätigt. Eher scheinen länger einwirkende<br />

Einflüsse, wie dies in der Familie der Fall ist<br />

(Großeltern, Eltern, Geschwister, Verwandte), aber auch<br />

der Beruf eine zentrale Rolle zu spielen.<br />

1 Sigmund Freud (* 6. Mai 1856 in Freiberg, Mähren, tschechisch Príbor; † 23. September 1939 in London). Sigismund Schlomo Freud, war<br />

ein bedeutender österreichischer Arzt, Tiefenpsychologe und Religionskritiker, der als Begründer der Psychoanalyse weltweite Bekanntheit<br />

erlangte.<br />

26 6<br />

27


FACHARTIKEL<br />

SYMPTOME<br />

Neurotische Symptome können sich auch schon bei<br />

Kindern und Jugendlichen zeigen. Hierzu zählen in der<br />

Zwischenzeit leider allzu bekannte Erscheinungen wie:<br />

Enuresis, Enkopresis<br />

Anorexie, Bulimie<br />

Emesis, Vomitus hystericus<br />

Herz-Atembeschwerden (psychisch bedingt)<br />

Gehemmtheit, überdurchschnittliches Anlehnungsbedürfnis,<br />

Überangepasstheit<br />

Phobien<br />

Stottern<br />

Tics (psychogen)<br />

Onychophagie<br />

Fortlaufen, Schuleschwänzen<br />

Aggressivität<br />

Bei Erwachsenen können diese Symptome erhalten bleiben<br />

oder sich durch folgende weitere Symptombilder<br />

bemerkbar machen:<br />

Seelische Störung<br />

Angstneurosen<br />

Depressionen<br />

Zwangshandlungen/-gedanken<br />

Emotionale Störung<br />

Stimmungsschwankungen, Störung im zwischenmenschlichen/sozialen<br />

Bereich<br />

Schuldgefühle, Schamgefühle<br />

Unsicherheit, gestörter Selbstwert<br />

nachlassende Leistungsbereitschaft, innere<br />

Anspannung<br />

Körperliche Symptome<br />

organisch nur schwer begründbare Schmerzzustände<br />

Störungen im sexuellen Bereich<br />

Schlafstörungen<br />

VERARBEITUNGSSTRATEGIEN DER NEU-<br />

ROTISCHEN PERSÖNLICHKEIT<br />

In der Psychologie geht man davon aus, dass für die<br />

Entstehung einer Neurose auf der einen Seite Triebimpulse<br />

auf der anderen Seite aber auch Abwehrvorgänge<br />

eine Rolle spielen. Diese als Trieb-Abwehr-Konflikt bezeichneten<br />

Vorgänge sollen sich gegenseitig neutralisieren.<br />

Die Triebimpulse stellen hier das „Durchbrechen“ der verdrängten<br />

Konflikte dar, die vom Betroffenen durch seine(n)<br />

Abwehrmechanismus neutralisiert werden sollen.<br />

Diese Abwehrmechanismen sind es, denen wir in der<br />

Praxis begegnen.<br />

Identifikation<br />

Hier werden Eigenschaften, Charakteristika, Verhaltensmuster<br />

oder Ziele anderer Personen übernommen.<br />

Isolierung<br />

Hier erfolgt eine Trennung von den mit dem Thema verbundenen<br />

Emotionen (Gefühlen) sowie eine Abkopplung<br />

von anderen Gedankenverbindungen.<br />

Projektion<br />

Konflikte, Triebe, emotionale Störungen werden auf<br />

andere Personen/Gruppen/Themen projiziert und dort<br />

bekämpft.<br />

Psychosoziale Abwehr<br />

Der Betroffene ermutigt andere zu Handlungen, zu denen<br />

man selbst nicht bereit ist. Werden diese von anderen<br />

ausgeführt entlastet er sich dadurch.<br />

Rationalisierung<br />

Themen, die man selbst negativ bewertet wie z. B. Scham,<br />

Sexualität, Schuld, werden durch Betrachtungen mittels<br />

ethischen oder moralischen Wertvorstellungen gelöst.<br />

Reaktionsbildung<br />

Hier erfolgt eine Verkehrung ins Gegenteil. Beispielsweise<br />

werden Personen, die man eigentlich nicht mag,<br />

besonders freundlich behandelt.<br />

Regression<br />

Um Problemen aus dem Weg zu gehen, fällt man in Verhaltensmuster<br />

zurück, die beispielsweise in der Kindheit<br />

(oder zu früheren Zeiten) funktioniert haben.<br />

Sublimierung<br />

Triebimpulse werden in sozial, kulturell und moralisch<br />

höher bewertete Formen umgewandelt, um sie dadurch<br />

doch ausleben zu können.<br />

Verdrängung<br />

Erfahrungen, die nicht verarbeitet werden konnten,<br />

werden ins Unbewusste gedrängt.<br />

Verschiebung<br />

Konflikte, die man mit einer bestimmten Person hatte<br />

und die man dort nicht lösen konnte, werden auf eine<br />

andere Person (oder andere Personen) verschoben und<br />

dort ausgelebt.<br />

Wendung gegen das Ich<br />

Triebimpulse wenden sich gegen die eigene Person.<br />

Merke. Nicht alle Abwehrmechanismen sind nur negativ<br />

zu bewerten, denn sie können auch bei der Lösung der<br />

Probleme sowie bei der Weiterentwicklung der Persönlichkeit<br />

genutzt werden.<br />

26<br />

27 7


FACHARTIKEL<br />

Abwehrmechanismen der menschlichen Psyche<br />

NEUROTISCHE STÖRUNGEN<br />

Neurosen zeigen sich in drei Gruppen. Neben der Symptom-Neurose,<br />

sie ist durch bestimmte Krankheitssymptome<br />

gekennzeichnet, gibt es die Charakter-Neurose.<br />

Bei ihr kommt es durch die Triebimpulse zu wiederholtem<br />

Fehlverhalten. Als Drittes wird die Organ-Neurose beschrieben.<br />

Bei ihr äußert der Betroffene funktionelle<br />

Störungen von z.B. Herz, Atmung, Wirbelsäule, Verdauung<br />

usw.<br />

Im Folgenden noch eine kurze Übersicht über die psychogenen<br />

Störungen (Triadisches System)<br />

Depressive Neurose<br />

Sie tritt bei etwa 8% der Bevölkerung auf und beruht auf<br />

einer depressiven Persönlichkeitsstruktur.<br />

Symptome: Die wichtigsten Symptome sind Leistungseinbruch,<br />

Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeitsgefühle,<br />

Hemmungen usw. die Selbsttötungsgefahr<br />

ist weniger ausgeprägt, aber möglich.<br />

Es besteht eine Rückfall- und Chronifizierungsgefahr.<br />

Zwangsneurose<br />

Die Betroffenen unterliegen Zwangsvorstellungen oder<br />

Zwangshandlungen, die sie selbst zwar als nicht zu ihrer<br />

Persönlichkeit gehörend erkennen, aber gegen die sie<br />

selbst machtlos sind.<br />

26 8<br />

27


FACHARTIKEL<br />

Symptome: Zwanghafte Gedanken, Handlungen und<br />

Vorstellungen, bei deren willentlicher Unterlassung es<br />

zu heftigen Angstzuständen kommt. Aus diesem Grund<br />

gibt der Betroffene den Zwängen nach und macht dies<br />

meist heimlich, bis es zu auffälligen Beeinträchtigungen<br />

kommt.<br />

Meist ist der Verlauf langwierig, weil der Betroffene sein<br />

Problem lange Zeit verstecken kann.<br />

Angstneurose<br />

- Generalisiertes Angstsyndrom<br />

Der Betroffene leidet unter immer wiederkehrenden<br />

Befürchtungen und Sorgen, die mit Nervosität und vegetativen<br />

Störungen begleitet sind.<br />

- Paniksyndrom (Panikattacken, Angstanfälle)<br />

Sie treten plötzlich, heftig und meist ohne äußerlichen<br />

Anlass auf und sind von dem Gefühl extremer Gefahr<br />

begleitet. Bestehen sie länger, kommt der Betroffene in<br />

eine Art Erwartungsangst.<br />

Phobien (Zwangsbefürchtungen)<br />

Krankhafte Befürchtungen, die sich in Konfrontation mit<br />

bestimmten Situationen oder Objekten zeigen können.<br />

Auch hier steht das Zwanghafte im Vordergrund, obwohl<br />

der Betroffene rational erkennt, dass seine Ängste unbegründet<br />

sind.<br />

- Agoraphobie<br />

Furcht vor Situationen, welche unangenehm oder<br />

gefährlich sein könnten. Mitunter mit Panikattacken<br />

vergesellschaftet.<br />

- Soziale Phobie<br />

Hierunter versteht man die krankhafte Angst vor anderen<br />

Menschen, die nicht nur bei größeren Ansammlungen,<br />

sondern auch in kleinem Rahmen stattfinden kann. Der<br />

Betroffene berichtet über Furcht vor Bewertung, Erwartungsangst,<br />

Demütigung usw. es besteht Isolationsgefahr.<br />

-Spezifische Phobien<br />

Starke Furcht vor konkreten Situationen wie Höhe, Spinnen,<br />

Hunde, dem Fliegen etc.<br />

Hysterische Neurose/Dissoziative Neurose<br />

Hier entziehen sich Denk-, Handlungs- und Verhaltensabläufe<br />

der willentlichen Kontrolle. Zusätzlich treten<br />

Konversionssymptome (Missempfindungen, Lähmungen,<br />

Sehstörungen, Taubheit, Schmerzbilder etc.) auf.<br />

Auch Amnesien, Stupor und tranceähnliche Erscheinungen<br />

treten auf.<br />

THERAPIE VON NEUROSEN<br />

Medikamentöse Therapie<br />

In vielen Fällen werden heute (sicher viel zu häufig)<br />

auch chemische Psychopharmaka eingesetzt. Selbstverständlich<br />

macht das in bestimmten Fällen Sinn und<br />

besonders, wenn zusätzlich eine Störung in der Biochemie<br />

(Psychosen) besteht. Auf der anderen Seite genügen<br />

hier in vielen Fällen auch Phytotherapeutika oder<br />

Homöopathika. Auch die chinesische Kräuterheilkunde<br />

kennt hier natürlich einige Mittel.<br />

<strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong><br />

Die <strong>APM</strong> ist nur bei leichten Störungen erfolgversprechend.<br />

Bei schwereren psychischen Störungen ist ihre<br />

Anwendung kontraproduktiv und kontraindiziert, da das<br />

energetische Ungleichgewicht noch größer wird. Diese<br />

Erfahrung widerspricht aber der Aussage, dass die Energetik<br />

allen Lebensvorgängen übergeordnet ist 2 . Diese<br />

Aussage muss also in Zukunft, nach meinem Dafürhalten,<br />

kritischer dargestellt werden. Ähnliches kennen wir ja auch<br />

von dem Krankheitsbild der Tumorerkrankungen. Wenn<br />

man schon eine Hierarchisierung bemüht, dann müsste<br />

es heißen, dass SHEN allen Lebensprozessen übergeordnet<br />

ist. Ähnlich wie wir das von der Hochpotenzhomöopathie<br />

kennen, steuern Informationen alle Lebensprozesse.<br />

Diese Sichtweise erklärt auch, warum die Manipulation<br />

der Energetik hier nicht mehr zu Lösungen führt.<br />

Die Behandlung der Himmelsebene (Shen) war die „<strong>Medizin</strong><br />

ohne Form“, die ebenfalls ihre Tradition in der CM<br />

hatte. Shen und Qi gehen nicht in die gleiche Richtung,<br />

weshalb die Unordnung durch die alleinige Behandlung<br />

des Qi (bei einer Störung des Shen) noch größer wird.<br />

Die Qi-Störung ist zwar Ausdruck der Shen-Störung,<br />

jedoch kann das Shen ab einem bestimmten Moment<br />

nicht mehr durch das Qi reguliert werden. Behandelt<br />

man nun nur das Qi so vergrößert sich die Unordnung<br />

im Körper, weil sich die Manipulation des Qi natürlich<br />

auf die Organsituation auswirkt. Die Manipulation des<br />

Qi führt zu keiner wesentlichen Rückkopplung auf das<br />

Shen, allerdings verursacht das Eingreifen auf der energetischen<br />

Ebene letztlich eine Verstärkung der Störung,<br />

weil weiterhin „pathogene“ Informationen aus dem Shen<br />

ins energetische System abgegeben werden und das<br />

SHEN die energetische Störung nicht regulieren kann.<br />

Ansatzpunkt innerhalb der Therapie solcher Störungen<br />

muss deshalb also auch das Shen 3 sein.<br />

Reinhard Bayerlein ECM<br />

2 Wer die These zuerst aufgestellt hat, dass das Qi (Die Lebensenergie) allen Prozessen übergeordnet ist, war für mich nicht nachvollziehbar.<br />

3 Sicher ist der Begriff des Shen in der CM weiter gefasst. Jedoch erlaube ich mir hier diesen Begriff mit dem Überbegriff der Psyche gleichzusetzen.<br />

Wohlwissend, dass hierunter auch Charakterstruktur und erbenergetische Prozesse verstanden werden wollen.<br />

26<br />

27 9


FACHARTIKEL<br />

STRESSBEWÄLTIGUNG DURCH KÜNSTLERISCHE<br />

BETÄTIGUNG<br />

Stress und psychische Belastungen spielen in der<br />

täglichen Praxis eine nicht zu unterschätzende Rolle,<br />

bei den Faktoren, die zur Entstehung von Erkrankungen<br />

unserer Patienten führen. Welche Möglichkeiten<br />

bestehen für uns aber über die Behandlung mit<br />

der <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> hinaus dem Patienten etwas zur<br />

Eigeninitiative mitzugeben?<br />

Aus dem Bereich der chinesischen Kultur möchte ich<br />

einige Wege vorstellen, mit denen man Stress reduzieren<br />

und der eigenen Mitte wieder näher kommen kann. Vielleicht<br />

finden sich unter den vorgestellten Themen einige,<br />

die Sie Ihren Patienten empfehlen können.<br />

erst durch die Entwicklung des Papiers im 2.Jh.n.Chr.,<br />

entwickelte sich die Kalligraphie zu einer der höchst angesehenen<br />

Kunstformen im kulturellen Bereich Chinas.<br />

Wer schön und ausdrucksvoll schreiben konnte, wurde<br />

als gebildet angesehen und gesellschaftlich geachtet.<br />

Zuerst schrieb man mit Holz- oder Bambusstäbchen,<br />

zugespitzten Steinen oder kleinen Bronzestäbchen.<br />

Dann wurden spezielle Pinsel entwickelt, die zusammen<br />

mit dem Tuschereibestein, dem Papier und der Tusche<br />

zu den vier Schätzen der Gelehrten gehörten. Die Pinsel<br />

wurden aus edelsten Materialien hergestellt und mit viel<br />

Liebe verziert.<br />

1. KALLIGRAPHIE<br />

Die ältesten Funde zur Kalligraphie stammen aus der alten<br />

Kaiserstadt Xian und werden auf etwa 4800 v.Chr.<br />

datiert. Sie sind auf Ton geritzt und wurden wohl zur<br />

Orakel- oder Zeremoniezwecken verwendet. Aber wohl<br />

Wie wir es von den großen Philosophien der Welt gewohnt<br />

sind, kam es den Gelehrten nicht nur auf das Äußere<br />

ihrer Piktogramme an, sondern diese sollten sogleich<br />

die innere Kraft des QI und den harmonischen<br />

Zustand des SHEN (Geist) ausdrücken. An dieser Stelle<br />

soll eine kleine Anekdote darstellen, was die Arbeit mit<br />

der Kalligraphie bewirken soll.<br />

Der Kalligraph<br />

Einst wurde ein Meister zum König gerufen - denn der Meister war ein großer Maler - und gebeten, dass der dem König einen Bambus malen solle.<br />

Der Meister sagte: «Das braucht Zeit.» «Wie viel?» sagte der König.<br />

Der Meister sagte: «Das ist schwer zu sagen, aber zumindest zwei, drei Jahre.»<br />

Der König sagte: «Wie lange? Du bist einer der größten Maler.<br />

Ich dachte, du könntest es einfach jetzt sofort zeichnen.» Der Maler sagte: «Einen Bambus zu zeichnen ist nicht das Problem. Aber zuerst muss ich ein Bambus sein. Wie weiß ich<br />

sonst, was ein Bambus ist. Ich will den Bambus von innen heraus kennen. Also werde ich gehen und in einem Bambushain leben müssen. Niemand weiß, wie lange das dauern wird.<br />

Bevor ich den Bambus nicht von innen her kenne, kann ich nicht malen. So habe ich es mein Leben lang gemacht. Ich male nur das, dessen tiefstes Inneres ich kenne.»<br />

Der König verstand dies und entschied zu warten.<br />

Ein Jahr verging. Er sandte einige Leute, um zu sehen, was los ist, ob der Mann lebt oder tot ist.<br />

Sie kamen und sie sagten: «Der Mann lebt, aber wir glauben nicht, dass er noch ein Mensch ist.<br />

Er ist ein Bambus. Er schwang mit dem Bambus im Wind. Wir gingen an ihm vorbei,<br />

er hat nichts bemerkt. Wir sagten: Hallo! Er hat nicht gehört. Wir wollten ihn fragen,<br />

wir schauten in seine Augen - sie waren so leer, dass wir uns fürchteten. Entweder ist er<br />

verrückt geworden oder irgend etwas ist passiert. Und er kann alles Mögliche machen!<br />

So sind wir entflohen. Er könnte uns töten! Wer weiß? Er könnte uns anspringen.<br />

Er ist nicht mehr derselbe Mann.» Der König ging selbst, um zu sehen. Und der Meister<br />

schwang im Wind, in der Sonne. Und der König fragte: «Mein Herr, was ist mit meinem Bild?»<br />

Er antwortete nicht.<br />

Nach drei Jahren erschien er am Hofe. Und er sagte: «Jetzt bringt die Leinwand und die Farbe,<br />

ich bin soweit. Und warum habt ihr mich wieder und wieder gestört? Wenn ihr mich nicht gestört hättet, wäre ich etwas früher gekommen. Diese Narren deines Hofes haben mir<br />

Sachen erzählt,<br />

sie sagten: Hallo! ... Sagst du Hallo zu einem Bambus? Sie haben die ganze Sache gestört.<br />

Ich habe Monate gebraucht, um wieder so weit zu kommen, ein Bambus zu sein und zu vergessen,<br />

dass ich ein Mensch bin. Und dann kamst du und sagtest: Mein Herr! ... Spricht man so<br />

einen Bambus an? Wann wirst du malen? ... Hat jemand gehört, dass ein Bambus malt?<br />

Du bist ein Narr, du bist umgeben von Narren. Ich sagte dir, dass ich komme, wenn ich soweit bin!»<br />

Die Leinwand wurde gebracht, die Pinsel und die Farbe und innerhalb von Sekunden<br />

zeichnete er den Bambus. Und man sagt, dass der König vor Freude weinte. Er hatte nie<br />

ein solches Gemälde gesehen. Es war so lebendig. Es war kein gewöhnliches Gemälde.<br />

Es war nicht aus dem Außen. Es war vom Bambus. Als ob ein Bambus auf der<br />

Leinwand gesprossen wäre. Nicht einfach nur gemalt …<br />

26 10<br />

27


FACHARTIKEL<br />

Die Auseinandersetzung mit einem Bild, Buchstaben<br />

oder einem anderen Thema soll zur Zentrierung des Inneren<br />

führen und durch das Einfühlen in andere Dinge einen<br />

Bewusstseinswandel der eigenen Person anstoßen.<br />

Selbstverständlich dürfen unsere Ziele nicht immer so<br />

anspruchsvoll sein, jedoch vermag die Auseinandersetzung<br />

mit dieser Art zu malen, eigene Themen zu relativieren.<br />

Und dies auch problemlos zu Hause!<br />

Heute gibt es fast in jeder Stadt eine Volkshochschule,<br />

die Kalligraphie-Kurse anbietet. Patienten, die eine<br />

Neigung zur Malerei haben, können hier einen wichtigen<br />

Ausgleich zum Alltag finden. Wir, in unserer Eigenschaft<br />

als Therapeuten sollten unsere Patienten unbedingt auf<br />

diese Thematik ansprechen und sie bei musischer Neigung<br />

unbedingt motivieren!<br />

Info:<br />

Am besten informiert man sich über die Volkshochschule<br />

vor Ort (Deutschland) und die entsprechenden Angebote<br />

innerhalb der Stadt (CH/A).<br />

2. GO<br />

Auch GO stellt ebenfalls eine einfach zu praktizierende<br />

Methode dar, um Stress abzubauen aber auch um die<br />

Konzentrationsfähigkeit wieder zu schulen oder zu erhöhen.<br />

GO ist eines der ältesten Brettspiele. Es wird von zwei<br />

Personen gespielt, die abwechselnd einen von etwa 180<br />

Steinen auf einen Schnittpunkt eines Spielbrettes von<br />

19x19 Linien platzieren. Der eine Spieler hat weiße, der<br />

andere Spieler schwarze Steine, was schon auf das YIN/<br />

YANG Denken hindeutet.<br />

Jeder einmal gelegte Stein darf nicht wieder verrückt<br />

werden. Ziel ist es durch Aneinandersetzen von Steinen<br />

größere Gebiete zu schaffen, die von den Gebieten des<br />

Mitspielers abzugrenzen sind. Es gibt drei einfache Regeln,<br />

die man aber nach kurzer Zeit umsetzen kann und<br />

so ist GO zwar im Prinzip ein einfaches Spiel, es fordert<br />

aber auch Spieler mit großer Erfahrung immer wieder<br />

aufs Neue heraus.<br />

Aufgrund ihrer Naturbeobachtung fanden die Chinesen<br />

schon relativ früh die „heilige Konstante“, nämlich die<br />

Einteilung des Kreises in 360°, die bis heute ihre Gültigkeit<br />

hat. 360 sollte auch die Zahl des Jahres sein, die die<br />

Erde zum Umlauf um die Sonne benötigt. Weiter ergibt<br />

die Quersumme von 360 (3+6+0=9) die heilige und mystische<br />

Zahl 9. Der Kreis steht aber auch für das Symbol<br />

der Vollkommenheit, der Sonne und der des DAO. Beim<br />

GO wurde das zugrundeliegende Quadrat in gleichmäßige<br />

Felder durch 19x19 Linien eingeteilt. Man erhält<br />

hierdurch 361 Schnittpunkte, die dem Maß des heiligen<br />

Kreises entsprechen plus einem Schnittpunkt, der den<br />

Standpunkt des Menschen einerseits und im kosmischen<br />

Sinne den Standpunkt der Sonne darstellt. Dieser Punkt<br />

wird im GO deshalb als Himmelsmittelpunkt bezeichnet.<br />

Aus den 8 Trigrammen werden auf dem Spielfeld die 8<br />

Sterne. Das sind Vorgabepunkte, die schwächere Spieler<br />

als Ausgleich bekommen, wenn sie gegen stärkere Spieler<br />

antreten. Es ist interessant, dass die 8 Vorgabefelder<br />

auf der vierten Linie liegen, die die Materie symbolisiert.<br />

Im Spiel erfahren wir die Verwandlung, die wir aus dem<br />

IGING kennen.<br />

Für den Spieler kann GO eine erhebliche Schulung der<br />

Konzentration und der Intuition bedeuten, weshalb GO<br />

beispielsweise auch im therapeutischen Bereich (Geriatrie,<br />

Neurologie, ADH etc.) zum Einsatz kommen kann.<br />

Infos: Zum Beispiel: www.dgob.de<br />

Spiele gibt es im Spielwarenhandel.<br />

QIN<br />

Setzt man sich mit dem Thema Qin auseinander, so stellt<br />

man fest, dass auch die Musik ein fester Bestandteil des<br />

TCM-Konzeptes ist.<br />

Die Qin, die chinesische Griffbrettzither ist ein Musikinstrument,<br />

welches schon seit Jahrtausenden seinen<br />

festen Platz im kulturellen Leben Chinas hat.<br />

Fast wie ein magisches Instrument, wurde sie von Gelehrten,<br />

Malern, Dichtern und Philosophen und sogar<br />

Herrschern geehrt und gespielt. Selbst Konfuzius soll<br />

das Spiel auf der QIN ständig geübt und gepflegt haben.<br />

Dass heute relativ wenig über dieses Musikinstrument<br />

26<br />

27 11


FACHARTIKEL<br />

bekannt ist, obwohl für kein anderes Instrument so viel<br />

Musik geschrieben und überliefert wurde, liegt hauptsächlich<br />

daran, dass die Notation in der Qin-Musik aufgezeichnet<br />

wurde, sehr kompliziert ist.<br />

Ursprünglich war die Qin mit 5 Saiten bezogen. Der Bezug<br />

zu den 5 Noten der Wandlungsphasen ist hier alles<br />

andere als Zufall, denn die Zahl 5 wurde bekanntlich ja<br />

als Idealzahl betrachtet. Im 11. Jahrhundert kamen zwei<br />

weitere Saiten hinzu.<br />

Hinter der Qin steckt die Absicht kosmische Wirklichkeit<br />

in Form von Tönen in die materielle Welt zu bringen. So<br />

heißt es:<br />

„Der mystische Kaiser Shun schuf die fünfsaitige Qin,<br />

sang und spielte.<br />

Des Südwinds Lied ordnete so die Welt.“<br />

Ein besonderer Kenner der chinesischen Musik Manfred<br />

Dahmer hat 2003 eine erweiterte Neuauflage des<br />

schon längst vergriffenen Insel-Taschenbuchs „Qin – die<br />

klassische Griffbrettzitter“ im ML-Verlag neu aufgelegt.<br />

Hierbei ist eine CD, die sehr entspannend und meditativ<br />

ist, sodass sie sich auch für zu Hyperaktivität neigenden<br />

Kindern eignet.<br />

Auch in der Praxis, während der <strong>APM</strong>, unterstützt die Musik<br />

die therapeutische Wirkung. Sowohl durch die einsetzende<br />

Entspannung beim Patienten, als auch durch die<br />

Tonfolge und deren Wirkung auf das Energiesystem des<br />

Patienten und Therapeuten.<br />

Aber besonders auch Patienten, die Yoga, Tai Qi oder<br />

andere Bewegungstherapien durchführen, dürften von<br />

dieser Art der Musik entsprechend profitieren. Auch zur<br />

Entspannung und in Kombination mit dem Organ – Flow<br />

empfiehlt sich die Musik natürlich.<br />

Die meisten Qin-Stücke sind nach dem Prinzip der energetischen<br />

Entwicklung angelegt. Der Anfang wird mit<br />

den Tönen der Erde gespielt. Dann treten die Töne des<br />

Menschen hinzu und zum Schluss erfolgen die Töne des<br />

Himmels, die dann das Stück abschließen.<br />

Dahmer sagt zu der Anwendung der Qin und deren Stellenwert<br />

im kulturellen System Chinas:<br />

„Die Qin sollte von Anfang an gleichsam eine kulturelle<br />

<strong>Medizin</strong> sein, die den Menschen heilen kann, die ihm<br />

Energie zufließen lässt, die Geist und Seele nährt.<br />

Literatur:<br />

Dahmer / Qin / ML-Verlag 2003<br />

R.Bayerlein ECM<br />

Fortbildung-Qualitätssicherung FQS<br />

auf dem Herzberg bei Aarau<br />

2010<br />

Fr/Sa 22./23. Oktober<br />

Beinlängendifferenz und Skoliose<br />

2011<br />

Sa/So 26./27. März<br />

Sa/So 28./29. Mai<br />

Sa/So 29./30. Oktober<br />

SCHWEIZ<br />

Anmeldungen richten Sie bitte an das:<br />

VeT-Sekretariat, Eichenstrasse 9, CH-9300 Wittenbach<br />

Tel. +41 (0)71 298 40 26<br />

sekretariat@vet-int.ch<br />

26 12<br />

27


FACHARTIKEL<br />

ENTSPANNUNGSTECHNIKEN AUF BASIS DER<br />

CHINESISCHEN MEDIZIN<br />

Organ-Flow ist eine Entspannungstechnik, die Elemente<br />

des autogenen Trainings mit denen der chinesischen<br />

<strong>Medizin</strong> verbindet. Da sie relativ einfach zu<br />

erlernen ist, kann es in Fällen, in denen der Patient<br />

aktiv etwas zur Behandlung beitragen möchte, eine<br />

Möglichkeit zur „Hausaufgabe sein.<br />

ORGAN-FLOW<br />

4. Abschnitt<br />

Das Herz (4) Qi fließt weiter in den Raum des Oberbauches,<br />

zum Milz-Pankreas (5).<br />

5. Abschnitt<br />

Von hier fließt dann im letzten Schritt, die Energie von<br />

Milz-Pankreas (5) zur Lunge (1) und schließt den Kreis im<br />

Förderzyklus.<br />

„Organ Flow“ ist eine in der Praxis von Dr. G. Stux entwickelte<br />

Atem- und Meditationsmethode, die nach dem<br />

Förderzyklus der 5 Wandlungsphasen, den Fluss zwischen<br />

den 5 Speicherorganen fördert. Geschwächte<br />

oder gestörte Organe lassen sich durch diese einfache<br />

Methode energetisch stärken bzw. harmonisieren.<br />

Im Förderzyklus der Organe nach den 5 Wandlungsphasen<br />

stärkt nach der Mutter-Sohn-Regel das vorangehende<br />

Organ das nächste Organ, wie die Mutter den<br />

Sohn nährt. Holz - Feuer - Erde - Metall - Wasser ist die<br />

Reihenfolge der Organe im Förderzyklus.<br />

Ähnlich wie in der Ernährungslehre der Wandlungsphasen,<br />

sollten alle Organe angesprochen werden, um einen<br />

Ausgleich im System zu schaffen.<br />

1. Abschnitt<br />

Bei der Organ Flow Meditation beginnt man den Zyklus<br />

mit der Lunge (1). Mit tiefen Atemzügen, die bis tief in die<br />

Beckenmitte zum kleinen Becken (Urogenital-Bereich)<br />

und dann zur Niere (2) gehen.<br />

Der Beckenraum ist der Energieraum der Niere. Mit tiefen<br />

Atemzügen, die zunächst die Lunge ganz ausfüllen, geht<br />

man dann immer tiefer bis zur Beckenmitte.<br />

Lunge (1) zur Niere (2) ist der erste Abschnitt der Übung,<br />

bei diesem Abschnitt wird nach beharrlichem Üben auch<br />

der Beckenraum präsenter und wärmer.<br />

Diese Verbindung ist bei Patienten mit chronischer Bronchitis<br />

oder Asthma häufig gestört. In der chinesischen<br />

<strong>Medizin</strong> spricht man davon, dass die Niere das Qi, die<br />

Energie der Lunge, nicht empfangen kann.<br />

2. Abschnitt<br />

Im zweiten Schritt fließt die Lebensenergie von der Niere<br />

(2) zur Leber (3), also vom Beckenraum zum rechten<br />

Oberbauch. Eine kräftige Nierenenergie ist Voraussetzung<br />

für ein kräftiges freies Fließen der Lebensenergie.<br />

Das freie und kraftvolle Fließen der Leber ermöglicht einen<br />

angemessenen Ausdruck der Gefühle sowie kräftige<br />

Muskeltätigkeit.<br />

3. Abschnitt<br />

Die Leberenergie fließt dann weiter von der Leber (3) zum<br />

Herzen (4) und stärkt die Ladung und Bewegung des<br />

Herzens, dem Sitz des Shen.<br />

Abb. Wandlungsphasen-Atmung n. Dr.Stux<br />

26<br />

27 13


FACHARTIKEL<br />

Der Therapeut übt zunächst mit dem Patienten die einzelnen<br />

Abschnitte. Nachdem die einzelnen Abschnitte<br />

für den Patienten gut wahrnehmbar sind, geht man zum<br />

Üben des gesamten Förderkreises über.<br />

Hier hat man die Möglichkeit dem Patienten eine Entspannungs-<br />

und Atemtechnik als Hausaufgabe mitzugeben.<br />

Nicht wenige Patienten fragen ja, ob sie zusätzlich<br />

etwas für sich tun können. Mit dieser einfachen Atemtechnik<br />

kann der Patient seinen Heilungsverlauf sicher<br />

unterstützen und eine Entspannung von Psyche und<br />

Körper herbeiführen.<br />

Aus Akupunktur Aktuell. Dr. Stux. Bearbeitet von ECM<br />

MÖGLICHE INTESIVIERUNG DER WAND-<br />

LUNGSPHASEN-ATMUNGSMEDITATION<br />

Um die entspannende Wirkung zu intensivieren, gibt es<br />

einige Möglichkeiten. An dieser Stelle sollen zwei Techniken<br />

vorgestellt werden.<br />

1. Möglichkeit „LICHTATMUNG“<br />

Der Patient stellt sich die Luft, die er während der beschrieben<br />

Abschnitte einatmet, in Kombination mit einem<br />

Licht (hierbei sollte die mögliche Farbe dem Patienten<br />

überlassen werden) vor.<br />

Da die Farben der Wandlungsphasen ja eigentlich Hinweise<br />

auf Pathologien sind, rate ich im Moment davon<br />

ab, diese Farben gezielt einzusetzen. Es genügt, wenn<br />

der Patient ein „heilendes Licht“ visualisieren kann und<br />

dieses „einatmet“.<br />

2. Möglichkeit „SECHS LAUTE METHODE“<br />

Die „Sechs Laute Methode“ wurde ausführlich in der<br />

ECM2/2004 dargestellt. Hier eine kurze Zusammenfassung:<br />

Die „Sechs Laute“ lösen wahrscheinlich Resonanzphänomene<br />

in den Organen sowie Durchblutungsveränderungen<br />

in bestimmten Hirnarealen aus. Patienten, die<br />

eher introvertiert sind, können die Laute zuerst ohne hörbare<br />

Töne, oder leise „aussprechen“. Besser ist es aber<br />

die Töne laut auszusprechen.<br />

DIE LAUTE<br />

Metall (Lunge)<br />

XU (wird wie das Summen einer Biene ssssa…<br />

ausgesprochen)<br />

Wasser (Niere)<br />

CHUI (wird etwa wie jui ausgesprochen)<br />

Holz (Leber)<br />

SI (wird als schü ausgesprochen)<br />

Erde (MP)<br />

HU (wird als chu ausgesprochen)<br />

Die Methode bezieht sich auf Prof. Guori, der hierzu eine<br />

Kassette aufgenommen hat und die über den ML-Verlag<br />

zu bestellen ist.<br />

Eine für Europäer wahrscheinlich bessere Methode ist<br />

die der Vokalbildung. Hierzu werden die Vokale A, E, I, O<br />

und U den Wandlungsphasen zugeordnet.<br />

DIE VOKALE<br />

Metall (Lunge)<br />

I<br />

Wasser (Niere)<br />

A<br />

Holz (Leber)<br />

O<br />

Feuer (Herz/KS)<br />

Herz: AU<br />

KS: EI<br />

Erde (MP)<br />

E<br />

REN und DU MAI<br />

U<br />

Zuordnung n. Heidemann<br />

Beginnen wir also mit dem Einatmen in das Metall-Element<br />

(Lunge), können wir hierzu den Ton XU oder den<br />

Vokal I aussprechen.<br />

Organ-Flow n.Stux stellt eine schöne Methode dar, um<br />

dem Patienten eine Möglichkeit zur Entspannungstechnik<br />

als „Hausaufgabe“ mitzugeben. Dr. Stux hielt in diesem<br />

Jahr ebenfalls Vorträge auf dem TCM-Kongress in<br />

Rothenburg.<br />

Reinhard Bayerlein, ECM<br />

Literatur:<br />

Organ-Flow / Dr. med. Gabriel Stux, Goltsteinstraße 26,<br />

40211 Düsseldorf<br />

Qigong Yangsheng / 6 Laute –Methode nach Prof.J.Guorui<br />

/ML 1994<br />

Heidemann /Meridiantherapie Band 1-3 / Selbstverlag<br />

1988<br />

Feuer (Herz/KS)<br />

Herz: CHO / KS: XSI (mit Betonung auf dem s)<br />

26 14<br />

27


FACHARTIKEL<br />

ANMERKUNGEN UND ÜBERLEGUNGEN ZUR<br />

BECKEN-UND WIRBELSÄULENBEHANDLUNG<br />

Die Arbeit an der Wirbelsäule ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil der <strong>APM</strong>. Auch wenn die Energetik für<br />

uns im Vordergrund steht, zeigt die Praxis, dass die<br />

Becken- und Gelenkarbeit unsere Bemühungen wesentlich<br />

unterstützen. Auch in den Wandlungsphasenkursen<br />

sehen wir immer wieder, dass unsere Befunde<br />

durch die Beseitigung von Gelenkblockaden<br />

deutlicher werden. An dieser Stelle soll deshalb ein<br />

Artikel von Klaus <strong>Radloff</strong> zu diesem Thema nochmals<br />

veröffentlicht werden, um die Hintergründe und Zusammenhänge<br />

besser aufzuzeigen.<br />

1. SAM ohne Becken- und Wirbelsäulenbehandlung<br />

In Gesprächen und Zuschriften wird ziemlich häufig berichtet,<br />

dass erst nachdem die SAM in mehreren Sitzungen,<br />

also bereits mehrmals durchgeführt wurde, erst<br />

mit der Behandlung des Beckens und der Wirbelsäule<br />

begonnen wird. Eine Vorgehensweise, die für den Regelfall<br />

keinesfalls empfohlen werden kann.<br />

Als Gleichnis dazu fällt mir die Geschichte von einem<br />

Eisenbahnunglück ein. Ein Zug fährt in den Bahnhof und<br />

bei seiner letzten Bremsung vor dem Halt klappt eine Wagontür<br />

zu und klemmt mit lautem Knall einem Fahrgast,<br />

der vom fahrenden Zug abspringen wollte, die Hand ein.<br />

Um den Verunglückten sammelte sich ziemlich schnell<br />

eine riesige Menschenmenge auf dem Bahnsteig, der<br />

Notarzt spritzte an Ort und Stelle Morphium und niemand<br />

kam auf die Idee die Eisenbahntür wieder zu öffnen.<br />

Klar, handelt es sich dabei um eine absolut unreale, satirisch<br />

überzeichnete Geschichte, die sich aber als Parabel<br />

zum Behandlungsvorgehen – SAM ohne Becken- und<br />

Wirbelsäulenbehandlung – gut eignet. Zur Verdeutlichung<br />

stelle man sich einen Patienten, der unter erheblichen<br />

Rückenbeschwerden – vielleicht sogar einem Bandscheibenvorfall<br />

leidet vor. Dass sich bei einer derartigen<br />

Vorgeschichte das Becken meist stark verwrungen hat<br />

und dass sich daraus viele Fehlstellungen in der Wirbelsäule<br />

ergeben, dürfte ebenso vorstellbar sein. An jeder<br />

dieser Fehlstellungen in den Ileo-Sakralgelenken und an<br />

fehlartikulierenden Wirbelgelenken wird der Energiefluss<br />

behindert, staut sich Energie.<br />

Mit einer SAM-Ventral wird ein Energieüberfluss des Rückens<br />

zunächst abgebaut und die Beschwerden vermindern<br />

sich im Anschluss an die Behandlung. Da dieser<br />

positive Effekt meist nur kurzfristig sein kann, sollte deshalb<br />

beim Behandler nicht unbedingt Stolz aufkommen.<br />

Die Begründung für die schnell vorübergehende Wirkung<br />

ist der Ebbe- und Fluteffekt, denn nach kurzer Zeit flutet<br />

die ins Yin-Gebiet verlagerte Energie zurück ins Yang<br />

und wird dort von den Fehlstellungen der Wirbel und des<br />

Beckens erneut festgehalten. Damit ist der vor der Behandlung<br />

bestehende Zustand wieder hergestellt.<br />

Das blockierte Becken und jeder fehlartikulierende Wirbel<br />

behindert den Energiefluss. Nach einer SAM-Ventral<br />

und dem sich anschliessenden Ebbe- und Fluteffekt ist<br />

keine Zustandsverbesserung zu erwarten<br />

Nach Behandlung von Becken und Wirbelsäule kann die<br />

Energie ungehindert fliessen. So kann sich der Reizzustand<br />

vermindern.<br />

26<br />

27 15


FACHARTIKEL<br />

Optimaler die Wirkung der SAM, wenn während der gleichen<br />

Behandlung die Fehlartikulationen der Becken- und<br />

Wirbelgelenke normalisiert wurden. Die ins Yang-Gebiet<br />

zurückflutende Energie kann nun weniger behindert die<br />

Wirbelsäule und das Becken passieren und staut sich<br />

deshalb dort weniger intensiv auf. Eine anhaltende Verbesserung<br />

der Beschwerden ist deshalb sicherer und<br />

viel eher wahrscheinlich.<br />

Diese Überlegungen sind Thema in jedem B-Kurs und es<br />

verbleibt deshalb die Frage, warum offenbar recht viele<br />

Kolleginnen und Kollegen sich entscheiden erst nach<br />

einigen Behandlungen, die ausschliesslich aus Spannungsausgleichsmassagen<br />

bestehen, zur Behandlung<br />

der Beckengelenke und der Wirbelsäule übergehen. Da<br />

wird u.a. argumentiert, dass die Beschwerden der Patienten<br />

so intensiv seien, dass ihnen die komplette Behandlung<br />

wegen der dadurch wahrscheinlich zusätzlich<br />

zugefügter Schmerzen nicht zugemutet werden kann.<br />

Diese Begründung trifft nur in seltenen Fällen zu und<br />

sollte ohne die Beckenbehandlung überhaupt versucht<br />

zu haben nicht verwendet werden. Dabei ist es immer<br />

wieder erstaunlich zu sehen, dass selbst Patienten mit<br />

hochgradigen Schmerzuständen die Beckenbehandlung<br />

nicht nur tolerieren, sondern sie oft als „ausgesprochen<br />

angenehm“ beschreiben.<br />

Weiter wird auch die Nichtmiteinbeziehung von Becken<br />

und Wirbelsäule während der ersten Behandlungen mit<br />

Zeitmangel begründet. Die Energetik sei in solchen Fällen<br />

oftmals derartig gestört, wird gesagt, dass es aus zeitlichen<br />

Gründen nicht zur Behandlung der Statik kommt.<br />

An dieser Stelle sollte überlegt werden wie gross der zeitliche<br />

Rahmen für eine ESB/<strong>APM</strong>/ORK ist. Da die überwiegende<br />

Mehrheit aller Kolleginnen und Kollegen via<br />

EMR über die Krankenkassen abrechnen und von diesen<br />

Institutionen mindestens eine einstündige Behandlung<br />

vorausgesetzt wird, dürfte diese Frage dadurch geklärt<br />

sein. Selbst wenn die sehr gründlich durchgeführte SAM<br />

eine halbe Stunde erfordern sollte, verbleiben die restlichen<br />

30 Minuten für die statische Behandlung. Dazu<br />

kommt die Beobachtung, dass eine perfekt durchgeführte<br />

SAM den Zeitbedarf der statischen Behandlung<br />

deutlich reduziert.<br />

Vermutlich, und das wird kaum eingestanden, zählt die<br />

aus mangelnder Routine entstehende Unsicherheit zu<br />

den Gründen das Becken und die Wirbelsäule zunächst<br />

nicht zu behandeln. Routiniert kann man aber nur durch<br />

wiederholtes Tun werden und dazu kommt es bei diesem<br />

Behandlungsvorgehen nicht, weil der Patient sich mangels<br />

von ihm bemerkbarer Erfolge bereits nach den ersten<br />

wenigen Behandlungen dauerhaft „verabschiedet“.<br />

Jetzt bin ich mir der Tatsache voll bewusst, dass diese<br />

Überlegungen eine grosse Portion Kritik enthält. Kritik<br />

ohne Benennung von Abhilfe wird zu recht als zerstörerisch<br />

empfunden. Anders dagegen wenn sie durch Lösungshinweise<br />

zur konstruktiven Kritik wird. Daher hier<br />

im Anschluss weitere Überlegungen und ich hoffe hilfreiche<br />

Hinweise.<br />

2. Die Auswirkung exakter energetischer Vorbehandlung<br />

auf die ISG<br />

Beim B-Kurs ist u.a. die Beurteilung der Beckenstellungen<br />

notwendige Zielsetzung. Andererseits müssen A-<br />

Kursinhalte wiederholt und vertieft werden. Um das Ganze<br />

etwas attraktiver zu machen, können diese beiden<br />

Themen miteinander verknüpft werden. Deshalb wird als<br />

Übung zunächst eine SAM-Befundung durchgeführt, im<br />

Anschluss daran die Beckenstellung getastet und deren<br />

Auswirkungen auf die Beinmuskulatur beobachtet.<br />

Die Stellung des Beckens wird nach der SAM erneut beurteilt<br />

und sofern es mit der SAM gelang alle druckempfindlichen<br />

Zonen der Helix und der Helixrinne abzubauen,<br />

befinden sich die Sitzbeinhöcker in einer ausgeglichenen<br />

Position und die Abstände zwischen den Fersen und dem<br />

Gesäss sind nun auf beiden Seiten gleichgross.<br />

Mit diesem Effekt lässt sich u.a. die oft gute Wirkung der<br />

ESB/<strong>APM</strong> bei Rückenbeschwerden mit den Kenntnissen<br />

des A-Kurses erklären. Die Beckenstellung und der Tonus<br />

der Rückenmuskulatur normalisieren sich durch eine<br />

SAM und sofern Rückenbeschwerden keinen allzu ausserordentlich<br />

gravierenden Hintergrund haben, lassen<br />

sie sich allein durch die energetische Einwirkung einer<br />

SAM positiv beeinflussen.<br />

Das Ergebnis der oben beschriebenen Übung im B-Kurs<br />

kann aber keinesfalls als Lösung der Fehlartikulation der<br />

ISG angesehen werden, denn mit optischer Gradheit ist<br />

die physiologische Beweglichkeit dieser Gelenke sehr<br />

wahrscheinlich noch nicht erreicht. Das lässt sich auch<br />

regelmässig durch Anwendung von sog. „Provokationsgriffen“<br />

belegen, von denen ein einziger Griff genügt, die<br />

durch die SAM hergestellte Ordnung zu zerstören.<br />

Das bedeutet aber auf gar keinen Fall, dass die SAM wertlos<br />

gewesen ist, denn dadurch vermindert sich erfahrungsgemäss<br />

der benötigte Zeitaufwand für die Behandlung<br />

des Beckens und der Wirbelsäule. Durch die so erzielte<br />

Entspannung vereinfacht sich die statische Behandlung.<br />

Dieser Vorteil lässt sich jedoch durch eine zeitlich sehr<br />

ausgedehnte energetische Behandlung nicht vergrössern.<br />

Der Abbau der Helix und Helixrinnenzonen kann als Signal<br />

für das Ende einer SAM gewertet werden.<br />

3. Becken: Die Vorstellung ist alles!<br />

Die Behandlung der Beckengelenke und die der Wirbelsäule<br />

werden einfacher und wirkungsvoller, wenn eine<br />

bildhafte Vorstellung von den zu behandelnden Strukturen<br />

und den beabsichtigten Einwirkungen darauf besteht.<br />

Behandlungsgriffe einfach nachzuahmen verspricht wenig<br />

Erfolg. Ich habe mir die Herstellung eines Videoclips<br />

über die Behandlung vorgenommen und da ich mich als<br />

zu wenig hübsch empfinde, ist es geplant die Rolle des<br />

Behandlers einem möglichst ansehnlichen Schauspieler<br />

zu übergeben. Dem würde ich selbstverständlich die für<br />

die Behandlung notwendigen Griffe zeigen und er würde<br />

sie wahrscheinlich perfekt nachahmen und damit im<br />

Film, nicht aber bei wirklichen Behandlungen erfolgreich<br />

sein. Seine Griffe wären vermutlich wirkungslos, da ihm<br />

die Vorstellung von der Wirkung der Griffe und der tatsächlichen<br />

Zielsetzung fehlen würden.<br />

26 16<br />

27


FACHARTIKEL<br />

Also, ahmen Sie Griffe nicht einfach nach, sondern überlegen<br />

Sie sich, was Sie und wie Sie etwas bewegen wollen.<br />

So wird beispielsweise mit dem „Dackelgriff“ die von Ihren<br />

beiden Händen gegriffene Beckenhälfte durch Druck<br />

der einen und Zug der anderen Hand in Richtung zugleich<br />

in Vorschrittsposition bewegt. Gleichzeitig bewegt<br />

der Unterschenkel des Behandlers die andere, ihm zugewendete<br />

Beckenhälfte in eine Rückschrittsposition.<br />

Je bildhafter die Vorstellung davon ist, desto präziser<br />

kann der Behandlungsdruck platziert und umso weniger<br />

Griffe müssen gemacht werden. Sinngemäss gilt das<br />

ebenso für die Behandlung der transversalen Achse.<br />

Vergegenwärtigen Sie sich die Zielsetzung, machen Sie<br />

sich ein Bild in Ihrer Vorstellung davon und Sie werden<br />

mit meist wenigen Griffen das Becken „gerichtet“ haben.<br />

Selbst diejenigen unter Ihnen, die kaum Schwierigkeiten<br />

mit dem Becken haben, werden bei Anwendung dieser<br />

Empfehlung merken, noch effektiver und schneller wirken<br />

zu können.<br />

4. Die schmerzhafte Beckenbehandlung<br />

Die Vermutung, dass die Behandlung unter Umständen<br />

schmerzhaft sein könnte, bringt nicht weiter! Vergewissern<br />

Sie sich und versuchen Sie in jedem Fall die Iliosakralgelenke<br />

und im Anschluss daran die Wirbelsäule zu<br />

behandeln. Das gelingt selbst bei Patienten mit hochgradigen<br />

Schmerzzuständen fast immer. Nur in seltenen<br />

Ausnahmefällen wird dabei Schmerz empfunden, der mit<br />

keiner Behandlungsvariante vermieden werden kann.<br />

Angenommen, ich füge meinem Patienten mit dem Dackelgriff<br />

Schmerz zu, dann vermute ich zunächst fehlerhaft<br />

befundet zu haben und versuche den Griff auf der<br />

anderen Seite durchzuführen. Ist auch das schmerzhaft,<br />

versuche ich das Problem durch Behandlung der transversalen<br />

Achse zu lösen und bewege die sich in transversaler<br />

Fortschrittposition befindliche Beckenhälfte in<br />

Richtung Rückschritt. Sofern dabei ebenfalls Schmerzen<br />

auftreten wird die andere Beckenhälfte in Richtung Vorschritt<br />

bewegt und wenn auch das nicht toleriert wird<br />

bedeutet das, das Ende der Beckenbehandlung für diesen<br />

Tag. Der Patient wird beim Vorliegenden von Füllezuständen<br />

von mir angehalten Eis zu verwenden und<br />

wird zum nächsten Tag wieder bestellt. Sollte dann die<br />

Beckenbehandlung sich erneut als generell schmerzhaft<br />

herausstellen, muss ich auf die Behandlung der Beckengelenke<br />

verzichten und entweder mit den Mitteln des<br />

C-Kurses weiter behandeln oder dem Patienten einen<br />

anderen Behandler (Arzt, Heilpraktiker etc.) empfehlen.<br />

5. Die zeitaufwändige Beckenbehandlung<br />

Der Zeitbedarf bei Erstbehandlungen der ISG kann nicht<br />

normiert werden. Er hängt einerseits vom Ausmass und<br />

der Intensität der Gelenkblockaden und andererseits<br />

stark von der Präzision der Behandlungsgriffe ab. Als<br />

ungefährer Anhaltspunkt können m.E. 10 Minuten als<br />

durchschnittlich angesehen werden. Sofern die Behandlung<br />

der ISG diesen Zeitrahmen überschreitet, sollten<br />

ergänzende Massnahmen in Erwägung gezogen werden.<br />

Auf gar keinen Fall darf, bevor die Beckengelenke entwrungen<br />

sind mit der Behandlung der Wirbelsäule begonnen<br />

werden!<br />

Eine einfach zu behebende Ursache können Narben im<br />

Bauchbereich, wie auch Dammrisse und Dammschnitte<br />

etc. sein. Charakteristisch dafür ist die ständig zwischen<br />

beiden Seiten wechselnde transversale Fehlstellung, bei<br />

der die übliche Angleichung der Abstände nicht stattfindet.<br />

Momentane Abhilfe bringt das Eincremen dieser<br />

Narben mit einer energetisch leitfähigen Creme. Diese<br />

Cremes lösen zwar die von diesen Narben verursachten<br />

energetischen Blockaden in der Regel nicht, sie „überbrücken“<br />

sie nur vorübergehend. Das reicht jedoch aus<br />

um das Becken in dieser Sitzung ohne weitere Schwierigkeiten<br />

zu behandeln. Die eigentliche Narbenbehandlung<br />

kann dann in der nächsten, erfahrungsgemäss weniger<br />

Zeitaufwand erfordernden Sitzung stattfinden.<br />

Eine weitere Möglichkeit Zeit zu sparen bietet oft das<br />

„Auspumpen“ mit dem Alkohol-Wassergemisch. Die<br />

dem zu Grunde liegende Überlegung ist, dass Entzündungs-<br />

und Reizzustände innerer Organe über das Myotom<br />

und Dermatom auf die Wirbelsäule einwirken und so<br />

mit ihren Kompensationen auch das Becken beeinträchtigen.<br />

Abhilfe kann das Aufsuchen und Behandeln der<br />

intensivsten bindegewebigen Verquellungen am Rücken<br />

bringen. Die Behandlung dieser Zonen kann zeitlich kurz<br />

sein und reicht dennoch aus um ihr „Störfeuer“ ins Becken<br />

zu unterbrechen.<br />

Noch „hartnäckiger“ können Iliosakralgelenke nach<br />

meist lange Zeit zurückliegenden gravierenden traumatischen<br />

Einflüssen, wie beispielsweise eines „Banji-<br />

Jumping ohne Seil“ sein. Hier können sich gelegentlich<br />

Behandlungszeiten von bis zu einer Stunde und länger<br />

ergeben. Eine endlos erscheinende Arbeit, die jedoch<br />

vom Behandlungserfolg meist mehr als belohnt wird.<br />

Dazu kommt noch, dass Folgebehandlungen bei diesen<br />

Hintergründen sich annähernd immer in nur wenigen Minuten<br />

durchführen lassen.<br />

6. Mögliche paradoxe Reaktionen nach Beckenfrakturen<br />

Beckenfrakturen bewirken gelegentlich paradoxe Reaktionen<br />

bei der Behandlung. Angenommen eine transversale<br />

Vorschrittblockade soll behandelt werden. Der<br />

„Dackelgriff“ wird eingesetzt und das dem Behandler abgewendete<br />

Bein im Kniegelenk flektiert. Dabei wird u.U.<br />

die Beobachtung gemacht, dass trotz korrekter Beurteilung<br />

der Beckenstellung sich der Fersen-Gesässabstand<br />

nicht verringert, sondern im Gegenteil deutlich sichtbar<br />

zunimmt. Bei der Nachkontrolle der Beckenstellung zeigt<br />

sich, dass sich die transversale Fehlstellung gleichzeitig<br />

noch verstärkt hat. Sinngemäss gleiches Verhalten tritt<br />

bei der Behandlung der longitudinalen Achse auf. Der<br />

Versuch den breiteren Abstand auf der Seite des longitudinalen<br />

Vorschritts zu verschmälern, bewirkt entgegen<br />

der Erwartung dessen Verbreiterung.<br />

Eine allgemein gültige Behandlungsanweisung kann für<br />

diese Fälle nicht gegeben werden. Wichtig erscheint es<br />

mir mit meinen Behandlungsgriffen den Abstand zwi-<br />

26<br />

27 17


FACHARTIKEL<br />

schen der Ferse und dem Gesäss zu reduzieren. Dabei<br />

geschieht es durchaus, dass ich entgegen meinem Tastbefund<br />

auf der „falschen Seite“ arbeite. Nach mehr oder<br />

weniger dieser paradoxen Bewegungen stellt sich dann<br />

das ansonsten übliche Beckenmuster ein.<br />

7. Absolut unbewegliche ISG<br />

Völlig unbewegliche Iliosakralgelenke kommen meiner<br />

Erfahrung nach nur extrem selten vor. Am häufigsten<br />

habe ich sie als Folge von Operationen, mit denen die<br />

ISG versteift wurden angetroffen. In solchen Fällen kann<br />

und darf die Becken- und Wirbelsäulenbehandlung der<br />

ESB/<strong>APM</strong> selbstverständlich nicht verwendet werden.<br />

Es kann nur versucht werden Einflussnahme auf das<br />

Schmerzgeschehen mit energetischen Einflussnahmen<br />

zu erreichen. Dabei halte ich die Prognosen für zweifelhaft<br />

solange der internistische, rheumatologische oder<br />

gynäkologische Anlass für die versteifende Operation<br />

noch aktiv ist. Einen sich über nicht allzu viele Behandlungen<br />

erstreckenden Versuch sind derartige Zustände<br />

natürlich immer wert.<br />

Ein Morbus Bechterew und andere entzündliche und versteifende<br />

Erkrankungen der ISG sollen der Literatur und<br />

dem Vernehmen nach derartige Verwachsungen ebenfalls<br />

bewirken. Nach bisherigen Erfahrungen zeigt sich<br />

jedoch, dass sich bei vielen, auch sehr fortgeschrittene<br />

Erkrankungen dieser Art die Iliosakralgelenke zwar mit<br />

erheblichem Kraft- und Zeitaufwand, aber sehr häufig<br />

dennoch bewegen lassen. Gegen eine, sich an die Beckenbehandlung<br />

anschliessende Wirbelsäulentherapie ist<br />

deshalb nichts einzuwenden und diese Patienten werden<br />

dadurch in der Regel meist beschwerdefrei aber verständlicherweise<br />

kaum beweglicher.<br />

Die Kennzeichen versteifter ISG sind die durch keinen<br />

Behandlungsgriff veränderbaren Beckenstellungen. Eine<br />

Bewegung des Kreuzbeins findet selbstverständlich<br />

dann auch nicht statt.<br />

8. Hypermobile ISG<br />

Hypermobile ISG sollen hier, weil sie immer mal wieder<br />

von der Kollegenschaft ins Gespräch gebracht, erwähnt<br />

werden. Innerhalb von etwa 25 Jahren ist mir nur ein<br />

Patient begegnet, bei dem beide Iliosakralgelenke überbeweglich<br />

waren. Soweit ich mich erinnern kann, konnte<br />

ich auf dessen Rückenbeschwerden keinen Einfluss<br />

nehmen. Damit müsste die Häufigkeit dieser Erscheinung<br />

eingeschätzt worden sein und ich meine, dass dieser<br />

Effekt in praktischen Behandlungen kaum eine Rolle<br />

spielen dürfte.<br />

Im Zusammenhang mit der Hypermobilität der ISG wird<br />

nicht selten behauptet, dass ein Iliosakralgelenk hypermobil<br />

oder normal beweglich und das andere unbeweglich<br />

oder blockiert sei. Mit den Beobachtungen der<br />

ESB/<strong>APM</strong> lassen sich diese Behauptungen nicht bestätigen,<br />

denn wie anders als mit der Begründung beide<br />

seien blockiert, lässt sich das meist vielfache hin- und<br />

herbewegen in gegensätzliche Beckenstellungen mit unseren<br />

Behandlungsgriffen begründen? Vielleicht lässt es<br />

sich als Kompromiss formulieren, dass eines der beiden<br />

ISG stärker und das andere weniger intensiv blockiert ist.<br />

Das allerdings dürfte praxisfremde Theorie sein und hat<br />

keinen Einfluss auf die Behandlung.<br />

9. Der Unterschied zwischen „Entwringung“ und<br />

„Mobilität“<br />

Ziel einer Beckenbehandlung ist die Wiederherstellung<br />

der normalen, physiologischen Beweglichkeit der<br />

Iliosak ralgelenke. Es kann davon ausgegangen werden,<br />

dass sich im Fall der Blockade dieser Gelenke, diese sich<br />

möglicherweise während mehrerer Jahre nicht bewegt<br />

haben.<br />

Bei der Befundung des Beckens fallen u.U. die gegensätzlichen<br />

Stellungen einer Beckenhälfte auf. Da wird<br />

auf einer Seite die Blockade der Beweglichkeit um die<br />

transversale Achse im Sinn eines Vorschritts angetroffen.<br />

Gleichzeitig besteht beispielsweise auf der gleichen Seite<br />

eine Rückschrittblockade um die longitudinale Achse<br />

und die sagittale Stellung weist wiederum auf einen Vorschritt<br />

hin. Gleiches gilt für die Beckenhälfte der anderen<br />

Seite. Das Becken ist verwrungen und erste Aufgabe der<br />

Behandlung ist es hier normale Stellungen einzustellen,<br />

das Becken zu entwringen.<br />

Das geschieht mit Behandlungsgriffen, mit denen die<br />

Bec kenschaufeln gegen das Kreuzbein in den ISG vom<br />

Therapeuten, also passiv bewegt werden. Dabei dürfte<br />

nachvollziehbar sein, dass es vieler derartiger passiv<br />

durchgeführter Bewegungen bedarf, bis die ursprünglich<br />

mit jedem Schritt ablaufende Beweglichkeit wieder hergestellt,<br />

die Mobilität der ISG erreicht ist.<br />

Als Kontrolle kann die Beweglichkeit vom Kreuzbein genutzt<br />

werden. In Bauchlage des Patienten wird erst das<br />

eine, dann das andere Bein im Kniegelenk gebeugt. Das<br />

Kreuzbein und tastbar das Steissbein bewegt sich unter<br />

diesem Griff auf die Seite des flektierten Beines zu. Bei<br />

der Beckenbehandlung wird dieser Griff als „Rückstellung“<br />

bezeichnet und die Bewegung des Kreuzbeins erfolgt<br />

bei den ersten Behandlungen des Beckens erst gegen<br />

Ende der Unterschenkelbewegung, etwa bei einem<br />

Winkel von 135 Grad und mehr.<br />

Das Kreuzbein und damit die tast- und beurteilbare<br />

Steiss beinspitze sollten sich unter dieser Bewegung bereits<br />

bei einer Flexion von etwa 45 Grad jeweils auf die<br />

Seite des gebeugten Unterschenkels hinbewegen.<br />

10. Kennzeichen „Freies Becken“<br />

Ein ausgeglichener Tastbefund signalisiert dem Behandler<br />

nicht unbedingt, dass das Becken keinerlei Behandlung<br />

benötigt, denn optische Makellosigkeit sagt nichts<br />

über die Funktion der ISG aus. Das Ziel der Beckenbehandlung<br />

der ESB/<strong>APM</strong> geht weit über eine „gerade“<br />

Beckenstellung hinaus. Es soll die normale Beweglichkeit<br />

der Iliosakralgelenke wieder hergestellt werden. Neben<br />

der Energetik unterscheidet sich die Behandlung der<br />

Beckengelenke der ESB/<strong>APM</strong> genau durch diese Forderung<br />

(Wiederherstellung normaler Beweglichkeit der<br />

ISG) von anderen Wirbelsäulen-Therapien. Dass diese<br />

Zielsetzung der ESB/<strong>APM</strong> nur mit gegenüber anderen<br />

Therapien erhöhtem Arbeitsaufwand zu erreichen ist,<br />

26 18<br />

27


FACHARTIKEL<br />

dürfte verständlich sein. Ein Mehr an Arbeit, dass jedoch<br />

durch eindeutig überlegene Therapieerfolge mehr als<br />

ausgeglichen wird.<br />

Im Verlauf der Behandlung gelangt man an den Punkt, an<br />

dem die Sitzbeinhöcker in ausgeglichener Stellung getastet<br />

werden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig,<br />

dass das Becken entwrungen und die Beckenbehandlung<br />

beendet ist. Um eine Beurteilung darüber vorzunehmen,<br />

sollte die Weite der Knieflexion beider Seiten<br />

überprüft und verglichen werden. Dazu wird zunächst<br />

ein Kniegelenk in Bauchlage des Patienten gebeugt und<br />

die Flexion bis zum ersten, leichten Widerstand vom Behandler<br />

geführt und dieselbe Prozedur danach mit dem<br />

anderen Bein wiederholt. Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

das Becken entwrungen ist, ist bei beidseitig gleichem<br />

Abstand gross. Die gleichzeitige Flexion beider Kniegelenke<br />

empfiehlt sich nicht, da der Druck auf die beiden<br />

Unterschenkel ungleichmässig ausfallen und deshalb die<br />

Beurteilung unsicher werden kann.<br />

Die Forderung nach beidseitig gleichen Flexionsabständen<br />

kann nach Operationen und Verletzungen des Kniegelenks<br />

mit Bewegungseinschränkungen nicht in jedem<br />

Fall erfüllt werden. Dabei müssen andere Kriterien zur<br />

Beurteilung, wie beispielsweise die Ohrreflexzonen-Kontrolle<br />

eingesetzt werden.<br />

Angenommen beide Sitzbeinhöcker befinden sich in<br />

ausgeglichener Position aber die Fersen-Gesässabstände<br />

sind ungleich. Das bedeutet, dass die Arbeit mit den<br />

ISG noch nicht beendet ist. Da sich aus den unterschiedlichen<br />

Abständen die aktuelle Beckenstellung nicht ableiten<br />

lässt, bedarf es weiterer Massnahmen um darüber<br />

Kenntnisse zu erlangen. Gemeint sind damit die sog.<br />

Provokationsgriffe.<br />

Die Zielsetzung der Provokationsgriffe ist die Beckenstellung<br />

auf äusserlich nicht erkennbare Verwringungen<br />

zu überprüfen. Sofern die ISG noch nicht vollständig entwrungen<br />

sind, werden die noch vorhandenen aber nicht<br />

tastbaren Fehlstellungen besonders deutlich dargestellt<br />

und es kann nun die so verdeutlichte Beckenstellung<br />

weiter behandelt werden. Nicht wenige Therapeuten<br />

befürchten bei Anwendung dieser Griffe das bisher erreichte<br />

Behandlungsergebnis zu zerstören. Sie meinen<br />

u.U. mit der Behandlung des Beckens erneut beginnen<br />

zu müssen. Das ist jedoch niemals der Fall.<br />

Unter Provokationsgriffen können alle für die Beckenbehandlung<br />

eingesetzten Behandlungsgriffe verwendet<br />

werden. Der einzige Unterschied gegenüber Behandlungsgriffen<br />

ist, dass nach ihrer Durchführung das Becken<br />

nicht zurückgestellt, also der Unterschenkel nicht<br />

flektiert werden darf, denn durch diese Bewegung würde<br />

das Ergebnis der Provokation sofort ausgelöscht werden.<br />

Sind die Abstände zwischen den Fersen und dem Gesäss<br />

auf beiden Seiten gleichgross und durch Provokationsgriffe<br />

keine Veränderungen zu erzielen, bleibt als<br />

letzte und entscheidende Bestätigung die Kontrolle der<br />

ISG-Ohr-Reflexzonen. Sind auch diese nicht vorhanden<br />

kann davon ausgegangen werden, dass das Becken i.O.<br />

ist und nun die Wirbelsäule behandelt werden muss.<br />

Klaus <strong>Radloff</strong> für ECM<br />

26<br />

27./ 28. AUGUST 2010<br />

WER GESUND ISST, STIRBT FRÜHER!<br />

27./ 28. AUGUST 2010<br />

UDO POLLMER<br />

WER GESUND ISST, STIRBT FRÜHER!<br />

Seminar für Geniesser Für Interessierte und jene, die Klienten in Ernährungsfragen beraten<br />

UDO POLLMER<br />

Wer gesund isst, stribt früher!<br />

Udo Pollmer - provokanter, unabhängiger<br />

27.08.10 / 14-18h<br />

Ernährungswissenschaftler, gilt als «böser Bube seiner<br />

Seminar Referat für für alle, Geniesser die Interesse Für Interessierte haben an alltäglichen und jene, die Klienten Zunft», in Ernährungsfragen der mit Wolllust und beraten Wortwitz verbreitete Diät-<br />

Fragen rund ums Thema Ernährung.<br />

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Wer Ernährungsdogmen, gesund isst, stribt wie früher! 5x Rohkost am Tag oder<br />

Udo stampft. Pollmer Publizist - provokanter, zahlreicher unabhängiger<br />

Bücher und Schriften.<br />

27.08.10 ‚Vollkorn / ist 14-18h gesund’ werden kritisch hinterfragt und<br />

Ernährungswissenschaftler, gilt als «böser Bube seiner<br />

Referat biologisch für alle, erklärt. die Interesse haben an alltäglichen<br />

Zunft», Scham, der Reue mit und Wolllust schlechtes und Wortwitz Gewissen verbreitete sind wohl Diät- die<br />

Fragen Panschen rund erlaubt! ums Thema Ernährung.<br />

und schlechtesten Ernährungsempfehlungen Ratgeber für gesunde genüsslich Ernährung. in den In Boden<br />

Ernährungsdogmen, 28.08.10 / 09-17h wie 5x Rohkost am Tag oder<br />

stampft. diesem Sinne: Publizist kochen, zahlreicher geniessen Bücher und und auf Schriften. den Bauch<br />

‚Vollkorn Zusammenhänge ist gesund’ über werden Zusatzstoffe kritisch hinterfragt und und<br />

hören!<br />

biologisch Nahrungsergänzungsstoffe erklärt. werden aufgedeckt und<br />

Scham, Reue und schlechtes Gewissen sind wohl die<br />

Panschen Erklärungsgrundlagen erlaubt! für Darmerkrankungen und<br />

schlechtesten Anmeldung: Lehrinstitut Ratgeber für <strong>Radloff</strong> gesunde – Bachstrasse Ernährung. 72 In –<br />

28.08.10 die daraus / 09-17h resultierenden Folgesymptome<br />

diesem 5034 Suhr Sinne: – kurse@radloff.ch kochen, geniessen – 062-825 und auf 04 den 55 Bauch<br />

Zusammenhänge aufgedeckt. Das Thema über Zusatzstoffe Gewichtsreduktion und wird aus<br />

hören!<br />

Nahrungsergänzungsstoffe therapeutischer Sicht betrachtet werden und aufgedeckt entsprechende und<br />

Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg,<br />

Erklärungsgrundlagen Hinweise werden daraus für abgeleitet. Darmerkrankungen und<br />

Anmeldung: 5025 Asp bei Lehrinstitut Aarau <strong>Radloff</strong> – Bachstrasse 72 –<br />

die daraus resultierenden Folgesymptome<br />

5034 Suhr – kurse@radloff.ch – 062-825 04 55<br />

aufgedeckt. Das Thema Gewichtsreduktion wird aus<br />

therapeutischer Sicht betrachtet und entsprechende<br />

Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg,<br />

Hinweise werden daraus abgeleitet.<br />

5025 Asp bei Aarau<br />

27 19


FACHARTIKEL<br />

ANATOMIE IN DER CHINESISCHEN MEDIZIN?<br />

Wie gut war das Wissen der chinesischen Ärzte eigentlich<br />

über die Anatomie? Nicht wenige Therapeuten,<br />

die sich mit chinesischer <strong>Medizin</strong> beschäftigen,<br />

sind der Meinung, dass es um die anatomischen<br />

Kenn tnisse in dieser Zeit nicht besonders bestellt<br />

war und man sich in dieser Zeit hauptsächlich mit<br />

den energetischen Vorgängen beschäftigte. Das dem<br />

nicht so war, darüber versucht dieser Beitrag ein paar<br />

Informationen zu liefern.<br />

EINLEITUNG<br />

Die <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> (CM) beruht in der Zwischenzeit<br />

auf einer etwa 6000-jährigen Erfahrung, die seit etwa<br />

2000 Jahren dokumentiert wird. Wir alle kennen den<br />

„Gelben Kaiser“, der auch für die energetische Arbeit mit<br />

der <strong>APM</strong> wichtige Hinweise zu geben vermag.<br />

In der CM sind die zentralen Begriffe die des QI, Yin/<br />

Yang, Wu-Xing (Wandlungsphasen) auch heute noch von<br />

großer Bedeutung, da deren Regulierung Dysbalancen<br />

innerhalb des Systems zu beseitigen vermag.<br />

Entgegen der weitverbreiteten Meinung zu diesem Thema<br />

ist es so, dass die chinesischen Ärzte schon vor 2000<br />

Jahren ein funktionierendes System von physiologischen<br />

und pathologischen Denkansätzen und ebenso genaue<br />

Vorstellungen von anatomischen Zusammenhängen hatten.<br />

GESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE<br />

Im Hunag Di Nei Jing Su Wen (Kap.60) können wir über<br />

die Abhandlung über die Knochenöffnungen, die acht<br />

Foramina sacralia lesen. Im Ling Shu (Kap.31) gibt es<br />

eine Abhandlung über Darm und Magen und in Kap. 12<br />

werden ebenfalls genaue Angaben zu<br />

Organen gemacht. Hier einige Beispiele:<br />

Die Entfernung von Pharynx bis zur Cardia<br />

beträgt 1,6 Fuß (ein chinesischer Fuß<br />

sind 0,25 Meter). Jejunum und Duodenum<br />

sind 33 Fuß (5,5 Meter) Ileus und<br />

Colon asc.et Transversum werden mit 21<br />

Fuß (3,6 Metern) dokumentiert und der<br />

restliche Darm (Colon desc., Sigmoid,<br />

Rectum) sind mit 2,8 Fuß (0,37 Meter)<br />

angegeben.<br />

In der Han-Dynastie (206 vor-25 n.Chr.)<br />

wurde im Jahr 16 im Auftrag von Kaiser<br />

Wang Mang ein Rebell hingerichtet<br />

und seziert. Diese Aufgabe nahmen der<br />

berühmte Hofarzt Shang Fang und ein<br />

Metzger wahr. Diese Untersuchung erbrachte<br />

folgende Ergebnisse<br />

.<br />

Man hatte für die Ausmessung der<br />

Gefäße feine Bambusstäbe in die Gefäßverläufe<br />

geschoben, wodurch man<br />

die Länge und Menge der Gefäße besser<br />

sichtbar machen konnte. Man wusste zu<br />

dieser Zeit aber schon über den Fluss<br />

des Blutes Bescheid, denn die hämatorrheologischen<br />

Verhältnisse hatten in der<br />

damaligen <strong>Medizin</strong> einen überaus wichtigen<br />

Stellenwert. Die Idee des Leitbahnsystems<br />

resultierte auf der einen Seite<br />

aus dem Beobachten der Umweltverhältnisse<br />

(Bäche, Flüsse etc.), wurde<br />

aber zweifelsohne ebenfalls durch die<br />

Kenntnisse über die Blutgefäße inspiriert.<br />

Die Wichtigkeit der Pulsdiagnose<br />

dürfte auch hierin begründet sein<br />

26 20<br />

27


FACHARTIKEL<br />

960-1127 n.Chr. in der Song-Dynastie<br />

richtete man in Kuang-Sun eine<br />

Räuberbande hin. Die insge samt<br />

56 Personen wurden seziert und<br />

die Beobachtungen genaustens<br />

dokumentiert. So wurden Organe,<br />

Gefäße und der Bewegungsapparat<br />

abgezeichnet und beschriftet.<br />

Die Zeichnungen liegen uns noch<br />

heute vor. Sie wurden im Buch Bin-<br />

Tui-Lu niedergeschrieben.<br />

1102 - 1106 wurden verschiedene<br />

Banditen im Auftrag des Richters Li<br />

Yi-Hang seziert und die Ergebnisse<br />

im „Atlas der Wahrheit“ Chun-<br />

Zhen-Tu veröffentlicht.<br />

1644-1911 während der Qing-Dynastie<br />

wurden ebenfalls offizielle<br />

anatomische Studien an Leichen<br />

durchgeführt, die weitere sehr<br />

genaue anatomische Angaben und<br />

Erkenntnisse, ergaben. Vergleicht<br />

man diese Angaben mit den heutigen<br />

westlichen Anatomiebüchern,<br />

zeigt sich eine große Übereinstimmung<br />

des Wissens aus dieser Zeit.<br />

FAZIT<br />

Abbildung: Die Abbildung zeigt, dass das Wissen über<br />

den Menschen immer zusätzlich in jahreszeitliche und<br />

Naturbezüge eingebunden war.<br />

Der bekannte Arzt Hua Tuo (wir berichteten schon über<br />

ihn, da er die Nebengefäße des Du Mai beschrieben hatte)<br />

gilt als der Vater der chinesischen Chirurgie, Arzneimittellehre<br />

sowie des Qi-Gong. Er führte etwa im Jahr<br />

206 n.Chr. gynäkologische Operationen am lebenden<br />

Menschen durch. In den „Chroniken der Drei Reiche“ beschreibt<br />

man seine Operationstechnik für die Operation<br />

eines Tumors. Hua Tuo formulierte hier, dass wenn eine<br />

manifeste Akkumulation (Tumor) besteht, dieser durch<br />

Arzneimittel und Akupunktur nicht mehr zu erreichen ist.<br />

Dann be schreibt er die Verabreichung eines Betäubungsmittels<br />

(Dekor Ma-Fei-San) und die Vorgehensweise<br />

bei der Operation. Die Anästhesie wurde also ebenfalls<br />

schon gezielt durchgeführt, um Operationen verträglicher<br />

zu machen.<br />

In der Chen-Dynastie (557-589n.Chr.) beschrieb der ebenfalls<br />

berühmte Arzt Sun Si-Miao, die A-Shi-Foramina, die<br />

bei uns heute allgemein als Triggerpoints bekannt sind.<br />

Die auch heute noch immer wieder<br />

verbreitete Aussage, chinesische<br />

Ärzte hätten keine Ahnung von anatomischen Grundlagen<br />

gehabt und würden den Körper ausschließlich als<br />

energetische Struktur verstehen ist also weitgehend unhaltbar<br />

und entspringt wohl mehr einer Fehleinschätzung.<br />

Es versteht sich wohl, dass solche Modelle wie Wu-Xing<br />

und die darin enthaltenen physiologischen Beziehungen<br />

nicht einfach ausschließlich durch analoges Denken beschrieben<br />

werden konnten.<br />

Auf der anderen Seite darf dies nun nicht zu der Behauptung<br />

führen, dass energetisches Denken nur eine Art<br />

Beigabe war, wie dies im Moment in schulmedizinisch<br />

– wissenschaftlich geprägten Richtungen, auch in China,<br />

behauptet wird. Der Hintergedanke die CM als ein rein<br />

materialistisch ausgerichtetes <strong>Medizin</strong>system verstehen<br />

zu wollen, liegt auf der Hand und führt uns weg von dem<br />

Anspruch einer Ganzheitstherapie.<br />

Gerade, weil den chinesischen Ärzten der früheren Zeiten<br />

schon viel mehr über anatomische und physiologische<br />

Zusammenhänge bekannt war, als man bisher angenommen<br />

hat, zeigt deren Miteinbeziehung von energetischen<br />

(QI) und geistigen (SHEN) Ebenen, dass hier erstaunlicherweise<br />

eine weitaus umfangreichere Sicht von Erkrankungsursachen<br />

vorhanden war, als wir diese heute<br />

in der modernen <strong>Medizin</strong> antreffen.<br />

R. Bayerlein ECMlaps.<br />

26 27 21


FACHARTIKEL<br />

DIE <strong>APM</strong> IM RAHMEN DER ENERGIEMEDIZINISCHEN<br />

BETRACHTUNG<br />

Das "Zwiebelschalenphänomen" und das Problem der Unterdrückung.<br />

Die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> ist in der Regel eine reproduzierbare<br />

und effektive Behandlungsmethode, die in der<br />

Praxis häufig sehr gute Erfolge erzielt. Aber auch<br />

in der <strong>APM</strong> werden wir immer wieder mit den Phänomen<br />

scheinbar widersprüchlicher „Feedbacks“<br />

vom Körper konfrontiert. Über die Hintergründe dieser<br />

Phänomene, versucht dieser Beitrag etwas Klarheit<br />

zu schaffen.<br />

UNTERSUCHUNG<br />

Um die Hintergründe der Regulationsvorgänge des<br />

Körpers genauer nachvollziehen zu können, zog ich das<br />

Untersuchungssystem der Segmentardiagnostik zur<br />

Hilfe.<br />

Hierbei handelt es sich um eine physikalisch-messtechnische<br />

diagnostische Methode, die Organfunktionen<br />

funktionell-quantitativ über neurale Strukturen erfasst<br />

und die Ergebnisse anatomisch wiedergibt. Über sechs<br />

Elektroden (2x Stirn, 2x Füße, 2x Hände) werden Stromimpulse<br />

durch den Körper geleitet, wobei der physikalische<br />

Stromfluss vom Gerät gemessen wird. Während<br />

eines Messvorgangs wird jeder der 22 Stromflusskanäle<br />

mindestens 2x darauf überprüft, wie sich der Stromfluss<br />

im Körper verhält. Eine Software vergleicht die<br />

Messergebnisse von 67 Organen bzw. Strukturen mit<br />

einer Datenbank (dies erfolgt unter Berücksichtigung von<br />

Alter, Geschlecht, Gewicht und Größe!). Da in der Regel<br />

neun Messungen durchgeführt werden, erhält man eine<br />

Vielzahl von Messungen, die dadurch ein sehr genaues<br />

Bild von dem Zustand der segmentalen Versorgung und<br />

der daran angeschlossenen Organstrukturen.<br />

Der umfassende Ansatz dieser Untersuchungsmethode<br />

beruht auf der dynamischen Messung von 22 Stromflusskanälen.<br />

Da jedes Organ in den Kanälen zu einem<br />

anatomisch vorgegebenen und bekannten Prozentsatz<br />

enthalten ist, kann man aus den Ergebnissen in den<br />

Kanälen über multiple Wahrscheinlichkeitsberechnungen<br />

auf die zugehörigen Organbefunde schließen. Die<br />

Treffsicherheit liegt durchschnittlich bei 80%, wobei exponierte<br />

Organe wie die Genitalien oder die Schilddrüse<br />

sich 100% annähern, während versteckte Organe wie<br />

die Nebennieren eine reduzierte Trefferquote aufweisen,<br />

da sie nicht getrennt und differenziert zu erfassen sind.<br />

GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN<br />

Weder Apparate noch Statistiken noch Datenspeicher<br />

noch der Intellekt eines Arztes können das tiefe Wissen<br />

ersetzen, welches der Organismus über sich selbst beinhaltet.<br />

Wenn innerhalb der Komplementärmedizin der<br />

Therapeut, wie dies auch in der <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> ist, selbst<br />

zum Messinstrument wird und beispielsweise auch via<br />

Pendel, Rute, Tensor kinesiologischen Test etc. versucht<br />

die Erkrankung und deren Ursache zu erfassen, wird fast<br />

immer ein gewisser Grad an Subjektivität mit eingehen.<br />

Die Vorgehensweise verlangt nach wissenschaftlicher<br />

Betrachtung eigentlich eine Neutralität des Therapeuten,<br />

der frei von Vorstellungen, Überlegungen und Vorurteilen<br />

ist. In der Praxis ist das praktisch nicht zu erfüllen (aber<br />

auch für die Wissenschaft ist das bei weitem nicht immer<br />

möglich). Auf der anderen Seite ist es aber so, dass der<br />

Körper bei mechanischen, schematischen Fragestellungen<br />

auch nur entsprechende, einseitige Antworten gibt,<br />

die dann wiederum begrenzt sein werden.<br />

Es sollte also nicht auf feinstofflicher Ebene gear beitet<br />

werden, wenn gleichzeitig das sich darin befindliche<br />

und dazugehörige Bewusstsein abgewertet oder<br />

negiert wird, und man versucht Automatismen einzusetzen!<br />

Daher ist ein Therapeut, der empathisch mit dem Patienten<br />

verbunden ist, der Befund- oder Diagnoseerhebung<br />

jeder schematischen Vorgehensweise meist überlegen!<br />

Ein wichtiger Hinweis<br />

An dieser Stelle muss aber einschränkend gesagt werden,<br />

dass es für eine exakte Befunderhebung einen wichtigen<br />

Punkt zu beachten gilt, der leider bei vielen Untersuchungsmethoden<br />

nicht ausreichend beachtet wird, weshalb<br />

es hier dann zu Unsicherheitsfaktoren kommt, die<br />

nicht immer kompensiert werden können.<br />

Diagnosemethoden aus dem komplementärmedizinischen<br />

Bereich erzielen ihre Ergebnisse meist durch (polare)<br />

JA und NEIN Aussagen. Die Realität ist aber, dass<br />

es sich in der Praxis um ein trinäres System handelt,<br />

welches auch die häufig vorhandene Antwort NEUTRAL<br />

beinhaltet.<br />

Wird diese für die Therapie wichtige Antwort nicht erfasst,<br />

werden neutrale Befunde als falsch positiv oder<br />

negativ eingestuft, wodurch die Validität und Reproduzierbarkeit<br />

stark absinken!<br />

Wir müssen aber auch von energiemedizinischen Methoden<br />

eine gute Reproduzierbarkeit erwarten können!<br />

Wie sieht es hier in der <strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong> aus? Wir erhalten<br />

über den Ohrbefund erst einmal nur einen JA Befund,<br />

der sich für uns als empfindliche Zone darstellt. In der<br />

Concha erhalten wir ein JA (Fülle) und in der Helix ein<br />

JA (LEERE). Nicht empfindliche Zonen sind entweder in<br />

LEERE oder NEUTRAL. Allein damit wäre die <strong>APM</strong> aber<br />

26 22<br />

27


FACHARTIKEL<br />

BEOBACHTUNGEN<br />

Zwiebelschalenphänomen<br />

In der Praxis beobachtet man nicht selten die Tatsache,<br />

dass sich Initialbefunde im Laufe der Behandlung plötzlich<br />

verändern oder gar ins Gegenteil umschlagen.<br />

Hierfür einige Beispiele:<br />

So kann beobachtet werden, dass sich plötzlich aus<br />

einer primär generellen YANG-FÜLLE eine YIN-FÜLLE<br />

entwickelt oder aber isolierte Verursacher mehrmals<br />

wechseln. Ein DI-Verursacher verschwindet nach der<br />

Behandlung und nun kommt ein NI als Verursacher zum<br />

Vorschein.<br />

Ich spreche hier vom „Zwiebelschalenphänomen“ 1 welches<br />

besagt, dass in der Praxis energetische oder auch<br />

physiologische Störungen häufig in mehreren Schichten,<br />

ähnlich den verschiedenen Schichten einer Zwiebel,<br />

Mangelzuständen von QI im Leitbahnsystem. übereinander Dies deckt liegen. sich Es auch stellt sich mit die meinen Frage, Erfahrungen<br />

weshalb dies<br />

eine sehr unsichere in der <strong>APM</strong> Angelegenheit! n. <strong>Radloff</strong>. Erst Wir das sehen Hinzuneh-<br />

der überhaupt Praxis, dass von uns sich in multiple dieser Art Ohrbefunde Weise wahrgenommen<br />

wird. Die chinesische <strong>Medizin</strong> spricht in diesem<br />

nach 2-3<br />

men der Alarmpunkte und anderer Befundmöglichkeiten<br />

Behandlungen in dem Maß ändern, indem der Energiefluss sich verbessert.<br />

und deren Interpretation führt uns dann zu den Aussagen Zusammenhang von Stagnationen, Blockaden oder Mangelzuständen<br />

um Störungen von QI im der Leitbahnsystem. vegetativen Versorgung Dies deckt sich in<br />

JA/NEIN oder Neurophysiologisch NEUTRAL. scheint es sich hierbei<br />

umschrieben Bereichen der Segmente (also auch auch mit der meinen Hautbereiche) Erfahrungen zu in der handeln. <strong>APM</strong> n. Weiter <strong>Radloff</strong>. kann Wir<br />

Das zu wissen vermutet ist wichtig, werden, da eine alleinige dass der Befunderhebung<br />

über die Ohrzonen zu unsicher ist!<br />

2-3 Behandlungen in dem Maß ändern, indem der Ener-<br />

Körper über sehen den in der Verlauf Praxis, dass der sich segmentalen multiple Ohrbefunde Verzweigung nach<br />

elektrische Potentiale abbaut und damit das verursachende Primärorgan (meist ein Organ)<br />

giefluss sich verbessert. Neurophysiologisch scheint es<br />

Auch <strong>Radloff</strong> entlasten erkannte kann. dies und Sicher entwickelte geschieht deshalb dasselbe sich im hierbei Prinzip um auch Störungen über der die vegetativen Leitbahnverläufe. Versorgung Die in<br />

folgerichtig seine Wahrnehmung Diagnosemöglichkeiten unterschiedlicher weiter. Ohrbefunde Erst umschriebenen nach der Behandlung Bereichen der spricht Segmente hierfür. (also auch der<br />

durch die Anwendung der uns heute zur Verfügung stehenden<br />

Befundmethoden, Bei der Segmentardiagnostik ergibt sich die hohe kann Zuver-<br />

man dass dies der durch Körper ein über paar den regulierende Verlauf der segmentalen Tests sichtbar Ver-<br />

Hautbereiche) zu handeln. Weiter kann vermutet werden,<br />

lässigkeit in der Behandlung! Es macht allerdings Sinn, zweigung elektrische Potentiale abbaut und damit das<br />

machen. Die Abbildungen zeigen eine Messung die vor und nach einem Ausgleich des<br />

diese genaue Untersuchung erst nach der entsprechenden<br />

„Vorbehandlung“ Vegetativums durchzuführen, (ich verwende um ein klares hier Bild diesen kann. Begriff Sicher geschieht Synonym dasselbe mit dem im Prinzip der auch Energetik) über die<br />

verursachende Primärorgan (meist ein Organ) entlasten<br />

zu erhalten. Warum stattgefunden das so ist, hat. soll im Folgenden erklärt Leitbahnverläufe. Die Wahrnehmung unterschiedlicher<br />

werden.<br />

Ohrbefunde nach der Behandlung spricht hierfür.<br />

Bei der Segmentardiagnostik kann man dies durch ein<br />

paar regulierende Tests sichtbar machen. Die Abbildun-<br />

Abb:1<br />

26 27 23<br />

Abb:1


FACHARTIKEL<br />

gen zeigen eine Messung, die vor und nach einem Ausgleich<br />

des Vegetativums (ich verwende hier diesen Begriff<br />

Synonym mit dem der Energetik) stattgefunden hat.<br />

Abb. 1 zeigt einen übersteuerten Bereich im Kopfgebiet<br />

(rot=Hyper) sowie einen untersteuerten Bereich etwa ab<br />

den Segmenten Th 4 (blau=Hypo). Nach der Regulierung<br />

(hier eine Übungsfolge) zeigt sich nun ein weitgehend<br />

ausgeglichenes Bild (grün=Norm Abb.2) indem sich zeigt,<br />

dass der craniale Bereich sich wirklich in einer Hyper-Situation<br />

(FÜLLE) befindet. Durch eine SAM werden solche<br />

Befunde ebenfalls relativ schnell ausgeglichen, jedoch<br />

bleiben in der Therapie dann auch Bereiche resistent, in<br />

denen sich die pathologischen Prozesse abspielen.<br />

Ein Bild wie das unter Abb.1 ergibt sich häufig auch, wenn<br />

der Patient gestresst in die Praxis kommt und sich, nach<br />

hektischer Parkplatzsuche, auf die Bank fallen lässt. In<br />

diesen Situationen hilft dem Patienten eine Art „Defragmentierung“,<br />

die durch ein paar Minuten Ruhe, einige<br />

Vordergrund rücken könnten, bis hier die Stoffwechselsituation<br />

verbessert wäre.<br />

BILD 3: Herzbelastung: Die Darstellung zeigt eine Herzbelastung,<br />

die durch die Störung des Pankreas ausgelöst<br />

wurde. Schon DDr. Schimmel wies bei seinen Untersuchungen,<br />

die er in den frühen achtziger Jahren durchgeführt<br />

hatte darauf hin, dass das Pankreas in einem hohen<br />

Prozentsatz der Verursacher von Herzerkrankungen<br />

ist (beachte den Energiefluss der PA ins H). Hier würde<br />

sich PA als Verursacher zeigen. Herzerkrankungen sind<br />

auch nach meiner Beobachtung meist Folgeerkrankungen<br />

und treten nur sehr selten als Primärursache auf.<br />

Situationen hilft dem Patienten eine Art „Defragmentierung“, Meist sind sie dann angeboren die durch (Anamnese!). ein paar Minuten Beachte,<br />

Ruhe, einige Diagonalübungen (Kinesiologie), dass es Atemübungen sich bei Gefäßerkrankungen und eine oft entspannende<br />

auch um Folgeerscheinungen<br />

von Herderkrankungen (Sinusitis, Otitis,<br />

Atmosphäre Musik (Denken wir an die QIN-Musik<br />

Paradontose,<br />

oder<br />

etc.)<br />

Ähnliches)<br />

handelt,<br />

hergestellt<br />

die eventuell<br />

werden<br />

auch für<br />

kann<br />

die Erhöhung<br />

des Cholesterinspiegels verantwortlich sind.<br />

und sollte! Unsere Befunde werden dann übersichtlicher.<br />

Bei all diesen Erkrankungen werden die Kausalbefunde<br />

Diagonalübungen Im Folgenden (Kinesiologie), einige Atemübungen nicht untypische und eine Befunde fast aus immer der Praxis. zuerst von im Vordergrund stehenden mitbeteiligten<br />

Organstörungen überdeckt! Erst durch die<br />

entspannende Atmosphäre Musik (denken wir an die<br />

QIN-Musik oder Ähnliches) hergestellt werden kann und von <strong>Radloff</strong> beschriebene Vorgehensweise SAM – UMsollte!<br />

Unsere Befunde werden dann übersichtlicher. LÄUFE - WANDLUNGSPHASEN (siehe Schichtenmodell<br />

Im Folgenden einige nicht untypische Befunde aus der n.Bayerlein) bauen sich die Befunde systematisch und<br />

Praxis.<br />

folgerichtig ab.<br />

26 24<br />

Abb: 2<br />

BILD 1 Dysbiose: Hier ergeben sich beim Ohrbefund oft Die von mir der <strong>APM</strong> angepassten Modelle der Konstitutionsdiagnose<br />

(Wandlungsphasenkurse) und das<br />

folgende Zonen: Abb: 2 DI, LE, GB, BL, NI. Die Belastung der<br />

durch die Dysbiose entstehenden Toxine belastet Leber, „Schichtenmodell“ (inzwischen Bestandteil der Ausbildung)<br />

erleichtert dann die Kausalfindung wesentlich und<br />

Niere, die in ihrer Entgiftungsfunktion überlastet sind und<br />

die Prostata, die „gerne“ Toxine in ihrem drüsigen Gewebe<br />

anlagert, BILD weil 1 sie Dysbiose: segmental Hier ebenfalls ergeben mitbelastet sich beim ist. Ohrbefund Die Hypothese oft folgende des „Zwiebelschalenphänomens“ Zonen: DI, LE, GB, BL, NI. wird<br />

macht das therapeutische Eingreifen sicherer.<br />

In der Behandlung Die Belastung würde der sich durch letztlich die der Dysbiose DI als Verursacher<br />

herauskristallisieren.<br />

entstehenden also durch Toxine die „Segmentardiagnostik“ belastet Leber, Niere, bestätigt. die in ihrer<br />

Entgiftungsfunktion überlastet sind und die Prostata, Unterdrückung die „gerne“ Toxine in ihrem drüsigen<br />

BILD 2 Darmpilze: Gewebe Hier anlagert, zeigt sich weil ein sie Befall segmental des Darmes ebenfalls mitbelastet ist.<br />

mit Pilzen, die zu einer Belastung der Milz und der Pankreas<br />

geführt In haben. der Behandlung würde sich letztlich der DI <strong>APM</strong> als bisher Verursacher weitgehend herauskristallisieren.<br />

noch nicht thematisiert worden<br />

Wenden wir uns nun einem Problem zu, welches in der<br />

ist. Es ist das Phänomen der Unterdrückung. Bekannt ist<br />

Auch hier würde sich ebenfalls der DI als Verursacher uns nur ein Teilbereich, der aufgrund der Beobachtung<br />

zeigen, obwohl primär die PA und eventuell die NI in den von <strong>Radloff</strong> bezüglich von Krebsgeschehen gemacht<br />

BILD 2 Darmpilze: Hier zeigt sich ein Befall des Darmes mit Pilzen, die zu einer Belastung der<br />

Milz und der Pankreas geführt haben.<br />

27


FACHARTIKEL<br />

worden ist. Die Behandlung vordergründiger Energieflussstörungen<br />

mit der <strong>APM</strong> bei Krebserkrankungen führt,<br />

bei schulmedizinisch unbehandeltem Tumorgeschehen,<br />

praktisch immer zu einer Verschlechterung, da Symptome<br />

die der Körper (oft zum Selbstschutz) produziert<br />

hier nur unterdrückt werden.<br />

In der Praxis sehen wir aber auch immer wieder, dass<br />

wir entgegen der zu erwartenden Arbeit sehr schnell zu<br />

Erfolgen kommen oder aber der Patient noch über Probleme<br />

klagt, obwohl wir eigentlich keine Ohrzonen und<br />

sonstige Störungen feststellen können. Glücklicherweise<br />

sind solche Phänomene sehr selten, jedoch treten sie<br />

auf.<br />

1. Schnelle Erfolge: Sie sind zwar begrüßenswert und<br />

werden sowohl vom Patienten als auch vom Behandler<br />

als positiv gewertet, jedoch sollte man sich als Therapeut<br />

immer die Frage stellen, wohin denn die Störung so plötzlich<br />

verschwunden ist, nachdem sie möglicherweise<br />

Jahre bestanden hat.<br />

2. Langwierige Behandlungen: Das andere Extrem ist die<br />

aufwendige, sich über viele Behandlungen erstreckende<br />

Therapie, die zwar zum Verschwinden sämtlicher Befunde<br />

führt, jedoch der Patient immer noch über therapieresistente<br />

Restbeschwerden klagt und wir irgendwie<br />

nie richtig dahinter kommen, was eigentlich hinter der<br />

Problematik des Patienten steckt.<br />

In beiden Fällen sollten wir uns eingestehen, dass wir<br />

unsere Ergebnisse hinterfragen müssen.<br />

Hier hilft uns vielleicht eine Hypothese aus dem Bereich<br />

der klassischen Homöopathie weiter. Es ist die<br />

von Sa muel Hahnemann gemachte Beobachtung der<br />

Unterdrückung. Man geht hier davon aus, dass es sowohl<br />

mithilfe von Medikamenten (Kortison, Antibiotika,<br />

Schmerzmittel etc.) als auch durch Therapieformen, also<br />

auch durch die <strong>APM</strong> (!), pathologische Vorgänge von der<br />

Körperoberfläche (denke an die energetischen Schichten!!)<br />

in die Tiefe verdrängt werden können.<br />

Hahnemann hatte beobachtet, dass sich durch die Unterdrückung<br />

von Hauterkrankungen durch Cremes (die<br />

in seiner Zeit sehr massive Stoffe wie z.B. Quecksilber<br />

enthielten) in der Folge schwere Patholgien bis hin zu<br />

Krebserkrankungen entwickelten. In diesen Fällen wurde<br />

dem Körper die Möglichkeit genommen Toxine über die<br />

Hautoberfläche zu entgiften, sodass diese schließlich zu<br />

einer endgültigen Intoxikation führten. Es ist auch in der<br />

chinesischen <strong>Medizin</strong> bekannt, dass wenn die Entgiftung<br />

über Darm, Leber und Niere nicht mehr ausreichend<br />

gewährleistet ist, Haut und Lunge dies mit übernehmen<br />

müssen.<br />

Aber auch den chinesischen Ärzten waren diese Zusammenhänge<br />

bekannt. <strong>Radloff</strong> schreibt in ESB/<strong>APM</strong>, Band 1:<br />

„Ein alter chinesischer Spruch lautet. Was von den Nieren<br />

und der Blase nicht ausgeschieden werden kann, muss<br />

vom Darm ausgeschieden werden können. Was dieser<br />

nicht mehr ausscheiden kann, scheidet die Lunge aus.<br />

Wenn alle Ausscheidungsorgane zusammen nicht genügend<br />

Toxine ausscheiden können, muss die Haut diese<br />

Funktion übernehmen. Es führt zum Tod, wenn auch<br />

dieses Ventil geschlossen wird.“<br />

Hier berichtet <strong>Radloff</strong> dann von einem Fall, bei dem ein<br />

Patient den Arzt wegen eines quälenden Juckreizes<br />

aufgesucht hatte. Der Juckreiz ließ sich durch die Injektion<br />

eines Vit. B-Präparates abschalten, kehrte jedoch<br />

immer nach ein paar Wochen wieder zurück. Diese Art<br />

der Behandlung wurde so ein paar Jahre betrieben, bis<br />

schließlich ein Magenkarzinom nachgewiesen wurde.<br />

Wenn nun durch eine oder zwei SAM beispielsweise ein<br />

lange bestehender Hautausschlag plötzlich verschwindet,<br />

so muss dieser „Erfolg“ unbedingt hinterfragt<br />

werden und die Therapie darf nicht als beendet betrachtet<br />

werden! Vielmehr müssen auch die anderen energetischen<br />

Schichten einer genauen Betrachtung unterzogen<br />

werden! Nur mit SAM oder Umläufen zu arbeiten<br />

kann (muss selbstverständlich nicht) 2 zu Problemen führen!<br />

Es ist nämlich möglich, dass wir das Problem von der<br />

Oberfläche auf die organische, tiefere Schicht verdrängt<br />

haben.<br />

Dies gilt generell auch für andere Beschwerden, soweit<br />

diese schon eine längere Zeit Bestand gehabt haben (ab<br />

einem halben Jahr aufwärts).<br />

Zum Thema „Unterdrückung“ ein kurzer Ausschnitt aus<br />

dem Artikel „Verschiedene Autoaggressionskrankheiten<br />

in der Familie“, von Dr.E.Trebin, der in der AHZ 3 , 6/09<br />

erschienen ist. In seinem Beispiel weist er auf das Thema<br />

der Neurodermitis hin:<br />

„Berücksichtigung tieferer Schichten.<br />

Daher ist es wichtig, von vornherein die tiefen Schichten<br />

– im Sinne einer Miasmenleiter – zu berücksichtigen oder<br />

deren Erscheinungen beizeiten wahrzunehmen, um die<br />

Strategie zu ändern, bevor es zu Katastrophen kommt.<br />

Tröstlich ist nur, dass diese tiefen Schichten früher oder<br />

später ohnehin auftauchen würden, denn sie gehören zur<br />

Anlage des Patienten … Neurodermitis ist aus diesem<br />

Grund keineswegs immer so leicht zu behandeln, wie wir<br />

geneigt sind zu glauben, denn oftmals ist es nur die Spitze<br />

des Eisbergs. Und das kleine Kind trägt in Wirklichkeit<br />

noch ganz andere Leiden in sich, die noch gar keine<br />

Gelegenheit hatten sich zu entfalten.“<br />

Hier hilft das Wissen über konstitutionelle Zusammen-<br />

1 Auch in der <strong>APM</strong> ist man sich dieses Phänomens bewusst.<br />

2 Es soll hier nur die Aufmerksamkeit für Vorgänge geschärft werden, die möglicherweise stattfinden können.<br />

3 Allgemeine Homöopatische Zeitung.<br />

26 27 25


FACHARTIKEL<br />

hänge ungemein weiter, weshalb diese in den Wandlungsphasenkursen<br />

einen Schwerpunkt bilden. Ver streicht<br />

nämlich zu viel Zeit beim Entdecken des causalen<br />

Krankheitsgeschehens, kann die Organdegeneration<br />

hier unbemerkt weiter fortschreiten.<br />

ERFAHRUNGSBERICHT<br />

Solche Phänomene treffen wir in der Praxis immer wieder<br />

an, die wir aber meist gar nicht mit unserem Handeln in<br />

Verbindung bringen. Hierzu ein Beispiel aus der Praxis.<br />

Fall 1:<br />

Ein Patient, der vor längerer Zeit an der Bandscheibe (L5/<br />

S1) operiert worden war, kommt mit akuter Ischialgie in<br />

die Praxis. Schon die erste <strong>APM</strong> hilft ihm erheblich! Da<br />

er Schwierigkeiten mit dem Wasserlassen hatte, hatte er<br />

für den nächsten Tag glücklicherweise einen Termin beim<br />

Urologen ausgemacht. Das Ergebnis der Untersuchung<br />

war ein Prostata-Ca.<br />

Fall 2:<br />

Unterdrückung kann uns aber auch so begegnen. Ein<br />

Patient begibt sich mit der Diagnose Colitis Ulcerosa zu<br />

mir in die Therapie. Er nimmt starke Kortisonpräparate,<br />

sowie ein Medikament welches zur Unterdrückung der<br />

immunologischen Reaktion bei Organverpflanzungen<br />

eingesetzt wird. So hat er auch im Darm aktuell keine<br />

Probleme, die sich im <strong>APM</strong>-Befund zeigen könnten. Auch<br />

die Untersuchung mit der Segmentardiagnostik zeigt den<br />

Darm relativ spät als betroffenes Organ (in Unterfunktion)<br />

an. Hier ist die Unterdrückung der immunologischen<br />

Reaktion so stark, dass sich das Geschehen weitgehend<br />

vom Gesamtorganismus „abgekoppelt“ hat.<br />

Wir treffen dieses Phänomen auch bei Erkrankungen<br />

wie beispielsweise lang bestehender Psoriasis oder fortgeschrittenen<br />

Autoimmunerkrankungen. Hier hat der<br />

Patient nach entsprechender Behandlung, trotz weiterhin<br />

bestehender Störung der Haut, keine verwertbaren<br />

Zonen mehr. In manchen Fällen gelingt es, die Störung<br />

quasi wieder an die gesamtphysiologische Funktion anzukoppeln.<br />

Dies führt dann aber nicht selten zu heftigen<br />

Reaktionen, weshalb die Behandlung dann vonseiten<br />

des Patienten, abgebrochen wird. In manchen Fällen gelingt<br />

es uns aber auch nicht mit den Mitteln der <strong>APM</strong> dies<br />

zu bewerkstelligen, sodass hier die Behandlung beendet<br />

werden muss.<br />

Hier noch eine weitere Beobachtung aus der Praxis. Eine<br />

Patientin, die schon seit Jahren alle 1-2 Monate einmal<br />

zur <strong>APM</strong> in die Praxis kommt und eigentlich nur über<br />

gelegentliche Rückenbeschwerden klagt, bekommt vor<br />

ein paar Monaten plötzlich einen (glücklicherweise nur)<br />

leichten Schlaganfall. Eigentlich dürfte so etwas nach<br />

der Theorie der <strong>APM</strong> (Leitbahntherapie pflegt den Energiefluss<br />

und beugt dadurch Krankheit vor, beziehungsweise<br />

verhindert sie) theoretisch nicht passieren! Es<br />

müssen nun verschiedene selbstkritische Fragen gestellt<br />

werden:<br />

War meine Behandlung falsch?<br />

Hat die Behandlung zu einer Unterdrückung<br />

geführt?<br />

Gibt es weitere Faktoren, die den Körper in<br />

diese Symptomatik geführt haben?<br />

Möglicherweise hat die Behandlung zu einer Unterdrückung<br />

von Symptomen geführt, die eventuell als Hinweise<br />

hätten verwertet werden können. Möglicherweise wäre<br />

der Schlaganfall ohne <strong>APM</strong> aber auch stärker ausgefallen.<br />

Ich kann das, was hier stattgefunden hat, leider<br />

noch nicht entsprechend analysieren.<br />

Wo hier die Lösungsmöglichkeiten liegen, ist noch schwer<br />

zu beantworten. In manchen Fällen helfen vielleicht<br />

gezielte medikamentöse Vorgehensweisen weiter, weil<br />

die Störungen auf der strukturellen Ebene (z.B. Gefäße)<br />

liegen. Allerdings bewegen wir uns hier in vielen Fällen<br />

auf einer genetisch verankerten Ebene, die sich der generellen<br />

Beeinflussbarkeit weitgehend entzieht. Jedoch<br />

kann der Körper, wenn man ihn beispielsweise in der<br />

Toxinausscheidung unterstützt, hier wichtige Ressourcen<br />

gewinnen, die dem Patienten helfen eine Erleichterung<br />

seiner Symptome zu erfahren (Epigenetik).<br />

Das Thema Unterdrückung ist ein wichtiger Punkt, der<br />

in Zukunft von uns weiter beachtet werden sollte um<br />

Befunde, die uns bisher Rätsel aufgeben, besser einordnen<br />

zu können. Und so soll der Beitrag auch in erster<br />

Linie dazu dienen, das Bewusstsein für solche mögliche<br />

Vorgänge im Körper zu schärfen.<br />

Aus meiner Sichtweise ist die Auseinandersetzung mit<br />

dieser Thematik auch aus dem Grund wichtig, um weiter<br />

tiefer in die Wirkungsweise der <strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong> und die<br />

Energetik im Gesamten einzudringen, sie besser zu verstehen<br />

und Befunde brauchbarer interpretieren zu können.<br />

ECM Reinhard Bayerlein<br />

26<br />

27


WERBUNG<br />

Kurstermine 2010<br />

Grundkurse Weiterbildung<br />

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06.09.10 – 10.09.10 23.08.10 – 27.08.10 13.09.10 – 17.09.10<br />

22.11.10 – 26.11.10 06.12.10 – 10.12.10<br />

B2 Kurse<br />

C Kurse<br />

C1 Kurse<br />

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16.08.10 – 20.08.10 15.11.10 – 19.11.10 25.10.10 – 29.10.10 – Prüfung<br />

30.10.10<br />

29.11.10 – 03.12.10<br />

Methodenspezifische Fortbildungen<br />

Alarm- und Zustimmungspunkte<br />

Die Wandlungsphasen<br />

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In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />

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Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg - 5025Asp bei Aarau – tel+41 (0) 62 878 16 46 – info@herzberg.org - www.herzberg.org<br />

26 27


ERNÄHRUNG<br />

DIE FÜNF WANDLUNGSPHASEN IN DER<br />

ERNÄHRUNG<br />

Warum die Theorie der 5 Elemente in der Ernährung wichtig ist soll hier kurz erklärt werden.<br />

Da unsere Nahrungsmittel eine grosse, energetische Wirkung auf unseren Körper haben, ist es<br />

wichtig zu wissen, welche Nahrungsmittel wie auf unseren Körper wirken. Dies zeigt uns die Theorie<br />

der 5 Wandlungsphasen. Wie wirken unsere Lebensmittel geschmacklich, thermisch,<br />

temperaturmässig, auf unseren Körper. Durch den Geschmack, die Thermik und das<br />

Themperaturverhalten entsteht auch die Wirkrichtung der Nahrungsmittel in unserem Körper.<br />

Durch diese Theorie können wir feststellen, welche Lebensmittel uns helfen das Optimum an<br />

Lebensenergie für unseren Körper zu schaffen, in Bezug auf Anfälligkeit von Krankheiten, mit der<br />

richtigen Ernährung.<br />

Als das erste Element das Wasser<br />

Elemente: Holz, Feuer und Metall bilden in den Wandlungsphasen, Licht, Wärme, und Sauerstoff.<br />

Daraus entstand das Element Erde. Das Element Erde kann auch als eigener Standpunkt angesehen<br />

werden. Der Mensch als Verbindung zum Universum.<br />

Die fünf Wandlungsphasen sind:<br />

Holz Feuer Metall Erde Wasser<br />

Wie entstand die Theorie der Fünf Wandlungsphasen<br />

Das Element Holz steht für Licht Mond<br />

Das Element Feuer steht für Wärme Sonne<br />

Das Element Metall steht für Sauerstoff Tag<br />

Das Element Wasser steht für Kälte Nacht<br />

Diese Elemente wandeln sich durch das Element Erde zu den fünf Wandlungsphasen.<br />

Zu den Wandlungsphasen gehören die Organzugehörigkeit. Hier wird uns erklärt in welcher Form die<br />

Organe über die Ernährung beeinflusst werden.<br />

Durch die Zuordnung der Organe können wir eruieren, wie unsere Nahrung auf die Organe wirken<br />

kann.<br />

Zu den Wandlungsphasen gehören auch die Geschmacksstoffe, die wiederum auch auf die Organe<br />

wirken.<br />

Holz Feuer Metall Erde Wasser<br />

sauer bitter scharf süss salzig<br />

Diese Geschmacksstoffe wandeln sich auch in Wirkrichtungen.<br />

Durch diese Art und Weise der Geschmäcker und der Wirkrichtungen kann unsere Ernährung<br />

berechenbar gemacht werden. So z.B.<br />

Holz: Nahrungsmittel wie Bärlauch Wirkung auf Metall<br />

Feuer: Nahrungsmittel wie Tomaten Wirkung auf Wasser<br />

Metall: Nahrungsmittel wie Zwiebel gekocht Wirkung auf Erde<br />

Erde: Nahrungsmittel wie rote Randen gekocht Wirkung auf Feuer<br />

Wasser: Nahrungsmittel wie Sellerie gekocht Wirkung auf Wasser<br />

Diese Beispiele lassen sich in beliebiger Art auf alle Wandlungsphasen schliessen.<br />

Wichtig in diesem Zusammenhang sind die Farben der Nahrungsmittel<br />

Holz grün Sprossen aller Art, Spargel original, Frühlingszwiebeln etc.<br />

Feuer rot Tomaten, rote Beete, Paprika, Rüben, Erdbeere etc.<br />

Metall weiss Zwiebel, Knoblauch, etc.<br />

Erde gelb Kartoffeln, Randen, Äpfel, Birnen<br />

Wasser schwarz Knollengemüse, die unter der Erde wachsen und zur Lagerung<br />

über den Winter geeignet sind. Schwarzwurzel etc.<br />

26 28<br />

27


ERNÄHRUNG<br />

Nicht alle Gemüse, Früchte und Getreide lassen auf Farben schliessen.<br />

Aber durch Behandlung wie kochen, schneiden, lassen sich die Nahrungsmittel entsprechend nach<br />

den Wandlungsphasen klassifizieren. Z.B. auch wann, wie, und wo sie wachsen. Unter der Erde, an<br />

Sträuchern oder an Bäumen. Genau so wichtig ist, ob die Gemüse z.B. in Treibhäuser gezogen<br />

werden, diese Unterscheidungen sind sehr wichtig, um die Nahrungsmittel entsprechend ihrer<br />

Qualität an Chi, beurteilen zu können.<br />

Die Wandlungsphasen stehen auch für:<br />

Holz Feuer Metall Erde Wasser<br />

Genauso können wir die 4 Elemente nach unseren Jahreszeiten gliedern.<br />

Holz-sprießen, Frühling Feuer – reifen Sommer Erde-ernten, Spätsommer, Metall/Wasser- lagern<br />

Herbst/Winter<br />

Durch das Element Erde, das wohl das wichtigste in der Ernährung ist, werden aus den vier<br />

Jahreszeiten die Fünf Wandlungsphasen.<br />

Die Erde als das wichtigste Element, wird zur Erntezeit gezählt. Der Mensch muss ernten können, um<br />

an seine Nahrungsmittel zu kommen.<br />

Weiter können wir die Fünf Wandlungsphasen in unseren Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus<br />

einteilen:<br />

Holz aufwachen/wach Morgen<br />

Feuer wach Vormittag<br />

Metall wach/ruhen Mittag<br />

Erde ruhen Nachmittag<br />

Wasser schlafen Nacht<br />

Holz<br />

Feuer<br />

Metall<br />

Erde<br />

Wasser<br />

Montag/Dienstag<br />

Mittwoch/Donnerstag<br />

Freitag<br />

Samstag/Sonntag<br />

Sonntag/Montag<br />

Wichtig für uns ist es die Lebensmittel in diese Wandlungsphasen einzubauen und die Wirkung auf<br />

unseren Körper kennenzulernen.<br />

Imelda <strong>Radloff</strong> für ECM<br />

FQS<br />

SCHWEIZ<br />

Die Fortbildungs-Qualitätssicherungs-Wochenende / FQS sind zweiteilige Seminare mit dem<br />

Ziel, den Mitgliedern des VeT eine Möglichkeit zu bieten, ihre Arbeitsweise in der Akupunktur Massage<br />

nach <strong>Radloff</strong> ESB/<strong>APM</strong>/ORK reflektieren zu lassen, ein fachkundiges Feedback zu erhalten und<br />

gleichzeitig über die neuesten Erkenntnisse in der Methode informiert und geschult zu werden. Die Seminarien<br />

werden von Mitgliedern der Qualitätssicherungskommission des VeT geleitet und assistiert.<br />

KOMPETENTE QUALITÄTSSICHERUNG - NEUESTES VON DER <strong>APM</strong> NACH RADLOFF<br />

Freie Plätze 22./23. Oktober 2010<br />

Kosten Mitglieder CHF 300.00 / Nichtmitglieder CHF 350.00<br />

Kursort<br />

Haus für Bildung und Begegnung Herzberg - 5025 Asp bei Aarau<br />

Tel. +41(0)62 878 16 46 - info@herzberg.ch - www.herzberg.ch<br />

Anmeldeschluss 4 Wochen vor Kursbeginn<br />

Teilnehmende<br />

mindestens 10 Teilnehmer<br />

Anmeldung<br />

Sekretariat VeT - Ursi Truffer - Eichenstrasse 9 - CH-9300 Wittenbach<br />

sekretariat@vet.ch<br />

Bitte teilen Sie dem Sekretariat Ihre E-Mail-Adresse mit, Informationen wie Newsletter erreichen Sie schneller und einfacher!<br />

26 27 29


ERNÄHRUNG<br />

DIE GeWÜRZE UND WANDLUNGSPHASEN Imelda <strong>Radloff</strong><br />

Feuer:<br />

• Paprika bitter<br />

• Kardamon<br />

• Zimt<br />

• Oregano<br />

• Thymian-Pulver<br />

Holz:<br />

• Zitronengras-Pulver<br />

• Dill<br />

Erde:<br />

• Fenchel<br />

• Anis<br />

• Kümmel<br />

• Paprika süss<br />

• Wachholder frisch<br />

• Estragon<br />

Wasser:<br />

• Salz (kein Gewürz) -<br />

Mineralien<br />

• Sojasauce<br />

Metall:<br />

• Paprika scharf<br />

• Pfeffer<br />

weiss/schwarz<br />

• Ingwer<br />

• Nelken-Pulver<br />

• Chili-Pulver<br />

• Chili-Schoten<br />

• Cayennepfeffer<br />

• Muskatnuss<br />

• Muskatpulver<br />

DIE BEZIEHUNG DER GEMÜSE IM FEUER-ELEMENT<br />

Die Monate des Feuer-Elements:<br />

April bis Juli<br />

Feuer:<br />

• Artischocke<br />

• Erde:<br />

• Auberginen<br />

• Blumenkohl<br />

• Bodenkohlrabi<br />

• Bohnen grün, gekocht<br />

• Broccoli<br />

• Erbsen<br />

• Fenchel<br />

• Gemüsezwiebel gekocht<br />

• Kefen<br />

• Knoblauch gekocht<br />

• Tomaten<br />

• Rüebli<br />

• Zucchetti<br />

• Zuckermais<br />

• Spargel<br />

Metall:<br />

• Blumenkohl roh<br />

• Sommerrettich<br />

• Gemüsezwiebel roh<br />

• Lauch roh<br />

• Knoblauch roh<br />

• Radiesli<br />

Wasser:<br />

• Gurken<br />

• Kopfsalat<br />

• Lattich<br />

• Radiesli<br />

• Schnittmangold<br />

• Schnittsalat<br />

• Stangensellerie Holz<br />

• Kresse<br />

• Zitronenmelisse Holz<br />

26 30<br />

27


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26 27 31


KONGRESS<br />

Kongress in rothenburg<br />

Der Kongress begann am Dienstag mit den sogenannten<br />

Thementagen, die in diesem Jahr unter dem<br />

Thema „Fertilität“ standen. Am Mittwoch standen neben<br />

Kursen zur Moxibustion und Diagnose auch das<br />

Thema „Trauma“ an.<br />

und Glück“, welches sich mit den tieferen Zusammenhängen<br />

von Krankheit und Heilung auseinandersetzte.<br />

Auch die anderen Tage waren wieder einmal mehr durch<br />

hochkarätige Referenten sehr interessant gestaltet.<br />

Offiziell wurde der Kongress dann am Donnerstag eröffnet.<br />

In der Reichtagshalle richteten Nils von Below und<br />

der Oberbürgermeister Rothenburgs ein Grußwort an alle<br />

TCMler. Die Plenumsvorträge machten Lust auf mehr. So<br />

sprachen neben weiteren bekannten Therapeuten Richard<br />

Tann, Shudo Denmei und auch Andreas Noll. Noll<br />

begeisterte mich persönlich durch sein Thema „Heilsein<br />

ISO in der TCM<br />

Am Freitag fand der „Runde Tisch“ der internationalen<br />

TCM-Journalisten statt. Diskussionsthema, welches von<br />

Robert Fisher (Leiter der Öffentlichkeitsarbeit) eröffnet<br />

wurde, war hier, ob die TCM normierbar sei. Die chinesische<br />

Gesellschaft der International Organization for<br />

Standartization (ISO) hat eine weltweite Normierung<br />

der TCM beantragt. Die sich daraus ergebende Frage<br />

ist, wie und was an der TCM genormt werden kann und<br />

soll. Bereits im Februar 2009 hatte die chinesi sche Standardisierungsorganisation,<br />

die Standardization Administration<br />

of China (SAC), bei der Internationalen Standardization<br />

Organisation (ISO) einen vorläufigen Antrag<br />

auf die weltweite Normierung der TCM eingereicht. Die<br />

ISO hat weltweit 161 Mitglieder, wobei jedes Land durch<br />

eine Organisation vertreten wird; in Deutschland ist es<br />

das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin. Ende<br />

2009 wurde der chinesische Antrag durch eine Mehrheit<br />

von 14 zu 5 Stimmen der beteiligten ISO-Länderorganisationen<br />

angenommen, auch durch Länder allerdings,<br />

in denen TCM kaum praktiziert wird wie Kamerun und<br />

Ghana. Damit wurde der weltweite Normierungspro zess<br />

26 32<br />

27


KONGRESS<br />

der TCM unwiderruflich angestoßen, der voraussichtlich<br />

auch auf Deutsche und Schweizer TCM -Therapeuten<br />

und TCM - Ausbildungsstätten weitreichende<br />

Auswirkungen haben wird. Die Bereiche, in denen die<br />

TCM normie rt werden soll, sind sehr grundlegend und<br />

umfassend. Dazu gehören zum Beispiel: TCM-Terminologie,<br />

Quali tätskontrolle und Testmethoden für<br />

chinesische Kräuter, TCM-Diagnose und -Behandlung,<br />

TCM-Ausbildung, Sicherheit bei TCM-Dienstleistungen,<br />

Leistungserbringung und Qualitätskontrolle in der TCM,<br />

Qualitätsstandards für Arbeitsgeräte und Apparaturen.<br />

Innerhalb der nächsten zwei Jahre will das TCM Technical<br />

Committee die folgenden Bereiche normiert haben:<br />

Terminologie der TCM, Terminologie der chinesischen<br />

Kräuterheilkunde, Nomenklatur und Ortsbestimmung der<br />

Akupunkturpunkte, Nomenklatur und Ortsbestimmung<br />

der Ohr-Akupunkturpunkte, Standardanwendungen für<br />

Moxibustion, Standardanwendungen für Kopfakupunktur<br />

und Standards für Akupunkturnadeln. Wie die inhaltliche<br />

Ausgestaltung der Standards im Einzelnen aussehen<br />

soll, ist bisher nicht festgelegt, sondern wird im Laufe<br />

des Normierungs prozesses von den beteiligten Technical<br />

Committees der Länder definiert. Ohne Zweifel wird<br />

sie aber weitrei chende Folgen auch für die Anwendung<br />

und Ausbildung der TCM in Deutschland und natürlich<br />

auch in anderen Ländern haben.<br />

Auch für die <strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong> dürfte diese Norminierung<br />

Konsequenzen haben, will man sich nicht der allgemeinen<br />

Entwicklung verschließen.<br />

Im nächsten Jahr…<br />

Schule und Verband, sowie die Zeitung waren auf dem<br />

Kongress anwesend und für das nächste Jahr, das können<br />

wir schon an dieser Stelle mitteilen, wurde Peter<br />

Jeker als Redner eingeladen.<br />

Die Position der AGTCM<br />

Um es direkt vorweg zu sagen: Auch die AGTCM und<br />

andere TCM-Organisationen in Deutschland (auch<br />

Ärztegesellschaften!) bemühen sich seit Jahren um die<br />

Festlegung von Qualitätsstandards in Ausbildung und<br />

Anwendung der TCM. So hat die AGTCM für ihre sechs<br />

Kooperations schulen längst Qualitätskriterien für die<br />

TCM-Ausbildung definiert. Eine weltweite Normierung im<br />

Sinne der ISO sieht die AGTCM jedoch kritisch. Die TCM<br />

wurde über Jahrtausende in China entwickelt und bot<br />

immer eine natürlich gewachsene Vielfalt an Therapieund<br />

Diagnosemöglichkeiten. Und gerade das ermöglicht<br />

die individuelle Anpassung von Diagnostik und Therapie<br />

an jeden Patienten – eine der großen Stärken der<br />

TCM. „Eine internationale Normierung“, befürchtet Nils<br />

von Below, erster Vorsitzender der AGTCM, „würde die<br />

kulturellen Unterschiede in der Anwendung der TCM nivellieren.<br />

Eine ISO-Norm würde die jeweiligen kulturellen<br />

Prägungen der Patienten und Therapeuten nicht mehr<br />

berücksichtigen. Damit ginge der einzigartige Charakter<br />

der TCM als individuell ausgerichtete <strong>Medizin</strong> verloren<br />

– und zwar eindeutig auf Kosten der Patienten und ihrer<br />

Behandelbarkeit.“<br />

Mit der Planung befindet man sich schon weit im nächsten<br />

Jahr. Der Kongress findet vom 31. Mai. - 5. Juni 2011<br />

statt. Das Thema für das nächste Jahr lautet „Ganzheitliche<br />

Schmerztherapie“ und verspricht wieder viele neue<br />

und innovative Erkenntnisse. Wie in jedem Jahr, können<br />

wir wieder nur Gutes über den Kongress berichten. Sowohl<br />

die Kurse, wie auch die Organisation waren hervorragend<br />

und man kann allen offiziell Mitwirkenden nur ein<br />

großes Lob spenden. Wir, der VeT, bedankt sich bei der<br />

AGTCM für die freundliche Unterstützung und die angenehm<br />

kollegiale Atmosphäre.<br />

Wer Informationen über die ISO-Thematik und den Kongress<br />

erhalten möchte, erhält diese schnell über www.<br />

agtcm.de .<br />

R.Bayerlein für ECM<br />

26 27 33


WISSENSCHAFT<br />

neues aus der wissenschaft<br />

Bei kindlichem Übergewicht möglichst<br />

schnell reagieren<br />

«Das ist nur Babyspeck!» – Wer überflüssige Pfunde seines<br />

Kindes auf diese Weise klein redet, tut dem Nachwuchs<br />

nichts Gutes: «Krankhaftes Übergewicht im Kindesalter<br />

bekommt man nie wieder weg, die Aussicht<br />

auf ein Normalgewicht ist gleich null», unterstreicht der<br />

Kinderarzt Wolfram Hartmann aus Kreuztal, Präsident<br />

des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Er<br />

rät daher dringend, möglichst schnell die Bewegung des<br />

Kindes zu fördern und die Ernährung zu überdenken.<br />

Ob das eigene Kind bereits betroffen ist, kann man dabei<br />

den so genannten Perzentilkurven entnehmen. Darin ist<br />

die Verteilung des Körpergewichts bei Kindern einer bestimmten<br />

Größe erfasst. Liegt das Gewicht eines Kindes<br />

oberhalb der 90-Perzentile, ist es schwerer als 90 Prozent<br />

aller Kinder mit der gleichen Körpergröße und gilt als<br />

übergewichtig. Liegt das Gewicht sogar über der 97-Perzentile,<br />

liegt schon ein krankhaftes Übergewicht vor.<br />

Die grafische Darstellung hilft Eltern, mögliche Trends im<br />

Gewicht der Kleinen früh zu erkennen: «Sobald das Gewicht<br />

des eigenen Kindes beginnt, aus der Norm zu fallen,<br />

muss man sofort gegensteuern. Liegt es erst außerhalb,<br />

ist das Beheben des Problems ungleich schwerer»,<br />

betont Hartmann.<br />

Finden können Eltern die Perzentilkurven für Kinder bis 5<br />

Jahre in den Vorsorgeheften, die vom Kinderarzt verteilt<br />

werden. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte<br />

gibt darüber hinaus weitere Vorsorgehefte heraus,<br />

die ab dem Grundschulalter bis zu einem Alter von 18<br />

Jahren gelten und die entsprechenden Kurven enthalten.<br />

Da die Kurven nicht auf absoluten Werten, sondern<br />

auf relativen Normwerten basieren, müssen sie etwa alle<br />

zehn Jahre neu berechnet werden, um Tendenzen und<br />

Veränderungen des durchschnittlichen Körpergewichts<br />

zu erfassen.<br />

Gold für die Früherkennung<br />

Neues Verfahren verbessert PSA-Test für Prostatakrebs-<br />

Patienten<br />

Mit Hilfe von Gold-Nanopartikeln können Ärzte Marker<br />

für Prostatakrebs schon in einer 300-mal niedrigeren<br />

Konzentration nachweisen, als dies bisher der Fall ist.<br />

Die Nanopartikel helfen, die sogenannten Prostata-spezifischen<br />

Antigene (PSA)zu binden. Diese Antigene sind<br />

an der Oberfläche der Zellen befestigt und können gewissermaßen<br />

als Fingerabdruck der Krebszellen dienen.<br />

Mit dem neuen Verfahren kann nach einer Prostatakrebsoperation<br />

ein Wiederauftauchen der Tumorzellen viel früher<br />

als bisher festgestellt werden. Ärzte und Patienten<br />

gewinnen so wichtige Zeit und können bei einem Rückfall<br />

früher mit der Behandlung beginnen.<br />

Bei einer Operation werden möglichst alle Tumorzellen<br />

entfernt. Dies gelingt jedoch nicht immer und ein Teil<br />

der Patienten wird rückfällig. Ein Wiederauftauchen des<br />

Krebses schlägt sich beim Prostatakrebs im Allgemeinen<br />

in einem Anstieg des PSA-Werts nieder. Die Antigene<br />

sind in geringen Konzentrationen bei allen Patienten<br />

nach einer Operation vorhanden, auch wenn der Krebs<br />

nicht wieder zurückkehrt. Bisher war es nicht möglich,<br />

die Antigene direkt nach der Tumorentfernung zu messen,<br />

weil ihre Konzentration so gering ist. Tritt der Krebs<br />

wieder auf, steigt die PSA-Konzentration zunächst leicht<br />

an und nimmt erst nach einer gewissen Zeit dann so<br />

sehr zu, dass sie auch mit konventionellen Methoden gemessen<br />

werden kann. Mit der neu entwickelten Methode<br />

kann der PSA-Anstieg schon in einem frühen Stadium<br />

festgestellt werden.<br />

Die Forscher arbeiten bei ihrem Verfahren mit kleinsten<br />

Goldpartikeln mit einem Durchmesser von dreißig Nanometern.<br />

Mit den winzigen Teilchen können sie Sensoren<br />

bauen, an die ausschließlich die Prostata-spezifischen-<br />

Antigene andocken. «Die Methode ist zwischen eins und<br />

sechs Größenordnungen genauer als konventionelle Verfahren»,<br />

schreiben die Forscher. Sie testeten das Verfahren<br />

an 18 Männern, die eine Prostata-Entfernung hinter<br />

sich hatten, und konnten die Rückfälligen viel früher<br />

identifizieren, als dies mit anderen Verfahren möglich war.<br />

In Zukunft könnten Krebspatienten mit der neuen Methode<br />

nach einer Operation ständig überwacht werden. Ein<br />

Rückfall würde früh festgestellt und entsprechende Maßnahmen<br />

könnten ergriffen werden. Vor allem Patienten<br />

mit einem hohen Risiko könnten davon profitieren. Nicht<br />

nur ihre Heilungschancen wären wesentlich besser, sondern<br />

sie würden auch psychisch entlastet werden. Auch<br />

die Aussage, ob ein Patient tatsächlich geheilt ist, könnte<br />

mit der neuen Methode besser untermauert werden.<br />

Prostatakrebs-Risiko steigt bei familiärer<br />

Vorbelastung<br />

vom 23.04.2010 | dpa/tze<br />

Das Prostatakrebs-Risiko steigt nach einer Studie<br />

besonders, wenn Vater und Brüder jung daran erkrankten.<br />

«Hat ein Mann mehrere betroffene Angehörige,<br />

die womöglich sogar in jungen Jahren erkrankt<br />

sind, ist sein Risiko erheblich erhöht», erklärte Kari<br />

Hemminki, Leiter der Studie am Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

(DKFZ) in Heidelberg.<br />

Erkrankungsrisiko mit betroffenen Angehörigen um 23<br />

Mal höher<br />

Demnach haben beispielsweise Männer bis 65 Jahre mit<br />

drei erkrankten Brüdern ein 23-mal höheres Prostatakrebs-Risiko<br />

als Männer ohne betroffene Angehörige.<br />

Grundsätzlich stellten die Forscher fest, dass das Risiko<br />

26 34<br />

27


wissenschaft<br />

umso größer ausfällt, je jünger die erkrankten Angehörigen<br />

sind. Der Experte empfiehlt Betroffene bei einer Vorbelastung<br />

in der Familie zu einer Früherkennungsuntersuchung.<br />

Die Studie umfasste von 26.671 Patienten mit<br />

Krebs der Vorsteherdrüse, 5.623 stammten aus Familien,<br />

in denen die Erkrankung bereits aufgetreten war.<br />

Bei Früherkennung sind Heilungschancen sehr gut<br />

In Deutschland erkranken jährlich rund 58.000 Männer<br />

an Prostatakrebs. Dies ist die häufigste Tumorart beim<br />

Mann. Wenn Prostatakrebs früh erkannt wird, sind die<br />

Heilungschancen sehr gut. Aber da sich dieser Krebs<br />

lange unbemerkt entwickelt, ist es lebenswichtig, regelmäßig<br />

zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Sie wird<br />

für Männer ab 45 empfohlen und von der Krankenkasse<br />

bezahlt. Wir haben wissenswerte Fakten zum Prostatakrebs<br />

zusammengestellt.<br />

PSA-Test ergänzt Früherkennung<br />

Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie<br />

(DGU) im Herbst 2009 wurde eine neue Leitlinie zur<br />

Behandlung von Prostatakrebs vorgestellt. Dabei ging<br />

es auch um ein neues Früherkennungsverfahren, den so<br />

genannten PSA-Test. PSA steht für prostataspezifisches<br />

Antigen, das im Blut von Gesunden nur in geringer Konzentration<br />

vorliegt. Anhand des im Blut gemessenen<br />

PSA-Wertes könne eine differenzierte Behandlung geplant<br />

werden, hieß es.<br />

Überwachung harmloser Tumore<br />

«Liegt der PSA-Wert unter zwei Nanogramm pro Milliliter<br />

(2 ng/ml), sollte in einem Intervall von zwei Jahren<br />

kontrolliert werden», so die Empfehlung. Mit der Leitlinie<br />

bekommt der PSA-Wert nach den Worten von DGU- Generalsekretär<br />

Michael Stöckle einen höheren Stellenwert.<br />

«Mutmaßlich nicht lebensbedrohende Karzinome sollten<br />

dann aktiv überwacht werden.» Mit der nun früheren<br />

PSA-Bestimmung könnten zehn Jahre gewonnen werden,<br />

in denen der Verlauf beobachtet werden könne.<br />

«Damit lassen sich unnötige Biopsien und Therapien<br />

vermeiden», heißt es.<br />

«Nicht bei jedem Karzinom die Prostata opfern»<br />

Die neue Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik und Behandlung<br />

des Prostatakarzinoms ersetzt nach zehn Jahren<br />

die bisherigen Empfehlungen. Mit der neuen Leitlinie<br />

werde ein differenzierter Umgang mit der Tumordiagnose<br />

angestrebt, sagte Stöckle. «Nicht bei jedem kleinsten<br />

Karzinom muss gleich die Prostata geopfert werden.»<br />

Was Soja gegen Krebs tun kann<br />

Die Pflanze enthält Wirkstoffe, die möglicherweise entartete<br />

Zellen abtöten.<br />

Soja könnte in Zukunft ein natürliches Medikament gegen<br />

Krebs liefern. Zu diesem Schluss sind US-Forscher über<br />

einen Umweg gekommen: Sie hatten entdeckt, dass es<br />

im Körper von Taufliegen eine Gruppe von Substanzen<br />

gibt, die offenbar Zellen in den Selbstmord treiben können<br />

– eine Wirkung, die ebenso als Schlüsselfaktor für<br />

die Krebsvorbeugung wie auch für die für Entwicklung<br />

neuer Krebsmedikamente gilt. Da sich diese Substanzen<br />

auch in Sojabohnen finden, sei die Wahrscheinlichkeit<br />

groß, dass sich die Hülsenfrüchte in Zukunft als Lieferant<br />

für derartige Wirkstoffe nutzen lassen, schreiben die Wissenschaftler<br />

um Julie Saba vom Children‘s Hospital and<br />

Research Center in Oakland.<br />

Die Wissenschaftler entdeckten, dass Taufliegen ungewöhnliche<br />

Moleküle, sogenannte Sphingadiene, produzieren,<br />

die unter anderem für den Aufbau von fettartigen<br />

Biomolekülen, den Lipiden, genutzt werden. Eine erhöhte<br />

Konzentration dieser Sphingadiene löst offenbar den Tod<br />

genetisch geschädigter Zellen im Körper der Fliegen aus,<br />

zeigten weitere Untersuchungen. Für die Forscher liegt<br />

daher die Vermutung nahe, dass die Substanzen auch im<br />

menschlichen Körper kranke sowie genetisch veränderte<br />

Zellen, beispielsweise Krebszellen, abtöten können. Das<br />

könnte in Zukunft bei der Krebsprävention genutzt werden<br />

und eventuell sogar eine effektive Behandlung bereits<br />

bestehender Krebserkrankungen ermöglichen. Potenzieller<br />

Lieferant der vielversprechenden Substanzen<br />

wäre dabei die Sojabohne, so die Forscher.<br />

Bereits in früheren Studien hatten Forscher Hinweise<br />

darauf gefunden, dass Soja eine positive Wirkung bei<br />

Brustkrebs haben sowie vorbeugend gegen chronischentzündliche<br />

Darmerkrankungen und sogar Darmkrebs<br />

wirken kann – die Hintergründe waren bislang allerdings<br />

nicht klar. Die neuen Ergebnisse könnten nun Aufschluss<br />

über den Mechanismus geben, der hinter diesen Effekten<br />

steckt. Die Forscher wollen nun die Wirkung der Sphingadiene<br />

genauer untersuchen, um geeignete Medikamente<br />

zur Krebsvorsorge und -behandlung zu entwickeln.<br />

Krebserkrankungen sind europaweit auf<br />

dem Rückzug<br />

Die Gesamtzahl der Krebstoten in den Staaten der Europäischen<br />

Union ist seit den 90er Jahren deutlich gesunken<br />

– vor allem weil immer weniger Menschen rauchen.<br />

Das geht aus einer neuen Statistik hervor, die ein italienisch-schweizerisches<br />

Forscherteam erstellt hat. Zu<br />

diesem Zweck werteten die Wissenschaftler um Carlo La<br />

Vecchia und Cristina Bosetti von der Universität Mailand<br />

die Anzahl krebsbedingter Todesfälle in den 27 Mitgliedsstaaten<br />

der Europäischen Union in den Zeiträumen 1990<br />

bis 1994 und 2000 bis 2004 aus. Die gute Nachricht: Die<br />

durchschnittliche Zahl aller Krebstoten – ungeachtet der<br />

Krebsart – sank bei den Männern im Vergleich zum Ergebnis<br />

der 90er Jahre um neun Prozent, bei den Frauen<br />

um acht Prozent. Vor allem Menschen im mittleren Alter<br />

starben deutlich seltener an Krebserkrankungen als<br />

noch vor einem Jahrzehnt.<br />

26 27 35


wissenschaft<br />

«Die Schlüsselbotschaft unserer Studie ist, dass der günstige<br />

Trend bei der Sterblichkeit aufgrund von Krebserkrankungen<br />

in Europa in den letzten Jahren angehalten<br />

hat», erklärte Cristina Bosetti. Die positive Entwicklung<br />

führen die Forscher zum einen auf einen insgesamt verminderten<br />

Alkohol- und Tabakkonsum zurück, wodurch<br />

beispielsweise Lungen-, Mundhöhlen- und Speiseröhrenkrebs<br />

zurückgegangen seien. Zum anderen verbesserten<br />

moderne Screening- und Behandlungsmethoden<br />

die Überlebenschance der Patienten. Dies schlage sich<br />

besonders in den Zahlen zu Brust- und Gebärmutterhalskrebs<br />

nieder.<br />

Bei Hautkrebs stellt sich nach Angaben der Wissenschaftler<br />

ein differenziertes Bild dar: Während die Zahl<br />

der Menschen, die an Hautkrebs stirbt, insgesamt immer<br />

noch steigt, zeichnet sich bei jüngeren Generationen eine<br />

Trendwende ab. Bosetti nimmt an, dass die Warnung vor<br />

übermäßigem Sonnen gerade die jüngeren Menschen allmählich<br />

erreicht hat. Auch zwischen den Geschlechtern<br />

offenbart die Statistik bei einigen Krebsarten deutliche<br />

Unterschiede: So sind zwischen 1995 und 2004 EU-weit<br />

17 Prozent weniger Männer an Lungenkrebs gestorben,<br />

während die Forscher bei den Frauen ein Anstieg um fast<br />

30 Prozent verzeichneten.<br />

Innerhalb der EU sind ebenfalls teils gravierende Unterschiede<br />

zu beobachten: «Länder wie Frankreich und Italien<br />

hatten bis in die frühen 80er den höchsten Alkoholkonsum.<br />

Seitdem ist er deutlich zurückgegangen, was<br />

zu positiven Trends bei Mundhöhlenkrebs geführt hat»,<br />

berichten die Forscher. Das genaue Gegenteil zeichne<br />

sich in den meisten Ländern Nordeuropas ab. Besonders<br />

gravierend sei die Entwicklung in Ungarn und der Slowakei,<br />

wo die Zahl oraler Karzinome dramatisch anstieg.<br />

Die Länder mit der höchsten Gesamtzahl an Krebstoten<br />

sind bei den Männern Ungarn, Tschechien und Polen,<br />

bei den Frauen Dänemark, Ungarn und Schottland. Die<br />

niedrigsten Zahlen stellten die Forscher bei den Männern<br />

in Schweden fest, gefolgt von Finnland und der<br />

Schweiz. Die den Frauen schnitt Spanien, gefolgt von<br />

Griechenland und Portugal am besten ab. Nach Ansicht<br />

der Wissenschaftler spiegeln auch diese Ergebnisse vor<br />

allem das unterschiedliche Verhalten beim Tabak- und<br />

Alkoholkonsum wieder.<br />

Der Mythos um das männliche Geschlechtshormon<br />

Menschen mit einem künstlich erhöhten Testosteronspiegel<br />

verhandeln fairer als Personen, die einen normalen<br />

Spiegel des Hormons im Blut haben. Zur dieser Erkenntnis<br />

kamen britische und Schweizer Wissenschaftler, als<br />

sie die Fairness von Probanden untersuchten, die unter<br />

Einfluss des Geschlechtshormons standen. Das Ergebnis<br />

widerspricht der allgemeinen Annahme, dass Testosteron<br />

aggressiv und unsozial mache. Auch die Probanden<br />

waren von dem Volksglauben beeinflusst, so dass<br />

sie ungerechter handelten, wenn sie glaubten, dass sie<br />

das Männlichkeitshormon und kein Placebo erhalten<br />

hatten. Die Wissenschaftler um Christoph Eisenegger<br />

von der Universität Zürich glauben, dass das Testosteron<br />

im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld zu Fairness<br />

führt.<br />

Werden männliche Nagetiere kastriert, sind sie weniger<br />

aggressiv und streiten seltener. Wissenschaftler führten<br />

dieses Verhalten auf einen reduzierten Spiegel des männlichen<br />

Geschlechtshormons Testosteron zurück und<br />

übertrugen es auf den Menschen. So wurden bei Strafprozessen<br />

in den USA beispielsweise schon gesteigerte<br />

Testosteronpegel als möglicher Grund für strafmildernde<br />

Umstände angeführt. Auch Literatur, Kunst und Medien<br />

haben die Vorstellung, dass Testosteron aggressiv mache,<br />

zum Allgemeinwissen gemacht.<br />

Eisenegger und sein Team verabreichten 300 weiblichen<br />

Probanden eine Dosis Testosteron oder – ohne deren<br />

Wissen – ein Placebo. Vier Stunden später beobachteten<br />

die Forscher die Fairness der Frauen bei einem<br />

Spiel, in dem diese Geldangebote machen mussten. Das<br />

Ergebnis: Die Frauen, die Testosteron erhalten hatten,<br />

handelten gerechter als die Testpersonen aus der Placebogruppe.<br />

Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass das<br />

Geschlechtshormon die Sensitivität für den eigenen<br />

Status erhöht. Sie machen die Abweichungen zwischen<br />

den Ergebnissen mit Tieren und Menschen an den unterschiedlichen<br />

sozialen Systemen fest. «In der sozial komplexen<br />

Umwelt des Menschen sichert nicht Aggression,<br />

sondern pro-soziales Verhalten den Status», spekuliert<br />

Co-Autor Michael Naef.<br />

Wie fest die allgemeine Vorstellung von der angeblich<br />

aggressiven Wirkung des Hormons verwurzelt ist, fanden<br />

die Forscher heraus, als sie die Probanden den Test<br />

wiederholen ließen: Sie informierten die Frauen diesmal<br />

vor dem Spiel, dass entweder Hormone oder ein Placebo<br />

verabreicht werden und fragten die Testpersonen, ob sie<br />

glauben, tatsächlich das Hormon bekommen zu haben.<br />

Unabhängig von der tatsächlichen Dosis bestimmten die<br />

Vorurteile der Probanden gegenüber dem Hormon deren<br />

Verhalten: Glaubten sie, das Hormon erhalten zu haben,<br />

handelten die Frauen ungerechter. Gingen die Frauen hingegen<br />

von einem Placebo aus, reagierten sie gerechter.<br />

«Es scheint, dass nicht Testosteron selbst zur Aggressivität<br />

verleitet, sondern vielmehr der Mythos rund um das<br />

Hormon», berichtet Naef. Bdw 2009<br />

Testosteron macht nicht aggressiv, sondern sozial<br />

Die künstliche Bauchspeicheldrüse rückt<br />

näher<br />

Glucagon und eine neue Software verbessern die vollautomatische<br />

Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />

US-Forscher sind bei der Entwicklung einer künstlichen<br />

Bauchspeicheldrüse einen guten Schritt vorangekom-<br />

26 36<br />

27


wissenschaft<br />

men. Diese ist zur vollautomatischen Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />

bei Diabetikern gedacht. Den Wissenschaftlern<br />

gelang es, den Blutzucker bei elf Diabetikern<br />

vom Typ 1 über mehr als 24 Stunden in einem normalen<br />

Bereich zu halten. Entscheidend dafür waren vor allem<br />

zwei Dinge, berichten die Forscher: Zum einen bekamen<br />

die Testteilnehmer nicht wie üblich lediglich Insulin verabreicht,<br />

sondern auch dessen Gegenspieler Glucagon,<br />

was die sonst häufig auftretende Unterzuckerung größtenteils<br />

verhinderte. Zum anderen wurde die Abgabe der<br />

Hormone von einer neuartigen Software gesteuert, die<br />

besser auf die Bedürfnisse des Körpers reagierte, berichten<br />

Firas El-Khatib von der Boston University und<br />

seine Kollegen.<br />

Normalerweise reguliert die Bauchspeicheldrüse den<br />

Blutzuckerspiegel mit Hilfe der beiden Hormone Insulin<br />

und Glucagon: Insulin sorgt bei einer zu hohen Glukosekonzentration<br />

im Blut für eine verstärkte Speicherung des<br />

Zuckers in der Leber und in anderen Organen, während<br />

Glucagon bei Glukosemangel die Zuckerausschüttung<br />

aus der Leber ankurbelt und so für Nachschub sorgt. Bei<br />

Diabetikern vom Typ 1 funktioniert dieses System jedoch<br />

nicht, weil das Immunsystem die Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />

angreift und sie zerstört. Sie müssen daher<br />

ihren Blutzuckerspiegel selber überwachen und immer<br />

wieder entsprechend Insulin spritzen. Da dieses Prozedere<br />

ungemein aufwendig ist, suchen Forscher bereits<br />

seit längerem nach einer automatisierten Alternative.<br />

Bisherige Ansätze waren allerdings nur mäßig erfolgreich.<br />

Häufigstes Problem: Es kam immer wieder zu Überdosierungen<br />

von Insulin, die bei den Betroffenen eine massive<br />

Unterzuckerung herbeiführten. Aus diesem Grund<br />

entschieden sich El-Khatib und seine Kollegen bei ihrer<br />

Variante, sowohl Insulin als auch Glucagon zu verabreichen<br />

und damit die natürlichen Vorgänge bei der Blutzuckerregulierung<br />

genauer nachzuahmen. Ihr Testsystem<br />

sah schließlich so aus: Sie setzten elf Typ-1-Diabetikern<br />

eine Insulin- und eine Glucagon-Pumpe unter die Haut<br />

am Bauch, platzierten einen Blutzuckersensor in ihren<br />

Venen und schlossen das System an einen Computer<br />

an, auf dem die neuartige Software lief. 27 Stunden lang<br />

bestimmte der Sensor alle fünf Minuten den Blutzuckerwert<br />

und meldete ihn an den Computer. Die Software<br />

berechnete dann die nötige Insulin- und Glucagondosis,<br />

die anschließend über die Pumpen abgegeben wurde.<br />

Bei sechs der elf Tester habe das Prinzip auf Anhieb<br />

hervorragend funktioniert, berichten die Forscher. Bei<br />

den anderen fünf sei es jedoch zu Unterzuckerungen<br />

gekommen. Die Ursache: Ihr Körper nahm das Insulin<br />

sehr viel langsamer auf als angenommen, so dass<br />

ebenfalls ungewollt Überdosierungen entstanden. Eine<br />

langsamere Abgabe auf Basis dieses Wertes beseitigte<br />

das Problem jedoch, so die Wissenschaftler. Sie wollen<br />

ihr System nun weiter verbessern, so dass es nicht nur<br />

unter Laborbedingungen, sondern auch im täglichen Leben<br />

funktioniert. So soll in Zukunft beispielsweise ein<br />

Mik rochip für die Steuerung der Pumpen ausreichen und<br />

auch die Blutzuckermessung in den Venen soll durch einen<br />

unter die Haut implantierten Sensor ersetzt werden.<br />

Firas El-Khatib (Boston University) et al.: Science Translational Medicine,<br />

Bd. 2, Nr. 27, Artikel 27ra27<br />

List hilft bei der Rauchentwöhnung<br />

Fotos von Zigarettenstummeln dämpfen die Lust auf einen<br />

Glimmstängel<br />

Ein Foto von einer brennenden Zigarette löst in Rauchern<br />

einen geradezu unwiderstehlichen Drang aus, sich ebenfalls<br />

einen Glimmstängel anzustecken. Umgekehrt funktioniert<br />

das aber offensichtlich auch, wie Forscher der<br />

Julius-Maximilians-Universität Würzburg nun herausgefunden<br />

haben: Das Bild einer ausgedrückten Zigarette<br />

hemmt das Suchtzentrum im Gehirn und damit die Lust<br />

auf die Tabakwaren – vermutlich, weil das Bild das Ende<br />

des Rauchrituals symbolisiert. Die Forscher hoffen, Rauchern<br />

mit ihren Erkenntnissen bei der Entwöhnung von<br />

dem Suchtmittel helfen zu können, berichtet die Universität.<br />

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Bilder frisch<br />

entzündeter Zigaretten – ein Symbol für den Beginn<br />

des Rauchrituals – die Lust auf einen Glimmstängel bei<br />

Rauchern förderten. Die Wissenschaftler um Paul Pauli<br />

wollten nun überprüfen, ob auch das Gegenteil zutrifft.<br />

Dazu zeigten sie 20 Rauchern Fotos gerade erst entzündeter<br />

Zigaretten und solche von Zigarettenstummeln im<br />

Aschenbecher. Währenddessen zeichneten sie mit Hilfe<br />

eines Magnetresonanztomographen die Hirnaktivität der<br />

Probanden auf.<br />

Bei der Auswertung der Daten bestätigte sich die These<br />

der Forscher: Die Fotos brennender Zigaretten aktivierten<br />

die Suchtzentren im Gehirn, während Bilder<br />

ausgedrückter Zigaretten dämpfend wirkten. «Diese<br />

Reize, die das Ende des Rauchens markieren, sind also<br />

auf der einen Seite sehr klar mit dem Rauchen assoziiert,<br />

scheinen aber auf der anderen Seite das Suchtnetzwerk<br />

im Gehirn zu hemmen», sagt Pauli. In künftigen<br />

Studien wollen die Wissenschaftler untersuchen,<br />

ob Raucher in der Entwöhnungsphase kritische Situationen<br />

mit Hilfe von Fotos besser überstehen können.<br />

Pressemitteilung der Julius-ximilians-Universität Würzburg<br />

Paul Pauli (Universität Würzburg) et al.: Neuropsychopharmacology,<br />

Bd. 35, Nr. 5, S. 1209, doi:10.1038/npp.2009.227<br />

Restless-Legs-Syndrom Diagnose und Therapie<br />

in der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong><br />

«Rastlose Beine» gehören mit einer Häufigkeit von 7-10<br />

% zu den häufigsten neurologischen Krankheitsbildern<br />

und sind eine wesentliche Ursache für Schlafstörungen.<br />

RLS tritt häufiger auf als Parkinson, Migräne oder Diabetes.<br />

Lilo Habersack von der Deutschen Restless Legs<br />

Vereinigung e.V. spricht von einer Volkskrankheit. Die<br />

FAZ-Sonntagszeitung vom 24. August 2003 widmet die-<br />

26 27 37


wissenschaft<br />

sem Thema eine ganze Seite im Wissenschaftsteil. Aus<br />

der wir zunächst zitieren werden:<br />

«... Es ist ein Reißen, Kribbeln, Beißen, Brennen, Prickeln,<br />

Jucken, Ziehen, Stechen in Beinen oder Armen, das<br />

sich immer dann einstellt, wenn man zur Ruhe kommen<br />

will. ... RLS macht jede Entspannung unmöglich. Wer<br />

daran leidet, ermattet körperlich und geistig. Eine Belastungsprobe<br />

für die Partnerschaft. ... Begleitet werden<br />

die Symptome von einer innerlichen Hitze, als ob sie zu<br />

scharfen Chili gegessen hätten. ... Es ist nicht nur die<br />

Hitze, die sie zur Verzweiflung treibt: ,Bei einem Anfall<br />

rast das Herz. Eine Unruhe, von der der ganze Körper<br />

erfasst wird.‘ ...<br />

Als Ursache für die primäre - oder idiopathische - Form<br />

der Krankheit wird ein Gendefekt vermutet, der allerdings<br />

noch nicht näher erforscht ist. ...»<br />

Brigitte Kurella, Oberärztin vom Schlaflabor des Krankenhauses<br />

Berlin-Hellersdorf sagt zur Ursache:<br />

«... RLS ist sehr schwer zu erforschen, da sich der Defekt<br />

im Gehirn befindet, wodurch zentrale Botenstoffe nicht<br />

transportiert werden. Das ist eine Ebene, die schlecht<br />

zu analysieren ist. ... Sicher ist nur, dass es eine primäre,<br />

also vererbte, Variante gibt und eine sekundäre, erworbene,<br />

die als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen<br />

auftritt. Ein Erklärungsansatz für die sekundäre Form<br />

macht eine Störung der Übertragung des Botenstoffes<br />

Dopamin im Gehirn verantwortlich, sagt Heike Benes<br />

von der Neurologischen Klinik Schwerin: ,Auslöser können<br />

Nierenschäden, Schwangerschaften, Schilddrüsenfunktionsstörungen,<br />

rheumatische Arthritis, Hormonstörungen<br />

und Eisenmangel sein‘, besonders schwer treffe<br />

es Dialysepatienten, von denen zwischen 20 und 40 Prozent<br />

an RLS litten. ...»<br />

Deutsche Restless Legs Vereinigung e.V., Schillerstraße 3a, 80336 München.<br />

Telefon: 089 55028880, E-Mail: RLS_ev -AT- t-online -PUNKTde,<br />

www.restless-legs.org<br />

Diagnose und Therapie der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong><br />

Die Analyse der Symptomatik des Restless-Legs-Syndroms<br />

nach Kriterien der traditionellen chinesischen <strong>Medizin</strong><br />

weist auf eindeutige Zeichen und Symptome einer<br />

Yang-Fülle- bzw. Feuer-Störung sowohl der Leber als auch<br />

des Herzens. Die Grundlage dieser Füllestörung ist in einer<br />

meist eher verborgenen Yin-Schwäche-Störung zu finden.<br />

Typische Symptome einer Schwäche des Yin sind:<br />

Ausgeprägte Blässe mit glanzloser Haut<br />

Extreme Müdigkeit, starkes Erschöpfungsgefühl,<br />

deutliches Krankheitsgefühl<br />

Wärme bzw. Hitze an den Handflächen und Fußsohlen<br />

oder in anderen Teilen des Körpers, rote Wangen,<br />

Innere Unruhe, Rastlosigkeit , Nervosität, Schlafstörungen<br />

Diffuse Ängstlichkeit<br />

Nachtschweiß, spontanes Schwitzen bei geringfügiger<br />

Tätigkeit<br />

Wundes Gefühl in der Lendengegend mit oder ohne<br />

LWS-Schmerzen, Schwächegefühl in der LWS<br />

Taubheitsgefühle, polyneuropathische Symptomatik<br />

mit Taubheit, Kribbeln, Missempfindungen<br />

Mundtrockenheit, trockene Schleimhäute, viel Durst<br />

Vergesslichkeit<br />

Ohrgeräusche, Schwindel<br />

Konzentrierter Urin<br />

<strong>Chinesische</strong> Diagnose: Yang-Fülle- bzw. Feuer-Störung<br />

des Herzens und der Leber Yin-Schwäche-Störung meist<br />

der Niere, selten zusätzlich auch der Leber.<br />

Das Therapieprinzip, also die Therapiestrategie, ist das<br />

Nähren des geschwächten Yin und das Harmonisieren<br />

des Yang.<br />

Therapeutische Möglichkeiten bei Schwäche des Yin:<br />

- Viel Ruhe, ausreichender Schlaf, weniger berufliche<br />

oder private Anspannungen bzw. Tätigkeiten.<br />

- Auch ausgewogene Ernährung nach den 5 Elementen<br />

und viel Ruhe beim Essen sind von großem therapeutischem<br />

Wert.<br />

- Stilles Qi-Gong mit Betonung des unteren Dan Tian<br />

wirkt auch Yin-nährend<br />

- In der Therapie stehen Heilkräuter (z. B. Reishi, also<br />

Ganoderma lucidum) im Vordergrund Ling Zhi ist der chinesische<br />

Name für Genoderma lucidum, Reishi der japanische<br />

Name, unter dem dieser Pilz im Westen bekannt<br />

geworden ist. Genoderma lucidum, bei uns wegen seines<br />

Aussehens Lackporling genannt, kommt in Europa<br />

in Auenwäldern, Hainbuchenwäldern und in trockenen<br />

Eichenwäldern vor. Ling Zhi bedeutet im <strong>Chinesische</strong>n<br />

Geistpflanze und wird auch «Pflanze der Unsterblichkeit»<br />

genannt. In Asien wird Reishi auch als Talisman von vielen<br />

Menschen benutzt. Reishi nährt das Yin der inneren<br />

Zang-Organe, also ihre Struktur.<br />

-Bei der Akupunkturtherapie der Yin Schwäche stehen<br />

Yin-nährende Punkte wie Ni. 3 Taixi, Ren 4 Guanyuan im<br />

Vordergrund. Aus Akupunktur Aktuell ,Stux<br />

Wenn Beine nerven<br />

Restless-Legs-Syndrom erweist sich als eine erbliche<br />

Nervenkrankheit<br />

Das sogenannte Restless-Legs-Syndrom mit dem chronischen<br />

Bewegungsdrang in den Beinen ist eine Erbkrankheit:<br />

Verwandte von Patienten besitzen ein erhöhtes<br />

Risiko, ebenfalls an der Nervenstörung zu erkranken.<br />

Dies hat ein kanadisches Forscherteam in einer Studie<br />

mit 671 Personen festgestellt. Allein in Deutschland leiden<br />

bis zu zehn Prozent der Bevölkerung an dem nur<br />

schwer oder gar nicht zu unterdrückenden Bewegungsdrang<br />

in den Beinen. Die chronische Störung gilt auch als<br />

eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen.<br />

Die neurologische Erkrankung beim Restless-Legs-Syndroms<br />

führt bei Patienten zu unangenehmen Gefühls-<br />

26 38<br />

27


wissenschaft<br />

störungen in den Beinen beim Setzen oder Hinlegen, die<br />

sich abends und nachts verschlimmern – und nachlassen,<br />

wenn der Erkrankte aufsteht und herumgeht. Dieser<br />

unbändige Bewegungsdrang hindert die Patienten<br />

oftmals daran, ein- und durchzuschlafen. Folgen sind<br />

chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungsabfall und<br />

– im schlimmsten Fall – Depressionen. Die Behandlung<br />

der Krankheit zielt daher primär auf die Linderung der<br />

Schlafbeschwerden ab. Symptome treten meist vor dem<br />

dreißigsten Lebensjahr auf, verschlimmern sich aber mit<br />

zunehmendem Alter. Frauen sind häufiger betroffen als<br />

Männer. Oftmals lassen sich keine direkten Ursachen<br />

für die Entstehung der Beschwerden feststellen. Sicher<br />

ist, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, schreiben<br />

die Wissenschaftler um Lan Xiong vom University of<br />

Montreal Hospital Centre.<br />

Nach der Untersuchung der 671 Personen steht fest,<br />

dass das Syndrom der unruhigen Beine eine der wenigen<br />

neurologischen Erkrankungen ist, die gehäuft innerhalb<br />

von Familien auftritt: Bei 77 Prozent der Probanden waren<br />

auch Familienmitglieder von der Krankheit betroffen.<br />

Besonders Geschwister von Leidtragenden haben ein<br />

mehr als drei Mal höheres Risiko zu erkranken. Kinder,<br />

deren Eltern am Restless-Legs-Syndrom leiden, sind<br />

einem doppelt so hohen Erkrankungsrisiko ausgesetzt.<br />

«Die von uns untersuchten Personen erkrankten im<br />

Schnitt im Alter von 28 Jahren», berichtet Xiong. Einen<br />

Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Krankheit<br />

unter Frauen und vorherigen Schwangerschaften konnten<br />

die Forscher ebenfalls feststellen. Ebenso könnten<br />

Eisenmangel und eine Vorerkrankung mit Arthritis eine<br />

Rolle bei der Entstehung führen.<br />

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist eine Kombination<br />

von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen für<br />

das mit auffallender Häufigkeit innerhalb von Familien<br />

auftretende Syndrom der unruhigen Beine verantwortlich.<br />

Eine groß und langfristig angelegte Studie soll nun<br />

besonderes Augenmerk auf umweltbedingte Risikofaktoren<br />

legen. Das könnte eine genauere Darstellung und<br />

Bewertung der Krankheit erlauben, erklärt Xiong<br />

Lan Xiong (University of Montreal Hospital Centre) et al.: Archives of<br />

Neurology, Bd. 67, Nr. 5, S. 61. bdw<br />

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3-LÄNDER FORUM<br />

breite stÜtze der verbände für oda Kttc<br />

Delegierte sicherten Ausfallsbeitrag für Berufsfeldanalyse<br />

Bern. Die gemeinsame Berufsfeldanalyse der OdA’s<br />

von Komplementärtherapie und Alternativmedizin (OdA<br />

KTTC und OdA AM) ist mit 1. Mai 2010 gestartet worden.<br />

Das gab OdA KTTC Geschäftsführer Stephan Moor an<br />

der Delegiertenversammlung am 7. Juni in Bern bekannt.<br />

Das grosse gemeinsame Projekt wird im Auftrag des<br />

Bundesamts für Bildung und Technologie BBT durchgeführt<br />

und ist der vorläufig letzte Meilenstein auf dem Weg<br />

zu einem gesamtschweizerischen Berufsabschluss.<br />

Mit 31. August 2011 soll die Berufsfeldanalyse abgeschlossen<br />

werden. Wichtige Inhalte sind neben der<br />

Prozess-Zentrierung bzw. Prozess-Orientierung unter<br />

anderem die Abgrenzung der Berufsbilder gegenüber<br />

anderen Berufen (z.B. Med. Masseure, Psychologie u.a.).<br />

Auch die Positionierung gegenüber so genannten Steakholders,<br />

gemeint sind damit Anspruchsgruppen wie die<br />

Krankenkassen, deren Feedback zur Berufsfeldanalyse<br />

wichtig ist, damit es später keine Einsprüche und damit<br />

keine Verzögerungen mehr gibt. Geht alles planmässig<br />

voran und gibt es Ende August 2011 ein klares Ergebnis,<br />

dann könnte es mit der Umsetzung des Branchen-<br />

Diploms relativ schnell gehen, meint Moor. Auf genauere<br />

Prognosen könne er sich aber nicht einlassen.<br />

Wichtig für die Berufsverbände ist dabei: Die Methoden<br />

sind nicht in Frage gestellt. Es geht vielmehr um Bedarfsnachweise,<br />

um Kriterienkataloge der Fachrichtungen KT<br />

und AM. Ablauf der Berufsfeldanalyse ist ein vierstufiger<br />

Prozess: ein Grundlagenpapier, eine Bewertung (Valorisierung),<br />

dann Ergänzung (Validierung) und schliesslich<br />

die Vergleiche der Berufsbilder und der Kompetenzprofile.<br />

Das Branchen-Diplom wird die Bildungslandschaft in der<br />

Schweiz schätzungsweise ab 2012 bzw. 2013 auch für<br />

die Ausbildner und Schulen verändern. Fest stehen dürfte<br />

jedoch jetzt schon, dass der Ausbildungsabschluss nicht<br />

an einer „Höheren Fachschule“ erfolgen wird, sondern<br />

als „Branchenprüfung“ oder „Höhere Fachprüfung“.<br />

Die Passerelle bietet jetzt schon die Möglichkeit zu einem<br />

solchen Branchen-Diplom als Zulassung zum künftigen<br />

Berufsabschluss. Nicht zuletzt deshalb erfreut sich die<br />

Passerelle KT steigender Nachfrage. Bisher haben über<br />

450 TherapeutInnen die Passerelle KT abgeschlossen.<br />

Mit über CHF 300.000.- Umsatz zeigt sich das inzwischen<br />

als einer der grössten Budgetposten, was den<br />

prognostizierten Abgang etwas mildert.<br />

Wachsende Aufgaben - Grösseres Budget<br />

Die gewachsenen Aufgaben mit der Berufsfeldanalyse<br />

finden auch ihren Niederschlag im laufenden Budget<br />

der OdA KTTC. Statt der vorsichtig geschätzten CHF<br />

60.000.- beträgt die Projektsumme zum gemeinsamen<br />

Start mit der OdA AM derzeit insgesamt CHF 350.000,-.<br />

Allerdings: 60 Prozent davon werden vom BBT getragen.<br />

Doch ein grösserer Budgetbrocken muss dennoch vorübergehend<br />

und trotz einer vom BBT angeforderter Anstossfinanzierung<br />

von der OdA KTTC selbst aufgebracht<br />

werden. Der zu bedeckende Budgetansatz beträgt rund<br />

CHF 42.000,- für das laufende Geschäftsjahr. Die Delegierten<br />

stimmten mit deutlicher Mehrheit (24 JA-Stimmen<br />

bei 7 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen) für einen<br />

Finanzierungsbeitrag in Form einer einmaligen Erhöhung<br />

der Mitgliedbeiträge um CHF 5,- je Mitglied bis zum 4.<br />

Quartal – für den Fall, dass die beantragten Bundesmittel<br />

des BBT für die Berufsfeldanalyse bis dahin noch nicht<br />

flüssig wären. Erwartet wird (gleich wie bei der OdA AM)<br />

ein Finanzierungsbeitrag von rund CHF 50.000,- pro Jahr<br />

auf drei Jahre. Daran gebunden ist eine Projektkontrolle<br />

mittels überprüfbarer „Meilensteine“.<br />

Der OdA KTTC Vorstand erhielt bei der Delegiertenversammlung<br />

die Unterstützung der Mitgliederverbände<br />

Neu im OdK KTTC Vorstand (v.l.n.r.): Andrea Bürki, Thomas<br />

Studer (Präsident) und Bruno Kapfer.<br />

26 40<br />

27


3-LÄNDER FORUM<br />

Das Projekt der Berufsfeldanalyse leiten für die OdA<br />

KTTC Stephan Moor und Thomas Studer, für die OdA<br />

AM Rudolf Happle und Markus Senn.<br />

Neu im Vorstand:<br />

Andrea Bürki und Bruno Kapfer<br />

Als Nachbesetzung für ausgeschiedene Vorstandsmitglieder<br />

wurden von den 38 Delegierten die Basler Kinesiologin<br />

und KineSuisse Präsidentin Andrea Bürki sowie<br />

der aus Österreich stammende Cranio Suisse-Präsident<br />

Bruno Kapfer in den OdA KTTC Vorstand gewählt.<br />

Bruno Gutknecht hat seinen Sitz im Vorstand zurückgelegt.<br />

Stephan Moor wird die Geschäftsführung der OdA<br />

KTTC noch bis 31. Juni 2010 leiten. Danach wird der<br />

Vorstand unter dem Vorsitz von Thomas Studer als Team<br />

die Geschäfte der OdA KTTC führen.<br />

Die nächste Delegiertenversammlung der OdA KTTC findet<br />

am 15. November statt. Für diese Sitzung ist auch<br />

das Budget 2011 traktandiert.<br />

Harald Reiterer<br />

passerelle kt - ein lohnender prozess<br />

Reportage zu einem halben Jahr Passerelle KT mit<br />

der Methode Akupunktur Massage<br />

Mit der Passerelle KT steht uns heute bereits, auch<br />

für die Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong>, die Zukunft<br />

offen in Richtung Komplementär-Therapeut.<br />

Erreichbar ist dazu das Branchendiplom KT. Die folgenden<br />

Zeilen sollen in einer Reportage dieses knapp<br />

sechsmonatige prozesshafte Modul inhaltlich etwas<br />

näher bringen.<br />

Nach der Anmeldung kommt Post von der OdA KTTC,<br />

ein dickeres Kuvert mit einer CD. „Passerelle KT – Version<br />

Frühling 2010“ steht auf der weissmatten Oberfläche,<br />

die gleich im CD-ROM Laufwerk meines PC verschwindet.<br />

Vier gelbe Ordner erscheinen, Grundlangen, Übersichten,<br />

Dossier A und B und Begleitbrief, den öffne ich<br />

zuerst. Klare Informationen erscheinen, eine Übersicht<br />

zum Kursablauf und Anleitungen, was ich jetzt für den<br />

ers ten Kurstag vorbereiten soll. Und so geht es ans Öffnen<br />

der weiteren Ordner, GL6 zum Beispiel, der beschäftigt<br />

gleich etwas mehr. Denn gefragt sind meine Kenntnisse<br />

über die Salutogenese von Aaraon Antonovsky und<br />

über die Ottawa-Charter der WHO. Jetzt müssen Internet,<br />

Google und Wikipedia herhalten.<br />

Bei der Salutogenese nach Antonovsky geht es um ein<br />

für die KT grundlegendes Modell, nämlich die Entstehung<br />

von Gesundheit. Kurz gefasst geht es um äussere<br />

Bedingungen für einen Gesundungsprozess und die<br />

für uns Therapeuten wichtige Grundlage: Ist ein Patient<br />

von seiner Gesundung überzeugt, wird er schneller<br />

vollständig gesund. Zentrale Frage ist, warum manche<br />

Menschen überhaupt krank werden oder andere gesund<br />

bleiben. Ein interessantes Thema zum vertiefen. Ich lese<br />

und suche im Internet nach weiteren Informationen.<br />

Ohne es bemerkt zu haben, bin ich schon mitten drin – in<br />

meinem eigenen KT Prozess. Und die Ottawa-Charter<br />

der UNO-Gesundheitsorganisation WHO, ein Bericht zur<br />

ersten internationalen Gesundheitskonferenz, die am<br />

21. November 1986 im kanadischen Ottawa abgehalten<br />

worden war, erweitern ebenso meine komplementärtherapeutischen<br />

Kenntnisse über das Thema „Gesundheitsförderung“.<br />

Neugier und Erwartung begleiten den Weg zum ersten<br />

Kurstag in der ApaMed Schule in Rapperswil/Jona. Die<br />

Erwartung, dass die ganze Sache irgendwie verständlich<br />

sein würde, erfüllt sich schon nach wenigen Minuten.<br />

Kursleiterin Anne Mäder führt professionell durchs Programm<br />

der vier Kurseinheiten. Wegleitungen werden ausgeteilt,<br />

verständliche Erklärungen führen zu den ersten<br />

Arbeitsschritten: ein umfassendes Persönlichkeitsprofil<br />

wird die Einleitung in den Ordner darstellen, der im Laufe<br />

der nächsten Wochen und Monate entsteht.<br />

In der ersten Vertiefung für dieses zu erstellende Dossier<br />

geht es um die eigenen Kenntnisse zur Methode und<br />

um andere Fähigkeiten, kurz um die Dokumentation der<br />

eigenen Kompetenzen. Schön und einfach ist es, alle<br />

Zeugnisse und Weiterbildungsbestätigungen zu Hause<br />

zu ordnen und gesammelt abzulegen. Unter Kompetenzen<br />

stellt sich die Passerelle KT jedoch etwas Anders<br />

vor. Schon die Fragestellungen sind abstrakt und<br />

schwierig zu lesen. „Wissenschaftsdeutsch“ erläutert die<br />

Kollegin aus der Kinesiologie neben mir. Wir bilden Arbeitsgruppen<br />

und treffen uns zwischen den Kurstagen.<br />

Gemeinsam schaffen wir es, die geforderten Formulierungen<br />

in den PC und aufs Papier zu bringen.<br />

Wir suchen und besprechen ab dem 2. Kurs unsere Fallstudie<br />

und wie die aufbereitet werden soll. Gleichzeitig<br />

werden die Kompetenzen weiter aufgearbeitet. Langsam<br />

kommen wir alle mit der OdA-Sprache zurecht. Es ist<br />

ein millimetergenaues Beschreiben der Fähigkeiten, die<br />

durch Ausbildungen oder durch praktische Erfahrung erworben<br />

wurden. Die Kopien und Nachweise dieser Kompetenzen<br />

werden geordnet und im Teil B abgelegt.<br />

500 Stunden<br />

Dort im Teil B befindet sich auch das Blatt „Kompetenzbestätigung<br />

Methode KT“, in dem die Stunden-Nachweise<br />

für die Ausbildungen eingetragen werden. Limit<br />

sind 500 Stunden – für ESB/<strong>APM</strong> überhaupt erreichbar?<br />

26 27 41


3-LÄNDER FORUM<br />

Ja schon, mit zusätzlichen Bildungen und Nachweisen.<br />

Momentan ist das die Voraussetzung. Denn Akupunkt(ur)<br />

Massage (nach <strong>Radloff</strong> wie auch Penzel) sind offiziell<br />

noch keine KT-Methode. Doch Sinn der Passerelle KT<br />

ist es, vor allem die Praxiserfahrung anzurechnen. 20<br />

Stunden pro Jahr sind möglich, maximal 160. Es werden<br />

jedoch auch Ausbildungen und Kompetenzen in anderen<br />

Bereichen angerechnet. Dafür gibt es ein eigenes Unterkapitel<br />

B 5 zur „Kompensation“.<br />

Das gefestigte Bild über die eigenen Kompetenzen bestimmt<br />

den 3. Kurstag. Die Fallstudie ist nun fertig und<br />

wird korrigiert. Das Dossier nimmt eine endgültige Form<br />

an, der letzte Schliff erfolgt wieder zu Hause und im Kontakt<br />

mit Kolleginnen. Und während ich noch den Salutogenese-Prozess<br />

meiner Fallstudie durchleuchte, fällt<br />

es mir eines Tages wie Schuppen von den Augen: es ist<br />

mein Prozess, den ich hier über Wochen erlebe. Es war<br />

schon ein ordentlicher Aufwand, aber eine bereichernde<br />

Erfahrung.<br />

Auf das Konto der Heimarbeit gehen viele Stunden in<br />

den letzten Wochen. Wie viele? Mehrere Abende und<br />

manchmal auch „Schreib-Tage“ am Wochenende. Eine<br />

letzte Kontrolle und der Ordner wird abgeschickt, zur<br />

Überprüfung durch die Experten der OdA KTTC. Der 4.<br />

Kurstag ist dem Expertengespräch gewidmet und der<br />

Präsentation einer ausgelosten KT-Kompetenz.<br />

„Ich arbeite jetzt bewusster in meiner Praxis“ – diesen<br />

Satz habe ich schon öfter gehört auf meine Frage, was<br />

die Passerelle bringt. Jetzt höre ich mich den Satz selber<br />

sagen. Selten ein Lehrgang, der nicht bloss Inhalte,<br />

sondern eine Erfahrung vermittelt, eben einen Prozess.<br />

Und diese Zentrierung vermittelt die Passerelle KT, nebst<br />

Diplom. Die 1350 Franken dafür waren eine gute Investition.<br />

Ich kann sagen, es hat sich gelohnt.<br />

Harald Reiterer<br />

Die Passerelle KT bringt die eigene Kompetenzen auf Papier<br />

Nächste Passerellen KT 2010/2011<br />

Sämtliche Angaben erfolgen ohne Gewähr - massgebend sind die Angaben unter www.komplementaer.org<br />

PKT 38 PKT 39 PKT 40 PKT 41 PKT 42 PKT 43 PKT 44<br />

Rapperswil Zürich Bern Neuchâtel Zürich Basel Ticino<br />

Jona<br />

Montag Dienstag Mittwoch Jeudi Freitag Samstag Sabato<br />

20.09.10 21.09.10 15.09.10 23.09.10 24.09.10 18.09.10 25.09.10<br />

08.11.10 02.11.10 10.11.10 04.11.10 05.11.10 06.11.10 13.11.10<br />

13.12.10 14.12.10 15.12.10 16.12.10 17.12.10 18.12.10 18.12.10<br />

24.01.11 25.01.11 26.01.11 27.01.11 28.01.11 29.01.11 29.01.11<br />

26 42<br />

27


3-LÄNDER FORUM<br />

SCHWEIZ<br />

Betreut durch Imelda <strong>Radloff</strong><br />

GV 2010<br />

Das Protokoll der GV wird in der nächsten Ausgabe<br />

veröffentlicht. Anfragen bezüglich der Beschlüsse bitte<br />

an Imelda <strong>Radloff</strong>/U.Truffer, Vet-Büro.<br />

KOMPLEMENTÄRMEDIZIN<br />

DEUTSCHLAND<br />

Betreut durch Walter Schwarz<br />

und Reinhard Bayerlein<br />

ÖSTERREICH<br />

Betreut durch Judith Klotz<br />

Über das Thema Komplemetärmedizin wurde in letzter<br />

Zeit viel diskutiert. Anbei ein paar Meinungen aus verschiedenen<br />

Tageszeitungen zum Thema.<br />

Bundesrat mit Nebenwirkungen<br />

Homöopathie ist Voodoo-<strong>Medizin</strong> aus Wasser und<br />

Zucker. Die Schweiz verankert diesen Aberglauben im<br />

staatlichen Gesundheitswesen.<br />

Dürfen Ärzte im Rahmen des staatlichen Gesundheitswesens<br />

den Patienten «Medikamente» verschreiben,<br />

die bloss aus reinem Wasser oder Zucker bestehen?<br />

Dürfen Homöopathen den Leuten Wasser und Zucker als<br />

Heilmittel andrehen und über die obligatorische Grundversicherung<br />

abrechnen? Da dies eine heikle Frage ist,<br />

erstaunt es nicht, wenn sich Interessenvertreter aus dem<br />

Parlament heimlich beraten, wie man Wasser und Zucker<br />

trotzdem als «Medikamente» verkaufen könnte. Peinlich<br />

allerdings wird es, wenn unser Gesundheitsmini ster<br />

Didier Burkhalter, wie die Nachrichtensendung «10 vor<br />

10» aufgedeckt hat, ebenfalls zu einem Geheimtreffen<br />

mit Komplementärmedizinern einberuft. Denn es ist ein<br />

offenes Geheimnis: Die allermeisten homöopathischen<br />

«Medikamente» sind so stark verdünnt, dass in den<br />

Wässerchen mit absoluter Sicherheit kein einziges wirksames<br />

Molekül mehr enthalten ist.<br />

Auch wenn die Politiker dies noch nicht bemerkt haben,<br />

für die Homöopathie wurde am 22. Februar 2010 das<br />

Ende eingeläutet. Ohne Geheimtreffen, in aller Öffentlichkeit.<br />

Die parlamentarische Kommission für Wissenschaft<br />

und Technologie in England hat an dem Tag ihren<br />

Bericht über «Medikamente» aus reinem Wasser und<br />

Zucker veröffentlicht. Die zuvor durchgeführten Hearings<br />

waren öffentlich und machen die Runde auf Facebook<br />

und Youtube. Sie haben Unterhaltungswert, trotz<br />

dem nüchternen Resultat: «Homöopathie wirkt nicht,<br />

ausser dass sie wie ein Placebo ‹wirkt›. Die Behauptungen,<br />

warum die Homöopathie wirken solle, sind nicht<br />

einleuchtend. Es gibt keinerlei Grund, weitere klinische<br />

Studien im Zusammenhang mit Homöopathie durchzuführen.»<br />

Homöopathische Spitäler seien zu schliessen.<br />

Die Medicines and Healthcare Products Regulatory<br />

Agency (ent spricht unserer Swissmedic) dürfe keine<br />

homöopathi schen Medikamente mehr zulassen, welche<br />

medizinische Versprechungen ohne Evidenz für die<br />

Wirkung aufwiesen. Das ist das Ende der staatlichen Zulassungsverfahren<br />

für homöopathische Produkte.<br />

Wirkstoff «psychosozialer Kontext »<br />

In Grossbritannien gibt es also Parlamentarier, die<br />

endlich und nach 200 Jahren ergebnisloser Homöopathie-Forschung<br />

zur Einsicht gelangt sind, dass man<br />

diesem Voodoo ein Ende setzen soll. Und bei uns? Hier<br />

verlangen Ständeräte wie Rolf Büttiker (FDP/SO), dass<br />

nun endlich der Volkswille umgesetzt werde. Schliesslich<br />

hätten 67 Prozent der Leute sich zur Alternativmedizin<br />

bekannt. Die Forderung geht sogar weiter als das,<br />

was man in England endlich hinauskippen will. Hierzulande<br />

soll die Alternativmedizin nämlich Bestandteil<br />

des normalen <strong>Medizin</strong>er-Curriculums werden. Weil kein<br />

rationaler Professor diese «Lehre», oder besser Leere,<br />

bieten kann, würden wir neu eine stattliche Anzahl von<br />

Alternativmedizin-Lehrstühlen brauchen.<br />

Selbstverständlich gibt es auch in der Schweiz vereinzelte<br />

Parlamentarier, die es wagen, die Wirkungsweise<br />

der Homöopathie anzuzweifeln. Gemäss SVP-Nationalrat<br />

Toni Bortoluzzi besteht keinerlei Handlungsbedarf: Kein<br />

homöopathisches Medikament werde die Zulassung erhalten,<br />

schliesslich hätten wir im Artikel 32 des Bundesgesetzes<br />

über die Krankenversicherung die Auflage,<br />

dass Leistungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung<br />

wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich<br />

sein müssen. Warten wir es ab! Da die Wissenschaft<br />

weiss, dass die Homöopathie nicht wirksam ist, geht es<br />

in der Schweiz von nun an wahrscheinlich nur noch um<br />

Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die Wirksamkeit<br />

verkommt zur Bagatelle.<br />

Tatsächlich sind viele Menschen mit der Homöopathie<br />

zufrieden. Nicht nur die 67 Prozent, die der Volksinitiative<br />

für die Komplementärmedizin zugestimmt haben,<br />

auch in ausländischen Umfragen sind es fast 70 Prozent<br />

der Leute. Dass die meisten homöopathischen Wässerchen<br />

bloss reines Wasser sind, wollen diese Leute nicht<br />

wissen. Zudem glauben sie, der Placeboeffekt sei eine<br />

Wirkung über die Wirkung hinaus. Dazu ist eben im Lancet<br />

eine Studie erschienen, die eine neue Dimension des<br />

Placeboeffekts aufzeigt: Es gehe nicht bloss darum, ob<br />

Pillen rot oder die Nadel dick ist, sondern der «psychosoziale<br />

Kontext» sei quasi ein zusätzlicher «Wirkstoff».<br />

Daher weigern sich Homöopathen, Doppelblindstudien<br />

zu machen, weil ohne Suggestion beim Patienten nichts<br />

läuft. Zumindest muss er dran glauben, Wasser könne<br />

sich an Wirkstoffe erinnern!<br />

Das Geheimtreffen der Alternativmediziner mit unserem<br />

Bundesrat ist ein eindeutiger «psychosozialer Kontext».<br />

Je mehr Würdenträger in unserem Land sich über die evidenzbasierte<br />

<strong>Medizin</strong> lustig machen und ihren persönlichen<br />

Glauben als Stand des Wissens betrachten, desto<br />

mehr werden sie zu Helfershelfern des Placeboeffekts.<br />

Sollte die persönliche Zufriedenheit eines Bundesrats<br />

zum Argument für die Wirksamkeit werden, dann wird<br />

der Bundesrat zum Beipackzettel für homöopathi sche<br />

Mittel. Swissmedic müsste logischerweise einen Warn-<br />

26 27 43


3-LÄNDER FORUM<br />

hinweis für Globuli verlangen: «Achtung. Dieses Präparat<br />

enthält absolut keine Wirkstoffe und hat somit<br />

keine Wirkung. Sollten Sie eine Wirkung verspüren, liegt<br />

es an Ihrem Glauben. Sie waren nicht krank, leiden jetzt<br />

aber unter einem Wahn. Zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen<br />

fragen Sie Ihren Bundesrat.»<br />

Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 10/10<br />

Alternativmedizin ja – aber nur in der Theorie<br />

<strong>Medizin</strong>studenten sind bereit, auch einige Stunden<br />

alternative Heilmethoden pro Semester zu lernen.<br />

Das Volk hat es mit dem Verfassungsartikel zur<br />

Komplementärmedizin implizit gutgeheissen, und<br />

Gesundheitsminister Didier Burkhalter ist bereits an der<br />

Umsetzung: Wer in der Schweiz Human- oder Tiermedizin<br />

studiert, soll künftig obligatorisch auch in komplementärmedizinischen<br />

Heilmethoden unterrichtet werden.<br />

Nun melden sich dazu erstmals jene zu Wort, die davon<br />

betroffen sind – und dies mit einigen Vorbehalten:<br />

Der Verband der Schweizer <strong>Medizin</strong>studierenden<br />

(Swimsa) ruft die Politik auf, bei der Umsetzung des<br />

Anliegens Augenmass zu bewahren. «Wir wollen etwas<br />

mehr Realismus in die Diskussion bringen», sagt<br />

Swimsa-Vizepräsident Marius Schlienger. Denn es entstehe<br />

mitunter der Eindruck, dass niemand so genau<br />

wisse, was man mit dem berechtigten Anliegen der<br />

Komplementärmedizin Ausbildung in der Praxis überhaupt<br />

anfangen solle.<br />

In ihrem Positionspapier anerkennen die <strong>Medizin</strong>studenten<br />

grundsätzlich den Stellenwert der Alternativmedizin<br />

und erachten es auch als nötig, diese in der Ausbildung<br />

angemessen zu berücksichtigen. Sie warnen aber davor,<br />

die Latte zu hoch zu legen. «Wir wollen auf jeden Fall<br />

verhindern, dass die schulmedizinische Ausbildung darunter<br />

leidet», sagt Schlienger.<br />

Auch Forschung intensivieren<br />

Konkret heisst dies, dass die Studenten zwar lernen wollen,<br />

welche alternativen Heilmethoden es überhaupt gibt<br />

und gegen welche Leiden sie eingesetzt werden können.<br />

Von einer Ausbildung zur praktischen Anwendung<br />

halten sie aber nichts. Gerade das Praktizieren der<br />

Komplementärmedizin habe viel mit persönlicher<br />

Überzeugung und Motivation zu tun, schreibt die Swimsa.<br />

«Ein Facharzt, der halbherzig einen Pflanzenextrakt verschreibt,<br />

verfehlt sein Ziel automatisch.»<br />

Im Weiteren wehren sich die Studenten dagegen, im<br />

Studium die ganze Palette der alternativen Therapien<br />

abzuhandeln. Sie möchten nur in Fachrichtungen<br />

unterrichtet werden, die den wissenschaftlichen<br />

Anforderungen einer evidenzbasierten <strong>Medizin</strong> genügen.<br />

Darum verlangen sie, dass parallel zur Lehre auch<br />

die Forschung intensiviert wird. Und schliesslich wollen<br />

die Studenten in die Planung der Universitäten und<br />

Fachgesellschaften einbezogen werden, auch was die<br />

Zahl der Ausbildungsstunden betrifft. Eine Obergrenze<br />

haben sie zwar nicht definiert. Sie pochen aber darauf,<br />

dass der Unterricht nicht zulasten des herkömmlichen<br />

Stoffes geht.<br />

Offizielle Akzeptanz der Komplementärmedizin<br />

Am Beginn eines langen Wegs durch die Instanzen.<br />

Vor einem Jahr hat das Volk Ja zur besseren Berücksichtigung<br />

der Komplementärmedizin durch Bund<br />

und Kantone gesagt. Auf dem Weg zur Aufnahme alternativmedizinischer<br />

Methoden in die Grundversicherung<br />

ist bisher noch nicht viel geschehen.<br />

Ein Jahr nach dem mit einem Stimmenanteil von 67<br />

Prozent überwältigenden Ja von Volk und Ständen zur<br />

Komplementärmedizin hat sich auf Bundesebene erst<br />

wenig getan. Dem damaligen Gesundheitsminister<br />

Pascal Couchepin sagte man nach, dass er wenig übrig<br />

hatte für die <strong>Medizin</strong> der Kügeli und Natursalben.<br />

Sein Nachfolger Didier Burkhalter wird sich nun aber<br />

der Thematik annehmen müssen. Er hat denn auch<br />

in Aussicht gestellt, dass bis Ende Jahr sowohl hinsichtlich<br />

der Aufnahme komplementärmedizinischer<br />

Methoden in den Leistungskatalog der obligatorischen<br />

Krankenversicherung als auch bei der Einfügung alternativmedizinischen<br />

Wissens in die Lehrpläne an den medizinischen<br />

Fakultäten erste Entscheide fallen werden.<br />

Ausbildung der Ärzte<br />

Vorstösse im Parlament unterstreichen die Forderung<br />

nach Umsetzung des Volkswillens. Die bereits im Juni<br />

vergangenen Jahres von Nationalrätin Edith Graf-Litscher<br />

(SP.) lancierte parlamentarische Initiative zur universitären<br />

Vermittlung komplementärmedizinischen Wissens<br />

an angehende Ärzte, Zahnärzte und Apotheker hatte die<br />

zuständige ständerätliche Kommission in eine Motion<br />

umgewandelt, die die kleine Kammer in der Märzsession<br />

überwies. Der Bundesrat schloss sich dem Anliegen<br />

an und versprach, dieses im Rahmen der Revision des<br />

<strong>Medizin</strong>alberufegesetzes aufzunehmen. Er kündigte an,<br />

den Revisionsentwurf Ende Jahr in die Vernehmlassung<br />

Die Komplementärmedizin soll in der Grundversicherung,<br />

aber auch an den Universitäten ihren Platz finden.<br />

26 44<br />

27


3-LÄNDER FORUM<br />

zu schicken. Die Komplementärmedizin hat dabei bereits<br />

heute an den meisten medizinischen Fakultäten<br />

Einzug gehalten. So sind im Rahmen des Curriculums<br />

für angehende Ärzte zwischen 36 (Lausanne) und 116<br />

Stunden (Zürich) für entsprechende Angebote vorgesehen.<br />

Einzig Genf verzichtet auf die Vermittlung jeglicher<br />

Komplementärmedizin.<br />

Der Verband der Schweizer <strong>Medizin</strong>studierenden<br />

(Swimsa) zeigt sich indessen skeptisch gegenüber den<br />

Entwicklungen und äussert praktische Vorbehalte. Zwar<br />

anerkennen die <strong>Medizin</strong>studenten den Stellenwert, den<br />

die alternative <strong>Medizin</strong> in der Bevölkerung geniesst. Doch<br />

fordern sie, dass die Komplementärmedizin im Rahmen<br />

ihrer Ausbildung auf die Vermittlung der gängigsten<br />

Methoden beschränkt bleibe. Die Wissensvermittlung<br />

zur Komplementärmedizin dürfe nicht auf Kosten der<br />

schulmedizinischen Lernziele erfolgen.<br />

Weiter verlangen die angehenden <strong>Medizin</strong>er, dass die<br />

Lehre der Komplementärmedizin denselben wissenschaftlichen<br />

Kriterien genüge wie die schulmedizinischen<br />

Studienfächer.<br />

Die <strong>Medizin</strong>studenten wenden sich dabei nicht gegen<br />

die Vermittlung von Kenntnissen in komplementärmedizinischen<br />

Methoden. Sie wollen aber nicht, dass sie<br />

künftig gezwungen werden, die Anwendung alternativer<br />

Heilmethoden zu erlernen. Sie verlangen von der<br />

Alternativmedizin Offenheit gegenüber der wissenschaftlichen<br />

Prüfung ihrer Methoden nach den Kriterien<br />

der evidenzbasierten <strong>Medizin</strong>.<br />

Aufnahme im Leistungskatalog<br />

Doch nicht nur an den Universitäten soll die<br />

Komplementärmedizin Einzug halten, sondern sie soll<br />

auch in der obligatorischen Grundversicherung ihren<br />

Platz finden. Das war ein zentrales Anliegen der Initianten,<br />

die ihr Begehren vor der Abstimmung zugunsten des<br />

Gegenvorschlags zurückgezogen hatten. Es ging dabei<br />

um Leistungen der anthroposophischen <strong>Medizin</strong>, der<br />

Homöopathie, der Neuraltherapie, der Pflanzenheilkunde<br />

und der traditionellen chinesischen <strong>Medizin</strong> (TCM).<br />

Ende April haben nun die Fachgesellschaften der verschiedenen<br />

Disziplinen Gesuche um Aufnahme ihrer<br />

Leistungen in den Leistungskatalog der obligatorischen<br />

Krankenpflegeversicherung eingereicht.<br />

Das Eidgenössische Department des Inneren (EDI)<br />

hielt dazu fest, dass für die Aufnahme komplementärmedizinischer<br />

Leistungen in die Grundversicherung<br />

noch immer die gleichen Bestimmungen gelten wie<br />

vor der Abstimmung vom Mai 2009. Das heisst,<br />

dass die Leistungen die Kriterien der Wirksamkeit,<br />

Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW) zu<br />

erfüllen haben. Dabei werde auch die sogenannte<br />

Alltagswirksamkeit berücksichtigt.<br />

Da sich im Weiteren bezüglich der Anforderungen<br />

nichts geändert hat, ist eine heftige Debatte, wie vor<br />

Jahren unter Gesundheitsminister Couchepin, die sich<br />

zum Glaubenskrieg ausweitete, auch heute nicht auszuschliessen.<br />

Es wird sich zeigen, inwiefern es dem<br />

neuen Gesundheitsminister gelingt, die Akteure zur<br />

Sachlichkeit anzuhalten. Die Gesuche werden zunächst<br />

von der Eidgenössischen Kommission für allgemeine<br />

Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK) geprüft, wobei<br />

sie dazu auch Experten beiziehen dürfte. Die ELGK hat<br />

sodann die Anträge zu bewerten und ihre Empfehlung<br />

zuhanden des EDI abzugeben.<br />

Schliesslich soll auch die Marktzulassung für<br />

Medikamente der Alternativmedizin erleichtert werden.<br />

Die entsprechende Revision des Heilmittelgesetzes hat<br />

bereits das Vernehmlassungsverfahren durchlaufen.<br />

Zurzeit findet die Auswertung der Antworten statt.<br />

ZUKUNFT KOMPLEMENTÄRMEDIZIN<br />

cs. · Am 17. Mai 2009 befürworteten die Stimmbürger mit<br />

67 Prozent Ja-Anteilen den direkten Gegenvorschlag zur<br />

Volksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin». Sämtliche<br />

Kantone unterstützten die neue Verfassungsbestimmung.<br />

Diese lautet: «Bund und Kantone sorgen im Rahmen<br />

ihrer Zuständigkeiten für die Berücksichtigung der<br />

Komplementärmedizin.» Wie weit die Alternativmedizin<br />

damit in das von der öffentlichen Hand gestaltete und<br />

subventionierte Gesundheitssystem zu integrieren ist,<br />

bleibt nach dem Wortlaut den Gesetzgebern in Bund<br />

und Kantonen überlassen.<br />

Doch war im Vorfeld der Abstimmung von den Initianten,<br />

die ihr Volksbegehren zugunsten des Gegenentwurfs zurückgezogen<br />

hatten, klar gefordert worden, dass komplementärmedizinische<br />

Methoden Aufnahme in die obligatorische<br />

Grundversicherung finden müssen, soweit sie<br />

von Schulmedizinern mit Zusatzausbildung angeboten<br />

werden. Ebenso sollte die Komplementärmedizin ihrer<br />

Ansicht nach in Lehre und Forschung Berücksichtigung<br />

finden. Das heisst, die angehenden Ärzte wären mit ihren<br />

Grundsätzen im Studium vertraut zu machen. Weiter<br />

forderten sie, die Arzneimittelvielfalt zu erhalten, sowie<br />

nationale Diplome für nichtärztliche Therapeuten.<br />

ANSPRECHPARTNER<br />

Imelda <strong>Radloff</strong><br />

Internet:<br />

www.tcm-radloff.ch und www.vitalpilzvertrieb.ch<br />

E-mail: i-a@bluewin.ch<br />

SCHWEIZ<br />

Betreut durch Imelda <strong>Radloff</strong><br />

DEUTSCHLAND<br />

Betreut durch Walter Schwarz<br />

und Reinhard Bayerlein<br />

ÖSTERREICH<br />

In Deutschland fand der Kongress in Rothenburg statt.<br />

Näheres im Heft. An dieser Stelle nochmals die komplette<br />

Stellungnahme der AGTCM zum Thema ISO für<br />

die deutschen Kollegen.<br />

Betreut durch Judith Klotz<br />

26 27 45


3-LÄNDER FORUM<br />

ISO (Information der AGTCM-Deutschland)<br />

Antrag der chinesischen ISO-Organisation auf Normierung<br />

der TCM:<br />

Ist die TCM weltweit normierbar? Die AGTCM bezieht<br />

Position<br />

Rothenburg o.d. Tauber, 14. Mai 2010: Viele Menschen<br />

– und das gilt für Therapeuten ebenso wie für Patienten<br />

– schätzen die Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> (TCM),<br />

weil sie eine ganzheitliche <strong>Medizin</strong> ist und eine individuelle<br />

Behandlung ermöglicht, die nicht nur die Körperfunktionen<br />

betrachtet, sondern auch psychologische,<br />

emotionale und soziale Aspekte einschließt. Jetzt hat<br />

die chinesische Gesellschaft der International Organization<br />

for Standardization (ISO) eine weltweite Normierung<br />

der TCM beantragt und damit die Frage in den Raum<br />

ge stellt, ob und ggf. wie die TCM weltweit normierbar<br />

ist. Die AGTCM, Arbeitsgemeinschaft für Klassische<br />

Akupunktur und Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> e.V.,<br />

nahm am 14. Mai 2010 auf ihrem diesjährigen TCM Kongress<br />

Rothenburg (11.-16.05.2010) ausführlich Stellung<br />

zu diesem Antrag.<br />

Zum Hintergrund<br />

Bereits im Februar 2009 hatte die chinesische Standardisierungsorganisation,<br />

die Standardization Administration<br />

of China (SAC), bei der Internationalen Standardization<br />

Organisation (ISO) einen vorläufigen Antrag<br />

auf die weltweite Normierung der TCM eingereicht. Die<br />

ISO hat weltweit 161 Mitglieder, wobei jedes Land durch<br />

eine Organisation vertreten wird; in Deutschland ist es<br />

das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin. Ende<br />

2009 wurde der chinesische Antrag durch eine Mehrheit<br />

von 14 zu 5 Stimmen der beteiligten ISO-Länderorganisationen<br />

angenommen, auch durch Länder allerdings,<br />

in denen TCM kaum praktiziert wird wie Kamerun und<br />

Ghana. Damit wurde der weltweite Normierungsprozess<br />

der TCM unwiderruflich angestoßen, der voraussichtlich<br />

auch auf deutsche TCM-Therapeuten und TCM-Ausbildungsstätten<br />

weit reichende Auswirkungen haben wird.<br />

Zum ISO-Normierungsprozess<br />

Nach der grundsätzlichen Annahme des weltweiten<br />

Normierungsprozesses für TCM wurde innerhalb der ISO<br />

das TCM Technical Committee (TC) gebildet, das den<br />

Prozess steuert und die Normierung am Ende erstellt.<br />

Dazu werden in allen Ländern so genannte Spiegel-<br />

Komitees gebildet, in denen alle interessierten Organisationen<br />

an der Normierung mitarbeiten können. In einem<br />

Abstimmungsprozess, der meist mehrere Jahre dauert,<br />

werden von allen beteiligten ISO-Länderorganisati onen<br />

Normierungen vorgeschlagen und diskutiert. Standards,<br />

die am Ende eine Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten,<br />

werden gültig für alle Organisationen, die danach eine so<br />

genannte ISO-Zertifizierung erhalten möchten. Sowohl<br />

die Mitarbeit im Normierungsprozess als auch die Erlangung<br />

der ISO-Zertifizierung sind kostenpflichtig und mit<br />

Gebühren an die ISO bzw. das DIN verbunden.<br />

Die Inhalte der TCM-Normierung<br />

Die Bereiche, in denen die TCM normiert werden soll,<br />

sind sehr grundlegend und umfassend. Dazu gehören<br />

zum Beispiel: TCM-Terminologie, Qualitätskontrolle und<br />

Testmethoden für chinesische Kräuter, TCM-Diagnose<br />

und -Behandlung, TCM-Ausbildung, Sicherheit bei TCM-<br />

Dienstleistungen, Leistungserbringung und Qualitätskontrolle<br />

in der TCM, Qualitätsstandards für Arbeitsgeräte<br />

und Apparaturen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will<br />

das TCM Technical Committee die folgenden Bereiche<br />

normiert haben: Terminologie der TCM, Terminologie der<br />

chinesischen Kräuterheilkunde, Nomenklatur und Ortsbestimmung<br />

der Akupunkturpunkte, Nomenklatur und<br />

Ortsbestimmung der Ohr-Akupunkturpunkte, Standardanwendungen<br />

für Moxibustion, Standardanwendungen<br />

für Kopfakupunktur und Standards für Akupunkturnadeln.<br />

Wie die inhaltliche Ausgestaltung der Standards<br />

im einzelnen aussehen soll, ist bisher nicht festgelegt,<br />

sondern wird im Laufe des Normierungsprozesses von<br />

den beteiligten Technical Committees der Länder definiert.<br />

Ohne Zweifel wird sie aber weit reichende Folgen<br />

auch für die Anwendung und Ausbildung der TCM in<br />

Deutschland haben.<br />

Die Position der AGTCM<br />

Um es direkt vorweg zu sagen: Auch die AGTCM und<br />

andere TCM-Organisationen in Deutschland bemühen<br />

sich seit Jahren um die Festlegung von Qualitätsstandards<br />

in Ausbildung und Anwendung der TCM. So hat<br />

die AGTCM für ihre sechs Kooperations schulen längst<br />

Qualitätskriterien für die TCM-Ausbildung definiert. Eine<br />

weltweite Normierung im Sinne der ISO sieht die AGTCM<br />

jedoch kritisch. Die TCM wurde über Jahrtausende in<br />

China entwickelt und bot immer eine natürlich gewachsene<br />

Vielfalt an Therapie- und Diagnosemöglichkeiten.<br />

Und gerade das ermöglicht die individuelle Anpassung<br />

von Diagnostik und Therapie an jeden Patienten – eine<br />

der großen Stärken der TCM. „Eine internationale Normierung“,<br />

befürchtet Nils von Below, Erster Vorsitzender<br />

der AGTCM, „würde die kulturellen Unterschiede in der<br />

26 46<br />

27


3-LÄNDER FORUM<br />

Anwendung der TCM nivellieren. Eine ISO-Norm würde<br />

die jeweiligen kulturellen Prägungen der Patienten und<br />

Therapeuten nicht mehr berücksichtigen. Damit ginge<br />

der einzigartige Charakter der TCM als individuell ausgerichtete<br />

<strong>Medizin</strong> verloren – und zwar eindeutig auf<br />

Kos ten der Patienten und ihrer Behandelbarkeit.“<br />

In den letzten Jahrzehnten hat die TCM auch in der<br />

westlichen Welt ein starke Verbreitung gefunden, wo sie<br />

ebenfalls – den jeweiligen soziokulturellen Gegebenheiten<br />

der Länder entsprechend – weiter erforscht und angepasst<br />

wird. Daher bestehen heute starke Unterschiede<br />

in Lehre und Behandlung der TCM zwischen China und<br />

den westlichen Ländern, Japan hier eingerechnet. Dies<br />

betrifft die Arzneimitteltherapie ebenso wie die Akupunktur.<br />

In der Akupunktur unterscheiden sich beispielsweise<br />

die Anwendungen sowohl in der Intensität der Nadelmanipulation<br />

als auch in der Vielzahl der Nadeln pro Behandlung.<br />

Eine alleinige Deutungshoheit über Definition,<br />

Terminologien, Theorien und Methoden der TCM kann<br />

daher heute nicht mehr allein beim Ursprungsland liegen.<br />

„Wir glauben“, so von Below, „dass eine internationale<br />

Normierung der TCM unter chinesischer Federführung<br />

die Gefahr birgt, die im Hintergrund liegenden einseitigen<br />

Interessen der Antragsteller zu protegieren. Es muss<br />

davon ausgegangen werden, dass die im Normierungsantrag<br />

genannten nationalen chinesischen Standards<br />

die im Westen praktizierte und gelehrte Auffassung von<br />

chinesischer <strong>Medizin</strong> nicht mit einbeziehen.“<br />

Die AGTCM hat sich daher – gemeinsam mit anderen<br />

TCM-Organisationen in Deutschland – entschlossen,<br />

sich am TCM-Normierungsprozess zu beteiligen, um an<br />

der inhaltlichen Ausgestaltung der TCM-Standards aktiv<br />

mitzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass auch deutsche<br />

und international erarbeitete Terminologien, Theorien und<br />

Methoden für Lehre und Anwendung der TCM Berücksichtigung<br />

finden werden.<br />

Nils von Below geht davon aus, dass es wahrscheinlich<br />

in etwa fünf Jahren eine weltweite ISO-Norm für TCM<br />

geben wird. „Es wird zwar keiner in Deutschland dazu<br />

verpflichtet sein, diese zu übernehmen, aber wir werden<br />

uns dem wohl kaum entziehen können“, erwartet der<br />

AGTCM-Vorsitzende. „Daraus können sowohl für einzelne<br />

Praxen als auch für Ausbildungsinstitute horrende<br />

Kosten entstehen. Besonders schade ist es“, schließt<br />

von Below ab, „dass diese Gelder nicht wieder in die<br />

TCM zurück fließen, sondern in die aufgeblähte ISO-<br />

Bürokratie. Damit entsteht kein wirklicher Gewinn für die<br />

Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong>.“<br />

Bei Fragen zum thema wenden Sie sich bitte an den Verband,<br />

beziehungsweise direkt an die AGTCM.<br />

www.agtcm.de<br />

Pressekontakt AGTCM<br />

Redaktionsbüro<br />

Birgit Osterholt<br />

Im Prüfling 9<br />

D-60389 Frankfurt<br />

Telefon: +49 (0)69-46939816<br />

Fax: +49 (0)69-46939817<br />

E-Mail: redaktion@birgit-osterholt.de<br />

ANSPRECHPARTNER<br />

Walter Schwarz<br />

Würzburger Straße 78<br />

97877 Wertheim<br />

E-Mail: schwarz-wertheim@t-online.de<br />

7. Internationaler TCM-Kongress Graz<br />

Kollegen aus Österreich,<br />

die nicht die<br />

Möglichkeit hatten<br />

nach Rothenburg<br />

zu kommen, sei an<br />

dieser Stelle ein weiterer<br />

Kongress empfohlen.<br />

Vom 23.-25.<br />

September findet<br />

der 7. Internatio nale<br />

TCM-Kongress in<br />

Graz statt. Thema<br />

ist die „MITTE“. Wie<br />

in jedem Jahr treten<br />

auch zu diesem Kongress<br />

wieder viele international<br />

bekannte<br />

Referenten auf.<br />

Weitere Informationen<br />

erahalten sie<br />

über die Seite: www.<br />

tcmkongress.at Wer<br />

Interesse an Fahrgemeinschaften<br />

hat,<br />

kann Adressen von<br />

Kollegen über das<br />

Vet-Büro erhalten.<br />

SCHWEIZ<br />

Betreut durch Imelda <strong>Radloff</strong><br />

DEUTSCHLAND<br />

Betreut durch Walter Schwarz<br />

und Reinhard Bayerlein<br />

ÖSTERREICH<br />

Betreut durch Judith Klotz<br />

Anfragen im Moment bitte an Ursula Truffer, VeT-Büro!!!<br />

26 27 47


IMPRESSUM<br />

Adressliste<br />

Vorstandsmitglieder:<br />

Schweiz:<br />

Reiterer Harald, Präsident<br />

Fürst-Johannes-Str. 40, FL-9494 Schaan,<br />

Balmer Jeker Esther, Bachstrasse 97c, 5034 Suhr<br />

Zangger Marie-Christine, Erlenstr. 116, 8832 Wollerau<br />

Arpagaus Nicole, Veia Purmaglera 3, 7460 Savognin<br />

Dinort Markus, Nadelberg 16, 4051 Basel<br />

Küng Philipp, Rutschbergstr. 10, 8607 Seegräben<br />

Impressum<br />

Internationale Fachzeitschrift<br />

für Akupunktur-Massage (<strong>APM</strong>)<br />

<strong>Energetisch</strong> statische Behandlung (ESB)<br />

<strong>Energetisch</strong> <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong><br />

und Meridiantherapie<br />

Herausgeber: Verband energetische Therapie<br />

Eichenstrasse 9 – CH 9300 Wittenbach<br />

Tel. +41 71 298 40 26<br />

Email: sekretariat@vet-int.ch, www.vet-int.ch<br />

Redaktion: Redaktionskommission VeT<br />

Qualitätssicherung:<br />

Jeker Peter, Fachliche Leitung<br />

Masero Andreas, Bahnhofstr. 42, 8600 Dübendorf<br />

Neuenschwander Urs, Rosenaustr. 10, 8406 Winterthur<br />

Raijmakers Joannes, Eisenhofstr. 18, 8810 Horgen<br />

Riegger Günther, Bregenzerstr. 49, D-88131 Lindau<br />

Stump Monika, Langgasse 22a, 9056 Gais<br />

Sutter Beatrix, Betten 56, 9300 Wittenbach<br />

Vallini Massimo, Bahnhofplatz 11, 8910 Affoltern a.A.<br />

Zangger Marie-Christine, Erlenstr. 116, 8832 Wollerau<br />

Sekretariat: Truffer Ursula<br />

VeT-Sekretariat<br />

eichenstrasse 9<br />

CH-9300 Wittenbach<br />

Buchhaltung: Reimann Helen, Romanshornerstr. 63,<br />

CH-9300 Wittenbach<br />

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge entsprechen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion.<br />

Die VeT-Mitteilungen erscheinen 3x jährlich.<br />

Redaktionsschluss: 15. Febr./15. Juni/15. Oktober<br />

(Keine Gewähr für ein bestimmtes Erscheinungsdatum)<br />

Einzelheft: CHF. 10.–/Euro 7.50 + Versandkosten<br />

Inserate-Verwaltung:<br />

z. Zt. VeT-Sekretariat<br />

Inseratenpreise: CHF Euro<br />

1⁄1 Seite: 245 mm x 176 mm 400.– 267.–<br />

1⁄2 Seite hoch: 245 mm x 85 mm 220.– 147.–<br />

1⁄2 Seite quer: 119 mm x 176 mm 220.– 147.–<br />

1⁄4 Seite hoch: 119 mm x 85 mm 140.– 94.–<br />

1⁄4 Seite quer: 57 mm x 176 mm 140.– 94.–<br />

1⁄8 Seite quer: 57 mm x 85 mm 60.– 40.–<br />

Nichtkommerzielle Inserate der VeT-Mitglieder<br />

(Max. 1 ⁄4 Seite) werden kostenlos veröffentlicht.<br />

Die Preise für kommerzielle Inserate der<br />

Mitglieder erhalten Sie auf Anfrage.<br />

Satzspiegel: 180 x 252 mm<br />

Druck: Offset<br />

Farbdruck: Auf allen Seiten möglich<br />

Farbzuschläge: 2-farbig + 20% – 3/4-farbig + 55%<br />

Umschlagseiten: Der Zuschlag für die 2. und 3. Umschlagseite<br />

beträgt 10%, für die 4. Umschlagseite + 15% auf<br />

den nicht ermässigten Grundpreis.<br />

Beilagen: Auf Anfrage<br />

Manuskripte werden auch als Datenfile angenommen.<br />

Programme sind: CorelDraw, QuarkXPress, Adobe InDesign,<br />

Adobe Illustrator, Adobe Photoshop, Word oder PDF.<br />

Auflage: z. Zt. 800 Exemplare<br />

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9413 Oberegg • Tel. 071 891 43 33 • Fax 071 891 33 77<br />

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Telefon 07959-1442, Fax 07959-925304, TCM-Shop@t-online.de<br />

Judith Klotz, Süssmayerstrasse 27, A-5020 Salzburg<br />

Telefon 0662-83 00 81, Fax 0662-82 33 72, ju.klotz@gmx.at<br />

VeT-Sekretariat, Eichenstrasse 9 – CH-9300 Wittenbach<br />

Telefon +41 71 298 40 26 – sekretariat@vet-int.ch<br />

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