Energetisch Chinesische Medizin - APM Radloff
Energetisch Chinesische Medizin - APM Radloff
Energetisch Chinesische Medizin - APM Radloff
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Juli 2010 | Nummer 2<br />
Fachzeitschrift für<br />
<strong>Energetisch</strong><br />
Gemeinsames Organ<br />
Verband energetische<br />
Therapie Schweiz<br />
www.vet-int.ch<br />
<strong>Chinesische</strong><br />
<strong>Medizin</strong><br />
Stressbewältigung<br />
GV
Kurstermine 2011<br />
Grundkurse Weiterbildung<br />
A Kurse<br />
B Kurse<br />
B1 Kurse<br />
Peter Jeker<br />
Peter Jeker<br />
Peter Jeker<br />
28.02.11 – 04.03.11 21.02.11 – 25.02.11 24.01.11 – 28.01.11<br />
06.06.11 – 10.06.11 13.06.11 – 17.06.11 16.05.11 – 20.05.11<br />
29.08.11 – 02.09.11 05.09.11 – 09.09.11 24.10.11 – 28.10.11<br />
21.11.11 – 25.11.11 12.12.11 – 16.12.11<br />
B2 Kurse<br />
C Kurse<br />
C1 Kurse<br />
Peter Jeker<br />
Peter Jeker<br />
Peter Jeker<br />
04.04.11 – 08.04.11 21.03.11 – 25.03.11 09.05.11 – 13.05.11<br />
08.08.11 – 12.08.11 22.08.11 – 26.08.11 Prüfung – 14.05.11<br />
05.12.11 – 09.12.11 17.10.11 – 21.10.11<br />
Prüfung – 22.10.11<br />
Methodenspezifische Fortbildungen<br />
Die Wandlungsphasen 1<br />
Die Wandlungsphasen 2<br />
Skoliosebehandlung<br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong> In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
Peter Jeker und Reinhard Bayerlein Peter Jeker und Reinhard Bayerlein Peter Jeker<br />
04.11.11 – 06.11.11 20.01.11 – 22.01.11 02.05.11 – 03.05.11<br />
Alarm- und Zustimmungspunkte<br />
Segmentale Zuordnung<br />
Behandlungsstrategien<br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
Peter Jeker<br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
Peter Jeker<br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
Peter Jeker<br />
20.06.11 – 22.06.11 03.09.11 – 04.09.11 31.03.11 – 02.04.11<br />
Refresher - Kurs<br />
Peter Jeker<br />
Einführungskurs<br />
Ohr-Reflexzonen-Kontrolle<br />
Nach <strong>Radloff</strong><br />
Peter Jeker<br />
14.11.2011 – 18.11.2011 18.02.11 – 19.02.11<br />
Alle methodenspezifischen Fortbildungen gelten als Fortbildungsnachweis für die VeT-Therapeutenliste<br />
Anmeldung und weitere Informationen: Lehrinstitut <strong>Radloff</strong> – Bachstrasse 72 – CH-5034 Suhr - tel+41(0)62 825 04 55<br />
– kurse@radloff.ch www.radloff.ch<br />
Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg - 5025Asp bei Aarau – tel+41 (0) 62 878 16 46 – info@herzberg.org<br />
- www.herzberg.org<br />
26<br />
27
INHALT<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
VORWORT<br />
Editorial 2<br />
GV 3<br />
FACHARTIKEL<br />
Psychische Störung 5<br />
Stressbewältigung durch künstlerische Betätigung 10<br />
Entspannungstechniken auf Basis der chinesischen <strong>Medizin</strong> 13<br />
Anmerkungen und Überlegungen zur Becken- und Wirbelsäulenbehandlung 15<br />
Anatomie in der chinesischen <strong>Medizin</strong> 20<br />
Die <strong>APM</strong> im Rahmen der energiemedizinischen Betrachtung 22<br />
ERNÄHRUNG<br />
5 Wandlungsphasen in der Ernährung 28<br />
Gemüse und Wandlungsphasen 30<br />
KONGRESS<br />
Rothenburg 32<br />
Neues aus der Wissenschaft 34<br />
3-LÄNDER FORUM<br />
Breite Stütze der Verbände für OdA HTTC 40<br />
Passerelle KT - ein lohnender Prozess 41<br />
AUS DEN LÄNDERN 43<br />
Fast alle Artikel und Publikationen in diesem Heft wurden in männlicher (grammatikalisch) Form abgefasst, es sind aber<br />
selbstverständlich auch die weiblichen Therapeutinnen etc. damit gemeint.
VORWORT<br />
Editorial<br />
Die berufspolitische Entwicklung in der Schweiz und<br />
auch in anderen europäischen Ländern beinhaltet viele<br />
neue Chancen für unsere Methode, wobei die möglichen<br />
Gefahren nicht übersehen werden dürfen. Trotzdem ist<br />
es wichtig nicht zu resignieren und sich mit der Darstellung<br />
unserer Methode den Forderungen der Verbände<br />
und der Politik zu stellen.<br />
Obwohl ich persönlich dies für überaus wichtig finde,<br />
genügt es natürlich nicht, dass die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> nur<br />
über philosophische Grundlagen definiert wird. Vielmehr<br />
benötigt unsere Methode einen neurophysiologischen<br />
und biomechanischen Unterbau der hilft, Wirksamkeit<br />
und Bedeutung der Behandlungsweise zu verstehen und<br />
wissenschaftlich darzustellen. Verband und Schule leisten<br />
hier ja seit Jahren eine hervorragende Arbeit. Auch<br />
K. <strong>Radloff</strong> hat hier alle Voraussetzungen bereitgestellt,<br />
um die <strong>APM</strong> nach biomechanischen und neurophysiologischen<br />
Annahmen zu beschreiben, die wissenschaftlich<br />
akzeptabel sind. Über die biomechanische Darstellung<br />
braucht an dieser Stelle nicht viel gesagt zu werden. Im<br />
Bereich der Neurophysiologie können viele aktuelle Untersuchungen<br />
zur Akupunktur, auf die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong><br />
übertragen werden. Weiter basieren die segmentalen<br />
Betrachtungen, die in der <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> zur Anwendung<br />
kommen, ebenfalls auf allgemein wissenschaftlich<br />
anerkannten Hypothesen. So stellt auch das von Wancura-Kampik<br />
veröffentlichte Buch „Segment-Anatomie“<br />
(Elsevier) sowie der sich von denselben Autoren in Vorbereitung<br />
befindliche „Atlas der Segment-Akupunktur“<br />
(Elsevier) einen Schritt in die richtige Richtung dar.<br />
Wenn es gelingt, diese wissenschaftlichen Hintergründe<br />
für die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> zu definieren, wäre es sicher ein<br />
sinnvoller Schritt. Auch auf dem Kongress in Rothenburg<br />
war Wissenschaftlichkeit wieder ein Thema. Ich hoffe,<br />
dass die Teilnehmer wieder viele neue Impulse aus dem<br />
tollen Rothenburger TCM-Kongress mitnehmen konnten,<br />
und wünsche an dieser Stelle einen guten und erholsamen<br />
Start in den wohlverdienten Urlaub.<br />
Ihr R.Bayerlein ECM<br />
Reinhard Bayerlein<br />
Fachbeiträge<br />
Imelda <strong>Radloff</strong> In-Albon<br />
Koordination<br />
Redaktionsmitglied<br />
Harald Reiterer<br />
Redaktionsmitglied<br />
2011<br />
Generalversammlung<br />
Die Generalversammlung<br />
findet am<br />
9. April 2011 statt.<br />
Bitte vormerken!<br />
2
VERBAND<br />
GENERALVERSAMMLUNG<br />
Imelda <strong>Radloff</strong> verabschiedet<br />
Wie schon vor einem Jahr angekündigt hat Imelda <strong>Radloff</strong><br />
ihre Präsidentschaft im Verband nach fast 25 Jahren<br />
zurückgelegt. Neu gewählter VeT-Präsident ist der<br />
53-jährige Harald Reiterer, der schon seit dem Vorjahr<br />
dem Vorstand angehört. Die 27. ordentliche Generalversammlung<br />
des VeT am 19. Juni in Winterthur stand<br />
neben geschäftsmässigen Aufgaben im Zeichen dieses<br />
Führungswechsels.<br />
die Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong> noch bekannter<br />
zu machen und in der Berufsentwicklung zu festigen. Als<br />
Therapeut hat der neue Präsident seine eigene Praxis in<br />
Schaan in Liechtenstein, hat die Passerelle zum Komplementärtherapeut<br />
absolviert und ist seit 3 Jahren auch<br />
Dozent für <strong>APM</strong> mit Kursen an verschiedenen Schulen<br />
und Bildungseinrichtungen, wie dem Weiterbildungszentrum<br />
Melchtal, dem VDMS und Bodyfeet tätig. Berufspolitisch<br />
ist er bereits als Delegierter im Dachverband Xund<br />
und in der OdA KTTC für den VeT tätig und ist seit dem<br />
Vorjahr Redaktionsmitglied des ECM.<br />
Für VeT und Lehrinstitut <strong>Radloff</strong> umgesetzt hat Harald<br />
Reiterer als gelernter Journalist und Redaktor bei verschiedenen<br />
Tageszeitungen, beim ORF und bei Radio<br />
Liechtenstein schon verschiedene Konzepte im Bereich<br />
Öffentlichkeitsarbeit, wie den seit Herbst 2009 gemeinsam<br />
mit dem Lehrinstitut erscheinende Newsletter oder<br />
den Auftritt an der MUBA in Basel, wo im Februar die<br />
Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong> einen Tag lang den<br />
Messebesuchern praktisch vorgeführt wurde.<br />
Die Co-Präsidentinnen Imelda <strong>Radloff</strong> und Monika Vonesch<br />
Minutenlanger Applaus der 60 anwesenden Mitglieder<br />
für Imelda <strong>Radloff</strong> zur Verabschiedung drückte Dank<br />
und zugleich Herzlichkeit für die scheidende Präsidentin<br />
aus. 1984 war sie erstmals in den Vorstand des neu gegründeten<br />
Verbandes gewählt worden, nach einem Jahr<br />
Pause dann 1986 zur Präsidentin. Monika Vonesch, die<br />
als Co-Präsidentin ebenfalls wie geplant aus Präsidium<br />
und Vorstand ausgeschieden ist und für ihre zweijährige<br />
Präsidiale geehrt wurde, hob in ihrer Laudatio die Aufbauarbeit<br />
und die Leistungen von Imelda <strong>Radloff</strong> für den<br />
Verband hervor. Zum Abschied gab es Blumen und kleine<br />
Präsente und stehenden Applaus der Versammlung<br />
für Imelda.<br />
Verabschiedet wurde auch Paul Hollenstein, der als<br />
Gründungsmitglied dem Verband seit 1983 angehörte<br />
und den Mitgliedern über 26 Jahre als Prüfungsexperte<br />
und engagierter Vertreter der Akupunktur Massage<br />
nach <strong>Radloff</strong> bekannt ist. Monika Vonesch würdigte ihren<br />
„Pauli“ als Vorbild und Mentor, der sich initiativ für<br />
die Weiterentwicklung des Verbandes und der Methode<br />
eingesetzt hat. In Abwesenheit aus dem Vorstand verabschiedet<br />
wurde auch Klaus Wagner, der dem Vorstand<br />
seit 2008 angehört hatte.<br />
Neuer Präsident<br />
Der gebürtige Österreicher Harald Reiterer stellte als neu<br />
gewählter Präsident seine Ziele für den VeT vor: Ausbau<br />
der Serviceleistungen für die Mitglieder, Weiterentwicklung<br />
der Qualitätslinie des Verbandes und vor allem den<br />
Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen, um<br />
Philipp Küng, Harald Reiterer, Markus Dinort<br />
Neu im Vorstand<br />
Neu in den Vorstand gewählt wurden auch Markus Dinort<br />
aus Basel und Philipp Küng aus Seegräben im Zürcher<br />
Oberland. Markus Dinort, der bereits bei der MUBA im<br />
Februar erfolgreich mitgewirkt hat, ist Physiotherapeut,<br />
hat im Vorjahr die Passerelle zum Komplementärtherapeut<br />
abgeschlossen und wird das Vorstandsteam unter<br />
anderem bei der Veranstaltungsorganisation unterstützen.<br />
Er hat eine eigene Praxis in Riehen. Philipp Küng ist<br />
Naturarzt bzw. Naturheilpraktiker, hat seit 2006 in Uster<br />
eine eigene Praxis für <strong>APM</strong> nach <strong>Radloff</strong> und Phytotherapie,<br />
und er bringt mit seinem zweiten Beruf als Treuhänder<br />
kaufmännisches Know how mit und wird sich an der<br />
Verbandsspitze mit Projektmanagement einbringen.<br />
Der neue Vorstand setzt sich somit folgendermassen<br />
zusammen: Harald Reiterer (Präsident), Esther Balmer<br />
(Vize), Marie-Christine Zangger, Nicole Arpagaus, Markus<br />
Dinort und Philipp Küng; Schriftführung Ursula Truffer,<br />
Buchhaltung Helen Reimann.<br />
3
VERBAND<br />
Weitere Beschlüsse<br />
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Fülle an Aufgaben<br />
und auch Ausgaben sowie angesichts der Tatsache,<br />
dass der Mitgliedsbeitrag zuletzt vor 16 Jahren<br />
erhöht wurde, folgte die GV dem Antrag des Vorstandes,<br />
den Mitgliedsbeitrag ab 2011 auf CHF 200.- zu erhöhen.<br />
Verglichen mit anderen Berufsverbänden, die Jahresbeiträge<br />
zwischen 350.- und 450.- Franken einheben, ist<br />
der VeT-Beitrag weiterhin erfreulich niedrig und mitgliederfreundlich.<br />
Geboten wird dafür eine ganze Palette an<br />
Leistungen, wie Ermässigungen für Kurse am Lehrinstitut<br />
<strong>Radloff</strong> sowie eine überaus günstige Berufshaftpflichtversicherung<br />
und eine Taggeldversicherung.<br />
An der GV wurden auch eine Reihe wichtiger Reformen<br />
beschlossen und damit dem Auftrag der vorjährigen Versammlung<br />
entsprochen. So konnte im vergangenen Geschäftsjahr<br />
die Statutenreform abgeschlossen werden.<br />
Auch die Qualitätssicherung und die Prüfungsordnung<br />
sind überarbeitet. Neu ist vor allem in Sachen Prüfung<br />
die klare Aufgabenteilung zwischen Lehrinstitut und Verband.<br />
Das Lehrinstitut stellt die Prüfungskommission, mit<br />
Experten aus den eigenen Reihen und der Verband ist<br />
für die Qualitätssicherung der ausgebildeten <strong>APM</strong>-Therapeuten<br />
zuständig. Damit wurde die Prüfungsordnung<br />
den aktuellen Erfordernissen in der Schweiz angepasst.<br />
Seminar Nähe und Distanz<br />
Mit dem Tages-Seminar Nähe und Distanz vor der GV<br />
wurde ganz offensichtlich voll dem Interesse der Mitglieder<br />
entsprochen. Über 40 TeilnehmerInnen beschäftigten<br />
sich unter der Anleitung der St. Galler Dipl.<br />
Psychologin Ruth Wieland mit Theorie und Praxis der<br />
Klienten-Therapeuten-Beziehung. Körperliche Nähe und<br />
Distanz wurden in Übungen erfahrbar vermittelt und in<br />
Form von Bewegung im Raum aufgelöst. Zum Abschluss<br />
vermittelte Ruth Wieland mit der Übung Body-Scanning<br />
eine nahe Erfahrung mit der eigenen Gefühlswelt.<br />
Die nächste GV des VeT findet am 9. April 2011 statt.<br />
Klaus <strong>Radloff</strong> meint:<br />
Durch die Wahl eines neuen<br />
Präsidenten endet die „Ära<br />
<strong>Radloff</strong>“. Nachdem ich mich<br />
bereits vor einigen Jahren<br />
vom Unterricht zurückgezogen<br />
habe, legt nun auch Imelda das<br />
Amt nieder. Viele grundlegende<br />
Dinge sind zwar in der Vergangenheit<br />
erarbeitet worden, da<br />
sich aber das Umfeld ständig<br />
ändert, bedürfen die stetiger<br />
Anpassung und Veränderung.<br />
Wenn ich mir etwas wünschen<br />
dürfte, wäre das eine noch intensivere<br />
Öffentlichkeitsarbeit des VeT, damit unsere Patienten<br />
und Klienten uns nicht für übergeschnappt halten,<br />
wenn wir bei einer Lumbalgie den Bauch und nicht die<br />
Rückenmuskulatur behandeln.<br />
Mit der Kurzzeitanwendung von Eis hat das in<br />
deutschsprachigen Ländern ja auch weitgehend geklappt.<br />
Das zwar erst nach mehr als fünfzehnjähriger<br />
Propaganda und dem Schönheitsfehler, dass diese Erkenntnis<br />
nicht der ESB/<strong>APM</strong> zugeordnet wird. Ähnlicher<br />
Aufklärungsbedarf besteht in Bezug auf orthopädische<br />
Krankheitsbilder, die sich in meiner Praxis überwiegend<br />
als Folgen internistischer Beeinträchtigungen zeigen. Ich<br />
weiss, das ist der Schnee von übermorgen, aber getreu<br />
der Story vom „Hasen und dem Igel“ sollte schon jetzt<br />
heissen: „Wir, die ESB/<strong>APM</strong>-Therapeuten sind schon<br />
da!“ Die visceral-orientierten Osteopathen machen uns<br />
die Aktualität und Legitimität dieses Themas seit längerem<br />
vor.<br />
Ich wünsche den Mitgliedern des VeT einen Vorstand<br />
mit kompetenten und aktiven Vorstandsmitgliedern, dem<br />
neuen Präsidenten nicht nur eine glückliche Hand in allen<br />
Belangen, sondern auch die konstruktive Unterstützung<br />
und Mitarbeit aller VeT-Mitglieder.<br />
Klaus <strong>Radloff</strong><br />
Bei der GV verabschiedet: Monika Vonesch,<br />
Paul Hollenstein und Imelda <strong>Radloff</strong><br />
Rund 60 VeT-Mitglieder kamen<br />
zur diesjährigen GV<br />
Beim Tagesseminar mit Ruth Wieland wurde<br />
Nähe und Distanz spührbar.<br />
Nicole Arpagaus und Esther Balmer-Jeker<br />
26 4
FACHARTIKEL<br />
PSYCHISCHE STÖRUNG<br />
Psychogene Störungen sind Erkrankungen, die in der<br />
Regel in drei Gruppen eingeteilt werden. Dieses, als<br />
„Triadisches System“ bezeichnete Modell hat sich<br />
in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt, sodass es<br />
auch in diesem Bericht zur Anwendung kommen soll.<br />
Allerdings arbeitet man im Moment daran, dieses<br />
Modell zu modifizieren, da es nicht mehr vollständig<br />
in Übereinstimmung mit unserem heutigen Wissen aus<br />
dem Bereich der Neurophysiologie übereinstimmt.<br />
Wenn wir uns im Folgenden trotzdem an dieses Modell<br />
anlehnen, dann deshalb, weil die dort verwendeten<br />
Begriffe bekannt sind. Solange noch keine Übereinstimmung<br />
zwischen den einzelnen Schulen innerhalb<br />
der Psychiatrie und Psychologie zum Thema besteht,<br />
soll uns das „Triadische System“ deshalb weiterhin<br />
zur Orientierung genügen.<br />
Auf Wikipedia fand ich die folgende Beurteilung des<br />
Modells, welche an dieser Stelle nicht vorenthalten<br />
werden soll. Allerdings wird auch hier kein neueres<br />
Modell vorgestellt.<br />
PSYCHISCHE STÖRUNG<br />
„In der traditionellen Psychiatrie, deren Wurzeln seit Wilhelm<br />
Griesinger (1817–1868) vorwiegend biologischer<br />
Natur sind, steht der Versuch einer Objektivierung psychischer<br />
Symptome im Sinne des Abweichens von der<br />
Norm und der Vergleich zu bereits bekannten Hirnerkrankungen<br />
im Vordergrund der Klassifikationsversuche.<br />
Hier werden die psychischen Störungen im Sinne eines<br />
triadischen Systems verstanden: Einerseits kann eine<br />
psychische Störung Ausdruck einer nachweisbaren<br />
körperlichen Störung sein (z. B. toxisch bedingte Halluzinationen).<br />
Andererseits kann eine Störung von der<br />
Symptomatik her sehr an eine körperliche Störung erinnern,<br />
ohne dass dies jedoch bisher nachzuweisen wäre:<br />
endogene, z. B. schizophrene Psychosen (siehe auch<br />
Schizophrenie). Hinzu kommen psychische Störungen,<br />
die nur in der Intensität des Erlebens von der „Norm“<br />
abweichen, die also wahrscheinlich kein organisches<br />
Korrelat haben und als überdurchschnittlich stark abweichende<br />
Variationen des menschlichen Seelenlebens zu<br />
verstehen sind.<br />
An diesem System ist viel Kritik geäußert worden. Nicht<br />
zuletzt durch die Beobachtung, dass einigen bisher der<br />
letzten Säule zugeordneten Störungen durchaus biologisch<br />
zu verstehende Risikofaktoren zugrunde liegen,<br />
umgekehrt aber auch scheinbar biologisch anmutende<br />
Störungen erheblich durch äußere Einflüsse modifizierbar<br />
sind, musste das triadische System revidiert werden.<br />
Das heutige Verständnis psychischer Störungen weist in<br />
die Richtung, psychischen Einzelsymptomen oder Syndromen<br />
keine spezifische Ursache zuzuschreiben, sondern<br />
Syndrome zu beschreiben, deren Ursachengefüge<br />
meist multifaktoriell ist. Dieser Ansatz entspricht auch<br />
am ehesten den neueren biologischen Erkenntnissen<br />
zum Aufbau und der Funktion des Gehirns, welches offensichtlich<br />
stärker als früher angenommen auch auf<br />
äußere Faktoren noch im höheren Lebensalter sensibel<br />
reagieren kann und dadurch Veränderungen bis hin zum<br />
Krankheitswert erfahren kann („Plastizität des Gehirns“).<br />
Diese Sichtweise wird bestätigt durch Beobachtungen,<br />
dass einerseits biologische Behandlungsmethoden wie<br />
Psychopharmaka auch bei scheinbar primär psychogen<br />
bedingten Störungen helfen können, andererseits verbale<br />
Techniken wie die Psychotherapie auch bei primär<br />
biologisch bedingten Störungen noch eine Wirkung entfalten<br />
können. Die Grenze zwischen „biologisch“ und<br />
„nicht-biologisch“ wird also durch die Funktionsweise<br />
des Gehirns selbst als Brücke von der Innen- zur Außenwelt<br />
relativiert.“ (Quelle Wikipedia)<br />
Diese Beobachtungen zeigen, dass der Versuch einer<br />
therapeutischen Intervention in jedem Fall gerechtfertigt<br />
ist. Vorzuziehen sind aus unserer Sicht natürlich Methoden,<br />
die mögliche physiologische Regulationsmechanismen<br />
im Bereich der Biochemie anregen können<br />
und die zur Bewusstwerdung der Konflikte beitragen.<br />
Das Triadische System<br />
Das Triadische System teilt psychische Störungen in drei<br />
Gruppen ein, die hier vorgestellt werden sollen.<br />
EXOGENE PSYCHOSEN<br />
Die zugrundeliegende Annahme ist hier, dass eine von<br />
außen kommende Ursachen die Störung auslöst.<br />
Demenz<br />
Delir<br />
Multiple Sklerose<br />
Epilepsie<br />
Schädel-Hirn-Trauma<br />
ENDOGENE PSYCHOSEN<br />
Die zugrundeliegende Annahme ist, dass hier eine organische<br />
Hirnstörung vorliegt.<br />
Affektive Störung<br />
Schizophrenie<br />
Schizoaffektive Störung<br />
PSYCHOGENE STÖRUNG<br />
Hierunter versteht man eine „funktionelle Erkrankung“<br />
ohne Hinweis auf organische Läsionen. Der Begriff<br />
„Psychogene Störung (Neurose)“ steht damit den Psychosen<br />
gegenüber.<br />
Neurosen<br />
Angst-Panikstörungen<br />
Phobien<br />
Zwangsstörungen<br />
Belastungsstörungen/Anpassungsstörungen<br />
Dissoziative Störungen<br />
Somatoforme Störungen<br />
5
FACHARTIKEL<br />
Unter Psychosen versteht man schwere psychische<br />
Störungen, die mit zeitweiligem Realitätsverlust einhergehen.<br />
Im Gegensatz zu Neurosen, die in der Regel<br />
mit Psychotherapie behandelt werden können, muss<br />
die Psychose normalerweise mittels Psychopharmaka<br />
beziehungsweise Operationen behandelt werden.<br />
NEUROSEN<br />
In der Praxis werden wir heute am häufigsten mit Neurosen<br />
(Befindlichkeits- und Persönlichkeitsstörungen) konfrontiert.<br />
Besonders im dritten Lebensjahrzehnt treten<br />
Neurosen verstärkt auf. Die Neurose ist eine psychosoziale<br />
Störung, bei der kein Hinweis auf eine organische<br />
Störung vorliegt.<br />
Sie ist eine krankhafte Störung der Erlebnisverarbeitung,<br />
wodurch der Neurotiker einen nicht ausreichend<br />
verarbeiteten oder verdrängten Konflikt mit sich herumträgt.<br />
Nicht gelöste Konflikte, die meist aber nicht immer, aus<br />
der Kindheit stammen, werden zu einem Problem, welches<br />
sich in seelischen (emotionalen), psychoso zialen<br />
oder körperlichen Krankheitszeichen äußern kann. Obwohl<br />
das Verhalten des Betroffenen beeinträchtigt sein<br />
kann, bewegt man sich in der Regel in sozial akzeptierten<br />
Grenzen, weil die Persönlichkeit des Patienten<br />
erhalten bleibt. In nicht wenigen Fällen äußern sich die<br />
Krankheitszeichen sogar in sozial akzeptierten Tugenden<br />
wie (übertriebener) Arbeitseifer, Ordnungsliebe oder Organisationstalent.<br />
Doch sind auch solche neurotischen<br />
Krankheitszeichen Folge des dahinterstehenden seelischen<br />
Konfliktes, der allerdings in der Regel unbewusst<br />
(verdrängt) ist.<br />
Nach Freud 1 handelt es sich hierbei um die Verdrängung<br />
von Triebwünschen, wobei das auffällige Verhalten ein<br />
Symptom dafür ist, dass die Verdrängung nicht vollständig<br />
funktioniert.<br />
Neurotische Anteile hat jeder Mensch in seiner Persönlichkeitsstruktur,<br />
sodass man hier noch nicht unbedingt<br />
von Krankheit zu sprechen braucht, da der Betroffene<br />
damit umgehen kann. Erst wenn es zu auffälligen oder<br />
beunruhigenden Verhaltensweisen kommt zeigt das,<br />
dass sich die seelischen Probleme der Kontrolle des Bewusstseins<br />
entzogen haben. Man weiß heute, dass eine<br />
Neurose fast immer einen Bezug zur Lebensgeschichte<br />
des Betroffenen hat. So entstehen irgendwann Konfliktsituationen,<br />
die nicht bewältigt werden können und<br />
dann ins Unbewusste verdrängt werden. Nun kann es<br />
vorkommen, dass in Extremsituationen, sogenannten<br />
Auslösesituationen, der Konflikt in Form eines Symptoms<br />
aus dem Unbewussten aufsteigt. Hintergrund ist,<br />
dass die Person weder das Kind noch der Erwachsene<br />
über mentale oder emotionale Bewältigungsstrategien<br />
verfügt und somit mit Symptomen reagiert.<br />
DIAGNOSE UND MÖGLICHE SYMPTOME<br />
VON NEUROSEN<br />
DIAGNOSE<br />
In der Regel sind Menschen, die an einer Neurose leiden<br />
ängstlich, gehemmt und unsicher. Meist fällt ihre konflikthafte<br />
und ambivalente Einstellung gegenüber ihren<br />
Mitmenschen auf sowie Störungen in der Entwicklung<br />
grundsätzlicher Lebensbereiche. In der Anamnese lässt<br />
sich normalerweise eine Parallele zu einem Auslöser und<br />
dem zeitlichen Auftreten eruieren. Die auslösende Situation<br />
aktiviert oder erzeugt einen Konflikt, der allerdings<br />
unbewusst (verdrängt) ist und daher nicht in Zusammenhang<br />
mit den Symptomen gebracht wird.<br />
Auslöser von Neurosen<br />
Akute Belastungen (Veränderungen im Leben,<br />
Trennung, Krankheit, Wechseljahre, Tod eines<br />
Elternteils/Partners, Partnerprobleme)<br />
Ungünstige Umwelteinflüsse (Belastungen im<br />
Beruf, zu starke Eltern/Partnerbindung, negative<br />
Erfahrungen etc.)<br />
Vererbte, konstitutionelle Faktoren und daraus<br />
resultierende Charaktereigenschaften<br />
Ob und wie stark ein Mensch eine Neurose entwickelt<br />
hängt davon ab, ob eine Vorschädigung im Sinne<br />
nicht verarbeiteter Situationen vorliegt und wie stark<br />
diese Belastung ist und welche individuelle Persönlichkeitsstruktur<br />
der Mensch hat. Diese ist zum einen genetisch<br />
determiniert und weiter eine Folge der eigenen<br />
Lebenserfahrung, die bei der Entwicklung von Kompensationsmechanismen<br />
und eigenen Problemlösungsstrategien<br />
(die allerdings wieder von der Charakterstruktur<br />
abhängig sind) hilfreich ist. Weiter sind natürlich die Ausbildung<br />
des eigenen Selbstbewusstseins sowie soziale<br />
Unterstützungssysteme wie Partner oder die Familie<br />
ein wesentlicher Faktor. Dass einmalige traumatische<br />
Erlebnisse wie Freud dies postulierte, die Ursache für<br />
Neurosen legen können ist zwar möglich, hat sich in der<br />
Praxis aber weniger bestätigt. Eher scheinen länger einwirkende<br />
Einflüsse, wie dies in der Familie der Fall ist<br />
(Großeltern, Eltern, Geschwister, Verwandte), aber auch<br />
der Beruf eine zentrale Rolle zu spielen.<br />
1 Sigmund Freud (* 6. Mai 1856 in Freiberg, Mähren, tschechisch Príbor; † 23. September 1939 in London). Sigismund Schlomo Freud, war<br />
ein bedeutender österreichischer Arzt, Tiefenpsychologe und Religionskritiker, der als Begründer der Psychoanalyse weltweite Bekanntheit<br />
erlangte.<br />
26 6<br />
27
FACHARTIKEL<br />
SYMPTOME<br />
Neurotische Symptome können sich auch schon bei<br />
Kindern und Jugendlichen zeigen. Hierzu zählen in der<br />
Zwischenzeit leider allzu bekannte Erscheinungen wie:<br />
Enuresis, Enkopresis<br />
Anorexie, Bulimie<br />
Emesis, Vomitus hystericus<br />
Herz-Atembeschwerden (psychisch bedingt)<br />
Gehemmtheit, überdurchschnittliches Anlehnungsbedürfnis,<br />
Überangepasstheit<br />
Phobien<br />
Stottern<br />
Tics (psychogen)<br />
Onychophagie<br />
Fortlaufen, Schuleschwänzen<br />
Aggressivität<br />
Bei Erwachsenen können diese Symptome erhalten bleiben<br />
oder sich durch folgende weitere Symptombilder<br />
bemerkbar machen:<br />
Seelische Störung<br />
Angstneurosen<br />
Depressionen<br />
Zwangshandlungen/-gedanken<br />
Emotionale Störung<br />
Stimmungsschwankungen, Störung im zwischenmenschlichen/sozialen<br />
Bereich<br />
Schuldgefühle, Schamgefühle<br />
Unsicherheit, gestörter Selbstwert<br />
nachlassende Leistungsbereitschaft, innere<br />
Anspannung<br />
Körperliche Symptome<br />
organisch nur schwer begründbare Schmerzzustände<br />
Störungen im sexuellen Bereich<br />
Schlafstörungen<br />
VERARBEITUNGSSTRATEGIEN DER NEU-<br />
ROTISCHEN PERSÖNLICHKEIT<br />
In der Psychologie geht man davon aus, dass für die<br />
Entstehung einer Neurose auf der einen Seite Triebimpulse<br />
auf der anderen Seite aber auch Abwehrvorgänge<br />
eine Rolle spielen. Diese als Trieb-Abwehr-Konflikt bezeichneten<br />
Vorgänge sollen sich gegenseitig neutralisieren.<br />
Die Triebimpulse stellen hier das „Durchbrechen“ der verdrängten<br />
Konflikte dar, die vom Betroffenen durch seine(n)<br />
Abwehrmechanismus neutralisiert werden sollen.<br />
Diese Abwehrmechanismen sind es, denen wir in der<br />
Praxis begegnen.<br />
Identifikation<br />
Hier werden Eigenschaften, Charakteristika, Verhaltensmuster<br />
oder Ziele anderer Personen übernommen.<br />
Isolierung<br />
Hier erfolgt eine Trennung von den mit dem Thema verbundenen<br />
Emotionen (Gefühlen) sowie eine Abkopplung<br />
von anderen Gedankenverbindungen.<br />
Projektion<br />
Konflikte, Triebe, emotionale Störungen werden auf<br />
andere Personen/Gruppen/Themen projiziert und dort<br />
bekämpft.<br />
Psychosoziale Abwehr<br />
Der Betroffene ermutigt andere zu Handlungen, zu denen<br />
man selbst nicht bereit ist. Werden diese von anderen<br />
ausgeführt entlastet er sich dadurch.<br />
Rationalisierung<br />
Themen, die man selbst negativ bewertet wie z. B. Scham,<br />
Sexualität, Schuld, werden durch Betrachtungen mittels<br />
ethischen oder moralischen Wertvorstellungen gelöst.<br />
Reaktionsbildung<br />
Hier erfolgt eine Verkehrung ins Gegenteil. Beispielsweise<br />
werden Personen, die man eigentlich nicht mag,<br />
besonders freundlich behandelt.<br />
Regression<br />
Um Problemen aus dem Weg zu gehen, fällt man in Verhaltensmuster<br />
zurück, die beispielsweise in der Kindheit<br />
(oder zu früheren Zeiten) funktioniert haben.<br />
Sublimierung<br />
Triebimpulse werden in sozial, kulturell und moralisch<br />
höher bewertete Formen umgewandelt, um sie dadurch<br />
doch ausleben zu können.<br />
Verdrängung<br />
Erfahrungen, die nicht verarbeitet werden konnten,<br />
werden ins Unbewusste gedrängt.<br />
Verschiebung<br />
Konflikte, die man mit einer bestimmten Person hatte<br />
und die man dort nicht lösen konnte, werden auf eine<br />
andere Person (oder andere Personen) verschoben und<br />
dort ausgelebt.<br />
Wendung gegen das Ich<br />
Triebimpulse wenden sich gegen die eigene Person.<br />
Merke. Nicht alle Abwehrmechanismen sind nur negativ<br />
zu bewerten, denn sie können auch bei der Lösung der<br />
Probleme sowie bei der Weiterentwicklung der Persönlichkeit<br />
genutzt werden.<br />
26<br />
27 7
FACHARTIKEL<br />
Abwehrmechanismen der menschlichen Psyche<br />
NEUROTISCHE STÖRUNGEN<br />
Neurosen zeigen sich in drei Gruppen. Neben der Symptom-Neurose,<br />
sie ist durch bestimmte Krankheitssymptome<br />
gekennzeichnet, gibt es die Charakter-Neurose.<br />
Bei ihr kommt es durch die Triebimpulse zu wiederholtem<br />
Fehlverhalten. Als Drittes wird die Organ-Neurose beschrieben.<br />
Bei ihr äußert der Betroffene funktionelle<br />
Störungen von z.B. Herz, Atmung, Wirbelsäule, Verdauung<br />
usw.<br />
Im Folgenden noch eine kurze Übersicht über die psychogenen<br />
Störungen (Triadisches System)<br />
Depressive Neurose<br />
Sie tritt bei etwa 8% der Bevölkerung auf und beruht auf<br />
einer depressiven Persönlichkeitsstruktur.<br />
Symptome: Die wichtigsten Symptome sind Leistungseinbruch,<br />
Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeitsgefühle,<br />
Hemmungen usw. die Selbsttötungsgefahr<br />
ist weniger ausgeprägt, aber möglich.<br />
Es besteht eine Rückfall- und Chronifizierungsgefahr.<br />
Zwangsneurose<br />
Die Betroffenen unterliegen Zwangsvorstellungen oder<br />
Zwangshandlungen, die sie selbst zwar als nicht zu ihrer<br />
Persönlichkeit gehörend erkennen, aber gegen die sie<br />
selbst machtlos sind.<br />
26 8<br />
27
FACHARTIKEL<br />
Symptome: Zwanghafte Gedanken, Handlungen und<br />
Vorstellungen, bei deren willentlicher Unterlassung es<br />
zu heftigen Angstzuständen kommt. Aus diesem Grund<br />
gibt der Betroffene den Zwängen nach und macht dies<br />
meist heimlich, bis es zu auffälligen Beeinträchtigungen<br />
kommt.<br />
Meist ist der Verlauf langwierig, weil der Betroffene sein<br />
Problem lange Zeit verstecken kann.<br />
Angstneurose<br />
- Generalisiertes Angstsyndrom<br />
Der Betroffene leidet unter immer wiederkehrenden<br />
Befürchtungen und Sorgen, die mit Nervosität und vegetativen<br />
Störungen begleitet sind.<br />
- Paniksyndrom (Panikattacken, Angstanfälle)<br />
Sie treten plötzlich, heftig und meist ohne äußerlichen<br />
Anlass auf und sind von dem Gefühl extremer Gefahr<br />
begleitet. Bestehen sie länger, kommt der Betroffene in<br />
eine Art Erwartungsangst.<br />
Phobien (Zwangsbefürchtungen)<br />
Krankhafte Befürchtungen, die sich in Konfrontation mit<br />
bestimmten Situationen oder Objekten zeigen können.<br />
Auch hier steht das Zwanghafte im Vordergrund, obwohl<br />
der Betroffene rational erkennt, dass seine Ängste unbegründet<br />
sind.<br />
- Agoraphobie<br />
Furcht vor Situationen, welche unangenehm oder<br />
gefährlich sein könnten. Mitunter mit Panikattacken<br />
vergesellschaftet.<br />
- Soziale Phobie<br />
Hierunter versteht man die krankhafte Angst vor anderen<br />
Menschen, die nicht nur bei größeren Ansammlungen,<br />
sondern auch in kleinem Rahmen stattfinden kann. Der<br />
Betroffene berichtet über Furcht vor Bewertung, Erwartungsangst,<br />
Demütigung usw. es besteht Isolationsgefahr.<br />
-Spezifische Phobien<br />
Starke Furcht vor konkreten Situationen wie Höhe, Spinnen,<br />
Hunde, dem Fliegen etc.<br />
Hysterische Neurose/Dissoziative Neurose<br />
Hier entziehen sich Denk-, Handlungs- und Verhaltensabläufe<br />
der willentlichen Kontrolle. Zusätzlich treten<br />
Konversionssymptome (Missempfindungen, Lähmungen,<br />
Sehstörungen, Taubheit, Schmerzbilder etc.) auf.<br />
Auch Amnesien, Stupor und tranceähnliche Erscheinungen<br />
treten auf.<br />
THERAPIE VON NEUROSEN<br />
Medikamentöse Therapie<br />
In vielen Fällen werden heute (sicher viel zu häufig)<br />
auch chemische Psychopharmaka eingesetzt. Selbstverständlich<br />
macht das in bestimmten Fällen Sinn und<br />
besonders, wenn zusätzlich eine Störung in der Biochemie<br />
(Psychosen) besteht. Auf der anderen Seite genügen<br />
hier in vielen Fällen auch Phytotherapeutika oder<br />
Homöopathika. Auch die chinesische Kräuterheilkunde<br />
kennt hier natürlich einige Mittel.<br />
<strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong><br />
Die <strong>APM</strong> ist nur bei leichten Störungen erfolgversprechend.<br />
Bei schwereren psychischen Störungen ist ihre<br />
Anwendung kontraproduktiv und kontraindiziert, da das<br />
energetische Ungleichgewicht noch größer wird. Diese<br />
Erfahrung widerspricht aber der Aussage, dass die Energetik<br />
allen Lebensvorgängen übergeordnet ist 2 . Diese<br />
Aussage muss also in Zukunft, nach meinem Dafürhalten,<br />
kritischer dargestellt werden. Ähnliches kennen wir ja auch<br />
von dem Krankheitsbild der Tumorerkrankungen. Wenn<br />
man schon eine Hierarchisierung bemüht, dann müsste<br />
es heißen, dass SHEN allen Lebensprozessen übergeordnet<br />
ist. Ähnlich wie wir das von der Hochpotenzhomöopathie<br />
kennen, steuern Informationen alle Lebensprozesse.<br />
Diese Sichtweise erklärt auch, warum die Manipulation<br />
der Energetik hier nicht mehr zu Lösungen führt.<br />
Die Behandlung der Himmelsebene (Shen) war die „<strong>Medizin</strong><br />
ohne Form“, die ebenfalls ihre Tradition in der CM<br />
hatte. Shen und Qi gehen nicht in die gleiche Richtung,<br />
weshalb die Unordnung durch die alleinige Behandlung<br />
des Qi (bei einer Störung des Shen) noch größer wird.<br />
Die Qi-Störung ist zwar Ausdruck der Shen-Störung,<br />
jedoch kann das Shen ab einem bestimmten Moment<br />
nicht mehr durch das Qi reguliert werden. Behandelt<br />
man nun nur das Qi so vergrößert sich die Unordnung<br />
im Körper, weil sich die Manipulation des Qi natürlich<br />
auf die Organsituation auswirkt. Die Manipulation des<br />
Qi führt zu keiner wesentlichen Rückkopplung auf das<br />
Shen, allerdings verursacht das Eingreifen auf der energetischen<br />
Ebene letztlich eine Verstärkung der Störung,<br />
weil weiterhin „pathogene“ Informationen aus dem Shen<br />
ins energetische System abgegeben werden und das<br />
SHEN die energetische Störung nicht regulieren kann.<br />
Ansatzpunkt innerhalb der Therapie solcher Störungen<br />
muss deshalb also auch das Shen 3 sein.<br />
Reinhard Bayerlein ECM<br />
2 Wer die These zuerst aufgestellt hat, dass das Qi (Die Lebensenergie) allen Prozessen übergeordnet ist, war für mich nicht nachvollziehbar.<br />
3 Sicher ist der Begriff des Shen in der CM weiter gefasst. Jedoch erlaube ich mir hier diesen Begriff mit dem Überbegriff der Psyche gleichzusetzen.<br />
Wohlwissend, dass hierunter auch Charakterstruktur und erbenergetische Prozesse verstanden werden wollen.<br />
26<br />
27 9
FACHARTIKEL<br />
STRESSBEWÄLTIGUNG DURCH KÜNSTLERISCHE<br />
BETÄTIGUNG<br />
Stress und psychische Belastungen spielen in der<br />
täglichen Praxis eine nicht zu unterschätzende Rolle,<br />
bei den Faktoren, die zur Entstehung von Erkrankungen<br />
unserer Patienten führen. Welche Möglichkeiten<br />
bestehen für uns aber über die Behandlung mit<br />
der <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> hinaus dem Patienten etwas zur<br />
Eigeninitiative mitzugeben?<br />
Aus dem Bereich der chinesischen Kultur möchte ich<br />
einige Wege vorstellen, mit denen man Stress reduzieren<br />
und der eigenen Mitte wieder näher kommen kann. Vielleicht<br />
finden sich unter den vorgestellten Themen einige,<br />
die Sie Ihren Patienten empfehlen können.<br />
erst durch die Entwicklung des Papiers im 2.Jh.n.Chr.,<br />
entwickelte sich die Kalligraphie zu einer der höchst angesehenen<br />
Kunstformen im kulturellen Bereich Chinas.<br />
Wer schön und ausdrucksvoll schreiben konnte, wurde<br />
als gebildet angesehen und gesellschaftlich geachtet.<br />
Zuerst schrieb man mit Holz- oder Bambusstäbchen,<br />
zugespitzten Steinen oder kleinen Bronzestäbchen.<br />
Dann wurden spezielle Pinsel entwickelt, die zusammen<br />
mit dem Tuschereibestein, dem Papier und der Tusche<br />
zu den vier Schätzen der Gelehrten gehörten. Die Pinsel<br />
wurden aus edelsten Materialien hergestellt und mit viel<br />
Liebe verziert.<br />
1. KALLIGRAPHIE<br />
Die ältesten Funde zur Kalligraphie stammen aus der alten<br />
Kaiserstadt Xian und werden auf etwa 4800 v.Chr.<br />
datiert. Sie sind auf Ton geritzt und wurden wohl zur<br />
Orakel- oder Zeremoniezwecken verwendet. Aber wohl<br />
Wie wir es von den großen Philosophien der Welt gewohnt<br />
sind, kam es den Gelehrten nicht nur auf das Äußere<br />
ihrer Piktogramme an, sondern diese sollten sogleich<br />
die innere Kraft des QI und den harmonischen<br />
Zustand des SHEN (Geist) ausdrücken. An dieser Stelle<br />
soll eine kleine Anekdote darstellen, was die Arbeit mit<br />
der Kalligraphie bewirken soll.<br />
Der Kalligraph<br />
Einst wurde ein Meister zum König gerufen - denn der Meister war ein großer Maler - und gebeten, dass der dem König einen Bambus malen solle.<br />
Der Meister sagte: «Das braucht Zeit.» «Wie viel?» sagte der König.<br />
Der Meister sagte: «Das ist schwer zu sagen, aber zumindest zwei, drei Jahre.»<br />
Der König sagte: «Wie lange? Du bist einer der größten Maler.<br />
Ich dachte, du könntest es einfach jetzt sofort zeichnen.» Der Maler sagte: «Einen Bambus zu zeichnen ist nicht das Problem. Aber zuerst muss ich ein Bambus sein. Wie weiß ich<br />
sonst, was ein Bambus ist. Ich will den Bambus von innen heraus kennen. Also werde ich gehen und in einem Bambushain leben müssen. Niemand weiß, wie lange das dauern wird.<br />
Bevor ich den Bambus nicht von innen her kenne, kann ich nicht malen. So habe ich es mein Leben lang gemacht. Ich male nur das, dessen tiefstes Inneres ich kenne.»<br />
Der König verstand dies und entschied zu warten.<br />
Ein Jahr verging. Er sandte einige Leute, um zu sehen, was los ist, ob der Mann lebt oder tot ist.<br />
Sie kamen und sie sagten: «Der Mann lebt, aber wir glauben nicht, dass er noch ein Mensch ist.<br />
Er ist ein Bambus. Er schwang mit dem Bambus im Wind. Wir gingen an ihm vorbei,<br />
er hat nichts bemerkt. Wir sagten: Hallo! Er hat nicht gehört. Wir wollten ihn fragen,<br />
wir schauten in seine Augen - sie waren so leer, dass wir uns fürchteten. Entweder ist er<br />
verrückt geworden oder irgend etwas ist passiert. Und er kann alles Mögliche machen!<br />
So sind wir entflohen. Er könnte uns töten! Wer weiß? Er könnte uns anspringen.<br />
Er ist nicht mehr derselbe Mann.» Der König ging selbst, um zu sehen. Und der Meister<br />
schwang im Wind, in der Sonne. Und der König fragte: «Mein Herr, was ist mit meinem Bild?»<br />
Er antwortete nicht.<br />
Nach drei Jahren erschien er am Hofe. Und er sagte: «Jetzt bringt die Leinwand und die Farbe,<br />
ich bin soweit. Und warum habt ihr mich wieder und wieder gestört? Wenn ihr mich nicht gestört hättet, wäre ich etwas früher gekommen. Diese Narren deines Hofes haben mir<br />
Sachen erzählt,<br />
sie sagten: Hallo! ... Sagst du Hallo zu einem Bambus? Sie haben die ganze Sache gestört.<br />
Ich habe Monate gebraucht, um wieder so weit zu kommen, ein Bambus zu sein und zu vergessen,<br />
dass ich ein Mensch bin. Und dann kamst du und sagtest: Mein Herr! ... Spricht man so<br />
einen Bambus an? Wann wirst du malen? ... Hat jemand gehört, dass ein Bambus malt?<br />
Du bist ein Narr, du bist umgeben von Narren. Ich sagte dir, dass ich komme, wenn ich soweit bin!»<br />
Die Leinwand wurde gebracht, die Pinsel und die Farbe und innerhalb von Sekunden<br />
zeichnete er den Bambus. Und man sagt, dass der König vor Freude weinte. Er hatte nie<br />
ein solches Gemälde gesehen. Es war so lebendig. Es war kein gewöhnliches Gemälde.<br />
Es war nicht aus dem Außen. Es war vom Bambus. Als ob ein Bambus auf der<br />
Leinwand gesprossen wäre. Nicht einfach nur gemalt …<br />
26 10<br />
27
FACHARTIKEL<br />
Die Auseinandersetzung mit einem Bild, Buchstaben<br />
oder einem anderen Thema soll zur Zentrierung des Inneren<br />
führen und durch das Einfühlen in andere Dinge einen<br />
Bewusstseinswandel der eigenen Person anstoßen.<br />
Selbstverständlich dürfen unsere Ziele nicht immer so<br />
anspruchsvoll sein, jedoch vermag die Auseinandersetzung<br />
mit dieser Art zu malen, eigene Themen zu relativieren.<br />
Und dies auch problemlos zu Hause!<br />
Heute gibt es fast in jeder Stadt eine Volkshochschule,<br />
die Kalligraphie-Kurse anbietet. Patienten, die eine<br />
Neigung zur Malerei haben, können hier einen wichtigen<br />
Ausgleich zum Alltag finden. Wir, in unserer Eigenschaft<br />
als Therapeuten sollten unsere Patienten unbedingt auf<br />
diese Thematik ansprechen und sie bei musischer Neigung<br />
unbedingt motivieren!<br />
Info:<br />
Am besten informiert man sich über die Volkshochschule<br />
vor Ort (Deutschland) und die entsprechenden Angebote<br />
innerhalb der Stadt (CH/A).<br />
2. GO<br />
Auch GO stellt ebenfalls eine einfach zu praktizierende<br />
Methode dar, um Stress abzubauen aber auch um die<br />
Konzentrationsfähigkeit wieder zu schulen oder zu erhöhen.<br />
GO ist eines der ältesten Brettspiele. Es wird von zwei<br />
Personen gespielt, die abwechselnd einen von etwa 180<br />
Steinen auf einen Schnittpunkt eines Spielbrettes von<br />
19x19 Linien platzieren. Der eine Spieler hat weiße, der<br />
andere Spieler schwarze Steine, was schon auf das YIN/<br />
YANG Denken hindeutet.<br />
Jeder einmal gelegte Stein darf nicht wieder verrückt<br />
werden. Ziel ist es durch Aneinandersetzen von Steinen<br />
größere Gebiete zu schaffen, die von den Gebieten des<br />
Mitspielers abzugrenzen sind. Es gibt drei einfache Regeln,<br />
die man aber nach kurzer Zeit umsetzen kann und<br />
so ist GO zwar im Prinzip ein einfaches Spiel, es fordert<br />
aber auch Spieler mit großer Erfahrung immer wieder<br />
aufs Neue heraus.<br />
Aufgrund ihrer Naturbeobachtung fanden die Chinesen<br />
schon relativ früh die „heilige Konstante“, nämlich die<br />
Einteilung des Kreises in 360°, die bis heute ihre Gültigkeit<br />
hat. 360 sollte auch die Zahl des Jahres sein, die die<br />
Erde zum Umlauf um die Sonne benötigt. Weiter ergibt<br />
die Quersumme von 360 (3+6+0=9) die heilige und mystische<br />
Zahl 9. Der Kreis steht aber auch für das Symbol<br />
der Vollkommenheit, der Sonne und der des DAO. Beim<br />
GO wurde das zugrundeliegende Quadrat in gleichmäßige<br />
Felder durch 19x19 Linien eingeteilt. Man erhält<br />
hierdurch 361 Schnittpunkte, die dem Maß des heiligen<br />
Kreises entsprechen plus einem Schnittpunkt, der den<br />
Standpunkt des Menschen einerseits und im kosmischen<br />
Sinne den Standpunkt der Sonne darstellt. Dieser Punkt<br />
wird im GO deshalb als Himmelsmittelpunkt bezeichnet.<br />
Aus den 8 Trigrammen werden auf dem Spielfeld die 8<br />
Sterne. Das sind Vorgabepunkte, die schwächere Spieler<br />
als Ausgleich bekommen, wenn sie gegen stärkere Spieler<br />
antreten. Es ist interessant, dass die 8 Vorgabefelder<br />
auf der vierten Linie liegen, die die Materie symbolisiert.<br />
Im Spiel erfahren wir die Verwandlung, die wir aus dem<br />
IGING kennen.<br />
Für den Spieler kann GO eine erhebliche Schulung der<br />
Konzentration und der Intuition bedeuten, weshalb GO<br />
beispielsweise auch im therapeutischen Bereich (Geriatrie,<br />
Neurologie, ADH etc.) zum Einsatz kommen kann.<br />
Infos: Zum Beispiel: www.dgob.de<br />
Spiele gibt es im Spielwarenhandel.<br />
QIN<br />
Setzt man sich mit dem Thema Qin auseinander, so stellt<br />
man fest, dass auch die Musik ein fester Bestandteil des<br />
TCM-Konzeptes ist.<br />
Die Qin, die chinesische Griffbrettzither ist ein Musikinstrument,<br />
welches schon seit Jahrtausenden seinen<br />
festen Platz im kulturellen Leben Chinas hat.<br />
Fast wie ein magisches Instrument, wurde sie von Gelehrten,<br />
Malern, Dichtern und Philosophen und sogar<br />
Herrschern geehrt und gespielt. Selbst Konfuzius soll<br />
das Spiel auf der QIN ständig geübt und gepflegt haben.<br />
Dass heute relativ wenig über dieses Musikinstrument<br />
26<br />
27 11
FACHARTIKEL<br />
bekannt ist, obwohl für kein anderes Instrument so viel<br />
Musik geschrieben und überliefert wurde, liegt hauptsächlich<br />
daran, dass die Notation in der Qin-Musik aufgezeichnet<br />
wurde, sehr kompliziert ist.<br />
Ursprünglich war die Qin mit 5 Saiten bezogen. Der Bezug<br />
zu den 5 Noten der Wandlungsphasen ist hier alles<br />
andere als Zufall, denn die Zahl 5 wurde bekanntlich ja<br />
als Idealzahl betrachtet. Im 11. Jahrhundert kamen zwei<br />
weitere Saiten hinzu.<br />
Hinter der Qin steckt die Absicht kosmische Wirklichkeit<br />
in Form von Tönen in die materielle Welt zu bringen. So<br />
heißt es:<br />
„Der mystische Kaiser Shun schuf die fünfsaitige Qin,<br />
sang und spielte.<br />
Des Südwinds Lied ordnete so die Welt.“<br />
Ein besonderer Kenner der chinesischen Musik Manfred<br />
Dahmer hat 2003 eine erweiterte Neuauflage des<br />
schon längst vergriffenen Insel-Taschenbuchs „Qin – die<br />
klassische Griffbrettzitter“ im ML-Verlag neu aufgelegt.<br />
Hierbei ist eine CD, die sehr entspannend und meditativ<br />
ist, sodass sie sich auch für zu Hyperaktivität neigenden<br />
Kindern eignet.<br />
Auch in der Praxis, während der <strong>APM</strong>, unterstützt die Musik<br />
die therapeutische Wirkung. Sowohl durch die einsetzende<br />
Entspannung beim Patienten, als auch durch die<br />
Tonfolge und deren Wirkung auf das Energiesystem des<br />
Patienten und Therapeuten.<br />
Aber besonders auch Patienten, die Yoga, Tai Qi oder<br />
andere Bewegungstherapien durchführen, dürften von<br />
dieser Art der Musik entsprechend profitieren. Auch zur<br />
Entspannung und in Kombination mit dem Organ – Flow<br />
empfiehlt sich die Musik natürlich.<br />
Die meisten Qin-Stücke sind nach dem Prinzip der energetischen<br />
Entwicklung angelegt. Der Anfang wird mit<br />
den Tönen der Erde gespielt. Dann treten die Töne des<br />
Menschen hinzu und zum Schluss erfolgen die Töne des<br />
Himmels, die dann das Stück abschließen.<br />
Dahmer sagt zu der Anwendung der Qin und deren Stellenwert<br />
im kulturellen System Chinas:<br />
„Die Qin sollte von Anfang an gleichsam eine kulturelle<br />
<strong>Medizin</strong> sein, die den Menschen heilen kann, die ihm<br />
Energie zufließen lässt, die Geist und Seele nährt.<br />
Literatur:<br />
Dahmer / Qin / ML-Verlag 2003<br />
R.Bayerlein ECM<br />
Fortbildung-Qualitätssicherung FQS<br />
auf dem Herzberg bei Aarau<br />
2010<br />
Fr/Sa 22./23. Oktober<br />
Beinlängendifferenz und Skoliose<br />
2011<br />
Sa/So 26./27. März<br />
Sa/So 28./29. Mai<br />
Sa/So 29./30. Oktober<br />
SCHWEIZ<br />
Anmeldungen richten Sie bitte an das:<br />
VeT-Sekretariat, Eichenstrasse 9, CH-9300 Wittenbach<br />
Tel. +41 (0)71 298 40 26<br />
sekretariat@vet-int.ch<br />
26 12<br />
27
FACHARTIKEL<br />
ENTSPANNUNGSTECHNIKEN AUF BASIS DER<br />
CHINESISCHEN MEDIZIN<br />
Organ-Flow ist eine Entspannungstechnik, die Elemente<br />
des autogenen Trainings mit denen der chinesischen<br />
<strong>Medizin</strong> verbindet. Da sie relativ einfach zu<br />
erlernen ist, kann es in Fällen, in denen der Patient<br />
aktiv etwas zur Behandlung beitragen möchte, eine<br />
Möglichkeit zur „Hausaufgabe sein.<br />
ORGAN-FLOW<br />
4. Abschnitt<br />
Das Herz (4) Qi fließt weiter in den Raum des Oberbauches,<br />
zum Milz-Pankreas (5).<br />
5. Abschnitt<br />
Von hier fließt dann im letzten Schritt, die Energie von<br />
Milz-Pankreas (5) zur Lunge (1) und schließt den Kreis im<br />
Förderzyklus.<br />
„Organ Flow“ ist eine in der Praxis von Dr. G. Stux entwickelte<br />
Atem- und Meditationsmethode, die nach dem<br />
Förderzyklus der 5 Wandlungsphasen, den Fluss zwischen<br />
den 5 Speicherorganen fördert. Geschwächte<br />
oder gestörte Organe lassen sich durch diese einfache<br />
Methode energetisch stärken bzw. harmonisieren.<br />
Im Förderzyklus der Organe nach den 5 Wandlungsphasen<br />
stärkt nach der Mutter-Sohn-Regel das vorangehende<br />
Organ das nächste Organ, wie die Mutter den<br />
Sohn nährt. Holz - Feuer - Erde - Metall - Wasser ist die<br />
Reihenfolge der Organe im Förderzyklus.<br />
Ähnlich wie in der Ernährungslehre der Wandlungsphasen,<br />
sollten alle Organe angesprochen werden, um einen<br />
Ausgleich im System zu schaffen.<br />
1. Abschnitt<br />
Bei der Organ Flow Meditation beginnt man den Zyklus<br />
mit der Lunge (1). Mit tiefen Atemzügen, die bis tief in die<br />
Beckenmitte zum kleinen Becken (Urogenital-Bereich)<br />
und dann zur Niere (2) gehen.<br />
Der Beckenraum ist der Energieraum der Niere. Mit tiefen<br />
Atemzügen, die zunächst die Lunge ganz ausfüllen, geht<br />
man dann immer tiefer bis zur Beckenmitte.<br />
Lunge (1) zur Niere (2) ist der erste Abschnitt der Übung,<br />
bei diesem Abschnitt wird nach beharrlichem Üben auch<br />
der Beckenraum präsenter und wärmer.<br />
Diese Verbindung ist bei Patienten mit chronischer Bronchitis<br />
oder Asthma häufig gestört. In der chinesischen<br />
<strong>Medizin</strong> spricht man davon, dass die Niere das Qi, die<br />
Energie der Lunge, nicht empfangen kann.<br />
2. Abschnitt<br />
Im zweiten Schritt fließt die Lebensenergie von der Niere<br />
(2) zur Leber (3), also vom Beckenraum zum rechten<br />
Oberbauch. Eine kräftige Nierenenergie ist Voraussetzung<br />
für ein kräftiges freies Fließen der Lebensenergie.<br />
Das freie und kraftvolle Fließen der Leber ermöglicht einen<br />
angemessenen Ausdruck der Gefühle sowie kräftige<br />
Muskeltätigkeit.<br />
3. Abschnitt<br />
Die Leberenergie fließt dann weiter von der Leber (3) zum<br />
Herzen (4) und stärkt die Ladung und Bewegung des<br />
Herzens, dem Sitz des Shen.<br />
Abb. Wandlungsphasen-Atmung n. Dr.Stux<br />
26<br />
27 13
FACHARTIKEL<br />
Der Therapeut übt zunächst mit dem Patienten die einzelnen<br />
Abschnitte. Nachdem die einzelnen Abschnitte<br />
für den Patienten gut wahrnehmbar sind, geht man zum<br />
Üben des gesamten Förderkreises über.<br />
Hier hat man die Möglichkeit dem Patienten eine Entspannungs-<br />
und Atemtechnik als Hausaufgabe mitzugeben.<br />
Nicht wenige Patienten fragen ja, ob sie zusätzlich<br />
etwas für sich tun können. Mit dieser einfachen Atemtechnik<br />
kann der Patient seinen Heilungsverlauf sicher<br />
unterstützen und eine Entspannung von Psyche und<br />
Körper herbeiführen.<br />
Aus Akupunktur Aktuell. Dr. Stux. Bearbeitet von ECM<br />
MÖGLICHE INTESIVIERUNG DER WAND-<br />
LUNGSPHASEN-ATMUNGSMEDITATION<br />
Um die entspannende Wirkung zu intensivieren, gibt es<br />
einige Möglichkeiten. An dieser Stelle sollen zwei Techniken<br />
vorgestellt werden.<br />
1. Möglichkeit „LICHTATMUNG“<br />
Der Patient stellt sich die Luft, die er während der beschrieben<br />
Abschnitte einatmet, in Kombination mit einem<br />
Licht (hierbei sollte die mögliche Farbe dem Patienten<br />
überlassen werden) vor.<br />
Da die Farben der Wandlungsphasen ja eigentlich Hinweise<br />
auf Pathologien sind, rate ich im Moment davon<br />
ab, diese Farben gezielt einzusetzen. Es genügt, wenn<br />
der Patient ein „heilendes Licht“ visualisieren kann und<br />
dieses „einatmet“.<br />
2. Möglichkeit „SECHS LAUTE METHODE“<br />
Die „Sechs Laute Methode“ wurde ausführlich in der<br />
ECM2/2004 dargestellt. Hier eine kurze Zusammenfassung:<br />
Die „Sechs Laute“ lösen wahrscheinlich Resonanzphänomene<br />
in den Organen sowie Durchblutungsveränderungen<br />
in bestimmten Hirnarealen aus. Patienten, die<br />
eher introvertiert sind, können die Laute zuerst ohne hörbare<br />
Töne, oder leise „aussprechen“. Besser ist es aber<br />
die Töne laut auszusprechen.<br />
DIE LAUTE<br />
Metall (Lunge)<br />
XU (wird wie das Summen einer Biene ssssa…<br />
ausgesprochen)<br />
Wasser (Niere)<br />
CHUI (wird etwa wie jui ausgesprochen)<br />
Holz (Leber)<br />
SI (wird als schü ausgesprochen)<br />
Erde (MP)<br />
HU (wird als chu ausgesprochen)<br />
Die Methode bezieht sich auf Prof. Guori, der hierzu eine<br />
Kassette aufgenommen hat und die über den ML-Verlag<br />
zu bestellen ist.<br />
Eine für Europäer wahrscheinlich bessere Methode ist<br />
die der Vokalbildung. Hierzu werden die Vokale A, E, I, O<br />
und U den Wandlungsphasen zugeordnet.<br />
DIE VOKALE<br />
Metall (Lunge)<br />
I<br />
Wasser (Niere)<br />
A<br />
Holz (Leber)<br />
O<br />
Feuer (Herz/KS)<br />
Herz: AU<br />
KS: EI<br />
Erde (MP)<br />
E<br />
REN und DU MAI<br />
U<br />
Zuordnung n. Heidemann<br />
Beginnen wir also mit dem Einatmen in das Metall-Element<br />
(Lunge), können wir hierzu den Ton XU oder den<br />
Vokal I aussprechen.<br />
Organ-Flow n.Stux stellt eine schöne Methode dar, um<br />
dem Patienten eine Möglichkeit zur Entspannungstechnik<br />
als „Hausaufgabe“ mitzugeben. Dr. Stux hielt in diesem<br />
Jahr ebenfalls Vorträge auf dem TCM-Kongress in<br />
Rothenburg.<br />
Reinhard Bayerlein, ECM<br />
Literatur:<br />
Organ-Flow / Dr. med. Gabriel Stux, Goltsteinstraße 26,<br />
40211 Düsseldorf<br />
Qigong Yangsheng / 6 Laute –Methode nach Prof.J.Guorui<br />
/ML 1994<br />
Heidemann /Meridiantherapie Band 1-3 / Selbstverlag<br />
1988<br />
Feuer (Herz/KS)<br />
Herz: CHO / KS: XSI (mit Betonung auf dem s)<br />
26 14<br />
27
FACHARTIKEL<br />
ANMERKUNGEN UND ÜBERLEGUNGEN ZUR<br />
BECKEN-UND WIRBELSÄULENBEHANDLUNG<br />
Die Arbeit an der Wirbelsäule ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil der <strong>APM</strong>. Auch wenn die Energetik für<br />
uns im Vordergrund steht, zeigt die Praxis, dass die<br />
Becken- und Gelenkarbeit unsere Bemühungen wesentlich<br />
unterstützen. Auch in den Wandlungsphasenkursen<br />
sehen wir immer wieder, dass unsere Befunde<br />
durch die Beseitigung von Gelenkblockaden<br />
deutlicher werden. An dieser Stelle soll deshalb ein<br />
Artikel von Klaus <strong>Radloff</strong> zu diesem Thema nochmals<br />
veröffentlicht werden, um die Hintergründe und Zusammenhänge<br />
besser aufzuzeigen.<br />
1. SAM ohne Becken- und Wirbelsäulenbehandlung<br />
In Gesprächen und Zuschriften wird ziemlich häufig berichtet,<br />
dass erst nachdem die SAM in mehreren Sitzungen,<br />
also bereits mehrmals durchgeführt wurde, erst<br />
mit der Behandlung des Beckens und der Wirbelsäule<br />
begonnen wird. Eine Vorgehensweise, die für den Regelfall<br />
keinesfalls empfohlen werden kann.<br />
Als Gleichnis dazu fällt mir die Geschichte von einem<br />
Eisenbahnunglück ein. Ein Zug fährt in den Bahnhof und<br />
bei seiner letzten Bremsung vor dem Halt klappt eine Wagontür<br />
zu und klemmt mit lautem Knall einem Fahrgast,<br />
der vom fahrenden Zug abspringen wollte, die Hand ein.<br />
Um den Verunglückten sammelte sich ziemlich schnell<br />
eine riesige Menschenmenge auf dem Bahnsteig, der<br />
Notarzt spritzte an Ort und Stelle Morphium und niemand<br />
kam auf die Idee die Eisenbahntür wieder zu öffnen.<br />
Klar, handelt es sich dabei um eine absolut unreale, satirisch<br />
überzeichnete Geschichte, die sich aber als Parabel<br />
zum Behandlungsvorgehen – SAM ohne Becken- und<br />
Wirbelsäulenbehandlung – gut eignet. Zur Verdeutlichung<br />
stelle man sich einen Patienten, der unter erheblichen<br />
Rückenbeschwerden – vielleicht sogar einem Bandscheibenvorfall<br />
leidet vor. Dass sich bei einer derartigen<br />
Vorgeschichte das Becken meist stark verwrungen hat<br />
und dass sich daraus viele Fehlstellungen in der Wirbelsäule<br />
ergeben, dürfte ebenso vorstellbar sein. An jeder<br />
dieser Fehlstellungen in den Ileo-Sakralgelenken und an<br />
fehlartikulierenden Wirbelgelenken wird der Energiefluss<br />
behindert, staut sich Energie.<br />
Mit einer SAM-Ventral wird ein Energieüberfluss des Rückens<br />
zunächst abgebaut und die Beschwerden vermindern<br />
sich im Anschluss an die Behandlung. Da dieser<br />
positive Effekt meist nur kurzfristig sein kann, sollte deshalb<br />
beim Behandler nicht unbedingt Stolz aufkommen.<br />
Die Begründung für die schnell vorübergehende Wirkung<br />
ist der Ebbe- und Fluteffekt, denn nach kurzer Zeit flutet<br />
die ins Yin-Gebiet verlagerte Energie zurück ins Yang<br />
und wird dort von den Fehlstellungen der Wirbel und des<br />
Beckens erneut festgehalten. Damit ist der vor der Behandlung<br />
bestehende Zustand wieder hergestellt.<br />
Das blockierte Becken und jeder fehlartikulierende Wirbel<br />
behindert den Energiefluss. Nach einer SAM-Ventral<br />
und dem sich anschliessenden Ebbe- und Fluteffekt ist<br />
keine Zustandsverbesserung zu erwarten<br />
Nach Behandlung von Becken und Wirbelsäule kann die<br />
Energie ungehindert fliessen. So kann sich der Reizzustand<br />
vermindern.<br />
26<br />
27 15
FACHARTIKEL<br />
Optimaler die Wirkung der SAM, wenn während der gleichen<br />
Behandlung die Fehlartikulationen der Becken- und<br />
Wirbelgelenke normalisiert wurden. Die ins Yang-Gebiet<br />
zurückflutende Energie kann nun weniger behindert die<br />
Wirbelsäule und das Becken passieren und staut sich<br />
deshalb dort weniger intensiv auf. Eine anhaltende Verbesserung<br />
der Beschwerden ist deshalb sicherer und<br />
viel eher wahrscheinlich.<br />
Diese Überlegungen sind Thema in jedem B-Kurs und es<br />
verbleibt deshalb die Frage, warum offenbar recht viele<br />
Kolleginnen und Kollegen sich entscheiden erst nach<br />
einigen Behandlungen, die ausschliesslich aus Spannungsausgleichsmassagen<br />
bestehen, zur Behandlung<br />
der Beckengelenke und der Wirbelsäule übergehen. Da<br />
wird u.a. argumentiert, dass die Beschwerden der Patienten<br />
so intensiv seien, dass ihnen die komplette Behandlung<br />
wegen der dadurch wahrscheinlich zusätzlich<br />
zugefügter Schmerzen nicht zugemutet werden kann.<br />
Diese Begründung trifft nur in seltenen Fällen zu und<br />
sollte ohne die Beckenbehandlung überhaupt versucht<br />
zu haben nicht verwendet werden. Dabei ist es immer<br />
wieder erstaunlich zu sehen, dass selbst Patienten mit<br />
hochgradigen Schmerzuständen die Beckenbehandlung<br />
nicht nur tolerieren, sondern sie oft als „ausgesprochen<br />
angenehm“ beschreiben.<br />
Weiter wird auch die Nichtmiteinbeziehung von Becken<br />
und Wirbelsäule während der ersten Behandlungen mit<br />
Zeitmangel begründet. Die Energetik sei in solchen Fällen<br />
oftmals derartig gestört, wird gesagt, dass es aus zeitlichen<br />
Gründen nicht zur Behandlung der Statik kommt.<br />
An dieser Stelle sollte überlegt werden wie gross der zeitliche<br />
Rahmen für eine ESB/<strong>APM</strong>/ORK ist. Da die überwiegende<br />
Mehrheit aller Kolleginnen und Kollegen via<br />
EMR über die Krankenkassen abrechnen und von diesen<br />
Institutionen mindestens eine einstündige Behandlung<br />
vorausgesetzt wird, dürfte diese Frage dadurch geklärt<br />
sein. Selbst wenn die sehr gründlich durchgeführte SAM<br />
eine halbe Stunde erfordern sollte, verbleiben die restlichen<br />
30 Minuten für die statische Behandlung. Dazu<br />
kommt die Beobachtung, dass eine perfekt durchgeführte<br />
SAM den Zeitbedarf der statischen Behandlung<br />
deutlich reduziert.<br />
Vermutlich, und das wird kaum eingestanden, zählt die<br />
aus mangelnder Routine entstehende Unsicherheit zu<br />
den Gründen das Becken und die Wirbelsäule zunächst<br />
nicht zu behandeln. Routiniert kann man aber nur durch<br />
wiederholtes Tun werden und dazu kommt es bei diesem<br />
Behandlungsvorgehen nicht, weil der Patient sich mangels<br />
von ihm bemerkbarer Erfolge bereits nach den ersten<br />
wenigen Behandlungen dauerhaft „verabschiedet“.<br />
Jetzt bin ich mir der Tatsache voll bewusst, dass diese<br />
Überlegungen eine grosse Portion Kritik enthält. Kritik<br />
ohne Benennung von Abhilfe wird zu recht als zerstörerisch<br />
empfunden. Anders dagegen wenn sie durch Lösungshinweise<br />
zur konstruktiven Kritik wird. Daher hier<br />
im Anschluss weitere Überlegungen und ich hoffe hilfreiche<br />
Hinweise.<br />
2. Die Auswirkung exakter energetischer Vorbehandlung<br />
auf die ISG<br />
Beim B-Kurs ist u.a. die Beurteilung der Beckenstellungen<br />
notwendige Zielsetzung. Andererseits müssen A-<br />
Kursinhalte wiederholt und vertieft werden. Um das Ganze<br />
etwas attraktiver zu machen, können diese beiden<br />
Themen miteinander verknüpft werden. Deshalb wird als<br />
Übung zunächst eine SAM-Befundung durchgeführt, im<br />
Anschluss daran die Beckenstellung getastet und deren<br />
Auswirkungen auf die Beinmuskulatur beobachtet.<br />
Die Stellung des Beckens wird nach der SAM erneut beurteilt<br />
und sofern es mit der SAM gelang alle druckempfindlichen<br />
Zonen der Helix und der Helixrinne abzubauen,<br />
befinden sich die Sitzbeinhöcker in einer ausgeglichenen<br />
Position und die Abstände zwischen den Fersen und dem<br />
Gesäss sind nun auf beiden Seiten gleichgross.<br />
Mit diesem Effekt lässt sich u.a. die oft gute Wirkung der<br />
ESB/<strong>APM</strong> bei Rückenbeschwerden mit den Kenntnissen<br />
des A-Kurses erklären. Die Beckenstellung und der Tonus<br />
der Rückenmuskulatur normalisieren sich durch eine<br />
SAM und sofern Rückenbeschwerden keinen allzu ausserordentlich<br />
gravierenden Hintergrund haben, lassen<br />
sie sich allein durch die energetische Einwirkung einer<br />
SAM positiv beeinflussen.<br />
Das Ergebnis der oben beschriebenen Übung im B-Kurs<br />
kann aber keinesfalls als Lösung der Fehlartikulation der<br />
ISG angesehen werden, denn mit optischer Gradheit ist<br />
die physiologische Beweglichkeit dieser Gelenke sehr<br />
wahrscheinlich noch nicht erreicht. Das lässt sich auch<br />
regelmässig durch Anwendung von sog. „Provokationsgriffen“<br />
belegen, von denen ein einziger Griff genügt, die<br />
durch die SAM hergestellte Ordnung zu zerstören.<br />
Das bedeutet aber auf gar keinen Fall, dass die SAM wertlos<br />
gewesen ist, denn dadurch vermindert sich erfahrungsgemäss<br />
der benötigte Zeitaufwand für die Behandlung<br />
des Beckens und der Wirbelsäule. Durch die so erzielte<br />
Entspannung vereinfacht sich die statische Behandlung.<br />
Dieser Vorteil lässt sich jedoch durch eine zeitlich sehr<br />
ausgedehnte energetische Behandlung nicht vergrössern.<br />
Der Abbau der Helix und Helixrinnenzonen kann als Signal<br />
für das Ende einer SAM gewertet werden.<br />
3. Becken: Die Vorstellung ist alles!<br />
Die Behandlung der Beckengelenke und die der Wirbelsäule<br />
werden einfacher und wirkungsvoller, wenn eine<br />
bildhafte Vorstellung von den zu behandelnden Strukturen<br />
und den beabsichtigten Einwirkungen darauf besteht.<br />
Behandlungsgriffe einfach nachzuahmen verspricht wenig<br />
Erfolg. Ich habe mir die Herstellung eines Videoclips<br />
über die Behandlung vorgenommen und da ich mich als<br />
zu wenig hübsch empfinde, ist es geplant die Rolle des<br />
Behandlers einem möglichst ansehnlichen Schauspieler<br />
zu übergeben. Dem würde ich selbstverständlich die für<br />
die Behandlung notwendigen Griffe zeigen und er würde<br />
sie wahrscheinlich perfekt nachahmen und damit im<br />
Film, nicht aber bei wirklichen Behandlungen erfolgreich<br />
sein. Seine Griffe wären vermutlich wirkungslos, da ihm<br />
die Vorstellung von der Wirkung der Griffe und der tatsächlichen<br />
Zielsetzung fehlen würden.<br />
26 16<br />
27
FACHARTIKEL<br />
Also, ahmen Sie Griffe nicht einfach nach, sondern überlegen<br />
Sie sich, was Sie und wie Sie etwas bewegen wollen.<br />
So wird beispielsweise mit dem „Dackelgriff“ die von Ihren<br />
beiden Händen gegriffene Beckenhälfte durch Druck<br />
der einen und Zug der anderen Hand in Richtung zugleich<br />
in Vorschrittsposition bewegt. Gleichzeitig bewegt<br />
der Unterschenkel des Behandlers die andere, ihm zugewendete<br />
Beckenhälfte in eine Rückschrittsposition.<br />
Je bildhafter die Vorstellung davon ist, desto präziser<br />
kann der Behandlungsdruck platziert und umso weniger<br />
Griffe müssen gemacht werden. Sinngemäss gilt das<br />
ebenso für die Behandlung der transversalen Achse.<br />
Vergegenwärtigen Sie sich die Zielsetzung, machen Sie<br />
sich ein Bild in Ihrer Vorstellung davon und Sie werden<br />
mit meist wenigen Griffen das Becken „gerichtet“ haben.<br />
Selbst diejenigen unter Ihnen, die kaum Schwierigkeiten<br />
mit dem Becken haben, werden bei Anwendung dieser<br />
Empfehlung merken, noch effektiver und schneller wirken<br />
zu können.<br />
4. Die schmerzhafte Beckenbehandlung<br />
Die Vermutung, dass die Behandlung unter Umständen<br />
schmerzhaft sein könnte, bringt nicht weiter! Vergewissern<br />
Sie sich und versuchen Sie in jedem Fall die Iliosakralgelenke<br />
und im Anschluss daran die Wirbelsäule zu<br />
behandeln. Das gelingt selbst bei Patienten mit hochgradigen<br />
Schmerzzuständen fast immer. Nur in seltenen<br />
Ausnahmefällen wird dabei Schmerz empfunden, der mit<br />
keiner Behandlungsvariante vermieden werden kann.<br />
Angenommen, ich füge meinem Patienten mit dem Dackelgriff<br />
Schmerz zu, dann vermute ich zunächst fehlerhaft<br />
befundet zu haben und versuche den Griff auf der<br />
anderen Seite durchzuführen. Ist auch das schmerzhaft,<br />
versuche ich das Problem durch Behandlung der transversalen<br />
Achse zu lösen und bewege die sich in transversaler<br />
Fortschrittposition befindliche Beckenhälfte in<br />
Richtung Rückschritt. Sofern dabei ebenfalls Schmerzen<br />
auftreten wird die andere Beckenhälfte in Richtung Vorschritt<br />
bewegt und wenn auch das nicht toleriert wird<br />
bedeutet das, das Ende der Beckenbehandlung für diesen<br />
Tag. Der Patient wird beim Vorliegenden von Füllezuständen<br />
von mir angehalten Eis zu verwenden und<br />
wird zum nächsten Tag wieder bestellt. Sollte dann die<br />
Beckenbehandlung sich erneut als generell schmerzhaft<br />
herausstellen, muss ich auf die Behandlung der Beckengelenke<br />
verzichten und entweder mit den Mitteln des<br />
C-Kurses weiter behandeln oder dem Patienten einen<br />
anderen Behandler (Arzt, Heilpraktiker etc.) empfehlen.<br />
5. Die zeitaufwändige Beckenbehandlung<br />
Der Zeitbedarf bei Erstbehandlungen der ISG kann nicht<br />
normiert werden. Er hängt einerseits vom Ausmass und<br />
der Intensität der Gelenkblockaden und andererseits<br />
stark von der Präzision der Behandlungsgriffe ab. Als<br />
ungefährer Anhaltspunkt können m.E. 10 Minuten als<br />
durchschnittlich angesehen werden. Sofern die Behandlung<br />
der ISG diesen Zeitrahmen überschreitet, sollten<br />
ergänzende Massnahmen in Erwägung gezogen werden.<br />
Auf gar keinen Fall darf, bevor die Beckengelenke entwrungen<br />
sind mit der Behandlung der Wirbelsäule begonnen<br />
werden!<br />
Eine einfach zu behebende Ursache können Narben im<br />
Bauchbereich, wie auch Dammrisse und Dammschnitte<br />
etc. sein. Charakteristisch dafür ist die ständig zwischen<br />
beiden Seiten wechselnde transversale Fehlstellung, bei<br />
der die übliche Angleichung der Abstände nicht stattfindet.<br />
Momentane Abhilfe bringt das Eincremen dieser<br />
Narben mit einer energetisch leitfähigen Creme. Diese<br />
Cremes lösen zwar die von diesen Narben verursachten<br />
energetischen Blockaden in der Regel nicht, sie „überbrücken“<br />
sie nur vorübergehend. Das reicht jedoch aus<br />
um das Becken in dieser Sitzung ohne weitere Schwierigkeiten<br />
zu behandeln. Die eigentliche Narbenbehandlung<br />
kann dann in der nächsten, erfahrungsgemäss weniger<br />
Zeitaufwand erfordernden Sitzung stattfinden.<br />
Eine weitere Möglichkeit Zeit zu sparen bietet oft das<br />
„Auspumpen“ mit dem Alkohol-Wassergemisch. Die<br />
dem zu Grunde liegende Überlegung ist, dass Entzündungs-<br />
und Reizzustände innerer Organe über das Myotom<br />
und Dermatom auf die Wirbelsäule einwirken und so<br />
mit ihren Kompensationen auch das Becken beeinträchtigen.<br />
Abhilfe kann das Aufsuchen und Behandeln der<br />
intensivsten bindegewebigen Verquellungen am Rücken<br />
bringen. Die Behandlung dieser Zonen kann zeitlich kurz<br />
sein und reicht dennoch aus um ihr „Störfeuer“ ins Becken<br />
zu unterbrechen.<br />
Noch „hartnäckiger“ können Iliosakralgelenke nach<br />
meist lange Zeit zurückliegenden gravierenden traumatischen<br />
Einflüssen, wie beispielsweise eines „Banji-<br />
Jumping ohne Seil“ sein. Hier können sich gelegentlich<br />
Behandlungszeiten von bis zu einer Stunde und länger<br />
ergeben. Eine endlos erscheinende Arbeit, die jedoch<br />
vom Behandlungserfolg meist mehr als belohnt wird.<br />
Dazu kommt noch, dass Folgebehandlungen bei diesen<br />
Hintergründen sich annähernd immer in nur wenigen Minuten<br />
durchführen lassen.<br />
6. Mögliche paradoxe Reaktionen nach Beckenfrakturen<br />
Beckenfrakturen bewirken gelegentlich paradoxe Reaktionen<br />
bei der Behandlung. Angenommen eine transversale<br />
Vorschrittblockade soll behandelt werden. Der<br />
„Dackelgriff“ wird eingesetzt und das dem Behandler abgewendete<br />
Bein im Kniegelenk flektiert. Dabei wird u.U.<br />
die Beobachtung gemacht, dass trotz korrekter Beurteilung<br />
der Beckenstellung sich der Fersen-Gesässabstand<br />
nicht verringert, sondern im Gegenteil deutlich sichtbar<br />
zunimmt. Bei der Nachkontrolle der Beckenstellung zeigt<br />
sich, dass sich die transversale Fehlstellung gleichzeitig<br />
noch verstärkt hat. Sinngemäss gleiches Verhalten tritt<br />
bei der Behandlung der longitudinalen Achse auf. Der<br />
Versuch den breiteren Abstand auf der Seite des longitudinalen<br />
Vorschritts zu verschmälern, bewirkt entgegen<br />
der Erwartung dessen Verbreiterung.<br />
Eine allgemein gültige Behandlungsanweisung kann für<br />
diese Fälle nicht gegeben werden. Wichtig erscheint es<br />
mir mit meinen Behandlungsgriffen den Abstand zwi-<br />
26<br />
27 17
FACHARTIKEL<br />
schen der Ferse und dem Gesäss zu reduzieren. Dabei<br />
geschieht es durchaus, dass ich entgegen meinem Tastbefund<br />
auf der „falschen Seite“ arbeite. Nach mehr oder<br />
weniger dieser paradoxen Bewegungen stellt sich dann<br />
das ansonsten übliche Beckenmuster ein.<br />
7. Absolut unbewegliche ISG<br />
Völlig unbewegliche Iliosakralgelenke kommen meiner<br />
Erfahrung nach nur extrem selten vor. Am häufigsten<br />
habe ich sie als Folge von Operationen, mit denen die<br />
ISG versteift wurden angetroffen. In solchen Fällen kann<br />
und darf die Becken- und Wirbelsäulenbehandlung der<br />
ESB/<strong>APM</strong> selbstverständlich nicht verwendet werden.<br />
Es kann nur versucht werden Einflussnahme auf das<br />
Schmerzgeschehen mit energetischen Einflussnahmen<br />
zu erreichen. Dabei halte ich die Prognosen für zweifelhaft<br />
solange der internistische, rheumatologische oder<br />
gynäkologische Anlass für die versteifende Operation<br />
noch aktiv ist. Einen sich über nicht allzu viele Behandlungen<br />
erstreckenden Versuch sind derartige Zustände<br />
natürlich immer wert.<br />
Ein Morbus Bechterew und andere entzündliche und versteifende<br />
Erkrankungen der ISG sollen der Literatur und<br />
dem Vernehmen nach derartige Verwachsungen ebenfalls<br />
bewirken. Nach bisherigen Erfahrungen zeigt sich<br />
jedoch, dass sich bei vielen, auch sehr fortgeschrittene<br />
Erkrankungen dieser Art die Iliosakralgelenke zwar mit<br />
erheblichem Kraft- und Zeitaufwand, aber sehr häufig<br />
dennoch bewegen lassen. Gegen eine, sich an die Beckenbehandlung<br />
anschliessende Wirbelsäulentherapie ist<br />
deshalb nichts einzuwenden und diese Patienten werden<br />
dadurch in der Regel meist beschwerdefrei aber verständlicherweise<br />
kaum beweglicher.<br />
Die Kennzeichen versteifter ISG sind die durch keinen<br />
Behandlungsgriff veränderbaren Beckenstellungen. Eine<br />
Bewegung des Kreuzbeins findet selbstverständlich<br />
dann auch nicht statt.<br />
8. Hypermobile ISG<br />
Hypermobile ISG sollen hier, weil sie immer mal wieder<br />
von der Kollegenschaft ins Gespräch gebracht, erwähnt<br />
werden. Innerhalb von etwa 25 Jahren ist mir nur ein<br />
Patient begegnet, bei dem beide Iliosakralgelenke überbeweglich<br />
waren. Soweit ich mich erinnern kann, konnte<br />
ich auf dessen Rückenbeschwerden keinen Einfluss<br />
nehmen. Damit müsste die Häufigkeit dieser Erscheinung<br />
eingeschätzt worden sein und ich meine, dass dieser<br />
Effekt in praktischen Behandlungen kaum eine Rolle<br />
spielen dürfte.<br />
Im Zusammenhang mit der Hypermobilität der ISG wird<br />
nicht selten behauptet, dass ein Iliosakralgelenk hypermobil<br />
oder normal beweglich und das andere unbeweglich<br />
oder blockiert sei. Mit den Beobachtungen der<br />
ESB/<strong>APM</strong> lassen sich diese Behauptungen nicht bestätigen,<br />
denn wie anders als mit der Begründung beide<br />
seien blockiert, lässt sich das meist vielfache hin- und<br />
herbewegen in gegensätzliche Beckenstellungen mit unseren<br />
Behandlungsgriffen begründen? Vielleicht lässt es<br />
sich als Kompromiss formulieren, dass eines der beiden<br />
ISG stärker und das andere weniger intensiv blockiert ist.<br />
Das allerdings dürfte praxisfremde Theorie sein und hat<br />
keinen Einfluss auf die Behandlung.<br />
9. Der Unterschied zwischen „Entwringung“ und<br />
„Mobilität“<br />
Ziel einer Beckenbehandlung ist die Wiederherstellung<br />
der normalen, physiologischen Beweglichkeit der<br />
Iliosak ralgelenke. Es kann davon ausgegangen werden,<br />
dass sich im Fall der Blockade dieser Gelenke, diese sich<br />
möglicherweise während mehrerer Jahre nicht bewegt<br />
haben.<br />
Bei der Befundung des Beckens fallen u.U. die gegensätzlichen<br />
Stellungen einer Beckenhälfte auf. Da wird<br />
auf einer Seite die Blockade der Beweglichkeit um die<br />
transversale Achse im Sinn eines Vorschritts angetroffen.<br />
Gleichzeitig besteht beispielsweise auf der gleichen Seite<br />
eine Rückschrittblockade um die longitudinale Achse<br />
und die sagittale Stellung weist wiederum auf einen Vorschritt<br />
hin. Gleiches gilt für die Beckenhälfte der anderen<br />
Seite. Das Becken ist verwrungen und erste Aufgabe der<br />
Behandlung ist es hier normale Stellungen einzustellen,<br />
das Becken zu entwringen.<br />
Das geschieht mit Behandlungsgriffen, mit denen die<br />
Bec kenschaufeln gegen das Kreuzbein in den ISG vom<br />
Therapeuten, also passiv bewegt werden. Dabei dürfte<br />
nachvollziehbar sein, dass es vieler derartiger passiv<br />
durchgeführter Bewegungen bedarf, bis die ursprünglich<br />
mit jedem Schritt ablaufende Beweglichkeit wieder hergestellt,<br />
die Mobilität der ISG erreicht ist.<br />
Als Kontrolle kann die Beweglichkeit vom Kreuzbein genutzt<br />
werden. In Bauchlage des Patienten wird erst das<br />
eine, dann das andere Bein im Kniegelenk gebeugt. Das<br />
Kreuzbein und tastbar das Steissbein bewegt sich unter<br />
diesem Griff auf die Seite des flektierten Beines zu. Bei<br />
der Beckenbehandlung wird dieser Griff als „Rückstellung“<br />
bezeichnet und die Bewegung des Kreuzbeins erfolgt<br />
bei den ersten Behandlungen des Beckens erst gegen<br />
Ende der Unterschenkelbewegung, etwa bei einem<br />
Winkel von 135 Grad und mehr.<br />
Das Kreuzbein und damit die tast- und beurteilbare<br />
Steiss beinspitze sollten sich unter dieser Bewegung bereits<br />
bei einer Flexion von etwa 45 Grad jeweils auf die<br />
Seite des gebeugten Unterschenkels hinbewegen.<br />
10. Kennzeichen „Freies Becken“<br />
Ein ausgeglichener Tastbefund signalisiert dem Behandler<br />
nicht unbedingt, dass das Becken keinerlei Behandlung<br />
benötigt, denn optische Makellosigkeit sagt nichts<br />
über die Funktion der ISG aus. Das Ziel der Beckenbehandlung<br />
der ESB/<strong>APM</strong> geht weit über eine „gerade“<br />
Beckenstellung hinaus. Es soll die normale Beweglichkeit<br />
der Iliosakralgelenke wieder hergestellt werden. Neben<br />
der Energetik unterscheidet sich die Behandlung der<br />
Beckengelenke der ESB/<strong>APM</strong> genau durch diese Forderung<br />
(Wiederherstellung normaler Beweglichkeit der<br />
ISG) von anderen Wirbelsäulen-Therapien. Dass diese<br />
Zielsetzung der ESB/<strong>APM</strong> nur mit gegenüber anderen<br />
Therapien erhöhtem Arbeitsaufwand zu erreichen ist,<br />
26 18<br />
27
FACHARTIKEL<br />
dürfte verständlich sein. Ein Mehr an Arbeit, dass jedoch<br />
durch eindeutig überlegene Therapieerfolge mehr als<br />
ausgeglichen wird.<br />
Im Verlauf der Behandlung gelangt man an den Punkt, an<br />
dem die Sitzbeinhöcker in ausgeglichener Stellung getastet<br />
werden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig,<br />
dass das Becken entwrungen und die Beckenbehandlung<br />
beendet ist. Um eine Beurteilung darüber vorzunehmen,<br />
sollte die Weite der Knieflexion beider Seiten<br />
überprüft und verglichen werden. Dazu wird zunächst<br />
ein Kniegelenk in Bauchlage des Patienten gebeugt und<br />
die Flexion bis zum ersten, leichten Widerstand vom Behandler<br />
geführt und dieselbe Prozedur danach mit dem<br />
anderen Bein wiederholt. Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
das Becken entwrungen ist, ist bei beidseitig gleichem<br />
Abstand gross. Die gleichzeitige Flexion beider Kniegelenke<br />
empfiehlt sich nicht, da der Druck auf die beiden<br />
Unterschenkel ungleichmässig ausfallen und deshalb die<br />
Beurteilung unsicher werden kann.<br />
Die Forderung nach beidseitig gleichen Flexionsabständen<br />
kann nach Operationen und Verletzungen des Kniegelenks<br />
mit Bewegungseinschränkungen nicht in jedem<br />
Fall erfüllt werden. Dabei müssen andere Kriterien zur<br />
Beurteilung, wie beispielsweise die Ohrreflexzonen-Kontrolle<br />
eingesetzt werden.<br />
Angenommen beide Sitzbeinhöcker befinden sich in<br />
ausgeglichener Position aber die Fersen-Gesässabstände<br />
sind ungleich. Das bedeutet, dass die Arbeit mit den<br />
ISG noch nicht beendet ist. Da sich aus den unterschiedlichen<br />
Abständen die aktuelle Beckenstellung nicht ableiten<br />
lässt, bedarf es weiterer Massnahmen um darüber<br />
Kenntnisse zu erlangen. Gemeint sind damit die sog.<br />
Provokationsgriffe.<br />
Die Zielsetzung der Provokationsgriffe ist die Beckenstellung<br />
auf äusserlich nicht erkennbare Verwringungen<br />
zu überprüfen. Sofern die ISG noch nicht vollständig entwrungen<br />
sind, werden die noch vorhandenen aber nicht<br />
tastbaren Fehlstellungen besonders deutlich dargestellt<br />
und es kann nun die so verdeutlichte Beckenstellung<br />
weiter behandelt werden. Nicht wenige Therapeuten<br />
befürchten bei Anwendung dieser Griffe das bisher erreichte<br />
Behandlungsergebnis zu zerstören. Sie meinen<br />
u.U. mit der Behandlung des Beckens erneut beginnen<br />
zu müssen. Das ist jedoch niemals der Fall.<br />
Unter Provokationsgriffen können alle für die Beckenbehandlung<br />
eingesetzten Behandlungsgriffe verwendet<br />
werden. Der einzige Unterschied gegenüber Behandlungsgriffen<br />
ist, dass nach ihrer Durchführung das Becken<br />
nicht zurückgestellt, also der Unterschenkel nicht<br />
flektiert werden darf, denn durch diese Bewegung würde<br />
das Ergebnis der Provokation sofort ausgelöscht werden.<br />
Sind die Abstände zwischen den Fersen und dem Gesäss<br />
auf beiden Seiten gleichgross und durch Provokationsgriffe<br />
keine Veränderungen zu erzielen, bleibt als<br />
letzte und entscheidende Bestätigung die Kontrolle der<br />
ISG-Ohr-Reflexzonen. Sind auch diese nicht vorhanden<br />
kann davon ausgegangen werden, dass das Becken i.O.<br />
ist und nun die Wirbelsäule behandelt werden muss.<br />
Klaus <strong>Radloff</strong> für ECM<br />
26<br />
27./ 28. AUGUST 2010<br />
WER GESUND ISST, STIRBT FRÜHER!<br />
27./ 28. AUGUST 2010<br />
UDO POLLMER<br />
WER GESUND ISST, STIRBT FRÜHER!<br />
Seminar für Geniesser Für Interessierte und jene, die Klienten in Ernährungsfragen beraten<br />
UDO POLLMER<br />
Wer gesund isst, stribt früher!<br />
Udo Pollmer - provokanter, unabhängiger<br />
27.08.10 / 14-18h<br />
Ernährungswissenschaftler, gilt als «böser Bube seiner<br />
Seminar Referat für für alle, Geniesser die Interesse Für Interessierte haben an alltäglichen und jene, die Klienten Zunft», in Ernährungsfragen der mit Wolllust und beraten Wortwitz verbreitete Diät-<br />
Fragen rund ums Thema Ernährung.<br />
und Ernährungsempfehlungen genüsslich in den Boden<br />
Wer Ernährungsdogmen, gesund isst, stribt wie früher! 5x Rohkost am Tag oder<br />
Udo stampft. Pollmer Publizist - provokanter, zahlreicher unabhängiger<br />
Bücher und Schriften.<br />
27.08.10 ‚Vollkorn / ist 14-18h gesund’ werden kritisch hinterfragt und<br />
Ernährungswissenschaftler, gilt als «böser Bube seiner<br />
Referat biologisch für alle, erklärt. die Interesse haben an alltäglichen<br />
Zunft», Scham, der Reue mit und Wolllust schlechtes und Wortwitz Gewissen verbreitete sind wohl Diät- die<br />
Fragen Panschen rund erlaubt! ums Thema Ernährung.<br />
und schlechtesten Ernährungsempfehlungen Ratgeber für gesunde genüsslich Ernährung. in den In Boden<br />
Ernährungsdogmen, 28.08.10 / 09-17h wie 5x Rohkost am Tag oder<br />
stampft. diesem Sinne: Publizist kochen, zahlreicher geniessen Bücher und und auf Schriften. den Bauch<br />
‚Vollkorn Zusammenhänge ist gesund’ über werden Zusatzstoffe kritisch hinterfragt und und<br />
hören!<br />
biologisch Nahrungsergänzungsstoffe erklärt. werden aufgedeckt und<br />
Scham, Reue und schlechtes Gewissen sind wohl die<br />
Panschen Erklärungsgrundlagen erlaubt! für Darmerkrankungen und<br />
schlechtesten Anmeldung: Lehrinstitut Ratgeber für <strong>Radloff</strong> gesunde – Bachstrasse Ernährung. 72 In –<br />
28.08.10 die daraus / 09-17h resultierenden Folgesymptome<br />
diesem 5034 Suhr Sinne: – kurse@radloff.ch kochen, geniessen – 062-825 und auf 04 den 55 Bauch<br />
Zusammenhänge aufgedeckt. Das Thema über Zusatzstoffe Gewichtsreduktion und wird aus<br />
hören!<br />
Nahrungsergänzungsstoffe therapeutischer Sicht betrachtet werden und aufgedeckt entsprechende und<br />
Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg,<br />
Erklärungsgrundlagen Hinweise werden daraus für abgeleitet. Darmerkrankungen und<br />
Anmeldung: 5025 Asp bei Lehrinstitut Aarau <strong>Radloff</strong> – Bachstrasse 72 –<br />
die daraus resultierenden Folgesymptome<br />
5034 Suhr – kurse@radloff.ch – 062-825 04 55<br />
aufgedeckt. Das Thema Gewichtsreduktion wird aus<br />
therapeutischer Sicht betrachtet und entsprechende<br />
Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg,<br />
Hinweise werden daraus abgeleitet.<br />
5025 Asp bei Aarau<br />
27 19
FACHARTIKEL<br />
ANATOMIE IN DER CHINESISCHEN MEDIZIN?<br />
Wie gut war das Wissen der chinesischen Ärzte eigentlich<br />
über die Anatomie? Nicht wenige Therapeuten,<br />
die sich mit chinesischer <strong>Medizin</strong> beschäftigen,<br />
sind der Meinung, dass es um die anatomischen<br />
Kenn tnisse in dieser Zeit nicht besonders bestellt<br />
war und man sich in dieser Zeit hauptsächlich mit<br />
den energetischen Vorgängen beschäftigte. Das dem<br />
nicht so war, darüber versucht dieser Beitrag ein paar<br />
Informationen zu liefern.<br />
EINLEITUNG<br />
Die <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> (CM) beruht in der Zwischenzeit<br />
auf einer etwa 6000-jährigen Erfahrung, die seit etwa<br />
2000 Jahren dokumentiert wird. Wir alle kennen den<br />
„Gelben Kaiser“, der auch für die energetische Arbeit mit<br />
der <strong>APM</strong> wichtige Hinweise zu geben vermag.<br />
In der CM sind die zentralen Begriffe die des QI, Yin/<br />
Yang, Wu-Xing (Wandlungsphasen) auch heute noch von<br />
großer Bedeutung, da deren Regulierung Dysbalancen<br />
innerhalb des Systems zu beseitigen vermag.<br />
Entgegen der weitverbreiteten Meinung zu diesem Thema<br />
ist es so, dass die chinesischen Ärzte schon vor 2000<br />
Jahren ein funktionierendes System von physiologischen<br />
und pathologischen Denkansätzen und ebenso genaue<br />
Vorstellungen von anatomischen Zusammenhängen hatten.<br />
GESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE<br />
Im Hunag Di Nei Jing Su Wen (Kap.60) können wir über<br />
die Abhandlung über die Knochenöffnungen, die acht<br />
Foramina sacralia lesen. Im Ling Shu (Kap.31) gibt es<br />
eine Abhandlung über Darm und Magen und in Kap. 12<br />
werden ebenfalls genaue Angaben zu<br />
Organen gemacht. Hier einige Beispiele:<br />
Die Entfernung von Pharynx bis zur Cardia<br />
beträgt 1,6 Fuß (ein chinesischer Fuß<br />
sind 0,25 Meter). Jejunum und Duodenum<br />
sind 33 Fuß (5,5 Meter) Ileus und<br />
Colon asc.et Transversum werden mit 21<br />
Fuß (3,6 Metern) dokumentiert und der<br />
restliche Darm (Colon desc., Sigmoid,<br />
Rectum) sind mit 2,8 Fuß (0,37 Meter)<br />
angegeben.<br />
In der Han-Dynastie (206 vor-25 n.Chr.)<br />
wurde im Jahr 16 im Auftrag von Kaiser<br />
Wang Mang ein Rebell hingerichtet<br />
und seziert. Diese Aufgabe nahmen der<br />
berühmte Hofarzt Shang Fang und ein<br />
Metzger wahr. Diese Untersuchung erbrachte<br />
folgende Ergebnisse<br />
.<br />
Man hatte für die Ausmessung der<br />
Gefäße feine Bambusstäbe in die Gefäßverläufe<br />
geschoben, wodurch man<br />
die Länge und Menge der Gefäße besser<br />
sichtbar machen konnte. Man wusste zu<br />
dieser Zeit aber schon über den Fluss<br />
des Blutes Bescheid, denn die hämatorrheologischen<br />
Verhältnisse hatten in der<br />
damaligen <strong>Medizin</strong> einen überaus wichtigen<br />
Stellenwert. Die Idee des Leitbahnsystems<br />
resultierte auf der einen Seite<br />
aus dem Beobachten der Umweltverhältnisse<br />
(Bäche, Flüsse etc.), wurde<br />
aber zweifelsohne ebenfalls durch die<br />
Kenntnisse über die Blutgefäße inspiriert.<br />
Die Wichtigkeit der Pulsdiagnose<br />
dürfte auch hierin begründet sein<br />
26 20<br />
27
FACHARTIKEL<br />
960-1127 n.Chr. in der Song-Dynastie<br />
richtete man in Kuang-Sun eine<br />
Räuberbande hin. Die insge samt<br />
56 Personen wurden seziert und<br />
die Beobachtungen genaustens<br />
dokumentiert. So wurden Organe,<br />
Gefäße und der Bewegungsapparat<br />
abgezeichnet und beschriftet.<br />
Die Zeichnungen liegen uns noch<br />
heute vor. Sie wurden im Buch Bin-<br />
Tui-Lu niedergeschrieben.<br />
1102 - 1106 wurden verschiedene<br />
Banditen im Auftrag des Richters Li<br />
Yi-Hang seziert und die Ergebnisse<br />
im „Atlas der Wahrheit“ Chun-<br />
Zhen-Tu veröffentlicht.<br />
1644-1911 während der Qing-Dynastie<br />
wurden ebenfalls offizielle<br />
anatomische Studien an Leichen<br />
durchgeführt, die weitere sehr<br />
genaue anatomische Angaben und<br />
Erkenntnisse, ergaben. Vergleicht<br />
man diese Angaben mit den heutigen<br />
westlichen Anatomiebüchern,<br />
zeigt sich eine große Übereinstimmung<br />
des Wissens aus dieser Zeit.<br />
FAZIT<br />
Abbildung: Die Abbildung zeigt, dass das Wissen über<br />
den Menschen immer zusätzlich in jahreszeitliche und<br />
Naturbezüge eingebunden war.<br />
Der bekannte Arzt Hua Tuo (wir berichteten schon über<br />
ihn, da er die Nebengefäße des Du Mai beschrieben hatte)<br />
gilt als der Vater der chinesischen Chirurgie, Arzneimittellehre<br />
sowie des Qi-Gong. Er führte etwa im Jahr<br />
206 n.Chr. gynäkologische Operationen am lebenden<br />
Menschen durch. In den „Chroniken der Drei Reiche“ beschreibt<br />
man seine Operationstechnik für die Operation<br />
eines Tumors. Hua Tuo formulierte hier, dass wenn eine<br />
manifeste Akkumulation (Tumor) besteht, dieser durch<br />
Arzneimittel und Akupunktur nicht mehr zu erreichen ist.<br />
Dann be schreibt er die Verabreichung eines Betäubungsmittels<br />
(Dekor Ma-Fei-San) und die Vorgehensweise<br />
bei der Operation. Die Anästhesie wurde also ebenfalls<br />
schon gezielt durchgeführt, um Operationen verträglicher<br />
zu machen.<br />
In der Chen-Dynastie (557-589n.Chr.) beschrieb der ebenfalls<br />
berühmte Arzt Sun Si-Miao, die A-Shi-Foramina, die<br />
bei uns heute allgemein als Triggerpoints bekannt sind.<br />
Die auch heute noch immer wieder<br />
verbreitete Aussage, chinesische<br />
Ärzte hätten keine Ahnung von anatomischen Grundlagen<br />
gehabt und würden den Körper ausschließlich als<br />
energetische Struktur verstehen ist also weitgehend unhaltbar<br />
und entspringt wohl mehr einer Fehleinschätzung.<br />
Es versteht sich wohl, dass solche Modelle wie Wu-Xing<br />
und die darin enthaltenen physiologischen Beziehungen<br />
nicht einfach ausschließlich durch analoges Denken beschrieben<br />
werden konnten.<br />
Auf der anderen Seite darf dies nun nicht zu der Behauptung<br />
führen, dass energetisches Denken nur eine Art<br />
Beigabe war, wie dies im Moment in schulmedizinisch<br />
– wissenschaftlich geprägten Richtungen, auch in China,<br />
behauptet wird. Der Hintergedanke die CM als ein rein<br />
materialistisch ausgerichtetes <strong>Medizin</strong>system verstehen<br />
zu wollen, liegt auf der Hand und führt uns weg von dem<br />
Anspruch einer Ganzheitstherapie.<br />
Gerade, weil den chinesischen Ärzten der früheren Zeiten<br />
schon viel mehr über anatomische und physiologische<br />
Zusammenhänge bekannt war, als man bisher angenommen<br />
hat, zeigt deren Miteinbeziehung von energetischen<br />
(QI) und geistigen (SHEN) Ebenen, dass hier erstaunlicherweise<br />
eine weitaus umfangreichere Sicht von Erkrankungsursachen<br />
vorhanden war, als wir diese heute<br />
in der modernen <strong>Medizin</strong> antreffen.<br />
R. Bayerlein ECMlaps.<br />
26 27 21
FACHARTIKEL<br />
DIE <strong>APM</strong> IM RAHMEN DER ENERGIEMEDIZINISCHEN<br />
BETRACHTUNG<br />
Das "Zwiebelschalenphänomen" und das Problem der Unterdrückung.<br />
Die <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> ist in der Regel eine reproduzierbare<br />
und effektive Behandlungsmethode, die in der<br />
Praxis häufig sehr gute Erfolge erzielt. Aber auch<br />
in der <strong>APM</strong> werden wir immer wieder mit den Phänomen<br />
scheinbar widersprüchlicher „Feedbacks“<br />
vom Körper konfrontiert. Über die Hintergründe dieser<br />
Phänomene, versucht dieser Beitrag etwas Klarheit<br />
zu schaffen.<br />
UNTERSUCHUNG<br />
Um die Hintergründe der Regulationsvorgänge des<br />
Körpers genauer nachvollziehen zu können, zog ich das<br />
Untersuchungssystem der Segmentardiagnostik zur<br />
Hilfe.<br />
Hierbei handelt es sich um eine physikalisch-messtechnische<br />
diagnostische Methode, die Organfunktionen<br />
funktionell-quantitativ über neurale Strukturen erfasst<br />
und die Ergebnisse anatomisch wiedergibt. Über sechs<br />
Elektroden (2x Stirn, 2x Füße, 2x Hände) werden Stromimpulse<br />
durch den Körper geleitet, wobei der physikalische<br />
Stromfluss vom Gerät gemessen wird. Während<br />
eines Messvorgangs wird jeder der 22 Stromflusskanäle<br />
mindestens 2x darauf überprüft, wie sich der Stromfluss<br />
im Körper verhält. Eine Software vergleicht die<br />
Messergebnisse von 67 Organen bzw. Strukturen mit<br />
einer Datenbank (dies erfolgt unter Berücksichtigung von<br />
Alter, Geschlecht, Gewicht und Größe!). Da in der Regel<br />
neun Messungen durchgeführt werden, erhält man eine<br />
Vielzahl von Messungen, die dadurch ein sehr genaues<br />
Bild von dem Zustand der segmentalen Versorgung und<br />
der daran angeschlossenen Organstrukturen.<br />
Der umfassende Ansatz dieser Untersuchungsmethode<br />
beruht auf der dynamischen Messung von 22 Stromflusskanälen.<br />
Da jedes Organ in den Kanälen zu einem<br />
anatomisch vorgegebenen und bekannten Prozentsatz<br />
enthalten ist, kann man aus den Ergebnissen in den<br />
Kanälen über multiple Wahrscheinlichkeitsberechnungen<br />
auf die zugehörigen Organbefunde schließen. Die<br />
Treffsicherheit liegt durchschnittlich bei 80%, wobei exponierte<br />
Organe wie die Genitalien oder die Schilddrüse<br />
sich 100% annähern, während versteckte Organe wie<br />
die Nebennieren eine reduzierte Trefferquote aufweisen,<br />
da sie nicht getrennt und differenziert zu erfassen sind.<br />
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN<br />
Weder Apparate noch Statistiken noch Datenspeicher<br />
noch der Intellekt eines Arztes können das tiefe Wissen<br />
ersetzen, welches der Organismus über sich selbst beinhaltet.<br />
Wenn innerhalb der Komplementärmedizin der<br />
Therapeut, wie dies auch in der <strong>APM</strong> n. <strong>Radloff</strong> ist, selbst<br />
zum Messinstrument wird und beispielsweise auch via<br />
Pendel, Rute, Tensor kinesiologischen Test etc. versucht<br />
die Erkrankung und deren Ursache zu erfassen, wird fast<br />
immer ein gewisser Grad an Subjektivität mit eingehen.<br />
Die Vorgehensweise verlangt nach wissenschaftlicher<br />
Betrachtung eigentlich eine Neutralität des Therapeuten,<br />
der frei von Vorstellungen, Überlegungen und Vorurteilen<br />
ist. In der Praxis ist das praktisch nicht zu erfüllen (aber<br />
auch für die Wissenschaft ist das bei weitem nicht immer<br />
möglich). Auf der anderen Seite ist es aber so, dass der<br />
Körper bei mechanischen, schematischen Fragestellungen<br />
auch nur entsprechende, einseitige Antworten gibt,<br />
die dann wiederum begrenzt sein werden.<br />
Es sollte also nicht auf feinstofflicher Ebene gear beitet<br />
werden, wenn gleichzeitig das sich darin befindliche<br />
und dazugehörige Bewusstsein abgewertet oder<br />
negiert wird, und man versucht Automatismen einzusetzen!<br />
Daher ist ein Therapeut, der empathisch mit dem Patienten<br />
verbunden ist, der Befund- oder Diagnoseerhebung<br />
jeder schematischen Vorgehensweise meist überlegen!<br />
Ein wichtiger Hinweis<br />
An dieser Stelle muss aber einschränkend gesagt werden,<br />
dass es für eine exakte Befunderhebung einen wichtigen<br />
Punkt zu beachten gilt, der leider bei vielen Untersuchungsmethoden<br />
nicht ausreichend beachtet wird, weshalb<br />
es hier dann zu Unsicherheitsfaktoren kommt, die<br />
nicht immer kompensiert werden können.<br />
Diagnosemethoden aus dem komplementärmedizinischen<br />
Bereich erzielen ihre Ergebnisse meist durch (polare)<br />
JA und NEIN Aussagen. Die Realität ist aber, dass<br />
es sich in der Praxis um ein trinäres System handelt,<br />
welches auch die häufig vorhandene Antwort NEUTRAL<br />
beinhaltet.<br />
Wird diese für die Therapie wichtige Antwort nicht erfasst,<br />
werden neutrale Befunde als falsch positiv oder<br />
negativ eingestuft, wodurch die Validität und Reproduzierbarkeit<br />
stark absinken!<br />
Wir müssen aber auch von energiemedizinischen Methoden<br />
eine gute Reproduzierbarkeit erwarten können!<br />
Wie sieht es hier in der <strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong> aus? Wir erhalten<br />
über den Ohrbefund erst einmal nur einen JA Befund,<br />
der sich für uns als empfindliche Zone darstellt. In der<br />
Concha erhalten wir ein JA (Fülle) und in der Helix ein<br />
JA (LEERE). Nicht empfindliche Zonen sind entweder in<br />
LEERE oder NEUTRAL. Allein damit wäre die <strong>APM</strong> aber<br />
26 22<br />
27
FACHARTIKEL<br />
BEOBACHTUNGEN<br />
Zwiebelschalenphänomen<br />
In der Praxis beobachtet man nicht selten die Tatsache,<br />
dass sich Initialbefunde im Laufe der Behandlung plötzlich<br />
verändern oder gar ins Gegenteil umschlagen.<br />
Hierfür einige Beispiele:<br />
So kann beobachtet werden, dass sich plötzlich aus<br />
einer primär generellen YANG-FÜLLE eine YIN-FÜLLE<br />
entwickelt oder aber isolierte Verursacher mehrmals<br />
wechseln. Ein DI-Verursacher verschwindet nach der<br />
Behandlung und nun kommt ein NI als Verursacher zum<br />
Vorschein.<br />
Ich spreche hier vom „Zwiebelschalenphänomen“ 1 welches<br />
besagt, dass in der Praxis energetische oder auch<br />
physiologische Störungen häufig in mehreren Schichten,<br />
ähnlich den verschiedenen Schichten einer Zwiebel,<br />
Mangelzuständen von QI im Leitbahnsystem. übereinander Dies deckt liegen. sich Es auch stellt sich mit die meinen Frage, Erfahrungen<br />
weshalb dies<br />
eine sehr unsichere in der <strong>APM</strong> Angelegenheit! n. <strong>Radloff</strong>. Erst Wir das sehen Hinzuneh-<br />
der überhaupt Praxis, dass von uns sich in multiple dieser Art Ohrbefunde Weise wahrgenommen<br />
wird. Die chinesische <strong>Medizin</strong> spricht in diesem<br />
nach 2-3<br />
men der Alarmpunkte und anderer Befundmöglichkeiten<br />
Behandlungen in dem Maß ändern, indem der Energiefluss sich verbessert.<br />
und deren Interpretation führt uns dann zu den Aussagen Zusammenhang von Stagnationen, Blockaden oder Mangelzuständen<br />
um Störungen von QI im der Leitbahnsystem. vegetativen Versorgung Dies deckt sich in<br />
JA/NEIN oder Neurophysiologisch NEUTRAL. scheint es sich hierbei<br />
umschrieben Bereichen der Segmente (also auch auch mit der meinen Hautbereiche) Erfahrungen zu in der handeln. <strong>APM</strong> n. Weiter <strong>Radloff</strong>. kann Wir<br />
Das zu wissen vermutet ist wichtig, werden, da eine alleinige dass der Befunderhebung<br />
über die Ohrzonen zu unsicher ist!<br />
2-3 Behandlungen in dem Maß ändern, indem der Ener-<br />
Körper über sehen den in der Verlauf Praxis, dass der sich segmentalen multiple Ohrbefunde Verzweigung nach<br />
elektrische Potentiale abbaut und damit das verursachende Primärorgan (meist ein Organ)<br />
giefluss sich verbessert. Neurophysiologisch scheint es<br />
Auch <strong>Radloff</strong> entlasten erkannte kann. dies und Sicher entwickelte geschieht deshalb dasselbe sich im hierbei Prinzip um auch Störungen über der die vegetativen Leitbahnverläufe. Versorgung Die in<br />
folgerichtig seine Wahrnehmung Diagnosemöglichkeiten unterschiedlicher weiter. Ohrbefunde Erst umschriebenen nach der Behandlung Bereichen der spricht Segmente hierfür. (also auch der<br />
durch die Anwendung der uns heute zur Verfügung stehenden<br />
Befundmethoden, Bei der Segmentardiagnostik ergibt sich die hohe kann Zuver-<br />
man dass dies der durch Körper ein über paar den regulierende Verlauf der segmentalen Tests sichtbar Ver-<br />
Hautbereiche) zu handeln. Weiter kann vermutet werden,<br />
lässigkeit in der Behandlung! Es macht allerdings Sinn, zweigung elektrische Potentiale abbaut und damit das<br />
machen. Die Abbildungen zeigen eine Messung die vor und nach einem Ausgleich des<br />
diese genaue Untersuchung erst nach der entsprechenden<br />
„Vorbehandlung“ Vegetativums durchzuführen, (ich verwende um ein klares hier Bild diesen kann. Begriff Sicher geschieht Synonym dasselbe mit dem im Prinzip der auch Energetik) über die<br />
verursachende Primärorgan (meist ein Organ) entlasten<br />
zu erhalten. Warum stattgefunden das so ist, hat. soll im Folgenden erklärt Leitbahnverläufe. Die Wahrnehmung unterschiedlicher<br />
werden.<br />
Ohrbefunde nach der Behandlung spricht hierfür.<br />
Bei der Segmentardiagnostik kann man dies durch ein<br />
paar regulierende Tests sichtbar machen. Die Abbildun-<br />
Abb:1<br />
26 27 23<br />
Abb:1
FACHARTIKEL<br />
gen zeigen eine Messung, die vor und nach einem Ausgleich<br />
des Vegetativums (ich verwende hier diesen Begriff<br />
Synonym mit dem der Energetik) stattgefunden hat.<br />
Abb. 1 zeigt einen übersteuerten Bereich im Kopfgebiet<br />
(rot=Hyper) sowie einen untersteuerten Bereich etwa ab<br />
den Segmenten Th 4 (blau=Hypo). Nach der Regulierung<br />
(hier eine Übungsfolge) zeigt sich nun ein weitgehend<br />
ausgeglichenes Bild (grün=Norm Abb.2) indem sich zeigt,<br />
dass der craniale Bereich sich wirklich in einer Hyper-Situation<br />
(FÜLLE) befindet. Durch eine SAM werden solche<br />
Befunde ebenfalls relativ schnell ausgeglichen, jedoch<br />
bleiben in der Therapie dann auch Bereiche resistent, in<br />
denen sich die pathologischen Prozesse abspielen.<br />
Ein Bild wie das unter Abb.1 ergibt sich häufig auch, wenn<br />
der Patient gestresst in die Praxis kommt und sich, nach<br />
hektischer Parkplatzsuche, auf die Bank fallen lässt. In<br />
diesen Situationen hilft dem Patienten eine Art „Defragmentierung“,<br />
die durch ein paar Minuten Ruhe, einige<br />
Vordergrund rücken könnten, bis hier die Stoffwechselsituation<br />
verbessert wäre.<br />
BILD 3: Herzbelastung: Die Darstellung zeigt eine Herzbelastung,<br />
die durch die Störung des Pankreas ausgelöst<br />
wurde. Schon DDr. Schimmel wies bei seinen Untersuchungen,<br />
die er in den frühen achtziger Jahren durchgeführt<br />
hatte darauf hin, dass das Pankreas in einem hohen<br />
Prozentsatz der Verursacher von Herzerkrankungen<br />
ist (beachte den Energiefluss der PA ins H). Hier würde<br />
sich PA als Verursacher zeigen. Herzerkrankungen sind<br />
auch nach meiner Beobachtung meist Folgeerkrankungen<br />
und treten nur sehr selten als Primärursache auf.<br />
Situationen hilft dem Patienten eine Art „Defragmentierung“, Meist sind sie dann angeboren die durch (Anamnese!). ein paar Minuten Beachte,<br />
Ruhe, einige Diagonalübungen (Kinesiologie), dass es Atemübungen sich bei Gefäßerkrankungen und eine oft entspannende<br />
auch um Folgeerscheinungen<br />
von Herderkrankungen (Sinusitis, Otitis,<br />
Atmosphäre Musik (Denken wir an die QIN-Musik<br />
Paradontose,<br />
oder<br />
etc.)<br />
Ähnliches)<br />
handelt,<br />
hergestellt<br />
die eventuell<br />
werden<br />
auch für<br />
kann<br />
die Erhöhung<br />
des Cholesterinspiegels verantwortlich sind.<br />
und sollte! Unsere Befunde werden dann übersichtlicher.<br />
Bei all diesen Erkrankungen werden die Kausalbefunde<br />
Diagonalübungen Im Folgenden (Kinesiologie), einige Atemübungen nicht untypische und eine Befunde fast aus immer der Praxis. zuerst von im Vordergrund stehenden mitbeteiligten<br />
Organstörungen überdeckt! Erst durch die<br />
entspannende Atmosphäre Musik (denken wir an die<br />
QIN-Musik oder Ähnliches) hergestellt werden kann und von <strong>Radloff</strong> beschriebene Vorgehensweise SAM – UMsollte!<br />
Unsere Befunde werden dann übersichtlicher. LÄUFE - WANDLUNGSPHASEN (siehe Schichtenmodell<br />
Im Folgenden einige nicht untypische Befunde aus der n.Bayerlein) bauen sich die Befunde systematisch und<br />
Praxis.<br />
folgerichtig ab.<br />
26 24<br />
Abb: 2<br />
BILD 1 Dysbiose: Hier ergeben sich beim Ohrbefund oft Die von mir der <strong>APM</strong> angepassten Modelle der Konstitutionsdiagnose<br />
(Wandlungsphasenkurse) und das<br />
folgende Zonen: Abb: 2 DI, LE, GB, BL, NI. Die Belastung der<br />
durch die Dysbiose entstehenden Toxine belastet Leber, „Schichtenmodell“ (inzwischen Bestandteil der Ausbildung)<br />
erleichtert dann die Kausalfindung wesentlich und<br />
Niere, die in ihrer Entgiftungsfunktion überlastet sind und<br />
die Prostata, die „gerne“ Toxine in ihrem drüsigen Gewebe<br />
anlagert, BILD weil 1 sie Dysbiose: segmental Hier ebenfalls ergeben mitbelastet sich beim ist. Ohrbefund Die Hypothese oft folgende des „Zwiebelschalenphänomens“ Zonen: DI, LE, GB, BL, NI. wird<br />
macht das therapeutische Eingreifen sicherer.<br />
In der Behandlung Die Belastung würde der sich durch letztlich die der Dysbiose DI als Verursacher<br />
herauskristallisieren.<br />
entstehenden also durch Toxine die „Segmentardiagnostik“ belastet Leber, Niere, bestätigt. die in ihrer<br />
Entgiftungsfunktion überlastet sind und die Prostata, Unterdrückung die „gerne“ Toxine in ihrem drüsigen<br />
BILD 2 Darmpilze: Gewebe Hier anlagert, zeigt sich weil ein sie Befall segmental des Darmes ebenfalls mitbelastet ist.<br />
mit Pilzen, die zu einer Belastung der Milz und der Pankreas<br />
geführt In haben. der Behandlung würde sich letztlich der DI <strong>APM</strong> als bisher Verursacher weitgehend herauskristallisieren.<br />
noch nicht thematisiert worden<br />
Wenden wir uns nun einem Problem zu, welches in der<br />
ist. Es ist das Phänomen der Unterdrückung. Bekannt ist<br />
Auch hier würde sich ebenfalls der DI als Verursacher uns nur ein Teilbereich, der aufgrund der Beobachtung<br />
zeigen, obwohl primär die PA und eventuell die NI in den von <strong>Radloff</strong> bezüglich von Krebsgeschehen gemacht<br />
BILD 2 Darmpilze: Hier zeigt sich ein Befall des Darmes mit Pilzen, die zu einer Belastung der<br />
Milz und der Pankreas geführt haben.<br />
27
FACHARTIKEL<br />
worden ist. Die Behandlung vordergründiger Energieflussstörungen<br />
mit der <strong>APM</strong> bei Krebserkrankungen führt,<br />
bei schulmedizinisch unbehandeltem Tumorgeschehen,<br />
praktisch immer zu einer Verschlechterung, da Symptome<br />
die der Körper (oft zum Selbstschutz) produziert<br />
hier nur unterdrückt werden.<br />
In der Praxis sehen wir aber auch immer wieder, dass<br />
wir entgegen der zu erwartenden Arbeit sehr schnell zu<br />
Erfolgen kommen oder aber der Patient noch über Probleme<br />
klagt, obwohl wir eigentlich keine Ohrzonen und<br />
sonstige Störungen feststellen können. Glücklicherweise<br />
sind solche Phänomene sehr selten, jedoch treten sie<br />
auf.<br />
1. Schnelle Erfolge: Sie sind zwar begrüßenswert und<br />
werden sowohl vom Patienten als auch vom Behandler<br />
als positiv gewertet, jedoch sollte man sich als Therapeut<br />
immer die Frage stellen, wohin denn die Störung so plötzlich<br />
verschwunden ist, nachdem sie möglicherweise<br />
Jahre bestanden hat.<br />
2. Langwierige Behandlungen: Das andere Extrem ist die<br />
aufwendige, sich über viele Behandlungen erstreckende<br />
Therapie, die zwar zum Verschwinden sämtlicher Befunde<br />
führt, jedoch der Patient immer noch über therapieresistente<br />
Restbeschwerden klagt und wir irgendwie<br />
nie richtig dahinter kommen, was eigentlich hinter der<br />
Problematik des Patienten steckt.<br />
In beiden Fällen sollten wir uns eingestehen, dass wir<br />
unsere Ergebnisse hinterfragen müssen.<br />
Hier hilft uns vielleicht eine Hypothese aus dem Bereich<br />
der klassischen Homöopathie weiter. Es ist die<br />
von Sa muel Hahnemann gemachte Beobachtung der<br />
Unterdrückung. Man geht hier davon aus, dass es sowohl<br />
mithilfe von Medikamenten (Kortison, Antibiotika,<br />
Schmerzmittel etc.) als auch durch Therapieformen, also<br />
auch durch die <strong>APM</strong> (!), pathologische Vorgänge von der<br />
Körperoberfläche (denke an die energetischen Schichten!!)<br />
in die Tiefe verdrängt werden können.<br />
Hahnemann hatte beobachtet, dass sich durch die Unterdrückung<br />
von Hauterkrankungen durch Cremes (die<br />
in seiner Zeit sehr massive Stoffe wie z.B. Quecksilber<br />
enthielten) in der Folge schwere Patholgien bis hin zu<br />
Krebserkrankungen entwickelten. In diesen Fällen wurde<br />
dem Körper die Möglichkeit genommen Toxine über die<br />
Hautoberfläche zu entgiften, sodass diese schließlich zu<br />
einer endgültigen Intoxikation führten. Es ist auch in der<br />
chinesischen <strong>Medizin</strong> bekannt, dass wenn die Entgiftung<br />
über Darm, Leber und Niere nicht mehr ausreichend<br />
gewährleistet ist, Haut und Lunge dies mit übernehmen<br />
müssen.<br />
Aber auch den chinesischen Ärzten waren diese Zusammenhänge<br />
bekannt. <strong>Radloff</strong> schreibt in ESB/<strong>APM</strong>, Band 1:<br />
„Ein alter chinesischer Spruch lautet. Was von den Nieren<br />
und der Blase nicht ausgeschieden werden kann, muss<br />
vom Darm ausgeschieden werden können. Was dieser<br />
nicht mehr ausscheiden kann, scheidet die Lunge aus.<br />
Wenn alle Ausscheidungsorgane zusammen nicht genügend<br />
Toxine ausscheiden können, muss die Haut diese<br />
Funktion übernehmen. Es führt zum Tod, wenn auch<br />
dieses Ventil geschlossen wird.“<br />
Hier berichtet <strong>Radloff</strong> dann von einem Fall, bei dem ein<br />
Patient den Arzt wegen eines quälenden Juckreizes<br />
aufgesucht hatte. Der Juckreiz ließ sich durch die Injektion<br />
eines Vit. B-Präparates abschalten, kehrte jedoch<br />
immer nach ein paar Wochen wieder zurück. Diese Art<br />
der Behandlung wurde so ein paar Jahre betrieben, bis<br />
schließlich ein Magenkarzinom nachgewiesen wurde.<br />
Wenn nun durch eine oder zwei SAM beispielsweise ein<br />
lange bestehender Hautausschlag plötzlich verschwindet,<br />
so muss dieser „Erfolg“ unbedingt hinterfragt<br />
werden und die Therapie darf nicht als beendet betrachtet<br />
werden! Vielmehr müssen auch die anderen energetischen<br />
Schichten einer genauen Betrachtung unterzogen<br />
werden! Nur mit SAM oder Umläufen zu arbeiten<br />
kann (muss selbstverständlich nicht) 2 zu Problemen führen!<br />
Es ist nämlich möglich, dass wir das Problem von der<br />
Oberfläche auf die organische, tiefere Schicht verdrängt<br />
haben.<br />
Dies gilt generell auch für andere Beschwerden, soweit<br />
diese schon eine längere Zeit Bestand gehabt haben (ab<br />
einem halben Jahr aufwärts).<br />
Zum Thema „Unterdrückung“ ein kurzer Ausschnitt aus<br />
dem Artikel „Verschiedene Autoaggressionskrankheiten<br />
in der Familie“, von Dr.E.Trebin, der in der AHZ 3 , 6/09<br />
erschienen ist. In seinem Beispiel weist er auf das Thema<br />
der Neurodermitis hin:<br />
„Berücksichtigung tieferer Schichten.<br />
Daher ist es wichtig, von vornherein die tiefen Schichten<br />
– im Sinne einer Miasmenleiter – zu berücksichtigen oder<br />
deren Erscheinungen beizeiten wahrzunehmen, um die<br />
Strategie zu ändern, bevor es zu Katastrophen kommt.<br />
Tröstlich ist nur, dass diese tiefen Schichten früher oder<br />
später ohnehin auftauchen würden, denn sie gehören zur<br />
Anlage des Patienten … Neurodermitis ist aus diesem<br />
Grund keineswegs immer so leicht zu behandeln, wie wir<br />
geneigt sind zu glauben, denn oftmals ist es nur die Spitze<br />
des Eisbergs. Und das kleine Kind trägt in Wirklichkeit<br />
noch ganz andere Leiden in sich, die noch gar keine<br />
Gelegenheit hatten sich zu entfalten.“<br />
Hier hilft das Wissen über konstitutionelle Zusammen-<br />
1 Auch in der <strong>APM</strong> ist man sich dieses Phänomens bewusst.<br />
2 Es soll hier nur die Aufmerksamkeit für Vorgänge geschärft werden, die möglicherweise stattfinden können.<br />
3 Allgemeine Homöopatische Zeitung.<br />
26 27 25
FACHARTIKEL<br />
hänge ungemein weiter, weshalb diese in den Wandlungsphasenkursen<br />
einen Schwerpunkt bilden. Ver streicht<br />
nämlich zu viel Zeit beim Entdecken des causalen<br />
Krankheitsgeschehens, kann die Organdegeneration<br />
hier unbemerkt weiter fortschreiten.<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Solche Phänomene treffen wir in der Praxis immer wieder<br />
an, die wir aber meist gar nicht mit unserem Handeln in<br />
Verbindung bringen. Hierzu ein Beispiel aus der Praxis.<br />
Fall 1:<br />
Ein Patient, der vor längerer Zeit an der Bandscheibe (L5/<br />
S1) operiert worden war, kommt mit akuter Ischialgie in<br />
die Praxis. Schon die erste <strong>APM</strong> hilft ihm erheblich! Da<br />
er Schwierigkeiten mit dem Wasserlassen hatte, hatte er<br />
für den nächsten Tag glücklicherweise einen Termin beim<br />
Urologen ausgemacht. Das Ergebnis der Untersuchung<br />
war ein Prostata-Ca.<br />
Fall 2:<br />
Unterdrückung kann uns aber auch so begegnen. Ein<br />
Patient begibt sich mit der Diagnose Colitis Ulcerosa zu<br />
mir in die Therapie. Er nimmt starke Kortisonpräparate,<br />
sowie ein Medikament welches zur Unterdrückung der<br />
immunologischen Reaktion bei Organverpflanzungen<br />
eingesetzt wird. So hat er auch im Darm aktuell keine<br />
Probleme, die sich im <strong>APM</strong>-Befund zeigen könnten. Auch<br />
die Untersuchung mit der Segmentardiagnostik zeigt den<br />
Darm relativ spät als betroffenes Organ (in Unterfunktion)<br />
an. Hier ist die Unterdrückung der immunologischen<br />
Reaktion so stark, dass sich das Geschehen weitgehend<br />
vom Gesamtorganismus „abgekoppelt“ hat.<br />
Wir treffen dieses Phänomen auch bei Erkrankungen<br />
wie beispielsweise lang bestehender Psoriasis oder fortgeschrittenen<br />
Autoimmunerkrankungen. Hier hat der<br />
Patient nach entsprechender Behandlung, trotz weiterhin<br />
bestehender Störung der Haut, keine verwertbaren<br />
Zonen mehr. In manchen Fällen gelingt es, die Störung<br />
quasi wieder an die gesamtphysiologische Funktion anzukoppeln.<br />
Dies führt dann aber nicht selten zu heftigen<br />
Reaktionen, weshalb die Behandlung dann vonseiten<br />
des Patienten, abgebrochen wird. In manchen Fällen gelingt<br />
es uns aber auch nicht mit den Mitteln der <strong>APM</strong> dies<br />
zu bewerkstelligen, sodass hier die Behandlung beendet<br />
werden muss.<br />
Hier noch eine weitere Beobachtung aus der Praxis. Eine<br />
Patientin, die schon seit Jahren alle 1-2 Monate einmal<br />
zur <strong>APM</strong> in die Praxis kommt und eigentlich nur über<br />
gelegentliche Rückenbeschwerden klagt, bekommt vor<br />
ein paar Monaten plötzlich einen (glücklicherweise nur)<br />
leichten Schlaganfall. Eigentlich dürfte so etwas nach<br />
der Theorie der <strong>APM</strong> (Leitbahntherapie pflegt den Energiefluss<br />
und beugt dadurch Krankheit vor, beziehungsweise<br />
verhindert sie) theoretisch nicht passieren! Es<br />
müssen nun verschiedene selbstkritische Fragen gestellt<br />
werden:<br />
War meine Behandlung falsch?<br />
Hat die Behandlung zu einer Unterdrückung<br />
geführt?<br />
Gibt es weitere Faktoren, die den Körper in<br />
diese Symptomatik geführt haben?<br />
Möglicherweise hat die Behandlung zu einer Unterdrückung<br />
von Symptomen geführt, die eventuell als Hinweise<br />
hätten verwertet werden können. Möglicherweise wäre<br />
der Schlaganfall ohne <strong>APM</strong> aber auch stärker ausgefallen.<br />
Ich kann das, was hier stattgefunden hat, leider<br />
noch nicht entsprechend analysieren.<br />
Wo hier die Lösungsmöglichkeiten liegen, ist noch schwer<br />
zu beantworten. In manchen Fällen helfen vielleicht<br />
gezielte medikamentöse Vorgehensweisen weiter, weil<br />
die Störungen auf der strukturellen Ebene (z.B. Gefäße)<br />
liegen. Allerdings bewegen wir uns hier in vielen Fällen<br />
auf einer genetisch verankerten Ebene, die sich der generellen<br />
Beeinflussbarkeit weitgehend entzieht. Jedoch<br />
kann der Körper, wenn man ihn beispielsweise in der<br />
Toxinausscheidung unterstützt, hier wichtige Ressourcen<br />
gewinnen, die dem Patienten helfen eine Erleichterung<br />
seiner Symptome zu erfahren (Epigenetik).<br />
Das Thema Unterdrückung ist ein wichtiger Punkt, der<br />
in Zukunft von uns weiter beachtet werden sollte um<br />
Befunde, die uns bisher Rätsel aufgeben, besser einordnen<br />
zu können. Und so soll der Beitrag auch in erster<br />
Linie dazu dienen, das Bewusstsein für solche mögliche<br />
Vorgänge im Körper zu schärfen.<br />
Aus meiner Sichtweise ist die Auseinandersetzung mit<br />
dieser Thematik auch aus dem Grund wichtig, um weiter<br />
tiefer in die Wirkungsweise der <strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong> und die<br />
Energetik im Gesamten einzudringen, sie besser zu verstehen<br />
und Befunde brauchbarer interpretieren zu können.<br />
ECM Reinhard Bayerlein<br />
26<br />
27
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Kurstermine 2010<br />
Grundkurse Weiterbildung<br />
A Kurse<br />
B Kurse<br />
B1 Kurse<br />
Peter Jeker<br />
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06.09.10 – 10.09.10 23.08.10 – 27.08.10 13.09.10 – 17.09.10<br />
22.11.10 – 26.11.10 06.12.10 – 10.12.10<br />
B2 Kurse<br />
C Kurse<br />
C1 Kurse<br />
Peter Jeker<br />
Peter Jeker<br />
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16.08.10 – 20.08.10 15.11.10 – 19.11.10 25.10.10 – 29.10.10 – Prüfung<br />
30.10.10<br />
29.11.10 – 03.12.10<br />
Methodenspezifische Fortbildungen<br />
Alarm- und Zustimmungspunkte<br />
Die Wandlungsphasen<br />
Behandlungsstrategien<br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
In der Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong><br />
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Alle methodenspezifischen Fortbildungen gelten als Fortbildungsnachweis für die VeT-Therapeutenliste<br />
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Udo Pollmer<br />
Udo Pollmer<br />
Wer gesund isst, stirbt früher!<br />
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Kursort: Haus für Bildung und Begegnung Herzberg - 5025Asp bei Aarau – tel+41 (0) 62 878 16 46 – info@herzberg.org - www.herzberg.org<br />
26 27
ERNÄHRUNG<br />
DIE FÜNF WANDLUNGSPHASEN IN DER<br />
ERNÄHRUNG<br />
Warum die Theorie der 5 Elemente in der Ernährung wichtig ist soll hier kurz erklärt werden.<br />
Da unsere Nahrungsmittel eine grosse, energetische Wirkung auf unseren Körper haben, ist es<br />
wichtig zu wissen, welche Nahrungsmittel wie auf unseren Körper wirken. Dies zeigt uns die Theorie<br />
der 5 Wandlungsphasen. Wie wirken unsere Lebensmittel geschmacklich, thermisch,<br />
temperaturmässig, auf unseren Körper. Durch den Geschmack, die Thermik und das<br />
Themperaturverhalten entsteht auch die Wirkrichtung der Nahrungsmittel in unserem Körper.<br />
Durch diese Theorie können wir feststellen, welche Lebensmittel uns helfen das Optimum an<br />
Lebensenergie für unseren Körper zu schaffen, in Bezug auf Anfälligkeit von Krankheiten, mit der<br />
richtigen Ernährung.<br />
Als das erste Element das Wasser<br />
Elemente: Holz, Feuer und Metall bilden in den Wandlungsphasen, Licht, Wärme, und Sauerstoff.<br />
Daraus entstand das Element Erde. Das Element Erde kann auch als eigener Standpunkt angesehen<br />
werden. Der Mensch als Verbindung zum Universum.<br />
Die fünf Wandlungsphasen sind:<br />
Holz Feuer Metall Erde Wasser<br />
Wie entstand die Theorie der Fünf Wandlungsphasen<br />
Das Element Holz steht für Licht Mond<br />
Das Element Feuer steht für Wärme Sonne<br />
Das Element Metall steht für Sauerstoff Tag<br />
Das Element Wasser steht für Kälte Nacht<br />
Diese Elemente wandeln sich durch das Element Erde zu den fünf Wandlungsphasen.<br />
Zu den Wandlungsphasen gehören die Organzugehörigkeit. Hier wird uns erklärt in welcher Form die<br />
Organe über die Ernährung beeinflusst werden.<br />
Durch die Zuordnung der Organe können wir eruieren, wie unsere Nahrung auf die Organe wirken<br />
kann.<br />
Zu den Wandlungsphasen gehören auch die Geschmacksstoffe, die wiederum auch auf die Organe<br />
wirken.<br />
Holz Feuer Metall Erde Wasser<br />
sauer bitter scharf süss salzig<br />
Diese Geschmacksstoffe wandeln sich auch in Wirkrichtungen.<br />
Durch diese Art und Weise der Geschmäcker und der Wirkrichtungen kann unsere Ernährung<br />
berechenbar gemacht werden. So z.B.<br />
Holz: Nahrungsmittel wie Bärlauch Wirkung auf Metall<br />
Feuer: Nahrungsmittel wie Tomaten Wirkung auf Wasser<br />
Metall: Nahrungsmittel wie Zwiebel gekocht Wirkung auf Erde<br />
Erde: Nahrungsmittel wie rote Randen gekocht Wirkung auf Feuer<br />
Wasser: Nahrungsmittel wie Sellerie gekocht Wirkung auf Wasser<br />
Diese Beispiele lassen sich in beliebiger Art auf alle Wandlungsphasen schliessen.<br />
Wichtig in diesem Zusammenhang sind die Farben der Nahrungsmittel<br />
Holz grün Sprossen aller Art, Spargel original, Frühlingszwiebeln etc.<br />
Feuer rot Tomaten, rote Beete, Paprika, Rüben, Erdbeere etc.<br />
Metall weiss Zwiebel, Knoblauch, etc.<br />
Erde gelb Kartoffeln, Randen, Äpfel, Birnen<br />
Wasser schwarz Knollengemüse, die unter der Erde wachsen und zur Lagerung<br />
über den Winter geeignet sind. Schwarzwurzel etc.<br />
26 28<br />
27
ERNÄHRUNG<br />
Nicht alle Gemüse, Früchte und Getreide lassen auf Farben schliessen.<br />
Aber durch Behandlung wie kochen, schneiden, lassen sich die Nahrungsmittel entsprechend nach<br />
den Wandlungsphasen klassifizieren. Z.B. auch wann, wie, und wo sie wachsen. Unter der Erde, an<br />
Sträuchern oder an Bäumen. Genau so wichtig ist, ob die Gemüse z.B. in Treibhäuser gezogen<br />
werden, diese Unterscheidungen sind sehr wichtig, um die Nahrungsmittel entsprechend ihrer<br />
Qualität an Chi, beurteilen zu können.<br />
Die Wandlungsphasen stehen auch für:<br />
Holz Feuer Metall Erde Wasser<br />
Genauso können wir die 4 Elemente nach unseren Jahreszeiten gliedern.<br />
Holz-sprießen, Frühling Feuer – reifen Sommer Erde-ernten, Spätsommer, Metall/Wasser- lagern<br />
Herbst/Winter<br />
Durch das Element Erde, das wohl das wichtigste in der Ernährung ist, werden aus den vier<br />
Jahreszeiten die Fünf Wandlungsphasen.<br />
Die Erde als das wichtigste Element, wird zur Erntezeit gezählt. Der Mensch muss ernten können, um<br />
an seine Nahrungsmittel zu kommen.<br />
Weiter können wir die Fünf Wandlungsphasen in unseren Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus<br />
einteilen:<br />
Holz aufwachen/wach Morgen<br />
Feuer wach Vormittag<br />
Metall wach/ruhen Mittag<br />
Erde ruhen Nachmittag<br />
Wasser schlafen Nacht<br />
Holz<br />
Feuer<br />
Metall<br />
Erde<br />
Wasser<br />
Montag/Dienstag<br />
Mittwoch/Donnerstag<br />
Freitag<br />
Samstag/Sonntag<br />
Sonntag/Montag<br />
Wichtig für uns ist es die Lebensmittel in diese Wandlungsphasen einzubauen und die Wirkung auf<br />
unseren Körper kennenzulernen.<br />
Imelda <strong>Radloff</strong> für ECM<br />
FQS<br />
SCHWEIZ<br />
Die Fortbildungs-Qualitätssicherungs-Wochenende / FQS sind zweiteilige Seminare mit dem<br />
Ziel, den Mitgliedern des VeT eine Möglichkeit zu bieten, ihre Arbeitsweise in der Akupunktur Massage<br />
nach <strong>Radloff</strong> ESB/<strong>APM</strong>/ORK reflektieren zu lassen, ein fachkundiges Feedback zu erhalten und<br />
gleichzeitig über die neuesten Erkenntnisse in der Methode informiert und geschult zu werden. Die Seminarien<br />
werden von Mitgliedern der Qualitätssicherungskommission des VeT geleitet und assistiert.<br />
KOMPETENTE QUALITÄTSSICHERUNG - NEUESTES VON DER <strong>APM</strong> NACH RADLOFF<br />
Freie Plätze 22./23. Oktober 2010<br />
Kosten Mitglieder CHF 300.00 / Nichtmitglieder CHF 350.00<br />
Kursort<br />
Haus für Bildung und Begegnung Herzberg - 5025 Asp bei Aarau<br />
Tel. +41(0)62 878 16 46 - info@herzberg.ch - www.herzberg.ch<br />
Anmeldeschluss 4 Wochen vor Kursbeginn<br />
Teilnehmende<br />
mindestens 10 Teilnehmer<br />
Anmeldung<br />
Sekretariat VeT - Ursi Truffer - Eichenstrasse 9 - CH-9300 Wittenbach<br />
sekretariat@vet.ch<br />
Bitte teilen Sie dem Sekretariat Ihre E-Mail-Adresse mit, Informationen wie Newsletter erreichen Sie schneller und einfacher!<br />
26 27 29
ERNÄHRUNG<br />
DIE GeWÜRZE UND WANDLUNGSPHASEN Imelda <strong>Radloff</strong><br />
Feuer:<br />
• Paprika bitter<br />
• Kardamon<br />
• Zimt<br />
• Oregano<br />
• Thymian-Pulver<br />
Holz:<br />
• Zitronengras-Pulver<br />
• Dill<br />
Erde:<br />
• Fenchel<br />
• Anis<br />
• Kümmel<br />
• Paprika süss<br />
• Wachholder frisch<br />
• Estragon<br />
Wasser:<br />
• Salz (kein Gewürz) -<br />
Mineralien<br />
• Sojasauce<br />
Metall:<br />
• Paprika scharf<br />
• Pfeffer<br />
weiss/schwarz<br />
• Ingwer<br />
• Nelken-Pulver<br />
• Chili-Pulver<br />
• Chili-Schoten<br />
• Cayennepfeffer<br />
• Muskatnuss<br />
• Muskatpulver<br />
DIE BEZIEHUNG DER GEMÜSE IM FEUER-ELEMENT<br />
Die Monate des Feuer-Elements:<br />
April bis Juli<br />
Feuer:<br />
• Artischocke<br />
• Erde:<br />
• Auberginen<br />
• Blumenkohl<br />
• Bodenkohlrabi<br />
• Bohnen grün, gekocht<br />
• Broccoli<br />
• Erbsen<br />
• Fenchel<br />
• Gemüsezwiebel gekocht<br />
• Kefen<br />
• Knoblauch gekocht<br />
• Tomaten<br />
• Rüebli<br />
• Zucchetti<br />
• Zuckermais<br />
• Spargel<br />
Metall:<br />
• Blumenkohl roh<br />
• Sommerrettich<br />
• Gemüsezwiebel roh<br />
• Lauch roh<br />
• Knoblauch roh<br />
• Radiesli<br />
Wasser:<br />
• Gurken<br />
• Kopfsalat<br />
• Lattich<br />
• Radiesli<br />
• Schnittmangold<br />
• Schnittsalat<br />
• Stangensellerie Holz<br />
• Kresse<br />
• Zitronenmelisse Holz<br />
26 30<br />
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26 27 31
KONGRESS<br />
Kongress in rothenburg<br />
Der Kongress begann am Dienstag mit den sogenannten<br />
Thementagen, die in diesem Jahr unter dem<br />
Thema „Fertilität“ standen. Am Mittwoch standen neben<br />
Kursen zur Moxibustion und Diagnose auch das<br />
Thema „Trauma“ an.<br />
und Glück“, welches sich mit den tieferen Zusammenhängen<br />
von Krankheit und Heilung auseinandersetzte.<br />
Auch die anderen Tage waren wieder einmal mehr durch<br />
hochkarätige Referenten sehr interessant gestaltet.<br />
Offiziell wurde der Kongress dann am Donnerstag eröffnet.<br />
In der Reichtagshalle richteten Nils von Below und<br />
der Oberbürgermeister Rothenburgs ein Grußwort an alle<br />
TCMler. Die Plenumsvorträge machten Lust auf mehr. So<br />
sprachen neben weiteren bekannten Therapeuten Richard<br />
Tann, Shudo Denmei und auch Andreas Noll. Noll<br />
begeisterte mich persönlich durch sein Thema „Heilsein<br />
ISO in der TCM<br />
Am Freitag fand der „Runde Tisch“ der internationalen<br />
TCM-Journalisten statt. Diskussionsthema, welches von<br />
Robert Fisher (Leiter der Öffentlichkeitsarbeit) eröffnet<br />
wurde, war hier, ob die TCM normierbar sei. Die chinesische<br />
Gesellschaft der International Organization for<br />
Standartization (ISO) hat eine weltweite Normierung<br />
der TCM beantragt. Die sich daraus ergebende Frage<br />
ist, wie und was an der TCM genormt werden kann und<br />
soll. Bereits im Februar 2009 hatte die chinesi sche Standardisierungsorganisation,<br />
die Standardization Administration<br />
of China (SAC), bei der Internationalen Standardization<br />
Organisation (ISO) einen vorläufigen Antrag<br />
auf die weltweite Normierung der TCM eingereicht. Die<br />
ISO hat weltweit 161 Mitglieder, wobei jedes Land durch<br />
eine Organisation vertreten wird; in Deutschland ist es<br />
das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin. Ende<br />
2009 wurde der chinesische Antrag durch eine Mehrheit<br />
von 14 zu 5 Stimmen der beteiligten ISO-Länderorganisationen<br />
angenommen, auch durch Länder allerdings,<br />
in denen TCM kaum praktiziert wird wie Kamerun und<br />
Ghana. Damit wurde der weltweite Normierungspro zess<br />
26 32<br />
27
KONGRESS<br />
der TCM unwiderruflich angestoßen, der voraussichtlich<br />
auch auf Deutsche und Schweizer TCM -Therapeuten<br />
und TCM - Ausbildungsstätten weitreichende<br />
Auswirkungen haben wird. Die Bereiche, in denen die<br />
TCM normie rt werden soll, sind sehr grundlegend und<br />
umfassend. Dazu gehören zum Beispiel: TCM-Terminologie,<br />
Quali tätskontrolle und Testmethoden für<br />
chinesische Kräuter, TCM-Diagnose und -Behandlung,<br />
TCM-Ausbildung, Sicherheit bei TCM-Dienstleistungen,<br />
Leistungserbringung und Qualitätskontrolle in der TCM,<br />
Qualitätsstandards für Arbeitsgeräte und Apparaturen.<br />
Innerhalb der nächsten zwei Jahre will das TCM Technical<br />
Committee die folgenden Bereiche normiert haben:<br />
Terminologie der TCM, Terminologie der chinesischen<br />
Kräuterheilkunde, Nomenklatur und Ortsbestimmung der<br />
Akupunkturpunkte, Nomenklatur und Ortsbestimmung<br />
der Ohr-Akupunkturpunkte, Standardanwendungen für<br />
Moxibustion, Standardanwendungen für Kopfakupunktur<br />
und Standards für Akupunkturnadeln. Wie die inhaltliche<br />
Ausgestaltung der Standards im Einzelnen aussehen<br />
soll, ist bisher nicht festgelegt, sondern wird im Laufe<br />
des Normierungs prozesses von den beteiligten Technical<br />
Committees der Länder definiert. Ohne Zweifel wird<br />
sie aber weitrei chende Folgen auch für die Anwendung<br />
und Ausbildung der TCM in Deutschland und natürlich<br />
auch in anderen Ländern haben.<br />
Auch für die <strong>APM</strong> n.<strong>Radloff</strong> dürfte diese Norminierung<br />
Konsequenzen haben, will man sich nicht der allgemeinen<br />
Entwicklung verschließen.<br />
Im nächsten Jahr…<br />
Schule und Verband, sowie die Zeitung waren auf dem<br />
Kongress anwesend und für das nächste Jahr, das können<br />
wir schon an dieser Stelle mitteilen, wurde Peter<br />
Jeker als Redner eingeladen.<br />
Die Position der AGTCM<br />
Um es direkt vorweg zu sagen: Auch die AGTCM und<br />
andere TCM-Organisationen in Deutschland (auch<br />
Ärztegesellschaften!) bemühen sich seit Jahren um die<br />
Festlegung von Qualitätsstandards in Ausbildung und<br />
Anwendung der TCM. So hat die AGTCM für ihre sechs<br />
Kooperations schulen längst Qualitätskriterien für die<br />
TCM-Ausbildung definiert. Eine weltweite Normierung im<br />
Sinne der ISO sieht die AGTCM jedoch kritisch. Die TCM<br />
wurde über Jahrtausende in China entwickelt und bot<br />
immer eine natürlich gewachsene Vielfalt an Therapieund<br />
Diagnosemöglichkeiten. Und gerade das ermöglicht<br />
die individuelle Anpassung von Diagnostik und Therapie<br />
an jeden Patienten – eine der großen Stärken der<br />
TCM. „Eine internationale Normierung“, befürchtet Nils<br />
von Below, erster Vorsitzender der AGTCM, „würde die<br />
kulturellen Unterschiede in der Anwendung der TCM nivellieren.<br />
Eine ISO-Norm würde die jeweiligen kulturellen<br />
Prägungen der Patienten und Therapeuten nicht mehr<br />
berücksichtigen. Damit ginge der einzigartige Charakter<br />
der TCM als individuell ausgerichtete <strong>Medizin</strong> verloren<br />
– und zwar eindeutig auf Kosten der Patienten und ihrer<br />
Behandelbarkeit.“<br />
Mit der Planung befindet man sich schon weit im nächsten<br />
Jahr. Der Kongress findet vom 31. Mai. - 5. Juni 2011<br />
statt. Das Thema für das nächste Jahr lautet „Ganzheitliche<br />
Schmerztherapie“ und verspricht wieder viele neue<br />
und innovative Erkenntnisse. Wie in jedem Jahr, können<br />
wir wieder nur Gutes über den Kongress berichten. Sowohl<br />
die Kurse, wie auch die Organisation waren hervorragend<br />
und man kann allen offiziell Mitwirkenden nur ein<br />
großes Lob spenden. Wir, der VeT, bedankt sich bei der<br />
AGTCM für die freundliche Unterstützung und die angenehm<br />
kollegiale Atmosphäre.<br />
Wer Informationen über die ISO-Thematik und den Kongress<br />
erhalten möchte, erhält diese schnell über www.<br />
agtcm.de .<br />
R.Bayerlein für ECM<br />
26 27 33
WISSENSCHAFT<br />
neues aus der wissenschaft<br />
Bei kindlichem Übergewicht möglichst<br />
schnell reagieren<br />
«Das ist nur Babyspeck!» – Wer überflüssige Pfunde seines<br />
Kindes auf diese Weise klein redet, tut dem Nachwuchs<br />
nichts Gutes: «Krankhaftes Übergewicht im Kindesalter<br />
bekommt man nie wieder weg, die Aussicht<br />
auf ein Normalgewicht ist gleich null», unterstreicht der<br />
Kinderarzt Wolfram Hartmann aus Kreuztal, Präsident<br />
des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Er<br />
rät daher dringend, möglichst schnell die Bewegung des<br />
Kindes zu fördern und die Ernährung zu überdenken.<br />
Ob das eigene Kind bereits betroffen ist, kann man dabei<br />
den so genannten Perzentilkurven entnehmen. Darin ist<br />
die Verteilung des Körpergewichts bei Kindern einer bestimmten<br />
Größe erfasst. Liegt das Gewicht eines Kindes<br />
oberhalb der 90-Perzentile, ist es schwerer als 90 Prozent<br />
aller Kinder mit der gleichen Körpergröße und gilt als<br />
übergewichtig. Liegt das Gewicht sogar über der 97-Perzentile,<br />
liegt schon ein krankhaftes Übergewicht vor.<br />
Die grafische Darstellung hilft Eltern, mögliche Trends im<br />
Gewicht der Kleinen früh zu erkennen: «Sobald das Gewicht<br />
des eigenen Kindes beginnt, aus der Norm zu fallen,<br />
muss man sofort gegensteuern. Liegt es erst außerhalb,<br />
ist das Beheben des Problems ungleich schwerer»,<br />
betont Hartmann.<br />
Finden können Eltern die Perzentilkurven für Kinder bis 5<br />
Jahre in den Vorsorgeheften, die vom Kinderarzt verteilt<br />
werden. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte<br />
gibt darüber hinaus weitere Vorsorgehefte heraus,<br />
die ab dem Grundschulalter bis zu einem Alter von 18<br />
Jahren gelten und die entsprechenden Kurven enthalten.<br />
Da die Kurven nicht auf absoluten Werten, sondern<br />
auf relativen Normwerten basieren, müssen sie etwa alle<br />
zehn Jahre neu berechnet werden, um Tendenzen und<br />
Veränderungen des durchschnittlichen Körpergewichts<br />
zu erfassen.<br />
Gold für die Früherkennung<br />
Neues Verfahren verbessert PSA-Test für Prostatakrebs-<br />
Patienten<br />
Mit Hilfe von Gold-Nanopartikeln können Ärzte Marker<br />
für Prostatakrebs schon in einer 300-mal niedrigeren<br />
Konzentration nachweisen, als dies bisher der Fall ist.<br />
Die Nanopartikel helfen, die sogenannten Prostata-spezifischen<br />
Antigene (PSA)zu binden. Diese Antigene sind<br />
an der Oberfläche der Zellen befestigt und können gewissermaßen<br />
als Fingerabdruck der Krebszellen dienen.<br />
Mit dem neuen Verfahren kann nach einer Prostatakrebsoperation<br />
ein Wiederauftauchen der Tumorzellen viel früher<br />
als bisher festgestellt werden. Ärzte und Patienten<br />
gewinnen so wichtige Zeit und können bei einem Rückfall<br />
früher mit der Behandlung beginnen.<br />
Bei einer Operation werden möglichst alle Tumorzellen<br />
entfernt. Dies gelingt jedoch nicht immer und ein Teil<br />
der Patienten wird rückfällig. Ein Wiederauftauchen des<br />
Krebses schlägt sich beim Prostatakrebs im Allgemeinen<br />
in einem Anstieg des PSA-Werts nieder. Die Antigene<br />
sind in geringen Konzentrationen bei allen Patienten<br />
nach einer Operation vorhanden, auch wenn der Krebs<br />
nicht wieder zurückkehrt. Bisher war es nicht möglich,<br />
die Antigene direkt nach der Tumorentfernung zu messen,<br />
weil ihre Konzentration so gering ist. Tritt der Krebs<br />
wieder auf, steigt die PSA-Konzentration zunächst leicht<br />
an und nimmt erst nach einer gewissen Zeit dann so<br />
sehr zu, dass sie auch mit konventionellen Methoden gemessen<br />
werden kann. Mit der neu entwickelten Methode<br />
kann der PSA-Anstieg schon in einem frühen Stadium<br />
festgestellt werden.<br />
Die Forscher arbeiten bei ihrem Verfahren mit kleinsten<br />
Goldpartikeln mit einem Durchmesser von dreißig Nanometern.<br />
Mit den winzigen Teilchen können sie Sensoren<br />
bauen, an die ausschließlich die Prostata-spezifischen-<br />
Antigene andocken. «Die Methode ist zwischen eins und<br />
sechs Größenordnungen genauer als konventionelle Verfahren»,<br />
schreiben die Forscher. Sie testeten das Verfahren<br />
an 18 Männern, die eine Prostata-Entfernung hinter<br />
sich hatten, und konnten die Rückfälligen viel früher<br />
identifizieren, als dies mit anderen Verfahren möglich war.<br />
In Zukunft könnten Krebspatienten mit der neuen Methode<br />
nach einer Operation ständig überwacht werden. Ein<br />
Rückfall würde früh festgestellt und entsprechende Maßnahmen<br />
könnten ergriffen werden. Vor allem Patienten<br />
mit einem hohen Risiko könnten davon profitieren. Nicht<br />
nur ihre Heilungschancen wären wesentlich besser, sondern<br />
sie würden auch psychisch entlastet werden. Auch<br />
die Aussage, ob ein Patient tatsächlich geheilt ist, könnte<br />
mit der neuen Methode besser untermauert werden.<br />
Prostatakrebs-Risiko steigt bei familiärer<br />
Vorbelastung<br />
vom 23.04.2010 | dpa/tze<br />
Das Prostatakrebs-Risiko steigt nach einer Studie<br />
besonders, wenn Vater und Brüder jung daran erkrankten.<br />
«Hat ein Mann mehrere betroffene Angehörige,<br />
die womöglich sogar in jungen Jahren erkrankt<br />
sind, ist sein Risiko erheblich erhöht», erklärte Kari<br />
Hemminki, Leiter der Studie am Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
(DKFZ) in Heidelberg.<br />
Erkrankungsrisiko mit betroffenen Angehörigen um 23<br />
Mal höher<br />
Demnach haben beispielsweise Männer bis 65 Jahre mit<br />
drei erkrankten Brüdern ein 23-mal höheres Prostatakrebs-Risiko<br />
als Männer ohne betroffene Angehörige.<br />
Grundsätzlich stellten die Forscher fest, dass das Risiko<br />
26 34<br />
27
wissenschaft<br />
umso größer ausfällt, je jünger die erkrankten Angehörigen<br />
sind. Der Experte empfiehlt Betroffene bei einer Vorbelastung<br />
in der Familie zu einer Früherkennungsuntersuchung.<br />
Die Studie umfasste von 26.671 Patienten mit<br />
Krebs der Vorsteherdrüse, 5.623 stammten aus Familien,<br />
in denen die Erkrankung bereits aufgetreten war.<br />
Bei Früherkennung sind Heilungschancen sehr gut<br />
In Deutschland erkranken jährlich rund 58.000 Männer<br />
an Prostatakrebs. Dies ist die häufigste Tumorart beim<br />
Mann. Wenn Prostatakrebs früh erkannt wird, sind die<br />
Heilungschancen sehr gut. Aber da sich dieser Krebs<br />
lange unbemerkt entwickelt, ist es lebenswichtig, regelmäßig<br />
zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Sie wird<br />
für Männer ab 45 empfohlen und von der Krankenkasse<br />
bezahlt. Wir haben wissenswerte Fakten zum Prostatakrebs<br />
zusammengestellt.<br />
PSA-Test ergänzt Früherkennung<br />
Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie<br />
(DGU) im Herbst 2009 wurde eine neue Leitlinie zur<br />
Behandlung von Prostatakrebs vorgestellt. Dabei ging<br />
es auch um ein neues Früherkennungsverfahren, den so<br />
genannten PSA-Test. PSA steht für prostataspezifisches<br />
Antigen, das im Blut von Gesunden nur in geringer Konzentration<br />
vorliegt. Anhand des im Blut gemessenen<br />
PSA-Wertes könne eine differenzierte Behandlung geplant<br />
werden, hieß es.<br />
Überwachung harmloser Tumore<br />
«Liegt der PSA-Wert unter zwei Nanogramm pro Milliliter<br />
(2 ng/ml), sollte in einem Intervall von zwei Jahren<br />
kontrolliert werden», so die Empfehlung. Mit der Leitlinie<br />
bekommt der PSA-Wert nach den Worten von DGU- Generalsekretär<br />
Michael Stöckle einen höheren Stellenwert.<br />
«Mutmaßlich nicht lebensbedrohende Karzinome sollten<br />
dann aktiv überwacht werden.» Mit der nun früheren<br />
PSA-Bestimmung könnten zehn Jahre gewonnen werden,<br />
in denen der Verlauf beobachtet werden könne.<br />
«Damit lassen sich unnötige Biopsien und Therapien<br />
vermeiden», heißt es.<br />
«Nicht bei jedem Karzinom die Prostata opfern»<br />
Die neue Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik und Behandlung<br />
des Prostatakarzinoms ersetzt nach zehn Jahren<br />
die bisherigen Empfehlungen. Mit der neuen Leitlinie<br />
werde ein differenzierter Umgang mit der Tumordiagnose<br />
angestrebt, sagte Stöckle. «Nicht bei jedem kleinsten<br />
Karzinom muss gleich die Prostata geopfert werden.»<br />
Was Soja gegen Krebs tun kann<br />
Die Pflanze enthält Wirkstoffe, die möglicherweise entartete<br />
Zellen abtöten.<br />
Soja könnte in Zukunft ein natürliches Medikament gegen<br />
Krebs liefern. Zu diesem Schluss sind US-Forscher über<br />
einen Umweg gekommen: Sie hatten entdeckt, dass es<br />
im Körper von Taufliegen eine Gruppe von Substanzen<br />
gibt, die offenbar Zellen in den Selbstmord treiben können<br />
– eine Wirkung, die ebenso als Schlüsselfaktor für<br />
die Krebsvorbeugung wie auch für die für Entwicklung<br />
neuer Krebsmedikamente gilt. Da sich diese Substanzen<br />
auch in Sojabohnen finden, sei die Wahrscheinlichkeit<br />
groß, dass sich die Hülsenfrüchte in Zukunft als Lieferant<br />
für derartige Wirkstoffe nutzen lassen, schreiben die Wissenschaftler<br />
um Julie Saba vom Children‘s Hospital and<br />
Research Center in Oakland.<br />
Die Wissenschaftler entdeckten, dass Taufliegen ungewöhnliche<br />
Moleküle, sogenannte Sphingadiene, produzieren,<br />
die unter anderem für den Aufbau von fettartigen<br />
Biomolekülen, den Lipiden, genutzt werden. Eine erhöhte<br />
Konzentration dieser Sphingadiene löst offenbar den Tod<br />
genetisch geschädigter Zellen im Körper der Fliegen aus,<br />
zeigten weitere Untersuchungen. Für die Forscher liegt<br />
daher die Vermutung nahe, dass die Substanzen auch im<br />
menschlichen Körper kranke sowie genetisch veränderte<br />
Zellen, beispielsweise Krebszellen, abtöten können. Das<br />
könnte in Zukunft bei der Krebsprävention genutzt werden<br />
und eventuell sogar eine effektive Behandlung bereits<br />
bestehender Krebserkrankungen ermöglichen. Potenzieller<br />
Lieferant der vielversprechenden Substanzen<br />
wäre dabei die Sojabohne, so die Forscher.<br />
Bereits in früheren Studien hatten Forscher Hinweise<br />
darauf gefunden, dass Soja eine positive Wirkung bei<br />
Brustkrebs haben sowie vorbeugend gegen chronischentzündliche<br />
Darmerkrankungen und sogar Darmkrebs<br />
wirken kann – die Hintergründe waren bislang allerdings<br />
nicht klar. Die neuen Ergebnisse könnten nun Aufschluss<br />
über den Mechanismus geben, der hinter diesen Effekten<br />
steckt. Die Forscher wollen nun die Wirkung der Sphingadiene<br />
genauer untersuchen, um geeignete Medikamente<br />
zur Krebsvorsorge und -behandlung zu entwickeln.<br />
Krebserkrankungen sind europaweit auf<br />
dem Rückzug<br />
Die Gesamtzahl der Krebstoten in den Staaten der Europäischen<br />
Union ist seit den 90er Jahren deutlich gesunken<br />
– vor allem weil immer weniger Menschen rauchen.<br />
Das geht aus einer neuen Statistik hervor, die ein italienisch-schweizerisches<br />
Forscherteam erstellt hat. Zu<br />
diesem Zweck werteten die Wissenschaftler um Carlo La<br />
Vecchia und Cristina Bosetti von der Universität Mailand<br />
die Anzahl krebsbedingter Todesfälle in den 27 Mitgliedsstaaten<br />
der Europäischen Union in den Zeiträumen 1990<br />
bis 1994 und 2000 bis 2004 aus. Die gute Nachricht: Die<br />
durchschnittliche Zahl aller Krebstoten – ungeachtet der<br />
Krebsart – sank bei den Männern im Vergleich zum Ergebnis<br />
der 90er Jahre um neun Prozent, bei den Frauen<br />
um acht Prozent. Vor allem Menschen im mittleren Alter<br />
starben deutlich seltener an Krebserkrankungen als<br />
noch vor einem Jahrzehnt.<br />
26 27 35
wissenschaft<br />
«Die Schlüsselbotschaft unserer Studie ist, dass der günstige<br />
Trend bei der Sterblichkeit aufgrund von Krebserkrankungen<br />
in Europa in den letzten Jahren angehalten<br />
hat», erklärte Cristina Bosetti. Die positive Entwicklung<br />
führen die Forscher zum einen auf einen insgesamt verminderten<br />
Alkohol- und Tabakkonsum zurück, wodurch<br />
beispielsweise Lungen-, Mundhöhlen- und Speiseröhrenkrebs<br />
zurückgegangen seien. Zum anderen verbesserten<br />
moderne Screening- und Behandlungsmethoden<br />
die Überlebenschance der Patienten. Dies schlage sich<br />
besonders in den Zahlen zu Brust- und Gebärmutterhalskrebs<br />
nieder.<br />
Bei Hautkrebs stellt sich nach Angaben der Wissenschaftler<br />
ein differenziertes Bild dar: Während die Zahl<br />
der Menschen, die an Hautkrebs stirbt, insgesamt immer<br />
noch steigt, zeichnet sich bei jüngeren Generationen eine<br />
Trendwende ab. Bosetti nimmt an, dass die Warnung vor<br />
übermäßigem Sonnen gerade die jüngeren Menschen allmählich<br />
erreicht hat. Auch zwischen den Geschlechtern<br />
offenbart die Statistik bei einigen Krebsarten deutliche<br />
Unterschiede: So sind zwischen 1995 und 2004 EU-weit<br />
17 Prozent weniger Männer an Lungenkrebs gestorben,<br />
während die Forscher bei den Frauen ein Anstieg um fast<br />
30 Prozent verzeichneten.<br />
Innerhalb der EU sind ebenfalls teils gravierende Unterschiede<br />
zu beobachten: «Länder wie Frankreich und Italien<br />
hatten bis in die frühen 80er den höchsten Alkoholkonsum.<br />
Seitdem ist er deutlich zurückgegangen, was<br />
zu positiven Trends bei Mundhöhlenkrebs geführt hat»,<br />
berichten die Forscher. Das genaue Gegenteil zeichne<br />
sich in den meisten Ländern Nordeuropas ab. Besonders<br />
gravierend sei die Entwicklung in Ungarn und der Slowakei,<br />
wo die Zahl oraler Karzinome dramatisch anstieg.<br />
Die Länder mit der höchsten Gesamtzahl an Krebstoten<br />
sind bei den Männern Ungarn, Tschechien und Polen,<br />
bei den Frauen Dänemark, Ungarn und Schottland. Die<br />
niedrigsten Zahlen stellten die Forscher bei den Männern<br />
in Schweden fest, gefolgt von Finnland und der<br />
Schweiz. Die den Frauen schnitt Spanien, gefolgt von<br />
Griechenland und Portugal am besten ab. Nach Ansicht<br />
der Wissenschaftler spiegeln auch diese Ergebnisse vor<br />
allem das unterschiedliche Verhalten beim Tabak- und<br />
Alkoholkonsum wieder.<br />
Der Mythos um das männliche Geschlechtshormon<br />
Menschen mit einem künstlich erhöhten Testosteronspiegel<br />
verhandeln fairer als Personen, die einen normalen<br />
Spiegel des Hormons im Blut haben. Zur dieser Erkenntnis<br />
kamen britische und Schweizer Wissenschaftler, als<br />
sie die Fairness von Probanden untersuchten, die unter<br />
Einfluss des Geschlechtshormons standen. Das Ergebnis<br />
widerspricht der allgemeinen Annahme, dass Testosteron<br />
aggressiv und unsozial mache. Auch die Probanden<br />
waren von dem Volksglauben beeinflusst, so dass<br />
sie ungerechter handelten, wenn sie glaubten, dass sie<br />
das Männlichkeitshormon und kein Placebo erhalten<br />
hatten. Die Wissenschaftler um Christoph Eisenegger<br />
von der Universität Zürich glauben, dass das Testosteron<br />
im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld zu Fairness<br />
führt.<br />
Werden männliche Nagetiere kastriert, sind sie weniger<br />
aggressiv und streiten seltener. Wissenschaftler führten<br />
dieses Verhalten auf einen reduzierten Spiegel des männlichen<br />
Geschlechtshormons Testosteron zurück und<br />
übertrugen es auf den Menschen. So wurden bei Strafprozessen<br />
in den USA beispielsweise schon gesteigerte<br />
Testosteronpegel als möglicher Grund für strafmildernde<br />
Umstände angeführt. Auch Literatur, Kunst und Medien<br />
haben die Vorstellung, dass Testosteron aggressiv mache,<br />
zum Allgemeinwissen gemacht.<br />
Eisenegger und sein Team verabreichten 300 weiblichen<br />
Probanden eine Dosis Testosteron oder – ohne deren<br />
Wissen – ein Placebo. Vier Stunden später beobachteten<br />
die Forscher die Fairness der Frauen bei einem<br />
Spiel, in dem diese Geldangebote machen mussten. Das<br />
Ergebnis: Die Frauen, die Testosteron erhalten hatten,<br />
handelten gerechter als die Testpersonen aus der Placebogruppe.<br />
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass das<br />
Geschlechtshormon die Sensitivität für den eigenen<br />
Status erhöht. Sie machen die Abweichungen zwischen<br />
den Ergebnissen mit Tieren und Menschen an den unterschiedlichen<br />
sozialen Systemen fest. «In der sozial komplexen<br />
Umwelt des Menschen sichert nicht Aggression,<br />
sondern pro-soziales Verhalten den Status», spekuliert<br />
Co-Autor Michael Naef.<br />
Wie fest die allgemeine Vorstellung von der angeblich<br />
aggressiven Wirkung des Hormons verwurzelt ist, fanden<br />
die Forscher heraus, als sie die Probanden den Test<br />
wiederholen ließen: Sie informierten die Frauen diesmal<br />
vor dem Spiel, dass entweder Hormone oder ein Placebo<br />
verabreicht werden und fragten die Testpersonen, ob sie<br />
glauben, tatsächlich das Hormon bekommen zu haben.<br />
Unabhängig von der tatsächlichen Dosis bestimmten die<br />
Vorurteile der Probanden gegenüber dem Hormon deren<br />
Verhalten: Glaubten sie, das Hormon erhalten zu haben,<br />
handelten die Frauen ungerechter. Gingen die Frauen hingegen<br />
von einem Placebo aus, reagierten sie gerechter.<br />
«Es scheint, dass nicht Testosteron selbst zur Aggressivität<br />
verleitet, sondern vielmehr der Mythos rund um das<br />
Hormon», berichtet Naef. Bdw 2009<br />
Testosteron macht nicht aggressiv, sondern sozial<br />
Die künstliche Bauchspeicheldrüse rückt<br />
näher<br />
Glucagon und eine neue Software verbessern die vollautomatische<br />
Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />
US-Forscher sind bei der Entwicklung einer künstlichen<br />
Bauchspeicheldrüse einen guten Schritt vorangekom-<br />
26 36<br />
27
wissenschaft<br />
men. Diese ist zur vollautomatischen Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />
bei Diabetikern gedacht. Den Wissenschaftlern<br />
gelang es, den Blutzucker bei elf Diabetikern<br />
vom Typ 1 über mehr als 24 Stunden in einem normalen<br />
Bereich zu halten. Entscheidend dafür waren vor allem<br />
zwei Dinge, berichten die Forscher: Zum einen bekamen<br />
die Testteilnehmer nicht wie üblich lediglich Insulin verabreicht,<br />
sondern auch dessen Gegenspieler Glucagon,<br />
was die sonst häufig auftretende Unterzuckerung größtenteils<br />
verhinderte. Zum anderen wurde die Abgabe der<br />
Hormone von einer neuartigen Software gesteuert, die<br />
besser auf die Bedürfnisse des Körpers reagierte, berichten<br />
Firas El-Khatib von der Boston University und<br />
seine Kollegen.<br />
Normalerweise reguliert die Bauchspeicheldrüse den<br />
Blutzuckerspiegel mit Hilfe der beiden Hormone Insulin<br />
und Glucagon: Insulin sorgt bei einer zu hohen Glukosekonzentration<br />
im Blut für eine verstärkte Speicherung des<br />
Zuckers in der Leber und in anderen Organen, während<br />
Glucagon bei Glukosemangel die Zuckerausschüttung<br />
aus der Leber ankurbelt und so für Nachschub sorgt. Bei<br />
Diabetikern vom Typ 1 funktioniert dieses System jedoch<br />
nicht, weil das Immunsystem die Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />
angreift und sie zerstört. Sie müssen daher<br />
ihren Blutzuckerspiegel selber überwachen und immer<br />
wieder entsprechend Insulin spritzen. Da dieses Prozedere<br />
ungemein aufwendig ist, suchen Forscher bereits<br />
seit längerem nach einer automatisierten Alternative.<br />
Bisherige Ansätze waren allerdings nur mäßig erfolgreich.<br />
Häufigstes Problem: Es kam immer wieder zu Überdosierungen<br />
von Insulin, die bei den Betroffenen eine massive<br />
Unterzuckerung herbeiführten. Aus diesem Grund<br />
entschieden sich El-Khatib und seine Kollegen bei ihrer<br />
Variante, sowohl Insulin als auch Glucagon zu verabreichen<br />
und damit die natürlichen Vorgänge bei der Blutzuckerregulierung<br />
genauer nachzuahmen. Ihr Testsystem<br />
sah schließlich so aus: Sie setzten elf Typ-1-Diabetikern<br />
eine Insulin- und eine Glucagon-Pumpe unter die Haut<br />
am Bauch, platzierten einen Blutzuckersensor in ihren<br />
Venen und schlossen das System an einen Computer<br />
an, auf dem die neuartige Software lief. 27 Stunden lang<br />
bestimmte der Sensor alle fünf Minuten den Blutzuckerwert<br />
und meldete ihn an den Computer. Die Software<br />
berechnete dann die nötige Insulin- und Glucagondosis,<br />
die anschließend über die Pumpen abgegeben wurde.<br />
Bei sechs der elf Tester habe das Prinzip auf Anhieb<br />
hervorragend funktioniert, berichten die Forscher. Bei<br />
den anderen fünf sei es jedoch zu Unterzuckerungen<br />
gekommen. Die Ursache: Ihr Körper nahm das Insulin<br />
sehr viel langsamer auf als angenommen, so dass<br />
ebenfalls ungewollt Überdosierungen entstanden. Eine<br />
langsamere Abgabe auf Basis dieses Wertes beseitigte<br />
das Problem jedoch, so die Wissenschaftler. Sie wollen<br />
ihr System nun weiter verbessern, so dass es nicht nur<br />
unter Laborbedingungen, sondern auch im täglichen Leben<br />
funktioniert. So soll in Zukunft beispielsweise ein<br />
Mik rochip für die Steuerung der Pumpen ausreichen und<br />
auch die Blutzuckermessung in den Venen soll durch einen<br />
unter die Haut implantierten Sensor ersetzt werden.<br />
Firas El-Khatib (Boston University) et al.: Science Translational Medicine,<br />
Bd. 2, Nr. 27, Artikel 27ra27<br />
List hilft bei der Rauchentwöhnung<br />
Fotos von Zigarettenstummeln dämpfen die Lust auf einen<br />
Glimmstängel<br />
Ein Foto von einer brennenden Zigarette löst in Rauchern<br />
einen geradezu unwiderstehlichen Drang aus, sich ebenfalls<br />
einen Glimmstängel anzustecken. Umgekehrt funktioniert<br />
das aber offensichtlich auch, wie Forscher der<br />
Julius-Maximilians-Universität Würzburg nun herausgefunden<br />
haben: Das Bild einer ausgedrückten Zigarette<br />
hemmt das Suchtzentrum im Gehirn und damit die Lust<br />
auf die Tabakwaren – vermutlich, weil das Bild das Ende<br />
des Rauchrituals symbolisiert. Die Forscher hoffen, Rauchern<br />
mit ihren Erkenntnissen bei der Entwöhnung von<br />
dem Suchtmittel helfen zu können, berichtet die Universität.<br />
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Bilder frisch<br />
entzündeter Zigaretten – ein Symbol für den Beginn<br />
des Rauchrituals – die Lust auf einen Glimmstängel bei<br />
Rauchern förderten. Die Wissenschaftler um Paul Pauli<br />
wollten nun überprüfen, ob auch das Gegenteil zutrifft.<br />
Dazu zeigten sie 20 Rauchern Fotos gerade erst entzündeter<br />
Zigaretten und solche von Zigarettenstummeln im<br />
Aschenbecher. Währenddessen zeichneten sie mit Hilfe<br />
eines Magnetresonanztomographen die Hirnaktivität der<br />
Probanden auf.<br />
Bei der Auswertung der Daten bestätigte sich die These<br />
der Forscher: Die Fotos brennender Zigaretten aktivierten<br />
die Suchtzentren im Gehirn, während Bilder<br />
ausgedrückter Zigaretten dämpfend wirkten. «Diese<br />
Reize, die das Ende des Rauchens markieren, sind also<br />
auf der einen Seite sehr klar mit dem Rauchen assoziiert,<br />
scheinen aber auf der anderen Seite das Suchtnetzwerk<br />
im Gehirn zu hemmen», sagt Pauli. In künftigen<br />
Studien wollen die Wissenschaftler untersuchen,<br />
ob Raucher in der Entwöhnungsphase kritische Situationen<br />
mit Hilfe von Fotos besser überstehen können.<br />
Pressemitteilung der Julius-ximilians-Universität Würzburg<br />
Paul Pauli (Universität Würzburg) et al.: Neuropsychopharmacology,<br />
Bd. 35, Nr. 5, S. 1209, doi:10.1038/npp.2009.227<br />
Restless-Legs-Syndrom Diagnose und Therapie<br />
in der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong><br />
«Rastlose Beine» gehören mit einer Häufigkeit von 7-10<br />
% zu den häufigsten neurologischen Krankheitsbildern<br />
und sind eine wesentliche Ursache für Schlafstörungen.<br />
RLS tritt häufiger auf als Parkinson, Migräne oder Diabetes.<br />
Lilo Habersack von der Deutschen Restless Legs<br />
Vereinigung e.V. spricht von einer Volkskrankheit. Die<br />
FAZ-Sonntagszeitung vom 24. August 2003 widmet die-<br />
26 27 37
wissenschaft<br />
sem Thema eine ganze Seite im Wissenschaftsteil. Aus<br />
der wir zunächst zitieren werden:<br />
«... Es ist ein Reißen, Kribbeln, Beißen, Brennen, Prickeln,<br />
Jucken, Ziehen, Stechen in Beinen oder Armen, das<br />
sich immer dann einstellt, wenn man zur Ruhe kommen<br />
will. ... RLS macht jede Entspannung unmöglich. Wer<br />
daran leidet, ermattet körperlich und geistig. Eine Belastungsprobe<br />
für die Partnerschaft. ... Begleitet werden<br />
die Symptome von einer innerlichen Hitze, als ob sie zu<br />
scharfen Chili gegessen hätten. ... Es ist nicht nur die<br />
Hitze, die sie zur Verzweiflung treibt: ,Bei einem Anfall<br />
rast das Herz. Eine Unruhe, von der der ganze Körper<br />
erfasst wird.‘ ...<br />
Als Ursache für die primäre - oder idiopathische - Form<br />
der Krankheit wird ein Gendefekt vermutet, der allerdings<br />
noch nicht näher erforscht ist. ...»<br />
Brigitte Kurella, Oberärztin vom Schlaflabor des Krankenhauses<br />
Berlin-Hellersdorf sagt zur Ursache:<br />
«... RLS ist sehr schwer zu erforschen, da sich der Defekt<br />
im Gehirn befindet, wodurch zentrale Botenstoffe nicht<br />
transportiert werden. Das ist eine Ebene, die schlecht<br />
zu analysieren ist. ... Sicher ist nur, dass es eine primäre,<br />
also vererbte, Variante gibt und eine sekundäre, erworbene,<br />
die als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen<br />
auftritt. Ein Erklärungsansatz für die sekundäre Form<br />
macht eine Störung der Übertragung des Botenstoffes<br />
Dopamin im Gehirn verantwortlich, sagt Heike Benes<br />
von der Neurologischen Klinik Schwerin: ,Auslöser können<br />
Nierenschäden, Schwangerschaften, Schilddrüsenfunktionsstörungen,<br />
rheumatische Arthritis, Hormonstörungen<br />
und Eisenmangel sein‘, besonders schwer treffe<br />
es Dialysepatienten, von denen zwischen 20 und 40 Prozent<br />
an RLS litten. ...»<br />
Deutsche Restless Legs Vereinigung e.V., Schillerstraße 3a, 80336 München.<br />
Telefon: 089 55028880, E-Mail: RLS_ev -AT- t-online -PUNKTde,<br />
www.restless-legs.org<br />
Diagnose und Therapie der <strong>Chinesische</strong>n<br />
<strong>Medizin</strong><br />
Die Analyse der Symptomatik des Restless-Legs-Syndroms<br />
nach Kriterien der traditionellen chinesischen <strong>Medizin</strong><br />
weist auf eindeutige Zeichen und Symptome einer<br />
Yang-Fülle- bzw. Feuer-Störung sowohl der Leber als auch<br />
des Herzens. Die Grundlage dieser Füllestörung ist in einer<br />
meist eher verborgenen Yin-Schwäche-Störung zu finden.<br />
Typische Symptome einer Schwäche des Yin sind:<br />
Ausgeprägte Blässe mit glanzloser Haut<br />
Extreme Müdigkeit, starkes Erschöpfungsgefühl,<br />
deutliches Krankheitsgefühl<br />
Wärme bzw. Hitze an den Handflächen und Fußsohlen<br />
oder in anderen Teilen des Körpers, rote Wangen,<br />
Innere Unruhe, Rastlosigkeit , Nervosität, Schlafstörungen<br />
Diffuse Ängstlichkeit<br />
Nachtschweiß, spontanes Schwitzen bei geringfügiger<br />
Tätigkeit<br />
Wundes Gefühl in der Lendengegend mit oder ohne<br />
LWS-Schmerzen, Schwächegefühl in der LWS<br />
Taubheitsgefühle, polyneuropathische Symptomatik<br />
mit Taubheit, Kribbeln, Missempfindungen<br />
Mundtrockenheit, trockene Schleimhäute, viel Durst<br />
Vergesslichkeit<br />
Ohrgeräusche, Schwindel<br />
Konzentrierter Urin<br />
<strong>Chinesische</strong> Diagnose: Yang-Fülle- bzw. Feuer-Störung<br />
des Herzens und der Leber Yin-Schwäche-Störung meist<br />
der Niere, selten zusätzlich auch der Leber.<br />
Das Therapieprinzip, also die Therapiestrategie, ist das<br />
Nähren des geschwächten Yin und das Harmonisieren<br />
des Yang.<br />
Therapeutische Möglichkeiten bei Schwäche des Yin:<br />
- Viel Ruhe, ausreichender Schlaf, weniger berufliche<br />
oder private Anspannungen bzw. Tätigkeiten.<br />
- Auch ausgewogene Ernährung nach den 5 Elementen<br />
und viel Ruhe beim Essen sind von großem therapeutischem<br />
Wert.<br />
- Stilles Qi-Gong mit Betonung des unteren Dan Tian<br />
wirkt auch Yin-nährend<br />
- In der Therapie stehen Heilkräuter (z. B. Reishi, also<br />
Ganoderma lucidum) im Vordergrund Ling Zhi ist der chinesische<br />
Name für Genoderma lucidum, Reishi der japanische<br />
Name, unter dem dieser Pilz im Westen bekannt<br />
geworden ist. Genoderma lucidum, bei uns wegen seines<br />
Aussehens Lackporling genannt, kommt in Europa<br />
in Auenwäldern, Hainbuchenwäldern und in trockenen<br />
Eichenwäldern vor. Ling Zhi bedeutet im <strong>Chinesische</strong>n<br />
Geistpflanze und wird auch «Pflanze der Unsterblichkeit»<br />
genannt. In Asien wird Reishi auch als Talisman von vielen<br />
Menschen benutzt. Reishi nährt das Yin der inneren<br />
Zang-Organe, also ihre Struktur.<br />
-Bei der Akupunkturtherapie der Yin Schwäche stehen<br />
Yin-nährende Punkte wie Ni. 3 Taixi, Ren 4 Guanyuan im<br />
Vordergrund. Aus Akupunktur Aktuell ,Stux<br />
Wenn Beine nerven<br />
Restless-Legs-Syndrom erweist sich als eine erbliche<br />
Nervenkrankheit<br />
Das sogenannte Restless-Legs-Syndrom mit dem chronischen<br />
Bewegungsdrang in den Beinen ist eine Erbkrankheit:<br />
Verwandte von Patienten besitzen ein erhöhtes<br />
Risiko, ebenfalls an der Nervenstörung zu erkranken.<br />
Dies hat ein kanadisches Forscherteam in einer Studie<br />
mit 671 Personen festgestellt. Allein in Deutschland leiden<br />
bis zu zehn Prozent der Bevölkerung an dem nur<br />
schwer oder gar nicht zu unterdrückenden Bewegungsdrang<br />
in den Beinen. Die chronische Störung gilt auch als<br />
eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen.<br />
Die neurologische Erkrankung beim Restless-Legs-Syndroms<br />
führt bei Patienten zu unangenehmen Gefühls-<br />
26 38<br />
27
wissenschaft<br />
störungen in den Beinen beim Setzen oder Hinlegen, die<br />
sich abends und nachts verschlimmern – und nachlassen,<br />
wenn der Erkrankte aufsteht und herumgeht. Dieser<br />
unbändige Bewegungsdrang hindert die Patienten<br />
oftmals daran, ein- und durchzuschlafen. Folgen sind<br />
chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungsabfall und<br />
– im schlimmsten Fall – Depressionen. Die Behandlung<br />
der Krankheit zielt daher primär auf die Linderung der<br />
Schlafbeschwerden ab. Symptome treten meist vor dem<br />
dreißigsten Lebensjahr auf, verschlimmern sich aber mit<br />
zunehmendem Alter. Frauen sind häufiger betroffen als<br />
Männer. Oftmals lassen sich keine direkten Ursachen<br />
für die Entstehung der Beschwerden feststellen. Sicher<br />
ist, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, schreiben<br />
die Wissenschaftler um Lan Xiong vom University of<br />
Montreal Hospital Centre.<br />
Nach der Untersuchung der 671 Personen steht fest,<br />
dass das Syndrom der unruhigen Beine eine der wenigen<br />
neurologischen Erkrankungen ist, die gehäuft innerhalb<br />
von Familien auftritt: Bei 77 Prozent der Probanden waren<br />
auch Familienmitglieder von der Krankheit betroffen.<br />
Besonders Geschwister von Leidtragenden haben ein<br />
mehr als drei Mal höheres Risiko zu erkranken. Kinder,<br />
deren Eltern am Restless-Legs-Syndrom leiden, sind<br />
einem doppelt so hohen Erkrankungsrisiko ausgesetzt.<br />
«Die von uns untersuchten Personen erkrankten im<br />
Schnitt im Alter von 28 Jahren», berichtet Xiong. Einen<br />
Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Krankheit<br />
unter Frauen und vorherigen Schwangerschaften konnten<br />
die Forscher ebenfalls feststellen. Ebenso könnten<br />
Eisenmangel und eine Vorerkrankung mit Arthritis eine<br />
Rolle bei der Entstehung führen.<br />
Nach Ansicht der Wissenschaftler ist eine Kombination<br />
von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen für<br />
das mit auffallender Häufigkeit innerhalb von Familien<br />
auftretende Syndrom der unruhigen Beine verantwortlich.<br />
Eine groß und langfristig angelegte Studie soll nun<br />
besonderes Augenmerk auf umweltbedingte Risikofaktoren<br />
legen. Das könnte eine genauere Darstellung und<br />
Bewertung der Krankheit erlauben, erklärt Xiong<br />
Lan Xiong (University of Montreal Hospital Centre) et al.: Archives of<br />
Neurology, Bd. 67, Nr. 5, S. 61. bdw<br />
VeT-<br />
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26 27 39
3-LÄNDER FORUM<br />
breite stÜtze der verbände für oda Kttc<br />
Delegierte sicherten Ausfallsbeitrag für Berufsfeldanalyse<br />
Bern. Die gemeinsame Berufsfeldanalyse der OdA’s<br />
von Komplementärtherapie und Alternativmedizin (OdA<br />
KTTC und OdA AM) ist mit 1. Mai 2010 gestartet worden.<br />
Das gab OdA KTTC Geschäftsführer Stephan Moor an<br />
der Delegiertenversammlung am 7. Juni in Bern bekannt.<br />
Das grosse gemeinsame Projekt wird im Auftrag des<br />
Bundesamts für Bildung und Technologie BBT durchgeführt<br />
und ist der vorläufig letzte Meilenstein auf dem Weg<br />
zu einem gesamtschweizerischen Berufsabschluss.<br />
Mit 31. August 2011 soll die Berufsfeldanalyse abgeschlossen<br />
werden. Wichtige Inhalte sind neben der<br />
Prozess-Zentrierung bzw. Prozess-Orientierung unter<br />
anderem die Abgrenzung der Berufsbilder gegenüber<br />
anderen Berufen (z.B. Med. Masseure, Psychologie u.a.).<br />
Auch die Positionierung gegenüber so genannten Steakholders,<br />
gemeint sind damit Anspruchsgruppen wie die<br />
Krankenkassen, deren Feedback zur Berufsfeldanalyse<br />
wichtig ist, damit es später keine Einsprüche und damit<br />
keine Verzögerungen mehr gibt. Geht alles planmässig<br />
voran und gibt es Ende August 2011 ein klares Ergebnis,<br />
dann könnte es mit der Umsetzung des Branchen-<br />
Diploms relativ schnell gehen, meint Moor. Auf genauere<br />
Prognosen könne er sich aber nicht einlassen.<br />
Wichtig für die Berufsverbände ist dabei: Die Methoden<br />
sind nicht in Frage gestellt. Es geht vielmehr um Bedarfsnachweise,<br />
um Kriterienkataloge der Fachrichtungen KT<br />
und AM. Ablauf der Berufsfeldanalyse ist ein vierstufiger<br />
Prozess: ein Grundlagenpapier, eine Bewertung (Valorisierung),<br />
dann Ergänzung (Validierung) und schliesslich<br />
die Vergleiche der Berufsbilder und der Kompetenzprofile.<br />
Das Branchen-Diplom wird die Bildungslandschaft in der<br />
Schweiz schätzungsweise ab 2012 bzw. 2013 auch für<br />
die Ausbildner und Schulen verändern. Fest stehen dürfte<br />
jedoch jetzt schon, dass der Ausbildungsabschluss nicht<br />
an einer „Höheren Fachschule“ erfolgen wird, sondern<br />
als „Branchenprüfung“ oder „Höhere Fachprüfung“.<br />
Die Passerelle bietet jetzt schon die Möglichkeit zu einem<br />
solchen Branchen-Diplom als Zulassung zum künftigen<br />
Berufsabschluss. Nicht zuletzt deshalb erfreut sich die<br />
Passerelle KT steigender Nachfrage. Bisher haben über<br />
450 TherapeutInnen die Passerelle KT abgeschlossen.<br />
Mit über CHF 300.000.- Umsatz zeigt sich das inzwischen<br />
als einer der grössten Budgetposten, was den<br />
prognostizierten Abgang etwas mildert.<br />
Wachsende Aufgaben - Grösseres Budget<br />
Die gewachsenen Aufgaben mit der Berufsfeldanalyse<br />
finden auch ihren Niederschlag im laufenden Budget<br />
der OdA KTTC. Statt der vorsichtig geschätzten CHF<br />
60.000.- beträgt die Projektsumme zum gemeinsamen<br />
Start mit der OdA AM derzeit insgesamt CHF 350.000,-.<br />
Allerdings: 60 Prozent davon werden vom BBT getragen.<br />
Doch ein grösserer Budgetbrocken muss dennoch vorübergehend<br />
und trotz einer vom BBT angeforderter Anstossfinanzierung<br />
von der OdA KTTC selbst aufgebracht<br />
werden. Der zu bedeckende Budgetansatz beträgt rund<br />
CHF 42.000,- für das laufende Geschäftsjahr. Die Delegierten<br />
stimmten mit deutlicher Mehrheit (24 JA-Stimmen<br />
bei 7 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen) für einen<br />
Finanzierungsbeitrag in Form einer einmaligen Erhöhung<br />
der Mitgliedbeiträge um CHF 5,- je Mitglied bis zum 4.<br />
Quartal – für den Fall, dass die beantragten Bundesmittel<br />
des BBT für die Berufsfeldanalyse bis dahin noch nicht<br />
flüssig wären. Erwartet wird (gleich wie bei der OdA AM)<br />
ein Finanzierungsbeitrag von rund CHF 50.000,- pro Jahr<br />
auf drei Jahre. Daran gebunden ist eine Projektkontrolle<br />
mittels überprüfbarer „Meilensteine“.<br />
Der OdA KTTC Vorstand erhielt bei der Delegiertenversammlung<br />
die Unterstützung der Mitgliederverbände<br />
Neu im OdK KTTC Vorstand (v.l.n.r.): Andrea Bürki, Thomas<br />
Studer (Präsident) und Bruno Kapfer.<br />
26 40<br />
27
3-LÄNDER FORUM<br />
Das Projekt der Berufsfeldanalyse leiten für die OdA<br />
KTTC Stephan Moor und Thomas Studer, für die OdA<br />
AM Rudolf Happle und Markus Senn.<br />
Neu im Vorstand:<br />
Andrea Bürki und Bruno Kapfer<br />
Als Nachbesetzung für ausgeschiedene Vorstandsmitglieder<br />
wurden von den 38 Delegierten die Basler Kinesiologin<br />
und KineSuisse Präsidentin Andrea Bürki sowie<br />
der aus Österreich stammende Cranio Suisse-Präsident<br />
Bruno Kapfer in den OdA KTTC Vorstand gewählt.<br />
Bruno Gutknecht hat seinen Sitz im Vorstand zurückgelegt.<br />
Stephan Moor wird die Geschäftsführung der OdA<br />
KTTC noch bis 31. Juni 2010 leiten. Danach wird der<br />
Vorstand unter dem Vorsitz von Thomas Studer als Team<br />
die Geschäfte der OdA KTTC führen.<br />
Die nächste Delegiertenversammlung der OdA KTTC findet<br />
am 15. November statt. Für diese Sitzung ist auch<br />
das Budget 2011 traktandiert.<br />
Harald Reiterer<br />
passerelle kt - ein lohnender prozess<br />
Reportage zu einem halben Jahr Passerelle KT mit<br />
der Methode Akupunktur Massage<br />
Mit der Passerelle KT steht uns heute bereits, auch<br />
für die Akupunktur Massage nach <strong>Radloff</strong>, die Zukunft<br />
offen in Richtung Komplementär-Therapeut.<br />
Erreichbar ist dazu das Branchendiplom KT. Die folgenden<br />
Zeilen sollen in einer Reportage dieses knapp<br />
sechsmonatige prozesshafte Modul inhaltlich etwas<br />
näher bringen.<br />
Nach der Anmeldung kommt Post von der OdA KTTC,<br />
ein dickeres Kuvert mit einer CD. „Passerelle KT – Version<br />
Frühling 2010“ steht auf der weissmatten Oberfläche,<br />
die gleich im CD-ROM Laufwerk meines PC verschwindet.<br />
Vier gelbe Ordner erscheinen, Grundlangen, Übersichten,<br />
Dossier A und B und Begleitbrief, den öffne ich<br />
zuerst. Klare Informationen erscheinen, eine Übersicht<br />
zum Kursablauf und Anleitungen, was ich jetzt für den<br />
ers ten Kurstag vorbereiten soll. Und so geht es ans Öffnen<br />
der weiteren Ordner, GL6 zum Beispiel, der beschäftigt<br />
gleich etwas mehr. Denn gefragt sind meine Kenntnisse<br />
über die Salutogenese von Aaraon Antonovsky und<br />
über die Ottawa-Charter der WHO. Jetzt müssen Internet,<br />
Google und Wikipedia herhalten.<br />
Bei der Salutogenese nach Antonovsky geht es um ein<br />
für die KT grundlegendes Modell, nämlich die Entstehung<br />
von Gesundheit. Kurz gefasst geht es um äussere<br />
Bedingungen für einen Gesundungsprozess und die<br />
für uns Therapeuten wichtige Grundlage: Ist ein Patient<br />
von seiner Gesundung überzeugt, wird er schneller<br />
vollständig gesund. Zentrale Frage ist, warum manche<br />
Menschen überhaupt krank werden oder andere gesund<br />
bleiben. Ein interessantes Thema zum vertiefen. Ich lese<br />
und suche im Internet nach weiteren Informationen.<br />
Ohne es bemerkt zu haben, bin ich schon mitten drin – in<br />
meinem eigenen KT Prozess. Und die Ottawa-Charter<br />
der UNO-Gesundheitsorganisation WHO, ein Bericht zur<br />
ersten internationalen Gesundheitskonferenz, die am<br />
21. November 1986 im kanadischen Ottawa abgehalten<br />
worden war, erweitern ebenso meine komplementärtherapeutischen<br />
Kenntnisse über das Thema „Gesundheitsförderung“.<br />
Neugier und Erwartung begleiten den Weg zum ersten<br />
Kurstag in der ApaMed Schule in Rapperswil/Jona. Die<br />
Erwartung, dass die ganze Sache irgendwie verständlich<br />
sein würde, erfüllt sich schon nach wenigen Minuten.<br />
Kursleiterin Anne Mäder führt professionell durchs Programm<br />
der vier Kurseinheiten. Wegleitungen werden ausgeteilt,<br />
verständliche Erklärungen führen zu den ersten<br />
Arbeitsschritten: ein umfassendes Persönlichkeitsprofil<br />
wird die Einleitung in den Ordner darstellen, der im Laufe<br />
der nächsten Wochen und Monate entsteht.<br />
In der ersten Vertiefung für dieses zu erstellende Dossier<br />
geht es um die eigenen Kenntnisse zur Methode und<br />
um andere Fähigkeiten, kurz um die Dokumentation der<br />
eigenen Kompetenzen. Schön und einfach ist es, alle<br />
Zeugnisse und Weiterbildungsbestätigungen zu Hause<br />
zu ordnen und gesammelt abzulegen. Unter Kompetenzen<br />
stellt sich die Passerelle KT jedoch etwas Anders<br />
vor. Schon die Fragestellungen sind abstrakt und<br />
schwierig zu lesen. „Wissenschaftsdeutsch“ erläutert die<br />
Kollegin aus der Kinesiologie neben mir. Wir bilden Arbeitsgruppen<br />
und treffen uns zwischen den Kurstagen.<br />
Gemeinsam schaffen wir es, die geforderten Formulierungen<br />
in den PC und aufs Papier zu bringen.<br />
Wir suchen und besprechen ab dem 2. Kurs unsere Fallstudie<br />
und wie die aufbereitet werden soll. Gleichzeitig<br />
werden die Kompetenzen weiter aufgearbeitet. Langsam<br />
kommen wir alle mit der OdA-Sprache zurecht. Es ist<br />
ein millimetergenaues Beschreiben der Fähigkeiten, die<br />
durch Ausbildungen oder durch praktische Erfahrung erworben<br />
wurden. Die Kopien und Nachweise dieser Kompetenzen<br />
werden geordnet und im Teil B abgelegt.<br />
500 Stunden<br />
Dort im Teil B befindet sich auch das Blatt „Kompetenzbestätigung<br />
Methode KT“, in dem die Stunden-Nachweise<br />
für die Ausbildungen eingetragen werden. Limit<br />
sind 500 Stunden – für ESB/<strong>APM</strong> überhaupt erreichbar?<br />
26 27 41
3-LÄNDER FORUM<br />
Ja schon, mit zusätzlichen Bildungen und Nachweisen.<br />
Momentan ist das die Voraussetzung. Denn Akupunkt(ur)<br />
Massage (nach <strong>Radloff</strong> wie auch Penzel) sind offiziell<br />
noch keine KT-Methode. Doch Sinn der Passerelle KT<br />
ist es, vor allem die Praxiserfahrung anzurechnen. 20<br />
Stunden pro Jahr sind möglich, maximal 160. Es werden<br />
jedoch auch Ausbildungen und Kompetenzen in anderen<br />
Bereichen angerechnet. Dafür gibt es ein eigenes Unterkapitel<br />
B 5 zur „Kompensation“.<br />
Das gefestigte Bild über die eigenen Kompetenzen bestimmt<br />
den 3. Kurstag. Die Fallstudie ist nun fertig und<br />
wird korrigiert. Das Dossier nimmt eine endgültige Form<br />
an, der letzte Schliff erfolgt wieder zu Hause und im Kontakt<br />
mit Kolleginnen. Und während ich noch den Salutogenese-Prozess<br />
meiner Fallstudie durchleuchte, fällt<br />
es mir eines Tages wie Schuppen von den Augen: es ist<br />
mein Prozess, den ich hier über Wochen erlebe. Es war<br />
schon ein ordentlicher Aufwand, aber eine bereichernde<br />
Erfahrung.<br />
Auf das Konto der Heimarbeit gehen viele Stunden in<br />
den letzten Wochen. Wie viele? Mehrere Abende und<br />
manchmal auch „Schreib-Tage“ am Wochenende. Eine<br />
letzte Kontrolle und der Ordner wird abgeschickt, zur<br />
Überprüfung durch die Experten der OdA KTTC. Der 4.<br />
Kurstag ist dem Expertengespräch gewidmet und der<br />
Präsentation einer ausgelosten KT-Kompetenz.<br />
„Ich arbeite jetzt bewusster in meiner Praxis“ – diesen<br />
Satz habe ich schon öfter gehört auf meine Frage, was<br />
die Passerelle bringt. Jetzt höre ich mich den Satz selber<br />
sagen. Selten ein Lehrgang, der nicht bloss Inhalte,<br />
sondern eine Erfahrung vermittelt, eben einen Prozess.<br />
Und diese Zentrierung vermittelt die Passerelle KT, nebst<br />
Diplom. Die 1350 Franken dafür waren eine gute Investition.<br />
Ich kann sagen, es hat sich gelohnt.<br />
Harald Reiterer<br />
Die Passerelle KT bringt die eigene Kompetenzen auf Papier<br />
Nächste Passerellen KT 2010/2011<br />
Sämtliche Angaben erfolgen ohne Gewähr - massgebend sind die Angaben unter www.komplementaer.org<br />
PKT 38 PKT 39 PKT 40 PKT 41 PKT 42 PKT 43 PKT 44<br />
Rapperswil Zürich Bern Neuchâtel Zürich Basel Ticino<br />
Jona<br />
Montag Dienstag Mittwoch Jeudi Freitag Samstag Sabato<br />
20.09.10 21.09.10 15.09.10 23.09.10 24.09.10 18.09.10 25.09.10<br />
08.11.10 02.11.10 10.11.10 04.11.10 05.11.10 06.11.10 13.11.10<br />
13.12.10 14.12.10 15.12.10 16.12.10 17.12.10 18.12.10 18.12.10<br />
24.01.11 25.01.11 26.01.11 27.01.11 28.01.11 29.01.11 29.01.11<br />
26 42<br />
27
3-LÄNDER FORUM<br />
SCHWEIZ<br />
Betreut durch Imelda <strong>Radloff</strong><br />
GV 2010<br />
Das Protokoll der GV wird in der nächsten Ausgabe<br />
veröffentlicht. Anfragen bezüglich der Beschlüsse bitte<br />
an Imelda <strong>Radloff</strong>/U.Truffer, Vet-Büro.<br />
KOMPLEMENTÄRMEDIZIN<br />
DEUTSCHLAND<br />
Betreut durch Walter Schwarz<br />
und Reinhard Bayerlein<br />
ÖSTERREICH<br />
Betreut durch Judith Klotz<br />
Über das Thema Komplemetärmedizin wurde in letzter<br />
Zeit viel diskutiert. Anbei ein paar Meinungen aus verschiedenen<br />
Tageszeitungen zum Thema.<br />
Bundesrat mit Nebenwirkungen<br />
Homöopathie ist Voodoo-<strong>Medizin</strong> aus Wasser und<br />
Zucker. Die Schweiz verankert diesen Aberglauben im<br />
staatlichen Gesundheitswesen.<br />
Dürfen Ärzte im Rahmen des staatlichen Gesundheitswesens<br />
den Patienten «Medikamente» verschreiben,<br />
die bloss aus reinem Wasser oder Zucker bestehen?<br />
Dürfen Homöopathen den Leuten Wasser und Zucker als<br />
Heilmittel andrehen und über die obligatorische Grundversicherung<br />
abrechnen? Da dies eine heikle Frage ist,<br />
erstaunt es nicht, wenn sich Interessenvertreter aus dem<br />
Parlament heimlich beraten, wie man Wasser und Zucker<br />
trotzdem als «Medikamente» verkaufen könnte. Peinlich<br />
allerdings wird es, wenn unser Gesundheitsmini ster<br />
Didier Burkhalter, wie die Nachrichtensendung «10 vor<br />
10» aufgedeckt hat, ebenfalls zu einem Geheimtreffen<br />
mit Komplementärmedizinern einberuft. Denn es ist ein<br />
offenes Geheimnis: Die allermeisten homöopathischen<br />
«Medikamente» sind so stark verdünnt, dass in den<br />
Wässerchen mit absoluter Sicherheit kein einziges wirksames<br />
Molekül mehr enthalten ist.<br />
Auch wenn die Politiker dies noch nicht bemerkt haben,<br />
für die Homöopathie wurde am 22. Februar 2010 das<br />
Ende eingeläutet. Ohne Geheimtreffen, in aller Öffentlichkeit.<br />
Die parlamentarische Kommission für Wissenschaft<br />
und Technologie in England hat an dem Tag ihren<br />
Bericht über «Medikamente» aus reinem Wasser und<br />
Zucker veröffentlicht. Die zuvor durchgeführten Hearings<br />
waren öffentlich und machen die Runde auf Facebook<br />
und Youtube. Sie haben Unterhaltungswert, trotz<br />
dem nüchternen Resultat: «Homöopathie wirkt nicht,<br />
ausser dass sie wie ein Placebo ‹wirkt›. Die Behauptungen,<br />
warum die Homöopathie wirken solle, sind nicht<br />
einleuchtend. Es gibt keinerlei Grund, weitere klinische<br />
Studien im Zusammenhang mit Homöopathie durchzuführen.»<br />
Homöopathische Spitäler seien zu schliessen.<br />
Die Medicines and Healthcare Products Regulatory<br />
Agency (ent spricht unserer Swissmedic) dürfe keine<br />
homöopathi schen Medikamente mehr zulassen, welche<br />
medizinische Versprechungen ohne Evidenz für die<br />
Wirkung aufwiesen. Das ist das Ende der staatlichen Zulassungsverfahren<br />
für homöopathische Produkte.<br />
Wirkstoff «psychosozialer Kontext »<br />
In Grossbritannien gibt es also Parlamentarier, die<br />
endlich und nach 200 Jahren ergebnisloser Homöopathie-Forschung<br />
zur Einsicht gelangt sind, dass man<br />
diesem Voodoo ein Ende setzen soll. Und bei uns? Hier<br />
verlangen Ständeräte wie Rolf Büttiker (FDP/SO), dass<br />
nun endlich der Volkswille umgesetzt werde. Schliesslich<br />
hätten 67 Prozent der Leute sich zur Alternativmedizin<br />
bekannt. Die Forderung geht sogar weiter als das,<br />
was man in England endlich hinauskippen will. Hierzulande<br />
soll die Alternativmedizin nämlich Bestandteil<br />
des normalen <strong>Medizin</strong>er-Curriculums werden. Weil kein<br />
rationaler Professor diese «Lehre», oder besser Leere,<br />
bieten kann, würden wir neu eine stattliche Anzahl von<br />
Alternativmedizin-Lehrstühlen brauchen.<br />
Selbstverständlich gibt es auch in der Schweiz vereinzelte<br />
Parlamentarier, die es wagen, die Wirkungsweise<br />
der Homöopathie anzuzweifeln. Gemäss SVP-Nationalrat<br />
Toni Bortoluzzi besteht keinerlei Handlungsbedarf: Kein<br />
homöopathisches Medikament werde die Zulassung erhalten,<br />
schliesslich hätten wir im Artikel 32 des Bundesgesetzes<br />
über die Krankenversicherung die Auflage,<br />
dass Leistungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung<br />
wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich<br />
sein müssen. Warten wir es ab! Da die Wissenschaft<br />
weiss, dass die Homöopathie nicht wirksam ist, geht es<br />
in der Schweiz von nun an wahrscheinlich nur noch um<br />
Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die Wirksamkeit<br />
verkommt zur Bagatelle.<br />
Tatsächlich sind viele Menschen mit der Homöopathie<br />
zufrieden. Nicht nur die 67 Prozent, die der Volksinitiative<br />
für die Komplementärmedizin zugestimmt haben,<br />
auch in ausländischen Umfragen sind es fast 70 Prozent<br />
der Leute. Dass die meisten homöopathischen Wässerchen<br />
bloss reines Wasser sind, wollen diese Leute nicht<br />
wissen. Zudem glauben sie, der Placeboeffekt sei eine<br />
Wirkung über die Wirkung hinaus. Dazu ist eben im Lancet<br />
eine Studie erschienen, die eine neue Dimension des<br />
Placeboeffekts aufzeigt: Es gehe nicht bloss darum, ob<br />
Pillen rot oder die Nadel dick ist, sondern der «psychosoziale<br />
Kontext» sei quasi ein zusätzlicher «Wirkstoff».<br />
Daher weigern sich Homöopathen, Doppelblindstudien<br />
zu machen, weil ohne Suggestion beim Patienten nichts<br />
läuft. Zumindest muss er dran glauben, Wasser könne<br />
sich an Wirkstoffe erinnern!<br />
Das Geheimtreffen der Alternativmediziner mit unserem<br />
Bundesrat ist ein eindeutiger «psychosozialer Kontext».<br />
Je mehr Würdenträger in unserem Land sich über die evidenzbasierte<br />
<strong>Medizin</strong> lustig machen und ihren persönlichen<br />
Glauben als Stand des Wissens betrachten, desto<br />
mehr werden sie zu Helfershelfern des Placeboeffekts.<br />
Sollte die persönliche Zufriedenheit eines Bundesrats<br />
zum Argument für die Wirksamkeit werden, dann wird<br />
der Bundesrat zum Beipackzettel für homöopathi sche<br />
Mittel. Swissmedic müsste logischerweise einen Warn-<br />
26 27 43
3-LÄNDER FORUM<br />
hinweis für Globuli verlangen: «Achtung. Dieses Präparat<br />
enthält absolut keine Wirkstoffe und hat somit<br />
keine Wirkung. Sollten Sie eine Wirkung verspüren, liegt<br />
es an Ihrem Glauben. Sie waren nicht krank, leiden jetzt<br />
aber unter einem Wahn. Zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen<br />
fragen Sie Ihren Bundesrat.»<br />
Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 10/10<br />
Alternativmedizin ja – aber nur in der Theorie<br />
<strong>Medizin</strong>studenten sind bereit, auch einige Stunden<br />
alternative Heilmethoden pro Semester zu lernen.<br />
Das Volk hat es mit dem Verfassungsartikel zur<br />
Komplementärmedizin implizit gutgeheissen, und<br />
Gesundheitsminister Didier Burkhalter ist bereits an der<br />
Umsetzung: Wer in der Schweiz Human- oder Tiermedizin<br />
studiert, soll künftig obligatorisch auch in komplementärmedizinischen<br />
Heilmethoden unterrichtet werden.<br />
Nun melden sich dazu erstmals jene zu Wort, die davon<br />
betroffen sind – und dies mit einigen Vorbehalten:<br />
Der Verband der Schweizer <strong>Medizin</strong>studierenden<br />
(Swimsa) ruft die Politik auf, bei der Umsetzung des<br />
Anliegens Augenmass zu bewahren. «Wir wollen etwas<br />
mehr Realismus in die Diskussion bringen», sagt<br />
Swimsa-Vizepräsident Marius Schlienger. Denn es entstehe<br />
mitunter der Eindruck, dass niemand so genau<br />
wisse, was man mit dem berechtigten Anliegen der<br />
Komplementärmedizin Ausbildung in der Praxis überhaupt<br />
anfangen solle.<br />
In ihrem Positionspapier anerkennen die <strong>Medizin</strong>studenten<br />
grundsätzlich den Stellenwert der Alternativmedizin<br />
und erachten es auch als nötig, diese in der Ausbildung<br />
angemessen zu berücksichtigen. Sie warnen aber davor,<br />
die Latte zu hoch zu legen. «Wir wollen auf jeden Fall<br />
verhindern, dass die schulmedizinische Ausbildung darunter<br />
leidet», sagt Schlienger.<br />
Auch Forschung intensivieren<br />
Konkret heisst dies, dass die Studenten zwar lernen wollen,<br />
welche alternativen Heilmethoden es überhaupt gibt<br />
und gegen welche Leiden sie eingesetzt werden können.<br />
Von einer Ausbildung zur praktischen Anwendung<br />
halten sie aber nichts. Gerade das Praktizieren der<br />
Komplementärmedizin habe viel mit persönlicher<br />
Überzeugung und Motivation zu tun, schreibt die Swimsa.<br />
«Ein Facharzt, der halbherzig einen Pflanzenextrakt verschreibt,<br />
verfehlt sein Ziel automatisch.»<br />
Im Weiteren wehren sich die Studenten dagegen, im<br />
Studium die ganze Palette der alternativen Therapien<br />
abzuhandeln. Sie möchten nur in Fachrichtungen<br />
unterrichtet werden, die den wissenschaftlichen<br />
Anforderungen einer evidenzbasierten <strong>Medizin</strong> genügen.<br />
Darum verlangen sie, dass parallel zur Lehre auch<br />
die Forschung intensiviert wird. Und schliesslich wollen<br />
die Studenten in die Planung der Universitäten und<br />
Fachgesellschaften einbezogen werden, auch was die<br />
Zahl der Ausbildungsstunden betrifft. Eine Obergrenze<br />
haben sie zwar nicht definiert. Sie pochen aber darauf,<br />
dass der Unterricht nicht zulasten des herkömmlichen<br />
Stoffes geht.<br />
Offizielle Akzeptanz der Komplementärmedizin<br />
Am Beginn eines langen Wegs durch die Instanzen.<br />
Vor einem Jahr hat das Volk Ja zur besseren Berücksichtigung<br />
der Komplementärmedizin durch Bund<br />
und Kantone gesagt. Auf dem Weg zur Aufnahme alternativmedizinischer<br />
Methoden in die Grundversicherung<br />
ist bisher noch nicht viel geschehen.<br />
Ein Jahr nach dem mit einem Stimmenanteil von 67<br />
Prozent überwältigenden Ja von Volk und Ständen zur<br />
Komplementärmedizin hat sich auf Bundesebene erst<br />
wenig getan. Dem damaligen Gesundheitsminister<br />
Pascal Couchepin sagte man nach, dass er wenig übrig<br />
hatte für die <strong>Medizin</strong> der Kügeli und Natursalben.<br />
Sein Nachfolger Didier Burkhalter wird sich nun aber<br />
der Thematik annehmen müssen. Er hat denn auch<br />
in Aussicht gestellt, dass bis Ende Jahr sowohl hinsichtlich<br />
der Aufnahme komplementärmedizinischer<br />
Methoden in den Leistungskatalog der obligatorischen<br />
Krankenversicherung als auch bei der Einfügung alternativmedizinischen<br />
Wissens in die Lehrpläne an den medizinischen<br />
Fakultäten erste Entscheide fallen werden.<br />
Ausbildung der Ärzte<br />
Vorstösse im Parlament unterstreichen die Forderung<br />
nach Umsetzung des Volkswillens. Die bereits im Juni<br />
vergangenen Jahres von Nationalrätin Edith Graf-Litscher<br />
(SP.) lancierte parlamentarische Initiative zur universitären<br />
Vermittlung komplementärmedizinischen Wissens<br />
an angehende Ärzte, Zahnärzte und Apotheker hatte die<br />
zuständige ständerätliche Kommission in eine Motion<br />
umgewandelt, die die kleine Kammer in der Märzsession<br />
überwies. Der Bundesrat schloss sich dem Anliegen<br />
an und versprach, dieses im Rahmen der Revision des<br />
<strong>Medizin</strong>alberufegesetzes aufzunehmen. Er kündigte an,<br />
den Revisionsentwurf Ende Jahr in die Vernehmlassung<br />
Die Komplementärmedizin soll in der Grundversicherung,<br />
aber auch an den Universitäten ihren Platz finden.<br />
26 44<br />
27
3-LÄNDER FORUM<br />
zu schicken. Die Komplementärmedizin hat dabei bereits<br />
heute an den meisten medizinischen Fakultäten<br />
Einzug gehalten. So sind im Rahmen des Curriculums<br />
für angehende Ärzte zwischen 36 (Lausanne) und 116<br />
Stunden (Zürich) für entsprechende Angebote vorgesehen.<br />
Einzig Genf verzichtet auf die Vermittlung jeglicher<br />
Komplementärmedizin.<br />
Der Verband der Schweizer <strong>Medizin</strong>studierenden<br />
(Swimsa) zeigt sich indessen skeptisch gegenüber den<br />
Entwicklungen und äussert praktische Vorbehalte. Zwar<br />
anerkennen die <strong>Medizin</strong>studenten den Stellenwert, den<br />
die alternative <strong>Medizin</strong> in der Bevölkerung geniesst. Doch<br />
fordern sie, dass die Komplementärmedizin im Rahmen<br />
ihrer Ausbildung auf die Vermittlung der gängigsten<br />
Methoden beschränkt bleibe. Die Wissensvermittlung<br />
zur Komplementärmedizin dürfe nicht auf Kosten der<br />
schulmedizinischen Lernziele erfolgen.<br />
Weiter verlangen die angehenden <strong>Medizin</strong>er, dass die<br />
Lehre der Komplementärmedizin denselben wissenschaftlichen<br />
Kriterien genüge wie die schulmedizinischen<br />
Studienfächer.<br />
Die <strong>Medizin</strong>studenten wenden sich dabei nicht gegen<br />
die Vermittlung von Kenntnissen in komplementärmedizinischen<br />
Methoden. Sie wollen aber nicht, dass sie<br />
künftig gezwungen werden, die Anwendung alternativer<br />
Heilmethoden zu erlernen. Sie verlangen von der<br />
Alternativmedizin Offenheit gegenüber der wissenschaftlichen<br />
Prüfung ihrer Methoden nach den Kriterien<br />
der evidenzbasierten <strong>Medizin</strong>.<br />
Aufnahme im Leistungskatalog<br />
Doch nicht nur an den Universitäten soll die<br />
Komplementärmedizin Einzug halten, sondern sie soll<br />
auch in der obligatorischen Grundversicherung ihren<br />
Platz finden. Das war ein zentrales Anliegen der Initianten,<br />
die ihr Begehren vor der Abstimmung zugunsten des<br />
Gegenvorschlags zurückgezogen hatten. Es ging dabei<br />
um Leistungen der anthroposophischen <strong>Medizin</strong>, der<br />
Homöopathie, der Neuraltherapie, der Pflanzenheilkunde<br />
und der traditionellen chinesischen <strong>Medizin</strong> (TCM).<br />
Ende April haben nun die Fachgesellschaften der verschiedenen<br />
Disziplinen Gesuche um Aufnahme ihrer<br />
Leistungen in den Leistungskatalog der obligatorischen<br />
Krankenpflegeversicherung eingereicht.<br />
Das Eidgenössische Department des Inneren (EDI)<br />
hielt dazu fest, dass für die Aufnahme komplementärmedizinischer<br />
Leistungen in die Grundversicherung<br />
noch immer die gleichen Bestimmungen gelten wie<br />
vor der Abstimmung vom Mai 2009. Das heisst,<br />
dass die Leistungen die Kriterien der Wirksamkeit,<br />
Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW) zu<br />
erfüllen haben. Dabei werde auch die sogenannte<br />
Alltagswirksamkeit berücksichtigt.<br />
Da sich im Weiteren bezüglich der Anforderungen<br />
nichts geändert hat, ist eine heftige Debatte, wie vor<br />
Jahren unter Gesundheitsminister Couchepin, die sich<br />
zum Glaubenskrieg ausweitete, auch heute nicht auszuschliessen.<br />
Es wird sich zeigen, inwiefern es dem<br />
neuen Gesundheitsminister gelingt, die Akteure zur<br />
Sachlichkeit anzuhalten. Die Gesuche werden zunächst<br />
von der Eidgenössischen Kommission für allgemeine<br />
Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK) geprüft, wobei<br />
sie dazu auch Experten beiziehen dürfte. Die ELGK hat<br />
sodann die Anträge zu bewerten und ihre Empfehlung<br />
zuhanden des EDI abzugeben.<br />
Schliesslich soll auch die Marktzulassung für<br />
Medikamente der Alternativmedizin erleichtert werden.<br />
Die entsprechende Revision des Heilmittelgesetzes hat<br />
bereits das Vernehmlassungsverfahren durchlaufen.<br />
Zurzeit findet die Auswertung der Antworten statt.<br />
ZUKUNFT KOMPLEMENTÄRMEDIZIN<br />
cs. · Am 17. Mai 2009 befürworteten die Stimmbürger mit<br />
67 Prozent Ja-Anteilen den direkten Gegenvorschlag zur<br />
Volksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin». Sämtliche<br />
Kantone unterstützten die neue Verfassungsbestimmung.<br />
Diese lautet: «Bund und Kantone sorgen im Rahmen<br />
ihrer Zuständigkeiten für die Berücksichtigung der<br />
Komplementärmedizin.» Wie weit die Alternativmedizin<br />
damit in das von der öffentlichen Hand gestaltete und<br />
subventionierte Gesundheitssystem zu integrieren ist,<br />
bleibt nach dem Wortlaut den Gesetzgebern in Bund<br />
und Kantonen überlassen.<br />
Doch war im Vorfeld der Abstimmung von den Initianten,<br />
die ihr Volksbegehren zugunsten des Gegenentwurfs zurückgezogen<br />
hatten, klar gefordert worden, dass komplementärmedizinische<br />
Methoden Aufnahme in die obligatorische<br />
Grundversicherung finden müssen, soweit sie<br />
von Schulmedizinern mit Zusatzausbildung angeboten<br />
werden. Ebenso sollte die Komplementärmedizin ihrer<br />
Ansicht nach in Lehre und Forschung Berücksichtigung<br />
finden. Das heisst, die angehenden Ärzte wären mit ihren<br />
Grundsätzen im Studium vertraut zu machen. Weiter<br />
forderten sie, die Arzneimittelvielfalt zu erhalten, sowie<br />
nationale Diplome für nichtärztliche Therapeuten.<br />
ANSPRECHPARTNER<br />
Imelda <strong>Radloff</strong><br />
Internet:<br />
www.tcm-radloff.ch und www.vitalpilzvertrieb.ch<br />
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SCHWEIZ<br />
Betreut durch Imelda <strong>Radloff</strong><br />
DEUTSCHLAND<br />
Betreut durch Walter Schwarz<br />
und Reinhard Bayerlein<br />
ÖSTERREICH<br />
In Deutschland fand der Kongress in Rothenburg statt.<br />
Näheres im Heft. An dieser Stelle nochmals die komplette<br />
Stellungnahme der AGTCM zum Thema ISO für<br />
die deutschen Kollegen.<br />
Betreut durch Judith Klotz<br />
26 27 45
3-LÄNDER FORUM<br />
ISO (Information der AGTCM-Deutschland)<br />
Antrag der chinesischen ISO-Organisation auf Normierung<br />
der TCM:<br />
Ist die TCM weltweit normierbar? Die AGTCM bezieht<br />
Position<br />
Rothenburg o.d. Tauber, 14. Mai 2010: Viele Menschen<br />
– und das gilt für Therapeuten ebenso wie für Patienten<br />
– schätzen die Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> (TCM),<br />
weil sie eine ganzheitliche <strong>Medizin</strong> ist und eine individuelle<br />
Behandlung ermöglicht, die nicht nur die Körperfunktionen<br />
betrachtet, sondern auch psychologische,<br />
emotionale und soziale Aspekte einschließt. Jetzt hat<br />
die chinesische Gesellschaft der International Organization<br />
for Standardization (ISO) eine weltweite Normierung<br />
der TCM beantragt und damit die Frage in den Raum<br />
ge stellt, ob und ggf. wie die TCM weltweit normierbar<br />
ist. Die AGTCM, Arbeitsgemeinschaft für Klassische<br />
Akupunktur und Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> e.V.,<br />
nahm am 14. Mai 2010 auf ihrem diesjährigen TCM Kongress<br />
Rothenburg (11.-16.05.2010) ausführlich Stellung<br />
zu diesem Antrag.<br />
Zum Hintergrund<br />
Bereits im Februar 2009 hatte die chinesische Standardisierungsorganisation,<br />
die Standardization Administration<br />
of China (SAC), bei der Internationalen Standardization<br />
Organisation (ISO) einen vorläufigen Antrag<br />
auf die weltweite Normierung der TCM eingereicht. Die<br />
ISO hat weltweit 161 Mitglieder, wobei jedes Land durch<br />
eine Organisation vertreten wird; in Deutschland ist es<br />
das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin. Ende<br />
2009 wurde der chinesische Antrag durch eine Mehrheit<br />
von 14 zu 5 Stimmen der beteiligten ISO-Länderorganisationen<br />
angenommen, auch durch Länder allerdings,<br />
in denen TCM kaum praktiziert wird wie Kamerun und<br />
Ghana. Damit wurde der weltweite Normierungsprozess<br />
der TCM unwiderruflich angestoßen, der voraussichtlich<br />
auch auf deutsche TCM-Therapeuten und TCM-Ausbildungsstätten<br />
weit reichende Auswirkungen haben wird.<br />
Zum ISO-Normierungsprozess<br />
Nach der grundsätzlichen Annahme des weltweiten<br />
Normierungsprozesses für TCM wurde innerhalb der ISO<br />
das TCM Technical Committee (TC) gebildet, das den<br />
Prozess steuert und die Normierung am Ende erstellt.<br />
Dazu werden in allen Ländern so genannte Spiegel-<br />
Komitees gebildet, in denen alle interessierten Organisationen<br />
an der Normierung mitarbeiten können. In einem<br />
Abstimmungsprozess, der meist mehrere Jahre dauert,<br />
werden von allen beteiligten ISO-Länderorganisati onen<br />
Normierungen vorgeschlagen und diskutiert. Standards,<br />
die am Ende eine Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten,<br />
werden gültig für alle Organisationen, die danach eine so<br />
genannte ISO-Zertifizierung erhalten möchten. Sowohl<br />
die Mitarbeit im Normierungsprozess als auch die Erlangung<br />
der ISO-Zertifizierung sind kostenpflichtig und mit<br />
Gebühren an die ISO bzw. das DIN verbunden.<br />
Die Inhalte der TCM-Normierung<br />
Die Bereiche, in denen die TCM normiert werden soll,<br />
sind sehr grundlegend und umfassend. Dazu gehören<br />
zum Beispiel: TCM-Terminologie, Qualitätskontrolle und<br />
Testmethoden für chinesische Kräuter, TCM-Diagnose<br />
und -Behandlung, TCM-Ausbildung, Sicherheit bei TCM-<br />
Dienstleistungen, Leistungserbringung und Qualitätskontrolle<br />
in der TCM, Qualitätsstandards für Arbeitsgeräte<br />
und Apparaturen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will<br />
das TCM Technical Committee die folgenden Bereiche<br />
normiert haben: Terminologie der TCM, Terminologie der<br />
chinesischen Kräuterheilkunde, Nomenklatur und Ortsbestimmung<br />
der Akupunkturpunkte, Nomenklatur und<br />
Ortsbestimmung der Ohr-Akupunkturpunkte, Standardanwendungen<br />
für Moxibustion, Standardanwendungen<br />
für Kopfakupunktur und Standards für Akupunkturnadeln.<br />
Wie die inhaltliche Ausgestaltung der Standards<br />
im einzelnen aussehen soll, ist bisher nicht festgelegt,<br />
sondern wird im Laufe des Normierungsprozesses von<br />
den beteiligten Technical Committees der Länder definiert.<br />
Ohne Zweifel wird sie aber weit reichende Folgen<br />
auch für die Anwendung und Ausbildung der TCM in<br />
Deutschland haben.<br />
Die Position der AGTCM<br />
Um es direkt vorweg zu sagen: Auch die AGTCM und<br />
andere TCM-Organisationen in Deutschland bemühen<br />
sich seit Jahren um die Festlegung von Qualitätsstandards<br />
in Ausbildung und Anwendung der TCM. So hat<br />
die AGTCM für ihre sechs Kooperations schulen längst<br />
Qualitätskriterien für die TCM-Ausbildung definiert. Eine<br />
weltweite Normierung im Sinne der ISO sieht die AGTCM<br />
jedoch kritisch. Die TCM wurde über Jahrtausende in<br />
China entwickelt und bot immer eine natürlich gewachsene<br />
Vielfalt an Therapie- und Diagnosemöglichkeiten.<br />
Und gerade das ermöglicht die individuelle Anpassung<br />
von Diagnostik und Therapie an jeden Patienten – eine<br />
der großen Stärken der TCM. „Eine internationale Normierung“,<br />
befürchtet Nils von Below, Erster Vorsitzender<br />
der AGTCM, „würde die kulturellen Unterschiede in der<br />
26 46<br />
27
3-LÄNDER FORUM<br />
Anwendung der TCM nivellieren. Eine ISO-Norm würde<br />
die jeweiligen kulturellen Prägungen der Patienten und<br />
Therapeuten nicht mehr berücksichtigen. Damit ginge<br />
der einzigartige Charakter der TCM als individuell ausgerichtete<br />
<strong>Medizin</strong> verloren – und zwar eindeutig auf<br />
Kos ten der Patienten und ihrer Behandelbarkeit.“<br />
In den letzten Jahrzehnten hat die TCM auch in der<br />
westlichen Welt ein starke Verbreitung gefunden, wo sie<br />
ebenfalls – den jeweiligen soziokulturellen Gegebenheiten<br />
der Länder entsprechend – weiter erforscht und angepasst<br />
wird. Daher bestehen heute starke Unterschiede<br />
in Lehre und Behandlung der TCM zwischen China und<br />
den westlichen Ländern, Japan hier eingerechnet. Dies<br />
betrifft die Arzneimitteltherapie ebenso wie die Akupunktur.<br />
In der Akupunktur unterscheiden sich beispielsweise<br />
die Anwendungen sowohl in der Intensität der Nadelmanipulation<br />
als auch in der Vielzahl der Nadeln pro Behandlung.<br />
Eine alleinige Deutungshoheit über Definition,<br />
Terminologien, Theorien und Methoden der TCM kann<br />
daher heute nicht mehr allein beim Ursprungsland liegen.<br />
„Wir glauben“, so von Below, „dass eine internationale<br />
Normierung der TCM unter chinesischer Federführung<br />
die Gefahr birgt, die im Hintergrund liegenden einseitigen<br />
Interessen der Antragsteller zu protegieren. Es muss<br />
davon ausgegangen werden, dass die im Normierungsantrag<br />
genannten nationalen chinesischen Standards<br />
die im Westen praktizierte und gelehrte Auffassung von<br />
chinesischer <strong>Medizin</strong> nicht mit einbeziehen.“<br />
Die AGTCM hat sich daher – gemeinsam mit anderen<br />
TCM-Organisationen in Deutschland – entschlossen,<br />
sich am TCM-Normierungsprozess zu beteiligen, um an<br />
der inhaltlichen Ausgestaltung der TCM-Standards aktiv<br />
mitzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass auch deutsche<br />
und international erarbeitete Terminologien, Theorien und<br />
Methoden für Lehre und Anwendung der TCM Berücksichtigung<br />
finden werden.<br />
Nils von Below geht davon aus, dass es wahrscheinlich<br />
in etwa fünf Jahren eine weltweite ISO-Norm für TCM<br />
geben wird. „Es wird zwar keiner in Deutschland dazu<br />
verpflichtet sein, diese zu übernehmen, aber wir werden<br />
uns dem wohl kaum entziehen können“, erwartet der<br />
AGTCM-Vorsitzende. „Daraus können sowohl für einzelne<br />
Praxen als auch für Ausbildungsinstitute horrende<br />
Kosten entstehen. Besonders schade ist es“, schließt<br />
von Below ab, „dass diese Gelder nicht wieder in die<br />
TCM zurück fließen, sondern in die aufgeblähte ISO-<br />
Bürokratie. Damit entsteht kein wirklicher Gewinn für die<br />
Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong>.“<br />
Bei Fragen zum thema wenden Sie sich bitte an den Verband,<br />
beziehungsweise direkt an die AGTCM.<br />
www.agtcm.de<br />
Pressekontakt AGTCM<br />
Redaktionsbüro<br />
Birgit Osterholt<br />
Im Prüfling 9<br />
D-60389 Frankfurt<br />
Telefon: +49 (0)69-46939816<br />
Fax: +49 (0)69-46939817<br />
E-Mail: redaktion@birgit-osterholt.de<br />
ANSPRECHPARTNER<br />
Walter Schwarz<br />
Würzburger Straße 78<br />
97877 Wertheim<br />
E-Mail: schwarz-wertheim@t-online.de<br />
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Betreut durch Imelda <strong>Radloff</strong><br />
DEUTSCHLAND<br />
Betreut durch Walter Schwarz<br />
und Reinhard Bayerlein<br />
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Betreut durch Judith Klotz<br />
Anfragen im Moment bitte an Ursula Truffer, VeT-Büro!!!<br />
26 27 47
IMPRESSUM<br />
Adressliste<br />
Vorstandsmitglieder:<br />
Schweiz:<br />
Reiterer Harald, Präsident<br />
Fürst-Johannes-Str. 40, FL-9494 Schaan,<br />
Balmer Jeker Esther, Bachstrasse 97c, 5034 Suhr<br />
Zangger Marie-Christine, Erlenstr. 116, 8832 Wollerau<br />
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Herausgeber: Verband energetische Therapie<br />
Eichenstrasse 9 – CH 9300 Wittenbach<br />
Tel. +41 71 298 40 26<br />
Email: sekretariat@vet-int.ch, www.vet-int.ch<br />
Redaktion: Redaktionskommission VeT<br />
Qualitätssicherung:<br />
Jeker Peter, Fachliche Leitung<br />
Masero Andreas, Bahnhofstr. 42, 8600 Dübendorf<br />
Neuenschwander Urs, Rosenaustr. 10, 8406 Winterthur<br />
Raijmakers Joannes, Eisenhofstr. 18, 8810 Horgen<br />
Riegger Günther, Bregenzerstr. 49, D-88131 Lindau<br />
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Sutter Beatrix, Betten 56, 9300 Wittenbach<br />
Vallini Massimo, Bahnhofplatz 11, 8910 Affoltern a.A.<br />
Zangger Marie-Christine, Erlenstr. 116, 8832 Wollerau<br />
Sekretariat: Truffer Ursula<br />
VeT-Sekretariat<br />
eichenstrasse 9<br />
CH-9300 Wittenbach<br />
Buchhaltung: Reimann Helen, Romanshornerstr. 63,<br />
CH-9300 Wittenbach<br />
Die namentlich gekennzeichneten Beiträge entsprechen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion.<br />
Die VeT-Mitteilungen erscheinen 3x jährlich.<br />
Redaktionsschluss: 15. Febr./15. Juni/15. Oktober<br />
(Keine Gewähr für ein bestimmtes Erscheinungsdatum)<br />
Einzelheft: CHF. 10.–/Euro 7.50 + Versandkosten<br />
Inserate-Verwaltung:<br />
z. Zt. VeT-Sekretariat<br />
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1⁄1 Seite: 245 mm x 176 mm 400.– 267.–<br />
1⁄2 Seite hoch: 245 mm x 85 mm 220.– 147.–<br />
1⁄2 Seite quer: 119 mm x 176 mm 220.– 147.–<br />
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