Ergonomie am Arbeitsplatz-UnternehmerwebArtikel - praxiserfolg
Ergonomie am Arbeitsplatz-UnternehmerwebArtikel - praxiserfolg
Ergonomie am Arbeitsplatz-UnternehmerwebArtikel - praxiserfolg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong><br />
Andreas Stübler, MAS<br />
Sobald im Zus<strong>am</strong>menhang mit betrieblicher Gesundheitsförderung das Schlagwort<br />
„<strong>Ergonomie</strong>“ fällt, denken die meisten MitarbeiterInnen an aufrechtes Sitzen oder richtiges<br />
Heben und Tragen. Dabei sind diese, zugegebenerweise wichtigen, Handlungsfelder nur ein<br />
geringer Teil dessen, was <strong>Ergonomie</strong> meint und im Arbeitsalltag auch für den berufstätigen<br />
Menschen tun kann.<br />
Wissenschaftlich gesehen versteht man unter dem Begriff <strong>Ergonomie</strong> „die Lehre von der<br />
Beschaffenheit der Arbeitsmittel und der Arbeitsumgebung unter spezieller Berücksichtigung<br />
der Anpassung an den menschlichen Körper“. Das bedeutet, dass es nicht nur um gerades<br />
Sitzen oder Stehen, richtiges Heben und Tragen geht, sondern auch um den adäquaten<br />
Einsatz aller Arbeitsmittel, egal ob das schwere Maschinen, Schaufeln, Ziegeln oder eben<br />
auch Computer und Bürotische sind. Weiters geht es um optimale Lichtgestaltung,<br />
Raumklima, Lärmentwicklung usw. Also im weiteren Sinn um alle Themenbereiche, die uns<br />
das Arbeiten erleichtern, oder eben auch erschweren können.<br />
BeraterInnen im Bereich der <strong>Ergonomie</strong> haben dementsprechend die Aufgabe, Arbeitsplätze<br />
zu evaluieren, Optimierungssvorschläge unter Berücksichtigung der Aufrechterhaltung der<br />
Arbeitsabläufe zu machen, Mitarbeiter zu schulen und die Auswirkungen der erfolgten<br />
Maßnahmen zu dokumentieren.<br />
Im idealen Fall wird deshalb eine ergonomische Schulung immer <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> erfolgen,<br />
nachdem eine intensive Beurteilung und Beobachtung des <strong>Arbeitsplatz</strong>es erfolgt ist.<br />
Welche Probleme entstehen durch unergonomische Arbeitsbedingungen?<br />
Als besonders problematisch haben sich statische, lange gehaltene Arbeitsposititonen,<br />
einseitige Belastungen durch ständig gleiche Bewegungsabläufe und nicht optimal<br />
eingestellte Arbeitsmittel (Tisch, Sessel, PC) herauskristallisiert.<br />
Häufig zu findende Beschwerden und Auswirkungen der sitzenden Tätigkeit sind:<br />
• Verspannungen im Schultergürtel- und Nackenbereich<br />
• Sehnenscheidenentzündungen im Handbereich<br />
• Abschwächung der Rückenmuskulatur<br />
• Eine Zunahme der Krümmung im Brustwirbelbereich<br />
• Verkürzungen der Muskeln im Bereich des Hüft- und Kniegelenkes<br />
• Veränderungen der Venen in den Beinen (Kr<strong>am</strong>pfadern)<br />
Stübler A. (2011). <strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> 1
Durch schlechte Bildschirme bzw. schlecht positionierte Bildschirme können Überlastungen<br />
der Augen entstehen. Daraus resultieren brennende, tränende oder juckende Augen,<br />
unscharfes Sehen, Doppelsichtigkeit, übermäßiges Blinzeln, Kopfschmerzen und Nervosität.<br />
Psychische Belastungen ergeben sich durch die Monotonie der Belastungen, durch<br />
fehlenden Handlungsspielraum in der Tätigkeit, durch Informationsüberflutung und soziale<br />
Isolation durch Bindung an den Bildschirm.<br />
Problemfeld – langes Sitzen:<br />
Lange sitzende Tätigkeiten sind prinzipiell weniger belastend als lange stehende Arbeiten.<br />
Dennoch kann es neben den oben genannten Beschwerden zusätzlich zu negativer<br />
Beeinflussung der Baucheingeweide und der Atmungsorgane kommen, besonders dann,<br />
wenn eine schlechte Sitzposition eingenommen wird.<br />
Die Belastung der Bandscheiben ist interessanterweise nicht in der ganz aufrechten Position<br />
<strong>am</strong> geringsten, sondern wenn man sich entspannt leicht nach hinten lehnt. Die<br />
bandscheibengefährdendste Position ist jedoch die nach vorne gekrümmte Haltung.<br />
Die wichtigste Faustregel zur Vermeidung von Überlastungsreaktionen durch langes Sitzen<br />
ist ein aktives oder dyn<strong>am</strong>isches Sitzen in den Arbeitsalltag zu bringen. Das bedeutet, dass<br />
man die Sitzposition häufig verändern soll, alternative Sitzmöbel verwenden soll, sowie<br />
häufige Steh- oder Gehpausen einlegen muss.<br />
Bürodyn<strong>am</strong>ik ist ein wesentlicher Faktor in der optimalen Bewältigung der Anforderungen.<br />
50% sitzen 25% stehen 25% bewegen<br />
Empfehlungen für den sitzenden Arbeitsalltag:<br />
• Kürzer sitzen, Steh- und Gehpausen einlegen<br />
• Abwechselnd stehen, gehen, sitzen<br />
• Viel Bewegung in den Arbeitsalltag bringen<br />
• Wenn möglich, Arbeiten auch stehend erledigen (Telefonat, Briefe lesen, etc.)<br />
• Dyn<strong>am</strong>isches Sitzen<br />
• Entspannungsübungen einbauen<br />
• Ergonomisch geformte Sitzmöbel verwenden<br />
Stübler A. (2011). <strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> 2
Wie kann ich meinen Büroarbeitsplatz ergonomisch optimieren?<br />
Der Arbeitstisch sollte eine Größe von rund 1,60m mal 0,8m haben. Idealerweise sollte er<br />
höhenverstellbar sein (Handkurbel). Unter dem Tisch muss genügend Beinfreiheit vorhanden<br />
sein, eine matte Oberfläche ist zum Schutz der Augen zu bevorzugen.<br />
Ein Bürodrehstuhl kann das Arbeiten dann erleichtern, wenn er in allen möglichen<br />
Varianten optimal eingestellt ist. Ideal ist ein Sessel mit mindestens 5 Rollen mit<br />
Bremsfunktion, leichter Abfederung beim Hinsitzen, mit passender Größe der Sitzfläche<br />
(Besonders bei großen Menschen muss die Sitztiefe berücksichtigt werden) und einer<br />
Synchronmechanik, die eine Kippung der Lehne nach hinten ermöglicht.<br />
Armlehnen sind nur dann sinnvoll, wenn sie optimal eingestellt sind. Dabei sollten bei<br />
abgelegten Unterarmen die Schultern nicht hochgezogen werden und die Hände entspannt<br />
auf der Tastatur liegen können.<br />
Alternative Sitzmöbel, wie z.B. ein Sitzball, Kniehocker, Stehpult, Sitzkeil, Sitzkissen, etc.<br />
können mehr Dyn<strong>am</strong>ik in den Sitzalltag bringen.<br />
Die Anforderungen an die Größe des Bildschirms richtet sich nach der darauf hauptsächlich<br />
ausgeführten Arbeit. Für Textverarbeitung reicht in der Regel ein Bildschirm mit einer<br />
Diagonale von 17 Zoll aus. Für Grafik- oder Präsentationsprogr<strong>am</strong>me sollte der Schirm<br />
jedoch mindestens 19 Zoll in der Diagonale haben. Der Schirm muss frei gedreht und<br />
gekippt werden können. Der Schirm sollte entspiegelt und flimmerfrei sein. Die Zeichengröße<br />
sollte bei einem Leseabstand von 50-60cm rund 3mm sein, wobei dunkle Zeichen auf hellem<br />
Grund zu bevorzugen sind.<br />
Auch die Tastatur und Maus sollten ideal ausgewählt sein. Die Tastatur sollte getrennt vom<br />
Gerät aufgestellt werden können. Längere Arbeiten auf einem Labtop sind zu vermeiden. Die<br />
Tastatur sollte geneigt werden könen, mindestens 3cm hoch sein und es soll darauf geachtet<br />
werden, dass vor der Tastatur noch rund 10cm Auflagefläche für die Hände vorhanden sind.<br />
Der Tastenhub darf nicht zu hoch sein (2-4mm) und der Tastendruck zwischen 0,25 und 1,5<br />
Newton liegen.<br />
Die Form der Maus muss der individuellen Handform angepasst sein. Prinzipiell sollte diese<br />
zu den Fingern hin breiter werden. Die Maus muss gut in der Hand liegen, deshalb ist ein<br />
individuelles Ausprobieren unbedingt notwendig.<br />
Stübler A. (2011). <strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> 3
Ergonomische Positionierung und Einstellung von Arbeitsmöbel<br />
• Blickrichtung auf den Monitor muss parallel zur Fensterfront sein<br />
• Monitor sollte nicht vor dem Fenster platziert werden<br />
• Deckenbeleuchtung sollte parallel zur Blickrichtung angebracht sein<br />
• Höhe des Monitors soll so eingestellt sein, dass die oberste Bildschirmzeile leicht<br />
unterhalb der horizontalen Blickrichtung liegt (bis 35°).<br />
• Natürliches Licht sollte bevorzugt werden<br />
• Sessel muss so eingestellt sein, dass die Beine im Kniegelenk rund 90° gebeugt<br />
sind (oder etwas weniger).<br />
• Die Tischhöhe soll so eingestellt sein, dass die Unterarme entspannt <strong>am</strong> Tisch<br />
liegen und mit dem Oberarm einen rund 90° Winkel bilden<br />
Quelle:http://www.baua.de/cln_137/de/Themen-von-A-Z/Bueroarbeit/ErgonomischeAnforderungen.<br />
html<br />
Individuell angepasste und optimierte Arbeitsbedingungen können nachweislich das<br />
Entstehen von Überlastungsbeschwerden <strong>am</strong> Bewegungsapparat, aber auch im Bereich der<br />
Stübler A. (2011). <strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> 4
Augen verringern. Wenn man sich nicht sicher ist, ob die Arbeitsposition bzw. die Gestaltung<br />
des <strong>Arbeitsplatz</strong>es ideal ist, sollte man sich an eine(n) ExpertIn wenden. Elektronische<br />
Hilfsmittel, wie z.B, die MediMouse können belastende Sitzpositionen identifizieren helfen<br />
und die Korrektur erleichtern.<br />
Kontakt und Information:<br />
<strong>praxiserfolg</strong> OG<br />
Unternehmensberatung<br />
Andreas Stübler, MAS<br />
Geschäftsführer, Projektleiter Prävention und Gesundheit<br />
Viehmarktg. 1B/2/B1<br />
A-1030 Wien<br />
Tel. 01/798 66 45<br />
andreas.stuebler@<strong>praxiserfolg</strong>.at<br />
www.<strong>praxiserfolg</strong>.at<br />
Stübler A. (2011). <strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> 5