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5. Mathematische Abbildung und fotografische Praxis

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0<strong>5.</strong> <strong>Mathematische</strong> <strong>Abbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>fotografische</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />

Optische <strong>Abbildung</strong> durch Linsen ist ein Zusammenspiel mathematischer Kollineation mit physikalischen<br />

Prozessen, die als Eingriffe in die Kohärenzeigenschaften des Lichtes die Übertragungsvorgänge beeinflussen.<br />

Dieses Zusammenspiel zu beschreiben, ist das Bemühen um die Theorie der optischen Instrumente<br />

schlechthin.<br />

Kollineation <strong>und</strong> <strong>fotografische</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />

Zwischen den Elementen der Ding- <strong>und</strong> denen der Bildebene bestehen mathematische Zuordnungen. Jene,<br />

die bewirken, dass Punkte als Punkte, Gerade als Gerade <strong>und</strong> Ebenen als Ebenen aufeinander abgebildet werden,<br />

heißen kollineare <strong>Abbildung</strong>en. Über Koppelvorschriften einander zugeordnete Größen heißen einander<br />

konjugiert. Punkte einer linearen Figur sind kollineare, die einer Fläche komplanare Punkte, das Hineinfallen<br />

von Punkten in Gerade wird von der Inzidenzlehre beschrieben. Der Begriff der Kollineation umfasst<br />

also den Spezialfall projektivischer <strong>Abbildung</strong>, in dem kollineare Punkte <strong>und</strong> Büschelgerade solchen entsprechen,<br />

<strong>und</strong> der die Inzidenzien, die Zusammengehörigkeitsbeziehungen enthält.<br />

Figur 5–1. Elemente der gaußschen <strong>Abbildung</strong><br />

z<br />

Um einen Strahl auf seinem Weg durch das optische System rechnend verfolgen zu können, müssen die Strecken<br />

Vorzeichen tragen. Dazu haben die Optiker verabredet, das Licht von links einfallend zu zeichnen, den<br />

Nullpunkt ihres kartesischen Modells zwischen die beiden Hauptpunkte zu legen, den gegen die Lichtrichtung<br />

laufenden Strecken negative Vorzeichen zu geben. Die Ausdehnung der in nur kleinen Gebieten, in „fadenförmigen“<br />

Räumen entlang der optischen Achse streng geltenden gaußschen <strong>Abbildung</strong> auf die mit weit<br />

geöffneten Bündeln arbeitenden bildgebenden Verfahren gelang Johann Benedikt Listing (1808 bis 1882) mit<br />

einem Modell der Bildortsfindung, von dem Chr. Hofmann (Die optische <strong>Abbildung</strong>. Leipzig 1980) schreibt:<br />

… „Da bei der geometrischen Konstruktion der kollinearen <strong>Abbildung</strong> die Strahlenrichtung an den Hauptebenen<br />

entsteht, kann man diese als das eigentliche <strong>Abbildung</strong>ssystem auffassen. Es ist deshalb sinnvoll, die axialen Ab-<br />

E<br />

y<br />

y′<br />

EE E H<br />

E H′<br />

E F′<br />

BE<br />

F<br />

x<br />

x′<br />

1 1<br />

1 1<br />

1 1<br />

P 0<br />

F H H′ F′ P′ 0<br />

z′<br />

−z −f ′<br />

−a<br />

Dingraum<br />

f′ z′<br />

a′<br />

Bildraum<br />

Der Hauptschnitt durch den <strong>fotografische</strong>n Raum zeigt<br />

die beiden einander konjugierten Räume Dingraum O<br />

= x, y, z) <strong>und</strong> Bildraum O′ = (x′, y′, z′). Die Hauptachse z′z<br />

ist die Rotationsachse des Systems, E H<br />

<strong>und</strong> E′ H<br />

sind die<br />

Spuren der Hauptebenen der Kollineation. EE ist die Spur<br />

Objektebene („Einstellebene“), EB die Spur Bildebene. Bezugspunkte<br />

sind die beiden Hauptpunkte H <strong>und</strong> H′, die<br />

beiden Brennpunkte FP <strong>und</strong> F′ <strong>und</strong> die beiden Endpunkte<br />

der Aufnahmeachse P 0<br />

<strong>und</strong> P′. PF ist der dingseitige <strong>und</strong> F′<br />

der bildseitige Brennpunkt, ƒP die dingseitige <strong>und</strong> ƒ ′ die bildseitige Brennweite. Beide sind über die Beziehungen<br />

ƒ<br />

y ′ = − ′ = − ′ ′ ′ = ′<br />

z y y ƒ<br />

z′<br />

y z ƒ ƒ<br />

, , , (<strong>5.</strong>01)<br />

z<br />

mit einander verknüpft. Zwischen der Brennweite, den Abschnitten der Längsachse <strong>und</strong> lateralem <strong>Abbildung</strong>smaßstab<br />

b′ besteht der Zusammenhang<br />

ƒ z<br />

b′ = − = − ′ , (<strong>5.</strong>02)<br />

z ƒ ′<br />

<strong>und</strong> die als newtonsche <strong>Abbildung</strong>sgleichung bekannte Beziehung<br />

zz′ = ′ ƒ ƒ . (<strong>5.</strong>03)<br />

40


stände nicht wie bei der newtonschen <strong>Abbildung</strong>sgleichung auf die Brennpunkte, sondern auf die Hauptpunkte<br />

zu beziehen. Die Brennweiten stellen bereits solche auf die Hauptpunkte bezogenen Abstände dar“.<br />

Figur 5–2. Schema der listingschen Bildortsfindung.<br />

y<br />

P H H′<br />

1<br />

Vom außeraxialen Dingpunkt P gehen Strahlen aus,<br />

aus deren Menge das Objektiv ein Strahlenbündel ausblendet.<br />

Der parallel zur Hauptachse laufende Strahl<br />

im Bündel durchstößt die beiden Hauptebenen H <strong>und</strong><br />

H′, wird vom optischen System so gebrochen, dass er<br />

nach dem Austritt aus H′ durch den bildseitigen<br />

Brennpunkt F′ geht <strong>und</strong> die Bildebene in P′ trifft. Der<br />

QF schneidende Strahl im Bündel trifft H, wird nach H′<br />

geleitet, <strong>und</strong> trifft die Bildebene in P′. Diese beiden Strahlen sind die Randstrahlen des P „abbildenden Bündels“.<br />

Wenn sich die beiden Brennebenen (Fokalebenen) einander nähern, erreichen sie eine Lage, in der sie<br />

sich 1 : 1 aufeinander abbilden. Ebenen in dieser Lage werden die Hauptebenen, die Spurpunkte der Hauptachse<br />

auf ihnen die Hauptpunkte der <strong>Abbildung</strong> (H′ 0<br />

<strong>und</strong> H 0<br />

) genannt. Die zu den Kardinalpunkten gehörenden<br />

Knotenpunkte fallen in <strong>fotografische</strong>n Objektiven mit den Hauptpunkten zusammen <strong>und</strong> werden deshalb<br />

von der <strong>fotografische</strong>n <strong>Praxis</strong> nicht beachtet. Bezeichnet man den Abstand eines axialen Objektpunktes<br />

vom objektseitigen Hauptpunkt als Objektweite a = ƒP + z <strong>und</strong> den Abstand des konjugierten axialen Bildpunktes<br />

vom bildseitigen Hauptpunkt als Bildweite a′ = ƒ ′ + z′, dann kann man (so Hofmann, ebd.) in der<br />

newtonschen <strong>Abbildung</strong>sgleichung die brennpunktbezogenen Abstände eliminieren, erhält<br />

a<br />

0<br />

0<br />

−z<br />

F 1<br />

−a<br />

−f′<br />

( )<br />

a′ = ƒ ′ b′ + 1 ,<br />

⎛<br />

= ′<br />

1<br />

⎝⎜<br />

′ + ⎞<br />

ƒ 1 .<br />

b ⎠⎟<br />

1<br />

F′<br />

f′ z′<br />

a′<br />

1<br />

y′<br />

P′<br />

(<strong>5.</strong>04)<br />

<strong>und</strong> durch deren elementare Umformung eine Verknüpfung der Objekt- mit der Bildweite, die als allgemeine<br />

Form der Linsengleichung<br />

ƒ ƒ<br />

′ − ′ = 1 (<strong>5.</strong>05)<br />

a a<br />

bekannt ist. Diese geht, wenn ƒ ′ = -ƒP gesetzt wird, in die bekannte Form<br />

1 1 1<br />

′ − = (<strong>5.</strong>06)<br />

a a ƒ ′<br />

über, aus der <strong>und</strong> der Gleichung für das laterale <strong>Abbildung</strong>smaß (<strong>5.</strong>02) nach dem Ersetzen von z durch a = ƒP<br />

+ z, bzw. a′ = ƒ ′ + z′ die Beziehungen<br />

ƒ a<br />

′ = = ′ − ƒ<br />

b<br />

′ ,<br />

a − ƒ ƒ ′<br />

(<strong>5.</strong>07)<br />

<strong>und</strong> weiter, wenn zudem die Brennweiten <strong>und</strong> das <strong>Abbildung</strong>smaß bekannt sind, durch Auflösen dieser Gleichung<br />

die Objekt- <strong>und</strong> Bildweiten einer Kollineation die Beziehungen<br />

⎛<br />

a = 1 ⎞<br />

ƒ<br />

1 − , a′ = ƒ ′ − ′<br />

⎝⎜<br />

′ ⎠⎟<br />

( 1 b )<br />

b<br />

(<strong>5.</strong>08)<br />

folgen. In der Fotografie indes, wo die Notwendigkeit der rechnenden Strahlenverfolgung fehlt, ist es stiller<br />

Brauch geworden, alle Strecken im listingschen Modell positiv zu nehmen. Dadurch gehen Gr<strong>und</strong>gleichungen<br />

der Optiker in „<strong>fotografische</strong>“ Formen mit anderen Vorzeichen, geht im Besonderen (<strong>5.</strong>06) in die Form<br />

(<strong>5.</strong>06 f) 1.a + 1.a′ = 1.ƒ ′ <strong>und</strong> (<strong>5.</strong>08) in die bekannte Form<br />

⎛<br />

′ = ′( ′ + ) = ′<br />

1<br />

⎝⎜<br />

′ + ⎞<br />

a ƒ b 1 , a ƒ 1<br />

(<strong>5.</strong>08 f)<br />

b ⎠⎟<br />

41


über, <strong>und</strong> dieses Nebeneinander kann in wichtigen Fällen zu Missverständnissen führen. Deshalb verabreden<br />

wir, <strong>fotografische</strong> Fragen dort, wo es möglich ist, mit „<strong>fotografische</strong>n“ Gleichungen anzugehen, deren Kennzeichen<br />

die vorzeichenlose Schreibweise ist, <strong>und</strong> dort, wo das nicht der Fall ist, auf die Gr<strong>und</strong>form zu verweisen.<br />

Einzelfragen zu den <strong>Abbildung</strong>smaßen.<br />

Weil die <strong>Abbildung</strong>smaße in viele Rechnungen zur <strong>fotografische</strong>n Einstellung eingreifen, muss „Maßstab“<br />

genauer definiert werden.<br />

Für die laterale (mit den Querachsen laufender) Vergrößerung ist das Zeichen b′ eingeführt. Dazu schreibt<br />

Boegehold bei Czapski (Czapski/Eppenstein: Gr<strong>und</strong>züge der Theorie der optischen Instrumente, 3. Aufl. Leipzig<br />

1924) „das Verhältnis einander entsprechender Strecken in beiden Räumen heißt Vergrößerung“ <strong>und</strong> einfacher<br />

kann man es nicht sagen. Denn auch für außeraxiale Strecken s′ <strong>und</strong> s gilt b′ = s′.s, was heißt, dass für<br />

jedes parallele konjugierte Flächenpaar das Verhältnis aller in ihren Ebenen liegenden verkoppelten Strecken<br />

konstant ist. Auch die nicht mit den Querachsen laufenden Strecken werden um das gleiche Maß verändert<br />

aus der einen in die andere Bezugsebene übertragen <strong>und</strong> eine solche Übertragung ist flächentreu.<br />

Viele Fotografen kommen ins Grübeln, wenn sie an skalenlosen bildwerfenden Geräten bestimmte Maße<br />

einstellen oder die Skalenwerte eines solchen Geräts überprüfen sollen. Deshalb ein Hinweis: Die alten Reprofotografen<br />

haben einen gut lesbaren Maßstab vergrößert <strong>und</strong> vom Mutternegativ einen Vorrat an positiven<br />

<strong>und</strong> negativen Arbeitsmustern gezogen. Von diesen lag immer eines im Vorlagenhalter, mit seinem<br />

Gegenstück wurde das Bild der Vorlage auf der Mattscheibe gemessen, aus beiden b′ = s′.s bestimmt.<br />

Das Tiefenmaß a′, auch die longitudinale oder axiale oder Tiefenvergrößerung genannt, ist „das Verhältnis<br />

des Abstandes zweier (benachbarter) Bildebenen zum Abstand der zugehörigen (konjugierten) Objektebenen“<br />

(Joh. Picht, Optische <strong>Abbildung</strong>. Braunschweig 1939). Dazu bringt Hofmann (a. a. O.) eine Figur:<br />

Figur 5–3. Hofmanns Schema der Tiefenvergrößerung.<br />

Werden (so Hofmann) zwei axiale Objektpunkte O(z) <strong>und</strong><br />

O*(z*), die um die Strecke Dz voneinander entfernt sind,<br />

kollinear abgebildet, dann folgt aus der newtonschen <strong>Abbildung</strong>sgleichung<br />

mit z* = z + Dz <strong>und</strong> z*′ = z′ + Dz′<br />

O* O<br />

F H H’ F’ O*’ O’<br />

1 1 1 1 1 1 1 1<br />

nach elementarer Umformung für den axialen Abstand<br />

der beiden Bildpunkte O(z) <strong>und</strong> O*(z*)<br />

zDz<br />

ƒ ƒ ′ Dz<br />

(–)Δz (–)z (–)f f’ z*’ (–)Δz’ Dz′ = − =<br />

, (<strong>5.</strong>09)<br />

z + Dz<br />

z ( z + Dz)<br />

(–)z*<br />

z‘<br />

<strong>und</strong> das Verhältnis der beiden axialen Abstände Dz′ <strong>und</strong> Dz, das sogenannte Tiefenabbildungsmaß a′,<br />

Dz′ z′<br />

ƒ ƒ ′<br />

a′ = = ( −)<br />

=<br />

.<br />

Dz<br />

z + Dz<br />

z ( z + Dz)<br />

(<strong>5.</strong>10)<br />

Hofmann betont, dass … „im Gegensatz zum lateralen <strong>Abbildung</strong>smaß [ … ] bei vorgegebener Lage eines Objektpunktes<br />

der Tiefenmaßstab a′ nicht konstant (ist), sondern von der Lage der abzubildenden axialen Strecke Dz<br />

abhängt. Diese Objektabhängigkeit des Tiefenabbildungsmaßstabes bedeutet, dass die kollineare <strong>Abbildung</strong><br />

axial verzeichnet ist“, dass in der kollinearen <strong>Abbildung</strong> „die achsenrechtwinkligen Strecken mit einem anderen<br />

Maßstab als die achsparallelen abgebildet werden“, wobei die räumliche Verzeichnung bereits in kleinsten<br />

(differenziellen) Bereichen auftritt, <strong>und</strong> dass diese perspektivische Verzeichnung eine Eigenschaft der gaußschen<br />

Kollineation <strong>und</strong> kein „Linsenfehler“ ist. Was diese Objektabhängigkeit für die <strong>Praxis</strong> bedeutet, wird später in<br />

Beispielen zur <strong>Abbildung</strong> von Tiefen gezeigt.<br />

Die Winkelvergrößerung g′, auch das Konvergenzverhältnis genannt, ist ein weiteres, in der rechnenden<br />

Optik wichtiges, mit den beiden anderen eng verwandtes <strong>Abbildung</strong>smaß. Weil es nur indirekt in die <strong>fotografische</strong><br />

<strong>Praxis</strong> eingreift, wird hier auf seine Vorstellung verzichtet.<br />

42


Zur <strong>fotografische</strong>n Gesamtweite.<br />

Zur Berechnung von Raumbedarf bietet sich der auf der Aufnahmeachse gemessene Abstand der Einstellebene<br />

von der Bildebene an. Bezeichnet die Strecke RP′ 0<br />

RP 0<br />

den Abstand der beiden Achsenendpunkte P′ 0<br />

<strong>und</strong> P 0<br />

voneinander <strong>und</strong> RH′RH den Abstand der beiden Hauptpunkte des Objektivs voneinander, dann ist<br />

′ = + ′ + ′<br />

P P a a H H<br />

0 0<br />

(<strong>5.</strong>11)<br />

die Gesamtweite. Geht man von b′ 2 = z′z aus, lässt den auf die Gesamtweiten bezogen meist geringen Betrag<br />

RH′RH weg, dann erhält man mit<br />

′ = + ′ + ′<br />

P P z z<br />

0 0<br />

2ƒ (<strong>5.</strong>12)<br />

die sogenannte „Projektionsformel“, die, auf das <strong>Abbildung</strong>smaß bezogen, mit<br />

⎛<br />

′ = ′ 1 ⎞<br />

P 0<br />

P 0<br />

ƒ<br />

2 + b′ +<br />

⎝⎜<br />

b ′ ⎠⎟<br />

einen Zusammenhang von Brennweite, Vergrößerung <strong>und</strong> Gesamtweite zeigt. Dabei sind die Beziehungen<br />

der beiden Achsenstrecken a <strong>und</strong> a′ zur Brennweite <strong>und</strong> zur Gesamtweite zu beachten. Ist nämlich in listingscher<br />

Schreibweise e = (a′ - a), dann ist<br />

e 1<br />

− a = − ± e( e − 4ƒ ′)<br />

. (<strong>5.</strong>14)<br />

2 2<br />

Diese Gleichung liefert ein Wertepaar mit umgekehrten Vorzeichen, das heißt, es gibt zwei Einstellungen, bei<br />

denen scharfe <strong>Abbildung</strong> erfolgt. Davon liegt die eine im fernen, die andere im nahen Bereich (Umkehr von<br />

Ding- <strong>und</strong> Bildweite). Das Zusammenfallen der beiden Lagen bei e = 4ƒ ′ bedeutet, dass die Gesamtweite eine<br />

untere Grenze hat. Auf sie stößt man bei Versuchen, große Maßstäbe an Geräten einzustellen, die keinen dafür<br />

ausreichenden Auszug haben; man kann sie aber auch zur Bestimmung unbekannter Brennweiten heranziehen.<br />

Vom <strong>fotografische</strong>n Raum.<br />

Die Fachlehre des Fotografen beschreibt die wichtigsten Begriffe der <strong>fotografische</strong>n <strong>Abbildung</strong> mit geometrischen<br />

Modellen, die als Anschauungshilfen gedacht sind. In der Fotografie aber geht alle Anschauung auf<br />

ihren Anfang, auf die Lochkammer zurück. An einem in naiver Schrägsicht dargestellten Schnitt einer Lochkammer<br />

sollen mit möglichst wenig Formalismen Inhalte eingeführter Begriffe der <strong>fotografische</strong>n <strong>Abbildung</strong><br />

vorgestellt werden.<br />

Figur 5–4. Schema der Lochkammer.<br />

z<br />

x<br />

EE EP EB<br />

O(x,y,z) O(x’,y’,z’)<br />

y<br />

P 0 P’ 0<br />

H<br />

1 0<br />

1<br />

(<strong>5.</strong>13)<br />

Die Ebene, in der das Bild entsteht, ist die Bildebene EB,<br />

die ihr durch Koppelvorschriften im Ding zugeordnete<br />

Ebene, auf die eingestellt wird, ist die Einstellebene EE.<br />

Die zwischen diese beiden steht die Ebene mit dem Loch,<br />

die Pupillenebene EP. Im System „Lochkammer“ stehen<br />

diese drei Bezugsebenen parallel zueinander, ist die Mitte<br />

der Pupille das mit H 0<br />

bezeichnete Perspektivzentrum<br />

der beiden Räume. Dessen Lage in optischen Systemen zu<br />

bestimmen, ist für Fotografen kaum möglich. Deshalb<br />

verabreden wir, uns in der praktischen Arbeit im Bereich b′ < 0,1 auf eine angenommene Pupillenebene zu<br />

beziehen, die vom Blendenring ausgewiesen wird. Andere messen die Gesamtweite vom Scheitel der Vorderlinse,<br />

wieder andere von der Hinterkante der Kamera aus. Alle diese Messungen liefern praktisch gleiche<br />

Werte, alle enthalten einen systematischen Fehler, der zu klein ist, um sich im Bereich a > 10ƒ ′ bemerkbar zu<br />

machen. Erst im Nahbereich werden die Fehler störend groß, können dort aber leicht durch Rechnen mit dem<br />

<strong>Abbildung</strong>smaß aufgefangen werden.<br />

43


Achsen. Im <strong>fotografische</strong>n Alltag gilt ungeachtet aller systembedingten Abweichungen die Mitte der Irisblende<br />

(H 0<br />

) als Zentrum der Perspektive. Der auf der Längsachse z′z gemessene Abstand des in der Einstellebene<br />

EE liegenden Einstellpunkts P 0<br />

von H 0<br />

ist die Dingweite a, der des Bildes des Einstellpunkts von H 0<br />

die<br />

Bildweite a′. Die Kennzeichnung von Abschnitten der Ding- oder Bildweite wird im Fall ihres Auftretens beschrieben.<br />

Schnitte. In der Optik ist die Verbindungsgerade der Krümmungsmittelpunkte aller Linsen die Hauptachse<br />

des Systems. Schnitte durch das System werden auf die einhüllende Kugel bezogen: Geht der Schnitt durch<br />

den Mittelpunkt der Kugel, dann ist seine Spur auf der Kugeloberfläche ein Großkreis, der von den beiden<br />

rechtwinklig aufeinander stehenden, sich im Mittelpunkt schneidenden Querachsen in vier Punkten durchstoßen<br />

wird. Die Endpunkte der einen Achse sind die beiden Pole; die von ihnen begrenzten Hälften der Großkreise<br />

sind die Meridiane. Die andere der beiden Achsen halbiert die Meridiane; die Verbindungslinie aller<br />

Halbierungspunkte ist der Äquator. Die Spuren der zum Äquator parallelen Schnitte zeichnen sich als Breitenkreise<br />

auf der Oberfläche der Kugel ab.<br />

Figur 5-<strong>5.</strong> Sagittale <strong>und</strong> meridionale Ebene.<br />

P(x′, y′, z′) Die alten Optiker haben den Schnitt durch die beiden Pole die meridionale,<br />

die lotrecht zu ihr stehende die sagittale Ebene getauft, <strong>und</strong> mit beiden<br />

Begriffen nicht nur Fotografen in Verlegenheit gebracht. Wir verabreden,<br />

O(x, y, z)<br />

Punkte im Dingraum mit ihren Koordinaten P(x, y, z), die im Bildraum<br />

O(x′, y′, z′) mit P(x′, y′, z′) zu beschreiben. Der entlang der y-Achse geführte ist der<br />

senkrechte (vertikale, meridionale), die Ebene E(y, z) aufspannende<br />

Schnitt, der entlang der x-Achse geführte ist der waagerechte (horizontale,<br />

sagittale), die Ebene E(x, z) aufspannende<br />

P(x,y,z)<br />

Schnitt.<br />

Figur 5-6. Hauptschnitt durch die Lochkammer.<br />

P<br />

<br />

1<br />

E(y, z)<br />

E(y′, z′)<br />

P<br />

u<br />

0 <br />

<br />

P′<br />

u#<br />

0<br />

P′ 1<br />

a 0<br />

a′ 0<br />

H 0<br />

Der Hauptschnitt zeigt den von der Lochkammer eingeschlossenen<br />

Bildraum, das Loch O ersetzt das Objektiv. Dessen Mitte ist<br />

das Projektionszentrum der Lochkammer. P 0<br />

<strong>und</strong> P′ 0<br />

sind Achsenpunkte,<br />

P 1<br />

<strong>und</strong> P′ 1<br />

sind außeraxiale Punkte. Das aus O fallende<br />

Lot trifft die Bildebene im Bildhauptpunkt P′ 0<br />

. Die Strecke<br />

P′ 0<br />

O ist die Brennweite ƒ ′, die Bildstrecke P′ 0<br />

P′ 1<br />

= x′ ist mit der<br />

Dingstrecke P P über das <strong>Abbildung</strong>smaß zu x = b′x′ verknüpft.<br />

0 1<br />

Der Strahl aus P′ 0<br />

durch O ist die Aufnahmerichtung, der von ihr<br />

<strong>und</strong> dem Strahl aus P′ 1<br />

nach P eingeschlossene Winkel u′ folgt der Beziehung tan u = x′.ƒ ′.<br />

1<br />

Brennpunkte. Diese auf definierte Eigenschaften der Kollineation bezogene Punkte werden im Fotografischen<br />

naiv beschrieben: Eine Linse vereint Sonnenstrahlen in einem Bildpunkt, der wegen seines Vermögens,<br />

Brennbares entzünden zu können, der Brennpunkt (Fokus) genannt wird. Ebenen durch die Brennpunkte<br />

heißen Brenn- oder Fokalebenen. Diese sind nicht einander, sondern jeweils fernen Partnern zugeordnet<br />

(konjugiert), was mit dem Satz: „Für F′ ist b′ = 0; für QF ist b′ = ¥ (das Zeichen ¥ steht für Unendlich) umschrieben<br />

wird. Er erklärt den Zusammenhang der beiden Brennpunkte mit dem <strong>Abbildung</strong>smaß <strong>und</strong> auch,<br />

warum sie unterschieden werden (zum Begriff des fotografisch Unendlichen später).<br />

Figur 5-7. Bildseitiger Brennpunkt F′.<br />

Die aus dem „optisch Unendlichen“ kommenden Strahlen sind<br />

∞<br />

∞<br />

f′<br />

1<br />

F′<br />

parallel <strong>und</strong> werden von der Linse in F′ zum Bild des optisch unendlich<br />

fernen Dingpunktes gebündelt.<br />

Figur 5-8. Dingseitiger Brennpunkt PF .<br />

1<br />

F – f’<br />

∞<br />

∞<br />

QF ist ein ausgewählter Dingpunkt. Die von ihm ausgehenden, in<br />

das Objektiv einfallenden Strahlen verlaufen nach der Brechung<br />

parallel <strong>und</strong> bilden QF „in das optisch Unendliche“ ab.<br />

44


Bildkreis, Sehkreis, Leuchtkreis <strong>und</strong> Schärfenkreis.<br />

Der Schnitt des Sehkegels mit der Einstellebene ist der Sehkreis. Der Schnitt des Bildkegels mit der Bildebene<br />

ist der Bildkreis. Ein für Kleinbild gerechnetes Objektiv wird, in eine großformatige Kamera eingesetzt, auf<br />

deren Mattscheibe einen kreisr<strong>und</strong>en Leuchtfleck erzeugen. Dieser „Schärfenkreis“ hat einen Kernbereich, in<br />

dem die <strong>Abbildung</strong> die Anforderungen an die Schärfe erfüllt. Um ihn exakt bestimmen zu können, muss die<br />

Brennweite genau bekannt sein. In der <strong>Praxis</strong> aber, wo man mit freiem Auge auf die Mattscheibe einstellt,<br />

sich mit dem r<strong>und</strong>en Wert begnügt, der einer Brennweite mitgegeben wird <strong>und</strong> das Pupillenmaß nur in Sonderfällen<br />

beachtet, ist es üblich, Leuchtkreis <strong>und</strong> Schärfenkreis einander gleich zu setzen. Dadurch werden<br />

die Werte von denen der Datenblätter um Kleinigkeiten abweichen, ohne deren Gr<strong>und</strong>aussagen zu verfälschen.<br />

Bildwinkel <strong>und</strong> Bildkreis. In der Einstellung auf Unendlich ist 2u′ der Bildwinkel, d′ der Durchmesser des<br />

Schärfenkreises, r′ sein Radius, beschreibt<br />

r<br />

tan ′ = ′ ′ = d<br />

u<br />

′ (<strong>5.</strong>15)<br />

f 2ƒ<br />

′<br />

das Zusammenspiel der Größen.<br />

Bildwinkel <strong>und</strong> Feldwinkel<br />

a 0<br />

Der Hauptschnitt durch das optische System zeigt die beiden abbildenden Kegel. Der Öffnungswinkel des<br />

dingseitigen Kegels ist der Feldwinkel 2u, der des bildseitigen ist der Bildwinkel 2u′.<br />

Figur 5-09. Bild- <strong>und</strong> Feldwinkel bei der Einstellung auf Unendlich.<br />

In dieser Einstellung ist auf der Dingseite 2u der Feldwinkel, d der<br />

E(x, z) E(x′, z′)<br />

(nicht eingezeichnete) Durchmesser des (dingseitigen) Sehkreises, r<br />

sein Radius <strong>und</strong><br />

f′<br />

beschreibt die Beziehungen der Strecken <strong>und</strong> Winkel zum Bildwinkel.<br />

Zwischen ihm <strong>und</strong> dem Feldwinkel besteht die ausreichend genau<br />

2ω 2ω′<br />

r′<br />

tan u′ =<br />

′ + = d ′<br />

ƒ z 2a<br />

(<strong>5.</strong>16)<br />

vom Pupillenmaß beschriebene Abhängigkeit,<br />

tan u<br />

b′ P<br />

= .<br />

tan u′<br />

(<strong>5.</strong>17)<br />

Figur 5–10. Bildwinkel, Bildweite <strong>und</strong> Bildkreis, schematisch.<br />

E(x′, z′)<br />

Von beiden ist der Bildwinkel der in der <strong>Praxis</strong> wichtigere; er wird<br />

deshalb, meist auf die Einstellung auf Unendlich <strong>und</strong> Blende 22 bezogen,<br />

AP<br />

in den Datenblättern genannt. Bei der <strong>Abbildung</strong> aus dem Un-<br />

2ω′<br />

d 1 d 2<br />

endlichen steht die Bildebene im hinteren Brennpunkt F′, ist a′ = ƒ ′<br />

<strong>und</strong> tan u′ = d′ 1<br />

.2ƒ ′. Beim Übergang in die <strong>Abbildung</strong> im Endlichen<br />

wird die Bildweite a′ zu ƒ ′ + z verlängert <strong>und</strong> es ist<br />

d ′<br />

2<br />

d2<br />

tan u′ =<br />

f′ z′<br />

2 ƒ ′ + z′<br />

2a<br />

.<br />

(<strong>5.</strong>18)<br />

( ) = ′ ′<br />

Wird jedoch der Term aus (<strong>5.</strong>08) an die Stelle von a′ gesetzt, dann folgen die Beziehungen<br />

d ′<br />

2<br />

tan u′ =<br />

, d ′ = ′( + ′<br />

2<br />

d1<br />

1 b ).<br />

2ƒ<br />

′ 1 + b′<br />

( )<br />

Sie zeigen, dass der Bildkreisdurchmesser seinen kleinsten Wert in der Einstellung auf Unendlich hat <strong>und</strong> mit<br />

dem <strong>Abbildung</strong>smaß wächst. Dagegen hat auf der Dingseite der Sehkreisdurchmesser seinen größten Wert<br />

in der Einstellung auf Unendlich <strong>und</strong> wird mit dem zunehmenden <strong>Abbildung</strong>smaß kleiner.<br />

(<strong>5.</strong>19)<br />

45


Vom Bildfeldwinkel.<br />

In der <strong>Praxis</strong> bestimmt das Bildfenster oder die Formatmaske die Bildgröße, bildet die Diagonale der eingesetzten<br />

Maske mit den Randstrahlen des Kegels der abbildenden Strahlen den effektiven Bildwinkel.<br />

Figur 5–11. Bildfeldwinkel <strong>und</strong> Formatmaske, schematisch.<br />

AP E(y’, x’)<br />

Ist D′ die Diagonale der Formatmaske ABCD <strong>und</strong> a′ = z′ die<br />

D<br />

C<br />

1<br />

1<br />

Bildweite, dann ist in der Einstellung auf Unendlich der halbe<br />

Öffnungswinkel des effektiven Bildkegels<br />

D<br />

tan u′ = ′ 1 2ω’<br />

1<br />

D’<br />

eff<br />

,<br />

2ƒ ′<br />

(<strong>5.</strong>20)<br />

a’ 0<br />

A<br />

1 1<br />

B<br />

<strong>und</strong> in Einstellungen, wo das <strong>Abbildung</strong>smaß Einfluss nimmt,<br />

D′<br />

tan u′ eff<br />

=<br />

.<br />

(<strong>5.</strong>21)<br />

2ƒ<br />

′ 1 + b′<br />

( )<br />

Diesen Winkel nennen wir mit Flügge den Bildfeldwinkel <strong>und</strong> halten fest:<br />

– der Bildwinkel ist eine konstruktive Größe des Objektivs, die auf eine im Datenblatt genannte Einstellentfernung<br />

<strong>und</strong> Blendenzahl bezogen ist;<br />

– der Bildfeldwinkel wird von der Diagonalen des Bildfensters <strong>und</strong> von der Bildweite bestimmt. Damit ist er<br />

der in der jeweiligen Einstellung ausgenützte, der effektive Bildwinkel.<br />

– Während Kennzeichnungen wie Teleobjektiv, Weitwinkelobjektiv, Fischauge <strong>und</strong> so weiter auf <strong>Abbildung</strong>seigenschaften<br />

des Objektivtyps verweisen, beschreiben Bezeichnungen wie Normalwinkel, Weitwinkel <strong>und</strong><br />

Engwinkel Zusammenhänge mit dem Feldwinkel.<br />

Dazu ein Beispiel: Fa. Rodenstock nennt in den Datenblättern ihrer Objektive auch die Durchmesser ihrer<br />

Bildkreise, jeweils auf Blende 22 in der Einstellung auf Unendlich bezogen:<br />

Sironar 5,6/100 mm BK-Durchmesser d′ = 151 mm,<br />

Rotelar 4,5/180 mm BK-Durchmesser d′ = 120 mm,<br />

Sironar 5,6/300 mm BK-Durchmesser d′ = 350 mm,<br />

das heißt, in erster Näherung überdeckt das Sironar 5,6/10 cm mit seinem Bildkreis die Formatdiagonale D′<br />

= 15 cm, leuchtet somit das Format F = 9 12 cm ohne Überschuss aus. Das Rotelar lässt als für kleinere Formate<br />

bestimmtes Teleobjektiv in der gleichen Einstellung einen fast kreisr<strong>und</strong>en Leuchtfleck auf der Mattscheibe<br />

entstehen, <strong>und</strong> das Sironar 5,6/30 cm liefert Reserven, die nennenswerte Standartenverschiebungen<br />

zulassen.<br />

In der <strong>fotografische</strong>n <strong>Praxis</strong> liegen die Verhältnisse oft umgekehrt, da weiß man von einem Objektiv, dass<br />

es ein bestimmtes Format ausleuchtet, kennt aber weder seinen Bildwinkel noch seinen Bildkreisdurchmesser.<br />

Sei vom F = 2,4 3,6 cm ausgegangen. Es hat die Formatdiagonale D′ = 4,3 cm. Folglich muss der Durchmesser<br />

der Bildkreise aller Objektive, die dieses Format auszeichnen, bei offener Blende in der Einstellung auf<br />

Unendlich mindestens d′ = 4,3 cm betragen. Aus (<strong>5.</strong>20) folgt für jedes ein genanntes Bildformat auszeichnendes<br />

Objektiv der Mindestbildfeldwinkel. So ist für die Objektive einer Kamera mit dem Aufnahmeformat F(x,<br />

y) = 2,4 3,6 cm der Mindestbildfeldwinkel für die Brennweite ƒ ′ = 2,0 cm mit 2u′ min<br />

= 94°, für ƒ ′ = 5,0 cm<br />

mit 2u′ = 40° <strong>und</strong> für ƒ ′ = 20 cm mit 2u′ = 12° anzusetzen <strong>und</strong> bei den anderen entsprechend zu verfahren.<br />

Bildweite <strong>und</strong> Formatdiagonale.<br />

Der von Bildweite <strong>und</strong> Formatdiagonale bestimmte Bildfeldwinkel liefert Aussagen über das Bild. Der Feldwinkel,<br />

der allein über die auf der Dingseite erfassten Strecken aussagen kann, geht über das Pupillenmaß in<br />

den Bildwinkel über. Der kann zwar überschlägig aus (<strong>5.</strong>17) bestimmt werden, sollte aber für genaueres Arbeiten<br />

den Datenblättern entnommen werden.<br />

Praktische Folgerungen: Sei von einem Objektiv mit ƒ ′ = 5 cm ausgegangen, von dem bekannt ist, dass es<br />

zum Objektivsatz einer Kamera mit dem Bildformat F = 2,4 3,6 cm gehört. In der Ableitung von (<strong>5.</strong>19) wer-<br />

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den Bildkreise verglichen, jetzt soll vom Kameraauszug ausgegangen werden. Dieser ist in der Einstellung auf<br />

Unendlich a′ = ƒ ′ <strong>und</strong> wächst mit dem Übergang in die <strong>Abbildung</strong> im Endlichen auf a′(ƒ ′ + z′). Damit geht<br />

(<strong>5.</strong>15) über in (<strong>5.</strong>22), gilt tan u′ = d′.2ƒ ′(1 + b′). Oder nach d′ aufgelöst:<br />

( ) ′<br />

d ′ = 2ƒ ′ 1 + b′<br />

tan u . (<strong>5.</strong>22)<br />

Mit D′ = 4,3 cm, u′ min<br />

= 23°, ƒ ′ = 5 cm wird bei der <strong>Abbildung</strong> 2 : 1 der Durchmesser des Bildkreises mindestens<br />

d′ = 12,73 cm betragen. Das heißt, dieses Objektiv wird bei diesem Maßstab das Aufnahmeformat F = 7<br />

10 cm <strong>und</strong> bei Maßstäben größer als b′ = 2,6 das Format 9 12 cm voll auszeichnen.<br />

Dazu als Beispiel: Ein Apo-Rodagon 2,8/5 cm soll an einer Kamera mit dem Format 6 6 cm für große Nahaufnahmen<br />

eingesetzt werden. Gefragt wird nach den Einsatzgrenzen dieser Kombination.<br />

Das Aufnahmeformat 6 6 cm hat die Bilddiagonale d′ = 8,5 cm, der Mindestbildwinkel des Objektivs<br />

folgt aus seiner Zugehörigkeit zum Kleinbildsatz mit u′ min<br />

= 23°. Wird, um die Einsatzgrenzen genauer zu bestimmen,<br />

(<strong>5.</strong>26) nach b′ aufgelöst, dann folgt<br />

d ′<br />

( 1 + b′<br />

) = ,<br />

2ƒ ′ tan u′<br />

(<strong>5.</strong>23)<br />

daraus mit den Werten des Beispiels: b′ = [8<strong>5.</strong>(2 50 tan 23°)] = 1, das heißt die Aussage, dieses Objektiv<br />

könne bei Maßstäben b′ = 1 das Format 6 6 cm voll ausleuchten. Für das Format 9 12 cm wird für d′<br />

= 15 cm die Einsatzgrenze unseres Objektivs mit b′ = 2,5 angegeben, <strong>und</strong> so weiter.<br />

Mit diesem Schema können die Einsatzgrenzen beliebiger Brennweiten in anderen als in den für sie vorgesehenen<br />

Formaten bestimmt werden. Die Rechnungen beziehen sich auf die unverstellte Kamera im endlichen<br />

Bereich der Aufnahme, die Ableitungen sind wegen systematischer Vereinfachungen Näherungen, die<br />

für die <strong>fotografische</strong> <strong>Praxis</strong> durchaus ausreichende Werte liefern.<br />

•<br />

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