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Motorenprüfstand für Gasmotoren

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FH Ansbach<br />

[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

MOTORENPRÜFSTAND FÜR GASMOTOREN<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 1


FH Ansbach<br />

[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Praktikum Kolben- und Strömungsmaschinen<br />

1. Wirkungsgradbestimmung<br />

Zielsetzung:<br />

Im Rahmen dieses Versuches sollen sowohl der mechanische Wirkungsgrad η m als<br />

auch der indizierte Wirkungsgrad η i bei verschiedenen Lastpunkten ermittelt werden.<br />

Hieraus lässt sich auf den effektiven Wirkungsgrad η e schließen.<br />

η = η ⋅η<br />

e<br />

i<br />

m<br />

• Effektiver Wirkungsgrad:<br />

W<br />

η =<br />

Q<br />

e<br />

e<br />

=<br />

zu<br />

abgegebene Arbeit<br />

zugeführte Wärme<br />

Der effektive Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors errechnet sich aus der an<br />

der Leistungsbremse innerhalb der Messzeit abgeführten Nutzarbeit und der<br />

zugeführten, chemisch gebundenen Energie in Form der in dieser Zeit benötigten<br />

Gasmenge. 1<br />

• Innenwirkungsgrad:<br />

wi<br />

η =<br />

w<br />

i<br />

=<br />

zu<br />

spezifisch indizierte Arbeit<br />

spezifisch zugeführte Arbeit<br />

Die während eines Arbeitsspiels vom Arbeitsstoff auf den Kolben übertragene<br />

mechanische Arbeit W i ergibt sich, wenn das Integral aus dem Produkt des auf<br />

den Kolben wirkenden veränderlichen Gasdrucks p G und dem Kolbenvolumen dV<br />

gebildet wird. 2<br />

W<br />

i<br />

∫<br />

= p ⋅ dV<br />

G<br />

1 Pischinger S.123<br />

2 Küntscher S.62<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 2


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Die spezifisch indizierte Arbeit ergibt sich, wenn die mechanische Arbeit durch<br />

das Hubvolumen (des indizierten Zylinders) dividiert wird. Somit erhält man eine<br />

von der Motordimensionierung unabhängige Kenngröße.<br />

w<br />

i<br />

Wi<br />

=<br />

V<br />

H<br />

⇐ aus Indiziermessung<br />

w<br />

zu<br />

=<br />

m<br />

Gas<br />

V<br />

⋅ H<br />

H<br />

U<br />

=<br />

dem Zylinder<br />

je<br />

Arbeitspiel zugeführte Gasmenge ⋅ Heizwert<br />

Zylindervolumen<br />

Der Innenwirkungsgrad gibt an, welcher Anteil der zugeführten Wärme während<br />

des Arbeitsprozesses in mechanische Arbeit umgewandelt wird. 3<br />

Der Innenwirkungsgrad kann noch aufgeteilt werden in diejenigen Verluste, die<br />

grundsätzlich mit dem Arbeitsprozess des Verbrennungsmotors verbunden sind,<br />

und diejenigen Verluste, die durch die spezielle Motorkonstruktion und Einstellung<br />

verursacht werden. Zu diesem Zweck wird der idealisierte Prozess des<br />

vollkommenen Motors definiert, bei dem ein vorgegebener Brennverlauf<br />

angenommen wird und Wärmeübergangs- sowie Ladungswechselverluste<br />

vernachlässigt werden. 4<br />

Nach DIN 1940 ist der vollkommene Motor wie folgt definiert:<br />

„Ein dem wirklichen Motor geometrisch gleicher Motor, der folgende<br />

Eigenschaften besitzt:<br />

a) reine Ladung (ohne Restgase)<br />

b) gleiches Luftverhältnis wie der wirkliche Motor<br />

c) vollständige Verbrennung<br />

d) Verbrennungsablauf nach vorgegebener Gesetzmäßigkeit<br />

e) wärmedichte Wandungen<br />

f) keine Strömungs- und Lässigkeitsverluste<br />

g) ohne Ladungswechsel arbeitet<br />

3 Küntscher S.63<br />

4 Küntscher S.124<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 3


FH Ansbach<br />

[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Der Kreisprozess des vollkommenen Motors wird mit idealen Gasen, jedoch mit<br />

temperaturabhängigen spezifischen Wärmekapazitäten berechnet.“ 5<br />

Der Idealprozess des vollkommenen Motors ist ein Maß da<strong>für</strong>, welche Arbeit in<br />

einem bestimmten Motor bei einem gegebenem Luftverhältnis verrichtet werden<br />

könnte. 6<br />

Die Verluste des vollkommenen Motors werden durch den Wirkungsgrad η v<br />

erfasst. Der Gütegrad η g beinhaltet alle übrigen Verluste (realer Brennverlauf,<br />

Wärmeübergang, Ladungswechsel) mit Ausnahme der mechanischen Verluste.<br />

Damit ergibt sich folgende Aufteilung: 7<br />

η = η ⋅η<br />

i<br />

v<br />

g<br />

• Mechanischer Wirkungsgrad: η<br />

we<br />

=<br />

w<br />

m<br />

=<br />

i<br />

spezifisch abgegebene Arbeit<br />

spezifisch indizierte Arbeit<br />

w<br />

e<br />

=<br />

M ⋅ 2 ⋅ 2π<br />

Drehmoment des Motors ⋅ Arbeitsspiel ( = 720°<br />

)<br />

=<br />

V<br />

Zylindervolumen<br />

H<br />

Der mechanische Wirkungsgrad trägt nun jenen Verlusten im Motor Rechnung,<br />

die nach der Verbrennung bei der Übertragung des auf den Kolben wirkenden<br />

Drucks in ein an der Welle anliegendes Drehmoment.<br />

5 DIN 1940<br />

6 Pischinger S.132<br />

7 Pischinger S.124<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 4


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Die Reibung eines Gesamtmotors setzt sich aus den Reib- bzw.<br />

Antriebsleistungen der einzelnen Komponenten zusammen: 8<br />

- Kurbelwellenhauptlager mit Radialwellendichtringen<br />

- Pleuellager und Kolbengruppe (Kolben, Kolbenringe, Kolbenbolzen)<br />

- eventuell vorhandenem Massenausgleich<br />

- Ventil- und Steuertrieb<br />

- Nebenaggregate: Ölpumpe, etc.<br />

Im Leerlauf ist wegen w e = 0 auch η m = 0; die zugeführte Energie wird vollständig<br />

durch mechanische Verluste aufgezehrt. 9<br />

Durch das nachfolgend näher erläuterte Messverfahren des Indizierens lässt sich die<br />

indizierte Arbeit w i ermitteln, die zugeführte Arbeit w zu ergibt sich aus dem<br />

Erdgasvolumenstrom in Verbindung mit der Motorendrehzahl und dem Heizwert.<br />

Die abgegebene Arbeit lässt sich anhand des an der Wirbelstrombremse<br />

gemessenen Drehmoments unter Berücksichtigung von einer möglichen<br />

Messabweichung bestimmen.<br />

8 van Basshuysen S.374<br />

9 Küntscher S.78<br />

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Abb. 11: Energiefluss und Verluste in einem Verbrennungsmotor<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 6


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Indizierung:<br />

Einleitung:<br />

Als Indizieren werden das Messen des Drucks im Zylinder über dem Kolbenweg und<br />

die Darstellung in Abhängigkeit vom Zylindervolumen verstanden. In der Regel muss<br />

beim Messen der Umweg über eine kurbelwinkelabhängige Messung gegangen<br />

werden. Aus dem Kurbelwinkel wird unter Anwendung der Kolbenweggleichung das<br />

Zylindervolumen berechnet.<br />

Indiziermessungen mit einer sich anschließenden Prozessanalyse gehören zu den<br />

unverzichtbaren Hilfsmitteln bei der Entwicklung des Arbeitsprozesses von<br />

Verbrennungsmotoren. Die Prozessanalyse umfasst vor allem die thermodynamische<br />

Untersuchung der Innenvorgänge (Druckverlauf-, Verbrennungsablaufanalyse), aber<br />

auch die Ermittlung der Ladungswechselarbeit bzw. der mechanischen Verluste. 10<br />

Abb. 12: pV-Diagramm eines 4-Takt-Zyklus (Saugmotor)<br />

1) Hochdruckprozess 6) Auslass schließt<br />

2) Gaswechselschleife 7) Einlass öffnet<br />

3) indizierter Mitteldruck p i 8) Einlass schließt<br />

4) Umgebungsdruck p u 9) 10) Zustände 1,2 <strong>für</strong> Polytropenmethode<br />

5) Auslass öffnet<br />

10 Küntscher S.186<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 7


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Abb. 13: Indikatordiagramm mit spezifisch indizierter Arbeit w i als Differenz aus<br />

Hochdruckprozess und Gaswechselschleife beim Saugmotor<br />

Abb. 14: Grafische Bestimmung des inneren Mitteldrucks bei einem Saugmotor<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 8


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Einfluss der Abgasturboaufladung auf die Ermittlung des indizierten Mitteldrucks<br />

Bei der am häufigsten angewendeten Form der Aufladung, der Abgasturboaufladung,<br />

wird der Verdichter von einer Turbine angetrieben, welche die Abgasenergie<br />

ausnützt. Motor und Abgasturbolader sind thermodynamisch gekoppelt.<br />

Bei der Stauaufladung werden die Abgase der einzelnen Zylinder in ein<br />

großvolumiges Auspuffsystem geleitet, in dem sich ein annähernd konstanter<br />

Zustand einstellt, mit dem die Turbine beaufschlagt wird. 11<br />

Abb. 15: Schema und pV-Diagramm eines Motors mit Abgasturboaufladung und Rückkühlung; p i als<br />

Summe von Hochdruckprozess u. Gaswechselschleife<br />

Wenn der Druck des zuströmenden Mediums vor dem Motor (Pos. 1) größer ist als<br />

vor Druck des Abgases vor dem Turbineneintritt (Pos. 6), wird ein Teil der<br />

Turboladerarbeit wieder über eine nun positive Ladungswechselschleife an die<br />

Kurbelwelle abgegeben. 12<br />

Während sich die spezifisch indizierte Arbeit des Saugmotors als Differenz aus<br />

positivem Hochdruckprozess und negativer Gaswechselschleife darstellt ist die beim<br />

aufgeladenen Motor w i die Summe der beiden genannten Prozessschleifen.<br />

11 Pischinger S.146<br />

12 nach van Basshuysen S.449f<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 9


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Messprinzip:<br />

Mittels eines piezoelektrischen Druckaufnehmers, der in die Glühkerzenöffnung im<br />

Brennraum appliziert ist, wird das Drucksignal zu einem Ladungsverstärker<br />

weitergeleitet. Dieser filtert es und wandelt die vom Messwertsensor abgegebenen<br />

Ladungssignale in proportionale Spannungen um. Das aufbereitete Signal wird<br />

anschließend zum Messrechner weitergeleitet.<br />

Über einen Kurbelwinkelgeber wird die aktuelle Position der Kurbelwelle gemessen,<br />

so dass es möglich ist, den Druckverlauf im Zylinder über der Kurbelwellenstellung<br />

und damit über dem Zylindervolumen darzustellen.<br />

Abb. 16: Aufbau der Indiziermesskette<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 10


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Aufbau:<br />

Da die vom Druckaufnehmer abgegebene Ladung nur sehr gering ist, muss die<br />

Leitung zwischen Aufnehmer und Ladungsverstärker möglichst kurz gehalten sein,<br />

um ein reproduzierbares Messergebnis zu erhalten.<br />

Über einen Ladungsverstärkermodul im Motorprüfraum nahe am Motor werden die<br />

Messsignale dann an den Messrechner weitergeleitet und von der Windowsbasierten<br />

Indizierungssoftware INDY der Firma gmf ausgewertet.<br />

Mit dem System INDY NGx ist unter anderem eine Online-Berechnung und<br />

Darstellung aller wichtigen Betriebspunktdaten wie indizierter Mitteldruck,<br />

Spitzendruck, Heizverlauf und pV-Diagramm sowie gemittelter Druckverlauf möglich.<br />

Die Aufnahme des Kurbelwinkelgebers erfolgt über den Schwingungsdämpfer des<br />

Motors. Hierzu ist ein Adapter erforderlich, der auf den Schwingungsdämpfer<br />

aufgeschoben und verschraubt wird.<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 11


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Versuchsdurchführung - Aufgabenstellung:<br />

Nach dem Starten und Warmlaufen des Motors bei schwacher Last sollen die<br />

folgenden sechs Betriebspunkte bei Nenndrehzahl (n=1500 1/min) nacheinander<br />

Drehmoment-geregelt angefahren werden:<br />

1. Drehmoment = 0 (Leerlauf)<br />

2. Drehmoment = 20% Volllast<br />

3. Drehmoment = 40% Volllast<br />

4. Drehmoment = 60% Volllast<br />

5. Drehmoment = 80% Volllast<br />

6. Drehmoment = Volllast<br />

Nach dem Einschwingen eines jeden Betriebspunktes sind folgende Daten <strong>für</strong> die<br />

spätere Auswertung zu erfassen:<br />

• Drehzahl<br />

• Drehmoment<br />

• Gasvolumenstrom<br />

• Indizierter Mitteldruck = indizierte spezifische Arbeit<br />

• Ausdruck des pV-Diagramms der Indizierung<br />

• Ausdruck des pφ-Diagramms der Indizierung<br />

Weiterhin sind der Druck des zuströmenden Gases sowie das Hubvolumen eines<br />

Zylinders zu notieren.<br />

Die Auswertung soll sowohl tabellarisch als auch grafisch die mechanischen,<br />

den inneren sowie den effektiven Wirkungsgrad in Abhängigkeit von der Last<br />

darstellen.<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 12


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2. Abgasmessung<br />

Zielsetzung:<br />

In diesem Versuch sollen die Konzentrationen von Kohlenmonoxid, Stickoxiden und<br />

unverbrannten Kohlenwasserstoffen im Abgas unter Variation vom Luftverhältnis λ<br />

ermittelt werden.<br />

Abgaszusammensetzung:<br />

Die folgende Beschreibung der Zusammensetzung des motorischen Abgases und<br />

seiner wesentlichen Bestandteile erfolgt in enger Anlehnung an Merker (1999):<br />

„Technische Verbrennung – Motorische Verbrennung“.<br />

Bei der vollständigen Verbrennung eines nur aus C- und H-Atomen bestehenden<br />

sog. C x H y -Brennstoffes enthält das Abgas die Komponenten Sauerstoff (O 2 ),<br />

Stickstoff (N 2 ), Kohlendioxid (CO 2 ) und Wasserdampf (H 2 O).<br />

Bei der realen, unvollständigen Verbrennung treten zusätzlich zu diesen<br />

Bestandteilen auch Kohlenmonoxid (CO), unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC),<br />

Stickoxide (NO x ), sowie Partikel auf. Im Gegensatz zu diesen<br />

gesundheitsschädlichen Stoffen wird das <strong>für</strong> den Treibhauseffekt mitverantwortliche<br />

CO 2 nicht als Schadstoff angesehen, da es keine direkte Gefahr <strong>für</strong> die Gesundheit<br />

des Menschen darstellt und als Endprodukt jeder vollständigen Oxidation eines<br />

Kohlenwasserstoffs auftritt. Eine Reduktion von CO 2 im Abgas ist daher auch nur<br />

durch eine Verbrauchsreduzierung oder durch einen veränderten Brennstoff, der<br />

bezogen auf seinen Heizwert einen geringeren Kohlenstoffanteil aufweist, zu<br />

erreichen.<br />

Die Bildung von CO, HC und NO x ist in erster Linie vom Luftverhältnis λ und der<br />

damit gekoppelten Verbrennungstemperatur abhängig. Während CO und HC als<br />

Produkte der unvollständigen Verbrennung bei fettem Gemisch (λ < 1,0) ansteigen,<br />

wird die NO x -Bildung durch eine hohe Temperatur bei ausreichendem<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 13


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Sauerstoffangebot begünstigt (λ =1,1). Bei magerem Gemisch (λ > 1,2) sinkt die<br />

Verbrennungstemperatur, so dass die NO x -Emission abfällt und die HC-Emission<br />

ansteigt.<br />

Abb. 17: Typische Lambda-Linien bei der Verbrennung von Erdgas<br />

Kohlenmonoxid (CO):<br />

Bei lokalem Luftmangel (λ < 1,0) entsteht grundsätzlich CO als ein Produkt der<br />

unvollständigen Verbrennung. Die Oxidation des CO läuft in Abhängigkeit des<br />

Luftverhältnisses λ unterschiedlich ab.<br />

Im extrem mageren Gemisch (λ > 1,4) entsteht wieder vermehrt CO wegen der<br />

niedrigen Temperaturen und der unvollständigen Verbrennung im wandnahen<br />

Bereich des Brennraums. Generell ist die CO-Oxidation stark von der Temperatur<br />

abhängig, so dass die Reaktion auch während der Expansion zunehmend langsamer<br />

wird. Die CO-Konzentration im Abgas entspricht deshalb etwa der<br />

Gleichgewichtskonzentration bei 1700 K.<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 14


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC):<br />

Bei der Verbrennung von C x H y -Brennstoffen treten „hinter“ der Flammenfront keine<br />

messbaren HC-Konzentrationen auf. HC stammt deshalb aus Zonen, die nicht oder<br />

nicht vollständig von der Verbrennung erfasst werden. Dabei setzen sich die<br />

unverbrannten Kohlenwasserstoffe aus einer Vielzahl verschiedener Komponenten<br />

zusammen, die entweder vollständig unverbrannt oder aber schon teiloxidiert sein<br />

können. Vom Gesetzgeber wird heute nur die Summe aller HC-Komponenten, die<br />

üblicherweise mit einem Flammen-Ionisations-Detektor bestimmt wird, beschränkt.<br />

Dabei wird keine Aussage über die Zusammensetzung dieser unverbrannten<br />

Kohlenwasserstoffe getroffen und damit auch nicht das besondere<br />

Gefährdungspotential bestimmter Bestandteile berücksichtigt.<br />

Stickoxide (NO x ):<br />

Stickoxide (NO x ) begünstigen in der Troposphäre die Bildung von bodennahem<br />

Ozon und photochemischem Smog. Bei der motorischen Verbrennung entsteht<br />

hauptsächlich Stickstoffmonoxid (NO), das jedoch nach längerem Verweilen unter<br />

atmosphärischen Bedingungen fast vollständig in Stickstoffdioxid (NO 2 ) umgewandelt<br />

wird. Das NO kann bei der Brennung auf drei verschiedenen Wegen gebildet werden.<br />

Dabei unterscheidet man das sog. Thermische NO, das bei hohen Temperaturen<br />

nach dem Zeldovich-Mechanismus aus Luftstickstoff gebildet wird, das sog. Prompt-<br />

NO, das durch den Fenimore-Mechanismus schon bei niedrigen Temperaturen aus<br />

dem Luftstickstoff entsteht, und schließlich das sog. Brennstoff-NO, das durch<br />

Stickstoffanteile im Brennstoff hervorgerufen wird. 13<br />

13 Merker S.84 – S. 107<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 15


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Brennstoffzusammensetzung:<br />

Die Qualität von Erdgas hat eine große Bandbreite und hängt vor allem von der<br />

Förderregion ab.<br />

Abb. 18: Zusammensetzung und Kennwerte verschiedener Erdgassorten<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 16


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Messaufbau:<br />

Abb. 19: Auszug aus den technischen Daten der Firma mru<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 17


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Messfühler im<br />

Abgasstrom<br />

Messgerät verbunden<br />

mit Prüfstandsteuerung<br />

ATLANTIS<br />

Motor<br />

Abb. 20: Aufbau des Messsystems<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 18


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Stöchiometrischer Luftbedarf 14<br />

Der stöchiometrische Luftbedarf L st kann aus dem Sauerstoffbedarf der Reaktion und<br />

der Zusammensetzung der Luft (N 2 :O 2 = 0,79:0,21) errechnet werden:<br />

1<br />

0,21<br />

Lst<br />

= O2st<br />

= 4, 76O2st<br />

Darin sind L st der stöchiometrische Luftbedarf in kmol je kg Brennstoff und O 2st der<br />

stöchiometrische Sauerstoffbedarf in kmol O 2 je kg Brennstoff.<br />

Als Beispiel sei im Folgenden die Berechnung des stöchiometrischen Luftbedarfs <strong>für</strong><br />

einen Kohlenwasserstoff C x H y O z angeführt:<br />

C<br />

H<br />

O<br />

⎛ y z ⎞<br />

+ ⎜ x + − ⎟O<br />

⎝ 4 2 ⎠<br />

→ xCO<br />

y<br />

+ H<br />

2<br />

x Y z<br />

2<br />

2 2<br />

O<br />

Der Sauerstoffbedarf der stöchiometrischen Verbrennung beträgt:<br />

⎛ y z ⎞ kmol O<br />

= ⎜ x + − ⎟<br />

⎝ 4 2 ⎠ kmol Brennstoff<br />

2<br />

O2<br />

st<br />

Daraus ergibt sich der stöchiometrische Luftbedarf zu:<br />

L st<br />

=<br />

4 ,76<br />

⎛<br />

⎜ x +<br />

⎝<br />

y z ⎞ kmol Luft<br />

− ⎟<br />

4 2 ⎠ kmol Brennstoff<br />

14 Pischinger, S.67<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 19


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Stöchiometrischer Luftbedarf von Erdgas<br />

Bei der Verbrennung von Erdgas ist Methan der wesentliche Brennstoff. Für CH 4 gilt<br />

dementsprechend x = 1, y = 4 und z = 0.<br />

L<br />

st Methan<br />

⎛<br />

= 4,76⎜1+<br />

⎝<br />

4<br />

4<br />

0 ⎞ kmol Luft<br />

− ⎟<br />

2 ⎠ kmol CH<br />

4<br />

kmol Luft<br />

= 9,52<br />

kmol CH<br />

4<br />

Nm<br />

= 9,52<br />

Nm<br />

3<br />

3<br />

Luft<br />

CH<br />

4<br />

kg Luft<br />

= 17,17<br />

kg CH<br />

4<br />

kg<br />

<strong>für</strong> : ρLuft<br />

= 1,293<br />

m³<br />

bei Normbedingungen<br />

kg<br />

und ρMethan<br />

= 0,717<br />

m³<br />

( T = 273,15 K und p = 1,01325bar<br />

)<br />

Luftverhältnis aus Brennstoff- und Luftmengenmessung 15<br />

Das Luftverhältnis λ lässt sich am einfachsten durch eine Brennstoff- und<br />

Luftmengenmessung mit der Definitionsgleichung λ=L/L st ermitteln. Darin sind L die<br />

zugeführte Luftmenge und L st der stöchiometrische Luftbedarf in kg je kg Brennstoff.<br />

Umgerechnet auf die während der Beobachtungszeit zugeführte Brennstoffmasse<br />

ergibt sich:<br />

λ =<br />

mL<br />

L ⋅ m<br />

st<br />

B<br />

Darin sind m L und m B die während der Beobachtungszeit zugeführten Massen an<br />

Luft und Brennstoff in kg. Anstelle der Massen können auch die Stoffmengen (in<br />

kmol) oder die Normvolumina (in m³ bei Normzustand) eingesetzt werden, wobei<br />

auch <strong>für</strong> L st die entsprechende Dimension zu verwenden ist.<br />

Das Luftverhältnis kann auch aus der Abgasanalyse ermittelt werden. Dies ist dann<br />

notwendig, wenn keine Brennstoff- und Luftmengenmessungen vorliegen oder wenn<br />

diese überprüft werden sollen.<br />

15 Pischinger, S.68<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 20


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[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Ideales Luftverhältnis <strong>für</strong> Erdgasmotoren<br />

Bei einer überstöchiometrischen Verbrennung mit λ > 1,0 enthält das Kraftstoff-Luft-<br />

Gemisch mehr Brennluft als zur vollständigen Verbrennung benötigt wird. Mit dem<br />

Überschuss an Verbrennungsluft steigt zugleich der Anteil inerten Stickstoffes an der<br />

Gemischzusammensetzung. Der Stickstoff nimmt bei der Verbrennung Wärme auf<br />

und senkt somit die Spitzentemperaturen bei der Verbrennung. Durch stetiges<br />

Abmagern des Gemisches können die NO x -Emissionen bis unterhalb des<br />

Grenzwertes der TA-Luft verringert werden. Wird das Gemisch zu mager, steigen<br />

aufgrund der schlechten Verbrennung die CO- und HC-Emissionen, wie in Abb. 17<br />

zu sehen ist. Bei den Erdgasmotoren hat sich ein Luftverhältnis zwischen λ =<br />

1,5…1,6 als guter Kompromiss zwischen niedrigen NO x -Emissionen und bereits<br />

wieder steigenden CO- und HC-Emissionen ergeben. In diesem so genannten<br />

Mager- λ-Fenster sind die NO x -Emissionen geringer als die Vorgaben der TA-Luft.<br />

Auf eine kostenintensive Abgasnachbehandlung zur Reduktion der NO x -Emissionen<br />

durch einen selektiv arbeitenden Katalysator (SCR-Verfahren) kann hier verzichtet<br />

werden. Die CO- und HC-Emissionen können kostengünstig durch einen<br />

Oxidationskatalysator auf das Niveau der TA-Luft verringert werden. Das<br />

Wirkungsgradoptimum liegt bei einem Luftverhältnis von λ = 1,3…1,4. In diesem<br />

Arbeitsbereich könnten höhere Wirkungsgrade erzielt werden, allerdings wäre wegen<br />

der hohen NO x -Emissionen eine aufwendige Abgasnachbehandlung nötig.<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 21


FH Ansbach<br />

[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Versuchsdurchführung - Aufgabenstellung:<br />

Nach dem Starten und Warmlaufen des Motors bei schwacher Last soll ein<br />

Betriebspunkt mit 90% Volllast bei Nenndrehzahl (n=1500 1/min) eingestellt werden.<br />

Für die Variation des Luftverhältnisses in den Stufen<br />

• λ = 1,30<br />

• λ = 1,35<br />

• λ = 1,40<br />

• λ = 1,45<br />

• λ = 1,50<br />

• λ = 1,55<br />

• λ = 1,60<br />

sollen die Messwerte von HC, CO und NO x erfasst werden.<br />

Die Auswertung soll sowohl tabellarisch als auch grafisch die die Messwerte<br />

von HC, CO und NO x in Abhängigkeit vom Luftverhältnis darstellen.<br />

P r o f . D r - I n g . K a p i s c h k e Seite 22


FH Ansbach<br />

[LABOR FÜR ENERGIEVERFAHRENSTECHNIK]<br />

Literaturverzeichnis<br />

van Basshuysen, Richard; Schäfer, Fred (Hrsg.): Verbrennungsmotor:<br />

Grundlagen, Komponenten, Systeme, Perspektiven. 3. Auflagen, Wiesbaden:<br />

Viewig Verlag, 2005<br />

Küntscher, Volkmar; Hoffmann, Werner (Hrsg.): Kraftfahrzeug-Motoren. 4.<br />

Auflage, Würzburg: Vogel Verlag 2006<br />

Firma mru, Produktbeschreibung „Vario plus industrial“<br />

Pischinger, Rudolf; Klell, Manfred; Sams, Theodor: Thermodynamik der<br />

Verbrennungskraftmaschine – Der Fahrzeugantrieb. 2. Auflage, New York:<br />

Springer Verlag, 2002<br />

Merker, Günter; Stietsch, Gunnar: Technische Verbrennung – Motorische<br />

Verbrennung. 1.Auflage, Leipzig: Teubner Verlag, 1999<br />

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