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Hidaya. Mein Weg zum Islam.pdf

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stellte ich fest, dass die Frau unbemerkt 200 Francs in die Kekspackung<br />

geschmuggelt hatte! Mir war selten so warm ums Herz gewesen, und ich<br />

fühlte, dass ich mich wieder auf dem aufsteigenden Ast befand, denn die<br />

Angst wich allmählich einem Vertrauen ins Schicksal.<br />

Die Gegend und das Wetter waren inzwischen freundlicher geworden,<br />

obwohl die Nächte nach wie vor sehr kalt waren und meine Beine arg<br />

strapaziert von der ungewohnten Anstrengung. Nur langsam ging es nach<br />

Barcelona. Dort setzte ich mich an eine Uferpromenade und betrachtete die<br />

Unendlichkeit des Meeres. Man konnte von hier den Stadtteil erkennen, in<br />

dem demnächst die Olympischen Spiele stattfinden sollten. Monströse<br />

Betonskelette schoben sich dort als ästhetischer Alptraum bis ans Ufer.<br />

Es war zu kalt <strong>zum</strong> Schlafen, trotz sämtlicher gewaschener und<br />

ungewaschener Hemden und Socken, und die Müdigkeit zermürbte mich.<br />

Ein paar Meter weiter war gerade ein Penner damit beschäftigt, ein kleines<br />

Feuer mit einer Zeitung zu entfachen, um sich dann auf den aufgewärmten<br />

Stein zu legen. Der Mann trug ein T-Shirt und besaß nur dünne Mokassins.<br />

Schlotternd fragte ich mich, wie der Mann das aushalten konnte, und ich<br />

schlich mich zu ihm, um ihm ein Geldstück in seinen zerknüllten Hut zu<br />

werfen. Als ich mir dabei das zerfurchte rußige Gesicht und den stoppeligen<br />

fleckigen Bart betrachtete, erwachte der Mann und ich war erstaunt. Die<br />

meisten Menschen wären wohl erschrocken hochgefahren, wenn in einer<br />

solchen Gegend neben ihnen ein Fremder herumhantierte. Aber der Penner<br />

guckte mich nur mit den friedlichsten Augen an, die man sich denken<br />

konnte, lächelte mich kurz an und war im nächsten Moment auch schon<br />

wieder eingeschlafen, wie jemand, der schon länger nichts mehr zu<br />

verlieren hat und keine Angst und kein Misstrauen mehr kennt.<br />

Trampend und zu Fuß setzte ich meinen <strong>Weg</strong> gen Süden fort und erreichte<br />

irgendwann eine kleine Ortschaft, wo ich es mir auf der Veranda eines<br />

offensichtlich nur in den Sommermonaten bewohnten Hauses bequem<br />

machte. Ich war bereits etwas heruntergekommen, und hatte Ausschlag am<br />

Hals und dreckige Klamotten. Während ich meinen trüben Gedanken<br />

nachhing, kam unversehens ein Marrokaner in meinem Alter den Strand<br />

entlang, sah mich und fragte auf französisch nach dem Woher und dem<br />

Wohin.<br />

“Komm mit zu meinen Freunden", sagte er nach einer Weile, “es ist zu kalt<br />

hier."<br />

Ein paar Straßen weiter stand ein Rohbau, an dem wohl schon länger nicht<br />

mehr weitergebaut wurde. Ein kleines Zimmer war mit Pappe und<br />

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