Hidaya. Mein Weg zum Islam.pdf
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mich, als der Eimer unheimlich heiß wurde, als ich den Kalk mit Wasser<br />
mischte, und später über meine Löcher in den Fingern, die der Kalk dort<br />
reinätzte.<br />
Nach ein paar Tagen kamen drei Leute vorbei, um die Mühle zu<br />
begutachten, was wohl bedeutete, dass Markus und Gabi sie nicht kaufen<br />
wollten. Darauf ließ auch die misslungene Ernte schließen und die<br />
schwierigen Anbaubedingungen hier an den steilen Hängen. Ich machte Tee<br />
und bot meinen Gästen vom Gras an, und die genossen das Rauschen des<br />
Baches und die nachmittägliche Sonne. Als sie gehen wollten, konnte ich<br />
mir nicht verkneifen zu fragen, ob sie nicht noch etwas Kleingeld für Mehl<br />
und Zucker hätten, mit Obst und Gemüse wäre ich ja versorgt.<br />
“Jaja, ein paar Kohlenhydrate braucht's halt", sagte einer von ihnen und<br />
steckte mir einen Schein zu. Erst später wagte ich den Schein zu<br />
begutachten. 5000 Escudos! Wenn ich sparsam war, reichte das für einen<br />
ganzen Monat!<br />
Bald darauf lernte ich Rolf kennen, einen netten Mittdreißiger aus<br />
Dortmund mit schütterem Haar, der etwa einen Kilometer flussabwärts<br />
ebenfalls eine Mühle besaß. Er lebte hier schon länger und hatte einen sehr<br />
romantischen Platz. Seine Mühle war mit Wein bewachsen und hatte eine<br />
Solaranlage auf dem Dach. Auch war der Wald hier noch intakt, und viele<br />
Vögel flatterten vergnügt umher und gaben Gesangsdarbietungen. Er besaß<br />
ein paar stolze Hühner, die aufgeregt durch die Gegend fleuchten. Nur der<br />
zugehörige Hahn fehlte, denn der war vor kurzem geschlachtet worden,<br />
weil er zu frech gewesen war und die Leute immer in die Waden gehackt<br />
hatte. Dann gab es da noch Thorsten aus Duisburg, ein Junge in meinem<br />
Alter, mit langen braunen Haaren, der, wie konnte es anders sein, in einer<br />
weiteren Mühle lebte, keine hundert Meter weiter bachabwärts. Die war<br />
allerdings nur ein Schuppen und vom Untergang bedroht.<br />
Rolf besaß ein Auto und wir fuhren öfters alternative Selbstversorger im<br />
Umland besuchen, sympathische Leute, meistens Deutsche, die ein recht<br />
hartes und vielleicht etwas eintöniges, dafür aber auch gesundes und<br />
irgendwie sinnvolles Leben führten. Vor allem die zahlreichen Kinder<br />
schienen sich hier wohl zu fühlen. Viele ihrer Produkte, wie <strong>zum</strong> Beispiel<br />
den Honig, verkauften sie nach Deutschland, um über die Runden zu<br />
kommen.<br />
Als Ernst-Josef erschien, ein älterer, bebrillter Intellektueller auf dem Bio-<br />
Trip, zog ich in eine andere Mühle weiter flussaufwärts, die mit einem drei<br />
Meter hohen Wasserfall, einem kleinen Stausee und einem fruchttragenden<br />
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