Interview mit Gabriele Schwarz (aus KiG 05/2007, S. 14 - 16) PDF
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Apothekerin als Koordinatorin von GCP-Inspektionen<br />
Verfechterin ethisch und wissenschaftlich<br />
hochwertiger klinischer Prüfungen<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong> ist seit 23 Jahren Apothekerin.<br />
Zunächst war sie 13 Jahre lang<br />
in verschiedenen öffentlichen Apotheken<br />
als angestellte Approbierte tätig.<br />
1998 setzte sie ihre berufliche Laufbahn<br />
als Amtsapothekerin beim Gesundheitsamt<br />
der Stadt Köln fort, bevor sie im<br />
Herbst 2001 zum Bundesinstitut für Arznei<strong>mit</strong>tel<br />
und Medizinprodukte (BfArM)<br />
in das Fachgebiet „Klinische Prüfung“<br />
wechselte. Heute leitet sie das Sachgebiet<br />
„GCP-Inspektionen“ (Good Clinical<br />
Practice = GCP). Zugleich ist sie stellvertretende<br />
Leiterin des Fachgebietes „Klinische<br />
Prüfung“ des BfArM.<br />
<strong>Interview</strong>serie:<br />
Apotheker außerhalb<br />
der klassischen<br />
Tätigkeitsfelder<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Was hat Sie seinerzeit zur Pharmazie geführt?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Das war in erster Linie mein naturwissenschaftliches<br />
Interesse, wobei ich besonders<br />
reizvoll fand, durch ein Pharmaziestudium<br />
die verschiedenen naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen Chemie, Biologie, aber auch<br />
Physik fächerübergreifend zu vertiefen und<br />
um medizinisches und pharmazeutisches<br />
Fachwissen zu ergänzen.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Nach 13 Jahren beruflicher Tätigkeit als angestellte<br />
Approbierte in öffentlichen Apotheken<br />
– spielt man da nicht auch <strong>mit</strong> dem<br />
Gedanken, sich selbstständig zu machen?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
In der Tat stellte sich damals die Frage nach<br />
meiner weiteren beruflichen Entwicklung.<br />
Auch wenn die Selbstständigkeit als eine<br />
mögliche Alternative in Betracht kam, suchte<br />
ich eher nach einer neuen, völlig anders<br />
gearteten beruflichen Her<strong>aus</strong>forderung. Ich<br />
war zu diesem Zeitpunkt für eine Reihe pharmazeutischer<br />
Tätigkeiten außerhalb der<br />
öffentlichen Apotheke offen. Dass ich in<br />
einer Gesundheitsbehörde landete, war eher<br />
dem Zufall zu verdanken.<br />
„Es fließen pharmazeutische,<br />
medizinische<br />
und ethische Fragestellungen<br />
<strong>mit</strong> Aspekten<br />
<strong>aus</strong> dem Bereich<br />
Qualitätsmanagement<br />
zusammen.“<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Bereits im Rahmen Ihrer Tätigkeit als Amtsapothekerin<br />
gehörten GCP-Inspektionen zu<br />
Ihren Aufgaben.<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Die Tätigkeit als Amtsapothekerin brachte<br />
eine Reihe neuer Aufgaben in unterschiedlichsten<br />
Bereichen <strong>mit</strong> sich. Die Überwachung<br />
klinischer Prüfungen empfand ich<br />
persönlich als besondere Her<strong>aus</strong>forderung,<br />
da sie komplexe Fragestellungen beinhaltet<br />
und eine breite Expertise erfordert. Hier fließen<br />
pharmazeutische, medizinische und<br />
ethische Fragestellungen <strong>mit</strong> Aspekten <strong>aus</strong><br />
dem Bereich Qualitätsmanagement zusammen.<br />
Als dann im Jahr 2001 aufgrund der in<br />
Kraft getretenen europäischen Richtlinie zu<br />
klinischen Prüfungen neue behördliche Aufgaben<br />
in Deutschland anstanden, sah ich es<br />
als großartige berufliche Chance, diesen<br />
Bereich im BfArM <strong>mit</strong> aufzubauen.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Sie leiten das GCP-Inspektorat des BfArM,<br />
das heißt, Sie koordinieren die GCP-Inspektionen<br />
nach innen und nach außen.<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Das ist richtig. Den größten Anteil haben bei<br />
uns im BfArM zulassungsbezogene Inspektionen.<br />
Bei diesem Typ von Inspektionen<br />
werden Qualität und Glaubwürdigkeit der<br />
Daten <strong>aus</strong> klinischen Prüfungen überprüft,<br />
die die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit<br />
eines Arznei<strong>mit</strong>tels nachweisen sollen. Die in<br />
Zulassungsverfahren vorgelegten klinischen<br />
Daten werden <strong>mit</strong>tlerweile global generiert.<br />
Daher erfolgen unsere Inspektionen sowohl<br />
in als auch außerhalb Europas und beinhalten<br />
neben wissenschaftlichen Aspekten auch<br />
die Überprüfung der Einhaltung international<br />
anerkannter ethischer Standards. Etwa<br />
ein Drittel unserer Inspektionen erfolgen in<br />
Deutschland, ein Drittel in anderen europäischen<br />
Mitgliedsstaaten gemeinsam <strong>mit</strong> den<br />
dort zuständigen Kollegen und etwa ein<br />
Drittel in Drittländern, zum Beispiel in Osteuropa,<br />
den Vereinigten Staaten und Asien.<br />
Inhaltlich gehen wir so vor, dass wir in klinischen<br />
Prüfeinrichtungen eine Stichprobe von<br />
Prüfbögen <strong>mit</strong> den korrespondierenden Patienten-<br />
beziehungsweise Probandenakten<br />
nehmen und das Prüfteam befragen. Wir<br />
überprüfen die Rekrutierung der Prüfungsteilnehmer,<br />
die Einhaltung des Prüfplans, die<br />
Dokumentation unerwünschter Ereignisse,<br />
den Umgang <strong>mit</strong> dem/den Prüfarznei<strong>mit</strong>tel(n)<br />
und die Qualitätskontrollmaßnahmen<br />
<strong>14</strong> Kammer im Gespräch 5/07
des Sponsors. Anhand des Prüfarztordners<br />
inspizieren wir unter anderem die Einhaltung<br />
regulatorischer Vorschriften, insbesondere<br />
die Einholung eines Ethikkommissionsvotums.<br />
Beim Sponsor überprüfen wir an wesentlichen<br />
Prozessen, ob ein funktionierendes<br />
Qualitätsmanagementsystem implementiert<br />
ist.<br />
Neben den im Rahmen von Zulassungsverfahren<br />
initiierten Inspektionen erreichen uns<br />
auch regelmäßig Amtshilfeersuchen von<br />
Länderbehörden oder begründete Ersuchen<br />
anderer europäischer Mitgliedsstaaten <strong>mit</strong><br />
der Bitte, eine GCP-Inspektion in deutschen<br />
Einrichtungen durchzuführen. Die Koordination<br />
der Inspektionen erweist sich aufgrund<br />
der sehr begrenzten personellen Ressourcen,<br />
der engen Zeitschienen, der Komplexität der<br />
Inspektionsverfahren und der stark zunehmenden<br />
Anzahl an Inspektionsanforderungen<br />
als zunehmend schwieriger.<br />
Zu meinem Verantwortungsbereich gehören<br />
auch das Review der Inspektionsberichte<br />
meiner Kolleginnen und regelmäßige Teambesprechungen,<br />
in denen wir neben Aufgaben<br />
<strong>aus</strong> dem Bereich Qualitätsmanagement<br />
und organisatorischen Fragen insbesondere<br />
die beobachteten Mängel erörtern, um zu<br />
fachlich angemessenen und einheitlichen<br />
Bewertungen zu kommen.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Welches sind die Schwerpunkte im Rahmen<br />
einer GCP-Inspektion zur Sicherheit in klinischen<br />
Prüfungen?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Der Schwerpunkt liegt auf der Überprüfung<br />
der Prozesse, die gewährleisten sollen, dass<br />
Risiken für die Prüfungsteilnehmer möglichst<br />
früh erkannt und geeignete Abhilfemaßnahmen<br />
ergriffen werden.<br />
Dazu wird auf der Ebene der Prüfzentren<br />
inspiziert, ob von den Prüfern unerwünschte<br />
Ereignisse bei Prüfungsteilnehmern umfassend<br />
dokumentiert, bezüglich Schwere und<br />
potenziellem K<strong>aus</strong>alzusammenhang <strong>mit</strong><br />
dem/den Prüfarznei<strong>mit</strong>tel(n) bewertet und<br />
dem Sponsor in den vorgesehenen Fristen<br />
weitergeleitet werden. Zudem wird überprüft,<br />
ob nebenwirkungsbedingte Dosisänderungen<br />
oder Studienabbrüche vom Prüfer<br />
in den Prüfbögen erfasst werden.<br />
Auf Sponsorebene wird das Monitoring, die<br />
zeitnahe datenbanktechnische Erfassung<br />
Kammer im Gespräch 5/07<br />
und insbesondere die inhaltliche Bewertung<br />
der Sicherheitsdaten überprüft. Für die inhaltliche<br />
Bewertung ist <strong>aus</strong>schlaggebend,<br />
dass durch den Sponsor alle für die Sicherheitsbewertung<br />
relevanten Informationen<br />
und Informationsquellen herangezogen werden<br />
und die Evaluierung regelmäßig durch<br />
ein multidisziplinäres Team erfolgt.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Sind Sie auch selbst an GCP-Inspektionen vor<br />
Ort beteiligt?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Ich führe nach wie vor auch selbst noch<br />
GCP-Inspektionen vor Ort durch. Die Leitung<br />
des Inspektorates lässt mir hierzu allerdings<br />
nicht allzu viel Zeit und daher konzentriere<br />
ich mich <strong>mit</strong>tlerweile in erster Linie auf<br />
vorab erkennbar schwierige oder fachlich<br />
besonders anspruchsvolle Inspektionen.<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong><br />
Kammer im Gespräch:<br />
Dass trotz aller Vorsichts- und Sicherungsmaßnahmen<br />
im Rahmen von klinischen Prüfungen<br />
ein schwerer Zwischenfall nicht hundertprozentig<br />
<strong>aus</strong>geschlossen werden kann,<br />
hat die missglückte Arznei<strong>mit</strong>telstudie in<br />
Großbritannien im Frühjahr vergangenen<br />
Jahres gezeigt. Zwar ist für die Zulassung<br />
monoklonaler Antikörper in Deutschland das<br />
Paul-Ehrlich-Insititut (PEI) in Langen zuständig,<br />
aber hat dieser Zwischenfall auch die<br />
Arbeit des BfArM im Rahmen der Genehmigung<br />
von klinischen Prüfungen beeinflusst?<br />
„Ich führe nach wie vor<br />
selbst noch GCP-Inspektionen<br />
vor Ort durch.“<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Natürlich haben sowohl die Behörden als<br />
auch die Fachkreise intensiv diskutiert, wie es<br />
zu diesem schweren Zwischenfall kommen<br />
konnte, ob die lebensbedrohlichen Nebenwirkungen<br />
anhand der präklinischen Befunde<br />
vorhersehbar waren oder hätten verhindert<br />
werden können. Die bei der intensiven<br />
Evaluierung erlangten Erkenntnisse fanden<br />
Eingang in eine europäische Leitlinie.<br />
Diese beinhaltet unter anderem einen neuen<br />
wissenschaftlichen Ansatz für die Dosisbestimmung<br />
neuer Wirkstoffe bei der Erstanwendung<br />
am Menschen. Zusätzlich wurden<br />
auch erhöhte Anforderungen an Prüfeinrichtungen,<br />
die solche „Hochrisikostudien“<br />
durchführen, und ein geändertes Prüfungsdesign<br />
empfohlen. Dieser Fall hat<br />
jedoch allen Beteiligten auf erschreckende<br />
Weise vor Augen geführt, dass es trotz aller<br />
Vorsichtsmaßnahmen eine hundertprozentige<br />
Sicherheit in klinischen Prüfungen nicht<br />
gibt.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Zu Ihrem Team gehören drei weitere Inspektorinnen.<br />
Sind auch Apothekerinnen so wie<br />
Sie darunter?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Alle drei Kolleginnen haben nach einem<br />
naturwissenschaftlichen Studium mehrjährige<br />
Erfahrung im Monitoring, Auditing und<br />
im Projektmanagement klinischer Prüfungen<br />
in Auftragsforschungsinstituten beziehungsweise<br />
Pharmaunternehmen gesammelt. Sie<br />
brachten so<strong>mit</strong> gute Vor<strong>aus</strong>setzungen für<br />
diese anspruchsvolle Tätigkeit <strong>mit</strong>. Apotheker<br />
<strong>mit</strong> zusätzlichen Kenntnissen oder Erfahrungen<br />
<strong>aus</strong> dem Bereich der klinischen<br />
Pharmazie wären <strong>aus</strong> meiner Sicht ebenfalls<br />
für diese Aufgabe prädestiniert. Bei zukünftigen<br />
Stellenbesetzungsverfahren würde ich<br />
Bewerbungen von interessierten Kollegen<br />
<strong>mit</strong> den erwähnten Fachkenntnissen sehr<br />
begrüßen.<br />
15
Apothekerin als Koordinatorin von GCP-Inspektionen<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Sie sind bekannt als Verfechterin ethisch und<br />
wissenschaftlich hochwertiger klinischer Prüfungen<br />
und engagieren sich auch im Bereich<br />
der nichtkommerziellen klinischen Forschung<br />
in Deutschland. Derzeit sind Sie in das so<br />
genannte ADAMON-Projekt eingebunden.<br />
Können Sie uns Näheres zu diesem Projekt<br />
erläutern?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Monitoring vor Ort ist einerseits eine wesentliche<br />
Maßnahme der Qualitätskontrolle bei<br />
klinischen Prüfungen, um den Schutz der<br />
Prüfungsteilnehmer und die Glaubwürdigkeit<br />
der Ergebnisse zu gewährleisten.<br />
Andererseits ist Monitoring aber auch ein<br />
wesentlicher Kostenfaktor. Die Planung des<br />
Monitoringumfangs in nicht-kommerziellen<br />
klinischen Prüfungen erfolgt derzeit häufig<br />
allein aufgrund vorhandener oder auch fehlender<br />
finanzieller Ressourcen. Deshalb bedarf<br />
es eines Instrumentes, anhand dessen<br />
sich eine rationale, an die Gegebenheiten<br />
der jeweiligen klinischen Prüfung angepasste<br />
Strategie für die Qualitätssicherung ableiten<br />
lässt. Eine solche Strategie muss sich einerseits<br />
dadurch <strong>aus</strong>zeichnen, dass sie die Einhaltung<br />
der GCP-Ziele gewährleistet, und<br />
andererseits die dafür benötigten Ressourcen<br />
optimiert. Hierfür hat sich eine Projektgruppe<br />
<strong>aus</strong> Vertretern mehrerer Koordinationszentren<br />
für Klinische Studien (KKS) und<br />
Kompetenznetze und mir als Vertreterin des<br />
BfArM zusammengefunden. Gefördert wird<br />
das Projekt von der Telematikplattform<br />
(TMF e.V.).<br />
In der ersten Projektstufe wurde eine Verfahrensweise<br />
für eine strukturierte Risiko-Analyse<br />
und Klassifikation klinischer Prüfungen<br />
entwickelt und für jede Risikoklasse ein Vorschlag<br />
für eine reduzierte, auf wesentliche<br />
Parameter konzentrierte Monitoringstrategie<br />
<strong>aus</strong>gearbeitet. In der zweiten Projektstufe<br />
soll dieses neu entwickelte Instrument in<br />
konkreten klinischen Prüfungen vergleichend<br />
getestet und auf seine Effizienz überprüft<br />
werden. Schon jetzt wurde europäisch<br />
sowohl <strong>aus</strong> den Fachkreisen als auch von Behördenseite<br />
großes Interesse an den Arbeitsergebnissen<br />
signalisiert.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Mit dem GCP-Inspektorat ist Ihr Tätigkeitsgebiet<br />
aber noch nicht vollständig beschrieben.<br />
In Ihrer Funktion als stellvertretende<br />
Leiterin des Fachgebietes „Klinische Prüfungen“<br />
übernehmen Sie weitere Aufgaben.<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Zwar bin ich nicht in die Routine der Bewertung<br />
von Anträgen auf Genehmigung<br />
von Klinischen Prüfungen in Deutschland<br />
eingebunden, jedoch in alle Fälle, die Probleme<br />
bereiten und einer fachlichen Diskussion<br />
und Abstimmung innerhalb des<br />
Fachgebietes „Klinische Prüfung“ bedürfen.<br />
So zeichne ich Versagungen, Rücknahmen<br />
und Widerrufe intern <strong>mit</strong>.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Ich schätze den interdisziplinären wissenschaftlichen<br />
Ansatz und die intensive Auseinandersetzung<br />
<strong>mit</strong> den an der Durchführung<br />
klinischer Prüfungen beteiligten Personen<br />
und Fachkreisen <strong>aus</strong> unterschiedlichsten<br />
Unternehmen, Bereichen und Regionen. Die<br />
enge Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Kollegen <strong>aus</strong><br />
anderen EU-Mitgliedstaaten <strong>mit</strong> dem Ziel des<br />
aktiven Patientenschutzes gehört ebenfalls<br />
zu den positiven Aspekten meiner Tätigkeit.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Vermutlich sind Sie viel unterwegs.<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
Das stimmt, und zwar vor allem durch die<br />
Arbeit in europäischen Gremien und die Teilnahme<br />
an internationalen Symposien, die<br />
der Weiterentwicklung europäischer Regularien<br />
und Standards für klinische Prüfungen<br />
dienen. Diese regulatorische Arbeit macht<br />
einen erheblichen Teil meiner Tätigkeit <strong>aus</strong>.<br />
„Enge Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> Kollegen <strong>aus</strong> anderen<br />
EU-Mitgliedsstaaten.“<br />
So bin ich Mitglied der europäischen „GCP<br />
Inspektors Working Group“, die sich regelmäßig<br />
in London zu Arbeitstagungen zusammenfindet.<br />
In dieser Arbeitsgruppe wird<br />
die Harmonisierung und Weiterentwicklung<br />
von Inspektionsstandards vorangetrieben<br />
und so<strong>mit</strong> die Vor<strong>aus</strong>setzungen für die innerhalb<br />
der EU verpflichtende gegenseitige<br />
Anerkennung von Inspektionsergebnissen<br />
geschaffen. Meine Aufgabe ist es, die Ergebnisse<br />
dieser Tagungen in unsere Inspektionen<br />
einfließen zu lassen.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Welche über die rein fachliche Qualifikation<br />
hin<strong>aus</strong> gehenden persönlichen Stärken und<br />
Kompetenzen sollte man als Apotheker <strong>mit</strong>bringen,<br />
wenn man sich für eine Tätigkeit als<br />
GCP-Inspektor interessiert?<br />
<strong>Gabriele</strong> <strong>Schwarz</strong>:<br />
GCP-Inspektionen in diesem internationalen<br />
Kontext erfordern die enge Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> Kollegen <strong>aus</strong> anderen EU-Mitgliedsstaaten<br />
und den Aust<strong>aus</strong>ch <strong>mit</strong> Menschen<br />
unterschiedlicher Ausbildung, unterschiedlicher<br />
Verantwortungsbereiche und unterschiedlichem<br />
kulturellem Hintergrund. Die<br />
Tätigkeit als GCP-Inspektor erfordert daher<br />
neben vielfältigen Fachkenntnissen, gutem<br />
analytischen Denkvermögen und guten englischen<br />
Sprachkenntnissen vor allem eine<br />
<strong>aus</strong>geprägte soziale Kompetenz. Inspektoren<br />
müssen offen für ihr jeweiliges Gegenüber<br />
sein und die Fähigkeit besitzen, emotionale<br />
Befindlichkeiten anderer Menschen zu verstehen<br />
und angemessen darauf zu reagieren.<br />
Dabei sollten sie jedoch über <strong>aus</strong>reichendes<br />
Selbstbewusstsein verfügen, um<br />
eigene Standpunkte verständlich darzustellen<br />
und gegebenenfalls durchzusetzen.<br />
Da die Inspektionstätigkeit einen hohen persönlichen<br />
Einsatz erfordert, benötigen Inspektoren<br />
gleichzeitig eine hohe Begeisterungsfähigkeit<br />
für diese Arbeit. Dafür werden<br />
sie durch eine sehr interessante, abwechslungsreiche<br />
und sinnvolle Tätigkeit<br />
entschädigt.<br />
Kammer im Gespräch:<br />
Frau <strong>Schwarz</strong>, wir danken Ihnen für das interessante<br />
Gespräch und wünschen weiterhin<br />
viel Erfolg.<br />
<br />
<strong>16</strong> Kammer im Gespräch 5/07