bürgerschaftliches engagement in ländlichen kommunen
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Grußwort<br />
Holger Magel<br />
nicht auf Staat und Regierung warten, weil sie<br />
bereit s<strong>in</strong>d, ihre Heimat selbst zu gestalten. Politiker,<br />
Bürgermeister, Geme<strong>in</strong>deräte, Ortsvorsteher<br />
sollten es nicht als Machtverlust begreifen, wenn sie<br />
die Menschen beteiligen, sondern als Unterstützung.<br />
Es wäre fahrlässig, auf das Mitmachen-Wollen,<br />
das H<strong>in</strong>schauen-Können, auf die Kompetenz<br />
und das Wissen der Vielen zu verzichten.<br />
Es ist deshalb richtig, dass mit dem diesjährigen<br />
Thema der Münchner Tage für Bodenordnung und<br />
Landentwicklung der Bürger <strong>in</strong> den Fokus der<br />
Betrachtungen gerückt wird. Erfolgreiche Landentwicklung<br />
erfordert schon jetzt e<strong>in</strong> verändertes<br />
Rollenverständnis <strong>in</strong> der Verwaltungspraxis.<br />
E<strong>in</strong> modernes Verwaltungshandeln sollte unterstützen,<br />
nicht regeln und nicht vorschreiben.<br />
Wir brauchen e<strong>in</strong> verändertes Handeln und e<strong>in</strong><br />
neues Denken. Entwicklung entsteht positiv aus<br />
Ideen und Visionen und nicht alle<strong>in</strong> aus aktuellen,<br />
negativen Problemlagen.<br />
Es gilt, die kreativen Kräfte und Fähigkeiten der<br />
E<strong>in</strong>wohner zu aktivieren und zur Geltung zu<br />
br<strong>in</strong>gen. Das kann erreicht werden, <strong>in</strong>dem Menschen,<br />
die im kommunalpolitischen Diskurs bisher<br />
nicht beteiligt waren, dafür <strong>in</strong>teressiert und aktiviert<br />
werden.<br />
Landentwicklung erhält durch die Mitarbeit der<br />
Bürger neue Impulse für die zukünftige Entwicklung<br />
des Dorfes. Damit wird gleichzeitig e<strong>in</strong>e<br />
eigene Identität gefördert, bei der die Bürger mit<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Stolz auf ihre örtliche<br />
Geme<strong>in</strong>schaft schauen, angefangen vom Dorf über<br />
die Geme<strong>in</strong>de bis h<strong>in</strong> zur Region. Die vorhandenen<br />
Kräfte können nicht besser gebündelt werden.<br />
Die Instrumente der Landentwicklung haben sich<br />
noch mehr auf die Menschen zu konzentrieren und<br />
sie e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Planungsmethoden haben die<br />
Bürger aktiv zu berücksichtigen; re<strong>in</strong>e Expertenplanungen<br />
„von außen“ führen nicht mehr zum Ziel.<br />
Effiziente Landentwicklungsverwaltungen erarbeiten<br />
mit Kommunen und mit engagierten Bürgern<br />
zukunftsfähige Konzepte für e<strong>in</strong>zelne Dörfer und<br />
werden dies zukünftig auch für Dorfregionen tun.<br />
Nur die E<strong>in</strong>wohner besitzen Kenntnisse, Erfahrungen<br />
und Vorstellungen über die speziellen Gegebenheiten<br />
ihrer Heimat und vor allem über deren<br />
zukünftige Entwicklung.<br />
Die große Kompetenz der Mitarbeiter <strong>in</strong> der Verwaltung<br />
für Landentwicklung und <strong>in</strong> den Kommunen<br />
wird alle<strong>in</strong> nicht mehr ausreichen, um die<br />
Herausforderungen für die <strong>ländlichen</strong> Räume<br />
erfolgreich zu bewältigen. Modernes Verwaltungshandeln<br />
muss die betroffenen Menschen früher und<br />
stärker beteiligen als bisher.<br />
Arbeitsgruppen oder Workshops über dörfliche und<br />
auch regionale Entwicklung können den Bürgern<br />
dazu verhelfen, Entwicklungsziele geme<strong>in</strong>sam mit<br />
Planungsträgern zu erarbeiten. Dabei ist darauf zu<br />
achten, dass dies nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung erfolgt.<br />
Gerade im Gegenstrompr<strong>in</strong>zip oder auch iterativ<br />
erarbeitete Konzepte führen zu e<strong>in</strong>er hohen Akzeptanz<br />
und stärken die Selbstverantwortung.<br />
Mit e<strong>in</strong>em partnerschaftlichen, dialogischen Zusammenwirken<br />
aller maßgeblichen Akteure können<br />
<strong>in</strong>tegrierte ländliche Entwicklungskonzepte zum<br />
Erfolg führen. Dafür s<strong>in</strong>d Initiativen von Geme<strong>in</strong>den<br />
und Bürgern zu wecken, die vorhandenen<br />
geme<strong>in</strong>dlichen Planungen und Fachplanungen<br />
aufe<strong>in</strong>ander abzustimmen sowie die f<strong>in</strong>anziellen<br />
und personellen Ressourcen zu bündeln.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die Münchner Tage haben sich im deutschsprachigen<br />
Raum als e<strong>in</strong> viel beachtetes Forum für die<br />
Bereiche Bodenordnung und Landentwicklung<br />
etabliert. Das ist vor allem Herrn Professor Magel zu<br />
verdanken. Deshalb ist es für die Arge Landentwicklung<br />
selbstverständlich, auch <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
wieder als Kooperationspartner mitzuwirken.<br />
Heute und morgen besteht wieder die Gelegenheit,<br />
sich mit namhaften Referenten aus Politik, Verwaltung,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft auszutauschen.<br />
Ich wünsche den nun bereits zum 14. Male stattf<strong>in</strong>denden<br />
Münchner Tagen der Bodenordnung und<br />
Landentwicklung e<strong>in</strong>en guten Verlauf mit <strong>in</strong>teressanten<br />
Vorträgen und anregenden Diskussionen.<br />
Bürgerschaftliches Engagement<br />
für die <strong>ländlichen</strong> Kommunen –<br />
wichtiger denn je<br />
Begrüßung und E<strong>in</strong>führung<br />
Hohe Herren aus der Politik,<br />
Herr Staatsm<strong>in</strong>ister, Herr Staatssekretär,<br />
Herr M<strong>in</strong>isterialdirigent, Herr Prof. Keupp,<br />
me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und Herren,<br />
verehrte Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen,<br />
wieder darf ich Sie <strong>in</strong> dieser stattlichen Anzahl zu<br />
den schon traditionellen und aus dem Veranstaltungskalender<br />
des Lehrstuhls auch künftig nicht<br />
wegzudenkenden Münchner Tagen der Bodenordnung<br />
und Landentwicklung begrüßen. Und<br />
wieder geht es um e<strong>in</strong> besonders spannendes und<br />
äußerst zeitnahes Thema, um Bürger<strong>engagement</strong>.<br />
Ist es da e<strong>in</strong> Wunder, wenn uns hierzu auch der<br />
Name jenes Mannes e<strong>in</strong>fällt, den über 65 % der<br />
Deutschen nun als zukünftigen ersten Mann im<br />
Staate sehen wollen, weil er <strong>in</strong> besonderer Weise die<br />
Idee von „Bürgerschaftlichem Engagement“ durch<br />
damaliges eigenes Tun verkörpert. Mal sehen, was<br />
wir zu diesem Thema von ihm noch zu erwarten<br />
haben. Vielleicht gel<strong>in</strong>gt es ihm, über bloße Rhetorik<br />
h<strong>in</strong>aus tiefgreifende Wirkung zu erzielen. Denn:<br />
Rhetorische Appelle zum Bürger<strong>engagement</strong> s<strong>in</strong>d<br />
bisher schon quasi ex officio Aufgabe deutscher<br />
Bundespräsidenten.<br />
So hat z. B. Prof. Horst Köhler <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er Rede<br />
2008 schon darauf verwiesen, dass Bürgergesellschaft<br />
und damit verbundenes <strong>bürgerschaftliches</strong><br />
Engagement auf vielfältige Weise Zusammenhalt<br />
schaffen, wie ihn Staat und Verwaltung nie und<br />
nimmer organisieren können. Und der Mann, der<br />
me<strong>in</strong>es Wissens die Berl<strong>in</strong>er Rede <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Präsidentschaft<br />
e<strong>in</strong>geführt hat, Prof. Roman Herzog, hat<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorwort zum Buch „Neue Wege <strong>in</strong> der<br />
Kommunalpolitik. Durch e<strong>in</strong>e neue Bürger- und<br />
Sozialkultur zur Aktiven Bürgergesellschaft“ im<br />
Jahr 2000 für <strong>bürgerschaftliches</strong> Engagement,<br />
<strong>in</strong>sbesondere auf kommunaler Ebene geworben.<br />
Dies sche<strong>in</strong>t nach wie vor richtig, denn wir wissen:<br />
„life is local“, was ja auch z. B. Stuttgart 21 gezeigt<br />
hat, denn der Bahnhof war und ist zugleich e<strong>in</strong>e<br />
kommunale Angelegenheit – leider eben auch e<strong>in</strong>e<br />
überkommunale, wie selbst Münchens selbstbewusste<br />
Stadtväter im zähen R<strong>in</strong>gen mit der übermächtigen<br />
und oft arrogant unzugänglichen Bahn<br />
leidvoll erfahren mussten. Erst recht ist dies der Fall<br />
bei Groß<strong>in</strong>frastrukturvorhaben wie Autobahnen,<br />
Flughäfen, Mülldeponien, Großenergieanlagen etc.<br />
Bürgerschaftliches Engagement, hier meist <strong>in</strong> Form<br />
von fairer, aufrichtiger und transparenter Beteiligung<br />
der Öffentlichkeit, <strong>in</strong>sbesondere der Bürger,<br />
wird also auch auf überörtlicher Ebene notwendig,<br />
zum<strong>in</strong>dest gefordert! Um den Zusammenhalt<br />
zwischen Staat, ausführender Verwaltung und den<br />
Bürgern zu schaffen! Hier muss man aber noch sehr<br />
deutlich die Wirtschaft und neuerd<strong>in</strong>gs die sog.<br />
Investoren erwähnen, die ke<strong>in</strong>e Extrarolle e<strong>in</strong>nehmen<br />
dürfen und sich auch dem Raum verpflichtet<br />
fühlend e<strong>in</strong>gebunden gehören und sich nicht nur<br />
um ihre re<strong>in</strong> ökonomischen Interessen kümmern<br />
dürfen.<br />
Leider ist immer noch nicht <strong>in</strong> allen Politiker-,<br />
Vorstands- und Verwaltungsstuben die Erkenntnis<br />
akzeptiert, dass es nicht die Bürger s<strong>in</strong>d, die dr<strong>in</strong>gend<br />
auf politische Diskussionen oder Tagungen<br />
zum Thema <strong>bürgerschaftliches</strong> Engagement angewiesen<br />
s<strong>in</strong>d, sondern im Gegenteil die Kommunen,<br />
die Verwaltungen und der Staat als Ganzes. Diese<br />
s<strong>in</strong>d längst auf das Engagement oder besser formuliert<br />
die Akzeptanz und tatkräftige Mitwirkung<br />
und immer notwendiger werdenden Eigenbeiträge<br />
der Bürger angewiesen; ansonsten zerfällt e<strong>in</strong><br />
Staat! Wir haben ja Anschauungsbeispiele <strong>in</strong> aller<br />
nächster Nähe. Nichts anderes sagt auch die <strong>in</strong><br />
Deutschland ziemlich spät angekommene Metapher<br />
von Good Governance – nicht Good Government.<br />
Beim Regieren s<strong>in</strong>d wir doch gut – dachten die<br />
deutschen Verantwortlichen. Recht lange haben sie<br />
nicht den Unterschied zwischen Government und<br />
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