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Protokoll 2. Sitzung - Burgenland.at

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STENOGRAPHISCHES PROTOKOLL<br />

der <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> der<br />

XVIII. Gesetzgebungsperiode<br />

des<br />

Burgenländischen Landtages<br />

Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

10.09 Uhr – 17.04 Uhr


28<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Tagesordnung<br />

1. Regierungserklärung<br />

<strong>2.</strong> Wahl des Landeskontrollausschusses<br />

3. Wahl des Hauptausschusses und der übrigen ständigen Ausschüsse<br />

-------------------


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 29<br />

Inhalt<br />

Landtag<br />

Ansprache des Landtagspräsidenten Walter Prior (S. 30)<br />

Mitteilung des Einlaufes und Zuweisung (S. 31 u. S. 120)<br />

Landesregierung<br />

Regierungserklärung des Landeshauptmannes N i e s s l (S. 32)<br />

Deb<strong>at</strong>te über die Regierungserklärung<br />

Redner: Mag a . Margarethe K r o j e r (S. 50), Dr. S a l z l (S. 57), G l a s e r (S. 63), Mag.<br />

D a r a b o s (S. 69), Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. S t e i n d l (S. 73), Mag.<br />

V l a s i c h (S. 75), T s c h ü r t z (S. 81 u. S. 92), Dr. S a l z l (S. 81 u. S. 106), Landesr<strong>at</strong><br />

R i t t s t e u e r (S. 81), Ilse B e n k ö (S. 84), Andrea G o t t w e i s (S. 86), Dr. R i t t e r<br />

(S. 90), Mag. G r a d w o h l (S. 95), Gertrude S p i e ß (S. 98), Landesrätin Verena D u n s t<br />

(S. 100), Dipl.Ing. B e r l a k o v i c h (S. 101) und L o o s (S. 107)<br />

Ausschüsse<br />

Wahl des Landeskontrollausschusses (S. 108)<br />

Wahl des Hauptausschusses, des Agrarausschusses, des Ausschusses für europäische<br />

Integr<strong>at</strong>ion und grenzüberschreitende Zusammenarbeit, des Finanz-, Budget und<br />

Haushaltsausschusses, des Immunitäts- und Unvereinbarkeitsausschusses, des<br />

Petitionsausschusses, des Rechtsausschusses, des Sozialausschusses, des Umweltausschusses<br />

und des Wirtschaftsausschusses (S. 112)<br />

Redner: Mag a . Margarethe K r o j e r (S. 113), Dr. S a l z l (S. 114), DDr. S c h r a n z<br />

(S. 115) und Mag. D a r a b o s (S. 116)


30<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Beginn der <strong>Sitzung</strong>: 10 Uhr 09 Minuten<br />

Präsident Prior: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich e r ö f f n e die <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong><br />

des Burgenländischen Landtages.<br />

Hohes Haus! Mit der heutigen <strong>Sitzung</strong> des Landtages beginnen wir die Arbeit in diesem<br />

Haus, für die bei der Landtagswahl am 3. Dezember und bei der konstituierenden <strong>Sitzung</strong> am 28.<br />

Dezember der Grundstein gelegt wurde. Wir treten damit in einen neuen Abschnitt der Geschichte<br />

des <strong>Burgenland</strong>es ein, der sehr wichtig für die weitere Entwicklung unseres Landes wird.<br />

Die Europäische Union bereitet die Aufnahme neuer Mitglieder vor. Diese Erweiterung wird<br />

uns auch vor große Aufgaben stellen - gleichzeitig bringt sie uns die Möglichkeit, endgültig aus der<br />

Randlage in die Mitte Europas zu rücken.<br />

Hohes Haus! Vor 80 Jahren wurde unser <strong>Burgenland</strong> durch das Bundes-<br />

Verfassungsgesetz vom 25. Jänner 1921 formell zum jüngsten Bundesland Österreichs. Dieses<br />

80jährige Jubiläum wird Anlass dafür sein, inne zu halten und auf diese acht Jahrzehnte<br />

zurückzublicken.<br />

Die bewegte Geschichte dieses Zeitabschnittes, die Ereignisse seit damals, haben unser<br />

Land immer in besonderem Maße betroffen. Das <strong>Burgenland</strong> h<strong>at</strong>te mit enormen wirtschaftlichen<br />

Problemen zu kämpfen - als Randgebiet des damaligen Westungarn wurden wir zum östlichen<br />

Rand Österreichs.<br />

Die Verkehrsverbindungen mussten neu ausgerichtet werden.<br />

Unser Land war mehr als alle anderen Bundesländer Österreichs landwirtschaftlich<br />

orientiert und konnte seinen Menschen daher nur wenige Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe<br />

bieten.<br />

Unser Land war mehr als alle anderen Bundesländer Österreichs landwirtschaftlich<br />

orientiert und konnte seinen Menschen daher nur wenige Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe<br />

bieten.<br />

Das Bildungswesen musste ebenfalls erst an das österreichische System angepasst<br />

werden.<br />

Auch die Wohnverhältnisse der Burgenländerinnen und Burgenländer lagen weit unter dem<br />

österreichischen Durchschnitt.<br />

Diese großen strukturellen Probleme konnten erst nach und nach bewältigt werden.<br />

Die N<strong>at</strong>ionalsozialisten löschten unser Bundesland wieder von der Landkarte.<br />

So gesehen war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im doppelten Sinne für uns ein<br />

Neuanfang. Es galt, die schrecklichen Ereignisse des Krieges zu bewältigen und die Vernichtung<br />

und Vertreibung tausender Burgenländerinnen und Burgenländer aus den Volksgruppen der<br />

Juden und der Roma zu verkraften.<br />

Gleichzeitig musste unser Land wieder als eigenständiges Bundesland politisch und<br />

verwaltungsmäßig neu organisiert werden.<br />

Hohes Haus! Heute ist unser Heim<strong>at</strong>land eine aufstrebende und dynamische Region mit<br />

großen Chancen für die Zukunft. Wir haben eine Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die<br />

dynamischer ist als in den anderen Teilen Österreichs. Unser Land wurde zum <strong>at</strong>traktiven<br />

Wirtschaftsstandort mit einem hohen Anteil von Betrieben mit neuen Technologien.<br />

Die Jugend findet heute ein Schul- und Bildungssystem vor, das ihr alle Chancen für die<br />

neue Arbeitswelt sichert. Wir haben ein soziales System errichtet, das ein sicheres Netz ist für<br />

jene, die ohne Hilfe der Gesellschaft nicht bestehen könnten.<br />

Mit Recht sind wir stolz auf die Lebensqualität unseres Landes mit seinem modernen<br />

Wohnungsstandard und der intakten und gepflegten Umwelt.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 31<br />

Dieser große Bogen des Fortschrittes und der Verbesserungen für unsere Menschen ist<br />

das Ergebnis einer kontinuierlichen und gemeinsamen Arbeit für das Land. 80 Jahre <strong>Burgenland</strong><br />

sind eine Erfolgsgeschichte, die wir gemeinsam geschrieben haben. Der Wille zur<br />

Zusammenarbeit, die Betonung des Gemeinsamen und der Blick in die Zukunft waren die<br />

Grundlagen für die erfolgreiche Arbeit.<br />

Es wird im Laufe dieses Jahres mehrere Gelegenheiten geben, dieses 80jährigen<br />

Jubiläums zu gedenken. Ich nehme die erste <strong>Sitzung</strong> des Landtages im Ju-biläumsjahr zum<br />

Anlass, aller zu gedenken, die diese erfolgreiche Entwicklung des <strong>Burgenland</strong>es mitgestaltet und<br />

ermöglicht haben. Dieses Gedenken verbinde ich mit der Einladung und dem Appell an Sie alle,<br />

diesen gemeinsamen burgenländischen Weg fortzusetzen. Es zeichnet eine lebendige und<br />

dynamische Region aus, dass sie immer wieder vor neuen Herausforderungen steht.<br />

Eine Gesellschaft, die diese neuen Herausforderungen nicht h<strong>at</strong>, ist st<strong>at</strong>isch und entwickelt<br />

sich nicht weiter. Stillstand kann aber nicht das Ziel einer zukunftsorientierten Politik sein. Unser<br />

<strong>Burgenland</strong>, meine Damen und Herren, ist in Bewegung. Wir sind auf dem Weg in eine<br />

europäische Zukunft, die gerade unserer Region hervorragende Aussichten und Möglichkeiten<br />

bietet.<br />

Gemeinsam werden wir sie bewältigen und damit unseren Menschen neue Perspektiven<br />

schaffen. Gehen wir an die Arbeit, mit dem Ziel, den 80 Jahren wechselvoller Geschichte ein<br />

weiteres erfolgreiches Kapitel anzufügen! Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Meine Damen und Herren! Die Beschlussfähigkeit ist gegeben, die Amtliche<br />

Verhandlungsschrift der 1. <strong>Sitzung</strong> ist geschäftsordnungsgemäß aufgelegen, sie ist unbeanstandet<br />

geblieben und gilt daher als genehmigt.<br />

Ich ersuche nun den Herrn Schriftführer Pongracz um Verlesung des Einlaufes.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Mitteilung des Einlaufes<br />

Schriftführer Pongracz: Einlauf für die <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> des Burgenländischen Landtages am<br />

Donnerstag, dem 1. Feber 2001.<br />

Von Landtagsabgeordneten sind selbständige Anträge eingelangt, und zwar:<br />

1. Selbständiger Antrag der Landtagsabgeordneten Mag. Norbert Darabos und Maga.<br />

Margarethe Krojer und Kollegen auf Fassung eines Gesetzesbeschlusses betreffend ein<br />

Gesetz über die Burgenländische Landesumweltanwaltschaft (Zahl 18 - 2) (Beilage 2);<br />

<strong>2.</strong> Selbständiger Antrag der Landtagsabgeordneten Franz Glaser und Kollegen auf Erlassung<br />

eines Gesetzes, mit dem das Burgenländische N<strong>at</strong>urschutz- und Landschaftspflegegesetz<br />

geändert wird (Zahl 18 - 4) (Beilage 4);<br />

3. Selbständiger Antrag der Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Salzl und Kollegen auf Fassung<br />

einer Entschließung betreffend die Durchführung einer Volksbefragung in den Gemeinden<br />

Schützen/Gebirge, Donners-kirchen, Purbach/Neusiedler See, Breitenbrunn, Winden/See und<br />

Jois (Zahl 18 - 5) (Beilage 5);<br />

4. Selbständiger Antrag der Landtagsabgeordneten Ilse Benkö und Kollegen auf Fassung einer<br />

Entschließung betreffend die Transparenz von Kontoauszügen bei Geldinstituten (Zahl 18 - 6)<br />

(Beilage 6).<br />

Vom Rechnungshof ist der Tätigkeitsbericht in Bezug auf das Bundesland <strong>Burgenland</strong>,<br />

Verwaltungsjahr 1999 (Zahl 18 - 1) (Beilage 1) und der Bericht gemäß Art 1 § 8<br />

Bezügebegrenzungsgesetz, BGBl I Nr 64/1997, für die Jahre 1998 und 1999 (Zahl 18 - 3) (Beilage<br />

3) eingelangt.


32<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Präsident: Danke Herr Abgeordneter! Meine Damen und Herren! Die Zuweisung dieser<br />

Vorlagen werde ich nach der Wahl des Hauptausschusses und der übrigen ständigen Ausschüsse<br />

vornehmen.<br />

Ich gebe nun die Tagesordnung der heutigen <strong>Sitzung</strong> bekannt:<br />

1. Regierungserklärung des Herrn Landeshauptmannes;<br />

<strong>2.</strong> Wahl des Landeskontrollausschusses;<br />

3. Wahl des Hauptausschusses und der übrigen ständigen Ausschüsse.<br />

Wird gegen die Tagesordnung ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall.<br />

1. Punkt: Regierungserklärung des Herrn Landeshauptmannes<br />

Präsident: Wir gehen in die Tagesordnung ein und kommen zum 1. Punkt der<br />

Tagesordnung, zur Regierungserklärung des Herrn Landeshauptmannes.<br />

Gemäß Artikel 45 Abs. 1 L-VG h<strong>at</strong> die Landesregierung am Beginn ihrer Funktionsperiode<br />

eine Regierungserklärung abzugeben, die insbesondere die Schwerpunkte der künftigen<br />

Regierungstätigkeit zu enthalten h<strong>at</strong>. In Entsprechung dieser Bestimmung erteile ich Herrn<br />

Landeshauptmann Hans Niessl zur Abgabe der Regierungserklärung das Wort.<br />

Bitte Herr Landeshauptmann.<br />

Landeshauptmann Niessl: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Jeder<br />

Wechsel weckt in den Menschen Erwartungen für Veränderungen und Neuerungen. Wenn diese<br />

Feststellung zutrifft, dann sind wir in mehrfacher Hinsicht gefordert. Der Jahreswechsel war nicht<br />

nur eine Veränderung in der D<strong>at</strong>umszeile, sondern der Eintritt in das dritte Jahrtausend. Der<br />

Beginn eines neuen Jahrtausends symbolisiert für viele Menschen auch den Eintritt in einen<br />

neuen Abschnitt.<br />

Unser Landesparlament und die Landesregierung sind ebenfalls von einem tiefgreifenden<br />

Wechsel gekennzeichnet. Die Mehrheitsverhältnisse und auch die personelle Zusammensetzung<br />

haben sich verändert.<br />

In den Parteiengesprächen zwischen SPÖ und ÖVP wurde eine Grundlage für<br />

gemeinsame Vorgangsweisen in der Landesregierung geschaffen. Die breite Zusammenarbeit<br />

und Übereinstimmung in den wichtigsten Fragen der Landespolitik wird zu einer weiteren positiven<br />

Entwicklung des <strong>Burgenland</strong>es beitragen. Im Landtag bestehen keine festen Koalitionen, was<br />

neue Aspekte in die Arbeit im Hohen Haus bringen wird.<br />

Unsere Menschen haben uns die Verantwortung übertragen, dem Land und damit allen<br />

Burgenländerinnen und Burgenländern die Chancen der Zukunft zu sichern und ihnen neue<br />

Möglichkeiten zu eröffnen. Diese Verantwortung haben wir alle gemeinsam wahrzunehmen. Wir<br />

haben das im Sinne einer Orientierung nach Perspektiven zu machen - Perspektiven, die uns die<br />

Situ<strong>at</strong>ion des Landes selbst bietet, jedoch auch nach den Rahmenbedingungen, die uns die<br />

Entwicklung Europas vorgibt.<br />

Die Ausgangsposition, aus der wir die Gestaltung unseres Bundeslandes für die nächsten<br />

fünf Jahre beginnen, gibt in hohem Maße Anlass zu Optimismus und Zuversicht. Es besteht kein<br />

Zweifel: wir finden gute Chancen vor, die Aussichten sind durchaus positiv. Aber entscheidend<br />

wird nach wie vor sein, dass wir selbst diese Chancen nützen. In dieser Situ<strong>at</strong>ion ist Aktivität,<br />

offensives Vorgehen gefragt - wer wartet und sich passiv verhält, wird viele Möglichkeiten<br />

auslassen.<br />

Unser Auftrag für die kommenden fünf Jahre aber lautet daher: Nehmen wir diese<br />

Herausforderung offensiv an und gehen wir mit aller Energie an die Arbeit! Unser Ziel ist die<br />

erfolgreiche Stärkung unseres Landes - wir wollen in die obere Klasse der europäischen


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 33<br />

Erfolgsregionen aufsteigen. Mit diesem ehrgeizigen Anspruch trete ich als Landeshauptmann<br />

gemeinsam mit dem Team dieser Landesregierung an. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Hohes Haus! Herr Präsident! Unser <strong>Burgenland</strong> h<strong>at</strong> in den vergangenen Jahrzehnten eine<br />

ganz besondere Aufbauleistung vollbracht. Als unser Land vor 80 Jahren als neuntes und damit<br />

jüngstes Bundesland Österreich eingegliedert wurde, h<strong>at</strong>ten die Menschen nur wenige<br />

ermutigende Perspektiven. Wir waren ein rückständiges und armes, agrarisch dominiertes Land.<br />

So sollte es bis weit in die Zweite Republik bleiben.<br />

In den letzten Jahrzehnten erfolgte ein enormer Strukturwandel in der Wirtschaft, der den<br />

Menschen Arbeit im Land und damit eine Existenzgrundlage sicherte. Das <strong>Burgenland</strong> übernahm<br />

dabei in manchen Bereichen eine Vorbild- und Schrittmacherfunktion. Ich erinnere in diesem<br />

Zusammenhang an die Pionierleistungen einer regionalen Wasserversorgung durch den<br />

Wasserleitungsverband Nördliches <strong>Burgenland</strong> oder an die flächendeckende Konzeption der<br />

Abfallentsorgung in unserem Land.<br />

Der Ausbau des Bildungs- und Schulwesens schuf damals die Voraussetzungen für die<br />

Erfüllung des ehrgeizigen Zieles, von der verlängerten Werkbank zu einer Region innov<strong>at</strong>iver und<br />

hoch qualifizierter Betriebe zu werden. Die gezielten und wirksamen Bemühungen um den<br />

Wohnbau und die Lebensqualität im Lande waren ebenfalls ein wichtiger Teil der<br />

Schrittmacherleistungen, die zu den Erfolgen beigetragen haben.<br />

Diesem Ziel der Modernisierung und des Anschlusses an die europäischen Standards<br />

konnten wir uns letztendlich im vergangenen Jahrzehnt entscheidend annähern. Mit Hilfe der<br />

Europäischen Union und durch die enge Kooper<strong>at</strong>ion mit dem Bund, aber vor allem durch den<br />

Fleiß und die Leistungskraft der Menschen unseres Landes verfügen wir heute über eine<br />

Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur, die eine gute Grundlage für die Zukunft ist.<br />

Erstmals in seiner Geschichte kann unser <strong>Burgenland</strong> im Jahresdurchschnitt auf mehr als<br />

80.000 Arbeitsplätze verweisen. Die neuen Technologien und ihre Anwendung in der Wirtschaft<br />

sind längst kein Schlagwort mehr, sondern Alltag in vielen unserer Betriebe.<br />

Diese Erfolge sind messbar und können nachgewiesen werden. Wir haben seit Jahren die<br />

besten Werte in Bezug auf das Wirtschaftswachstum unter allen Bundesländern. In der Bewertung<br />

der Kaufkraft haben wir Kärnten und die Steiermark überholt und setzen zum Sprung in das<br />

gesicherte österreichische Mittelfeld an. Auch im Tourismus finden sich die Werte unseres Landes<br />

im österreichischen Spitzenfeld - mit der erfreulichen Tendenz, dass es sich dabei um eine sehr<br />

gefestigte Entwicklung handelt.<br />

Nach den großen Umwälzungen in der Landwirtschaft, die gekennzeichnet waren von<br />

einem überdurchschnittlichen Rückgang der Agrarquote bei den Beschäftigten, finden die<br />

burgenländischen Bauern eine weitgehend gesicherte Existenz vor.<br />

Das Abgehen vom Massenprodukt zum qualit<strong>at</strong>iv hochwertigen Angebot, zum Beispiel in<br />

der Weinwirtschaft, und das Betonen regionaler Besonderheiten durch die Besetzung lukr<strong>at</strong>iver<br />

Marktnischen waren das richtige Konzept. Gerade jetzt ernten viele Bauern die Früchte des<br />

rechtzeitigen Umstiegs in den biologischen Landbau, der auf Chemie und Massenproduktion<br />

weitgehend verzichtet.<br />

Es ist uns also gelungen, leistungsfähige und zeitgemäße Strukturen zu schaffen, die den<br />

Anschluss an die moderne Entwicklung sichern und den Erfordernissen der heutigen Wirtschaft<br />

Rechnung tragen.<br />

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei all diesen enormen Umwälzungen in den<br />

Strukturen des Landes haben wir auch die sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

für unsere Menschen weiterentwickelt und verbessert. Unser soziales Netz ist dicht geknüpft und<br />

in der Lage, den sich ständig verändernden Erfordernissen rasch und flexibel anzupassen.<br />

Sehr deutlich dokumentiert sich diese Politik auch in der Entwicklung des<br />

Gesundheitswesens. Wir verfügen über ein flächendeckendes Angebot an


34<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Gesundheitseinrichtungen mit modernen und leistungsfähigen Krankenhäusern sowie einer<br />

steigenden Anzahl von Pflegeeinrichtungen.<br />

Die Familienförderung, vor allem aber das dichte Netz von Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />

schaffen Bedingungen, die es auch den Frauen erleichtern, einer beruflichen Tätigkeit<br />

nachzugehen.<br />

Die permanente und gezielte Adaptierung unseres Schulwesens bietet unserer Jugend<br />

Ausbildungsmöglichkeiten für die Anforderungen der modernen Arbeitswelt. Ergänzt wird das<br />

Schulwesen durch gesteigerte Angebote für die Fort- und Weiterbildung, damit auch ältere<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die richtige Qualifik<strong>at</strong>ion erlangen können. Wir haben große<br />

Anstrengungen unternommen, um unseren Menschen, die pendeln müssen, den Weg zum<br />

Arbeitspl<strong>at</strong>z und nach Hause rascher, bequemer und sicherer zu gestalten.<br />

Unser <strong>Burgenland</strong>, meine Damen und Herren, ist heute ein modernes, aufstrebendes und<br />

vor allem chancenreiches Land, das sehr bald nicht nur geografisch, sondern auch politisch im<br />

Herzen Europas liegen wird.<br />

Mehrere Faktoren haben uns in diese aussichtsreiche Position versetzt: Zum einen war es<br />

eine umsichtige und auf das Wohl des Landes und seiner Menschen ausgerichtete Landespolitik,<br />

die immer auf Verständnis und Kooper<strong>at</strong>ion der Bundesregierung rechnen konnte. Wir erwarten,<br />

dass diese gute Zusammenarbeit mit der Bundesregierung auch künftig wichtige Impulse für das<br />

<strong>Burgenland</strong> bringen wird.<br />

Zum anderen war es das europäische Umfeld, das uns begünstigte. Der Fall des Eisernen<br />

Vorhanges, die Öffnung der Grenzen und der Beitritt zur Europäischen Union haben unserer<br />

Region mehr Chancen als Risken gebracht. Entscheidend aber war die Anerkennung und<br />

Förderung als Ziel 1-Gebiet, die ein in der Geschichte des Landes einzigartiges Investitions- und<br />

Strukturprogramm möglich machte.<br />

Wir haben diese Chancen richtig genützt und ernten jetzt die Früchte dieser positiven<br />

Arbeit für das Land. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Hohes Haus! Herr Präsident! Trotz dieser in Summe sehr guten Bilanz über die<br />

vergangenen Jahre müssen wir unseren Blick den Problembereichen zuwenden, die es zu<br />

bewältigen gibt.<br />

Ein Kernbereich zur richtigen Lösung dieser Zukunftsfragen ist die Ausbildung und die<br />

Qualifik<strong>at</strong>ion aller erwerbstätigen Menschen. Die neuen Technologien und die fortschreitende<br />

Digitalisierung der Arbeitswelt stellen neue Anforderungen an Wissen und Können der Menschen.<br />

Unser Schulsystem muss nun die Grundlagen dafür vermitteln. Überdies werden viele Menschen,<br />

die bereits im Arbeitsprozess stehen, von der Entwicklung überrollt und haben daher einen großen<br />

Nachholbedarf, wenn sie dem Druck der neuen Berufsbilder standhalten wollen.<br />

Heute zeigt sich schon, dass viele Investitionsentscheidungen in der Wirtschaft vom<br />

Vorhandensein entsprechend qualifizierter Arbeitnehmer abhängig sind. Wollen wir also auch in<br />

Zukunft neue Arbeitsplätze ins Land bringen, dann muss dieser Standortfaktor gesichert werden.<br />

Ein zweiter entscheidender Faktor wird die Lösung der anstehenden Verkehrsfragen sein.<br />

Diese müssen wir von zwei Seiten betrachten: Zum einen geht es um wichtige Verbesserungen für<br />

unsere Pendlerinnen und Pendler. Die Verkehrsverbindungen innerhalb des Landes und aus dem<br />

Land in die Ballungszentren müssen in vielen Punkten optimiert werden.<br />

Auf der anderen Seite wird ein europäisches Verkehrsnetz errichtet, das sehr großen<br />

Einfluss auf die wirtschaftliche Entfaltung der einzelnen Regionen haben wird. Wir werden dafür zu<br />

sorgen haben, dass Entscheidungen auf der europäischen Ebene nicht an den Interessen des<br />

Landes vorbeigehen.<br />

Voraussetzung dafür wird sein, dass uns der Bund die entsprechende Rückendeckung gibt<br />

und dass die Verkehrsplanung des Bundes den berechtigten burgenländischen Interessen<br />

Rechnung trägt.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 35<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! Die steigende Zahl der Arbeitsplätze, die zunehmende<br />

Höherqualifizierung der Menschen und die Veränderungen in unserer Gesellschaft wirken direkt<br />

auf die Situ<strong>at</strong>ion unserer Familien. Die Berufstätigkeit der Frauen ist im Zunehmen, was neue<br />

Aufgabenstellungen für die öffentliche Hand mit sich bringt. Bedarfsgerechte<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen und andere Begleitmaßnahmen werden daher nach wie vor<br />

auszubauen sein.<br />

Das Gleiche gilt auch für den weiten Bereich der Gesundheitspolitik. Die Bereitstellung der<br />

medizinischen Versorgung auf hohem Niveau für alle Landesbürger muss Prinzip der<br />

Landespolitik bleiben. Ebenso haben unsere älteren oder pflegebedürftigen Mitbürger Anspruch<br />

auf die Bereitstellung der erforderlichen Dienste und Einrichtungen.<br />

Meine Damen und Herren! Eine breite Palette von Herausforderungen, Aufgabenstellungen<br />

und Vorhaben finden sich im Arbeitsprogramm der Landesregierung und des Landtags. Neben<br />

klugen Konzepten, adäqu<strong>at</strong>en Lösungsvorschlägen und der Bereitschaft zur gemeinsamen Arbeit<br />

bedarf es dabei n<strong>at</strong>ürlich auch der notwendigen finanziellen Grundlagen zur Bewältigung dieses<br />

umfassenden Programms für unser <strong>Burgenland</strong>. Daher wird der Schwerpunkt der Tätigkeit auf<br />

einer verantwortungsvollen und stabilitätsorientierten Budgetpolitik liegen müssen.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurde ein großes und umfassendes<br />

Investitionsprogramm umgesetzt. Moderne Strukturen wurden geschaffen, das Bildungs- und<br />

Gesundheitswesen ausgebaut und im Rahmen der ersten Ziel 1-Periode ein Entwicklungsschub<br />

im Ausbau und Umbau unserer Wirtschaft in Gang gesetzt.<br />

Diese vorausschauende Politik für die Zukunft wurde teilweise mit Fremdmitteln finanziert.<br />

Nach Abschluss dieser Phase muss ein entsprechender Spielraum geschaffen werden, um die<br />

Landesfinanzen auch für zukünftige Aufgaben genügend flexibel zu gestalten.<br />

Andere Rahmenbedingungen, wie der neue Finanzausgleich und die durch die<br />

Europäische Union vorgegebenen Stabilitätskriterien, aber auch die Finanzierung der zweiten Ziel<br />

1-Periode werden dabei zu berücksichtigen sein. Alle diese Faktoren tragen sicherlich nicht zur<br />

Erleichterung dieser Aufgabenstellung bei.<br />

Unser Ziel für die kommenden Jahre heißt, dass wir mit den vorhandenen finanziellen<br />

Mitteln unsere Landespolitik gestalten, ohne eine weitere Verschuldung einzugehen. Diese<br />

Festlegung h<strong>at</strong> für die gesamte Legisl<strong>at</strong>urperiode Gültigkeit und soll mit der entsprechenden<br />

Konsequenz auch umgesetzt werden.<br />

Diesem Vorhaben folgend, werden wir daher viel Kre<strong>at</strong>ivität aufzubringen haben, um trotz<br />

der notwendigen Sparsamkeit die richtigen Reformen und zielorientierten Maßnahmen zu setzen.<br />

(Beifall bei der SPÖ)<br />

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Im Lichte dieser Feststellungen wurden nach der<br />

Landtagswahl im Vorjahr die Gespräche und Verhandlungen zur Bildung der neuen<br />

Landesregierung und zur Formulierung des Arbeitsprogramms für die nächsten fünf Jahre geführt.<br />

Die Ergebnisse dieser Gespräche sind bekannt und sie leiten eine neue Ära in der Arbeit des<br />

Landtages und der Landesregierung ein.<br />

Das Arbeitsprogramm der Landesregierung legt wichtige Vorhaben im Sinne einer<br />

Reformarbeit und der er-folgreichen Entwicklung unseres Landes fest. Wir suchen als<br />

Landesregierung aber auch den intensiven Dialog mit den anderen Parteien, um im Interesse des<br />

<strong>Burgenland</strong>es und der Menschen die besten Lösungen anstehender Probleme zu finden.<br />

Auf der Grundlage der Arbeitsprogramme beginnen wir die Arbeit mit dem Ziel, nicht nur<br />

mit der Entwicklung Schritt zu halten, sondern Schrittmacher in vielen Bereichen zu werden.<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung aller Vorhaben wird - ich<br />

habe es bereits betont - eine umsichtige und dem Prinzip der Sparsamkeit verpflichtete<br />

Budgetpolitik sein müssen. Es ist daher unsere erklärte Zielsetzung, keine weitere<br />

Neuverschuldung des Landes im ordentlichen Budget zuzulassen. Dieses Prinzip der zukünftigen


36<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Gestaltung der Landesfinanzen verlangt von jedem Mitglied der Landesregierung strenge Disziplin<br />

bei der Verwendung der vorhandenen Mittel.<br />

Wir stehen mitten in den Verhandlungen zum Voranschlag 2001. Die Gespräche und<br />

Verhandlungen sind gekennzeichnet von Einsparungen und einem grundsätzlichen Überdenken<br />

verschiedener Leistungen, die heute vielleicht nicht mehr im bisherigen Maße notwendig sind.<br />

Die in der Vorwoche durchgeführte Klausurtagung zum Voranschlag 2001 h<strong>at</strong> in den<br />

Zielsetzungen eine weitgehende Übereinstimmung aller Mitglieder der Landesregierung ergeben.<br />

Der Finanzreferent wird in den nächsten Wochen die Verhandlungen weiterführen. Wir wollen<br />

davon abgehen, dass Ausgabenpositionen fortgeschrieben werden, ohne dass nicht jede einzelne<br />

Aufwendung hinterfragt wird.<br />

Das ist sicherlich nicht der bequemste und angenehmste Weg zur Erstellung eines<br />

Voranschlages - er führt aber am ehesten zum gemeinsamen Ziel. Ich bin zuversichtlich, dass wir<br />

letztendlich das angestrebte Ergebnis erreichen werden und dann zur nächsten Etappe in der<br />

Budgetpolitik schreiten können, nämlich zum schrittweisen Abbau bestehender Schulden.<br />

Die Landesregierung wird daher einen mittel- und langfristigen Finanzplan - einen<br />

Budgetleitplan - vorlegen, der als Richtlinie und Richtschnur für die Finanzpolitik des Landes<br />

gelten wird.<br />

Die Landesregierung steht einstimmig zu allen Verpflichtungen und Haftungserklärungen,<br />

die seitens des Landes im Zusammenhang mit den Vorkommnissen in der Bank <strong>Burgenland</strong><br />

eingegangen wurden. Die neu bestellten Organe des Institutes werden nun alles daransetzen<br />

müssen, dass diese Haftungen nicht budgetwirksam werden. In diesem Sinne sollte nun dem<br />

neuen Vorstand die Chance gegeben werden, in Ruhe zu arbeiten und die Bank aus der<br />

tagespolitischen Diskussion herauszuhalten.<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! Der Entwicklungsschub in unserem Lande wurde letztendlich<br />

durch die Förderungen unseres Landes nach der Anerkennung als Ziel 1-Region ermöglicht. Die<br />

zweite Periode dieser besonderen Förderung muss nun so genützt werden, dass wir nicht nur<br />

Entwicklungsrückstände aufholen, sondern uns im Hinblick auf die technologische Struktur<br />

unserer Wirtschaft an die Spitze setzen.<br />

Neben der Förderung von Betrieben und Strukturen wird dabei eine dem modernsten<br />

Stand entsprechende Ausbildung unserer Jugend und die Höherqualifizierung der<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der wichtigste Schwerpunkt in der Fördermaßnahme sein.<br />

Diese Maßnahme wird uns in die Lage versetzen, unser Land noch besser als<br />

Wirtschaftsstandort zu positionieren und gleichzeitig den Menschen die optimalen Chancen auf<br />

dem Arbeitsmarkt zu sichern.<br />

Für die Kofinanzierung des Landes werden wir unser Vorhaben, keine weitere<br />

Verschuldung vorzunehmen, umsetzen und neue Wege beschreiten. Das ist über den Verkauf<br />

aushaftender Wohnbauförderungsdarlehen im Genossenschaftsbereich und durch eventuelle<br />

Priv<strong>at</strong>isierungserlöse möglich. Diese Maßnahme würde keine Auswirkungen auf Höhe und<br />

Qualität der Wohnbauförderung unseres Landes haben.<br />

Ich bin überzeugt, dass diese Form der Finanzierung richtig und notwendig ist, denn die<br />

zweite Ziel 1-Periode wird einen weiteren Investitionsschub in der Höhe von weit über 20<br />

Milliarden Schilling auslösen. Es werden dies in erster Linie Investitionen in die Zukunft des<br />

Landes sein.<br />

Neben der strengen Budgetdisziplin und dem Prinzip der Sparsamkeit im Budgetvollzug<br />

werden wir einen weiteren Schritt setzen, um eine positive Entwicklung der Landesfinanzen auch<br />

längerfristig sicherzustellen. Durch die Schaffung eines effektiven Finanzmanagements wird dafür<br />

ein geeignetes Instrumentarium entwickelt. Wir wollen hier eine Vorgangsweise einschlagen, wie<br />

sie in der Priv<strong>at</strong>wirtschaft in vielen Bereichen bereits üblich ist.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 37<br />

Intelligentes Sparen, zweckmäßiger Eins<strong>at</strong>z der Mittel unter Sicherung der sozialen<br />

Standards werden die Grundlage der Budgetpolitik für die nächsten fünf Jahre sein. (Beifall bei der<br />

SPÖ)<br />

Hohes Haus! Eine intelligente Str<strong>at</strong>egie ist auch in der Frage von Priv<strong>at</strong>isierungen zu<br />

entwickeln. Ich vertrete die Auffassung, dass die öffentliche Hand in vielen Bereichen durch die<br />

Gründung und Führung von Betrieben Impulse setzen muss oder Grundstrukturen schaffen soll.<br />

Ich verweise hier auf die Leitprojekte im Bereich des Tourismus durch die Erschließung der<br />

Thermen, ohne die es die heute so erfolgreiche Entwicklung im Fremdenverkehr sicher nicht<br />

gegeben hätte.<br />

Zu diesen Aufgaben gehört auch die Aufrechterhaltung der elementaren Ver- und<br />

Entsorgung. Das Land und vor allem die Gemeinden haben mit sehr viel<br />

Verantwortungsbewusstsein und unter hohem finanziellem Aufwand die Einrichtungen für die Verund<br />

Entsorgung mit Wasser, Energie und Abfallbehandlung geschaffen. Unser Land ist führend<br />

bei der Abwasserentsorgung - auch hier haben die Gemeinden durch sinnvolle Kooper<strong>at</strong>ionen<br />

über Verbände großartige Leistungen im Dienste unserer Umwelt erbracht.<br />

Viele dieser Dienstleistungen müssen im Sinne einer verantwortungsbewussten Politik<br />

auch weiterhin als Aufgabe der öffentlichen Hand verstanden werden. Ich stehe aber nicht an -<br />

und darin sind sich die Regierungsparteien einig -, dass zu überlegen ist, ob alle Beteiligungen<br />

des Landes an Unternehmen noch sinnvoll sind.<br />

Wir haben uns daher die Aufgabe gestellt, eine Arbeitsgruppe zu bilden, deren Auftrag die<br />

Entwicklung einer verantwortungsvollen Priv<strong>at</strong>isierungsstr<strong>at</strong>egie sein wird. Ein sehr wesentlicher<br />

Aspekt dabei wird auch sein, dass die Ausgliederung öffentlicher Dienstleistungen an Priv<strong>at</strong>e<br />

ohne die garantierte Sicherstellung der bisherigen Leistungsqualität nicht durchgeführt werden<br />

darf.<br />

Wir müssen das solidarische Prinzip beibehalten, nämlich dass den burgenländischen<br />

Haushalten - ungeachtet ihrer regionalen Lage - derselbe Grad an Ver- und Entsorgungssicherheit<br />

gewahrt bleibt.<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! In einer gesamtheitlichen Sicht h<strong>at</strong> die Öffnung der Grenzen<br />

dem <strong>Burgenland</strong> zweifellos mehr Vorteile gebracht und unserer Wirtschaft in hohem Maße<br />

genützt. Der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union h<strong>at</strong> unserem Land gewaltige<br />

Perspektiven eröffnet. Die Anerkennung als Ziel 1-Gebiet h<strong>at</strong> die Grundlage für ein umfassendes<br />

Strukturprogramm geschaffen und den Wirtschaftsstandort <strong>Burgenland</strong> in besonderem Maße<br />

<strong>at</strong>traktiviert.<br />

Lag in der ersten Periode der Ziel 1-Förderung der Schwerpunkt in der<br />

Strukturverbesserung, der Initiierung von Leitprojekten und dem Umstieg auf die neuen<br />

Technologien, so müssen wir in der zweiten Ziel 1-Periode die Schwerpunkte verlagern und<br />

verfeinern. Das Programmplanungsdokument zählt diese Schwerpunkte auf und legt auch fest, in<br />

welche Bereiche die Mittel fließen sollen. Dieses Programm ist die logische Fortsetzung einer<br />

Entwicklung für unser Land, das viele Rückstände bereits aufgeholt h<strong>at</strong> und sich jetzt auf die<br />

neuen Strukturen Europas und der Weltwirtschaft vorbereiten muss.<br />

Wir haben heute die Chance, endgültig aus dem Sch<strong>at</strong>ten anderer prosperierender<br />

Regionen herauszutreten und selbst zu einem wirtschaftlichen Kleinod zu werden. Aus dem<br />

Aufholprozess der letzten Jahrzehnte wird in Zukunft ein Überholmanöver, mit dem wir uns auch<br />

wirtschaftlich als Mitte Europas profilieren können.<br />

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Wir können dieses Ziel erreichen, wenn wir selbst<br />

aktiv und offensiv an die Aufgabe herangehen und sie mit der notwendigen Sachlichkeit erledigen.<br />

Wir müssen gemeinsam formulierte Ziele und Programme auch gemeinsam umsetzen und<br />

vertreten. Die Landesregierung wird daher mit aller notwendigen Konsequenz die auf Basis des<br />

Programmplanungsdokumentes erstellten Ziel 1-Projekte sowie die Finanztabellen umsetzen.


38<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Ein wesentlicher Teil dieses Dokumentes ist der Ausbildung und Qualifizierung der<br />

Arbeitnehmer gewidmet. Angesichts der enormen technologischen Herausforderungen und der<br />

Chancen, die sich daraus ergeben, müssen wir den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, der<br />

Jugend, aber auch den Unternehmern die Möglichkeiten schaffen, diese Herausforderungen zu<br />

bewältigen.<br />

Diese zweite Ziel 1-Periode wird daher sehr stark im Zeichen der Bildung und Qualifik<strong>at</strong>ion<br />

stehen. Die Höherqualifizierung der Arbeitnehmer auf allen Ebenen ist das Ziel. Schon heute<br />

zeigen sich Mängel in der Bereitstellung entsprechend gut ausgebildeter Fachkräfte. Die<br />

Wachstumsbranchen der Zukunft sind bekannt - die Inform<strong>at</strong>ionstechnologien werden ein Träger<br />

dieses Wachstums sein.<br />

Daher müssen wir rechtzeitig und wirksam Ausbildungsmodelle entwerfen, die diesem<br />

Anspruch Genüge tun. Der Arbeitsmarkt wird auf diesem Sektor sehr aufnahmefähig bleiben -<br />

unsere Menschen sollen diese erhöhten Chancen wahrnehmen können. Am besten können wir<br />

das durch ein breites und bedarfsgerechtes Ausbildungsangebot bewerkstelligen. Auch die<br />

Erhaltung des dualen Ausbildungssystems steht für uns außer Frage - wir müssen aber alles<br />

daransetzen, dass unsere Lehrlinge ebenfalls die für zukünftige Anforderungen adäqu<strong>at</strong>e<br />

Ausbildung genießen können.<br />

Wir sehen heute schon, dass Betriebe auf der Suche nach einem geeigneten Standort in<br />

immer stärkerem Maße das Vorhandensein von genügend qualifizierten Arbeitskräften zum<br />

wichtigsten Kriterium machen. Unsere Aufgabe ist es, unserem Land diesen Standortvorteil nicht<br />

nur zu sichern, sondern ihn noch auszubauen. Nur dann werden wir nämlich mit der Entwicklung<br />

Schritt halten können und auch neue Betriebe ins Land bringen können.<br />

Wir werden damit aber auch einen wichtigen Teil unserer Vorbereitungen auf die<br />

Erweiterung der Europäischen Union erledigen können. Denn im zukünftigen Wettbewerb auf dem<br />

Arbeitsmarkt werden die Qualifizierten und gut Ausgebildeten eindeutig die besseren Karten<br />

haben.<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! Der zweite Schwerpunkt des Programmplanungsdokumentes<br />

widmet sich der Wirtschaftsstruktur unseres Landes. Wir sind ein Land der Klein- und<br />

Kleinstbetriebe, die für mich nach wie vor die Seele der burgenländischen Wirtschaft bilden. Ich<br />

bekenne mich zur Erhaltung und Stärkung dieser Struktur und vertrete die Auffassung, dass wir<br />

die im Programmplanungsdokument vorgesehene besondere Beachtung der Klein- und<br />

Mittelbetriebe auch umsetzen werden. Voraussetzung dafür wird aber sein, dass genügend<br />

Projekte aus diesem Bereich auch t<strong>at</strong>sächlich eingebracht und umgesetzt werden. Teil dieser<br />

Str<strong>at</strong>egie wird auch eine gezielte Politik zur Stärkung des Eigenkapitals der heimischen Wirtschaft<br />

sein müssen.<br />

Wir werden alle Mittel von Bund und EU im Rahmen des Ziel 1- und des<br />

Additionalitätsprogramms und der Gemeinschaftsiniti<strong>at</strong>iven auszuschöpfen versuchen. Die<br />

Gemeinschaftsiniti<strong>at</strong>iven INTERREG III als Vorbereitung der EU-Erweiterung sowie LEADER-Plus<br />

zur Entwicklung des ländlichen Raumes in der Mitte und im Süden des Landes werden zügig<br />

umgesetzt. Nach Möglichkeit sollen auch zusätzliche Finanzmittel aus den Aktionsprogrammen<br />

der Europäischen Union lukriert werden, wobei die Erstellung zielführender Projekte in<br />

ausreichender Zahl als Voraussetzung dafür gilt.<br />

Die Unterstützung und aktive Installierung von Unternehmenskooper<strong>at</strong>ionen und Clustern<br />

wird ebenfalls ein Beitrag zur besseren Vorbereitung auf die Erweiterung der Union sein.<br />

Insgesamt geht es um intelligente Förderungen der burgenländischen Betriebe, die in erster Linie<br />

strukturverbessernde Effekte erzielen sollen. Förderungen nach dem Gießkannenprinzip sind nicht<br />

zielführend und werden daher auch nicht st<strong>at</strong>tfinden.<br />

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Die auf Grund der Förderungen der Europäischen<br />

Union möglich gemachten Maßnahmen werden nicht autom<strong>at</strong>isch zu einer Verbesserung der<br />

Strukturen führen. Vielmehr sind wir gefordert, gezielt und str<strong>at</strong>egisch in der Planung und<br />

Umsetzung vorzugehen. Die Förderungen erzielen dann die optimale Wirkung, wenn sie nicht nur


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 39<br />

im einzelnen Projekt ordnungsgemäß und den Richtlinien entsprechend zugeteilt und verwendet<br />

werden.<br />

Es müssen auch die str<strong>at</strong>egischen Linien in ihrer Gesamtheit stimmig sein. Wir werden<br />

daher ein Str<strong>at</strong>egieforum zur Abwicklung der Förderungen im Bereich der WiBAG einrichten, um<br />

diese Konzeption flächendeckend und in optimierter Form zu realisieren. Aufgabe des<br />

Str<strong>at</strong>egieforums wird die Bündelung der Förderungen auf die Vorgaben und Ziele des<br />

Programmplanungsdokumentes sein.<br />

Ein sehr wichtiger und bereits erfolgreich beschrittener Weg ist die Schaffung von<br />

Technologie- und Kompetenzzentren. Die Beispiele Eisenstadt und Pinkafeld zeigen sehr<br />

eindrucksvoll, dass derartige Einrichtungen nachhaltige Erfolge bringen. Die Schaffung von<br />

Technologie- und Kompetenzzentren in allen Bezirken ist daher ein zentraler Punkt in der<br />

str<strong>at</strong>egischen Bündelung der Förderungen und Maßnahmen.<br />

Wir werden die Bemühungen fortsetzen, innerhalb des Landes den Ausgleich der<br />

Wettbewerbsfähigkeit voranzutreiben. Ohne Zweifel bedarf es spezifischer Maßnahmen, damit wir<br />

die Regionen mit strukturellen Nachteilen Schritt für Schritt an den gemeinsamen Standard<br />

heranführen.<br />

Allgemein wird die weitere Stärkung der Infrastruktur ein Kernbereich der<br />

Fördermaßnahmen sein.<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! Der Tourismus zählt ohne Zweifel zu den erfolgreichsten<br />

Wirtschaftszweigen der letzten Jahre im <strong>Burgenland</strong>. Diese T<strong>at</strong>sache ist kein Zufall, sondern das<br />

Ergebnis erfolgreicher Maßnahmen und Initi<strong>at</strong>iven. Die über die Ziel 1-Förderungen abgewickelten<br />

Leitprojekte in bisher touristisch nur wenig erschlossenen Regionen - die Thermen sind dafür ein<br />

sehr gutes Beispiel - haben dem Land neue Möglichkeiten und den sanften Einstieg in den<br />

Ganzjahrestourismus erschlossen.<br />

Zahlreiche andere Projekte im Umfeld des Tourismus haben begleitend und ergänzend<br />

dazu beigetragen. Wir verfügen über ein modernes Management in der Fremdenverkehrswerbung<br />

und betreiben ein sehr erfolgsorientiertes Marketing. Dieser Weg wird auch in Zukunft fortgesetzt.<br />

Die Landesregierung wird daher den Tourismus durch zusätzliche Initi<strong>at</strong>iven mit den<br />

Schwerpunkten Kur, Wellness und Gesundheit erfolgreich halten.<br />

Die Erweiterung der Angebote soll das weitere Wachstum sichern und damit eine<br />

dauerhafte Festigung auf hohem Niveau garantieren.<br />

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Ich habe bereits in meinen Ausführungen über die<br />

Zielsetzungen der zweiten Ziel 1-Periode auf die überragende Bedeutung der Ausbildung und<br />

Qualifik<strong>at</strong>ion in der Wirtschaft der Zukunft hingewiesen. Bildung und Qualifik<strong>at</strong>ion müssen daher<br />

ein zentrales Anliegen unserer Politik sein. Wir sind daher verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die<br />

Menschen im <strong>Burgenland</strong> ausreichende Chancen und Möglichkeiten vorfinden.<br />

Dabei werden wir uns notwendigen und schlüssigen Einsparungskonzepten nicht<br />

verschließen. Allerdings wird es unsere Aufgabe sein, in allen Fragen behutsam und vor allem<br />

überlegt vorzugehen. Im Vordergrund muss daher die Schaffung einer flexiblen, den<br />

Anforderungen der Wirtschaft und den Bedürfnissen der Menschen angepassten<br />

Ausbildungsschiene in allen Bereichen stehen, wobei dem Bereich der Inform<strong>at</strong>ionstechnologien<br />

ein wichtiger Pl<strong>at</strong>z einzuräumen sein wird.<br />

Die Errichtung der Fachhochschulen war ein entscheidender Schritt zur Aufwertung des<br />

Bildungsangebotes in unserem Lande. Der teilweise bereits eingeleitete weitere Ausbau dieser<br />

universitären Bildungseinrichtungen ist von höchster Priorität. Die Fachhochschulen in Eisenstadt<br />

und Pinkafeld sind bereits zu Kristallis<strong>at</strong>ionspunkten modern und zeitgemäß ausgebildeter<br />

Fachkräfte geworden, und sie sollen das in Zukunft in noch stärkerem Maße sein.<br />

Neben der fachlichen Qualifik<strong>at</strong>ion kommt weiteren Kriterien zunehmende Bedeutung zu.<br />

Insbesondere die Kenntnis mehrerer Sprachen schafft entscheidende Startvorteile für den


40<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Einzelnen und damit auch für die gesamte Wirtschaft. Sprachkenntnisse erhöhen auf allen<br />

Qualifik<strong>at</strong>ionsebenen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen)<br />

Wer über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügt, die mehrere Sprachen beherrschen,<br />

wird auf dem Markt erfolgreicher agieren können. Es ist daher ein Gebot der Stunde, dieser<br />

Anforderung auch im gesamten Bildungswesen Rechnung zu tragen. Die Forcierung des<br />

Fremdsprachenunterrichtes auf allen Bildungsebenen ist daher ein erklärter Schwerpunkt in der<br />

Arbeit der Landesregierung.<br />

Die Mehrsprachigkeit unseres Landes kommt uns dabei noch als zusätzlicher Startvorteil<br />

zugute, weil wir damit leichteren Zugang zu den Märkten in Ungarn und Kro<strong>at</strong>ien erhalten. Den<br />

Volksgruppen kommt in diesem Sinne auch eine wichtige Brückenfunktion auf der wirtschaftlichen<br />

Ebene zu.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, wird es verschiedener Maßnahmen bedürfen.<br />

Der verstärkte Unterricht in Fremdsprachen wird in den Schulen und in den<br />

Erwachsenenbildungseinrichtungen umzusetzen sein. Er muss jedoch in einer sinnhaften Weise<br />

koordiniert und umgesetzt werden.<br />

Meine Damen und Herren! In der politischen Diskussion zur Bildungspolitik wird der<br />

Diskurs meist nur einseitig auf das Schulwesen konzentriert. Es ist wichtig, dass unsere Kinder in<br />

der Schule jene Ausbildung erhalten, die sie neben einer breiten Allgemeinbildung zu Fachkräften<br />

in der Arbeitswelt von morgen macht.<br />

Die Aufrechterhaltung und der Ausbau der Bildungsinfrastruktur sind ein wesentliches<br />

Anliegen der Landespolitik. Wir brauchen intelligente Modelle, um den Ergebnissen der jüngsten<br />

Verhandlungen zum Finanzausgleich und den daraus folgenden Vereinbarungen zwischen Bund<br />

und Ländern gerecht zu werden. Verschärft wird diese Situ<strong>at</strong>ion durch die ständig sinkenden<br />

Geburtenzahlen und damit der Schülerzahlen. Es ist ausdrückliches Ziel der Landesregierung,<br />

möglichst viele Dorfschulen zu erhalten, sofern dies mit den gesetzlichen Vorgaben und den<br />

finanziellen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen ist.<br />

Von ebenso großer Bedeutung ist der Bereich der Fortbildung. Wir leben in einer Phase<br />

der technologischen Umrüstung der Wirtschaft. Die Digitalisierung erfasst ständig neue,<br />

zusätzliche Bereiche. Der Computer h<strong>at</strong> in praktisch allen Arbeitsebenen eine wichtige Funktion<br />

übernommen.<br />

Dazu kommen die sich überschlagenden Entwicklungen auf dem Sektor der<br />

Kommunik<strong>at</strong>ionstechnologien. Die Entwicklungsschritte verlaufen in steigendem Tempo und in<br />

immer kürzeren Intervallen. Noch vor zehn Jahren haben die meisten von uns Internet und andere<br />

Entwicklungen als Interessensgebiete kleiner Gruppen bewertet. Heute ist keine Rede mehr<br />

davon, denn die Zahl der Benutzer und vor allem die Palette von Nutzungsmöglichkeiten steigt<br />

rapide.<br />

Menschen, die ihre Berufsausbildung vor Jahrzehnten abgeschlossen haben, Frauen, die<br />

ihre Berufstätigkeit unterbrochen haben, und viele andere Gruppen haben einen großen<br />

Nachholbedarf in der Ausbildung, wenn sie sich in diese Entwicklung einklinken wollen. Es bedarf<br />

deshalb eines breiten, bedarfsgerechten Angebotes in der beruflichen Fort- und Weiterbildung.<br />

Das Angebot im <strong>Burgenland</strong> ist heute schon sehr vielfältig und flexibel. Bereits in der<br />

ersten Ziel 1-Periode wurde auch von der öffentlichen Hand sehr viel in diesen Bereich investiert.<br />

Nunmehr müssen wir dieses Angebot konsolidieren und effizient gestalten.<br />

Wir brauchen in Zukunft verstärkt eine bessere Koordin<strong>at</strong>ion der Aus- und Weiterbildung,<br />

die von den verschiedenen Trägern angeboten wird. Dazu gehört ein verstärkter<br />

Qualifizierungsdialog mit der Priv<strong>at</strong>wirtschaft, denn diese Angebote sollen auch sehr rasch<br />

umsetzbar sein. Wir sind zu diesen Maßnahmen bereit und erwarten, dass die Wirtschaft in diesen<br />

Dialog eintritt, denn auch sie wird ihren Teil übernehmen müssen.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 41<br />

Nicht alle Leistungen können von der öffentlichen Hand erbracht werden. Ein gutes<br />

Beispiel dafür ist die Lehrlingsausbildung. Wir stehen zum Modell der dualen Ausbildung - ich bin<br />

jedoch der Meinung, dass gerade in diesem Sektor von beiden Seiten - von der Berufsschule und<br />

vom Lehrbetrieb - zusätzliche Maßnahmen zu setzen sein werden, um die Ausbildung der<br />

zukünftigen Facharbeiterinnen und Facharbeiter modern zu gestalten. Wir werden daher -<br />

gemeinsam mit den Sozialpartnern - weitere Initi<strong>at</strong>iven für eine bessere Lehrlingsausbildung zu<br />

setzen haben. Auch die gesellschaftliche Aufwertung des Facharbeiters muss dabei in den<br />

Vordergrund gestellt werden. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Hohes Haus! Herr Präsident! In all diesen Fragen kommt den finanziellen Möglichkeiten<br />

und Spielräumen eine Schlüsselfunktion zu. Bildung kostet Geld - sie darf aber nicht zur Frage der<br />

Geldbörse werden, sondern sie muss Begabung und Eignung zu Hauptkriterien machen. Der freie<br />

Zugang zu den Ausbildungseinrichtungen ist aus meiner Sicht ein Grundrecht, das unsere<br />

Gesellschaft garantieren muss.<br />

Wir sind daher auch verpflichtet, die uns zur Verfügung stehenden Mittel für<br />

Ausbildungsmaßnahmen widmungsgerecht zu verwenden. Das Programmplanungsdokument<br />

sieht fast 1,8 Milliarden Schilling dafür vor.<br />

Die Landesregierung wird dafür Sorge tragen, dass die EU-Fördergelder für Ausbildungsund<br />

Qualifik<strong>at</strong>ionsprojekte im Sinne dieser Widmung verwendet werden. Auf dieser Linie liegt auch<br />

die im Arbeitsübereinkommen zwischen der SPÖ und ÖVP festgelegte Aufstockung der<br />

Arbeitnehmerförderung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen die notwendigen<br />

Förderungen von uns erhalten, wenn sie Hilfe bei der Inanspruchnahme von<br />

Bildungseinrichtungen brauchen.<br />

Meine Damen und Herren! Neben den vorher beschriebenen Aufgaben zählt die<br />

Bereitstellung und Sicherung einer möglichst hohen Lebensqualität zu den wichtigsten Zielen einer<br />

verantwortungsvollen Politik. Die Lebensqualität ist ein entscheidendes Argument, um die<br />

Menschen im Land zu halten und die Abwanderung zu verhindern.<br />

Attraktive Wohnbedingungen, die Aufnahme in ein funktionierendes soziales Umfeld und<br />

die Sicherheit, gegebenenfalls auf ein Netz sozialer Einrichtungen zurückgreifen zu können,<br />

zählen wohl zu den wichtigsten Faktoren einer hohen Lebensqualität. Die Wohnbauförderung im<br />

<strong>Burgenland</strong> war daher auch schon immer ein Instrument der Landespolitik, das auch gezielt in<br />

dieser Richtung eingesetzt wurde.<br />

Wir haben heute einen Standard in der Wohnbauförderung erreicht, der uns im Vergleich<br />

mit den anderen Bundesländern eindeutig an die Spitze stellt. Diesen hohen Standard gilt es auch<br />

in den nächsten Jahren abzusichern und auszubauen. Wir können heute mit Recht behaupten,<br />

dass die Wohnbauförderung im <strong>Burgenland</strong> sozial, gerecht und wegen ihrer Höhe auch eine echte<br />

und wirksame Förderung ist. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Die Reformschritte der letzten Jahre haben einen weiteren Aspekt in diese Kernziele<br />

gebracht - nämlich die Stärkung ökologischer Interessen im Wohnbau. Diesen Weg werden wir<br />

weiter beschreiten und durch behutsame und zielgerichtete Schritte die Wohnbauförderung im<br />

<strong>Burgenland</strong> noch sozialer, gerechter und ökologischer gestalten.<br />

Der Stärkung der Dorfgemeinschaft und der Erhaltung der Identität unserer Dörfer sind die<br />

Maßnahmen der Dorferneuerung gewidmet. Ich halte das gerade in einer Zeit großer<br />

Veränderungen für eine bedeutungsvolle und notwendige Maßnahme. Wir werden daher in der<br />

Dorferneuerung die bisher bewährten Maßnahmen weiterführen und sie im Sinne einer<br />

organischen Weiterentwicklung laufend den Erfordernissen angleichen.<br />

Die Unterstützung einer aktiven Dorfentwicklung, die sich in kulturellen, sozialen,<br />

gesellschaftlichen und sportlichen Aktivitäten äußert und auf eine rege Tätigkeit von Vereinen<br />

zurückgreifen kann, wird zur Stärkung der dörflichen Identität beitragen.<br />

Meine Damen und Herren! Die Bevölkerungsentwicklung in unserem Lande weist<br />

bekanntlich eine starke Tendenz zu einer wesentlichen Erhöhung des Anteiles älterer Menschen


42<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

auf. Neben der Schaffung eines Seniorengesetzes und der aktiven Einbindung der älteren<br />

Mitbürger muss zeitgerecht und in einer organis<strong>at</strong>orisch sowie finanziell vertretbaren Form<br />

Vorsorge zur Befriedigung des steigenden Bedarfs an Pflege- und Betreuungsdiensten getroffen<br />

werden.<br />

In den vergangenen Jahren wurden umfangreiche und gründliche Erhebungen und<br />

Analysen über die zukünftige Entwicklung durchgeführt. Der Bedarfs- und Entwicklungsplan ist<br />

das Ergebnis dieser Arbeit und bietet eine gute Grundlage für die Planung und Konzeption.<br />

Demnach werden die Pflege- und Betreuungsdienste auszubauen sein. Das Ziel dieser Str<strong>at</strong>egie<br />

ist nach wie vor unbestritten: Die Menschen sollen so lange wie möglich in der gewohnten<br />

Umgebung verbleiben und das soziale Umfeld behalten.<br />

Dennoch werden wir die Maßnahmen verstärken und organis<strong>at</strong>orisch auf neue Beine<br />

stellen müssen. Die Überführung der bestehenden Gesundheitssprengel in Sozialsprengel im<br />

Sinne einer gesamtheitlichen Erfassung dieses Sektors erscheint uns als eine geeignete<br />

Maßnahme. Durch die Koordinierung aller Gesundheits- und Sozialdienste wird eine<br />

Verbesserung der Dienstleistungen, Kosteneinsparungen und die flächendeckende Versorgung im<br />

Land erleichtern.<br />

Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen dem st<strong>at</strong>ionären und dem ambulanten Bereich. Wird der P<strong>at</strong>ient aus dem Krankenhaus<br />

entlassen und braucht er weitere Pflege, so soll dies nach einer eingehenden Abstimmung<br />

zwischen Krankenhaus und ambulantem Betreuungsdienst geschehen.<br />

Wir werden dieses Schnittstellenmanagement ausbauen, damit wir bessere Leistungen für<br />

den P<strong>at</strong>ienten in Einklang mit der unbedingt notwendigen sparsamen Gestaltung der Strukturen<br />

erreichen können.<br />

Mit der gleichen Intensität werden wir uns in dieser Legisl<strong>at</strong>urperiode der weiteren<br />

Optimierung des Gesundheitswesens im Land zuwenden. Wir haben große Summen in den<br />

Ausbau und in die Qualitätsverbesserung der burgenländischen Krankenhäuser investiert. Sie<br />

entsprechen nunmehr nicht nur in der Ausst<strong>at</strong>tung, sondern auch im Hinblick auf die moderne<br />

medizinische Betreuung dem neuesten Stand.<br />

Diesen Standard wollen wir weiterhin halten und ausbauen. Der Bestand unserer<br />

Krankenhäuser im <strong>Burgenland</strong> ist für die Zukunft gesichert. Diese Garantie können wir seitens der<br />

Landesregierung abgeben. Wir werden weiters in der qualit<strong>at</strong>iven Versorgung an Verbesserungen<br />

arbeiten. Die nächste Etappe auf diesem Weg ist die Bildung von Fachschwerpunkten, zum<br />

Beispiel in der Orthopädie, im HNO-Bereich und in der Augenheilkunde sowie die Einführung<br />

neuer Leistungen, wie zum Beispiel in der Geri<strong>at</strong>rie, Psychi<strong>at</strong>rie und Remobilis<strong>at</strong>ion. Unsere<br />

Menschen werden daher in Zukunft noch bessere Leistungen in den burgenländischen Spitälern in<br />

Anspruch nehmen können.<br />

Wir verfügen über eine moderne Ausst<strong>at</strong>tung und über ein entsprechend hoch qualifiziertes<br />

Personal. Als weiteres Nahziel sehen wir die Verstärkung der Kommunik<strong>at</strong>ion zwischen P<strong>at</strong>ienten<br />

und Betreuungspersonal. Dabei wird die Position des P<strong>at</strong>ienten zu stärken sein.<br />

Durch die Einrichtung der Gesundheits- und P<strong>at</strong>ientenanwaltschaft wird ein entscheidender<br />

Schritt gesetzt. Die Anwendung der P<strong>at</strong>ientencharta soll diese Linie zusätzlich stärken und damit<br />

das menschliche Antlitz unseres Sozial- und Gesundheitswesens unterstreichen. (Beifall bei der<br />

SPÖ)<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! Der Rechnungshof h<strong>at</strong> dem burgenländischen Spitalswesen<br />

ein ausgezeichnetes Zeugnis ausgestellt. Diese Anerkennung zu erreichen, ist das Ergebnis einer<br />

konsequenten Arbeit für ständige Verbesserungen. Unsere Menschen haben Anspruch auf eine<br />

optimale medizinische Versorgung. Daher wird die Qualitätssicherung des medizinischen<br />

Leistungsangebotes vorangetrieben.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 43<br />

Das Angebot wird ständig weiterentwickelt und ausgebaut. Hand in Hand damit werden wir<br />

die Instrumentarien zur Gesundheitsvorsorge und der Prävention in allen Bereichen einrichten.<br />

Damit wollen wir das Gesundheitsbewusstsein der Menschen steigern und vielen Erkrankungen<br />

vorbeugen. Gemeinsam mit den Sozialpartnern soll beispielsweise eine Aktion<br />

"Gesundheitsförderungen im Betrieb" das Bewusstsein am Arbeitspl<strong>at</strong>z heben.<br />

Das Sozial- und Gesundheitswesen ist ein Schlüsselbereich, in dem wir den Menschen die<br />

Sicherheit bieten wollen, dass alle Burgenländerinnen und Burgenländer im Bedarfsfall optimal<br />

versorgt und betreut werden.<br />

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Eines der Grundbedürfnisse unserer Menschen ist<br />

die Sicherheit. Wir sind ein Land der Dörfer und durch die Öffnung der Grenzen auch durch<br />

neg<strong>at</strong>ive Erscheinungen des Kriminalitätstourismus betroffen. Umso wichtiger ist daher die<br />

Forderung, dass der Standard an Sicherheit in unserem Lande auf Dauer zumindest abgesichert<br />

wird.<br />

Wir treten daher für die Aufrechterhaltung der vorhandenen Personalstruktur und des<br />

Netzes an Gendarmerieposten ein. Ebenso muss die Grenzüberwachung möglichst intensiv<br />

beibehalten werden. Die Diskussion über die Beendigung des Assistenzeins<strong>at</strong>zes lässt in vielen<br />

Menschen Ängste aufkommen. Wir sind daher entschieden gegen alle Überlegungen zur<br />

Beendigung der Dienste des Bundesheeres, solange nicht glaubwürdige und nachvollziehbare<br />

Altern<strong>at</strong>iven auf dem Tisch liegen. Ich fordere daher die rasche Verlängerung des bis Ende März<br />

befristeten Assistenzeins<strong>at</strong>zes ein. (Beifall bei der SPÖ)<br />

In die Überlegungen zur Sicherheit sind auch die Justizanstalten einzurechnen. Die<br />

Justizwache leidet unter extremem Personalmangel, der angesichts der steigenden Vorfälle an der<br />

Grenze so rasch wie möglich aufgestockt werden müsste.<br />

Die Feuerwehren sind eine wesentliche Säule unseres Sicherheitssystems. Die<br />

Landesregierung wird auch weiterhin jene Rahmenbedingungen ermöglichen, die zur<br />

Aufrechterhaltung der Wehren notwendig sind. Sie leisten für die Gemeinschaft unschätzbare<br />

Dienste und sind ein unverzichtbarer Teil des Zivil- und K<strong>at</strong>astrophenschutzes.<br />

Hohes Haus! Trotz ihres sinkenden Anteiles an Beschäftigten und Haupterwerbstätigen<br />

kommt der Landwirtschaft im <strong>Burgenland</strong> eine wichtige Rolle zu. Ein Ziel der Politik muss sein, die<br />

flächendeckende nachhaltige Landwirtschaft auf der Basis bäuerlicher Familienbetriebe zu<br />

sichern.<br />

Die Konsumenten müssen mit gesunden, unverfälschten Nahrungsmitteln versorgt werden.<br />

Gerade die Fehlentwicklungen, die in den vergangenen Mon<strong>at</strong>en aufgedeckt wurden und das<br />

Vertrauen der Konsumenten erschüttert haben, sollten ein zusätzlicher Antrieb dafür sein, den<br />

n<strong>at</strong>urnahen, biologischen Landbau im <strong>Burgenland</strong> weiter zu forcieren.<br />

Im Zusammenhang mit den Vorfällen um die Beeinträchtigung von Fleisch durch illegale<br />

Medikamente und Futtermittel fordern wir, dass mit aller Strenge gegen die Verursacher<br />

vorgegangen wird. Abgesehen vom strafrechtlichen Aspekt sollte überlegt werden, ob nicht jene,<br />

die für diese groben Verstöße verantwortlich sind, zumindest für eine befristete Zeit von allen<br />

öffentlichen Förderungen ausgeschlossen werden sollen.<br />

Die zunehmende Liberalisierung auf den Agrarmärkten bringt die kleinstrukturierten<br />

burgenländischen Betriebe zunehmend unter Druck. Es müssen daher eingeschlagene Str<strong>at</strong>egien<br />

für die Landwirtschaft weiter verfolgt werden. Wir stehen zu den Verpflichtungen des<br />

<strong>Burgenland</strong>es im Rahmen des 40 Milliarden Schilling umfassenden Solidar-Paktes für die<br />

Landwirtschaft. Das Gleiche gilt für die Ausfinanzierung des agrarischen Ziel 1- und des<br />

Additionalitätsprogramms. Die Abgeltungen für ökologische Leistungen der burgenländischen<br />

Bauern sollen ebenfalls fortgeführt werden.<br />

Ziel muss auch die Entwicklung gemeinsamer Vermarktungsoffensiven sein, um von den<br />

Massenprodukten leichter wegzukommen und den Nebenerwerbslandwirten bessere Chancen<br />

zum Abs<strong>at</strong>z ihrer Produkte zu sichern. Die Ausweitung biologischer Anbauflächen, mit dem Ziel,


44<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

das <strong>Burgenland</strong> noch mehr als Spezialitätenland für biologische Produkte zu profilieren, muss<br />

verstärkt werden. Gleichzeitig geht es auch darum, der konventionellen Landwirtschaft die<br />

Möglichkeit zu erhalten, im Einklang mit den Gesetzen der N<strong>at</strong>ur zu produzieren.<br />

In Blickrichtung EU-Erweiterung werden wir gemeinsam Übergangsregelungen einfordern,<br />

um die burgenländische Landwirtschaft vor unfairen und ungleichen Marktbedingungen zu<br />

schützen.<br />

Hohes Haus! Herr Präsident! Das Kulturleben im <strong>Burgenland</strong> ist geprägt von der Vielfalt<br />

des Landes und spiegelt die Buntheit kultureller Aktivitäten im Lande wider. Die Erhaltung und<br />

Verbreiterung dieser Vielfalt ist eines der wesentlichsten Ziele in der Kulturpolitik. Um dies noch<br />

erfolgreicher machen zu können, werden wir Leitlinien für die Kulturpolitik des Landes vorstellen<br />

und dann auch umsetzen.<br />

Die verschiedenen Festspiele in unserem Land sind längst weit über die Grenzen zu<br />

anerkannten und gefragten Angeboten gewachsen. Diesen erfolgreichen Weg der Festspiele<br />

wollen wir fortsetzen, denn diese Erfolge bereichern nicht nur das kulturelle Leben in unserem<br />

Land, sie sind auch sehr wichtige Imageträger für das Land im Allgemeinen und den Tourismus im<br />

Besonderen.<br />

Eine umfassende Kulturpolitik ist ohne die zahlreichen und vielfältigen Aktivitäten und<br />

Initi<strong>at</strong>iven der Vereine nicht denkbar. Die Förderung und Unterstützung dieser Initi<strong>at</strong>iven ist daher<br />

fester Bestandteil der Maßnahmen. Damit wird auch die Arbeit und das Engagement Hunderter<br />

Funktionäre, Künstler und Kulturschaffender anerkannt und gewürdigt. Die Menschen in unserem<br />

Land sind in großer Zahl schöpferisch aktiv - wir haben die Aufgabe, sie darin zu unterstützen und<br />

zu ermutigen.<br />

In gleicher Weise muss sich die Kulturpolitik mit den zeitgenössischen Künstlern und<br />

Kunstströmungen auseinandersetzen. Sie sind oft sehr kritisch und unbequem - gerade deshalb<br />

muss ihnen der notwendige Freiraum gesichert und die Freiheit der Kunst als Grundrecht<br />

garantiert werden.<br />

Unverzichtbar für die burgenländische Identität sind die Beiträge unserer Volksgruppen.<br />

Unsere Aufgabe ist die Umsetzung gesetzlicher Schutz- und Förderungsmaßnahmen, aber<br />

darüber hinaus auch die aktive Förderung der Aktivitäten in den Volksgruppen. Ergänzend zu den<br />

Maßnahmen des Bundes, bei dem ja die Hauptkompetenz liegt, werden wir unsere Beiträge zur<br />

Pflege und Erhaltung von Sprache, Kultur und Medien unserer Kro<strong>at</strong>en, Ungarn und Roma leisten.<br />

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Die Wertschätzung und die Verbundenheit zum<br />

eigenen Ort steigt mit der Qualität und dem Angebot an Aktivitäten in der Freizeit. Hier kommt dem<br />

Sport nach wie vor ein hoher Stellenwert zu. Das Land muss daher auch in der Sportpolitik die<br />

aktuellen Entwicklungen ständig beobachten und ihnen Rechnung tragen. Unsere Arbeitswelt und<br />

Lebensgewohnheiten führen bei vielen Menschen zu Bewegungsarmut, mit allen damit<br />

verbundenen gesundheitlichen Auswirkungen.<br />

Vereine und andere Organis<strong>at</strong>ionen bemühen sich, die Menschen zu sportlicher Betätigung<br />

anzuregen. Der Bau von Sportstätten und Einrichtungen für den Sport geht in den meisten Fällen<br />

auf priv<strong>at</strong>e Initi<strong>at</strong>iven zurück, die dann gemeinsam mit den Gemeinden und mit Förderung des<br />

Landes umgesetzt werden. In diesem Bereich wird das Land weiterhin bereit sein, zur Errichtung<br />

beizutragen. Dass dies immer wieder notwendig ist, zeigt sich an den zahlreichen Anlagen für<br />

Trendsportarten, die in den letzten Jahren entstanden sind.<br />

Sport und Sportstätten haben in unserem Land auch eine Wirkung, die weit in die<br />

Wirtschaft reicht. Viele Bereiche im Tourismus nutzen diese Angebote für die Werbung, und<br />

umgekehrt werden Anlagen, wie zum Beispiel die Golfplätze als grundlegende Anreize für die<br />

Belebung durch den Tourismus errichtet.<br />

Auch der Spitzensport erfüllt - neben der ihm zugedachten Unterhaltungsfunktion - die<br />

Rolle des motivierenden Vorbildes und Anreizes zur Selbstbetätigung. Für die Förderung des<br />

Spitzensportes muss daher entsprechend vorgesorgt werden. Wir haben bisher durch die Wahl


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 45<br />

des Sportlers des Jahres besondere Leistungen hervorgehoben und der Öffentlichkeit in<br />

Erinnerung gerufen. Zusätzlich dazu wird es eine Ehrung der besten Nachwuchssportler geben.<br />

Der Wunsch nach einem Bundessportzentrum in unserem Bundesland ist nach wie vor<br />

aktuell. Die Diskussion über eine derartige Einrichtung mit den Sportarten Golf, Segeln und Surfen<br />

ist nicht verstummt. Wir bleiben bei dieser Forderung mit dem Zus<strong>at</strong>z, dass der Bund - so wie in<br />

den anderen Bundesländern - in die Pflicht genommen werden muss.<br />

Wir werden aber auch - und das will ich als Sportreferent heuer beginnen - vor allem jene<br />

hervorheben, die durch ihr Engagement und ihre Leistungen erst möglich machen, dass die<br />

sportliche Infrastruktur und Organis<strong>at</strong>ion so vielfältig ist. Die Leistungen der zahlreichen<br />

Funktionärinnen und Funktionäre des burgenländischen Sports sollen in entsprechender Weise<br />

hervorgehoben werden.<br />

Herr Präsident! Hohes Haus! Die europäische Entwicklung und die wachsende Wirtschaft<br />

haben in den vergangenen Jahren eine sprunghafte Zunahme des Verkehrs bewirkt. Die derzeit<br />

zur Verfügung stehenden Verkehrswege sind vielfach nicht mehr in der Lage, den Verkehr zu<br />

bewältigen. Dazu kommt, dass einige dieser Straßen durch Wohngebiete führen und der<br />

wachsende Verkehr eine große Belastung für die Bewohner mit sich bringt.<br />

Auch für unsere Pendler sind ständig Anpassungen und Neuerungen in der Ausgestaltung<br />

des Angebotes erforderlich. Das Land investiert bereits sehr hohe Beträge in die verschiedenen<br />

Einrichtungen und Verkehrsverbünde, um den Pendlern bedarfsgerechte und kostengünstige<br />

Angebote zu sichern. Diese Aufgabe werden wir verstärkt wahrzunehmen haben, mit dem Ziel,<br />

weitere Optimierungen zu erreichen.<br />

Zum Teil werden wir auch neue Strecken zu erschließen haben. Ein Beispiel dafür ist die<br />

sehr heftig diskutierte Bahnverbindung von Oberwart nach Wien. Das Land war nicht untätig und<br />

h<strong>at</strong> bereits Anbote und Vorschläge eingeholt. Diese werden derzeit geprüft, um eine<br />

entsprechende Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Vorschläge zu ermöglichen. Gleichzeitig<br />

aber werden andere, innov<strong>at</strong>ive Projekte diskutiert, über deren Machbarkeit man zu gegebener<br />

Zeit Aussagen machen wird.<br />

Hohes Haus! In wenigen Mon<strong>at</strong>en wird das neu erstellte Landesgesamtverkehrskonzept<br />

fertig gestellt. Dieses wird eine Art Masterplan über bestehende und künftige Planungen und<br />

Maßnahmen im Verkehr sein. Ich halte dieses Projekt insbesondere im Hinblick auf die<br />

bevorstehende Erweiterung der Europäischen Union für sehr wichtig, denn diese wird zweifellos<br />

auch eine zusätzliche Steigerung des Verkehrsaufkommens bewirken.<br />

Wir werden weiters die Position und Aufgabe eines Landesverkehrskoordin<strong>at</strong>ors neu<br />

definieren und besetzen. Damit soll eine wirksame, interdisziplinär arbeitende Planungs- und<br />

Koordinierungsstelle entstehen, die wirksame und aus gesamtheitlicher Sicht schlüssige<br />

Vorschläge unterbreiten soll. Öffentlicher Verkehr und Straßenverkehr sind für uns gleichrangige<br />

Lösungen, die dort zum Eins<strong>at</strong>z kommen sollen, wo sie jeweils am besten zur Problemlösung<br />

beitragen.<br />

Wir haben aber auch aktuelle Fragen und Anliegen, die wir in den nächsten Jahren mit<br />

großem Nachdruck durchsetzen müssen. Wir brauchen einen Anschluss an das hochrangige<br />

europäische Eisenbahnnetz. Zur Diskussion steht dabei das Bahnprojekt von Wien über<br />

Eisenstadt-Sopron nach Oberwart-Graz. Diese Verbindung wird zu einer Schlüsselfrage für die<br />

künftige Entwicklung unserer Region. Wir müssen dabei rasch handeln, weil uns sonst die<br />

Entwicklung überrollt und die Entscheidungen auf anderen Ebenen gegen uns fallen könnten. Wir<br />

müssen daher auch den Bund in die Pflicht nehmen, damit von dieser Seite rasche und klare<br />

Lösungen zugunsten unseres Landes fallen.<br />

Hohes Haus! Herr Präsident! Auch im Straßenbau sind einige neuralgische Punkte zu<br />

klären. Die Problem<strong>at</strong>ik der B 50 ist nach wie vor offen. Wir werden so rasch wie möglich alle<br />

Vorbereitungen in die Wege leiten, um hier eine Entscheidung herbeizuführen. Die Gemeinden


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

entlang der B 50 müssen vom Verkehr entlastet werden, damit die Lebensqualität der Menschen<br />

gewahrt bleibt.<br />

Vordringlich sind auch andere Projekte: die Spange Kittsee, die Fortsetzung des Baues der<br />

S 31 bis zur Sta<strong>at</strong>sgrenze und auch die Verkehrsentlastungsprojekte an der B 63 und B 65. Wir<br />

werden auch über die Ertüchtigung der Nord-Süd-Achse im Bereich der Straße zu diskutieren<br />

haben, wie insgesamt auch die Nord-Süd-Achse innerhalb des Landes leistungsfähiger<br />

auszubauen sein wird.<br />

Mir ist bewusst, dass Verkehrsprojekte auf sehr unterschiedliche und oft gegensätzliche<br />

Interessen treffen. Daher ist es auch selbstverständlich, dass die betroffenen Menschen in alle<br />

Entscheidungen in entsprechender Form eingebunden werden. Im Vordergrund müssen dabei die<br />

Interessen der Betroffenen stehen, wobei die Umwelt und die N<strong>at</strong>ur in höchstmöglichem Maße zu<br />

schonen sein werden.<br />

Meine Damen und Herren! Fragen der Umwelt stehen in vielen Bereichen im Mittelpunkt<br />

der Bemühungen. Das <strong>Burgenland</strong> steht seit Jahren an der Spitze aller Bundesländer, wenn es<br />

um den Schutz von N<strong>at</strong>ur und Umwelt geht. Mit 28,5 Prozent der Landesfläche h<strong>at</strong> das<br />

<strong>Burgenland</strong> den höchsten Anteil an Schutzgebieten vorzuweisen. In den nächsten Jahren sollen in<br />

engster Zusammenarbeit mit der Bevölkerung weitere Fortschritte in der Sicherung unserer<br />

Lebensgrundlagen erarbeitet werden.<br />

Alle Maßnahmen und Projekte müssen auch in Zukunft unter Beachtung der Regelungen<br />

für die Sicherung einer intakten Umwelt vorbereitet und umgesetzt werden. Wir werden eine<br />

Instanz schaffen, die von sich aus die Interessen von N<strong>at</strong>ur und Umwelt wahrnehmen soll. Dabei<br />

wird vor allem ein sinnvoller Ausgleich zwischen den berechtigten Anliegen der Menschen und der<br />

Wirtschaft zu suchen sein, damit die gedeihliche Weiterentwicklung des Landes gewährleistet<br />

bleibt.<br />

Der Umwelt- und N<strong>at</strong>urschutzanwalt soll bereits in den nächsten Mon<strong>at</strong>en diskutiert und<br />

dann eingerichtet werden. Wir werden damit eine demokr<strong>at</strong>isch legitimierte und unabhängige<br />

Anwaltschaft schaffen, die im Interesse unserer Umwelt arbeiten soll.<br />

Auch andere Fragen im Zusammenhang mit der Umwelt müssen wir im Laufe dieser<br />

Legisl<strong>at</strong>urperiode klären. Es ist dies zum Beispiel die Einleitung einer Zusammenarbeit mit<br />

anderen Partnern im Bereich der thermischen Behandlung von Abfall und bei der Luftreinhaltung.<br />

Die kreislauforientierte Abfallwirtschaft soll den Anteil der nicht verwertbaren Abfallfraktionen<br />

weiter vermindern. Entsprechend der Fortschreibung des Burgenländischen<br />

Abfallwirtschaftsplanes sind die finanziellen und organis<strong>at</strong>orischen Grundlagen für die Umsetzung<br />

des Restmüll-Splittings unter Einbeziehung einer thermischen Verwertung der Restmüllfraktion ab<br />

dem Jahr 2004 zu schaffen.<br />

Das Aufkommen im <strong>Burgenland</strong> alleine ist zu klein, um eigenständig Lösungen zu<br />

verwirklichen, die sich auch rechnen. Wir werden im Sinne einer sachgerechten und umfassenden<br />

Lösung eine Zusammenarbeit anstreben, die über Bundes- und Landesgrenzen gehen kann.<br />

Die Schaffung eines umfassenden Landesenergiekonzeptes unter besonderer<br />

Bedachtnahme auf erneuerbare und umweltschonende Energiequellen wird eines der<br />

Hauptthemen im Bereich der Umwelt- und Energiepolitik sein. Gerade in Zeiten steigender Preise<br />

für fossile Energieträger gilt es, das Potenzial erneuerbarer Energiequellen besser zu nutzen. Die<br />

Verwertung der Biomasse und die im <strong>Burgenland</strong> bereits umgesetzten Projekte haben uns zum<br />

Vorbild für andere Regionen gemacht. Das Fachkompetenz- und Forschungszentrum für<br />

erneuerbare Energie in Güssing wird diese Vorreiterrolle noch verstärken.<br />

Die Landesregierung wird weiterhin mit dem zur Verfügung stehenden<br />

Förderungsinstrumentarium Bewusstsein schaffen und konkrete Maßnahmen unterstützen. In der<br />

Wohnbauförderung haben wir bereits wichtige Elemente, die zu einem sparsamen Umgang mit<br />

Energie anregen sollen. Es wird zu überlegen sein, ob wir nicht auch im Bereich der<br />

Wirtschaftsförderung ähnliche Kriterien berücksichtigen sollten.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 47<br />

Wir haben bereits Kompetenzen in diesem sehr innov<strong>at</strong>iven Bereich erworben und wollen<br />

diese weiter ausbauen. Die Errichtung einer Fachhochschule für Energie- und<br />

Umweltmanagement könnte ein sehr wichtiger Schritt dazu sein.<br />

Meine Damen und Herren! Unsere Gesellschaft entwickelt sich durch die revolutionäre<br />

Entwicklung der Medien und Technologien sehr rasch hin zu einer Inform<strong>at</strong>ionsgesellschaft. Die<br />

neuen Technologien haben längst in weiten Bereichen der Verwaltung Einzug gehalten. Durch<br />

neue Aufgabenstellungen h<strong>at</strong> auch die Verwaltung viele Veränderungen erfahren.<br />

Heute ist eine permanente Bereitschaft zur ständigen Anpassung der Dienstleistungen und<br />

Abläufe in der Verwaltung die Voraussetzung für die Erfüllung der Forderungen der Menschen<br />

nach einer sparsamen und effizienten öffentlichen Verwaltung. Viele Schritte wurden auch bei uns<br />

bereits gesetzt. Weitere müssen zweifellos folgen.<br />

Die Vernetzung der Gemeinden mit dem Land, neue umfassende D<strong>at</strong>enbanken und die<br />

konkrete Möglichkeit, st<strong>at</strong>t Papierakten die Anliegen auf elektronischem Weg zu erledigen,<br />

schaffen neue Möglichkeiten. Wir müssen diese Entwicklung nun aufarbeiten und die Reform<br />

weiter vorantreiben.<br />

An erster Stelle wird dabei die Erstellung eines umfassenden Gesamtkonzeptes zur<br />

permanenten Verwaltungsreform stehen. Die internen Verwaltungsabläufe werden geprüft und<br />

entsprechende Vereinfachungen und Beschleunigungen des Verfahrens eingeleitet. Durch eine<br />

Arbeitsgruppe soll die Abrundung der Zuständigkeiten im Amt der Landesregierung geprüft<br />

werden. Ziel dieser Maßnahmen ist die Änderung der Geschäftsordnung der Landesregierung und<br />

der Geschäftsordnung des Amtes der Landesregierung.<br />

Das Ergebnis soll eine moderne effiziente Verwaltung sein, die rasch und mit den<br />

modernsten Mitteln der Kommunik<strong>at</strong>ion die Anliegen der Menschen wahrnimmt und erledigt.<br />

Dadurch wollen wir Amtswege und Kosten für die Bürger reduzieren und zum<br />

Dienstleistungsbetrieb modernen Zuschnitts werden.<br />

Ein Unternehmen arbeitet umso erfolgreicher, je motivierter seine Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sind. Ich strebe daher eine enge Zusammenarbeit mit der Vertretung unserer<br />

Landesbediensteten an und will mit ihnen in einen ständigen Dialog treten. Wir wollen anstehende<br />

Fragen lösen und Reformen gemeinsam in Angriff nehmen.<br />

Wir sehen die Landesbediensteten als Partner und werden sie durch positives<br />

Management motivieren. Unser Ziel ist die Schaffung eines modernen Dienstrechtes und die<br />

Einführung eines leistungsorientierten Gehaltsschemas, das letztendlich höhere Einstiegsgehälter<br />

und dafür flachere Einkommenskurven bietet. Führungspositionen im öffentlichen Bereich sollen<br />

auf Zeit erfolgen. Im Sinne der aktuellen Entwicklungen streben wir die Errichtung einer<br />

Pensionskasse für Landesbedienstete an.<br />

Alle diese Schritte werden wir in einem sehr konstruktiven und partnerschaftlichen Dialog<br />

mit der Personalvertretung in Angriff nehmen. Ich bin überzeugt, dass unsere Landesbediensteten<br />

bereit sind, sich mit vollem Engagement ihren Aufgaben zu widmen und an Verbesserungen für<br />

die Bürger als Kunden der Verwaltung mitzuarbeiten. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Gemeinden tragen in hohem Maße dazu<br />

bei, dass unser Land diese positive Entwicklung genommen h<strong>at</strong>. Sie erbringen in kultureller,<br />

sozialer, gesellschaftlicher und demokr<strong>at</strong>iepolitischer Hinsicht einen sehr wesentlichen Beitrag zur<br />

Identität des Landes. Gerade im Jahr 2001, dem 80jährigen Jubiläum des <strong>Burgenland</strong>es als<br />

eigenständiges Bundesland Österreichs, soll die Bedeutung der Kommunen besonders<br />

hervorgehoben werden.<br />

Wenn auch immer wieder Reibungsflächen entstehen, wenn es um die Aufgabenzuteilung<br />

im Rahmen der Verwaltung geht, so muss ich klar und deutlich feststellen, dass das<br />

Zusammenwirken zwischen Land und Gemeinden sehr gut funktioniert.


48<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Wir werden dabei darauf zu achten haben, dass die Zuteilung der Aufgaben in fairer Weise<br />

erfolgt und die Gemeinden dadurch entlastet werden. Im Bereich der Gemeinden ist ebenfalls eine<br />

ständige Weiterentwicklung notwendig. Das gilt auch für die Vertretung der Gemeindeinteressen.<br />

Die nun schon sehr lange diskutierte und immer wieder gescheiterte Zusammenlegung der<br />

Gemeindevertreterorganis<strong>at</strong>ionen zu einer überparteilichen Gemeindeinteressensvertretung sollte<br />

so rasch wie möglich umgesetzt werden. Damit verbunden streben wir die Schaffung einer<br />

Kommunalakademie an, die sich der spezifischen Ausbildung der Gemeindemand<strong>at</strong>are und der<br />

Gemeindebediensteten widmet.<br />

Hohes Haus! Herr Präsident! Angesichts der Entwicklungen in der Gesellschaft und der<br />

Rahmenbedingungen für die aktive Teilnahme der Menschen an der Gestaltung der Politik ist es<br />

Zeit, eine umfassende Reform unserer Verfassung einzuleiten. Sehr viele Fragen stehen in der<br />

politischen Diskussion und sollten nunmehr durch konkrete Maßnahmen beantwortet werden. Eine<br />

Arbeitsgruppe, in der alle Parteien vertreten sein werden, soll sich mit dem Demokr<strong>at</strong>iepaket<br />

auseinandersetzen und Vorschläge ausarbeiten. Schwerpunkte der Ber<strong>at</strong>ungen sollen die<br />

Stärkung der Volksrechte, die Frage des Verhältniswahlrechtes für die Landesregierung, die<br />

Direktwahl des Landeshauptmannes und die Briefwahl sowie die Frage, welche Einstiegshürde für<br />

den Einzug in den Landtag gelegt werden soll, sein.<br />

Wir werden weiters Maßnahmen setzen müssen, um die Jugend verstärkt in die politische<br />

Gestaltung und Willensbildung einzubeziehen. Diese intensivere Teilnahme am politischen Leben<br />

scheint mir insbesondere im kommunalen Bereich umsetzbar.<br />

Zu einer aktiven und transparenten Demokr<strong>at</strong>ie gehören letztendlich auch wirkungsvolle<br />

und unabhängige Kontrolleinrichtungen. Wir sind uns einig in der Zielsetzung, dass wir im<br />

<strong>Burgenland</strong> einen unabhängigen, effizienten und schlank strukturierten Rechnungshof einrichten<br />

sollten. Ich betrachte dieses Projekt als vorrangig und bin optimistisch, dass wir bis zum<br />

Jahresende diese wichtige Kontrolleinrichtung im <strong>Burgenland</strong> schaffen können. Gleichzeitig soll in<br />

der Verwaltung selbst das begleitende Controlling eine Optimierung der Abläufe und<br />

Dienstleistungen unter größtmöglicher Sparsamkeit bewirken.<br />

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Der öffentliche Sektor h<strong>at</strong> in der Frauenpolitik seit<br />

Jahren eine Leitbildfunktion übernommen. Wir haben eine klare Gesetzgebung, welche die<br />

rechtlichen Grundlagen für die Gleichbehandlung der Frauen im öffentlichen Dienst sicherstellen<br />

soll. Wir müssen diese Leitbildfunktion auch weiterhin aktiv wahrnehmen, weil die Priv<strong>at</strong>wirtschaft<br />

in vielen Bereichen deutlich nachhinkt. Ich bekenne mich dazu und erwarte mir von Maßnahmen,<br />

die geplant sind, sichtbare Fortschritte.<br />

Auch die Landespolitik muss sich in ihren allgemeinen Zielsetzungen verstärkt den<br />

Interessen der Frauen widmen. In den wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Schaffung von<br />

neuen Arbeitsplätzen muss daher ein deutlicher Schwerpunkt auf Beschäftigungsmöglichkeiten für<br />

Frauen liegen. Über die verschiedenen Förderungsschienen sollen weitere<br />

Wiedereinstiegsprojekte bedarfsgerecht ins Leben gerufen werden und damit entscheidende<br />

Hilfestellungen geben.<br />

Die Einrichtung eines Frauenbüros in der Landesamtsdirektion, welches koordinierend und<br />

ber<strong>at</strong>end tätig sein wird, und die Ausweitung der Ber<strong>at</strong>ungsstellen für Frauen werden die<br />

Dienstleistungen auf diesem Sektor erweitern. Bewusstseinsbildung und Maßnahmen gegen<br />

Gewalt in der Familie, die Erweiterung von Wohnmöglichkeiten für Frauen in Krisensitu<strong>at</strong>ionen<br />

sowie weitere Schritte werden konkrete Hilfestellungen anbieten.<br />

Bewusstseinsbildung und Ber<strong>at</strong>ung werden auch für die Konsumenten immer wichtiger.<br />

Das Land h<strong>at</strong> in Bezug auf den Konsumentenschutz zwar nur wenig gesetzliche Kompetenzen,<br />

dennoch müssen wir unseren Menschen in diesem Bereich unsere Hilfe anbieten. Wie in vielen<br />

anderen Fragen des täglichen Lebens steigt gerade auf diesem Gebiet der Bedarf an objektiver<br />

und zeitgerechter Inform<strong>at</strong>ion. Durch die erstmalige Aufnahme des Konsumentenschutzes in die<br />

Geschäftseinteilung der Landesregierung wollen wir den Menschen zusätzliche Ber<strong>at</strong>ungs- und<br />

Inform<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten schaffen.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 49<br />

Ein ebenso wichtiger Bereich ist die Kinderbetreuung. Mit dem vor etwa zwei Jahren<br />

beschlossenen Kinderbetreuungspaket wurde ein Meilenstein in der Kinderbetreuung gesetzt:<br />

Maßnahmen, wie die Förderung von Kinderkrippen, Senkung der Teilungszahlen in den<br />

Kindergärten, Schaffung der altersübergreifenden Betreuungsform der Tagesheimstätte,<br />

Förderung für die Verlängerung der Öffnungszeiten oder die Umstellung von Zinsen- auf<br />

Direktzuschüsse beim Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen haben die Spitzenposition des<br />

<strong>Burgenland</strong>es unter den Bundesländern gefestigt. Diese T<strong>at</strong>sache sollte ein Ansporn für weitere<br />

Verbesserungen sein.<br />

Vor allem im Hinblick auf die Öffnungszeiten und im Bereich der Kinderkrippen sollte eine<br />

Intensivierung erfolgen. Die Umsetzung gemeindeübergreifender Modelle sollte dabei stärker als<br />

bisher forciert werden.<br />

Der Jugendpolitik wird auch in dieser Legisl<strong>at</strong>urperiode ein Schwerpunkt gewidmet. Neben<br />

den Initi<strong>at</strong>iven zur Verbesserung der Ausbildung, vor allem im Bereich der neuen Technologien,<br />

müssen die Bemühungen um Arbeitsplätze im Land verstärkt werden, damit unsere jungen<br />

Menschen im Land bleiben können. Jugendarbeit ist umfassend zu sehen und muss alle Bereiche<br />

in gleichem Maße berücksichtigen - von Freizeitangeboten bis zur Mitbestimmung der Jugend, von<br />

der Drogenprävention bis zum zeitgemäßen Jugendschutz.<br />

Meine Damen und Herren! Die größte Herausforderung für die Landespolitik wird ohne<br />

Zweifel die bevorstehende Erweiterung der Europäischen Union sein. Ich verstehe manche<br />

Unsicherheiten und Bedenken, die dieser große Schritt der Union auslöst. Gleichzeitig aber<br />

erinnere ich an die in Summe für unser Land und die Wirtschaft sehr positiven Auswirkungen der<br />

Öffnung der Grenzen zum ehemaligen Ostblock.<br />

Wir sollten bei allen Diskussionen und Verhandlungen im Auge behalten, dass wir selbst ja<br />

auch schon Teil der EU sind, und dass die Erweiterung unter unserer Mitwirkung vollzogen wird.<br />

Ich erinnere weiters an die Entschließung des Landtages betreffend die Erweiterung der<br />

Europäischen Union, Zahl 17 - 269, in welcher wir uns zu einer gemeinsamen Politik in dieser<br />

wichtigen Frage bekennen. Die Fortführung dieser gemeinsamen Vorgangsweise liegt sicherlich<br />

im Interesse des Landes.<br />

Nach meiner Einschätzung, die viele andere teilen, bedeutet die Erweiterung für unsere<br />

Region eine große Chance zur Verbesserung unserer Position in Europa. Um diese Chance zu<br />

nutzen, müssen wir selbst das Heft in die Hand nehmen und uns aktiv auf die Erweiterung<br />

vorbereiten. Heute ist bereits unbestritten, dass die Aufnahme neuer Mitgliedsländer erst dann<br />

erfolgen kann, wenn alle Parameter den von der Europäischen Union formulierten Bedingungen<br />

entsprechen.<br />

Im Rahmen meiner Gespräche mit maßgeblichen Vertretern der Kommission habe ich die<br />

Überzeugung gewonnen, dass auch die von uns geforderten Übergangsfristen festgelegt werden.<br />

Die Aufnahme neuer Mitglieder in gut überlegten Schritten und unter der Auflage<br />

angemessener Fristen zum Schutz des Arbeitsmarktes, der Betriebe und der Landwirtschaft halte<br />

ich für eine Vorgangsweise, die auch für uns positiv ist. Ich betone noch einmal: Wir müssen die<br />

Vorteile und Chancen einer Erweiterung erkennen und uns gezielt auf die Nutzung dieser<br />

Möglichkeiten vorbereiten. Dabei werden wir einige Forderungen an die Europäische Union<br />

haben, aber auch den Bund an seine Verantwortung erinnern müssen.<br />

Zum Ersten muss festgestellt werden, dass wir verschiedene Strukturen im Hinblick auf die<br />

Erweiterung anpassen müssen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass im Zuge der Erweiterung<br />

der Verkehr zunehmen wird. Wir müssen daher schon jetzt unser Verkehrsnetz für diese<br />

Erweiterung ertüchtigen. Sowohl das Straßennetz als auch das Schienennetz müssen ausgebaut<br />

werden. Das Ziel muss sein, die steigenden Verkehrsströme sinnvoll und menschenschonend zu<br />

leiten, aber auch den Anschluss an das transeuropäische Netz zu bewerkstelligen.<br />

Wir haben weder die erforderlichen finanziellen Mittel für diese Investitionen noch einen<br />

direkten Einfluss auf die Entscheidungen in der europäischen Verkehrsplanung. Mit Recht


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

erwarten wir daher vom Bund, dass die notwendigen Straßenbauprojekte und die Trassierungen<br />

von Schienenwegen rasch und im Interesse des <strong>Burgenland</strong>es in Gang gesetzt werden. Weiters<br />

müssen auch die finanziellen Mittel dafür bereitgestellt werden.<br />

Das Gleiche erwarten wir von der Europäischen Union. Auch sie muss interessiert sein,<br />

dass die betroffenen Grenzregionen der jetzigen Mitgliedssta<strong>at</strong>en durch die Erweiterung nicht<br />

benachteiligt werden. Ich habe daher in meinen Gesprächen mit den Kommissionsvertretern eine<br />

Sonderfinanzierung für die Grenzregionen angeregt und bin dabei auf viel Verständnis gestoßen.<br />

Diese grundlegenden Unterstützungsmaßnahmen für unsere Vorbereitungen auf die Erweiterung<br />

würden uns eine entscheidende Hilfe bei der Bewältigung dieser Herausforderung sein.<br />

Meine Damen und Herren! In erster Linie sind aber wir selbst aufgerufen, uns schon jetzt<br />

konzentriert und überlegt auf die kommende Situ<strong>at</strong>ion vorzubereiten. Die Ausbildung und<br />

Qualifizierung unserer Menschen wird ein starkes Mittel gegen die Konkurrenz auf dem<br />

Arbeitsmarkt sein. Wir werden auch durch gezielte Programme den Klein- und Mittelbetrieben die<br />

Chance geben, sich für die Erweiterung zu rüsten und sie offensiv anzunehmen. Die Förderungen<br />

aus der zweiten Ziel 1-Periode sollen system<strong>at</strong>isch und gezielt dafür eingesetzt werden.<br />

Besonders wichtig wird auch die gemeinsame Vorbereitung mit den angrenzenden<br />

Regionen der Beitrittsländer sein. In dieser Frage sind wir anderen Bundesländern weit voraus,<br />

denn wir haben durch die EUREGIO PANNONIA ein sehr taugliches Instrument zur Hand. Dieses<br />

gemeinsame Forum mit den ungarischen Nachbarkomit<strong>at</strong>en muss daher in den nächsten Jahren<br />

sehr aktiv und konkret Entwicklungen einleiten und Vorbereitungen treffen.<br />

Die Mitglieder der Landesregierung sind aufgerufen, sich hier einzubringen und ihre<br />

Beiträge zu leisten. Wir werden auch konkrete Projekte anbieten, die das gegenseitige<br />

Verständnis fördern und grenzüberschreitend Vertrauen schaffen. Das Kennenlernen der Sprache<br />

und Kultur, der Strukturen und gemeinsamer Interessen wird Inhalt dieser Projekte sein. Wir<br />

haben die Chance, gemeinsam als größere Region eine Position im Herzen unseres Kontinents zu<br />

erringen, die uns in das Spitzenfeld der erfolgreichen Regionen Europas bringt.<br />

Das <strong>Burgenland</strong> kann seine neuen Strukturen und die hohe Qualifik<strong>at</strong>ion seiner<br />

Arbeitskräfte als Startvorteil einbringen, der sich letztendlich bezahlt machen wird. Voraussetzung<br />

dafür jedoch ist, dass wir selbst aktiv bleiben und nicht warten, was andere für uns tun. Ich bin fest<br />

davon überzeugt, dass wir durch diese gemeinsame und offene Arbeit für die Vorbereitung auch<br />

die entsprechenden Chancen nutzen werden.<br />

Hohes Haus! Wir stehen am Beginn einer neuen Arbeitsperiode des Landtages und der<br />

Landesregierung. In diesem Zeitraum von fünf Jahren sind wir gefordert, entscheidende Schritte<br />

für die Zukunft unseres Landes zu setzen. Unser Land begeht in diesem Jahr das Jubiläum der<br />

80jährigen Zugehörigkeit zu Österreich. Möge dieses D<strong>at</strong>um zugleich auch das Symbol sein für<br />

den Aufbruch in eine Zukunft als Herzregion Europas, die wir werden können.<br />

Die Landesregierung sieht sehr positive Perspektiven, was die zukünftige Entwicklung<br />

unseres Heim<strong>at</strong>landes betrifft. Uns erwarten große Herausforderungen, manche Probleme, aber<br />

auch sehr <strong>at</strong>traktive Chancen. Wir werden diese Herausforderungen bewältigen, die Probleme<br />

lösen und die Chancen nutzen, wenn wir die Arbeit gemeinsam in Angriff nehmen und das<br />

Gemeinsame vor das Trennende stellen.<br />

Zu dieser Zusammenarbeit sind wir bereit und ich lade Sie im Namen der Landesregierung<br />

herzlich dazu ein! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen)<br />

Präsident: Danke Herr Landeshauptmann. Als erster Rednerin in der Deb<strong>at</strong>te über die<br />

Regierungserklärung erteile ich nun der Frau Landtagsabgeordneten Maga. Margarethe Krojer<br />

das Wort.<br />

Bitte Frau Abgeordnete.<br />

Abgeordnete Mag a . Margarethe Krojer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte<br />

Damen und Herren! Die Burgenländerinnen und Burgenländer haben am 3. Dezember gezeigt,


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 51<br />

dass sie eine Veränderung der bestehenden Verhältnisse haben wollen. Der Einzug der Grünen<br />

ist das äußere Zeichen dieser Veränderung nach jahrzehntelanger Aufteilung des Landes<br />

zwischen SPÖ und ÖVP. Die vermeintliche Altern<strong>at</strong>ive zu Rot-Schwarz war vor einem Jahr auf<br />

Bundesebene Blau-Schwarz. Damit waren aber auch die Burgenländerinnen und Burgenländer<br />

konfrontiert mit einer neuen Konstell<strong>at</strong>ion, die die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen<br />

konnte.<br />

Die Sanierung des Sta<strong>at</strong>shaushaltes wird derzeit auf dem Rücken der unteren<br />

Einkommensschichten ausgetragen, und die Auswirkungen werden nun auch für die Menschen in<br />

unserem Lande spürbar. Die Symp<strong>at</strong>hie h<strong>at</strong> sich offensichtlich bei diesen Wahlen für Blau-<br />

Schwarz in Grenzen gehalten.<br />

Auf Bundesebene sehen wir, was derzeit passiert: Rot raus, Blau rein. Das ist das Gesicht<br />

einer Regierungspartei, die sich stets darauf berufen h<strong>at</strong>, dem Proporz in Österreich ein Ende zu<br />

setzen. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Speed kills ist auch bei der Zerschlagung der rot-schwarzen Strukturen angesagt, aber<br />

offensichtlich auch beim Aufbau von blau-schwarzen Machtstrukturen.<br />

Wie gesagt, bei der Landtagswahl am 3. Dezember wurde ja eine bestehende blauschwarze<br />

Mehrheit abgewählt. Die Politik verliert oft ihren Ausgangspunkt und damit ihren<br />

ureigensten Zweck aus den Augen. Die Vertretung der Basis und ihrer Interessen als ureigenster<br />

Zweck der Partei ist weitgehend dem Streben nach Macht und ihrem Erhalt gewichen.<br />

SPÖ und ÖVP haben das Land jahrelang system<strong>at</strong>isch unter sich aufgeteilt. Wir wissen<br />

heute, dass jede rote Führungsposition einen "schwarzen Sch<strong>at</strong>ten" h<strong>at</strong> und umgekehrt. Die<br />

Machtmechanismen der Proporzregierung dürften aber heute weitgehend als ausgereizt gelten.<br />

Dennoch sind sie noch immer die entscheidenden Auswahlkriterien bei<br />

Postenbesetzungen. Hier haben wir noch keine wirkliche Trendwendung erkennen können. Es ist<br />

für die meisten Menschen im Land und für die Verantwortlichen wohl offensichtlich auch schwer,<br />

öffentlich zu argumentieren, wieso wir jetzt extra einen Schuldnerber<strong>at</strong>er haben, wo wir doch,<br />

nehme ich an, eine hochqualifizierte Finanzabteilung im Lande haben. Ich denke, dass auch hier<br />

nach Kriterien der Qualifik<strong>at</strong>ion und der Kompetenz die Posten besetzt worden sind.<br />

Wir haben in der Vergangenheit sehr oft die politische Erfahrung gemacht, dass für viele<br />

Menschen im Land Kritikfähigkeit und eigenes Denken bisweilen ihrer Karriere sehr schaden<br />

können. Es gibt noch genug Systemerhalter, die sich uneingeschränkt und unwidersprochen dem<br />

System unterwerfen. N<strong>at</strong>ürlich schaut das System im Gegenzug auf seine Kinder und versorgt<br />

diese dann dementsprechend mit Aufträgen, Förderungen, Subventionen und vieles mehr. Jene,<br />

die sich kritisch mit diesem System auseinandersetzen, sehen sich dagegen sehr oft persönlichen<br />

und auch wirtschaftlichen Restriktionen ausgesetzt.<br />

Die "grüne Idee" basiert auch in diesem Bereich auf dem Grunds<strong>at</strong>z in Altern<strong>at</strong>iven zu<br />

denken und den Strömungen, die alles beherrschen, auch Kritik und Widerstand<br />

entgegenzusetzen und dies auch öffentlich zu artikulieren. Selbst dann, wenn wir sehr oft auch<br />

unpopuläre Standpunkte vertreten haben, was uns n<strong>at</strong>ürlich auch immer wieder viele Kritiken<br />

eingebracht h<strong>at</strong>.<br />

Das h<strong>at</strong> aber im Gegenzug dazu geführt, dass auch viele Menschen sensibilisiert und auch<br />

motiviert wurden. Das Denken in Altern<strong>at</strong>iven ist untrennbar mit der "grünen" Idee verbunden und<br />

ist Ausdruck einer Unabhängigkeit und Selbständigkeit, die im <strong>Burgenland</strong> nach jahrzehntelanger<br />

rot-schwarzen Einflussnahme langsam, aber sicher, in der Bevölkerung zu greifen beginnt.<br />

Dass die Grünen heute hier vertreten sind, verdanken wir einem Wahlergebnis, dass diese<br />

Bereitschaft zur Veränderung gezeigt h<strong>at</strong>. Das Ergebnis ist nicht Rot-Grün, wie so mancher<br />

kre<strong>at</strong>iver Koalitionstheoretiker glauben machen möchte. Ich habe schon mehrmals deutlich<br />

gesagt, dass wir mit der SPÖ ein Übereinkommen haben, das sich ausschließlich auf die Wahl<br />

des Landeshauptmannes und auf die Wahl des Ersten Landtagspräsidenten bezogen h<strong>at</strong>. Im<br />

Gegenzug haben wir dafür konkrete Inhalte im Bereich Umwelt, Verkehr, Frauen und


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Volksgruppen ausverhandelt. Wir haben das heute auch in der Regierungserklärung gehört, dass<br />

etliche unserer Punkte da auch drinnen sind.<br />

Weitaus schwieriger gestaltet sich die Situ<strong>at</strong>ion in demokr<strong>at</strong>ie- und kontrollrelevanten<br />

Bereichen. Hier, das wissen Sie, ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig, um Veränderungen<br />

durchzuführen. Es gibt hier in diesen Bereichen weitgehende Übereinstimmung mit der SPÖ, aber<br />

offensichtlich vertritt die FPÖ und die ÖVP die Politik der Blockade und der Verhinderung.<br />

Ich denke, es ist Zeit, aus dem Schmollwinkel der Wahlniederlage herauszukommen. (Abg.<br />

Tschürtz: Haben Sie Ihre Widerstandskraft nicht mit?) Sie können nachher gerne sprechen. Es ist<br />

unhöflich, ständig dazwischenzureden. Sie können schon hin und wieder einmal etwas sagen.<br />

(Abg. Tschürtz: Nein, das ist nicht unhöflich!)<br />

Sowohl ÖVP als auch FPÖ dürften übersehen haben, dass die Grünen nicht in der<br />

Regierung sind. Meine Damen und Herren! Es ist wohl allen hier herinnen bewusst, dass die SPÖ<br />

und die ÖVP in der Regierung sitzt und wir dort nicht drinnen sind. Nach der letzten Landtagswahl<br />

ist diese alte traute Zweisamkeit in der Landesregierung wieder eingetreten.<br />

Ein wesentlicher Unterschied zu vorher ist, Herr Kollege Tschürtz, dass die FPÖ aus der<br />

Regierung geflogen ist, was sicherlich sehr weh tut. Sie werden wahrscheinlich einige Zeit<br />

brauchen, um diese Niederlage auch zu überwinden.<br />

Ein wesentlicher Unterschied ist aber auch der, dass die SPÖ dadurch eine absolute<br />

Mehrheit in der Regierung bekommen h<strong>at</strong> und jetzt, dank Hilfe der ÖVP und der FPÖ - auch<br />

freiwillig gegen ihre eigenen Interessen - auch in den Ausschüssen die Mehrheit erhält, obwohl<br />

ihnen das, verglichen an den Machtverhältnissen, gar nicht zusteht.<br />

Außerdem ist hier von der SPÖ mehr Bereitschaft signalisiert worden, auch diese<br />

Veränderungen durchzuführen. Hier ist offensichtlich mehr Bereitschaft, sich zu bewegen, als das<br />

von Ihnen der Fall ist.<br />

Die ÖVP h<strong>at</strong> auch noch vor der Wahl sehr halbherzig für die Abschaffung der<br />

Proporzregierung gesprochen, mittlerweile h<strong>at</strong> der Herr Landeshauptmann-Stellvertreter Mag.<br />

Steindl die Proporzregierung schon gelobt, dass das gut ist für die Zusammenarbeit. Also ich<br />

glaube, von diesem vielfach beschworenen Neubeginn h<strong>at</strong> man sich schnell verabschiedet.<br />

Transparenz steht nur auf dem Papier, aber nicht auf der Tagesordnung. So ist es zum<br />

Beispiel in den Gemeinden schon längst gang und gäbe, dass die Gemeinderäte die<br />

Vorstandsprotokolle anschauen dürfen. Da haben wir noch einen weiten Wegen, bis es dahin<br />

geht, dass auch von den Landtagsabgeordneten in Regierungsprotokolle Einsicht genommen<br />

werden kann.<br />

Es ist klar, dass in der Regierungserklärung des Herrn Landeshauptmannes n<strong>at</strong>ürlich nicht<br />

sehr viel von demokr<strong>at</strong>ischer Kontrolle zu hören war. Es wurde zwar der Landesrechnungshof<br />

angesprochen, doch soll er, wie ich gehört habe, auch sehr schlank sein. Ich hoffe, dass wir da<br />

jetzt nicht wieder einen zahnlosen Tiger produzieren, nur damit er sehr schlank ist und nichts<br />

kostet.<br />

Eine wichtige Aufgabe des Landtages besteht aber in der Kontrolle der Regierung und der<br />

nachgeordneten Verwaltung. Daher versteht es sich, dass n<strong>at</strong>ürlich die Opposition diese Kontrolle<br />

auch ausüben kann, wenn man ihnen auch die nötigen Mindeststandards in der Demokr<strong>at</strong>iepolitik<br />

in die Hände gibt.<br />

So haben wir derzeit ein Kontrollvakuum, wir haben weder ein Kontrollamt noch einen<br />

Landesrechnungshof. Ich habe es schon von mehreren Seiten gehört: Das dauert mindestens ein<br />

Jahr. Ich denke, hier ist absoluter Handlungsbedarf gegeben, denn nach wie vor gibt es nur den<br />

funktionierenden - nach dem heutigen Tag - Kontrollausschuss, in dem die ÖVP die Mehrheit h<strong>at</strong>,<br />

(Allgemeine Unruhe) Entschuldigung, den Obmann stellt. Dieser Obmann ist offensichtlich von der<br />

ÖVP gepachtet, und hier gibt es auch kaum ein Signal, etwas zu verändern. Hier h<strong>at</strong> die SPÖ<br />

auch ein Zeichen gesetzt und h<strong>at</strong> uns den Obmann-Stellvertreter gegeben. Denn ich glaube, es ist


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 53<br />

ganz klar: Kontrollausschuss heißt, Kontrolle der Regierung. Da h<strong>at</strong> das <strong>Burgenland</strong> gegenüber<br />

anderen Ländern und n<strong>at</strong>ürlich auch gegenüber dem N<strong>at</strong>ionalr<strong>at</strong> Nachholbedarf. (Abg.<br />

Tschürtz: Da haben Sie Recht!) Ich glaube, in der Hinsicht werden wir uns ja hoffentlich irgendwo<br />

auch finden, auch inhaltlich.<br />

Bei uns h<strong>at</strong> also die Opposition nicht einmal die Möglichkeit, einen Antrag zu stellen, h<strong>at</strong><br />

nicht einmal die Möglichkeit, in den Ausschüssen drinnen zu sein. Wenn Sie, Herr Kollege Glaser,<br />

mir auch sagen "Ihr dürft ja dort eh reden, weil wir beschließen das", dann ist das sehr nett, aber<br />

entspricht nicht einmal der Geschäftsordnung.<br />

Ich denke, wenn wir unseren Umweltanwalt einbringen, haben wir nicht einmal die<br />

Möglichkeit, dort einen Experten zu laden oder überhaupt in der Diskussion mitzureden.<br />

Eines möchte ich sagen: Die Landtagsabgeordneten bekommen ein schönes Gehalt. Ich<br />

glaube, die Ausschusssitzungen sind ein ganz wesentlicher Bestandteil und dienen der<br />

Vorbereitung der Landtagssitzung. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie es dem Steuerzahler<br />

erklären werden, dass ich jetzt praktisch Geld bekomme und dort dann nicht arbeite. Ich möchte<br />

arbeiten, ich will arbeiten, und ich stelle daher auch den Anspruch, demokr<strong>at</strong>iepolitische<br />

Minderheitsrechte in diesem Landtag zu bekommen. Dafür werden wir kämpfen, und dafür werden<br />

wir uns auch einsetzen.<br />

In dieser politischen Situ<strong>at</strong>ion ist es wichtig, dass es eine starke Oppositionskraft gibt, die<br />

sehr wohl diese Kontrollmechanismen verbessern möchte. Ich hoffe, dass es uns auch gelingen<br />

wird.<br />

Die Grünen sind mit dem Anspruch angetreten, konstruktive Opposition zu sein.<br />

Oppositionsarbeit ist ein Teil unserer Arbeit, der zweite Teil ist die Konstruktivität. Wir haben in der<br />

Vergangenheit immer gezeigt, dass wir für jede Kritik, die wir angebracht haben, auch eine<br />

konstruktive Altern<strong>at</strong>ive geboten haben. Wir versuchen, das jetzt auch in Zukunft in der<br />

Landtagsarbeit in die Diskussion einzubringen.<br />

Wir sind sehr ungeduldig, was das anbelangt. Ich hoffe, dass die alteingesessenen<br />

Mand<strong>at</strong>are uns das auch nachsehen, aber ich denke, wir haben so lange auf den Augenblick<br />

gewartet, um im Landtag mitarbeiten zu können, und wir sind voller Ideen, und die wollen wir auch<br />

umsetzen.<br />

Die Erfahrungen in den letzten Mon<strong>at</strong>en geben uns auch Recht, dass unsere Konzepte gut<br />

sind. Nämlich, wenn wir uns anhören: Temelin, BSE, Schweineskandal, dann sind es die Grünen<br />

gewesen, die seit langem auf die Gefahren hingewiesen haben und auch Altern<strong>at</strong>iven aufgezeigt<br />

haben.<br />

Vor allem in der Landwirtschaft haben die Grünen seit langem gegen die agroindustriellen<br />

Strukturen gekämpft und es scheint jetzt, dass die sogenannten Altern<strong>at</strong>iven, Birkenstock-Grünen<br />

und so weiter, doch Recht gehabt haben und dass sie oft verlacht wurden, aber jetzt doch an<br />

Glaubwürdigkeit, an Kompetenz und auch an Durchsetzungskraft zugelegt haben, und das wollen<br />

wir auch zeigen.<br />

Wir haben unsere eigenen Vorstellungen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht die Ideen<br />

von anderen Parteien auch für gut halten. Ich glaube, heute in der Regierungserklärung waren<br />

einige Ansätze, die durchaus positiv von unserer Seite bewertet werden, wobei n<strong>at</strong>ürlich am Ende<br />

der Legisl<strong>at</strong>urperiode zu hinterfragen sein wird, was wurde heute versprochen und was wurde<br />

dann nach fünf Jahren auch umgesetzt und gehalten.<br />

In Richtung der FPÖ möchte ich vielleicht noch sagen: Sie haben ja immer den Anspruch<br />

gestellt, Opposition zu sein. Was haben Sie in den letzten Jahren für die Oppositionsrechte und<br />

Kontrollrechte wirklich durchgesetzt? Ein Denken in umsetzbaren Altern<strong>at</strong>iven habe ich nicht<br />

erkennen können.<br />

Zur Regierungserklärung möchte ich zu einigen Punkten Stellung nehmen. Es ist nicht<br />

möglich, zu allen Punkten Stellung zu nehmen. Es wäre vielleicht wichtig, vieles mehr zu sagen,


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

aber ich denke, die Rekordzeit von fast zwei Stunden möchte ich hier jetzt nicht überbieten. Ich<br />

werde zu einigen Themen Stellung nehmen, und mein Kollege Josko Vlasich wird dann zu den<br />

Themen Stellung nehmen, wo er sich in den letzten Jahren Kompetenz erwirkt h<strong>at</strong>.<br />

Im Bereich Verkehr sehen wir es als sehr positiv, dass es jetzt eine Planungs- und<br />

Koordinierungsstelle geben soll, wo aus gesamtheitlicher Sicht die Verkehrsproblem<strong>at</strong>ik gesehen<br />

wird. Wir sehen auch sehr positiv die Ankündigung, dass öffentlicher Verkehr und Straßenverkehr<br />

gleichrangige Lösungen sein sollen, wobei sich der Herr Landeshauptmann eigentlich<br />

ununterbrochen selber widersprochen h<strong>at</strong>, denn wenn ich mir das Straßenausbauprogramm<br />

anschaue, das die SPÖ mit der ÖVP ausverhandelt h<strong>at</strong>, dann wird mir recht schwummelig, muss<br />

ich sagen, und es wird sehr viel Widerstandsarbeit auf uns zukommen.<br />

Wenn ich mir anschaue, dass öffentlicher Verkehr und Straßenverkehr gleichrangige<br />

Lösungen sein sollen, dann gehe ich hoffentlich richtig in der Annahme, dass für den öffentlichen<br />

Verkehr die gleichen Budgetmittel zur Verfügung gestellt werden wie für den Straßenbau. So habe<br />

ich das heute verstanden. Ich glaube, es werden sich hier noch einige andere Dinge ergeben.<br />

Grüne Politik orientiert sich n<strong>at</strong>ürlich an der Realität. Wir sind nicht für die Abschaffung des<br />

Individualverkehrs. Wir sind aber für <strong>at</strong>traktive Angebote im öffentlichen Verkehr. Der<br />

flächendeckende Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel ist voranzutreiben.<br />

Das Straßenausbauprogramm ist aber schon noch einer gesonderten Betrachtung wert.<br />

Wie Sie sich n<strong>at</strong>ürlich vorstellen können, möchte ich n<strong>at</strong>ürlich ein Beispiel aus den vielen<br />

Vorhaben, die hier angedacht worden sind, herausnehmen. Während ganz Österreich unter<br />

einschneidenden Sparmaßnahmen stöhnt, sollen hier jetzt offensichtlich Milliardenbeträge in den<br />

Straßenbau investiert werden.<br />

Der Herr Landeshauptmann ist jetzt leider nicht da, aber er ist ja der Vertreter der<br />

sogenannten Leithaberg-Autobahn oder Leithaberg-Trasse. Ich denke, es wird Zeit, dass auch der<br />

Herr Landeshauptmann den Menschen entlang der B 50 sagt, worum es wirklich geht. Es geht<br />

nicht um die Entlastung vom Verkehr, sondern es geht offensichtlich - und das h<strong>at</strong> ja schon der<br />

vorige Landeshauptmann Stix vehement betrieben - um eine hochrangige Straßenverbindung<br />

nach Br<strong>at</strong>islava.<br />

Die Spange Kittsee und der Neuausbau mitten durch das Vogelschutzgebiet des<br />

Leithagebirges, wenn wir dann von den Schutzgebieten und von der Quantität der<br />

Schutzgebietsausweisungen sprechen - der Herr Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer ist auch nicht da, aber er<br />

kann es ja dann im <strong>Protokoll</strong> nachlesen -, ... (Abg. Tschürtz: Habt Ihr einen konstruktiven<br />

Vorschlag? Habt Ihr einen Vorschlag?) Transitverkehre vom Norden nach dem Süden werden ...<br />

(Unruhe in den Bänken) Wir haben schon Vorstellungen. Ich glaube, wenn Sie sich mit unserer<br />

Politik auseinandergesetzt haben, dann werden Sie es wissen. (Abg. Tschürtz: Erzählen Sie es<br />

uns!)<br />

Die Betroffenen sollen im Vordergrund stehen. Denen geht es darum, dass dort zu viele<br />

Autos fahren, und uns geht es darum, diesen Autoverkehr zu reduzieren. (Unruhe bei der FPÖ)<br />

Dafür soll es auch ein Konzept geben, dass eine Verkehrsreduktion des Individualverkehrs durch<br />

einen entsprechenden Ausbau des öffentlichen Verkehrs ... (Zwiegespräche in den Bänken) Wenn<br />

Sie mich fragen, dann hören Sie mir zu. Wenn nicht, dann brauche ich keine Antwort zu geben.<br />

Das ist, wie gesagt, ein Beispiel.<br />

Das Beispiel Oberwart-Friedberg möchte ich auch noch anführen, weil hier auch schnelle<br />

T<strong>at</strong>en angesagt sind. Hier wurde viel zu lange gewartet, denn eines muss ich sagen: Der neue<br />

Fahrplan wird mit Ende Feber gedruckt. Nachdem es noch keine Einigung mit den ÖBB gibt, ist<br />

somit der erste Zug bereits abgefahren.<br />

Die Installierung eines Umweltanwaltes h<strong>at</strong> in den vergangenen Tagen die Gemüter der<br />

FPÖ und der ÖVP erhitzt. Viele Gerüchte wurden in die Welt gesetzt, einige davon sind<br />

schlichtweg falsch. Wenn Sie, Herr Kollege Glaser, sagen, der Umweltanwalt ist


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 55<br />

verfassungswidrig, dann kann ich Ihnen nur eines sagen: Der Verfassungsdienst des<br />

Bundeskanzleramtes h<strong>at</strong> bereits die Verfassungskonformität bestätigt.<br />

Wenn Sie, Herr Salzl, sagen, dass jemand bei einer Missstandskontrolle auf ein<br />

Grundstück gehen kann, glaube ich, dass besonders Sie das wissen sollten, dass zum Beispiel<br />

auch der Amtstierarzt bei Vorliegen eines Missstandes auch die Ställe zu kontrollieren h<strong>at</strong>. Das<br />

macht er sicherlich nicht nach Voranmeldung, so wie unser Umweltanwalt es machen soll. Weil es<br />

wäre sinnlos, drei Tage vorher zu sagen, ich komme kontrollieren.<br />

Ich glaube, die aktuellen Beispiele zeigen, dass es hier nicht um die Verletzung der<br />

Priv<strong>at</strong>sphäre geht, sondern dass es darum geht, die Umstände, die t<strong>at</strong>sächlich vorhanden sind,<br />

auch kontrollieren zu können, beziehungsweise, ob sie t<strong>at</strong>sächlich beseitigt wurden. Also ich<br />

glaube, wir haben noch genug Gelegenheit, uns mit dem Umweltanwalt auseinanderzusetzen.<br />

Der Herr Landeshauptmann liegt n<strong>at</strong>ürlich richtig, wenn er sagt, dass das <strong>Burgenland</strong> den<br />

höchsten Anteil an Schutzgebieten im Vergleich zu anderen Bundesländern h<strong>at</strong>. Dabei zählt aber<br />

nicht die Quantität, sondern die Qualität. Was nützt es, wenn ich am Papier Schutzgebiete<br />

ausgewiesen habe und dann baue ich eine Wohnhaussiedlung, einen zweistöckigen Wohnblock<br />

und einen Segelhafen hinein, und am Schluss baue ich noch eine Autobahn mitten durch das<br />

Leithagebirge.<br />

Was nützen diese Schutzgebiete? Sie haben eigentlich in dem Fall keine Schutzfunktion.<br />

Ich glaube, es wird auch Gründe haben, warum die UNESCO in Paris überlegt, ob sie dem<br />

Neusiedler See wirklich die Auszeichnung "Weltn<strong>at</strong>urerbe" geben soll.<br />

Zu den Kinderbetreuungseinrichtungen. Hier habe ich mich sehr gefreut, heute in der<br />

Regierungserklärung etliche Ansagen zu hören, was den Ausbau der<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen anbelangt. Wenn aber der Herr Landeshauptmann sagt, dass das<br />

<strong>Burgenland</strong> die Spitzenposition unter den anderen Bundesländern h<strong>at</strong>, dann möchte ich ihn darauf<br />

hinweisen, dass auch hier die Qualität vor der Quantität zu stehen h<strong>at</strong>. Es nützt nichts, wenn in<br />

jeder Gemeinde ein Kindergarten ist, der dann um 11 Uhr zusperrt, wo es kein Mittagessen gibt.<br />

So ist es zum Beispiel im Bezirk Oberwart. Dort sind noch immer von 42 Kindergärten sage und<br />

schreibe nur 13 mit Mittagessen ausgest<strong>at</strong>tet. Da sind wir ja im Bezirk Neusiedl am See und<br />

Eisenstadt hoch weiß dagegen. Ich glaube, da ist das nämlich mit Ausnahme von einer Gemeinde<br />

bei allen der Fall. Also ich denke, da ist Handlungsbedarf gegeben.<br />

Zu den Kinderkrippen. Auch hier ist es von unserer Seite lobenswert zu erwähnen, dass in<br />

der Vergangenheit etliches gemacht wurde. Die Kindergarten-Milliarde, wie Sie wissen, ist<br />

gestrichen und hier wird wahrscheinlich das Land einspringen müssen, damit es ähnlich<br />

weitergeht wie bisher. Denn es sind nur knapp über zehn Gemeinden, die über eine Kinderkrippe<br />

verfügen.<br />

Zum Thema Frauen. Positiv ist anzumerken, dass für Wohnmöglichkeiten für Frauen in<br />

Krisensitu<strong>at</strong>ionen gesorgt werden soll, nachdem <strong>Burgenland</strong> das einzige Bundesland ist, wo es<br />

keine Frauenhäuser gibt. Ein Konzept wird erarbeitet, wie bestehende Einrichtungen verwendet<br />

werden und wie neue geschaffen werden können. Ich glaube, das liegt hoffentlich bei der neuen<br />

Landesrätin in guten Händen.<br />

Wenn der Herr Landeshauptmann davon spricht, dass der öffentliche Sektor ein Vorbild ist<br />

für die Frauenbeschäftigung, dann kann ich nur sagen, allgemein stimmt es, österreichweit<br />

gesehen. Aber der Herr Landeshauptmann sollte sich einmal in unserem Haus umschauen, wie es<br />

da ausschaut. Dann wird er nicht mehr vom Vorbild sprechen. Ich darf mich, wie gesagt, freuen,<br />

dass in der Regierung wieder eine Frau ist. Leider ist es nur eine, denn von Haus aus würde uns<br />

Frauen ja die Hälfte der Regierungsmitglieder zustehen. Insofern denke ich, dass hier noch keine<br />

Vorbildwirkung oder sonstiges zu bemerken ist.<br />

Ich habe das im Wahlkampf immer wieder betont und an dem h<strong>at</strong> sich nichts geändert. Von<br />

den neun Abteilungsleitern im Haus ist eine Frau und von den 30 Hauptrefer<strong>at</strong>sleitern, vielleicht<br />

habe ich eine übersehen, habe ich aber nur eine gefunden. Das ist n<strong>at</strong>ürlich, muss ich sagen, ein


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

frauenpolitisches Armutszeichen. Ich hoffe, dass sich da an die Ankündigung des<br />

Landeshauptmannes auch T<strong>at</strong>en knüpfen werden.<br />

Zum Bereich Energie. Ich war eigentlich sehr entsetzt, als ich gehört habe, nicht, dass es<br />

ein Landesenergiekonzept geben soll - das liegt ja offensichtlich schon länger in der Schublade,<br />

die Parteien haben auch schon weiß Gott wann Energiekonzepte vorgelegt -, sondern dass der<br />

Herr Landeshauptmann sagt, dass auf erneuerbare und umweltschonende Energiequellen darin<br />

Bedacht genommen werden soll. Dann denke ich mir, dieses Energiekonzept haben die Vorstände<br />

von BEGAS und BEWAG geschrieben. Denn, wenn ich mich recht erinnere - das von der ÖVP<br />

kenne ich nicht -, so h<strong>at</strong> das Energiekonzept der SPÖ schon vor mehreren Jahren den Vorrang<br />

der erneuerbaren Energien aufgezeigt.<br />

Ich denke mir: Wenn jetzt nicht eine Trendwende in der Energiepolitik passiert, bitte wann<br />

dann? Die bisherige Energiepolitik h<strong>at</strong> uns in Abhängigkeiten geführt - der Öl- und der Gaspreis<br />

zeigt es - und schadet den einzelnen Menschen in der Bevölkerung. Wir erwarten uns, dass in der<br />

nächsten Legisl<strong>at</strong>urperiode eine Wende in dieser Energiepolitik auch t<strong>at</strong>sächlich eintreten wird.<br />

Das wird auch einer unserer wichtigen Schwerpunkte sein.<br />

Wir erwarten uns, dass dieses Energiekonzept zur Reduktion von fossilen Energieträgern<br />

führen wird und nicht wie derzeit, dass die Biomasse ständig im Absinken ist, obwohl das Land<br />

immer wieder betont, was es nicht alles tut, um Biomasse zu fördern. Offensichtlich ist hier der<br />

Rückgang schneller, als andere Maßnahmen greifen können.<br />

Über regionale Wertschöpfung, Geld bleibt im Land, Einkommen und Beschäftigung,<br />

glaube ich, brauche ich hier nicht explizit darüber referieren.<br />

Zu den neuen Technologien. Da habe ich schon schmunzeln müssen, wie der Herr<br />

Landeshauptmann sehr viel über Ausbildung, Qualifik<strong>at</strong>ion und neue Technologien gesprochen<br />

h<strong>at</strong>, wie sie längst in weiten Bereichen der Verwaltung Einzug gefunden haben. Ebenso die<br />

Vernetzung von Gemeinden und neuer umfassender D<strong>at</strong>enbanken. Auch die ÖVP strapaziert ja<br />

schon sehr lange das Wort Internetakademie.<br />

Wann diese Technologien und diese Visionen, die heute dargestellt wurden, auch in<br />

diesem Haus Einzug finden, auf das bin ich schon sehr gespannt. Denn der Grüne Klub wurde<br />

gerade in den letzten Wochen sehr stark kritisiert, weil wir technisch so toll ausgest<strong>at</strong>tet sind. Wir<br />

haben nichts anderes - ein jeder Mitarbeiter von uns h<strong>at</strong> einen Computer vor sich stehen. So wie<br />

ihn mein Sohn mit 14 Jahren schon zu Hause stehen gehabt h<strong>at</strong> und wie ihn wahrscheinlich auch<br />

Ihre Kinder zu Hause haben. Wir spielen n<strong>at</strong>ürlich nicht drauf, sondern wir arbeiten, und das<br />

täglich.<br />

Die dafür zur Verfügung stehenden Geldmittel sind nicht anders, als die, die auch<br />

Grundstandard für die Klubs sind. Dass wir vielleicht mehr daraus gemacht haben und mehr<br />

Computer dafür angeschafft haben, das haben wir vorgezeigt, dass das auch möglich ist.<br />

Ein Punkt vielleicht noch, der ein bisschen ernster ist. (Zwischenruf des Abg. Tschürtz) Ich<br />

habe Sie ja nicht angegriffen. Ich weiß nicht, warum Sie sich jetzt aufregen. (Abg. Tschürtz: Ich<br />

habe mich nicht aufgeregt. Ich habe Sie nicht angegriffen, ich weiß nicht, warum Sie sich<br />

aufregen.) Zur EU-Erweiterung. Wir hören von der SPÖ - sie h<strong>at</strong> eine sehr zögerliche Haltung -<br />

von siebenjährigen Übergangsfristen. Auch der Vorsitzende der SPÖ, Gusenbauer, h<strong>at</strong> dies in den<br />

Mund genommen. Ich glaube, das Beispiel zeigt, dass wir sehr wohl auch mit der ÖVP<br />

Berührungspunkte haben, denn ich glaube, hier sind wir uns im Ans<strong>at</strong>z weit näher, als wir das mit<br />

der SPÖ sind.<br />

Wenn die EU damals auch diese zögerliche Haltung gehabt hätte, dass diese Länder erst<br />

ihre Standards verbessern müssen, damit sie überhaupt bei uns anklopfen dürfen, dann würde die<br />

EU heute noch auf das <strong>Burgenland</strong> warten.<br />

Das <strong>Burgenland</strong> ist - (Abg. Tschürtz: Jetzt haben wir immer noch keinen Vorschlag!) ja,<br />

jetzt können Sie sich aufregen, weil das ist Ihr Thema - seit 80 Jahren ein Land an der Grenze. Ich<br />

glaube, 80 Jahre Trennung bedeutet Abgrenzung, Isolierung und Aufbau von sprachlichen


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 57<br />

Barrieren. Nun besteht für das <strong>Burgenland</strong> die Chance, vom Rand in die Mitte zu rücken, und wir<br />

wollen das vielleicht nicht nutzen. Ich denke, die wirtschaftlichen Nutznießer - ich them<strong>at</strong>isiere<br />

dieses Thema nicht gerne über die Wirtschaft -, aber die wirtschaftlichen Nutznießer sind schon<br />

wir. Das muss man schon sagen. Denn zwischen 1989 und 1996 stiegen die österreichischen<br />

Exporte in die mittel- und osteuropäischen Länder um 123 Prozent. Vor allem das <strong>Burgenland</strong> h<strong>at</strong><br />

wirtschaftlich von der Ostöffnung profitiert.<br />

Aber, wie gesagt, die Grünen them<strong>at</strong>isieren die Osterweiterung positiv. Wir sprechen ja von<br />

EU-Erweiterung, denn Prag liegt ja bekanntlich westlicher als es Eisenstadt ist. Wir sind n<strong>at</strong>ürlich<br />

eher daran interessiert, diese Grenzen, die im Kopf bestehen, auch abzubauen. N<strong>at</strong>ürlich sind wir<br />

auch der Meinung, dass wir unser Land aktiv darauf vorbereiten müssen, um den Menschen die<br />

Ängste zu nehmen, die sie vielleicht haben, aber nicht sie zu schüren in Art von Hetzkampagnen,<br />

wie wir das von Ihnen gewohnt sind.<br />

Ich glaube, dass sich mittlerweile auch in den Ländern der Europäischen Union die<br />

Auffassung durchgesetzt h<strong>at</strong>, dass es sich bei der EU-Erweiterung nicht nur um ein<br />

wirtschaftliches Vorhaben dreht, sondern dass es die einzige Chance ist zur Überwindung der<br />

Spaltung Europas und auch die einzige Chance, aber das wollen Sie ja sicherlich nicht, zur<br />

Überwindung des N<strong>at</strong>ionalismus und damit zu einer langfristigen Sicherung des Friedens ist.<br />

Ich möchte mit einem S<strong>at</strong>z enden. Ich habe das immer gehasst, wenn irgendwer<br />

aufgestanden ist und gesagt h<strong>at</strong>: Irgendein berühmter Philosoph h<strong>at</strong> das oder jenes gesagt. Aber<br />

es ist einfach ein schönes Sprichwort, das aus China kommt: Wenn der Wind des Wandels weht,<br />

ist es möglich, Mauern zu errichten oder Windmühlen. (Beifall des Abg. Mag. Vlasich)<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz (der den Vorsitz übernommen h<strong>at</strong>): Als nächster Redner<br />

zu Wort gemeldet ist der Herr Abgeordnete Dr. Salzl.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Dr. Salzl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte<br />

Damen und Herren! Ich möchte vielleicht ganz kurz auf die Frau Krojer und den Vorwurf von<br />

wegen Hetzkampagne und Angst machen eingehen. Die Einzigen, die wirklich hetzen und hetzen<br />

gegangen sind, das waren die Grünen. Im Vorjahr, am 19. Feber, sind sie gemeinsam mit Klima &<br />

Co mit Trillerpfeife und Chaoten demonstrieren gegangen und haben gegen die Regierung<br />

"Widerstand" gerufen. "Widerstand, Widerstand, Widerstand", und das setzt sich bis heute fort.<br />

Jeden Donnerstag marschieren die Demonstranten, unterstützt von den Grünen, und<br />

haben mittlerweile einen Schaden von über 100 Millionen Schilling angerichtet. Dort sollten Sie<br />

Ordnung schaffen, davon sollten Sie sich distanzieren, und zwar möglichst rasch, denn das h<strong>at</strong> in<br />

einer Demokr<strong>at</strong>ie nichts verloren, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ<br />

und des Abg. Resetar)<br />

Zum Zweiten. Ich gebe Ihnen schon Recht in Bezug auf die geplante Änderung der<br />

Landesverfassung, die ja auch vom Herrn Landeshauptmann angesprochen wurde. Ich gebe<br />

Ihnen Recht, dass die Kontrolle nicht von jenen Parteien, die auch in der Regierung vertreten sind,<br />

durchgeführt werden sollte, sondern dass diese Kontrollrechte der Opposition vorbehalten sein<br />

sollten.<br />

Ich gebe Ihnen aber nicht Recht, dass hier die FPÖ nichts getan hätte, denn anscheinend<br />

wissen Sie nicht, dass die FPÖ viele Vorschläge in Richtung mehr Demokr<strong>at</strong>ie, in Richtung<br />

Verkleinerung des Landtages, in Richtung Stärkung der Kontrollrechte, in Richtung Verbesserung<br />

der Volksrechte, aber auch in Richtung Verbesserung der Oppositionsrechte im Landtag<br />

eingebracht h<strong>at</strong>.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Regierungserklärung selber. Der Herr<br />

Landeshauptmann h<strong>at</strong> in seiner Regierungserklärung mehrfach zur Zusammenarbeit aufgerufen<br />

und sie angesprochen. Auch sonst spricht er immer wieder, vor allem in der Öffentlichkeit, vom<br />

sogenannten freien Spiel der Kräfte. Dabei weiß er ganz genau, dass diese Zusammenarbeit und


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dieses freie Spiel der Kräfte nur dann funktionieren kann, wenn man miteinander redet und wenn<br />

man die andere Seite auch ausreichend informiert.<br />

Herr Landeshauptmann, wie ernst ist es Ihnen mit dieser Einladung zur Zusammenarbeit<br />

und zum freien Spiel der Kräfte, wenn die anderen Klubs diese Regierungserklärung bereits im<br />

Vorhinein erhalten haben und sich auch dementsprechend vorbereiten konnten und uns hingegen<br />

wurde sie trotz Anforderung nicht gegeben, mit der Begründung, sie würde erst bei der <strong>Sitzung</strong><br />

verteilt werden?<br />

Herr Landeshauptmann, eine Zusammenarbeit kann man wohl nicht als Einbahnstraße<br />

verstehen. Wenn man also unsere Zusammenarbeit haben will, wird man uns auch in die Arbeit<br />

einbinden und informieren müssen.<br />

Herr Landeshauptmann, wie ernst nehmen Sie dieses Angebot zur Zusammenarbeit? Oder<br />

geht es Ihnen wirklich nur darum, sich bei der Bevölkerung, die sich eine Zusammenarbeit im<br />

Interesse des Landes erwartet, besser darzustellen? Ihre Glaubwürdigkeit wird nicht an den<br />

schönen Worten, sondern an Ihren T<strong>at</strong>en gemessen werden.<br />

Es stehen überhaupt sehr viele schöne Worte in dieser Regierungserklärung. Diese<br />

Regierungserklärung ist - teilweise, muss ich sagen - eine Ansammlung von Wort-hülsen und<br />

Gemeinplätzen, wie ich sie noch selten erlebt habe. Schon zu Beginn heißt es, ich habe es mir<br />

jetzt extra angestrichen: "Jeder Wechsel weckt in den Menschen Erwartungen für Veränderungen<br />

und Neuerungen. Wenn diese Feststellung zutrifft, dann sind wir in mehrfacher Hinsicht gefordert."<br />

Oder: "Unser Auftrag für die kommenden fünf Jahre aber lautet daher: Nehmen wir diese<br />

Herausforderung offensiv an und gehen wir mit aller Energie an die Arbeit!"<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Selbstverständlich haben wir mit ganzer Kraft für<br />

dieses Land zu arbeiten. Dazu bedarf es doch keiner speziellen Aufforderung, denn dafür wurden<br />

wir gewählt, und dazu sind wir auch den Burgenländerinnen und Burgenländern verpflichtet.<br />

(Beifall bei der FPÖ)<br />

Viel interessanter als diese Stehsätze ist jedoch der Inhalt dieser Regierungserklärung. Ein<br />

Vergleich mit der Regierungserklärung von 1996, den ich kurz angestellt habe, die ich mir ja<br />

vorher anschauen konnte, zeigt hier einige Parallelen. Ich entdecke hier nicht nur vom Aufbau,<br />

sondern auch vom Inhalt her sehr viele Gemeinsamkeiten. Auch damals war von Zusammenarbeit<br />

aller im Landtag vertretenen Parteien die Rede. Es war von mehr Wettbewerb die Rede. Auch<br />

damals wollte man flexibel und der Situ<strong>at</strong>ion entsprechend besser reagieren können. Man wollte<br />

auch Variable der Zusammenarbeit, wie es dort drinnen wörtlich heißt, sein.<br />

Auch damals war bereits von notwendigen Konsolidierungen des Landeshaushaltes die<br />

Rede. Man wollte nicht nur das öffentliche Defizit, sondern auch die Gesamtverschuldung des<br />

Landes in den Griff bekommen und reduzieren. Die Realität schaut leider Gottes ganz anders aus.<br />

Der Schuldenstand des Landes h<strong>at</strong> sich mittlerweile mehr als verdoppelt und h<strong>at</strong> bedrohliche<br />

Ausmaße angenommen, sodass Sparsamkeit und keine weitere Neuverschuldung ein Gebot der<br />

Stunde, aber auch ein Dikt<strong>at</strong> der leeren Kassen ist.<br />

Ich bin daher schon sehr neugierig auf das kommende Budget und den hier angekündigten<br />

mittel- und langfristigen Budgetleitplan, den der neue Finanzlandesreferent vorlegen wird.<br />

Auch die optimistische Betrachtungsweise in Bezug auf die Bank <strong>Burgenland</strong>, meine sehr<br />

geehrten Damen und Herren, in Bezug auf die Verpflichtungen und Haftungen, die das Land hier<br />

übernommen h<strong>at</strong>, ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Dass diese Verbindlichkeiten und<br />

Haftungen hier nicht budgetwirksam werden sollen, diese Ansicht kann ich bei Gott nicht teilen.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Angesichts dieser enormen Landesverschuldung<br />

und der eingegangenen Haftung stellt sich für mich schon die Frage, ob man die versprochenen<br />

1.000 Arbeitsplätze jährlich auch wirklich schaffen kann und wie man die schaffen will, wie man<br />

den Klein- und Mittelbetrieben, der klein- und mittelständischen Wirtschaft helfen kann, wie man<br />

sie stärken und auch dementsprechend fördern will. Es ist ja eine T<strong>at</strong>sache, dass dort zirka 90<br />

Prozent der burgenländischen Arbeitsplätze angesiedelt sind. Wie man den Tourismus weiter


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 59<br />

ausbauen und insbesondere die Hotel- und die Beherbergungsbetriebe, die ja finanziell und<br />

eigenkapitalmäßig sehr schlecht dastehen, stärken und fördern will.<br />

Es wäre auch interessant zu erfahren, wie man es angesichts der jüngsten<br />

Finanzausgleichsverhandlungen und der sinkenden Schülerzahlen schaffen will, möglichst viele<br />

Dorfschulen zu erhalten. In der Regierungserklärung heißt es hierzu auf Seite 10: "Wir brauchen<br />

intelligente Modelle, um den Ergebnissen der jüngsten Verhandlungen zum Finanzausgleich und<br />

den daraus folgenden Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern gerecht zu werden." "Es ist<br />

ausdrückliches Ziel der Landesregierung, möglichst viele Dorfschulen zu erhalten, sofern dies mit<br />

den gesetzlichen Vorgaben und den finanziellen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen ist."<br />

Also mit der Einschränkung, "sofern dies mit den gesetzlichen Vorgaben und den<br />

finanziellen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen ist". Im Klartext heißt das, dass zirka 250<br />

bis 300 Pflichtschullehrer abgebaut und kleine Schulen geschlossen werden müssen.<br />

Weiters heißt es in der Regierungserklärung in Bezug auf die höhere Aus- und<br />

Weiterbildung: "Bildung kostet Geld - sie darf aber nicht zur Frage der Geldbörse werden, sondern<br />

sie muss Begabung und Eignung zu Hauptkriterien machen."<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Landeshauptmann! Dem kann ich nur<br />

zustimmen. Das heißt für mich aber auch, dass die 5.000 Schilling Studiengebühren gerechtfertigt<br />

sind, wenn Bildung etwas kosten darf. Denn der, der nicht so begütert ist und die notwendige<br />

Begabung und Eignung h<strong>at</strong>, bekommt diese Studiengebühren durch die erhöhte und verbesserte<br />

Studienbeihilfe, durch die erhöhten und verbesserten Stipendien mehr als zurück. Zusätzlich soll<br />

und wird eine Milliarde Schilling aus diesen Geldmitteln in den Ausbau der Universitäten und<br />

Forschungseinrichtungen gesteckt werden.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Ausbau der Pflege- und Betreuungsdienste,<br />

die Schaffung der notwendigen Wohn- und Pflegeheime sowie die Aufwertung und Stärkung des<br />

extramuralen Bereiches wurde auch bereits 1996 versprochen, wie ich hier gesehen habe, und<br />

nur teilweise umgesetzt.<br />

Im übrigen freue ich mich, dass endlich auch im <strong>Burgenland</strong> ein Gesundheits- und<br />

P<strong>at</strong>ientenanwalt eingerichtet werden soll. Ein diesbezüglicher Antrag wurde von uns Freiheitlichen<br />

ja bereits vor zirka zwei Jahren eingebracht, jedoch von der SPÖ und der ÖVP abgelehnt. Man<br />

sieht also, gute Ideen setzen sich durch, auch wenn sie von uns Freiheitlichen oder der Opposition<br />

kommen.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Thema Sicherheit. Hier heißt es in der<br />

Regierungserklärung: "Eines der Grundbedürfnisse unserer Menschen ist die Sicherheit. Wir sind<br />

ein Land der Dörfer und durch die Öffnung der Grenzen auch durch neg<strong>at</strong>ive Erscheinungen des<br />

Kriminalitätstourismus betroffen." "Wir treten daher für die Aufrechterhaltung der vorhandenen<br />

Personalstruktur und des Netzes an Gendarmerieposten ein. Ebenso muss die<br />

Grenzüberwachung möglichst intensiv beibehalten werden." Hier sei angemerkt, dass bisher<br />

lediglich unter der Federführung roter Innenminister Gendarmerieposten geschlossen worden<br />

sind.<br />

In Bezug auf den Assistenzeins<strong>at</strong>z des Bundesheeres habe ich intensive Gespräche mit<br />

dem Herrn Bundesminister Scheibner geführt, der mir erklärt h<strong>at</strong>, dass das Bundesheer nicht<br />

abgezogen wird, solange nicht eine andere und bessere Form der Grenzsicherung garantiert ist.<br />

Er h<strong>at</strong> aber auch berichtet, dass in Niederösterreich auf Drängen des Landeshauptmannes<br />

eine weitaus bessere technische Ausst<strong>at</strong>tung installiert wurde und dass diese weitaus bessere<br />

technische Ausst<strong>at</strong>tung dort dazu geführt h<strong>at</strong>, dass Personalressourcen freigesetzt wurden, dass<br />

man dort Assistenzsold<strong>at</strong>en sogar von der Grenzüberwachung abziehen kann, da durch<br />

technische Hilfsmittel eine weitaus bessere Überwachung der Grenze möglich ist.<br />

Aber genau diese bessere technische Ausst<strong>at</strong>tung wäre auch im <strong>Burgenland</strong> höchst<br />

notwendig. Allein mit Personal, zum Beispiel bei Schlechtwetter, bei schlechter Sicht, bei Nebel


60<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

und dergleichen, ist eine optimale Grenzsicherung nicht möglich. Und zwar deshalb, weil die<br />

Schlepper mit bestem technischen Gerät ausgest<strong>at</strong>tet sind.<br />

Herr Landeshauptmann! Hier sind Sie gefordert, so wie Ihr niederösterreichischer Kollege,<br />

beim Herrn Innenminister vorstellig zu werden und eine diesbezügliche bessere Ausst<strong>at</strong>tung auch<br />

t<strong>at</strong>sächlich zu verlangen. Auch in Bezug auf die personelle Aufstockung der Justizwachebeamten,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren, wäre dies notwendig.<br />

Hohes Haus! Ich bin froh, dass in dieser Regierungserklärung das Bekenntnis zu einer<br />

flächendeckenden nachhaltigen Landwirtschaft enthalten ist. Gerade unter den Gesichtspunkten<br />

von BSE- und Medikamentenskandal in den letzten Tagen ist ganz klar festzustellen, dass wir<br />

auch im <strong>Burgenland</strong> nicht auf einer Insel der Seligen leben und dass hier unmittelbarer<br />

Handlungsbedarf besteht.<br />

Seit Jahren weiß man, wie wichtig hier der Ausbau der Tiergesundheitsdienste ist. Im Zuge<br />

der Einführung der Gesundheitsüberwachungsprogramme wurde damals in einer Stellungnahme<br />

des <strong>Burgenland</strong>es festgehalten, dass dazu zwei zusätzliche Amtstierärzte notwendig wären. Nur,<br />

aufgenommen wurde bis d<strong>at</strong>o niemand, geschehen ist bis d<strong>at</strong>o nichts.<br />

Ganz im Gegenteil. Man wollte die Kontrollen reduzieren, um so Kosten zu sparen. Man<br />

wollte die Gebühren, zum Beispiel bei der Fleischuntersuchung und bei den Rückstandskontrollen,<br />

wo es genau um den Nachweis dieser medikamentellen Rückstände geht, senken. Die<br />

Forderungen der Landwirtschaftskammer und des Bauernbundes - ich denke da insbesondere an<br />

Forderungen, die der jetzige Herr Schwarzenberger im Parlament aufgestellt h<strong>at</strong> - war, den<br />

Bauern die Medikamentenspritze in die Hand zu geben und ihnen die Anwendung bestimmter<br />

Arzneimittel freizustellen und zu ermöglichen.<br />

Wer dann noch weiß, dass im benachbarten Ungarn eigene Apotheken eingerichtet<br />

wurden, die ähnlich wie Supermärkte, und das kann man sich zum Beispiel in Györ anschauen,<br />

Arzneimittel, ja sogar bei uns verbotene Reinsubstanzen bei Antibiotika, in großen Mengen zum<br />

Kauf anbieten, der muss auch im <strong>Burgenland</strong> berechtigte Sorgen in Bezug auf die Bevölkerung,<br />

auf die Konsumenten haben.<br />

Gott sei Dank - und ich bin froh, dass es derzeit im <strong>Burgenland</strong> keine Anhaltspunkte gibt,<br />

dass derartige Medikamente illegal zum Eins<strong>at</strong>z gekommen sind - ist das so, meine sehr geehrten<br />

Damen und Herren, und das soll auch im Interesse unserer Landwirtschaft so bleiben.<br />

Es ist daher wichtig, dass wir ein Umdenken einleiten. Es ist wichtig, eine Abkehr von der<br />

Massentierhaltung und von Tierfabriken und eine Tierhaltung und eine Fleischproduktion im<br />

Einklang mit der N<strong>at</strong>ur anzustreben.<br />

Herr Landeshauptmann, ich ersuche Sie daher, gemeinsam mit dem zuständigen<br />

Regierungsmitglied möglichst rasch die personelle Aufstockung der Gesundheitsdienste und<br />

dieser Kontrolleinrichtungen in Angriff zu nehmen, da ich glaube, dass das wirklich ein Gebot der<br />

Stunde ist und dass es gerade für die Landwirtschaft im <strong>Burgenland</strong> eminent wichtig ist, wenn sie<br />

darauf verweisen kann, dass unsere Bauern sauber sind und dass unsere Bauern auch trotz<br />

ausreichender Kontrollen die Betriebe in Ordnung haben.<br />

Ich glaube, dass das im Wettbewerb auch ein ganz wesentlicher und wichtiger Aspekt in<br />

der Zukunft sein wird, um das Vertrauen der Konsumenten wieder zurückgewinnen zu können.<br />

(Beifall bei der FPÖ)<br />

Hohes Haus! Die Ankündigung eines Landesenergiekonzeptes gerade im Hinblick auf die<br />

altern<strong>at</strong>iven und erneuerbaren Energien ist zwar begrüßenswert, aber an und für sich nichts<br />

Neues, denn so etwas h<strong>at</strong> es auch bereits 1996 gegeben. Es h<strong>at</strong> dann halt ein bisschen anders<br />

gelautet in der Regierungserklärung. Ich begrüße es aber sehr, nicht zuletzt deshalb, weil ich<br />

damals in der Gemeinde Halbturn als Bürgermeister die erste Windkraftanlage im <strong>Burgenland</strong><br />

installiert habe und bereits vor Jahren auf Altern<strong>at</strong>ivenergie gesetzt und auch eine gewisse<br />

Vorreiterrolle eingenommen habe.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 61<br />

Ich möchte aber trotzdem ersuchen, dass man gerade in Bezug auf die Einspeistarife in<br />

diesem Zusammenhang ein bisschen nachdenklich wird und schaut, dass derartige Projekte sich<br />

auch in Zukunft rechnen und realisieren lassen.<br />

Bereits 1996 gab es ein Landesverkehrskonzept. Jetzt heißt es<br />

Landesgesamtverkehrskonzept, samt Verkehrskoordin<strong>at</strong>or. Das ist ebenfalls nichts Neues. Ich<br />

gebe aber zu, dass es n<strong>at</strong>ürlich hier laufend Adaptierungen, Verbesserungen und Neuerungen<br />

geben muss, denn auch die wirtschaftliche Entwicklung bleibt nicht stehen, und daher muss es<br />

auch hier immer wieder Anpassungen geben.<br />

Ich bin jedoch gespannt, Herr Landeshauptmann, wie Sie den Spag<strong>at</strong> zwischen den<br />

angekündigten Verkehrsprojekten, den sonstigen Projekten und der geplanten<br />

Umweltanwaltschaft schaffen wollen. Wenn nämlich die Umweltanwaltschaft so kommt, wie der<br />

rot-grüne Gesetzentwurf ausschaut, nämlich ausgest<strong>at</strong>tet mit derart weitreichenden Kompetenzen<br />

und Parteienstellung in allen umweltrelevanten Fragen, dazu noch Doppel- und Mehrgleisigkeiten<br />

in Bezug auf die N<strong>at</strong>urschutzbehörde und die Umweltanwaltschaft oder auch andere Verfahren,<br />

die dann doppelt oder sogar dreifach abzuwickeln sind, so werden damit viele zukünftige<br />

Verfahren verzögert und Projekte verhindert werden, meine sehr geehrten Damen und Herren.<br />

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, Frau Krojer, wie die Grünen beim Bau der A 4<br />

auf den Kränen gesessen sind und den Weiterbau der A 4 verzögert haben. Die Menschen an der<br />

B 10 hätten im Verkehr ersticken können, das wäre Ihre Politik, das wäre Ihre Methode gewesen.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit dieser Umweltanwaltschaft in dieser Form<br />

können sich wahrscheinlich zukünftig die Grünen das am Kran sitzen ersparen, da wird ihnen<br />

dann nicht kalt, da wird nämlich der Umweltanwalt diese Funktion zu erfüllen haben. Der wird<br />

dann blockieren, der wird dann die Projekte verzögern und verhindern. Der wird dann dafür<br />

sorgen, dass die Leute entlang der B 50 weiterhin über Jahre womöglich Abgase und dergleichen<br />

ein<strong>at</strong>men müssen und belästigt werden. (Abg. Mag a . Margarethe Krojer: Sie haben keine Ahnung!)<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mir den Entwurf sehr genau<br />

durchgeschaut. (Abg. Mag a . Margarethe Krojer: Die Straßenprojekte werden heute konstruiert!)<br />

Sie haben anscheinend keine Ahnung von dem, was in dem Entwurf, der Ihnen vom<br />

Parlamentsklub, wie Sie selber zugegeben haben, in die Hand gedrückt wurde, alles drinnen steht,<br />

denn sonst hätten Sie nämlich gemerkt, dass Sie zum Beispiel abschließend, bei den Schlussund<br />

Übergangsbestimmungen, vergessen haben, den letzten S<strong>at</strong>z zu adaptieren. (Heiterkeit bei<br />

der FPÖ)<br />

Schauen Sie sich das einmal genau an, dann werden Sie draufkommen, dass der letzte<br />

S<strong>at</strong>z, der von Inkrafttreten beziehungsweise von Verfahren, die bereits laufen, spricht, einfach<br />

nicht stimmen kann. Der geht nicht zusammen, weil da steht noch "September 2000" drinnen. Der<br />

ist meines Wissens schon längst vorbei. (Beifall bei der FPÖ) Schauen Sie sich den S<strong>at</strong>z an! Da<br />

haben Sie beim Adaptieren ein bisschen etwas vergessen. Ich habe mir daher das sehr genau<br />

angeschaut.<br />

Zum Zweiten müssten dann auch sämtliche Gemeinden alle Verordnungen, wenn sie<br />

Umweltrelevanz haben, dem Umweltanwalt vorher zur Prüfung und zur Begutachtung überreichen.<br />

Das wäre für sämtliche Gemeinden bei jeder Änderung des Flächenwidmungsplanes zum Beispiel<br />

der Fall, denn jede Änderung des Flächenwidmungsplanes h<strong>at</strong> selbstverständlich umweltrelevante<br />

Auswirkungen.<br />

Wenn aber 170 Gemeinden im <strong>Burgenland</strong> jede Änderung des Flächenwidmungsplanes<br />

vorher dort zur Begutachtung einreichen müssen, wissen Sie, was das heißt? Dann brauchen Sie<br />

eine Abteilung mit 30, 40 Leuten, damit Sie diese Arbeit bewältigen können und nicht einen<br />

Umweltanwalt, einen a-Bediensteten und eine c-Kraft, wie Sie es in den Erläuternden<br />

Bemerkungen angeführt haben, wobei Sie in dieser Kostenrechnung dem Umweltanwalt<br />

Fahrtkosten für genau 1.000 Kilometer im Jahr zugebilligt und budgetiert haben, da kann er einmal<br />

nach Güssing und zurück und vielleicht ein zweites Mal auch noch fahren, und dann ist das Ganze<br />

erschöpft.


62<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Liebe Frau Krojer, ein bisschen mehr Ehrlichkeit in dem Zusammenhang wäre gefragt und<br />

ein bisschen ein Umdenken ebenfalls. Denn es kann die N<strong>at</strong>ur nur im Einklang mit den Menschen,<br />

aber auch mit einer nachhaltig betriebenen Wirtschaft, bestehen, aber nicht allein gesehen, denn<br />

es ist noch immer der Mensch - so wichtig die Umwelt ist -, die Gesundheit und die Lebensqualität<br />

des Menschen in den Vordergrund zu stellen, meine sehr geehrten Damen und Herren.<br />

Abschließend noch einige wenige Bemerkungen zur geplanten EU-Osterweiterung. Ich bin<br />

ja froh, dass mittlerweile offensichtlich in vielen Bereichen und auch in den anderen Parteien ein<br />

Umdenken eingesetzt h<strong>at</strong>. Ich kann mich noch daran erinnern, als wir darauf hingewiesen haben,<br />

dass auf Grund einer Studie im Falle einer übereilten EU-Osterweiterung bis zu 110.000<br />

Tagespendler in die Ostregion, ein Großteil davon in das <strong>Burgenland</strong>, kommen werden und es hier<br />

massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, insbesondere auf die weniger qualifizierten<br />

Arbeitsplätze geben wird, da haben die Grünen ganz laut aufgeschrien. Sie haben gesagt, das<br />

stimmt alles nicht. Na selbstverständlich gibt es diese Studie.<br />

Dann h<strong>at</strong> es geheißen, diese 110.000 Pendler, die sind auf zehn Jahre gerechnet.<br />

Mitnichten! Hier steht Tagespendler und nicht Zehnjahrespendler. Faktum ist, dass diese Pendler<br />

n<strong>at</strong>ürlich massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben werden. Das h<strong>at</strong> ja mittlerweile auch<br />

die Arbeiterkammer und auch die Gewerkschaft erkannt. Mittlerweile sagen ja auch die<br />

Gewerkschafter oder die Arbeiterkammer, dass es zu keiner übereilten Osterweiterung kommen<br />

darf, dass es zu dieser Osterweiterung erst dann kommen darf, wenn das Lohnniveau<br />

einigermaßen harmonisiert ist, damit nicht Tausende burgenländische Arbeitsplätze bedroht und<br />

gefährdet sind.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf vielleicht noch zur Kenntnis bringen,<br />

dass auch gestern der Herr Gusenbauer gesagt h<strong>at</strong>, dass die Osterweiterung nicht nur positive,<br />

sondern auch viele neg<strong>at</strong>ive Auswirkungen h<strong>at</strong> und dass es hier Übergangsfristen geben muss.<br />

Auch der Herr Bundeskanzler spricht mittlerweile im Bereich des Arbeitsmarktes von<br />

siebenjährigen Übergangsfristen. Er h<strong>at</strong> weiters gesagt, dass die Erweiterung nur dann akzeptiert<br />

und von Erfolg begleitet ist, wenn sie gut vorbereitet ist und wenn die Ängste und Interessen der<br />

Bürger ernst genommen werden. Das waren seine Aussagen.<br />

Genau das ist es, was wir immer gesagt haben. Wir haben immer erklärt, wir sagen nicht<br />

nein zu einer EU-Osterweiterung, nur die Regierung muss vorher die Rahmenbedingungen für<br />

diese geplante EU-Osterweiterung schaffen, damit die Bevölkerung hier nicht zu Schaden kommt.<br />

Wir haben immer erklärt, dass wir uns erwarten, dass es eine umfassende Aufklärung und<br />

Inform<strong>at</strong>ion der Bevölkerung gibt, dass die Bevölkerung genau über all die Probleme und Risiken,<br />

die es im Zuge der Osterweiterung gibt, informiert wird. Wir haben immer wieder erklärt, dass es<br />

massive Auswirkungen auch und gerade auf unsere klein- und mittelständische Wirtschaft geben<br />

wird und dass n<strong>at</strong>ürlich, nachdem sie viele Arbeitsplätze sichert, hier auch die Arbeitsplätze<br />

massiv betroffen sein werden.<br />

Wir haben auch stets erklärt, dass auch die Landwirtschaft auf Grund der<br />

Produktionsmethoden in den Nachbarländern, die bei weitem nicht diese Qualität und diese<br />

Umweltstandards haben, hier massiv unter Druck und unter Umständen unter die Räder kommen<br />

wird und dass auch hier die notwendigen Vorbereitungsarbeiten zu leisten sind.<br />

Wir haben auch erklärt, dass auch - das wurde heute schon angesprochen - dem<br />

Sicherheitsaspekt eine ganz wesentliche Rolle zugeordnet werden muss.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Detail wird es sicherlich noch Ausführungen<br />

der anderen Redner meiner Fraktion geben. Ich möchte nur abschließend noch einmal den Herrn<br />

Landeshauptmann und die Verantwortlichen auffordern, wenn Sie wirklich die Zusammenarbeit mit<br />

uns Freiheitlichen in vielen Fragen haben wollen, dass Sie sich dann auch zu dieser<br />

Zusammenarbeit dadurch bekennen, dass Sie uns rechtzeitig die notwendigen Inform<strong>at</strong>ionen zur<br />

Verfügung stellen und dass Sie uns auch in die Entscheidungsfindung rechtzeitig mit einbinden.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 63<br />

Sollte das der Fall sein, sind wir gerne bereit, auch zukünftig bei wichtigen Entscheidungen<br />

in diesem Land im Interesse der Bevölkerung und zum Wohle der Burgenländerinnen und<br />

Burgenländer mitzuarbeiten. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz: Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr Abgeordnete<br />

Glaser.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Glaser (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Als dritter von bis jetzt<br />

insgesamt 22 gemeldeten Rednern zur Regierungserklärung gehe ich davon aus, dass wir auch<br />

hier einen neuen Stil haben. Wir haben eine sehr ausführliche Regierungserklärung gehabt, und<br />

wir werden diese Regierungserklärung sehr ausführlich diskutieren.<br />

Zwei Vorbemerkungen. Zum einen zur Grete Krojer, der Klubobfrau der Grünen. Ich billige<br />

ihr zu, dass sie eine sehr fundierte Rede gehalten h<strong>at</strong>. Nur, was die ständigen Benachteiligungen<br />

der Grünen betrifft, möchte ich Sie schon ersuchen, liebe Klubobfrau: Hören Sie auf mit diesem<br />

sich Bedauern, mit diesem Beleidigt sein, mit diesem Jammern. (Abg. Mag a . Margarethe Krojer:<br />

Ich habe nichts bedauert.) Sie sind freie Abgeordnete, Sie haben nach dem Stärkeverhältnis Ihre<br />

Stellung im Landtag, in den Ausschüssen.<br />

In Wahrheit sind Sie die wirklich Privilegierten hier in diesem Haus. Nicht deswegen, dass<br />

Sie fünf Computer haben, das steht Ihnen zu, wenn Sie das machen. (Abg. Mag a . Margarethe<br />

Krojer: Wir fordern nur unsere demokr<strong>at</strong>ischen Grundrechte!) Sie haben die gleiche Ausst<strong>at</strong>tung<br />

wie jeder Klub, der Klub der Freiheitlichen mit vier, wir mit 13, die SPÖ mit 17 Abgeordneten. Sie<br />

haben zwei Mitarbeiter, also für jeden Abgeordneten einen Mitarbeiter. Stellen Sie sich vor, wir<br />

fordern die gleichen Rechte wie Sie, dann können wir einen Zubau zum Landhaus machen.<br />

(Beifall bei der ÖVP)<br />

Also bitte bleiben Sie am Boden und arbeiten Sie ganz einfach, wie Sie das ja durchaus<br />

können. Wenn ich Ihre Rede angehört habe, dann finde ich da durchaus einiges, mit dem wir als<br />

ÖVP mitgehen können, wo wir uns sogar freuen darüber. Aber ich habe aus Ihren Worten auch<br />

herausgehört, lieben tun Sie einen anderen. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. (Allgemeine<br />

Heiterkeit - Abg. Mag. Vlasich: Die sind auch fescher! - Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Das ist eine Frage des<br />

Geschmacks. - Beifall bei der ÖVP)<br />

Kollege Salzl h<strong>at</strong> darauf hingewiesen, (Abg. Gossy: T<strong>at</strong>sachen kann man nicht<br />

verheimlichen.) dass wir einen Jahrestag begehen - feiern ist zuviel gesagt -, und zwar den auf<br />

Bundesebene, mit all den Begleiterscheinungen, die es da gegeben h<strong>at</strong>, mit diesen unwürdigen,<br />

undemokr<strong>at</strong>ischen Begleiterscheinungen innerösterreichisch und gegen Österreich. Man kann und<br />

darf sich zumindest daran erinnern und man kann, darf und muss sich darüber freuen, dass diese<br />

Regierung ein Jahr im Amt ist, und in diesem Jahr sehr viel geschafft und eine sehr positive Bilanz<br />

vorzuweisen h<strong>at</strong>. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Denken Sie nur an den Aufbruch in den verschiedenen Strukturen, die es da gibt. Da<br />

möchte ich gar nicht auf die Sallmutter-Diskussion eingehen, die wird schon noch kommen. Aber<br />

da, glaube ich, kann sich der Herr Sallmutter auch ein gutes Scheibchen herunterschneiden und<br />

an Schuld sich selbst zubilligen. Denn man muss halt schon etwas tun, wenn es irgendwo<br />

kränkelt, dass man schaut, dass das in Ordnung kommt.<br />

Oder denken Sie an das von dieser Bundesregierung initiierte Vorhaben des Nulldefizits<br />

und des Umsetzens dieses Erreichens in den kommenden Jahren. Ja, was machen denn wir auf<br />

Landesebene? Wir sehen das schöne Beispiel und machen es Gott sei Dank nach.<br />

Oder, denken Sie an den Beschluss der Entschädigung der Kriegsgefangenen oder der<br />

Restitutionsforderungen seitens der jüdischen Mitbürger. Ich glaube, dass das hier wirklich<br />

vorzeigbare Leistungen einer Regierung sind. Leistungen, die Regierungen vorher nicht zustande<br />

gebracht haben. Darüber können und wollen wir uns freuen.


64<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Ich möchte auch sagen, wir werden die Arbeit dieser Regierung und die guten<br />

Verbindungen zu dieser Bundesregierung sehr wohl für eine gute Arbeit hier in diesem Land<br />

brauchen. Auch das sollten Sie mitbedenken, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei<br />

der ÖVP)<br />

Damit aber zum Wahlergebnis vom 3. Dezember des Vorjahres, das sich ja in Wahrheit nur<br />

in wenigen Prozentpunkten von dem des Jahres 1996 unterscheidet. Aber es h<strong>at</strong> sich, das<br />

müssen wir zugeben, schon sehr viel hier in der Zusammensetzung und auch, was die<br />

Auswirkungen betrifft, geändert.<br />

Man kann jetzt n<strong>at</strong>ürlich lang und breit philosophieren, warum dieses Ergebnis so<br />

gekommen ist. Man kann versuchen, das zu hinterfragen. Was letztlich zählt, ist: Was machen wir<br />

aus diesem Ergebnis? Wie können wir mit diesem Ergebnis zum Wohl des Landes weiterarbeiten?<br />

Nachdem der Siegestaumel auf der einen Seite ein wenig verflogen ist, weniger geworden<br />

ist, nachdem die Enttäuschung zugegebenermaßen auf unserer Seite neuer Entschlossenheit<br />

gewichen ist, h<strong>at</strong> man doch sehr rasch neue Formen der Zusammenarbeit gefunden. Allein diese<br />

T<strong>at</strong>sache, dass man sehr rasch hier eine neue Basis der Zusammenarbeit gefunden h<strong>at</strong>, zeugt in<br />

meinen Augen von einem hohen Maß an Reife der burgenländischen Demokr<strong>at</strong>ie und deren<br />

Verantwortungsträger.<br />

Ich glaube auch, dass es schon jetzt bemerkenswerte Veränderungen gegeben h<strong>at</strong>, wenn<br />

wir zum Beispiel daran denken, dass man sich von der neuen Regierung her festgelegt h<strong>at</strong>, ein<br />

Nulldefizit anzustreben, wenn man beschlossen h<strong>at</strong>, die Funktion des Landeshauptmannes und<br />

des Landesfinanzreferenten zu trennen - eine, wie ich glaube, absolut notwendige Sache -, und<br />

wenn die Regierung beschlossen h<strong>at</strong>, ein effizientes Schulden- und Finanzmanagement<br />

einzuführen. Das sind dann sicher auch in meinen Augen Zeichen nach außen, wo diese<br />

Veränderung sichtbar wird, und wo wir uns, die wir das jahrelang gefordert haben, freuen, dass<br />

diese unsere Forderungen, die wir nicht besser als führende Partei machen hätten können, jetzt<br />

auch durchgesetzt worden sind. Dies möchte ich schon für uns in Anspruch nehmen.<br />

Was mir heute bis jetzt überhaupt gefehlt h<strong>at</strong>, das war seitens der SPÖ ein Wort des<br />

Dankes an den hier lange Zeit sitzenden Landeshauptmann Stix. Ich habe mich gewundert. Was<br />

mir bis jetzt ebenfalls gefehlt h<strong>at</strong>, da habe ich mich wieder gewundert, dass die FPÖ nichts dazu<br />

zu sagen h<strong>at</strong>, ist, dass die Bank <strong>Burgenland</strong> anscheinend überhaupt kein Thema mehr ist, für<br />

niemanden. Dazu muss man dann schon auch sagen, das war die causa prima. (Abg. Dr. Salzl:<br />

Das wurde schon angesprochen.) Das war die causa prima der Landtagswahl und die Ursache,<br />

dass es überhaupt zu dieser Landtagswahl gekommen ist. (Abg. Gossy : Aber auch für die ÖVP)<br />

Man hört jetzt schon verschiedentlich die Frage: Was ist jetzt eigentlich mit dieser Sache?<br />

Geht man da ganz einfach zur Tagesordnung über? War da nichts? Es gibt in meinen Augen zwei<br />

Antworten darauf. N<strong>at</strong>ürlich ja geht man zur Tagesordnung über und n<strong>at</strong>ürlich nicht kann man zur<br />

Tagesordnung übergehen.<br />

Die Bank <strong>Burgenland</strong> wird uns alle noch jahre- und jahrzehntelang begleiten. Wir werden,<br />

auch das steht heute fest, Milliarden an Schillingen dafür zu bezahlen haben. Doch im Interesse<br />

der Bank und auch im Interesse des Landes, glaube ich, muss man unterscheiden zwischen dem,<br />

was war und was die Bank heute ist und wie sie arbeitet. Wie es scheint, arbeitet sie durchaus<br />

positiv und durchaus vielversprechend. Ich glaube, in diesem Sinn muss man zur Tagesordnung<br />

übergehen.<br />

Aber nicht zur Tagesordnung übergehen kann man, was die Aufarbeitung dieses Skandals<br />

betrifft. Gerade wir als Verantwortungsträger hier in diesem Land, glaube ich, sind berufen dazu,<br />

dass wir uns ständig an diese größte Pleite des Landes erinnern und versuchen, sie aufzuarbeiten<br />

und die notwendigen Lehren daraus zu ziehen.<br />

Wenn wir schon bei dieser Sache alle Alarmzeichen übersehen haben, wenn alle<br />

Kontrollinstanzen versagt haben, wenn man sich auf Personen und letztlich auf die Haftung des<br />

Landes verlassen h<strong>at</strong>, dann kann das nicht von heute auf morgen vergessen sein, sondern dann


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 65<br />

müssen wir uns dessen bewusst sein, dass das ein Grund dafür ist, dass wir die Kontrolle in<br />

diesem Land verstärken.<br />

Letztlich gründet ja auch die Installierung eines Rechnungshofes direkt oder auch indirekt<br />

in diesem Desaster. Aber in Zukunft werden wir derartige Probleme wahrscheinlich nur dann<br />

verhindern, wenn wir alle gemeinsam wachsamer sind und auch die begleitende Kontrolle<br />

verstärkt wird. Denn auch ein Rechnungshof kann immer nur hinterher prüfen. Deswegen, glaube<br />

ich, ist es absolut wichtig, so wie in der Regierung im Finanzmanagement, auch den Banken eine<br />

effiziente begleitende Kontrolle einzurichten.<br />

Insofern freut es mich auch, dass die Bankenaufsicht aus dem Finanzministerium<br />

herausgelöst wurde und dass hier eine eigenständige Institution geschaffen wurde, die nicht mehr<br />

irgendwelchen politischen Gremien und Verantwortungsträgern untergeordnet ist, sondern für sich<br />

alleine arbeiten und diese Kontrolle wahrnehmen kann. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Zwei Mon<strong>at</strong>e sind nun nach dieser Wahl vergangen.<br />

Es haben das Wahlergebnis und die Parteienverhandlungen gezeigt, dass letztlich nicht das von<br />

einigen befürchtete schwarz-blaue, sondern dass das rot-grüne Gespenst gekommen ist. (Abg.<br />

Gossy: Gott sei Dank haben wir mit dem Bund schon genug.)<br />

Die Vereinbarung zwischen den Grünen und den Sozialdemokr<strong>at</strong>en h<strong>at</strong> durchaus<br />

erklärbare Ziele. Auf der einen Seite wollte man sich n<strong>at</strong>ürlich die Wahl des Landeshauptmannes<br />

absichern, auf der anderen Seite wollte man, so sehe ich das, ganz einfach mitspielen und das<br />

eigene Klientel, wenn es nur irgendwie geht, befriedigen.<br />

Es mag aus der Sicht der beiden Parteien durchaus auch ein zufriedenstellendes Ergebnis<br />

gewesen sein, aber aus der Sicht des Wählers und vor allem aus der Sicht des "Grün"-Wählers<br />

frage ich mich schon, ob man damit zufrieden ist, dass man hier nur verschiedene<br />

Minderheitenforderungen versucht abzusichern, so berechtigt diese sein mögen, und auf die<br />

anderen Gruppen ganz einfach vergisst. Denn ich habe in dieser Vereinbarung nichts gelesen von<br />

einem Eins<strong>at</strong>z für die Arbeiter, für die Pendler, für die Bauern oder für ältere Gener<strong>at</strong>ionen. Kein<br />

Wort davon war zu lesen.<br />

Ich darf Ihnen versichern: Uns liegen alle Burgenländer und nicht nur einige Wenige am<br />

Herzen!<br />

Wenn die Grünen großartig in den letzten Tagen und Wochen den Anspruch erhoben<br />

haben, die Umweltkompetenz - welch wichtiges und schweres Wort - in diesem Land zu haben,<br />

dann frage ich mich: Was haben Sie denn bei den Parteienverhandlungen mit der SPÖ für die<br />

Anrainer der B 50 herausverhandelt? Welche Initi<strong>at</strong>iven haben Sie schon in diesem Land für die<br />

Umwelt gesetzt? Wo waren Sie bei der Installierung des N<strong>at</strong>ionalparks, bei den verschiedenen<br />

N<strong>at</strong>urparks, beim jetzt installierten RAMSAR-Gebiet an der Lafnitz? Wo waren Sie bei den<br />

verschiedenen Landschaftspflegeprojekten?<br />

Ich habe von Ihnen nichts oder nur wenig gehört. Das allein, glaube ich, zeigt, dass Ihr<br />

Anspruch hier im Landtag zu sitzen, hauptsächlich ein ideologischer ist, ein sehr einseitig<br />

ideologischer Anspruch, und dass Ihnen die Umweltagenden rel<strong>at</strong>iv wenig an Interesse wert sind.<br />

In diesem Sinn darf ich das nur unterstreichen, was Kollege Salzl auch schon<br />

angeschnitten h<strong>at</strong>: Wir werden sehr wohl darauf achten, dass der Umweltanwalt nicht dazu<br />

benutzt wird, ein Verhinderungsanwalt zu sein, sondern dass er t<strong>at</strong>sächlich ein Anwalt für die<br />

Umwelt sein kann und sein wird. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Mit der Vereinbarung der SPÖ und den Grünen wurde anscheinend das freie Spiel der<br />

Kräfte neu erfunden. Ich möchte dazu folgendes sagen: Wir h<strong>at</strong>ten dies ja schon einmal, wir<br />

haben es eigentlich ständig. Es wird dieses freie Spiel der Kräfte zweifelsohne neue<br />

Spannungselemente in die burgenländische Politik bringen, und es wird sicherlich in diesem<br />

Hohen Haus, so hoffe ich auch, lebhafter werden.


66<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Aber das alleine wird zu wenig sein für das Vorwärtsbringen und das Weiterkommen in<br />

diesem Land. Dazu ist es wirklich notwendig, die praktische Arbeit zu machen und diese<br />

umzusetzen. Darauf haben wir als Volkspartei bei unserer Vereinbarung mit der SPÖ Wert gelegt,<br />

dass nämlich Arbeit in diesem Land geschehen kann.<br />

Es resultiert diese Vereinbarung ja im Prinzip aus der burgenländischen Verfassung, denn<br />

alle in der Regierung vertretenen Parteien müssen ja de facto zusammenarbeiten. Wenn wir<br />

wissen und sehen, welche großen Aufgaben vor uns liegen, wie die Sanierung des Budgets, die<br />

zweite Ziel 1-Periode, die Osterweiterung, dann, glaube ich, müssen Verantwortungskräfte ganz<br />

einfach diese Zusammenarbeit sehen und sie auch wahrnehmen. Das wollen wir. Wir sind mit<br />

einem sehr umfangreichen und sehr klaren Forderungsprogramm in diese Parteienverhandlungen<br />

hineingegangen.<br />

Auf einige Punkte möchte ich persönlich, auf den Rest werden meine Kollegen eingehen.<br />

Zur Demokr<strong>at</strong>iereform, zum Demokr<strong>at</strong>iepaket. Wir haben das ja schon jahrelang diskutiert. Die<br />

Freiheitliche Partei h<strong>at</strong> schon vor fünf Jahren x-Anträge dazu eingebracht, es h<strong>at</strong><br />

Dreiparteiengespräche gegeben, nur war es letztlich so, dass in vielen Punkten ganz einfach<br />

große Sorgen vorhanden waren.<br />

Wenn heute von der Abschaffung des Proporzes die Rede war, so habe ich von der SPÖ<br />

kein einziges Wort in diese Richtung vernommen, dass man für die Abschaffung des Proporzes<br />

gewesen wäre. Weil wir auch anklingen haben lassen, dass das, was wir im Landtag machen<br />

könnten und sollten, die Abschaffung des Proporzes gewesen wäre. Das war in dieser Zeit mit<br />

Ihnen nicht möglich.<br />

Bei der Direktwahl des Landeshauptmannes habe ich persönlich so meine Probleme, die<br />

durch verschiedene Vorkommnisse der letzten Zeit, würde ich glauben, eher bestätigt worden<br />

sind. Aber, wie immer es auch ist, verhindert wird diese Direktwahl letztlich durch die Blockade der<br />

SPÖ auf Bundesebene, die im Verfassungsausschuss ganz einfach ihre Zustimmung für die<br />

Ermöglichung der Direktwahl nicht gibt.<br />

Desgleichen wird die Briefwahl noch immer von der SPÖ-Fraktion, mit der nur eine der<br />

Verfassung entsprechende Mehrheit gegeben ist, blockiert. Also an uns wird es nicht liegen, hier<br />

voranzukommen. Was wir wollen, das ist ein wirklich einheitliches, gesamtheitliches Paket, in dem<br />

auch die Rechte der Bürger bei den Volksrechten, bei der Briefwahl nicht zu kurz kommen, wo<br />

man aber durchaus auch über sinnhafte Regelungen bei der Landesverfassung und bei der<br />

Geschäftsordnung reden kann.<br />

Zum Bereich der Finanzen habe ich bereits erwähnt, dass ich es begrüße, dass wir das<br />

Nulldefizit anstreben. Ich glaube auch, dass es notwendig und wichtig ist, dass wir uns dessen<br />

bewusst sind, dass wir nicht ständig auf Kosten der kommenden Gener<strong>at</strong>ionen leben können und<br />

dass wir mit sehr viel Fantasie versuchen müssen, neue Strukturen in diesen Landeshaushalt<br />

hineinzubringen.<br />

Ich begrüße ausdrücklich die Einstellung von Landeshauptmann Niessl und von Landesr<strong>at</strong><br />

Bieler, die sich mit diesen jahrelangen Forderungen von uns jetzt anfreunden können und<br />

versuchen, diese gemeinsam mit uns umzusetzen.<br />

Im Bereich der Wirtschaft könnte die Kurzformel lauten: Wir haben schöne Erfolge gehabt,<br />

und wir brauchen eigentlich den eingeschlagenen Weg nur fortzusetzen. Aber gerade in der<br />

Wirtschaft, glaube ich, ist es so, dass Veränderungen nirgends so rasch passieren wie in diesem<br />

Bereich. Ich glaube, dass es hier vor allem darauf ankommen wird, dass wir all die Chancen, die<br />

die zweite Ziel 1-Periode uns bietet, uns gibt, trotz aller budgetären Engpässe letztlich auch<br />

nutzen. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Eine grundsätzliche Anmerkung zum Bereich der Wirtschaft möchte ich aber schon<br />

machen. Wir haben immer wieder über die Nord-Süd-Diskussion gesprochen. Wir reden von den<br />

regionalen Unterschieden. Es gibt diese regionalen Unterschiede, die sind nicht wegzudiskutieren.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 67<br />

Nur, ich komme immer mehr zur Ansicht, dass diese Diskussion wirklich ein grober Unfug<br />

ist. Wir züchten damit letztlich nur Vorurteile. Bestärkt h<strong>at</strong> mich in dieser Ansicht vor allem eine<br />

Radiosendung, wo der Herr Landeshauptmann Niessl zu Wort gekommen ist, und zwar war das<br />

die Radioreihe von Tag zu Tag, wo der Herr Landeshauptmann Niessl Rede und Antwort<br />

gestanden ist. Ich habe diese Sendung zufällig gehört.<br />

In dieser Sendung ruft unter anderem ein Frauenkirchner an. Ich weiß nicht, ob Sie sich<br />

erinnern, Herr Landeshauptmann. (Zwischenruf von Landeshauptmann Niessl) Jedenfalls fragt<br />

dieser Herr aus Frauenkirchen den Landeshauptmann Niessl - ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />

das eine bestellte Frage sein kann, das glaube ich nicht -, was er denn zu unternehmen gedenke<br />

gegen diese unendliche Bevorzugung des Mittel- und Südburgenlandes gegenüber dem<br />

Nordburgenland und vor allem gegenüber dem Seewinkel.<br />

Das h<strong>at</strong> mir schon zu denken gegeben. Ich muss n<strong>at</strong>ürlich jetzt schon dazu sagen: Der<br />

Herr Landeshauptmann h<strong>at</strong> durchaus eine faire Antwort gegeben. (Landeshauptmann Niessl:<br />

Danke!) Das ist unumstritten. Nur, wie kommt ein Frauenkirchner zu dieser Meinung? Das habe<br />

ich mich gefragt. (Allgemeine Heiterkeit) Das muss gar nicht mit dem Bürgermeister<br />

zusammenhängen. (Landesr<strong>at</strong> Bieler: Frag den Abgeordneten Strommer!) Aber da wird doch eine<br />

Stimmung und ein Umfeld erzeugt, das kann letztlich nicht gut gehen. Da schaukeln wir uns<br />

wirklich nur gegenseitig auf.<br />

Ich glaube, wir sollten diese Diskussion wirklich auf der Basis von Fakten, von T<strong>at</strong>sachen,<br />

von wirtschaftlichen und sozialen Parametern machen, denn nur das zählt wirklich. (Beifall bei der<br />

ÖVP)<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte es jetzt nicht als P<strong>at</strong>riotismus und<br />

Neuauflage der Nord-Süd-Diskussion verstanden wissen, wenn ich noch eines einmahne. Es gibt<br />

eine unter den acht Regionen, das untere Pinka- und Stremtal, ich erwähne diese Region deshalb,<br />

weil es jene Region ist, die bis jetzt kein einziges größeres EU-Projekt zustande gebracht h<strong>at</strong>, aus<br />

eigenem und wir letztlich auch nichts gefunden haben.<br />

Ich glaube, ... (Allgemeine Heiterkeit) Herr Landesr<strong>at</strong>! Herr Landeshauptmann! Lassen Sie<br />

mich sagen: Es kann nicht so sein, das ist meine tiefste Überzeugung, dass eine jener Regionen,<br />

die am meisten dazu beigetragen h<strong>at</strong>, dass wir Ziel 1-Gebiet sind, leider muss man dazu sagen,<br />

von diesen vielen Milliarden, die wir als <strong>Burgenland</strong> bekommen, nichts bekommt und durch den<br />

Rost fällt.<br />

Deshalb glaube ich, dass auch diese Region ganz gezielt vom Land gesehen werden muss<br />

und dass man gerade in solchen Regionen seitens des Landes speziell Maßnahmen setzen muss.<br />

Ich weiß schon, da ist auch mein eigener Landesr<strong>at</strong> nicht immer glücklich mit mir, wenn ich solche<br />

Dinge fordere, (Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Das stimmt nicht!) aber das, Herr Landesr<strong>at</strong>, sind einfach<br />

T<strong>at</strong>sachen, die man auch sehen muss. (Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Ich verstehe das nur nicht! - Beifall bei<br />

der ÖVP)<br />

Ein Wort noch zur EU-Osterweiterung, die auch schon angeschnitten wurde. Ich glaube,<br />

dass es hier unumstritten ist, dass wir als unmittelbare Bewohner dieser Grenzregion, an dieser<br />

Nahtstelle der Erweiterung, diese Erweiterung mit größter Betroffenheit erleben werden. Wir sind<br />

von allen EU-Bürgern am meisten betroffen.<br />

Wir haben aber auch - und hier gebe ich Grete Krojer recht - sicherlich die größten<br />

Chancen, denn wir sind jene, die am meisten davon profitieren können und hoffentlich auch<br />

werden. Ich glaube daher, dass all diese Papiertiger, die wir hier installiert haben, wie zum<br />

Beispiel die EUREGIO, teilweise auch die INTERREG, wirklich mit Leben erfüllt werden müssen.<br />

Es muss darum gehen, dass wir hier ein gegenseitiges Verstehen zustande bringen, von<br />

der Sprache bis zu den Institutionen und gemeinsamen Projekten. Ich glaube auch, dass es<br />

notwendig sein wird, Übergangsregelungen in verschiedenen Bereichen zu treffen.<br />

Wenn ich mir zum Beispiel nur den Bereich der Arbeitnehmer, speziell der Pendler,<br />

ansehe, dann wird es zweifelsohne so sein, dass gerade die mittel- und südburgenländischen


68<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Wochenpendler die Konkurrenz der ungarischen Tagespendler sehr wohl spüren werden. Es geht<br />

hier sicherlich darum, dass man versucht, aus den Wochenpendlern Tagespendler zu machen,<br />

und dass man denen das Pendeln wirklich nach Möglichkeit erleichtert, in dem man die<br />

Verkehrsverbindungen verbessert. Ich verstehe nicht, warum man den Pendlerkoordin<strong>at</strong>or mir<br />

nichts dir nichts abgeschafft h<strong>at</strong>, indem man bessere Fahrtkostenzuschüsse und ein besseres<br />

Service schafft.<br />

Ich glaube, dass hier für den Arbeitnehmerbereich sehr viel an Fantasie entwickelt werden<br />

muss, um dieser Konkurrenz zu begegnen. Wobei n<strong>at</strong>ürlich das Wichtigste und Vordringlichste ist,<br />

dass wir hier im Land selbst versuchen, Arbeitsplätze zu schaffen. Es wird uns auch, glaube ich, in<br />

weiten Bereichen gelingen.<br />

Von den Pendlern, die es ja auch betrifft, überleitend zum Verkehr, etwas, was also<br />

Pendler und Wirtschaft massiv betrifft. Ich möchte hier einige Beispiele kurz erwähnen, wie<br />

Entscheidungen im Verkehr die Wirtschaft beeinflussen.<br />

Derzeit ist es zum Beispiel ja so, dass Arbeitsplätze praktisch mehr oder weniger entlang<br />

der Autobahnen und Schnellstraßen entstehen. So baut zum Beispiel der Frank Stronach, uns<br />

allen wohl bekannt, zur Zeit in Ilz, direkt neben der Autobahn, ein großes Autozulieferwerk. Ein<br />

Werk, das auch für Heiligenkreuz im Gespräch war. Gekommen ist es, glaube ich, vor allem<br />

deswegen nicht, weil man ganz einfach nach Heiligenkreuz wesentlich schwierigere<br />

Verkehrsbedingungen h<strong>at</strong>. Ich glaube, dass wir heute alle sehen müssen, dass die Streichung<br />

dieser Trasse von der Autobahn bei Ilz nach Heiligenkreuz und weiter nach Ungarn seinerzeit<br />

durch Bautenminister Sekanina ein großer Fehler war und die Entwicklung dieser Region doch<br />

massiv verzögert h<strong>at</strong>.<br />

Auf der anderen Seite zum Beispiel bin ich sicher, das wurde heute auch schon erwähnt,<br />

ich glaube vom Kollegen Salzl, dass mit dem Bau der Ostautobahn für viele Pendler und auch für<br />

die Wirtschaft Großartiges geschaffen wurde, weil hier wirklich das Pendeln erleichtert wurde und<br />

dass man da einen großen Schritt in die Richtung gemacht h<strong>at</strong>, dass nicht Regionen sich<br />

ausbluten, sondern im Gegenteil, dass hier Leute zuziehen. Vermehrt aus den Zentren zuziehen,<br />

weil ganz einfach das tägliche Pendeln möglich geworden ist.<br />

Das Gleiche gilt für die Raab-Ödenburger-Eisenbahn, wo ebenfalls tägliches Pendeln für<br />

viele Hunderte und Tausende möglich ist. Etwas, was wir im südlichen <strong>Burgenland</strong> im<br />

Zusammenhang mit der Aspang-Bahn schon jahrelang einfordern und hoffentlich heuer<br />

verwirklichen können, weil ich ganz einfach glaube, dass das wichtig ist, wenn man ein<br />

"Tagespendeln" unter halbwegs vertretbaren Bedingungen ermöglichen will.<br />

Die Seebrücke, die vor einigen Jahrzehnten im Gespräch war und Gott sei Dank verhindert<br />

wurde, h<strong>at</strong>, glaube ich, den ökologischen und auch den touristischen Kollaps dieser Region<br />

verhindert. Aber es könnte jetzt - und damit sind wir bei der Diskussion um die B 50 - Ähnliches,<br />

wenn hier nicht wirklich eine sinnvolle Lösung kommt, wieder passieren.<br />

Als Südburgenländer würde es mir sehr wehtun, das muss ich ehrlich sagen, in dieser<br />

wunderschönen Region zwischen See und Leithagebirge eine Schnellstraße, egal wo immer, zu<br />

sehen. (Beifall bei der ÖVP und den Grünen) Ich würde mir hier wirklich schwer tun, das<br />

vorzustellen. Ich hoffe also wirklich, dass es hier vernünftige Lösungen gibt.<br />

Es ist noch ein Punkt im Bereich des Verkehrs, der mir am Herzen liegt, das ist die Nord-<br />

Süd-Verbindung. Es geht nicht nur um Ost-West-Verbindungen, es geht auch um die Nord-Süd-<br />

Verbindung. Die Nord-Süd-Verbindung war vor Jahrzehnten das Prestigeprojekt unseres Landes,<br />

und sie h<strong>at</strong> das Land, glaube ich, wirtschaftlich und sozial auch zusammengeführt.<br />

Heute haben wir, wenn wir es realistisch sehen, doch eine Nord-Süd-Verbindung der zwei<br />

Geschwindigkeiten. Ich bin deshalb dankbar dafür, dass man in die Regierungserklärung<br />

aufgenommen h<strong>at</strong>, dass man diese Nord-Süd-Verbindung ertüchtigen muss. Das muss keine<br />

Schnellstraße durchgehend durch das Land sein, das wäre auch unsinnig, aber ich glaube, man<br />

muss sie ganz einfach ertüchtigen, damit ein rasches Vorwärtskommen möglich ist.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 69<br />

Begrüßen möchte ich in diesem ganzen Kontext des Verkehrs mit großer Freude, dass<br />

wieder einmal das Gesamtverkehrskonzept erwähnt wurde, dass es endlich kommen soll. Wir<br />

haben das ja x-Mal gefordert. Meine Presseaussendungen dazu sind, glaube ich, legendär. Ich<br />

hoffe nur, dass man wirklich bei dieser Ankündigung bleibt und sie in die Realität umsetzt. Ich bin<br />

diesbezüglich zuversichtlich.<br />

Ich möchte zum Schluss kommend folgendes feststellen: Ich glaube, dass an diesem<br />

Beispiel mit den Verkehrsentscheidungen aufgezeigt wird, dass es notwendig ist, dass wir im<br />

<strong>Burgenland</strong> in den nächsten Jahren richtige Entscheidungen fällen. Ich glaube, dass wir alle<br />

gefordert sind, dass wir hier offen, flexibel, lernfähig und änderungsbereit an diese<br />

Herausforderung herangehen.<br />

Wir alle, meine sehr geehrten Damen und Herren, wollen in intakten Familien und<br />

Dorfstrukturen wohnen. Wir alle aber müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir uns in einer globalen<br />

Welt befinden und uns in dieser bewähren müssen.<br />

Wenn wir heuer als <strong>Burgenland</strong> das 80jährige Bestandsjubiläum feiern, dann ist das<br />

einerseits, glaube ich, ein Grund zu feiern, dann ist das ein Grund, um über diese Zeit<br />

nachzudenken, dann ist das aber auch Grund, um über eine Neupositionierung unseres Landes<br />

ebenfalls nachzudenken. Eine Neupositionierung innerhalb Österreichs, einer Neupositionierung<br />

an der Nahtstelle zwischen Ost und West.<br />

Wir haben als Abgeordnete hier in einer sehr faszinierenden Zeit die Möglichkeit der<br />

Mitgestaltung. Wir müssen - ich bin überzeugt davon, dass wir das werden - diese Chance<br />

verantwortungsbewusst wahrnehmen. Die ÖVP wird mit ihren Regierungsmitgliedern und mit ihren<br />

Abgeordneten mit ganzer Kraft für das Land und für die Menschen dieses Landes arbeiten. (Beifall<br />

bei der ÖVP)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (der den Vorsitz übernommen h<strong>at</strong>): Als Nächster zu Wort<br />

gemeldet ist der Herr Abgeordnete Mag. Darabos. Ich erteile ihm das Wort.<br />

Abgeordneter Mag. Darabos (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich habe<br />

mir vorgenommen, keinen Zynismus hier von mir zu geben. Aber ich habe doch das Gefühl bei<br />

meinen beiden Vorrednern gehabt, dass die Wahlniederlage vom 3. Dezember noch nicht ganz<br />

verarbeitet ist in einigen Passagen. Ich würde meinen, dass wir jetzt zwei Mon<strong>at</strong>e nach der<br />

Landtagswahl wirklich zur Arbeit übergehen sollten und auch akzeptieren sollten, was an diesem<br />

3. Dezember für das <strong>Burgenland</strong> passiert ist.<br />

Sie brauchen auch keine Angst haben, die SPÖ h<strong>at</strong> den Dank an Landeshauptmann Karl<br />

Stix in mehrfacher Weise abgest<strong>at</strong>tet. Wir werden nicht, wie der ehemalige Landeshauptmann-<br />

Stellvertreter einmal gemeint h<strong>at</strong>, Landeshauptmann Karl Stix vergessen, sondern ganz im<br />

Gegenteil. Ein Landeshauptmann, der zehn Jahre für dieses Land Gutes geleistet h<strong>at</strong>, wird in der<br />

SPÖ, aber auch im <strong>Burgenland</strong> immer einen guten Ruf genießen und auch in unseren Gedanken<br />

sein.<br />

Es wäre jetzt Eulen nach Athen zu tragen, noch einmal die Regierungserklärung<br />

durchzukauen. Sie h<strong>at</strong> n<strong>at</strong>ürlich das vollste Einverständnis der SPÖ-Landtagsfraktion. Ich möchte<br />

hier nur einige Punkte noch gesondert herausgreifen.<br />

Landeshauptmann Niessl h<strong>at</strong> seine Regierungserklärung mit den Worten begonnen: "Jeder<br />

Wechsel weckt in den Menschen Erwartungen für Veränderungen und Neuerungen." Das ist<br />

n<strong>at</strong>ürlich grundsätzlich richtig. Ich möchte aber hinzufügen, dass es im <strong>Burgenland</strong> eigentlich<br />

keinen konkreten Wechsel gegeben h<strong>at</strong>.<br />

Die Menschen haben sich am 3. Dezember, wie schon angesprochen, und dieses<br />

Wahlergebnis ist wohl Grundlage dieser Regierungserklärung von Hans Niessl gewesen, mit<br />

einem überwältigenden Votum dafür entschieden, dass es keinen Wechsel und keinen Neubeginn,<br />

oder wie man das nennen will, im <strong>Burgenland</strong> geben soll.


70<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Die Menschen haben sich dafür entschieden, dass weiterhin die Sozialdemokr<strong>at</strong>ie die<br />

bestimmende Kraft im Lande sein soll. Ja mehr noch, das Votum vom 3. Dezember h<strong>at</strong> die SPÖ<br />

im <strong>Burgenland</strong> deutlich stärker gemacht. Damit haben die Burgenländerinnen und Burgenländer<br />

auch deutlich gemacht: Wir Burgenländerinnen und Burgenländer wollen in unserer Heim<strong>at</strong> einen<br />

politischen Kurs, der sich deutlich von jenem der Bundesregierung abhebt.<br />

Wenn auf die Leistungen der Bundesregierung hier kurz eingegangen wurde, dann kann<br />

ich nur sagen: Diese Leistungen heben sich insofern von unserer Politik ab, als sie in erster Linie<br />

sozial Schwächere betreffen, einen Kurs fahren, der vor allem die kleineren und mittleren<br />

Einkommen im Lande betrifft. Ich glaube, das sollte man nicht als Leistung hier im Landtag<br />

hervorheben.<br />

Wir wollen im <strong>Burgenland</strong> eine Politik, die sozial ausgewogen ist. Wir wollen eine<br />

Kre<strong>at</strong>ivität in der Politik, die gewährleistet, dass das Land den Prozess der letzten Jahre, der ein<br />

deutliches Plus an Arbeitsplätzen, Wohlstand und auch eine Verbesserung der Kaufkraft gebracht<br />

h<strong>at</strong>, fortsetzt.<br />

Es ist kein Zufall, dass die Burgenländerinnen und Burgenländer nach 36 Jahren<br />

sozialdemokr<strong>at</strong>ischer Gestaltungspolitik im Lande die SPÖ nicht nur in ihrer Führungsrolle gestärkt<br />

haben, sondern es ist, glaube ich, ein klarer Auftrag auch für uns, und diesem Auftrag wollen wir in<br />

Zukunft gerecht werden. Denn es ist zwar schön, Wahlen zu gewinnen, aber das ist für uns<br />

zuwenig.<br />

Das in uns gestellte Vertrauen gilt es nun zu bestätigen und mit einer politischen Vision<br />

umzusetzen, und die Regierungserklärung von Hans Niessl h<strong>at</strong> die Grundlage dafür geschaffen.<br />

Wir werden in den nächsten fünf Jahren dafür zu sorgen haben, dass die politischen<br />

Rahmenbedingungen für eine weitere Aufwärtsentwicklung unserer gemeinsamen Heim<strong>at</strong><br />

<strong>Burgenland</strong> passen. Wir werden dafür zu sorgen haben, dass die Politik ermöglicht, dass jeder<br />

einzelne Burgenländer und jede einzelne Burgenländerin von diesem objektiv nachvollziehbaren<br />

Aufwärtstrend im Lande, und ich möchte hinzufügen, um den beneiden uns viele andere<br />

Bundesländer bereits, persönlich profitiert. Das ist zweifellos ein ehrgeiziges Ziel, aber mit einer<br />

zukunftsorientierten und visionären Politik müsste es möglich sein.<br />

Das Prim<strong>at</strong> - das wurde heute in den Reden kaum angesprochen - wird für uns hier<br />

zweifelsohne die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik sein. Wir haben vor den Wahlen mit Kritik zu<br />

kämpfen gehabt, vor allem von den Freiheitlichen formuliert, die vor allem die Ziel 1-Politik massiv<br />

kritisiert haben. Am 3. Dezember haben wir mit unserer Politik, die viele Arbeitsplätze im Land<br />

gesichert und eine Menge an Arbeitsplätzen im Land geschaffen h<strong>at</strong>, Recht bekommen. Wir<br />

werden uns von dieser Kritik, die vor den Wahlen hier vonst<strong>at</strong>ten gegangen ist, auch nicht<br />

beeinflussen lassen, sondern diese Politik auch in den nächsten fünf Jahren fortzusetzen haben.<br />

Das heißt konkret, und diese Chance wird das <strong>Burgenland</strong> nur noch einmal bekommen, die<br />

Ziel 1-Politik muss drei Komponenten berücksichtigen.<br />

Erstens muss sie, wie auch in der ersten Periode bereits angesprochen, die<br />

Kompetenzzentrenphilosophie stärken. Das h<strong>at</strong> sich bewahrheitet und ist auch von den Menschen<br />

im Lande gut angenommen worden, wenn wir hier nur das Technologiezentrum in Eisenstadt<br />

anschauen, mit knapp 1.000 Arbeitsplätzen. Diese Politik gilt es fortzusetzen und auch auf alle<br />

anderen Bezirke auszudehnen.<br />

Zweitens bekennen wir uns n<strong>at</strong>ürlich auch zu einer Stärkung der Klein- und Mittelbetriebe<br />

im Land.<br />

Und drittens - auf das sollte auch nicht vergessen werden, ich glaube, da gibt es auch<br />

einen breiten politischen Konsens im Land - sollten jene Regionen in der zweiten Ziel 1-Periode<br />

bevorzugt werden, die in der ersten Periode nicht so zum Zug gekommen sind, wie wir uns das<br />

vorgestellt hätten.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 71<br />

Zweiter wichtiger Punkt unserer Landespolitik, auch das wurde in der Regierungserklärung<br />

klar hervorgehoben, ist die Frage der Budgetpolitik. Die Sozialdemokr<strong>at</strong>en bekennen sich im<br />

<strong>Burgenland</strong> zu einer Budgetpolitik, die ein ausgeglichenes Budget ermöglicht.<br />

Das heißt, dass wir im Gegens<strong>at</strong>z zur Bundespolitik im Lande keine Sozialleistungen<br />

kürzen, sondern versuchen sollen, sowohl bei den Ermessensausgaben als auch bei den<br />

Pflichtausgaben Reduktionen herbeizuführen, ohne einen Substanzverlust in der Ziel 1-Förderung<br />

zu erzielen.<br />

Vielleicht nur ein Wort zum sogenannten Finanzmanager. Ich glaube, dass bisher die<br />

Möglichkeit nicht bestanden h<strong>at</strong>, so einen Finanzmanager im Lande zu bestellen. Die<br />

Gegebenheiten, vor allem von Bundesebene, ermöglichen uns jetzt, diese Einrichtung zu<br />

schaffen.<br />

Es geht jetzt nicht darum, eine Überregierung zu schaffen oder einen Finanzreferenten zu<br />

bevormunden, sondern es geht ganz im Gegenteil darum, zusätzlich zu unserer Finanzpolitik, die<br />

wir in den nächsten Wochen ausverhandeln werden und auszuverhandeln haben, auch eine<br />

Institution zu schaffen, die uns die möglichst besten Grundlagen liefert, auch im<br />

Schuldenmanagement oder im Kreditmanagement einen guten Erfolg zu erzielen.<br />

Es ist auch angesprochen worden, das ist ein wichtiger Bestandteil der Politik der nächsten<br />

fünf Jahre, wie wir unsere Verkehrspolitik zu planen haben. Ich möchte hier nur für die SPÖ<br />

sagen, dass wir n<strong>at</strong>ürlich in alle Richtungen gesprächsbereit sind, aber dass es für uns keine<br />

Kompromisse geben kann, was zum Beispiel die Weiterführung der S 31, nicht nur in Richtung<br />

Steinberg/Dörfl betrifft, sondern auch zur Grenze Richtung R<strong>at</strong>tersdorf, und dass wir uns weiterhin<br />

dafür einsetzen werden, die Spange Kittsee zu verwirklichen zur A 4. (Abg. Tschürtz: Dazu<br />

braucht Ihr den Bund!)<br />

Wir brauchen den Bund dazu. Wir hoffen auch, hier die Unterstützung der<br />

Infrastrukturministerin zu erhalten, wo ich nicht ganz sicher bin, ob das noch gilt, was in früheren<br />

Zeiten ausgemacht wurde.<br />

Der dritte Punkt - und das ist sicher ein Punkt, der noch für viel Diskussion in diesem<br />

Hause sorgen wird - ist die Frage der Verkehrsentlastung an der B 50. Aber ich glaube, dass auch<br />

"grüne Politik" nicht davor zurückschrecken wird und kann, die Menschen an der B 50 in diesen<br />

Entscheidungsprozess einzubinden. Wir von der Sozialdemokr<strong>at</strong>ie stehen nach wie vor dazu, dass<br />

es am besten wäre, die Menschen in dieser Region zu befragen, wie die Verkehrslösung am<br />

besten vonst<strong>at</strong>ten gehen soll.<br />

Wir haben aber als wichtigstes Ziel, glaube ich, auch in der Ziel 1-Politik zu gewährleisten,<br />

dass die Bildung und Ausbildung im Lande eine Qualität erreicht, die es auch ermöglicht, die<br />

Arbeitsplätze, die wir jetzt geschaffen haben, mit Burgenländerinnen und Burgenländern zu<br />

besetzen.<br />

Ich verweise hier nur auf die Fachhochschulphilosophie - von der SPÖ forciert. Wir haben<br />

derzeit 720 Fachhochschulstudenten. Wir sind dabei, ein neues Universitätszentrum in Eisenstadt<br />

zu bauen. Wir werden in Pinkafeld einen neuen Studienzweig Energie und Umwelt errichten. Ich<br />

glaube, das sind nur einige Beispiele dafür, wie eine zukunftsorientierte Bildungspolitik auch im<br />

<strong>Burgenland</strong> funktionieren kann.<br />

Ähnliches gilt für die Gesundheits- und Sozialpolitik. Auch hier - das sollte man vielleicht<br />

konkret ansprechen, weil es sind konkret sehr wenige Dinge von meinen Vorrednern<br />

angesprochen worden - geht es darum, das Angebot in unseren Krankenhäusern zu verbessern.<br />

Ich denke hier zum Beispiel an die Verbesserung der Einrichtungen im Bereich Orthopädie in den<br />

Krankenhäusern Oberpullendorf und Eisenstadt.<br />

Weiters geht es um die Absicherung sämtlicher Krankenhäuser im <strong>Burgenland</strong>. Auch das<br />

war nicht sicher, wenn Sie schon die Bundesregierung ansprechen. Auch da h<strong>at</strong> es Bestrebungen<br />

gegeben, im <strong>Burgenland</strong> Krankenhäuser zumindest einzuschränken, wenn nicht sogar zu<br />

schließen. Dafür stehen wir Sozialdemokr<strong>at</strong>en sicher nicht.


72<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Ein wichtiger Punkt für uns in den nächsten Wochen, der zu verwirklichen ist, ist die Frage<br />

des P<strong>at</strong>ientenanwaltes. Hier wurden die Vorarbeiten von Landesr<strong>at</strong> Dr. Rezar bereits getätigt. Es<br />

kommt jetzt nur mehr darauf an, die richtige Person zu finden.<br />

Ich möchte vielleicht einen Punkt noch gesondert hervorheben, und zwar ist das der<br />

Bereich des Demokr<strong>at</strong>iepaketes. Wir haben uns in beiden Übereinkommen, die jetzt loser sind als<br />

jenes in der letzten Periode, sowohl im Übereinkommen mit den Grünen als auch im<br />

Übereinkommen mit der ÖVP, darauf verständigt, eine Demokr<strong>at</strong>iereform im <strong>Burgenland</strong> zu<br />

machen. Dazu stehen die Sozialdemokr<strong>at</strong>en. Allerdings wird es mit uns keine Reform geben, die<br />

nur Kosmetik beinhaltet, sondern es muss eine Reform sein, die umfassend ist. Deshalb werden<br />

wir uns darauf einstellen, dass es um ein Gesamtpaket geht.<br />

Es geht sicherlich um die Stärkung der Minderheitenrechte. Es geht sicherlich auch um die<br />

Stärkung der Mitsprachemöglichkeit der Bürger in einzelnen Sachfragen, Gesetzesfragen. Es geht<br />

aber auch um die Möglichkeit der Bürger, direkter in die Wahl und in die politische<br />

Meinungsbildung einzugreifen, und das geht bei uns bis zur Direktwahl des Landeshauptmannes.<br />

Wir Sozialdemokr<strong>at</strong>en stehen dazu, allerdings, wie gesagt, nur in einem Bereich, der sich als<br />

Gesamtpaket präsentieren kann. (Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Man sollte zu Beginn der Legisl<strong>at</strong>urperiode<br />

sachlicher diskutieren!) Das ist sachlich. Ich würde meinen, dass es nicht so schwer sein kann für<br />

ÖVP und FPÖ auch auf die Bundesparteien hinzuwirken, diese Änderung auch herbeizuführen.<br />

(Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Die SPÖ war 30 Jahre in der Regierung!)<br />

Der nächste wichtige Bereich, den das <strong>Burgenland</strong> in den nächsten fünf Jahren nicht<br />

alleine bewerkstelligen wird können, aber der politisch für uns eine Zukunftsfrage ist, an der wir<br />

nicht vorbei können, ist die Frage der EU-Osterweiterung.<br />

Es wurde uns, den Sozialdemokr<strong>at</strong>en, unterstellt, auch von den Grünen, dass wir hier eine<br />

zögerliche Haltung einnehmen. Das ist nicht der Fall. Wir bekennen uns zur Osterweiterung als<br />

Sozial- und Friedensprojekt. Wir bekennen uns zur Osterweiterung auch als Wirtschaftsprojekt.<br />

Aber wir müssen schon auch die Realitäten sehen. Die Realität ist, dass eine rasche<br />

Osterweiterung ohne Übergangsfristen heißen würde, dass die Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer im <strong>Burgenland</strong> aus dem Arbeitsmarkt hinausgedrängt werden oder dass diese<br />

Gefahr bestehen würde.<br />

Ich glaube, das sollten wir uns als politische Vertreter schon auch in unsere Konzepte<br />

hineinreklamieren, dass das nicht der Fall sein soll. Deswegen bin ich sehr froh, dass nicht nur auf<br />

Bundesebene in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene ein Umdenken vonst<strong>at</strong>ten<br />

gegangen ist und dass durchaus auch, das konst<strong>at</strong>iere ich auch dem Bundeskanzler Schüssel,<br />

diese Übergangsfristen in den Verhandlungen drinnen sein sollen, weil es auch darum geht, wie<br />

gesagt, unsere Arbeitnehmer nicht zu benachteiligen.<br />

Ich glaube, dass die Osterweiterung insgesamt ein positives Projekt ist, aber dass wir<br />

schauen müssen, um auch die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen, dass die<br />

Rahmenbedingungen bei dieser Osterweiterung passen.<br />

Ich glaube insgesamt, dass die Regierungserklärung von Landeshauptmann Niessl ein<br />

umfassendes Modernisierungs- und Reformkonzept für das <strong>Burgenland</strong> beinhaltet. Ich habe das<br />

schon einmal in diesem Haus gesagt: Es geht aber nicht darum, sich jetzt auf dem Wahlergebnis<br />

vom 3. Dezember auszuruhen, denn Wahlen sind nicht nur Lohn für gestern, sondern Vertrauen<br />

auf morgen.<br />

Ich glaube, dass wir jetzt gemeinsam an diese Arbeit gehen, das Wahlergebnis vom 3.<br />

Dezember akzeptieren sollten und das von Landeshauptmann Hans Niessl heute präsentierte<br />

Regierungskonzept auch in den nächsten fünf Jahren kraftvoll umsetzen sollten. (Beifall bei der<br />

SPÖ)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Landeshauptmann-<br />

Stellvertreter Mag. Steindl das Wort.<br />

Bitte Herr Landeshauptmann-Stellvertreter.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 73<br />

Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Steindl: Herr Präsident! Meine sehr geehrten<br />

Damen und Herren! Hohes Haus! Ein Tag der gemeinsamen Regierungserklärung gibt n<strong>at</strong>ürlich<br />

genug Anlass, um erstens einmal über das ausklingende Jahrtausend oder Jahrhundert Bilanz zu<br />

ziehen, aber auch einen Blick auf die nächsten Jahrzehnte zu werfen sowie einige grundsätzliche<br />

Anmerkungen zur Politik zu tätigen.<br />

Nun, das <strong>Burgenland</strong> h<strong>at</strong> ein bewegtes Jahrhundert hinter sich. Von einer Region ohne<br />

große Bedeutung musste sich das Land zunächst diesen Herausforderungen stellen, musste<br />

seine Identität finden und sich als gleichwertiges Bundesland etablieren. Es bedurfte großer<br />

Anstrengungen. Der Herr Landeshauptmann h<strong>at</strong> es in der Regierungserklärung betont: Es gab<br />

keine Infrastruktur, wir mussten die Infrastruktur aufbauen.<br />

Nach mühevoller Arbeit gelang es uns, den Vätern und Großvätern, diese Region zu einem<br />

modernen Land, zu einem lebenswerten <strong>Burgenland</strong> auszubauen. Der EU-Beitritt war ein<br />

wichtiger Schritt, denn hier vermerken wir einen wirtschaftlichen Aufschwung, und es wurden auch<br />

die D<strong>at</strong>en genannt: Ob das jetzt die Wirtschaftsd<strong>at</strong>en sind, die schon seit Jahren über dem<br />

Bundesdurchschnitt liegen, ob das die Kaufkraft ist, ob das jetzt die Zahlen im Tourismus oder die<br />

Arbeitsmarktd<strong>at</strong>en sind, wo wir erstmals im Durchschnitt eine Beschäftigtenanzahl von über<br />

80.000 Beschäftigten im Jahr 2000 erreicht haben.<br />

Man kann mit Recht sagen, dass es hier eine evolutionäre Entwicklung gegeben h<strong>at</strong>. Das<br />

heißt, behutsam haben wir das Land hier in eine Richtung entwickelt, wo Lebensqualität ganz<br />

vorne steht. Unser Ziel muss es sein, vom Ziel 1-Land zur Nummer 1 in diesem Europa, in diesem<br />

Österreich zu werden.<br />

Wir stehen vor großen Herausforderungen, auch das wurde betont. Dazu gehört, unser<br />

kleines <strong>Burgenland</strong> in diesem großen Europa zu positionieren. Dazu gehört, mehr als nur<br />

Förderungen zu geben, sondern dazu gehört auch, dass wir eine Politik der imm<strong>at</strong>eriellen Werte<br />

verfolgen. Dazu gehört Offenheit, Aufgeschlossenheit, aber auch, dass wir das Historische<br />

bewahren. Dazu gehört auch neues Denken und keine Schallklappenmentalität. Da gehört auch<br />

dazu, dass wir Neues andenken, langfristige Entwicklungschancen auch wahrnehmen.<br />

Nun, was sind diese Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte? Erstens, wir<br />

müssen eine Politik der Nachhaltigkeit betreiben - es wurde bereits betont -, ob das jetzt<br />

budgetäre Fragen, ob das bildungspolitische Fragen oder Fragen im Bereich der Umwelt sind.<br />

Wir müssen, egal wo wir stehen und was wir tun, an die nächste Gener<strong>at</strong>ion denken und<br />

unsere Politik danach ausrichten. Wenn wir in einer gemeinsamen Klausur die finanziellen<br />

Richtlinien für die nächsten Jahre vorgegeben haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg.<br />

Nämlich, keine weitere Verschuldung einzugehen und die nächsten Budgets ausgeglichen zu<br />

erstellen.<br />

Dazu gehört ein modernes Controlling und n<strong>at</strong>ürlich Transparenz. Das ist ganz wichtig,<br />

denn hätte es diese Transparenz auch früher gegeben, dann hätte es auch wahrscheinlich auch<br />

keinen Bank <strong>Burgenland</strong>-Skandal gegeben. Das muss man mit aller Offenheit hier sagen. (Beifall<br />

bei der ÖVP)<br />

Zweitens, das Thema Erweiterung der EU. Das ist ein wichtiges Thema und wird uns die<br />

nächsten Jahre noch beschäftigen. Hier geht es vor allem darum, die Chancen und die Risken<br />

aufzuzeigen. Jedes Risiko birgt auch n<strong>at</strong>ürlich eine Chance. Hier gilt es auch, Offenheit an den<br />

Tag zu legen, Transparenz walten zu lassen, die Bevölkerung ganz genau aufzuklären, wo die<br />

Stärken und Schwächen einer Erweiterung sind.<br />

Denn dass diese EU sich erweitert, ich glaube, da sind wir uns alle vier Parteien hier einig,<br />

dass wir aber auch darauf einwirken können, wie sie kommt, das steht auch außer Zweifel. Da<br />

sollten wir gemeinsam arbeiten, keine Panikmache betreiben, sondern die Bevölkerung, die vielen<br />

verschiedenen Berufsgruppen, ob das die Betriebe sind, die Landwirte, die Arbeitnehmer, ja alle<br />

Burgenländerinnen und Burgenländer, darüber ernsthaft informieren.


74<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Ich sage Ihnen: Das <strong>Burgenland</strong> h<strong>at</strong> die Chance, bei dieser Diskussion zu gewinnen. Das<br />

<strong>Burgenland</strong> kann hier eine Brückenfunktion bekommen, eine Brückenfunktion zwischen Ost und<br />

West. Wir müssen die Chancen für uns nur nützen.<br />

Ein dritter Bereich, die Bildungspolitik, wurde von allen Parteien angesprochen. Ich komme<br />

selber von der Bildungsbranche und weiß, wovon ich rede. Das Schlagwort vom lebenslangen<br />

Lernen bleibt kein Schlagwort. Wir wissen, dass wir mit der herkömmlichen Bildungspolitik nicht<br />

auskommen. Darum geht es nicht, Frau Abgeordnete Krojer, um speed kills, sondern speed wins.<br />

Das bedeutet, wir müssen uns anpassen. Wir müssen gerade im Bereich der Erwachsenenbildung<br />

neue Akzente setzen. Das Thema Internetakademie zum Beispiel ist noch nicht ausdiskutiert.<br />

Wir müssen darangehen, hier neue Formen zu schaffen, wo wir sehr schnell und flexibel<br />

auf diesen Arbeitsmarkt reagieren können. Dazu gehören auch die Fachhochschulen, die wir<br />

ausbauen wollen. Dazu gehört, dass ich mich als Schulreferent dementsprechend einbringe.<br />

Wir wollen selbstverständlich die Schule im Dorf, aber auch die Klassen erhalten. Da wird<br />

es garantiert noch die eine oder andere Diskussion geben. Aber Bildung darf nicht auf die Schule<br />

begrenzt sein, sie geht unerbittlich weiter bis ans Lebensende.<br />

Das nächste Thema ist die Verkehrspolitik. Verkehrswege sind Lebensadern, das stimmt.<br />

Hier müssen wir sehr intelligente Lösungen andenken. Da geht es nicht darum, dass wir nur<br />

weitere Straßen bauen, sondern wir müssen überlegen: Wie können wir den Verkehr<br />

sinnvollerweise langfristig reduzieren? Wie können wir Transportwege verkürzen? Und, wie<br />

können wir den öffentlichen Verkehr dementsprechend <strong>at</strong>traktivieren?<br />

Ich glaube, da sind intelligente Lösungen gefragt und da müssen, nicht können, sondern da<br />

müssen alle Parteien, die hier im Landtag vertreten sind, sich auch einbringen.<br />

Ein Zukunftsthema ist die Frage, welche Rolle unser kleines <strong>Burgenland</strong> in einer<br />

globalisierten Welt spielt. In der Wirtschaft dominieren Megafusionen, Versicherungen, Banken,<br />

Bauwirtschaft. Hier gibt es große Zusammenschlüsse. In der Politik werden sogar größere<br />

Einheiten diskutiert.<br />

Dennoch glaube ich, dass in dieser Diskussion die kleine Einheit mehr denn je gefragt ist.<br />

Small ist beautiful, bleibt immer noch aufrecht. Eine kleine Einheit ist menschengerechter, man<br />

überblickt sie besser, man kann sie auch im wahrsten Sinne besser begreifen. Ich glaube also an<br />

eine Renaissance der kleinen Einheit, weil sie stabiler, flexibler und ökologisch sinnvoller ist. Ich<br />

denke daran, dass hier der Mensch in den Mittelpunkt gestellt werden muss, die Persönlichkeit.<br />

Das Persönliche ist wichtiger als D<strong>at</strong>enübertragungen. Dazu gehört auch Solidarität,<br />

Wertschätzung und Toleranz gegenüber dem anderen.<br />

Wir müssen hier im Landtag anfangen, Toleranz zu üben gegenüber dem Anderen und ihm<br />

nicht gleich etwas unterstellen. Ich glaube, das wäre ein neuer Weg der Politik. (Beifall bei der<br />

ÖVP)<br />

Es gibt mir Zuversicht, dass wir in die richtige Richtung gehen, denn wir können nur Politik<br />

von unten nach oben gestalten. Wenn ich mir ansehe, dass sehr viele Bürgermeister hier herinnen<br />

sitzen und sogar in der Regierung drei ehemalige Bürgermeister vertreten sind, dann glaube ich,<br />

dass das der richtige Weg ist, die Politik zu gestalten und selbstverständlich die Bürgerrechte<br />

ernst zu nehmen.<br />

Dazu gehört es auch, Frau Kollegin Krojer, dass wir die Demokr<strong>at</strong>ierechte stärken und<br />

ausbauen. Jawohl, ich bin dafür. Ich sage Ihnen: (Abg. Gertrude Spieß: Aber nicht demonstrieren<br />

lassen!) Proporz ist kein schlechtes Wort. Was bedeutet Proporz? Proporz bedeutet,<br />

proportionieren, einen gewissen Proporz herstellen.<br />

Wenn Sie verlangen, Sie wollen in den Ausschüssen drinnen sein, dann heißt das auch<br />

aus Ihrer Sicht, dass sie Proportionen herstellen wollen. Also Sie reden auf der einen Seite gegen<br />

den Proporz, wollen aber dann die Proportionen wiederherstellen. Man muss mit diesen Wörtern<br />

in der Politik sehr vorsichtig umgehen. (Beifall bei der ÖVP)


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 75<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Welt lebt eigentlich von den vielen<br />

Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht. Wir haben das UNO-Jahr der Freiwilligen. Wir sollten uns<br />

auch hier einbringen. Wir sind als Politiker gefragt. Es geht darum, dass wir die vielen Vereine,<br />

Organis<strong>at</strong>ionen, die uneigennützig für unser Land arbeiten - ich habe mir sagen lassen, dass jeder<br />

zweite Burgenländer in einem Verein ist -, von der politischen Seite unterstützen.<br />

Da genügt es nicht, dass wir nur bei Feiertagen, Landesfeiertagen, irgendwelche<br />

Ehrenurkunden hergeben, sondern dass wir diesen Vereinen wirklich das Gefühl geben, dass wir<br />

auch für sie da sind. Wir brauchen ganz einfach - und das ist der Ans<strong>at</strong>z - eine Gesellschaft der<br />

Solidarität. Eine Gesellschaft der Solidarität bedeutet, sich solidarisch zeigen mit der älteren<br />

Gener<strong>at</strong>ion, und die ältere Gener<strong>at</strong>ion viel mehr in das politische Geschehen mit einbinden. Aber<br />

auch Solidarität gegenüber der nächsten Gener<strong>at</strong>ion, der Jugend. Auch hier sind Schwerpunkte zu<br />

setzen. Oder auch, und das gebe ich zu, Solidarität gegenüber den Schwächeren in unserer<br />

Gesellschaft.<br />

Ich glaube, wir sollten, wenn wir heute die gemeinsam erstellte Regierungserklärung gehört<br />

haben, auch unsere Politik nachhaltig danach ausrichten. Nicht gegeneinander oder<br />

nebeneinander, sondern in vielen Dingen miteinander. Ich glaube, das ist der Weg, und die<br />

Burgenländerinnen und Burgenländer sind es wert, dass wir diesen Weg gehen. (Beifall bei der<br />

ÖVP)<br />

Ich komme schon zum Schluss. Auch wenn Sprichworte jetzt nicht so gefragt sind, ich<br />

nenne aber doch eines, das sehr gerne strapaziert wird, nämlich: Carpe diem! Nütze den Tag! Ich<br />

sage Ihnen: Nützen wir gemeinsam, alle vier Parteien hier herinnen, die nächsten Jahre, denn wir<br />

brauchen jede Kraft für das <strong>Burgenland</strong>. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Als Nächster zur Wort gemeldet ist der Herr Abgeordnete<br />

Mag. Vlasich.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Mag. Vlasich (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr<br />

Landeshauptmann! Sehr geehrte Dame und Herren der Landesregierung! Postovane poslanice i<br />

poslaniki u zemaljski sabor! Hohes Haus! Lassen Sie mich zunächst einmal, bevor ich zur<br />

Regierungserklärung Stellung nehme, auf die Diskussionen nach der Regierungserklärung<br />

eingehen.<br />

Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Sie haben soeben von intelligenten Lösungen und<br />

von Toleranz gesprochen. Damit sind wir sehr einverstanden. Auch wir sind der Auffassung: Small<br />

is beautiful. Das ist unserer Ansicht nach etwas durchaus Lebenswertes; und kleine Einheiten<br />

ebenso.<br />

Ich hoffe, dass Sie das von small is beautiful auch Ihrem Kollegen und Nachbarn, Herrn<br />

Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer, ebenfalls erzählen werden, und auch von den schönen Ställen und<br />

bäuerlichen Betrieben, die sich in diesem Bereich befinden und nicht von den tausenden<br />

Schweinen in Schweinemastställen.<br />

Wir sind selbstverständlich gegen den Proporz. Wenn Sie die Ausschüsse genannt haben,<br />

so h<strong>at</strong> dies nichts mit Proporz zu tun. Denn wenn dort nach Proporz vorgegangen wird, und das<br />

passiert ja auch, sind die Grünen ja gar nicht drinnen. Also dort ist Proporz schon dabei, nämlich<br />

nach der Verhältnismäßigkeit.<br />

Aus diesem Grund verlangen wir nicht den Einzug in die Ausschüsse, sondern einfach,<br />

(Der Präsident gibt das Glockenzeichen) dass es möglich wird, diese Mindeststandards an<br />

Demokr<strong>at</strong>ie auch hier im Landtag auszuüben. Und das wäre für uns Mindeststandard, dass<br />

zumindest jeweils ein Vertreter einer kleinen Fraktion in diesen Ausschüssen vertreten ist. Wir sind<br />

ja nicht zuletzt in drei Ausschüssen vertreten. Uns ist nicht ganz klar und einsichtig, warum das<br />

nicht auch in den anderen Ausschüssen sein könnte.


76<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Fangen wir vielleicht der Reihe nach an. Der Herr Dr. Salzl war anfangs am Wort und h<strong>at</strong><br />

versucht, den Grünen mitzuteilen, dass wir irgendwo die Demokr<strong>at</strong>ie nicht richtig auffassen, oder<br />

dass Leute, die offensichtlich oder auch nicht den Grünen nahe stehen, den Demokr<strong>at</strong>iebegriff<br />

nicht leben.<br />

Was bitte ist Demokr<strong>at</strong>ie, wenn nicht das Recht auf Demonstr<strong>at</strong>ion, das<br />

Demonstr<strong>at</strong>ionsrecht. (Beifall bei der SPÖ und bei den Grünen - Abg. Tschürtz: Aber auf Polizisten<br />

hinhauen!) Kein einziger Demonstrant in Österreich h<strong>at</strong> einen Polizisten geschlagen. Ich kann<br />

mich an diese Sachen ... (Abg. Tschürtz: Doch, Joschka Fischer!) Der ist in Österreich? Oh,<br />

interessant! (Allgemeine Heiterkeit) Ich habe mit Interesse dem Herrn ... (Abg. Gertrude<br />

Spieß: Das habe ich noch nicht gehört! - Der Präsident gibt das Glockenzeichen) Bitte, Frau<br />

Kollegin, lassen Sie mich weiterreden. Ich bitte, den Lärmpegel etwas zu senken. (Abg. Dr.<br />

Salzl: Die Polizisten sind alle selber gestolpert!) Ich habe mit Interesse die Ausführungen des<br />

Herrn Bundesgeschäftsführers der Grünen verfolgt, als er über die autoritäre Wende gesprochen<br />

h<strong>at</strong>. Ich habe heute das genau bestätigt bekommen, dass die autoritäre Wende auch darin<br />

besteht, dass man versucht, demokr<strong>at</strong>ische Rechte in diesem Land zu beschneiden.<br />

Und wenn Sie sagen, diese Aufsicht kostet Millionen, wenn Sie so wollen, der<br />

Demonstrantenschaden, ja, dann sage ich auch etwas, Herr Dr. Salzl: Es kostet Hunderte<br />

Millionen der Schaden, den die Regierung bei uns in Österreich angestellt h<strong>at</strong>, jener Schaden, den<br />

sie dann wieder über Werbemaßnahmen auspolieren will. (Abg. Tschürtz: Wir küssen Moskau und<br />

die Erde!)<br />

Herr Abgeordneter Tschürtz, ich möchte nun doch auch ein (Allgemeine Unruhe)<br />

Sprichwort zum Tragen bringen: Ausnahmen bestätigen die Regel. Sie sind der beste Beweis<br />

dafür, dass offensichtlich die flächendeckende Bildung, das Bildungsangebot im <strong>Burgenland</strong> noch<br />

nicht alle getroffen h<strong>at</strong>. (Abg. Tschürtz: Das ist super! - Beifall des Abg. Tschürtz)<br />

Ich möchte ferner eingehen auf eine weitere Aussage des Herrn Dr. Salzl bezüglich der<br />

Universitäten und der Zus<strong>at</strong>zmilliarde, die wir da haben. Die Direktoren würden sich sehr freuen,<br />

wenn das so wäre. Herr Dr. Salzl, die Milliarde, die jetzt den Universitäten zukommt, die werden<br />

Sie und wir und unsere Studenten und unsere Mitbürger zahlen, damit diese Milliarde überhaupt<br />

da ist. Denn zuerst wurde sie ihnen - den Universitäten - gestrichen und dann kann sie von der<br />

Bevölkerung wiederum aufgebracht werden.<br />

Sie wissen auch ganz genau, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung ... (Abg. Dr. Salzl:<br />

Das ist zweckgebunden!) Ja, aber zuerst ist sie zweckgebunden weggenommen worden. (Abg.<br />

Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h: 109 Milliarden Schilling sind für Bildung im Budget vorgesehen.) Die<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung ist bei Straßenbauten notwendig, das h<strong>at</strong> mit unserem Vorschlag<br />

der Umweltverträglichkeit nichts zu tun. Sie wissen aber, Herr Dr. Salzl, dass<br />

Flächenwidmungspläne normalerweise ganz ordentlich über die Bühne gehen.<br />

Auch Ihre Partei ist bei einer Flächenumwidmung genauso unglücklich wie wir, nämlich in<br />

Oberpullendorf. Hätten wir einen Umweltanwalt gehabt, dann wäre die Flächenumwidmung so<br />

nicht über die Bühne gegangen. Denn dort soll eine Riesenfabrik für Müllablagerung und<br />

Mülltrennung entstehen. (Abg. Dr. Salzl: Das stimmt doch absolut nicht! Sie haben keine Ahnung!)<br />

Ein Umweltanwalt kann in diesen Bereichen zum Schutz der N<strong>at</strong>ur und als Fürsprecher der<br />

Bürger herangezogen werden.<br />

Zur EU, Herr Dr. Salzl. Es ist richtig, dass im ersten und zweiten Jahr 110.000 Arbeiter und<br />

Arbeitssuchende aus den Oststa<strong>at</strong>en nach Österreich kommen werden. Sie haben offensichtlich<br />

auch die Studie zitiert, die ich vorliegen habe. Das ist die Studie des IHS aus dem Jahre 1998.<br />

In den ersten zehn Jahren werden t<strong>at</strong>sächlich 240.000 Arbeitssuchende nach Österreich<br />

kommen. Würden 110.000 im ersten Jahr ins <strong>Burgenland</strong> kommen, dann kann ich nur sagen “gute<br />

Nacht”. Wir haben 80.000 Arbeitsplätze, wie soll sich das überhaupt ausgehen.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 77<br />

Zum Herrn Klubobmann Glaser möchte ich auch noch sagen: Wir jammern nicht, Herr<br />

Klubobmann - er ist nicht da -, wir fordern nur demokr<strong>at</strong>ische Mindeststandards ein. Ich glaube, da<br />

sind Sie ja unserer Auffassung, dass das in diesem Land nichts Schlechtes wäre.<br />

Darabos ist auch schon weg. Ihm wollte ich nur sagen, dass n<strong>at</strong>ürlich kein Wechsel<br />

eingetroffen ist. Herr Klubobmann Darabos, durch die Neuwahlen ist selbstverständlich kein<br />

Kurswechsel eingetroffen, aber zumindest eine Kurskorrektur. Die Wähler haben uns in den<br />

Landtag gewählt, um eben eine Kurskorrektur, nämlich in Sachen Demokr<strong>at</strong>ie, Transparenz,<br />

Kontrolle, Umwelt und Frauen durchzuführen.<br />

Somit komme ich dann t<strong>at</strong>sächlich zur Regierungserklärung des Herrn<br />

Landeshauptmannes, die sehr wohl einige Ansätze, auch unserer Auffassung nach, in die richtige<br />

Richtung enthält.<br />

Als ersten Punkt möchte ich den Willen hervorheben, in dieser Periode das freie Spiel der<br />

Kräfte bei der Mehrheitsfindung suchen zu wollen. Ich weiß schon, dass das nun leicht gesagt,<br />

aber ein bisschen schwieriger getan ist, denn die Landesverfassung zwingt Sie und die SPÖ in<br />

eine Proporzregierung mit der ÖVP.<br />

Um diesem Zwang in Zukunft nicht mehr ausgeliefert zu sein, sondern einer freien<br />

Regierungsbildung Raum zu verschaffen, haben wir in unserem gemeinsamen Übereinkommen<br />

vereinbart. ÖVP und FPÖ sind herzlich eingeladen, ebenso diesen gewaltigen<br />

Demokr<strong>at</strong>isierungsschub mit uns zu wagen und die Landesverfassung in diesem Punkt, wie auch<br />

noch in vielen anderen, die Sie selbst und meine Kollegin Grete Krojer bereits erwähnt haben, zu<br />

verbessern.<br />

Mit Genugtuung habe ich die Äußerungen vernommen, dass der Bildung zukünftig eine<br />

größere Bedeutung zukommen soll. Wir sind gerne bereit, konstruktiv an einer Bildungsoffensive<br />

mitzuarbeiten, denn nur so kann unserer Jugend der Rohstoff für die Zukunft mitgegeben werden,<br />

der in Hinkunft Goldes wert sein wird, nämlich der Rohstoff Bildung.<br />

Geben wir unserer Jugend die Möglichkeit, umfassend und besser vorbereitet in das<br />

Berufsleben zu treten als bisher. Die Bildungsinhalte haben sich in den letzten Jahren nicht nur<br />

verändert, sie sind auch um das x-Fache angestiegen. Die Fremdsprache Englisch ist zwar der<br />

Hauptschlüssel zur Verständigung in Europa, die vielen Seitentüren lassen sich jedoch besser mit<br />

eigenst dafür angefertigten Schlüsseln sperren. Die Sprachen unserer Nachbarn, wie auch<br />

unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger, Ungarisch, Slowakisch sowie Kro<strong>at</strong>isch, sind<br />

hervorragende Kommunik<strong>at</strong>ionsbrücken und Karriereleitern für viele Menschen, auch heute schon.<br />

Vom Kindergarten an, in einer zweiten oder sogar dritten Landes- oder Nachbarsprache<br />

versorgt, werden unsere Kinder später moderne mehrsprachige Europäer sein, deren Wert nicht<br />

nur an ihrer Ausbildung, sondern auch an ihren Sprachkenntnissen gemessen wird.<br />

Mit einer Investition, ähnlich der im Bereich des Musikschulwesens, könnten in allen<br />

Kindergärten flächendeckend die Kinder die Möglichkeit bekommen, in zwei Sprachen erzogen zu<br />

werden. Ein unglaublicher Wettbewerbsvorteil, der sich auch langfristig rechnen wird. Nämlich<br />

dann, wenn unsere Jugend nicht nur im <strong>Burgenland</strong>, sondern auch Posten in der Wirtschaft und<br />

dem multin<strong>at</strong>ionalen joint venture Betrieben in Sopron, Szomb<strong>at</strong>hely, Br<strong>at</strong>islava oder Zagreb<br />

einnehmen wird, wenn sie neben der fachlichen Qualifizierung auch die Sprachkenntnisse<br />

mitbringt. Das Denken in Grenzen muss angesichts dieser Entwicklung Europas der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

Ganz nebenbei bemerkt: Die burgenländischen Volksgruppen sind schon jetzt auf diesen<br />

Erfolgszug aufgesprungen. Ich kenne zahlreiche Volksgruppenangehörige, die nur wegen ihrer<br />

Zweitsprache - Englisch wird sowieso vorausgesetzt - eine Anstellung in intern<strong>at</strong>ional agierenden<br />

Unternehmen bekommen haben.<br />

Abgänger der Fachhochschule für intern<strong>at</strong>ionale Wirtschaftsbeziehungen sind ein weiteres<br />

gutes Beispiel dafür. Warum sollten nur den Volksgruppen dieser Vorteile der Mehrsprachigkeit<br />

zufallen?


78<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Eine fundierte Bildung ist die beste Basis für eine qualit<strong>at</strong>ive Ausbildung. Im dritten<br />

Jahrtausend wird neben der Aufnahme und der Sondierung von Wissen die IT-Schulung immer<br />

wichtiger, wie schon heute hier erwähnt wurde. Niemand hier kann mehr leugnen, dass es endlich<br />

an der Zeit sein müsste, das zehnte Pflichtschuljahr für unsere Kinder zu fordern.<br />

Eine breitere Allgemeinbildung und ein Hinausschieben der Berufsentscheidung um ein<br />

Jahr ist in Zeiten der rasenden technologischen Entwicklung ein Gebot der Stunde und in anderen<br />

EU-Sta<strong>at</strong>en, wie Sie wissen werden, schon längst vollzogen.<br />

Und noch etwas möchte ich aus der Rede des Herrn Landeshauptmannes verstärken. Was<br />

wir besonders in der Ziel 1-Politik des <strong>Burgenland</strong>es beachten sollten, das ist die verstärkte,<br />

intensivierte Qualifizierung der Jugend, aber auch der erwachsenen Arbeitskräfte.<br />

Humanressourcen sind, wie Sie richtig ausgeführt haben, eine wichtige Standortfrage,<br />

genauso wie Kultur und eine intakte Umwelt. Während in Irland 45 Prozent der EU-Mittel dafür<br />

aufgewendet werden und Irland damit die Spitze in der Standortqualität einnimmt, was die<br />

Humanressourcen betrifft, so liegen wir im <strong>Burgenland</strong> hinsichtlich dieser Qualität unter den<br />

Letzten in der EU.<br />

Wo sind die Pläne für Telearbeitsplätze und Telelernplätze? Wo die Möglichkeiten für ein<br />

lebensbegleitendes Lernen? In offenen Selbstlernzentren könnten die Menschen Zugang zum<br />

neusten Know-how bekommen und so ihre Qualifik<strong>at</strong>ion ständig am Laufenden halten.<br />

Eine umfassende Dorferneuerung kann an diesem Thema und am großzügigen Ausbau<br />

der Erwachsenenbildungseinrichtungen nicht vorbeigehen.<br />

Nun aber zurück zur Gegenwart. Was passiert derzeit wirklich? St<strong>at</strong>t einer<br />

Bildungsoffensive droht eine Flut von arbeitslosen Lehrern, die dem Sparstift der schwarz-blauen<br />

Bundesregierung zum Opfer fallen werden.<br />

Unsere kleinen Dorfschulen werden in große Bedrängnis ger<strong>at</strong>en. Schließungen können<br />

Sie nicht mehr ausschließen.<br />

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann-Stellvertreter - er ist nicht anwesend -, ich spreche<br />

ihn trotzdem als Referent für das Schulwesen hier an. Haben Sie in Ihrem Regierungsprogramm<br />

dafür vorgesorgt, dass dem <strong>Burgenland</strong> die regressive Bildungspolitik der Bundesregierung<br />

erspart bleibt? Setzen Sie sich mit den Ministern Ihrer Regierung in Wien dafür ein, dass unsere<br />

kleinen Strukturen in ihrer Vielfalt und Qualität erhalten bleiben?<br />

Milliarden mehr für die Rüstung auszugeben, dafür aber Lehrer auf die Straße zu setzen,<br />

die Dorfschulen zuzusperren und damit die Bildungsqualität zu gefährden, das wird von uns im<br />

<strong>Burgenland</strong> nicht akzeptiert.<br />

Und noch eine Frage. Ihr Vorgänger h<strong>at</strong> sich dafür eingesetzt, in jedem Bezirk ein<br />

Jugendzentrum installieren zu wollen. Freizeitpädagogische Einrichtungen sind im <strong>Burgenland</strong><br />

Mangelware. Das bisherige Angebot an unverbindlichen Übungen, das die Schüler außerhalb des<br />

regulären Schulbetriebes in Anspruch nehmen konnten, wurde wegr<strong>at</strong>ionalisiert.<br />

Die Jugendlichen brauchen aber diese Möglichkeit, um auch außerhalb der Schule<br />

selbstbestimmt und bei Bedarf auch begleitet von Sozialarbeiterinnen und Spielpädagoginnen die<br />

Gemeinschaft leben zu können.<br />

Wir fordern Sie auf, in jedem Bezirk entsprechende Angebote zu schaffen. Nur als kleine<br />

Bestätigung meiner These zitiere ich aus dem heutigen "Kurier", Donnerstag 1. Februar, eine<br />

Fragebogenaktion in Lackenbach in der Hauptschule: Was wünschen sich Eltern und Schüler in<br />

Hinkunft? Gewollt werden mehr Inform<strong>at</strong>ik, eine zweite Fremdsprache, Nachmittagsbetreuung und<br />

mehr musisch-kre<strong>at</strong>iver Unterricht. Genau das, was ich hier vorhin ausgeführt habe.<br />

Neben der Bildung und der sinnvollen Freizeitbeschäftigung ist die Gesundheit ein<br />

wesentlicher Faktor für ein erfülltes Leben. Verschiedene Verbesserungen wurden ins Auge<br />

gefasst, wie wir gehört haben. Psychi<strong>at</strong>rische Behandlungen in Landeskrankenhäusern sollen


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 79<br />

ermöglicht werden, die Altersvorsorge wird verbessert. Alles gut und schön. Um sich wirklich<br />

wohlzufühlen, gehört jedoch auch die Prävention dazu! Das heißt, Vorsorge zu treffen, dass eine<br />

Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung nach bestem Wissen und Gewissen vermieden wird.<br />

In dem Zusammenhang kommt auch der Landwirtschaft eine bedeutende Rolle zu. Herr<br />

Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer! Er ist sich sicher, ganz bestimmt sicher, dass in seinem Ressort die Mängel,<br />

die im Landwirtschaftsministerium in Wien aufgetreten sind, nicht vorkommen können. Ich frage<br />

ihn hier: Können Sie ausschließen, dass im <strong>Burgenland</strong> keine illegalen Medikamente in der<br />

Schweinezucht verwendet werden?<br />

Sie behaupten im "Kurier" vom 16. Jänner, alles Menschenmögliche gemacht zu haben,<br />

um die Voraussetzungen für eine gesunde Tierhaltung zu ermöglichen. Gleichzeitig soll es aber<br />

immer noch Förderungen für Betreiber von projektierten Massentierfabriken mit <strong>2.</strong>500 Schweinen<br />

geben.<br />

Zum Schutz der Verbraucher wollen Sie die Kontrollen in den bäuerlichen Betrieben<br />

ausbauen. Haben Sie vorgesorgt, dass auch genügend Kontrollpersonal dafür zur Verfügung<br />

steht? Sie sollten wissen, dass es den Behörden, die Ihrem Refer<strong>at</strong> untergeordnet sind, wegen<br />

Personalmangels in den letzten Jahren nur am Rande möglich war, Kontrollen vorschriftsmäßig<br />

durchzuführen.<br />

Dem Bericht über die Tätigkeit der Land- und Forstwirtschaftsinspektion aus den Jahren<br />

1997 und 1998 ist zu entnehmen, dass zwei Personen dafür vorgesehen sind, neben anderen<br />

Tätigkeiten auch die Lagerung und die Anwendung von AGRO-Chemikalien zu kontrollieren.<br />

Ist Ihnen bekannt, dass bei den spärlichen Kontrollen, 85 wurden von 20.000 Betrieben<br />

kontrolliert, in 60 bis 70 Prozent der Betriebe Mängel bei der Anwendung und Aufbewahrung der<br />

Chemikalien festgestellt wurden? Ist Ihnen aufgefallen, dass wegen des Personalmangels weder<br />

Bodenproben noch Proben von der Pflanzenproduktion beziehungsweise von den Produkten<br />

entnommen werden konnten?<br />

Können Sie, Herr Landesr<strong>at</strong>, ausschließen, dass keine unmittelbaren oder mittelbaren<br />

schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier als Folge der chemischen<br />

Boden- und Pflanzenbehandlung erfolgt sind? Können Sie ausschließen, da ja keine Proben<br />

entnommen wurden, dass Trinkwasser, Nahrungs- und Futtermittel nicht belastet sind?<br />

Können Sie versichern, dass sich im Bericht über das Jahr 1999, der uns noch immer nicht<br />

vorliegt, nicht noch schlimmere Einzelheiten über den k<strong>at</strong>astrophalen Zustand der Kontrollen<br />

befinden? Haben Sie für diese Periode, diese Legisl<strong>at</strong>urperiode meine ich, eine deutliche<br />

Verbesserung der Personalausst<strong>at</strong>tung für die zuständigen Kontrollabteilungen vorgesehen?<br />

Sie versichern uns in Interviews, dass alles Menschenmögliche getan wird. Ich hoffe es im<br />

Hinblick auf die Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder.<br />

Herr Landesr<strong>at</strong>, eine Frage noch: Was halten Sie eigentlich vom Biolandbau? In den<br />

Interviews sind Sie stolz darauf, dass wir in Österreich prozentuell gesehen mit beinahe zehn<br />

Prozent Biobauern EU-weit an der Spitze liegen. Das klingt nicht schlecht. Nur im <strong>Burgenland</strong> sind<br />

es genau um zwei Drittel weniger, als im übrigen Österreich.<br />

Wäre es nicht eine lohnende Aufgabe, die Zeichen der Zeit zu erkennen und endlich auf<br />

n<strong>at</strong>urnahe Landwirtschaft und besonders auch auf biologische Landwirtschaft zu setzen, so lange<br />

bis nicht zumindest 20 Prozent der burgenländischen Bauern biologisch produzieren?<br />

Wäre es nicht an der Zeit, Fördermittel verstärkt für den biologischen Landbau vorzusehen<br />

und die Bindung sämtlicher Agrarförderungen und Ausgleichszahlungen an ökologische, soziale<br />

und produktbezogene Mindeststandards vorzunehmen?<br />

Wäre es nicht auch an der Zeit, der unn<strong>at</strong>ürlichen und artfremden Massentierhaltung<br />

endlich den Rücken zu- kehren und nur noch artgerechte Tierhaltung und Stallsysteme zu<br />

fördern?


80<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Den ersten Schritt könnten Sie schon in Draßmarkt vornehmen und auch bei den<br />

Gemeinden Hirm und Deutsch Kaltenbrunn, wo ähnlich große Projekte geplant sind. Begeben Sie<br />

sich einmal in das Wirtschaftsarchiv der fürstlichen Familie Esterhazy auf der Burg Forchtenstein.<br />

Dort finden Sie aufschlussreiche Akten, in denen unter anderem der Präfekt Andreas N<strong>at</strong>terpöck<br />

schon 1808 zur Problem<strong>at</strong>ik der Massentierhaltung neg<strong>at</strong>iv Stellung bezieht.<br />

Wäre es nicht gerade jetzt günstig, an eine regionale Versorgung mit gesunden<br />

Lebensmitteln zu denken? Die regionale Vermarktung von landwirtschaftlichen Qualitätsprodukten<br />

muss auf allen Ebenen unterstützt werden. Altersheime, Kindergärten, Spitäler und andere<br />

landeseigene Küchen sollten ab sofort auf biologische Produkte umgestellt werden. Wer sagt<br />

denn, dass eine Belieferung der Hotels mit Bioprodukten aus der Region nicht ein weiterer Impuls<br />

für den aufblühenden sanften Tourismus sein könnte?<br />

Ich will weder Hysterie verbreiten noch Vegetariern die Stange halten, aber ein Umdenken<br />

in unserer Ernährungsart wird uns allen wohl nicht erspart bleiben. Gesunde Lebensmittel<br />

müssten uns genauso viel wert sein, wie unsere Gesundheit selbst. Und dafür sind die Menschen<br />

auch bereit, mehr zu zahlen. Vorausgesetzt, die Kennzeichnung und die Erzeugung der<br />

Nahrungsmittel sind ersichtlich und nachvollziehbar.<br />

Apropos Gesundheit. Herr Landeshauptmann und auch Herr Landesr<strong>at</strong> Kaplan! Sie haben<br />

vorhin die Abfall-entsorgung auch in Ihrer Rede erwähnt, Herr Landeshauptmann. In<br />

Oberpullendorf ist eine Abfallbehandlungsanlage geplant, die mit 133.000 Jahrestonnen Müll das<br />

Müllaufkommen des Landes um das Zweifache übersteigt. Die Bevölkerung, die jetzt schon am<br />

Gestank der bestehenden Umweltdienstanlage leidet, befürchtet schlimmste Beeinträchtigungen.<br />

Dennoch wird versucht, an den berechtigten Ängsten der Bevölkerung vorbei das<br />

Riesenprojekt zu realisieren. Zum Leidwesen auch der gerade seit kurzem aufblühenden<br />

Tourismusregion Sonnenland Mittelburgenland.<br />

Als obersten Vertreter des Landes ersuche ich Sie, Herr Landeshauptmann, sowie Sie,<br />

Herr Landesr<strong>at</strong> Kaplan, der für den Tourismus bei uns zuständig ist, im Namen aller besorgten<br />

Mittelburgenländer uns dabei zu unterstützen, das Projekt zumindest einer<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung zuzuführen.<br />

Hohes Haus! Sehr verehrte Damen und Herren! Zum Schluss noch ein Wort zur<br />

Zusammenarbeit im Landtag. Ich persönlich würde mich freuen über eine spannende, ehrliche,<br />

intensive, them<strong>at</strong>ische Auseinandersetzung zum Wohle unseres Landes und unserer Mitbürger.<br />

In diesem Sinne: An die Arbeit! Na posao! (Beifall der Abg. Mag a . Margarethe Krojer)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Es sind nun zwei Kollegen zu t<strong>at</strong>sächlichen Berichtigungen zu<br />

Wort gemeldet. Ich verweise zunächst darauf, dass gem. § 65 Abs. 2 GeOLT die t<strong>at</strong>sächliche<br />

Berichtigung t<strong>at</strong>sächlich eine solche zu sein h<strong>at</strong> und die Dauer von fünf Minuten nicht<br />

überschreiten darf.<br />

Als Erster h<strong>at</strong> sich der Herr Abgeordnete Tschürtz zu Wort gemeldet.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Tschürtz (FPÖ): Herr Abgeordneter Vlasich! Es ist meine Pflicht, die<br />

Facharbeiter als auch alle Polizeibeamten und Gendarmeriebeamten jetzt und hier zu verteidigen.<br />

Sie haben vorhin erwähnt und ausdrücklich noch verschärft gesagt, dass man an diesem Beispiel<br />

erkennt, dass die Schulbildung im <strong>Burgenland</strong> noch nicht gegriffen h<strong>at</strong>.<br />

Ich würde Ihnen empfehlen, sich zu entschuldigen, aber nicht nur bei mir, sondern bei allen<br />

Facharbeitern und bei allen Polzei- und Gendarmeriebeamten. Ich würde Ihnen das dringendst<br />

empfehlen. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Ich möchte nur darauf hinweisen, eine t<strong>at</strong>sächliche<br />

Berichtigung nicht zu weitherzig auszulegen und nicht eine neue Rede zu halten oder Wertungen


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 81<br />

abzugeben. Eine t<strong>at</strong>sächliche Berichtigung ist eine Berichtigung einer T<strong>at</strong>sache, die behauptet<br />

wurde.<br />

Daher würde ich bitten, dass wir das in Zukunft so halten.<br />

Bitte Herr Abgeordneter Dr. Salzl.<br />

Abgeordneter Dr. Salzl (FPÖ): Danke Herr Präsident, ich halte mich selbstverständlich<br />

daran. Der Herr Abgeordnete Vlasich h<strong>at</strong> behauptet, ich hätte von einer IHS-Studie gesprochen,<br />

die auch ihm vorliegt. Ich habe in meinen Ausführungen nicht von einer IHS-Studie gesprochen,<br />

sondern von einer Studie, die neueren Ursprungs ist, nämlich aus dem Jahr 2000, und zwar vom<br />

Außenministerium. Da ist sehr wohl von 110.000 Tagespendlern in die Ostregion die Rede. Das<br />

zur Klarstellung.<br />

Zum Zweiten h<strong>at</strong> der Herr Abgeordnete behauptet, dass die meisten<br />

Flächenwidmungspläne sowieso problemlos über die Bühne gehen würden und außerdem, dass<br />

das Müllzentrum in Oberpullendorf durch diesen Umweltanwalt vorher schon bei der<br />

Flächenwidmung zu verhindern gewesen wäre.<br />

Beides ist unrichtig. Ad 1. Werden sämtliche Flächenwidmungspläne massivst verzögert<br />

und behindert, wenn sie - so wie im Gesetzentwurf vorgesehen - dem Umweltanwalt vorzulegen<br />

sind.<br />

Ad <strong>2.</strong> Zum Zeitpunkt der Flächenwidmung - und es geht hier nach der Raumordnung um<br />

langfristige Planungen - muss kein wie immer geartetes Projekt vorhanden sein, sondern lediglich<br />

die Gemeinde erklärt dieses Gebiet als Industrie- oder Gewerbegebiet oder wie auch immer, um<br />

langfristige Planungen zu ermöglichen.<br />

Nur ein Hellseher könnte vielleicht voraussehen, ob dort irgendein Betrieb, der später<br />

einmal umweltrelevant ist, st<strong>at</strong>ioniert oder angesiedelt werden könnte. Das nur zur Klarstellung,<br />

weil offensichtlich kennen Sie sich dort nicht aus. (Beifall bei der FPÖ - Abg. Mag. Vlasich: Ich<br />

kenne mich schon aus, Herr Doktor!)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Von der Regierungsbank h<strong>at</strong> sich der Herr Landesr<strong>at</strong><br />

Rittsteuer zu Wort gemeldet.<br />

Bitte Herr Landesr<strong>at</strong>.<br />

Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer: Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem<br />

mich der Herr Abgeordnete Vlasich direkt angesprochen h<strong>at</strong>, möchte ich auch eine Antwort geben.<br />

Sie haben gemeint, Sie freuen sich auf eine spannende und ehrliche Auseinandersetzung.<br />

Ich muss aber ehrlich sagen, ich empfinde das als Untergriff gegen die burgenländische<br />

Landwirtschaft, wenn Sie in Ihrer Wortmeldung Verdächtigungen aussprechen, die durch nichts<br />

haltbar sind. T<strong>at</strong>sache ist, und das möchte ich betonen: Es gibt bei 1<strong>2.</strong>800 BSE-Untersuchungen<br />

in Österreich keinen einzigen Fall.<br />

T<strong>at</strong>sache ist, dass praktisch bisher auch im Schweinemastbereich von 80.000 Betrieben 30<br />

verdächtige sind. Ich habe hier eine ganz klare Haltung, dass rigoroses Vorgehen gegen diese<br />

schwarzen Schafe erforderlich ist.<br />

Eine andere T<strong>at</strong>sache ist, dass man sicherlich auch nichts ausschließen kann. Aber<br />

Österreich h<strong>at</strong> von der EU bestätigt: Wir sind eines jener Länder mit geringem BSE-Risiko, sprich<br />

neben Schweden und Finnland, auf Grund der Vorsorgemaßnahmen, die Österreich gemacht h<strong>at</strong>.<br />

Das möchte ich betonen.<br />

T<strong>at</strong>sache ist weiters, dass wir eine Situ<strong>at</strong>ion haben, dass die Schweiz 365 BSE-Fälle h<strong>at</strong><br />

und keinen Konsumrückgang, England 180.000 BSE-Fälle und heute mehr Rindfleisch gegessen<br />

wird als vor dem BSE-Skandal, Sie aber alles dazu beitragen, um die Konsumenten noch zu<br />

verunsichern. Gegen solche Maßnahmen wehre ich mich.


82<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Wenn ich mir Ihre Aktion im Parlament anschaue, wo aufmarschiert wird mit dem Essen<br />

und darauf hingewiesen wird, dass das Essen ungesund ist, so sind das<br />

Pauschalverdächtigungen, die sich die burgenländischen Bauern von Ihnen nicht zu bieten lassen<br />

brauchen. Das sage ich Ihnen offen. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Sicherlich ist diese Krise für viele Betriebe existenzgefährdend. Ich sehe darin aber auch<br />

eine Chance für die burgenländische Landwirtschaft. Für jene, die sich bisher zum ökosozialen<br />

Konzept der Agrarpolitik bekannt haben, war das in den letzten Jahren auf europäischer und<br />

intern<strong>at</strong>ionaler Ebene oft wie ein Kampf gegen Windmühlen und sie wurden als die ewig Gestrigen<br />

angesehen.<br />

Der deutsche Bundeskanzler h<strong>at</strong> gemeint: Was will Österreich mit der<br />

Schrebergartenagrarpolitik. Bei den WTO-Verhandlungen wurden ständig die Preise gesenkt. Bei<br />

jenen, die sich zu den Produktionsquoten bekannt haben, h<strong>at</strong> es geheißen, ihr seid die ewig<br />

Gestrigen, der freie Markt ist das Allheilmittel.<br />

Die Bauern haben dagegen immer angekämpft. Die Entscheidungen von den<br />

Regierungschefs (Heiterkeit bei der Abg. Gabriele Arenberger) und von den Handelsministern sind<br />

in eine andere Richtung getroffen worden. Was ist da zum Lachen? (Abg. Gabriele Arenberger:<br />

Andere Agrarfabriken!) Aber ich muss sagen: Wir haben nie für Agrarfabriken gekämpft. T<strong>at</strong>sache<br />

ist, dass die Bauern mit kleinen Einheiten nicht leben konnten.<br />

Da frage ich Sie als Konsumentin: Was ist denn bezahlt, wenn ein Kilo Hendlfleisch 30<br />

Schilling kostet, wenn Sie es kaufen? Der Bauer bekommt vielleicht 15 Schilling. Denken Sie an<br />

ein Hendlputzen, denken Sie an irgend etwas Anderes. Was ist da bezahlt? (Abg. Mag a .<br />

Margarethe Krojer: Da ist nicht die Agrarpolitik schuld!)<br />

Ich frage Sie: Was ist bezahlt, wenn ein Bauer bei 500 Schweinen, wenn Sie das als<br />

Massentierhaltung betrachten, 50 Schilling pro Schwein verdient? Das heißt, der h<strong>at</strong> ein<br />

Einkommen von 25.000 Schilling. Da muss ich also sehen, wie die Entwicklung ist. (Abg. Gertrude<br />

Spieß: Machen Sie nicht die Konsumenten schuldig!)<br />

T<strong>at</strong>sache ist praktisch sehr wohl auch, dass der Konsument täglich beim Einkaufen auf den<br />

Preis schaut. Wenn man zum Anteil der Landwirtschaft zurückkommt, zur biologischen<br />

Landwirtschaft, so muss man zwischen Grünland- und Ackerbaulandwirtschaft unterscheiden.<br />

Wir haben im <strong>Burgenland</strong> überwiegend Ackerbaulandwirtschaft. Mit einem<br />

siebenprozentigen Flächenanteil biologischer Landwirtschaft ist <strong>Burgenland</strong> Spitzenreiter unter<br />

allen europäischen Regionen. Es gibt keine Ackerbaulandwirtschaft in ganz Europa, wo es einen<br />

so hohen Anteil an biologischer Landwirtschaft gibt.<br />

Ich sage Ihnen mit Überzeugung: Ich sehe gerade hier sicherlich eine große Chance, auch<br />

weiterhin bei uns im pannonischen Klima Getreide und Sa<strong>at</strong>gut unter biologischen Verhältnissen<br />

zu erzeugen.<br />

Ich sage aber auf der anderen Seite auch: Bisher waren wir in der Förderpolitik für<br />

biologischen Landbau eigentlich voraus. Aufgrund unserer Marktgegebenheit mussten bisher 60<br />

Prozent der erzeugten Biomilch in Österreich unter der konventionellen Schiene zu Billigstpreisen<br />

verkauft werden, weil diese Ware vom Konsumenten nicht gekauft wurde.<br />

Wir haben eine Marktpolitik, dass bisher 50 Prozent des erzeugten Biorindfleisches nicht<br />

gekauft wurden, sondern unter Billigstpreisen verkauft werden mussten.<br />

Das heißt, meine Bereitschaft zu sagen, ich gehe weiter in den biologischen Landbau, ist<br />

groß. Das Projekt "Biologischer Landbau" wurde auch von mir ins Leben gerufen, mit Ber<strong>at</strong>ung<br />

und, und, und.<br />

Aber T<strong>at</strong>sache ist, dass letzten Endes der Konsument täglich darüber abstimmt, in welche<br />

Richtung sich die Landwirtschaft entwickelt. Wenn heute Ihre Parteikollegin, die Frau Minister


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 83<br />

Künast, in Deutschland sagt: Ich nehme mir als Ziel vor, ich möchte zehn Prozent Anteil an der<br />

Landwirtschaft haben, dann ist es in Österreich Standard. Wenn sie sich ihr Ziel setzt, 20 Prozent,<br />

dann kann ich ihr nur beipflichten.<br />

Nur alle, selbst auch grüne Experten, sagen, dass das wahrscheinlich vom Markt her auch<br />

unter diesen schwierigen Bedingungen, das meist Mögliche sein wird. 20 bis 30 Prozent mehr<br />

Abnehmer, die bereit sind, hier den höheren Preis zu zahlen, wird es für biologische Waren nicht<br />

geben.<br />

Das heißt, mein Konzept für die burgenländische Landwirtschaft ist, alle Marktchancen, die<br />

wir haben, in diesem Bereich zu nutzen. Wir haben gute Produktionsbedingungen, wie eine<br />

kleinstrukturierte Landwirtschaft und, und, und. Aber darüber hinaus, und das muss ich auch<br />

sehen, gilt es nach wie vor, einen 70prozentigen Lebensmittelmarkt zu bedienen, auf den die<br />

burgenländischen Bauern auch nicht verzichten können.<br />

Auch dort muss ich schauen, dass ich diese Rahmenbedingungen ermögliche, die im<br />

Einklang mit der N<strong>at</strong>ur stehen. Dort gibt es eben dann Haltungsformen, wo ich sage, da gebe ich<br />

dem Kollegen Salzl Recht, in der artgerechten Tierhaltung und, und, und, dass man also in diese<br />

Richtung wesentlich mehr noch tun müsste.<br />

Aber letzten Endes, wenn bei den Konsumenten eine unrealistische Vorstellung da ist, es<br />

wird 100 Prozent der Betriebe geben, wo 20 oder zehn Schweine großgezogen werden und ein<br />

Schwein einen Verdienst von 50 Schilling bringt, dann erklären Sie mir, wie ein Bauer davon leben<br />

soll. Selbst wenn er <strong>2.</strong>000 h<strong>at</strong> und diese über den konventionellen Markt vermarktet, h<strong>at</strong> er<br />

praktisch nur ein Einkommen von 100.000 bis 200.000 Schilling im Jahr.<br />

Das ist immer noch unter dem Arbeitnehmereinkommen. Es ist keine industrialisierte<br />

Landwirtschaft, weil in den Vergleichszahlen zu Europa h<strong>at</strong> die burgenländische Landwirtschaft,<br />

die österreichische Landwirtschaft immer noch die geringsten Bestandeszahlen. Wenn Sie<br />

schauen, so haben die Niederlande, Dänemark, wo laufend Schweine im vergangenen Jahr von<br />

der Fleischindustrie importiert wurden, oder Deutschland, wo der grüne Landwirtschaftsminister in<br />

Niedersachsen sitzt, Schweinestallungen in der Größenordnung von 20.000 bis 60.000<br />

Schweinen.<br />

Die stellen sich heute hin und sagen: Wir brauchen ein Verbraucherschutzministerium, weil<br />

man vorher die Kleinbetriebe in der Landwirtschaft rapide reduziert h<strong>at</strong>. Dort sehe ich eine<br />

Chance, dass ich sage: Unser ökosoziales Konzept, zu dem wir uns immer bekannt haben, h<strong>at</strong><br />

sicherlich eine Chance.<br />

Nur eines lasse ich mir nicht vorwerfen, auch von der Regierungskollegin Dunst nicht:<br />

Wenn Sie sagt, ja, der Rittsteuer h<strong>at</strong> versäumt, bäuerliche Strukturen zu erhalten. Die<br />

Entscheidungen für diese Strukturen fallen nicht im <strong>Burgenland</strong>, sondern T<strong>at</strong>sache ist, und das<br />

sage ich noch einmal, dass bisher elf sozialistische Landwirtschaftsminister in der EU den<br />

Vorschlag von Bundesminister Molterer verhindert haben, dass wir Größenstaffelungen bei<br />

Betrieben einführen, dass wir modulieren, weil der englische Landwirtschaftsminister, weil der<br />

deutsche Landwirtschaftsminister für seine Betriebe, wo es Landarbeiter gibt, gekämpft h<strong>at</strong>. Das<br />

sind die Interessenslagen, und dort fallen also auch die Entscheidungen.<br />

Ich persönlich, das darf ich versprechen, werde mich immer zur umweltorientierten<br />

Landwirtschaft, soweit dies der Markt zulässt, bekennen. Ich sage aber gleichzeitig auch: Bei aller<br />

Förderung des biologischen Landbaues, wo wir uns treffen können, kämpfe ich immer auch für<br />

Rahmenbedingungen, welche im Einklang mit der N<strong>at</strong>ur stehen, damit für einen konventionellen<br />

Bauer ein Überleben und ein Wirtschaften möglich ist.<br />

Präsident (der den Vorsitz übernommen h<strong>at</strong>): Zu Wort gemeldet ist die Frau Abgeordnete<br />

Ilse Benkö.<br />

Bitte Frau Abgeordnete.


84<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Abgeordnete Ilse Benkö (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte<br />

Damen und Herren Abgeordnete! Die Wahl ist geschlagen, die Landesregierung und der Landtag<br />

neu formiert. Uns Freiheitliche ist vom Wähler somit neuerlich der Auftrag erteilt worden, hier im<br />

Hohen Haus als die einzige Kontroll- und Oppositionspartei tätig zu sein.<br />

Die budgetäre Lage unseres Landes ist sehr prekär, h<strong>at</strong> doch die rot-schwarze<br />

Einheitspartei in der Vergangenheit den Burgenländerinnen und Burgenländern einen riesigen<br />

Schuldenberg hinterlassen.<br />

Mein Kollege Klubobmann Dr. Salzl h<strong>at</strong> in seiner Rede zur Regierungserklärung bereits<br />

aus freiheitlicher Sicht Stellung genommen, dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Dennoch<br />

möchte ich mich mit zwei Themenbereichen beschäftigen, die ich gerade jetzt in dieser Zeit für<br />

unser Land als sehr notwendig erachte.<br />

Zuerst möchte ich mich kurz der Bekämpfung der Armut im ländlichen Raum widmen.<br />

T<strong>at</strong>sache ist, dass im <strong>Burgenland</strong> 30.000 armutsgefährdet sind. Die Armut ist zu 70 Prozent<br />

weiblich. Zieht man Miet- und Fixkosten ab, bleiben häufig pro Tag nur mehr 70 Schilling zum<br />

Verbrauchen übrig.<br />

Zirka 20 Prozent jener Menschen, die unter der Armutsgrenzen leben, sind Arbeitslose,<br />

und dann folgen mit zirka 12 Prozent alleinerziehende Mütter oder Väter. Arm ist jemand, dessen<br />

Einkommen unter der Hälfte des Durchschnittseinkommens liegt. Für Alleinstehende liegt die<br />

Schwelle der Armutsgefährdung bei zirka 8.000 Schilling, für zwei erwachsene Personen bei etwa<br />

13.500 Schilling und für Alleinerzieher mit einem Kind bei zirka 11.600 Schilling. Generell sind<br />

n<strong>at</strong>ürlich jüngere Menschen eher von der Armut betroffen als Pensionisten.<br />

Fest steht jedoch, dass am meisten von der Armut die Kinder betroffen sind, deren Eltern<br />

arbeitslos, alleinerziehend oder aber in Niedriglohnbranchen arbeiten. So gesehen ist im<br />

<strong>Burgenland</strong> jedes fünfte Kind armutsgefährdet, jeder zweite Arbeitslose, jedes zweite<br />

Hilfsarbeiterpaar ohne Kinder, jede vierte Alleinerzieherin, jeder dritte Pensionist und nicht zuletzt<br />

jede zweite traditionelle Durchschnittsfamilie.<br />

Armut bedeutet aber nicht nur Benachteiligung in den Bereichen Einkommen und Konsum,<br />

Wohnen und Gesundheit, sondern auch bei der Lebenserwartung. Reiche leben länger und haben<br />

mehr davon. Daher sollten Sozialleistungen nur jene erhalten, die diese Mittel t<strong>at</strong>sächlich<br />

brauchen. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Vorrangiges Ziel der Freiheitlichen ist es, die Lebens-erhaltungskosten im <strong>Burgenland</strong> zu<br />

senken. Das trifft vor allem Müllgebühren und in weiterer Folge Mieten. T<strong>at</strong>sache ist, dass die<br />

Mieten, vor allem im Genossenschaftsbereich, viel zu hoch sind. T<strong>at</strong>sache ist aber auch weiters,<br />

dass in der Vergangenheit von der Regierung nichts unternommen wurde, um eine<br />

Mietensenkung herbeizuführen.<br />

Es tut mit sehr leid, dass der Herr Landeshauptmann jetzt nicht da ist. Ich habe auch in<br />

seiner heutigen Regierungserklärung keine Vorschläge dazu gehört. Ein freiheitlicher Vorschlag<br />

wäre, vor allem eine Senkung der Mieten im Genossenschaftsbereich herbeizuführen, weil ja oft<br />

Banken an Genossenschaften beteiligt sind und diese eine Zinsverrechnung von zehn Prozent<br />

und noch mehr haben. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Dies gilt ja auch in weiterer Folge für den priv<strong>at</strong>en Bereich. Es kommt ja nicht von<br />

ungefähr, dass sich in den letzten Jahren die Beschwerden von Bankkunden gegenüber der<br />

Praxis bei der Zinsverrechnung vermehren. In vielen Fällen ist der Kunde oft gar nicht darüber<br />

informiert, welche Zinsen ihm von der Bank aktuell verrechnet werden. Möglicherweise bekommt<br />

der Kunde ein Schreiben, dass sie erhöht werden, aber wenn sie gesenkt werden, wird er nie<br />

informiert.<br />

Eine wesentliche Verbesserung für die Kunden wäre, wenn diese auf den Kontoauszügen<br />

ihren aktuellen Tageszinss<strong>at</strong>z ersehen könnten. Somit hätten viele Menschen einen wesentlich<br />

besseren Überblick über Zinsen und Kosten.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 85<br />

Heute haben wir schon so viel von Transparenz gehört, und auch ich will dieses Wort<br />

verwenden. Um eben der Transparenz auf Kontoauszügen Rechnung zu tragen, ist es für die<br />

Kunden von Geldinstituten von großer Bedeutung, wenn sie die aktuellen Zinsen auf ihrem<br />

Kontoauszug ersehen können. Deshalb haben wir Freiheitliche auch einen diesbezüglichen Antrag<br />

eingebracht. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Nicht zuletzt ist es notwendig, eine Institution einzurichten, wo die hilfesuchende<br />

Bevölkerung vorsprechen kann und Hilfestellung und Ber<strong>at</strong>ung bekommt. Ich könnte mir hiebei die<br />

Schuldnerber<strong>at</strong>ung im Land vorstellen, wo mir wesentlich und wichtig wäre, dass Hilfestellung<br />

gegeben werden würde.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nun noch freiheitliche Vorschläge zur<br />

Sportförderung. Es ist höchst an der Zeit, die Sportförderung von der parteipolitischen<br />

Umklammerung zu befreien und die Förderung der Jugendarbeit durch Entpolitisierung in den<br />

Vordergrund zu stellen.<br />

Im <strong>Burgenland</strong> wurde selbst der Sport in Rot und Schwarz geteilt, indem verschiedene<br />

Verbände jeweils der SPÖ oder der ÖVP nahestehend gegründet wurden. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Im Sportförderungsbeir<strong>at</strong> entscheiden Politiker und nicht aktive Sportler, Trainer oder<br />

Funktionäre. Kurzfristige Prestigeerfolge waren oft wichtiger als langfristige Jugendarbeit. (Unruhe<br />

bei der SPÖ)<br />

Das <strong>Burgenland</strong> ist in der österreichischen St<strong>at</strong>istik regelmäßig Schlusslicht. Nur ein<br />

Bruchteil der österreichischen Meister kommt aus unserem Land, Kollege Pongracz, das wissen<br />

Sie ja selber, davon gehe ich aus. Es handelt sich aber dabei meistens nur um jene, die<br />

engagierte Einzelkämpfer sind. (Abg. Dr. Ritter: Wir haben leider keine Schifahrer!) Zum Beispiel.<br />

Der Erfolg der burgenländischen Sportler beruht letztendlich immer nur auf Initi<strong>at</strong>iven einiger<br />

wirklich für den Sport begeisterter Idealisten.<br />

Sportförderung, meine sehr geehrten Damen und Herren, muss daher in erster Linie<br />

Jugendförderung sein. Die Jugend ist unsere Zukunft. Daher müssen Teile der<br />

Sportförderungsbeiräte für die Jugendarbeit zweckgewidmet werden.<br />

Weiters ist der Sportförderungsbeir<strong>at</strong> auch zu entpolitisieren. Die entsandten Politiker<br />

müssen dort durch Sportler, Trainer oder anderwärtige Funktionäre ersetzt werden. (Abg. Dr.<br />

Ritter: Das ist ein gescheiter Vorschlag.) Der Vorsitz ist durch das zuständige Regierungsmitglied<br />

zu führen. St<strong>at</strong>t Personen und Personengruppen müssen in erster Linie infrastrukturelle<br />

Einrichtungen gefördert werden. Sportanlagen von Schulen, wie ich es persönlich selber oft erlebt<br />

habe, sollten der Jugend öffentlich zugänglich zur Verfügung gestellt werden.<br />

Es tut mir wiederum leid, dass der Herr Landeshauptmann nicht hier ist. Für mich steht<br />

fest, dass der Herr Landeshauptmann ein sehr schweres Erbe angetreten h<strong>at</strong>, wie ich das bereits<br />

eingangs erwähnt habe. Die Landesschulden haben ein sehr bedrohliches Ausmaß angenommen.<br />

Daher ist es für mich verständlich, dass Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sich nicht für<br />

das Finanzrefer<strong>at</strong> interessiert haben.<br />

Es stellt sich aber die Frage - jetzt kann ich ihn nicht fragen -, ob (Unruhe bei der SPÖ) der<br />

jetzige Finanzreferent den Aufgaben gewachsen ist. Nach der Meinung des Herrn<br />

Landeshauptmannes wahrscheinlich nicht, denn sonst hätte er anlässlich der Regierungsklausur<br />

in Rust einer Installierung eines - der Herr Klubobmann Darabos h<strong>at</strong> ihn heute als Finanzmanager<br />

bezeichnet, ich bezeichne ihn, und so ist er auch veröffentlich worden, als Schuldenmanager -<br />

Schuldenmanagers nicht zugestimmt. Da bleibt die Frage t<strong>at</strong>sächlich offen, nicht nur für mich,<br />

sondern auch für viele Burgenländer, ob dieser Schuldenmanager der Blitzableiter der Politiker in<br />

der Regierung, oder ob dieser Schuldenmanager der Masseverwalter des Landes <strong>Burgenland</strong> sein<br />

soll. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Geschätzte Damen und Herren! Ich kann Ihnen versprechen, dass wir Freiheitliche nicht<br />

müde werden, unsere Kontrollfunktion hier im Hohen Haus wahrzunehmen. (Beifall bei der FPÖ)


86<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Präsident: Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Abgeordnete Andrea Gottweis.<br />

Bitte Frau Abgeordnete.<br />

Abgeordnete Andrea Gottweis (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren<br />

Abgeordneten! Wie die Regierungserklärung heute etwas unstrukturiert war, so sind es auch die<br />

Deb<strong>at</strong>tenbeiträge. Ich möchte aus gegebenem Anlass zu den Punkten Arbeit und Wirtschaft<br />

Stellung nehmen.<br />

Die XVIII. Legisl<strong>at</strong>urperiode des Landtages h<strong>at</strong> begonnen. Waren es in den letzten Jahren<br />

große Infrastrukturprojekte, die dem <strong>Burgenland</strong> eine positive wirtschaftliche Entwicklung gebracht<br />

haben, die D<strong>at</strong>en sind uns ja alle bekannt, so wird es in der Zukunft - in dieser Legisl<strong>at</strong>urperiode -<br />

vor allem darauf ankommen, diese Arbeit konsequent fortzusetzen, aber auch zu verfeinern.<br />

In den nächsten Jahren werden gewaltige Herausforderungen auf uns zukommen. Die<br />

Zusammenlegung der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsagenden im Bund in einem Ministerium stellen<br />

für mich einen programm<strong>at</strong>ischen Lichtblick dar. Minister Bartenstein sieht es als seine Aufgabe,<br />

wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu setzen, dass einerseits Unternehmen florieren,<br />

Neugründungen und Investitionen erleichtert werden, aber dass langfristig alle Akteure, und hier<br />

vor allem die österreichischen Arbeitnehmer, profitieren.<br />

Ich glaube, das muss auch Ziel einer erfolgreichen burgenländischen Wirtschaftspolitik<br />

sein, dass wir bei den Arbeitsplätzen in den nächsten fünf Jahren die Hundertausendermarke<br />

erreichen. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Wenn es da immer noch Kreise gibt, die behaupten, die Bezeichnung Wirtschaftsressort<br />

schließe auf eine einseitige Bevorzugung der Unternehmer - dieser Ausdruck stammt nicht von<br />

mir, sondern stammt aus einem Zit<strong>at</strong> der "Presse" - und dass man aus dieser Bezeichnung<br />

herauslesen kann, dass Unternehmer die Wirtschaftspolitik in Österreich gestalten, dann kann das<br />

nur mit einer ideologischen Verblendung zusammenhängen. Davon, glaube ich, muss man sich<br />

verabschieden.<br />

Auch im <strong>Burgenland</strong> wird es notwendig sein, alte Pfa-de zu verlassen und neue Wege zu<br />

beschreiten. Ein Stück dieses neuen Weges - das haben schon einige Deb<strong>at</strong>tenredner<br />

angeschnitten - ist das Ziel der Erreichung des Nulldefizits und somit keine weitere<br />

Neuverschuldung für das Land <strong>Burgenland</strong>. Auch der Herr Landeshauptmann und der zuständige<br />

Landesr<strong>at</strong> Bieler haben es bereits betont.<br />

Aber möglich ist dieses Ziel nur, wenn es uns allen gemeinsam gelingt, eine Verwaltungsund<br />

Strukturreform im <strong>Burgenland</strong> durchzuführen. Wo es einerseits gelingt, die Kosten in den Griff<br />

zu bekommen und andererseits, diese schon vom Wirtschaftsbund immer wieder geforderte<br />

Entbürokr<strong>at</strong>isierung endlich voranzutreiben.<br />

Ich möchte einige konkrete Beispiele aus der Wirtschaft nennen, und zwar nach den<br />

Grundsätzen des New-public-Managements, wo ich mir konkret vorstellen könnte, dass die auch<br />

in den Bereich Verwaltung einfließen müssten, damit diese Strukturreform t<strong>at</strong>sächlich umgesetzt<br />

werden kann.<br />

Einerseits ist es notwendig, eine kritische Analyse der bisherigen Aufgaben und dann eine<br />

Konzentr<strong>at</strong>ion auf sogenannte Kernkompetenzen vorzunehmen. Die Frage, ob es Aufgabe des<br />

Landes ist, Beteiligungen an diversen Unternehmungen zu halten, wie an der Bank <strong>Burgenland</strong>,<br />

wo wir im Moment ja keine andere Möglichkeit haben, weil ja niemand dieses Unternehmen<br />

kaufen möchte, oder auch an der BEWAG und diversen anderen Unternehmungen, muss erlaubt<br />

sein.<br />

Weiters ist es notwendig, dass man auch bei den Spitzenbeamten, beim Management,<br />

versucht, auf Ergebnis-orientierung Rücksicht zu nehmen, dass auch diese Beamten einerseits für<br />

die Einhaltung der vorgegebenen Ziele verantwortlich gemacht werden können, aber auch<br />

andererseits - und der Herr Landeshauptmann h<strong>at</strong> es betont - durch ein leistungsorientiertes<br />

Gehaltsschema für ihre Leistung belohnt werden.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 87<br />

Ebenfalls glaube ich, dass es notwendig ist, dass man sich Gedanken macht, die Produkte,<br />

die in der Verwaltung produziert werden, zu messen, zu optimieren und dann auch<br />

dementsprechend die Kosten, die entstehen, in Form von Gebühren auf die Bürger umzulegen.<br />

Wir sprechen seit Jahren von einer umfassenden Bürgerorientierung. Das heißt,<br />

Dienstleistung st<strong>at</strong>t Ämterverwaltung. Dieses Ziel gilt es permanent zu verbessern und<br />

umzusetzen.<br />

Der Bereich E-Gouvernement, der Zugang für den Bürger über das Internet, muss auf alle<br />

Bereiche der Verwaltung ausgedehnt werden. Die Wohnbauförderung und die<br />

Betriebsanlagengenehmigung sind hier zwei löbliche Beispiele dafür.<br />

Ebenfalls - der Herr Landeshauptmann h<strong>at</strong> es in der Regierungserklärung angeschnitten -<br />

sind Vorgangsweisen wie in der Priv<strong>at</strong>wirtschaft zu beachten, im Bereich flexibles<br />

Personalmanagement, im Bereich Umstellung der kameralistischen Budgetierung auf<br />

Globalbudgets, im Bereich der Einführung von betriebswirtschaftlichen Instrumenten, wie<br />

Controlling, Kosten und Leistungsrechnung.<br />

Wenn ich mir das Thema Kostenrechnung im Laufe der Zeit immer wieder anschaue, so<br />

sprechen wir seit Jahren davon, aber wenn man dann konkret schaut, wie die Kostenrechnung bei<br />

den einzelnen Gesetzesentwürfen, wie zum Beispiel jetzt beim Landesumweltanwalt, ausschaut,<br />

dann kann man nur sagen, diese Kostenrechnungen können nicht stimmen. Wenn hier bei den<br />

externen Gutachten 300.000 Schilling pro Jahr präliminiert werden oder die Fahrtkostenschätzung<br />

- das wurde heute schon angesprochen - mit 4.900 Schilling, dann kann man nur sagen: Diese<br />

Kostenrechnung kann nicht stimmen, die ist nicht relevant.<br />

Hohes Haus! Umfassende Strukturreformen sind notwendig, denn gespart muss bei den<br />

Ausgaben werden. Die derzeitige Steuer- und Abgabenquote liegt, Sie wissen es, bei 46 Prozent<br />

des BIP, also deutlich höher als im EU-Durchschnitt. Keine zusätzliche Erhöhung dieser Steuerund<br />

Abgabenquote ist möglich, denn das würde den Wirtschaftsstandort Österreich und<br />

<strong>Burgenland</strong> sicherlich gefährden.<br />

Neben dem Ziel eines ausgeglichen Budgets muss unser vorrangiges Ziel im <strong>Burgenland</strong><br />

der Schuldenabbau sein. Durch die Installierung des Schuldenmanagements - ich sehe das eher<br />

positiv, dass man Profis dafür einsetzt, die schon vorhandenen Schulden dementsprechend zu<br />

managen, zu verwalten, dass man niedrigste Zinsen für das Land erwirtschaftet und sich hier<br />

Kosten erspart -, aber auch durch mögliche (Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Das macht auch der Bund. - Abg.<br />

Kölly: Weil sie es machen müssen.) Priv<strong>at</strong>isierungspotentiale, die da sind, die geprüft werden<br />

müssen, durch den Verkauf von Wohnbauförderungsdarlehen, muss einerseits darauf geschaut<br />

werden, dass Kofinanzierungsmittel aufgebracht werden, aber auch dass die bestehenden<br />

Schulden reduziert werden.<br />

Diese Ziele - und der Herr Abgeordnete Salzl h<strong>at</strong> das angesprochen - wurden auch in der<br />

letzten Regierungserklärung 1996 rel<strong>at</strong>iv klar angepeilt, leider wurden sie nicht erreicht. Wir sehen<br />

an der Entwicklung des Schuldenstandes, dass genau das Gegenteil eingetreten ist. Aber jetzt ist<br />

es an der Zeit, dass nicht nur gute Absichten zählen, sondern das Ergebnis muss in den nächsten<br />

fünf Jahren zählen, denn Schulden belasten unsere nächsten Gener<strong>at</strong>ionen, vor allem unsere<br />

Kinder und Kindeskinder. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Wichtig erscheint mir jedoch, dass die Kofinanzierung für die im Einheitlichen<br />

Programmplanungsdokument vorgesehenen Projekte auch durch das Zurverfügungstellen von<br />

dementsprechenden Mitteln ermöglicht wird.<br />

Deshalb ist es notwendig, dass die Projekte, die da sind, geprüft und gesichtet werden. Es<br />

gibt Gott sei Dank sehr viele Projekte. Es wird Aufgabe des Str<strong>at</strong>egieforums sein, die besten<br />

Projekte auszuwählen und auch darauf zu schauen, dass nicht mit ein oder zwei Großprojekten<br />

sämtliche Mittel einer Maßnahme verbraucht werden und somit wieder die Klein- und<br />

Kleinstbetriebe auf der Strecke bleiben.


88<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Die Chance zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes <strong>Burgenland</strong> durch unseren<br />

Ziel 1-St<strong>at</strong>us muss bestens genutzt werden, und hier vor allem im Hinblick auch auf die<br />

Osterweiterung. Unsere Betriebe müssen gut vorbereitet werden.<br />

Hier stehen für mich Maßnahmen im Vordergrund, wie die Bildung von Clustern und<br />

Netzwerken, die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung, die bessere Ausst<strong>at</strong>tung mit<br />

Eigenkapital, die Schaffung der notwendigen Infrastruktur, wie die Verkehrsanbindungen im<br />

Bereich Schiene und Straße, aber auch im Bereich der Telekommunik<strong>at</strong>ion. Dies wurde ebenfalls<br />

alles in der Regierungserklärung als vorrangiges Ziel betont. Ich hoffe, dass das auch in dieser Art<br />

und Weise umgesetzt wird.<br />

Wichtig ist aber, dass wir uns hier intern<strong>at</strong>ionalen Entwicklungen nicht verschließen. Bei<br />

der Liberalisierungsdeb<strong>at</strong>te der Öffnungszeiten kommt mir das oft so vor. Hier müssen wir darauf<br />

achten, dass wir nicht zu kurzsichtig und engstirnig reagieren.<br />

Eine stärkere Flexibilisierung und Anpassung an die Kundenwünsche ist notwendig. Die<br />

Arbeitszeiten, die Arbeitsformen ändern sich. Für einen jungen Unternehmer im Bereich new<br />

economy sind klassische Arbeitszeiten kein Thema mehr. Es gibt keine Trennung zwischen<br />

Arbeitszeit und Freizeit. Warum soll es da verboten sein, dass eine Bank, ein Dienstleister auch<br />

am Abend oder am Samstag offen hält, wenn er glaubt, in dieser Zeit Geschäfte machen zu<br />

können?<br />

Auch wenn man über die Grenzen blickt, in Ungarn gibt es überhaupt keine Regelung für<br />

die Ladenöffnungszeiten, oder im übrigen Europa, ist diese weit flexibler geregelt. Im<br />

Tourismusland Österreich h<strong>at</strong> man die strengsten Bestimmungen. Allein dem Wiener Handel<br />

gehen dadurch pro Jahr zirka eine Milliarde Schilling verloren.<br />

Der Tourismus wird auch in Zukunft einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren sein. Das<br />

Tourismusland <strong>Burgenland</strong> ist Gott sei Dank weiterhin auf Erfolgskurs. Mit einem Zuwachs von 4,1<br />

Prozent im Jahr 2000 ist das <strong>Burgenland</strong> zum dritten Mal Bundessieger.<br />

Der Ausbau der Thermen h<strong>at</strong> das <strong>Burgenland</strong> zu einem Ganzjahresanbieter gemacht.<br />

Durch neue Buchungssysteme, durch neue Angebote, wie das Internetradprospekt besteht die<br />

Chance, auch in Zukunft diese Weiterentwicklung fortzusetzen.<br />

In der letzten Periode wurden 130 Tourismusprojekte mit einer Gesamtinvestition von 1,4<br />

Milliarden Schilling gefördert. In Zukunft wird es auch darauf angekommen - der Herr Abgeordnete<br />

Salzl h<strong>at</strong> es auch erwähnt -, dass sich die Klein- und Kleinstbetriebe, die sich im Umfeld dieser<br />

Impulsprojekte angesiedelt haben oder bereits dort angesiedelt sind, auch anschließen.<br />

Hier ist auch geplant, die Bundesförderung für den Tourismusbereich neu zu regeln. Und<br />

dass hier gerade die Frau Sta<strong>at</strong>ssekretärin Rossmann mit dem Vorschlag kommt, Förderungen<br />

erst ab einer Investitionsuntergrenze von 50.000 Euro, das sind doch 650.000 Schilling, zu<br />

gewähren, das, glaube ich, steht im Widerspruch zu dem, was Sie, meine Herren, ständig<br />

predigen.<br />

Die Kleinen werden benachteiligt. Nur die Großen erhalten die Förderung. Also das geht in<br />

meinem Kopf nicht zusammen. (Beifall bei der ÖVP) Wir von der ÖVP sind ein vehementer Anwalt<br />

der Kleinen. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass es für Kleine leichter wird, zu einem Ziel 1-<br />

Projekt zu kommen, wenn die Investition in einem außergewöhnlichen Verhältnis zum Ums<strong>at</strong>z<br />

steht. Hier werden auch Hallen gefördert. Wir waren es, die für die Förderungen, für die Euro-<br />

Umstellung und für die Stadtmarketingförderung gekämpft haben. Alles Maßnahmen, die der<br />

Nahversorgung und somit den Kleinbetrieben dienen.<br />

Wir werden auch darauf achten, dass es bei den Wirtschaftsförderungsmitteln für die<br />

Kleinbetriebe - und hier geht es vor allem um die Mittel, die aus dem ordentlichen Budget kommen<br />

- zu keinen Kürzungen kommt und dass genügend Mittel für die Wirtschaftsförderung zur<br />

Verfügung stehen.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 89<br />

Zu sagen, Herr Landeshauptmann, bei der Kultur kann man nicht sparen, beim Sozialen<br />

kann man nicht sparen, bei der Gesundheit kann nicht gespart werden, was bleibt denn dann noch<br />

übrig? Die kleineren und mittleren Betriebe, die Wirtschaft und die Landwirtschaft? Das werden wir<br />

von der ÖVP nicht mittragen. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Hohes Haus! Ein zentrales Anliegen war und wird in den nächsten Jahren der Aus- und<br />

Weiterbau von Technologiezentren und Wirtschaftsparks sein. In Jennersdorf, in Güssing, der<br />

Ausbau von Pinkafeld, im Mittelburgenland, in Neusiedl, in jedem Bezirk soll ein<br />

Technologiezentrum entstehen. Das sind wichtige Projekte und ist gleichzeitig eine Starthilfe für<br />

technologieorientierte Neugründungen, aber es gilt auch, technologieorientierte<br />

Entwicklungsmöglichkeiten für bestehende Projekte zu schaffen.<br />

Auch die freien Flächen der Wirtschaftsparks sollen genutzt werden, denn sie bieten<br />

optimale Bedingungen für Betriebsansiedlungen. Hier gilt es, die vorhandenen, die eingesetzten<br />

Ressourcen auch dementsprechend zu nutzen.<br />

All diese Objekte werden in einer sogenannten Wirtschaftspark- und Technologiezentrums-<br />

Holding eingebracht, wo sich das Land über die WiBAG als Kernaktionär einen gewissen Einfluss<br />

zu sichern h<strong>at</strong>, weil es hier auch um viele Fördermittel geht, die investiert wurden, und es auch<br />

wichtig ist, dass da ein gewisser Einfluss gesichert ist.<br />

Sonst bin ich jedoch der Meinung, dass sich die WiBAG aus allen Beteiligungen<br />

zurückziehen soll und sich auf ihre Kernkompetenz, auf eine rasche und kompetente<br />

Förderabwicklung, konzentrieren soll. (Beifall des Abg. Kölly) Es werden neue Instrumente<br />

geschaffen werden, altern<strong>at</strong>ive Instrumente, wie die venture capital fonds, wo eben zur Stärkung<br />

der Eigenkapitalbasis der burgenländischen Betriebe neue Instrumente zur Verfügung stehen<br />

werden.<br />

Wichtige Maßnahmen bleiben auch in dieser Periode die Existenzgründungsbeihilfe und<br />

vor allem die Förderung der Aus- und Weiterbildung. Eine gute Grundausbildung im<br />

berufsbildenden Schulwesen, aber auch im dualen Bereich wird noch wichtiger und wesentlicher,<br />

vor allem für den Bereich Telekommunik<strong>at</strong>ion. Heute wurde zum Beispiel ein Projekt der BFS-<br />

Pinkafeld vorgestellt, wo den Schülerinnen, und in erster Linie sind es Schülerinnen, die<br />

Ausbildung zum Call-Center-Agent angeboten wird.<br />

Oder: Im Bereich der Berufsschulen gibt es Initi<strong>at</strong>iven, dass jeder Lehrling den<br />

Computerführerschein als Freifach auch in der Zeit seiner Berufsschulzeit machen kann. Wichtig<br />

wäre es auch, dass es gelingt, im <strong>Burgenland</strong> eigene Lehrgänge für den Lehrberuf im IT-Bereich<br />

anzubieten, denn es gibt derzeit österreichweit schon <strong>2.</strong>500 Lehrlinge in diesem Bereich. Die<br />

sollen bis nächstes Jahr verdoppelt werden. Bei dieser Entwicklung muss das <strong>Burgenland</strong> mit<br />

dabei sein.<br />

Die Chance für unsere Schulen, aber auch für unsere Wirtschaft, ist die Kooper<strong>at</strong>ion. Die<br />

Kooper<strong>at</strong>ion auf allen Ebenen - in der Berufsschule ebenso wie im Bereich der Fachhochschulen.<br />

Hier bieten die Forschungsprojekte, die derzeit schon begonnen wurden oder im Beginnen sind,<br />

enorme Möglichkeiten. Diese Projekte stärken den Wirtschaftsstandort <strong>Burgenland</strong>.<br />

Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Die Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne die<br />

Wirtschaft geht nichts. Die burgenländischen Unternehmerinnen und Unternehmer haben die<br />

letzten Jahre bewiesen, dass sie bereit sind, die vorhandenen Chancen zu nutzen, den<br />

gigantischen Strukturwandel zu bewältigen und somit für die Menschen unseres Landes Arbeit<br />

und Beschäftigung zu schaffen.<br />

Wir von der ÖVP sehen es als unsere Aufgabe, diese Unternehmer zu unterstützen.<br />

(Beifall bei der ÖVP)<br />

Ritter.<br />

Präsident: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist der Herr Landtagsabgeordnete Dr.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.


90<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Abgeordneter Dr. Ritter (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Wer Politik ernst nimmt, stellt<br />

den Menschen in den Mittelpunkt seiner Bemühungen. Dies gilt ganz besonders für die Sozialund<br />

Gesundheitspolitik, die einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der individuellen<br />

Lebenssitu<strong>at</strong>ion leistet. Nun ist es ja so, dass das österreichische Sozialsystem, das nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg entwickelt wurde, allen Menschen die soziale Sicherheit gibt, die ihnen bei<br />

Krankheit, Alter, Pflegebedürftigkeit oder Notfällen die Existenzgrundlage erhält.<br />

Da kann es aber auch passieren, dass Menschen aus diesem sozialen System<br />

herausfallen. Da kann es passieren, dass Menschen unter die Armutsgrenze fallen. Da treffe ich<br />

mich auch mit Ihnen, sehr geehrte Frau Kollegin Benkö, dass es das auch im <strong>Burgenland</strong> gibt,<br />

dass es vor allem alleinstehende Frauen, Familien mit Kindern und Arbeitslose sind, die darunter<br />

fallen.<br />

Nur möchte ich Ihnen eines sagen: Sie hätten diese Rede vielleicht doch nicht hier,<br />

sondern in der eigenen Partei halten sollen. Immerhin war es die FPÖ, die in ihrer<br />

Regierungspolitik die Maßnahmen mitgetragen h<strong>at</strong>, die vor allem die mittleren und kleineren<br />

Einkommen ganz besonders belastet haben. (Abg. Dr. Salzl: Wir reden von der SPÖ-Ära, da war<br />

das <strong>Burgenland</strong> das ärmste Land.) Die Maßnahmen wurden jetzt getroffen.<br />

Das österreichische Sozialsystem kann sich intern<strong>at</strong>ional sehen lassen. Es wäre politisch<br />

unklug, es umzubauen, ohne dass Altern<strong>at</strong>iven denselben Erfolg versprechen. Die Sozialpolitik im<br />

<strong>Burgenland</strong> war in den letzten Jahren von großem Engagement gekennzeichnet. Es gilt, diesen<br />

Weg fortzusetzen.<br />

Sozialpolitik muss die gesellschaftlichen und demographischen Entwicklungen in die<br />

Planungen mit einbeziehen. Unsere Gesellschaft wird älter, die Alterspyramide ist <strong>at</strong>ypisch zu<br />

anderen Bundesländern. Nur zwei Zahlen dazu. Die Zahl der unter 20jährigen wird bis zum Jahr<br />

2021 kontinuierlich abnehmen, st<strong>at</strong>t 22 Prozent werden dann nur mehr 17 Prozent dieser<br />

Altersgruppe angehören.<br />

Ganz besonders stark wächst die Gruppe der 60- bis 80jährigen. Im Jahr 2006 wird sie 19<br />

Prozent der Gesamtbevölkerung, im Jahr 2021 schon 24 Prozent ausmachen. Die Altersgruppe<br />

der über 75jährigen wird sich bis zum Jahr 2011 um 48 Prozent erhöhen. Die Konsequenzen<br />

dieser Entwicklung liegen auf der Hand. Im Jahr 2011 werden wir um 3.800 Pflegegeldbezieher<br />

mehr haben als wir sie im Jahr 1996 h<strong>at</strong>ten. Das sind um 30 Prozent mehr.<br />

Wir wissen, dass wir in Zukunft wesentlich mehr Menschen pflegen müssen und dass<br />

unsere Familien in Zukunft nicht mehr das gleiche Ausmaß an Betreuungsleistung erbringen<br />

können wie bis jetzt. Bis jetzt waren es annähernd 90 Prozent.<br />

Daher erachte ich die Maßnahmen zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen, die es<br />

in Zukunft im <strong>Burgenland</strong> geben wird, für besonders wichtig. Es soll dabei bleiben, dass das<br />

<strong>Burgenland</strong> weiterhin die höchste Quote in Österreich aufweist. Pilotprojekte, wie die<br />

Überleitungspflege in den Krankenhäusern Eisenstadt und Oberwart, die mobile<br />

Kinderkrankenpflege in Eisenstadt, die Kurzzeit- und Urlaubspflege am Hirschenstein und die<br />

Tagesbetreuung im Pflegezentrum Neudörfl, sollen ausgebaut und durch ambulant betreute<br />

Wohnformen und örtliche Sozialzentren als Angebot an Menschen mit geringem Betreuungsbedarf<br />

erweitert werden.<br />

Der Bedarfs- und Entwicklungsplan, der bis 2002 gilt, muss in dieser Periode<br />

fortgeschrieben werden. Sie sehen, es warten gewaltige Anstrengungen auf die Sozialpolitik. Der<br />

gezielte Ausbau der Versorgungsstrukturen erfordert nicht nur enorme finanzielle Mittel, sondern<br />

schafft auch Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich, die vor allem den Frauen zugute kommen.<br />

Nun zum Gesundheitsbereich und zur Gesundheitspolitik. Ziel unserer Gesundheitspolitik<br />

kann nur sein: Gesundheit muss für alle leistbar sein, unabhängig von der Geldbörse. Jede<br />

Österreicherin und jeder Österreicher muss Zugang zu allen Einrichtungen und Anstalten haben,<br />

die für die Behandlung ihrer Krankheiten notwendig sind. Daher treten wir bewusst gegen alle<br />

Pläne auf, die dieses bewährte System zerschlagen wollen.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 91<br />

Der momentan stark diskutierte Fall Sallmutter zeigt ja, dass die gegenwärtige Regierung<br />

dabei ist, dieses System zu zerschlagen. Ich glaube, der Name Sallmutter ist nur ein erster Schritt<br />

und ein Synonym für diesen Umbau.<br />

Ich gebe Ihnen nur eines zu bedenken, (Zwischenruf des Abg. Tschürtz) Herr Kollege<br />

Tschürtz: Schauen wir uns einmal die intern<strong>at</strong>ionalen Zahlen an. Intern<strong>at</strong>ionale Vergleiche zeigen,<br />

dass unser Gesundheitssystem nicht das teuerste ist. Es ist billiger als Systeme in Ländern, die<br />

rein auf priv<strong>at</strong>e Versorgung setzen. Es zeigt aber auch, dass ein möglichst großer Teil unserer<br />

Menschen durch dieses System gut versorgt wird. Es wäre fahrlässig, so ein System zu<br />

zerschlagen, ohne dass die Gewähr gegeben ist, dass es besser wird, dass es billiger wird und<br />

ohne die Gewähr, dass alle Menschen damit versorgt werden.<br />

Nun zur Gesundheitspolitik im <strong>Burgenland</strong>. In den letzten Jahren gab es umfassende<br />

Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten. Damit wurde eine leistungsfähige medizinische<br />

Versorgung gewährleistet. Stillstand bedeutet aber Rückschritt. Daher muss es ständige<br />

Verbesserungen geben. Die Qualitätssicherung, wie in der Regierungserklärung angekündigt, wird<br />

sehr wichtig sein.<br />

Der Leistungsplan und die konkreten Versorgungspläne sollen im Burgenländischen<br />

Krankenanstaltenplan definiert werden, der bereits im Vorjahr in Auftrag gegeben wurde. Sicher<br />

wird es Fachschwerpunkte geben, sie wurden heute schon erwähnt, wie die Orthopädie an den<br />

Standorten Oberwart und Eisenstadt. Oberwart wird zusätzlich den Schwerpunkt HNO bekommen.<br />

Das wichtigste Sanierungsprojekt betrifft den Altbestand des Krankenhauses der<br />

Barmherzigen Brüder in Eisenstadt.<br />

Es gibt aber keine wirksame Gesundheitspolitik ohne Gesundheitsvorsorgemaßnahmen.<br />

So sollen alle bereits etablierten Gesundheitsförderungsprogramme fortgeführt und ausgebaut<br />

werden. Gesundheitsförderung bedeutet vor allem Hilfestellung für Menschen, wobei ein<br />

wesentlicher Teil der Verantwortung für die eigene Gesundheit aber noch immer bei den<br />

Menschen selber verbleibt.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sozialpolitik h<strong>at</strong> gesellschaftliche Realitäten und<br />

Veränderungen zu berücksichtigen. Wir haben in den letzten Jahren selber erlebt, wie rasch sich<br />

wirtschaftliche Strukturen ändern und neue gesellschaftliche Entwicklungen Pl<strong>at</strong>z greifen. Daher<br />

kann Sozialpolitik nicht st<strong>at</strong>isch sein, sie muss laufend analysieren und Parameter ändern, wenn<br />

der Mensch weiterhin der Mittelpunkt der Bemühungen sein soll.<br />

Wir müssen unsere Erfahrungen laufend in unsere Arbeit einbinden. Daher werden wir das<br />

Sozialhilfegesetz dahingehend ändern, dass kein Regress nach Wegfall der sozialen Bedürftigkeit<br />

erfolgt. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Sozialpolitik h<strong>at</strong> enge Berührungspunkte zu allen Bereichen der Politik - angefangen von<br />

der Wirtschaftspolitik bis zur Wohnbaupolitik und zur Kulturpolitik. An ihr kann man ablesen, wie<br />

human die Gesellschaft mit all ihren Gruppen umgeht. Sie dokumentiert, ob es Maxime der Politik<br />

ist, alle Menschen zu integrieren. Sie dokumentiert, welchen Pl<strong>at</strong>z sie ihnen zugesteht und ob sie<br />

alle am gesellschaftlichen Leben teilnehmen lässt.<br />

Diese Landesregierung und das zuständige Regierungsmitglied sind angetreten, das<br />

Vorhandene zu stärken und durch Neues zu ergänzen, wobei immer der Mensch mit seinen<br />

Bedürfnissen im Mittelpunkt steht. Wir werden sie bei ihren Anstrengungen unterstützen. (Beifall<br />

bei der SPÖ)<br />

Präsident: Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr Abgeordnete Tschürtz.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Tschürtz (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich vermisse in dieser<br />

Regierungserklärung die finanzielle Unterstützungsmöglichkeit von Familien und deren Kinder.<br />

Während der bayerische Ministerpräsident Edmund Stäuber bereits angekündigt h<strong>at</strong>, das<br />

Kinderbetreuungsmodell der FPÖ auch in Bayern eins zu eins umzusetzen, kämpft man im


92<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

<strong>Burgenland</strong> so sehr mit den Schulden, dass nicht einmal ein bisschen Pl<strong>at</strong>z für die Familien oder<br />

auch für ein Kinderbetreuungsgeld vorhanden ist. (Zwischenruf des Abg. Dr. Ritter)<br />

Das Kinderbetreuungsgeld, Herr Kollege Ritter, ... (Abg. Dr. Ritter: Nein, nein! Bundesweit!)<br />

Jetzt sind wir im <strong>Burgenland</strong>! Das Kinderbetreuungsgeld, welches vom Vorzeigeland Kärnten ab<br />

2001 eingeführt wird, nicht vom Bund, sondern von Kärnten, (Unruhe bei der SPÖ) und<br />

bundesweit ab 1.1.2002 umgesetzt wird, bietet den Müttern die Möglichkeit, entweder selbst bei<br />

den Kindern zu bleiben oder sich eine externe Betreuung zu nehmen und wieder in das<br />

Berufsleben einzusteigen. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Ich möchte schon darauf hinweisen, dass Frau Landesrätin Dunst in einer<br />

Presseaussendung im Zusammenhang mit dem Kindergeld - ich habe vorher darüber eine<br />

Pressekonferenz abgehalten - von einem "Butterbrot" gesprochen h<strong>at</strong>. Sie h<strong>at</strong> gesagt, das ist ja<br />

alles nur ein "Butterbrot". Frau Landesrätin, sie ist jetzt nicht da, eines muss man schon<br />

bemerken: Besser ein "Butterbrot" als eine "Kindernot". Ich glaube, das muss man hier wirklich<br />

definitiv auch einmal bestätigen. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Wenn man über die Äußerungen der Abgeordneten Ilse Benkö, wo sie von Verschuldung<br />

und von Armut spricht, einfach so hinweggeht, dann muss ich Ihnen ein Beispiel nennen. Es ist im<br />

Zuge der Landtagswahl, also vor Weihnachten, ein Familienv<strong>at</strong>er an mich herangetreten, der<br />

gesagt h<strong>at</strong>: "Was kann man tun, ich habe vier Kinder und es tut mir so weh, ich kann den Kindern<br />

nicht das zu essen kaufen, was sie gerne hätten. Ich habe wirklich Probleme. Ich würde meinen<br />

Kindern zu Weihnachten einmal wirklich ein schönes Geschenk kaufen, aber ich muss Dir sagen,<br />

ich habe das Geld nicht. Ich bin Alleinverdiener, habe vier Kinder und habe n<strong>at</strong>ürlich auch<br />

Schulden, so wie jeder andere, aber ich habe das Geld nicht zur Verfügung."<br />

Ich habe ihn dann an die Bezirkshauptmannschaft verwiesen. Das ist dann über die<br />

Burgenländische Landesregierung gegangen und er h<strong>at</strong> einen Zuschuss von 15.000 Schilling<br />

bekommen. Er war sichtlich erfreut. Ein einziges Mal h<strong>at</strong> er halt einen Zuschuss bekommen! Jetzt<br />

geht die ganze Geschichte wieder von vorne los. Es gibt ja nicht nur dieses eine Beispiel, sondern<br />

in jeder Ortschaft sind genügend solcher Beispiele.<br />

Ich glaube, deshalb ist auch eine Familienförderung, wie sie in Kärnten zur Umsetzung<br />

kommt, zu überdenken. Ich glaube nicht, dass man über das Kinderbetreuungsgeld oder die<br />

Familienförderung einfach so hinweggehen kann. Denn Hand aufs Herz: Was heißt keine Kinder?<br />

Das bedeutet keine Kindergärten, keine Schulen, dann gibt es auch keine Lehrer, irgendwann gibt<br />

es dann auch keine Pension, kein <strong>Burgenland</strong> und auch keinen Sta<strong>at</strong> mehr. Das heißt, die Kinder<br />

sind ja eigentlich unser Gold, das wir haben. Ich glaube, dass man in dem Bereich schon wirklich<br />

einiges investieren sollte.<br />

Weil sich auch die Frau Landesrätin Dunst schon einige Male sehr abwertend über das<br />

Kindergeld geäußert h<strong>at</strong>, möchte ich hier schon auch sagen: Egal welche Einstellung man h<strong>at</strong>, es<br />

gibt immer ein Pro und ein Kontra. Das Kinderbetreuungsmodell ist so ausgerichtet, dass die<br />

Zuverdienstgrenze auf ein normales Gehalt angehoben wird. Das heißt, ich kann arbeiten gehen,<br />

bekomme das Kindergeld und nehme das Kindergeld, wenn ich unbedingt arbeiten will, für eine<br />

externe Betreuung oder egal für welche Institution auch immer, die für meine Kinder hilfreich ist.<br />

Ich glaube, man sollte über die Situ<strong>at</strong>ion nicht so einfach hinweggehen.<br />

Zur Familienförderung, die ich vorher schon angesprochen habe. Seit 1.1.2001 ist dieses<br />

Modell in Kärnten bereits umgesetzt. In den ersten 12 Tagen h<strong>at</strong> es 18.000 Anträge gegeben. Das<br />

heißt, es ist nicht irgendeine schnelle "Papiergeschichte", sondern es h<strong>at</strong> schon tiefere Gründe<br />

und die Menschen nehmen das auch zur Kenntnis. In Kärnten gibt es ein<br />

Familienförderungsmodell, das bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes geht.<br />

Das heißt, eine drei- oder vierköpfige Familie h<strong>at</strong> jetzt die Möglichkeit, vom Land Kärnten -<br />

und ich glaube, man könnte auch ein ähnliches Modell im <strong>Burgenland</strong> etablieren - einen<br />

mon<strong>at</strong>lichen Zuschuss pro Kind zu bekommen, wenn das Einkommen gering ist. Das heißt, es gibt<br />

eine Einkommensobergrenze von 550.000 Schilling, ähnlich gestaffelt wie bei uns die<br />

Wohnbauförderung. Davon wird dann der Zuschuss der Familienförderung berechnet. Bei einer


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 93<br />

Obergrenze von 550.000 Schilling Jahres-einkommen gibt es durchschnittlich einen mon<strong>at</strong>lichen<br />

Zuschuss von <strong>2.</strong>800 Schilling pro Kind, verdient man weniger, dann bekommt man ein bisschen<br />

mehr.<br />

Diese Familienförderung h<strong>at</strong> in Kärnten einen unglaublichen Anklang gefunden. Wie schon<br />

gesagt, es wurden nicht nur 18.000 Anträge eingebracht, sondern es kommt wirklich<br />

mengenweise Post. Ich glaube, wir sollten auch im <strong>Burgenland</strong> solch eine Familienförderung<br />

überdenken.<br />

Wenn man bedenkt, dass dieses Familienförderungsmodell in Kärnten lediglich, ich sage<br />

es wirklich bewusst, 100 Millionen Schilling ausmacht, dann könnten wir im <strong>Burgenland</strong> schon mit<br />

35 bis 40 Millionen Schilling durchkommen. Ich glaube, das wäre sicherlich eine gute Idee und<br />

wäre sicherlich ein guter Ans<strong>at</strong>z.<br />

Wir werden dieses Familienförderungsmodell mit Nachdruck immer wieder einfordern.<br />

(Beifall bei der FPÖ - Abg. Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h: Und wo nehmen wir es her?) Wir werden, nicht<br />

so, wie manch andere, die auf die Straße gehen, dieses Kindergeld und dieses<br />

Familienförderungsmodell medial einfordern. Wie gesagt, nicht auf der Straße, sondern medial.<br />

Gest<strong>at</strong>ten Sie eine Anmerkung zur grünen Fraktion, die sich so fürchterlich aufregt, weil es<br />

halt in der Demokr<strong>at</strong>ie so ist, dass man nicht in jedem Ausschuss drinnen ist. Frau Abgeordnete<br />

Krojer, wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder erhöhen wir die Mitglieder des Ausschusses<br />

auf 17, damit Sie auch drinnen sind, oder, um es ein bisschen polemisch zu betrachten, man sagt<br />

das nächste Mal bei der Wahl: Die Grünen bekommen, wenn sie drei Mand<strong>at</strong>e haben, einen<br />

Präsidenten, und wenn sie vier Mand<strong>at</strong>e haben, dann haben sie das Recht, den<br />

Landeshauptmann zu stellen. So könnte man es n<strong>at</strong>ürlich auch machen.<br />

Was will man nicht noch alles? (Heiterkeit bei der FPÖ) Ich sage Ihnen, Sie sind die<br />

Ersten, die für Positionen die Bäume umschneiden. So kommt mir das vor. Also ein bisschen<br />

muss man schon am Boden bleiben. Das kann es ja nicht sein, dass Sie nur Forderungen stellen.<br />

Da hätten wir schon lange Forderungen stellen können.<br />

Ich komme jetzt zum Bereich Sicherheit. Es fehlt mir ebenso das Sicherheitspaket wie<br />

auch das vorhin angesprochene Familienpaket. Etwa im Opferschutzbereich: Alle, die schon vor<br />

einem Jahr hier im Landtag waren, werden wissen, dass ich damals schon einen Antrag<br />

betreffend Installierung eines Opferanwaltes eingebracht habe. Denn jeder weiß, dass sich ja das<br />

Opfer als Priv<strong>at</strong>beteiligter im Verfahren anschließen muss, ansonsten gibt es keine Möglichkeit.<br />

Das kostet dann n<strong>at</strong>ürlich Geld, und man h<strong>at</strong> keine Möglichkeit zur Akteneinsicht und so weiter.<br />

Es gibt jetzt diesen Opferanwalt vom "Weißen Ring". Jeder wird es heute wahrscheinlich<br />

schon gelesen haben, es ist wirklich ein hervorragendes Modell. Ich glaube, man sollte auch<br />

seitens der burgenländischen Landesförderung diesem "Weißen Ring" ein gewisses Kapital<br />

zukommen lassen, damit er die Möglichkeit h<strong>at</strong>, den Opfern zu helfen.<br />

Mir fehlt auch die Förderung von Hausalarmanlagen. Jeder weiß, dass die Anzahl der<br />

Illegalen, jetzt überhaupt in den letzten zwei Mon<strong>at</strong>en, exorbitant gestiegen ist. Jeder h<strong>at</strong> darüber<br />

gelesen, es ist erschreckend. Man sollte auch jeder Familie, die sich eine Hausalarmanlage<br />

anschafft, eine Förderung zukommen lassen. Ich glaube, das sollte man sich auch überlegen.<br />

In der Regierungserklärung ist auch, und da bin ich froh darüber, die Personalaufstockung<br />

bei der Justizwache angeführt. Zwei Drittel aller Inhaftierten in der Justizanstalt in Eisenstadt, und<br />

das muss man sich einmal vorstellen, das Wort Ausländer darf man nicht erwähnen, sind keine<br />

Österreicher. Zwei Drittel der Inhaftierten sind keine Österreicher! Das muss man sich auch einmal<br />

vor Augen führen.<br />

Ich glaube, dass es auch sehr wichtig ist, eine Personalaufstockung bei der Justizwache im<br />

Auge zu behalten.<br />

In der Regierungserklärung geht mir besonders der Bereich der Drogenbekämpfung ab.<br />

Der jetzige Abgeordnete Jellasitz war in der letzten Periode sehr aktiv unterwegs. Es wurde schon


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

kurz erwähnt. Aber ich würde sogar sagen, dass es keine definitiven <strong>Burgenland</strong>projekte in der<br />

Drogenbekämpfung gibt. Es wäre zum Beispiel zu überdenken, ob man nicht auch einen<br />

Drogenbeir<strong>at</strong> installieren könnte. Dieser Drogenbeir<strong>at</strong> würde kein Geld kosten, sondern dieser<br />

Drogenbeir<strong>at</strong> hätte sehr viele kre<strong>at</strong>ive Möglichkeiten. Etwa eine verstärkte Drogenaufklärung in<br />

den Schulen, st<strong>at</strong>t dieser kläglichen Parteipolitik, die manchmal betrieben wird. Aber ich will mich<br />

da nicht länger festhalten.<br />

Eine Forderung wäre auch ein Landeskriminalamt. Jeder weiß, dass in nächster Zeit ein<br />

Bundeskriminalamt kommen wird.<br />

Ich komme zum letzten Bereich, den ich mir angeschaut habe, und zwar zum<br />

Wohnbaubereich. Der ganze Wohnbaubereich ist, ich möchte sagen, sehr reformbedürftig, denn<br />

noch immer wird bei den Genossenschaften die Kontrolle durch den Revisionsverband ausgeübt.<br />

Wenn man bedenkt, dass im Revisionsverband Funktionäre der Genossenschaften sitzen, dann<br />

heißt das quasi, dass sich die Führungsfunktionäre selbst prüfen. Ich glaube, dass hier eine<br />

Prüfung durch den Rechnungshof äußerst notwendig wäre. Man h<strong>at</strong> das auch bei den drei Prozent<br />

Skonti gesehen. Das heißt, der Revisionsverband konnte durch die eigene Kontrolle nicht<br />

entdecken, dass die drei Prozent Skonti berechtigterweise an die Mieter weiterzubezahlen<br />

gewesen wären.<br />

Es ist auch im Genossenschaftsbereich an die Erhaltungsbeträge zu denken, die noch<br />

immer etwas überhöht sind. Oder, die Kredite für Grundstückskäufe sind ebenfalls noch viel zu<br />

hoch. Warum wohl? Weil Vertreter von den Banken in den Aufsichtsräten sitzen! Hier ist eine<br />

verstärkte Kontrolle überaus wichtig, damit nicht noch einmal so ein Bank <strong>Burgenland</strong>-Skandal auf<br />

uns hereinbricht.<br />

Ich habe auch schon gehört, bestätigen kann ich es nicht, dass sogar für getilgte Darlehen<br />

weiter Zinsen kassiert werden. Aber das kann ich nicht bestätigen, darüber munkelt man. Die<br />

hohen Verwaltungskosten sollten auch einmal angesprochen werden. Daher ist es n<strong>at</strong>ürlich<br />

wichtig, diese Genossenschaften durch den Rechnungshof zu überprüfen und nicht durch eine<br />

eigene Kontrollinstanz, sprich Revisionsverband. Schlussendlich geht es ja auch hier um 20.000<br />

burgenländische Mieter, und die brauchen mehr Unterstützung. Ich glaube, das wäre auch sehr<br />

wichtig.<br />

Kurz noch zum Budget. Die Schuldenpolitik des ehemaligen SPÖ-Finanzministers und<br />

“Schweinchenkraw<strong>at</strong>tenträgers” Edlinger spiegelt sich n<strong>at</strong>ürlich auch im <strong>Burgenland</strong> wider. Wenn<br />

man schon einen Finanzmanager oder einen Schuldnerber<strong>at</strong>er einsetzen muss, dann h<strong>at</strong> die Frau<br />

Abgeordnete Ilse Benkö ja eigentlich Recht gehabt, denn viele sagen: Jetzt ist schon ein<br />

Masseverwalter notwendig.<br />

Noch einen S<strong>at</strong>z zur Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel. Als Landeshauptmann<br />

Dr. Jörg Haider vor eineinhalb Jahren davon gesprochen h<strong>at</strong>, dass man eigentlich daran denken<br />

könnte, die Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel aufzuheben und das Geld für andere<br />

Dinge zu verwenden, h<strong>at</strong> es von der SPÖ und auch von der ÖVP einen fürchterlichen<br />

wochenlangen Indianertanz gegeben, man h<strong>at</strong> herumgejubelt und herumgejault. T<strong>at</strong>sache ist<br />

n<strong>at</strong>ürlich, dass jetzt genau das Gleiche gemacht und umgesetzt wird.<br />

Schon einige Mon<strong>at</strong>e später erklärt der damalige Landeshauptmann Stix: Da sind wir mit<br />

Kärnten im Bunde. Das h<strong>at</strong> er definitiv gesagt. Das heißt, vorher h<strong>at</strong> man einen Indianertanz<br />

veranstaltet und nachher ist es die "Crème de la Crème".<br />

Abschließend möchte ich auf die Familienpolitik zurückkommen und darauf hinweisen,<br />

dass - und das möchte ich auch bekräftigen - jährlich im <strong>Burgenland</strong>, hier im<br />

Landtagssitzungssaal, an die 350 bis 400 neue österreichische Sta<strong>at</strong>sbürger ihre<br />

Sta<strong>at</strong>sbürgerschaftsurkunden feierlich mit Musik überreicht bekommen. Es soll so sein, man h<strong>at</strong> ja<br />

nichts dagegen. Jedoch darf man nicht auf unsere Familien vergessen. Das kann es nicht sein.<br />

Es tut mir wirklich weh, wenn die Frau Landesrätin Dunst sagt, dass 6.000 Schilling ein<br />

Butterbrot sind. Also das tut mir wirklich weh. Sie kann ja nicht sagen, 6.000 Schilling sind ein


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 95<br />

Butterbrot. Aber lassen wir das. Aber ich sage Ihnen noch einmal: Besser ein Butterbrot als eine<br />

Kindernot. (Beifall bei der FPÖ)<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz (der den Vorsitz übernommen h<strong>at</strong>): Als nächster Redner<br />

zu Wort gemeldet ist der Herr Abgeordnete Mag. Gradwohl.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Mag. Gradwohl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Zum<br />

Unterschied von jüngsten Äußerungen gewisser Mand<strong>at</strong>sträger aus dem rot-grünen Spektrum,<br />

sind für mich folgende inhaltliche Positionen - (Heiterkeit der Abg. Gertrude Spieß) und lassen Sie<br />

mich jetzt die Kurve kr<strong>at</strong>zen - im ÖVP-SPÖ-Übereinkommen richtungs-, weil zukunftsweisend. Die<br />

burgenländische Wohnbauförderung, heute auch in der Regierungserklärung dokumentiert, soll<br />

noch sozialer, noch gerechter und noch ökologischer gestaltet werden. Jawohl, Sie haben in uns<br />

dabei in der Zukunft einen verlässlichen Partner.<br />

Zweitens, was den ökologischen Bereich betrifft. Eine bundes- und<br />

landesgrenzenüberschreitende Zusammenarbeit soll im Bereich der thermischen Behandlung von<br />

Abfall und bei der Luftreinhaltung passieren. Außerdem soll die Errichtung einer Fachhochschule<br />

für Energie- und Umweltmanagement in der kommenden Periode in Angriff genommen werden.<br />

Jawohl, die ÖVP wird dies genauso offensiv gemeinsam umsetzen mit dem Regierungspartner,<br />

wie dies bei der Konzentr<strong>at</strong>ion der Umweltagenden in der Hand eines Regierungsmitgliedes<br />

gestartet wurde. Die Errichtung eines Umwelt- und N<strong>at</strong>urschutzanwaltes ist für uns ebenfalls ein<br />

Gebot der Stunde.<br />

Ein Entwurf zu diesem Umweltanwalt, meine Damen und Herren, ist bereits seit Frühjahr<br />

2000 vom damaligen Landeshauptmann-Stellvertreter und N<strong>at</strong>urschutzreferent Ing. Gerhard<br />

Jellasitz eingereicht worden und ist quasi in Begutachtung die Periode ausgelaufen.<br />

Allerdings gehen wir als Volkspartei überhaupt nicht mit dem im Schnellverfahren<br />

propagierten und vorgelegten grün-roten oder rot-grünen Papier konform. Es enthält neben<br />

bedenklichen und gravierenden Verfassungsmängeln, die schon dokumentiert worden sind,<br />

äußerst diffuse und bedenkliche Eingriffsmöglichkeiten in priv<strong>at</strong>e Eigentumsrechte. Zum Beispiel<br />

beim Hausbau, das ist für uns ein ganz, ganz besonders wichtiger Punkt, diese<br />

Eigentumsverhältnisse, sodass wir sicher nicht in diese gefährliche Falle tappen werden. Dieser<br />

Husch-Pfusch-Vorlage gegenüber ist der ÖVP-Vorschlag qualit<strong>at</strong>iv und fachlich weit überlegen.<br />

(Beifall bei der ÖVP)<br />

Weil von speed kills heute so oft die Rede ist, das wird wahrscheinlich sowieso das Wort<br />

des Jahres 2001, also muss man es einmal sagen, entnehme ich jetzt aus der Presseaussendung<br />

von der Klubklausur der SPÖ, dass, was die Installierung eines Umweltanwaltes und eines<br />

Landesrechnungshofes betrifft, die SPÖ laut Darabos Tempo machen will. Tempo machen ist das<br />

Ziel und nicht, die Sache ordentlich vorbereiten. Das konst<strong>at</strong>iere ich aus dieser Aussendung.<br />

Abgesehen davon scheint mir die Kostenschätzung von zwei Millionen Schilling nicht<br />

realistisch, aber Sie können mir das Gegenteil beweisen, ohne polemisch werden zu wollen, Frau<br />

Kollegin Spieß. (Abg. Gertrude Spieß: Das ist gar nicht polemisch.) Wenn Sie Kosten für Fahrten<br />

mit 5.000 Schilling und solche für Gutachten mit 300.000 Schilling jährlich ansetzen, dann gibt es<br />

eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder haben die Mitarbeiter in der Umweltanwaltschaft<br />

keine Arbeit, keine "Hacken", wie man so schön sagt, was ich nicht glauben möchte und auch<br />

nicht zu hoffen wage. Oder man wird Geld nachschießen müssen, was von Beginn weg eigentlich<br />

unseriös ist, das so nieder zu positionieren.<br />

Was den Energiesektor betrifft, das ist der dritte Bereich, zu dem ich hier Stellung nehmen<br />

möchte: Die Schaffung eines umfassenden Energiekonzeptes unter besonderer Bedachtnahme<br />

auf erneuerbare und umweltschonende Energien h<strong>at</strong> Priorität, wird von uns 100prozentig<br />

unterschrieben. Auch hier ist mit einer offensiven Politik der ÖVP zu rechnen. Nur, Frau Kollegin<br />

Krojer, Sie kennen zwar das Energiekonzept der SPÖ, aber keines der ÖVP, ich sage Ihnen


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Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

dezidiert, wir haben auch kein niedergeschriebenes dezidiertes Energiekonzept, was erneuerbare<br />

Energiequellen betrifft, denn wir setzen diese Dinge bereits um.<br />

Über 30 Biomasseenergiewerke im ganzen Land gibt es bereits. Ich kann Ihnen sagen, ich<br />

war bei einigen mit beteiligt. Wir können nicht nur etwas nachweisen, sondern wir werden in der<br />

Zukunft den gemeinsamen Weg mit Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer auch dementsprechend fortsetzen. Das<br />

Europäische Zentrum für erneuerbare Energie in Güssing - die Stadt Güssing wird<br />

flächendeckend, das kann man jetzt schon sagen, mit Energie aus Biomasse versorgt - ist<br />

überhaupt ein Vorzeigeprojekt ersten Ranges. Nicht nur im <strong>Burgenland</strong>, in Österreich, sondern in<br />

Europa. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Zur Wohnbauförderung. Ich habe dafür bereits am 21. November des Vorjahres konkrete<br />

Vorschläge eingebracht, die ich hiermit auch dokumentiere und wiederhole. Nämlich: Die<br />

Ausdehnung der Förderung auch für den Ankauf von Eigentumswohnungen - derzeit gibt es eine<br />

solche nur für den Hausankauf - finde ich, und da bin ich mit den Worten des Herrn<br />

Landeshauptmannes übereinstimmend, gerechter. Die Wohnbauförderung soll damit gerechter<br />

werden.<br />

Die Erhöhung des nicht rückzahlbaren Beitrages für Altern<strong>at</strong>ivenergieanlagen von 30 auf<br />

40 Prozent sowie ein einmaliger Startzuschuss, von uns schon mehrfach in der Vergangenheit<br />

gefordert, für den Fernwärme- und Nahwärmeanschluss bei erneuerbarer Energie, finde ich für<br />

ökologischer. Ich gehe damit auch hoffentlich mit Ihnen konform.<br />

Schließlich und endlich schlage ich auch, weil sich diese Fälle leider Gottes mehren und<br />

uns jetzt im Zuge der Volkszählung auch möglicherweise auf den Kopf fallen, den Wegfall der<br />

Berücksichtigung von Einkommen bei erwachsenen Kindern über 16 Jahre beim anrechenbaren<br />

Haushaltseinkommen vor. Für diese wird ja auch kein Kinderzuschlag gewährt.<br />

Ich begründe das auch. Wir h<strong>at</strong>ten schon einige Fälle, wo die Eltern gezwungen werden,<br />

weil sie, wenn sie zwei erwachsene Kinder mit 21, 22 oder 23 Jahren haben und diese bereits<br />

verdienen, über das anrechenbare Haushaltseinkommen hinaus fallen und dann leider Gottes<br />

gezwungen sind, entweder auf die Wohnbauförderung zu verzichten, oder, in den meisten Fällen<br />

geschieht es, sie melden die Kinder einfach ab. Das ist ein Trick oder auch keiner, sie gehen uns<br />

dann an Wien verloren. Ich möchte das wirklich als praktikables Beispiel sagen, wo wir im letzten<br />

Jahr draufgekommen sind, dass hier auch Handlungsbedarf besteht. Es soll kein Vorwurf sein,<br />

das sind Fälle, die da sind, die man aber korrigieren kann. Es darf nicht in unserem Interesse sein,<br />

dass solche Familien ihre Kinder eben dann abmelden und bei der Großmutter oder in Wien<br />

anmelden. Das soll nicht der Fall sein. Diesen Ans<strong>at</strong>z wollen wir dementsprechend auch von der<br />

Volkspartei positionieren. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Im Übrigen sei schon erwähnt, dass es unter der seit einem Jahr jetzt erfolgreichen ÖVP-<br />

SPÖ- - (Heiterkeit bei der ÖVP) das war der Freudsche -, also der erfolgreichen ÖVP-FPÖ-<br />

Bundesregierung zu keiner wie immer gearteten Kürzung der Wohnbaumittel gekommen ist, was<br />

mon<strong>at</strong>elang im Raum gestanden ist. (Zwischenruf der Abg. Gertrude Spieß) Frau Kollegin Spieß,<br />

beweisen Sie mir das Gegenteil. (Abg. Gertrude Spieß: Sie wissen, auf welche Lasten das geht.)<br />

Im Gegenteil, ich sage Ihnen, die Miet- und Wohnrechtsreform auf Bundesebene, lassen Sie sich<br />

das auf der Zunge zergehen, h<strong>at</strong> zu einer deutlichen Senkung der Kosten durch die<br />

Vereinheitlichung der Abschläge bei befristeten Mietverträgen auf 25 Prozent und zu einer<br />

Senkung der Betriebskosten durch die standardisierte Abrechnung geführt. Das nenne ich sozial.<br />

Sozial in diesem Falle von einer ÖVP-geführten Bundesregierung Wolfgang Schüssel. (Beifall bei<br />

der ÖVP)<br />

Im Übrigen h<strong>at</strong> diese Bundesregierung auch die Aufhebung der Zweckbindung der<br />

Wohnbaumittel erreicht. Gemeinsam mit den Landeshauptleuten, was grundsätzlich positiv ist und<br />

den Handlungsspielraum der Länder selbstverständlich erweitert. Ich warne aber davor, den<br />

Wohnbautopf als Selbstbedienungsladen zum Stopfen für alle erdenklichen Finanzlöcher zu<br />

missbrauchen. Das sei auch hier deponiert.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 97<br />

Aber selbstverständlich ist für uns der Erlös aus dem Verkauf von aushaftenden Darlehen<br />

bei den Genossenschaften ein taugliches Mittel, die Kofinanzierung von Ziel 1-Projekten<br />

sicherzustellen, weil das ja auch eine nachhaltige Wirkung h<strong>at</strong> und man das in den breiten Bereich<br />

der Infrastruktur eben einrechnen darf.<br />

Bezugnehmend auf den ökologischen Sektor eine klare Position der Volkspartei zur<br />

Übernahme der N<strong>at</strong>ur- und Landschaftsschutzagenden durch Herrn Landesr<strong>at</strong> Paul Rittsteuer. Ich<br />

möchte wirklich auf keine polemischen Nebengeräusche der letzten Wochen eingehen. Für mich<br />

ist dies ein erster Schritt zu einer Bündelung wesentlicher Umwelt- und N<strong>at</strong>urschutzagenden in der<br />

Hand eines Ressortverantwortlichen. Womit einer wirklich langjährigen Forderung von uns, von<br />

der Volkspartei, aber auch, wenn ich mich so recht erinnere, von Ihnen, von den Grünen,<br />

Rechnung getragen und dieser Schritt eingeleitet wird. Ich halte das im Grunds<strong>at</strong>z für positiv und<br />

zukunftsweisend.<br />

Zukunftsweisend, weil man n<strong>at</strong>ürlich in der Abfallwirtschaft, und da komme ich wirklich zu<br />

einem Punkt, der sehr heikel zu diskutieren ist, versuchen soll, nicht über das Ziel zu schießen,<br />

sondern sachlich zu bleiben.<br />

Zukunftsweisend, weil es eine nachhaltige Wirkung h<strong>at</strong>, ist - und das ist in der<br />

Regierungserklärung vorgekommen, aber auch im Übereinkommen zwischen der SPÖ und ÖVP<br />

dokumentiert - für mich das Erkenntnis zu einer kreislauforientierten Abfallwirtschaft im<br />

<strong>Burgenland</strong>; eine str<strong>at</strong>egische Positionierung. Jetzt kommen wir zum Machbaren, wie das<br />

umgesetzt werden soll, denn gesagt ist es schnell: "Ich bin für eine ökologische Abfallwirtschaft,<br />

für eine Kreislaufwirtschaft". Na wie? Es kann umgesetzt werden durch die Errichtung eines<br />

Wertstoffkompetenzzentrums unter Ausnützung und Verwertung des vorhandenen Know-hows in<br />

der Abfallwirtschaft im <strong>Burgenland</strong>.<br />

Ich sage es hier, weil wir das ja gemeinsam mit den Gemeinden dementsprechend<br />

positioniert haben. Das <strong>Burgenland</strong>, der Burgenländische Müllverband und der Umweltdienst<br />

<strong>Burgenland</strong> haben sich dieses Know-how in der Abfallwirtschaft österreichweit in den letzten<br />

Jahren erworben. Das ist evident.<br />

Daher ist es oberstes Ziel, eine Wertstoffaufbereitungsanlage mit einem enorm hohen<br />

ökologischen und volkswirtschaftlichen Effekt zu errichten. Wegzukommen von der Abfallwirtschaft<br />

und hinzukommen zu einer Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig volkswirtschaftlich wichtig: Eine<br />

Abfederung des Mülltarifs für den burgenländischen Haushalt zu erreichen und gleichzeitig auch<br />

einen Beschäftigungsimpuls in Szene zu setzen und damit die Chance auf eine nachhaltige<br />

Stärkung des Wirtschaftsstandortes durch Lukrierung neuer Technologien in der Abfallwirtschaft in<br />

der Zukunft in Aussicht zu stellen.<br />

Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen, bevor ich zum Abschluss komme, weil<br />

ich auf den Kollegen Darabos gewartet habe, muss ich Ihnen schon etwas ins Stammbuch<br />

schreiben: Die ÖVP h<strong>at</strong> klarerweise noch immer nicht das Wahlergebnis vom <strong>2.</strong> Dezember<br />

verkraftet, (Abg. Mag. Darabos: 3. Dezember!) vom 3. Dezember, es ist erst zwei Mon<strong>at</strong>e her.<br />

Nur, Herr Kollege Darabos, Sie haben offensichtlich das Wahlergebnis vom Jahr 1999, was<br />

die N<strong>at</strong>ionalr<strong>at</strong>swahl betrifft - ein Jahr Schwarz-Blau -, noch immer nicht verkraftet. (Abg. Gossy:<br />

Das kann man auch nicht verkraften!) Das ist jetzt schon ein Jahr her und ich befürchte, oder ich<br />

hoffe es zumindest, Sie werden es längere Zeit nicht verkraften. (Heiterkeit bei der SPÖ)<br />

Schlussendlich: Die Fragen des Wohnbaus und der Umwelt - (Abg. Mag. Darabos: Ich<br />

habe damals nicht kandidiert.) Ihre Partei meine ich damit - sind nicht zuletzt von enormen<br />

sozialen Perspektiven geprägt. Die Lebensqualität unserer Landsleute wird in Zukunft sehr stark<br />

davon abhängen. Wir stellen uns als burgenländische Volkspartei mit Landeshauptmann-<br />

Stellvertreter Franz Steindl dieser Herausforderung.<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz: Zu Wort gemeldet ist nun die Frau Abgeordnete Gertrude<br />

Spieß.<br />

Bitte Frau Abgeordnete.


98<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Abgeordnete Gertrude Spieß (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Die heutige Deb<strong>at</strong>te<br />

spiegelt schon die neue Konstell<strong>at</strong>ion hier in diesem Landtag wider. Über weite Strecken komme<br />

ich mir vor, wie wenn wir bereits in der Budgetdeb<strong>at</strong>te wären und nicht bei der<br />

Regierungserklärung. Außerdem haben manche auch das Bedürfnis, hier eine zusätzliche<br />

Regierungserklärung abzugeben. Das zeigt einfach, dass sich viele noch nicht in der Rolle<br />

wiederfinden, die ihnen jetzt hier zusteht.<br />

Heute gibt es im "Kurier" einen kleinen Artikel zur Sprachwende. Der gibt diese ganze<br />

Farbencouleur, die hier auch heute zum Tragen gekommen ist, wieder. Wenn ich so zurückdenke,<br />

wie es der FPÖ in den letzten Jahren gegangen ist, wie Sie hier mit sehr aggressiven<br />

Formulierungen gegen diese sogenannte schwarz-rote Einheitspartei agitiert haben, dann merke<br />

ich an der heutigen Deb<strong>at</strong>te, wie schwer sie sich jetzt tut, wo man doch jetzt selbst zu einer so<br />

schwarz-blauen Einheitspartei gefunden h<strong>at</strong>, wie man sich jetzt da im Landtag wiederfinden soll.<br />

Herr Kollege Tschürtz, dieses eine Jahr Schwarz-Blau h<strong>at</strong> den Menschen anscheinend<br />

genügt, um das im <strong>Burgenland</strong> nicht zu wiederholen. Somit ist im Burgenländischen Landtag eine<br />

neue Konstell<strong>at</strong>ion zum Tragen gekommen. (Abg. Tschürtz: Hier ist es Rot-Grün!) Die Rolle der<br />

Oppositionspartei finden Sie, wie gesagt, auf Grundlage dieser neuen Konstell<strong>at</strong>ion nicht wirklich.<br />

Konstruktiv können Sie auch noch nicht wirklich sein, weil das haben jetzt die Grünen für sich in<br />

Anspruch genommen.<br />

Zurück zur Regierungserklärung. Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte zu zwei<br />

Aspekten der Regierungserklärung Stellung nehmen. Der eine Aspekt ist die Frauenpolitik und der<br />

zweite die Kulturpolitik. Sie können sich vorstellen, dass ich heute eine große Freude habe, wenn<br />

ich hier auf die Regierungsbank sehe.<br />

Es gibt hier zwei Gründe. Der eine Grund ist, dass der Landeshauptmann Hans Niessl<br />

diese Regierungserklärung abgegeben h<strong>at</strong> und Frauenpolitik in dieser Regierungserklärung einen<br />

wichtigen Stellenwert eingenommen h<strong>at</strong>. Der zweite Grund ist, dass diese männliche Phalanx auf<br />

der Regierungsbank durchbrochen worden ist. (Beifall bei der SPÖ) Ich würde mir auch<br />

wünschen, dass die Zusammensetzung in Zukunft eine andere wird.<br />

Ich bin aber trotzdem stolz für die Sozialdemokr<strong>at</strong>ische Partei, dass wir jetzt acht<br />

Mand<strong>at</strong>arinnen im <strong>Burgenland</strong> haben. Als Mand<strong>at</strong>arin des Bezirkes M<strong>at</strong>tersburg bin ich noch viel<br />

stolzer, weil ich weiß, dass wir hier beispielgebend sind, nicht nur für das Bundesland <strong>Burgenland</strong>,<br />

sondern auch für ganz Österreich. Ich möchte das auch immer wieder erwähnen.<br />

Jedoch die Besetzung von Positionen mit Frauen und durch Frauen allein macht noch nicht<br />

die Frauenpolitik aus. Die Bundespolitik zeigt uns, dass das eher gegenläufig ist und dass im<br />

Sinne auch von den Frauen sehr wenig Frauenpolitik gemacht wird. Im Gegenteil, dass hier die<br />

Interessen alter überkommener Rollenbilder und Machtstrukturen wieder zum Vorschein kommen<br />

und denen auch Vorschub geleistet wird.<br />

Apropos Kindergeld, und Kindergeld geht genau in diese Richtung. Es geht darum, was<br />

auch Kollegin Dunst gemeint h<strong>at</strong>: Es ist nicht Geld, das die Existenz von Frauen und Familien<br />

sichert, sondern es ist so etwas wie ein Schweigegeld oder eine Abgeltung für eine kurze Zeit. Die<br />

Kinder hören nicht auf, mit drei Jahren Kinder zu sein. Also müsste man sich ganz andere<br />

Maßnahmen überlegen. Aber davon vermisse ich auf Bundesebene jeglichen Ans<strong>at</strong>z.<br />

(Zwischenruf des Abg. Tschürtz)<br />

Politik für Frauen heißt, die Anliegen und Interessen der Frauen in allen Bereichen des<br />

Lebens ernst und wichtig zu nehmen, zu unterstützen, zu fördern, zu integrieren und auch<br />

umzusetzen. Auch das kommt in der Regierungserklärung deutlich zum Vorschein.<br />

Frauenpolitik im <strong>Burgenland</strong> beginnt nicht jetzt mit der Wahl der neuen Landesrätin und der<br />

heutigen Regierungserklärung, sondern kann wirklich auf einer guten Basis unserer Arbeit in den<br />

letzten Jahren aufbauen und kann hier fortgesetzt werden.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 99<br />

Aber mit der Wahl der neuen Landesrätin und mit den ausdrücklichen Agenden, mit dem<br />

ausdrücklichen Auftrag zur Frauenpolitik, wird ein deutliches Signal für die Frauen und für die<br />

Frauenpolitik des <strong>Burgenland</strong>es gesetzt.<br />

Bedeutung von Frauenpolitik für diese Regierung wird sichtbar gemacht und ist wichtig. Es<br />

lässt sich ganz einfach an deutlichen Signalen in allen Bereichen erkennen. Zum Beispiel durch<br />

die Aussagen, das Netz der Frauenber<strong>at</strong>ungsstellen zu schließen, den weiteren Ausbau und die<br />

Neuprojektierung von Qualifik<strong>at</strong>ionsmaßnahmen und Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen,<br />

Umschulungsmöglichkeiten bereitzustellen, neue Wiedereinstiegsprogramme zu projektieren.<br />

Auch hier kann, Frau Kollegin Krojer, auf bestehende Projekte aufgebaut werden. Wir im<br />

<strong>Burgenland</strong> können durchaus stolz sein, dass wir auch hier federführend gewesen sind. Wir waren<br />

eines der ersten Bundesländer, das Berufsfindungskurse für Frauen gemacht h<strong>at</strong>. Ich erinnere an<br />

die Projekte wie "Die Koryphäen", "Mamas Küche", "Heinzelfrauen" und "Frauenmanagement".<br />

Nun gilt es, die Chancen, die sich hier in der neuen Regierungsperiode eröffnen, zu<br />

nutzen, alle Ausbildungs-, Qualifik<strong>at</strong>ions- und Wiedereinstiegsprojekte mit den Ziel 1-Förderungen<br />

zu projektieren und auch umzusetzen und wahrzunehmen.<br />

Sichtbar gemacht wird die Frauenpolitik auch durch die Intention, die gesetzlich<br />

geschaffenen Grundlagen, die wir bereits im <strong>Burgenland</strong> hinsichtlich des<br />

Gleichbehandlungsgesetzes und hinsichtlich des Frauenförderungsgesetzes haben, umzusetzen<br />

und, wie die Frau Landesrätin Dunst bereits gesagt h<strong>at</strong>, mit Leben zu erfüllen, Kontaktfrauen zu<br />

ernennen, ein Frauenbüro wird installiert werden, Positionen in den Gremien sollen besetzt<br />

werden.<br />

Weiters ist Gewalt gegen Frauen und Kinder und wie wir damit umgehen immer ein<br />

Gradmesser unserer demokr<strong>at</strong>ischen und menschlichen Gesellschaft. Daher sehe ich die<br />

Absichtserklärung, bestehende Frauenhäuser auszubauen, zu adaptieren und den Anforderungen<br />

und Entwicklungen anzupassen, als ein ganz wichtiges Signal für diejenigen, die unserer<br />

Unterstützung ganz besonders bedürfen. Die Sozialhäuser gibt es bereits, man muss jetzt<br />

überlegen, wie man sie benennt.<br />

Sozial- und Zukunftsforscher, wie M<strong>at</strong>thias Horks, haben bestätigt, dass Aus- und<br />

Schulbildung der Frauen eine der größten Humanressourcen eines Sta<strong>at</strong>es sind. Es wäre daher<br />

volkswirtschaftlich ein großer Unsinn, auf dieses Potential zu verzichten. Wir haben auf der<br />

Bildungsebene in den letzten zwei Jahrzehnten eine stille Revolution erlebt, eine der sinnvollsten<br />

und eine der friedlichsten. Siehe unsere M<strong>at</strong>urantinnen. Mehr als 50 Prozent der Studentinnen<br />

haben bereits eine M<strong>at</strong>ura. Oder siehe das Eindringen der Frauen in allen Berufsbereichen.<br />

Die Bildung der Mütter ist ein wichtigeres Kapital als das Einkommen der Väter. Die<br />

Bildung der Mütter wurde durch die erfolgreiche Politik der letzten Jahrzehnte auch ermöglicht.<br />

Dieses Kapital gilt es nun in Zukunft zu nützen. Frauen wollen ihren Beruf ausüben. Sie wollen<br />

Beruf, sie wollen Job und Familie. Dazu brauchen sie die besten Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />

sowohl quantit<strong>at</strong>iv wie auch qualit<strong>at</strong>iv.<br />

Daher ist die Verpflichtung in der Regierungserklärung zur Fortsetzung des Ausbaues und<br />

der Novellierung, Anpassung und Weiterentwicklung des Kindergarten- und<br />

Tagesbetreuungsgesetzes, der neuen Vernetzungen von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, eine<br />

richtige und äußerst wichtige Weichenstellung. Darüber werden wir noch länger diskutieren<br />

können.<br />

Die heutige Regierungserklärung, an der sich das Bekenntnis einer Politik im Interesse und<br />

für die Interessen der Frauen wie ein roter Faden durchzieht und sichtbar wird, gibt Zuversicht und<br />

Optimismus, auf die Erfordernisse und die Chancen einer neuen Zeit vorbereitet zu sein. Wir<br />

werden diese Politik mittragen.<br />

Einige Worte und Gedanken noch zur Kultur. Hier geht es mir wie der Kollegin Krojer. Ich<br />

fühle mich nicht wohl mit Standardsätzen und Floskeln, auch nicht so sehr mit Zit<strong>at</strong>en und<br />

philosophischen Sprüchen. Ich habe mir diesmal nur ein paar Kulturassozi<strong>at</strong>ionen überlegt:


100<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Vielfalt, Neues, Altes, Festspiele, Events, Projekte, Haydn-Pflege, Liszt-Pflege, Programme,<br />

Projekte, Initi<strong>at</strong>iven, Perspektiven, erarbeiten, fördern, entwickeln, Kunst in Bewegung, Kunst am<br />

Bau, Kro<strong>at</strong>en, Ungarn, Roma, Frauen, Jugend, zeitgenössisch altern<strong>at</strong>iv, progressiv, traditionell,<br />

Dorf, Stadt, Schnittstelle, Land, Grenze, grenzüberschreitend. Die Summe all dessen ist<br />

burgenländische Kulturpolitik.<br />

Wenn wir jetzt nicht im Landtag wären, sondern in der Schule, dann würde ich sagen:<br />

Macht einen Rap draus, dann könnten wir das Ganze noch visuell umsetzen.<br />

Wir können durchaus mit Stolz sagen, dass es in der Kultur im <strong>Burgenland</strong> eine der<br />

dynamischsten Entwicklungen in der Kulturpolitik gegeben h<strong>at</strong>. Sie gibt Zeugnis von der Vielfalt<br />

des kre<strong>at</strong>iven und schöpferischen Potentials der Burgenländerinnen. Eine Anmerkung auch dazu.<br />

Vernissage war vor einigen Jahren im <strong>Burgenland</strong> ein Fremdwort. In der Zwischenzeit gehört es<br />

zur Umgangssprache und gehört es dazu, es ist "in", dass man zu einer Vernissage geht.<br />

Die grundsätzliche Ausrichtung an der Vielfalt ist die Grundlage auch für die zukünftige<br />

Kulturpolitik. Wir werden bei der Budgetrede noch genug über diese Kulturpolitik sprechen<br />

können.<br />

Ich möchte nur noch einen Gedanken zur Regierungserklärung einbringen. Für mich ist<br />

einer der maßgeblichen Schwerpunkte die Förderung der zeitgenössischen Kunst. Ihr den<br />

notwendigen Raum, die notwendige Bühne und die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen,<br />

sehe ich als eine Herausforderung der burgenländischen Kulturpolitik. Es sind meistens diese<br />

Künstlerinnen, die durch ihre kritische Haltung, durch die Auseinandersetzung mit den Menschen,<br />

der Umwelt, den gesellschaftlichen Entwicklungen, oft auf wenig Verständnis stoßen, einen<br />

schweren Stand in unserer Gesellschaft haben.<br />

Die mediale Überfrachtung und Überlagerung, die Schnelligkeit des Vergessens, die alles<br />

übertönende Lautstärke und ein schreiender Kunstmarkt lässt ihre Arbeit oft zu einem<br />

existentiellen Überlebenswettlauf werden. Die Grundlage der Kunst und Kultur aber ist die Freiheit<br />

der Kunst. Auch wenn wir vieles nicht verstehen und wenn wir nicht immer alles gut heißen, muss<br />

sie gewahrt bleiben. Sie ist die Grundlage, sie ist das Credo einer demokr<strong>at</strong>ischen Kulturpolitik.<br />

Eine demokr<strong>at</strong>ische Kulturpolitik ist die Grundlage der Kulturpolitik des <strong>Burgenland</strong>es. (Beifall bei<br />

der SPÖ)<br />

In diesem Sinne freue ich mich auf unsere zukünftige Arbeit. Sie haben unsere<br />

Unterstützung und wir wollen sie zum Wohle unserer Burgenländerinnen und Burgenländer auch<br />

umsetzen. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz: Zu Wort gemeldet h<strong>at</strong> sich die Frau Landesrätin Verena<br />

Dunst.<br />

Bitte Frau Landesrätin.<br />

Landesrätin Verena Dunst: Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich<br />

bin heute zweimal angesprochen worden und möchte diese zwei Wortmeldungen nicht<br />

unwidersprochen im Raume stehen lassen.<br />

Zunächst einmal h<strong>at</strong> mich der Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer angesprochen. Er h<strong>at</strong> gemeint, ich hätte<br />

ihn zwar kritisiert, aber ich hätte sozusagen keinen Grund dazu. Ich sehe das nicht so und möchte<br />

eines einmal klarstellen: Der Kollege Rittsteuer h<strong>at</strong> Recht, wenn er meint, dass die Bauern jetzt im<br />

Moment in einer sehr schwierigen Situ<strong>at</strong>ion sind.<br />

Nur, solange man die Förderpolitik bei den Bauern nicht ändert, solange es noch immer<br />

eine Förderung hin zum großen Bauern gibt, solange der kleine Bauer zu wenig bekommt und<br />

solange es hier keine sozial ausgewogene Förderung gibt, kann sich auch nichts ändern, und es<br />

wird der Massentierhaltung hier n<strong>at</strong>ürlich absolut kein Riegel vorgeschoben.<br />

Ich weiß aber auch, dass es vor allem darum geht, dass Bauern, die gerne an<br />

Handelsketten verkaufen würden, dort oft ein wirkliches Preisdumping erleben. Hier bin ich ganz<br />

beim Kollegen Rittsteuer, wenn er meint, man muss etwas für die Bauern tun. Hier wäre eine


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 101<br />

gemeinsame Vorgangsweise wichtig und an richtiger Stelle, zu schauen, dass die Handelsketten<br />

die Preise nicht so runterdrücken. Vorausgesetzt ist aber eine sozial ausgewogene Förderpolitik<br />

bei den Bauern, für die ich mich immer wieder eingesetzt habe. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Herr Kollege Tschürtz, ich war zwar nicht herinnen, aber ordentlich, wie ich mich hier im<br />

Hohen Haus benehme, habe ich zumindest in meinen Büroräumen gehört, was Sie gemeint<br />

haben. Auch da muss ich Ihnen äußerst widersprechen. Zum Ersten, wenn Sie davon reden, dass<br />

das Kindergeld das einzig Wichtige und Richtige wäre, dann, glaube ich, brauchen Sie einige<br />

Nachhilfestunden. Noch dazu, wenn Sie so weit sind, dass Sie hergehen und meinen, das<br />

Kärntner Modell wäre das beste. Bitte informieren Sie sich beim "einfachen" Parteimitglied und Sie<br />

werden hören, dass er es nicht im Griff h<strong>at</strong>.<br />

Mittlerweile gibt es zwei, drei, vier verschiedene Lösungen auf Bundesebene und das<br />

Kärntner Modell ist vollkommen daneben. Nämlich insofern, dass es hier total ungerecht zugeht,<br />

dass gewisse Gruppen das Kindergeld nicht bekommen. Also das kann nicht die Lösung sein.<br />

(Abg. Tschürtz: Ich werde das <strong>Protokoll</strong> und das, was Sie gerade gesagt haben, dem Herrn<br />

Landeshauptmann schicken und vielleicht werden Sie dann einen Brief bekommen!) Ich freue<br />

mich schon, vielleicht kommt es sogar zu einer direkten Konfront<strong>at</strong>ion, das wäre mich noch lieber.<br />

Briefe habe ich noch nie gefürchtet! (Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Mit einem Wort, Du willst Haider treffen!)<br />

Der Kollege Salzl, der Kollege Landeshauptmann-Stellvertreter und meine Wenigkeit<br />

haben Jahre mit dem Herrn Haider zusammengearbeitet. Ich habe ihn oft genug getroffen. Ich<br />

muss ihn nicht noch einmal treffen. Aber ich habe kein Problem damit. Danke, dass Du mir zu<br />

einem Tete-a-Tete verhilfst, Herr Landesr<strong>at</strong>. (Landesr<strong>at</strong> Kaplan: Nein, das war ein<br />

Missverständnis!) Meine Herren, ich würde aber gerne in meiner Beantwortung fortfahren.<br />

Eigentlich bin ich am Wort.<br />

Herr Abgeordneter Tschürtz, wenn Sie meinen, das Kärntner Modell wäre das<br />

ausgezeichnete, dann kann ich nur sagen, das war Wahlkampfgetöse, jetzt tritt die Realität ein.<br />

Ich möchte nur an ein <strong>Protokoll</strong> erinnern, das ich mir jetzt gerade aus dem Internet geholt habe,<br />

von der <strong>Sitzung</strong> der Gleichbehandlungskommission mit dem Herrn Sozial- und<br />

Frauenvorsitzenden Ihrer Partei. Der Herr Minister Haupt h<strong>at</strong> nämlich jetzt die K<strong>at</strong>ze sozusagen<br />

aus dem Sack herausgelassen. Jetzt ist es vorbei mit der Wahl und er h<strong>at</strong> folgenden Vorschlag,<br />

Sie können mir diesen Brief auch zukommen lassen und ihm schreiben, er möge mir antworten,<br />

wenn das nicht stimmt.<br />

Minister Haupt meint - 26. Jänner: "Das Kärntner Modell sieht eine doppelte Limitierung<br />

vor, nämlich eine Limitierung des Haushaltseinkommens und eine Limitierung des Zuverdienstes<br />

für die beziehende Person." Gut, wie schaut das in der Realität aus?<br />

Wenn man sich das ein bisschen durchrechnet, so schaut das Kärntner Modell nämlich<br />

haarsträubend aus. Eine Familie mit zwei Erwachsenen und vier Kindern würde die 6.000 Schilling<br />

Kindergeld nur dann bekommen, ich wiederhole, vier Kinder, wenn das Haushaltseinkommen<br />

20.500 Schilling nicht übersteigt. Wenn das Ihre familienbegleitenden Maßnahmen sind, dann<br />

bedanke ich mich dafür. Wenn Sie wollen, (Abg. Tschürtz: Sie sagen die Unwahrheit, es wird<br />

anders umgesetzt! - Beifall bei der SPÖ) ich habe ein komplettes Konzept, ich kann Ihnen das auf<br />

den Tisch legen. Ein Konzept, das sozial ausgewogen und gerecht ist!<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz: Zu Wort gemeldet ist nun der Herr Abgeordnete Dipl.Ing.<br />

Berlakovich.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Dipl.Ing. Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!<br />

Frau Kollegin Spieß, in einem gebe ich Ihnen Recht: Manche Regierungsmitglieder verwechseln<br />

die Landtagssitzung mit einer Regierungssitzung. Offensichtlich haben sie sonst wenig zu reden,<br />

weil sie sich hier lang und breit zu Wort melden müssen. Die Regierungserklärung wird immer<br />

noch vom Landtag deb<strong>at</strong>tiert, und das sollte auch so sein.


102<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Frau Kollegin Dunst, zum Agrarbereich. (Abg. Schmid: Das ist doch bei Euch selber so!)<br />

Das ist ein Unterschied, wenn sich gewisse Leute melden. Frau Kollegin Dunst, wir führen hier die<br />

Agrardeb<strong>at</strong>te wieder von neuem. Das Problem bei der ganzen Geschichte mit den Förderungen<br />

ist, dass Sie das nicht akzeptieren wollen und sich nicht tiefer mit dem System befassen. Bei der<br />

Förderung, die hier gegeben wird und bei der es Größenstaffelungen in Österreich gibt, handelt es<br />

sich um das landwirtschaftliche Umweltprogramm, um das ÖPUL, wo das Ziel ist, möglichst viele<br />

Hektar umweltfreundlich zu bewirtschaften.<br />

Das heißt, ein Betrieb, der mehr Hektar einbringt, bekommt pro Fläche n<strong>at</strong>ürlich eine<br />

Prämie. Dazu bekennen wir uns. Wir haben nämlich schon den Effekt durch diese Staffelungen,<br />

dass größere Betriebe aus dem ÖPUL-Programm aussteigen und dass dieser Effekt zu<br />

verwässern droht.<br />

Der Bereich, worüber man diskutieren kann, der wird auf europäischer Ebene entschieden,<br />

ist das Prämiensystem, nämlich der Kulturpflanzenausgleich oder die Kulturpflanzenförderung.<br />

Hier wollte Österreich eine Staffelung nach sozialen Aspekten. Die ist, wie gesagt, der Herr<br />

Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer h<strong>at</strong> es bereits gesagt, vom deutschen Bundeskanzler mit dem Argument<br />

verhindert worden, dass die großen Betriebe, vor allem in Ostdeutschland mit 10.000 Hektar,<br />

gefördert werden sollen.<br />

Das, wogegen ich mich jedenfalls verwehre, ist, dass man die Agrarförderung als einen<br />

Sozialbeitrag ansieht, weil dann werden die Bauern zu Rentenempfängern. Weil er ein Bauer ist,<br />

bekommt er eine Prämie pro Kopf, wie die Indianer in den Reserv<strong>at</strong>en, und nicht, weil er etwas<br />

Positives für die Umwelt - sei es als Biobauer oder sei es als n<strong>at</strong>urnah Wirtschaftender - tut.<br />

(Beifall bei der ÖVP)<br />

Zu den Grünen. Wenn man den Grünen zuhört, so könnte man meinen, wir leben in einem<br />

demokr<strong>at</strong>iepolitischen Entwicklungsland. "Proporz, Pfui, wir, die Kleinen, haben nichts zu reden,<br />

wir haben kein Recht im Landtag und in den Ausschüssen." Meine Damen und Herren, die<br />

Landesverfassung und die Geschäftsordnung sind doch kein Wunschkonzert, nach dem Motto:<br />

"Was für uns, für die Grünen, gut ist, ist demokr<strong>at</strong>iepolitisch richtig und alles andere ist falsch!"<br />

Jetzt verstehe ich Ihre Euphorie, dass Sie sich freuen, im Landtag zu sein. Demokr<strong>at</strong>ie<br />

bedeutet auch ein Akzeptieren von Mehrheiten. Alles andere ist eine Verdrehung der Demokr<strong>at</strong>ie.<br />

Denn das, was Sie wollen, ist, dass der Schwanz mit der Kuh wackelt. Das kann es nicht geben.<br />

Es entscheiden in der Demokr<strong>at</strong>ie noch immer die Mehrheiten. Sie haben halt nur zwei Mand<strong>at</strong>e -<br />

das ist schön für Sie -, aber entscheidend für die Landesverfassung ist es nicht, dass man sie hier<br />

über Bord schmeißt oder die Geschäftsordnung ändert.<br />

Außerdem sprechen Sie jetzt bei Rot-Schwarz von einer Packelei. Seit Sie aber im<br />

Landtag sind, ist es immer nur um Posten gegangen, das sogar darin gemündet h<strong>at</strong>, (Beifall bei<br />

der ÖVP) dass Sie den Kollegen Prior, das tut nichts zu meinem Verhältnis ihm gegenüber, den<br />

Sie vor wenigen Mon<strong>at</strong>en noch kritisiert haben wegen seiner Bemerkung bezüglich der<br />

zweisprachigen Ortstafeln, in Tod und Teufel verdammt haben, zum Ersten Landtagspräsidenten<br />

gewählt haben, nur, damit Sie Ihre eigene Klientelpolitik befriedigen können. Wir wissen das - da<br />

ein bisschen Geld für diese Medien, da für jenes und für ein paar Posten. Sie haben Ihre Haut für<br />

20 Silberlinge verkauft. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Herr Kollege Vlasich, wenn Sie davon sprechen, dass die Bundesregierung, nicht die<br />

"Donnerstags-Demonstranten", einen Schaden angerichtet h<strong>at</strong>: Bitte, was ist das für ein Schaden,<br />

wenn man versucht, den Sta<strong>at</strong>shaushalt zu sanieren und das öffentliche Defizit zu beseitigen?<br />

Das ist ein Schaden, wo es um die Zukunft Ihrer, meiner und unserer Kinder geht?<br />

Oder wollen Sie sagen, dass es ein Schaden ist, dass die Bundesregierung mit Hilfe der<br />

Mehrheit im N<strong>at</strong>ionalr<strong>at</strong> die Ortstafeln aufgestellt h<strong>at</strong> und den Verfassungsschutz für die<br />

Volksgruppen zusammengebracht h<strong>at</strong>?<br />

Wenn Sie da von einem Schaden sprechen, dann möchte ich wissen, wann Sie wirklich<br />

davon reden. Also Sie polemisieren hier, verdammen das und sind nicht bereit, positive Ereignisse


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 103<br />

anzuerkennen und verteidigen jene, die demonstrieren, die andere Leute bedrohen und die<br />

Fensterscheiben einschlagen und so weiter. Ich habe das in Wien miterlebt. Bei solchen Dingen<br />

kommt einem das Gruseln.<br />

Zur heutigen Regierungserklärung. Sie findet vor den Hintergründen einer der schwersten<br />

Krisen der burgenländischen wie der österreichischen Landwirtschaft st<strong>at</strong>t - Stichworte BSE- und<br />

Medikamentenskandal sind bereits gefallen. Die Auswirkungen sind ein Einbruch des<br />

Rindfleischmarktes bis zu 30 Prozent, ein totaler Preisverfall und eine Existenzgefährdung, und<br />

das ist ein springender Punkt, vor allem der kleineren Betriebe, die vielleicht nicht genug Reserven<br />

haben und deswegen auf Grund des Preisverfalles existentiell gefährdet sind.<br />

Das geht hin bis zu einer totalen Verunsicherung der Konsumenten und mündet in<br />

hysterischen Anfällen mit kuriosen Begleiterscheinungen. Weg vom Rind- und Schweinefleisch!<br />

Ich lese, dass die Leute jetzt mehr Pferdefleisch, Straußenfleisch, Känguru, Krokodil essen, sogar<br />

Heuschrecken werden verstärkt angeboten. Dort fragt kein Mensch, wie und unter welchen<br />

Bedingungen dieses Fleisch erzeugt wurde. Dort essen sie es.<br />

Noch besser, ich lese im "Kurier", vielleicht stimmt es nicht, dass die Fleischhauer in<br />

Ungarn bei Rind- und Schweinefleisch einen Abs<strong>at</strong>z haben, dass es nur so kracht. In Ungarn gibt<br />

es kein BSE, dort wird nämlich BSE nicht kontrolliert, nicht nachgeprüft, und daher kaufen dort<br />

unsere Leute ein. Man wundert sich und staunt über das Konsumentenverhalten.<br />

Leider gibt es auch skandalheischende Medienberichte. Man h<strong>at</strong> manchmal den Eindruck,<br />

dass es manchem Journalisten, ich werfe nicht alle in einen Topf, leid tut, dass es bei uns keinen<br />

BSE-Fall gegeben h<strong>at</strong>.<br />

Erfreulich war der gestrige Medienbericht in der "Zeit im Bild 2", wo Bauern gezeigt<br />

wurden, die nichts für diese Situ<strong>at</strong>ion können und in ihrer Existenz betroffen sind. Also hier wird<br />

schön langsam der Versuch unternommen, die Situ<strong>at</strong>ion zu normalisieren und vor allem die<br />

Diskussion auf einen vernünftigen Standpunkt zurückzuführen.<br />

Dabei sind Zit<strong>at</strong>e wie vom Kollegen Rezar in einer Bezirkszeitung wenig hilfreich, wo er<br />

sagt - ich nehme an, dass Sie es gesagt haben -, ich zitiere ihn: Heute sei man so weit, dass man<br />

bei einer schweren Grippe nur drei Schweinsbr<strong>at</strong>en essen müsse und schon habe man die<br />

nötigen Antibiotika im Körper.<br />

Ich meine, diese wenig geistreiche Aussage ist ein armseliger Versuch, witzig zu sein. Sie<br />

übersehen dabei aber, dass Sie eigentlich genau für diese Kontrolle zuständig sind, nämlich für<br />

die Nahrungs- und Lebensmittelkontrolle. Abgesehen davon, dass Sie hier wiederum gegen die<br />

Landwirtschaft polemisieren. Ich frage mich, ich habe vorhin mit dem Klubobmann Glaser darüber<br />

gesprochen, was Sie mit der Landwirtschaft für ein Problem haben, weil Sie schon jahrelang<br />

immer wieder gegen die Landwirtschaft polemisieren. Dabei sollte es lieber Ihre Aufgabe sein, die<br />

Kontrolle zu verbessern und effizient durchzuführen, als dass Sie als Kabarettist auftreten, denn<br />

sonst laufen Sie Gefahr, dass Sie selber zur Lachnummer werden.<br />

Sie sollten sich ein Beispiel an der Regierungserklärung des Landeshauptmann Niessl<br />

nehmen, denn hier wird der Versuch unternommen, eine vernünftige Agrarpolitik einzuführen.<br />

(Landesr<strong>at</strong> Dr. Rezar: Erfolgreicher Parteisekretär!) Sie sollten erfolgreich die Nahrungsmittel<br />

kontrollieren und dann darüber reden. (Zwischenruf von Landesr<strong>at</strong> Dr. Rezar)<br />

Ich darf nur zur Agrarpolitik und zum konkreten Fall des BSE sagen, dass wir in Österreich<br />

seit 1990 ein Tiermehlfütterungsverbot an Wiederkäuer und seit dem heurigen Jahr ein gänzliches<br />

Tiermehlfütterungsverbot in Österreich haben. Wir haben keinen BSE-Fall bei 13.000 Kontrollen,<br />

und es sind auch keine Antibiotikarückstände im Schweinefleisch im <strong>Burgenland</strong> gefunden<br />

worden.<br />

Es h<strong>at</strong> zwei Anzeigen gegeben - der eine h<strong>at</strong> 170 Schweine, der andere 20 Zuchtsauen.<br />

Ich frage Sie, ob man hier von Massentierhaltung sprechen kann, denn Sie müssen endlich einmal<br />

definieren, was Agrarindustrie und was Massentierhaltung ist, wenn jenseits unserer Grenze


104<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Schweinestallungen nicht mit <strong>2.</strong>000 Schweinen, sondern mit 20.000 oder 65.000 Masteinheiten<br />

entstehen, die sehr wohl auf unseren Markt hereindrängen.<br />

Darüber hinaus, die intern<strong>at</strong>ionale Entwicklung wurde erwähnt, wurden Konsequenzen aus<br />

dieser Maßnahme gezogen, nämlich eine Gesetzesänderung, dass auch der Besitz von illegalen<br />

Medikamenten strafbar ist und dass die Kontrollaufgaben - das ist eine Initi<strong>at</strong>ive der<br />

Bundesregierung - in einer eigenen Agentur für Ernährungssicherheit gebündelt werden sollen.<br />

Das hätte Sinn.<br />

Außerdem ist es das Ziel, dass man die biologische Landwirtschaft verstärkt fördert. Wir<br />

haben das im <strong>Burgenland</strong> begonnen - durch den Bauernbund, durch Landesr<strong>at</strong> Rittsteuer - und<br />

seither gibt es 390 solcher Betriebe. Also immerhin sechs Prozent der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche im <strong>Burgenland</strong> werden biologisch bewirtschaftet.<br />

Nur, wir dürfen uns nicht dem Glauben hingeben, dass dann alles eitel Wonne ist. Reden<br />

Sie mit den Biobauern, die haben genauso Probleme beim Abs<strong>at</strong>z wie konventionell<br />

wirtschaftende Bauern, die Biomilch geht in die normale Milch über und die Tierhaltung bringt<br />

ihnen auch nicht viel mehr. Daher ist das nicht der Weisheit letzter Schluss.<br />

Es gibt jedenfalls verstärkte Futtermittel- und Lebensmittelkontrollen, wir haben darüber<br />

gesprochen, und auch eine bessere Lebensmittelkennzeichnung wäre sinnvoll. Es wird vielerorts<br />

mit dem roten "A" österreichische Qualität beworben, das aber nichts darüber aussagt, ob dieses<br />

Produkt wirklich aus Österreich ist, weil es hier im Gegens<strong>at</strong>z zum AMA-Gütesiegel nur um die<br />

Wertschöpfung geht.<br />

Ich finde es als ein generelles Versäumnis der Europäischen Union, dass bis heute noch<br />

nicht definitiv geklärt ist, woher BSE wirklich kommt. Ob es scheinbar durch Tiermehl oder sonst<br />

irgend etwas verursacht wird. Denn immerhin ist in England ein junges Mädchen gestorben und<br />

die war Vegetarierin. Ein Vorwurf meinerseits in Richtung EU ist, dass nicht genug in die<br />

Forschung investiert wurde, um effizient nachzuweisen, woher diese Krankheit wirklich kommt, die<br />

n<strong>at</strong>ürlich zur Verunsicherung der Menschen führt.<br />

Das, was wir auf jeden Fall in dieser Situ<strong>at</strong>ion wollen, ist, das europäische Agrarmodell zu<br />

forcieren. Der Weg, den wir in Österreich eingeschlagen haben, nämlich die ökosoziale<br />

Agrarpolitik, ist sinnvoll und richtig. Ich nehme hier keine Bauern in Schutz, die illegal<br />

Medikamente verwenden. Nur eines muss schon gesagt werden: Wir haben im Agrarbereich bei<br />

den Produkten einen freien Markt - europaweit wie weltweit. Wir haben keinen freien Markt bei den<br />

Betriebsmitteln, es gibt ein n<strong>at</strong>ionales Pflanzenschutzmittelrecht. Das heißt, die chemischen<br />

Konzerne haben sich insofern den Markt gesichert, als diese Mittel nur in Deutschland, in<br />

Österreich, in Frankreich und wo auch immer zu registrieren sind und damit die Preise<br />

hochgehalten werden. Genauso auch bei den Medikamenten.<br />

Das ist hier der springende Punkt. Wir wollen einheitliche Marktbedingungen. Frau Kollegin<br />

Dunst, Sie haben das richtige Wort gesagt, man muss hier gegen die Supermarktketten auftreten,<br />

die hier zwar sehr viel Positives für die Landwirtschaft auch leisten, aber einen so gewaltigen<br />

Preisdruck auf die Bauern ausüben, dass die eigentlich nicht mehr existieren können und dann auf<br />

absurde Ideen kommen und illegal Medikamente verwenden und sich damit eigentlich selbst den<br />

Todesstoß versetzen.<br />

Wir müssen auch darüber reden, inwieweit die totale Liberalisierung der Agrarmärkte einen<br />

Sinn h<strong>at</strong>. Es wird derzeit in der Europäischen Union davon gesprochen, die Zuckermarktordnung<br />

über Bord zu werfen. Da gibt es ein Mengen- und Quotensystem, das den Steuerzahler nichts<br />

kostet. Das will man abschaffen, indem man sagt: Freier Markt für Zuckerprodukte aus<br />

Überseeländern. Das bedeutet, dass ich neuerlich Prämien für den Rübenbau brauche, der uns<br />

derzeit nichts kostet.<br />

Das heißt, die Liberalisierung im Agrarbereich ist nicht der Weisheit letzter Schluss, weil<br />

niemand am Markt fragt, wie ein Produkt in Brasilien, in den USA, in Argentinien, in Australien


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 105<br />

oder in Österreich erzeugt wurde. Dort treffen wir uns alle am Markt und hier gehört mehr<br />

Ehrlichkeit in die Situ<strong>at</strong>ion hinein.<br />

Ich halte es auch nicht für sinnvoll, dass man hier dann versucht, durch die Hintertür Dinge<br />

zu erreichen, wie die Forderung des Dr. Salzl nach einem bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz<br />

mit dem Verweis auf die Schweiz. Weil Sie gesagt haben, dort war es möglich, dieses<br />

Tierschutzgesetz zu machen und damit BSE zu verhindern. Die Schweiz h<strong>at</strong> bisher 366 BSE-Fälle<br />

gehabt. Also das kann nicht sein. (Abg. Dr. Salzl: Das habe ich nicht gesagt!) Es wäre besser, das<br />

hier zu machen, so steht es im "Kurier". Vielleicht wurden Sie falsch zitiert. "Das Tierschutzgesetz,<br />

weil in der Schweiz h<strong>at</strong> man damit verhindert derartige Entwicklungen, wie sie in Österreich sind."<br />

Also das ist es ja nicht.<br />

Zu den Forderungen der Grünen nach mehr Biobauern. Das klingt sehr populistisch, aber,<br />

wie gesagt, schauen Sie sich wirklich die Situ<strong>at</strong>ion der Biobauern an. Das ist für mich keine<br />

Glaubensfrage, Gott sei Dank nicht. Hier der gute Biobauer, da der böse konventionelle Bauer.<br />

Schauen Sie sich an, wie die existieren können. Denen geht es nicht so gut, aber nicht wegen der<br />

Förderungen, die n<strong>at</strong>ürlich höher sind als die für die konventionellen Bauern, sondern weil der<br />

Markt ganz einfach nicht dazu bereit ist.<br />

Ich möchte all jene, die hier über die Landwirtschaft reden, fragen, ob sie wirklich<br />

biologische Landwirtschaftsmittel oder Lebensmittel einkaufen. Dann unterstützen Sie ... (Abg.<br />

Mag. Vlasich: Ja!) Wenn Sie es tun, dann ist es gut. Dann müssten es alle machen und man darf<br />

nicht sagen, alle müssen zwangsweise Biobauern werden und dann werden die Förderungen<br />

generell gekürzt. Denn wir kennen ja die Rechnungen. Um den ganzen Kleinbetrieben genug<br />

Förderungen zu geben, damit sie an den Industriearbeiterlohn herankommen, bräuchte man in<br />

etwa 35 Milliarden Schilling. Wenn man den größeren Betrieben diese Förderungen kürzt, kann<br />

man vielleicht eine Milliarde Schilling einsparen.<br />

Das heißt, wenn Sie nicht bereit sind, mehr Geld in die Hand zu nehmen, dann wird das<br />

nicht funktionieren, dass man die kleinen Betriebe in ihrer Existenz absichert.<br />

Ich glaube, dass die Regierungserklärung des Landeshauptmannes Niessl oder der<br />

Burgenländischen Landesregierung den richtigen Weg vorzeigt. Es gilt, das bäuerliche<br />

Prämiensystem, das 40 Milliarden Schilling-Paket, und damit auch das ÖPUL und das<br />

Umweltprogramm abzusichern. Es gibt eine Forderung nach günstigeren Betriebsmitteln, wie zum<br />

Beispiel dem Agrardiesel. Wichtig ist auch eine Übergangsfrist nicht nur beim Arbeitsmarkt im<br />

Falle der EU-Erweiterung, sondern auch für die Landwirtschaft, um langsame Anpassungen an die<br />

Marktbedingungen zu erzielen.<br />

Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, denn die Zeit ist bereits fortgeschritten, aber<br />

auch die Ziel 1-Gebietsförderung, die auch bisher im Agrarbereich erfolgreich war -<br />

Biomasseprojekte wurden erwähnt, neue Vermarktungsoffensiven, Direktvermarktungsbereich,<br />

Urlaub am Bauernhof -, sollte fortgeführt werden.<br />

Wir haben insgesamt beim Ziel 1-Gebiet ja eine Erfolgsgeschichte hinter uns, nämlich 15<br />

Milliarden Schilling an Investitionen. Wir sind sicherlich zu einer mitteleuropäischen Region mit<br />

großer wirtschaftlicher Dynamik geworden. Das zweite Ziel haben wir nicht erreicht, nämlich die<br />

Beseitigung der wirtschaftlichen Disparitäten, nämlich der Ungleichgewichte zwischen den<br />

Regionen. Da h<strong>at</strong> der Kollege Glaser Recht, denn T<strong>at</strong>sache ist, dass weite Teile des mittleren und<br />

südlichen <strong>Burgenland</strong>es dafür verantwortlich sind, dass wir Ziel 1-Gebiet sind.<br />

Unbestritten ist aber auch, dass Schwerpunktinvestitionen gesetzt wurden. Zum Beispiel<br />

die Therme Lutzmannsburg, die Therme Stegersbach. Aber auch, dass sich der Norden<br />

wirtschaftlich einfach dynamischer entwickelt, weil er str<strong>at</strong>egisch besser liegt. In einem Dreieck<br />

zwischen Györ, Br<strong>at</strong>islava und Wien sind die Möglichkeiten, die man h<strong>at</strong>, eigentlich viel besser.<br />

Man ist als Burgenländer stolz darauf, ich sage das ohne Neid oder Vorwurf. Aber T<strong>at</strong>sache ist,<br />

dass man sich sehr wohl auf die schwächeren Regionen konzentrieren sollte, wie es ja im<br />

Programmplanungsdokument auch drinnen steht. Das ist für uns als ÖVP ein wichtiger Ans<strong>at</strong>z.


106<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Abschließend sei gesagt, dass wir in der Ausbildung bei den Ziel 1-Projekten eine echte<br />

Zukunftssicherung des Standortes sehen. Es ist auch wichtig, dass wir bei der Kofinanzierung<br />

keine neuerliche Verschuldung in Kauf nehmen. Und zwar durch das Abtreten der<br />

Wohnbauförderungsmittel, wie wir es als ÖVP bereits schon lange vorgeschlagen haben und das<br />

großen Wirbel hervorgerufen h<strong>at</strong>, seinerzeit auch durch Landesr<strong>at</strong> Tauber, der gesagt h<strong>at</strong>: "Ist<br />

undenkbar, die Wohnbauförderung darf nicht ausgeräumt werden." Jetzt passiert es, das halte ich<br />

für sinnvoll.<br />

In diesem Bereich h<strong>at</strong> es einen Sinn, eventuell sogar eine Verschuldung zu machen.<br />

Problem<strong>at</strong>isch ist es im ordentlichen Haushalt, denn dort sollten wir zumindest Einnahmen und<br />

Ausgaben auf Null stellen. Das Nulldefizit wurde ja schon angesprochen.<br />

Abschließend zum Grenzlandprogramm, wie es der Herr Landeshauptmann hier in der<br />

Regierungserklärung erwähnt. Ich freue mich, dass Sie die Entschließung des Landtages mit der<br />

Zahl 17 - 269 erwähnen. Wir haben uns hier in den Jahren davor gegenseitig bekämpft, obwohl<br />

wir hier einen gemeinsamen Standpunkt haben und das auch gemeinsam beschlossen haben. Wir<br />

haben uns gegenseitig vorgeworfen, Sie uns, wir wären für eine rasche EU-Erweiterung, wir<br />

Ihnen, Sie bremsen. In Wahrheit haben wir einen gleichen Standpunkt gehabt. Erstmals bekennen<br />

Sie sich als SPÖ dazu, dass wir das beschlossen haben, wo wir nämlich gemeinsam die<br />

Standards festgelegt haben, wie wir uns eine EU-Erweiterung vorstellen. Nämlich in einem<br />

vernünftigen Zusammenwachsen der Regionen, Schutz für den heimischen Arbeitsmarkt, aber<br />

auch für die Landwirtschaft und für das Gewerbe. Ich halte das für wichtig. Wenn die EUREGIO-<br />

Pannonia jetzt wirklich sehr aktiv zum Arbeiten anfängt, wie Sie sagen, Herr Landeshauptmann,<br />

dann steht einer gedeihlichen Zukunft nichts im Wege.<br />

INTERREG-Sonderfinanzierung für Grenzregionen. Es gibt ja diese Sonderfinanzierung<br />

bereits. Es wurden seitens der EU 50 Prozent der Gemeinschaftsiniti<strong>at</strong>ivenmittel eben für<br />

INTERREG, im besonderen für die Grenzregionen vorgesehen. Wir haben da fünf Milliarden<br />

Schilling in Österreich zur Verfügung, wobei hier meines Wissens der innerösterreichische<br />

Verteilungskampf noch nicht abgeschlossen ist. Aber hier wäre es jedenfalls eine echte<br />

Möglichkeit, wie wir es sehen, um die Grenzregionen aufzuwerten und vor allem das<br />

Zusammenwachsen mit unseren östlichen Nachbarn voranzutreiben. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz: Zu einer t<strong>at</strong>sächlichen Berichtigung h<strong>at</strong> sich der Herr<br />

Landtagsabgeordnete Dr. Salzl zu Wort gemeldet. Sie wissen, die Redezeit ist hier mit fünf<br />

Minuten begrenzt.<br />

Abgeordneter Dr. Salzl (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Der<br />

Kollege Berlakovich h<strong>at</strong> behauptet, ich hätte in Bezug auf BSE oder zur Verhinderung von BSE ein<br />

bundeseinheitliches Tierschutzgesetz gefordert. Das ist unrichtig. Ich habe eine Pressekonferenz<br />

abgehalten, ich habe auch den Artikel hier, da steht als Überschrift: "FPÖ fordert einheitliches<br />

Tierschutzgesetz!" Dann steht zu BSE: "In der Causa BSE ist noch vieles unerforscht." Zum<br />

Tierschutzgesetz, einen Abs<strong>at</strong>z weiter, heißt es: "In der Vergangenheit sei oft an den Problemen<br />

bezüglich Tierhaltung und Ernährung vorbeidiskutiert worden." Das bezieht sich auf dieses<br />

bundeseinheitliche Tierschutzgesetz und auf die Haltungsbedingungen, wie dies auch aus der<br />

Überschrift hervorgeht.<br />

Zu BSE heißt es in einem eigenen Abs<strong>at</strong>z: "Als sofortige Maßnahme bezüglich der BSE-<br />

Krise fordert Salzl eine Aufklärung und Inform<strong>at</strong>ion für tierhaltende Betriebe, dass sie<br />

betriebseigenes Futter verwenden sollen" - jetzt in Bezug auf <strong>Burgenland</strong>. Das heißt, ich habe<br />

niemals das bundeseinheitliche Tierschutzgesetz mit der BSE-Krise in einem ursächlichen<br />

Zusammenhang gebracht oder behauptet, (Abg. Dipl.Ing. Berlakovich: Das ist missverständlich<br />

herausgekommen.) dass dadurch die BSE-Krise zu verhindern gewesen wäre.<br />

Zweiter Präsident DDr. Schranz: Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der<br />

Herr Landtagsabgeordnete Loos zu Wort gemeldet.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 107<br />

Abgeordneter Loos (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren!<br />

Nachdem viele Kolleginnen und Kollegen die Regierungserklärung ausführlichst dokumentiert<br />

haben, möchte ich mich auf den Tourismus beschränken.<br />

Der Herr Landeshauptmann h<strong>at</strong> in seiner Regierungserklärung festgestellt, dass der<br />

Tourismus zu den erfolgreichsten Wirtschaftszweigen des <strong>Burgenland</strong>es zählt. Damit h<strong>at</strong> er<br />

zweifelsohne Recht. Das <strong>Burgenland</strong> ist touristisch gesehen ein kleines Bundesland. Der Anteil an<br />

den österreichischen Gesamtnächtigungen beträgt rund 1,8 Prozent bei zirka 2<strong>2.</strong>000 Gästebetten.<br />

Trotzdem h<strong>at</strong> das <strong>Burgenland</strong> in den letzten Jahren eine außerordentlich gute touristische<br />

Entwicklung erlebt und liegt in den jährlichen Steigerungsr<strong>at</strong>en an der Spitze aller österreichischen<br />

Bundesländer. Eine der Voraussetzungen war hier sicherlich die sehr gute Zusammenarbeit der<br />

Tourismusverantwortlichen im Tourismusverband. Ich habe heute hier auch Altlandeshauptmann<br />

und Präsident Karl Stix gesehen und möchte mich auch bei ihm dafür recht herzlich bedanken.<br />

Ich bin aber überzeugt, dass diese Zusammenarbeit auch unter einem Präsidenten<br />

Landeshauptmann Hans Niessl so gut gemacht wird.<br />

Meine Damen und Herren! Die Entwicklung der Nächtigungen zeigt, dass speziell im<br />

<strong>Burgenland</strong> die Rezession in den Jahren 1993 bis 1997 nicht sehr hoch ausgefallen ist und sich<br />

das <strong>Burgenland</strong> schneller als alle anderen Bundesländer von der Talfahrt Mitte der 90er Jahre<br />

erholt h<strong>at</strong> und seit einigen Jahren sicher mit saftigen Zuwachsr<strong>at</strong>en aufwarten kann.<br />

Wir wissen, dass dies sicherlich großteils auf die massiven Investitionen der ersten Ziel 1-<br />

Periode zurückzuführen ist. Ich denke an die Thermen, an die Strandbäder am Neusiedler See,<br />

qualit<strong>at</strong>iv hochwertige Hotels im Vier- und Fünf-Sterne-Bereich.<br />

Die Nächtigungsentwicklung von den Herkunftsmärkten zeigt, dass die<br />

Nächtigungssteigerungen im Jahr 2000 auf die starke Zunahme der inländischen Übernachtungen<br />

zurückzuführen ist. Die ausländischen Übernachtungen haben teils dram<strong>at</strong>isch abgenommen. Hier<br />

zeigt es sich, dass in den letzten Jahren verstärkt der inländische Markt angesprochen wurde und<br />

auf die ausländischen Märkte teilweise vergessen wurde.<br />

Mittelfristig muss es das Ziel sein, ein Gleichgewicht zwischen in- und ausländischen<br />

Märkten herbeizuführen, um eine Abhängigkeit von einem einzigen Markt zu vermeiden. Einzig die<br />

Region Neusiedler See bietet Angebote, die anscheinend einen breiten Markt ansprechen. Ein<br />

sinnvolles Verhältnis zwischen In- und Ausland wäre zirka bei 60 zu 40 wünschenswert.<br />

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Bei vielen St<strong>at</strong>istiken ist zu ersehen, dass die<br />

Qualität in der Beherbergung Erfolg h<strong>at</strong>. Speziell im Vier- und Fünf-Sterne-Bereich gab es im Jahr<br />

2000 sehr hohe Steigerungsr<strong>at</strong>en. Es muss also unser Ziel sein, auch in der zweiten Ziel 1-<br />

Periode die Qualität der burgenländischen Beherbergungsbetriebe zu verbessern. Im Drei-, Vierund<br />

Fünf-Sterne-Bereich liegen die Chancen für unsere zukünftige Tourismuspolitik.<br />

Hier haben wir speziell in der größten touristischen Region des <strong>Burgenland</strong>es, dem<br />

Neusiedler See, Handlungsbedarf. Gerade im Ein- und Zwei-Sterne-Bereich gibt es viele<br />

Probleme, die, so sagen es die Zahlen, weit größer sind als in der priv<strong>at</strong>en Beherbergung.<br />

Grund dafür ist sicherlich die nicht mehr zeitgemäße Ausst<strong>at</strong>tung dieser Betriebe, die<br />

mancherorts seit fast 20 Jahren unverändert blieb. Hier muss es einerseits verschärfte<br />

K<strong>at</strong>egorisierungen geben und andererseits muss sicherlich auch Aufklärungsarbeit geleistet<br />

werden.<br />

Die "normalen" Priv<strong>at</strong>zimmer sind überhaupt abgestürzt. Im priv<strong>at</strong>en Bereich konnten sich<br />

nur spezielle Angebotsgruppen, wie Urlaub am Bauernhof oder Ferienwohnungen, behaupten.<br />

Hier h<strong>at</strong> sicherlich die Aufklärungsarbeit der letzten Jahre sowie die verstärkte K<strong>at</strong>egorisierung seit<br />

1990 ein Absacken verhindert.<br />

Die größte Freizeitregion des <strong>Burgenland</strong>es, der Neusiedler See, zeigt auf Grund der<br />

einsaisonalen Zeit und des Angebotes die geringste Auslastung der Betten. Hier gilt es ebenfalls<br />

zu handeln. Das touristische Angebot des <strong>Burgenland</strong>es muss ein Ganzjahresangebot sein.


108<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Neben der Thermenregion muss auch in der Region Neusiedler See für die Wintersaison etwas<br />

passieren. Diese Region muss auch für den Winter fit gemacht werden. Es muss hier<br />

Reitangebote, Therme, Eis laufen, N<strong>at</strong>ionalpark und vieles mehr geben.<br />

Die Region Neusiedler See mit 56,5 Prozent der Nächtigungen, Region Mittelburgenland<br />

und Region Rosalia mit 10,9 Prozent der Nächtigungen sowie die Region Südburgenland mit 32,6<br />

Prozent der Nächtigungen. Wenn man sich dieses Bild betrachtet, so zeigt es sich, dass der<br />

Neusiedler See sowie die Thermen im Mittel- und Südburgenland die Haupt<strong>at</strong>traktionen für die<br />

Tourismusdestin<strong>at</strong>ion im <strong>Burgenland</strong> sind.<br />

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Seit dem Jahr 1998 verzeichnet das <strong>Burgenland</strong><br />

wieder Nächtigungszuwächse. 1998 mit fast zehn Prozent, 1999 etwas unter sechs Prozent und<br />

2000 mit über vier Prozent. Erfreulich dabei ist, dass alle Regionen hier zugelegt haben. Diese<br />

Entwicklung ist aber auch teilweise auf eine Steigerung der Bettenanzahl zurückzuführen. Hier<br />

zeigt sich, dass diese die Zuwachsr<strong>at</strong>en abschwächen.<br />

Das <strong>Burgenland</strong> bietet viel. Den N<strong>at</strong>ionalpark, die N<strong>at</strong>urparks, Erholung,<br />

N<strong>at</strong>urbeobachtung, Sport, Rad fahren, Wassersport, Golf, Reiten, Kultur, wenn ich an die<br />

Seespiele Mörbisch denke, an die Opernfestspiele in St. Margarethen, Kobersdorf, Güssing,<br />

Haydn, Liszt-Tage, Jazz-Festival, aber auch die Burgen und Schlösser.<br />

Wenn ich an das Kulinarische denke - Wein mit Schmankerln aus der regional typischen<br />

Küche. Familienangebote, familienfreundliche Unterkünfte, die Sonnentherme, den ersten<br />

Kindergolfpl<strong>at</strong>z, die Thermenregion Mittel- und Südburgenland mit Gesundheits- und<br />

Sportangebot, die Seen, vor allem den Neusiedler See -, so glaube ich, dass diese Grundlagen<br />

eine wichtige Voraussetzung für unseren Tourismus sind.<br />

Qualitätsverbesserungen in allen Sparten können n<strong>at</strong>ürlich nur eine gute und sichere<br />

Tourismuswirtschaft garantieren. Was das Wichtigste ist, Sie können auch nur einen zufriedenen<br />

Urlaubsgast sichern. (Beifall bei der SPÖ)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (der den Vorsitz übernommen h<strong>at</strong>): Es liegen nun keine<br />

Wortmeldungen mehr vor, wir sind damit am Schluss der Deb<strong>at</strong>te über die Regierungserklärung<br />

angelangt.<br />

<strong>2.</strong> Punkt: Wahl des Landeskontrollausschusses<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Wir kommen nun zum <strong>2.</strong> Punkt der Tagesordnung. Es ist dies<br />

die Wahl des Landeskontrollausschusses.<br />

Der Kontrollausschuss besteht aus dem Obmann, dem Obmann-Stellvertreter und sieben<br />

weiteren Mitgliedern. Diese werden vom Landtag aus seiner Mitte nach den Grundsätzen der<br />

Verhältniswahl unter Bedachtnahme darauf, dass dem Kontrollausschuss mindestens ein Mitglied<br />

jeder im Landtag vertretenen Partei angehören muss, gewählt.<br />

Da der Landeshauptmann auf Vorschlag der SPÖ, der stärksten im Landtag vertretenen<br />

Partei, gewählt wurde, wird der Obmann des Kontrollausschusses auf Vorschlag der<br />

zweitstärksten Partei, der ÖVP, gewählt. Der Obmann-Stellvertreter wird auf Vorschlag der<br />

stärksten Partei gewählt.<br />

Für die Wahl des Obmannes, des Obmann-Stellvertreters und der sieben weiteren<br />

Mitglieder gelten die Bestimmungen des Artikel 75 Abs. 1 Z 2 und 3 unter sinngemäßer<br />

Anwendung des Artikel 53 L-VG iVm. § 74 Abs. 4 GeOLT, wobei für den Obmann, den Obmann-<br />

Stellvertreter sowie für jedes weitere Mitglied in gleicher Weise ein Ers<strong>at</strong>zmitglied zu bestellen ist.<br />

Der Obmann, der Obmann-Stellvertreter und die weiteren sieben Mitglieder des<br />

Landeskontrollausschusses sind gewählt, wenn der Wahlvorschlag mindestens zwei Drittel der<br />

Anzahl an Stimmen, bezogen auf die Zahl der Landtagsabgeordneten jener Partei, die den<br />

Wahlvorschlag eingebracht h<strong>at</strong>, erhält.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 109<br />

Als Erstes erfolgt die Wahl des Obmannes. Diese Wahl wird unter sinngemäßer<br />

Anwendung der Bestimmungen des Artikel 53 Abs<strong>at</strong>z 4 L-VG durchgeführt.<br />

Es liegt ein gültiger Wahlvorschlag der ÖVP vor, und dieser lautet auf Herrn<br />

Landtagsabgeordneten Wilhelm Thomas.<br />

Ich ersuche nun, die Stimmzettel für diese Wahl zu verteilen. Gleichzeitig mache ich darauf<br />

aufmerksam, dass entsprechend § 74 Abs. 4 GeOLT nur die Abgeordneten der ÖVP zur<br />

Stimmenabgabe aufgerufen werden und bei dieser Wahl nur mit "Ja" oder "Nein" gestimmt werden<br />

kann, da ansonsten der Stimmzettel ungültig ist.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Da die Stimmzettel nunmehr<br />

verteilt sind, ersuche ich den Herrn Schriftführer Pongracz um Verlesung der Namensliste. Die<br />

Damen und Herren Landtagsabgeordneten der ÖVP ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens den<br />

Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.<br />

Bitte Herr Schriftführer.<br />

(Über Namensaufruf durch Herrn Schriftführer Pongracz hinterlegen die Abgeordneten<br />

Dipl.Ing. Berlakovich, Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h, Glaser, Andrea Gottweis, Mag. Gradwohl, Ing.<br />

Jellasitz, Lentsch, Resetar, DDr. Schranz, Ing. Strommer, Thomas, Vadasz und Weghofer die<br />

Stimmzettel in der Wahlurne.)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich ersuche nun die Frau<br />

Schriftführerin Andrea Gottweis und den Herrn Schriftführer Pongracz die Auszählung der<br />

Stimmen vorzunehmen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach vorgenommener Stimmenzählung): Bei der soeben<br />

durchgeführten Wahl wurden 13 Stimmen abgegeben. 13 Stimmen sind gültig, 0 sind ungültig.<br />

Von den 13 gültigen Stimmen lauten 13 auf "Ja". Damit ist Herr Landtagsabgeordneter Thomas<br />

mit der erforderlichen Stimmenanzahl zum Obmann des Kontrollausschusses gewählt.<br />

Es folgt nun die Wahl des Obmann-Stellvertreters des Kontrollausschusses.<br />

Der Obmann-Stellvertreter wird unter sinngemäßer Anwendung des Artikel 53 Abs. 5 L-VG<br />

auf Grund eines Wahlvorschlages der an Mand<strong>at</strong>en stärksten Partei, der SPÖ, gewählt.<br />

Der von der Sozialdemokr<strong>at</strong>ischen Partei Österreichs eingebrachte Wahlvorschlag ist<br />

gehörig unterstützt und lautet auf Frau Landtagsabgeordnete Mag a . Margarethe Krojer.<br />

Meine Damen und Herren! Bei dieser Wahl verweise ich auf die Bestimmungen des Artikel<br />

53 Abs. 9 L-VG, wo es heißt: Gehört ein nach den Bestimmungen dieses Artikels gewähltes<br />

Mitglied nicht derjenigen Partei an, aufgrund deren Wahlvorschlag es gewählt wurde, so wird sein<br />

Mand<strong>at</strong> dieser Partei zugerechnet.<br />

Ich ersuche die Stimmzettel für die Wahl des Obmann-Stellvertreters zu verteilen und<br />

mache nochmals darauf aufmerksam, dass gemäß § 74 Abs. 4 GeOLT nur die Abgeordneten der<br />

SPÖ zur Stimmenabgabe aufgerufen werden.<br />

Auch bei dieser Wahl kann nur mit "Ja" oder "Nein" gestimmt werden, da ansonsten der<br />

Stimmzettel ungültig ist.<br />

Ich bitte, die Stimmzettel zu verteilen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Die Stimmzettel sind verteilt,<br />

sodass ich die Frau Schriftführerin Andrea Gottweis um Verlesung der Namensliste ersuche. Die<br />

Damen und Herren Landtagsabgeordneten der SPÖ ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens den<br />

Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.<br />

Ich mache darauf aufmerksam, dass bei Abstimmungsvorgängen Filmaufnahmen nicht<br />

zulässig sind. Ich bitte daher, die Aufnahme zu unterbrechen.


110<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

(Über Namensaufruf durch Frau Schriftführerin Andrea Gottweis hinterlegen die<br />

Abgeordneten Gabriele Arenberger, Mag. Darabos, Gelbmann, Gossy, Hahn, Illedits, Konr<strong>at</strong>h,<br />

Loos, Mag. Mezgolits, Dr. Moser, Pongracz, Prior, Dr. Ritter, Edith Sack, Schmid, Gertrude Spieß<br />

und Willibald Stacherl die Stimmzettel in der Wahlurne.)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich ersuche die beiden<br />

Schriftführer um Auszählung der Stimmen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach vorgenommener Stimmenzählung): Meine Damen und<br />

Herren! Bei der soeben durchgeführten Wahl wurden 17 Stimmen abgegeben, 17 Stimmen sind<br />

gültig. Von den 17 gültigen Stimmen lauten 17 auf "Ja". Damit ist Frau Landtagsabgeordnete<br />

Mag a . Margarethe Krojer mit der erforderlichen Stimmenanzahl zur Obmann-Stellvertreterin des<br />

Kontrollausschusses gewählt.<br />

Wir kommen nun zur Wahl der sieben weiteren Mitglieder und der neun Ers<strong>at</strong>zmitglieder<br />

des Landeskontrollausschusses.<br />

Nach den Grundsätzen der Verhältniswahl stehen der SPÖ unter Einrechnung der<br />

Obmann-Stellvertreterin noch weitere drei Mitglieder und vier Ers<strong>at</strong>zmitglieder des<br />

Kontrollausschusses zu.<br />

Der ÖVP stehen unter Einrechnung des Obmannes noch weitere zwei Mitglieder und drei<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder zu.<br />

Der FPÖ steht ein Mitglied und ein Ers<strong>at</strong>zmitglied und den Grünen steht ein Mitglied und<br />

ein Ers<strong>at</strong>zmitglied zu.<br />

Von diesen vier Parteien wurden auch gehörig unterstützte Wahlvorschläge eingebracht.<br />

Von der SPÖ wurden für die Wahl zu Mitgliedern des Kontrollausschusses die<br />

Landtagsabgeordneten Mag. Norbert Darabos, Edith Sack und Dr. Ewald Ritter und für die Wahl<br />

zu Ers<strong>at</strong>zmitgliedern die Landtagsabgeordneten Karl Konr<strong>at</strong>h, Ernst Schmid, Christian Illedits und<br />

Mag. Josko Vlasich vorgeschlagen.<br />

Von der ÖVP wurden für die Wahl zu Mitgliedern die Landtagsabgeordneten Mag. Werner<br />

Gradwohl und An-drea Gottweis und die Landtagsabgeordneten Kurt Lentsch, Mag. Helga<br />

Braunr<strong>at</strong>h und Adalbert Resetar für die Wahl zu Ers<strong>at</strong>zmitgliedern vorgeschlagen.<br />

Die FPÖ h<strong>at</strong> die Frau Landtagsabgeordnete Ilse Benkö für die Wahl zum Mitglied und<br />

Herrn Landtagsabgeordneten Johann Tschürtz für die Wahl zum Ers<strong>at</strong>zmitglied des<br />

Kontrollausschusses vorgeschlagen.<br />

Die Grünen haben Herrn Landtagsabgeordneten Willibald Stacherl für die Wahl zum<br />

Mitglied und Herrn Landtagsabgeordneten Mag. Klaus Mezgolits für die Wahl zum Ers<strong>at</strong>zmitglied<br />

des Landeskontrollausschusses vorgeschlagen.<br />

Die auf den Wahlvorschlägen genannten Bewerber sind gewählt, wenn die Wahlvorschläge<br />

mindestens zwei Drittel der Anzahl an Stimmen, bezogen auf die Zahl der Landtagsabgeordneten<br />

jener Parteien, die die Wahlvorschläge eingebracht haben, erhalten.<br />

Als Erstes erfolgt die Wahl der Mitglieder und Ers<strong>at</strong>zmitglieder des Kontrollausschusses<br />

auf Grund des Wahlvorschlages der SPÖ. Dazu schlage ich vor, die auf dem Wahlvorschlag der<br />

SPÖ genannten Bewerber in einem Wahlgang zu wählen.<br />

Jeder Landtagsabgeordnete würde daher nur einen Stimmzettel erhalten, wobei bei jedem<br />

Mitglied beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglied nur mit "Ja" oder "Nein" gestimmt werden kann, da<br />

ansonsten der Stimmzettel ungültig ist.<br />

Dieselbe Vorgangsweise wäre auch bei den nächsten Wahlgängen, bei der Wahl der<br />

Mitglieder und Ers<strong>at</strong>zmitglieder des Landeskontrollausschusses auf Grund der Wahlvorschläge<br />

der ÖVP, der FPÖ und der Grünen anzuwenden.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 111<br />

Erhebt sich dagegen ein Einwand? - Das ist nicht der Fall, wir werden daher im Sinne<br />

meines Vorschlages verfahren.<br />

Ich ersuche nun die Stimmzettel für diese Wahl zu verteilen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Die Stimmzettel sind verteilt,<br />

sodass ich die Frau Schriftführerin Andrea Gottweis ersuche, die Namensliste zu verlesen. Die<br />

Damen und Herren Landtagsabgeordneten der SPÖ ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens die<br />

Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.<br />

(Über Namensaufruf durch Frau Schriftführerin Andrea Gottweis hinterlegen die<br />

Abgeordneten Gabriele Arenberger, Mag. Darabos, Gelbmann, Gossy, Hahn, Illedits, Konr<strong>at</strong>h,<br />

Loos, Mag. Mezgolits, Dr. Moser, Pongracz, Prior, Dr. Ritter, Edith Sack, Schmid, Gertrude Spieß<br />

und Willibald Stacherl die Stimmzettel in der Wahlurne.)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich ersuche die beiden<br />

Schriftführer um Auszählung der Stimmen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach vorgenommener Stimmenzählung): Meine Damen und<br />

Herren! Bei der eben durchgeführten Wahl wurden zu Mitgliedern Landtagsabgeordneter Mag.<br />

Norbert Darabos mit 17 Stimmen, Landtagsabgeordnete Edith Sack mit 17 Stimmen und<br />

Landtagsabgeordneter Dr. Ewald Ritter mit 17 Stimmen und zu Ers<strong>at</strong>zmitgliedern<br />

Landtagsabgeordneter Karl Konr<strong>at</strong>h mit 17 Stimmen, Landtagsabgeordneter Ernst Schmid mit 17<br />

Stimmen, Landtagsabgeordneter Christian Illedits mit 17 Stimmen und Landtagsabgeordneter<br />

Mag. Josko Vlasich mit 17 Stimmen gewählt.<br />

Es folgt nun die Wahl der Mitglieder und Ers<strong>at</strong>zmitglieder des Landeskontrollausschusses<br />

auf Grund des Wahlvorschlages der ÖVP. Ich ersuche nun die Stimmzettel für diese Wahl zu<br />

verteilen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Die Stimmzettel sind verteilt,<br />

sodass ich den Herrn Schriftführer Pongracz ersuche, die Namensliste zu verlesen. Die Damen<br />

und Herren Landtagsabgeordneten der ÖVP ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens die<br />

Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.<br />

(Über Namensaufruf durch Herrn Schriftführer Pongracz hinterlegen die Abgeordneten<br />

Dipl.Ing. Berlakovich, Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h, Glaser, Andrea Gottweis, Mag. Gradwohl, Ing.<br />

Jellasitz, Lentsch, Resetar, DDr. Schranz, Ing. Strommer, Thomas, Vadasz und Weghofer die<br />

Stimmzettel in der Wahlurne.)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich ersuche die beiden<br />

Schriftführer um Auszählung der Stimmen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach vorgenommener Stimmenzählung): Meine Damen und<br />

Herren! Bei der eben durchgeführten Wahl wurden zu Mitgliedern Landtagsabgeordneter Mag.<br />

Werner Gradwohl mit 13 Stimmen und Landtagsabgeordnete Andrea Gottweis ebenfalls mit 13<br />

Stimmen und zu Ers<strong>at</strong>zmitgliedern Landtagsabgeordneter Kurt Lentsch mit 13 Stimmen,<br />

Landtagsabgeordnete Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h mit 13 Stimmen und Landtagsabgeordneter Adalbert<br />

Resetar mit 13 Stimmen gewählt.<br />

Als Nächstes erfolgt die Wahl des Mitgliedes und Ers<strong>at</strong>zmitgliedes des<br />

Kontrollausschusses auf Grund des Wahlvorschlages der FPÖ.<br />

Ich ersuche nun die Stimmzettel für diese Wahl zu verteilen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Die Stimmzettel sind verteilt,<br />

sodass ich die Frau Schriftführerin Andrea Gottweis ersuche, die Namensliste zu verlesen. Die<br />

Dame und die Herren Landtagsabgeordneten der FPÖ ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens die<br />

Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.<br />

(Über Namensaufruf durch Frau Schriftführerin Andrea Gottweis hinterlegen die<br />

Abgeordneten Ilse Benkö, Kölly, Dr. Salzl und Tschürtz die Stimmzettel in der Wahlurne.)


112<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich ersuche den Herrn<br />

Schriftführer Pongracz und die Frau Schriftführein Andrea Gottweis um Auszählung der Stimmen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach vorgenommener Stimmenzählung): Meine Damen und<br />

Herren! Bei der soeben durchgeführten Wahl wurde Frau Landtagsabgeordnete Ilse Benkö mit 4<br />

Stimmen zum Mitglied und Herr Landtagsabgeordneter Johann Tschürtz mit 4 Stimmen zum<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglied des Landeskontrollausschusses gewählt.<br />

Als Letztes erfolgt die Wahl des Mitgliedes und Ers<strong>at</strong>zmitgliedes des Kontrollausschusses<br />

auf Grund des Wahlvorschlages der Grünen.<br />

Ich ersuche nun die Stimmzettel für diese Wahl zu verteilen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Die Stimmzettel sind verteilt,<br />

sodass ich den Herrn Schriftführer Pongracz ersuche, die Namensliste zu verlesen. Die Dame und<br />

den Herrn Landtagsabgeordneten der Grünen ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens die<br />

Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.<br />

(Über Namensaufruf durch Herrn Schriftführer Pongracz hinterlegen die Abgeordneten<br />

Mag a . Margarethe Krojer und Mag. Vlasich die Stimmzettel in der Wahlurne.)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich ersuche die beiden<br />

Schriftführer um Auszählung der Stimmen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach vorgenommener Stimmenzählung): Meine Damen und<br />

Herren! Bei der soeben durchgeführten Wahl wurde Herr Landtagsabgeordneter Willibald Stacherl<br />

mit 2 Stimmen zum Mitglied und Herr Landtagsabgeordneter Mag. Klaus Mezgolits mit 2 Stimmen<br />

zum Ers<strong>at</strong>zmitglied des Landeskontrollausschusses gewählt.<br />

Meine Damen und Herren! Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Wahl und gebe meiner<br />

Überzeugung Ausdruck, dass Sie Ihre schwere Aufgabe in verantwortungsvoller Weise bewältigen<br />

werden.<br />

3. Punkt: Wahl des Hauptausschusses und der übrigen ständigen Ausschüsse<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Der 3. und letzte Punkt der Tagesordnung betrifft die Wahl<br />

des Hauptausschusses und der übrigen ständigen Ausschüsse.<br />

Hohes Haus! Zur Vorber<strong>at</strong>ung der Verhandlungsgegenstände h<strong>at</strong> der Landtag gemäß § 38<br />

der Geschäftsordnung des Burgenländischen Landtages Ausschüsse zu bilden.<br />

Es ist mir der Vorschlag zugekommen, neben dem Hauptausschuss noch weitere neun<br />

Ausschüsse zu bilden. Nämlich einen Agrarausschuss, einen Ausschuss für europäische<br />

Integr<strong>at</strong>ion und grenzüberschreitende Zusammenarbeit, einen Finanz-, Budget- und<br />

Haushaltsausschuss, einen Immunitäts- und Unvereinbarkeitsausschuss, einen<br />

Petitionsausschuss, einen Rechtsausschuss, einen Sozialausschuss, einen Umweltausschuss<br />

und einen Wirtschaftsausschuss.<br />

Gleichzeitig ist mir der Vorschlag zugekommen, die Zahl der Mitglieder und<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder dieser neun Ausschüsse mit jeweils neun festzulegen.<br />

Die Bildung eines Hauptausschusses ist außerdem in Artikel 42a und die eines<br />

Ausschusses für europäische Integr<strong>at</strong>ion und grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Artikel<br />

42b der Burgenländischen Landesverfassung bestimmt.<br />

Außerdem ist die Bildung eines Unvereinbarkeitsausschusses im Burgenländischen<br />

Unvereinbarkeitsgesetz aus dem Jahre 1926 vorgesehen, und die Bildung eines<br />

Immunitätsausschusses in § 51 der Geschäftsordnung des Burgenländischen Landtages.<br />

Bevor wir zur Abstimmung kommen, gibt es eine Wortmeldung. Frau Landtagsabgeordnete<br />

Mag a . Margarethe Krojer h<strong>at</strong> sich zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 113<br />

Abgeordnete Mag a . Margarethe Krojer (Grüne): Werte Damen und Herren! Herr<br />

Präsident! Ich möchte mich ganz kurz fassen. Ich glaube, das Thema ist schon genügend<br />

diskutiert worden. Ich möchte aber dem Kollegen Tschürtz noch sagen, dass es außer 17<br />

Ausschussmitgliedern auch noch andere Altern<strong>at</strong>iven gibt, wie zum Beispiel die Änderung der<br />

Geschäftsordnung.<br />

Ich habe im <strong>Protokoll</strong> der Regierungserklärung 1996 nachgelesen, da h<strong>at</strong> die FPÖ den<br />

Vorsitz im Kontrollausschuss gefordert. Sie sind jetzt schon viele Jahre im Landtag, haben für die<br />

Opposition offensichtlich keine Rechte erwirkt und haben sich jetzt sozusagen den Gegner in uns<br />

ausgesucht, anst<strong>at</strong>t dass Sie vielleicht auch für Ihre Oppositionsrechte kämpfen würden.<br />

Und auch dem Kollegen Berlakovich möchte ich sagen, dass die Qualität der Demokr<strong>at</strong>ie<br />

auch daran gemessen wird, wie man mit den Minderheiten umgeht. Demokr<strong>at</strong>ische<br />

Mindeststandards zu fordern, das ist auch ein Gebot der Demokr<strong>at</strong>ie und h<strong>at</strong> ... (Landesr<strong>at</strong><br />

Rittsteuer: Auch mit der Minderheit der Bauern, sagen die Grünen, auch wenn Ihr sie total<br />

verurteilt!)<br />

Ich glaube, dass kein einziges Wort über die "Verurteilung der Bauern" gekommen ist.<br />

Wenn Sie hier gewesen wären, hätten Sie genau gehört, was der Kollege Vlasich gesagt h<strong>at</strong>. Er<br />

h<strong>at</strong> keine Pauschalverurteilung der Bauern gemacht, weil das ist sicherlich nicht in unserem<br />

Interesse, aber auch nicht die Pauschalverurteilung der Konsumenten. Ich glaube, dass es hier<br />

schon Fehler in der Agrarpolitik gibt, und die gilt es einfach zu ändern.<br />

Die derzeitige Geschäftsordnung ist aus unserer Sicht nicht mehr den Gegebenheiten<br />

angepasst. Es ist von Anlassgesetzgebung die Rede gewesen. Ich denke, es ist Anlass genug,<br />

wenn eine vierte Partei in den Landtag einzieht, die Geschäftsordnung dementsprechend auch zu<br />

adaptieren.<br />

Wir jammern nicht, das möchte ich noch einmal hier dezidiert sagen, sondern es geht<br />

einfach um Mindeststandards, die in anderen Bundesländern völlig normal sind, wo das<br />

<strong>Burgenland</strong> einfach um viele Jahre hinten nachhinkt.<br />

Es gibt mehrere Gründe, warum es notwendig ist, dass alle im Landtag vertretenen<br />

Parteien auch in den Ausschüssen sind. Ich habe es heute schon gesagt: Die Ausschüsse dienen<br />

zur Vorbereitung der Verhandlungsgegenstände, die im Landtag behandelt werden. So steht es in<br />

der Geschäftsordnung.<br />

Wenn jemand, der im Landtag sitzt, dafür auch bezahlt bekommt, dann dort nicht arbeiten<br />

kann, dann ist das einfach aus unserer Sicht nicht in Ordnung. Die derzeitige Zusammensetzung<br />

laut Geschäftsordnung entspricht nicht den Mehrheitsverhältnissen im Landtag. Es ist mir noch<br />

immer nicht ganz klar, wieso die ÖVP - gegen ihre eigenen Interessen - der SPÖ die absolute<br />

Mehrheit in diesem Ausschuss gibt, ohne eigentlich einen Anlass dafür zu haben.<br />

Eine Möglichkeit wäre, heute vorübergehend diese neun Mitglieder zu beschließen und<br />

dann einen Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung einzubringen. Dinge muss man dann<br />

ändern, wenn sie anfallen. Wenn ich "Demokr<strong>at</strong>iepaket" höre, so glaube ich, dass in das<br />

Demokr<strong>at</strong>iepaket so viel eingepackt wird, bis hin zu Bundesverfassungsänderungen, die im Lande<br />

nicht erfüllt werden können. Daher würde es vielleicht auch legitim sein, diese Mindeststandards<br />

herauszunehmen. Dann können wir ja möglicherweise noch etliche Jahre über die Direktwahl des<br />

Landeshauptmannes und auch über die Briefwahl diskutieren.<br />

Aber das, wie gesagt, fällt jetzt an, und daher ist es auch jetzt zu entscheiden. Außerdem,<br />

ich habe das auch schon gesagt, ist es sehr nett vom Kollegen Glaser, wenn er uns dort reden<br />

lässt. Wir haben laut Geschäftsordnung nicht das Recht. Es ist auch eine Abwertung des<br />

Landtages, denn wenn ich in der Geschäftsordnung lese, dass jeder Beamte, der mit ber<strong>at</strong>ender<br />

Stimme beigezogen werden kann, dort teilnehmen darf, und im nächsten S<strong>at</strong>z steht, die<br />

Landtagsabgeordneten, die nicht dem Ausschuss angehören, dürfen dort nicht reden, dann ist das<br />

eine Ungleichstellung. Es ist ein Ausschuss, (Abg. Tschürtz: Wieso, Ihr dürft doch reden!) der im<br />

Landtag ... (Abg. Tschürtz: Die Beschlussfassung erfolgt im Landtag und nicht im Ausschuss!) In


114<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

der Geschäftsordnung steht, dass Beamte, die von der Regierung beigezogen werden, im<br />

Ausschuss die Möglichkeit haben, dort mit ber<strong>at</strong>ender Stimme beizuwohnen. (Unruhe in den<br />

Bänken - Der Präsident gibt das Glockenzeichen) Ich zitiere die Geschäftsordnung. (Abg.<br />

Thomas: Das gilt für alle Abgeordneten.) Nicht im Ausschuss vertretenen Abgeordneten ist durch<br />

die Geschäftsordnung ausdrücklich untersagt, sich dort zu Wort zu melden. Das ist § 41 GeOLT.<br />

Das Dritte ist, dass auch Auskunftspersonen gegen die absolute Mehrheit nicht geladen<br />

werden dürfen. Das heißt, wenn wir den Umweltanwalt diskutieren, haben wir nicht die<br />

Möglichkeit, Experten hier auch beizuziehen. Das ist eine ganz eindeutige Diskriminierung der im<br />

Landtag vertretenen Minderheitspartei.<br />

Wenn der Herr Klubobmann Glaser meint, die Grünen müssten sozusagen elf Ausschüsse<br />

mit 22 Abgeordneten praktisch besetzen, dann kann ich nur sagen, dass die ÖVP mit 13<br />

Abgeordneten 66 besetzen muss. Das ist auch sehr schwierig. Die SPÖ hätte mit 17<br />

Abgeordneten 110 Mitglieder. Also ich glaube, da könnten wir bei einer guten Einteilung unsere<br />

Arbeit ordentlich machen, wenn wir das laut Geschäftsordnung dürften.<br />

Aus diesem Grund werden wir uns heute auch gegen die Neunerregelung aussprechen,<br />

also nicht mitstimmen, weil es hier derzeit keine Bereitschaft zur Änderung der Geschäftsordnung<br />

gibt. Ich habe schon gesagt, die Bereitschaft gäbe es von der SPÖ. Wir wissen, wir brauchen eine<br />

Zweidrittelmehrheit. Wir werden in den nächsten Wochen versuchen, darüber auch mit der ÖVP<br />

und mit der FPÖ zu verhandeln. (Beifall des Abg. Mag. Vlasich)<br />

Salzl.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr Abgeordnete Dr.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter Dr. Salzl (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich werde mich ganz kurz<br />

fassen. Es ist wohl im Sinne des Landtages und auch denklogisch, dass, wenn vier Abgeordnete<br />

einen selbständigen Antrag einbringen können, also ein Antrag mit vier unterstützenden<br />

Unterschriften ausgest<strong>at</strong>tet sein muss, diese vier auch den eigenen Antrag in den Ausschüssen<br />

vertreten und begründen können müssen.<br />

Ich glaube daher, dass das, was von 1991 bis 1996 gewesen ist, richtig war, nämlich die<br />

Zahl der Abgeordneten in den Ausschüssen mit neun festzusetzen, dass das im Sinne des<br />

Parlamentarismus und im Sinne der Demokr<strong>at</strong>ie liegt.<br />

Ich habe daher nicht verstanden, als in der Präsidiale die Klubobfrau Krojer die<br />

Zustimmung zu diesen neun Personen verweigert h<strong>at</strong>, und zwar mit einer, meiner Meinung nach,<br />

sehr fadenscheinigen Begründung. Denn wenn man die Geschäftsordnung kennt und sich die<br />

Geschäftsordnung angesehen h<strong>at</strong>, dann müssen zuerst die Ausschüsse eingerichtet sein. Das<br />

heißt, es ist eine Änderung der Geschäftsordnung nicht so einfach ad hoc möglich, wie die<br />

Klubobfrau dort gemeint h<strong>at</strong>, sondern es ist dies erst über bestellte Ausschüsse, über Ber<strong>at</strong>ungen<br />

in den Ausschüssen und über einen erneut eingebrachten Antrag möglich.<br />

Daher wäre es zwingend notwendig und auch richtig, zuerst diese Ausschüsse<br />

einzusetzen, die Ausschüsse mit, in dem Fall, neun Personen festzulegen. Wenn dann ein<br />

diesbezüglicher Antrag eingebracht wird, dann wird sich auch der zuständige Ausschuss mit<br />

diesem Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung auseinandersetzen müssen.<br />

Ergänzend sei aber angefügt, dass dazu eine Zweidrittelmehrheit notwendig ist, und daher<br />

auf alle Fälle die Bereitschaft der zwei großen Parteien in diesem Zusammenhang gegeben sein<br />

muss.<br />

Abschließend möchte ich noch bemerken, dass man gerade mit Verfassung und<br />

Geschäftsordnung nicht so leichtfertig umgehen soll und dass man Verfassung und<br />

Geschäftsordnung, wenn man sie ändert, dann wirklich begründet ändert, in einer Gesamtheit<br />

ändert und überdenkt. Denn nur so von heute auf morgen einmal diesen Punkt, einmal jenen<br />

Punkt in Bezug auf Verfassung und Geschäftsordnung zu ändern, das halte ich für


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 115<br />

demokr<strong>at</strong>iepolitisch nicht richtig. Ganz im Gegenteil, ich würde es auch ablehnen. (Beifall bei der<br />

FPÖ)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Als nächster zu Wort gemeldet ist der Herr Kollege DDr.<br />

Schranz.<br />

Bitte Herr Abgeordneter.<br />

Abgeordneter DDr. Schranz (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Vielleicht einige<br />

Anmerkungen zur Frage Zusammensetzung der Ausschüsse und Änderung der<br />

Geschäftsordnung. Es wurde schon erwähnt, die Geschäftsordnung ist nicht ein Instrument, das<br />

man aus tagespolitischen Überlegungen kurzfristig ändert, sondern es ist hier bewusst eine<br />

Zweidrittelmehrheit vorgegeben. Es muss also eine große Mehrheit sein, um hier etwas zu ändern,<br />

es soll geradezu ein Kontinuum sein.<br />

Es soll nicht von heute auf morgen aus tagespolitischen Anlässen her eine Änderung<br />

geben, sondern das solide Fundament, die Geschäftsordnung, die gehandhabt wird auch über<br />

Anlassfälle hinweg als langfristiger Parameter, was es auch bleiben soll.<br />

Frau Kollegin Krojer, Sie haben vorhin eigentlich nur erwähnt, dass Abgeordnete wenig<br />

Möglichkeiten in den Ausschüssen hätten. Sie haben nur den § 41 gelesen. Wenn Sie<br />

weitergelesen hätten, im § 41 steht nämlich ausdrücklich drinnen, dass Abgeordnete mit<br />

ber<strong>at</strong>ender Stimme beigezogen werden können. Es entspricht auch einer langjährigen Praxis hier<br />

in diesem Hohen Haus, dass alle Abgeordneten den Ber<strong>at</strong>ungen beigezogen wurden und auch die<br />

Möglichkeit h<strong>at</strong>ten, sich jederzeit zu Wort zu melden. Gute Ideen wurden auch jederzeit<br />

aufgenommen. Man wird von dieser Praxis wahrscheinlich nicht abgehen.<br />

Sie haben aber heute auch etwas vorexerziert, das Sie eigentlich auch im größeren<br />

Maßstab anwenden hätten können. Sie haben vorhin beim Kontrollausschuss gezeigt, dass Sie<br />

die Vertreter der SPÖ gewählt haben und umgekehrt, Sie wurden mit den Stimmen der SPÖ<br />

aufgrund eines Abkommens gewählt, wo Sie gewisse Posten auch vergeben haben. Manche<br />

würden auch Postenschacher zu diesen Dingen sagen.<br />

Sie haben zuvor auch beklagt, (Abg. Mag a . Margarethe Krojer: Das habt Ihr uns nicht<br />

besser vorexerziert! - Beifall bei der ÖVP) dass die SPÖ zuviel Macht h<strong>at</strong>. Wer h<strong>at</strong> ihr zu dieser<br />

Macht verholfen? Wer h<strong>at</strong> die ersten Signale dorthin gesendet, diese Machtfülle zu<br />

demonstrieren? (Abg. Mag a . Margarethe Krojer: Ich glaube, dass es der Wähler entschieden h<strong>at</strong>.)<br />

Jetzt jammern Sie kläglich darüber, wie viel Macht den Sozialisten gegeben wurde. Sie hätten<br />

auch die Möglichkeit gehabt, wenn Sie so großen Wert auf den Umweltausschuss legen, sich dort<br />

hineinwählen zu lassen. Das wäre sicherlich auch im Zuge dieses Arbeitsübereinkommens der<br />

Koalition oder des Partners SPÖ möglich gewesen. Vielleicht ist das nur ein Abschnittspartner,<br />

möglicherweise, oder ist es eine Dauerehe? (Abg. Mag a . Margarethe Krojer: Das hätten Sie gerne<br />

gehabt! - Der Präsident gibt das Glockenzeichen) Ich weiß nicht, wie sich das entwickeln wird. Wir<br />

werden ja noch sehen, wie die weitere Entwicklung vor sich geht.<br />

Eine weitere T<strong>at</strong>sache ist folgende: Die Zusammensetzung von Ausschüssen und die<br />

Mand<strong>at</strong>svergabe findet in entwickelten Demokr<strong>at</strong>ien in repräsent<strong>at</strong>iven Parlamentarien regelmäßig<br />

nach dem d´Hondtschen Verfahren st<strong>at</strong>t. Genau dieses wurde hier laut Verfassung und<br />

Geschäftsordnung angewendet.<br />

Wenn man es genau betrachtet, sind die Grünen, dadurch, dass sie in drei Ausschüssen<br />

jedenfalls drinnen sind, nach diesem Verfahren sogar überrepräsentiert, wenn man es genau<br />

sehen würde. (Beifall der Abg. Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h) Wobei wir uns von der ÖVP aber dazu<br />

bekennen, dass wir in allen Bereichen minderheitenfreundlich sind - im Gesellschaftsleben, auch<br />

in der Demokr<strong>at</strong>ie.<br />

Wir bekennen uns auch deswegen dazu, weil in Wirklichkeit jeder irgendeiner Minderheit<br />

angehört, Minderheiten schützenswert sind in Demokr<strong>at</strong>ien, und wir daher grundsätzlich Wert<br />

darauf legen, dass sich jede Minderheit auch entfalten kann, so auch im Landtag.


116<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Aber Sie haben in den Ausschüssen die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden; gute Ideen<br />

werden aufgenommen werden. Ich kann Ihnen das versichern. Wir werden auch unseren Beitrag<br />

leisten. Wir wollen uns aber nicht kaprizieren auf formelle Dinge, sondern auf die inhaltliche Arbeit<br />

soll es ankommen.<br />

Vielleicht abschließend noch ein Sprichwort abgewandelt: Auch wenn die Maus sich noch<br />

so sehr aufblasen würde, ein Elefant wird halt nicht daraus. (Beifall bei der ÖVP und FPÖ) Wir<br />

müssen die Wahlentscheidung zur Kenntnis nehmen, sie ist gefallen. Die Grünen haben halt<br />

leider, oder Gott sei Dank, wie man es betrachten will, in Wirklichkeit nicht einmal die Hälfte der<br />

zweitkleinsten Fraktion und nicht einmal ein Achtel der stärksten Fraktion. Auch das sind<br />

Dimensionen, die uns der Wähler vorgegeben h<strong>at</strong>. (Beifall bei der ÖVP)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Abgeordneten Mag.<br />

Darabos das Wort.<br />

Abgeordneter Mag. Darabos (SPÖ): Ein Wort zur Macht. Die Macht h<strong>at</strong> uns nicht<br />

irgendwer da in diesem Haus gegeben, die Macht haben uns 85.000 Burgenländerinnen und<br />

Burgenländer gegeben, die die SPÖ gewählt haben. Ich glaube, man sollte das doch einmal<br />

akzeptieren.<br />

Grundsätzlich möchte ich schon sagen, dass es da nicht um Postenschacher geht,<br />

sondern es wäre vielleicht auch der ÖVP gut angestanden, die Kontrollrechte an eine andere<br />

Partei abzugeben. (Beifall des Abg. Tschürtz)<br />

Dritter Punkt, die Frage der Ausschüsse. Ich glaube, dass es so ist, dass es paradox klingt,<br />

wenn die SPÖ sagt, die stärkste Partei mit einer absoluten Mehrheit jetzt in den Ausschüssen, sie<br />

ist durchaus gesprächsbereit, diese Ausschusszusammensetzung zu ändern. Ich glaube,<br />

demokr<strong>at</strong>iepolitisch bringt eine Mehrheit im Ausschuss ja nichts, weil ich muss, wenn ich ein<br />

Gesetz im Landtag durchsetzen will, die Mehrheit im Landtag erkämpfen oder erarbeiten. Also<br />

insofern glaube ich, dass das nicht der Punkt ist. Grundsätzlich ist die SPÖ gesprächsbereit, aber<br />

ich glaube, dass es logisch ist, wenn jetzt von den anderen Parteien hier ein Nein kommt, dass wir<br />

uns auch dieser Regelung derzeit nicht anschließen können.<br />

Nach d´Hondt, wie es mein Vorredner gesagt h<strong>at</strong>, ist es eben momentan so, dass die SPÖ<br />

mit fünf Sitzen im Ausschuss vertreten ist, die ÖVP mit drei Sitzen und die FPÖ mit einem. Auch<br />

das muss man dazu sagen. Ich glaube, das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen.<br />

Es hätte auch eine Möglichkeit gegeben, die Ausschüsse mit vier zu drei zu besetzen. Wir<br />

Sozialdemokr<strong>at</strong>en haben eben, da gebe ich dem Kollegen Salzl Recht, der Argument<strong>at</strong>ion auch<br />

Rechnung getragen, dass wir sagen: Mit vier Abgeordneten h<strong>at</strong> man das Recht, Anträge<br />

einzubringen, dann ist es eher unlogisch, dass man in den Ausschüssen nicht vertreten ist.<br />

Insofern glaube ich, dass die jetzige Lösung, fünf-drei-eins, eine demokr<strong>at</strong>iepolitisch richtige<br />

Lösung ist, aber dass die SPÖ durchaus in nächster Zeit bereit ist, darüber zu reden, ob man die<br />

Ausschüsse nicht auch so besetzen kann, dass alle Parteien drinnen vertreten sind. (Beifall bei<br />

der SPÖ und bei den Grünen)<br />

Dritter Präsident Dr. Moser: Nach dieser Deb<strong>at</strong>te ist es angebracht, den zur Abstimmung<br />

stehenden Vorschlag zu wiederholen. Der Vorschlag lautet, neben dem Hauptausschuss noch<br />

weitere neun Ausschüsse zu bilden und die Zahl der Mitglieder und Ers<strong>at</strong>zmitglieder dieser neun<br />

Ausschüsse mit jeweils neun festzulegen.<br />

Ich lasse nun darüber abstimmen und ersuche jene Damen und Herren<br />

Landtagsabgeordneten, die mit diesem soeben nochmals referierten Vorschlag einverstanden<br />

sind, sich von den Plätzen zu erheben. -<br />

Der Vorschlag, neben dem Hauptausschuss noch weitere neun Ausschüsse zu bilden und<br />

die Zahl der Mitglieder und Ers<strong>at</strong>zmitglieder dieser neun Ausschüsse mit jeweils neun festzulegen,<br />

ist somit mehrheitlich angenommen.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 117<br />

Entsprechend den Bestimmungen des § 38 Abs. 2 der Geschäftsordnung des<br />

Burgenländischen Landtages, wonach die Zuteilung der auf jede Partei entfallenden Anzahl von<br />

Obmännern, ihrer Stellvertreter, Schriftführer sowie der Mitglieder durch den Präsidenten des<br />

Landtages mittels der Wahlzahl erfolgt, stellt die SPÖ in sechs Ausschüssen den Obmann, die<br />

ÖVP in drei Ausschüssen und die FPÖ in einem Ausschuss.<br />

Hohes Haus, gemäß Artikel 42a L-VG in Verbindung mit § 50a GeOLT h<strong>at</strong> der Landtag<br />

einen Hauptausschuss zu bilden, der aus einem Obmann, einem Obmann-Stellvertreter und der<br />

vom Landtag zu bestimmenden Zahl von weiteren Mitgliedern besteht, die jedoch sieben nicht<br />

übersteigen darf. Alle Mitglieder des Hauptausschusses werden vom Landtag aus seiner Mitte<br />

nach dem Grunds<strong>at</strong>z der Verhältniswahl gewählt, wobei jedoch unter Bedachtnahme auf diesen<br />

Grunds<strong>at</strong>z dem Hauptausschuss mindestens ein Mitglied jeder im Landtag vertretenen Partei<br />

angehören muss. Auch ist für jedes Mitglied ein Ers<strong>at</strong>zmitglied zu wählen.<br />

Meine Damen und Herren, es ist mir der Vorschlag zugekommen, der Landtag wolle die<br />

Zahl der weiteren Mitglieder mit sieben bestimmen, sodass der Hauptausschuss einschließlich des<br />

Obmannes und des Obmann-Stellvertreters aus insgesamt neun Mitgliedern und neun<br />

Ers<strong>at</strong>zmitgliedern bestehen würde.<br />

Ich lasse darüber abstimmen und ersuche jene Damen und Herren Abgeordneten, die<br />

diesem Vorschlag zustimmen wollen, sich von den Plätzen zu erheben. -<br />

Der Landtag h<strong>at</strong> somit mehrheitlich beschlossen, die Zahl der weiteren Mitglieder im<br />

Hauptausschuss mit sieben festzusetzen.<br />

Meine Damen und Herren! In Entsprechung der Bestimmung des Art. 42a Abs. 2 der<br />

Burgenländischen Landesverfassung gehören von den insgesamt neun Mitgliedern und<br />

Ers<strong>at</strong>zmitgliedern des Hauptausschusses nach dem Grunds<strong>at</strong>z der Verhältniswahl vier Mitglieder<br />

beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglieder der SPÖ, drei Mitglieder beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglieder der<br />

ÖVP, ein Mitglied beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglied der FPÖ und ein Mitglied beziehungsweise<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglied den Grünen an.<br />

Dem Ausschuss für europäische Integr<strong>at</strong>ion und<br />

grenzüberschreitende Zusammenarbeit gehören nach dem Grunds<strong>at</strong>z der Verhältniswahl<br />

ebenfalls vier Mitglieder beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglieder der SPÖ, drei Mitglieder<br />

beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglieder der ÖVP, ein Mitglied beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglied der FPÖ<br />

und ein Mitglied beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglied den Grünen an.<br />

Bei den übrigen ständigen Ausschüssen gehören nach dem Grunds<strong>at</strong>z der Verhältniswahl<br />

fünf Mitglieder beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglieder der SPÖ, drei Mitglieder beziehungsweise<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder der ÖVP und ein Mitglied beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglied der FPÖ an.<br />

Wir kommen nun zur Wahl der Mitglieder und Ers<strong>at</strong>zmitglieder des Hauptausschusses<br />

sowie der übrigen ständigen Ausschüsse. Die Wahl in die Ausschüsse wird gem. § 74 Abs. 4<br />

GeOLT fraktionell durchgeführt.<br />

Dabei schlage ich vor, diese Wahl in einem Wahlgang durchzuführen, wobei jede Partei für<br />

die von ihr vorgeschlagenen Mitglieder beziehungsweise Ers<strong>at</strong>zmitglieder einen Stimmzettel<br />

erhält.<br />

Erhebt sich dagegen ein Einwand? - Das ist nicht der Fall, mein Vorschlag ist somit<br />

angenommen.<br />

Ich ersuche nun, die Stimmzettel für diese Wahl zu verteilen.<br />

Dritter Präsident Dr. Moser (nach Verteilen der Stimmzettel): Die Stimmzettel sind verteilt.<br />

Ich ersuche den Herrn Schriftführer Pongracz um Verlesung der Namensliste. Die Damen und<br />

Herren Landtagsabgeordneten ersuche ich, nach Aufruf ihres Namens den Stimmzettel in die<br />

Wahlurne zu legen.


118<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

(Über Namensaufruf durch Herrn Schriftführer Pongracz hinterlegen die Abgeordneten<br />

Gabriele Arenberger, Ilse Benkö, Dipl.Ing. Berlakovich, Mag. Helga Braunr<strong>at</strong>h, Mag. Darabos,<br />

Gelbmann, Glaser, Gossy, Andrea Gottweis, Mag. Gradwohl, Hahn, Illedits, Ing. Jellasitz, Kölly,<br />

Konr<strong>at</strong>h, Mag a . Margarethe Krojer, Lentsch, Loos, Mag. Mezgolits, Dr. Moser, Prior, Resetar, Dr.<br />

Ritter, Edith Sack, Dr. Salzl, Schmid, DDr. Schranz, Gertrude Spieß, Stacherl, Ing. Strommer,<br />

Thomas, Tschürtz, Vadasz, Mag. Vlasich, Weghofer und Pongracz selbst die Stimmzettel in der<br />

Wahlurne.)<br />

Präsident (der den Vorsitz übernommen h<strong>at</strong>): Die Stimmenabgabe ist beendet. Ich<br />

ersuche nun die Frau Schriftführerin Andrea Gottweis und den Herrn Schriftführer Pongracz die<br />

Stimmenzählung vorzunehmen.<br />

Präsident (nach vorgenommener Stimmenzählung): Bei der eben durchgeführten Wahl<br />

wurden 36 Stimmen abgegeben. 36 sind gültig, 0 ungültig. 17 gültige Stimmen unterstützen den<br />

Wahlvorschlag der SPÖ, 13 gültige Stimmen den Wahlvorschlag der ÖVP, 4 gültige Stimmen den<br />

Wahlvorschlag der FPÖ und 2 gültige Stimmen den Wahlvorschlag der Grünen.<br />

Aufgrund dieser Wahl haben die Ausschüsse folgende Zusammensetzung:<br />

Hauptausschuss<br />

Mitglieder:<br />

Mag. DARABOS Norbert<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

PRIOR Walter<br />

SPIESS Gertrude<br />

Mag. BRAUNRATH Helga<br />

GLASER Franz<br />

DDr. SCHRANZ Erwin<br />

TSCHÜRTZ Johann<br />

Mag. VLASICH Joško<br />

Agrarausschuss<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

HAHN Georg<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

SCHMID Ernst<br />

STACHERL Willibald<br />

Dipl.Ing. BERLAKOVICH Nikolaus<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

WEGHOFER M<strong>at</strong>thias<br />

BENKÖ Ilse<br />

Mag a . KROJER Margarethe<br />

Mitglieder:<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

GELBMANN M<strong>at</strong>thias<br />

ARENBERGER Gabriele<br />

HAHN Georg<br />

Mag. DARABOS Norbert<br />

KONRATH Karl<br />

LOOS Josef<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

STACHERL Willibald<br />

SACK Edith<br />

Dipl.Ing. BERLAKOVICH Nikolaus Ing. JELLASITZ Gerhard<br />

GLASER Franz<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

RESETAR Adalbert<br />

THOMAS Wilhelm<br />

KÖLLY Manfred<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

Ausschuss für europäische Integr<strong>at</strong>ion und grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

Mitglieder:<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

Mag. DARABOS Norbert ARENBERGER Gabriele<br />

GOSSY Ewald<br />

LOOS Josef<br />

Dr. RITTER Ewald<br />

Mag. MEZGOLITS Klaus<br />

SPIESS Gertrude<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

Dipl.Ing. BERLAKOVICH Nikolaus Mag. BRAUNRATH Helga<br />

Ing. JELLASITZ Gerhard GLASER Franz<br />

DDr. SCHRANZ Erwin<br />

GOTTWEIS Andrea<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

KÖLLY Manfred<br />

Mag a . Margarethe KROJER Mag. VLASICH Joško


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 119<br />

Finanz-, Budget- und Haushaltsausschuss<br />

Mitglieder:<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

ILLEDITS Christian<br />

Mag. DARABOS Norbert<br />

KONRATH Karl<br />

GOSSY Ewald<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

LOOS Josef<br />

SACK Edith<br />

Dr. RITTER Ewald<br />

SCHMID Ernst<br />

STACHERL Willibald<br />

Mag. BRAUNRATH Helga Dipl.Ing. BERLAKOVICH Nikolaus<br />

GLASER Franz<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

LENTSCH Kurt<br />

VADASZ Peter<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

KÖLLY Manfred<br />

Immunitäts- und Unvereinbarkeitsausschuss<br />

Mitglieder:<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

ARENBERGER Gabriele GOSSY Ewald<br />

GELBMANN M<strong>at</strong>thias<br />

HAHN Georg<br />

Mag. MEZGOLITS Klaus Dr. RITTER Ewald<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

SACK Edith<br />

STACHERL Willibald<br />

SCHMID Ernst<br />

RESETAR Adalbert<br />

GLASER Franz<br />

VADASZ Peter<br />

Mag. GRADWOHL Werner<br />

WEGHOFER M<strong>at</strong>thias<br />

THOMAS Wilhelm<br />

TSCHÜRTZ Johann<br />

BENKÖ Ilse<br />

Petitionsausschuss<br />

Mitglieder:<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

GELBMANN M<strong>at</strong>thias<br />

KONRATH Karl<br />

GOSSY Ewald<br />

Mag. MEZGOLITS Klaus<br />

ILLEDITS Christian<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

SCHMID Ernst<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

SPIESS Gertrude<br />

STACHERL Willibald<br />

Dipl.Ing. BERLAKOVICH Nikolaus GLASER Franz<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

Ing. JELLASITZ Gerhard<br />

WEGHOFER M<strong>at</strong>thias<br />

LENTSCH Kurt<br />

KÖLLY Manfred<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

Rechtsausschuss<br />

Mitglieder:<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

Mag. DARABOS Norbert HAHN Georg<br />

GOSSY Ewald<br />

LOOS Josef<br />

Mag. MEZGOLITS Klaus PONGRACZ Gerhard<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

Dr. RITTER Ewald<br />

STACHERL Willibald<br />

SPIESS Gertrude<br />

GLASER Franz<br />

Dipl.Ing. BERLAKOVICH Nikolaus<br />

DDr. SCHRANZ Erwin<br />

GOTTWEIS Andrea<br />

THOMAS Wilhelm<br />

LENTSCH Kurt<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

BENKÖ Ilse


120<br />

Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001<br />

Sozialausschuss<br />

Mitglieder:<br />

ARENBERGER Gabriele<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

Dr. RITTER Ewald<br />

SCHMID Ernst<br />

SPIESS Gertrude<br />

GOTTWEIS Andrea<br />

DDr. SCHRANZ Erwin<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

BENKÖ Ilse<br />

Umweltausschuss<br />

Mitglieder:<br />

ARENBERGER Gabriele<br />

HAHN Georg<br />

LOOS Josef<br />

SCHMID Ernst<br />

SPIESS Gertrude<br />

Mag. GRADWOHL Werner<br />

Ing. JELLASITZ Gerhard<br />

VADASZ Peter<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

Wirtschaftsausschuss<br />

Mitglieder:<br />

GELBMANN M<strong>at</strong>thias<br />

ILLEDITS Christian<br />

LOOS Josef<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

STACHERL Willibald<br />

Mag. BRAUNRATH Helga<br />

GOTTWEIS Andrea<br />

LENTSCH Kurt<br />

Dr. SALZL Stefan<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

ILLEDITS Christian<br />

KONRATH Karl<br />

Mag. MEZGOLITS Klaus<br />

Dr. MOSER Manfred<br />

SACK Edith<br />

GLASER Franz<br />

Mag. GRADWOHL Werner<br />

VADASZ Peter<br />

TSCHÜRTZ Johann<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

Mag. DARABOS Norbert<br />

GELBMANN M<strong>at</strong>thias<br />

ILLEDITS Christian<br />

Dr. RITTER Ewald<br />

STACHERL Willibald<br />

RESETAR Adalbert<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

THOMAS Wilhelm<br />

KÖLLY Manfred<br />

Ers<strong>at</strong>zmitglieder:<br />

ARENBERGER Gabriele<br />

HAHN Georg<br />

PONGRACZ Gerhard<br />

SCHMID Ernst<br />

SPIESS Gertrude<br />

GLASER Franz<br />

Mag. GRADWOHL Werner<br />

Ing. STROMMER Rudolf<br />

KÖLLY Manfred<br />

Meine Damen und Herren! Den Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes Zahl 18 - 1, Beilage<br />

1, weise ich dem Rechtsausschuss und dem Finanz-, Budget- und Haushaltsausschuss,<br />

die selbständigen Anträge Zahl 18 - 2, Beilage 2, und Zahl 18 - 4, Beilage 4, weise ich dem<br />

Rechtsausschuss und dem Umweltausschuss,<br />

den selbständigen Antrag Zahl 18 - 5, Beilage 5, und den Bericht des Rechnungshofes<br />

Zahl 18 - 3, Beilage 3, weise ich dem Rechtsausschuss<br />

zu.<br />

und den selbständigen Antrag Zahl 18 - 6, Beilage 6, weise ich dem Wirtschaftsausschuss<br />

Die Tagesordnung ist damit erledigt.<br />

Tag, Stunde und Tagesordnung der nächsten <strong>Sitzung</strong> werden rechtzeitig schriftlich<br />

bekanntgegeben werden. Ich möchte allerdings darauf aufmerksam machen, dass die nächste<br />

<strong>Sitzung</strong> des Landtages für Donnerstag, den 1. März 2001, vorgesehen ist.


Burgenländischer Landtag, XVIII. Gesetzgebungsperiode - <strong>2.</strong> <strong>Sitzung</strong> - Donnerstag, 1. Feber 2001 121<br />

Weiters möchte ich mitteilen, dass im Anschluss an diese <strong>Sitzung</strong>, um 17 Uhr 30 Minuten,<br />

die konstituierenden <strong>Sitzung</strong>en des Hauptausschusses und der übrigen ständigen Ausschüsse<br />

st<strong>at</strong>tfinden.<br />

Die <strong>Sitzung</strong> ist g e s c h l o s s e n .<br />

Schluss der <strong>Sitzung</strong>: 17 Uhr 04 Minuten

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