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Podiumsdiskussion nachhaltig Planen und Bauen

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Pressekontakt B<strong>und</strong>eskammer der Architekten <strong>und</strong> Ingenieurkonsulenten:<br />

juicy pool. communication, E: franziska.gerner@juicypool.com, T: +43(0)1 481 5454 50<br />

Wien, 24.03.2009<br />

Zwang oder Förderung zu <strong>nachhaltig</strong>em <strong>Planen</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauen</strong>?<br />

Resümee der <strong>Podiumsdiskussion</strong> der B<strong>und</strong>eskammer der Architekten <strong>und</strong><br />

Ingenieurkonsulenten<br />

Am 23. März, traf sich auf Einladung des Ausschusses Nachhaltigkeit der B<strong>und</strong>eskammer<br />

der Architekten <strong>und</strong> Ingenieurkonsulenten (bAIK) ein hochkarätiges Podium im ERSTE<br />

Bank Event Center, um über die Regulierungsmöglichkeiten zur Förderung von<br />

<strong>nachhaltig</strong>em <strong>Planen</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauen</strong> zu diskutieren. Dabei erörterten die Podiumsteil-<br />

nehmerInnen mit Moderator Peter Huemer die zentrale Frage, ob es zielführender sei,<br />

mit Förderungen sanfte Anreize für <strong>nachhaltig</strong>es <strong>Bauen</strong> zu schaffen oder gesetzliche<br />

Vorschriften als Zwang einzusetzen.<br />

In seinen Begrüßungsworten definierte Peter Maydl, Vorsitzender des bAIK-<br />

Ausschusses Nachhaltigkeit, den Begriff Nachhaltigkeit als die „langfristig<br />

verträgliche, ganzheitliche Betrachtung von Bauaktivitäten“. Sie müsse ökologisch,<br />

ökonomisch <strong>und</strong> sozio-kulturell umsetzbar <strong>und</strong> auf den gesamte Lebenszyklus eines<br />

Bauwerkes bezogen sein. Die Europäische Kommission setzt laut Maydl verschiedene<br />

Aktivitäten zur Stärkung dieses Bereichs <strong>und</strong> verbindet diese auch mit Zwangsmaß-<br />

nahmen wie der Energieeffizienzrichtlinie.<br />

Thomas Malloth, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- <strong>und</strong><br />

Vermögenstreuhänder, sprach sich stark für eine Wohnrechtsreform <strong>und</strong> für<br />

Wohnbauförderungen nach dem Modell der Wiener Stadterneuerung aus. Für<br />

WohnungseigentümerInnen sei Nachhaltigkeit bisher kaum ein Thema – unter anderem,<br />

weil der Zugang zu Förderungen durch bürokratische Hürden verstellt sei. Gesetzlicher<br />

Zwang sei hier nicht das richtige Mittel – eher sollte es attraktive Anreizmodelle, vor<br />

allem für die Sanierung des Bestandes, geben. Bisher sei die Sanierungsordnung sehr<br />

einseitig primär auf genossenschaftliche Gebäudetypen ausgerichtet. Das<br />

„Bewusstseinsmanko“ bei EigentümerInnen sei primär ein „Geldbörsenproblem“.<br />

Wolfgang Amann, Geschäftsführender Gesellschafter des Forschungsinstitutes<br />

I•IBW, legte dar, dass der bestimmende Rahmen für Nachhaltiges <strong>Bauen</strong> die Emissions-<br />

Richtlinien des Kyoto-Protokolls (bis 2012) seien sowie seines potentiellen Nachfolger-<br />

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protokolls, welches im Dezember 2009 in Kopenhagen verhandelt wird. In diesem<br />

würden noch strengere Grenzwerte festgelegt. Der Bausektor müsse über kurz oder lang<br />

ohne fossile Energie auskommen. Das „Ökoland Österreich“ sei beim Versuch der<br />

Umsetzung dieser Ziele an vorletzter Stelle, einzig gefolgt von Luxemburg. Laut Amann<br />

ist der Gebäudebereich für ein Sechstel der Gesamtemissionen verantwortlich –<br />

Energiesenkungen seien bei Neubauten leicht ohne Komfortverlust zu realisieren. In den<br />

kommenden Jahrzehnten, so Amann, würden Passivhäuser zum Mainstream. Kritisch<br />

sieht er die aktuelle wohnrechtliche Diskussion zu thermischen Sanierungen. Hier müsse<br />

Zwang im Sinne von „Dringlichkeit“ nicht den BauträgerInnen <strong>und</strong> ArchitektInnen<br />

vermittelt werden, sondern den politischen EntscheidungsträgerInnen.<br />

Herbert Madejski, Planungs- <strong>und</strong> Verkehrssprecher der FPÖ Wien, unterstrich,<br />

dass zumindest in Wien 87 Prozent der Menschen in Mietverhältnissen lebten <strong>und</strong> hier ein<br />

riesiges Potential bei Sanierung <strong>und</strong> Neubau existiere. Gesetze oder Förderungen allein<br />

seien unbedeutend, es komme auf die gesellschaftliche Akzeptanz an. Nachhaltigkeit<br />

dürfe nicht zum Selbstzweck verkommen oder für Eliten sein, sondern sollte auch soziale<br />

Nachhaltigkeit, also leistbare Mietpreise für alle, beinhalten. Madejski sprach sich für eine<br />

Zwischenlösung aus, eine „bauordnungsbefreite Zone“ im Wohnbau, die Energie <strong>und</strong><br />

Ressourcen spart ohne die Kosten für „100 Prozent Nachhaltigkeit“ an die<br />

BewohnerInnen weiterzugeben.<br />

Christoph Chorherr, Grüner GR für Verkehr, Stadtplanung <strong>und</strong> Energie in Wien,<br />

bettete die eminente Bedeutung <strong>nachhaltig</strong>en <strong>Bauen</strong>s in das aktuelle Emissions- <strong>und</strong><br />

Ressourcenproblem ein. Die CO2-Emissionen stiegen trotz eingeschränkter wirtschaft-<br />

licher Tätigkeit, die Abhängigkeit von Gas nehme weiterhin zu. Die Trendwende solle man<br />

beginnen, wo es am leichtesten sei: bei der Eindämmung des Energieverbrauchs. Im<br />

<strong>nachhaltig</strong>en <strong>Bauen</strong> seien 90-95 Prozent Senkung möglich – was aber nicht unbedingt<br />

Mehrkosten für die BewohnerInnen bedeuten müsste. Dass die Akzeptanz in der<br />

Bevölkerung noch nicht gegeben sei, hält Chorherr für eine Mär <strong>und</strong> sieht Probleme eher<br />

bei den politischen EntscheidungsträgerInnen. Er sprach sich klar für Zwang aus <strong>und</strong><br />

nannte drei mögliche Wege: Es müsse zum einen „intelligente Rahmenbedingungen“ für<br />

<strong>nachhaltig</strong>es <strong>Bauen</strong> geben – im Sinne von „Alles, was über Grenzwert X liegt, muss<br />

saniert werden!“ Weiters könnte man die Gr<strong>und</strong>steuer je nach der <strong>nachhaltig</strong>en Qualität<br />

der Häuser festlegen, die auf dem jeweiligen Gelände stehen. Zum dritten sollten<br />

<strong>nachhaltig</strong> errichtete Einfamilienhäuser steuerlich absetzbar sein, dann würden mehr<br />

BauherrInnen investieren.<br />

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Martin Treberspurg, Architekt <strong>und</strong> Professor für ressourcenorientiertes <strong>Bauen</strong><br />

an der BOKU Wien, stellte drei praktische, gut funktionierende Nachhaltigkeitsprojekte<br />

vor, darunter die solarCity in Linz-Pichling. Die BewohnerInnen seien durchwegs von der<br />

Lebensqualität in Passiv- <strong>und</strong> Niedrigenergiehäusern begeistert. Für Treberspurg braucht<br />

es erst Zwang zur Förderung, bis eine kritische Masse an überzeugten privaten<br />

BauträgerInnen erreicht ist, dann Zwang ohne Förderung. Politischer Druck sei nötig,<br />

denn Mietrecht, Raumordnungs- <strong>und</strong> Wohneigentumsgesetz müssten auch gegen den<br />

Widerstand von Lobbyisten angepasst werden.<br />

Am Podium saßen:<br />

Dr. Wolfgang Amann<br />

Geschäftsführender Gesellschafter des Forschungsinstitutes I•IBW<br />

LAbg. Mag. Christoph Chorherr<br />

Grüner GR für Verkehr, Stadtplanung <strong>und</strong> Energie in Wien<br />

LAbg. Dr. Herbert Madejski<br />

Planungs- <strong>und</strong> Verkehrssprecher der FPÖ Wien<br />

Mag. Thomas Malloth<br />

Obmann des Fachverbandes der Immobilien- <strong>und</strong><br />

Vermögenstreuhänder<br />

Univ. Prof. DI Dr. Martin Treberspurg<br />

Architekt; Ressourcenorientiertes <strong>Bauen</strong>, BOKU Wien<br />

Univ. Prof. DI Dr. Peter Maydl (Organisation <strong>und</strong> Leitung)<br />

Vorsitzender des Kammerausschusses Nachhaltigkeit<br />

Moderation: Dr. Peter Huemer, Journalist <strong>und</strong> Historiker<br />

Save the date – Weitere Termine:<br />

Montag, 18.05.2009 Nachhaltigkeit – ohne Ausbildung?<br />

Mittwoch, 28.10.2009 Nachhaltigkeit – ohne Gebäudezertifizierung?<br />

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