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DIE EFFEKTIVITÄT UNIVERSELLER PRÄVENTION<br />

BEI KINDLICHEN VERHALTENSSTÖRUNGEN<br />

Annett Kuschel, , Nina Heinrichs, Heike Bertram, Sylvia Harstick, , Yvonne<br />

Kessemeier,<br />

Heike Saßmann & Kurt Hahlweg<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Dr. Annett Kuschel, , Institut für Psychologie, Spielmannstraße 12a, 38106<br />

Braunschweig, +49/531/391-3604,<br />

3604, a.kuschel@tu-bs.<strong>de</strong><br />

DFG-Projekt “Wirksamkeit universeller Präventionsmaßnahmen zur Reduktion<br />

externaler und internaler Störungen bei Kin<strong>de</strong>rn im Vorschulalter” (HA 1400/14-1)<br />

1)


Einleitung<br />

‣ Prävention kindlicher Verhaltensprobleme gewinnt<br />

immer mehr Be<strong>de</strong>utung angesichts <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong> zur<br />

Stabilität aggressiven Verhaltens und Anteze<strong>de</strong>nten von<br />

Delinquenz<br />

‣ Drei Zielgruppen von Prävention:<br />

‣ Universell<br />

‣ Selektiv<br />

‣ Indiziert<br />

(richtet sich an alle Personen einer Population)<br />

(richtet sich auf eine Gruppe von Personen mit<br />

einem erhöhten Störungsrisiko)<br />

(richtet sich auf eine Gruppe von Personen, die<br />

bereits erste Merkmale einer Störung aufweisen)


Einleitung<br />

Mittlere Effektstärken kovariieren mit <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />

‣ Die Wirksamkeit einer Maßnahme steigt mit <strong>de</strong>m Ausmaß <strong>de</strong>r<br />

Auffälligkeit <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />

Aber je auffälliger die Zielgruppe:<br />

‣ <strong>de</strong>sto größer <strong>de</strong>r Aufwand für die<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Personen<br />

‣ <strong>de</strong>sto intensiver die Intervention<br />

‣ <strong>de</strong>sto höher die Kosten<br />

ES ∼ .20<br />

universell<br />

ES ∼ .40<br />

selektiv<br />

ES ∼ .80<br />

indiziert


Fragestellung<br />

‣ Kann die Einführung eines universellen Elterntrainings<br />

mit geringem Interventionsaufwand bei einer großen<br />

Gruppe be<strong>de</strong>utsame Verän<strong>de</strong>rungen im<br />

Erziehungsverhalten hervorrufen?<br />

‣ Lässt sich das kindliche Problemverhalten durch die<br />

<strong>de</strong>utsche Version <strong>de</strong>s Triple P - Elterntrainings positiv<br />

beeinflussen? Wie groß sind die Effekte in einer<br />

universellen im Vergleich zu einer indizierten (Sub-)<br />

Stichprobe?<br />

‣ Gibt es weitere Bereiche, auf die das Elterntraining<br />

Einfluss ausübt (z.B. Partnerschaft, Lebenszufrie<strong>de</strong>nheit)?


Metho<strong>de</strong><br />

Teilnehmer:<br />

280 Familien mit Kin<strong>de</strong>rn im Alter von 3-6 Jahren<br />

‣Ausschlusskriterien: an<strong>de</strong>res Alter, Probleme mit<br />

<strong>de</strong>utscher Sprache<br />

Instrumente:<br />

‣Standardisiertes Interview über <strong>de</strong>n familiären<br />

Hintergrund, kindliche Temperamentsmerkmale und<br />

Erziehungsmetho<strong>de</strong>n<br />

‣Verhaltensbeobachtung <strong>de</strong>r Eltern-Kind-Interaktion<br />

‣Selbst- und Fremdberichtsmetho<strong>de</strong>n; hier wird berichtet<br />

über:


Metho<strong>de</strong><br />

– Child Behavior Checklist (CBCL 1½ – 5):<br />

erfasst die Einschätzung von Eltern über Verhaltensauffälligkeiten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

– Elternfragebogen über Problemsituationen in <strong>de</strong>r Familie (HSQ):<br />

erfasst die Anzahl von Situationen, in <strong>de</strong>nen es häufig Schwierigkeiten mit <strong>de</strong>m Kind gibt<br />

– Verhaltensbeurteilungsfragebogen für Vorschulkin<strong>de</strong>r (VBV):<br />

erfasst sozio-emotionale Kompetenzen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

– Modifizierte <strong>de</strong>utsche Version <strong>de</strong>r Parenting Scale (PS; <strong>de</strong>utsch: EFB)<br />

erfasst das Erziehungsverhalten und –strategien von Eltern bei schwierigem Verhalten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

– Fragen zum Erziehungsverhalten (FZEV):<br />

erfasst positives, verstärken<strong>de</strong>s und för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Erziehungsverhalten (z.B. gemeinsames Spiel)<br />

– Verhalten von Eltern in Risikosituationen (VER)<br />

erfasst elterliche Kompetenzüberzeugungen bezüglich schwieriger Erziehungssituationen<br />

– Erziehungskonfliktskala (EKS):<br />

erfasst Konflikte zwischen Eltern bezüglich <strong>de</strong>r Erziehung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

– Abbreviated Dyadic Adjustment Scale (ADAS):<br />

erfasst die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Partnerschaft<br />

– Depression Anxiety Stress Scales (DASS):<br />

erfasst <strong>de</strong>pressive und ängstliche Beschwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Eltern + Ausmaß <strong>de</strong>s subjektiv erlebten Stress<br />

– Fragebogen zur Lebenszufrie<strong>de</strong>nheit (FLZ):<br />

erfasst die allgemeine Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m eigenen Leben


Metho<strong>de</strong><br />

‣ Design:<br />

‣ Randomisierter Gruppenplan mit zwei Gruppen (EG:<br />

Experimental- und KG: Kontrollgruppe)<br />

‣ Vier Meßzeitpunkte (prä, post, follow-up-I: 1 Jahr nach<br />

prä, follow-up-II: 2 Jahre nach prä)<br />

‣ Prozedur:<br />

‣ Rekrutierung<br />

‣ Zusen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Fragebogenpakets<br />

‣ Hausbesuch mit Interview, Kindtestung (K-ABC) und<br />

Verhaltensbeobachtung<br />

‣ EG: vierwöchiges Elterntraining (Triple P) mit vier<br />

optionalen Telefonkontakten im Anschluss<br />

‣ KG: kein Elterntraining<br />

‣ umgehen<strong>de</strong> postalische Postmessung (nur Fragebogen)<br />

‣ FU-I Messung mit Hausbesuch (abgeschlossen)


Ergebnisse<br />

Stichproben“ausfall“<br />

Zeitpunkt<br />

Stichprobengröße<br />

EG<br />

Universell (davon<br />

auffällig)<br />

KG<br />

Universell (davon<br />

auffällig)<br />

Prä<br />

280<br />

143 23<br />

137 12<br />

(100%)<br />

(100%) (18%)<br />

(100%) (10%)<br />

Post<br />

249<br />

131 9<br />

119 12<br />

(89%)<br />

(91%) (7%)<br />

(87%) (10%)<br />

CBCL (prä und post) n eg = 12 missings, n kg = 18<br />

‣ Nachfolgen<strong>de</strong> Signifikanzen beziehen sich auf <strong>de</strong>n


Ergebnisse<br />

CBCL: Externalisieren<strong>de</strong>s Verhalten<br />

Summenwert <strong>de</strong>r CBCL-Skala (0-48)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

EG<br />

*<br />

KG<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

EG KG<br />

p < .07<br />

Prä<br />

Post<br />

Prä<br />

Post<br />

Gesamtstichprobe<br />

Nur bereits auffällige Kin<strong>de</strong>r:<br />

indizierte Stichprobe (> 75. Perzentil)


Ergebnisse<br />

CBCL: Internalisieren<strong>de</strong>s Verhalten<br />

Summenwert <strong>de</strong>r CBCL-Skala (0-72)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Prä<br />

EG<br />

*<br />

KG<br />

Post<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Prä<br />

EG<br />

*<br />

KG<br />

Post<br />

Gesamtstichprobe<br />

Nur bereits auffällige Kin<strong>de</strong>r:<br />

indizierte Stichprobe (> 75. Perzenti


Ergebnisse<br />

Erziehungsverhalten<br />

Mittelwert <strong>de</strong>r Gesamtskala (1-7)<br />

ngünstiges Erziehungsverhalten (PS/EFB):<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

Prä<br />

**<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

EG KG<br />

2,5<br />

2<br />

Post<br />

Prä<br />

EG<br />

**<br />

KG<br />

Post<br />

Mittelwert <strong>de</strong>r Gesamtskala (0-3)<br />

ünstiges Erziehungsverhalten (FZEV):<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

Prä<br />

* *<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

EG KG<br />

1,5<br />

1<br />

EG KG<br />

Post<br />

Prä<br />

Post<br />

Nur bereits auffällige Kin<strong>de</strong>r:<br />

Gesamtstichprobe


Ergebnisse<br />

Mittlere Effektstärken<br />

Mittlere Rekrutierungsrate: 30%<br />

Deutliche kurzfristige Verbesserungen im Erziehungsverhalten<br />

Reduzierung kindlicher Verhaltensprobleme direkt nach <strong>de</strong>m Training<br />

0,8<br />

Universelle Stichprobe<br />

Indizierte Stichprobe<br />

ES (mittleres d)<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,14<br />

0,38<br />

0,15<br />

0,46<br />

0,30<br />

0,39<br />

0,39<br />

0,25<br />

0,05<br />

0,05<br />

0<br />

Gesamt<br />

ensprobleme <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

Erziehungsverhalten<br />

Partnerschaft<br />

hische Belastung Eltern


Diskussion<br />

Nicht von kleinen Effekten täuschen lassen: ein kleiner<br />

Effekt mag wenig Nutzen für das einzelne Individuum<br />

bringen, aber die Population profitiert enorm von<br />

solchen Effekten:<br />

‣ Voraussetzungen: das Elterntraining wird ...<br />

(1) ... allen Eltern zugänglich gemacht („Erreichbarkeit“)<br />

(2) ... von allen Eltern in Anspruch genommen („Inanspruchnahme“)<br />

Area (a) = Proportion of cases<br />

prevented<br />

rea (a) +Area (b)<br />

Verschiebung <strong>de</strong>s CBCL (Ext.)<br />

Populationsmittelwerts um .35<br />

einer SD zu „post“ be<strong>de</strong>utet eine<br />

theoretische Reduzierung <strong>de</strong>s Anteils<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r im klinisch auffälligen<br />

Bereich um 43%<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Small shift in population mean<br />

Threshold<br />

score<br />

for the<br />

clinical<br />

range = 25<br />

a<br />

b<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38<br />

CBCL Externalizing Behavior: Sum Score

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