Kompletter Waldumbau in drei Jahrzehnten - Unser Teutoburger Wald
Kompletter Waldumbau in drei Jahrzehnten - Unser Teutoburger Wald
Kompletter Waldumbau in drei Jahrzehnten - Unser Teutoburger Wald
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Kompletter</strong> <strong><strong>Wald</strong>umbau</strong> <strong>in</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahrzehnten</strong><br />
Nationalpark-Gegner sammeln 17.000 Unterschriften<br />
VON KLAUS KARENFELD<br />
Bad Lippspr<strong>in</strong>ge. Es war ihre bis heute siebte Informationsveranstaltung, m<strong>in</strong>destens acht weitere<br />
sollen folgen: Die Nationalpark-Gegner versuchen, die Menschen <strong>in</strong> den betroffenen Kommunen zu<br />
mobilisieren. Knapp 17.000 Bürger haben sich <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> ihre Unterschriftenlisten e<strong>in</strong>getragen.<br />
Eigentlich sollte Dr. Andreas Wulf, e<strong>in</strong>er der profiliertesten Nationalpark-Gegner, das Hauptreferat<br />
des Abends halten. Doch Augustdorfs Bürgermeister war kurzfristig verh<strong>in</strong>dert. Se<strong>in</strong>en Part<br />
übernahm Ralph Gerdes von der Bürgerbewegung „<strong>Unser</strong> <strong>Teutoburger</strong> <strong>Wald</strong>/Ke<strong>in</strong> Nationalpark <strong>in</strong><br />
<strong>Teutoburger</strong> <strong>Wald</strong>/Egge/Senne“.<br />
Vor etwa 120 <strong>in</strong>teressierten Zuhörern im Badestädter Schützenhaus übte Gerdes scharfe Kritik an<br />
der Umweltpolitik der rot-grünen Landesregierung. Naturschutz müsse mit Augenmaß betrieben<br />
werden und dürfe nicht gegen die Menschen gerichtet se<strong>in</strong>. Die Nationalpark-Pläne von<br />
Umweltm<strong>in</strong>ister Johannes Remmel stellen se<strong>in</strong>er Ansicht nach das genaue Gegenteil dar. Gerdes<br />
sieht die E<strong>in</strong>zigartigkeit der Senne <strong>in</strong> akuter Gefahr.<br />
Remmels Vorstellungen s<strong>in</strong>d ehrgeizig: Bei Schaffung e<strong>in</strong>es Nationalparks Senne will der M<strong>in</strong>ister<br />
55 Prozent der Fläche als Prozessschutzzone ausweisen, <strong>in</strong> der sich die Natur weitgehend<br />
unbee<strong>in</strong>flusst vom Menschen entwickeln kann.<br />
Dem größten Teil dieser Sennefläche, so beklagen Gerdes und se<strong>in</strong>e Mitstreiter, steht <strong>in</strong> den<br />
kommenden <strong>drei</strong> <strong>Jahrzehnten</strong> e<strong>in</strong> „kompletter <strong><strong>Wald</strong>umbau</strong>“ bevor. Konkret betroffen von den<br />
Plänen des NRW-Umweltm<strong>in</strong>isters seien auch der Flug- und Golfplatz <strong>in</strong> Bad Lippspr<strong>in</strong>ge.<br />
Wenn der M<strong>in</strong>ister diese Großfläche aufgrund massiver Proteste jetzt aus se<strong>in</strong>en Nationalpark-<br />
Überlegungen ausklammere, betreibe er e<strong>in</strong> „gefährliches Spiel“. Remmel wecke dadurch auch <strong>in</strong><br />
den Nachbarkommunen neue Begehrlichkeiten. Wie e<strong>in</strong> „unerwünschter Nationalpark“ erfolgreich<br />
verh<strong>in</strong>dert werden kann, versuchte anschließend Bürgermeister Oskar Ebert aus der bayrischen<br />
Geme<strong>in</strong>de Rauhenebrach deutlich zu machen. Und zwar am Beispiel Steigerwald. Der für se<strong>in</strong>e<br />
Rotbuchen-Urwaldbestände bekannte Naturpark sollte ursprünglich auf e<strong>in</strong>er Fläche von etwa<br />
11.000 Hektar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Nationalpark umgewandelt werden.<br />
Doch dagegen regte sich bereits bei Bekanntwerden der Pläne im Jahre 2008 heftiger Widerstand.<br />
„In unsere Unterschriftenlisten“, so Ebert, „haben sich bis heute etwa 28.000 Menschen aus der<br />
Region e<strong>in</strong>getragen.“ Die Nationalpark-Gegner gründeten auch e<strong>in</strong>en eigenen Vere<strong>in</strong> „<strong>Unser</strong><br />
Steigerwald“, dem aktuell 3.800 Mitglieder sowie 56 Vere<strong>in</strong>e, Verbände und Kommunen angehören.<br />
Der Widerstand habe viele gute Gründe, so Ebert. Es gebe umfangreiche Betretungsverbote für<br />
Besucher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nationalpark. Auch die regionalen Unternehmen wären negativ betroffen; allen<br />
voran die Holzwirtschaft, da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nationalpark ke<strong>in</strong> Holze<strong>in</strong>schlag mehr erlaubt sei. Das<br />
Beispiel Bayerischer <strong>Wald</strong> macht nach Me<strong>in</strong>ung Eberts deutlich, was passiert, wenn der „Mensch<br />
die Natur alle<strong>in</strong> der Natur überlässt“. Der Borkenkäfer könne sich hier ungeh<strong>in</strong>dert ausbreiten und<br />
befalle immer größere <strong>Wald</strong>flächen.<br />
Das Argument der Befürworter, e<strong>in</strong> Nationalpark wirke sich positiv auf den Tourismus aus, wehrt<br />
Ebert als komplett falsch ab. Auch hier verweist der Gast-Bürgermeister auf das Beispiel Bayrischer
<strong>Wald</strong>, wo sich die Übernachtungszahlen zwischen 1994 und 2005 fast halbiert hätten (aktuell 1,6<br />
Mio. Übernachtungen pro Jahr).<br />
© 2011 Neue Westfälische<br />
14 - Paderborn (Kreis), Montag 17. Oktober 2011