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Zukunftsperspektiven der akademischen Pflege in Deutschland

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<strong>Zukunftsperspektiven</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>akademischen</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong><br />

- Das Memorandum des Forums<br />

<strong>Pflege</strong>wissenschaft -<br />

Vortrag anläßlich des Internationalen<br />

Symposiums <strong>der</strong> Charité<br />

Berl<strong>in</strong>, 20.11.2009<br />

1


Übersicht<br />

• Ausgangsthesen<br />

• <strong>Pflege</strong>forschung: Nutzen für den Patienten<br />

• Benefit von <strong>Pflege</strong>wissenschaft und –forschung<br />

• Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>forschung: USA –<br />

<strong>Deutschland</strong> im Vergleich<br />

• Bilanz <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>forschung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> 2009<br />

• Rolle <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>iken und mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fakultäten und Konsequenzen<br />

• Das Memorandum<br />

• Fazit: Zukünftige Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

2


Ausgangsthesen<br />

g<br />

1. Die Bedeutung von <strong>Pflege</strong>wissenschaft und –forschung<br />

für die<br />

gesundheitliche und pflegerische Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> ist lange unterschätzt worden.<br />

2. E<strong>in</strong>e zukunftsorientierte und hochwertige <strong>Pflege</strong> braucht<br />

wissenschaftliche Grundlagen und e<strong>in</strong>e ebensolche Qualifikation<br />

3. Der Transfer von Forschungsergebnissen g <strong>in</strong> die Praxis und e<strong>in</strong><br />

hoher Ausbildungsstandard s<strong>in</strong>d Garantie für Innovationen und<br />

Versorgungsqualität<br />

4. Studien zeigen, dass die wissenschaftliche Qualifikation von<br />

<strong>Pflege</strong>nden und <strong>der</strong>en Handeln auf evidenzbasierter Grundlage<br />

e<strong>in</strong>en konkreten Nutzen für die Patienten hat<br />

5. Politik, Verbände, Kommunen und an<strong>der</strong>e gesellschaftlich wichtige<br />

Institutionen müssen <strong>in</strong> die Praxis, Ausbildung und Forschung <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong> deutlich mehr <strong>in</strong>vestieren, um die Versorgungsqualität zu<br />

optimieren<br />

3


<strong>Pflege</strong>forschung: Nutzen für die<br />

Patienten<br />

t<br />

• Studien aus den USA zeigen z.B., dass 10% mehr<br />

<strong>Pflege</strong>expert<strong>in</strong>nen mit BA-Abschlüssen Abschlüssen das Risiko<br />

<strong>in</strong>nerhalb von 30 Tagen im Hospital zu Versterben um<br />

5% senken.<br />

• Verweildauer s<strong>in</strong>kt, Wie<strong>der</strong>aufnahmen werden verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

und <strong>der</strong> »Drehtüreffekt« reduziert.<br />

• Studien untermauern den signifikanten Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Anzahl von <strong>Pflege</strong>-Fachexperten und <strong>der</strong><br />

ger<strong>in</strong>geren Häufigkeit <strong>der</strong> Harnwegs<strong>in</strong>fektionen,<br />

Pneumonien und Thrombosen und niedrigeren<br />

Mortalitätsraten (Aiken et al.2003, JAMA: 290:1617-<br />

1623).<br />

4


For every 100 surgical patients who die <strong>in</strong> hospitals<br />

with 4 to 1 patient to nurse ratios, the number that<br />

would die <strong>in</strong><br />

hospitals with higher ratios would be be… (Aiken 2002)<br />

5


Todesfälle pro 1000. Patienten nach<br />

chirurgischem E<strong>in</strong>griff (Aiken 2002)<br />

6


Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme von Arbeitsbelastungen Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildung und<br />

und dem Mortalitätsrisiko (Bednash) dem Mortalitätsrisiko<br />

7


Benefit von <strong>Pflege</strong>wissenschaft und<br />

-forschung<br />

‣ liefern e<strong>in</strong>e Basis für e<strong>in</strong>e reflektierte, wissenschaftsfundierte Ausbildung<br />

und Praxis<br />

‣ liefern den Nachweis für die Effektivität pflegerischer Interventionen<br />

‣ sichern evidenzbasierte Entscheidungsf<strong>in</strong>dung g<br />

Kl<strong>in</strong>ischer<br />

<strong>Pflege</strong>expert/<strong>in</strong>nen<br />

‣ liefern Ergebnisse zur Optimierung <strong>der</strong> Versorgungsqualität<br />

‣ entwickeln Szenarien zur För<strong>der</strong>ung von Gesundheit, Wohlbef<strong>in</strong>den und<br />

M<strong>in</strong>imierung o<strong>der</strong> Verhütung von Gesundheitsproblemen, , die die<br />

Lebensqualität gefährden<br />

‣ s<strong>in</strong>d Grundlage für die Erstellung epidemiologischer Daten<br />

(<strong>Pflege</strong>berichterstattung), die Erhebung von <strong>Pflege</strong>bedarfen und den<br />

‣ Nachweis von Ergebnis- und Kosteneffizienz <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen<br />

8


Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>forschung:<br />

USA – <strong>Deutschland</strong> im Vergleich<br />

9


Zeit<br />

Anf.<br />

20.Jh<br />

USA<br />

• International Council of Nurses<br />

• „American Nurses Association“ (ANA)<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

vor • Erste <strong>Pflege</strong>programme (doctoral degree)<br />

1950 • Erste f<strong>in</strong>anzielle i Unterstützung tüt <strong>der</strong> PF<br />

• Leitfaden für die Durchführung <strong>der</strong> PF<br />

ab<br />

1950<br />

• Gesamtplan PF (1951-56) durch ANA<br />

• Institute of Research and Service <strong>in</strong><br />

Nurs<strong>in</strong>g Education<br />

• United States Public Health Service<br />

f<strong>in</strong>anziert PF<br />

• Erste Forschungsstipendien für<br />

Doktoranden<br />

• Abteilung <strong>Pflege</strong>forschung im Hospital<br />

• Universitäten erhalten Zuschüsse für PF<br />

• Erstes <strong>Pflege</strong>forschungszentrum an Uni<br />

• Verdreifachung <strong>der</strong> PF F<strong>in</strong>anzierung<br />

60er/70er:<br />

• <strong>Pflege</strong>relevante Forschung aus den<br />

Bezugswissenschaften (Soziologie,<br />

Psychologie, Ökonomie)<br />

10


Zeit<br />

ab<br />

1980<br />

USA<br />

• National Nurs<strong>in</strong>g Research Agenda<br />

• Prioritätensetzung und Jahrespläne PF<br />

• Etablierung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>forschung und<br />

Gründung von Zentren<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

• Erste Forschungsarbeiten und –projekte<br />

von <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

• Gründung Agnes-Karll-Stiftung<br />

ab<br />

1990<br />

• National Center for Nurs<strong>in</strong>g Research<br />

• Kl<strong>in</strong>ische Konsortien<br />

• Erstes BMG geför<strong>der</strong>tes Projekt<br />

• Erste Studiengänge<br />

Mitte<br />

90er<br />

• Wissenschaftliche Studien- und 54<br />

Doktorandenprogramme<br />

• Über 100 kl<strong>in</strong>ische Forschungszentren<br />

• Qualifikations- und Drittmittelforschung<br />

(BMG, BMBF) an Hochschulen und<br />

Instituten (Köln, Bremen, Bielefeld, Halle,<br />

Osnabrück)<br />

• Programm „<strong>Pflege</strong> braucht Eliten“ (RBS)<br />

ab<br />

2000<br />

• Panamerican Health Organisation, WHO<br />

• International Council of Nurses<br />

• Erste systematische <strong>Pflege</strong>forschung:<br />

BMBF-f<strong>in</strong>anzierte Forschungsverbünde<br />

• Ziel: <strong>in</strong>ternationale Forschungsagenda an Universitäten<br />

• Graduiertenkollegs<br />

- Berl<strong>in</strong> RBS<br />

- Witten Herdecke RBS<br />

- Bielefeld HBS<br />

- Bremen HBS<br />

11


Bilanz <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>forschung <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> 2009<br />

(+)<br />

(+)<br />

(-)<br />

(-)<br />

(-)<br />

• Forschungsschwerpunkte und Qualifikationsforschung an<br />

wenigen Hochschulen (Unterstützung z.B. durch RBS)<br />

• erste nennenswerte Forschungsför<strong>der</strong>ung von<br />

m<strong>in</strong>isterieller Seite unterstützt vier Forschungsverbünde<br />

• bisher ke<strong>in</strong>e systematisch f<strong>in</strong>anzierte <strong>Pflege</strong>forschung<br />

• bisher ke<strong>in</strong>e öffentlich f<strong>in</strong>anzierten Forschungsprogramme<br />

für Nachwuchsför<strong>der</strong>ung (Doktorandenprogramme)<br />

• bisher ke<strong>in</strong>e <strong>Pflege</strong>forschungszentren und nur rudimentäre<br />

Entwicklung kl<strong>in</strong>ischer <strong>Pflege</strong>forschung<br />

12


Zwischenfazit<br />

• Nach <strong>der</strong> Erfolgsgeschichte i.S. e<strong>in</strong>er<br />

nachholenden Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

• droht das schwungvoll begonnene<br />

Reformprojekt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sackgasse zu<br />

geraten,<br />

• wenn <strong>der</strong> Umbau- und<br />

Entwicklungsprozeß durch neue Impulse<br />

nicht weiter fortschreitet<br />

13


Rolle <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>iken<br />

und mediz<strong>in</strong>ischen i i Fakultäten<br />

• Die Zeit ist »reif«, <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>in</strong> Forschung und<br />

Ausbildung e<strong>in</strong>en geeigneten und dauerhaften<br />

Platz e<strong>in</strong>zuräumen.<br />

• Für den patientennahen Bereich sollte dieser<br />

Impuls von mediz<strong>in</strong>ischen Fakultäten und den<br />

Universitätskl<strong>in</strong>iken aufgenommen werden.<br />

• Der Wissenschaftsrat verweist darauf, dass die<br />

<strong>Pflege</strong>wissenschaften »<strong>in</strong>haltlich-konzeptionell<br />

... eng mit <strong>der</strong> Humanmediz<strong>in</strong> verbunden<br />

(s<strong>in</strong>d)«.<br />

14


Konsequenzen für Universitätskl<strong>in</strong>iken<br />

und mediz<strong>in</strong>ischen Fakultäten<br />

• 1. Die Universitätskl<strong>in</strong>iken sollten auf e<strong>in</strong>en steigenden<br />

Bedarf an akademischer Qualifizierung für<br />

Gesundheitsberufe als Vorreiter zeitnah reagieren.<br />

• 2. An die Forschungsstätten mo<strong>der</strong>ner Mediz<strong>in</strong> gehört<br />

auch die kl<strong>in</strong>ische <strong>Pflege</strong>forschung.<br />

• 3. In enger Kooperation mit <strong>der</strong> jeweiligen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät sollten BA/MA-Studiengänge<br />

<strong>Pflege</strong>wissenschaft (Nurs<strong>in</strong>g Science ) und<br />

entsprechende Forschungsschwerpunkte etabliert<br />

werden.<br />

• 4. Dazu braucht es Strukturverän<strong>der</strong>ungen und e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Engagement <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

i i Fakultäten und Universitätskl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

15


Inhalte des Memorandums<br />

• Präambel<br />

• Begründung<br />

g<br />

• <strong>Pflege</strong>forschung: Nutzen für die Patienten<br />

• Wissenschaftliche Qualifizierung und Professionalisierung<br />

• Interdiszipl<strong>in</strong>arität und Komplexität<br />

• Kooperation <strong>der</strong> Gesundheitsberufe und Ressourcenbündelung<br />

• Perspektiven, Empfehlungen und Maßnahmen<br />

• Institutionalisierung von Forschung und Lehre<br />

• F<strong>in</strong>anzierung<br />

• Wissenschaftlicher Nachwuchs<br />

• Themen <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>forschung<br />

• Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />

• Wissenstransfer<br />

• Materialien (Formen,Projekte)<br />

16


Fazit: Zukünftige Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

• E<strong>in</strong>richtung von Professuren für die <strong>Pflege</strong>- und Gesundheitswissenschaft.<br />

Dies nicht zu Lasten an<strong>der</strong>er Lehrstühle, son<strong>der</strong>n zusätzlich.<br />

• Fachspezifische Promotions- und Habilitationsordnungen zur Sicherung des<br />

<strong>akademischen</strong> Nachwuchses.<br />

• E<strong>in</strong>richtung pflege- und gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge mit<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Ausrichtung auch zur Erzeugungen von Synergieeffekten<br />

für die Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>.<br />

• Universitäre Verankerung von <strong>Pflege</strong>wissenschaft und Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> <strong>in</strong>cl. Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

• Aufbau e<strong>in</strong>er forschungsangemessenen und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Infrastruktur<br />

sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anwendungs- und Grundlagenforschung<br />

• Systematisches Wissensmanagement und Transfer gewonnener Ergebnisse<br />

u.a. durch Change Agents und Kompetenzzentren<br />

• Entwicklung e<strong>in</strong>er nationalen Agenda <strong>Pflege</strong>forschung 2020<br />

17


Vielen Dank<br />

für Ihre<br />

Aufmerksamkeit<br />

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