Die Organola von Walcker als ... - Walcker Orgelbau
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(1714 - 1767) erfundenen Kegelventillade in verbesserter<br />
Form für die Serienfertigung besser eignete <strong>als</strong> die Schleiflade.<br />
Er beschritt mit seiner Ladenkonstruktion einen Weg, der<br />
dam<strong>als</strong> völlig neue Möglichkeiten eröffnete. Seine Kegellade<br />
zeichnete sich durch leichte Spielbarkeit und weitgehende<br />
Unempfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse aus. Durch<br />
die ventilgesteuerte Registerschaltung waren nun Registerhilfen<br />
möglich, die bei der Schleiflade erst durch die<br />
Anwendung pneumatischer und elektrischer Registertrakturen<br />
oder Barkermaschinen ermöglicht werden sollten,<br />
sollten.<br />
Eine weitere Erfindung Eberhard Friedrich <strong>Walcker</strong>s war<br />
das Verfahren, die überdimensionalen Holzpfeifen eines offenen<br />
32'-Registers in der erforderlichen Stabilität herzustellen<br />
und eine solche riesige Pfeife mit Hilfe eines durch<br />
Schrauben justierbaren Pfeifenkerns überhaupt zu intonieren.<br />
Auch das Pistongebläse (Stempelbalg, Stöpselbalg) ist eine<br />
Weiterentwicklung E.F. <strong>Walcker</strong>s auf der Basis des Kastenbalges<br />
48) der mehr Wind liefern konnte <strong>als</strong> der alte Keilbalg<br />
(Spanbalg) und wohl auch einfacher herzustellen war. Als<br />
<strong>Orgelbau</strong>er mit Weitblick übernahm Eberhard Friedrich<br />
<strong>Walcker</strong> technische Neuerungen anderer <strong>Orgelbau</strong>er und<br />
verwendete sie <strong>als</strong> einer der ersten. Hier seien <strong>als</strong> Beispiel genannt:<br />
der Echokasten, die zweite Pedalklaviatur, der Bau<br />
durchschlagender Zungen mit eigener Windabschwächung,<br />
die Erfindung der Registrierwalze, die erstmalige Verwendung<br />
des Barkenhebels in Deutschland und die Einführung<br />
<strong>von</strong> Stimmschlitzen.<br />
Ab 1854 waren Eberhard Friedrichs Söhne Heinrich<br />
(10.10.1828 - 24.11.1903) und Friedrich (17.9.1829 -<br />
6.12.1895) Teilhaber der Firma. In dieser Ära ersetzte <strong>Walcker</strong><br />
1864 die bis dahin mechanische Traktur durch eine<br />
pneumatische Steuerung. Im Jahre 1860 wurden auch bei<br />
<strong>Walcker</strong> die im <strong>Orgelbau</strong> bereits 1848 laufenden Versuche<br />
zur Nutzung des elektrischen Stromes für die Orgelsteuerung<br />
aufgegriffen. 49».<br />
Nach dem Tode Eberhard Friedrichs, im Jahre 1872, traten<br />
auch die Söhne Paul und Karl <strong>Walcker</strong> in die Firmenleitung<br />
ein. Paul <strong>Walcker</strong> übernahm 1906 die Firma W. Sauer,<br />
Frankfurt a.d. Oder.<br />
<strong>Die</strong> Registerklaviatur, auch eine <strong>von</strong> <strong>Walcker</strong> eingeführte<br />
Neuerung, wurde erstm<strong>als</strong> im Jahre 1881 anstelle der bisher<br />
üblichen Registerzüge beim Bau der Freiburger Münsterorgel<br />
angelegt.<br />
Nach Friedrich <strong>Walcker</strong>s Tod wurde dessen Sohn Oscar<br />
(1.1.1869 - 4.9.1948) Teilhaber und später Alleininhaber der<br />
Firma. Er führte die elektropneumatische Traktur ein, die<br />
bei Orgeln, auch bei gewaltigsten Ausmaßen des Instruments<br />
eine bei der reinen Röhrenpneumatik unmöglich zu<br />
erreichende Präzision ermöglichte. Unter Oscar <strong>Walcker</strong>s<br />
Leitung wurde dann, kurz nach Heinrich <strong>Walcker</strong>s Tod, die<br />
<strong>Organola</strong> gebaut. Zu erwähnen ist auch die Bedeutung der<br />
Firma innerhalb der zunächst durch Emil Rupp und Albert<br />
Schweitzer begründeten Orgelreformbewegung. <strong>Die</strong> bedeutendsten<br />
Orgelwerke Oscar <strong>Walcker</strong>s waren die der Dortmunder<br />
Reinoldikirche und der St. Michaelikirche in Hamburg. Sein<br />
größtes Werk war die Orgel für die Kongreßhalle zu<br />
Nürnberg mit 220 Registern. Im Jahre 1921 baute er in Verbindung<br />
mit Willibald Gurlitt für das Musikwissenschaftliche<br />
Institut der Universität in Freiburg im Breisgau die<br />
„Praetorius - Orgel", die dem Klangideal der früheren Barockzeit<br />
gerecht werden sollte. Mit diesem spektakulären Instrument<br />
begann sich die Orgelreformbewegung zu einer extrem<br />
einseitigen Neo - Barock - Bewegung zu entwickeln, die<br />
22<br />
später mit Kahlschlagmentalität viele gute Instrumente, die<br />
diesem Ideal nicht entsprachen, verstümmelte oder gar zerstörte.<br />
Für den Bau der „Praetorius - Orgel" wurde Oscar <strong>Walcker</strong><br />
<strong>von</strong> der Universität Freiburg mit dem Dr. phil. h.c. ausgezeichnet.<br />
Nach seinem Tod übernahm im Jahre 1948 sein Enkel Werner<br />
<strong>Walcker</strong> - Mayer (geb. 1.2.1923) <strong>als</strong> Alleininhaber die<br />
Leitung des <strong>als</strong> ,,E.F. <strong>Walcker</strong> & Cie. <strong>Orgelbau</strong>" firmierenden<br />
Betriebes. Der Firmensitz und die Betriebsleitung wurden<br />
1974 aus technischen Gründen <strong>von</strong> Ludwigsburg nach<br />
Murrhardt verlegt, wo Metallpfeifen und Zungen hergestellt<br />
werden und auch die Werksintonation durchgeführt wird. Eine<br />
große Tischlerei befindet sich in Hanweiler bei Saarbrücken.<br />
In Guntramsdorf bei Wien besteht ein selbständiger<br />
Zweigbetrieb der Firma <strong>Walcker</strong> 50».<br />
<strong>Organola</strong>- Windmotor in Pfeddersheim<br />
Im Hintergrund: die drei senkrecht montierten Keilbälge,<br />
vorn: die Kurbelwelle mit den drei Pleuelstangen und den<br />
durch Exzenterscheiben bewegten Steuerventil - Hebearmen;<br />
links ist der Kettenantrieb für den schnellen Rücklauf und<br />
der Scherenhebel für die Achsenrückung zu sehen.<br />
Bernhard Häberle am <strong>Organola</strong>-Spieltisch der Pfeddersheimer<br />
Orgel.<br />
48) Der Kastenbalg, eine Gebläsekonstruktion, bei der der Wind durch einen in einem<br />
festen Kasten absinkenden losen Kasten komprimiert wird, wurde 1819 <strong>von</strong> <strong>Orgelbau</strong>er<br />
Marcussen in Apenrade erfunden.<br />
49) siehe Erich Valentin:,, Handbuch der Musikinstrumentenkunde''<br />
50) siehe Werner <strong>Walcker</strong>-Mayer: ,,200 Jahre <strong>Orgelbau</strong> <strong>Walcker</strong>" in ,,Orgelwissenschaf<br />
t und Orgelpraxis", Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen des Hauses<br />
<strong>Walcker</strong>, Murrhardt-Hausen 1980