Tiefer gelegt - Wiking-Schlauchbootclub eV - WSC
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Platz ist in der kleinsten Hütte:,,Bello" darf nicht fehlen, wenn ein ganzes Rudel ,,Gummihunde" auf große Fahrt geht.<br />
<strong>Tiefer</strong> <strong>gelegt</strong><br />
SCHLAUCHBOOT-SZENE Über flotte Feger, heiße Kisten und lange Reisen auf prallen<br />
Schläuchen. Die Fan-Cemeinde ist bunt und trifft sich quer durch Deutschland.<br />
chlauchbootfahrer sind<br />
ein eigenes Vö1kchen. Sie<br />
zerlegen ihr Boot und<br />
bauen es an anderer Stelle<br />
wieder auf. Oder sie besitzen<br />
ein Schlauchboot mit festem<br />
Rumpf, das so viel wiegt w ie ein<br />
Shetlandpony, aber auf dem<br />
Autodach transportiert wird.<br />
Was sich nicht mehr stemmen<br />
Bitte abwärts:<br />
Gemütlich geht<br />
es durch die<br />
Schleuse bei<br />
Heidelberg. Das<br />
Fender-Problem<br />
stellt sich<br />
Schlauch bootfahrern<br />
nicht.<br />
lässt, schleppt die Anhängerkupplung.<br />
Schlauchboote geben<br />
ein Geftihl von Freiheit, das<br />
macht ihre Eigner unternehmungslustig.,,Schlauchis"<br />
fahren<br />
bei jedemWetter,ziehen die<br />
Kapuze ins Gesicht und gut ist's.<br />
Schlauchbootfahrer machen<br />
gern Tempo, außerdem sind sie<br />
ausgespro chen kommunikativ.<br />
Der Telefonhörer ist jedenfa11s<br />
noch heiß, als ,,Grisu<br />
1965" dem Internetforum auf<br />
lr'rnrv. schl auchboot- online. com<br />
die Neuigkeit bereits gesteckt<br />
hat:,,Hallo an alle - wir werden<br />
in Leukermeer wahrscheinlich<br />
Besuch von der BOOTE-Redaktion<br />
bekommen. " Und:,,Ich<br />
hofle, ihr zeigt euch von eurer<br />
besten Seite, wenn sie auftaucht."<br />
Selbstredend tauche ich auf,<br />
schließlich möchte ich<br />
Deutschlands Schlauchbootfahrer<br />
und -fahrerinnen näher<br />
kennen lernen, (und selbstredend<br />
haben sich alle von ihrer<br />
besten Seite gezeigt).<br />
Martin Pircher aus Tirol, Eigner<br />
eines Festrumpfschlauchbootes,<br />
betreibt das Forum
unter \\n\a,v. schlauchboot-on<br />
line.com. Rund 1400 r'egistrierte<br />
User aus dem deutschsprachigen<br />
Raum tauschen hier<br />
lnformationen aus, die Zahl<br />
der l3eiträge näherte sich Anfang<br />
des lahres 45 000. ,,über<br />
diese Plattform haben sich<br />
mittlerrveile sehr viele Freundschaften<br />
gebildet", erzäh1t<br />
l\laltin Pilcher. Und da ein<br />
virtueller,,Gummihund" eben<br />
nur ein halber ,,Gummihund"<br />
ist, gab es schon einige Treffen<br />
sichtnahme, für die Forumler<br />
Ehrensache.<br />
,,Das sind unwahrscheinlich<br />
hilfsbereite Leute", schr,värmt<br />
Reinhard Sczesnv Der Dortmunder<br />
fährt ein,,Zodiac Futura",<br />
das von einem 40 PS starken<br />
Aul3enborder auf Tcruren<br />
gebracht rvird.,,schlar-rchboot<br />
lahrerr ist zicnrlich nah am eigentlichen<br />
Boottähren", philosophieIt<br />
cr,.,man isr rnit<br />
dem Popo näher am Wasser".<br />
Das gefä11t nicht nur Männern.<br />
Barbara Postma aus Bornheim,<br />
dic si.h mit Ehemarrn Iürgen<br />
die au[blasbrlc 5itzbank eincs<br />
,,<strong>Wiking</strong> Saturn" teilt, findet:<br />
außerhalb des \A,'ebspace.<br />
Diesmal ist es das sLidniederländische<br />
Leukermeeq lr,o sich<br />
die Onliner verabredet haben.<br />
25 Envachsene und zehn Kinder<br />
verteilen sich ar-rf zehn<br />
Schlauchboote, es so11 über die<br />
Niaas nach Venlo gehen.<br />
It{ehrere Schlauchbootn-rarken<br />
sind vertreten, an den Spiegclrr<br />
blubberrr Motoren m it<br />
6 bis 225 Pferdestärken. Die<br />
Spannbreite verlangt Rück-
Offline am Leukermeer: Von wegen anonymes lnternet - auf Forumstreffen bekommen die Nicknames Gesichter.<br />
,,Es ist angenehmer a1s auf einem<br />
hohen Boot." Unter uns<br />
Bordfrauen - was erwarten<br />
Schlauchboot fahrende Herren<br />
von ihren Damen?,,Man muss<br />
das eine oder andere mitbasteln",<br />
sagt Barbara Postma und<br />
lächelr.<br />
Ich ahne, dass die Beziehung<br />
zwischen Frauen und schwimmenden<br />
Schläuchen intakt ist.<br />
Schlauchboot fähren ist praktizierter<br />
Übermut, sanft abgefedert<br />
von etlichen Litern Luft,<br />
ein Abenteuer auf der sicheren<br />
Seite. Das mögen weibliche<br />
,,Schlauchis". Aber ein bisschen<br />
wild sollte es schon sein.<br />
,,Schlauchb o otfahrerinnen<br />
oder -mitfahrerinnen sind fur<br />
Action", k1ärt mich Nicole<br />
Schweis auf, die mit ihrem Partner<br />
und einem 3,60 m langen<br />
,,Caribe Rib" aus Lonsheim ans<br />
Leukermeer gekom rnen ist.<br />
Dann blitzen ihre Augen: ,,Ich<br />
liebe es, wenn rvir springen!"<br />
Eine ger,visse Wildl-reit scheint<br />
Schlauchbootfahrern anzuhaften,<br />
denn schon die ersten<br />
,,Schlauchis" waren heiße Feger:<br />
Mit ger,vachsten und aufgeblasenen<br />
Tierhäuten so11en sich<br />
die Truppen von Assyrerkönig<br />
Ashurnasirpal ll. über einen<br />
Fluss gewagt haben. Damit<br />
war das Thema keineswegs er-<br />
Iedigt. Die Täftler blieben am<br />
Ball, Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
nahmen die Autblasbaren<br />
eine brauchbare Gestalt an.<br />
Schwung in die Angelegenheit<br />
brachte aber erst der ,,Homo<br />
Touristicus", der in den 1950er<br />
Jahren die Bildfläche betrat und<br />
ein Boot suchte, das er neben<br />
Zelt und Hula-Hoop-Reifen in<br />
seinem VW Käfer verstauen<br />
konnte. So ausgestattet schaukelten<br />
Deutschlands Schlauchbootpioniere<br />
in den Fünlzigern<br />
und Sechzigern über die Alpen<br />
nach Bella Italia, im Kopf und<br />
im Herzen die Abenteuer wagemutiger,,<strong>Wiking</strong>er":<br />
Lebrecht<br />
Knipping und Werner Lange,<br />
die seit Ende der Fürrfzigerjahre<br />
mit atemberaubenden<br />
Langfahrten über See Schlauchboot-Geschichte<br />
schrieben.<br />
1970 dann besang Wencke<br />
Myhre das Liebesleben in einem<br />
knallroter.r Gummiboot<br />
(,,kippt beirn Küssen um"), die<br />
Wirtschaftswunderkinder waren<br />
erwachsen ger,vorden. Und<br />
wohl auch eine Spur satter.<br />
,,Schlauchboot fahren an sich,<br />
bloß um des Fahrens willen, ist<br />
nicht wesentlich interessanter<br />
ais eine Autofahrt im otfenen<br />
Kabriolett", schreibt Ludwig<br />
Merkle 1 97 1 ein wenig freudlos<br />
in ,,Freude mit dem Schlauchboot",<br />
,,vielleicht noch bei<br />
Startklar in Düsseldorf:<br />
Gleich geht's auf den<br />
Rhein, der Nachwuchs ist<br />
schon hibbelig (1.). Touren<br />
wie diese, aber auch gemeinsame<br />
Urlaube und<br />
der Besuch von anderen<br />
Schlauchboottreffen (r.)<br />
bietet der Allgemeine<br />
<strong>Schlauchbootclub</strong> an.<br />
24 boote 4/o5
Mit dem Popo am Wasser: Wer auf zwei Schläuchen reist, ist sicher unterwegs.<br />
Auch wenn es mal so kabbelig zugeht wie hier auf der Maas bei Venlo.<br />
+<br />
';:'.€t:::::<br />
strichweise leichtem Nieselregen,<br />
von München in die Holledau:<br />
Wind bläst einen arr, zrvischendurch<br />
wird man ein<br />
bi'schen nas5 gespritzt, im<br />
übrigen brummt der Motor,<br />
und man bewegt sich fort."<br />
Holledau statt Rimini, klingt<br />
so, als sei die Luft aus Deutschlands<br />
Schlauchbootszene entwichen.<br />
War sie aber nicht:<br />
1973 gründete Hans Böhler delr<br />
legendären,,Wikin g- Club'1 Aus<br />
einer Handvoll,,<strong>Wiking</strong>er"<br />
r'vurde rasch ein ganzes Heer,<br />
nicht selten zäh1te eine Club-<br />
fahrt um die hundert ,,<strong>Wiking</strong>"-Schlauchboote.<br />
Die Fans<br />
der grauen Schläuche trafen<br />
sich zum Wellenritt auf der<br />
Nordsee und zur Himmellahrtstour<br />
auf der Donau, sie<br />
erkundeten die Kanä1e von Venedig<br />
und die Weinkeiler am<br />
Rhein. 1988 feierte der ,,<strong>Wiking</strong>-Club"<br />
sein 15-jähriges Bestehen,<br />
bis dahin hatten insgesamt<br />
über 2100 Boote an seinen<br />
Veranstaltungen teilgenommen.<br />
Der 30. Geburtstag des<br />
Clubs rvar zugleich sein letzter.<br />
Ende 2003 formierte sich die<br />
Gemeinschaft Lrm, nun setzen<br />
die,,Schlauchbootfreunde"<br />
und der 2004 gegründete<br />
,,<strong>Wiking</strong> <strong>Schlauchbootclub</strong>"<br />
(<strong>WSC</strong>) alte Tiaditionen fort.<br />
Die Interessengemeinschaft<br />
,,Schiauchbootfreunde" zählt<br />
etrva 150 aktive und ehemals<br />
aktive Schlauchbootfahrer.,,Eine<br />
große Familie", sagt ]ochen<br />
Wirtz aus Slvisttal-Heimerz-<br />
Helge Kröger aus<br />
Hofheim, <strong>Wiking</strong><br />
<strong>Schlauchbootclub</strong>:,,Für<br />
mich ist es die<br />
Erinnerung an altes<br />
Bootfahren."<br />
ln die Kanäle von Venedig<br />
und die Weinkeller am Rhein
Reportage<br />
Neckar-Romantik: Gemächlich unter blauem Himmel fahren, auch das hat seinen Reiz.<br />
heim, der sich bei den<br />
,,Schlauchbootfreunden" um<br />
Verwaltungsdinge und den Internetauftritt<br />
kümmert. Die<br />
markenu nabhängige Cemeinschaft<br />
kommt ohne Clubhaus,<br />
Vereinsregister und gewählten<br />
Vorstand aus. Ceselligkeit ist<br />
wichtig, man trifft sich an unterschiedlichen<br />
Orten. Früher<br />
mit Zelten und zusammenlegbaren<br />
Schlauchbooten, heute<br />
überwiegend mit Wohnmobilen<br />
und trailerbaren Schlauchbooten.<br />
Gummiboote verbinden -<br />
auch Generationen. Wer schon<br />
rnit Papa an der Pinne hockte,<br />
sitzt auch noch später gern auf<br />
dem Schlauch. Wie Helge Kröger<br />
alls Hotheim, Schriftftihrer<br />
des neuen,,<strong>Wiking</strong> <strong>Schlauchbootclub</strong>s".<br />
Für ihn hat a11es<br />
1964 angefangen, als seine Eltern<br />
Gefallen am Schlauchbootfahren<br />
fanden. Der Vater<br />
kaufte einen,,<strong>Wiking</strong> Standard-<br />
Heck" mit 20-PS-Außenborder<br />
und übertrug in den Folgejahren<br />
seine Begeisterung nachhaltig<br />
auf den Sohn. Den Spaß<br />
an aufgeblasenen Booten gab<br />
dieserweiter, an Ehefrau Sabine<br />
und den vierköpfigen Nachw.r-rchs.<br />
Tochter Vibeke ist som it<br />
eirre,.<strong>Wiking</strong>erin" der dritlen<br />
Generation, beim Neckartref'-<br />
fen des <strong>WSC</strong> lerne ich sie<br />
kennen.<br />
Die l3-Jährige sitzt mit ihren<br />
Eltern im Familien-,,<strong>Wiking</strong>",<br />
einem 4,10 m langen,,Merkur"<br />
mit Festrumpf und 60-PS-<br />
Außenbordmotor. Die erste<br />
Tour des Wochenendes geht<br />
vom Campingplatz in Neckargemünd<br />
nach Heidelberg und<br />
zurück, die einfache Strecke<br />
Gabi Hopp aus<br />
Hattingen, Allgemeiner<br />
<strong>Schlauchbootclub</strong>:<br />
,,Schlauchboot fahren<br />
ist Fahrspaß pur."<br />
etwa 15 km mit zwei Schleusen.<br />
Die kleine Flotte aus grau-blauen,,<strong>Wiking</strong>"-Booten<br />
bewegt<br />
sich gemächlich flussabwärts,<br />
der Neckar ist nichts für<br />
Schnellfahrer. Zu langsam?,,|a",<br />
sagt Vibeke und grinst.,,Schlauchi"-Frauen<br />
sind eben so.<br />
,,<strong>Wiking</strong> <strong>Schlauchbootclub</strong>",<br />
das schmeckt nach geschlossener<br />
Gesellschaft. Franz Mank<br />
aus Karben, 1. Vorsitzender des<br />
<strong>WSC</strong>, stellt aber klar: ,,Bei urrs<br />
kann jeder mitfahren." Zum<br />
Ende seiner ersten Saison zäh1-<br />
te der Verein etwa 75 Err'vachsene<br />
und Kinder, gemeinsame<br />
Fahrten und Treffen sind die<br />
Glanzlichter des Clubgeschehens.<br />
,,<strong>Wiking</strong>er"-Chef Franz<br />
Mank ist Eigner eines zerlegbaren<br />
<strong>Wiking</strong>,,Draco 380" (,,wegen<br />
des Wohnwagens") und eines<br />
25-PS-Außenborders (,,der<br />
40-PS wäre zu schwer"). Wenn<br />
das Schlar-rchboot Teil eines fein<br />
durchdachten Ganzen geworden<br />
ist, will jede Anderung gut<br />
überlegt sein. Ein größeres<br />
Boot oder ein stärkerer Motor<br />
bringen das sorgfältig zusammengestellte<br />
System aus Transportieren,<br />
Wohnen und Boot<br />
fahren schnell durcheinander.<br />
Wohl auch deshalb arrangieren<br />
sich viele,,Schlauchis" mit den<br />
Gegebenheiten und sind dabei<br />
vielleicht g1ücklicher a1s andere<br />
Skipper. ,,Ich bin mit dem zufrieden,<br />
rvas ich habe", sagt<br />
Franz Mank.<br />
Auch aus diesem Grund<br />
pflegt das süffisante ,,Wannkauft-ihr-<br />
euch-denn-ein-rich -<br />
tiges-Boot?" an Schlauchbootfahrern<br />
abzuperlen wie<br />
Regentropfen auf gut gewachstem<br />
Hypalon.<br />
Sooo Kilometer auf<br />
eigenem Kiel<br />
Gabi Hopp aus Hattingen, die<br />
ich bei einem Ausflug des,,A11-<br />
gemeinen <strong>Schlauchbootclub</strong>s"<br />
(A.S.C.) im Düsseldori'er ..Paradieshafen"<br />
treffe, kennt dieses<br />
Zucken in den Mundwinkeln<br />
manclrer Feslboot-Enthusiasten.,,Leute<br />
mit großen Yachten<br />
lächeln immer so ein bisschen<br />
über uns", meint sie und sieht<br />
dabei keineswegs bekümmert<br />
aus. Und Vereinskollege Gerd<br />
Mohnkern antwortet auf eir.r<br />
,,Ja, so haben wir auch mal angefangen"<br />
stets: ,,Und ich bin<br />
dabei gebliebenl" Der Hannoveraner<br />
ist mit einem rund 5 m<br />
langen,,Keckeis Extreme" nach<br />
r Allgemeiner <strong>Schlauchbootclub</strong>, Cornelius Coldberg,<br />
Tel. o7 zz3-234 1<br />
3; www.sch la uch bootcl u b.com<br />
r Deutscher Motoryachtverband,Tel. ozo3-8o 95 8o;<br />
www.dmyv.de<br />
r Sch I a uch bootf reu n de, Joche n Wi rtz, Tel. ozz54- 47 t8l'<br />
www.sch lauch bootclu b.de<br />
r <strong>Wiking</strong> <strong>Schlauchbootclub</strong>, Franz Mank, Tel. o6o39-39 27,<br />
www.wi ki n g-sch la u ch bootcl u b.de<br />
Weitere lnternetforen<br />
r www.schlauchboot-on li ne.com<br />
r www.sch lauch boot-foru m.com
Franz Mank aus<br />
Karben, <strong>Wiking</strong><br />
<strong>Schlauchbootclub</strong>:,,lch<br />
bin mit dem zufrieden,<br />
was ich habe."<br />
Düsseldorf gekommen und grummelt:<br />
,,Ich brauche keine fahrbare Gartenlaube."<br />
Mit 90 PS am Spiegel seines Festrumpfschlauchbootes<br />
befährt er die<br />
deutschen Binnenwasserstraßen, aber<br />
auch Kroatien und Italien sind sein Revier.<br />
Dann streift er dem Boot eine Persenning<br />
mit Tür und Fenster über, darunter<br />
wird geschlafen. Chemie-WC,<br />
B0 I Trinkwasser und 150 I Sprit gehen<br />
mit auf die Reise.,,Letztes Jahr sind wir<br />
8000 km gefahren", berichtet der<br />
Rentner.<br />
Den A.S.C. gibt es seit 1991. Mittlerweile<br />
zäh1t der CIub 90 Mitglieder, die<br />
sich zum gemeinsamen Bootfahren im<br />
In- und Ausland treffen. ,,Jeder kann<br />
Mitglied werden, der ein Faible für die-<br />
'se Variante des motorisierten Wasser-<br />
. sports hat", sagt Cornelius Goldberg,<br />
r 1. Vorsitzender und Mitbegründer des<br />
,,Allgemeinen <strong>Schlauchbootclub</strong>s".<br />
Nach und nach trudeln immer mehr<br />
A.S.C.'ler im idyllischen,,Paradieshafen"<br />
ein. Familie Hopp ist das erste Mal<br />
auf so einem Tretfen, ihr 4,30 m langes<br />
,,Gugel"-Festrumpfschlauchboot mit<br />
dem 60-PS-Außenbordmotor haben sie<br />
seit vier Wochen.<br />
Mit einem RIB liebäugelt auch Martin<br />
Die ,,Familiengurke"<br />
gefällt auch den Kids<br />
Stiegelmair. DerAugsburger ist mit Ehefrau<br />
und Wohnmobil angereist, seinen<br />
4,10 m langen,,<strong>Wiking</strong> Seetörn" hat er<br />
auf einem Trailer an den Rhein geschafft.<br />
Das 12 fahre alte Boot ist eigentlich<br />
zerlegbar, ein Vorzug, der sich<br />
längst in sein Gegenteil verkehrt hat.<br />
,,Ich will mir die Arbeit nicht mehr machen,<br />
mit dem Auf- und Abbauen", erzählt<br />
Martin Stiegelmair, der hauptsächlich<br />
in Kroatien fährt. Etwas Neues<br />
so1l her, vielleicht ein ,,richtiges" Boot?<br />
Der Bayer schüttelt den Kopf:,,Wir hatten<br />
md ein festes Boot, so ein 6,50-m-<br />
Boot mit Innenborder. Das war dann<br />
zu klobig."<br />
Rennsport für die Jüngsten<br />
Aber wo kommen denn nun die kleinen<br />
,,Schlauchis" her? Natürlich aus der,,Familiengurke",<br />
sofern sie wasserskitauglich<br />
ist und das Zetg zum Angelboot,<br />
besser noch zum Expeditionsschiff hat.<br />
Für Nachwuchs sorgen aber auch der<br />
Deutsche Motoryachtverband und viele<br />
Vereine. Die Deutsche |ugendmeisterschaft<br />
im Bootsslalom wird mit<br />
Schlauchbooten ausgetragen, die - je<br />
nach Altersklasse der Kids - mit 5 PS<br />
oder 15 PS ausgestattet sind. Wenn die<br />
Jungs und Mädels zwischen acht und 25<br />
fahren auf die Piste gehen, ist Schnellsein<br />
nur eine Seite der Medaille: Anund<br />
Ablegen, Slalom- und Rückwärtsfahren,<br />
Mann-über-Bord-Manöver und<br />
Knoten müssen stimmen, nur dann<br />
klappt's auch mit einem Pokal.<br />
Bei der nordrhein-westfälischen fugendmeisterschaft<br />
im Bootsslalom 2004<br />
im Crefelder Yachtclub (CYC) ist die<br />
Stimmung locker. Die Großen bleiben<br />
cool, auch als ihre Handys vom Steg verbannt<br />
werden: ,,Ihr habt heute schon<br />
zwei versenkt." Die Kleinen sind ebenfalls<br />
cool, Liesa Schake vom CYC zum<br />
Beispiel. Acht ]ahre ist sie erst alt , schafa<br />
aber schon die Qualifikation zur<br />
Deutschen Jugendmeisterschaft. So glatt<br />
läuft's nicht überall, da müssen Trotzige<br />
(,,Du hast den Gang nicht raus gemacht."<br />
-,,Dochl" -,,Nein.")<br />
gebändigt und Tränchen getrocknet<br />
werden.<br />
Ob gelungener Lauf oder<br />
Missgeschick, zu keinem Zeitpunkt<br />
liegt Häme oder gar<br />
Missgunst in der Luft.,,Wirwollen Spaß<br />
haben, die Kinder sollen was lernen - sie<br />
sind schließlich unsere zukünftigen<br />
Kapitäne auf unseren Wasserstraßen",<br />
sagt lugendwart Ralph Meckes vom<br />
Motorbootclub Lünen.<br />
Jv(<br />
TEXT: INCRID BARDENHEUER<br />
FOTO5: l. BARDENHEUER,<br />
H. KRÖCER (z), J. POSTMA (r)<br />
Allianz@