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Das Gebet der Orthodoxen Kirche, Teil 1 - Orologion

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VORWORT<br />

Betet ohne Unterlaß (1 Th 5,17)<br />

Die Orthodoxe <strong>Kirche</strong> ist ihrem Wesen nach eine betende <strong>Kirche</strong>.<br />

Dies zeigt sich nicht nur im Eucharistischen Gottesdienst, d.h.<br />

in <strong>der</strong> 1 Liturgie', son<strong>der</strong>n vor allem auch darin, daß die Liturgiefeier<br />

eingebunden ist in einen Zyklus von über den Tag und die<br />

Nacht verteilter <strong>Gebet</strong>sgottesdienste: den Abenddienst (Vesper),<br />

den Mitternachtsdienst (Mesonyktikon), den Morgendienst (Orthros<br />

bestehend aus Nächtlichem Psalmengebet, Metten und Laudes) und<br />

die Tageshoren (Prim, Terz, Sext, Non und Apodipnon). Diese <strong>Gebet</strong>sdienste<br />

werden nicht allein in Mönchsgemeinschaften gehalten,son<strong>der</strong>n<br />

die meisten von ihnen auch - so gut dies immer möglich ist - in<br />

den Parochien. Ein an<strong>der</strong>er Punkt, an dem das Wesen <strong>der</strong> <strong>Orthodoxen</strong><br />

<strong>Kirche</strong> als einer betenden <strong>Kirche</strong> in Erscheinung tritt, wird sichtbar,<br />

wenn man die für die Orthodoxie so charakteristischen und<br />

bedeutungsvollen Totendienste (Totengedenken, Begräbnisdienste)<br />

betrachtet. Hier wird deutlich, daß die gegenseitige <strong>Gebet</strong>shilfe<br />

im Leibe Christi nicht durch den Tod begrenzt wird: In Christus,<br />

<strong>der</strong> den Tod entmachtet hat, sind die Gläubigen über alle Zeiten<br />

und Orte hinweg in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden. Schließlich ist die Orthodoxe <strong>Kirche</strong> auch daran<br />

als <strong>Kirche</strong> des <strong>Gebet</strong>es erkennbar, daß ihre Gläubigen sich in<br />

ihrem persönlichen Glaubensleben zum immerwährenden <strong>Gebet</strong> eingeladen<br />

wissen und dafür einen immer neu sich bewährenden Ansatz<br />

finden im Mit- und wenigstens teilweisen Nachvollzug des öffentlichen<br />

<strong>Gebet</strong>es <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Dieser Ansatz beim kirchlichen <strong>Gebet</strong><br />

ist für die orthodoxe Glaubensexistenz des Einzelnen konstitutiv;<br />

er verhin<strong>der</strong>t, daß das persönliche <strong>Gebet</strong> im Subjektivismus versandet.<br />

Denn das <strong>Gebet</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wird gespeist von den Worten <strong>der</strong> Heiligen<br />

Schrift, so daß die Anrufung Gottes im <strong>Gebet</strong> (die Akklamation) zugleich<br />

die Verkündigung Seiner Heilstaten und Seiner Herrschaft<br />

ist (die Proklamation). Die Orthodoxe <strong>Kirche</strong> ist also als <strong>Kirche</strong><br />

des <strong>Gebet</strong>es zugleich <strong>Kirche</strong> des Wortes Gottes. <strong>Gebet</strong> und Verkündigung<br />

sind in ihr nicht zu trennen, wie dies in den <strong>Kirche</strong>n des<br />

Westens seit <strong>der</strong> Scholastik die Regel ist. Wer die Texte, die er<br />

in diesem Buch findet, die Hymnen, Oden, Troparien, Stichiren,<br />

Stichen, Ektenien und Priestergebete, aufmerksam betrachtet, wird<br />

unschwer entdecken, daß sie im wesentlichen aus Schriftzitaten bestehen;<br />

und wer diese Texte regelmäßig betet, erfährt, daß er durch<br />

sie gespeist und gestärkt wird und in ihnen einen mit nichts zu

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