Schreibwerkstattgeschichten – Auf dem ... - Handgeschrieben
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Schreibwerkstattgeschichten – Auf dem ... - Handgeschrieben
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<strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong><br />
<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg<br />
Hrsg. Sabrina Gundert<br />
1 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
© Sabrina Gundert, 2013, Meersburg, Deutschland<br />
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel,<br />
fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.<br />
Herausgeberin und Fotografin:<br />
Sabrina Gundert<br />
Dornerweg 28<br />
88709 Meersburg<br />
E-Mail: sabrina@handgeschrieben.de<br />
Webseite: www.handgeschrieben.de<br />
2 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
VORWORT und DANK<br />
In diesem E-Book sind Texte verschiedenster Autorinnen <strong>–</strong> aus Deutschland, Österreich und<br />
Ungarn <strong>–</strong> versammelt. Manche der Texte sind in der Kreativen Online-Schreibwerkstatt „<strong>Auf</strong><br />
<strong>dem</strong> Herzensweg“ von Januar bis März 2013 entstanden. Andere haben die schreibenden<br />
Frauen aus ihren persönlichen Schatzkisten hervorgeholt und für dieses E-Book zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Ich danke euch, allen Schreiberinnen, ganz herzlich für das Teilen eurer Geschichten <strong>–</strong> in der<br />
Werkstatt und nun öffentlich in diesem E-Book. Nicht alle Teilnehmerinnen der<br />
Schreibwerkstatt sind auch in diesem Buch vertreten. Manche schreiben lieber für sich und<br />
doch sind auch sie natürlich in den Dank und dieses E-Book eingeschlossen.<br />
Nun wünsche ich dir, liebe Leserin, lieber Leser, viel Freude beim Lesen der Geschichten,<br />
Haikus, Gedichte und Inspirationen <strong>–</strong> mögen sie dich unterstützen, deinen ganz eigenen<br />
Herzensweg zu finden und zu gehen.<br />
Sabrina Gundert<br />
3 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
4 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
ABSCHIED<br />
Im Traum<br />
den Weg zurück<br />
ins letzte Jahr<br />
Ich suchte Schlüssel<br />
doch es war<br />
nichts mehr wie es gewesen<br />
Gesichter, alle unbekannt<br />
Die Räume fremd<br />
und fremd das Land<br />
Fand nicht die Schlüssel<br />
die ich suchte<br />
nahm Abschied vom Alten<br />
Gehe meinen neuen Weg<br />
TirgMaler<br />
5 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
AN EINEN ENGEL<br />
Gestern Nacht hatte ich einen Traum. Ich begegnete einer weisen, alten Frau und die hat mir<br />
ein Geheimnis verraten....<br />
„Manchmal, wenn DU Glück hast und du bereit bist ein besonderes Geschenk zu<br />
empfangen, meinte sie, ..... ja dann begegnet dir im Leben ein ENGEL.<br />
Neugierig wie ich nun mal bin, wollte ich natürlich wissen, woran erkenn ich denn so einen<br />
Engel. Nun das ist gar nicht so schwer, sagte sie. Du musst nur genau hinschauen und sehr<br />
gut zuhören. Es gibt innere und äußere Merkmale. Meist sind diese Engel in<br />
Menschengestalt sehr groß oder auch klein und zart, manchmal sind es Kinder und sehr oft<br />
haben sie faszinierende, strahlende und blitzende Augen, die bis auf den Grund deiner Seele<br />
schauen können. Doch das sicherste Zeichen ist, dass sie immer ein überaus gewinnendes<br />
Wesen, Charme, Charisma und Ausstrahlung haben und es einfach unmöglich ist sich des<br />
Zaubers zu entziehen, der sie umgibt. Schon die erste Begegnung ist immer<br />
außergewöhnlich. Mit Worten und <strong>dem</strong> Klang der Stimme, mit Kleinigkeiten in ihrem Sosein<br />
ziehen sie dich in ihren Bann.<br />
Das ist die eine Seite des „Zaubers“, der sie umgibt. Die andere Seite ist, dass sie sich oft ein<br />
„besonderes“ Leben gewählt haben, einer „Berufung“ folgen und bereit sind dafür auf so<br />
manches zu verzichten. Selten ist es der einfachste Weg den sie gehen. Sie scheinen Licht in<br />
Dunkles zu bringen, denn dort wo sie leben und wirken wird nichts im Verborgenen bleiben.<br />
Daher sind sie immer wieder mit Schwierigkeiten und Problemen konfrontiert, ja manchmal<br />
scheint es sogar so, dass sie solche „Prüfungen“ regelrecht anziehen. Aber nur aus <strong>dem</strong><br />
6 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
einen Grund <strong>–</strong> um das Gute und die Ressourcen in je<strong>dem</strong> Menschen und in jeder Situation<br />
hervorzurufen, aufzuzeigen und sichtbar werden zu lassen. Ja, und wenn es sein muss, dann<br />
sind sie auch bereit gegen widrigste Umstände und sogar Windmühlen zu kämpfen.<br />
Den Ausgleich um Kraft zu tanken, Ruhe und Frieden zu finden schaffen sie sich, in <strong>dem</strong> sie<br />
ihre persönliche Umgebung mit Anmut, Harmonie und Schönheit gestalten. Sie sind die<br />
„Schöngeister“ unter uns. Ebenso legen sie in ihren wichtigen Beziehung Wert auf Harmonie<br />
und Geborgenheit. Aber das wohl wirklich Außergewöhnliche an ihnen ist, dass sie in der<br />
Beziehung zu ihren Mitmenschen und denen die sie lieben, das Herz des Gegenübers<br />
erreichen und auf einen unglaubliche Art und Weise Wertschätzung und Anerkennung<br />
vermitteln und zeigen können.<br />
Wenn du das Glück hast einem Engel zu begegnen und ihn zu lieben und von ihm<br />
wiedergeliebt zu werden, dann muss dir bewusst sein, dass nichts wirklich nichts mehr so<br />
sein wird wie vorher. Dein Unterstes wird nach oben gekehrt und umgekehrt, dein Herz wird<br />
geöffnet und zutiefst berührt werden. Es bedarf großer innerer Kraft und Stärke einen Engel<br />
zu lieben und ihn zu begleiten. Du wirst unglaublich viel bekommen, doch von dir wird ganze<br />
Hingabe verlangt.<br />
Wahre Hingabe und Demut wird sowohl vom Engel als auch von denen die einen Engel<br />
lieben, verlangt… und glaube mir, das ist eine Herzensprüfung ...für beide.<br />
Nun wie du siehst ist es relativ einfach einen Engel zu erkennen, aber ganz sicher nicht leicht<br />
ist es ein Engel zu sein. Damit es für Engel auf Erden jedoch leichter wird unter uns zu leben,<br />
treffen all diese Charakterzüge und Eigenschaft nicht in einem „Engelmenschen“ zusammen.<br />
7 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Doch manchmal, wenn der liebe Gott etwas Außergewöhnliches vor hat, ja dann werden<br />
solche besonderen Engel geboren und ich wünsche Dir, dass du das Glück hast so einem<br />
Engel zu begegnen, durch ihn dein Leben bereichert wird, du ihn erkennst, dankbar dieses<br />
„Himmelsgeschenk“ annimmst und du bereit bist dich ihm zu schenken.<br />
Im gegenseitigen liebevollen Geben und Nehmen<br />
darf die Liebe frei fließen<br />
Vertrauen entstehen und wachsen<br />
eingebettet in Geborgenheit, Respekt und Dankbarkeit.<br />
Regina Franzke<br />
8 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
DAS LEBEN EINES BAUMES IN DEN JAHRESZEITEN <strong>–</strong> AUS SICHT EINES<br />
BLATTES<br />
Frühlingsanfang<br />
Die Tage werden wieder länger, die Sonne scheint schon recht kräftig, nur nachts wird es<br />
noch empfindlich kalt. Die Knospen am Baum werden immer dicker…<br />
Blatt: „Das ist vielleicht eng hier. Macht euch doch alle nicht so dick und breit. Ich brauche<br />
Platz um mich zu entwickeln. Etwas hält uns ganz stark fest und schnürt uns fast die Luft ab.<br />
Wie im Gefängnis, wie soll ich denn da meine Schönheit zeigen? Baum, gib doch mal eine<br />
Energiespritze, damit wir diesen Panzer sprengen können. Alle drängeln und drängeln.<br />
Keiner nimmt Rücksicht.“<br />
Baum: „Wartet noch ein wenig, es ist nachts noch zu kalt. Ihr würdet erfrieren, noch ein<br />
wenig Enge ertragen.“<br />
Blatt: „Och Manno! Der hat gut reden. Ich halte das nicht mehr aus. Vielleicht versuche ich<br />
mal, mir ein wenig Platz zu schaffen und drücke gegen diesen blöden Außenpanzer. Hurra,<br />
ein kleines Luftloch. Endlich kann ich atmen, fühle mich aber in mir ein wenig verschoben.<br />
Manches drin und manches draußen. Also noch mehr Platz machen, ich bin endlich frei.<br />
Leichtes Flattern im Wind, herrlich!<br />
Ohh, die Nacht kommt. Schlafenszeit. Alle anderen kuscheln sich noch zusammen, nur ich<br />
hänge draußen und komme nicht mehr rein. Zu dumm, es ist ja so kalt, ich friere. Niemand<br />
kann mich wärmen. Ich höre ein leises Kichern von den anderen… Auch diese lange Nacht<br />
9 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
geht vorüber und ich lebe noch. Herrlicher Sonnenschein am Morgen und ein kleines<br />
Lüftchen. Der Wind umschmeichelt meine Oberfläche, ich kann mich richtig entfalten!<br />
Na, da werden die anderen auch wach. Es rekelt und drängelt ganz ordentlich im Panzer.<br />
Man hört ein deutliches Gestöhne und Geächze. Jetzt wird es den anderen wohl doch zu<br />
warm. Bin ich froh, dass ich mich entschieden hatte, auch wenn die letzte Nacht verdammt<br />
kalt war. Jetzt kann ich mal kichern und genieße das leichte Geflatter im Wind, während die<br />
anderen schwer arbeiten müssen. Da, plötzlich ein lautes Ratsch und der Panzer reißt auf.<br />
Schlagartig sind alle anderen Blätter frei und breiten sich sofort aus. Kaum zu glauben, dass<br />
sie alle in dieser engen Hülle waren. Sie recken und dehnen sich und zeigen ihr herrliches<br />
Frühlingsgrün. Jeden Tag werden sie schöner und größer.<br />
Sommer<br />
Jetzt haben wir ein satteres und kräftigeres Dunkelgrün. Wir flattern im Wind und genießen<br />
unser Dasein. Das Leben ist schön!<br />
Wir stehen in unserer schönsten Pracht und die Menschen erfreuen sich an uns. Da fängt es<br />
plötzlich an auf mir zu kitzeln. Was ist das denn? Kleine grüne Dinger sitzen massenhaft auf<br />
uns. Was sollen wir tun? Dann kommen auch noch schwarze Tiere dazu und geben sich mit<br />
den Grünen ab. Trommeln so auf ihnen herum. Und dann geben die Grünen so einen<br />
Tropfen ab.<br />
Ich werde immer schlapper und fühle mich machtlos. Ich weiß gar nicht was mit mir<br />
geschieht, es ist aber nicht gut. <strong>Auf</strong> einmal landet etwas Riesiges auf mir. Das auch noch!<br />
Wandert ein wenig auf uns Blättern umher, frisst ein paar Grüne und legt dann so kleine<br />
10 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Kugeln auf uns ab. Was soll das denn? Nach zwei Tagen entstehen aus den Kugeln sehr<br />
kleine schwarze Tierchen, die anfangen die Grünen zu fressen. Sie gehen auf jedes Blatt, und<br />
nach ein paar Tagen sind alle Grünen weg und die schwarzen Tiere riesig groß geworden. Sie<br />
setzen sich dann ganz stille an eine ruhige Stelle und scheinen zu warten, ich weiß auch nicht<br />
worauf. Nach zwei Tagen erwachen sie wieder und haben sich zu einem Käfer entwickelt.<br />
Und wir sind völlig befreit von den grünen Dingern. Was das wohl war?<br />
Es wird wärmer und wärmer, kein Regen fällt. Jeder stöhnt unter der Hitze. Die Menschen<br />
setzen sich unter den Baum und sind froh um den Schatten, den wir spenden. Die haben’s<br />
gut und was ist mit uns? Die Sonne brennt erbarmungslos auf uns Blätter. Manche von uns<br />
werden schon ganz schlapp und trocken. Einige fangen schon an gelb zu werden, wie im<br />
Herbst. Wasser!!! Diese Trockenheit hält eine ganze lange Zeit an und viele von uns Blättern<br />
sterben jetzt schon ab. Der Baum findet nicht genug Wasser in der Erde und kann uns Blätter<br />
kaum noch versorgen. Nach einer gefühlten Ewigkeit plötzlich ein ordentlicher<br />
Regenschauer. Puh, herrlich diese Abkühlung. Aller Dreck wird herunter gewaschen, aber die<br />
vertrockneten Stellen an mir bleiben. Tja, der Lack ist ab…<br />
Herbst<br />
Jetzt kommen Tage, die plötzlich viel kürzer sind. Die Nächte werden länger und sind auch<br />
viel kälter. Wird recht ungemütlich am Baum zu hängen. Kalter Wind und sehr viel Regen<br />
machen das Leben schwierig und nicht mehr sehr freudig. Wir bekommen kaum noch<br />
Wasser, haben aber so wie so keinen Durst mehr. Das Grün weicht einer gelb-roten Färbung.<br />
Der gesamte Baum leuchtet in gelb-orange. An den Ästen bilden sich schon kleine Knospen<br />
mit den Blättern fürs nächste Jahr. Wenn die Sonne noch manchmal scheint sehen wir<br />
11 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Blätter am Baum klasse aus. Immer wieder kommen Kinder und sammeln heruntergefallene<br />
Blätter. Was sie wohl damit machen?<br />
Jetzt wird es aber sehr ungemütlich draußen. Es stürmt und regnet sehr heftig. Der Wind<br />
reißt an uns Blättern und wir können uns nicht mehr halten. Unser Baum wird ganz kahl. Es<br />
bleiben nur noch die Äste mit den Knospen stehen. Wir Blätter werden in alle Winde<br />
verweht und bilden manchmal Haufen an geschützten Stellen. Verstecke für Tiere im<br />
Winter…<br />
Winter<br />
Die Blätter sind gestorben, liegen meist achtlos umher oder Glückliche wurden zu<br />
Bildkollagen verwendet. Kunstwerke entstehen, besonders von Kindern.<br />
Der Lauf dieses Jahres ist beendet. Aus <strong>dem</strong> Tod entstand Leben, um dann wieder zu<br />
sterben, usw.. Die Blätter schlafen in den Knospen der Äste, warm eingemummelt. Schöpfen<br />
Kraft für das nächste Jahr, um sich dann wieder <strong>dem</strong> Leben entgegen zu recken.<br />
Die äußere Hülle stirbt ab, die Seele lebt weiter in den Knospen der Äste, um sich zur rechten<br />
Zeit erneut zu entfalten. Dann ist wieder Frühling!<br />
Antje Tippett<br />
12 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
DIE DRACHENPRINZESSIN<br />
Es war einmal eine Prinzessin die wurde in ein gar wundersames Königreich geboren. In<br />
diesem Königreich war es üblich die kleinen Kinder so im Alter zwischen ein und drei Jahren<br />
ein paar Wochen zu weisen Frauen zu geben. Diese weisen Frauen verstanden viel von<br />
Magie, von Schöpferkraft und von der universellen Art und Weise zu heilen und zu leben.<br />
Diese weisen Frauen konnten die Lebensaufgabe der Seele der Kinder erkennen und so<br />
schon sehr früh eingreifen, damit diese Kinder wirklich <strong>dem</strong> <strong>Auf</strong>trag ihrer Seele gerecht<br />
werden bzw. immer wieder den Ruf der Seele vernehmen und ihn auch hören können. Nicht<br />
alle Kinder kamen zu den weisen Frauen, aber für eine Prinzessin war das ganz<br />
selbstverständlich. So erfuhr die kleine Prinzessin schon im Alter von 18 Monaten auf einer<br />
tief unbewussten Ebene viel über Engel, Gott, die andere Seite der Wirklichkeit und die<br />
Mystik des Lebens, sowie der Verbundenheit und Einheit im Universum. Es ist natürlich klar,<br />
dass sich so ein kleines Mädchen nicht an diese Zeit erinnern kann. Aber die Seele weiß um<br />
all diese Erfahrungen und so wuchs die Prinzessin zu einem sehr wissensdurstigem, äußerst<br />
klugen Mädchen heran. Warum, war ihre Lieblingsfrage. Sie wollte allen Dingen auf den<br />
Grund gehen und die Zusammenhänge verstehen.<br />
Viele Sommer verbrachte die kleine Prinzessin mit ihrer Schwester auch bei der alten<br />
Königin, der Großmutter, die besonders die Prinzessin wie ihr eigenes Kind in ihr Herz<br />
geschlossen hatte. Die Nono, so nannten die Kinder die Großmutter, lebte am anderen Ende<br />
des Königreiches und sie hatte einen wunderschönen Garten, in <strong>dem</strong> ganz wunderbare<br />
Blumen wuchsen, es duftete nach Kräutern, wie Lavendel, Bohnenkraut und Dille. Karotten,<br />
Kohlrabi, Erbsen und Zwiebeln konnte man ganz frisch aus <strong>dem</strong> Garten essen. Die Prinzessin<br />
liebte den Garten. Es gab auch süße tiefrote Erdbeeren, saure, knallrote Ribisel, grüne, raue<br />
Stachelbeeren, zuckersüße Himbeeren, Äpfel und Birnen <strong>–</strong> ja alles was das Herz begehrte.<br />
13 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Von Nono lernte die Prinzessin viel über die Verbundenheit der Erde, über Pflanzen und die<br />
Liebe zur Natur, die wurde auch durch sie geweckt.<br />
Versteckt in den dunklen, tiefen Wäldern des Königreiches hauste ein Drache <strong>–</strong> eigentlich<br />
war es eine Drachin, ein weiblicher Drache, der die Bewohner des Reiches in Angst und<br />
Schrecken versetzte. Viele Krieger zogen aus um die Drachin zu töten, sie war jedoch<br />
unbesiegbar. Sie tötete ganz selten einen Krieger, aber sie fügte ihnen schwere Verletzungen<br />
zu und so mancher kam blind oder lahm zurück. Nono hatte den König und die Königin schon<br />
oft gebeten die Drachin zu verschonen, da sie das Geheimnis der Drachin kannte. Sie und<br />
einige wenige weise Frauen und Männer wussten um die besonderen Fähigkeiten der<br />
Drachenfrau. Im Alter von neun Jahren nahm Nono die kleine Prinzessin mit auf eine Reise.<br />
Sie sagte „wir gehen die Drachenfrau besuchen. Du musst keine Angst haben meine Kleine,<br />
die Drachin und ich verstehen uns sehr gut. Lass dich überraschen“. Da die Prinzessin ihre<br />
Oma über alles liebte, vertraute sie ihr voll und ganz. Sieben Tage und sieben Nächte<br />
durchstreiften sie die Wälder und am Abend des siebten Tages erreichten sie die<br />
Drachenhöhle. Die Drachin hatte sie schon von weitem bemerkt und stampfte mit einem<br />
furchterregenden Schnauben aus der Höhle. Feuerstrahlen schossen aus ihren Nüstern, und<br />
ihr riesiger Schwanz wedelte ein paar Bäume um. Vor lauter Freude Nono zu sehen, war sie<br />
ganz aus <strong>dem</strong> Häuschen. Die Prinzessin versteckte sich hinter einem Felsen.<br />
Nono hatte der Drachin die süßtesten Erdbeeren, dunkelrote Himbeeren und weiche,<br />
orangene Marillen mitgebracht. Das wussten nur die weisen Frauen und Nono, dass die<br />
Drachen süßes Obst über alles liebte und sie sich fast in ein kleines Drachenmädchen vor<br />
Freude verwandelte. Im dunklen Walde wuchsen nur ganz wenige Beeren und so war das ein<br />
Festschmaus für sie. Vor Freude legte sie sich auf den Rücken und ließ sich von Nono den<br />
schuppigen Bauch kraulen. Die Prinzessin war sehr erstaunt über die so verspielte und<br />
14 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
ausgelassene Drachin. Simara, so hieß die Drachenfrau, hatte die kleine Prinzessin noch gar<br />
nicht bemerkt, so sehr war sie ins Schlemmen der süßen Früchte vertieft.<br />
Was kann ich für dich tun, Nono, fragte sie mit einer tiefen, fauchenden Stimme und bei<br />
je<strong>dem</strong> Wort kamen kleine Rauchwolken aus ihren Nüstern. Ich habe dir meine Enkelin<br />
mitgebracht. Ich hätte gerne, dass du sie in den Bund der Drachenfrauen aufnimmst.<br />
Überrascht und erstaunt setzte sich Simara auf ihren Hinterteil nieder und betrachtete<br />
aufmerksam die kleine Prinzessin. Mmh, so, so und ah, pffft und grunz und schnaub waren<br />
die Laute die sie von sich gab. Du weißt aber schon was das bedeutet, sagt sie nachdenklich<br />
zu Nono. Ja, Nono wusste nur zu gut, was es bedeutete auch sie war vor langer, langer Zeit<br />
von ihrer Großmutter zur Drachenfrau eingeweiht worden, auch im Alter von neun Jahren.<br />
Sie wusste, dass die Blutsverbindung mit der Drachin nur wenigen Menschen zuteilwurde, da<br />
so viele den inneren Drachen fürchteten. Dennoch erfüllte diese Verbindung das Leben des<br />
Menschen mit ganz besonderer Stärke, mit einer Vielfalt an Möglichkeiten und Talenten und<br />
oft auch mit einer lebenslangen Suche nach Gott und der tieferen Weisheit und machte<br />
diese Menschen wenn sie ihren Weg erkannten zu weisen Begleitern.<br />
Einen Nachteil hatte diese Verbindung jedoch, es würde für die Prinzessin sehr schwer<br />
werden den richtigen männlichen Weggefährten zu finden. Es gab nur einige wenige weise<br />
Männer die ihre Schützlinge zur der Drachin führten, die das Geheimnis der Drachenkraft<br />
kannten. Und diesen Einen unter vielen zu finden, das würde das Leben der kleinen<br />
Prinzessin nicht so einfach machen, ja es würde so manche Prüfung der Liebe geben, so<br />
manches gebrochene Herz und dennoch wusste Nono, dass das den Preis wert war. Es<br />
würde die Prinzessin zu einem tieferen Verständnis der Liebe und zu ganz tiefem, inneren<br />
Wissen und Weisheit führen. Auch sie war diesen inneren Weg schon gegangen.<br />
15 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Die Männer, die in Zukunft den Weg der Prinzessin kreuzen werden, würden instinktiv diese<br />
Drachenkraft spüren und sie wird ihnen einerseits Angst machen, andererseits werden sie<br />
diese Kraft anzapfen wollen, sich stärken wollen an der Prinzessin und somit ihre Kraft, wenn<br />
sie nicht aufpasst, sukzessive schwächen, bis sie erkennt, dass sie eine Drachenfrau ist.<br />
Und noch eine Hürde gab es zu nehmen. Nach 40 Jahren, das heißt im Alter von 49 Jahren,<br />
muss der Bund mit der Drachenfrau erneuert werden. Bis dahin würde die Prinzessin sich an<br />
all das, was in dieser Nacht noch geschehen würde, erinnern müssen. Ihre Seele würde ihr<br />
immer wieder „Weckrufe“ schicken. Sollte sie diese überhören, dann würde es in ihrem<br />
Leben zu einer tiefen Krise kommen, wodurch sie den Weg zur Drachin wieder finden würde.<br />
Nono hoffte jedoch, dass das ihrer kleinen Prinzessin erspart bleiben würde <strong>–</strong> sie wusste,<br />
dass so eine Krise mit großem Leid und Verlusten verbunden sein würde. Aber das Leben<br />
würde sich so entwickeln wie es der Plan der Seele vorgesehen hatte. Sie wusste aus eigener<br />
Erfahrung, dass es nur wenige Möglichkeiten gab einzugreifen. Erkenntnis und<br />
Bewusstwerdung, das waren die Parameter die letztendlich weiterführen würden am Wege<br />
und die den Pfad der Seele erhellen konnten.<br />
Regina Franzke<br />
16 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
17 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
DIE GESCHICHTE MEINES NÄCHSTEN JAHRES<br />
Spätsommerabend. Im letzten Sonnenlicht tanzen die Mücken unter <strong>dem</strong> alten Apfelbaum.<br />
Hin und wieder streift ein sachter Luftzug seine Äste, die sich schwer unter den vielen<br />
Früchten der Erde entgegen neigen. Im Garten lodert in einem steinernen Rondell ein Feuer.<br />
Mächtige Scheite glühen. Im hohen Gras spielen zwei Kinder.<br />
Mit kraftvollen Schritten tritt eine Frau aus <strong>dem</strong> alten Haus, gleich neben <strong>dem</strong> Apfelbaum.<br />
Eine hohe Gestalt im langen Kleid, ein Cape um die schmalen Schultern geschwungen. Sie<br />
trägt ein Buch mit zartem Einband in den Händen. Ein Buch voller Geschichten und<br />
Erinnerungen.<br />
Beide Kinder laufen zu ihr und setzen sich schnell auf dicke Decken an das Flammenrondell.<br />
Wie schon so oft wollen sie ihrer Erzählung lauschen. Am Feuer findet die Frau ihren Platz<br />
und mit geheimnisvollem Blick schlägt sie das Buch auf. Sie lässt die Augen über die Zeilen<br />
gleiten, die Erinnerungen steigen in ihr auf und sie beginnt zu erzählen:<br />
„Vor vielen Jahren, eure Eltern waren in etwa so alt wie ihr jetzt seid, lebten wir schon an<br />
diesem Ort mit einem schönen See. Zu dieser Zeit herrschte in den Landen ein mächtiges<br />
Wesen. Noch nie hatte es jemand gesehen und doch standen fast alle Menschen in seinen<br />
Diensten. Es machte die Menschen der Zeit und <strong>dem</strong> Geld hörig. Nicht mehr Freiheit und<br />
Selbstbestimmung zählten, nur Leistung und Schaffenskraft waren wichtig. Wen es einmal<br />
mit seinen scharfen Krallen gepackt hatte, hielt es für lange Zeit fest. Meist schien eine<br />
Befreiung unmöglich. Auch ich war seine Gefangene für viele Jahre. Eines Tages verließ mich<br />
alle Kraft. Verzweifelt versuchte ich mich zu wehren. Es wurde ein langer Kampf. Als mir die<br />
Befreiung endlich gelang, trug ich viele Narben davon. Mein Körper war geschunden, meine<br />
Seele verzweifelt.<br />
Dann geschah etwas Wunderbares. Andere Menschen, die Ähnliches erlebt hatten,<br />
18 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
egegneten mir bei meiner Suche nach einem besseren, einem selbstbestimmten Leben.<br />
Gemeinsam verbrachte Stunden mit Erzählen, Ermutigungen <strong>–</strong> der Austausch unserer<br />
Gedanken half uns bei der Neuorientierung. Viele Pläne entstanden, Neues wurde<br />
ausprobiert. Meine Begleiterinnen wurden zu einem wichtigen Teil meines Lebens.<br />
Ich erinnere mich noch sehr genau an den Frühling im Jahr 2014. Der letzte Schnee war<br />
endlich geschmolzen. Die Sonne lockte erste Krokusse und Narzissen und schickte ihre<br />
Strahlen durch das offene Fenster in mein Adlernest. Erinnert ihr euch? Adlernest <strong>–</strong> so nenne<br />
ich seit vielen Jahren mein Atelier im Dachboden. Damals ist es entstanden. Eine steile<br />
Treppe führt hinauf. Wenn ich ganz ungestört sein will, kann ich sie sogar hochklappen.<br />
Durch die großen Dachfenster habe ich einen weiten Blick über die zartgrünen, wie mit<br />
Flaum bedeckten Felder. In weiter Ferne sehe ich die Silhouette der Stadt. Plattenbauten,<br />
Türme und hohe Schornsteine. Alles ist weit weg, <strong>dem</strong> Horizont nahe. Ich möchte dort nicht<br />
wieder hin. Hier in der Natur fühle ich mich wohl. In diesem kleinen Raum arbeite ich an<br />
meinen Fotografien. Auch meine Staffelei steht unter einem Fenster. Das Licht ist fantastisch<br />
zum Malen. Oft male ich Landschaften nach meinen eigenen Fotografien. Noch lieber aber<br />
fahre ich ans Meer und skizziere vor Ort. Meine Nähmaschine hat ihren Platz gefunden und<br />
auf der anderen Seite ist Platz und Leere. Ort der Stille.<br />
Viele Bücher habe ich in jenem Jahr gelesen. <strong>Auf</strong> der Suche nach Wissen, Verstehen und<br />
Begreifen. Ich habe mich den Weg entlang getastet. Eine Ahnung von Neuem hat mich<br />
geleitet. So viele Projekte schwirrten damals durch meinen Kopf. Aus der Theorie wurde<br />
Praxis. Damals habe ich begriffen, dass nur lernen nicht genügt, sondern erst das Schaffen<br />
mit eigenen Händen mich weiterbringt. Kennt ihr das bunte Fenster in unserer kleinen<br />
Dorfkirche? In jenem Sommer wurde es gebaut. Den Entwurf habe ich lange mit mir<br />
herumgetragen. Warum mir damals die Arbeit daran so viel bedeutete, wusste ich nicht.<br />
Vielleicht spürte ich die Anziehung dieses Kraftortes, dieser Jahrtausende alten Kirche.<br />
19 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Obwohl ich keiner Religion angehöre, bin ich seit<strong>dem</strong> meinem Weg der Spiritualität gefolgt.<br />
Immer wieder habe ich Zeichen am Wegesrand gefunden, durfte Fragen stellen. Meine<br />
Schritte wurden fester. Nach diesen langen Jahren rundet sich das Bild. Ich habe meinen<br />
Weg gefunden.“<br />
Es ist spät geworden. Die letzten Holzscheite verglühen mit kleinen Funken. Wohlig in ihre<br />
Decken gehüllt, schlafen die Kinder am Feuer. Sanft nimmt die Frau sie auf ihre Arme und<br />
trägt sie ins Haus. „Mögen sie so achtsam bleiben und den Bedürfnissen ihrer Körper und<br />
Seelen folgen auf ihrem Weg in die Zukunft. Meine Enkel.“ Der letzte Feuerschein fällt auf ihr<br />
weißes Haar.<br />
TirgMaler<br />
20 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
DIE NACHT<br />
Die Nacht <strong>–</strong> meine Freundin <strong>–</strong><br />
Stille......<br />
ich bin ganz bei mir <strong>–</strong><br />
im Raum meiner dahinziehenden Gedanken.<br />
Ein Tanz entsteht <strong>–</strong><br />
Lichter, mal bunt, mal kerzenlichtfarbig<br />
bewegen sich sanft <strong>–</strong> kreisend <strong>–</strong><br />
tanze nach meiner Musik <strong>–</strong> meiner Melodie, die nur ich höre <strong>–</strong><br />
gleite zwischen Licht und Schatten<br />
leicht und weich fühlt es sich an.<br />
Spüre in die Musik <strong>–</strong><br />
sie schwillt an<br />
leise und doch mächtig.<br />
Fließende Bewegung in Gedanken, Musik und Licht.<br />
Niemand hält mich an.<br />
Ich tanze meinen Tanz in der Stille meiner Nachtgedanken <strong>–</strong><br />
anmutig, freudig, entspannt <strong>–</strong><br />
und wunderbare Ruhe ist in mir.<br />
Angela Nagy<br />
21 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
FEIERN<br />
Die Sonne begrüßen und tanzen wie ein Kind.<br />
Den Wind im Haar, die Arme ausgebreitet rudern durch den prall gefüllten Raum.<br />
Lachen mit geschlossenen Augen, den Kopf im Nacken und<br />
alles Spüren im Gesicht.<br />
Was bin ich, wenn ich fliege?<br />
Wer bin ich, wenn ich nichts mehr will?<br />
Laufen um des Laufens willen<br />
Haken schlage, kreischen, glucksen, keuchen, weiterlaufen<br />
Es gibt keinen Anfang und kein Ende mehr <strong>–</strong> jetzt nicht<br />
Christine Brenner<br />
22 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
FRAU SEIN<br />
Innere <strong>Auf</strong>richtung,<br />
um dann im Außen in<br />
Würde, Stolz und Anmut<br />
zu erstrahlen<br />
Nähe zulassen<br />
Grenzen setzen,<br />
die Raum schaffen<br />
für meine Seele<br />
zu mir stehen<br />
zur inneren zarten, rosa Seite,<br />
nichts verstecken<br />
den Raum ausfüllen<br />
mit strahlen<strong>dem</strong> Leuchten<br />
Schönheit<br />
innen und außen<br />
Körpersprache<br />
selbstbewusst<br />
sich ihrer selbst bewusst<br />
fühlen<br />
23 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
sich <strong>dem</strong> Fluss des Lebens<br />
hingeben<br />
empfangen<br />
ohne Angst<br />
vor Zurückweisung<br />
Sinnlichkeit <strong>–</strong><br />
mit allen Sinnen erlebend<br />
weich und fließend<br />
in Bewegung<br />
auf meinem Weg.<br />
Dinah Gaffal<br />
24 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
25 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
HAIKUS<br />
Schwarze Gewitterwand<br />
Es wird dunkel wie zur Nacht<br />
Das Unwetter tobt<br />
Der Tod kommt<br />
Zurücklassen des müden Körpers<br />
Geburt der Seele<br />
Sitzen im Rollstuhl<br />
Drehen am Rad zur Musik<br />
Der Tanz beginnt<br />
Die Nacht kommt<br />
Die Amsel schimpft ganz laut<br />
Will nicht ins Bett<br />
26 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Am Bienenstock<br />
Ein eifriges Kommen und Gehen<br />
Die Blumen rufen<br />
Lebensweg<br />
Steine und Hindernisse am Wegesrand<br />
JETZT das Paradies<br />
Antje Tippett<br />
27 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
HERZENSRAUPE UND SEELENSCHMETTERLING<br />
Weißt du wer ich bin, ganz leise und sachte klopfe ich an, gebe nicht auf, bis du mich hörst<br />
und ich verrate dir gleich ein Geheimnis. Ich begleite dich schon ganz, ganz lange, kenn dich<br />
deine Träume, deine Wünsche, deine Sehsüchte.<br />
Ich bin, nun gib mir einen Namen, sag wie nennst du mich, der erste Name in dir ist, nimm<br />
ihn einfach ... Ja! Genau ich bin ………… und vom Wesen her bin ich eine Raupe und wohne in<br />
deinem Herzen. Wie ich dort hingekommen bin? Lass es dir erzählen.<br />
Wenn kleine Kinder geboren werden, tragen sie einen wunderschönen, ganz einzigartigen<br />
Schmetterling in ihrem Herzen, der das Wesen dieser einen ganz besonderen Kinderseele<br />
widerspiegelt. Schau mal genau in das Gesicht eines Babys und eines kleine Kindes, du wirst<br />
diese Zartheit und behutsame Vielfalt ganz sicher finden. Deswegen erreichen Kinder euch<br />
Menschen auf einer ganz zarten und feinen Spur und haben es fast immer sehr leicht das<br />
Herz des anderen zu öffnen. Doch wie jeder Schmetterling will auch der<br />
Geburtsschmetterling fliegen und so im Alter zwischen drei und sieben, je nach <strong>dem</strong><br />
Seelenplan, verlässt der Schmetterling das Herz. Nun ist das Tor des Herzens ganz weit offen.<br />
… und DA treten wir, die Herzensraupen, auf den Plan. Schnell suchen wir uns einen Platz in<br />
diesen wunderbaren Herzen und bleiben eine Zeit lang ganz ruhig, um zu spüren und zu<br />
beobachten, wie ist denn dieses Menschenkind.<br />
Wir haben die wunderbare Fähigkeit alle Gedanken, Träume und Sehnsüchte aufzunehmen<br />
und bevor wir uns dann verpuppen, ist der Schmetterling mit allen Farben der Träume,<br />
Hoffnungen und Sehnsüchte angelegt und darf sich dann in seiner Zeit entfalten. Manchmal<br />
geht das ganz schnell, dann und wann dauert es auch in Kinderseelen lange bis sich der<br />
28 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
nächste Schmetterling entfaltet. Angst, Trauer und die Sehnsucht nach „lieb gehabt<br />
werden“, die lässt den Schmetterling sogar noch bevor er aus der Puppe schlüpfen kann,<br />
sterben. ... und was noch viel schlimmer ist, die Herzenstüre verschließt sich, Stück für Stück.<br />
... doch kein Kind, ja überhaupt keine Menschenseele, so jung oder alt sie auch sein mag,<br />
darf ohne Herzensraupe sein ... und jetzt wird dir vielleicht klar, warum wir Herzensraupen<br />
sind.<br />
Wenn das Tor zu ist ... können wir ganz sachte, manchmal muss es jedoch auch etwas weh<br />
tun, uns wieder ein Tor aufknabbern, das Herz öffnen, damit wir zumindest die Möglichkeit<br />
haben einen Schmetterling wachsen zu lassen. Unsere Nahrung sind die Träume, die Puppe<br />
lebt von der Hoffnung und die Sehnsucht lässt den Schmetterling sich entfalten. Das große<br />
Zauberwort für uns alle ist die Liebe, die ist sowohl für uns Nahrung, als auch Nahrung für<br />
die Menschenseele und den Körper.<br />
... und jetzt verrate ich dir noch ein Geheimnis, wenn du genau schaust, dann wirst du sehen<br />
in welchem Stadium ein Mensch ist. Schau in die Augen, spür in das Herz. Träumen, hoffen,<br />
sehnen <strong>–</strong> lieben. Die Liebe lässt den Schmetterling ganz einfach und in der richtigen Zeit sich<br />
entfalten und dann findest du ein Strahlen, ein Glitzern, ein Funkeln nicht nur im Gesicht<br />
sondern ein wunderbar, strahlender Menschenschmetterling steht dir gegenüber und kann<br />
dein Herz ganz besonders berühren.<br />
... und noch was sei dir verraten. Der Todesschmetterling, der dich am Ende des Weges<br />
begleitet und führt, der ist ein ganz wunderbarer, faszinierender, schillernder ... den Plan<br />
dieses Schmetterlings nimmt deine Seele mit ... um dann damit wiedergeboren zu werden.<br />
Regina Franzke<br />
29 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
ICH MACHE MICH SICHTBAR <strong>–</strong> ICH LASSE MICH FALLEN <strong>–</strong> ICH SPÜRE<br />
MICH IN MEINEM KÖRPER<br />
„Ich mache mich sichtbar“<br />
Nicht mehr verstecken<br />
Die Angst fallen lassen<br />
Die Knospe langsam öffnen<br />
Zu lange zurück gehalten<br />
Was zu mir gehört<br />
Es wird Zeit<br />
Den zarten Blüten wieder Raum zu geben<br />
Zu erblühen<br />
„Ich lasse mich fallen“<br />
Nicht mehr kämpfen,<br />
<strong>Auf</strong>geben.<br />
Nicht mehr kontrollieren,<br />
Ergeben.<br />
Mich hingeben.<br />
Loslassen.<br />
Frei.<br />
Schweben.<br />
Getragen sein.<br />
Vertrauen.<br />
30 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
„Ich spüre mich in meinem Körper“<br />
Und komme bei mir an.<br />
Fülle ihn mit Leben.<br />
Trage ihn mit Würde.<br />
Richte ihn auf.<br />
Schätze ihn wert.<br />
Achte auf ihn.<br />
Sehe ihn.<br />
Höre auf ihn.<br />
Auch er ist Ausdruck meiner Seele.<br />
Ich lerne ihn immer mehr zu lieben.<br />
Dinah Gaffal<br />
31 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
JA<br />
JA<br />
wie zittrig es ist<br />
und wie sehnsüchtig<br />
auch wie zweifelnd<br />
und doch wie hoffend und wünschend<br />
In der Enge des Herzens wartet die Angst<br />
wie ein unersättliches Tier<br />
mich zu verschlingen<br />
DENNOCH<br />
das JA des Herzens wird ebenso herausgefordert<br />
gerade dadurch<br />
<strong>dem</strong> SEIN<br />
meinem SEIN<br />
bedingungslos<br />
zu vertrauen<br />
von den tiefsten Tiefen<br />
des unergründlichen Herzens<br />
gehalten<br />
JA<br />
Cordula Müller<br />
32 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
LICHT IN DER DUNKELHEIT<br />
Es ist das Licht <strong>–</strong><br />
das Licht in mir und meinem Sein.<br />
Nicht, dass ich die Dunkelheit verkörpere <strong>–</strong> nein <strong>–</strong> es ist ein Licht, welches durch meinen<br />
Körper wandert und meist in meinem Bauch sitzen bleibt. Und da strahlt es in all' seiner<br />
Leuchtkraft und Schönheit, Wärme und Liebe.<br />
Viel zu oft wird es im „normalen“ Alltag einfach vergessen, schade! Dabei ist es doch stetig<br />
und immer da.<br />
Es ist wohl so, dass ich mich immer dann verstärkt daran erinnere, wenn ich es „brauche“.<br />
Oder es mir, auch gerade jetzt durch diese Überschrift, ins Bewusstsein kommt. Dann wird<br />
es sehr stark und geht sogar über mich hinaus. Dann fühle ich mich gebadet darin. Dann<br />
kribbelt es von außen auf meiner Haut. Ja, dann ist es wirklich dieses bewusst<br />
wahrgenommene Licht, dass so wichtig ist. Nicht nur für mich, auch für mein Umfeld. Mit<br />
den Personen, mit denen ich in Berührung komme, mit den Tieren, die um mich sind. Da<br />
fängt dann eine Katze urplötzlich an zu schnurren, oder ein Hund kommt, und will gerade<br />
jetzt seine Streicheleinheiten einfordern. Und sofort entsteht Harmonie und<br />
Ausgeglichenheit.<br />
Viel zu selten sind im Moment noch diese Augenblicke. Viel zu wenig Achtsamkeit dafür.<br />
Es ist gut und wichtig, oftmals solch eine Überschrift <strong>–</strong> Licht im Dunkeln <strong>–</strong> zu lesen und<br />
wirken zu lassen.<br />
Hell und warm wird es sofort, es ist ins tägliche Bewusstsein gerutscht. Hat sich Platz<br />
33 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
verschafft und will leuchten.<br />
Einst hatte ich einen Spruch gelesen, der mir öfter ins Gedächtnis kommt: Wenn es dunkel<br />
ist, dort wo du bist, dann mache Licht oder geh' in die Sonne. Ja, sogar dieser Spruch hilft<br />
schon, wenn mal ein Tag nicht so läuft, wie wir es gerne hätten, oder wenn Situationen<br />
entstehen, die schwer und „dunkel“ erscheinen.<br />
Sich dies selbst immer öfter bewusst zu machen, dass wir selbst Licht sind und es nicht in uns<br />
versteckt halten brauchen. Selbstbewusst zu sagen: JA, ich mache jetzt Licht <strong>–</strong> ich bin Licht!<br />
Diese Überschrift werde ich wohl an einem gut sichtbaren Platz als Sticker platzieren, damit<br />
es in Zukunft nicht so oft in die Vergessenheit fällt, und ich „nur“ immer daran denke, wenn<br />
ich es gerade mal „brauche“.<br />
Angela Nagy<br />
34 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
35 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
MEIN INNERER GARTEN<br />
Jeden Tag ist mein Garten zerstört<br />
Jeden Tag MUSS ich ihn wieder neu bepflanzen<br />
Jeden Tag bin ich aufgefordert wieder und wieder von<br />
vorne zu beginnen<br />
Und immer wieder glaube ich zu wissen, wie mein Garten<br />
aussehen soll, welche Pflanzen, Bäume, Blüten,<br />
welche Wege, wie der Lauf des Baches darin aussehen MUSS<br />
Ich habe eine genaue Vorstellung von meinem inneren Garten<br />
Und dennoch jeden Tag ist dieses Bild wieder zerstört und<br />
ich beginne in der Stille des frühen Morgens wieder und wieder und wieder von vorne<br />
Morgen für Morgen<br />
Heute habe ich meine Vorstellungen aufgegeben und einfach nur den zerstörten Garten<br />
betrachtet, hingeschaut, was ist übriggeblieben<br />
Ein einsamer blauer kleiner Enzian<br />
Ein paar Birken, denen der Herbstwind das Laub aus den Ästen bläst<br />
Ein ausgetrocknetes Bachbeet<br />
Ein Steilhang der jäh abbricht<br />
Ein Misthaufen<br />
In meinem Rosengarten sind nur noch Erdschollen<br />
Mein Blumenbeet ist umgegraben<br />
Kein Gras wächst mehr, Ackerboden Erde, Erdschollen dunkelbraun, plump,<br />
grob, unwegsam und endlos<br />
Doch eines übersteht die Zerstörung der Nacht immer und immer<br />
36 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Mein Kraftplatz <strong>–</strong> zwölf mannshohe Steine die im Kreis stehen und<br />
die jeweils in den Haupthimmelsrichtungen ein Tor freigeben.<br />
Ich setze mich im Zentrum des Kreises nieder, nein ich lege mich<br />
hin und bitte Gott <strong>–</strong> wenn es das ist was DU willst <strong>–</strong> dann mach DU weiter<br />
<strong>–</strong> ich weiß nicht mehr weiter <strong>–</strong> ich begebe mich in deine<br />
Hände und schaue einfach nur mehr zu <strong>–</strong> bin Beobachter des<br />
Geschehens in meinem inneren Garten.<br />
Was geht vor sich, wenn ich nicht mehr nach meinen Vorstellungen<br />
eingreife, wenn ich einfach geschehen lasse<br />
Nicht viel<br />
Ein wenig Wasser findet seinen Weg durch das Bachbeet<br />
Der Sturmwind pfeift über die Erdschollen, wie ein großes<br />
weites Ackerfeld sieht mein Garten aus<br />
Lass es so, sagt eine, meine innere Stimme<br />
Lass das Land brach liegen, damit es sich erholen kann<br />
Ich greife nicht mehr ein in den Rhythmus, in den Lauf, den<br />
die Zeit für meinen Garten vorgesehen hat<br />
Ich lasse geschehen und warte, was von selbst passiert<br />
Wie lange weiß ich nicht, wann der Impuls zum Handeln<br />
wieder auftaucht<br />
Zuschauen, beobachten, warten in Zeiten des Wandels<br />
Wenn das zu Umwandelnde nicht sichtbar ist, wenn der<br />
Wandel aus <strong>dem</strong> Inneren der Erde, meinem Inneren<br />
meinem Herzen kommen muss, soll, kann, darf.<br />
Es ist schwer die Leere, die Trostlosigkeit, den Wind, die Kälte<br />
37 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
den Sturm, den Regen, den Hagel, die Einsamkeit auszuhalten<br />
Es ist Herbst im Garten, mein Garten sehnt sich nach <strong>dem</strong> Winter<br />
Zeit der Ruhe, der Einkehr<br />
Ich habe verstanden, mein Garten braucht und will in Ruhe gelassen werden,<br />
Kraft sammeln, warten, rasten und sich erneuern.<br />
Regina Franzke<br />
38 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
MEIN HERZ<br />
Mein Herz<br />
rein körperlich ist es unglaublich stark<br />
seelisch ist es so stark<br />
und auch so schwach,<br />
denn es spürt so viel:<br />
alle vermeintlichen Angriffe oder Übergriffe.<br />
Aber ich habe erfahren:<br />
Menschen greifen nur an, wenn sie sich selber fern sind,<br />
oder, wenn sie selbst Verletzte sind<br />
sie sind grenzenlos, weil man ihre eigenen Grenzen übertrampelt hat<br />
Jeder Stich eines anderen meint eigentlich:<br />
Ich brauche Liebe!!<br />
Also es ist SEIN EIGENER SCHREI,<br />
den er nicht spüren will<br />
er trennt sich damit<br />
von <strong>dem</strong> tiefen Schmerz<br />
seiner eigenen Verwundung<br />
Bin ich von mir jetzt weggegangen? frag ich mich grad.<br />
Nur insofern, ich wollte mir Brücken bauen, über die ich schmerzlos wandeln kann<br />
dabei habe ich doch erst angefangen, persönliche Verletzungen als Geschenk, als Schlüssel<br />
zu sehen<br />
als Hinweis,<br />
da ist noch was zu erlösen,<br />
39 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
da ist mein Herz verschlossen,<br />
da hab ich alte Wunden einbalsamiert, um sie nie mehr zu spüren,<br />
sie dazu noch in Ketten gelegt, dass sie nur ja nicht aufbrechen<br />
aber sie sind sozusagen nicht und nie gestillt<br />
sie eitern und brodeln vor sich hin<br />
wie kleine Vulkane oder Drachen<br />
die auf den nächsten Ausbruch „warten“, lauern<br />
und jeder vermutete Angriff weckt sie<br />
SOLANGE<br />
bis ICH sie an MEIN Herz genommen habe<br />
in Vertrauen und Liebe<br />
Ja, und das ist meine größte Sehnsucht,<br />
mich meinen alten Wunden unumwunden<br />
zu nähern<br />
sie anzuschauen<br />
und<br />
sie meinem Herzen zu offenbaren<br />
und<br />
tief, ganz tief weiß ich<br />
mein Herz ist größer als ich<br />
und im Herzen bin ich<br />
in Wahrheit<br />
verbunden<br />
mit allem, was ist;<br />
40 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
da löst sich<br />
jede Verwundung auf,<br />
und das ist das WUNDER!<br />
So bin ich denn<br />
ureigentlich<br />
unverwundbar...<br />
Cordula Müller<br />
41 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
NÄHE<br />
NÄHE<br />
ich spüre sie sofort,<br />
wenn sie da IST<br />
sie wirkt...<br />
ich genieße dieses mich Verbundenfühlen<br />
ich labe mich daran<br />
und liebe...<br />
sie ist mir ein unendliches Lebenselixier<br />
und ich wachse damit und dadurch<br />
Seit ich denken kann<br />
hat sie mich getragen,<br />
offensichtlich bis heute.<br />
Trotz<strong>dem</strong>: immer denke ich,<br />
ich habe zu wenig davon,<br />
andere haben mehr<br />
und warum?<br />
weil ich eben nicht gut genug bin!<br />
Dann geht meine Phantasie mit mir durch<br />
und ich bin getrennt<br />
oder trenne ich mich selber<br />
gefesselt von meinen Gedanken,<br />
42 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
hilflos gefangen<br />
und leide...<br />
bis mein Vertrauen lacht!<br />
Cordula Müller<br />
43 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
NEULAND<br />
Der Kompass verloren<br />
das Segel zerrissen<br />
Mein Schiff <strong>–</strong><br />
ächzend zwei Jahre im Sturm<br />
Jetzt flicke ich die Segel<br />
und halte das Ruder<br />
fest in meiner Hand<br />
Ich folge Sternen<br />
die mich berühren<br />
Will finden: mein Land<br />
TirgMaler<br />
44 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
45 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
SEI DU SELBST<br />
Sei Du selbst,<br />
begleite Dich,<br />
finde Dein Sein,<br />
fühle Dein Herz,<br />
begegne Dir jeden Tag neu,<br />
Danke Dir!<br />
Christina Decker<br />
46 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
SEPTEMBERWIND<br />
Es war einer dieser wundervoll friedlichen Herbstsonntage, so verhalten und mild, mit einem<br />
endlos blauen Himmel, Vogelgezwitscher, zwischen Himmel und Erde, das Zirpen der Grillen<br />
im leicht bewegtem Gras, und trotz<strong>dem</strong> jener Stille, welche nur diese herbstlichen Tage<br />
hervorbringen können. Eben ein Sonntag, wie ich ihn liebe. Nach einem Mittagessen, in <strong>dem</strong><br />
natürlich die „gesamten Gartenköstlichkeiten“ vorhanden waren, fand ich mich im<br />
Liegestuhl, vor mich hin sinnierend, wieder. Und ganz leise, nicht plötzlich war da jemand in<br />
meinem Kopf, leise angeschlichen und doch sehr präsent.<br />
Es sollte eine Geschichte werden, aus Zuhören, Hinfühlen und Mitreisen. Einer Reise, welche<br />
er gerade hinter sich hatte, und in meiner, ein wenig fruchttragenden Quitte eine Rast<br />
einzulegen, um mir zu erzählen. Ein leiser Wind war es, der da zu mir kam, wie ein alter<br />
Bekannter, mitzuteilen von Eindrücken, die er erfahren hatte. Ein bisschen aufgeregt<br />
zwischendurch schien er schon zu sein, als er mir bedeutungsvoll zublies, wie er um die<br />
hohen Gipfel des Nanga Parbat schoss, Eis und Schnee des Himalaja vor sich herwirbelte und<br />
hinter sich zu einer einsamen kalten weißen Decke alles zusammenfallen ließ, die sich, wie er<br />
mir versicherte in jeder Sekunde verändere, denn er hätte einen Teil von sich dort<br />
zurückgelassen.<br />
Im freien Fall entfernte er sich von diesem wundervollen Bergwesen, da die weite endlose<br />
Steppe wartete. Ja, Extreme, die mochte er. Ganz hoch, ganz tief… Ganz eng wie die<br />
Bergschluchten, ganz weit, wie die Ebene. Die Vögel über der Ebene liebten ihn. Er trug sie<br />
hinauf und immer höher, bis sie fast verschmolzen mit <strong>dem</strong> Blau des Himmels und ihm. Und<br />
er half ihnen über nahe Wege und weite Strecken. Sie vertrauten ihm und er enttäuschte sie<br />
nicht. Denn sie flogen mit ihm, nie gegen ihn. Jetzt, immer noch ein wenig rastlos, doch matt<br />
47 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
und behäbig im Kreise einer wilden Schar schimpfender Spatzen gab auch er sich der Ruhe<br />
und Stille dieses Sonntagnachmittags hin. Oh, ich hörte zu. Ich träumte und fühlte mit, wie<br />
sich unter ihm die Steppe öffnete, sie war weit, sie war einsam und doch so lebendig, so<br />
eben und holprig und beides gemeinsam.<br />
Schwebend über allem nahm ich war, wie sanft und leicht sich das braune Steppengras<br />
bewegte. Diese nicht zu zählenden Brauntöne <strong>–</strong> ein jeder für sich eine Schönheit und<br />
harmonisch ineinander verflochten.<br />
Eine Weile verging und ich träumte mich an das Ufer eines Meeres.<br />
Es war das Meer der Delphine. Mein Wind in der ruhigen Umarmung der Quitte erzählte von<br />
einem gegenseitigen Streicheln.<br />
Streichelte er die Flossen der Delphine, streichelte das Meer den Wind? Streichelte der Wind<br />
die Wellen? Floss nicht alles ineinander? Ein Geben und Nehmen <strong>–</strong> ohne Fragen, ohne<br />
Gedanken <strong>–</strong> Eine wundervolle Vorstellung! Nur ein Fließen ohne Mühe und Verantwortung.<br />
Nur Sein? Nur Wind?<br />
Nein, auch sie erzählten sich von ihren Gefühlen und Erfahrungen.<br />
Von ihren Eindrücken, welche sie in diesem Teil dieses Meeres aufgenommen hatten. Diese<br />
sonnendurchflutete, kristalline Klarheit und Freiheit, durch die sie sich bewegten. Ein tiefes<br />
Gefühl von Frieden war da mit ihnen und in ihnen. Es war leicht, sich gestreichelt zu fühlen.<br />
Doch urplötzlich, im ersten Augenblick gar nicht wahrnehmbar, war da ein anderes<br />
Empfinden. Ein Gefühl von Kälte und ein Zittern. Woher kam das? Wohin ging es?<br />
48 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Eine große Welle brachte dieses eigenartige Etwas. Sie freute sich auf die Delphine, die<br />
Korallen, freute sich auf das Ufer, wo sie sich brechen konnte und wusste doch nicht, das sie<br />
auf ihrem langen Weg durch den Ozean menschengemachten Schmutz und Verderben<br />
aufgenommen hatte. Die Delphine flohen vor ihren Streicheleinheiten. Sie spürten die<br />
Gefahr dieser einen Welle. Verwundert ob dieser Ablehnung, langsam ausfließend, legte sie<br />
sich auf den Strand. Und da erst sah sie, was sie in sich verborgen hatte. Es tat ihr unsagbar<br />
leid, doch konnte sie doch nichts dafür. Sie war ja nur der Träger einer Last, welche ihr<br />
aufgebürdet worden war. Da in der Stunde, die sie voller Traurigkeit verharrte, erfuhr sie die<br />
tröstenden Streicheleinheiten des Windes. Er war es, welcher sie wieder aufrichtete, und<br />
gestärkt in die weiche Umarmung des Ozeans zurückbrachte. Und es geschah ein Wunder.<br />
Mutter Natur, unsere Mutter Erde verwandelte Schmutz und Verderben, Traurigkeit und<br />
Last in und mit ihrer Stärke in Schönheit, Licht und Liebe.<br />
Dies alles sah der Wind und trug es mit sich fort, fort um mir von diesem Wunder zu<br />
erzählen. Etwas später, im milden Schein des Spätnachmittags verabschiedete er sich.<br />
Er ging wie er gekommen war. Ganz leise, nicht plötzlich entfernte er sich, und nahm ein<br />
paar Träume von mir mit auf seine weitere Reise.<br />
Wird er irgendwann einmal jeman<strong>dem</strong> von mir erzählen? Wer ich bin <strong>–</strong> und von meinen<br />
Träumen berichten?<br />
Angela Nagy<br />
49 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
UNSER UNGARN<br />
Schwer vorstellbar war noch vor kurzer Zeit für mich, wieder so ins Schreiben hineinzugehen<br />
und dabei so viel Freude zu empfinden.<br />
Als ich damals (vor 13 Jahren) mit meinem Mann <strong>–</strong> er hat teils ungarische „Wurzeln“ <strong>–</strong><br />
hierher kam, hatten wir den Kopf voller Pläne und Ideen, die wir verwirklichen wollten. Viel<br />
ist davon nicht geblieben.<br />
Doch so im Nachhinein haben wir beziehungsweise ich vielleicht noch viel mehr bekommen,<br />
als wir dachten oder vorstellen konnten.<br />
Als sich Pläne und Ideen infolge finanzieller Engpässe immer mehr im Nichts auflösten,<br />
waren die dringlichsten Fragen immer, wie können wir den nächsten Monat überleben. Geld<br />
war meist eh' keins da. Mein Mann hat mal hier mal da einen kleinen Job bekommen, doch<br />
infolge des schon nahenden Rentenalters, war das immer schwierig.<br />
Damals habe ich begonnen, meine Liebe zu Kräutern und Heilpflanzen auszubauen und bin<br />
dabei „ganz tief“ hineingeraten.<br />
Mutter Erde war zwar schon immer meine große Lehrerin, doch was dann kam, war einfach<br />
„überirdisch“. Ich las viel, bin viel in der Puszta herumgewandert, und habe entdeckt, wie<br />
viel Mutter Erde in ihrem „Einkaufskorb für Wildgemüse“ zu bieten hat.<br />
Manchmal war das spannender, als ein „Krimi“ (lächel).<br />
Also, war das dann so, dass wir viel, viel ausprobiert haben, die Küche war<br />
Experimentierlabor und oft haben wir gelacht, was wir da so alles an Nahrung<br />
50 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
herausgezaubert haben. Ob es nun Kräuter oder Wurzeln oder Pilze waren <strong>–</strong> hungrig waren<br />
wir nie.<br />
In Gesprächen haben wir uns ausgetauscht und sind zu <strong>dem</strong> Schluss gekommen, dass „DAS“,<br />
was wir da erleben mussten/durften, mit Geld gar nicht gegangen wäre. Denn Mutter Erde<br />
hat ja alles umsonst geliefert, inklusive Sonne, frischer Luft, Ruhe, Stille, Innehalten auf<br />
einem Baumstamm, Zugucken an einem Tümpel, wie die Frösche ihre Konzerte<br />
veranstalteten und den Wildenten nachblicken, bis sie am Horizont verschwunden waren.<br />
Die Sonnenuntergänge an Wasser und Pappelhainen nicht zu vergessen, denn sie stellen<br />
jede Disco mit Lichtspielen in einen müden Schatten.<br />
Ja, und seit es denn jetzt durch die Rente meines Mannes finanziell ein wenig leichter geht<br />
und wir nach langer Zeit wieder Internet-Anschluss hatten, habe ich DICH entdeckt. Und<br />
dafür bin ich dankbar, das war schon „von oben“ geführt.<br />
Vieles hat sich seither verändert und ist <strong>–</strong> auch durch mein Schreiben <strong>–</strong> leichter geworden.<br />
Selbst mein Mann ist überglücklich darüber.<br />
Mal sehen, was uns die Zukunft noch so bereitet, die „schweren Jahre“ haben das ihre getan,<br />
und nun geht es wirklich auf neuen Pfaden weiter und ich freue mich darauf.<br />
Angela Nagy<br />
51 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
WAS KANN NUR ICH DIESER WELT GEBEN?<br />
Mich selbst, in<strong>dem</strong> ich den Mut habe, da zu sein. Das, was ist, ist das, was es für mich ist.<br />
Ich kann dieser Welt meinen Tanz schenken, ich kann ihr meine besondere Art zu malen<br />
schenken und meine besondere Art Musik zu machen, auch wenn die kaum jemand hört.<br />
Beim Tanzen kann ich mich Gefühlen öffnen und feiern, dass Leben Wandel heißt. Beim<br />
Tanzen erlebe ich ein Strömen und Fließen ohne Anfang und Ende und kann erleben, wie<br />
Bewegungen kommen und gehen, kommen und gehen, oft ganz von selbst, energievoll,<br />
lustvoll, frech, kokett, freudig, überschäumend, zornig, tastend, mich dehnend in etwas<br />
hinein und wieder zurückkehrend mich sammeln und neu erfinden. Es ist wie ein Spiel von<br />
<strong>dem</strong> ich mir manchmal wünsche, dass es nie enden möge.<br />
Wenn ich tanze, habe ich Urlaub von mir selbst, oder sagen wir meinem Ego mit all seinen<br />
festgefahrenen Vorstellungen. Sie verlieren ihr Gewicht, ihre Überzeugungskraft. Vielleicht,<br />
wenn ich während dessen darüber nachdenken würde, käme ich sogar zu <strong>dem</strong> Schluss, dass<br />
sie pure Illusionen und im Grunde kraftlos sind.<br />
Wenn ich wirklich tanze, nehme ich mich und meine Umwelt und meine Gedanken, die mich<br />
begleiten, meinen Körper, der eine Idee hat, einem Gefühl folgt, der sich seiner<br />
Funktionalität entledigt und aller Konzepte und ausprobiert, sich selbst überrascht, sich von<br />
der Kette macht. <strong>–</strong> Wenn es gut läuft, nehme ich das alles einfach genussvoll wahr. Bin<br />
sowohl in mir als auch neben mir. Begleite mich und fühle mich begleitet. Und ich denke, das<br />
sind Momente, in denen wirklich ich da bin und meinen Tanz tanze als Dankeschön.<br />
52 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Manchmal wird die Energie dabei so dicht, dass ich das Gefühl habe, etwas dabei zu<br />
bewegen, zu tun <strong>–</strong> kann nicht sagen was, als könnte ich im Tanz eine Macht entwickeln.<br />
Das Malen hingegen fließt viel seltener, mein sinnliches Erleben ist dabei eher wie taub. Ich<br />
taste ziellos durch einen großen unfassbaren Raum, bin eigentlich blind und orientierungsund<br />
meist auch ideenlos, aber wenn ich loslasse geführt. Dann kann es sein, dass das Malen<br />
sich für Momente anfühlt, wie beten oder ein Gebet empfangen.<br />
Ja, ich lausche hinein, in den Strom, der in mir fließt, beim Tanzen. In die Welt, die über mir<br />
ist, beim Malen. In die klangvolle und mitteilsame Stille, wenn ich Musik mache.<br />
Christine Brenner<br />
53 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
54 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
WATTE-WOLKEN-MEER<br />
Mein Herz schlägt<br />
<strong>–</strong> tapfer <strong>–</strong><br />
Der Schmerz um mich herum<br />
wie Nebelschwaden steigt er auf<br />
Ich atme ihn ein<br />
langsam dringt er vor<br />
Mein Herz schlägt<br />
<strong>–</strong> Ich <strong>–</strong><br />
in Wattewolken gepackt<br />
Schutzwolken<br />
<strong>–</strong> federleicht <strong>–</strong><br />
um mein Herz<br />
Und es schlägt<br />
<strong>–</strong> tapfer <strong>–</strong><br />
immer weiter<br />
Kurz bleibt die Welt stehen<br />
In Zeitlupe zerspringt ein Glas<br />
auf <strong>dem</strong><br />
Boden der Tatsachen<br />
Ich versinke<br />
im Watte-Wolken-Meer<br />
<strong>–</strong> unerreichbar <strong>–</strong><br />
für die Scherben<br />
55 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Solange bis es regnet.<br />
Dinah Gaffal<br />
56 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
WENN ICH MEINER WEGE GEHE<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
tanz ich pfeifend mir ein Lied<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
wandern meine Augen hin und her<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
bin ich unbekümmert eins mit mir<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
kommen viele Menschen auf mich zu<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
ist alles immer spannend und ganz neu<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
hinterlass ich Spuren überall<br />
Wenn ich meiner Wege gehe<br />
werd ich unverwechselbar<br />
Christine Brenner<br />
57 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
WILLKOMMEN IM LEBEN<br />
Endlich..., nun bin ich angekommen,<br />
dort wo ich immer hin wollte.<br />
An einem Ort des „inneren Friedens“.<br />
So lang suchte ich danach.<br />
Ging alle möglichen Wege,<br />
nur nicht diesen einen.<br />
Meinen Herzensweg.<br />
Durch dunkle Gassen lief ich,<br />
umgeben von Schleierwolken,<br />
konnte nichts Sehen, noch Fühlen.<br />
Ich war die Fremde in mir.<br />
Einsam und hilflos irrte und stolperte ich immer wieder.<br />
Allein schaffte ich es nicht aus <strong>dem</strong> Dunkel,<br />
drum bat ich um Hilfe...sie kam…Schritt für Schritt.<br />
Sie führte mich ins Licht,<br />
um wieder „Sein“ zu können.<br />
58 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Ich kam mir wieder nah<br />
und so konnte ich mich beFREIen.<br />
Ich veränderte mich, Gedanken klärten sich,<br />
Dankbar nahm ich Alles an.<br />
Endlich…, nun bin ich angekommen,<br />
ein Leben ohne Schmerz,<br />
kann Sehen und Fühlen,<br />
was sagt mir mein Herz.<br />
Kann begreifen und meine Liebe schätzen,<br />
Danke für solch ein Seelenheil.<br />
Die Liebe in mir...ist mein größtes Geschenk.<br />
Und endlich bin ich angekommen.<br />
„Willkommen im Leben“<br />
So werde ich nun weitergehen,<br />
den Weg meines Herzens.<br />
Christina Decker<br />
59 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
WORTE, DIE EINFACH DASEIN MÖGEN…<br />
H eute<br />
E rreicht<br />
R ichter<br />
Z immermann<br />
E ndlich<br />
N ennenswerte,<br />
S ensationelle<br />
W orte<br />
E hrlichens<br />
G utachtens,<br />
Um seine Mandantin widerspruchslos freizusprechen.<br />
Von ihrer ewigen Selbstanklage!<br />
Sie selbst hatte es für sich nicht leisten können<br />
aus irgendeinem noch unerfindlichen Grund.<br />
Zugegen waren sämtliche Vertreter ihrer ewigen Schuldgefühle!<br />
Nach der Rechtsprechung wanderten diese alle ausnahmslos ins angsteigene Gefängnis.<br />
Mit Wasser und Brot noch kürzere Zeit am Leben erhalten,<br />
währte es nur noch einige klägliche Zeit, bis sie sich vollkommen ergeben mussten.<br />
Und erstaunlicherweise<br />
fühlten sie sich jetzt letztendlich selbst erlöst! Das munkelte man!<br />
Und unsere Mandantin<br />
60 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
egab sich von Stund an auf ihren Herzensweg, den sie nie mehr verließ.<br />
Sie wurde endlich ihres Herzens froh.<br />
Cordula Müller<br />
61 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
62 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
„Ich segne all unsere Schritte in neues unberührtes oder auch schon vorbereitetes Land.<br />
Mögen unsere Augen leuchten, wenn wir von unserem Herzensweg, wenn wir von unserem<br />
Leben berichten.“<br />
Christine Brenner<br />
63 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
64 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
Über die Herausgeberin<br />
Sabrina Gundert<br />
Freie Journalistin und Geographin<br />
Freie Autorin und Seminarleiterin<br />
Schreiben ist meine Leidenschaft, mein Herzblut. Ob in<br />
Reportagen, Porträts, Geschichten oder Inspirationen. Ich<br />
möchte berühren, bewegen, teilhaben lassen. Den eigenen<br />
Herzensweg zu gehen <strong>–</strong> das ist mir wichtig. Das Schreiben ist ein<br />
wunderbarer Reisegefährte auf diesem Weg.<br />
Bücher:<br />
„<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg <strong>–</strong> Lebensgeschichten spiritueller Frauen“<br />
(2013, Irdana-Verlag, 196 Seiten)<br />
„<strong>Handgeschrieben</strong> <strong>–</strong> Inspirationen zum Innehalten und Ankommen“<br />
(2012, Books on Demand, 164 Seiten)<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.handgeschrieben.de<br />
www.schreibatelier-am-bodensee.de<br />
www.raumpionierin.de<br />
www.raumindir.de<br />
65 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg
66 <strong>Schreibwerkstattgeschichten</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Herzensweg