Lothar Sickel: Caravaggios Rom. Annäherungen an ... - Sehepunkte
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Aldobr<strong>an</strong>dini häufig zu Darstellungen, in denen der christliche oder allegorische<br />
Triumphator auf dem Sternenglobus sitzt oder über ihm steht.<br />
Nachvollziehbar und für das römische Ambiente exemplarisch hingegen ist d<strong>an</strong>n das<br />
abschließende Kapitel über den römischen Patrizier Massimo de'Massimi, der fast<br />
zeitgleich bei il Cigoli und Caravaggio religiöse Bilder in Auftrag gab. Geschickt wägt<br />
<strong>Sickel</strong> die Ambivalenz von Frömmigkeit und prof<strong>an</strong>er Lust <strong>an</strong> guter Kunst ab, die den<br />
Auftraggeber zu seiner Bestellung bewogen haben mögen. Hier, wie auch im Kapitel<br />
über Gerolamo Vittrici, vermag der Autor den Käufern von <strong>Caravaggios</strong> Bildern deutliche<br />
Konturen zu geben und sie in ihrer Vielschichtigkeit "tra il devoto e il prof<strong>an</strong>o" zu<br />
schildern.<br />
So gibt <strong>Lothar</strong> <strong>Sickel</strong>s Buch einen interess<strong>an</strong>ten und neuen Einblick in den römischen<br />
Mikrokosmos von Kunstliebhabern und Förderern eines noch jungen und nicht gerade<br />
einfachen Malergenies. Wie schon der Untertitel des Buches <strong>an</strong>deutet, versteht sich das<br />
Werk als Annäherung und nicht als Überblick über die entscheidende Dekade in<br />
<strong>Caravaggios</strong> Karriere. Dafür ist es auch viel zu kurz und die Bibliografie trotz<br />
beeindruckendem Fußnotenapparat allzu selektiv.<br />
Nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Quellenlage tritt der Künstler selbst eher im<br />
Hintergrund auf und wenn, d<strong>an</strong>n doch eher in der negativen Konnotation. Vielleicht wäre<br />
es der Mühe wert gewesen, auch einen Blick auf die Situation von <strong>Caravaggios</strong> Kollegen<br />
zu werfen, denn diese waren, wie die Gerichtsakten zeigen, beileibe kaum weniger<br />
streitsüchtig und extravag<strong>an</strong>t als der Lombarde. Die Av<strong>an</strong>tgarde schockiert nun mal seit<br />
jeher gerne, aber das schließt keineswegs aus, dass sich - damals wie heute - nach<br />
außen hin biedere Kunstliebhaber für ihre provok<strong>an</strong>ten und noch vergleichsweise<br />
günstigen Arbeiten interessieren und ihnen dadurch eine Existenzgrundlage jenseits von<br />
schäbigen Absteigen und billigem Salat ermöglichen.<br />
Redaktionelle Betreuung: Matthias Schnettger<br />
Empfohlene Zitierweise:<br />
Matthias Oberli: Rezension von: <strong>Lothar</strong> <strong>Sickel</strong>: <strong>Caravaggios</strong> <strong>Rom</strong>. <strong>Annäherungen</strong> <strong>an</strong> ein disson<strong>an</strong>tes<br />
Milieu, Berlin: Gebr. M<strong>an</strong>n Verlag 2003, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 4 [15.04.2004], URL:<br />
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Diese Rezension erscheint auch in KUNSTFORM.