ADAM BOTA SCHICHTWECHSEL - BSA - Berlin Selected Artists
ADAM BOTA SCHICHTWECHSEL - BSA - Berlin Selected Artists
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Uwe Goldenstein<br />
Kurator und Gründer des Künstlerkollektivs <strong>BSA</strong>.<br />
<strong>Berlin</strong> <strong>Selected</strong> <strong>Artists</strong>. <strong>Berlin</strong> im April 2012<br />
Welt des Unbewussten mit der noch gerade wahrgenommenen<br />
verschmilzt. Seine Portraits schimmern<br />
wie feinkubische Modelle ihrer selbst über den<br />
ßen in die unzähligen, diffusen Schichten aus Öl.<br />
Genau wie auch der Raum sich nie als ein eindeutiger<br />
offenbart, sondern eher eine Zwischenwelt beherber-<br />
figürlichen Rand hinaus und in die Szene hinein und<br />
gen könnte. Damit erweist sich Bota als ein stiller<br />
vermitteln eine zwar nicht greifbare aber dennoch<br />
Beobachter und Vermittler der Mehrschichtigkeit der<br />
Quiet, Please.<br />
tät, sei es in den Malschichten oder im Dunkel und in<br />
suggestiv anwesende Narrativität. Die Zeit wird<br />
ausgebremst, raumzeitliche Kontinuitäten verlieren<br />
Wahrnehmung und der Ungreifbarkeit von Gedanken,<br />
die zeitlosen, fast unsichtbaren Gesetzten folgen.<br />
Die Welt ist, was zurück gewonnen<br />
werden kann.<br />
der Intimität des Clubs.<br />
Ohnehin ist Adam Bota ein Meister des Verschwin-<br />
ihre Relevanz. Eine rein visuell bestimmte, orts- und<br />
Person unabhängige und ganz und gar von der<br />
Beobachtung generierte Zeitlichkeit gewinnt die<br />
Auch wenn sie manchmal in eine melancholisch<br />
gefärbte Dunkelheit führen und scheinbar nur dort zum<br />
Leben erweckt sind.<br />
Hans Blumenberg (Höhlenausgänge)<br />
denlassens. Was auch einschließt, dass seine Figuren<br />
Oberhand, überlagert von einem bedeutungs-<br />
I`m Not There.<br />
eine ungewöhnliche und gleichzeitig völlig natürlich<br />
anmutende Vereinigung mit dem Raum, in dem sie<br />
vollen,aus einer entrückten Welt entstammenden<br />
Schleier.<br />
Den Blick mit dieser Perspekktive ausgestattet,<br />
lässt sich die Malerei von Adam Bota auch als eine<br />
Bob Dylan<br />
sich befinden, eingehen. Wie in der großartigen Serie<br />
eindringliche Metapher, als Leitbild für eine zeitgeist-<br />
Sekundenschlaf vorgeführt, vermengen sich auch hier<br />
Im gesamten Werk von Adam Bota versperren uns<br />
gerechte wie kritische Haltung auffassen, wo das<br />
die Körper mit ihrer Umgebung, alles wirkt sehr still,<br />
sich auflösende und manchmal zerlaufende Malstruk-<br />
völlig unzeitgemäß weil unendlich langsame und die<br />
Angesichts der Lautstärke eines Punkrockkonzerts,<br />
beinahe andächtig. Ältere, allein dasitzende Männer,<br />
turen die Sicht auf eine konkrete Emotion und<br />
Bedeutung des Geheimnisses bewahrende Medium<br />
ein in Adam Botas neueren Arbeiten häufig anzutref-<br />
mit ihrem Wiener Stammlokal schon beinahe ver-<br />
erschließen doch zugleich den wesentlichen Zugang<br />
der Malerei wie auch die Katharsis des Punkrocks wie<br />
fendes Sujet, offenbaren seine in Öl gebannten<br />
wachsen, sinken in Sofas aus vergangener Zeit<br />
ins Innenleben der Figuren, weil die geheimnisvolle<br />
Gegenwelten zu verstehen sind, die sich vehement<br />
Szenen eine eher ruhige und besinnliche, wenngleich<br />
sitzend, das Gesicht durch die Schlafneigung vom<br />
Atmosphäre der eigentlich banalen Situation beginnt,<br />
einer rein affirmativen, sich endlos selbst reproduzie-<br />
nicht weniger intensive Atmosphäre. Seine fließende<br />
Betrachter abgewandt, in einen sich aus der Ruhe<br />
sich in eine spannungsvolle und allgemeine zu<br />
renden künstlichen Ekstase einer durchdigitalisierten<br />
Optik der Malgründe, ihre Überblendung und Durch-<br />
und Abgeschiedenheit von der Welt bestimmten<br />
verwandeln. Bota hält damit einen zeitgeistlich<br />
und der totalen Funktion verschriebenen Gegenwart<br />
schichtung, friert die kathartische Erfahrung des<br />
Tagesschlaf. In der wohl temperierten Malerei löst<br />
relevanten Zustand fest, ganz gleich, ob er die<br />
entgegenstellen. Solcherart stiftet das Werk eine<br />
Konzerts, des Ausagierens in der tanzenden und nach<br />
sich der gesamte Körper beinahe im Farb- und<br />
Ekstase in einem Club, den vereinsamten Stammgast<br />
höchst aktuelle, impressionistische Kunst, die sich<br />
schnellen, harten Rhythmen ekstatisch aufgeladenen<br />
Formspiel auf und beginnt, mit dem Lichteinfall zu<br />
eines nostalgischen Lokals oder eine nachgezeichne-<br />
besonders an eine junge Generation wendet, die den<br />
Menge, ein. Wobei bei Bota das abrockende Individu-<br />
kooperieren. Lichtflecken vermengen sich mit<br />
te, vergessene Familienszene thematisiert.<br />
dringenden Wunsch nach Rückzug verspürt und sich<br />
um in den ineinandergreifenden Malpartien fast<br />
Farbnuancen, überlagern sich und sind untrennbar<br />
Die Konzentration auf die Bildstruktur mit ihren<br />
ganz bewusst abwendet, indem sie sich in dunkle<br />
gänzlich zu verschwinden droht: Als Menschentraube<br />
vereint. Die Gesichtszüge entschwinden, wie auch<br />
wiederkehrenden Verlaufmustern, das Spiel mit Licht<br />
Räume rettet oder unvermittelt und ganz ungeniert<br />
verschmilzt es mit den Gleichgesinnten, die Span-<br />
der Geist sich in eine Zwischenwelt davonzumachen<br />
und Körper vereinheitlichen das Motiv im malerischen<br />
hinwegdöst und damit einer durchrationalisierten,<br />
nung des erlebten Augenblicks wird auf diese Weise<br />
scheint. Der meist unbemerkt und ungewollt eintre-<br />
Prozess des Konservierens von Momenterfahrungen,<br />
linearen Wirklichkeit zu entfliehen versucht. Ein<br />
eigendynamisch gebündelt. Die Reste von übereinan-<br />
tende Sekundenschlaf beschreibt dabei die dünne<br />
dessen Gefühlswelt sich stets aus einer Melange von<br />
milder Rauschzustand, ein leiser und subtiler Appell<br />
der liegenden Körpern scheinen sich zu durchdringen,<br />
Oberfläche, die sich zwischen den im Unbewussten<br />
vergangenen und projizierten, dämmernden Emotio-<br />
an die Distanz und an unsere von visueller Banalität<br />
zu zerlaufen, vereinigt in einem großen, untrennbaren<br />
schlummernden, vergänglich gefärbten, trägen Traum-<br />
nen speist. Denn, so zumindest die Botschaft des<br />
sich überhäufende Welt. Denn unsere hoffnungslos<br />
Bewegungskörper. Konturen heben sich auf, das<br />
sequenzen und der wenn auch abgeschotteten, so<br />
Malers, erst in der Dunkelheit und Versunkenheit, im<br />
überfrachteten und geradezu in eine kontingenzüber-<br />
künstliche, oft sparsam eingesetzte Licht orientiert<br />
doch wachen Realität legt. Die Sekundenschläfer<br />
Weltabseits kann sich der unbewusste Geist als ein<br />
schüssige Zukunft hineinprojizierten digitalen<br />
sich an den Neonspots des Nachtclubs. Adam Bota<br />
verlängern sich auf diese Weise naht- und konturlos<br />
entsprechendes, ins Abstrakte tendierendes Stim-<br />
Bilderwelten haben den großen Nachteil, dass sie -<br />
pointiert somit das rauschhafte Erleben des Konzerts,<br />
in eine unbestimmte Räumlichkeit hinein und<br />
mungsbild vergegenwärtigen, entfalten und behaup-<br />
ganz im Gegensatz zur hochkonzentrierten und auf<br />
die Abstrahierung und die behutsam eingesetzten<br />
gewinnen so eine allgemein zugängliche, symbolische<br />
ten. So gesehen begegnet Adam Bota der kalten und<br />
Rückgewinnung ausgerichteten Malerei - auf so<br />
Farben gewinnen ein komplementäres Eigenleben,<br />
Bedeutung. Adam Bota ist vor allem an diesem<br />
banalen Rasterung der Welt mit einer selbstreferenti-<br />
etwas wie Bedeutung gar nicht mehr zielen und auch<br />
verzurren sich mit der Form und richten den Blick auf<br />
Prozess interessiert, denn sein als zähe Verflüssigung<br />
ellen malerischen Qualität und einer düsteren, aber<br />
nicht mehr zielen können oder wollen.<br />
den energetischen Transfer in eine künstlerisch<br />
von Raum und Figur zu beschreibendes Oeuvre<br />
zugleich warmen Farblichkeit. Jede seiner Szenen<br />
eigenständige Sphäre. Der Punkmoment wird zum<br />
funktioniert als impressionistisches, stetiges Spiel<br />
führt ein fragiles Eigenleben, der Beobachter bezie-<br />
still gestellten Leitmotiv auf der Suche nach Loslö-<br />
des Absinkens und Wiederhervortretens, vergleichbar<br />
hungsweise der Betrachter dringt nie wirklich zur<br />
sung einer im Abtauchen erfahrbaren Lebensintensi-<br />
eben mit dem ungewollten Dämmerschlaf, in dem die<br />
Figur vor, sie entzieht sich stets, flieht gewisserma-<br />
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