Überraschung auf dem Bahnhof - Perthes-Gymnasium

Mom nannte es immer unser Lebkuchenhaus. Einige meiner Freundinnen sagen,
dass das Haus unheimlich wirkt, ein bisschen wie die in Romanen oder Filmen, weil
es wie eine Krähe oben auf dem Hügel hockt und bedrohlich auf jeden herabsieht.
Aber ich finde das nicht. Ich liebe es.
Es ist über hundert Jahre alt und meine Eltern reparieren und modernisieren, seit ich
denken kann. Ich ließ den Kopf wieder auf den Unterarm
sinken. Eigentlich wollte ich bloß hier auf dem Bootssteg
faul in der Sonne liegen, wie ich es getan hatte, bevor
John mit diesem ganzen Gerede von dem Friedhof angefangen
hatte. Ich hatte meinen neuen Badeanzug an, um
den ich Mom praktisch hatte anflehen müssen, und fühlte
mich einfach wundervoll. Das Schuljahr war zu Ende und
ich hatte schon befürchtet, nie ohne mindestens sechs
Herzanfälle und einen Nervenzusammenbruch durch die
achte Klasse zu kommen. Nur heute, am letzten Tag, hatte
man uns früher gehen lassen.
Ich war direkt nach Hause gerannt, hatte mich umgezogen und es mir auf dem
Bootssteg bequem gemacht. Als John kam, er ging in die neunte Klasse, waren wir
schwimmen gegangen. Es war schön, dazuliegen und mir von der heißen Sonne die
Wasserperlen von der Haut trocknen zu lassen. Ich spürte die warmen, rauen Planken
unter mir, das Wasser plätscherte leise gegen das Gerüst des Bootsteges, und
durch die Trauerweide am Ufer wehte eine leichte Brise. Ich hatte das Gefühl, ewig
schlafen zu können.
Ich hob den Kopf und blickte über den See. Die Sonne spiegelte sich in der grünen
Wasseroberfläche, und ich musste blinzeln. Etwa anderthalb Kilometer vom Ufer
entfernt lag dunkel und geheimnisvoll Chiefs` Island.
Diese Geschichte wurde abgetippt von Janina Abicht
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