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Welt im Wandel<br />

Nachhaltige Entwicklung muss menschenwürdige Lebensverhältnisse schaffen. Luftverschmutzung ist eines der<br />

großen Probleme. In Bangkok (Bild links) können Verkehrspolizisten nur mit Atemmasken arbeiten. In Peking<br />

(Bild rechts) gehen viele Menschen nur noch mit Atemschutz auf die Straße.<br />

Dimensionen Nachhaltiger<br />

Entwicklung<br />

Das Ziel Nachhaltiger Entwicklung, menschenwürdige<br />

und umweltverträgliche Lebensverhältnisse<br />

für alle heute leben<strong>den</strong><br />

Menschen zu schaffen und dabei die Entwicklungsbedürfnisse<br />

künftiger Generationen<br />

nicht zu beeinträchtigen, wird in politische<br />

Zieldimensionen gegliedert, die<br />

es zu erreichen und zu erhalten gilt:<br />

• Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit,<br />

• Soziale Gerechtigkeit,<br />

• Schutz der Umwelt.<br />

Dieses „Zieldreieck von Rio“ wurde durch<br />

die entwicklungspolitische Zieldimension<br />

• Politische Stabilität / Gute Regierungsführung<br />

(good governance)<br />

erweitert (Schaubild S. 23).<br />

Diese vier Zieldimensionen sollen das<br />

Handeln in <strong>den</strong> vier Entwicklungsbereichen<br />

Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt<br />

und Politik, die in einem interdepen<strong>den</strong>ten<br />

Zusammenhang stehen, bestimmen.<br />

Han deln in einem Bereich wirkt sich<br />

auf andere Bereiche aus, bedarf also der<br />

Abstimmung (Kohärenz) mit dem Handeln<br />

in anderen Bereichen. Jeder dieser<br />

Bereiche verfolgt aber auch eigene Ziele,<br />

die mehr oder weniger stark von <strong>den</strong> Zielen<br />

der anderen Bereiche abweichen (können),<br />

Eigendynamiken entwickeln und<br />

Disharmonien bzw. Unstimmigkeiten oder<br />

gar Konflikte auslösen können.<br />

Ein Beispiel (dargestellt im Kasten rechts)<br />

zeigt, wie Handlungen in <strong>den</strong> Entwicklungsdimensionen<br />

Politik, Umwelt, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft schwer voraussehbare<br />

Auswirkungen in <strong>den</strong> globalen Zusammenhängen<br />

haben können.<br />

Aus Spannungsverhältnissen zwischen<br />

<strong>den</strong> Entwicklungsbereichen und <strong>den</strong> davon<br />

unterschiedlich betroffenen Ländern<br />

und Bevölkerungsgruppen können bewaffnete<br />

Kon flik te ent stehen, die Staaten<br />

(wie So malia, Simbabwe, Kongo, Hai ti)<br />

desta bilisieren. Solchen Situationen vorzubeugen<br />

oder bestehende Konflikte zu lösen,<br />

ist eine der wichtigsten Aufgaben der<br />

Entwicklungspolitik und der Staatengemeinschaft.<br />

Das erfordert ausgefeilte, der<br />

jeweiligen Situation angepasste Konfliktlösungsstrategien<br />

bzw. entsprechende<br />

Präventivmaßnahmen. Anzustreben<br />

sind einvernehmliche (kohärente) Lösungen<br />

durch Abstimmung und Koordinierung<br />

der spezifischen Interessen von Wirtschaft,<br />

Gesellschaft, Umwelt und Politik<br />

auf allen Handlungsebenen.<br />

Handlungsebenen<br />

In allen vier Entwicklungsdimensionen<br />

(Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Umwelt)<br />

müssen verschie<strong>den</strong>e Ebenen unterschie<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> (A34, Schaubild S. 25):<br />

• die Mikro-Ebene (lokale Ebene, „Lebenswelten“),<br />

• die Meso-Ebene (regionale bzw. nationale<br />

Ebene) und<br />

• die Makro-Ebene (internationale bzw.<br />

globale Ebene).<br />

Auf <strong>den</strong> einzelnen Ebenen unterliegen<br />

die Handlungsformen verschie<strong>den</strong>en<br />

Steuerungsmechanismen. Auf der Mikro-Ebene<br />

der Familien und Kleingruppen<br />

wird das Handeln – durch persönliche<br />

Kontakte vermittelt – überwiegend<br />

von sozio-kulturell geprägten Rollenerwartungen<br />

bestimmt. Auf <strong>den</strong> übergeordneten<br />

Ebenen wird das Geschehen von<br />

Institutionen gesteuert, die nach formalen<br />

Regeln, rechtlichen Normen, gesetzlichen<br />

Vorgaben, Verordnungen usw. handeln<br />

(A34, Schaubild S. 25). Es ist deshalb nicht<br />

möglich, Regeln einer Ebene unterschiedslos<br />

auf andere Ebenen zu übertragen oder<br />

anzunehmen, dass quantitative Veränderungen<br />

(z. B. das allmähliche Wachsen<br />

eines Unternehmens in multinationale<br />

Größenordnungen) nicht auch qualitative<br />

Veränderungen bzw. Umschläge bedingt.<br />

Ein Beispiel aus der Natur bietet sich in <strong>den</strong><br />

Beispiel für Auswirkungen von Handlungen auf andere Bereiche und Ebenen<br />

Frankreich finanziert ein Entwicklungspro jekt<br />

zur Förderung des Baumwolleanbaus im Senegal<br />

(globale Ebene / Bereich Poli tik). Dies bewirkt<br />

eine Qualitätsverbesserung und Steigerung<br />

der Ernteerträge (nationale Ebene / Wirtschaft).<br />

Umweltschützer in Europa kritisieren<br />

jedoch <strong>den</strong> Anbau der bo<strong>den</strong>belasten<strong>den</strong> Monokultur<br />

Baumwolle (globale Ebene / Umwelt /<br />

Gesellschaft). Auf dem Weltmarkt trifft die senegalesische<br />

Baumwolle auf US-amerikanische<br />

Konkurrenz (globale Ebene / Wirtschaft). In <strong>den</strong><br />

USA wird der Anbau von Baumwolle staatlich<br />

subventioniert (nationale Ebene / Politik).<br />

Dadurch kann amerikanische Baumwolle unter<br />

dem Weltmarktpreis angeboten wer<strong>den</strong><br />

(globale Ebene / Wirtschaft) und die amerikanischen<br />

Bauern wer<strong>den</strong> motiviert, <strong>den</strong> Anbau<br />

von Baumwolle auszudehnen (regionale Ebene<br />

/ Wirtschaft). Die senegalesischen Bauern<br />

dagegen bleiben entweder auf ihrer Baumwolle<br />

sitzen oder müssen das amerikanische Angebot<br />

unterbieten, das heißt, ihre Baumwolle<br />

mit Verlust verkaufen (nationale Ebene / Wirtschaft<br />

/ Gesellschaft). Die mangelnde Abstimmung<br />

zwischen <strong>den</strong> Projektplanern und <strong>den</strong><br />

senegalesischen Bauern sowie die gegenläufigen<br />

Interessen der Marktkontrahenten Senegal<br />

und USA haben zu Unstimmigkeiten,<br />

Spannungen und Zielkonflikten geführt. Der<br />

daraus entstan<strong>den</strong>e Konflikt liegt der 9. Welthandelsrunde<br />

der UNCTAD (Doha-Runde) zur<br />

Verhandlung vor; eine Lösung steht noch aus.<br />

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