Willkommen auf dem Kinnekulle! - Europa
Willkommen auf dem Kinnekulle! - Europa
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<strong>Willkommen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>!<br />
Eine Broschüre über die Menschen,<br />
die Natur und die Landschaft des Berges
Plateauberg <strong>Kinnekulle</strong><br />
– Restauration und Bewahrung<br />
Diese Broschüre wurde im Rahmen<br />
des Projektes “Plateauberg <strong>Kinnekulle</strong><br />
– Restauration und Bewahrung“ von<br />
2002 bis 2007 produziert. Die Provinzialregierung<br />
vonVästra Götaland trägt<br />
zusammen mit der Gemeinde Götene<br />
und <strong>dem</strong> Schwedische Zentralamt für<br />
Forstwirtshaft die Verantwortung für<br />
das Projekt. Auch das Mitwirken von<br />
Grundeigentümern, Tierhaltern und<br />
Bewohnern <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> war ein<br />
wichtiger Teil des Projektes.<br />
Das Projekt wurde zu 50% vom EU-Fond<br />
LIFE-Nature finanziert. Weitere Teilfinanziers<br />
waren das Staatliche Amt für Umweltschutz,<br />
Provinzialregierung von Västra<br />
Götaland, die Gemeinde Götene, das<br />
Schwedische Zentralamt für Fortwirtshaft<br />
und Region Västra Götaland.<br />
Innerhalb des Projektes wurden unter<br />
anderem große Alvar- und baumbewachsene<br />
Weidelandgebiete restauriert, Weiden<br />
eingezäunt und mehrere Tierställe gebaut.<br />
Ebenfalls wurden Naturschutzgebiete<br />
gebildet, sowie auch Informationsmaterial<br />
über das Projekt geschaffen.<br />
© Die Provinzialregierung von Västra Götaland<br />
Autorin: Mimmi Beckman<br />
Redaktion: Maria Thordarson<br />
Übersetzung: Torsö språkbyrå, Amanda Hessle<br />
Grafik und Digitale Kartenproduktion: Mimmi Beckman und Cecilia Odenman<br />
Aquarelle: Nils Forshed und Christina Jonsson: (15, 22 und 36-39)<br />
Titelbild: Nils Forshed<br />
Photos: Jan Töve (4, 17, 22) und Ulf Wiktander (3, 8, 12, 46)<br />
Photos (Schwarzweiss): <strong>Kinnekulle</strong> hembygdsförenings bildarkiv<br />
Hintergrundkarten: Lantmäteriet©, dnr 106-2004/188<br />
Karte Seite 10: Lantmäteriet©, M2005/2210<br />
Rapportnr: 2007:46<br />
ISSN: 1403-168X<br />
Druck: Edita AB 2007
<strong>Willkommen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>!<br />
Der Plateauberg <strong>Kinnekulle</strong> ist seit<br />
langer Zeit berühmt für seine Schönheit.<br />
Hierhin sind die Menschen während<br />
Hunderten von Jahren gereist, um die<br />
wunderschöne Natur zu genießen und<br />
historische Plätze zu besuchen.Viele der<br />
Besucher haben ihre Eindrücke lyrisch<br />
beschrieben. So ist der <strong>Kinnekulle</strong><br />
„Schwedens hängender Garten” und „Die<br />
wahre Heimat von Freude und Wonne” genannt<br />
worden. Eine der ältesten Beschreibungen<br />
des Berges ist gleichzeitig eine<br />
der enthusiastischsten. So schrieb Olaus<br />
Magnus im Jahr 1555 in seinem Werk<br />
über die Nordischen Völker:<br />
„… Auf der Kuppe dieses Berges findet man einen<br />
äußerst auserlesenen Gefallen an Blättern,<br />
Kräutern und Früchten verschiedener Baumarten<br />
(jedoch keine Weintrauben), die hier wild<br />
wachsen, ebenso selten wie auch lieblich, als<br />
wären sie gesät oder gepflanzt, so dass man nur<br />
mit Schwierigkeit eine behaglichere Gegend im<br />
ganzen Norden finden könnte.<br />
Hinzu kommt, dass diese unbeschreibliche<br />
Wonne mit <strong>dem</strong> Gesang verschiedener Vogelarten<br />
(außer Papageien) vervielfacht wird.“<br />
Mit der Aussage ”Zum Glück sind sich nicht<br />
so viele Menschen der Schönheit des <strong>Kinnekulle</strong><br />
bewusst” fuhr Olaus Magnus mit seinen<br />
Beschreibungen fort.<br />
„Äußerst wenige Menschen, und zwar bloß<br />
ältere Leute, kennen diesen bezaubernden Ort.<br />
Es wäre auch nicht angebracht, den Ort der<br />
ausgelassenen Jugend zu zeigen. Diese könnte<br />
die strenge Disziplin abenteuern und in eine<br />
Art Wollust fallen und würde nur mit Mühe,<br />
vielleicht niemals, zu einem würdigen Leben<br />
und guten Sitten zurückkehren.“<br />
Die Gefahr, dass der unbeschreibliche<br />
Reiz des <strong>Kinnekulle</strong> zum Verderben<br />
der Jugend führt, droht heute vielleicht<br />
nicht mehr. Aber genussvolle Erlebnisse<br />
hat der Berg noch immer zu bieten!<br />
3
Im <strong>Kinnekulle</strong>gebiet gibt es für Geschichtsinteressierte<br />
viele spannende<br />
Plätze zu besuchen. Vor allem sieht man<br />
Spuren des frühen Mittelalters. Zu jener<br />
Zeit wurde das Gebiet zum Christentum<br />
bekehrt und im 12. und 13. Jahrhundert<br />
wurden etliche Kirchen erbaut. Viele<br />
dieser schönen Kirchen aus <strong>dem</strong> Mittelalter<br />
sind noch heute erhalten.<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> findet man auch<br />
Spuren weit früherer Zeitalter. Bei<br />
Flyhov, <strong>auf</strong> der Südseite des Berges,<br />
liegt eines von Västergötlands reichsten<br />
Gebieten mit Felszeichnungen aus der<br />
Bronzezeit.<br />
Für Naturinteressierte ist der <strong>Kinnekulle</strong><br />
ein wahres Paradies. Die spezielle Geologie<br />
des Berges hat Voraussetzungen<br />
für eine sehr abwechslungsreiche Natur<br />
mit ungewöhnlich reicher Pflanzen- und<br />
Tier-welt geschaffen. Hier können Sie<br />
dicht belaubte Edellaubwälder, Haggebiete<br />
mit alten Eichen, blumenreiche<br />
Weiden, Nadelwälder, Klippen und<br />
vieles mehr genießen.<br />
Die Kirche in Husaby ist eines der ältesten Gebäude<br />
des Landes und wird als Schwedens erste Domkirche<br />
betrachtet.<br />
In dieser Broschüre finden Sie nicht nur<br />
Wissenswertes über die Kulturgeschichte,<br />
Natur und Geologie des Berges,<br />
sondern auch Vorschläge zu möglichen<br />
Ausflügen. Wir hoffen, dass Ihnen die<br />
Broschüre als Wegweiser dient und Sie<br />
die malerische Landschaft und die fantastische<br />
Natur des <strong>Kinnekulle</strong> während<br />
Ihres Aufenthalts gut informiert genießen<br />
lässt.<br />
Herzlich willkommen!<br />
Die Orchidee Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula,<br />
auch Männliches Knabenkraut genannt) blüht <strong>auf</strong><br />
Österplana hed.<br />
Wildrosen (Rosa dumális).<br />
4
Inhaltsverzeichnis<br />
• Geologie des <strong>Kinnekulle</strong>, Seite 6<br />
- Wie ist der Berg zu seinem Aussehen gekommen?<br />
• Der <strong>Kinnekulle</strong> im L<strong>auf</strong>e der Zeit, Seite 8<br />
- Dörfer, Kate und Herrenhäuser<br />
• Die Landwirtschaft formt die Landschaft, Seite 10<br />
- Ackerland vergangener Zeiten<br />
• Veränderung der Ackerlandschaft, Seite 13<br />
- Das Aussehen des <strong>Kinnekulle</strong> verändert sich.<br />
• Steinhauerei, Seite 15<br />
- Ein hartes Leben in den Stein- und Kalkgruben des <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
• Ein Hirtenjunge erzählt, Seite 18<br />
- Erinnerungen an ein langes Leben <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
• Der <strong>Kinnekulle</strong> heute, Seite 22<br />
- Spuren der Kulturlandschaft<br />
• Natur des <strong>Kinnekulle</strong>, Seite 22<br />
- Alvar, Weideland mit Bäumen, Edellaub- und Nadelwälder.<br />
• Unser Natur- und Kulturerbe, Seite 31<br />
- Naturschutzgebiete und Natura 2000<br />
• Sehenswürdigkeiten, Seite 33<br />
- Schöne Naturgebiete und interessante Kulturumgebungen<br />
• Schmuckstücke des <strong>Kinnekulle</strong>, Seite 40<br />
- Weitere Information über die meistbesuchten Naturschutzgebiete des <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
• Allgemeines Nutzungsrecht, Seite 48<br />
- Ein verantwortungsvolles Privileg<br />
• Wanderwege und weitere Information, Seite 50<br />
5
7<br />
<strong>Kinnekulle</strong>s geologi<br />
Der <strong>Kinnekulle</strong> ist einer von<br />
Västergötlands Plateaubergen,<br />
die aus verschiedenen Bergartschichten<br />
<strong>auf</strong>gebaut sind.<br />
Früher glaubte man, der <strong>Kinnekulle</strong><br />
sei ein alter Vulkan. Die<br />
Kegelform des Berges wurde<br />
von Eis, Wind und Wasser der<br />
letzten Eiszeit geformt.<br />
Der <strong>Kinnekulle</strong> entsteht<br />
Die Bergschichten des <strong>Kinnekulle</strong><br />
bestehen eigentlich aus<br />
altem Meeresgrund. Der Berg<br />
wurde vor ca. 520 – 400 Millionen<br />
Jahren gebildet, als die<br />
Landmasse, das heutige Schweden,<br />
noch unter der Meeresoberfläche<br />
lag. Enorme Mengen<br />
Sand, Lehm, Schlamm sowie<br />
tote Pflanzen und Tiere sammelten<br />
sich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Meeresgrund.<br />
Während Millionen von<br />
Jahren wurde dieses Material<br />
dann zusammengepresst und<br />
erhärtete schließlich zu Stein.<br />
<strong>Kinnekulle</strong>s Schichten<br />
Die wichtigsten Bergarten des<br />
<strong>Kinnekulle</strong> sind Sandstein,<br />
Alaunschiefer, Kalkstein,<br />
Lehmschiefer und Diabas. Wie<br />
<strong>auf</strong> der nebenstehenden Karte<br />
ersichtlich ist, sind der Sandstein<br />
und der Kalkstein am<br />
Bergarter/Rock layers/Bergarten<br />
Diabas/Diabase/Diabas<br />
Lerskiffer/Clay-slate/Lehmschiefer<br />
Kalksten/Lime-stone/Kalkstein<br />
Alunskiffer/Alum-shale/Alaunschiefer<br />
Sandsten/Sandstone/Sandstein<br />
Hellekis<br />
Urberg (gnejs)/Primary rock/Urberg<br />
Råbäck<br />
Vänern<br />
Källby<br />
Hjelmsäter<br />
Trolmen<br />
Blomberg<br />
Västerplana<br />
Medelplana<br />
Husaby<br />
Kinne-Kleva<br />
Hönsäter<br />
#<br />
Österplana<br />
Skälvum<br />
Hällekis<br />
Gössäter<br />
Kestad<br />
Götene<br />
Fullösa<br />
Verbreitung der verschiedenen Bergarten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
meisten verbreitet. Am wenigsten verbreitet<br />
ist der Diabas <strong>auf</strong> der Kuppe. Der ganze Berg<br />
weilt <strong>auf</strong> der Urbergart Gneis.<br />
Der Diabas schützt<br />
Warum ist die Geologie des <strong>Kinnekulle</strong> so<br />
andersartig im Vergleich mit der Landschaft<br />
der Umgebung? Tatsache ist, dass die sedimentären<br />
Bergarten – Sandstein, Alaunschiefer,<br />
Kalkstein und Lehmschiefer – vor langer Zeit<br />
6
eine viel weitere Verbreitung hatten. Sie<br />
wurden jedoch überall außer <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong> und den anderen Plateaubergen<br />
in Västergötland abgenutzt. Die<br />
oberste Bergart der Plateauberge ist eine<br />
Schicht aus versteinertem Magma, so<br />
genanntem Diabas. Diabas ist eine vulkanische<br />
Bergart, die vor 280 Millionen<br />
Jahren aus <strong>dem</strong> Inneren der Erde drang.<br />
Diese Bergart ist sehr hart und hat<br />
dadurch die untenliegenden Bergarten<br />
vor Abnutzung durch Witterung und Eis<br />
geschützt.<br />
Der Berg, die Erde und die Pflanzen<br />
Keine Bergart kann sich jedoch <strong>auf</strong><br />
Dauer gegen das Klima wehren. Alle<br />
Bergarten verwittern, werden also durch<br />
Wind, Wasser, Sonne und Eis abgebaut.<br />
Der abgebaute Berg wird danach ein<br />
Teil der Erdschicht, daher hat der<br />
Berggrund eine große Bedeutung für<br />
den Inhalt der Erde. Dies wiederum<br />
entscheidet, welche Pflanzen sich hier<br />
wohl fühlen.<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> haben sich verschiedene<br />
Naturarten <strong>auf</strong> verschiedenen<br />
Gebieten des Berges entwickelt. Auf<br />
der dünnen Erde <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Kalkstein<br />
wachsen z.B. Pflanzen, die sich kargen<br />
und kalkreichen Verhältnissen angepasst<br />
haben. Auf <strong>dem</strong> leicht abgebauten und<br />
nahrungsreichen Alaunschiefer ist die<br />
Vegetation fruchtbarer und üppiger.<br />
Der Ursprung des Kalks<br />
Die Struktur der Bergschichten des <strong>Kinnekulle</strong><br />
wechselt je nach <strong>dem</strong>, was sich in verschiedenen<br />
Epochen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Meeresboden<br />
angesammelt hat. Als der Kalkstein gebildet<br />
wurde, lag beispielsweise der europäische<br />
Kontinent näher am Äquator. Im tropischen<br />
Wasser lebten kalkreiche Korallen und andere<br />
Tiere, die <strong>dem</strong> Wasser Kalk entnahmen, den<br />
sie in Skeletten und Schalen speicherten.<br />
Drei Beispiele von üblichen<br />
Fossilien in <strong>Kinnekulle</strong>s Bergschichten.<br />
Brachiopod (Armfüsser).<br />
Ortocerat.<br />
Trilobit.<br />
Fossilien<br />
Versteinerte Reste von Pflanzen und Tieren<br />
werden Fossilien genannt. In den Bergarten<br />
des <strong>Kinnekulle</strong> kann man Fossilien von Tieren,<br />
die vor Millionen Jahren im Meer gelebt<br />
haben, sehen. Einige tote Tiere, die <strong>auf</strong> den<br />
Grund sanken, wurden im Grundschlamm<br />
gelagert. Dies führte mit sich, dass diese nicht<br />
faulten und abgebaut wurden. Harte Teile<br />
wie z.B. die Kalkschalen wurden langsam zu<br />
Stein umgewandelt. Im Kalkstein des <strong>Kinnekulle</strong><br />
hat man auch weitere spektakuläre<br />
Fossilien entdeckt – Fossilien von Meteoriten,<br />
die die Erde vor knapp 500 Millionen Jahren<br />
getroffen haben.<br />
7
Der <strong>Kinnekulle</strong> im L<strong>auf</strong>e der Zeit<br />
– die Menschen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Berg<br />
Die Bergschichten des <strong>Kinnekulle</strong> sind<br />
sehr alt, das Aussehen des Berges ist<br />
jedoch eine relativ neue Schöpfung. Die<br />
heutige Form des <strong>Kinnekulle</strong> ist das Resultat<br />
der groben Behandlung des Eises<br />
während der letzten Eiszeit vor 10 000<br />
Jahren. Seit<strong>dem</strong> hat der Mensch die<br />
Landschaft deutlich geprägt.<br />
Bereits seit vielen tausend Jahren leben<br />
Menschen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> – davon<br />
zeugen alte Grabstätten, Felszeichnungen<br />
und Runensteine. Vor langer Zeit<br />
lebten die Menschen von Jagd und<br />
Viehzucht, man ist viel herumgezogen<br />
im Gebiet. Später wurden die Menschen<br />
sesshafter und viel abhängiger vom Anbau<br />
<strong>auf</strong> Äckern und Feldern.<br />
Am Ende der Eisenzeit entstanden die<br />
Dörfer. Diese Gesellschaftsform lebte bis<br />
ins 19. Jahrhundert. Die Bebauung war<br />
gesammelt in Dörfern, und viel vom zu<br />
den Dörfern gehörenden Boden wurde<br />
gemeinsam bewirtschaftet. Die Landwirtschaft<br />
war der wichtigste Erwerb,<br />
und die Menschen lebten von Ackerbau<br />
und Tierhaltung. Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
haben jedoch auch Steinbrüche viele<br />
Menschen beschäftigt und Familien<br />
ernährt.<br />
Pfarreien<br />
Eine Pfarrei bestand aus einem oder<br />
mehreren Dörfern und war die Vorgängerin<br />
der heutigen Gemeinden. In<br />
den Pfarreiversammlungen beschlossen<br />
die Dorfbewohner z.B. wie man für die<br />
Ein Detail aus den Felszeichnungen bei Flyhov <strong>auf</strong> der<br />
Südseite des <strong>Kinnekulle</strong>. Die Felszeichnungen stammen<br />
aus der Bronzezeit und sind 3000 Jahre alt.<br />
Armen der Gemeinde sorgen sollte oder<br />
ob die Kirche eine Restauration benötigte.<br />
Die Pfarreien Österplana, Västerplana<br />
und Medelplana befanden sich ganz <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> Gebiet des <strong>Kinnekulle</strong> und weitere<br />
fünf Pfarreien – Husaby, Kinne-Kleva,<br />
Kestad, Forshem und Fullösa – lagen<br />
teilweise <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Berg.<br />
Die Zeugenaussagen der Priester<br />
Die Priester in den Pfarreien hatten<br />
großen Einfluss und auch großen Einblick<br />
in das Leben der Dorfbewohner.<br />
Da viele Priester ihre Gedanken über<br />
den Zustand des Dorfes <strong>auf</strong>geschrieben<br />
haben, kann man heute vieles über das<br />
damalige Leben erfahren.<br />
Gustaf Siggelkow war Pfarrer in Österplana<br />
am Ende des 18. und Anfangs<br />
des 19. Jahrhunderts. Er zeichnete ein<br />
ziemlich düsteres Bild vom Leben der<br />
Bauern: „Die meisten Mitglieder der<br />
Versammlung sind arm”, schreibt er und<br />
erklärt, dass das Getreide <strong>auf</strong> der dünnen<br />
Kalkerde einige Sommer von Dürren<br />
8
und Missernten zerstört wurde, wodurch<br />
„die Bauern hier oben ständig zwischen<br />
Hoffnung und Angst um Einkommen und<br />
Wohlstand lebten”.<br />
Siggelkow schließt seine Beschreibung<br />
folgendermaßen ab: ”Die Menschen<br />
führen ein sehr einfaches und armes Leben<br />
in kleinen, oftmals schlechten Häusern,<br />
leben einigermaßen vertraulich zusammen,<br />
sprechen ihre Muttersprache ziemlich<br />
schlecht und erreichen meistens kein besonders<br />
hohes Alter.”<br />
Herrensitze und Katen<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> hatten außer den<br />
Geistlichen auch eine andere Gruppe<br />
viel zu sagen – die Gutsbesitzer. Auf der<br />
Westseite des Berges liegt eine Perlenkette<br />
von prachtvollen Herrensitzen. Hier hat<br />
sich ein blühendes Gesellschaftsleben<br />
unter Familien aus verschiedenen Adelsgeschlechtern<br />
entwickelt.<br />
Die Kätner hatten die Möglichkeit, von<br />
den Gutsbesitzern Boden zu pachten.<br />
Die Verpflichtungen des Kätners wurden<br />
in einem Vertrag festgehalten und die<br />
Pacht wurde in Form von Arbeit und<br />
Lebensmitteln bezahlt. Gemäß einem<br />
Vertrag von 1854 zwischen Claes Jacobsson<br />
in der Gemeinde Medelplana und<br />
H. D. Hamilton in Hönsäter sollte der<br />
Kätner 156 und seine Ehefrau 30 Tage<br />
<strong>auf</strong> Hamiltons Hof arbeiten.<br />
Ein Arbeitstag bestand aus 12 Stunden<br />
(außer während der Erntezeit, da die<br />
„Arbeitszeit den Umständen entsprechend<br />
erhöht wurde“) und der Kätner war verpflichtet,<br />
die nötigen Werkzeuge zu halten.<br />
Festliche Beerensonntage<br />
Die Liste der Schwierigkeiten in vergangenen<br />
Zeiten kann viel länger gemacht<br />
werden. Viele litten unter Krankheiten,<br />
Essensmangel und Alkoholmissbrauch.<br />
Jedoch erzählen ältere Menschen trotz<strong>dem</strong><br />
von Freude und Zufriedenheit<br />
im Alltagsleben des 19. Jahrhunderts.<br />
Einer der Höhepunkte des Jahres waren<br />
die Beerensonntage, die <strong>auf</strong> die ersten<br />
drei Sonntage im August fielen. Dann<br />
nämlich waren die Kirschen reif. An<br />
diesen Tagen pilgerten die Menschen der<br />
Gegend zum <strong>Kinnekulle</strong> um Beeren zu<br />
pflücken und zu genießen, und um <strong>auf</strong><br />
den Wiesen zu spielen und zusammen<br />
zu sein. Nebst Beeren erfrischten sich<br />
manche auch mit Branntwein. Es wird<br />
erzählt, dass es während dieser Feste oft<br />
ziemlich wild hergehen konnte.<br />
Das Ehepaar Matilda und Johan<br />
Almkvist anfangs des 20. Jh.<br />
9
Die Landwirtschaft formt die Landschaft<br />
Die Landwirtschaft war die Basis der<br />
alten Bauerngesellschaft. Alles Land<br />
wurde <strong>auf</strong> irgendeine Weise genutzt<br />
und das prägte die Landschaft <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong> deutlich. In den Dörfern<br />
wurde der Boden <strong>auf</strong> spezielle Art und<br />
Weise genutzt. Nahe <strong>dem</strong> Dorf befand<br />
sich das „Innenland“ mit Äckern und<br />
Wiesen. Diese wurden von Mauern oder<br />
Holzzäunen eingezäunt und außerhalb<br />
befand sich das „Außenland“ mit Weideland<br />
wo das Vieh während des Sommers<br />
weidete. Hier holte man sich auch<br />
Brenn- und Bauholz aus <strong>dem</strong> Wald.<br />
Ortschaft Husaby aus<br />
<strong>dem</strong> jahre 1776.<br />
Auf der Karte nebenan ist<br />
die ursprüngliche Messung<br />
der Besitztümer in Husaby<br />
im Jahr 1776 ersichtlich.<br />
Eine Vereinfachung der<br />
Karte finden Sie <strong>auf</strong> der<br />
folgenen Seite.<br />
10
Dünger<br />
Um gute Ernten einzubringen müssen die<br />
Äcker gedüngt werden. Da Kunstdünger<br />
noch nicht erhältlich war, waren die<br />
Bauern <strong>auf</strong> den Mist des Viehs angewiesen.<br />
Der Mist wurde in den Ställen, wo<br />
die Tiere während des Winterhalbjahres<br />
verweilten, <strong>auf</strong>bewahrt. Je mehr Tiere man<br />
Landstrasse<br />
von Lidköping<br />
Sannebo<br />
Husaby<br />
Landstrasse<br />
nach Forshem<br />
nach Öja<br />
über den Winter behalten konnte,<br />
desto mehr Mist kriegte man.<br />
Das Vieh wurde im Winter oft nur<br />
spärlich gefüttert. Das Winterfutter<br />
bestand aus Heu, welches <strong>auf</strong><br />
den umliegenden Wiesen gemäht<br />
wurde. Sehr viel Heu war erforderlich,<br />
daher war viel Wiesenland sehr<br />
wichtig für die Dörfer. Die Wiesen<br />
spielten also eine überaus wichtige<br />
Rolle in der Anbaugleichung. Sie<br />
ernährten das Vieh, und das Vieh<br />
gab Dünger, was wiederum eine<br />
Voraussetzung für gute Ernten <strong>auf</strong><br />
den Äckern war. Ein altes Sprichwort<br />
fasst die Rolle der Wiesen in<br />
der Landwirtschaft zusammen: Die<br />
Wiese ist die Mutter des Ackers.<br />
Landstrasse<br />
von Lidköping<br />
Strasse nach<br />
Mariestad<br />
Ortschaft Husaby aus <strong>dem</strong> jahre 1776<br />
Die Äcker und Wiesen befanden sich größtenteils<br />
in unmittelbarer Nähe der Dörfer. Die Äcker lagen<br />
immer im Anschluss zu den Ställen, damit man den<br />
Stallmist leicht <strong>auf</strong> den Boden verbreiten konnte. Ein<br />
großer Teil des Dorflandes war Außenland mit Weiden.<br />
Das Dorf Husaby besaß jedoch auch Außenland<br />
und Wiesen <strong>auf</strong> nahe angrenzen<strong>dem</strong> Boden.<br />
Åker/Arable land/Acker<br />
Äng/Meadow/Wiese<br />
Kåltäppor/Cabbage patch/Gemüseanbauland<br />
Beteshagar/Grazed pasture/Weide<br />
Betesallmänning/Common land/„Ochsenweide“<br />
Utmarken/Outlying fields/Aussenland<br />
Mosse/Bog/Moor<br />
Gärdsgård/Fence/Holzzaun<br />
Bebyggelse/Buildings/Besiedelung<br />
Berg/Rock/Berg<br />
Milsten/Milestone/Meilenstein<br />
11
Wiesen…<br />
Die Wiesen im Innenland und die Weiden<br />
im Außenland deckten große Teile des <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Auf den Wiesen wuchsen Laubbäume<br />
und Büsche, deren Zweige man als<br />
Winterfutter für das Vieh verwendete. Auf<br />
den Wiesen wuchsen auch Tausende von<br />
Blumen. Eine gutgepflegte Heuwiese ist oft<br />
ein schöner Anblick, und die Besucher, die<br />
damals zum <strong>Kinnekulle</strong> kamen, rühmten<br />
oft die Schönheit der Wiesen. Zwei von<br />
den großen Wiesengebieten des <strong>Kinnekulle</strong><br />
waren Österplana vall und Västerplana<br />
storäng. Västerplana storäng dehnte<br />
sich entlang der Westseite des Berges<br />
aus, zwischen Blomberg und Hjelmsäter.<br />
Diese Wiese wurde von Carl von Linné,<br />
der <strong>Kinnekulle</strong> im Jahr 1746 besuchte,<br />
mit einem herrlichen Garten verglichen.<br />
Dieser Garten war „meist mit mannshohen<br />
Haselsträuchern bewachsen“, und „die Eichen<br />
erhoben sich mit ihren hohen Kronen über die<br />
Haselsträucher“. Linné schloss seine Beschreibung<br />
mit folgen<strong>dem</strong> Satz ab: „Außer<strong>dem</strong><br />
sieht man <strong>auf</strong> dieser lieblichen Wiese<br />
eine Fülle schöner Blumen von unendlicher<br />
Schönheit.“<br />
Die Heuwiese ist eine unserer artenreichsten Lebensräume.<br />
Auf den Heuwiesen des <strong>Kinnekulle</strong> wachsen viele Orchideen<br />
wie die Mückenhändelwurz und die Sumpfstendelwurz.<br />
Was ist eine Wiese?<br />
Das Wort Wiese wird heute etwas nachlässig für<br />
etliches Grünland gebraucht. Eine traditionelle<br />
Wiese ist jedoch ein Stück Land, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> man das<br />
Gras jedes Jahr mit Sensen mäht, danach das Heu<br />
einsammelt und als Winterfutter nutzt. Diese Art<br />
von Heuernte wird auch Mahd genannt. („Slåtter“<br />
<strong>auf</strong> Schwedisch.) Eine Wiese kann somit auch<br />
Heuland genannt werden. In traditioneller Pflege<br />
der Mähwiesen ist auch eine Nachweide nach der<br />
Heuernte inbegriffen.<br />
…und Weideland<br />
Das Außenland befand sich oft <strong>auf</strong><br />
Boden, wo die Erde dünn und deswegen<br />
nicht anbaubar war. Grosse Teile des<br />
kargen Kalk-steinplateaus war Außenland,<br />
ebenfalls Teile des Sandsteinsplateaus.<br />
Das Weiden war oft intensiv<br />
und bis zum 18. und 19. Jahrhundert<br />
holte man sich außer<strong>dem</strong> viel Brennholz<br />
vom Außenland, so dass zu jener Zeit<br />
viele Gebiete als vollständig unbewaldet<br />
beschrieben wurden. In Strömboms<br />
Reiseführer aus <strong>dem</strong> Jahre 1889 steht<br />
zum Beispiel, dass die östlichen und<br />
südlichen Seiten des <strong>Kinnekulle</strong> „meistens<br />
flach, kahl und unbewaldet“ waren,<br />
und dass Österplana hed eine „öde und<br />
düstere Hochebene“ war. Die Öde einer<br />
baumfreien Heide ist jedoch nur scheinbar.<br />
Viele verschiedene Pflanzen fühlen<br />
sich hier wohl, und Blumen sorgen für<br />
ein reges Insektenleben. Der Reichtum<br />
an Insekten bietet Vögeln und anderen<br />
Tieren einen gedeckten Tisch.<br />
Wenn das Viehweiden oder die Mahd<br />
<strong>auf</strong>hören, verwächst das offene Land,<br />
zuerst mit Gebüsch und nach etwas<br />
längerer Zeit mit Wald. Bei diesem<br />
Prozess werden lichtbedürftige Pflanzen<br />
überschattet und verschwinden.<br />
12
Veränderung der Ackerlandschaft<br />
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich<br />
die Landwirtschaft <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> und in<br />
ganz Schweden stark. Dies geschah vor allem<br />
durch das sog. „Laga skifte“ und die landwirtschaftliche<br />
Revolution.<br />
äng/meadow/wiese<br />
åker/field/acker<br />
betesmark/pasture/weideland<br />
Storängen<br />
Medelplana<br />
Laga skifte<br />
Das Laga skifte war eine staatliche Reform die<br />
das Ziel hatte, die Landwirtschaft ergiebiger zu<br />
machen. Im alten System war das Ackerland der<br />
Dörfer in viele kleine Parzellen eingeteilt und<br />
jeder Hof besaß verstreute Parzellen <strong>auf</strong> besserem<br />
sowie auch schlechterem Boden. Durch das Laga<br />
skifte wurde das Acker- und Wiesenland der<br />
Dörfer umverteilt, so dass jeder Hof sein Land<br />
an einer einzigen Stelle hatte. Somit wurde es<br />
leichter, das Land zu bewirtschaften. Die Höfe<br />
wurden danach oft aus den Dörfern und näher<br />
ans Ackerland umgesiedelt, dadurch wurden viele<br />
Dörfer zersplittert. In Medelplana wurden die<br />
meisten Höfe <strong>auf</strong> neues Land umgesiedelt, in<br />
Västerplana jedoch stehen die meisten Höfe am<br />
ursprünglichen Ort. Västerplana ist noch heute<br />
ein schönes Beispiel eines altertümlichen Dorfs.<br />
Die landwirtschaftliche Revolution<br />
Die Landwirtschaft veränderte sich auch durch<br />
viele neue Erfindungen und Ideen, was die<br />
landwirtschaftliche Revolution genannt wird.<br />
Einige Neuigkeiten waren bessere Pflüge, Wechselwirtschaft,<br />
Kunstdünger und effektive Erdbearbeitung.<br />
Die neuen Werkzeuge und Methoden<br />
führten zu einer dramatischen Veränderung<br />
der Anbaulandschaft. Auf den nebenstehenden<br />
Karten können Sie verfolgen, wie sich der Boden<br />
in Västerplana während der landwirtschaftlichen<br />
Revolution verändert hat. Der Boden wird<br />
zuerst von Wiesen geprägt, später jedoch hauptsächlich<br />
von Ackerland.<br />
äng/meadow/wiese<br />
åker/field/acker<br />
betesmark/pasture/weideland<br />
Blomberg<br />
Das Dorf Västerplana im Jahr 1715. Der meiste<br />
Boden besteht aus Wiesenland. Beachten Sie, dass<br />
die heutige Bebauung und das heutige Straßennetz<br />
<strong>auf</strong> allen drei Karten markiert sind.<br />
åker/meadow/wiese<br />
betesmark/pasture/weideland<br />
skog/woodland/wald<br />
Blomberg<br />
Blomberg<br />
Storängen<br />
Storängen<br />
Husaby<br />
Husaby<br />
Husaby<br />
Medelplana<br />
Das Dorf Västerplana im Jahr 1851 zur Zeit des<br />
Laga skifte. Noch immer gibt es viel Wiesenland,<br />
aber zu dieser Zeit machte man die Wiesen<br />
vermehrt zu Äckern.<br />
Medelplana<br />
Die heutige Landverteilung.<br />
Das Wiesenland ist verschwunden und die<br />
Äcker haben sich verbreitet. Viele der heutigen<br />
Weiden liegen <strong>auf</strong> altem Wiesenland.<br />
13
Wiesen und Kunstdünger<br />
Als Ende des 19. Jahrhunderts Kunstdünger<br />
eingeführt wurde, war der<br />
Bestand an Stalldünger keine Begrenzung<br />
mehr für den Ackerbau. Die<br />
Urbarmachung der Wiesen ging danach<br />
schnell, und das Winterfutter des Viehs<br />
wurde nun <strong>auf</strong> den Äckern angebaut.<br />
Die Wiese hatte dadurch in der Landwirtschaft<br />
ausgedient.<br />
Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es<br />
etwa 2 Millionen Hektar Wiesenland<br />
in Schweden. Heute sind lediglich etwa<br />
2500 Hektar davon übrig. 99 % der<br />
Wiesen sind also verschwunden.<br />
(1 Hektar = 100 x 100 m).<br />
Weideland und Wald<br />
Auch die Bewirtschaftung des „Außenlandes“<br />
veränderte sich stark um das Jahr<br />
1900. Die Weidehaltung im Wald wurde<br />
durch die Entwicklung der modernen<br />
Landwirtschaft vermindert. Das Weidevieh<br />
wurde anstelle <strong>auf</strong> früheres Wiesenland<br />
umgesiedelt. Vieles, was wir heute<br />
Naturweideland nennen – Boden der<br />
weder gepflügt noch gedüngt wird – war<br />
ursprünglich eine Wiese.<br />
Eine weitere deutliche Veränderung in<br />
der Landschaft im Verl<strong>auf</strong> des 20. Jahrhunderts<br />
ist die Anpflanzung von Fichten<br />
<strong>auf</strong> früher unbewaldetem Boden.<br />
Västerplana storäng heute<br />
Früher bezeichnete man Västerplana Storäng als<br />
das Wiesenland zwischen <strong>dem</strong> See Vänern und der<br />
Landstrasse, die durch das Dorf Västerplana führt.<br />
Heute ist es der Name eines Naturschutzgebietes entlang<br />
des Strandes des Sees Vänern. Hier befindet sich<br />
eines der wenigen noch bestehenden Wiesengebieten,<br />
die nicht zu Äckern gemacht wurden. Heute ist das Gebiet<br />
jedoch keine Wiese mehr, sondern es besteht aus<br />
Weideland mit vereinzelten Bäumen und hochgewachsenem<br />
Edellaubwald. Die meisten Laubwälder <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong> sind verwachsene alte Wiesen.<br />
© Mimmi Beckman<br />
14
Steinhauerei<br />
Nebst der Landwirtschaft widmeten<br />
sich die Bewohner des Bergs auch <strong>dem</strong><br />
Brechen von Stein. Die Bauern lebten<br />
somit <strong>auf</strong> verschiedene Art vom Berg.<br />
Die Steinhauerei hat eine lange Geschichte.<br />
Im 12. Jahrhundert entstand<br />
eine blühende Steinindustrie <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong>. Als die Gegend zum<br />
Christentum bekehrt wurde, kamen<br />
nämlich deutsche und englische Steinhauer<br />
zum <strong>Kinnekulle</strong>. Mit sich hatten<br />
diese breites Wissen über den Bau von<br />
Häusern aus Stein. Eine große Anzahl<br />
Kirchen wurden <strong>auf</strong> und um den Berg<br />
herum erbaut und von geschickten<br />
Handwerkern mit T<strong>auf</strong>- und Grabsteinen<br />
geschmückt. Die Steinhauerei<br />
stagnierte im 14. Jahrhundert, im 16.<br />
Jahrhundert wurde jedoch eine neue<br />
Blütezeit eingeleitet. Damals hat man<br />
sich an deutsche Steinhauer gewandt,<br />
um die Domkirche von Mariestad zu<br />
bauen. Die Steinhauer ließen sich in<br />
Västerplana nieder.<br />
Die Kirche in Västerplana ist eine der Kirchen die im 12.<br />
Jahrhundert gebaut wurden. Im Chor steht ein dekorierter<br />
T<strong>auf</strong>stein, auch dieser aus <strong>dem</strong> 12. Jahrhundert.<br />
Die Menschen in der Gegend hatten dadurch<br />
die Möglichkeit, dieses Handwerk zu<br />
erlernen und die Steinhauerei entwickelte<br />
sich zu einer wichtigen Nebenbeschäftigung.<br />
Eine weitere Nebenbeschäftigung war das<br />
Brennen von Kalk. Man brach Kalkstein<br />
aus <strong>dem</strong> Berg und brannte diesen dann in<br />
großen Öfen. Gebrannter Kalkstein wurde<br />
als Mörtel und Erdverbesserungsmittel verwendet<br />
und gab einen willkommenen<br />
Nebenverdienst. Die Steine wurden<br />
lange in Tagebauen in unmittelbarer<br />
Nähe der Dörfer gebrochen.<br />
Carl von Linné<br />
bemerkte während seiner<br />
Reise, dass dies große<br />
Gebiete mit nutzbarem<br />
Acker- und Wiesenland<br />
zerstörte.<br />
Viele der alten Ställe <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> sind zur<br />
Hälfe aus Stein gebaut.<br />
15
Die Steinbrüche wachsen<br />
Vielleicht wäre Linné völlig entsetzt gewesen,<br />
falls er den Berg 150 Jahre später besucht<br />
hätte. Am Ende des 19. Jahrhunderts nahm<br />
nämlich in Schweden die Nachfrage nach<br />
Kalk- und Sandstein für Gebäude und Strassen<br />
zu. Die Steinindustrie <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
entwickelte sich zu einer großen Industrie und<br />
die Steinbrüche rund um den Berg wuchsen.<br />
Viele mechanische Steinmetzwerkstätte<br />
wurden gegründet und auch das Kalkbrennen<br />
wuchs zu industrieller Umfassung.<br />
Die Arbeit in den Steinbrüchen war dann<br />
keine Nebenbeschäftigung mehr und wurde<br />
anstelle zur Vollzeitarbeit für viele Bewohner<br />
des <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
%<br />
$<br />
Sandstensbrott/Sandstone-quarry/Sandstienbrüche<br />
Kalkstensbrott/Limestone-quarry/Kalksteinbrüche<br />
Täljsten går i dagen/Exposed soap-stone/Speckstein<br />
%<br />
%<br />
Västerplana<br />
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$<br />
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Medelplana<br />
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$<br />
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$<br />
$ $<br />
$<br />
$<br />
$<br />
Österplana<br />
Kinne Kleva<br />
Husaby<br />
Die Karte zeigt, wo <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> Kalk- und<br />
Sandstein gebrochen wurde. Die Kalksteinbrüche sind<br />
konzentriert <strong>auf</strong> das Gebiet wo der graue Kalkstein,<br />
auch Speckstein genannt, lag. Verschiedene Kalksteinschichten<br />
haben unterschiedliche Qualität, der<br />
Speckstein hat die beste Festigkeit und Reinheit.<br />
Das Brechen von Stein wurde lange mit Brecheisen und<br />
Hämmern ausgeführt. Der Kalkstein besteht aus vielen<br />
verschiedenen Schichten, und die Männer wussten<br />
genau, welche Schicht für was verwendet wurden.<br />
Hier wird ein großer Kalkofen gebaut. Lange wurde<br />
der Kalk in holzgewärmten Öfen gebrannt, aber im 19.<br />
Jahrhundert begann man, Alaunschiefer als Heizstoff<br />
anzuwenden. Kalkstein und Alaunschiefer wurden<br />
geschichtet übereinander gelegt.<br />
Die Kalkgrube in Råbäck. Die Arbeiter balancierten mit<br />
ihren mit Stein gefüllten Schubkarren <strong>auf</strong> schmalen<br />
Brücken von den Bruchstellen zu den Öfen, wo der<br />
Kalkstein gebrannt wurde.<br />
Den gebrannten Alaunschiefer, der als Restprodukt<br />
gebildet wurde, nannte man ”Rödfyr“. Westlich von<br />
Kinne-Kleva liegen große H<strong>auf</strong>en ”Rödfyr“, eine Erinnerung<br />
an die Ölherstellung im Schieferölwerk.<br />
16
Die Arbeit in den Steinbrüchen<br />
In den Steinbrüchen wurden Steinblöcke<br />
mit Hilfe von Keilen und Brecheisen<br />
gebrochen und anschließend hinunter<br />
zu den Steinmetzwerkstätten gefahren.<br />
Diese Transporte wurden lange mit<br />
Pferd und Wagen ausgeführt, von vielen<br />
Brüchen wurden jedoch die Steine auch<br />
<strong>auf</strong> kleinen Eisenbahngeleisen zu den<br />
Häfen des <strong>Kinnekulle</strong> verfrachtet. Die<br />
Steine wurden in den Steinmetzwerkstätten<br />
bearbeitet. Hier wurden die Steinblöcke<br />
gehobelt, gesägt und geschliffen,<br />
bevor sie zum Verk<strong>auf</strong> bereit waren.<br />
Das Steinbrechen war hart und mühsam.<br />
Außer<strong>dem</strong> war der Lohn der Steinhauer<br />
nicht sehr hoch! In den 40-er Jahren<br />
wurde der Stundenlohn eingeführt, bis<br />
dahin bekamen die Arbeiter nur Lohn<br />
für jene Steine, die angewendet werden<br />
konnten. So wenig Arbeit wie möglich<br />
wurde daher an den unbrauchbaren Steinen,<br />
den so genannten Wracksteinen,<br />
verrichtet. Die Wracksteine wurden <strong>auf</strong><br />
einen H<strong>auf</strong>en in der Nähe der Brüche<br />
gelegt, wo sie nicht im Wege waren. Weniger<br />
als 5% von <strong>dem</strong> gebrochenen Stein<br />
wurde zu fertigen Produkten verarbeitet.<br />
Spuren der Steinindustrie<br />
Heute ist die Steinhauerei Thorsberg<br />
bei Skagen die einzige Steinhauerei,<br />
die noch in Betrieb ist. Die Spuren der<br />
Industrie sind jedoch an manchen Stellen<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Berg noch immer zu sehen.<br />
Insbesondere Kalksteinbrüche und<br />
H<strong>auf</strong>en mit Wracksteinen zeugen von<br />
vergangenen Zeiten. Viele der Brüche<br />
liegen bei Såten und bei Österplana hed.<br />
In Råbäcks Hafen steht noch immer<br />
Im Innern der Steinmetzwerkstatt in Gössäter um das Jahr 1900.<br />
Der gebrochene Stein wurde <strong>auf</strong> verschiedene Weise angewendet.<br />
Im größten Steinbruch, oberhalb Munkängarna, hat die<br />
Firma Cementa Millionen von Tonnen Kalkstein für die Zementfabrik<br />
in Hällekis gebrochen. Im Bruch liegt ein kleiner See mit<br />
eingepflanzten Fischen. Der See wurde für die Wasserzufuhr<br />
nach Munkängarna geschaffen, nach<strong>dem</strong> die Steinbrecherei die<br />
Grundwasserversorgung abgeschnitten hatte.<br />
Råbäcks Mechanische Steinmetzwerkstatt<br />
mit intakter Maschinenausrüstung.<br />
Der größte Steinbruch liegt oberhalb<br />
von Munkängarna. Hier wurde zwischen<br />
den Jahren 1892 und 1979 Kalkstein für<br />
Zementproduktion gebrochen.<br />
Öl <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>?<br />
Auch Alaunschiefer wurde <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> gebrochen.<br />
Aus <strong>dem</strong> Schiefer wurde Alaun hergestellt,<br />
das unter anderem zum Gerben von Häuten und als<br />
blutstillendes Mittel gebraucht wurde. Alaunschiefer<br />
hat einen ziemlich hohen Ölgehalt und im L<strong>auf</strong>e<br />
der Zeit wurden viele Versuche gemacht, Öl aus<br />
Alaunschiefer zu gewinnen. Während des zweiten<br />
Weltkrieges wurden mehrere Tausend Tonnen Öl im<br />
Schieferölwerk <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> hergestellt.<br />
17
Ein Hirtenjunge erzählt<br />
Folgender Abschnitt ist ein Auszug<br />
aus einem Interview mit Karl-Erik<br />
Karlsson im November 2005. Karl-<br />
Erik wurde im Jahr 1925 in einer<br />
Kate bei Törnsäter als fünftes von<br />
sechs Geschwistern geboren. Beinahe<br />
sein ganzes Leben hat er <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong> verbracht und hat daher<br />
viele wertvolle Erinnerungen und<br />
Wissen über die Entwicklung des<br />
Berges im Verl<strong>auf</strong>e der Jahre.<br />
Karl-Eriks Eltern waren Instleute,<br />
der Vater starb 1934 bei einem<br />
Arbeitsunfall. Die älteren Geschwister<br />
waren nach diesem tragischen Ereignis<br />
gezwungen, bei Bauern in der Gegend<br />
Arbeit anzunehmen, während sich die<br />
Mutter allein um die beiden jüngsten<br />
Kinder Karl-Erik und Greta kümmerte.<br />
Hier folgt nun Karl-Eriks Erzählung über seine<br />
fantastische Kindheit <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> in<br />
den 30-er und 40-er Jahren.<br />
Wie seid Ihr nach <strong>dem</strong> Tod Eures Vaters<br />
klargekommen?<br />
- Wir mussten einfach klarkommen. Später<br />
aber kamen wir in ein Heim. Unsere Mutter<br />
musste wählen – entweder ins Altersheim zusammen<br />
mit uns oder die Gemeinde würde<br />
sich um uns kümmern. Wir haben ein Zimmer<br />
bekommen und unsere Mutter musste<br />
mit Kochen, Waschen und weiteren Arbeiten<br />
behilflich sein. Sie hatte wirklich alle Hände<br />
voll zu tun! Jedoch bekam sie keinen Lohn.<br />
Dafür bekamen wir von der Gemeinde Essen<br />
und Trinken, da wir kein Geld hatten. Als<br />
wir ins Heim kamen waren wir unterernährt.<br />
Die Heimvorsteherin hat uns nach<br />
Ein Auszug aus einer Fotografie, wo die Arbeiter <strong>auf</strong> Högebo anfangs der<br />
30-er Jahre zu sehen sind. Der Mann ganz links ist Karl-Eriks Vater und<br />
Karl-Erik selbst ist der 4. Knabe von links.<br />
Anordnung der Gemeinde stets viel zu Essen<br />
gegeben. Zu dieser Zeit durfte man die Vorsteherin<br />
nicht duzen. Ein Jahr verbrachten wir im<br />
Heim, danach zogen wir wieder nach Sylten,<br />
jetzt gut ernährt und kräftig.<br />
- Sylten war ein kleines Haus <strong>auf</strong> der Österplana<br />
hed. Es war ein Zweifamilienhaus. Jede<br />
Familie hatte ein Zimmer und die Küche teilte<br />
man. Natürlich hatten wir zu dieser Zeit keine<br />
Elektrizität. Wir hatten Petroleum und hatten<br />
somit etwas Licht. Kerzen konnten wir uns<br />
nicht leisten.<br />
- Unsere Mutter arbeitete im Stall in Högebo,<br />
jeden Tag lief sie dorthin um die Kühe<br />
zu melken. Sie verließ das Haus um vier<br />
Uhr morgens und kam für ein paar Stunden<br />
zurück, um uns Frühstück zu machen und<br />
uns für die Schule zu richten. Danach ging sie<br />
wieder zur Arbeit und kam erst um sieben Uhr<br />
abends wieder zurück. Wenn wir alleine waren,<br />
gingen wir zu den Bergmännern hinunter.<br />
Viele Männer arbeiteten damals als Steinhauer<br />
bei Österplana hed und bis hin zu Österplana<br />
vall. Wir haben sehr viel Zeit mit ihnen verbracht<br />
und kamen sehr gut mit ihnen aus.<br />
Unsere Mutter hat uns immer gesagt, dass wir<br />
18
zu den Steinhauern gehen sollten, falls wir<br />
betrübt wären oder Hilfe brauchten. Einen<br />
der Steinhauer habe ich später im Altersheim<br />
in Hällekis getroffen. Viele seiner Kameraden<br />
leben heute nicht mehr.<br />
- Ich habe viele Erinnerungen aus der Zeit in<br />
Sylten. Einmal hat es eine Nacht lang gewittert,<br />
starke Blitze haben die Kirche in Österplana<br />
buchstäblich erhellt. Wir hatten große<br />
Angst und zusammen mit unserer Mutter<br />
liefen wir mitten in der Nacht nach Törnslund<br />
zu Karin, die im selben Stall in Högebo arbeitete.<br />
Wir waren völlig durchnässt als wir dort<br />
ankamen, wir durften dann im Flur schlafen.<br />
Dort war es bestimmt kalt?<br />
- Ja, aber das Schlimmste waren die Wanzen.<br />
Das ganze Haus war voll mit Wanzen! Als<br />
wir wieder nach Hause kamen mussten wir<br />
alle Kleider draußen ausziehen, weil wir die<br />
Wanzen nicht mit ins Haus nehmen wollten.<br />
Meine Mutter konnte sich nichts Schlimmeres<br />
vorstellen! Flöhe hatten wir bereits, das hatten<br />
damals alle in den Betten. Haben Sie davon<br />
vielleicht schon mal gehört? Jeden Morgen,<br />
als unsere Mutter von der Arbeit im Stall<br />
zurückkam, mussten alle Betten durchsucht<br />
und alle Flöhe getötet werden. Unserer Mutter<br />
war Sauberkeit sehr wichtig. Wir mussten<br />
das Wasser ins Haus tragen, denn es gab ja<br />
damals keine Badezimmer. Mutter hat immer<br />
dafür gesorgt, dass wir rein und sauber waren.<br />
Obwohl unsere Kleidung oftmals kaputt war,<br />
so war sie stets sauber. In der Regel stand<br />
unsere Mutter bei Regenwetter draußen und<br />
wärmte Wasser um unsere Kleider zu waschen.<br />
Schließlich gab es damals keine modernen<br />
Waschküchen. Heute nehmen wir die Wäsche<br />
geschleudert aus der Maschine. Stellen Sie sich<br />
vor, wenn meine Mutter das gesehen hätte…<br />
Die Zeiten haben sich wirklich verändert!<br />
- Die Schwester meiner Mutter hat großes<br />
Glück gehabt, denn sie heiratete einen<br />
Fabrikbesitzer. Sie hatte schon früh ein Auto<br />
und kam uns in Sylten besuchen. Mit <strong>dem</strong><br />
Auto fuhr sie bis vor die Haustüre, obwohl es<br />
überhaupt keine Strasse dorthin gab! Sie hatte<br />
immer einen Sack mit alten Kleidern dabei.<br />
Eigentlich waren diese Kleider gedacht als<br />
Material der Läufer, die Mutter webte, aber<br />
es waren brauchbare Kleider, die wir zuerst<br />
aussortierten. So bekam ich einen Mantel, den<br />
ich dann in der 2. Klasse trug. Ich kann mich<br />
erinnern, dass wir vor <strong>dem</strong> Schulhaus fotografiert<br />
wurden. Ich war mächtig stolz in meinem<br />
Mantel!<br />
- Wir besuchten unsere Tante an ihrem 50.<br />
Geburtstag. Sie hatte uns Geld geschickt, so<br />
dass wir Fahrkarten k<strong>auf</strong>en konnten. Wir<br />
gingen also hinunter nach Kinne-Malma und<br />
setzten uns in den Zug bis nach Linköping in<br />
Östergötland. Das war natürlich eine lange<br />
Reise für uns! Bei unserer Tante war es warm<br />
und schön, das waren wir nicht gewohnt! Es<br />
gab Limonade, in Mengen! Nie zuvor hatten<br />
wir soviel Limonade gesehen. Und am<br />
folgenden Morgen war es noch immer schön<br />
warm im Haus! Und keine Ratten liefen über<br />
den Fußboden, was bei uns in Sylten ständig<br />
der Fall war.<br />
- Ja, wir waren wirklich arm. Das Geld war<br />
ständig knapp. Wir hatten nicht einmal Geld<br />
für den Fischhändler. Dieser kam nämlich,<br />
nach<strong>dem</strong> er in Törnsäter Fisch verk<strong>auf</strong>t hatte,<br />
<strong>auf</strong> den Berg hin<strong>auf</strong> und bis zu uns nach<br />
Sylten. Ich kann mich gut daran erinnern,<br />
dass wir ihn schon von weitem sehen konnten.<br />
Mutter sagte zu uns: „Jetzt kommt der Fischhändler,<br />
und ich habe kein Geld!“ Danach<br />
zogen wir alle Gardinen vor und versteckten<br />
uns unter <strong>dem</strong> Tisch.<br />
19
Damit er glaubte, es sei niemand zu<br />
Hause?<br />
- Ja, Mutter schuldete ihm Geld, aber sie<br />
hatte keines. Wir hörten wie er an der Türe<br />
zerrte, dann jedoch <strong>auf</strong> seinem Pferd davonzog.<br />
- Während den Sommerferien waren wir<br />
gezwungen, etwas Geld zu verdienen. Man<br />
konnte eine Stelle als Sommerknecht bekommen<br />
oder das Vieh der Törnsäter-bauern<br />
weiden. Es gab viele Katen dort unten mit<br />
einer oder mehreren Kühen. Diese hirteten<br />
wir dann <strong>auf</strong> der Heide, da es damals noch<br />
keine Zäune gab für das Vieh. Am Morgen<br />
führten die Bauern die Kühe zur Kirche in<br />
Österplana, wo dann die Hirtenjungen sich<br />
den ganzen Tag um das Vieh kümmerten.<br />
Eine Krone bekam man für den ganzen Tag<br />
und um die Mittagszeit brachten sie einen<br />
Korb mit Essen. Das war natürlich willkommen,<br />
verstehen Sie, Brot mit Käse und<br />
Wurst… An solche feine Sachen waren wir<br />
uns nicht gewöhnt…<br />
Was habt Ihr denn zu Hause gegessen?<br />
- Meistens Kartoffeln und Hering. Günstigen<br />
Salzhering gab es Laden in Österplana in<br />
einem großen Fass. Auch von Beeren lebten<br />
wir. In der Gegend gab es wilde Erd- und<br />
Himbeeren, Kirschen und Stachelbeeren.<br />
Wenn die Kirschen im Sommer reif waren<br />
sagte Mutter: „Geht r<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> die Bäume und<br />
esst!“ Ich denke, das war sehr nahrhaft.<br />
- Später, 1939, begann ich als Knecht <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> Hof Skattegården bei Högebo. Damals<br />
war ich 14 Jahre alt und hatte die Schule<br />
abgeschlossen. 30 Kronen bekam ich jeden<br />
Monat und auch das Essen. Meine jüngere<br />
Schwester blieb etwas länger zu Hause,<br />
später zog aber auch sie weg. Von da an war<br />
unsere Mutter alleine und ihr Alltag um einiges<br />
leichter, da sie nicht mehr für so viel Essen<br />
und Kleider <strong>auf</strong>kommen musste.<br />
- Wir hatten strenge und schneereiche Winter<br />
damals, 1939, 1940 und 1941. Die Wege<br />
hier <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Berg waren gesperrt und die<br />
Straßenarbeiter mussten von Hand sch<strong>auf</strong>eln.<br />
Die Temperatur lag bei über -30 Grad aber<br />
wir gingen trotz<strong>dem</strong> <strong>auf</strong> den Berg hin<strong>auf</strong>, um<br />
Bauholz hinunter zu bringen. Unten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
Hof sollte ein neuer Stall gebaut werden. Zu<br />
dieser Zeit hatte man <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Berg kleine<br />
Landstücke. Man ging sehr sorgfältig um<br />
mit <strong>dem</strong> Wald, wissen Sie. Dort oben wuchs<br />
sehr schöner Fichtenwald, mit riesengroßen<br />
Bäumen. Wir fällten die Bäume von Hand, das<br />
machte man ja so zu jener Zeit.<br />
Aber Sie waren ja nur 14 Jahre alt?<br />
- Ja sicher, aber es ist gut gegangen, der Bauer<br />
war ja stark. Aber klar, anstrengend war diese<br />
Zeit schon. Eigentlich merk-würdig, dass man<br />
nicht erfror, unsere Kleider waren schließlich<br />
nicht die besten, wissen Sie. Vor allem die<br />
Füße waren kalt! Während den Mahlzeiten<br />
machten wir jeweils ein Feuer. Außer<strong>dem</strong> hatten<br />
wir eine große, amerikanische Thermosflasche.<br />
Das war bestimmt unsere Rettung.<br />
Wie lange waren Ihre Arbeitstage?<br />
- Ja, es waren sehr lange Arbeitstage. Normalerweise<br />
begann ich um fünf Uhr in der Früh<br />
und arbeitete dann bis sieben, halb acht Uhr<br />
abends.<br />
Welche weiteren Arbeiten verrichteten Sie?<br />
- Wissen Sie, ich lernte von Hand zu melken.<br />
Der Bauer hatte sieben Kühe. Mein großes Interesse<br />
waren die Tiere, das war mein Ein und<br />
20
Alles… Wenn Högebos Kühe bei der Schule<br />
vorbeigetrieben wurden, saß ich an meiner<br />
Schulbank und dachte: „Oh, wenn ich doch<br />
nur dabei sein könnte!“ Und sobald ich frei<br />
hatte, lief ich zum Stall.<br />
- Auf <strong>dem</strong> Hof Skattegården arbeitete ich<br />
drei Jahre lang, danach arbeitete ich als<br />
Knecht einige Jahre <strong>auf</strong> weiteren Höfen. Im<br />
Jahre 1948 begann ich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof Råbäck.<br />
Ich war dort zweiter Knecht im Stall. „Nein,<br />
ziehe nicht nach Råbäck”, sagte meine Mutter,<br />
„dort scheint die Sonne erst am Abend!”.<br />
Aber natürlich ist es auch hier schön, nicht<br />
wahr? Ältere Leute reisten ja selten irgendwo<br />
hin. Wohnte man <strong>auf</strong> der Seite des Berges,<br />
kam man niemals hierhin. Dies tat man nur<br />
während den Beerensonntagen.<br />
Können Sie sich an die Beerensonntage<br />
erinnern?<br />
- Sehr gut sogar. Viele Kätner verk<strong>auf</strong>ten<br />
Beeren, sie standen in langen Reihen beim<br />
Hotel und bei Råbäcks Station. Schon als<br />
kleiner Junge war ich dort, zusammen mit<br />
einem Onkel fuhr ich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Fahrrad dorthin.<br />
Er k<strong>auf</strong>te mir eine Limonade. Ich wollte<br />
die Limonadenflasche öffnen und schnitt<br />
mich dabei. Es blutete stark, ich kann mich<br />
noch sehr gut daran erinnern…<br />
- Ich blieb <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof Råbäck, obwohl<br />
die meisten Leute von hier wegzogen. Sie<br />
fühlten sich hier nicht wohl. Der Kontakt<br />
zum Verwalter war ziemlich schwierig, und<br />
manche mochten die Freiherren nicht. Ich<br />
jedoch hatte nie Probleme mit ihnen.<br />
Im Gegenteil, ich befreundete mich mit<br />
ihnen. Als der Vorarbeiter seine Anstellung<br />
kündete, kam der Verwalter zu mir und sagte,<br />
dass ich nun Vorarbeiter würde und dass<br />
ein zweiter Knecht angestellt würde. Da kam<br />
der Vater meiner zukünftigen Frau <strong>auf</strong> den<br />
Hof. So habe ich meine Ingrid getroffen.<br />
Wie lange gab es Tiere <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof?<br />
- Bis zu meinem Ruhestand 1990. Danach<br />
baute man den Stall für Pferdehaltung um.<br />
Was hat sich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> seit Ihrer<br />
Kindheit am meisten verändert?<br />
- Der Berg hat sich meiner Meinung nach<br />
enorm verändert. Früher gab es hier Leben<br />
und Treiben...Viele Männer haben zu der Zeit<br />
am Berg Stein gebrochen. Und oben <strong>auf</strong> der<br />
Kuppe befand sich ein großes Waldgebiet.<br />
Der Unterschied ist groß, man kann sich das<br />
nicht vorstellen. Vieles ist verstört worden,<br />
aber so ist die Zeit, damit muss man sich<br />
abfinden. Während meiner Kindheit gab es<br />
auch viel mehr Beerenbäume. Der Berg war<br />
fast weiß wenn die Kirschbäume blühten.<br />
Und die kleinen Walderdbeeren, von denen<br />
wir damals lebten, sieht man heute fast nicht<br />
mehr.<br />
- Auf den Feldern gab es viele Gräben, die<br />
aber zugeschüttet wurden damit die Erde<br />
leichter mit Maschinen bearbeitet werden<br />
konnte. In den 40-er Jahren kamen Traktore,<br />
und schließlich wurden die Pferde nicht mehr<br />
gebraucht.<br />
- Es macht Freude, sich an alte Zeiten zu erinnern.<br />
Ich habe viel erlebt und durchgemacht.<br />
Jedes Jahr machen ich und meine Schwester<br />
einen Ausflug. Wir fahren zur Heide und<br />
gehen zu unserem Haus, Sylten. Auch nach<br />
Törnsäter fahren wir, dort ist es unbeschreiblich<br />
schön. Ich liebe diese Natur! Heute fast<br />
noch mehr als früher.<br />
21
Der <strong>Kinnekulle</strong> heute<br />
Im Vergleich zu vergangenen Zeiten hat<br />
sich der <strong>Kinnekulle</strong> ziemlich verändert.<br />
Das Hämmern der Steinhauer hat <strong>auf</strong>gehört<br />
und lediglich eine Steinhauerei<br />
ist noch immer in Betrieb. Auch die<br />
Landwirtschaft hat heute ganz andere<br />
Voraussetzungen. Viele der Häuser, wo<br />
Kätner und Instleute ihr mühsames Leben<br />
gelebt haben, sind heute Ferien-häuser.<br />
Obwohl sich viel verändert hat, bleibt die<br />
alte Kulturlandschaft <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
bestehen. Die Westseite wird immer noch<br />
von Herrensitzen dominiert und in den<br />
östlichen und südlichen Hängen sind die<br />
Spuren von alten Ortschaften noch immer<br />
deutlich. Viel vom damaligen Außenland<br />
wird zum Beispiel noch immer als Weideland<br />
genutzt und in Västerplana sind große<br />
Teile der alten Dorfstruktur bewahrt. Die<br />
meisten der Kirchen, die im 12. und 13.<br />
Jahrhundert erbaut wurden, stehen noch<br />
immer, obwohl einige ihr Aussehen im<br />
Verl<strong>auf</strong>e der Zeit geändert haben.<br />
Natur und Kultur<br />
Da die Kulturlandschaft verhältnismäßig<br />
gut bewahrt ist sind auch die Naturwerte<br />
hoch. Man kann sagen, dass Kultur und<br />
Natur <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> Hand in Hand<br />
gehen. Auf <strong>dem</strong> Berg gibt es keine vollständig<br />
unberührte Natur und viele der<br />
schönen Milieus, die wir heute genießen<br />
können, sind das Resultat von der Bodenbearbeitung<br />
vergangener Zeiten.<br />
Historische Bodennutzung, die spezielle<br />
Geologie und die heutige Bewirtschaftung<br />
– all dies hat große Bedeutung<br />
für das heutige Aussehen des Berges.<br />
22<br />
Hohe Naturwerte<br />
Die Naturwerte von den Wäldern, Weiden<br />
und Wiesen des <strong>Kinnekulle</strong> sind außergewöhnlich<br />
hoch! Auf <strong>dem</strong> Berg gibt es<br />
große Gebiete mit wertvollen Naturarten<br />
wie Edellaubwälder, Weideland mit alten<br />
Laubbäumen, abgeweidetes Grasland und<br />
Nadelwälder <strong>auf</strong> kalkhaltigem Boden. In<br />
diesen Gebieten findet man eine vielseitige<br />
Pflanzen- und Tierwelt, in der eine große<br />
Anzahl seltene und in gewissen Fällen vom<br />
Aussterben bedrohte Arten leben.<br />
Manchmal braucht man etwas Hintergrund-wissen,<br />
um die Vielfalt der Natur<br />
schätzen zu können. Deshalb werden hier<br />
einige der wichtigsten Naturarten des <strong>Kinnekulle</strong>,<br />
sowie Beispiele von gewöhnlichen<br />
und ungewöhnlichen Arten, die man <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> antreffen kann, beschrieben.<br />
Hönsäters Herrenhof
Alvar – eine ungewöhnliche Naturart<br />
Ein Kennzeichen des Berges ist das<br />
ausgedehnte Weideland <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Kalksteinplateau.<br />
An manchen Stellen<br />
besteht das Erdlager lediglich aus einer<br />
dünnen Schicht mit Witterungsgestein<br />
und hie und da sieht man den Kalkberg<br />
das Tageslicht erblicken. Diese spezielle<br />
Vegetation, die sich hier entwickelt hat,<br />
nennt man „Alvar“. Alvar ist eine sehr<br />
ungewöhnliche Naturart die weltweit<br />
nur an wenigen Orten existiert. 70% des<br />
gesamten Alvarbodens der Welt befindet<br />
sich <strong>auf</strong> Öland und Gotland, aber in<br />
Schweden gibt es außer<strong>dem</strong> kleine Alvargebiete<br />
in Västergötland. Das größte<br />
Alvargebiet <strong>auf</strong> Schwedens Festland<br />
finden Sie im Naturschutzgebiet Österplana<br />
hed och vall <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Harte Bedingungen<br />
Die Lebensbedingungen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Alvarboden<br />
sind hart. Es gibt nur wenig Nährstoff<br />
und jede Jahreszeit bringt den Pflanzen<br />
neue Prüfungen. Im Winter bereiten<br />
verschiedene Auftauphänomene Probleme<br />
und im Frühling und im Herbst wird der<br />
Boden schnell überschwemmt. Im Sommer<br />
herrscht Wassermangel, da die dünne<br />
Erde schnell austrocknet. Viele der Pflanzen<br />
haben sich jedoch <strong>dem</strong> harten Leben<br />
angepasst, und die Pflanzen- und Tierwelt<br />
hier ist sehr artenreich.<br />
Abwechslungsreiche Natur<br />
Dicke und Feuchtigkeitsgrad der Erdschicht<br />
variieren im Kalkboden des <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Dies schafft Voraussetzungen die<br />
es möglich machen, dass hier viele Arten<br />
gedeihen.<br />
Nur wenige Pflanzen können im Kalkkies wachsen.<br />
Der scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre) geht<br />
sparsam mit <strong>dem</strong> Wasser um, um auch trockene<br />
Perioden zu überleben.<br />
Das elegante Zittergras<br />
(Briza media) fühlt sich<br />
ausgesprochen wohl <strong>auf</strong><br />
kalkreichem Boden.<br />
Weisser Mauerpfeffer<br />
(Sedum album).<br />
Der Neuntöter (Lanius collurio)<br />
baut sein Nest in Büschen und<br />
Gestrüpp <strong>auf</strong> Weideland.<br />
Weiden-Alant<br />
(Inula salicina).<br />
Mücken-Händelwurz<br />
(Gymnadenia conopsea).<br />
23
Kahle Kalkebenen – ein Milieu für die<br />
Allerstärksten<br />
Nur wenige Pflanzen schaffen es, <strong>auf</strong> den<br />
kahlen Kalkplatten in den Alvargebieten<br />
zu wachsen. Oft sind verschiedene Moosarten<br />
und Flechten die Ersten, die sich<br />
durchsetzen.<br />
Hauhechelbläuling<br />
(Polyommatus icarus)<br />
Einjährige <strong>auf</strong> dünner Erde<br />
Um im dünnen Kalkkies<br />
wachsen zu können, benötigt<br />
man besondere Lebensstrategien.<br />
Viele der Pflanzen, die hier wachsen,<br />
leben lediglich ein Jahr. Bevor die große<br />
Sommerdürre beginnt, haben diese<br />
Pflanzen bereits geblüht und die Samen<br />
sind <strong>auf</strong>gegangen. Andere Pflanzen, z.B.<br />
der Mauerpfeffer, haben dicke Blätter<br />
die beim sparsamen Haushalten mit<br />
<strong>dem</strong> Wasser behilflich sind.<br />
Sparsamkeit – eine wichtige Tugend<br />
Auf der etwas dickeren Erde ist der<br />
Artenreichtum am größten. Hier haben<br />
die Pflanzen die Möglichkeit, richtige<br />
Wurzeln zu entwickeln. Die Pflanzen<br />
wachsen jedoch wegen Mangel an Nahrung<br />
nur langsam. Der Sandthy-mian<br />
zum Beispiel geht ziemlich geizig um<br />
mit seinen Ressourcen. Er hat kleine,<br />
graugrüne Blätter und wächst jährlich<br />
einen Zentimeter. Pflanzen mit dicken<br />
Blättern, wie zum Beispiel das Stattliche<br />
Knabenkraut, müssen nach der Blütezeit<br />
so viel Nahrung wie möglich für die<br />
Wurzeln zurückziehen.<br />
Käfer, Schmetterlinge und Vögel<br />
Viele Insekten sind speziell für das<br />
Leben <strong>auf</strong> oder von einer bestimmten<br />
Pflanze angepasst. Eine große Auswahl<br />
verschiedener Blumen führt deshalb stets<br />
ein reiches Insektenleben mit sich. Der<br />
Hauhechelbläuling, der ockerbindige<br />
Samtfalter und der Bläuling sind Beispiele<br />
von Schmetterlingen, <strong>auf</strong> die Sie <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> kalkhaltigen Boden des <strong>Kinnekulle</strong><br />
stoßen können. Falls Sie inmitten der<br />
Weidealanten einen kleinen, rotglänzenden<br />
Käfer finden, können Sie sich<br />
glücklich schätzen. Es ist nämlich nur<br />
wenigen gegönnt, den seltenen Schildkäfer<br />
Cassida murraea zu sehen.<br />
In den verstreuten Büschen und Bäumen<br />
halten sich auch viele Vögel <strong>auf</strong>. Halten<br />
Sie Augen und Ohren offen für Goldammer,<br />
Neuntöter und Steinschmätzer.<br />
Stattliches Knabenkraut<br />
(Orchis mascula).<br />
Schildkäfer (Cassida<br />
murraea).<br />
Steinschmätzer<br />
(Oeanthe oeanthe)<br />
Der rotleibige Grashüpfer (Omocestus<br />
haemorrhiodalis) ist einer von vielen<br />
verschiedenen Grashüpferarten <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Der Sandthymian (Thymus serpyllum) verbreitet einen<br />
angenehmen Duft über <strong>Kinnekulle</strong>s trockenes Weideland.<br />
24
Feuchtwiesen und Orchideen<br />
Auf feuchtem und nassem Boden fühlen<br />
sich völlig andere Pflanzen wohl als <strong>auf</strong><br />
dürrem. Hier wachsen zum Beispiel viele<br />
Orchideen.<br />
Falsches Spiel<br />
Orchideen haben normalerweise große<br />
und farbenfrohe Blumen, die viel Nektar<br />
anzubie-ten scheinen, aber das ist in<br />
Wirklichkeit nur ein Bluff. Viele Orchideenarten<br />
produzieren überhaupt<br />
keinen Nektar. Sie locken Insekten<br />
an, ohne diese für die Mithilfe bei der<br />
Bestäubung zu belohnen. Ein Beispiel ist<br />
die Fliegenragwurz, deren Blumen wie<br />
Drei der vielen verschiedenen Orchideenarten,<br />
die sich <strong>auf</strong> Feuchtwiesen wohl fühlen, sind<br />
hier abgebildet. Fliegen-Ragwurz (Ophrys<br />
insectifera), Honigorchis (Herminium<br />
monorchis) und Fleischfarbenes<br />
Knabenkraut Dactylorhiza incarnata).<br />
Weibchen gewisser Hautflügler aussehen<br />
und duften. Wenn die Hautflüglermännchen<br />
versuchen, sich mit der Blume zu<br />
paaren, bleibt der Pollen am Körper<br />
der Insekten kleben und werden so zur<br />
nächsten Blume weitergebracht.<br />
Samen ohne Nahrung<br />
Die Ökologie der Orchideen fasziniert<br />
in vieler Hinsicht. Die Samen sind<br />
unglaublich klein und enthalten keine<br />
Nahrung. Das bedeutet, dass sie nicht<br />
ohne Hilfe keimen können. Die Samen<br />
sind also davon abhängig, einen Pilz<br />
in der Erde zu finden. Der Pilz wächst<br />
mit <strong>dem</strong> kleinen Samen zusammen und<br />
versieht ihn mit Nährstoffen, bis die<br />
Orchidee groß gewachsen ist und ihre<br />
eigene Nahrung produzieren kann.<br />
Das Weiden ist wichtig für die Pflanzen<br />
Die Alvargebiete <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> haben in<br />
der Regel eine lange Tradition als Weideland.<br />
Damit der große Artenreichtum bestehen bleibt,<br />
ist es wichtig, dass sich das Weideland auch in<br />
Zukunft behaupten kann. Ein gemeinsamer Nenner<br />
für die Pflanzen und Tiere der Alvargebiete<br />
ist, dass sie die Sonne lieben und in vollem Licht<br />
am besten gedeihen. Sie sind daher empfindlich<br />
gegen schattenspendende Bäume und Büsche.<br />
25
Bewaldetes Weideland<br />
Auch der ungewöhnlich große Reichtum<br />
an alten und mächtigen Laubbäumen<br />
kennzeichnet den <strong>Kinnekulle</strong>. Viele der<br />
Bäume stehen <strong>auf</strong> alten Grundstücken<br />
oder in Alleen, die meisten jedoch stehen<br />
<strong>auf</strong> Weideland. Hier hat die Eiche eine<br />
Sonderstellung. Die vielen Eichenweiden<br />
<strong>auf</strong> der Westseite des <strong>Kinnekulle</strong> machen<br />
den Berg zu einem der wertvollsten Gebiete<br />
mit Eichen in ganz <strong>Europa</strong><br />
Eichen und Herrenhäuser<br />
Die Eichenweiden des <strong>Kinnekulle</strong> liegen<br />
oft in Anschluss an die großen Herrensitze.<br />
Die Erklärung dafür liegt in der Geschichte<br />
der Eiche in Schweden. Alle Eichen des<br />
Landes waren lange Zeit Staatseigentum.<br />
Den Bauern war es nicht erlaubt, Eichen<br />
ohne Erlaubnis zu fällen. Man brauchte<br />
nämlich das Eichenholz für den Bau von<br />
Schiffen der Marine. Etwa 2000 gut gewachsene<br />
Eichen brauchte man im 18. Jh<br />
für den Bau eines Kriegsschiffes.<br />
Die Eichen fallen<br />
Das Gras wuchs<br />
schlechter unter<br />
den schattigen<br />
Kronen der<br />
Eichen. Dies<br />
führte in der<br />
Bevölkerung zu<br />
einem gewissen<br />
Gräuel gegenüber<br />
den Bäumen. Das<br />
Fällen der Eichen<br />
war nicht erlaubt,<br />
daher versuchte<br />
man mit allen<br />
Mitteln, den<br />
Bäumen Schaden zuzufügen. Es war z.B.<br />
üblich, viele der Äste abzusägen oder am<br />
Fuss der Bäume Laub zu verbrennen. Als<br />
das Verbot im 19. Jahrhundert <strong>auf</strong>gehoben<br />
wurde, wurden in Schweden Tausende von<br />
Eichen gefällt und die Bauern konnten beim<br />
Verk<strong>auf</strong> von Eichenholz ansehnliche Beträge<br />
verdienen.<br />
Jedoch wurden die Eichen nicht überall<br />
gefällt. Das Verbot galt nämlich nicht für<br />
Adelsleute, welche deshalb nicht dieselbe<br />
Abneigung gegen die Bäume entwickelt<br />
hatten. Außer<strong>dem</strong> waren sie auch nicht so<br />
abhängig vom Ertrag des verk<strong>auf</strong>ten Holzes.<br />
Auf <strong>dem</strong> Land des Adels blieben die Eichen<br />
deshalb oft als eine Art Statussymbol stehen.<br />
Schöne Riesen<br />
Die Eichengehege und Alleen um <strong>Kinnekulle</strong>s<br />
Herrenhöfe haben heute hohe Naturwerte.<br />
Tausende von Arten leben <strong>auf</strong> und<br />
in alten Laubbäumen. Die mächtigen alten<br />
Bäume sind auch ausgesprochen schön und<br />
prägen das Landschaftsbild.<br />
26
Das Leben in den Eichen<br />
Eine Eiche kann über 1000 Jahre alt<br />
werden. Je älter die Bäume werden, desto<br />
beliebter werden sie als Aufenthaltsorte<br />
unzähliger kleiner Tiere. In Hohlräumen<br />
im Stamm sammelt sich Mulm an, das<br />
wie feines Sägemehl aussieht und aus<br />
halb vermodertem Holz vermischt mit<br />
toten Insekten, Mist und Laub besteht.<br />
Im Mulm leben viele verschiedene Arten<br />
Käfer und andere Insekten, die sich<br />
langsam aber methodisch das Innere des<br />
Baums zerkauen. Da Mulmeichen in der<br />
heutigen Landschaft ungewöhnlich sind,<br />
sind viele Käfer selten und in manchen<br />
Fällen sogar vom Aussterben bedroht.<br />
Die Insektenfauna in den alten Eichen<br />
des <strong>Kinnekulle</strong> ist noch immer sehr<br />
artenreich. Eremiten, Schiffswerftkäfer<br />
und blutrote Schnellkäfer gehören zu<br />
den exklusiven Bewohnern des Berges.<br />
Bewahrungsarbeit<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> gibt es heute viele<br />
alte Eichen. Auf der Westseite des Berges<br />
stehen ungefähr 1500 Eichen mit einem<br />
Durchmesser von mindestens 70 cm.<br />
Trotz<strong>dem</strong> ist das nur ein Bruchteil von<br />
<strong>dem</strong>, was es hier vor ein paar hundert<br />
Jahren gab. Die meisten der Bäume,<br />
die <strong>auf</strong> ausgedehnten Wiesen und <strong>auf</strong><br />
Äckern standen, wurden gerodet als die<br />
Wiesen verschwanden und der Ackerbau<br />
rationalisiert wurde.<br />
Viele der seltenen Arten, die sich in den<br />
alten Bäumen wohl fühlen, haben große<br />
Probleme in ein neues Milieu zu ziehen.<br />
Außer<strong>dem</strong> sind sie wählerisch was die<br />
Wahl von Bäumen und damit Aufenthaltsorten<br />
betrifft. Falls wir erreichen<br />
wollen, die artenreiche Eichenlandschaft<br />
zu bewahren, dürfen wir keine weiteren<br />
Bäume verlieren. Die alten Bäume müssen<br />
gut gepflegt werden. Die Eichen<br />
brauchen viel Sonnenlicht<br />
und sind auch empfindlich<br />
für Schäden an Rinde<br />
und Wurzeln.<br />
Die Ochsenzunge (Fistulina hepatica)<br />
wächst an großen Eichen. Wenn der<br />
große Porling älter wird, wird er rot<br />
und schleimig wie eine Zunge.<br />
Blutroter Schnellkäfer<br />
(Ampedus cardinalis).<br />
Grüne Eicheneule<br />
(Dichonia aprilina)<br />
Die Flechtenart<br />
(Calicium adspersum).<br />
Hohltaube (Columba oenas).<br />
Der Schiffswerftkäfer<br />
(Lymexylon navale).<br />
Enormer Artenreichtum<br />
In den alten Eichen leben nicht nur Insekten, sondern<br />
auch weitere Arten. Holzpilze sind gewöhnliche<br />
Bewohner der Bäume und <strong>auf</strong> der rauen<br />
Rinde wachsen verschiedene Flechtenarten. In<br />
den Hohlräumen, die sich in den Stämmen bilden,<br />
fühlen sich auch größere Tiere wohl: Hier finden<br />
z.B. Fledermäuse und Vögel wie Waldkäuze und<br />
Hohltauben ausgezeichnete Nistplätze. Der Artenreichtum<br />
in einer alten Eiche, die an einem offenen<br />
und sonnigen Platz steht, kann sehr groß sein. Bis<br />
zu einer Million Pflanzen-, Tier- und Pilzindividuen<br />
können in einem einzigen Baum leben!<br />
27
Edellaubwald<br />
Wo der Boden nahrungsreich ist,<br />
gedeihen die Edellaubbäume. Auf <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong> wächst Edellaubwald oft <strong>auf</strong><br />
Alaunschieferboden und <strong>auf</strong> Sand- und<br />
Kalksteinabhängen.<br />
Die meisten der Edellaubwälder des<br />
<strong>Kinnekulle</strong> waren früher Weideland<br />
oder Wiesen. Solange man das Land als<br />
Weide- oder Heuland nutzte, blieb das<br />
Land offen. Als die Pflege aber <strong>auf</strong>hörte,<br />
wuchs wieder Wald nach.<br />
Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)<br />
trägt im Frühling und Sommer zum<br />
Vogelgesang in den Laubwäldern bei.<br />
Der Kleinspecht (Dendrocopos minor)<br />
ist in Schweden sehr ungewöhnlich,<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> nistet er jedoch<br />
an mehreren Stellen.<br />
Wenn die Frühlingsblumen verwelkt<br />
sind, werden die Laubwälder des<br />
<strong>Kinnekulle</strong> vom Waldbingelkraut<br />
(Mercurialis perennis) dominiert.<br />
Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides),<br />
Bärlauch (Allium ursinum) und Vielblütiger Weißwurz<br />
(Polygonatum multiflorum).<br />
Edellaub<br />
Das Wort Edellaub wird in Schweden seit<br />
langem für die Baumarten Eiche, Esche, Ulme,<br />
Linde, Ahorn, Buche, Weißbuche und Wilde<br />
Vogelkirsche verwendet. Vielleicht wurden die<br />
Edellaubbäume als edel bezeichnet, weil sie<br />
ökonomisch und ökologisch so wertvoll sind.<br />
28
Die Reichtümer des Waldes<br />
Im feuchten Dunkel der Wälder fühlen<br />
sich völlig andere Arten wohl als <strong>auf</strong><br />
hellem Weideland. In den Laubwäldern<br />
des <strong>Kinnekulle</strong> findet man eine reiche<br />
Flora mit seltenen Pflanzen wie Gelbes<br />
Windröschen, Bärlauch und Vielblütige<br />
Weißwurz.<br />
Die meisten der exklusiveren Arten leben<br />
an oder in alten Bäumen. An den Baumstämmen<br />
klettern oft verschiedene<br />
Moosarten, und im Innern des<br />
Stammes ernähren sich Pilze<br />
und Insekten vom Holz.<br />
Totes Holz – gibt neues Leben!<br />
In den Wäldern einiger Naturschutzgebiete<br />
liegen tote Bäume. Dies mag<br />
vielleicht einen etwas un<strong>auf</strong>geräumten<br />
Eindruck machen, ist jedoch für die<br />
Bewohner des Waldes lebenswichtig.<br />
Das Holz wird von uns Menschen als<br />
Brennstoff zum Aufwärmen unserer<br />
Häuser gebraucht, das tote Holz ist<br />
aber auch Brennstoff für das Leben im<br />
Wald. Beim Abbau von Holz und Ästen<br />
entwickeln sich nämlich Nährstoffe, die<br />
von anderen Pflanzen wieder verwendet<br />
werden können. Dieser<br />
humusreiche Untergrund<br />
dient den jungen<br />
Pflänzchen als eine Art<br />
Kinderzimmer und<br />
lässt sie gedeihen. In<br />
erster Linie leben verschiedene<br />
Pilzarten und<br />
Insekten von und in den<br />
toten Stämmen. Die Insekten<br />
wiederum werden zum Fressen für<br />
Spechte und andere Vögel.<br />
Die Schuppenwurz<br />
(Lathraea squamaria).<br />
In den Morgen- und Abenddämmerungen sind die Hirsche<br />
und Rehe am aktivsten. Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> ist der Damhirsch<br />
(Dama dama) sehr verbreitet. In der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
wurden einige Tiere freigelassen, heute leben schätzungsweise<br />
1000 Damhirsche <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Toter Baumstamm mit<br />
Schwefelporling (Laetiporus sulphureus).<br />
29
Die Nadelwälder<br />
Die meisten der Nadelwälder <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong> sind angepflanzt und werden<br />
als produktive Wälder gepflegt. In vielen<br />
älteren Waldgebieten wurden jedoch Naturschutzgebiete<br />
geschaffen, wo sich der<br />
Wald in seinem eigenen Takt entwickeln<br />
darf und die Bäume hohes Alter erreichen<br />
können.<br />
Fichtenwald <strong>auf</strong> Kalkboden<br />
Die Fichtenwälder <strong>auf</strong> kalkhaltigem Boden<br />
haben besonders hohe Naturwerte <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>. Hier fühlen sich nämlich<br />
viele ungewöhnliche Pilze wohl. Die<br />
Baumwurzeln und die Pilzfäden wachsen<br />
unter der Erde zusammen. So bekom-<br />
men die Fichten Wasser und Mineralien<br />
von den Pilzen, und die Pilze bekommen<br />
die Nahrung, welche die Fichten mit<br />
Hilfe der Photosynthese gebildet haben.<br />
Der Herbst ist die beste Zeit, um die<br />
seltenen Pilze zu sehen.<br />
Halskrausenerdsterne<br />
(Geastrum triplex)<br />
Nestbäume für Raubvögel<br />
In einigen von <strong>Kinnekulle</strong>s Waldreservaten<br />
wachsen alte und starke Föhren.<br />
Viele stehen <strong>auf</strong> der Sandsteinschicht<br />
entlang der Küste des Sees Vänern. Die<br />
kräftigen Äste der alten Föhren werden<br />
von Raubvögeln sehr geschätzt. Viele<br />
Raubvögel bauen nämlich große und<br />
schwere Nester, welche ein junger und<br />
schwacher Baum nicht verkraften würde.<br />
Ein Adlernest kann bis zu einer Tonne<br />
<strong>auf</strong> die Waage bringen! Dank den alten<br />
Föhren finden die Raubvögel passende<br />
Nistplätze.<br />
30<br />
Grobe Föhre. Eine Föhre wird oft 250-400 Jahre alt,<br />
kann jedoch auch erheblich älter werden.
<strong>auf</strong> den folgenden<br />
Seiten beschrieben.<br />
Auf der Karte<br />
am Ende dieser<br />
Broschüre sind<br />
außer<strong>dem</strong> Spazierwege<br />
eingetragen.<br />
Unser Kultur- und Naturerbe<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> gibt es eine ungewöhnliche<br />
Konzentration von wertvoller<br />
Natur und eine große Anzahl seltener<br />
Pflanzen und Tiere. Wir tragen nun die<br />
Verantwortung dafür, dass auch zukünftige<br />
Generationen die Möglichkeit haben,<br />
diese biologische Vielfalt sehen und<br />
genießen zu können.<br />
Grosse Teile des Berges sind zu Naturschutzgebieten<br />
gemacht worden. Somit<br />
hat man einen Plan zur Bewirtschaftung<br />
des Bodens entworfen,<br />
damit die hohen<br />
Naturwerte bewahrt<br />
werden können. Sie<br />
sind herzlich willkommen,<br />
die Natur der<br />
Reservate zu genießen!<br />
Die Naturschutzgebiete<br />
des <strong>Kinnekulle</strong> werden<br />
Der Schwarz-specht (Dryocopus<br />
martius) sucht in toten Baumstämmen<br />
nach Insekten.<br />
Notwendige Pflege<br />
Die Bewahrung des reichen Natur- und<br />
Kulturerbes des <strong>Kinnekulle</strong> erfordert viel<br />
Arbeit. Auf den Weidegebieten muss jedes<br />
Jahr geweidet werden und <strong>auf</strong> den Wiesen<br />
muss das Gras gemäht und wegtransportiert<br />
werden. (Bleibt das Gras liegen führt<br />
dies zur Düngung des Bodens, was viele<br />
wilde Blumen benachteiligt.) Wildwuchs<br />
in Form von Büschen und jungen Bäumen<br />
muss gerodet werden. Besonders in der<br />
Nähe von empfindlichen alten Bäumen<br />
ist es wichtig, dass Wildwuchs regelmäßig<br />
entfernt wird. Ebenfalls erfordern Zäune,<br />
Mauern und andere Einrichtungen eine<br />
gewisse Wartung. Die Kosten für die<br />
Wartung und die Pflege übernimmt die<br />
Provinzialregierung.<br />
31
Natura 2000-Perlen der EU<br />
Der <strong>Kinnekulle</strong> ist zu einem Natura 2000-<br />
Gebiet ausersehen worden. Was bedeutet<br />
dies? Natura 2000 heißt ein Netzwerk<br />
be-stehend aus wertvollen Naturgebieten<br />
innerhalb der Europäischen Union. Natura<br />
2000 hat die Bewahrung von europäischer<br />
Flora und Fauna zum Ziel, sowie auch das<br />
Verhindern vom Aussterben verschiede-ner<br />
Arten.<br />
Einer der Hintergründe von Natura 2000<br />
ist die immerzu wachsende Beeinträchtigung<br />
des Menschen <strong>auf</strong> die Natur. Dies<br />
führt dazu, dass Lebensräume der wilden<br />
Pflanzen und Tiere in <strong>Europa</strong> und weltweit<br />
in schnellem Tempo kleiner werden.<br />
Innerhalb der EU hat man deshalb beschlossen,<br />
dass alle Mitgliedstaaten zum<br />
Natura 2000-Netzwerk beitragen und<br />
Gebiete auswählen sollen, in denen Naturwerte<br />
beibehalten und gefördert werden<br />
sollen.<br />
Der nördliche Kamm-molch (Triturus<br />
cristatus), der Juchtenkäfer oder<br />
Eremit (Osmoderma eremita) und der<br />
Frauenschuh (Cypripedium calceolus)<br />
stehen <strong>auf</strong> der EU-Liste bedrohter<br />
Arten. Alle drei erwähnten Arten<br />
leben an mehreren Stellen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Natura 2000<br />
Vänern<br />
Natura 2000<br />
Natura 2000 gräns/border/grenze<br />
Skog/Wood/Wald<br />
Öppen mark/Land/Land<br />
Götene<br />
Das Natura 2000-Gebiet des <strong>Kinnekulle</strong>. Die rotmarkierten<br />
Gebiete sind ausgewählte Natura-2000<br />
Naturtypen.<br />
Natura 2000-Gebiete werden anhand<br />
zweier EU-Direktiven, die besonders<br />
wertvolle Arten und Naturtypen beschreiben,<br />
ausgewählt. Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
findet man viele der Naturtypen, die in<br />
EU-Direktiven über wertvolle Lebensräume<br />
erwähnt sind.<br />
Bemerkenswert sind vor allem die<br />
großen Wiesen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Kalkplateau des<br />
<strong>Kinnekulle</strong>, die Edellaubwälder und die<br />
Weiden mit großen, alten Laubbäumen<br />
<strong>auf</strong> der Westseite des Berges. Schweden<br />
trägt die Verantwortung dafür, dass die<br />
Naturtypen und Arten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
bewahrt bleiben.<br />
32
Sehenswürdigkeiten<br />
Der <strong>Kinnekulle</strong> ist schon seit langer Zeit<br />
ein beliebtes Reiseziel. Im 18. Jahrhundert<br />
reiste Carl von Linné und weitere<br />
Wissenschaftler zum Berg und schrieben<br />
über dessen bemerkenswerte Geologie<br />
und Vegetation.<br />
Der Besucherstrom stieg am Ende des<br />
19. Jahrhunderts stark an, als die Naturromantik<br />
Mode war. Die schattigen<br />
Laubwälder, die schönen Aussichtsplätze<br />
und blumenreiche Wiesen des <strong>Kinnekulle</strong><br />
lockten damals jedes Jahr Tausende<br />
von Besuchern an. 1889 wurde der erste<br />
Reiseführer zum Gebiet herausgegeben.<br />
Als in den 1890-er Jahren die Eisenbahn<br />
zwischen Lidköping und Mariestad angelegt<br />
wurde, wurde das Gebiet zugänglicher<br />
und dadurch noch beliebter. Die<br />
Anziehungskraft des Berges besteht noch<br />
heute. Nachfolgend werden einige der<br />
Sehenswürdigkeiten des Berges beschrieben.<br />
(Eine Karte finden Sie am Ende der<br />
Broschüre.)<br />
1. Naturschutzgebiet Halla und ”Lasse<br />
i bergets grotta”<br />
In Halla, südwestlich von Husaby, liegt<br />
„Lasses Höhle“ – ein einfaches Steinhaus in<br />
welchem Lasse und Inga Eriksson am Ende<br />
des 19. Jahrhundert wohnten. Von hier aus<br />
kann man <strong>Kinnekulle</strong>s Wanderweg folgen<br />
– westwärts <strong>auf</strong> einem schönen Waldpfad<br />
entlang der Sandsteinschlucht, oder nordwärts<br />
durch Weideland mit Bäumen.<br />
”Lasse i bergets” Höhle.<br />
2. Naturschutzgebiet Blomberg<br />
Dieses Naturschutzgebiet umfasst unter anderem<br />
einige Eichenweiden. <strong>Kinnekulle</strong>s Wanderweg<br />
führt an der Kalksteinschlucht im östlichen<br />
Teil des Gebietes entlang. Ein weiterer Weg<br />
führt durch Frälsehagen, ein schönes Weideland<br />
mit vielen alten, prachtvollen Bäumen.<br />
3. Naturschutzgebiet Västerplana storäng<br />
Dieses Naturschutzgebiet besteht aus Weideland<br />
mit vereinzelten Bäumen und Edellaubwald.<br />
Hier können Sie unter den Eichen <strong>dem</strong> Hang<br />
entlang der Sandstein-schlucht spazieren. Lesen<br />
Sie mehr über Västerplana storäng <strong>auf</strong> den<br />
Seiten 10, 11 und 44.<br />
4. Naturschutzgebiet Gamleriket<br />
Im Naturschutzgebiet Gamleriket stehen zahlreiche<br />
alte Eichen. Wanderwege und Parkplätze<br />
sind nicht vorhanden.<br />
5. Naturschutzgebiet Såten<br />
Såten umfasst Alvarland, Laubwald sowie auch<br />
Nadelwald. Auf <strong>dem</strong> Weideland blüht im<br />
Vorsommer unter anderem die Orchidee Stattliches<br />
Knabenkraut und im Fichtenwald tauchen<br />
im Herbst viele Pilzarten <strong>auf</strong>. Hier findet man<br />
auch <strong>Kinnekulle</strong>s reichstes Gebiet an Frauenschuh<br />
mit hunderten von blühenden Pflanzen.<br />
Lesen Sie mehr über Såten <strong>auf</strong> Seite 47.<br />
33
6. Naturschutzgebiet Bestorp<br />
Bestorp befindet sich zwischen Österplana<br />
und Medelplana. Von der Landstrasse aus<br />
können Sie <strong>Kinnekulle</strong>s Wanderweg durch<br />
die Kalkgrasgebiete und Laubwälder des<br />
Reservates folgen, und danach kehren Sie<br />
entlang einer Waldstrasse bei Stenåsen zur<br />
Landstrasse zurück. Im Frühling blühen hier<br />
unter anderem Buschwindröschen im Laubwald<br />
und Schlüsselblümchen im Weideland.<br />
7. Naturschutzgebiet Österplana hed<br />
och vall<br />
Österplana hed och vall ist <strong>Kinnekulle</strong>s<br />
größtes Naturschutzgebiet und streckt sich<br />
entlang der Ostseite des Berges. Der größte<br />
Teil des Gebietes ist Weide-land <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
kargen Kalksteinplateau, es gibt aber auch<br />
kleinere Gebiete mit Heuwiesen und Wald.<br />
Lesen Sie mehr über Österplana hed och vall<br />
<strong>auf</strong> den Seiten 23-25 und 42-43.<br />
8. Naturschutzgebiet Råbäcks sjöskog<br />
Dieses Naturschutzgebiet folgt <strong>dem</strong> Strand<br />
des Vänernsees und streckt sich südwärts von<br />
Råbäcks Hafen. Nach einem Spaziergang<br />
entlang des Steinstrandes lockt vielleicht<br />
ein Bad von den Klippen gleich südlich des<br />
Hafens.<br />
9. Naturschutzgebiet Råbäcks ekhagar<br />
Wie der Name andeutet sieht man viele<br />
Eichen im Naturschutzgebiet Råbäcks ekhagar,<br />
aber auch alte Wildkirschenbäume<br />
und Birken gibt es hier zu bestaunen. Ein<br />
schöner Spazierweg schließt von <strong>Kinnekulle</strong>s<br />
Wanderweg an, der in der Nähe des Gebietes<br />
vorbeiführt.<br />
34
Gebiet, jedoch kann man ohne Probleme<br />
frei im Gebiet wandern. Der Reichtum an<br />
Kirschenbäumen ist ein Kennzeichen für<br />
Skagen und die Blütezeit passt daher<br />
ausgezeichnet, um <strong>Kinnekulle</strong>s eigenes<br />
kleines Kirschental zu besuchen.<br />
13. Naturschutzgebiet Törnsäter<br />
Törnsäter liegt <strong>auf</strong> einer Sandsteinplateau<br />
<strong>auf</strong> der Ostseite des <strong>Kinnekulle</strong>. Das Gebiet<br />
besteht aus Laubwäldern sowie offenem<br />
Weideland und Weideland mit Bäumen.<br />
Ein beliebtes Ausflugsziel ist Gössäters alter<br />
Festplatz bei <strong>dem</strong> parkplatz. In diesem kleinen<br />
Edellaubwald können Sie sich an den Tischen<br />
unter den großen Baumkronen eine Pause<br />
gönnen.<br />
Skagen.<br />
10. Naturschutzgebiet Gröne skog<br />
Im alten Nadelwald dieses Naturschutzgebietes<br />
kommen Pilzinteressierte <strong>auf</strong> ihre<br />
Rechnung – hier wachsen nämlich seltene<br />
Arten wie der violette Mehlschirmling und<br />
der Adelklumpfuss.<br />
11. Naturschutzgebiet Stora Salen<br />
Bei klarem Wetter ist die Aussicht vom<br />
Gipfel fantastisch. Um den Gipfel herum<br />
gibt es viele Spazier- und Waldwege. Lesen<br />
Sie mehr über Stora Salen <strong>auf</strong> Seite 45.<br />
12. Naturschutzgebiet Skagen<br />
Das Naturschutzgebiet Skagen besteht<br />
aus offenem Weideland und vereinzelten<br />
Bäumen. Keine Wege führen durch das<br />
14. Naturschutzgebiet Råbäck<br />
Ein Waldreservat am Rande des Sees Vänern.<br />
Gekennzeichnete Wege sind nicht vorhanden.<br />
15. Naturschutzgebiet Hellekis<br />
Ein Waldreservat am Rande des Sees Vänern.<br />
Gekennzeichnete Wege sind nicht vorhanden.<br />
16. Naturschutzgebiet Munkängarna<br />
Munkängarna ist eines der beliebtesten<br />
Naturgebieten des <strong>Kinnekulle</strong>. Die schattigen<br />
Edellaubwälder und Wiesen mit alten Eichen<br />
sind ein schönes Ausflugsziel zu allen Jahreszeiten,<br />
am prachtvollsten sind Munkängarna<br />
jedoch im Mai wenn der Bärlauch blüht. Lesen<br />
Sie mehr über Munkängarna <strong>auf</strong> Seite 40.<br />
17. Naturschutzgebiet Djurgården<br />
Djurgården befindet sich südlich der Ortschaft<br />
Hällekis. Das Gebiet besteht größtenteils<br />
aus bewaldeten Weiden und aus Laubwäldern.<br />
Lesen Sie mehr über Djurgården <strong>auf</strong><br />
Seite 46.<br />
35
Andere sehenswürdigkeiten<br />
A. Die Bischofsburg von Husaby<br />
Einige hundert Meter von der Kirche<br />
entfernt liegen die Ruinen einer Burg, die<br />
am Ende des 15. Jahrhunderts <strong>dem</strong> Bischof<br />
in Skara, Brynolf Gerlaksson, gehörte.<br />
Während der Reformation unter Gustav<br />
Vasa wurde die Burgs Staatseigentum. Um<br />
das Jahr 1530 wurde die Burg absichtlich<br />
zerstört.<br />
18. Naturschutzgebiet<br />
Hönsäters sjöskog<br />
Hönsäters sjöskog liegt zwischen Hällekis<br />
und <strong>dem</strong> Campingplatz von Hällekis. Das<br />
Gebiet besteht größtenteils aus Nadelwald.<br />
Hier kann man im Herbst viele ungewöhnliche<br />
Pilzarten sehen, zum Beispiel die<br />
merkwürdigen Halskrausenerdsterne.<br />
19. Naturschutzgebiet<br />
Östra und Västra Fågelön<br />
Einige Schären im Vänersee wo Seevögel<br />
ungestört hecken kunnen.<br />
B. Die Kirche von Husaby<br />
Die mächtige Turmpartie der Kirche von<br />
Husaby stammt aus <strong>dem</strong> Ende des 11.<br />
Jahrhunderts. Die Kirche ist eines von<br />
Schwedens ältesten Gebäuden. Das Innere<br />
der Kirche ist noch immer stark vom Mittelalter<br />
geprägt. Hier stehen unter anderem<br />
ein Bischofsstuhl aus <strong>dem</strong> 12. Jahrhundert,<br />
ein T<strong>auf</strong>stein aus <strong>dem</strong> 13. Jahrhundert sowie<br />
der interessante Ambo, ein mittelalterlicher<br />
Lesepult, aus der gleichen Zeitperiode. Zu<br />
der besonderen Einrichtung der Kirche<br />
gehört auch eine Chorschranke aus <strong>dem</strong> 17.<br />
Jahrhundert.<br />
Vor <strong>dem</strong> Kirchentor liegen zwei Steinsärge<br />
aus <strong>dem</strong> 12. Jahrhundert.<br />
C. Sankt Sigfrids Quelle<br />
Gleich nordöstlich der Kirche in Husaby<br />
liegt die Quelle, wo Schwedens erster<br />
christlicher König, Olof Skötkonung,<br />
get<strong>auf</strong>t wurde. Die Quelle wurde im 16.<br />
Jahrhundert von Erzbischof Laurentius Petri<br />
mit Stein <strong>auf</strong>gefüllt. Der Bischof war der<br />
Meinung, dass die Quelle zu katholisch war.<br />
Später aber wurde die Quelle geräumt und<br />
restauriert.<br />
36
umgebaut. Gemäß Sage war die alte Kirche<br />
St. Elin und St. Appolonia gewidmet und im<br />
Innern der Kirche ist Sankt Elins Steinaltar<br />
aus <strong>dem</strong> 12. Jahrhundert bewahrt. Der<br />
nördliche Eingang des Friedhofs wird von<br />
einem mittelaterlichen Tor in der Mauer<br />
gekennzeichnet.<br />
Motiv aus Flyhovs Felszeichnungen.<br />
D. Felszeichnungen bei Flyhov<br />
Entlang der Strasse zwischen Kinne-Kleva<br />
und Husaby befindet sich ein Gebiet mit<br />
Felszeichnungen aus der Bronzezeit. Die<br />
etwa 3000 Jahre alten Einritzungen stellen<br />
Menschen, Schiffe, Räder und Fußsohlen<br />
dar.<br />
E. Die Kirche von Västerplana<br />
Die Kirche von Västerplana ist vermutlich<br />
aus <strong>dem</strong> 12. Jahrhundert. Im 18. Jahr-hundert<br />
wurde die Kirche jedoch bedeutend<br />
größer, da zwei große Kreuzarme seitlich<br />
des ursprünglichen Langhauses dazugebaut<br />
wurden. In dieser hübschen Kirche gibt es<br />
unter anderem Dach- und Wandmalereien<br />
aus <strong>dem</strong> 17. und 18. Jahrhundert, sowie<br />
einen geschmückten T<strong>auf</strong>-stein aus <strong>dem</strong> 12.<br />
Jahrhundert.<br />
F. Tredingstenar<br />
Entlang der Strasse zwischen Medelplana<br />
und Västerplana stehen drei errichtete<br />
Steine. Das Gebiet um die Steine ist ein<br />
Grabfeld aus der Eisenzeit.<br />
G. Die Kirche von Medelplana<br />
Die Kirche in Medelplana ist ursprünglich<br />
aus <strong>dem</strong> 12. Jahrhundert, wurde aber<br />
anfangs des 19. Jahrhunderts gründlich<br />
H. Die Kirche von Österplana<br />
Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Österplanas<br />
mittelalterliche Kirche abge-rissen<br />
und eine neue, viel größere Kirche wurde in<br />
Österplana hed gebaut. In dieser Kathedrale<br />
sind viele Inventaren der alten Kirche aus<br />
<strong>dem</strong> Mittelalter bewahrt.<br />
I. Permanente Aussenausstellung<br />
Hier können Sie mehr über die Natur, Kultur<br />
und Geologie des <strong>Kinnekulle</strong> lesen.<br />
J. Aussichtsturm<br />
Auf der Kuppe des <strong>Kinnekulle</strong> befindet sich<br />
ein Aussichtsturm. Dieser wurde in den<br />
1980er Jahren im gleichen Baustil wie der<br />
frühere Turm aus den 1890er Jahren erbaut.<br />
Von hier aus können Sie bei klaren Wetterbedingungen<br />
die meisten Plateauberge von<br />
Västergötland sehen.<br />
K. Råbäcks Hafen<br />
Im Hafen kann man bei tiefem Wasserstand<br />
den Urberg hervorschauen sehen. Hier liegt<br />
außer<strong>dem</strong> Råbäcks Mechanischer Steinmetzbetrieb,<br />
die im Jahr 1888 in Gebrauch<br />
genommen und in den 1970-er Jahren<br />
geschlossen wurde. Die Anlage ist heute<br />
ein Baudenkmal und die meisten Teile der<br />
ursprünglichen Maschinenausrüstung sind<br />
noch heute intakt.<br />
37
L. Cementas Kalksteinbruch<br />
Der größte Steinbruch des Berges befindet<br />
sich oberhalb Munkängarna. Hier hat die<br />
Firma Cementa Millionen Tonnen Kalkstein<br />
für die Zementfabrik in Hällekis gebrochen.<br />
Als der Betrieb am Ende der 1970-er Jahre<br />
<strong>auf</strong>hörte, baute man Wege entlang des Steinbruchs,<br />
so dass man nun um den Steinbruch<br />
herum wan-dern kann. In den mächtigen<br />
Bruchflächen kann man die verschiedenen<br />
Kalksteinschich-ten deutlich erkennen. Jeder<br />
Millimeter repräsentiert etwa 1000 Jahre<br />
von Ablagerungen. Insgesamt entstand der<br />
Kalkstein des <strong>Kinnekulle</strong> während etwa 50<br />
Millionen Jahren.<br />
M. Falkängen<br />
Viele der Angestellten des Cementabruches<br />
wohnten in Falkängen in der Ortschaft Hällekis.<br />
Die Strasse mit den Arbeitersiedlungen<br />
ist bis heute bewahrt. In einem der Häuser<br />
kann man sehen, wie ein Arbeiterheim anfang<br />
des 20. Jahrhunderts aussehen konnte.<br />
In Falkängen gibt es außer<strong>dem</strong> ein Museum<br />
über Cementa und ein Steinmuseum, in<br />
welchem man mehr über die Gesteinarten<br />
des <strong>Kinnekulle</strong> lernen kann.<br />
N. Kirchen am Fuße des Berges<br />
Um den <strong>Kinnekulle</strong> herum liegen viele schöne<br />
Kirchen aus <strong>dem</strong> Mittelalter. Die Kirchen<br />
in Forshem, Kestad, Fullösa, Kinne-Vedum<br />
und Skälvum wurden ursprünglich im 12.<br />
und 13. Jahrhundert errichtet. Seit<strong>dem</strong><br />
wurde aber das Aussehen der Kirchen durch<br />
38
Renovationen und Umbauten verändert. Im<br />
17. Jahrhundert wurden die Kirchen mit<br />
Dach- und Wandmalereien von Künstlern<br />
der so genannten Läcköschule geschmückt.<br />
Die Kirche von Forshem wurde mehrmals<br />
umgebaut und bekam ihre Seitenschiffe im<br />
18. Jahrhundert. Die Kirche ist bekannt für<br />
ihre Steinreliefe. Außer<strong>dem</strong> ist sie die einzige<br />
Kirche Nordeuropas, die <strong>dem</strong> heiligen<br />
Grab Jesu Christi gewidmet ist. Im Innern<br />
der Kirche steht unter anderem ein Kruzifix<br />
aus <strong>dem</strong> 14. Jahrhundert und in der Nähe<br />
der Kirche befindet sich ein kleines Steinmuseum.<br />
Kinne-Vedums Kirche ist eine von Västergötlands<br />
besterhaltenen Kirchen aus <strong>dem</strong><br />
Mittelalter. In dieser schönen Kirche stehen<br />
unter anderem einige mittelalterliche Holzskulpturen.<br />
Die im 12. Jahrhundert erbaute Kirche von<br />
Skälvum ist äußerlich mehr oder weniger<br />
unversehrt geblieben. Über <strong>dem</strong> Eingang<br />
ist „Othelrik me fecit“ (Othelric hat mich<br />
gemacht) eingeritzt. Othelric war einer der<br />
vornehmsten Steinmeister der Gegend.<br />
Die Kirchen in Kestad und Fullösa stehen<br />
ein wenig im Schatten der übrigen Kirchen.<br />
Auch diese beiden Kirchen haben jedoch<br />
Liliensteine und T<strong>auf</strong>steine aus <strong>dem</strong> Mittelalter<br />
sowie wunderschöne Dach- und<br />
Wandmalereien.<br />
O. Källby hallar<br />
Zwei Runensteine südlich des <strong>Kinnekulle</strong>s<br />
werden Källby hallar genannt. Der eine<br />
Stein ist heidnisch, der andere ist christlich.<br />
Um die Steine herum befand sich früher ein<br />
großes Grabfeld.<br />
Die Steinhauer <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> fertigten eine große Anzahl<br />
so genannter Liliensteine an. Diese sind mit gewundenen Mustern<br />
dekoriert, welche mit größter Wahrscheinlichkeit den Baum<br />
des Lebens symbolisieren. Man hat lange gemeint, die Liliensteine<br />
stammen aus <strong>dem</strong> 12. und 13. Jahrhundert, aber möglicherweise<br />
sind sie noch älter. Die meist verbreitete Theorie ist, dass Liliensteine<br />
als Grabsteine verwendet wurden.<br />
39
Munkängarna<br />
Das Gebiet Munkängarna besteht aus<br />
üppigem Edellaubwald und offenen<br />
Wiesen mit großen und alten Eichen<br />
und Linden. Im Frühling singen Amseln,<br />
Laubsänger, Mönchgrasmücken und<br />
weitere Vögel in den Baumkronen, und<br />
der Boden wird von Blumen wie Bärlauch,<br />
gelben und weißen Windröschen,<br />
Frühlingsplatterbsen, Lungenkraut und<br />
Leberblümchen überdeckt. Am üblichsten<br />
ist der Bärlauch – ohne Zweifel der<br />
König von Munkängarna! Wenn der<br />
Bärlauch im Mai blüht, wird die Luft im<br />
Gebiet mit Zwiebelduft erfüllt.<br />
Der englische Park<br />
Im Mittelalter gehörte Munkängarna<br />
<strong>dem</strong> Kloster von Vadstena und wurde<br />
vermutlich als Heuwiese bewirtschaftet.<br />
Die Wiesenbewirtschaftung hielt<br />
teilweise bis in unsere Zeit an, während<br />
den vergangenen 200 Jahren wurden<br />
Munkängarna jedoch vor allem als Park-<br />
Frühling in<br />
Munkängarna<br />
Schmuckstücke –<br />
Weitere Information über einige von den meistbesuchten Naturgebiete des Berges.<br />
anlagen der Herrenhäuser Råbäck und<br />
Hellekis verwendet.<br />
Munkängarna wurde nach Vorbild eines<br />
englischen Parks geschaffen. Englische<br />
Parkanlagen wurden im 18. Jahrhundert<br />
beliebt und ersetzten die geraden<br />
Linien und formgeschnittenen Büsche<br />
der Barockgärten. Ein englischer Park<br />
hat an stelle weiche Formen und zeigt<br />
ein romantisiertes Bild der Natur <strong>auf</strong>.<br />
Einzigartige Aussichten, schlängelnde<br />
Pfade, malerische kleine Gebäude und<br />
abwechselnd offene und dichte Partien<br />
sind gewöhnliche Bestandteile eines englischen<br />
Parks. In Munkängarna findet man<br />
sämtliche Bestandteile!<br />
Frühes Ziel für Touristen<br />
Im Jahr 1889 wurde <strong>Kinnekulle</strong>s erster<br />
Reiseführer herausgegeben. Schon damals<br />
war Munkängarna ein oft besuchtes<br />
Ausflugsziel. Tausende von Menschen<br />
fuhren jedes Jahr mit der Eisenbahn zum<br />
40
Lidköping<br />
Flian<br />
Kållandsö<br />
Skara<br />
Mösseberg<br />
<strong>Kinnekulle</strong><br />
Götene<br />
Hornborgasjön<br />
Das Bild zeigt, wie die Landschaft um den <strong>Kinnekulle</strong><br />
vor 10.000 Jahren ausgesehen hat, als das Inlandeis<br />
weg schmolz. Der <strong>Kinnekulle</strong> ragte wie eine Insel aus<br />
<strong>dem</strong> Meer heraus.<br />
<strong>Kinnekulle</strong> und Råbäck. Damals befand<br />
sich ein Hotel in unmittelbarer Nähe der<br />
Station – ein ausgezeichneter Ausgangspunkt<br />
zum Auskundschaften der schönen<br />
Umgebung.<br />
Hohe Naturwerte<br />
Munkängarna ist nicht nur ein zum<br />
Wandern geeignetes Gebiet, denn die<br />
Naturwerte der Wälder und der offenen<br />
Wiesen und Weidegebiete sind<br />
sehr hoch. Im nährstoffreichen Boden<br />
und in den alten Bäumen gedeihen<br />
unzählige Pflanzen und Tiere. Der<br />
safran-gelbe Porling, der Adersaitling<br />
und der Pflanzenkäfer Allecula rhenana<br />
gehören zu Munkängarnas seltenen Bewohnern,<br />
die nur an wenigen anderen<br />
Orten des Landes leben. Kalksteinwand<br />
und Mörkeklevs Höhle<br />
Kalksteinwand und Mörkeklevs Höhle<br />
In Munkängarnas östlichem Teil<br />
befindet sich<br />
eine Felswand<br />
Mariestad aus Kalkstein,<br />
Lugnåsberget<br />
genannt „kleven“.<br />
Östen<br />
(Klev,<br />
ein Wort<br />
Billingen<br />
Tidan des lokalen<br />
Dialektes, bedeutet<br />
steiler<br />
Ösan<br />
Hang oder<br />
Felswand.)<br />
Die Felswand<br />
hat ihr heutiges Aussehen vor beinahe<br />
10.000 Jahren erhalten, im Zuge der<br />
Entgletscherung nach der letzten Eiszeit.<br />
Der <strong>Kinnekulle</strong> ragte damals wie eine<br />
Insel aus <strong>dem</strong> Meer heraus, welches<br />
aus Schmelzwasser gebildet wurde. Die<br />
Meeresoberfläche erreichte damals die<br />
Kalksteinschicht. Die Wellen, die gegen<br />
die Strände der Insel schlugen, formten<br />
und polierten die Felsküsten. Wo das<br />
Gestein etwas weicher war, hat das Wasser<br />
kleine Höhlen geschaffen oder sog.<br />
Rauke skulptiert.<br />
Beachten Sie, wie der Kalkberg bei<br />
Mörkelevs Höhle aussieht! Hier verlief<br />
vor langer Zeit die Strandlinie.<br />
Mörkeklevs Höhle war und ist noch immer eine Attraktion in<br />
Munkängarna. Von hier gibt es viele romantische Gemälde aus<br />
<strong>dem</strong> frühen 20. Jahrhundert. Gemälde von Fritz von Dardel.<br />
41
Die Orchideen<br />
und die<br />
meisten anderen<br />
Pflanzen <strong>auf</strong> der<br />
Heide sind abhängig<br />
von der Pflege der Weide, um hier zu<br />
überleben.<br />
Österplana hed och vall<br />
Österplana hed och vall das größte<br />
Naturschutzgebiet des <strong>Kinnekulle</strong>. Das<br />
Gebiet liegt <strong>auf</strong> einem kargen Kalksteinplateau,<br />
und der Pflanzenwuchs<br />
hier ist sehr speziell. Hier gedeihen viele<br />
verschiedenen Arten von Orchideen und<br />
weitere seltene Pflanzen.<br />
Außenland und Wiesen<br />
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten<br />
große Teile des heutigen Gebietes zum<br />
Dorf Österplana. Die Heide im nördlichen<br />
Teil war Außenland, <strong>auf</strong> welchem<br />
das Vieh weidete, während der südliche<br />
Teil eine große Heuwiese war. Heute<br />
sind nur noch wenige Gebiete mit Wiesenland<br />
übrig, während der größte Teil<br />
geweidet wird.<br />
Die Bewirtschaftung von Weiden hat<br />
eine sehr lange Tradition. Hier haben<br />
Tiere den Boden während Hunderte von<br />
Jahren offen gehalten.<br />
Ein besonderes Milieu<br />
Innerhalb des Naturschutzgebietes<br />
Österplana hed och vall findet man ein<br />
Mosaik von verschiedenen Naturtypen.<br />
Hier kommen karge Alvargebiete und<br />
völlig kahle Kalkplatten gemischt mit<br />
üppigerem Kalkgrasland und Feuchtwiesen<br />
vor. Auch Moore gibt es hier, und im<br />
Kalksteinhang wächst Laubwald.<br />
Die Tier- und Pflanzenwelt ist hier sehr<br />
reich. Außer Gefäßpflanzen leben hier<br />
auch spezielle Insekten sowie Moos- und<br />
Flechtenarten. In Spalten der Kalkplatten<br />
wohnt die seltene Feingerippte Haferkornschnecke,<br />
die während der Nacht<br />
von den <strong>auf</strong> den Steinen wachsenden<br />
Flechten frisst.<br />
Viele der <strong>auf</strong> Kalkboden üblichen Arten<br />
fehlen vollständig in der umgebenden<br />
Landschaft. Einige existieren nur <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>, den Alvargebieten um<br />
Falköping herum sowie <strong>auf</strong> den Inseln<br />
Öland und Gotland.<br />
42
Ein Gotländisches Sandkraut<br />
(Arenaria gothica) blüht im Kalkkiesel.<br />
Kamm-Wachtelweizen<br />
(Melampyrum cristatum).<br />
Das kleine Sandkraut<br />
Im Naturschutzgebiet Österplana hed och vall<br />
wächst eine kleine, un<strong>auf</strong>fällige Blume, die nur<br />
selten beachtet wird. Das Gotländische Sandkraut<br />
existiert nämlich, wie es der Name vermuten lässt,<br />
weltweit nur <strong>auf</strong> Gotland und <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Das macht es zu einem unserer absolut seltensten<br />
Pflanzen! Seit vielen Tausend Jahren wächst das<br />
Sandkraut <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>. Jede Blume lebt<br />
ein Jahr und bevor sie stirbt setzt sie Samen in die<br />
dünne Kalkkieselschicht.<br />
Feingerippte<br />
Haferkornschnecke<br />
(Chondrina clienta).<br />
Sumpfkreuzblume<br />
(Polygala amarella).<br />
Blumenkalender<br />
Die Leberblümchen gehören zu den<br />
ersten Blumen des Jahres. Sie blühen<br />
oft im April und wachsen am reichlichsten<br />
an Kalksteinhängen umgeben von<br />
Bäumen und Büschen. Kurz danach<br />
schauen in Österplana vall auch die<br />
herrlichen Kuhschellen hervor, und dann<br />
kommt die Zeit der Buschwindröschen.<br />
Im Mai blühen die Schlüsselblümchen,<br />
die Körnersteinbrecher und die seltene<br />
Orchidee Holunderknabenkraut. Beim<br />
Übergang zum Sommer<br />
Ende Mai<br />
oder Anfang Juni, blühen auch die prachtvollen<br />
stattlichen Knabenkrautorchideen<br />
und die Kirschbäume. Im Verl<strong>auf</strong> des<br />
Sommers blühen unter anderem Kleine<br />
Mädesüss, Blutrote Storchschnäbel, Kammwachtelweizen,<br />
Waldhyazinthen, Mückenhändelwurzen<br />
und Sumpfkreuzblumen.<br />
Im Spätsommer kann mann auch Echtes<br />
Labkraut, Weiden-Alant, Sand-Thymian<br />
und weißen Mauer-pfeffer genießen.<br />
Wasserfälle<br />
Österplana hed och vall wird im Osten<br />
von der Abbruchkante abgegrenzt. Viele<br />
Bäche fließen über die Abbruchkante und<br />
bilden schöne Wasser-fälle. Der Martorpsfall<br />
und der Bratteforsen gehören zu den<br />
meist besuchten Wasserfällen. Der Frühling<br />
eignet sich am besten<br />
zum Bestaunen<br />
der Wasserfälle,<br />
denn im Sommer<br />
trocknen<br />
die Bäche in<br />
der Regel aus.<br />
Auch im Winter<br />
sind die Wasserfälle<br />
einen Besuch wert,<br />
da große Eiszäpfen<br />
an den Bergwänden<br />
hängen.<br />
43
Västerplana storäng<br />
Das Naturschutzgebiet Västerplana storäng<br />
befindet sich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Sandsteinplateau<br />
unmittelbar beim See Vänern. Das<br />
Gebiet ist ein kleiner Rest des früher umfassenden<br />
Wiesenlands <strong>auf</strong> der Westseite<br />
des <strong>Kinnekulle</strong>. Auch hier hat jedoch die<br />
Wiesenbewirtschaftung vor langem <strong>auf</strong>gehört.<br />
Auf den Seiten 11 und 12 dieser<br />
Broschüre können Sie lesen, wie während<br />
der vergangenen 200 Jahren die meisten<br />
der früheren Heuwiesen verschwanden.<br />
Eichenweiden und Laubwälder<br />
Heute gibt es stattdessen Eichenweiden<br />
und Edellaubwälder im Gebiet. Die<br />
nördlichen Teile des Gebietes sind Wald,<br />
während <strong>auf</strong> den südlichen Teilen geweidet<br />
wird. Die Weide hält Gebüsch zurück und<br />
sorgt dafür, dass der Wald und das Weideland<br />
offen gehalten werden. Im ganzen<br />
Gebiet blühen Frühlingsblumen wie<br />
Buschwindröschen und Bärlauch.<br />
Die Blumen nutzen das Sonnenlicht<br />
aus, bevor die Bäume sich<br />
belauben und den Boden beschatten.<br />
Västerplana storäng ist eines der an<br />
Der Waldkauz<br />
(Strix aluco)<br />
findet ausgezeichnete<br />
Nestlöcher<br />
in alten,<br />
ausgehöhlten<br />
Eichen.<br />
Eichenreichsten Gebieten des <strong>Kinnekulle</strong>.<br />
Einige der Eichen, die Carl von Linné<br />
im 18. Jahrhundert erwähnte, stehen<br />
noch heute.<br />
Frühe Ansiedelung<br />
In Västerplana storäng zeugen unter<br />
anderem Rodungsh<strong>auf</strong>en und Terrassen<br />
von mühsamer Anbauarbeit. Die<br />
ältesten Funde stammen mit<br />
größter Wahrscheinlichkeit<br />
aus der späten Bronzezeit<br />
oder der frühen Eisenzeit.<br />
Die stilvolle Frühlingsplatterbse<br />
(Lathyrus vernus)<br />
blüht im Mai.<br />
Efeu (Hedera helix) ist eine von<br />
Schwedens drei wild wachsenden<br />
Lianen. Sie klettert <strong>auf</strong> vielen der Bäume am<br />
Sandsteinhang in Västerplana storäng.<br />
44
Stora Salen<br />
Der <strong>Kinnekulle</strong><br />
erhebt sich 263<br />
Meter über<br />
<strong>dem</strong> Wasserspiegel<br />
des Sees<br />
Vänern, und die<br />
Aussicht von der<br />
Kuppe ist bei klarem<br />
Wetter fantastisch.<br />
Die beste<br />
Aussicht hat man ostwärts oberhalb des<br />
Slalomhanges, und westwärts vom Aussichtsturm.<br />
Die Kuppe des <strong>Kinnekulle</strong> ist<br />
größtenteils bewaldet. Auf der Westseite<br />
liegt jedoch eine offene Heuwiese, die Salen<br />
genannt wird. Auf der Wiese wachsen<br />
und leben seltene Pflanzen und Tiere wie<br />
der Feldenzian, die Waldhyazinthe und<br />
der Kurzgewölbte L<strong>auf</strong>käfer (Carabus convexus).<br />
Setzen Sie sich einen Moment bei<br />
den Tischen hin und genießen Sie Salens<br />
Schönheit. Zusammen mit den Laub- und<br />
Nadelwaldgebieten an den westlichen und<br />
südlichen Hängen gehört die Heuweise<br />
zum Naturschutzgebiet Salen.<br />
Riesen und verzauberte Gärten<br />
In vergangenen Zeiten war Högkullen<br />
Besitz des Staates, wo die Bauern kein<br />
Brennholz holen durften. Die Kuppe war<br />
damals kein vielbesuchter Ort und mit<br />
einem Hauch von Mystik umgeben. Eine<br />
Geschichte, die früher oft erzählt wurde,<br />
beschreibt einen verzauberten Garten<br />
<strong>auf</strong> der Kuppe des <strong>Kinnekulle</strong>, den man<br />
aus Versehen betreten konnte. In diesem<br />
Garten wuchs eine Menge vorzüglich<br />
schmeckender Früchte. Falls man versuchte,<br />
Früchte zu pflücken, fand man nicht<br />
mehr aus <strong>dem</strong> Garten hinaus. Außer<strong>dem</strong><br />
glaubte man damals, dass <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
Riesen lebten. Vom der Kuppe<br />
des Berges verl<strong>auf</strong>en drei Bergrücken, sog.<br />
Drumlins, in südlicher Richtung. Diese<br />
wurden von den Bewegungen des Inlandeises<br />
geschaffen. Früher glaubte man jedoch,<br />
dass sie entstanden seien, als eine Riesin die<br />
Kirche von Husaby mit Steinen bewerfen<br />
wollte. Da aber die Schürze der Riesin<br />
Löcher hatte, seien die Steine während der<br />
Wanderung zur Kirche herausgefallen und<br />
haben so die Bergrücken gebildet.<br />
Sprängestan<br />
An Högkullens südlichem Hang wächst<br />
alter Fichtenwald. An gewissen Stellen ist<br />
der Boden steil und hügelig und wird von<br />
Steinblöcken verdeckt. Dieses Gebiet wird<br />
Sprängestan genannt. Auf den moosbewachsenen<br />
Steinen zu klettern ist ein spannendes<br />
Naturerlebnis.<br />
Bengt Österplan schrieb im Jahr 1699 in seiner<br />
Dissertation wie folgt über den <strong>Kinnekulle</strong>:<br />
„Dass <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> Riesen gelebt haben, kann nicht<br />
bezweifelt werden. Vor vielen Jahren fand man bei BrätteFors<br />
bei Kleva nämlich einen durch Kälte getöteten Riesen von<br />
gewaltiger Größe, ein furchtbarer Anblick.“<br />
45
Finden Sie Ihren persönlichen<br />
Lieblingsplatz!<br />
Dank allen neuen Naturschutzgebieten<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> können Sie leicht<br />
Ihren ganz persönlichen Lieblingsplatz<br />
finden. Wir nehmen die Gelegenheit<br />
wahr, Sie <strong>auf</strong> einige der Gebiete <strong>auf</strong>merksam<br />
zu machen, die im Rahmen<br />
des Life-Projektes <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
restauriert wurden.<br />
Während der zweiten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts ist das offene oder nur von<br />
einzelnen Bäumen bewachsene Weideland<br />
größtenteils verwuchert und allmählich<br />
zu jungem Wald heran gewachsen.<br />
Auf vielen dieser Gebiete werden<br />
inzwischen Gebüsche und Bäume jedoch<br />
wieder gerodet und das Land erneut zu<br />
Weideland gemacht. Hier kann man<br />
heute die erneute Verbreitung der reichen<br />
Flora und Fauna, die <strong>auf</strong> <strong>Kinnekulle</strong>s<br />
Grasland vorhanden ist, verfolgen.<br />
Djurgården<br />
Djurgården ist eines der Naturschutzgebiete,<br />
in denen große Rodungseinsätze<br />
ausgeführt worden sind. Hier sind alte<br />
Bäume aus <strong>dem</strong> dunklen Dickicht ans<br />
Licht zurückgekehrt. Nun können die<br />
Bäume wieder Blätter entwickeln und<br />
<strong>auf</strong> ein langes Leben <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Berg<br />
hoffen.<br />
Djurgården wird vor allem durch weite<br />
Weiden mit alten Laubbäumen gekennzeichnet.<br />
Eiche, Linde und Birke sind<br />
häufige Baumarten. Die bewaldeten<br />
Feldwiesen wechseln mit offenen Weiden<br />
und Laubwädern in einem spannenden<br />
Mosaik ab.<br />
Der Name Djurgården stammt aus jener<br />
Zeit, als Hönsäters Herrenhof einen<br />
Tierpark besaß. In diesem Park wurden<br />
Rot- und Damhirsche für die Jagd der<br />
Adeligen gehalten.<br />
Erkennen Sie dieses Gebiet?<br />
Manchmal ist es schwierig sich daran zu<br />
erinnern wie etwas früher ausgesehen<br />
hat. Man gewöhnt sich schnell an einen<br />
neuen Anblick. Das Foto zeigt, wie es<br />
2005 im Djurgårdengebiet ausgeschaut,<br />
bevor die Restaurationen des Weidelandes<br />
eingeleitet wurden. Fahren Sie hin<br />
und schauen Sie selbst, wie das Gebiet<br />
heute aussieht!<br />
Djurgården, wo man Richtung Högkullen abbiegt.<br />
(März 2005.)<br />
46
Såten<br />
Im neuen Naturschutzgebiet<br />
Såten<br />
sind große Gebiete<br />
mit Alvar- und<br />
Kalkgras-land durch<br />
Roden restauriert<br />
worden. Hier können<br />
wieder Licht<br />
fordernde Pflan-zen<br />
wie Stattliches Knabenkraut,<br />
kleines Mädesüss,<br />
Wildlein und Schlüsselblümchen<br />
wachsen. Außer <strong>dem</strong> Grasland gibt es<br />
hier auch Laubwälder, Fichtenwälder,<br />
Eichenweiden und Moorgebiete. In<br />
Såten findet man also eine Zusammenfassung<br />
von allem, was der <strong>Kinnekulle</strong><br />
im Bereich Natur zu bieten hat.<br />
Schwedischer Drachenkopf<br />
Auf Såtens Wiesenland wächst eine sehr<br />
ungewöhnliche Blume – der Schwedische<br />
Drachenkopf. Diese Blume wurde<br />
erst im Jahr 1996 <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong><br />
entdeckt und wächst nur an wenigen<br />
Orten Schwedens. In der sibirischen<br />
Steppe ist sie hingegen weit verbreitet.<br />
<strong>Kinnekulle</strong> – ein Wohnort für viele Pflanzen<br />
Nicht nur der Drachenkopf ist eine selten<br />
vorkommende Pflanze <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong>. Hier<br />
gibt es viele außergewöhnliche Arten, die in der<br />
Landschaft um den Berg herum nicht zu finden<br />
sind. In <strong>Kinnekulle</strong>s abwechslungsreicher Natur<br />
gedeihen Arten, die eigentlich an der Westküste,<br />
in trockenen Steppen, nördlichen Gebirgen oder<br />
in wärmeren südlicheren Gegenden heimisch<br />
sind. Beispiele anderer ungewöhnlicher Bewohner<br />
des <strong>Kinnekulle</strong> sind Steinkresse, Holunderknabenkraut<br />
und das Nördliche Mannsschild.<br />
Nadelwald <strong>auf</strong> kalkhaltigem Boden<br />
Der Fichtenwald im Naturschutzgebiet<br />
Såten ist angepflanzt und die Bäume sind<br />
noch immer ziemlich jung. Die Naturwerte<br />
in diesem Wald sind trotz<strong>dem</strong> sehr<br />
groß. In der kalkreichen Erde verbreiten<br />
sich nämlich eine Menge seltener Pilzarten.<br />
Wenn Sie <strong>auf</strong>merksam sind, können<br />
Sie hier Seltenheiten wie den Würzigen<br />
Schleimkopf (Cortiarius Percomis), den<br />
Risspilz (Inocybe Tricolor) oder vielleicht<br />
gar einen großen Frühlingstrichterling<br />
finden.<br />
Der Schwedische Drachenkopf<br />
(Dracocephalum ruyschiana) blüht<br />
normalerweise im Juni und Juli. Die Blume<br />
hat ihren Namen wegen ihrem Drachenkopf<br />
ähnlichen Aussehen bekommen.<br />
47
Allgemeines Nutzungsrecht<br />
Das Schwedische Allemannsrätt gibt Ihnen<br />
die Möglichkeit, die Natur zu erleben und zu<br />
genießen, sowie <strong>auf</strong> öffentlichem Gelände wie<br />
<strong>auf</strong> Gelände im Privatbesitz. Alles ist jedoch<br />
nicht erlaubt. Dem allgemeinen Nutzungsrecht<br />
folgt eine gewisse Verantwortung. Nicht stören<br />
und nicht zerstören ist eine wichtige Hauptregel,<br />
die befolgt werden muss. Jährlich wird<br />
der <strong>Kinnekulle</strong> von vielen besucht. Daher ist<br />
es ausgesprochen wichtig, dass wir behutsam<br />
mit unserer Natur umgehen und <strong>auf</strong> Tiere und<br />
kommende Besucher Rücksicht nehmen.<br />
Steine<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> ist es erlaubt, einzelne<br />
lose Steine <strong>auf</strong>zulesen. Sie dürfen<br />
jedoch keine Steine aus <strong>dem</strong> Berg<br />
brechen oder Steine von Steinmauern<br />
entfernen.<br />
Weide<br />
Schließen Sie bitte immer sämtliche Türen<br />
und Pforten hinter sich! Bitte lassen<br />
Sie weidende Tiere in Ruhe.<br />
Hund<br />
Ihren Hund dürfen Sie gerne in die Natur<br />
mitnehmen, er muss aber immer unter<br />
Aufsicht gehalten werden. Zwischen<br />
<strong>dem</strong> 1. März und <strong>dem</strong> 20. August muss<br />
der Hund immer an der Leine gehalten<br />
werden, weil viele Tiere Junge haben.<br />
Zelten<br />
Eine Nacht darf ohne spezielle Erlaubnis<br />
gezeltet werden. Möchten Sie jedoch mehrere<br />
Zelte <strong>auf</strong>stellen oder mehrere Nächte<br />
an derselben Stelle bleiben, müssen Sie den<br />
Landeigentümer um Erlaubnis bitten. Mit<br />
Wohnwagen und Wohnmobilen darf <strong>auf</strong><br />
offenem Gelände nicht gefahren werden.<br />
Denken Sie daran, dass Kühe und andere Tiere Ihren<br />
Hund als Gefahr sehen können. Nehmen Sie Ihren<br />
Hund am besten nicht <strong>auf</strong> Weideland mit. Führen Sie<br />
Ihren Hund an der Leine, falls Sie ihn mitnehmen.<br />
Fahrrad fahren<br />
Beim Fahrradfahren<br />
<strong>auf</strong> offenem Gelände ist<br />
es wichtig, <strong>auf</strong> die Umgebung Rücksicht zu<br />
nehmen und sich <strong>dem</strong> Gelände anzupassen.<br />
Auf Schonungen oder wo empfindlichem<br />
Gelände Schaden angerichtet werden könnte,<br />
darf nicht Fahrrad gefahren werden.<br />
48
Feuer<br />
Machen Sie nie Feuer, falls auch nur ein<br />
kleines Brandrisiko besteht. Machen Sie<br />
nie Feuer <strong>auf</strong> Felsen, da diese dadurch<br />
bersten und zerstört werden können. Bei<br />
Dürre wird ein allgemeines Feuerverbot<br />
erlassen.<br />
Denken Sie daran, dass gewisse Blumen<br />
unter Naturschutz stehen.<br />
Lesen Sie mehr über Naturschutz und unter Naturschutz<br />
stehende Pflanzen <strong>auf</strong> www.o.lst.se.<br />
Reiten<br />
Es ist erlaubt zu reiten, jedoch nicht, falls<br />
ein Risiko für Geländeschäden besteht.<br />
Über Hausgrundstücke und Schonungen<br />
darf nicht geritten werden.<br />
Pflücken von Blumen<br />
Beeren, Pilze und die meisten Blumen<br />
dürfen gepflückt werden. Jedoch dürfen<br />
Zweige von lebenden Bäumen nicht abgebrochen<br />
werden.<br />
Die in den Reservaten geltenden<br />
Vorschriften können Sie <strong>auf</strong> der Website<br />
www.kinnekullenatur.se oder <strong>auf</strong> den<br />
Reservatsschildern lesen.<br />
Angeln<br />
Im Vänersee darf mit Handangelgeräten<br />
frei geangelt werden. Im See des alten<br />
Kalksteinbruches von Cementa braucht<br />
man jedoch einen Angelschein.<br />
Naturschutzgebiete<br />
Viel Boden <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> gehört<br />
zu Naturschutzgebieten, in denen oft<br />
spezielle Regeln gelten. Innerhalb der<br />
Reservate dürfen Sie beispielsweise keine<br />
Pflanzen pflücken. Das Entfachen von<br />
Feuer ist nur an angegebenen Stellen<br />
erlaubt und Hunde müssen immer an<br />
der Leine geführt werden.<br />
49
Wanderwege und weitere information<br />
Der Wanderweg des <strong>Kinnekulle</strong><br />
Der Wanderweg des <strong>Kinnekulle</strong> ist 45<br />
km lang und führt Sie durch reichlich<br />
bemessene Teile der abwechslungsreichen<br />
Natur des Berges. Einige Abscnitte<br />
des Wegs sind kleinere Strassen.<br />
Wie <strong>auf</strong> der Karte zu sehen ist, stehen<br />
Windschutzhütten zum Übernachten<br />
und Ausruhen zur Verfügung. Der Wanderweg<br />
„<strong>Kinnekulle</strong>leden“ ist in der Natur<br />
mit oranger Farbe gekennzeichnet.<br />
Weitere gekennzeichnete Wanderwege<br />
Falls Sie eine etwas leichtere Wanderung<br />
unternehmen möchten, stehen Ihnen<br />
eine Anzahl kürzere Wanderwege zur<br />
Auswahl.<br />
Diese Wanderwege sind in der Natur<br />
mit blauer Farbe gekennzeichnet, jedoch<br />
verl<strong>auf</strong>en diese teilweise auch <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
mit oranger Farbe markierten Wanderweg<br />
„<strong>Kinnekulle</strong>leden“. Erkundigen Sie<br />
sich <strong>auf</strong> der Karte nach einem passenden<br />
Wanderweg oder finden Sie einen<br />
eigenen.<br />
Weitere Information<br />
Weitere Information über die Natur des<br />
<strong>Kinnekulle</strong> gibt es <strong>auf</strong><br />
www.kinnekullenatur.se, wo Sie unter<br />
anderem auch diese Broschüre und eine<br />
Karte finden können.<br />
Auf www.kinnekulle.se können Sie<br />
mehr über Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
Restaurants und verschiedene<br />
Aktivitäten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kinnekulle</strong> erfahren.<br />
Dort finden Sie auch Bus- und Zugfahrpläne.<br />
Oder warum den <strong>Kinnekulle</strong><br />
nicht per Fahrrad erkunden? – Von Götene<br />
aus führt ein Radweg entlang <strong>dem</strong><br />
alten Eisenbahndamm nach Hällekis.<br />
Wald-Erdbeere<br />
(Fragaria vesca).<br />
50
„… Der <strong>Kinnekulle</strong> ist einer der herrlichsten und angenehmsten<br />
Orte, die man sich denken kann. Der Berg erfreut seine Besucher <strong>auf</strong><br />
ganz besondere Weise. Hier findet man die herrlichsten Äcker, die<br />
anmutigsten Haine, die angenehmsten Parks. Das Getreide biegt sich<br />
unter <strong>dem</strong> Gewicht der Ähre. Eine Auslese der hübschesten Blumen<br />
des Nordens strahlt <strong>auf</strong> Hainen und Wiesen. (…) Die Vögel füllen die<br />
Luft mit ihrem Gesang, und harmlose Tiere springen im Gestrüpp.<br />
Auf den Hügeln spielen die Lämmer, und die Schafe gönnen sich <strong>auf</strong><br />
der Weide Ruhepausen. Viehherden bereichern das Land, und <strong>auf</strong><br />
den Feldern sieht man Pferde rennen. Kurz gesagt: Die Natur hier ist<br />
Schönheit pur und ist <strong>dem</strong> Auge eine Wonne.“<br />
Dieses romantisierte Bild vom <strong>Kinnekulle</strong> zeichnete Per Kalm,<br />
einer von Carl von Linnés Aposteln. Per Kalm reiste 1746 durch<br />
Västergötland.