unter einem Dach im Chemiepark Marl - Internationale Chemie ...
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Propenal katalytisch zu Acrylsäure oxidiert. Besonders ist hier der Zusatz „katalytisch“. Denn<br />
ohne die Zugabe eines Katalysators würde der Sauerstoff an der C-C-Doppelbindung<br />
angreifen – was nicht erwünscht ist.<br />
Weiter ging es wieder mit dem Bus zur Chloralkali-Elektrolyse. Hier wird nach dem<br />
Membranverfahren Chlorgas, Wasserstoff und Natronlauge gewonnen. An der Anode entsteht<br />
aus der eingespeisten Natriumchloridlösung Chlor und an der Kathode aus dem zugeführten<br />
Wasser Wasserstoff, zusätzlich entsteht noch Natronlauge: Die Membran ist nur für<br />
Natriumionen durchlässig, die in den Kathodenraum wandern, in dem sich durch die<br />
Wasserzerlegung Hydroxid-Ionen anreichern.<br />
2 NaCl (aq) + 2 H 2 O (l) → 2 NaOH (aq) + Cl 2 (g) + H 2 (g)<br />
Es ist sehr faszinierend, zu sehen, dass das, was man <strong>im</strong> <strong>Chemie</strong><strong>unter</strong>richt theoretisch<br />
behandelt, praktisch funktioniert – auch wenn man teilweise nur erahnen kann, was in<br />
welchem Gebäudeteil gerade abläuft.<br />
Bis dahin gab es für uns so viel zu sehen, dass wir glatt das beliebte Thema „Essen“ vergaßen.<br />
Doch natürlich stand auch das auf dem Zeitplan und wir wurden kurzerhand in das<br />
Betriebsrestaurant Cul<strong>im</strong>ar zum Mittag eingeladen (eine reichliche, leckere Auswahl, wir<br />
waren begeistert).<br />
Gestärkt besuchten wir als nächstes die Analytik. Genauer gesagt: Die Licht- und<br />
Rasterelektronenmikroskopie und die Infrarot-Spektroskopie. Auch dort wurden wir<br />
überrascht. Unterm Lichtmikroskop kann man normalerweise nur zweid<strong>im</strong>ensional, bzw.<br />
ohne scharfe Tiefenstruktur das Präparat betrachten. Doch <strong>im</strong> Labor der AQura GmbH, einer<br />
Tochtergesellschaft der Evonik Industries AG, steht ein Lichtmikroskop, das durch<br />
Verrechnung mehrerer aus <strong>unter</strong>schiedlicher Höhe geschossener Fotos ein nicht nur an allen<br />
Stellen scharfes, sondern auch dreid<strong>im</strong>ensionales Bild erzeugt, welches man sogar drehen und<br />
so von <strong>unter</strong>schiedlichen Seiten betrachten kann. Mit dem Rasterelektronenmikroskop sind<br />
dann noch stärkere Vergrößerungen (bis zu 1 000 000 : 1) möglich. Einzelheiten, z.B. des<br />
Facettenauges einer Fliege oder die Wellenstruktur der vermeintlich glatten Haihaut werden<br />
dadurch für uns sichtbar. Mit dem Infrarot-Spektroskop kann man ermitteln, welcher Stoff vor<br />
<strong>einem</strong> liegt. Bei der IR-Spektroskopie werden Atombindungen durch Strahlung <strong>im</strong> IR-Bereich<br />
in Schwingungen versetzt. Dabei wird, abhängig von den Bindungspartnern, Strahlung<br />
best<strong>im</strong>mter Wellenlängen absorbiert. Das Ergebnis ist ein IR-Spektrum, ein Graph, der in<br />
Abhängigkeit von der Wellenlänge die Absorption der einzelnen Substituenten in Form von<br />
Ausschlägen zeigt. Wir durften das Spektrum der von uns mitgebrachten Kunststoffe mit<br />
denen bekannter Kunststoffe vergleichen. In m<strong>einem</strong> Fall waren die Joghurtverpackung aus<br />
Polypropylen und die Tüte, in der vorher einmal Äpfel waren, aus Polyethylen. Doch auch<br />
etwas „exotischere“ Kunststoffe waren dabei. So fanden wir heraus, dass in manchen Amino-<br />
Gruppen, Ester oder Hydroxid-Gruppen enthalten waren.<br />
Doch wofür das Ganze? Tritt der Fall ein, dass ein fertiges Produkt Mängel aufweist, so kann<br />
es in der Regel drei „Schuldige“ geben: Entweder es ist der Transport, die Fertigung des<br />
Produktes oder das Material. Um zum Beispiel bei einer Beschichtung eines Besteckeinsatzes<br />
für Spülmaschinen, die dunkle Flecken aufweist, herauszufinden, woher diese kommen, wird