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Digitale Medien Südkoreas im soziokulturellen ... - Absatzwirtschaft

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<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

Seong-Jae K<strong>im</strong><br />

1. <strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> in Südkorea<br />

1.1 Informationsgesellschaft und <strong>Medien</strong>politik<br />

Korea galt vor 1950, dem Beginn des Koreakriegs, als „das Land der Morgenstille“<br />

(Chosun). Mit dem amerikanischen Einfluss, der die Nachkriegsgeschichte und das<br />

Verhältnis zwischen (Süd-)Korea und den USA prägte, setzte eine Verschmelzung<br />

von westlichen und asiatischen Traditionen ein; das „stille Land“ wurde zu einem<br />

„Land zwischen den Kulturen“. In der Zeit zwischen den 1960er- und 1990er-Jahren<br />

forcierte die südkoreanische Militärdiktatur eine massive Industrialisierung.<br />

Nach der politischen Demokratisierung, das heißt der Übernahme der Regierung<br />

durch die Demokratische Partei (1999), erfolgte ein Wechsel der politischen<br />

Zielsetzungen von der Entwicklung einer Industrienation zur Entwicklung einer<br />

weltweit führenden Informationsgesellschaft. Daraus resultierte eine neue Politik,<br />

welche die (reduzierten) Chancen einer sehr spät einsetzenden Industrialisierung<br />

durch die Optionen einer weitgreifenden Informatisierung zu kompensieren<br />

trachtete.<br />

Vor allem bemühte sich die Regierung, die Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

zu entwickeln, wobei sie alle Energie daran setzte, bei den<br />

<strong>Medien</strong> alles technologisch Machbare zu realisieren. Die <strong>Medien</strong>politik verfolgte<br />

das Ziel, eine telematische Gesellschaft <strong>im</strong> Sinne des Kommunikations- und<br />

<strong>Medien</strong>philosophen Vilém Flusser 1 zu begründen.<br />

„Telematik“ (Telekommunikation und Informatik) ist danach als die Technik aufzufassen,<br />

den aktuellen diskursiven Schaltplan der technischen Bilder (einschließ-<br />

1<br />

Flusser, Vilém 1996, S. 86 ff.<br />

319


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

lich der Töne) in einen dialogischen umzubauen. Diese <strong>Medien</strong>politik verfolgte<br />

die Konstruktion einer durchgängig digitalisierten Welt: Mobiltelefone für jedermann,<br />

bargeldloses Zahlen und Kaufen, Fernhandel per Internet in nahezu allen<br />

Bereichen, zum Beispiel <strong>im</strong> Börsenhandel, be<strong>im</strong> Banking und Shopping, dazu<br />

Games, E-Learning usw. Die Techniker, die die digitalen Welten entwickelten,<br />

trugen als „unspektakuläre Revolutionäre“ zur gesellschaftlichen Demokratisierung<br />

<strong>Südkoreas</strong> bei. Die „digitale Demokratie“ ging nämlich mit der Entwicklung<br />

der digitalen <strong>Medien</strong> einher.<br />

1.2 Entwicklung der <strong>Medien</strong>- und Kulturindustrie<br />

Der dreijährige Koreakrieg führte zu einem drastischen Bevölkerungsrückgang,<br />

der anschließend in den 1950er- und 1960er-Jahren durch die „Babyboom-Generation“<br />

kompensiert wurde. Die Generation der „Babyboomer“ wurde später<br />

für die Industrialisierung mobilisiert. Die Digitalisierung <strong>Südkoreas</strong> ist vor dem<br />

Hintergrund geringer natürlicher und großer menschlicher Ressourcen zu sehen.<br />

Das Land ist auch heute noch reich an Arbeitskräften.<br />

Hinzu kommt, dass sich die koreanische Halbinsel in einer sehr ungünstigen<br />

geografisch-politischen Lage befindet. Als geteiltes Land leidet Südkorea bis heute<br />

darunter, dass die Landverbindungen zum asiatischen Kontinent gekappt wurden<br />

und somit seine „natürliche“ Brückenfunktion zwischen dem Ozean und dem<br />

Kontinent verloren ging (eine Funktion, die zum Beispiel Italien <strong>im</strong> Mittelmeerraum<br />

einn<strong>im</strong>mt). Nach der Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft (am<br />

15. August 1945) wurde Korea auf der Potsdamer Konferenz der Siegerstaaten des<br />

Zweiten Weltkriegs (Sowjetunion, USA und England) durch den 38. Breitengrad<br />

geteilt; nach dem Waffenstillstand des Koreakriegs <strong>im</strong> Jahr 1953 erfolgte die<br />

Einrichtung einer entmilitarisierten Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea.<br />

Auf Grund dieser Grenzziehung ergibt sich für Südkorea als exportabhängigem<br />

Land die Notwendigkeit, grenzüberschreitende Produkte ohne Zollkontrollen<br />

herstellen zu können. Im Sinne des McLuhan’schen „global village“ findet sich<br />

diese Produktionsmöglichkeit vor allem <strong>im</strong> Bereich der Massenmedien, die (unter<br />

anderem auch ästhetische) mediale „Waren“ herstellen. Die koreanische <strong>Medien</strong>politik<br />

stellt seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts als „Kulturindustrie“<br />

audiovisuelle contents (Filme, CDs/DVCs, Videos, TV-Formate, Computerspiele<br />

usw.) ins Zentrum ihrer Bemühungen.<br />

320


<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

In den letzten vergangenen Jahren spricht man auf dem ganzen asiatischen Kontinent<br />

von der „koreanischen Welle“. Fernsehfilme, Soaps, Sitcoms und Musikvideos<br />

werden von zahlreichen ausländischen asiatischen Sendern ausgestrahlt<br />

und insbesondere von japanischen und chinesischen Zuschauern begeistert aufgenommen.<br />

Dadurch sind viele koreanische Schauspieler und Sänger zu Stars der<br />

„koreanischen Welle“ geworden, und viele Drehorte werden heute von ausländischen<br />

Gästen als Touristenattraktionen besucht.<br />

Darüber hinaus konzentrierte sich die staatliche Förderung auf die IT-Technologie,<br />

das heißt auf die Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die<br />

<strong>Medien</strong>industrie. Die internationalen Erfolge von südkoreanischen Konzernen<br />

wie Samsung, LG, SK, KT sind auf Fördermaßnahmen der Regierung zurückzuführen.<br />

Zum Beispiel entwickelte die Firma Samsung Electronics bereits 2008<br />

die 30-Nano- und 64-Gigabytes-Nano-Flash-Halbleitertechnologie, die es erlaubt,<br />

mittels einer Memory Card in der Größe eines Fingerhuts 80 DVD-Filme zu<br />

speichern.<br />

Gegenwärtig steht auch das LCD-LED-Display von Samsung weltweit an der<br />

Spitze. In Zeiten der medialen Konvergenz, der digital convergence, welche die<br />

Grenzen zwischen TV, PC und Mobile Phone verwischt 2 , wurde die von Samsung<br />

Electronics und ETRI (dem Electronics and Telecommunications Research<br />

Institute, Korea) entwickelte Technologie Wibro (Wireless Broadband Internet) als<br />

globale Standardtechnologie angenommen.<br />

1.3 Erleichterung des Zugangs zu digitalen <strong>Medien</strong><br />

Die Informatisierung der Gesellschaft kann nur dann gelingen, wenn der Zugang<br />

zu den digitalen <strong>Medien</strong> erleichtert wird. Die erfolgreiche Informatisierung der<br />

südkoreanischen Gesellschaft gründet auf einer Reihe wichtiger Faktoren. An erster<br />

Stelle führen die Wissenschaftler, die sich mit der Informationsgesellschaft<br />

befassen, den Sachverhalt an, dass die wegweisende Informatisierung <strong>Südkoreas</strong><br />

auf die flächendeckende Vernetzung mit Glasfaserkabeln (bis auf zirka 400<br />

bevölkerungsschwache Inseln) zurückzuführen ist. In der Tat ist die Verkabelungsquote<br />

<strong>Südkoreas</strong> weltweit die höchste.<br />

Neben der Einrichtung einer soliden Infrastruktur wurde von staatlichen Instituten<br />

in allen Städten und Gemeinden für alle Bürger eine <strong>Medien</strong>ausbildung<br />

2<br />

Müller, J. E. N. A. 2009<br />

321


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

angeboten, für die keine oder nur geringe Studiengebühren zu entrichten waren.<br />

Die Ausbildung fand an Volkshochschulen und Privatschulen statt, die vom Staat<br />

finanziell gefördert wurden.<br />

In der Anfangsphase der Informatisierung war es nicht einfach, die Bevölkerung<br />

zur Nutzung des Computers zu motivieren. Deshalb wurden Computerspiele als<br />

Lockmittel eingesetzt und das ludische Wesen des Koreaners als Homo ludens <strong>im</strong><br />

Sinne des niederländischen Kulturhistorikers Johan Huizinga 3 in neuer Form angesprochen.<br />

In Südkorea gelang es in der Tat, die Methode „learning by playing on the computer“<br />

in die Informatisierung umzusetzen. Innerhalb von zehn Jahren verloren<br />

die traditionellen <strong>Medien</strong> Zeitung und Fernsehen ihre dominante Rolle. Sie wurden<br />

vor allem bei der Freizeitgestaltung ihrer Nutzer durch den Computer ersetzt.<br />

Die früheren Zeitungsleser und Zuschauer rezipieren nun <strong>im</strong> Internet Nachrichten,<br />

nützliche Informationen und Unterhaltungsformate.<br />

Zudem spielte die schnell zu bedienende Schnittstelle der koreanischen Version des<br />

Computers eine entscheidende Rolle für die rasche Aneignung der Computerkompetenz<br />

der Nutzer. Auf dem international standardisierten Keyboard, das einschließlich<br />

der Zahlen mit dem europäischen Alphabet ausgestattet ist, wird das<br />

koreanische Alphabet durch den zweifachen Satz von Vokalen und Konsonanten<br />

symmetrisch rearrangiert, wodurch es möglich ist, erheblich schneller als auf anderen<br />

Tastaturen zu schreiben.<br />

2. Koreanische Sprache und digitale <strong>Medien</strong><br />

2.1 Prinzip und Philosophie des koreanischen Alphabets „Hangeul“<br />

Mehr als 1000 Jahre hatten Koreaner Mühe, das Chinesische in Wort und Schrift<br />

zu erlernen, obwohl sie <strong>im</strong>mer auch ihr eigenes Idiom sprachen. Das Chinesische<br />

stand als offizielle Sprache nur den sozialen Eliten zur Verfügung, die lesen und<br />

schreiben konnten. Aus diesem Grund schufen <strong>im</strong> Jahr 1443 Wissenschaftler der<br />

königlichen Akademie <strong>im</strong> Auftrag von König Sejong das Hangeul als „richtige<br />

Sprache für alle“.<br />

3<br />

Huizinga, Johan 1971<br />

322


<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

Dadurch wurde großen Teilen der Bevölkerung, die des Chinesischen unkundig<br />

waren, eine Möglichkeit zur schriftlichen Äußerung gegeben und damit die Autonomie<br />

der koreanischen Bevölkerung gesichert. Die neue Schrift des Hangeul<br />

beruht auf einer universalen Philosophie des Humanismus und Nationalismus<br />

sowie auf dem regulativen Prinzip der menschlichen Lautbildung.<br />

K<strong>im</strong>_abb_01<br />

Position der Mutterst<strong>im</strong>me (vier Grundvokale) <strong>im</strong> großen Absoluten<br />

Legende<br />

ㅗ (동, 봄): Osten, April (oben <strong>im</strong> Bild)<br />

ㅓ (남, 여름): Süden, Sommer (links <strong>im</strong> Bild)<br />

ㅜ (북, 겨울): Norden, Winter (unten <strong>im</strong> Bild)<br />

ㅏ (서, 가을): Westen, Herbst (rechts <strong>im</strong> Bild)<br />

X (환절기, 중일): Änderung der Jahreszeiten (in der Bildmitte)<br />

상극:<br />

reziproke Überwindung (oben rechts und unten links <strong>im</strong> Bild)<br />

양의:<br />

Yang (+), rot<br />

음방:<br />

Yin (–), blau<br />

Abbildung 1<br />

323


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

Zehn Grundvokale (als „Mutterst<strong>im</strong>me“) ㅏ(a), ㅑ(ya), ㅓ(er), ㅕ(yer), ㅗ(o), ㅛ(yo),<br />

ㅜ(u), ㅠ(yu), ㅡ(eu),ㅣ(i) wurden aus den Symbolen des H<strong>im</strong>mels (.), der Erde (ㅡ)<br />

und des Menschen (ㅣ) gebildet.<br />

Aus der Form des Mundes ließen sich 14 Konsonanten (als „Sohnst<strong>im</strong>me“) ㄱ(g),<br />

ㄴ(n), ㄷ(d), ㄹ(l,r), ㅁ(m), ㅂ(b), ㅅ(s), ㅈ(dg), ㅊ(z), ㅋ(k), ㅌ(t), ㅍ(p), ㅎ (h) bilden.<br />

Die Schöpfungsidee des Hangeul bezieht sich auf das „große Absolute“, das<br />

heißt auf die „Quelle der Doppelgrundregel von Yin (–) und Yang (+)“, wobei<br />

vier Vokale (ㅗ, ㅓ, ㅜ, ㅏ) diese Grundregel durch vier H<strong>im</strong>melsrichtungen und<br />

Jahreszeiten verdeutlichen (vgl. Abbildung 1).<br />

Mit dem Hangeul kann man fast alle Laute der menschlichen Sprachen in Schrift<br />

umsetzen. 2007 anerkannte die World Intellectual Property Organization (WIPO)<br />

das Hangeul als eine der zehn wichtigsten Sprachen der Welt. 2009 führte das<br />

„Ziazia“-Volk in Indonesien, das keine Schriftsprache kennt, das Hangeul mit<br />

Hilfe der Gesellschaft für Hangeul-Forschung als offizielle Sprache ein (vgl. Abbildung<br />

2).<br />

K<strong>im</strong>_abb_02<br />

Titelblatt des koreanischen Lehrbuchs für das Ziazia-Volk<br />

Abbildung 2<br />

324


<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

2.2 Linguistische Struktur des Hangeul<br />

Die Aussprache der Konsonanten wird analog zur Schneide- oder Backenzahn-,<br />

zur Zungen-, Lippen- oder Kehlkopfst<strong>im</strong>me determiniert, wobei die Vokale ebenso<br />

lauten, dann allerdings ohne Kontakt zwischen Zähnen, Zunge und Lippen. Be<strong>im</strong><br />

Hangeul lassen sich Silben dadurch bilden und trennen, dass die 24 Buchstaben<br />

auf- und nacheinander kombiniert werden. Dazu kann die koreanische Schrift<br />

von oben nach unten oder von links nach rechts geschrieben und gelesen werden.<br />

Doppelkonsonanten wie ㄲ, ㄸ, ㅃ, ㅆ, ㅉ, ㄶ, ㅀ und doppelte Vokale, etwa ㅐ,<br />

ㅒ, ㅔ, ㅖ, ㅚ, ㅟ, sind eine gängige Kombination für eine nahezu unbegrenzt<br />

zu erweiternde Silbenbildung.<br />

2.3 Zum Umgang mit dem Computer be<strong>im</strong> Schreiben des Hangeul<br />

Koreaner tippen auf dem Keyboard des Computers wie auf der deutschen Tastatur,<br />

aber sie können das Tippen auf das Fünf- bis Zehnfache in Relation zum Schreiben<br />

einer europäischen oder anderen Sprache beschleunigen, da die Konsonanten<br />

auf der linken Seite und die Vokale auf der rechten Seite des Keyboards symmetrisch<br />

angeordnet sind (vgl. Abbildung 3). Das Schreiben <strong>im</strong> symmetrischen Wechsel<br />

hat den Vorteil einer geringeren körperlichen Belastung, sodass man länger<br />

und motivierter am PC arbeiten kann.<br />

K<strong>im</strong>_abb_03<br />

Koreanisches Keyboard<br />

Abbildung 3<br />

325


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

Zudem ermöglicht das Hangeul eine große Beschleunigung be<strong>im</strong> Chatten. Beispielsweise<br />

muss man für onomatopöetische Effekte, etwa des Lachens „Ha, Ha,<br />

Ha“, nur den ersten Konsonanten „ㅎㅎㅎ“ oder „ㅋㅋㅋ“ eintippen. Mit den zehn<br />

Grundbuchstaben von ㄱ, ㄴ, ㄷ, ㄹ, ㅁ und ㅏ, ㅓ, ㅗ, ㅜ, ㅣ lässt sich nicht nur<br />

leicht schreiben. Es können auch zahlreiche Kombinationen gebildet werden.<br />

Diese Option hat in den Klassenz<strong>im</strong>mern zum Phänomen der sogenannten<br />

„thumb gangs“, der Daumen-Gangs geführt, wobei Schüler und Studenten während<br />

des Unterrichts oder der Vorlesung nur beide Daumen zum Tippen benutzen,<br />

ohne auf die Zeichen der Tastatur zu blicken.<br />

3. Bildungsniveau und Bereitschaft der<br />

Bevölkerung zur Nutzung digitaler <strong>Medien</strong><br />

3.1 Analphabetenquote: nahezu null Prozent<br />

Nahezu 1000 Jahre galt in Korea eine literarische Prüfung aus der klassischen<br />

chinesischen Literatur und einem darauf basierenden Aufsatztext als Voraussetzung<br />

für den Eintritt in das hoch geschätzte Beamtentum. 1950 wurde die<br />

Schulpflicht bis zum Abschluss der Grundschule (Unterricht in Hangeul, sechs<br />

Klassen) sowie ab 1985 die Schulpflicht bis zum Abschluss der Mittelschule (neun<br />

Klassen) eingeführt. Derzeit absolvieren 99,6 Prozent der Schüler eines Jahrgangs<br />

die High School (von der 10. bis zur 12. Klasse) und 84 Prozent der Schulabsolventen<br />

studieren an den 200 Universitäten (vier Jahre bis zum Bachelor of Arts/<br />

Science) oder an den 146 Colleges (zwei Jahre).<br />

Eine fundierte Schul- und Universitätsbildung gilt als Erfolgsgrundlage für jeden<br />

Beruf. Der Abschluss an besonders renommierten Universitäten wie zum Beispiel<br />

der Seoul University, der Korea University, der Yonsei University (die sogenannten<br />

SKY-Universitäten) garantiert herausragende berufliche Erfolgschancen.<br />

Die Industrialisierung und Informatisierung der südkoreanischen Gesellschaft<br />

wären allerdings ohne eine gute Allgemeinbildung breiter Bevölkerungskreise<br />

unmöglich gewesen.<br />

326


<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

3.2 Zur Mentalität der Südkoreaner<br />

oder der Spieltrieb des Homo ludens<br />

Koreaner genießen gern Dinge und Aktivitäten, die Freude in den Alltag bringen.<br />

In den Dörfern der alten Agrargesellschaft spielten die Bauern mit Schlaginstrumenten<br />

<strong>im</strong> schnellen Dreiviertel- oder Sechsachteltakt Tanzmusik, wobei diese<br />

Aktivität die Solidargemeinschaft stärkte und die Psyche der Menschen für eine<br />

Weile von der Last der harten Landarbeit befreite. Mit dem Beginn der Industrialisierung,<br />

das heißt in der nachfolgenden Industriegesellschaft, spielten die Arbeiter<br />

in ihren Dachkammern das Kartenspiel Go-Stop, sahen sich <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mer<br />

TV-(Melo-)Dramen an oder fuhren auf den Straßen mit ihren Autos herum.<br />

In der Informationsgesellschaft bedienen sich die Südkoreaner nun der digitalen<br />

<strong>Medien</strong>, mit denen sie sich auf die Suche nach individuellen Vergnügungen, sei es<br />

in Form von Internetspielen oder Chats, begeben. Dazu kommt noch ihre Vorliebe<br />

für hohe Geschwindigkeiten (pali pali). Mit einem Mobiltelefon oder einem Computer<br />

bleiben die Koreaner weiterhin kommunikationsfreudig. Sie unterhalten sich<br />

mit ihren Mitmenschen nicht mehr allein in der Form der langsam getakteten<br />

direkten Kommunikation, sondern in Form des blitzschnellen Chats oder Gesprächs<br />

<strong>im</strong> Internet oder auf dem Handy mit den Cyber-Nachbarn.<br />

3.3 Wohnungsstruktur<br />

Mit der Industrialisierung entstanden Ballungsgebiete und große Städte, in denen<br />

nun die meisten Bürger Apartments mit komfortablen Ausstattungen bevorzugen.<br />

Die neuen Wohnanlagen sind mit Pförtnern, Aufzügen, Möbeln, elektronischen<br />

Geräten, Parkhäusern und Videoüberwachungsanlagen ausgestattet, und es lebt<br />

sich darin sicher und bequem. Über 70 Prozent der Bevölkerung wohnen heute in<br />

derartigen Apartments. Diese Wohnungsform erlaubt eine leicht zu installierende,<br />

standardisierte und weiträumig fernbedienbare Kabelvernetzung für alle elektronischen<br />

Geräte – dies ganz <strong>im</strong> Sinne der von Florian Rötzer 4 beschriebenen<br />

„Telepolis“ als einer ubiquitous city.<br />

Darüber hinaus haben die Menschen auf Grund der bequemeren Wohnumgebung<br />

nun auch mehr Zeit für die Nutzung von <strong>Medien</strong>, woraus – nach Alexander Kluge<br />

– ein „neues Höhlenmenschentum“ 5 resultiert. Dieses neue Dasein bringt auch<br />

4<br />

Rötzer, Florian 1997<br />

5<br />

Kluge, Alexander 1985<br />

327


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

das Verschwinden traditioneller Orte oder Plätze zu Gunsten von cyber cities,<br />

computer cities, interactive cities, virtual cities, digital cities oder cities of bits<br />

mit sich.<br />

4. <strong>Digitale</strong>s Fernsehen (DTV)<br />

In Südkorea gibt es derzeit drei öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten (KBS,<br />

EBS, MBC) und einen Privatsender (SBS), deren Programme terrestrisch ausgestrahlt<br />

werden. Zirka 70 TV-Spartenprogramme werden über Kabel und Satellit<br />

verbreitet. 2001 begann das Zeitalter des digitalen Fernsehens bei KBS, MBC,<br />

SBS und EBS; alle analogen Ausstrahlungen werden bis 2012 (ursprünglich war<br />

das Jahr 2005 vorgesehen) eingestellt, und bis zu diesem Zeitpunkt wird die Digitalisierung<br />

des Fernsehens wie geplant abgeschlossen sein.<br />

Gegenwärtig können Zuschauer, in deren Haushalt sich ein digitales Fernsehgerät<br />

befindet, zehn DTV-Kanäle über Kabel oder Satellit empfangen. Auch wenn alle<br />

Sender nun digitale Programme anbieten, besitzen viele Zuschauer noch analoge<br />

TV-Geräte.<br />

Dass das südkoreanische DTV heute weltweit eine Vorläuferrolle spielt, ist vor allem<br />

auf die schnellen und einheitlichen Entscheidungsprozesse der südkoreanischen<br />

<strong>Medien</strong>politik zurückzuführen. Während es in anderen Industrieländern wie<br />

in Japan, den USA oder in Deutschland langwierige Debatten über die zukünftig<br />

anzuwendenden Technologien und Standards, entweder HDTV (High-Definition<br />

Television) oder DTV (Digital Television), gab, entschied sich die koreanische<br />

Regierung zügig für die europäische Technologie DVB (Digital Video<br />

Broadcasting).<br />

Mit dieser Technologie kann man entweder terrestrisch-<strong>im</strong>mobil oder terrestrisch-mobil<br />

(zum Beispiel <strong>im</strong> Auto) Fernsehprogramme empfangen. Im Gegensatz<br />

dazu erlaubt die amerikanische DTV-Technologie ATSC (Advanced Television<br />

Committee) nur einen Empfang <strong>im</strong> <strong>im</strong>mobilen Zustand.<br />

5. Internet<br />

Bereits seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist nahezu jeder Haushalt in Südkorea<br />

mit einem Internetanschluss ausgestattet, wie man dies vom Fernsehen kennt. 60<br />

328


<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

Prozent der Kinder <strong>im</strong> Alter zwischen drei und sechs Jahren haben heute einen<br />

Internetzugang. Im Internet finden „Fernhandlungen“ in Form von zahlreichen<br />

zwischenmenschlichen Aktivitäten statt, wie zum Beispiel der Austausch von<br />

E-Mails, Chats, Erziehung, Verwaltung, Wahlen, Werbung, Kauf und Verkauf,<br />

Kultur, Sport, Freizeitbeschäftigungen usw.<br />

Die rapide Verbreitung des Internets <strong>im</strong>pliziert eine entscheidende soziale Veränderung,<br />

nämlich den Verlust der (physischen) Mobilität. Südkoreaner müssen<br />

auf Grund dieses raschen Strukturwandels der Öffentlichkeit das Verschwinden<br />

öffentlicher Plätze und Orte in Kauf nehmen. Ohne die Internetwelten und -orte,<br />

wie die Homepages, Blogs, Cyworlds, die kommerziellen Internetcafés usw. können<br />

sie kaum noch etwas unternehmen.<br />

Im Vergleich zum Nutzungsverhalten bei den traditionellen <strong>Medien</strong> stellt sich<br />

das Verhalten der Internetuser radikal anders dar. Sie begeben sich begeistert<br />

auf die Suche nach Daten und Informationen (<strong>im</strong> Web 1.0). Im Web 2.0 finden<br />

sich nun auch Daten- und Informationsangebote von weiteren Usern (UCCs:<br />

User Created Contents), die einen Austausch von Informationen und Botschaften,<br />

die Bildung von Foren erlauben und somit eine Art kollektiver Intelligenz <strong>im</strong><br />

Sinne von Pierre Lévy 6 konstituieren.<br />

6. Mobiles Telefon<br />

Die enorme Verbreitung des mobilen Telefons in Südkorea kann an der erheblich<br />

größeren Zahl von Apparaten als der Zahl der Gesamtbevölkerung (48 Millionen)<br />

ersehen werden. Das mobile phone führt zu einer Revolution der Kommunikation<br />

zwischen den südkoreanischen Bürgern, das heißt, es ist in weltweit einzigartiger<br />

Weise nun zum ersten Mal von einem „Distributionsapparat“ zu einem<br />

„Kommunikationsapparat“ 7 mutiert. Das „Handyreich“ Südkorea gründet nicht<br />

zuletzt auf einer harten Konkurrenz zwischen verschiedenen Betreibern (SKT,<br />

KT, LGT usw.), die billige Geräte mit günstigen Nutzungsgebühren anbieten.<br />

Mobile phones fungieren als „Supermult<strong>im</strong>edien“, als Übermittler von Briefen,<br />

als (Bild-)Telefon, Radio, Fernsehen, Internet, Wörterbuch, Notizbuch, Kreditkarte,<br />

Ausweis, SMS (Short Message Service), E-Ticket, Rechner, Kalender, Uhr,<br />

MP3-player, Videorekorder, Kamera; sie dienen zur Verbreitung von Bulletins<br />

6<br />

Lévy, Pierre 1997<br />

7<br />

Brecht, Bertolt 1967, S. 129<br />

329


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

und Werbung, zur Navigation, zum Spielen usw. Papier und Bargeld verschwinden;<br />

mit und in den Mult<strong>im</strong>edia-Apparaten wird eine umfassende mediale<br />

Konvergenz vollzogen.<br />

7. DMB (Digital Mult<strong>im</strong>edia Broadcasting)<br />

Weltweit gesehen wurden <strong>im</strong> Dezember 2005 zum ersten Mal in Südkorea Programme<br />

über das Digital Mult<strong>im</strong>edia Broadcasting (DMB) verbreitet. Diese neue<br />

Sendeform basiert zum Teil auf der deutschen Technologie DAB (Digital Audio<br />

Broadcasting, Eureka-147). Zusätzlich wurde für das DMB die neue koreanische<br />

Mult<strong>im</strong>ediatechnologie Wibro angewendet, die die Grenzen zwischen TV, PC und<br />

mobilen Telefonen aufhebt und 2005 als internationaler Standard angenommen<br />

wurde. Mit diesen beiden Technologien ließ sich ein neues Hand-, Taschen- oder<br />

Autofernsehen als terrestrisches DMB und Satelliten-DMB entwickeln (vgl.<br />

Abbildung 4). Die neuen Mult<strong>im</strong>edien sind nun <strong>im</strong> Freien mobil nutzbar unabhängig<br />

davon, ob sie sich am menschlichen Körper oder <strong>im</strong> Auto befinden.<br />

K<strong>im</strong>_abb_03<br />

DMB auf einem Mobiltelefon (links) und einem Navigationssystem (rechts)<br />

Abbildung 4<br />

Im Mai 2009 gab es 19,54 Millionen terrestrische DMBs, darunter 13,2 Millionen<br />

in mobilen Telefonen, 2,65 Millionen in kostenlosen Auto-Navigationssystemen,<br />

1,1 Millionen in PCs, 2,69 Millionen in PMPs (Portable Mult<strong>im</strong>edia Players) be-<br />

330


K<strong>im</strong>_tab_01<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

DMB-Anbieter in Korea<br />

Terrestrisches DMB<br />

U-KBS TV U-KBS STAR, U-KBS HEART<br />

V-Radio U-KBS MUSIC<br />

Data U-KBS CLOVER<br />

TPEG KBS MOZEN TPEG<br />

Region landesweit<br />

MBC DMB TV MY MBC<br />

V-Radio MBC RADIO<br />

Data MY MBC Data Broadcasting<br />

TPEG DMB Drive<br />

Rent MBN V-Radio, Arirang Radio<br />

Region Seoul, Chuncheon, Daejeon, Gwangju, Andong, Busan, Jeju<br />

SBS und TV SBS und TV<br />

DMB<br />

V-Radio SBS V-Radio<br />

Data SBS und Data Broadcasting<br />

TPEG SBS ROADi TPEG<br />

Rent SBS CNBC, TBS V-Radio<br />

Region Seoul, Gangwon, Daejeon, Gwangju, Daegug, Busan, Jeju<br />

YTN DMB TV mYTN<br />

Data nBEEN<br />

TPEG 4Drive<br />

Rent WOW-TV, TBN<br />

Korea DMB TV QBS<br />

Data QBS DATA<br />

Rent tvN go, #Love tbs<br />

U1 Media TV U1<br />

Data U1 Data<br />

Rent uMTN, MBN<br />

Satelliten-DMB<br />

Video MBC Everyone, SBS Drama, KBS Drama, TU Cinema, Channel CGV,<br />

TU Sports, tvN/Olive, TUBOX, MY MBC, YTN, EBS u, Any Box, on-gamenet,<br />

Comedy TV, SBS Golf & Sports, J Golf, Premium 19+, NGC, CNN/<br />

Korean Economy TV, MBN/BBC World, OBS W, MBC NET<br />

Audio Hit Songs, Power Dance, Ballade, Hit Songs, Trot, Hot Pops, Easy<br />

Classic, TU Request, Green Music, Audio Book, Arirang Radio, BBC<br />

World Service, TBS eFM, TBS FM, YTN FM<br />

TPEG TU Ride On<br />

Quelle: Korean Wikipedia<br />

Tabelle 1<br />

331


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

ziehungsweise PDAs (Personal Digital Assistants). Zu diesem Zeitpunkt gab es<br />

1,9 Millionen Satelliten-DMBs, darunter 1,8 Millionen in mobile phones, 0,1<br />

Millionen in Auto-Navigationssystemen. Sechs terrestrische DMBs und drei<br />

Satelliten-DMBs konkurrieren miteinander (vgl. Tabelle 1). Bevorzugte DMB-Formate<br />

sind Sport, Nachrichten, Dramen, Musik usw.<br />

8. Die Zukunft der digitalen <strong>Medien</strong> in Südkorea<br />

Im Zeitalter der <strong>Medien</strong>konvergenz stehen die digitalen <strong>Medien</strong> <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

des Interesses von <strong>Medien</strong>schaffenden und -wissenschaftlern. Mit Blick auf die<br />

digitalen <strong>Medien</strong> in Südkorea sind zwei gegenläufige Entwicklungstendenzen zu<br />

beobachten. Einerseits befinden sich in den Haushalten <strong>Medien</strong> wie das Internet<br />

und DTV in einem „rasenden Stillstand“ 8 , andererseits bewegen sich <strong>Medien</strong> wie<br />

DMB oder mobile phones mit hoher Geschwindigkeit <strong>im</strong> Freien.<br />

2008 trat das IP-TV-(Internet Protocol Television-)Gesetz in Kraft, das zu 1,85<br />

Millionen IP-TV-Abonnenten führte. Darunter befinden sich 0,9 Millionen Kunden<br />

von Korea Telekom (Stand: September 2009). Auf dem IP-TV-Markt<br />

herrscht gegenwärtig ein Anbietermonopol oder -kartell. Deshalb bestehen die<br />

Content produzierenden Fernsehsender darauf, dass innerhalb einer Zeitspanne<br />

von zwölf Stunden keine Programminhalte ins Internet geladen werden können,<br />

das heißt, diese erscheinen dort mit einer entsprechenden Verzögerung. Bei Livesendungen<br />

soll IP-TV bis dato allerdings hauptsächlich nur als ein ergänzender<br />

Service für terrestrisches Fernsehen, Kabel- und Satellitenfernsehen fungieren.<br />

Von den IP-TV-Abonnenten wird heute der kostengünstige QPS (Quadruple Play<br />

Service), das heißt der Zusammenschluss von IP-TV, High-Speed-Internet, Telefon<br />

(Festnetz) und mobiler Kommunikation bevorzugt.<br />

Wohin führt nun die Entwicklung der digitalen <strong>Medien</strong> in Südkorea? In Richtung<br />

der Utopie des „global village“ 9 , der „telematischen Gesellschaft“ 10 oder der<br />

Dystopie des „telescreen“ 11 ? Diese Frage lässt sich vielleicht mit Vilém Flusser<br />

beantworten. Die koreanische Gesellschaft hätte in seinem Sinne für eine sozialisierende<br />

„Telematisierung“ zu sorgen; denn die „Telematisierung wäre demnach<br />

eine Technik, die Programme aus dem Besitz der Sender zu reißen, um sie<br />

zum Eigentum aller Beteiligten zu machen“ 12 .<br />

8<br />

Virilio, Paul 1992<br />

9<br />

McLuhan, Marshal 1962<br />

10<br />

Flusser, Vilém 1996<br />

11<br />

Orwell, George 1949<br />

12<br />

Flusser, Vilém 1996, S. 17<br />

332


<strong>Digitale</strong> <strong>Medien</strong> <strong>Südkoreas</strong> <strong>im</strong> <strong>soziokulturellen</strong> Kontext<br />

Professor Dr. Seong-Jae K<strong>im</strong> ist Dekan am Sozialwissenschaftlichen<br />

College der Chosun University, Gwangju,<br />

in Südkorea. Er wurde 1957 in Jeonnam, Südkorea, geboren.<br />

Er studierte Germanistik an der Yonsei-Universität<br />

Seoul und Publizistik- und Kommunikationswissenschaft,<br />

Pädagogik und Sinologie an der Universität Münster. Nach seiner Promotion<br />

1992 (K<strong>im</strong>, Seong-Jae, 1993: Mode und Gegenmode: Sozialwissenschaftliche<br />

Ansätze zu einer Kommunikationstheorie der Öffentlichkeit.<br />

Frankfurt am Main) war er als Lehrbeauftragter an der Jungang-, Korea-,<br />

und Yonsei-Universität Seoul tätig. Seit 1994 lehrt er Journalistik und<br />

Kommunikationswissenschaft an der Chosun-Universität in Gwangju, wo<br />

er die Schwerpunkte Kommunikationstheorie, -philosophie und <strong>Medien</strong>ästhetik<br />

vertritt. 1998 war er Gastforscher an der Universität Münster<br />

und von 2007 bis 2008 Gastprofessor an der Universität Bayreuth. Seit<br />

2008 ist er Dekan an der Chosun University.<br />

Literatur:<br />

Brecht, Bertolt (1967): Radiotheorie 1927–1932. In: Schriften zur Literatur und<br />

Kunst I. Frankfurt am Main, S. 127–134<br />

Flusser, Vilém (1996): Ins Universum der technischen Bilder. Göttingen<br />

Huizinga, Johan (1971): Homo Ludens: A Study of the Play-Element in Culture.<br />

Boston<br />

Kluge, Alexander (1985): Die Macht der Bewusstseinsindustrie und das Schicksal<br />

unserer Öffentlichkeit. Zum Unterschied von machbar und gewalttätig. In: Bismarck,<br />

Klaus von/Kluge, Alexander/Sieger, Ferdinand (Hrsg.): Industrialisierung<br />

des Bewusstseins, München, S. 51–129<br />

333


FOCUS-Jahrbuch 2011<br />

Korean Wikipedia (2010): 대한민국의 디지털 멀티미디어 방송국. Abgerufen<br />

unter http://enc.daum.net/dic100/contents.do?query1=10XXX95078. am 22.8.2010<br />

Lévy, Pierre (1997): Die kollektive Intelligenz: Für eine Anthropologie des Cyberspace.<br />

Mannhe<strong>im</strong><br />

McLuhan, Marshal (1962): The Gutenberg Galaxy. Toronto<br />

Müller, J. E. N. A. (2009): Mediale Recyclings und Re-Mediationen <strong>im</strong> digitalen<br />

Zeitalter – zur Auflösung des „Werk-Begriffs“. In: Gundel, Jörg/Heermann, Peter<br />

W./Leible, Stefan (Hrsg.): Konvergenz der <strong>Medien</strong> – Konvergenz des Rechts? Jena,<br />

S. 19–30<br />

Rötzer, Florian (1997): Die Telepolis: Urbanität <strong>im</strong> digitalen Zeitalter. Berlin<br />

Orwell, George (1949): Nineteen Eighty-Four. London<br />

Virilio, Paul (1992): Rasender Stillstand. München, Wien<br />

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