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Workflow - Weco-optik.com

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Profession<br />

Augenoptische Werkstatt<br />

<strong>Workflow</strong><br />

In einem Arbeitsgang Schleifen und Bohren<br />

Die Ausrüstung und Einrichtung einer augenoptischen Werkstatt<br />

sagt viel über die Einstellung des Betriebsinhabers zum<br />

handwerklichen Teil seines Berufes. Das Bild reicht von notdürftig<br />

umgebauten Kellerräumen und ausgelutschten Maschinen<br />

und Werkzeugen bis hin zum professionellen Profitcenter,<br />

in dem täglich fünfzig oder mehr Brillen verglast<br />

werden. Diese Hard- und Software kann auch von dem mittelständischen<br />

Augen<strong>optik</strong>er eingesetzt werden, der Wert legt<br />

auf Effizienz der Werkstattarbeit und Präzision in der Anfertigung<br />

der hochwertigen Produkte, die er seinen Kunden<br />

verkauft. Von Jörg Spangemacher<br />

In die augenoptische Werkstatt ist die<br />

Elektronik eingezogen, um Daten nur<br />

noch einmal objektiv zu erfassen und<br />

sie dann allen anderen Instrumenten und<br />

Maschinen im Prozess der Bearbeitung<br />

zur Verfügung zu stellen. Auch die Maschinen<br />

sind mittlerweile für die Anforderungen<br />

modischer randloser Brillen<br />

aufgerüstet worden, sodass heute<br />

Bohrungen und Fräsungen in einem Arbeitsgang<br />

nach der Randbearbeitung<br />

durchgeführt werden können. Der Einsatz<br />

unterschiedlicher Ausstattungen<br />

einer modernen Werkstatt soll im ersten<br />

der zweiteiligen Folge an der Fertigung<br />

einer Vier-Loch-Brille gezeigt weden. Im<br />

zweiten Teil betrachten wir die Anfertigung<br />

einer normalen Brillenfassung mit<br />

Vollrand.<br />

(01) Die Eingangsstation eines jeden<br />

Jobs in der Werkstatt ist der<br />

Scheitelbrechwertmesser. Er hat vier<br />

Aufgagen für die weitere Bearbeitung<br />

einer Brille. Mit ihm werden die optischen<br />

Werte eines Brillenglases gemessen.<br />

Damit ist ein Vergleich möglich, ob<br />

diese Werte mit der Verordnung aus der<br />

Brillenglasbestimmung des<br />

Augen<strong>optik</strong>ers übereinstimmen.<br />

Gleichzeitig werden der optische<br />

Mittelpunkt gefunden und die Achslage<br />

eines torischen Glases eingestellt. Dann<br />

kann das Glas angezeichnet und markiert<br />

werden.<br />

(02) Dem Markieren eines<br />

Brillenglases nach dem Messvorgang<br />

wird in der täglichen Werkstattarbeit<br />

wenig Beachtung geschenkt: Den<br />

Hebel bewegen, drei Punkte aufs<br />

Glas, fertig. Kaum jemand fragt sich,<br />

wie genau die mechanische Führung<br />

der Stifte ist, und wie präzise zur<br />

Messung die Punkte wirklich liegen.<br />

Denn Höhenfehler sind möglich und<br />

können später zur Unverträglichkeit<br />

der Brille führen, solange diese<br />

Punkte nicht regelmäßig kontrolliert<br />

werden.<br />

30<br />

FOCUS 3/2002


Profession<br />

Augenoptische Werkstatt<br />

Die Genauigkeit der Anzeichenstifte im Scheitelbrechwertmesser<br />

kann relativ einfach ermittelt<br />

werden. Das Glas braucht dazu nach dem Anzeichnen<br />

nur um 180° gedreht und noch einmal<br />

angezeichnet werden. Sind die drei Markierungspunkte<br />

nicht deckungsgleich, kann es zu<br />

Höhenfehlern und unverträglichen prismatischen<br />

Wirkungen kommen.<br />

(03) Die Form eines Glases für eine randlose Brille kann nur von einem Tracer abgetastet<br />

werden. Dazu wird die Demoscheibe zunächst parallaxenfrei und achsgenau aufgeblockt.<br />

Der Tracer wird für die Außenabtastung umgerüstet und kann so die Form<br />

aufnehmen und speichern.<br />

In modernen Geräten wie zum Beispiel dem CAD<br />

III können die Positionen parallaxenfrei nach x-<br />

und y-Werten angesteuert werden. Diese Werte werden<br />

auf das Brillenglas übertragen. Da sie im Normalfall<br />

für das rechte und linke Glas symmetrisch<br />

liegen, brauchen sie für das jeweils andere Glas<br />

nur gespiegelt werden, was der im Randschleifautomat<br />

integrierte Rechner automatisch macht und<br />

den Bohrarm entsprechend positioniert.<br />

Sind aus bestimmten extravaganten modischen<br />

Überlegungen unsymmetrische Formen<br />

rechts und links gewünscht, so muss für jedes<br />

Glas auf jeder Seite ein eigener Datensatz (Job)<br />

angelegt und gespeichert werden.<br />

Wegen der begrenzten Platzverhältnisse im<br />

Schleifraum des Automaten wird der Schleifstift<br />

über eine Druckluftturbine angetrieben ähnlich<br />

des Bohrers, den wir vom Zahnarzt kennen.<br />

Allerdings geht das Pfeifen der Turnbine<br />

im Lärm das Automaten unter. Deshalb gehört<br />

zur Ausrüstung dieses Automaten auch ein Kompressor,<br />

der so leise arbeitet, dass er im Unterschrank<br />

selbst im Laden aufgestellt werden kann.<br />

(04) Da der Randschleifautomat im nächsten Schritt auch die nötigen Löcher bohren<br />

soll, um die Armaturen achsgenau zu befestigen, müssen die Positionen und<br />

Durchmesser der Bohrungen oder Fräsungen bestimmt werden. Die rein mechnaische<br />

Bestimmung dieser Positionen mit zum Beispiel einem PD-Stab wird den<br />

Anforderungen an eine präzise handwerkliche Arbeit nur schwer gerecht.<br />

Der Schleifstift dreht sich mit 300.000 UpM<br />

und sorgt so für sehr feine Oberflächen. Ein Elektromotor<br />

ist für die Enge im Schleifraum zu groß<br />

und zu schwer, oder es müssten aufwändige und<br />

teure Getriebe mit entsprechend hohem Serviceaufwand<br />

eingebaut werden.<br />

(05) Nach Eingabe der Zentrierdaten<br />

für das Brillenglas (links unten im Bild)<br />

berechnet das Gerät die<br />

Zentrierpunktlage sowie die Form des<br />

Glases und zeigt beides an. Der<br />

Werkstattaugen<strong>optik</strong>er bringt den optischen<br />

Mittelpunkt und die Achse des<br />

Rohglases dazu zur Deckung. Der<br />

Rohglasdurchmesser wird geprüft und<br />

das Glas wird zur Bearbeitung im<br />

Randschleifautomat aufgeblockt.<br />

3/2002 FOCUS<br />

31


Profession<br />

Augenoptische Werkstatt<br />

(06) Die Daten des CAD III werden<br />

im Speicher des Automaten abgelegt<br />

und von dort zur weiteren<br />

Bearbeitung abgerufen. Auf dem<br />

Monitor erscheinen die<br />

Formscheibe mit den Positionen<br />

der vier Bohrlöcher sowie der<br />

Durchmesser des Rohglases im<br />

Größenverhältnis 1:1. Für eine<br />

Brille braucht man nur einen<br />

Datensatz, denn die Werte für<br />

rechts links werden gespiegelt.<br />

(07) Das Glas wird vorgeschliffen.<br />

Anschließend wird dieses Glas vom<br />

Automaten vermessen, um die weitere<br />

Bearbeitung vorzubereiten. Dazu werden<br />

an bestimmten Punkten die<br />

Kurven des Glases wie auch die<br />

Randdicke über den gesamten Umfang<br />

des fertigen Brillenglases bestimmt.<br />

Diese Daten werden gebraucht für eine<br />

optimal gesteuerte Facette, für eine<br />

unterbrechnungsfreie Politur der<br />

Flachfecette (die Polierscheibe wird<br />

während des Poliervorgangs entsprechend<br />

mitgeführt) und um die<br />

Pfeilhöhe an der Bohrposition wie<br />

auch die Materialstärke des Glases dort<br />

zu kennen.<br />

(08) In unserem Beispiel wird das<br />

Brillenglas als Nächstes gebohrt. Dabei<br />

handelt es sich nicht um einen Bohrer,<br />

sondern um einen Schleifstift, dessen<br />

Oberfläche mit feinem Diamantstaub<br />

besetzt ist ähnlich den Schleifscheiben.<br />

So werden die verschiedenen<br />

Durchmesser der Bohrungen oder<br />

Fräsungen nicht durch<br />

Werkzeugwechsel geschaffen, sondern<br />

durch Steuerung des Bohrarms. Auf<br />

diese Weise lassen sich auch unzählige<br />

verschiedene Muster fräsen (Abb. 10).<br />

Natürlich sind auch Langlöcher für die<br />

Air Titan Brillen möglich.<br />

32<br />

FOCUS 3/2002


Anzeige<br />

optonia<br />

(09) Das fertige Brillenglas mit eingepasstem Mittelarmatur und die<br />

Demoscheibe.<br />

(10) Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn ein Brillenglas mit Fräsungen<br />

aller Art nach den Wünschen eines Kunden verziert werden soll.

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