Franz. Polynesien Teil 2 – Gesellschaftsinseln Januar bis Mitte April ...
Franz. Polynesien Teil 2 – Gesellschaftsinseln Januar bis Mitte April ...
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<strong>Franz</strong>. <strong>Polynesien</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>–</strong> <strong>Gesellschaftsinseln</strong><br />
<strong>Januar</strong> <strong>bis</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>April</strong> 2013<br />
Belvedere auf 500m, oberhalb Tahiti. Bei dieser Vegetation und dem angenehmen<br />
Klima kommt ein <strong>bis</strong>schen Heimweh auf<br />
Papeete (Tahiti) by Night<br />
Papeete Hafengelände. Alternative für günstigere Verpflegung in den sog. Roulottes, fahrende<br />
Küchen.
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Nie hätten wir vor Antritt unserer Reise geglaubt, wie viel Zeit<br />
der Schiffsunterhalt und die Reparaturen in Anspruch nehmen,<br />
wie viel wir gefordert werden auf dem Weg zur Lösung<br />
von schiffsspezifischen „Knacknüssen“. Wohl haben wir vorgängig<br />
etliche Weltumseglerbücher gelesen. Eines davon mit<br />
dem passenden Titel: „Sie reparierten sich an den schönsten<br />
Ankerplätzen um die Welt“. Wir dachten, das kann uns doch<br />
mit einem 6 jährigen Schiff nicht passieren. Doch halt. Wir<br />
schrammen knapp an diesem Buchtitel vorbei. Im Gespräch<br />
mit anderen Seglern merken wir schnell <strong>–</strong> da gibt es keiner,<br />
der nicht eine mindestens vollgeschriebene A4 Seite als Arbeitsliste<br />
besitzt. Und das, egal, wie lange die Reise dauert,<br />
wie neu das Schiff ist.<br />
Wantenkontrolle<br />
Nun, so krempeln wir eben die Ärmel hoch und los geht’s. Wochenlag marschieren<br />
wir nach dem Frühstück zu den verschiedenen Geschäften und Vertretungen in Papeete,<br />
um benötigte Bestandteile und Werkmaterial zu suchen. Wir trachten nach<br />
einem Funkspezialisten. Unser Gerät hat unterwegs von Tahaa nach Moorea und<br />
von dort nach Tahiti ein zu schwaches Signal für eine vernünftige Kommunikation mit<br />
anderen Schiffen. Sowas können wir auf gar keinen Fall ignorieren, dient dieses Gerät<br />
doch wesentlich unserer Sicherheit an Bord. Doch zuerst prüfen wir schiffseitig<br />
die Kabelanschlüsse auf Korrosion und ob die Drähtchen auch wirklich noch richtig<br />
sitzen, um Kontakt zu machen. Nichts, was uns beunruhigt. Da findet nach langem<br />
Suchen Bernhard einen Spezialisten für Reparatur von Funkgeräten und Antennen<br />
und dank Annemaries <strong>Franz</strong>ösischkenntnissen können wir ihn auch gleich per Telefon<br />
mal um Rat fragen. Wir bringen ihm das Gerät in seine Firma, wo er durch Messungen<br />
feststellt, dass es funktioniert. Jedoch ergeben die Messungen im Schiff eindeutig,<br />
dass die Antenne nichts mehr taugt. Weil wir in Papeete am Steg im Haupthafen<br />
liegen und ganztags vielen Wellen von der Grossschifffahrt und dem regen Fährbetrieb<br />
ausgesetzt sind, tanzt und ruckt MARIPOSA manchmal<br />
ganz verärgert in den Leinen. Dazu quietschen und<br />
scheppern die mit dicken Eisenketten verbundenen<br />
Schwimm-Stege, als würden sie im nächsten Moment auseinanderreissen.<br />
Auch sie zerren unser Schiff hin und her. Aus<br />
diesem Grund beschliessen wir, dass sich Bernhard morgens<br />
um 0500 h „opfert“ und auf den Mast, von Annemarie mit einem<br />
Fall gesichert, die 15 Meter hochklettert, weil es im Hafenbecken<br />
dann am ruhigsten ist, bevor die erste Fähre wieder<br />
hereinfährt. So klettert also B. frühmorgens den „Berg“<br />
hoch und bringt die Antenne runter. 6x hängt er dort oben am<br />
Masttop unter teilweise fürchterlichem Torkeln unseres Schiffes,<br />
<strong>bis</strong> die geflickte Antenne samt neuem Kabel wieder richtig<br />
sitzt. Um das neue Kabel durch den Mast ins Schiff einzuziehen,<br />
müssen wir uns etwas einfallen lassen. Die ersten<br />
zwei Versuche scheiterten, weil dieses Kabel auf halber Stre-
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cke stecken blieb. Also verwöhnen wir es, nachdem wir vernahmen wie es hier gemacht<br />
wird, mit Tahiti Massageöl. Siehe da. Es klappt mit Schütteln und Rütteln 5cm<br />
vorwärts, 2 cm zurück. Das alte Antennenkabel wurde wahrscheinlich werkseitig mit<br />
Kabelbindern an anderen Kabeln befestigt. Wir können das Gerät mit dem Kabel<br />
verbinden und welch eine Freude, wir werden wieder weitherum gehört und können<br />
empfangen. Merci Henry! Der sympathische 70jährige Herr von der Firma CETEL hat<br />
eine tolle Leistung vollbracht.<br />
Das einzige Schiff an unserem<br />
Ponton ist nur noch ein nach alten<br />
polynesischen Plänen nachgebauter<br />
Katamaran mit dem die Strecke<br />
nach Hawaii nachvollzogen wurde.<br />
Wir fragen den Skipper, was er tut,<br />
wenn ein Zyklon kommt: „Ich bete<br />
zu Gott und verhalte mich brav<br />
und anständig. Dann wird bestimmt<br />
kein Zyklon vorbeikommen“. Wir<br />
halten uns aber lieber an die Prognosen und beobachten genau die Laufbahnen der<br />
Zyklone des Südpazifischen Beckens. <strong>Mitte</strong> <strong>Januar</strong> sehen wir, dass es für uns in Papeete<br />
kritisch wird. Unerträglich wird der Schiffs-Tanz im Schwel vom Hafenbecken.<br />
Wind und Welle drehen auch immer mehr zu unseren Ungunsten und es kündigt sich<br />
für die kommenden Tage ein grösseres Tief mit stürmischen Winden an. Wir flüchten<br />
in den Süden von Tahiti nach Port Phaeton bei Taravao.<br />
Sicht vom Plateau de Taravao<br />
Die weit in das Land reichende<br />
Bucht gilt als sog. Hurricane Hole.<br />
<strong>Franz</strong>osen, die schon über 6 Jahre<br />
hier am Anker liegen und wohnen<br />
bestätigen uns, dass sie <strong>bis</strong>her<br />
immer sehr geschützt vor allem vor
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hohen Wellen waren. Das beruhigt uns und wir bereiten uns mental auf eine längere<br />
Liegezeit vor.<br />
Die Arbeit geht nicht aus. Jetzt müssen Decksplanken und Abdichtungsstellen repariert<br />
werden. Heute Morgen brennt die Sonne und trocknet das Deck. Gut für die Reparatur.<br />
Doch beim Öffnen einer Stelle kommt mehr „Krankes“ zum Vorschein als<br />
erwartet und es will kein Ende nehmen. Da hier nun aber Regenzeit ist, wechselt das<br />
Wetter auch schnell und innert Stunden sieht es komplett anders aus. Der Himmel,<br />
eine dichte graue Wolkendecke und die Schleusen öffnen sich. In Eile überspannen<br />
wir die „Baustelle“ mit einer „Plastic-Blache“, damit nicht noch mehr Regen unter das<br />
Teakdeck rinnt. Mit viel Aufwand wird die grösste Schadstelle repariert. Die nächsten<br />
müssen auf bessere Wetterbedingungen warten.<br />
Gelcoat muss neu aufgebaut werden.<br />
Epoxid Injektion<br />
Damit wir nicht den „Schiffskoller“ bekommen, setzen wir uns zwischendurch in einen<br />
öffentlichen Bus und fahren der Südwestküste von Tahiti Iti entlang <strong>bis</strong> zur Endhaltestelle<br />
in TEAHUPOO. Dies ist ein bekannter Ort für Wellensurfer. Bei entsprechender<br />
Wind- und Wellenrichtung bäumt sich die See am Aussenriff dermassen auf, dass<br />
sogar die internationale Surfer-Elite Spass daran findet und sich zu Meisterschaften<br />
trifft.
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An diesem Ort können wir uns wieder mal in glasklares Wasser am schwarzen<br />
Sandstrand legen und uns abkühlen. Ganz im Gegensatz zu Port Phaeton, wo das<br />
Wasser trüb ist von den zahlreichen Bächen, die bei Regen viel Erdreich mit<br />
schwemmen. Erfrischt spazieren wir dem Ufer entlang und bestaunen die auch hier,<br />
wie fast überall in <strong>Franz</strong>. <strong>Polynesien</strong>, so liebevoll gestalteten und sauber geputzten<br />
Blumen-Gärten.<br />
Wir schlendern zurück ins Dorf und kaufen bei einer Frau Früchte aus ihrem Garten.<br />
Sie lässt uns im Schatten im Vorgarten auf den Bus warten und bedient uns gleich<br />
noch mit Stühlen und reifen Bananen. Glücklicherweise haben wir den Bus-Chauffeur<br />
gefragt, wann er zurückfährt, denn der uns von der Busgesellschaft ausgehändigte<br />
Fahrplan ist absolut unbrauchbar. Auf der Rückfahrt überkommt uns beim Betrachten<br />
der auch hier so üppig grün überwachsenen Hänge eine grosse Lust auf Wandern in<br />
den Bergen. Doch es regnet von Dezember <strong>bis</strong> März dermassen viel, dass es zu<br />
Erdrutschen kommt und deshalb nur mit grösster Vorsicht und nicht überall marschiert<br />
werden kann.<br />
Es habe noch nie soviel geregnet wie dieses Jahr, sagen die Einheimischen. MARI-<br />
POSA setzt Moos an auf dem Deck. Wir können wohl bald darauf Golf spielen. Löcher<br />
hat es ja genug.<br />
Soweit lassen wir es nicht kommen
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Es gibt auch Überschwemmungen, die uns aber nichts anhaben können. Unsere Unterkunft<br />
schwimmt. Bei starkem Regen können wir nicht viel an Deck machen und<br />
müssen unter Deck Schutz suchen. Doch bei geschlossenen Luken fühlt es sich an<br />
wie in einer Sauna. Wenn zwischendurch die Sonne hinter den Wolken hervor lugt,<br />
und wir wieder raus können, brennt sie so unbarmherzig, dass unsere Haut, selbst<br />
mit höchstem Sonnenschutz eingerieben, innert Minuten reifen Tomaten ähnlich<br />
sieht.<br />
Die Arbeitsliste ist noch lang. Ein neues Kabel muss im Schiff durch einen engen Kabelkanal<br />
gezogen werden. Eine schweisstreibende Arbeit, denn die Luken müssen<br />
einmal mehr geschlossen bleiben wegen Regengüssen aber auch wegen der offenen<br />
Mülldeponie. Diese liegt versteckt in unmittelbarer Nähe hinter einem idyllischen<br />
mit Kokos-Palmen und Grünpflanzen bewachsenen Hügel und stinkt bei Nord-<br />
Westwind unerträglich. Mit dem Gestank besuchen uns Hunderte lästige Fliegen.<br />
Schade, denn die Bucht liegt so wunderbar ruhig im Grünen. Wir können es drehen<br />
und wenden wie wir wollen <strong>–</strong> überall gibt es „beide Seiten der Medaille“.<br />
Zum Glück wohnen hier doch ein Paar Segler an Bord ihrer Schiffe. Wir werden mehr<br />
als in einem Dorf genau beobachtet. Doch das hat manchmal auch Vorteile. So beobachtet<br />
ein Nachbar, dass wir unsere Fock (Vorsegel am Kutterstag) nicht runter bekommen.<br />
Schnell erkennt er die Fehlkonstruktion, die auch er bei seinem Vorsegel<br />
ändern musste und er kommt rüber und berät uns sehr professionell. Ein ansässiger<br />
Segelmacher kann die lausige Konstruktion aus den Kanaren richten indem er das<br />
Segel am Kopf mit einem schmalen Streifen verlängert, damit die Führungsschiene<br />
nicht leer bleibt und sich verdrehen kann. Die zu kurze Distanz vom Kopf zum Roller<br />
wurde damals nur mit einem 2 m langen Seil überbrückt.<br />
Den während der Pazifiküberquerung prov. geflickten Dieseltank-Entlüfter können wir<br />
immer noch nicht reparieren, weil uns ein <strong>Teil</strong> fehlt, das hier nicht erhältlich ist, Wir<br />
wollen den gebrochenen Anschluss samt Schlauch mit einem dickeren überziehen,<br />
was ein <strong>bis</strong>schen weniger provisorisch wäre. Eine andere Lösung finden wir nicht, da<br />
der Tank aus einem Material gebaut wurde, das nicht geklebt werden kann. Ein Segelschiff<br />
auf Langfahrt funktioniert eben nur provisorisch zwischen zwei Pannen. Wir<br />
gewöhnen uns allmählich daran. Der Schlauch wird uns der nächste Besuch aus der<br />
Schweiz mitbringen. Wir freuen uns darauf. Auf den Besuch natürlich.<br />
Wir haben noch viel mehr Dinge zu richten, <strong>bis</strong> unser Besuch Ende <strong>April</strong> erscheint<br />
und die Segelsaison für dieses Jahr wieder startet.<br />
Wäschetag in der Regensaison <strong>–</strong> ein ganz besonderes Vergnügen<br />
und Kleinprojekt. Die Sonne scheint. Schnell, schnell die<br />
gewaschene Wäsche an die Reling hängen. Toll, der Wind hilft<br />
den Trocknungsvorgang zu beschleunigen. Zufrieden vertiefen<br />
wir uns unter Deck in andere Arbeit und merken zu spät, dass<br />
unsere hängende Wäsche ein fünftes Mal gespült wird. Abrupt<br />
ändert das Wetter hier und ganz schnell entwickeln sich die ers-
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ten Regentropfen in einen Sturzbach. Nun, die Wäsche bleibt hängen und schon<br />
bald lugt die Sonne wieder hinter den Wolken hervor und das ganze Spiel beginnt<br />
von vorne. Ein halber Tag vergeht, die Wäsche wird fast trocken von der Reling genommen<br />
und im Schiffsinnern über Polster, über Haken und Bügel zum Restrocknen<br />
aufgehängt. Glücklicherweise findet sich eine einheimische Frau, die uns gegen Bezahlung<br />
die grössere Wäsche in ihrer Waschmaschine wäscht. Welch ein Luxus für<br />
uns.<br />
Doch wir wollen euch nicht weiter mit unserer alltäglichen Arbeit langweilen, sondern<br />
versuchen, die oft gestellte Frage, ob hier wirklich das Paradies zu finden ist, zu beantworten.<br />
Unsere ersten Eindrücke in <strong>Polynesien</strong> sind durchwegs positiv. Vielerorts werden wir<br />
herzlich willkommen geheissen, mit Früchten beschenkt und es ist auffallend, wie<br />
spontan und gerne sich diese Menschen auf ein Gespräch einlassen. Allerdings wird<br />
unser Cliché von der Südseeschönheit nicht erfüllt. Die meisten Menschen, Männer<br />
wie Frauen, sind hier kräftig gebaut (Diabetes ist weitverbreitet). Doch es ist unglaublich,<br />
wie geschmeidig sich die runden Hüften der Frauen beim Tanz bewegen.<br />
Überwältigt sind wir von der üppigen und fruchtbaren Natur und mit wie viel Liebe<br />
und Hingabe die Polynesier ihre Gärten und Pflanzungen pflegen. Ein Luxus der Natur,<br />
dass das ganze Jahr hindurch irgendwelche Blumen immer blühen. Ebenso sind<br />
Früchte oder Gemüse reif zum Verzehr im Angebot. Verhungern muss hier niemand.<br />
auch nicht frieren, liegen die Tagestemperaturen meist zwischen 27 und 30 Grad und<br />
nachts zwischen 23 und 26 Grad. Dies, Jahr für Jahr während 365 Tagen.<br />
Hingegen kämpft die Bevölkerung stets gegen Malaria oder Dengue oder Filariose<br />
(Elefantenbeine und andere dick angeschwollene Glieder). Alle diese Krankheiten<br />
übertragen durch Mückenstiche. Das feuchtwarme Klima lässt grüssen.<br />
Leider wird hier an den Wochenenden viel Alkohol oder Drogen konsumiert und somit<br />
leiden Familien und Angehörige an den Folgen. Nachts ist es für uns als Touristen<br />
nicht sehr ratsam, zu Fuss unterwegs zu sein. Nicht wenige Automobilisten<br />
kommen von der Strasse ab. So leben wir eher wie die Vögel und kaum wird es dunkel<br />
<strong>–</strong> es wird hier sehr früh, zwischen 18 und 19 Uhr <strong>–</strong> beginnen wir schon mit dem<br />
Nestchenbau. Doch am Morgen führen wir das „Vogelleben“ weiter und meistens mit<br />
dem ersten Morgengrauen um 05 Uhr dehnen wir unsere schlaftrunkenen Glieder<br />
und begrüssen den frischen Morgen.<br />
Die Riff- und Inselwelt ist für uns Europäer ein Vergnügen besonderer Güte, sind hier<br />
doch noch so viele Anker-Plätze mit türkisblauem, glasklarem Wasser zu finden.<br />
Trotz nicht mehr intakten Riffen ist die Fischvielfalt beachtlich und dies ganz zum<br />
Wohlgefallen der Schnorchler und Taucher. Es gibt unzählige Buchten mit gut bezeichneten<br />
Zufahrten. Das Land ist uns „Wasser-Zigeunern“ gegenüber tolerant. Wir<br />
bekommen überall gratis Wasser (kein Trinkwasser), falls wir brauchen und können<br />
Abfall entsorgen. Auch werden wir nie beim Boot belästigt und die Kriminalität scheint
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uns noch geringer als in der Schweiz zu sein. Somit ist es für uns, die auf dem Schiff<br />
wohnen, <strong>bis</strong>her die angenehmste Gegend.<br />
Aber ist es das Paradies? Lassen wir dazu noch zwei Einheimische, die die allgemeine<br />
Meinung der Bevölkerung vertreten, sprechen. Mein temporärer Arzt, vor 14<br />
Jahren aus Frankreich eingewandert meint: „Ich habe genug von diesem Land und<br />
möchte wegziehen. Ich kann nicht richtig arbeiten, weil hier nichts richtig funktioniert.<br />
Die Leute sitzen nur untätig da und warten auf Geld aus Frankreich. Jetzt geht es<br />
aber diesem europäischen Staat wirtschaftlich selber schlecht, was sich unweigerlich<br />
in den nächsten Jahren auf franz. <strong>Polynesien</strong> auswirken wird.“<br />
Eine interessante Erfahrung für uns: oft werden die Polynesier freundlicher und gesprächiger,<br />
wenn sie erfahren, dass wir keine <strong>Franz</strong>osen sind und dass wir weiterreisen<br />
werden. Ein polynesischer Gemeindearbeiter, mit dem Annemarie wegen eines<br />
verschwundenen Paddels spricht, erzählt aufgeregt: „Das waren bestimmt wieder<br />
diese Schulkinder, die mit dem französischen Sportlehrer für den Wassersport herkommen.<br />
Einige dieser Kinder haben nur Unsinn im Kopf und zerstören in der Anlage<br />
vieles und das Schlimme ist, dieser französische Lehrer hat die Kinder nicht im Griff.<br />
Dafür verdient er aber sehr viel mehr Geld als wir Einheimischen für die gleiche Arbeit.<br />
Überhaupt verdienen die französischen Angestellten wie Lehrer, Pfarrer, Gendarmerie<br />
etc. sehr viel mehr als die Polynesier und nehmen uns zudem die Stellen<br />
weg. <strong>Polynesien</strong> geht es immer schlechter. Frankreich beginnt uns zu vergessen!“<br />
(Während den Atombombenversuchen, die nicht unweit von hier durchgeführt wurden,<br />
hat der französische Staat viel Geld investiert).<br />
Paradies? Das muss wohl jeder für sich selber finden.<br />
Nun sind wir schon gut 3 Monate hier in dieser Ankerbucht, haben liebe Einheimische<br />
und interessante Segler kennen gelernt, sind sehr froh, dass über Tahiti kein<br />
Zyklon gewütet hat. Doch jetzt zieht es uns wieder weiter. Aber vorerst freuen wir uns<br />
riesig auf unsere zwei bevorstehenden Besuche aus der Heimat.<br />
Seid nun alle herzlich gegrüsst aus der Südsee. MARIPOSA und Crew<br />
Tahiti, <strong>April</strong> 2013