Im Kampf gegen Etat-Kürzungen, Schließungen und morsches Image
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361<br />
Tanja-Barbara Bieselin<br />
<strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
Guerilla-Marketing für Bibliotheken<br />
Den <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong> <strong>und</strong> nicht selten sogar <strong>Schließungen</strong> müssen Bibliotheken zumeist schlecht „bewaffnet“<br />
<strong>gegen</strong> Behörden antreten. Bei der Einteilung des <strong>Etat</strong>s können derzeit keine üppigen Summen für Werbekampagnen<br />
eingeplant werden. Die Guerilla-Marketing-Strategie kann hierbei Abhilfe schaffen, denn sie hat es sich<br />
zu Eigen gemacht, durch richtigen Einsatz ausgewählter Marketinginstrumente maximale Aufmerksamkeit der Zielgruppe<br />
bei Verwendung eines kleinsten Budgets zu erzielen. Etliche Praxisbeispiele verdeutlichen, wie Bibliothekare/<br />
innen zu Guerrilleros werden können, um das Bibliotheksimage aufzupolieren.<br />
The fight against budget cuts, closings and decayed image. Guerilla-Marketing for libraries<br />
The fight against budget cuts or even closings, libraries often do not have the strongest weapons. Right now it is almost<br />
impossible for the libraries to receive enough money for marketing-campaigns. The Guerilla Marketing strategy<br />
can help with a mixture of selected marketing instruments in order to achieve a maximum of attention in the target<br />
group with a minimum of financial resources. There are many examples in practice showing how librarian become<br />
Guerrilleros to improve the negative image of libraries.<br />
Le combat contre les réductions de budget, les fermetures et la mauvaise image. La guérilla-marketing pour les bibliothèques<br />
Les bibliothèques doivent lutter pour la plupart mal armées contre les diminutions de budget et même assez souvent<br />
contre les fermetures vis à vis de l´administration publique. Actuellement, lors de la répartition du budget, on ne peut<br />
pas prévoir des sommes importantes pour des campagnes de publicité. La stratégie de “guérilla-marketing” peut y<br />
porter remède, car elle s´est approprié par la mise en oeuvre exacte de moyens de marketing choisis l´obtention de<br />
l´attention maximale du groupe-cible tout en utilisant un budget minimal. Quelques exemples pratiques montrent comment<br />
les bibliothécaires peuvent devenir des guérilleros pour améliorer l´image des bibliothèques.<br />
Einleitung<br />
„Guerilla-Marketing für Bibliotheken“ ist vielleicht ein reißerischer<br />
Titel <strong>und</strong> es hätte sich für diesen Beitrag bestimmt<br />
auch ein anderer finden lassen. Jedoch sollte ein<br />
Titel in erster Linie neugierig machen <strong>und</strong> dadurch zum<br />
Weiterlesen anregen. Die Überschrift „Unkonventionelles<br />
Marketing mit kleinem Budget für Bibliotheken“ würde<br />
dem Leser wahrscheinlich nicht gleichermaßen ins<br />
Auge stechen.<br />
Eine Umfrage des infas-Instituts 1 mit 2 500 Teilnehmern<br />
hat ergeben, dass jeder fünfte B<strong>und</strong>esbürger seine Stadtbibliothek<br />
nicht kennt. Des Weiteren kam heraus, dass lediglich<br />
30 Prozent aller B<strong>und</strong>esbürger K<strong>und</strong>en ihrer örtlichen<br />
Bibliothek sind 2 .<br />
Diese Schlagzeilen sollten Bibliothekare/innen zum Nachdenken<br />
bringen. Denn dieses nicht berauschende Ergebnis<br />
unterstreicht den durchschnittlichen Bekanntheitsgrad<br />
von Bibliotheken <strong>und</strong> deren oft <strong>und</strong> zu Unrecht schlechtes<br />
<strong>Im</strong>age.<br />
Bibliotheken müssen mehr in die Offensive gehen <strong>und</strong><br />
dem Negativimage den <strong>Kampf</strong> ansagen.<br />
Zu Zeiten einer internationalen Wirtschaftsflaute muss gerade<br />
in öffentlichen Einrichtungen extrem gespart werden.<br />
Abb. 1<br />
Einen <strong>Kampf</strong> mit schlechten Waffen, also kleinem <strong>Etat</strong><br />
zu führen <strong>und</strong> zu gewinnen, ist vielleicht schwer – aber<br />
nicht unmöglich.<br />
1<br />
infas-Institut für angewandte Sozialwissenschaft, Bonn.<br />
2<br />
„Die Welt“ am 13.07.2004. Genaue Informationen zu finden<br />
unter .
362 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
Es ist an der Zeit, dass – alle – Bibliotheken auf eine altbewährte<br />
Strategie zurückgreifen: Guerilla 3 .<br />
Zusammenfassend <strong>und</strong> verallgemeinernd lässt sich die<br />
Situation von Öffentlichen <strong>und</strong> Wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
wie folgt darstellen. Sie sind<br />
– im weitesten Sinne kleine bis mittelgroße Unternehmungen,<br />
– sie haben nur ein geringes/knappes (bzw. gar kein)<br />
Budget,<br />
– die Marketing-Maßnahmen müssen größtmögliche Aufmerksamkeit<br />
erzielen.<br />
Guerilla-Marketing<br />
Die Lösung für diese Konstellation gibt es seit knapp 40<br />
Jahren <strong>und</strong> heißt Guerilla-Marketing 4 (im Folgenden auch<br />
kurz GM). Zwei relevante Aspekte existieren im Kern des<br />
Guerilla-Marketing:<br />
– Aufmerksamkeit erzeugen durch unkonventionelle,<br />
überraschende, außergewöhnliche, taktische, originelle,<br />
innovative, geschickte, schnelle, flexible, erlebnisreiche<br />
<strong>und</strong> unterhaltsame Aktionen bzw. Maßnahmen.<br />
oder<br />
– Aufmerksamkeit erzeugen durch geniale, einfache,<br />
kostengünstige Maßnahmen mit kleinem Budget 5 .<br />
die Hauptzielgruppen der Bibliotheken in Sachen Vermarktung.<br />
„Eine geschickte Vermarktung gehört zweifellos zu<br />
den wichtigsten Waffen, die ein David im <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong><br />
einen Goliath aufbieten kann“ 13 .<br />
Für die Anwendung in Bibliotheken ist GM praktisch prädestiniert<br />
<strong>und</strong> demzufolge sollten Bibliothekare/innen zu<br />
Guerrilleros werden.<br />
Betrachtet man die Elemente einer Marketing-Konzeption,<br />
nämlich die Festlegung der gr<strong>und</strong>legenden Zielrichtung, die<br />
Analyse der internen <strong>und</strong> externen Rahmenbedingungen,<br />
die Marketingziele, die Marketingstrategien, die Planung<br />
der operativen Marketinginstrumente (Marketing-Mix) <strong>und</strong><br />
das Marketingcontrolling 14 , so wird deutlich, dass das GM<br />
erst als Schritt fünf zum Einsatz kommt.<br />
Das Guerilla-Marketing ist nicht als eigenständiges Marketing-Instrument<br />
zu sehen. Es ist vielmehr als Katalysator-Strategie<br />
einzuordnen, mit der die Wirkung bereits<br />
bestehender Instrumente erhöht werden kann. <strong>Im</strong> Marketing-Mix<br />
nimmt das Guerilla-Marketing Einfluss auf alle<br />
vier Bereiche: Kommunikations-, Entgelt-, Produkt- <strong>und</strong><br />
Distributionspolitik. Allerdings liegt der Schwerpunkt bei<br />
der Anwendungshäufigkeit der Marketing-Mix-Instrumente<br />
ganz eindeutig bei der Kommunikationspolitik (ca. 70 %).<br />
Aufmerksamkeit zu erzeugen ist hier am stärksten Hauptziel<br />
der Aktionen 15 .<br />
Marketing-Mix<br />
10 % 10 % 10 % 70 %<br />
Abb. 2<br />
Produktpolitik<br />
Entgeltpolitik<br />
Distributionspolitik<br />
Kommunikationspolitik<br />
GM legt darüber hinaus nahe, dass Werbung alleine, dass<br />
Öffentlichkeitsarbeit alleine, dass eine Website alleine<br />
nicht genügt, sondern dass ein Marketing-Mix, also eine<br />
Kombination aus all diesen Instrumenten <strong>und</strong> vielen anderen<br />
notwendig <strong>und</strong> sinnvoll ist 6 . Das Kredo beim Guerilla-<br />
Marketing ist die Erreichung einer maximalen Aufmerksamkeit<br />
der Zielgruppe bei minimalen Kosten. GM hat<br />
also nichts mit Kriegsführung, Aggressivität oder ähnlichen<br />
negativen Handlungen zu tun, sondern ist im weitesten<br />
Sinne ein Synonym für Low-Budget-Marketing.<br />
Levinson 7 stellt 15 Thesen auf, in denen sich das Guerilla-<br />
Marketing vom traditionellen Marketing unterscheidet.<br />
Hierzu gehört unter anderem, dass der einzige Maßstab,<br />
mit welchem die Leistung des Guerilla-Marketings gemessen<br />
wird, die erzielten Gewinne sind 8 . Für Bibliotheken<br />
müsste dieses Messmittel gewiss mit anderen Kennzahlen<br />
ergänzt werden, jedoch bliebe dieser zahlenorientierte<br />
Leistungsnachweis bestehen. GM verlangt des Weiteren,<br />
dass Zeit, Energie <strong>und</strong> Fantasie – <strong>und</strong> nicht nur Geld – in<br />
den Marketingprozess investiert werden 9 . Guerrilleros 10<br />
konzentrieren sich auf die Intensivierung <strong>und</strong> Pflege des<br />
bestehenden K<strong>und</strong>enstamms <strong>und</strong> versuchen nicht permanent,<br />
neue Zielgruppen zu gewinnen 11 . GM „befasst sich<br />
nicht in erster Linie mit dem Großen, sondern mit dem<br />
Kleinen – mit einzelnen Menschen, kleinen Unternehmen<br />
<strong>und</strong> geringfügigen Details“ 12 .<br />
Außer den Bibliotheksk<strong>und</strong>en sind Institutionen, Unterhaltsträger,<br />
Behörden, Meinungsbildner <strong>und</strong> Sponsoren<br />
In der Kommunikationspolitik wiederum kommen die einzelnen<br />
Instrumente im Guerilla-Marketing ebenfalls unterschiedlich<br />
stark zur Anwendung. Die Anwendungshäufigkeit<br />
<strong>und</strong> der daraus resultierende Wirkungsgrad schwankt<br />
von Maßnahme zu Maßnahme. So muss beispielsweise<br />
klassische Werbung sehr oft eingesetzt werden, um ei-<br />
3<br />
Guerilla, die; [frz. guérilla, span. guerrilla – Verkleinerungsform<br />
von guerra] = Krieg.<br />
4<br />
Eine einheitliche Schreibweise ist nicht gegeben, der Begriff<br />
wird mit <strong>und</strong> ohne Bindestrich verwendet.<br />
5<br />
Pradel, M. u. Schulte, T.: Guerilla Marketing für Unternehmertypen,<br />
a.a.O., S. 15.<br />
6<br />
Vgl. Levinson, Jay Conrad: Die 100 besten Guerilla-Marketing<br />
Ideen, a.a.O., S. 21.<br />
7<br />
Jay Conrad Levinson´s Website .<br />
8<br />
Siehe Levinson, a.a.O., S. 21 f.<br />
9<br />
Siehe Levinson, a.a.O., S. 21.<br />
10<br />
El guerrillero = der Freiheitskämpfer, Guerillakämpfer.<br />
11<br />
Vgl. Levinson, a.a.O., S. 21 f.<br />
12<br />
Aus Levinson, a.a.O., S. 22.<br />
13<br />
Aus Schmeh, Klaus: David <strong>gegen</strong> Goliath: 33 überraschende<br />
Unternehmenserfolge. Frankfurt/Wien 2004, S. 149.<br />
14<br />
Vgl. Remke, Doreen, a.a.O., S. 8.<br />
15<br />
Vgl. Pradel, a.a.O., S. 25.
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 363<br />
Klassische Werbung<br />
+<br />
Online Marketing<br />
Event-Marketing*<br />
Wirkungsgrad<br />
Multimedia*<br />
Sponsoring<br />
Direktmarketing*<br />
PR<br />
Verkaufsförderung*<br />
-<br />
Persönlicher Verkauf<br />
- Häufigkeit der Anwendung +<br />
Abb. 3<br />
*Anmerkungen:<br />
– Event-Marketing (hierzu gehören auch Messen <strong>und</strong> Ausstellungen)<br />
– Verkaufsförderung (auch Point of Sale)<br />
– Multimedia-Kommunikation (CD, Video, DVD)<br />
– Direktmarketing = Werbe- <strong>und</strong> Distributionsmethode, die sich direkt an bestimmte Zielgruppen richtet, z. B. durch<br />
Außendienstmitarbeiter oder Telefonakquise usw.<br />
nen hohen Wirkungsgrad zu erreichen, während Online<br />
Marketing bei wenig starker Anwendungshäufigkeit bereits<br />
einen hohen Wirkungsgrad erzielt. Allerdings ist dazu zu<br />
sagen, dass klassische Werbung bei hoher Anwendungshäufigkeit<br />
den stärksten Wirkungsgrad überhaupt ausweist.<br />
Pradel stellt das Verhältnis zwischen Wirkungsgrad <strong>und</strong><br />
Anwendungshäufigkeit wie folgt dar 16 .<br />
<strong>Im</strong> Mittelpunkt der unternehmerischen Tätigkeit stehen das<br />
Produkt / die Dienstleistung bzw. die Marke (<strong>Im</strong>age), die<br />
Mitarbeiter/innen sowie der Markt mit seinen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Wettbewerbern. Produkte der Bibliothek sind für Menschen,<br />
die in einer Bibliothek arbeiten, oder für die „Stammk<strong>und</strong>schaft“<br />
eine Selbstverständlichkeit. Hierzu gehören z. B.<br />
Literatur zum Lesen <strong>und</strong> Hören, Lernateliers, Musik, Filme,<br />
Lexika <strong>und</strong> Datenbanken, Zeitschriften <strong>und</strong> Tageszeitungen,<br />
Information <strong>und</strong> Aufbereitung von Informationen,<br />
Bildung, Kultur, Internetzugänge bzw. Dienstleistungen<br />
wie z. B. Förderung des lebenslangen Lernens, Recherchen<br />
<strong>und</strong> ein vielseitiges Veranstaltungsangebot. Doch<br />
für Menschen, die Bibliotheken nicht regelmäßig oder nur<br />
sehr selten besuchen, sind diese „normalen Dienstleistungen“<br />
fremd <strong>und</strong> müssen deshalb von den Bibliotheken<br />
unermüdlich kommuniziert werden.<br />
In der Unternehmensstrategie geht es letztendlich darum,<br />
Ziele <strong>und</strong> Ressourcen den sich ständig ändernden Marktsituationen<br />
anzupassen. Bibliotheken sind einer veränderten<br />
Marktsituation nicht so drastisch ausgesetzt wie Unternehmen<br />
in der freien Wirtschaft. Dennoch müssen sie<br />
sich ständig neu überlegen, wie sie möglichst viele Bürger/innen<br />
in die Bibliothek bringen, für ihr Angebot begeistern<br />
<strong>und</strong> mit ihren Dienstleistungen überzeugen können.<br />
Die Komponenten des strategischen Marketing lassen<br />
sich im Bibliotheksumfeld etwa wie in Abb. 4 gezeigt darstellen.<br />
K<strong>und</strong>enbindung, K<strong>und</strong>enzufriedenheit, <strong>Im</strong>agesteigerung,<br />
Mitarbeitermotivation usw. sind altbewährte Ziele der strategischen<br />
Planung. Jedes Unternehmen, also auch jede<br />
Bibliothek, formuliert derartige Ziele, z. B. in einem Leitbild,<br />
<strong>und</strong> wählt Maßnahmen <strong>und</strong> Instrumente dementsprechend<br />
aus, um diese Ziele zu erreichen.<br />
Abb. 4<br />
Benutzer, Bürger/innen,<br />
Vertreter der Politik, Firmen, Institutionen<br />
Ziele<br />
Mitarbeiter/innen Dienstleistung /<br />
Produkt / Marke<br />
Sparten des Guerilla-Marketing<br />
<strong>Im</strong> Guerilla-Marketing stehen hierfür im Wesentlichen<br />
Instrumente aus drei verschiedenen Rubriken zur Verfügung<br />
17 :<br />
1) Klassisches Guerilla-Marketing,<br />
2) Online Guerilla-Marketing <strong>und</strong><br />
3) Strategisches Guerilla-Marketing.<br />
Auf diese drei Überkategorien wird nun ausführlich <strong>und</strong><br />
mit Beispielen aus <strong>und</strong> für Bibliotheken eingegangen. Fokussiert<br />
werden Öffentliche Bibliotheken, aber auch für<br />
Wissenschaftliche Bibliotheken <strong>und</strong> Spezialbibliotheken<br />
kommen einige Maßnahmen des Guerilla-Marketing konkret<br />
in Betracht. Eine Spartentrennung kann ohnehin als<br />
antiquiert gesehen werden 18 . Und es darf nicht vergessen<br />
werden, dass es hier um das „Mehr“ geht, das mit GM erreicht<br />
werden kann.<br />
16<br />
Siehe Pradel, a.a.O., S. 26.<br />
17<br />
Pradel, M. u. Schulte, T.: Guerilla Marketing für Unternehmertypen,<br />
S. 31 ff.<br />
18<br />
Vgl. Umlauf, Konrad: Bibliotheksmarketing .
364 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
Beispiele für Guerilla-Marketing<br />
1 Klassisches Guerilla-Marketing<br />
Auf Maßnahmen, von denen eigentlich davon ausgegangen<br />
werden kann, dass sie in jeder Bibliothek bereits mehr<br />
oder weniger professionell umgesetzt werden, wird gegebenenfalls<br />
nicht bis ins Kleinste eingegangen. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sollten Guerrilleros versuchen so viel Werbung wie eben<br />
möglich selbst zu machen. Wenn hierfür allerdings nicht<br />
die entsprechenden Ressourcen in der Bibliothek vorhanden<br />
sind, muss zwangsläufig eine geeignete Werbeagentur<br />
herangezogen werden. Und mit entsprechenden<br />
Ressourcen ist nicht ausschließlich das Budget gemeint,<br />
sondern auch Mitarbeiter/innen, die solche Aufgaben professionell<br />
erledigen können. Bei der Auswahl der richtigen<br />
Agentur ist nicht die Größe <strong>und</strong> das <strong>Im</strong>age entscheidend,<br />
sondern vielmehr die Voraussetzung, dass die Mitarbeiter<br />
der Agentur echte Guerrilleros sind.<br />
a) Klassische Werbung<br />
– Visitenkarte<br />
Die Wirkung <strong>und</strong> kommunikative Möglichkeit von Visitenkarten<br />
wird häufig unterschätzt. Die Visitenkarte<br />
eines Guerrilleros enthält mehr als nur Name, Adresse<br />
<strong>und</strong> Telefonnummer etc. Die Visitenkarte wird<br />
zu einer Minibroschüre verwandelt, indem ein Foto<br />
der Person <strong>und</strong> ihr zuständiges Fachgebiet, die Öffnungszeiten,<br />
Service der Bibliothek oder Ähnliches<br />
integriert werden 19 .<br />
– Telefonbuch / Gelbe Seiten / Adressbücher<br />
Wie oft lässt sich die Stadtbibliothek nicht auf Anhieb<br />
im Telefonbuch finden? Es wäre so einfach <strong>und</strong> effektiv,<br />
die Bibliothek nicht nur unter der großen Masse<br />
an Einträgen der Stadtverwaltung zu führen, sondern<br />
zusätzlich die Begriffe „Bibliothek(en)“ <strong>und</strong> „Stadtbibliothek“<br />
führen zu lassen.<br />
Ebenso sind Stadtbüchereien zu oft nicht in den Gelben<br />
Seiten eingetragen <strong>und</strong> unter der Rubrik „Bibliotheken“<br />
lassen sich immer noch nicht alle Büchereien<br />
vollständig finden. Hier herrscht noch Nachholbedarf,<br />
der simpel umzusetzen ist. Wichtig ist für Bibliotheken<br />
in erster Linie, dass sie überhaupt verzeichnet<br />
sind, nicht wie in der Unternehmerschaft, wo es gilt,<br />
möglichst eindrucksvolle <strong>und</strong> große Anzeigen mit viel<br />
Information zu schalten 20 . Allerdings können Guerrilleros<br />
einige Punkte beherzigen, um in den Gelben<br />
Seiten garantiert aufzufallen, wie beispielsweise das<br />
Schalten einer optisch ausgefallenen Anzeige, die<br />
dem Leser sofort ins Auge sticht 21 .<br />
Oft gibt es in den Städten zusätzliche regionale Branchenbücher<br />
bzw. Adressbücher, in denen die Bibliothek<br />
keinesfalls fehlen darf.<br />
– Fernsehwerbung<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, sich nicht von Massenmedien einschüchtern<br />
zu lassen, nur weil Bibliotheken kleine<br />
Unternehmen sind 22 !<br />
Fernsehwerbung, wenn auch nur für große Stadtbzw.<br />
Landesbibliotheken oder Bibliotheks-Zusammenschlüsse<br />
verhältnismäßig, ist aufgr<strong>und</strong> der großen<br />
Reichweite immer eine Überlegung wert. Levinson<br />
stellt acht Eigenschaften auf, die ein guter Fernsehspot<br />
haben soll: unterhaltsam, verständlich, sichtbar, qualitativ<br />
hochwertig, ehrlich, handlungsauffordernd, inhaltsvoll<br />
<strong>und</strong> vertrauensvermittelnd 23 .<br />
Für Bibliotheks-Fernsehwerbung gibt es einige sehr<br />
erfolgreiche Beispiele. Eine echte Guerilla-Marketing-Aktion<br />
leisteten die Städtischen Bibliotheken<br />
Dresden. Bei dieser Aktion wurde eine Agentur mit<br />
einem Drehbuch für (Regional-) Fernsehwerbung<br />
<strong>und</strong> Kinowerbung beauftragt, in welcher das Footballteam<br />
MNRX 24 für die Bibliotheken warb. Die Agentur<br />
erstellte ein Gesamtkonzept <strong>und</strong> übernahm dessen<br />
Umsetzung, wobei der eigene Aufwand nicht in voller<br />
Höhe in Rechnung gestellt wurde. Das Konzept<br />
enthielt neben der Fernseh- <strong>und</strong> Kinowerbung die<br />
Bausteine City-Light-Plakate <strong>und</strong> Seitenscheibenfolien<br />
in der Straßenbahn. Alles in allem kostete diese<br />
Aktion insgesamt knapp 12 000 Euro <strong>und</strong> bewirkte<br />
eine positive Veränderungsquote der Neuanmeldungen<br />
von monatlich mindestens 20 %. Das ergaben<br />
diverse Evaluationen <strong>und</strong> die genaue Betrachtung<br />
der Ergebnisse 25 .<br />
Da das Fernsehen das am meisten genutzte Medium<br />
der Amerikaner ist, nutzen es die Bibliotheken<br />
dort ebenfalls stark für Marketingmaßnahmen. Die<br />
Public Library in Calgary setzte mit der Kampagne<br />
„Rediscover Your Calgary Public Library“ auf drei<br />
verschiedene, 15 Sek<strong>und</strong>en lange Werbespots, die<br />
für zwei Wochen im September <strong>und</strong> Oktober 2001<br />
im kanadischen Fernsehen liefen. Die Werbespots<br />
waren humorvoll <strong>und</strong> erzielten eine Steigerung der<br />
Neuanmeldungen um 21 % <strong>und</strong> eine Steigerung des<br />
Bekanntheitsgrades um 43 %. Die Calgary-Bibliothek<br />
gewann mit dieser Marketinginitiative 2002 den 3M<br />
Marketing Award, den John Cotton Dana Award for<br />
Library Public Relations 26 <strong>und</strong> den Industry Canada´s<br />
LibraryNet Best Practices 2001 Award.<br />
Noch eine Stufe über Fernsehwerbespots ging die PR-<br />
Kampagne „What´s new in libraries“ des North Suburban<br />
Library Systems (NSLS), eine Kooperation von<br />
650 Bibliotheken in den Vorstädten von Chicago. Die<br />
Direktorin Sarah Long 27 organisierte die Produktion<br />
einer TV-Serie über Bibliotheken mit NSLS <strong>und</strong> Library<br />
Cable Network. Pro Monat läuft eine 30-minütige<br />
Folge zu besonderen Programmen der Bibliotheken,<br />
den Besonderheiten der Orte <strong>und</strong> außergewöhnlichen<br />
Menschen. Auch diese Marketingaktion wurde mit vielen<br />
bedeutenden Awards ausgezeichnet 28 .<br />
19<br />
Vgl. Levinson, Jay Conrad; Godin, Seth: Das Guerilla Marketing<br />
Handbuch: Werbung <strong>und</strong> Verkauf von A bis Z, S. 140<br />
ff.<br />
20<br />
Vgl. Levinson: Das Guerilla Marketing Handbuch, a.a.O.,<br />
S. 85 ff.<br />
21<br />
Siehe Levinson: Die 100 besten Guerilla-Marketing-Ideen,<br />
a.a.O., S. 86 f.<br />
22<br />
Vgl. Levinson: Die 100 Besten Guerilla-Marketing-Ideen,<br />
a.a.O., S. 127.<br />
23<br />
Vgl. Levinson, a.a.O., S. 104.<br />
24<br />
Die Dresden Monarchs waren das erste sächsische American-Football-Team,<br />
denen kurz vor Start der Werbeaktion<br />
als erster ostdeutscher Mannschaft der Aufstieg in die German<br />
Football League gelang.<br />
25<br />
Ausführlicher Bericht nachzulesen in BuB 55 (Mai 2003)<br />
S. 283 ff.<br />
26<br />
.<br />
27<br />
Sarah Long ist ehemalige Präsidentin der American Library<br />
Association (ALA) .<br />
28<br />
.
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 365<br />
– Kinowerbung<br />
Für kleine <strong>und</strong> mittelgroße Bibliotheken mit ihrer regionalen<br />
<strong>und</strong> lokalen Zielgruppe ist Kinowerbung ein<br />
sehr interessantes Werbemedium. Kinowerbung für<br />
Betriebe in der Umgebung des betreffenden Kinos<br />
werden vor allem in Form von Dias gezeigt, der Ton<br />
wird von Tonträgern abgespielt. Viele Firmen entwickeln<br />
für wenig Geld alle möglichen Dateiformate<br />
(.ppt, .jpg, .tif usw.) zu den benötigten Kleinbild-Dias<br />
für Kinowerbung. In Teams oder mit Hilfe von Praktikanten<br />
können Bibliotheken sog. Storyboards entwickeln,<br />
aus welchen dann der Werbespot entsteht. Informationen<br />
zur Werbung im Kino sind meistens direkt<br />
beim Kinobetreiber erhältlich. Auf jeden Fall sollten<br />
Informationen über die Zielgruppe eingeholt werden;<br />
denn nicht die Teenager sind die am häufigsten vertretene<br />
Altersgruppe im Kino. In Deutschland sind die<br />
30-39jährigen die regelmäßigen Kinogänger 29 .<br />
– Anzeigen<br />
Die Schaltung einer klassischen Anzeige in Branchenmedien<br />
ist das ungeliebteste Werbemedium des<br />
Guerrilleros, da es in der Regel nicht wirklich wahrgenommen<br />
wird <strong>und</strong> meist viel Geld verschlingt 30 .<br />
Die Ausgaben für klassische Anzeigen sollten demnach<br />
auf ein Minimum reduziert werden, was sich in<br />
Bibliotheken von Natur aus so gestaltet. Sollte aus<br />
unterschiedlichen Gründen dennoch der Wunsch<br />
nach klassischen Anzeigen bestehen, gelten folgende<br />
Gr<strong>und</strong>sätze:<br />
– lieber regelmäßige kleine Anzeigen als unregelmäßige<br />
große Anzeigen → Wiederholung ist der<br />
Erfolgsfaktor,<br />
– die kleinen Anzeigen müssen dafür auffällig sein,<br />
– lieber mehrere kleine Anzeigen in Schwarz-Weiß<br />
als wenige in Farbe,<br />
– in der Anzeige muss der Vorteil für den K<strong>und</strong>en<br />
sofort sichtbar sein,<br />
– vordergründig sollten Neuheiten kommuniziert werden,<br />
– die Auswahl des Mediums, in welchem publiziert<br />
werden soll, ist nach der besten Zielgruppenansprache<br />
abhängig von der Auflage <strong>und</strong> dem <strong>Im</strong>age<br />
der Zeitung / Zeitschrift 31 .<br />
– Multimedia-Kommunikation<br />
Darunter fallen zum Beispiel ein Video oder eine CD-<br />
ROM mit einem Werbefilm oder einer anderen Werbebotschaft<br />
über die Bibliothek.<br />
– R<strong>und</strong>funkwerbung<br />
Die R<strong>und</strong>funkwerbung sollte in einfacher Art <strong>und</strong><br />
Weise den Nutzen für den K<strong>und</strong>en vermitteln. Zudem<br />
sollte der potenzielle K<strong>und</strong>e zum Handeln aufgefordert<br />
werden. Der Hörsinn ist bei R<strong>und</strong>funkwerbung<br />
für Werbebotschaften sehr häufig besonders<br />
aufgeschlossen. Denkbar wäre eine schlichte, aber<br />
durchdringende Radiowerbung für Bibliotheken im<br />
Allgemeinen. Diese Guerilla-Tipps für Funkwerbung<br />
gilt es zu beachten:<br />
– Die Aufmerksamkeit des Hörers muss in fünf Sek<strong>und</strong>en<br />
gewonnen sein,<br />
– der „Firmenname“ muss mindestens fünfmal in 30<br />
Sek<strong>und</strong>en erwähnt werden,<br />
– den Spot nur auf ein oder zwei Radiostationen senden,<br />
– eine eigene Radio-Identität muss zur Wiedererkennbarkeit<br />
geschaffen werden 32 .<br />
Aber auch Interviews mit Bibliothekaren bzw. Reportagen<br />
über Bibliotheken im Radio können dem Laien<br />
viele Einblicke verschaffen <strong>und</strong> ihm so mehr Verständnis<br />
für das Bibliotheksmetier bringen. Beispiel hierfür<br />
ist die Stadtbücherei Würzburg, für welche sich die<br />
Bibliotheksleiterin Frau Dr. Hannelore Vogt 33 im Bayerischen<br />
R<strong>und</strong>funk (Bayern2Radio) am 19.10.2003 zu<br />
der Studie des Infas Instituts geäußert hat.<br />
b) Corporate Design / Corporate Identity<br />
Wichtig ist, dass alle Werbemittel ein einheitliches Layout<br />
vermitteln, vom Benutzerausweis angefangen über sämtliche<br />
Flyer, die die Bibliothek verteilt.<br />
– Logo<br />
Die konsequente Verwendung eines Logos bzw. Firmenzeichens<br />
erhöht den Wiedererkennungswert <strong>und</strong><br />
den Bekanntheitsgrad enorm. Des Weiteren kann ein<br />
Logo Aspekte wie Sympathie, Kompetenz oder Vertrauen<br />
vermitteln. Das Markenzeichen sollte zwar<br />
auffällig sein, aber nicht zu viele Farben enthalten.<br />
Dabei ist darauf zu achten, dass das Logo auch bei<br />
einem reinen Schwarz-Weiß-Druck nicht die Auffälligkeit<br />
verliert. Das Logo sollte also auf allen Werbemitteln<br />
so oft <strong>und</strong> so groß wie möglich vertreten sein.<br />
Gute Beispiele für beständige Kommunikation des<br />
Logos sind unter anderem Mercedes-Benz <strong>und</strong><br />
McDonald‘s. Die Stadtbibliothek München hat ebenfalls<br />
auf eine Modernisierung des Logos gesetzt <strong>und</strong><br />
wollte damit ein moderneres <strong>und</strong> professionelleres<br />
Erscheinungsbild schaffen. München musste den<br />
Wandel von der Öffentlichen Bücherei zum Informationszentrum<br />
ebenfalls mit einem bescheidenen<br />
<strong>Etat</strong> bestreiten <strong>und</strong> setzte die Verwandlung deshalb<br />
in kleinen Schritten um. Bei diesem umfangreichen<br />
Gestaltungsprojekt war die Neugestaltung des Logos<br />
der auffälligste Teil 34 .<br />
– Schriftbild<br />
Viele Firmen lassen sich von einem Grafiker eine eigene<br />
Firmenschrift gestalten. So weit muss man aber<br />
nicht unbedingt gehen, Hauptsache die Bibliothek einigt<br />
sich auf eine bestimmte Schriftart <strong>und</strong> setzt die<br />
Verwendung konsequent um.<br />
– Einheitliche Berufskleidung <strong>und</strong> Einrichtung<br />
In Fast-Food- oder Gemischtwarenketten beispielsweise<br />
tragen die Mitarbeiter alle das gleiche Outfit.<br />
Auch die Einrichtung in diesen Ketten ist immer<br />
identisch. Das verschafft einen enormen Wiedererkennungswert.<br />
– Farbe(n)<br />
Sowohl für die interne als auch für die externe Kommunikation<br />
sollte sich die Bibliothek für eine Farbe,<br />
maximal zwei Farben, entscheiden, um sich mit dieser<br />
zu präsentieren. Der Wiedererkennungswert wird<br />
somit um ein Vielfaches erhöht <strong>und</strong> die Bibliothek ge-<br />
29<br />
Siehe Pradel, a.a.O., S. 33.<br />
30<br />
Aus Pradel, a.a.O., S. 33.<br />
31<br />
Vgl. Pradel, a.a.O., S. 33.<br />
32<br />
Vgl. Levinson: Das Guerilla Marketing Handbuch, a.a.O.,<br />
S. 95 ff.<br />
33<br />
Dr. Hannelore Vogt .<br />
34<br />
Umsetzung durch die Grafikdesignerin Irmgard Voigt.<br />
35<br />
Dr. Stephanie Jentgens, Akademie Remscheid.
366 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
winnt an Identität <strong>und</strong> Persönlichkeit. Zu den besten<br />
Beispielen gehören wohl die Deutsche Telekom, die<br />
Deutsche Post, Milka oder Coca-Cola. Um sich auf<br />
eine Farbe festzulegen, bedarf es eigentlich nur eines<br />
geringen Zeitaufwands <strong>und</strong> etwas Kreativität. Finanzielle<br />
Mittel sind hierfür überhaupt nicht vonnöten.<br />
c) Public Relations (PR) / Öffentlichkeitsarbeit<br />
– Redaktionelle Arbeit<br />
Leider wird Öffentlichkeitsarbeit sehr oft stiefmütterlich<br />
behandelt. Pressearbeit geschieht oft per Zufall<br />
<strong>und</strong> an Auftritte in der Öffentlichkeit ist eher nicht zu<br />
denken. Öffentlichkeitsarbeit ist keine Werbung im<br />
eigentlichen Sinn, sondern vielmehr ein langfristiges<br />
<strong>und</strong> wirksames <strong>Im</strong>agekonzept. Es geht zum einen<br />
darum, redaktionelle Artikel über die Bibliothek<br />
bzw. deren Dienstleistungen zu verfassen <strong>und</strong> diese<br />
Pressemitteilungen an Fachzeitschriften oder die Tageszeitungen<br />
zu senden. Durch die Berichte werden<br />
<strong>Im</strong>age <strong>und</strong> Bekanntheitsgrad gesteigert. Pressemitteilungen<br />
sind meistens kostenlos – jedoch kann man<br />
genauso gut über einen Leserbrief Aufmerksamkeit<br />
auf sich ziehen. Ein Guerrillero-Bibliothekar pflegt<br />
immer einen guten Kontakt zur Presse <strong>und</strong> würde<br />
keinesfalls eine Agentur für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
in Anspruch nehmen.<br />
– Pressemappe<br />
Etwas, was viele mittelständische Unternehmen bereits<br />
seit langem für ihre PR bereithalten, ist die Pressemappe.<br />
Sie ist ebenfalls eine kostenlose Publicity-Möglichkeit<br />
<strong>und</strong> wird gerne dazu verwendet, eine<br />
außergewöhnliche Leistung, Neuigkeiten oder Referenzen<br />
darzustellen. Der Umschlag an sich sollte interessant<br />
<strong>und</strong> außergewöhnlich gestaltet sein. Hat er<br />
ein ansprechendes Design, verleiht er der Pressemappe<br />
einen professionellen Touch. In der Pressemappe<br />
sollten zusätzlich ein bis zwei gute Hochglanzfotos<br />
<strong>und</strong> ein kurzes Bibliotheksprofil zu finden sein.<br />
– <strong>Im</strong>agemappe<br />
In der <strong>Im</strong>agemappe sollen keine langen Texte enthalten<br />
sein <strong>und</strong> die Dienstleistungen etc. auf einen Blick<br />
herausstechen. Die Stadtbücherei Würzburg hat beispielsweise<br />
so eine <strong>Im</strong>agemappe entworfen <strong>und</strong> verteilt<br />
diese an verschiedenste Multiplikatoren.<br />
d) Veranstaltungen<br />
– Regelmäßige Veranstaltungen<br />
Wichtig ist bei Veranstaltungen, dass für jede festgelegte<br />
Zielgruppe etwas im Angebot ist, Erzählcafé,<br />
Bücherbabies, Klassenführungen, um nur einige<br />
populäre zu nennen. Außerdem noch eine nicht alltägliche<br />
Idee ist „BookSlam“ 35 , worunter Drei-Minuten-Spots<br />
verstanden werden. Dem (jugendlichen)<br />
Publikum werden Bücher in welcher Form auch immer<br />
(Ausschnitte lesen, Rap singen,...) vorgestellt.<br />
Die Akteure können ambitionierte Bibliothekar/innen<br />
oder Lehrkräfte sein, aber natürlich auch die Jugendlichen<br />
selbst. Nach jeder Präsentation findet eine<br />
Abstimmung statt (1-10 Punkte), am Ende wird das<br />
„Siegerbuch“ ermittelt.<br />
Es ist eine schnelle, abwechslungsreiche Präsentationsform,<br />
die eine nette Alternative zu „Hier möchte ich<br />
euch ein besonders spannendes Buch vorstellen...“<br />
darstellt. Benötigt werden eine Stoppuhr, ein Geräuschinstrument<br />
zur Unterbrechung, Abstimmungskarten<br />
<strong>und</strong> ein Flipchart 36 .<br />
Abb. 5<br />
– Einzelveranstaltungen / Events<br />
Der Begriff des Events beschreibt nicht eine objektiv<br />
messbare Eigenschaft, sondern der Eventcharakter<br />
einer Veranstaltung oder eines Ereignisses ist subjektiv.<br />
Das Event entsteht im Kopf desjenigen, der es<br />
erlebt. Der Begriff Event bedeutet übersetzt Ereignis,<br />
auch mit den Bedeutungen Vorfall, Begebenheit, Ausgang<br />
(ein von mehreren möglichen), Veranstaltung,<br />
Sportwettkampf. Zum Ereignischarakter der Veranstaltung<br />
kommen noch weitere Aspekte hinzu:<br />
– Erinnerungswert, Positivität,<br />
– Einmaligkeit (keine Routine),<br />
– Aktivierung der Teilnehmer, Zusatznutzen <strong>und</strong> Effekte<br />
für die Teilnehmer,<br />
– Planung (Geplantheit), Gestaltung, Organisation<br />
<strong>und</strong> Inszenierung,<br />
– Vielfachheit von Ereignissen, Medien <strong>und</strong> Wahrnehmungen,<br />
– Verbindung von Eindrücken <strong>und</strong> Symbolik,<br />
– Event aus Sicht des Teilnehmers. 37<br />
Ebenfalls wie bei den Veranstaltungsreihen ist es wichtig,<br />
darauf zu achten, dass für jeden aus den bestimmten<br />
Zielgruppen der Bibliothek etwas dabei ist.<br />
Beispiel: Die Universitätsbibliothek Dortm<strong>und</strong> hat<br />
2001 den Weltrekord im Bücherdomino aufgestellt<br />
<strong>und</strong> somit der Stadtbibliothek Karlsruhe abgeknöpft.<br />
6 345 Bücher sind beim Campusfest der Universität<br />
am 23. Juni gefallen. Das Presseecho bei diesem<br />
Event war enorm 38 .<br />
Die Aktion „Wissen statt Hassen“ der Münchner Stadtbibliothek<br />
kann auch als Einzelveranstaltung gewertet<br />
werden, wenn auch mehrere Maßnahmen dazuzählen.<br />
Mitarbeiter hatten die Aktion ins Leben gerufen<br />
um ein Zeichen <strong>gegen</strong> Ausländerfeindlichkeit <strong>und</strong><br />
36<br />
Quelle: (Zugriff:<br />
2005-06-16).<br />
37<br />
Aus: Holzbauer, Ulrich: Eventmanagement, a.a.O., S. 6.<br />
38<br />
Mehr Informationen unter .
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 367<br />
Rechtsextremismus zu setzen. Da Bibliotheken für<br />
Wissen <strong>und</strong> Weltoffenheit stehen, in ihrem Angebot<br />
vielfältigste Meinungen <strong>und</strong> Kulturen vertreten sind<br />
<strong>und</strong> sie den Pluralismus einer demokratischen Gesellschaft<br />
widerspiegeln, organisierte die Stadtbibliothek<br />
eine große Demonstration, verteilte etliche Flyer <strong>und</strong><br />
Plakate <strong>und</strong> ging mit ihrer Initiative zur Presse, dem<br />
R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> dem Fernsehen 39 .<br />
– Seminare / Vorträge<br />
Bibliotheken sollen beim Abhalten von Seminaren oder<br />
bei Vorträgen Kompetenz zeigen <strong>und</strong> sich einer ausgewählten<br />
Zielgruppe präsentieren. Selbstverständlich<br />
kann die Bibliothek eigene Seminare <strong>und</strong> Vorträge anbieten,<br />
allerdings werden externe Referenten ebenfalls<br />
gerne gesehen <strong>und</strong> befinden sich unter Umständen<br />
sogar unter den Kooperationspartnern.<br />
– Ausstellungen<br />
Ausstellungen zu verschiedensten Themen sind in Bibliotheken<br />
besonders beliebt, beispielsweise zu Geburts-<br />
<strong>und</strong> Todestagen bestimmter Autoren, zu aktuellen<br />
bzw. besonders gefragten Themen usw.<br />
– Preisausschreiben<br />
Die Stadtbücherei Würzburg hat beispielsweise ein<br />
Preisausschreiben per Lyric-SMS ins Leben gerufen.<br />
Die Teilnehmer sendeten ihre gedichteten Texte<br />
per SMS an die Bibliothek, die dann die Gewinner<br />
auslobte.<br />
e) Direkt Marketing<br />
– Büchereizeitung<br />
Erstmals wurde die Idee <strong>und</strong> das Konzept der gesponserten<br />
Büchereizeitung von Prof. Dr. Konrad<br />
Umlauf für Stadt <strong>und</strong> Kreis Ludwigsburg entwickelt.<br />
Dieses Werbeblatt für Bibliotheken enthält allgemeine<br />
Informationen über die Bibliotheken im Landkreis<br />
<strong>und</strong> deren Programmkalender für die Bibliothekswoche.<br />
Den Entschluss zur Werbung mittels Büchereizeitung<br />
bringt der Erfolg, den Direktwerbung <strong>gegen</strong>über<br />
Endverbrauchern verspricht, da der überwiegende<br />
Teil der Prospekte <strong>und</strong> Blätter in den Briefkästen der<br />
Verbraucher wirklich gelesen wird. Ebenfalls bedeutend<br />
ist die Tatsache, dass der Streuverlust bei einer<br />
engen Zielgruppenansprache kleiner ist 40 .<br />
– Guerilla-Mailing<br />
Bei Werbemails / Werbebriefen gibt es ein paar Regeln,<br />
die es zu beachten gilt. Der Empfänger sollte<br />
unbedingt persönlich angesprochen werden. Ein Werbebrief<br />
sollte eine einfache Kernaussage herausstellen,<br />
die einen klaren Vorteil oder Nutzen innerhalb<br />
kürzester Zeit erkennen lässt. Beim Verfassen gilt<br />
also: „Keep it simple and stupid“. Zudem sollte für<br />
den Empfänger schnell <strong>und</strong> klar erkennbar sein, von<br />
wem er das Mail / den Brief erhält. Zudem sollte ein<br />
Gefühl der Dringlichkeit geschaffen werden, welche<br />
den K<strong>und</strong>en zum direkten Handeln auffordert. Sofern<br />
die Empfänger mit einer Antwort reagieren sollen, ist<br />
eine Antwortkarte bzw. ein Antwortfax etc. als Vorlage<br />
beizufügen.<br />
Ferner ist daran zu denken, dass Massensendungen<br />
günstiger sind. Auch der Einsatz von farbigem Briefpapier<br />
bzw. unkonventionellen Umschlaggrößen erhöht<br />
die Aufmerksamkeit enorm. Auch der Zeitpunkt<br />
einer Mailaktion sollte gut gewählt sein. <strong>Im</strong> Allgemeinen<br />
gilt: Je schlechter das Wetter, desto besser das<br />
Klima für Werbebriefe.<br />
Abb. 6<br />
– Beilagen, Postwurf, Flugblatt (Flyer)<br />
Ein sehr effektives Guerilla-Marketing-Instrument ist<br />
das Flugblatt, der Postwurf oder die Beilage in Zeitschriften<br />
<strong>und</strong> Tageszeitungen. Flugblätter sind ihrer<br />
Form nach sehr flexibel, billig <strong>und</strong> können leicht verteilt<br />
werden, z. B. unter Scheibenwischern. Eine Beilage<br />
in Fachzeitschriften oder Tageszeitungen kann<br />
quantitativ <strong>und</strong> qualitativ sehr interessante Zielgruppen<br />
erreichen. Wichtig ist auch hier, dass der Empfänger<br />
zu einer Reaktion aufgefordert wird.<br />
– Türanhänger<br />
Gerade für Bibliotheken, die so gut wie immer eine<br />
sehr lokale Zielgruppe haben, bieten sich Türanhänger<br />
besonders gut an, um potenziellen K<strong>und</strong>en etwas<br />
über sich mitzuteilen. Türanhänger sind aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Seltenheit sehr aufmerksamkeitserregend <strong>und</strong> werden<br />
deshalb mit Sicherheit vom Empfänger gelesen,<br />
sobald dieser die Werbebotschaft von der Türklinke<br />
nimmt. Wichtig ist, dass der Türanhänger attraktiv gestaltet<br />
ist <strong>und</strong> auf stärkerem Papier bzw. Karton gedruckt<br />
wird 41 . Besonders originell sind Türanhänger,<br />
die der Verbraucher später weiterverwenden kann.<br />
Auf der einen Seite würde die Werbebotschaft stehen,<br />
auf der anderen eine Botschaft wie „Bitte nicht<br />
stören, ich lese ein Buch“ oder „... ich schaue DVDs<br />
von der Bibliothek“ 42 .<br />
– Postkarten oder City-Cards<br />
Warum nicht auch Postkarten anstelle von Briefen<br />
verschicken? Postkarten haben den Vorteil, dass<br />
sie nicht geöffnet werden müssen <strong>und</strong> kosten etwas<br />
weniger. Ein geeigneter Anlass für den Einsatz von<br />
39<br />
Bischof, Petra; Zech, Stefanie: Wissen statt hassen! Die<br />
Münchner Stadtbibliothek bringt 1 200 Bürger auf die Beine.<br />
In: BuB 53 (2001) 9, S. 577 ff.<br />
40<br />
Umlauf (1987c), Konrad: Büchereizeitung für Stadt <strong>und</strong> Kreis<br />
Ludwigsburg. In: Bibliotheksdienst 21, S. 709-716.<br />
41<br />
Vgl. Levinson: Das Guerilla Marketing Handbuch, a.a.O.,<br />
S. 181 ff.<br />
42<br />
Abbildung aus Fiona, die Texterin ... <strong>und</strong> aus Ideen<br />
werden Worte , Stand: 26.07.05.
368 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
Postkarten dieser Art ist Weihnachten. Es bietet sich<br />
an, weihnachtliche Grüße an treue K<strong>und</strong>en zu senden<br />
<strong>und</strong> nebenbei gleich etwas aus dem Angebot vorzustellen.<br />
Oder man versendet Postkarten als Wertgutschein<br />
an K<strong>und</strong>en, die seit x Monaten nicht mehr in<br />
der Bibliothek waren <strong>und</strong> die man wieder verstärkt in<br />
die Bibliothek locken möchte. Denkbar wäre eine City-Card-Aktion<br />
in Verbindung mit Product-Placement<br />
oder anders ausgedrückt mit redaktioneller Werbung.<br />
City-Cards sind kostenlose Postkarten, die in Bars<br />
etc. ausliegen <strong>und</strong> die Gäste mitnehmen können.<br />
Ein besonders witziges oder sehr schön gestaltetes<br />
Motiv erhöht die Motivation des K<strong>und</strong>en besonders,<br />
diese Postkarte mitzunehmen. Bei dieser Aktion sollte<br />
versucht werden einen, zwei oder drei der großen<br />
Lieferanten bzw. Kooperationspartner (z. B. ekz, 3M,<br />
Bertelsmann) mit Logo auf dem Postkartenmotiv einzubinden.<br />
Dann sind diese Lieferanten darauf anzusprechen,<br />
ob sie gemeinsam dazu bereit sind, durch<br />
das Product-Placement für die Druckkosten der City-<br />
Cards aufzukommen. Dies ist in der freien Wirtschaft<br />
z. B. bei Firmenbroschüren eine gängige Finanzierungsmethode,<br />
bei der maximal ein sehr geringer<br />
Eigenkostenanteil entsteht. Beim Product-Placement<br />
ist das Logo der Lieferanten nur sehr dezent angebracht<br />
<strong>und</strong> wird nur unterschwellig wahrgenommen.<br />
Oft wird der Sponsor bereits alleine durch das Einhalten<br />
seines Corporate Identity erkannt.<br />
f) Point Of Sale<br />
– Wiedererkennung des Gebäudes<br />
Kenntlichmachung des Bibliotheksgebäudes ist das<br />
A <strong>und</strong> O. Es darf nicht vorkommen, dass Passanten<br />
am Gebäude vorbeigehen, ohne dessen Funktion<br />
zu erkennen. Dies ist leider öfter der Fall, als man<br />
denkt. Gerade Bibliotheksbauten sind architektonisch<br />
oft etwas Besonderes. Erkennt der Bürger sofort<br />
die Funktion des Gebäudes, verschafft dies Eindruck,<br />
verlockt zum Hereinkommen <strong>und</strong> steigert das<br />
<strong>Im</strong>age. Oft sind denkmalschutzrechtliche Bestimmungen<br />
eine Behinderung für das Anbringen von festen<br />
Schildern bzw. Lettern an der Außenfassade. Dann<br />
sollte jedoch auf andere Methoden zurückgegriffen<br />
werden, um das Gebäude zu „beschriften“, z. B. mit<br />
Licht-/Lasertechnik.<br />
– Wegweiser<br />
In der Kommune sollten auf den Straßenbeschilderungen<br />
immer auch Schilder in Richtung „Stadtbibliothek“<br />
oder Ähnliches angebracht sein.<br />
Auch Wegweiser in der Bibliothek sind gemeint. Es<br />
gibt für einen Benutzer nichts Schlimmeres als ein<br />
schlechtes Leitsystem. Beschilderungen im Büchereigebäude<br />
<strong>und</strong> Flyer, die die Aufstellung der Medien<br />
erklären <strong>und</strong> dem Benutzer den Weg führen, sind<br />
unerlässlich.<br />
– Schaufenster<br />
Bibliotheken sollten ihre Schaufenster so gestalten,<br />
dass die Passanten neugierig werden <strong>und</strong> hereinkommen.<br />
Interessante Themen, kreative Gestaltung<br />
<strong>und</strong> eine regelmäßige Veränderung der Ausstellung<br />
sind essenziell. Originelle Ideen wie z. B. das lebende<br />
Schaufenster oder Day-by-Day-Deko 43 kommen<br />
gut an. Für die Umsetzung sollte es ein festes Dekoteam<br />
geben, bei welchem die einzelnen Mitarbeiter<br />
ihre Wünsche äußern können.<br />
– Plakate<br />
Innen- <strong>und</strong> Außenplakate führen den K<strong>und</strong>en zur Bibliothek.<br />
Besonders interessant sind Innen- <strong>und</strong> Außenplakate<br />
speziell für Bibliotheken in Passagen. Poster<br />
<strong>und</strong> Plakate können auch an öffentlichen Plätzen mit<br />
einer hohen Besucherfrequenz platziert werden, z. B.<br />
an Bushaltestellen, Marktplätzen, Supermärkten, Universitäten<br />
usw. Ebenso gut geeignet sind öffentliche<br />
Verkehrsmittel wie Busse, um auf den Seitenwänden<br />
<strong>und</strong> der Rückwand Werbung anzubringen. Buswerbung<br />
erreicht im Verlauf eines Tages Tausende von<br />
Fußgängern <strong>und</strong> Autofahrern 44 . Generell gilt: Zu vieles<br />
zu klein präsentiert ist der Tod jedes Plakates. Weniger<br />
ist auch hier mehr. Vorzugsweise sollte eine Abbildung<br />
als Blickfang, als sog. Eye-Catcher, der auffällig ist<br />
<strong>und</strong> neugierig macht, das Plakat zieren. Der Kontext<br />
zur Bibliothek muss deutlich erkennbar sein.<br />
Denkbar sind auch elektronische Plakate wie z. B.<br />
Leuchtplakate bei Nacht oder ein Plakat, welches die<br />
Anzahl der derzeit entliehenen Medien anzeigt <strong>und</strong> zum<br />
Wiederkommen einlädt. Die Stadtbibliothek München<br />
hat mit ihrer <strong>Im</strong>agekampagne „Bilde Deine Meinung“<br />
vor allem auf Plakate gesetzt. Der Slogan sollte vom<br />
<strong>Im</strong>age der verstaubten, betulichen Bildungsinstitution<br />
wegführen <strong>und</strong> so Jugendliche frisch, frech <strong>und</strong><br />
mit einem Schuss Ironie ansprechen 45 .<br />
Ein Beispiel für Wiedererkennung des Gebäudes,<br />
der Wegweiser, Schaufenster <strong>und</strong> Plakate bietet die<br />
Fachinformation der Credit Suisse in Zürich.<br />
Ausgangssituation: Der Anlass für die damalige Marketingaktion<br />
war, dass der Standort der Fachinformation<br />
in einem großen Bürogebäude der Credit Suisse<br />
zwar eigentlich gut (direkt über dem Haupteingang)<br />
gewählt ist, aber der Eingang zu dem Bürobereich<br />
im Gebäudeinneren nur schwer zu finden ist, da er<br />
versteckt in einem Seitengang liegt <strong>und</strong> außen keine<br />
Hinweistafel oder Ähnliches angebracht wurden.<br />
Hinweise sind nur der Abteilungscode der Fachinformation<br />
oder die Nummer des betreffenden Bürobereichs.<br />
Oft wird die Fachinformation deshalb immer<br />
wieder von Mitarbeitenden darauf angesprochen,<br />
dass sie das Informationszentrum zwar aus dem Intranet<br />
oder von Kollegen kennen, aber nicht wussten,<br />
dass bzw. wo sich die Fachinformation in diesem<br />
Gebäude befindet.<br />
Außerdem hatte das Informationszentrum noch eine<br />
Menge Werbematerial, das wegen kleinerer Änderungen<br />
ab 2005 ersetzt werden musste, <strong>und</strong> wollte<br />
den Vorrat deshalb noch verteilen.<br />
Darum beschlossen zwei Kolleginnen des Informationszentrums,<br />
kurzfristig eine „Standort-Marketing-<br />
Aktion“ durchzuführen, mit möglichst wenig Budget-,<br />
Vorbereitungs- <strong>und</strong> Personalaufwand, aber möglichst<br />
breiter Wirkung.<br />
43<br />
Siehe Böhm, Michael: Wie man mit schmalem Budget erfolgreich<br />
wirbt, a.a.O., S. 107.<br />
44<br />
Vgl. Levinson: Das Guerilla Marketing Handbuch, a.a.O.,<br />
S. 120.<br />
45<br />
Kinder, Sabine: Bilde Deine Meinung! Die neue <strong>Im</strong>agekampagne<br />
der Münchner Stadtbibliothek. In: Buch <strong>und</strong> Bibliothek<br />
53 (2001) 1, S. 13.
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 369<br />
Vorgehen: Die Mitarbeiterinnen der Fachinformation<br />
ließen das Titelfoto des Informationszentrums-Prospekts<br />
auf Poster- <strong>und</strong> A3-Format vergrößern (Kosten<br />
ca. Fr. 200.-). Die kleinen Plakate versahen sie mit<br />
einem Zusatzvermerk zu dem Standort <strong>und</strong> verteilten<br />
sie dann durch den Hausdienst in den Schaukästen,<br />
die sich im ganzen Gebäude befinden. Weitere dieser<br />
Plakate brachten sie auf Stellwänden <strong>und</strong> Flipchart-Ständern<br />
an <strong>und</strong> stellten diese auf dem Stockwerk<br />
bei der Rolltreppe <strong>und</strong> vor dem Eingang zu der<br />
„Fachinformations-Wabe“ auf. Die Fensterfront versahen<br />
sie mit dem großen Plakat sowie Schriftzügen<br />
in Deutsch <strong>und</strong> Englisch aus Großbuchstaben auf<br />
zusammengeklebten A4-Blättern mit „INFORMATI-<br />
ONSZENTRUM“, „BIBLIOTHEK“, „INFORMATION<br />
CENTER“, „LIBRARY“, „EBIC ECONOMIC & BUSI-<br />
NESS INFORMATION CENTER“).<br />
Hierfür war eine Spezialbewilligung durch den Hausdienst<br />
erforderlich, da es ansonsten verboten ist, irgend<br />
etwas an die Fenster zu hängen. Die Bewilligung<br />
wurde für die Dauer der Marketingaktion von<br />
drei Tagen gewährt, wobei bei der Anfrage etwas<br />
untertrieben wurde, was die Anzahl <strong>und</strong> Größe der<br />
Schriftzüge betraf. Da die Fensterfront genau auf den<br />
Hauptplatz vor dem Gebäude geht <strong>und</strong> auch von der<br />
Kantine sehr gut sichtbar ist, konnte damit eine sehr<br />
hohe Aufmerksamkeit erzielt werden. Niemand, der<br />
das Gebäude durch den Haupteingang betrat, konnte<br />
die Schriftzüge übersehen. Zusätzlich standen an zwei<br />
Tagen jeweils zwei Mitarbeiter/innen des Informationszentrums<br />
während drei St<strong>und</strong>en über den Mittag vor<br />
dem Eingang bzw. innen bei den Rolltreppen <strong>und</strong> verteilten<br />
Werbematerial (Visitenkarten <strong>und</strong> Schokolade<br />
mit EBIC-Aufdruck, bei besonderem Interesse auch<br />
Prospekte) an alle, die von der Mittagspause zurück<br />
ins Gebäude kamen. Weitere Mitarbeiter/innen nahmen<br />
oben Interessierte in Empfang <strong>und</strong> zeigten ihnen<br />
kurz das Angebot oder beantworteten Fragen.<br />
Resultat: Die konkrete Wirkung der Aktion ist schwer<br />
messbar. Kommentare belegen aber, dass der Wahrnehmungsgrad<br />
durch die Fensterbeschriftung sehr<br />
groß war <strong>und</strong> zahlreiche Kollegen über den Hinweis<br />
auf das Informationszentrum froh waren. Viele<br />
betonten auch, dass sie wiederum ihren Kollegen<br />
vom Informationszentrum erzählen würden. <strong>Im</strong>age<strong>und</strong><br />
aufmerksamkeitsfördernd wirkte die Abgabe von<br />
Schokolade auch bei denjenigen, die das Informationszentrum<br />
bereits kannten. Viele Besucher liehen<br />
gleich Bücher aus, ließen sich ein Passwort für den<br />
Online-Katalog geben oder machten nach dem Besuch<br />
eine Anfrage. Die Ausleihzahl stieg während<br />
<strong>und</strong> nach der Aktion deutlich <strong>und</strong> es gingen mehrere<br />
Aufträge für Medienbeschaffung <strong>und</strong> Recherche von<br />
Erstk<strong>und</strong>en ein 46 .<br />
– Erfrischungsangebot<br />
Ein Erfrischungsangebot in Form von kleinen Aufmerksamkeiten<br />
wie das Anbieten von Kaffee, Wasser oder<br />
auch Obst sind immer eine gern wahrgenommene<br />
Angelegenheit. Bei diesem Service kann besonders<br />
gut auf Spenden zurückgegriffen werden, denn viele<br />
Supermarktketten können zwar großzügig spenden,<br />
aber nur in Form von Naturalien.<br />
– Besondere Dienstleistungen<br />
Drive in oder Bring-Service<br />
Bibliotheken könnten mit Hilfe des Internets ganz besondere<br />
Serviceleistungen anbieten. Die Benutzer<br />
könnten sich mit ihren Benutzerdaten im Internet Medien<br />
vorbestellen <strong>und</strong> diese dann per „Drive in“, also<br />
mit einem sehr kurzen Zwischenstopp, in der Bücherei<br />
abholen oder sich die Medien <strong>gegen</strong> entsprechende<br />
Gebühr nach Hause liefern lassen.<br />
Bibliotheks-Business-Center<br />
Erstellen von Präsentationsfolien, auf Wunsch mit<br />
Präsentationsmappen <strong>und</strong> Bindung, Textverarbeitung,<br />
Scan-Dienste oder das Vermieten eines St<strong>und</strong>enbüros<br />
mit Computernutzung <strong>und</strong> Internetanschluss<br />
könnten mögliche Serviceleistungen einer modernen<br />
Bibliothek sein.<br />
– Prospektkästen / Prospektauslage<br />
Bibliotheken sollten an häufig besuchten Standorten<br />
Prospektkästen oder Prospektauslagen positionieren.<br />
Interessenten oder K<strong>und</strong>en können dann schnell <strong>und</strong><br />
problemlos an Informationsmaterial herankommen.<br />
So können beispielsweise Veranstaltungen oder besondere<br />
Ausstellungen beworben werden.<br />
g) Verkaufsförderung<br />
– Sonderaktionen<br />
Überraschende <strong>und</strong> reizvolle Sonderaktionen wie z. B.<br />
Preisausschreiben, Rabatt-Tage, Familientage oder<br />
Ähnliches locken K<strong>und</strong>en vermehrt an.<br />
– Verpackung<br />
Die Medien an sich müssen selbstverständlich nicht<br />
verpackt werden, da diese in der Regel mit Hülle etc.<br />
gekauft werden. Allerdings bieten die meisten Büchereien<br />
ihren Benutzern die Möglichkeit, eine Tragetasche<br />
– mit dem Bibliothekslogo drauf – für einen Obolus<br />
mitzunehmen. Tragetaschen haben allerdings den<br />
Nachteil, dass nicht allzu viel hineingeht, sie nicht besonders<br />
schick aussehen <strong>und</strong> dass sie zudem relativ<br />
schnell reißen, wenn sie aus Plastik sind. Wie oft nehmen<br />
die Besucher – erfreulicherweise – mehr Medien<br />
mit als sie vorgehabt haben. Bibliotheken könnten<br />
Flechtkörbe oder Rucksäcke für die jugendlicheren<br />
Benutzer anbieten, auf welchen ebenfalls das Logo<br />
der Bücherei aufgedruckt ist bzw. welche farblich entsprechend<br />
gestaltet sind. Diese könnte die Bibliothek<br />
einerseits verkaufen, andererseits <strong>gegen</strong> eine kleine<br />
Gebühr oder kostenlos verleihen.<br />
– Referenzen<br />
Referenzen sind kostenlos, einfach zu erhalten <strong>und</strong><br />
für neue Interessenten bzw. potenzielle K<strong>und</strong>en von<br />
großer Überzeugungskraft. Referenzen können auf<br />
Prospekten, auf Internetseiten, Flyern oder auf Plakaten<br />
verwendet werden. Bibliotheken könnten hierfür<br />
wie Hotels ein „Goldenes Buch“ auslegen. Dann<br />
können sich bekannte <strong>und</strong> weniger bekannte Besucher<br />
dort verewigen. Dabei muss nicht zwangsläufig<br />
auf Prominenz zugegriffen werden, die b<strong>und</strong>esweit<br />
bekannt ist – bestimmt gibt es in jeder Gemeinde oder<br />
Stadt einen regional bekannten Sympathieträger wie<br />
Sportidole oder Ähnliches.<br />
46<br />
Aus einem Interview mit Marianne Ingold, Zürich, im Dezember<br />
2004.
370 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
Die Leiterin der Stadtbücherei Schweinfurt, Frau Anita<br />
Kaltenbach, hat für ihre Stadt eine Aktion mit Star-Bürgern<br />
organisiert, die sich „Schweinfurt liest“ nannte.<br />
Prominente aus Schweinfurt <strong>und</strong> die Schweinfurter<br />
Autorengruppe gaben durch Vorlesen aus ihrer Lieblingslektüre<br />
eine Sympathie-Erklärung in den örtlichen<br />
Buchhandlungen <strong>und</strong> der Stadtbücherei ab. Der<br />
Eintritt für diese Veranstaltung war frei. Stattdessen<br />
wurden die Bürger/innen um eine Spende gebeten,<br />
deren Erlös dem Buchetat der Stadtbücherei zu Gute<br />
kam. Die Stadtbücherei kaufte davon ausschließlich<br />
beim Schweinfurter Buchhandel – ein Konzept also,<br />
von dem alle profitieren 47 .<br />
– Starfotos<br />
Warum nicht auch einen Star / ein Sternchen einladen<br />
<strong>und</strong> ein Star-Foto-Shooting anbieten, z. B. nach<br />
einer Autorenvorlesung. Die Besucher der Veranstaltung<br />
könnten dann ihr Foto zusammen mit einem<br />
Autogramm auf einem Bibliotheks-Briefpapier<br />
<strong>und</strong> dem passenden Rahmen für einen fairen Preis<br />
erwerben.<br />
– Werbegeschenke oder modern formuliert Give-<br />
Aways<br />
Werbegeschenke sind bei K<strong>und</strong>en immer beliebt. Das<br />
Logo <strong>und</strong> / oder die Adresse der Website sollten gut<br />
positioniert auf dem Werbegeschenk angebracht werden.<br />
Da Werbegeschenke ein alter Hut sind <strong>und</strong> fast<br />
von jedem Unternehmen eingesetzt werden, sollten<br />
Guerrilleros noch einen Schritt weiter gehen <strong>und</strong> ein<br />
außergewöhnliches Werbegeschenk anbieten. Für<br />
Bibliotheken heißt das am besten etwas, was mit<br />
der Bibliothek in Verbindung gebracht wird. Außergewöhnliche<br />
Lesezeichen, Puzzles mit Motiven der<br />
Bibliothek für die kleineren Besucher, kleine Büchlein<br />
mit Kindergeschichten oder Gedichten usw. könnten<br />
dazuzählen. Die Klassiker aus dem Standard-Sortiment<br />
sind Kugelschreiber, Tragetaschen, Luftballons,<br />
Feuerzeuge usw.<br />
– Edler Aufruf <strong>und</strong> Regional-, Sozial- <strong>und</strong> Kultursponsoring<br />
Die Durchführung von Maßnahmen unter einer edlen<br />
Zielsetzung werden „edler Aufruf“ genannt. Edle Zielsetzungen<br />
können z. B. Umweltschutz, Förderung des<br />
eigenen Wirtschaftsstandorts, Unterstützung von örtlichen<br />
Vereinen usw. sein. Ein sehr gutes Beispiel aus<br />
der freien Wirtschaft ist die Rettung von Regenwaldgebieten<br />
oder Bolzplätzen durch Krombacher 48 . Bei<br />
Bibliotheken kann die Zusammenarbeit mit anderen<br />
öffentlichen Einrichtungen ein soziales Engagement<br />
bedeuten, welches dann in die Richtung Regional-,<br />
Sozial- <strong>und</strong> Kultursponsoring geht, denn Sponsoring<br />
kann auch nicht-materialistischer Natur sein.<br />
– Geschenkgutschein<br />
Geschenkgutscheine sind sehr einfach herzustellen<br />
<strong>und</strong> einfach „an den Mann“ zu bringen. Wichtig beim<br />
Verkauf von Geschenkgutscheinen ist den Besuchern<br />
Anlässe zu nennen, bei welchen Geschenkgutscheine<br />
der Bibliothek passend sein könnten. Beispielsweise<br />
im Adventskalender oder beim Weihnachtswichteln,<br />
für die Schultüte, als kleines Dankeschön usw.<br />
Die Stadtbücherei Würzburg hat für die unterschiedlichen<br />
Dienstleistungen extra Geschenkgutscheine:<br />
für Leseausweise, für Internetnutzung <strong>und</strong> für diverse<br />
Veranstaltungen.<br />
– Bonuspunkte<br />
Ein System mit Bonuspunkten hin<strong>gegen</strong> ist etwas<br />
genauer zu planen, kann allerdings ein zusätzlicher<br />
Anreiz für die K<strong>und</strong>en sein, mehr Medien auszuleihen<br />
bzw. öfter in die Bibliothek zu kommen. Besonders<br />
wichtig kann das für Bibliotheken sein, die mit Ausleih-<br />
<strong>und</strong> Besuchsstatistiken oder Ähnlichem vor dem<br />
Gemeinderat besonders unter Druck stehen. Denkbar<br />
wäre eine Umsetzung, die besagt: Für jedes ausgeliehene<br />
Medium erhält der K<strong>und</strong>e einen Bonuspunkt<br />
gutgeschrieben, 50 Bonuspunkte gibt eine Gutschrift<br />
von x Euro respektive x Medien auf dem Benutzerkonto.<br />
Oder: Wer sich innerhalb einer bestimmten<br />
Zeit anmeldet, bezahlt das erste Jahr keine Jahresgebühr.<br />
In diesem Fall empfiehlt es sich, eine Zeit zu<br />
nehmen, in welcher in der Bibliothek flauer Betrieb<br />
herrscht (z. B. „Sommerloch“). Eine andere Variante<br />
wäre, bei Verlängerungen/ Vorbestellungen, die über<br />
das Internet getätigt werden, einen extra Bonuspunkt<br />
für den Benutzer gutzuschreiben. Eine weitere Idee<br />
ist der Stempelpass für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche der<br />
Stadtbücherei Würzburg. Die Kinder bekommen immer,<br />
wenn sie selbst in die Bücherei kommen, einen<br />
Stempel in ihren Pass – maximal einen pro Tag. Wenn<br />
sie zehn Stempel gesammelt haben, erhalten sie eine<br />
kleine Überraschung. Verschenkt werden dann Buchbeilagen,<br />
die nach dem Kauf entnommen wurden <strong>und</strong><br />
auf welche die Kinder „total abfahren“.<br />
2 Online Guerilla-Marketing<br />
Beim Marketing im Internet spricht Levinson davon, dass<br />
sich Guerrilleros dreier Tatsachen bewusst sein müssten,<br />
nämlich:<br />
1. dass Online-Marketing nur dann funktioniert, wenn<br />
man Marketing beherrscht,<br />
2. dass Online-Marketing mehr bedeutet als nur eine<br />
Website zu besitzen <strong>und</strong><br />
3. dass Online-Marketing nur ein Prozent aller Marketingaktivitäten<br />
ausmacht 49 .<br />
Beim Online-Guerilla-Marketing geht es darum, den Vorsprung<br />
durch Feinheiten in der Programmierung auszubauen.<br />
Was der Benutzer möchte, ist Aktualität, Sicherheit, Bequemlichkeit,<br />
Schnelligkeit, einfache Navigation, Information,<br />
Aufmerksamkeit, Service <strong>und</strong> nicht zuletzt einen<br />
positiven Nutzen, der an den Bedürfnissen des K<strong>und</strong>en<br />
ausgerichtet ist. Guerrilleros gestalten ihre Websites in<br />
der Regel selbst, nicht nur der Kosten wegen, sondern<br />
auch, um Änderungen schnell durchführen zu können.<br />
Ein gewisses Geschick beim Seitendesign ist dabei eine<br />
notwendige Voraussetzung.<br />
Die regelmäßige <strong>und</strong> sorgfältige Auswertung der Webstatistik<br />
ist überwichtig. Wie viele Besucher waren in den letzten<br />
Monaten auf der Website? Welche Seiten / Rubriken<br />
47<br />
Ausführliche Informationen unter <strong>und</strong> bei Anita Kaltenbach (anita.kaltenbach@schweinfurt.<br />
de).<br />
48<br />
Vgl. Pradel, a.a.O., S. 36 f.<br />
49<br />
Vgl. Levinson, Jay Conrad: Die 100 besten Guerilla-Marketing<br />
Ideen, a.a.O., S. 97 f.
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 371<br />
wurden am häufigsten besucht, welche am wenigsten?<br />
Gleich wie bei den Ausleihmedien gilt es, die am seltensten<br />
besuchten Sites zu überdenken <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
„auszusondern“. Des Weiteren gilt es, nur fertige <strong>und</strong> vollständige<br />
Angebote ins Netz zu stellen. Mit unvollständigen<br />
Menüpunkten sollte lieber etwas länger gewartet werden<br />
anstatt unter dem Motto „Baustelle“ zu veröffentlichen.<br />
a) Inhalte der Website oder wie es die Fachwelt nennt<br />
Content<br />
Auf einer Guerilla-Website dürfen folgende Inhalte resp.<br />
Regeln nicht vergessen werden 50 :<br />
– Homepage (Startseite),<br />
– Adresse <strong>und</strong> Anfahrtsskizze,<br />
– Kontakt <strong>und</strong> Nennung konkreter Ansprechpartner,<br />
– Darstellung der Angebote <strong>und</strong> des Dienstleistungsspektrums,<br />
– Anforderungen des eGovernment-Konzeptes wie z. B.<br />
Bereitstellung der Formulare online,<br />
– Terminkalender (Veranstaltungen etc.),<br />
– News-Forum mit aktuellen Beiträgen,<br />
– FAQ (Frequently Asked Questions),<br />
– Suche innerhalb der Website,<br />
– Suche im Katalog,<br />
– Verlängerung, Vorbestellung von Medien,<br />
– Downloads<br />
(Downloads von Prospekten <strong>und</strong> Broschüren im pdf-<br />
Format. Es sollte nicht vergessen werden den Link zum<br />
kostenlosen Adobe Acrobat Reader einzubinden.),<br />
– Newsletter,<br />
– Empfehlungs-Link,<br />
– Gästebuch,<br />
– Präsentation der Bibliothek mit Chronik, Organigramm,<br />
Philosophie,<br />
– Website in verschiedenen Sprach-Versionen für das<br />
globale Publikum oder anderssprachige Mitbürger (mindestens<br />
Englisch),<br />
– Minderheiten ansprechen.<br />
b) Programmierung der Website<br />
Bestimmte Maxime sind bei der Programmierung einer<br />
Website minutiös einzuhalten. Hierzu gehören unter anderem<br />
51 :<br />
– kurze Ladezeiten (max. 50 KB pro Seite),<br />
– übersichtliche, logische, flache Navigation,<br />
– fehlerfreie Darstellung in allen Browsern,<br />
– Verwendung browser-sicherer Farben,<br />
– kurze, einprägsame URL. <strong>Im</strong> Zweifel lieber auf eine<br />
andere Top-Level-Domain zurückgreifen (z. B.<br />
tm [Turkmenistan] für „trademark“ oder .museum<br />
für alle Museen) 52 .<br />
Ulrich 53 empfiehlt zu diesen Gr<strong>und</strong>gesetzen weitere Programmierungsregeln<br />
mit dem Ziel, den Aufbau einer Website<br />
penibel <strong>und</strong> konsequent umzusetzen um dadurch einen<br />
„Web-Vorsprung“ zu erzielen 54 :<br />
– Minimale hierarchische Tiefe: Maximal drei Klicks<br />
von der Startseite zur gewünschten Unterseite.<br />
– Auf jeder Seite sollte das Menü sichtbar sein, so<br />
dass die umgebende Website transparent bleibt<br />
<strong>und</strong> der Besucher jederzeit leicht zum Ausgangspunkt<br />
zurückfindet.<br />
– Jede Seite hat ihren eigenen, signifikanten <strong>und</strong> inhaltsbezogenen<br />
Titel. Die Inhaltsinformation sollte<br />
am Anfang des Titels stehen, da der Titel verschiedene<br />
Funktionen hat:<br />
– Er ist in allen Suchmaschinen indexiert.<br />
– Die Titelwörter haben eine zusätzliche Gewichtung<br />
in den mathematischen Algorithmen für die<br />
Rangfolge innerhalb der Trefferliste.<br />
– Der Titel wird automatisch für das Speichern von<br />
Favoriten (Internet Explorer) bzw. Bookmarks<br />
(Netscape Navigator) vorgeschlagen.<br />
– Der Titel ist der Eintrag, welcher in der Verlaufsliste<br />
gespeichert wird.<br />
– Der Titel erscheint auf allen Ausdrucken.<br />
Aus diesen Gründen sollte der Titel auf allen Hauptseiten<br />
mit dem Namen der Stadt, gefolgt vom Land<br />
<strong>und</strong> dem Inhalt lauten.<br />
– Einbau des „Seiten-Aktualisierungs-Codes” in die<br />
HTML-Programmierung, damit garantiert ist, dass<br />
der Besucher auch wirklich immer die neueste Version<br />
sieht. Oft wird bei der Programmierung vergessen,<br />
dass sich bei einem User, der sich eine Seite<br />
erst kürzlich angesehen hat, die Website noch im<br />
Cache befindet <strong>und</strong> nicht vom betreffenden Server<br />
geladen wird. Durch das Einbauen einer entsprechenden<br />
Zeile in den Quellentext kann erzwungen<br />
werden, dass die Website vom Webserver aus geladen<br />
wird <strong>und</strong> der lokale Cache umgangen wird. So<br />
kann sichergestellt werden, dass der Besucher den<br />
aktuellsten Stand der Seite angezeigt bekommt.<br />
– Inhaltsverzeichnis oben <strong>und</strong> unten auf jeder Seite.<br />
Das erleichtert nicht nur die Navigation auf den<br />
Seiten, es hat noch einige andere wichtige Vorteile:<br />
– Der Benutzer sieht sofort zu Beginn jeder Seite,<br />
was sie beinhaltet <strong>und</strong> er kann sofort dorthin klicken,<br />
für was er sich interessiert.<br />
– Ebenso wichtig ist die Bedeutung für die Suchmaschinen,<br />
denn je öfter der Name der Institution auf<br />
der Website vorkommt, desto mehr Gewicht hat die<br />
Website in der Trefferliste der Suchmaschinen.<br />
– Der Name der Institution sollte als Überschrift (<br />
bis ) kodiert werden, da die Suchmaschinen<br />
immer mehr Gewicht auf Überschriften legen als<br />
auf Text, der „nur“ in fett dargestellt wird.<br />
– Die URL sollte auf jeder Seite eingeb<strong>und</strong>en sein, die<br />
sich im Verzeichnis befindet. Das garantiert, dass<br />
50<br />
Hierzu mehr u.a. in:<br />
– BuB 56 (2004)1: Zielgruppenorientierte Websites für Bibliotheken.<br />
– B.I.T.online 6 (2003) Nr. 4, S. 327-334: Einsatzmöglichkeiten<br />
des Internet-Marketings für Öffentliche Bibliotheken.<br />
– IWP 55. Jahrgang, Heft 4 – Juni 2004, S. 230-233: Nur Dabeisein<br />
ist nicht alles – Anregungen für Bibliothekswebsites<br />
in der Praxis.<br />
51<br />
Vgl. Bieselin, a.a.O.<br />
52<br />
Siehe wikipedia unter „Top Level Domain“<br />
nach allgemeinen TLD, länderspezifischen TLD <strong>und</strong><br />
zweckentfremdeten TLD.<br />
53<br />
Paul S. Ulrich, Informationsdienste der Zentral- <strong>und</strong> Landesbibliothek<br />
Berlin [ulrich@zlb.de].<br />
54<br />
Freie Übersetzung aus „The SIBMAS International Directory<br />
of Performing Arts Collections and Institutions Online“.
372 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
auf jedem Ausdruck oder Download, der von der<br />
Website gemacht wird, die URL als Fußzeilentext<br />
mit aufgenommen wird <strong>und</strong> ein Wiederauffinden<br />
der Quelle sichergestellt ist. Des Weiteren ist die<br />
URL auf jeder Seite eine gute Öffentlichkeitsarbeit,<br />
da sie sicherstellt, dass die Quellenangabe immer<br />
gemeinsam mit dem Inhalt bereitgestellt wird, was<br />
besonders für downgeloadete Seiten wichtig ist.<br />
– Inhalte der Website sollen links, das Navigationsmenü<br />
sollte sich am rechten Rand der Website befinden.<br />
So wie die meisten Menschen von links nach<br />
rechts lesen, funktionieren auch die Rechercheprogramme<br />
der Suchmaschinen. Text auf der linken<br />
Seite wird also stärker bewertet als Text auf der<br />
rechten Seite. Die Navigation ist zwar sehr wichtig,<br />
sollte aber keine große Rolle für die Suchmaschinen<br />
spielen. Den Text auf die linke Seite der Website<br />
zu stellen macht es ebenso einfacher, die Website<br />
zu bedienen. Das trifft vor allem auf Betrachter mit<br />
einer Sehbehinderung zu, die ein Hilfsprogramm<br />
zum Vergrößern des Textes verwenden. Es ist<br />
leichter zur linken oder rechten Seite zu springen<br />
als Text in der Mitte des Bildschirms aufzufinden.<br />
Gleichermaßen wichtig ist, was für eine Information<br />
der Website in der linkeren oberen Ecke des Bildschirms<br />
steht, da dies ja als erstes angezeigt <strong>und</strong><br />
sichtbar wird <strong>und</strong> diese ersten Sek<strong>und</strong>en sehr oft<br />
darüber entscheiden, ob der Besucher die Website<br />
anschaut oder nicht.<br />
c) Special Interest Groups<br />
<strong>Im</strong> Internet gibt es eine riesige Ansammlung sog. Special<br />
Interest Groups. Zu quasi allen Interessensgruppen<br />
gibt es bestimmte Sammelplätze. Dies sind überwiegend<br />
Fachportale, Branchenportale, Chat-Rooms oder Foren zu<br />
Fachthemen. Dort werden Informationen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
ausgetauscht. Aktivität <strong>und</strong> <strong>gegen</strong>seitige Unterstützung<br />
werden dabei großgeschrieben. Die Kommunikation ist<br />
locker <strong>und</strong> meistens sehr persönlich. Auch im Bibliothekswesen<br />
gibt es derartige Foren. Eine der bekanntesten ist<br />
vermutlich RABE 55 oder der VDB 56 . Clevere Internet-Marketeers<br />
nutzen diese Diskussionsforen, indem sie Informationen<br />
<strong>und</strong> Know-how kostenlos anbieten. Durch diese<br />
aktive Teilnahme an den wichtigen Branchen-Foren kann<br />
das <strong>Im</strong>age der Bibliothek optimiert werden.<br />
Unterschieden wird zwischen einem Forum auf der eigenen<br />
Website <strong>und</strong> Foren, die auf fremden Webseiten angeboten<br />
werden. Ein eigenes Forum kann nicht schaden<br />
– nicht zuletzt um den K<strong>und</strong>en Kompetenz <strong>und</strong> Präsenz<br />
vermitteln zu können. Der Erfolg aus Aktivitäten bei Special<br />
Interest Groups stellt sich nicht über Nacht ein, aber<br />
mit ein wenig Beständigkeit <strong>und</strong> Geduld wird sich die Beteiligung<br />
besonders für das <strong>Im</strong>age lohnen.<br />
d) Link- <strong>und</strong> Banneraustausch<br />
Der Link- <strong>und</strong> Banneraustausch mit anderen Webauftritten<br />
bringt Bibliotheken nicht allzu viele Vorteile. Von größerem<br />
Interesse ist dies vor allem in der freien Wirtschaft.<br />
Platzieren könnte man Links bzw. Banner auf Webseiten<br />
von Verbänden, Fachzeitschriften oder Lieferanten. <strong>Im</strong><br />
Gegenzug würde man die Aufnahme des Links bzw. eines<br />
Banners im Austausch anbieten. Mit einer solchen<br />
Streuung der Webadresse erreicht man vor allem eine<br />
Steigerung der Besucherzahl.<br />
Durch Platzierung mancher Werbebanner kann durchaus<br />
auch etwas Geld verdient werden. Bei Amazon partizipiert<br />
man immer dann, wenn über den Amazon-Werbebanner<br />
gekauft wird. Das Einbinden des Amazon-Werbebanners<br />
auf der Site, auf welcher die Neuzugänge angepriesen<br />
werden (ein Link würde ebenso genügen), ist ein Beispiel.<br />
Klickt der K<strong>und</strong>e auf diesen Werbebanner <strong>und</strong> kauft Medien<br />
ein, erhält die Bibliothek ein paar Prozent vom Umsatz.<br />
Reich wird man davon bestimmt nicht, aber warum<br />
sollte man wenig Geld, das man ohne große Mühe hinzuverdient,<br />
verschenken. Besonders interessant sind solche<br />
Partnerprogramme für Internetseiten mit einer hohen<br />
Besucherzahl.<br />
e) Suchmaschinenmarketing<br />
Was nutzt einem die tollste Website, wenn sie im Internet<br />
nicht gef<strong>und</strong>en wird? <strong>Im</strong> Dschungel des WWW gef<strong>und</strong>en<br />
zu werden ist eine der größten Herausforderungen überhaupt.<br />
Zur Orientierung im WWW greifen viele Nutzer auf<br />
Suchmaschinen zurück. Damit eine Website auf den oberen<br />
Plätzen der Ergebnisliste landet, muss das Angebot<br />
inhaltlich, konzeptionell <strong>und</strong> technisch gut gemacht sein.<br />
Mittlerweile ist es nicht mehr ausreichend, sich bei Suchmaschinen<br />
einfach einzutragen. Hier empfiehlt es sich<br />
dringend, Profis einzuschalten, da das Suchmaschinenmarketing<br />
sehr umfangreich, kompliziert <strong>und</strong> im ständigen<br />
Wandel ist. Aber Vorsicht ist geboten. Viele Anbieter sind<br />
schwarze Schafe. Agenturen, die damit werben, ihre K<strong>und</strong>en<br />
<strong>gegen</strong> eine Gebühr in 1 000 Suchmaschinen eintragen<br />
zu lassen, sollten besser gemieden werden 57 .<br />
f) Viral Marketing<br />
Unter Viral Marketing versteht man k<strong>und</strong>engeneriertes<br />
Marketing oder anders formuliert Netzwerkmarketing,<br />
was im Volksm<strong>und</strong> wohl als M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-Propaganda<br />
bezeichnet wird. K<strong>und</strong>en erzählen Nachrichten weiter,<br />
verbreiten Informationen oder empfehlen Angebote <strong>und</strong><br />
Dienstleistungen der Bibliothek. Das bedeutet somit, dass<br />
Interessenten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en selbst als Kommunikationskanal<br />
für die Marketingkommunikation genutzt werden.<br />
Hierbei wirkt der persönliche Kontakt als besondere Referenz.<br />
Besonders beliebt sind im Internet „Empfehlen Sie<br />
uns weiter“-Links. Ausführliche Beispiele für Viral-Aktionen<br />
bastelte die Agentur 58 .<br />
3 Strategisches Guerilla-Marketing<br />
Wie ist das im Guerilla-Marketing mit den Zielsetzungen?<br />
Wie sieht in einer Guerilla-Bibliothek die Marketingplanung<br />
aus? Wie steckt sich ein Guerrillero Unternehmensziele<br />
<strong>und</strong> welche Visionen hat er? Wie steht er zu K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern <strong>und</strong> wie betreibt er Marktforschung?<br />
Strategische Planung macht einen sehr großen Teil jeder<br />
Unternehmensführung aus. Es geht allerdings nicht darum,<br />
über heiße Kohlen zu laufen oder viel Geld in Wochenendseminare<br />
zu investieren, sondern die Bibliothek<br />
langfristig erfolgreich zu etablieren.<br />
55<br />
RABE-Website: .<br />
56<br />
Verein Deutscher Bibliothekare: .<br />
57<br />
Weiterführende Informationen zum Thema Suchmaschinenmarketing<br />
in Pradel, a.a.O.<br />
58<br />
WebGuerrilleros: .
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 373<br />
a) Unternehmensziele<br />
Wenn von Visionen die Rede ist, sind damit die langfristig<br />
gesteckten Unternehmensziele gemeint. Diese stellen ambitiöse<br />
Ziele dar, welche die Bibliothek auf Erfolgskurs bringen<br />
sollen. In der freien Wirtschaft ist das Hauptziel wohl<br />
immer die Marktführerschaft. Bibliotheken als Non-Profit-<br />
Organisationen stecken sich ihre Ziele selbstverständlich<br />
in eine etwas andere Richtung. Hier spielt beispielsweise<br />
die psychologische „Marktführerschaft“ eine viel wichtigere<br />
Rolle als eine quantitative. Ein Beispiel wäre die Überlegenheit<br />
in Servicequalität oder die Trendsetzung im Bibliothekswesen.<br />
Da die Konkurrenz nicht schläft, bleibt<br />
keine Zeit für längere Durchhänger. Als ein Unternehmen<br />
mit anspruchsvollen Zielen muss der Wille <strong>und</strong> die Kompetenz<br />
vorhanden sein, Trends in der Branche zu setzen<br />
oder ganz besondere Dinge in die Tat umzusetzen. Aktiv<br />
agieren anstatt nur zu reagieren ist oberstes Gebot.<br />
Um einen Leitsatz zu entwickeln sollte man sich die Zeit<br />
nehmen, um kurz aufzulisten, welche Leistungen die Bibliothek<br />
anbietet <strong>und</strong> was das Besondere <strong>und</strong> Außergewöhnliche<br />
an diesen Leistungen ist. Ein Leitsatz sollte<br />
kurz, prägnant <strong>und</strong> einprägsam sein. Dieser Leitsatz muss<br />
natürlich auch entsprechend an alle Mitarbeiter/innen <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>en bzw. Interessengruppen kommuniziert werden. Ein<br />
positives Beispiel für eine Bibliothek mit ausformuliertem<br />
Leitbild ist die Stadtbücherei Münster 59 .<br />
Ein anderes Unternehmensziel könnte sein: Wir möchten<br />
in den nächsten fünf Jahren im BIX ganz oben auf Platz<br />
eins stehen.<br />
b) Marketing Budgetplanung<br />
Als Guerrillero sollte man immer die Effizienz <strong>und</strong> Wirksamkeit<br />
jeder einzelnen Marketingaktivität hinterfragen,<br />
wobei nach dem Gr<strong>und</strong>satz gehandelt werden sollte, dass<br />
Marketing nicht primär eine Frage des Budgets, sondern<br />
der Ideen <strong>und</strong> der Konzepte ist. Trotz allem ist Kostencontrolling<br />
sehr wichtig <strong>und</strong> kann auch einfach umgesetzt<br />
werden. Es würde beispielsweise ausreichen, die anfallenden<br />
Kosten in Rubriken wie z. B. Anzeigen, Prospekte,<br />
Veranstaltungen, Werbemittel, Internet usw. einzuteilen<br />
<strong>und</strong> monatlich Buch zu führen. Für jedes Jahr wird<br />
dann vorab ein gewisses Orientierungsbudget festgelegt.<br />
Orientierungsbudget deshalb, weil in die Dinge investiert<br />
werden sollte, die wirklich zu der Bibliothek <strong>und</strong> den gesteckten<br />
Zielen passen <strong>und</strong> den meisten Nutzen schaffen,<br />
auch wenn dann das geplante Budget evtl. überschritten<br />
wird. Es muss dann zwangsläufig in einer anderen Rubrik<br />
eingespart werden.<br />
c) K<strong>und</strong>enbindung / K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />
<strong>Im</strong> Guerilla-Marketing wird der K<strong>und</strong>e als Partner verstanden.<br />
Vertrauen, Ehrlichkeit, Respekt <strong>und</strong> <strong>gegen</strong>seitige<br />
Kompetenz sind die Eckpfeiler für eine gute <strong>und</strong> partnerschaftliche<br />
K<strong>und</strong>enbeziehung. Den K<strong>und</strong>en durch gute<br />
Leistung, besonderen Service <strong>und</strong> eine harmonische<br />
Beziehung zu begeistern ist die oberste Devise. Gerade<br />
bei Bibliotheken kommt ein weiterer Eckpfeiler hinzu: die<br />
<strong>gegen</strong>seitige „Abhängigkeit“. Das hohe Bedürfnis an Information<br />
<strong>und</strong> die einzigartigen Dienstleistungen einer<br />
Bücherei einerseits <strong>und</strong> die Interdependenz der Bibliotheken<br />
von ihren Nutzern andererseits, ergibt praktisch<br />
eine Abhängigkeit zu Gunsten beider Partner. Da Bibliotheken<br />
meist eine Vielzahl von K<strong>und</strong>en haben, ist es evtl.<br />
zweckmäßig, die K<strong>und</strong>en in verschiedene, klar definierte<br />
Zielgruppen einzuteilen. Des Weiteren ist darauf zu achten,<br />
dass die Benutzerdaten immer gut gepflegt werden.<br />
Es sollte ein spezieller Bibliotheksmitarbeiter hierfür verantwortlich<br />
sein.<br />
Den K<strong>und</strong>en als Partner zu sehen ist eine psychologische<br />
Betrachtungsweise <strong>und</strong> muss durch operationale Ideen<br />
<strong>und</strong> Instrumente für die Thematik K<strong>und</strong>enbindung <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>enzufriedenheit ergänzt werden. K<strong>und</strong>enbindung wird<br />
größtenteils durch eine ausgeprägte K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />
erreicht. Welche Instrumente Bibliotheken kostengünstig<br />
nutzen können, um die K<strong>und</strong>enzufriedenheit zu erhöhen,<br />
muss jede Bibliothek für sich selbst herausfinden. Der Faktor<br />
K<strong>und</strong>enzufriedenheit kann wie folgt definiert werden:<br />
K<strong>und</strong>enzufriedenheit ist ein Abgleichprozess zwischen<br />
den Erwartungen des K<strong>und</strong>en an die Bibliothek <strong>und</strong> den<br />
tatsächlich erhaltenen Leistungen. Das heißt, jedes Versprechen,<br />
das nicht eingehalten wird, führt unweigerlich<br />
zu unzufriedenen K<strong>und</strong>en. Ohne ein gutes Produkt bzw.<br />
ohne eine gute Dienstleistung kann keine K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />
erreicht werden.<br />
Ein Beispiel für eine besondere Dienstleistung, besonders<br />
auch in Wissenschaftlichen Bibliotheken, ist die 24-St<strong>und</strong>en-Bibliothek.<br />
Eine Öffnungszeit r<strong>und</strong> um die Uhr erhöht<br />
den Mehrwert für Bibliotheksbenutzer ungemein. Verbuchungs-<br />
<strong>und</strong> Rückgabesysteme, die ohne Personaleinsatz<br />
funktionieren, bietet unter anderem 3M 60 an.<br />
d) Qualität <strong>und</strong> Innovationen<br />
Der einzige Weg zu dauerhaftem Erfolg ist beste Qualität<br />
<strong>und</strong> fortgesetzte Innovation. Über diesen beiden Begriffen<br />
steht die kontinuierliche (Prozess-)Verbesserung. <strong>Im</strong><br />
Rahmen einer Qualitätsmanagement-Zertifizierung können<br />
sich auch Bibliotheken die ständige Verbesserung ihres<br />
Betriebs bestätigen lassen, beispielsweise nach DIN EN<br />
ISO 9001:2000. Die Stadtbibliothek Freiberg a.N. war die<br />
erste Öffentliche Bibliothek in Deutschland, die sich nach<br />
DIN EN ISO 9001:2000 zertifizieren ließ. Der Zertifizierer<br />
war Social Cert in München 61 .<br />
Abb. 7<br />
e) Aufbau <strong>und</strong> Pflege von Netzwerken<br />
Gerade kleine Organisationen sollten immer versuchen,<br />
sinnvolle Kooperationen einzugehen. Aktiver Aufbau eines<br />
gut funktionierenden Netzwerkes <strong>und</strong> nicht nur eine<br />
Beteiligung gezwungener Maßen auf Anfrage ist wichtig.<br />
Jede Einheit ist in einem ganz bestimmten Bereich spezialisiert,<br />
so dass sich diese in der Kooperation ergänzen.<br />
59<br />
Unter anderem auf der Website der Stadtbücherei Münster<br />
dokumentiert .<br />
60<br />
3M Deutschland GmbH Abteilung Sicherungssysteme, Neuss<br />
.<br />
61<br />
Weitere Informationen zur StB Freiberg a.N. unter Ansprechpartner Frau Andrea Wehr.
374 Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age.<br />
Also auch Kooperationen / Netzwerke mit anderen Branchen<br />
können sehr fruchtbar sein. Für die Bibliothekspraxis<br />
können das die anderen städtischen Einrichtungen<br />
wie z. B. Kindergärten, Schulen, Altenheime, Jugendtreffs<br />
etc. sein.<br />
f) Mitarbeiter / Personalbedarf<br />
Die Mitarbeiter/innen als Ideengeber <strong>und</strong> ausführende<br />
Kraft im Unternehmen sind sehr wichtig <strong>und</strong> werden in<br />
einer Zeit, in der Innovationen <strong>und</strong> Konzepte über den<br />
Erfolg entscheiden, noch bedeutender. Die „Unternehmenskultur“<br />
muss in den Köpfen der Mitarbeiter verankert<br />
sein. Die Mitarbeiter müssen sich mit den Gr<strong>und</strong>sätzen<br />
<strong>und</strong> Richtlinien der Bibliothek identifizieren können <strong>und</strong><br />
sich verpflichtet fühlen. Ist das der Fall, wird eine hohe<br />
Motivation erreicht. Des Weiteren müssen die Mitarbeiter<br />
an einem Strang ziehen, so dass wenig Energie auf<br />
interne Reibereien verschwendet wird. Insbesondere bei<br />
Bibliotheken in ländlichen Gebieten existiert eine starke<br />
Abhängigkeit zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitnehmer. Als<br />
Arbeitgeber steht die Bibliothek noch stärker in der Verantwortung<br />
bzgl. dem Standortfaktor <strong>und</strong> sollte sich örtlich<br />
stark engagieren. Das schafft loyale Mitarbeiter, die<br />
teilweise ein Leben lang in der Bibliothek beschäftigt sind<br />
<strong>und</strong> somit einen sehr großen Erfahrungsschatz besitzen<br />
<strong>und</strong> viel zu einem wertvollen <strong>Im</strong>age beitragen.<br />
Einige einfache Maßnahmen zur Optimierung der Mitarbeiterorientierung<br />
ist eine ges<strong>und</strong>e Sozialausrichtung<br />
des Unternehmens oder nicht-selbstverständliche Maßnahmen<br />
wie z. B. Betriebsfeiern <strong>und</strong> flexible Arbeitszeitregelung.<br />
Eine eigene Mitarbeiterzeitung fördert den Informationsaustausch<br />
untereinander <strong>und</strong> die Verb<strong>und</strong>enheit<br />
der Mitarbeiter zur Bibliothek. Eine Mitarbeiterbefragung<br />
dient der Transparenz bzgl. Betriebsklima <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />
<strong>und</strong> kann gleichzeitig als Instrument dafür verwendet<br />
werden, den Fokus der Mitarbeiter in eine bestimmte<br />
Richtung zu lenken.<br />
Wichtig ist zudem, dass in der Bibliothek klare Strukturen<br />
herrschen. Die Organisationsstruktur <strong>und</strong> die Bereiche<br />
müssen klar gegliedert, definiert <strong>und</strong> schriftlich fixiert<br />
werden. Dabei müssen Verantwortlichkeiten eindeutig<br />
festgelegt werden, wobei Leistung <strong>und</strong> Fleiß zu berücksichtigen<br />
sind, auch wenn das für den einen oder anderen<br />
mit negativen Folgen verb<strong>und</strong>en ist. Nichts ist schlimmer<br />
als ein Unternehmen mit einer kränkelnden Organisationsstruktur.<br />
Des Weiteren sollte an dieser Stelle betont werden, dass<br />
die Umsetzung des GM in einer Bibliothek personalbedingt<br />
immer möglich sein muss. Oft wird darüber geklagt,<br />
dass neben dem anfallenden Tagesgeschäft keine Zeit für<br />
besondere Aktionen bleibt. Es muss eine operative, also<br />
kurzfristige Planung erstellt werden. Einige der zu erledigenden<br />
Punke kann die Bibliotheksleitung selbst übernehmen,<br />
andere sollen von den Mitarbeitern organisiert<br />
werden. Sollte für einzelne Maßnahmen gar kein Personal<br />
zu Verfügung stehen, kann immer noch auf Praktikanten,<br />
ehrenamtliche Helfer <strong>und</strong> Kooperationspartner (siehe<br />
Kap. 3 e) 62 zurückgegriffen werden. Der Aufbau eines<br />
umfassenden <strong>und</strong> aktiven Netzwerkes sowie die Suche<br />
nach passenden Kooperationspartnern ist unerlässlich 63 .<br />
Somit kann unter Umständen erreicht werden, dass sich<br />
die Helfer um das Operative kümmern <strong>und</strong> die Bibliothek<br />
selbst nur noch Überwachungs- <strong>und</strong> Leitungsfunktionen<br />
übernimmt. Hierfür gibt es genügend Beispielmaßnahmen,<br />
z. B. K<strong>und</strong>enbefragung von Praktikanten oder einer<br />
Studentengruppe, Dekoration durch ehrenamtliche<br />
Helfer, Evaluierung des Auskunftsdienstes in einer Diplomarbeit.<br />
g) Markt- bzw. K<strong>und</strong>enforschung<br />
Viele Informationen über K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Trends können über<br />
den Markt ganz einfach ermittelt werden. Es geht darum,<br />
regelmäßig die Webseiten von Verbänden <strong>und</strong> Branchenportalen<br />
sowie die Seiten von Fachzeitschriften <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />
Institutionen zu durchkämmen, um umfangreiche<br />
<strong>und</strong> nützliche Informationen zu finden. Sehr<br />
hilfreich ist es, sich auf verschiedene Seiten festzulegen<br />
<strong>und</strong> diese in den Favoriten zu verwalten. Eine weitere<br />
nützliche Informationsquelle sind K<strong>und</strong>enbefragungen.<br />
Dabei sollte etwas an Zeit <strong>und</strong> Aufwand bei der Auswahl<br />
der Fragen <strong>und</strong> der Gestaltung der Fragebögen investiert<br />
werden. In Öffentlichen Bibliotheken bietet es sich zudem<br />
besonders an, für die verschiedenen K<strong>und</strong>enzielgruppen<br />
verschiedene Fragen zu konzipieren. Allgemeine Fragen<br />
zur Zufriedenheit, zum Servicegrad <strong>und</strong> zur Leistung der<br />
Dienstleistungen sollten unbedingt berücksichtigt werden.<br />
Interessant sind Befragungen zu einer ganz besonderen<br />
Dienstleistung. Eine begleitende Verlosung (z. B.<br />
Medien- oder Ausleih-Gutschein) kann die Rücklaufquote<br />
erheblich verbessern. Weitere Informationsquellen wie<br />
z. B. mündliches Feedback an den Verbuchungs- <strong>und</strong> Informationstheken<br />
sollten ebenfalls gesammelt <strong>und</strong> ausgewertet<br />
werden. Bezüglich der Medienbeschaffung kann<br />
ein ausliegendes Wunschbuch helfen, Leserwünsche zu<br />
berücksichtigen.<br />
Fazit<br />
Selbstverständlich ändert sich das Verständnis von außergewöhnlichen<br />
Aktionen. Was heute exotisch ist, wird<br />
in zwanzig Jahren vielleicht als normal angesehen werden.<br />
Seiner Zeit voraus zu sein ist im Guerilla-Marketing<br />
deshalb von großem Vorteil.<br />
Guerrilleros gehen ihren eigenen Weg. Sie haben keine<br />
geheime Erfolgsformel, aber achten umso mehr auf den<br />
Einsatz ihres ges<strong>und</strong>en Menschenverstands. So einfach<br />
<strong>und</strong> unkonventionell ist das GM-Konzept auch für Bibliotheken.<br />
In der Zeit zwischen 1965 <strong>und</strong> 1980 wurde das GM als eine<br />
reine destruktive Zermürbungs- <strong>und</strong> Angriffsstrategie<br />
gehandelt. Es wurde so gehandhabt, dass dem eigenen<br />
Unternehmen Vorteile verschafft wurden, indem man die<br />
Marketingbemühungen der Mitbewerber ver- bzw. behinderte.<br />
Da Bibliotheken normalerweise Non-Profit-Organisationen<br />
sind, die keine klassische Konkurrenz haben,<br />
kommt GM als Antimarketing für Bibliotheken ohnehin keinesfalls<br />
in Betracht.<br />
Mit ihrer breiten <strong>und</strong> kompetenten Palette an Dienstleistungen,<br />
ihrem außergewöhnlichen, schnellen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen<br />
Service können sich Bibliotheken in der Öffentlichkeit<br />
positionieren. Bibliothekare/innen müssen das vielseitige<br />
<strong>und</strong> so wichtige Angebot nur noch unermüdlich <strong>und</strong><br />
erfolgreich nach außen vermarkten, um die potenziellen<br />
62<br />
Kapitel 3 e): Aufbau <strong>und</strong> Pflege von Netzwerken.<br />
63<br />
Vgl. Böhm, Michael: Wie man mit schmalem Budget erfolgreich<br />
wirbt, a.a.O., Vorwort.
Bibliothek 29.2005 Nr. 3 Bieselin – <strong>Im</strong> <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Etat</strong>-<strong>Kürzungen</strong>, <strong>Schließungen</strong> <strong>und</strong> <strong>morsches</strong> <strong>Im</strong>age. 375<br />
K<strong>und</strong>en, die Bürgerschaft, die Unterhaltsträger <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />
für sich zu gewinnen. Denn nur, wenn diese<br />
Gemeinschaft hinter der (Öffentlichen) Bibliothek steht,<br />
<strong>und</strong> im schlimmsten Fall mitkämpft, kann eine eventuelle<br />
Schließung verhindert werden.<br />
In den USA sind die meisten (Öffentlichen) Bibliotheken<br />
ohnehin privatisiert. Wenn sich dieser Trend in Deutschland<br />
durchsetzen wird, weil die Kommunen zunehmend<br />
verarmen, sind die Bibliotheken ohnehin verpflichtet, ihre<br />
Dienstleistungen zu bewerben <strong>und</strong> zu verkaufen, um<br />
weiter existieren zu können.<br />
Literaturverzeichnis<br />
Bieselin, Tanja-Barbara: Konzeption <strong>und</strong> Realisierung<br />
einer Website für die Stadtbücherei Eislingen/Fils mit<br />
Integration eines Offline-Kataloges. Stuttgart 2002 (Diplomarbeit).<br />
Böhm, Michael: Wie man mit schmalem Budget erfolgreich<br />
wirbt. Gr<strong>und</strong>lagen, Instrumente, Strategien, Anwendungsbeispiele.<br />
Berlin 2004.<br />
Holzbaur, Ulrich; Jettinger, Edwin; Knauß, Bernhard;<br />
Moser, Ralf <strong>und</strong> Markus Zeller: Eventmanagement. Veranstaltungen<br />
professionell zum Erfolg führen. 2. erw.<br />
Aufl. Berlin/Heidelberg/New York 2003.<br />
Levinson, Jay Conrad <strong>und</strong> Godin Seth: Das Guerilla Marketing<br />
Handbuch. Werbung <strong>und</strong> Verkauf von A bis Z.<br />
Frankfurt/Main 2000.<br />
Levinson, Jay Conrad: Die 100 besten Guerilla-Marketing-<br />
Ideen. Frankfurt/Main 2000. Pradel, Marcus <strong>und</strong> Thorsten<br />
Schulte: Guerilla Marketig für Unternehmertypen.<br />
Sternenfels 2004.<br />
Remke, Doreen: Erarbeitung eines Marketingkonzeptes<br />
für öffentliche Bibliotheken – am Beispiel der Stadt- <strong>und</strong><br />
Kreisbibliothek „Edlef Köppen“. Genthin-Güstrow 2004<br />
(Diplomarbeit).<br />
Schmeh, Klaus: David <strong>gegen</strong> Goliath: 33 überraschende<br />
Unternehmenserfolge. Frankfurt/Wien 2004.<br />
Ulrich, Paul S.: International Association of Libraries and<br />
Museums of the Performing Arts [], Stand: Mai 2005.<br />
Umlauf, Konrad: Büchereizeitung für Stadt <strong>und</strong> Kreis<br />
Ludwigsburg. In: Bibliotheksdienst 21 (1987c) S. 709-<br />
716.<br />
Anschrift der Autorin:<br />
Tanja-Barbara Bieselin<br />
Hauptstr. 27<br />
D-73113 Ottenbach