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Konzept Ulla-Hahn-Haus_Antrag LVR 31 05 2011 - Monheim am ...

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KONZEPT<br />

Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

Einleitung<br />

Kulturelle Bildung ist ein entscheidendes Fund<strong>am</strong>ent, um die Lebensperspektiven von jungen<br />

Menschen und ihren F<strong>am</strong>ilien zu sichern. Die Auseinandersetzung mit u.a. Kunst, Musik und<br />

Literatur steigert die Bildungschancen und ermöglicht die Teilhabe für alle<br />

Bürgerinnen/Bürger <strong>am</strong> gesellschaftlichen Leben und stärkt vor allem die für die Entwicklung<br />

junger Menschen wichtigen Schlüsselkompetenzen. Zudem sind bildungsorientierte<br />

Freizeitbeschäftigung und kulturelle Entfaltung ein wichtiger Beitrag zur<br />

Attraktivitätssteigerung des Wohnstandortes.<br />

Die Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein verfolgt seit 2002 offensiv die ganzheitliche präventive<br />

Strategie der Bildungs-, und Kulturförderung (z.B. mit <strong>Konzept</strong>en wie: Mo.Ki – <strong>Monheim</strong> für<br />

Kinder; MoMo – <strong>Monheim</strong>er Modell). Der Aufbau verbindlicher Vernetzungsstrukturen aller<br />

für Bildung und Erziehung verantwortlicher Träger/-innen und Institutionen ist dabei<br />

handlungsleitend.<br />

Die bekannte Schriftstellerin <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> (u.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Bücherpreis<br />

und jüngst mit dem Ida-Dehmel-Literaturpreis) wuchs in <strong>Monheim</strong> auf. In ihren Romanen<br />

"Das verborgene Wort" und "Aufbruch" fließen eindrücklich ihre Kindheitserlebnisse in der<br />

kleinen Rheingemeinde ein. Das ehemalige Elternhaus von <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> in der Neustraße 2 ist<br />

bereits länger in städtischem Besitz. 2009 konnte die Stadt die angrenzende Doppelhaushälfte<br />

ebenfalls erwerben und plant die Schaffung eines Zentrums für kulturelle Bildung. Das<br />

ehemalige Elternhaus von <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> ist eine relativ kleine Doppelhaushälfte, die zus<strong>am</strong>men<br />

mit der zweiten <strong>Haus</strong>hälfte im Jahr 1913 erbaut wurde. Durch einen umfassenden Umbau, der<br />

die Verschmelzung beider Doppelhaushälften vorsieht, soll ein jugendkulturelles<br />

Begegnungszentrum in der Innenstadt von <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein entstehen. Dieses Zentrum für<br />

kulturelle Bildung ist in der Region einmalig und wird durch die geplante inhaltliche<br />

Ausrichtung regionale Strahlkraft entfalten.<br />

Das inhaltliche <strong>Konzept</strong> des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es fußt auf drei Säulen:<br />

- die Schwerpunktsetzung der Sprachlichen Bildung und Literalität 1<br />

- ein regelmäßiges, jugendkulturelles Angebot im Veranstaltungssaal und<br />

- die Koordination des Ges<strong>am</strong>tkonzepts Kulturelle Bildung.<br />

1 Der Begriff „Literacy“ wird in Fachkreisen mit „Literalität“ übersetzt. Im anglo-<strong>am</strong>erikanischen Raum stehen<br />

dabei die Kompetenzen und nicht die Defizite im Vordergrund. Wörtlich übersetzt heißt „Literacy“ Lese- und<br />

Schreibkompetenz, aber der Begriff beschreibt weit mehr als die Grundfertigkeit des Lesens und Schreibens, er<br />

umfasst Kompetenzen wie Textverständnis und Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Lesefreude,<br />

Vertrautheit mit Büchern, die Fähigkeit sich schriftlich auszudrücken, Vertrautheit mit Schriftsprache oder mit<br />

literarischer Sprache, oder sogar Medienkompetenz. In diesem <strong>Konzept</strong> ist unter der Schwerpunktsetzung<br />

„Sprachliche Bildung“ und Literalität ausdrücklich auch die Oralität von Sprache impliziert.<br />

1


Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> befindet sich im Stadtteil <strong>Monheim</strong>, in direkter Nähe zum Rathaus, dem<br />

Stadtzentrum mit einer Fußgängerzone, die zum Berliner Viertel führt. Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong><br />

ist fußläufig erreicht werden. Die Erreichbarkeit des ÖPNV ist durch die unmittelbare Nähe<br />

zum Busbahnhof gesichert. Der Umbau des <strong>Haus</strong>es gewährleistet einen barrierefreien Zugang<br />

für alle Besucherinnen und Besucher.<br />

Bauliches Nutzungskonzept<br />

Projektbeschreibung<br />

Das Elternhaus <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>s ist eine Hälfte eines kleinen Doppelhauses. Durch den Erwerb der<br />

angrenzenden, zweiten <strong>Haus</strong>hälfte wird eine neue inhaltliche Nutzung möglich. Der<br />

vorhandene Grundriss der Gebäude weist viele kleine Räume auf, die für die künftige<br />

Nutzung nicht geeignet sind. Daher sollen die <strong>Haus</strong>hälften komplett entkernt und modernisiert<br />

werden und miteinander verschmolzen werden. Die Außenfassade der Häuser soll auf den<br />

Zeitpunkt des Lebens <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong>s in der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein zurückgebaut werden.<br />

Dazu gegensätzlich soll im Inneren des <strong>Haus</strong>es ein moderner Stil vorherrschen.<br />

Bestand Erdgeschoss<br />

Umgebautes Erdgeschoss<br />

In der linken Gebäudehälfte im Erdgschoss soll ein kleiner Bürotrakt eingerichtet werden, der<br />

dem Friedrich-Bödecker-Kreis NRW e.V. als Geschäftsstelle dienen wird. In der rechten<br />

Gebäudehälfte wird ein verhältnismäßig großzügiger Eingangs- und Garderobenbereich<br />

entstehen. Von diesem Bereich aus wird das Obergeschoss durch eine offene Treppenanlage<br />

in leichter Konstruktion erschlossen. Die Treppe liegt in einem Luftraum, der beide Ebenen<br />

miteinander verbindet.<br />

2


Bestand Obergeschoss<br />

Umgebautes Obergeschoss<br />

Das Obergeschoss wird durch einen kleinen Saal für Veranstaltungen bestimmt. Dieser<br />

erstreckt sich über die ges<strong>am</strong>te Fläche der beiden Doppelhaushälften. Hier soll das alte<br />

Dachwerk freigelegt und lichttechnisch inszeniert werden.<br />

Der Umbau gewährleistet einen barrierefreien Zugang zu allen Räumen des <strong>Haus</strong>es, sowie<br />

zum Garten. Im <strong>Haus</strong> sollen Hinweisschilder auf das Leben <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>s in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong><br />

Rhein hinweisen. Im Garten soll eine alte Gartenlaube wieder errichtet werden. In ihrer<br />

Kindheit hat sich <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> hierhin zurückgezogen, um Gedanken zu s<strong>am</strong>meln, zu lesen und<br />

zu schreiben.<br />

Zeitplan des Umbaus<br />

01.08.<strong>2011</strong> – 30.11.<strong>2011</strong> Planungsvorlauf<br />

01.12.<strong>2011</strong> – <strong>31</strong>.01.2012 Vergabezeitraum<br />

01.02.2012 – 30.09.2012 Bauphase<br />

01.10.2012 – <strong>31</strong>.10.2012 Einrichtung und Inbetriebnahme<br />

Inhaltliches Nutzungskonzept<br />

Strategische Einordnung des <strong>Konzept</strong>es <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> in der Hauptstadt für Kinder<br />

<strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

Der Rat der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein hat im Dezember 2009 das Projekt <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong> als ein<br />

Leuchtturmprojekt der kulturellen Bildung u.a. für sprachliche Bildung, Literalität und<br />

Literaturvermittlung beschlossen. Eingebunden in das strategische Ziel „Schaffung optimaler<br />

Zukunftschancen in der Hauptstadt für Kinder <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein“ leistet das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<br />

<strong>Haus</strong> einen wichtigen Beitrag dazu, allen Kindern in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein unabhängig von<br />

ihrer sozialen und kulturellen Herkunft optimale Bildungs- und Entwicklungschancen zu<br />

bieten. D<strong>am</strong>it wurde die Grundlage gelegt, für die optimale Ausgestaltung der künstlerisch,<br />

kulturellen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren F<strong>am</strong>ilien im Schnittfeld des Bildungs-<br />

, Jugend- und Kulturbereiches. Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> setzt ein Zeichen in der Stadt <strong>Monheim</strong><br />

<strong>am</strong> Rhein und steht für dauerhafte Strukturen, Kooperationen und inhaltliche Nachhaltigkeit<br />

sowie Zielstrebigkeit bei der Ausgestaltung der Bildungslandschaft in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein.<br />

Die Steuerung der ges<strong>am</strong>ten Bildungslandschaft wurde durch den Ratsbeschluss vom<br />

25.01.<strong>2011</strong> mit der Festslegung des konstituierten Gremiums für „Entwicklungs- und<br />

Bildungsmanagement in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein“ gesichert. Mit der Benennung der Beauftragten<br />

für Kinder, Jugend und F<strong>am</strong>ilien, die in den Verwaltungsvorstand berufen wurde, steht eine<br />

bereichsübergreifende Ansprechperson für die Belange der genannten Zielgruppen beständig<br />

zur Verfügung.<br />

3


Zielgruppe<br />

<strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein, im Ballungsraum der Großstädte Köln und Düsseldorf gelegen, setzt sich<br />

aus den zwei alten Siedlungskernen <strong>Monheim</strong> und Baumberg zus<strong>am</strong>men. In der Stadt leben<br />

rund 42.000 Menschen. Eine besondere Stellung im Stadtgebiet nimmt das Berliner Viertel im<br />

Südteil der Stadt ein, eine in sich geschlossene Großwohnanlage mit 2768 Wohneinheiten der<br />

LEG NRW aus den 60-er/70-er Jahren. Dort wohnt in hoher Siedlungsverdichtung rund ein<br />

Viertel der Stadtbevölkerung. Das Berliner Viertel ist das kinderreichste Gebiet der Stadt.<br />

Mehr als ein Drittel (35 % = ca. 4.000) aller Kinder und Jugendlichen (0-27 Jahre) aus<br />

<strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein leben dort. Das Berliner Viertel ist der Immigrationsschwerpunkt der<br />

Stadt. Nahezu zwei Drittel aller ausländischen Staatsangehörigen in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

wohnen dort 2 . In den Kindertagesstätten des Viertels liegt der Anteil der Kinder mit<br />

Migrationshintergrund zwischen 60% und 80%. Das Viertel ist multikulturell geprägt. Jedes<br />

fünfte Kind bzw. jeder fünfte Jugendliche unter 19 Jahren lebt von Transferleistungen. Das<br />

Berliner Viertel ist von Bund und Land als Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />

anerkannt.<br />

Für viele Kinder und Jugendliche bedeutet das, Aufwachsen unter belasteten und<br />

eingeschränkten Lebens- und Entwicklungsbedingungen und d<strong>am</strong>it verbunden entsprechende<br />

Sozialisationsdefizite. Phänomene wie Jugenddelinquenz, Überfremdung, wachsende Armut,<br />

mangelnde Sprachkompetenz, fehlende Bildungsabschlüsse, Arbeitslosigkeit und berufliche<br />

Perspektivlosigkeit sind mögliche Folgen. Dauerhafte Abhängigkeit von staatlichen<br />

Transferleistungen und die Gefahr der Verarmung sind häufig die Folge. Dies trifft im<br />

zunehmenden Maße auch auf sozial schwache deutsche F<strong>am</strong>ilien und ihre Kinder zu.<br />

Unter Bezugnahme des Ziels, Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen und<br />

kulturellen Herkunft optimale Bildungs-, Entwicklungschancen und gesellschaftliche<br />

Teilhabe zu bieten, setzt das <strong>Konzept</strong> des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es an und schafft verstärkt<br />

Angebote, die dazu beitragen die genannten Defizite und Folgen abzubauen. Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<br />

<strong>Haus</strong> erleichtert durch einen niederschwelligen Zugang das Lernen in informellen<br />

Zus<strong>am</strong>menhängen. Erfolgserlebnisse und soziale Anerkennung, sowie die Aneignung neuer<br />

Fertigkeiten motivieren auch die Kinder und Jugendliche, die formalen Bildungsprozessen<br />

bisher eher fern stehen. Die Angebote des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es sollen zu einer Verbesserung<br />

des Zugangs zu Kulturereignissen und Kultureinrichtungen in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein beitragen<br />

und das Interesse an Kultur im Allgemeinen stärken. Eine besondere Rolle bei dieser<br />

Zielsetzung spielen die Eltern und Fachkräfte. Sie werden gezielt in den Vermittlungsprozess<br />

einbezogen und in ihrem eigenen kulturellen Selbstverständnis gestärkt. Darüber hinaus sollen<br />

aber auch im Bereich der Begabtenförderung Angebote geschaffen werden, da besonders<br />

begabte Kinder und Jugendliche bisher in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein unzureichend mit spezifischen<br />

Angeboten angesprochen werden. Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> schafft ein inklusives kulturelles<br />

Bildungsangebot für alle Kinder und Jugendlichen unter Einbeziehung der Multiplikatorinnen<br />

und Multiplikatoren. Wie bei anderen Progr<strong>am</strong>men (z.B. Mo.Ki und MoMo) im „<strong>Monheim</strong>er<br />

Bildungsnetzwerk“ sollen auch die Maßnahmen des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es nicht isoliert<br />

betrachtet sondern in Zus<strong>am</strong>menarbeit und direktem Austausch mit den Akteuren der<br />

Bildungsarbeit (Schulen, Kindertagesstätten, Jugend<strong>am</strong>t, Musik- und Kunstschule und im<br />

Bereich der Sprach- und Literaturförderung besonders der Bibliothek) entwickelt und<br />

durchgeführt werden. Bezugspunkt sind dabei immer die einzelnen Kinder bzw. Jugendlichen,<br />

die optimal gefördert aber nicht überfordert werden sollen.<br />

2 Einwohnerstatistik <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein 21.04.<strong>2011</strong><br />

4


Bestand<br />

Die Kulturinstitutionen der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein sind die Bibliothek, die Musikschule,<br />

die Kunstschule (organisatorisch der VHS angegliedert) und die Volkshochschule. Neben den<br />

Kulturinstituten bieten auch Freizeiteinrichtungen, Vereine und<br />

Migrantenselbstorganisationen für verschiedene Zielgruppen Freizeit-, Kultur- und<br />

Sportangebote an. Unabhängig voneinander bieten alle genannten Institutionen und Vereine<br />

und freie Träger vereinzelte, nicht flächendeckende und zeitlich begrenzte kulturelle<br />

Bildungsangebote an (die VHS in Randbereichen). Neben Projekten im Freizeitbereich<br />

sprechen die Kulturinstitutionen auch Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen an.<br />

Über die Jugendhilfe werden im Bereich der Sprachkompetenz und Gesundheitsverhalten<br />

Projekte der kulturellen Bildung und Förderangebote vorgehalten. Das Projekt MoMo der<br />

Musikschule hat eine strukturelle Implementierung der musikalischen Bildung in die<br />

Grundschulen und Kindertagesstätten erreicht. In <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein gibt es ein geringes<br />

museales Angebot: das ehemalige Römerkastell <strong>Haus</strong> Bürgel und das Deusserhaus. Als<br />

Aufführungsorte können verschiedene Räumlichkeiten genutzt werden, die allerdings primär<br />

einem anderen Zweck zuzuordnen sind. Beispielsweise ist die Aula <strong>am</strong> Berliner Ring zugleich<br />

Schulaula und größter Veranstaltungsraum der Stadt. Alle Veranstaltungsräume werden<br />

multifunktional genutzt und so gibt es keinen Konzertsaal, kein Theater, kein Kino.<br />

Bedarf<br />

In der Stadt <strong>Monheim</strong> fehlt ein breit gefächertes, strukturiertes und kontinuierliches Angebot<br />

der kulturellen Bildung, das auf rezeptive oder partizipative Weise Kinder, Jugendliche,<br />

F<strong>am</strong>ilien und Fachkräfte anspricht. Es fehlt eine zentrale Anlaufstelle zum Aufbau und zur<br />

Koordinierung eines Netzwerks der kulturellen Bildung, d<strong>am</strong>it Informationen über die<br />

Angebote der Einrichtungen, Vereine und freien Träger den Bürgerinnen und Bürgern,<br />

Schulen, Kindertageseinrichtungen und Jugendfreizeiteinrichtungen aus einer Hand<br />

präsentiert werden. Ergebnisse des 1. Jugend-KulturBarometer 3 stellen deutlich heraus:<br />

Jugendliche interessieren sich für Kultur. Es existiert jedoch ein deutliches Gefälle zwischen<br />

kulturinteressierten Elternhäusern und bildungsfernen Schichten. Nur 10% der befragten<br />

Hauptschüler beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit Kultur. Von 2.625 befragten Jugendlichen<br />

waren 400 (das sind 17%!), noch nie in ihrem Leben bei einer Theateraufführung, in einem<br />

Museum, einer Ausstellung oder in einem Konzert. In <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein fehlt – mit<br />

Ausnahme der musikalischen Bildung - ein niederschwelliger Zugang zu den kulturellen<br />

Bildungsangeboten die Gruppe der bildungsungewohnten Bürgerinnen und Bürgern mit und<br />

ohne Migrationshintergrund.<br />

Es fehlt ein Zentrum mit der besonderen Schwerpunktsetzung auf die Sprachbildung mit<br />

strukturiertem, kontinuierlichem und flächendeckendem Angebot zur Vermittlung von Lese-,<br />

Schreib und Literaturkompetenzen unter der Berücksichtigung kreativer<br />

Schaffensprozesse. Es fehlt ein Veranstaltungsraum, der sich auf die Darstellungen kultureller<br />

Schaffensprodukte von Kindern und Jugendlichen konzentriert. Ein Ort, der von allen<br />

Bürgerinnen und Bürgern selbstverständlich als Zentrum der kulturellen Bildung in <strong>Monheim</strong><br />

<strong>am</strong> Rhein anerkannt wird. Aus diesem Grund bedarf es eines ergänzenden Angebotes im<br />

Bereich der kulturellen Bildung, einer Schwerpunktsetzung auf die sprachliche Bildung und<br />

Literalität und einer Koordinierung, Transparenz und Vernetzung der bestehenden Akteure<br />

und Angebote.<br />

3 Die Studie „Jugend-KulturBarometer – Zwischen Eminem und Picasso…“ wurde im Zeitraum 2004 bis 20<strong>05</strong><br />

durchgeführt und liefert aktuelles Datenmaterial zur Kulturpartizipation junger Leute im Alter von 14 bis 24<br />

5


Zielsetzung<br />

Ziel ist es, Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig und in unterschiedlichen<br />

Lebenszus<strong>am</strong>menhängen mit Kultur in Kontakt zu bringen und zu eigenen kulturellen<br />

Ausdrucksformen und Aktivitäten zu ermutigen. Es ist die Aufgabe der ges<strong>am</strong>ten<br />

Gesellschaft, den Kindern und Jugendlichen bereits im Kindergarten und über die Schulzeit<br />

hinweg, die Möglichkeit zu bieten, einen Weg zum Verständnis der Kunst und Kultur, die ihre<br />

eigene Persönlichkeit zu einem großen Teil mitgeformt haben, zu gewinnen und selbst ihre<br />

innovativen Kräfte einzubringen. Von spartenübergreifenden Kunst- und Kulturformen lernen<br />

sie zudem nicht nur mit ihrer eigenen Kreativität umzugehen, sondern auch Te<strong>am</strong>fähigkeit,<br />

Flexibilität, Leistungsbereitschaft und ganz besonders Toleranz gegenüber Neuem und<br />

Anderem. Kultur bildet nicht nur das Individuum sondern auch die Gesellschaft in der es sich<br />

bewegt. Erfahrungsgemäß reicht es nicht aus, ein sporadisches, punktuelles, häufig<br />

defizitorientiertes, von vorhandenen Ressourcen abhängiges Angebot für nur einige, wenige<br />

Personen vorzuhalten. Entsprechend der Befragung von Fachkräften und Akteuren der<br />

kulturellen Bildung ist eine kontinuierliche Spezifizierung der Bedarfe und Zielgruppen<br />

notwendig. Bedarfsorientierte, partizipative (eigene Schaffung von Kulturinhalten) und<br />

rezeptive (Konsumierung) Angebote werden für Personen mit und ohne<br />

Migrationshintergrund, Bildungserfahrene, Bildungsferne in verschiedenen Altersstufen<br />

konzipiert: 0-5 Jahre, 6-13 Jahre, 14-19 Jahre, 20-27 Jahre. Ergebnisse des Jugend-<br />

KulturBarometers weisen auf: kulturell interessierte junge Leute lesen in ihrer Freizeit mehr,<br />

kulturell interessierte junge Leute haben anteilig eher Lieblingsfächer in der Schule als solche<br />

ohne derartige Interessen, kulturinteressierte junge Leute wissen tendenziell eher, was sie<br />

später beruflich machen wollen. Ein weiteres Ergebnis dieser Studie zeigt, dass es von Vorteil<br />

ist, wenn viele unterschiedliche Personenkreise und Institutionen (Multiplikatoren)<br />

künstlerische Prozesse unterstützen. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden in das Angebot des<br />

Zentrums für kulturelle Bildung – <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> – Eltern und Fachkräfte einbezogen. Die<br />

Genderthematik wird berücksichtigt.<br />

Alle Angebote sollen auf nachfolgenden Grundsätzen basieren:<br />

- Kinder und Jugendliche sollen eigene ästhetische Qualitätsmaßstäbe für ihre<br />

künstlerische Tätigkeit entwickeln können<br />

- Kinder und Jugendliche sollen sich als selbstwirks<strong>am</strong> erleben, sie sollen eigene<br />

Kulturinhalte schaffen<br />

- Der Focus wird auf die Stärken und Potentiale der Kinder und Jugendlichen gerichtet<br />

- Kinder und Jugendliche sollen Raum und Anregungen zum freien Experimentieren<br />

mit Kulturinhalten bekommen<br />

- Die Projekte finden in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen<br />

statt<br />

- Eltern und Fachkräfte werden in die Projektarbeit integriert und erhalten Gelegenheit<br />

zur kulturellen (Fort-) Bildung und zum fachlichen Austausch<br />

- Die Angebote sollen im Rahmen der <strong>Monheim</strong>er Bildungslandschaft vernetzt sein<br />

- Die Qualität der Angebote soll gesichert werden<br />

6


Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> versteht sich als Teil einer lebendigen kulturellen Stadt und will durch<br />

die Angebote das Stadtgeschehen aktiv gestalten. Dabei bietet die Teilnahme an städtischen<br />

Festivitäten (Stadtfest oder Kindertag) die Möglichkeit zu einem Austausch mit einem breiten<br />

Zielpublikum. Das <strong>Konzept</strong> fußt auf drei Säulen, zum einen die Schwerpunktsetzung der<br />

Sprachlichen Bildung und Literalität, zum anderen das regelmäßige jugendkulturelle<br />

Angebot im Veranstaltungssaal des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es und die Koordination des<br />

Ges<strong>am</strong>tkonzepts Kulturelle Bildung.<br />

<strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong><br />

Sprachliche Bildung<br />

und Literalität<br />

Jugendkulturelle<br />

Angebote<br />

Koordination<br />

Ges<strong>am</strong>tkonzept<br />

Kulturelle Bildung<br />

1. Säule: Schwerpunktsetzung Sprachliche Bildung und Literalität (literacy)<br />

Sprach- und Leseförderung ist ein Weg zu Chancengleichheit. Sprache ermöglicht<br />

gesellschaftliche Teilhabe und Mitgestaltung. Doch Sprach- und Leseförderung heißt nicht<br />

nur, ein abfragbares, quantitativ fassbares Ergebnis, wie z. B. bei der Pisa-Studie, zu erzielen.<br />

Die geweckte Lust <strong>am</strong> Lesen ist der große „Motivator“, der Kinder und Jugendliche<br />

langfristig zu sprachgewandten, ausdrucksstarken und phantasievollen Persönlichkeiten<br />

macht. Spartenübergreifende Projekte bieten vielfältige Möglichkeiten, die Kompetenzen im<br />

Bereich von Sprache und Literatur zu stärken und neue kreative Darstellungsformen zu<br />

eröffnen.<br />

Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> fördert mit seiner Schwerpunktsetzung auf den Bereich der sprachlichen<br />

Bildung und Literalität die Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen.<br />

Sprachförderung beginnt nicht erst in den Bildungseinrichtungen, sondern erfolgt zuvor im<br />

Elternhaus. Einzelne Projektbausteine im <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> sollen im frühesten Kindesalter<br />

ansetzen, denn das Motto der Bildungsoffensive 2020 „Förderung von Anfang an“ ist auch<br />

hier handlungsleitend. Insbesondere im Bereich von sozial bedingten und individuellen<br />

Spracherwerbsdefiziten und bei Besonderheiten, die sich durch Mehrsprachigkeit ergeben,<br />

können Methoden der kulturellen Bildung mit künstlerischen Mitteln einen Beitrag zur<br />

Förderung leisten.<br />

Sprachförderung ist dabei auch immer als Entwicklungsförderung zu verstehen. Es soll eine<br />

universale Sprachbildung für alle Kinder und Jugendlichen stattfinden- also eine Förderung<br />

der vorhandenen Stärken und besonderen Begabungen. Darüber hinaus soll die<br />

Lesesozialisation in allen Phasen begleitet werden. Lese- und Schreibkompetenzen der<br />

Kinder und Jugendlichen werden durch Schreibwerkstätten oder Wettbewerbe gefördert, die<br />

7


zu einem kreativen Umgang mit der Schriftsprache anregen. Durch die Einbeziehung von<br />

Autoren kann ein unmittelbares Erleben von Literatur ermöglicht und Begeisterung dafür<br />

ausgelöst werden. Attraktive Medien, wie das Internet, der Film oder Apps für das Handy,<br />

können auf das Medium Buch neugierig machen und literarische Texte für Kinder und<br />

Jugendlichen wieder interessant machen. Ist der Lesehunger geweckt, beginnt die<br />

Literaturvermittlung. Durch das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> soll der Umgang mit Literatur in den<br />

<strong>Monheim</strong>er Bildungseinrichtung eine Selbstverständlichkeit werden. Literaturbegeisterte<br />

Kinder und Jugendliche bekommen durch das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> ergänzend zum<br />

Deutschunterricht die Möglichkeit, ihrem Interesse nachzugehen.<br />

Zu den Zielgruppen gehören auch Eltern und F<strong>am</strong>ilien, die durch Aktionen oder<br />

Beratungsangebote einbezogen werden. Zugleich versteht sich das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> als eine<br />

Anlaufstelle für Erzieher und Pädagogen sowie Vermittler von Sprache und Literatur, die<br />

Beratung, Ideen oder Angebote für ihre Einrichtung wünschen. An dieser Stelle wird das<br />

<strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> die zentrale Informationsstelle für alle Themen der Lese- und<br />

Literaturförderung und der kulturellen Bildung in der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein. Zu diesem<br />

Angebot gehören auch Fortbildungen, Workshops und Vorträge rund um Sprach- und<br />

Leseförderung.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt des Projektes ist die Kooperation mit <strong>Monheim</strong>er<br />

Bildungseinrichtungen. Sprachförderung ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit dieser<br />

Institutionen. Aus diesem Grund gilt es, die bestehenden und Großteils durch Curricula<br />

definierten Bildungsangebote in enger Abstimmung sinnvoll zu ergänzen. Besonderes<br />

Augenmerk wird dabei sowohl auf die individuelle Förderung begabter Kinder und<br />

Jugendlicher als auch auf die gezielte Förderung bei bestehenden Sprachdefiziten gelegt. Für<br />

die optimale Förderung von Kindern und Jugendlichen aus beiden genannten Gruppen ist<br />

oftmals in den Bildungseinrichtungen zu wenig Zeit vorhanden. Mit Kindertagesstätten und<br />

Grundschulen gemeins<strong>am</strong> sollen angepasste Angebote entwickelt werden. In Absprache mit<br />

den einzelnen Schulen und Kindertagesstätten sollen dadurch auf den speziellen Bedarf<br />

ausgerichtete lese- und sprachfördernde Projekte konzipiert und vor Ort durchgeführt werden.<br />

Auch der Ganztag bietet hier wachsende Möglichkeiten im Bereich der kulturellen Bildung,<br />

bei denen auch Kinder aus bildungsferneren F<strong>am</strong>ilien einen Zugang zu diesen Angeboten<br />

haben. Die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Freizeiteinrichtungen bringt andere Voraussetzungen als die<br />

Projektarbeit in institutionellen Zus<strong>am</strong>menhängen mit sich. Die Freizeiteinrichtungen sind<br />

weniger rhythmisiert, die Kinder und Jugendlichen bestimmen ihre Aufenthaltsdauer und die<br />

Teilnahme an Projekten selbst und beteiligen sich aktiv an der Gestaltung. Gleichzeitig bieten<br />

sich hier besondere Möglichkeiten, auch diejenigen Zielgruppen zu erreichen, die sich<br />

vielleicht in einem Schulprojekt verschließen. Des Weiteren wird das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong><br />

zukünftig auch ein eigenes Progr<strong>am</strong>m mit offenen Angeboten zur Freizeitgestaltung<br />

entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel Schreibwerkstätte oder der <strong>Monheim</strong>er<br />

Jugendleseclub, der in Kooperation mit der Bibliothek <strong>Monheim</strong> ins Leben gerufen wurde.<br />

Außerdem wird das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> <strong>am</strong> „<strong>Monheim</strong>er Feriensommers“ als Veranstalter<br />

teilnehmen.<br />

Einen elementaren Beitrag zur Förderung von Kindern und Jugendlichen über die Stadt<br />

<strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein hinaus, stellt der geplante Förderpreis dar. Die Stiftung <strong>Monheim</strong> der<br />

Stadtsparkasse Düsseldorf hat avisiert, für das Jahr <strong>2011</strong> einen <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-Preis auszuloben.<br />

Der Förderpreis will den literarischen Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen fördern und die<br />

jungen Teilnehmer in ihrer Begeisterung für Literatur und Sprache unterstützen.<br />

8


Der FBK NRW e.V. wird in das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> einziehen und übernimmt die laufenden<br />

Betriebskosten. Die Kernaufgabe des FBK ist die Leseförderung durch Autorenbegegnungen<br />

in Kindergärten, Schulen und Bildungseinrichtungen. Dabei wird in Projekten auch<br />

spartenübergreifend gearbeitet. Mit seiner Fachlichkeit ist er ein idealer Partner und<br />

gewährleistet die Umsetzung des Schwerpunktes der Sprachlichen Bildung und Literalität.<br />

Eine fachliche Unterstützung und Steuerung auf inhaltlicher Ebene erfährt der Themenbereich<br />

durch ein prominent besetztes Kuratorium:<br />

• Dr. <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> (Vorsitzende)<br />

• Dr. Klaus von Dohnanyi, ehemaliger Bundesminister und Erster Bürgermeister der<br />

Freien und Hansestadt H<strong>am</strong>burg<br />

• Daniel Zimmermann, Bürgermeister der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

• Tim Brühland, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong><br />

Rhein<br />

• Beate Möllers, Ministerium für F<strong>am</strong>ilie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des<br />

Landes NRW<br />

• Anne Ackers-Weiss, Mitglied des Vorstands des Friedrich-Bödecker-Kreises<br />

NRW e. V.<br />

• Frank Meißner, Lehrer und Pädagoge<br />

• Dr. Ingrid Hintz, Literaturdidaktikerin an der Universität Hildesheim<br />

• Christian Linker, Kinderbuchautor aus Köln<br />

2. Säule: Jugendkulturelles Angebot<br />

Kulturelle Kinder- und Jugendbildung versteht sich vor allem als Anregung und Förderung zu<br />

einer kreativen, phantasievollen und sinnlichen Auseinandersetzung mit der Um- und<br />

Lebenswelt. Sie soll jungen Menschen ermöglichen, sich z.B. mit Musik, Tanz, Spiel,<br />

Theater, Literatur, Bildende Kunst, Architektur, Film, Fotografie, Video, Tontechnik<br />

auszudrücken und diese Ausdrucksformen zu üben und sich darüber zu qualifizieren. Über die<br />

ästhetische Äußerung soll ein sensibles Wahrnehmen Anderer, die friedliche<br />

Auseinandersetzungsfähigkeit und die Entwicklung von Urteilsvermögen unterstützt werden.<br />

Gerade die gemeins<strong>am</strong>e kulturelle Produktion von Kindern und Jugendlichen schafft oftmals<br />

interkulturelle Öffnungen, da dieses gemeins<strong>am</strong>e Arbeiten an einem Musikstück, Raptext<br />

oder einer Tanzperformance die Akteure zus<strong>am</strong>menbringt, die sonst in unterschiedlichen<br />

Milieus zuhause sind. Wichtiger Grundsatz der Kinder- und Jugendkulturarbeit muss die<br />

partizipative und prozesshafte Gestaltung dieser Angebote sein. Dabei geht es ebenso um die<br />

Vermittlung und Weiterentwicklung klassischer elementarer Kulturtechniken wie Lesen,<br />

Tanzen und Musizieren, als auch um die Vermittlung spezialisierter Techniken, kreativer und<br />

eigenaktiver Gestaltungsverfahren z.B. in den Bereichen Bildumgang, kreatives Schreiben,<br />

Theater, Medien, Film etc.. In ihrer Vielfalt orientieren sie sich ebenso an (erwachsener)<br />

Hoch- und Populärkultur als auch an kinder- und jugendkulturellen Phänomenen bzw.<br />

milieuübergreifenden und interkulturellen Ansätzen.<br />

Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> soll zum (Aufführungs-)ort zahlreicher Aktivitäten werden, die auf die<br />

ästhetische Gestaltung in den Genres Musik, Bewegung Tanz, Theater/darstellendes Spiel,<br />

Medien, bildnerisches Gestalten angelegt sind und den Grundsätzen der Angebote<br />

entsprechen. Dabei führt es als Zentrum der kulturellen Bildung die dezentral stattfindenden<br />

Angebote in Schulen, Kindertagesstätten, Jugendfreizeiteinrichtungen und Vereinen<br />

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zus<strong>am</strong>men, schafft eine Öffentlichkeit für die kulturellen Präsentationen der Kinder und<br />

Jugendlichen und steht für das vernetzende und bereichübergreifende Prinzip einer<br />

kommunalen Bildungslandschaft. Der sozialoffene und niedrigschwellige Ansatz ist wichtig<br />

im Kontext von Aktionen und öffentlichen Ereignissen und erhebt den Anspruch, alle jungen<br />

Menschen gleichermaßen als Teil der Stadtgesellschaft ernst zu nehmen und sichtbar zu<br />

machen. Der Wohnhauscharakter des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es bietet den Kindern und Jugendlichen<br />

einen geschützten, in der Publikumsgröße begrenzten Raum, um erste Erfahrungen bei der<br />

Präsentation eigener, selbstgeschaffener Kulturinhalte zu s<strong>am</strong>meln. Zudem ist der<br />

Veranstaltungsraum des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein der einzige Raum, der<br />

ausschließlich für kulturelle Präsentationen und Zwecke für und von Kindern und<br />

Jugendlichen genutzt wird. Dadurch wird eine dauerhafte Identifikation des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<br />

<strong>Haus</strong>es als Zentrum der kulturellen Bildung geschaffen, in dem sich die Interessen der Kinder<br />

und Jugendlichen widerspiegeln. Eine Optimierung der bestehenden Infrastruktur wird so<br />

erreicht.<br />

Im Sinne der Förderung der Selbstorganisation und der Beteiligung an institutionellen<br />

Entscheidungsprozessen soll den Heranwachsenden ermöglicht werden, Lernprozesse in<br />

eigener Regie zu gestalten. Denkbar wäre ein regelmäßiges Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m, das<br />

federführend von Jugendlichen konzipiert und betreut wird. Zu berücksichtigen sind dabei<br />

ebenfalls die oben genannten Grundsätze der Angebote des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es, sowie eine<br />

Ergänzung durch Vor- und/oder Nachbereitungen der Inhalte.<br />

Beratungen- und Fortbildungen für Eltern und Fachkräfte sollen zu einer Stärkung der<br />

dezentral stattfindenden Angebote der kulturellen Bildung führen und im Sinne der<br />

Ergebnisse des Jugend-KulturBarometers die Nachhaltigkeit gewährleisten.<br />

3. Säule Koordination des Ges<strong>am</strong>tkonzept Kulturelle Bildung in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

Voraussetzung für den Zugang zu Bildung aller Kinder und Jugendlichen ist eine gut<br />

ausgebaute, konzeptionell aufeinander bezogene und verlässlich miteinander verknüpfte<br />

Bildungsinfrastruktur. Es geht um die Frage, wie verschiedene Bildungseinrichtungen (KiTa,<br />

Schule, Jugendfreizeiteinrichtung) und Vereine mit Kulturinstitutionen, Künstlern und<br />

Initiativen optimal kooperieren, um Kindern und Jugendlichen die besten - und allen die<br />

gleichen - Bildungs- und Teilhabechancen zu ermöglichen. Die Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

misst der kulturellen Bildung eine große Bedeutung zu und wird im Jahr <strong>2011</strong> ein<br />

Ges<strong>am</strong>tkonzept zur kulturellen Bildung entwickeln und dieses strukturell implementieren. Die<br />

Koordination der Kulturellen Bildung hat zum Ziel die Kräfte der verschiedenen Akteure zu<br />

bündeln, Synergien zu schaffen, neue Formen der Zus<strong>am</strong>menarbeit zu entwickeln und zu<br />

fördern, die öffentliche Aufmerks<strong>am</strong>keit auf Kinder- und Jugendkultur zu lenken, für Kinder<br />

und Jugendliche den Zugang zu Kunst und Kultur zu erleichtern, die Vielfalt der Angebote<br />

und Trägerstrukturen zu nutzen und zu pflegen, sowie die Qualität der Angebote zu sichern.<br />

Das Aufgabengebiet der Koordination des Ges<strong>am</strong>tkonzeptes Kulturelle Bildung, welches in<br />

<strong>2011</strong> erstellt wird, umfasst folgende Tätigkeiten:<br />

− Umsetzung der im Ges<strong>am</strong>tkonzept Kulturelle Bildung genannten Maßnahmen<br />

− Einbindung der einzelnen Verwaltungsbereiche<br />

− Aufbau von Arbeitsgemeinschaften und Netzwerken<br />

− Bekanntmachung des <strong>Konzept</strong>es<br />

− Abstimmung vorhandener Angebote<br />

− Motivation der wichtigen Akteure/Kooperationspartner/Fachkräfte<br />

− Koordination und Durchführung der Arbeitsgemeinschaften<br />

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− Installation neuer Angebote nach Absprache mit den Trägern der unterschiedlichen<br />

Zielgruppen im Zus<strong>am</strong>menhang mit den entwickelten Kriterien<br />

− Finanzverwaltung/Verteilung der jährlichen zur Verfügung stehenden zweckgebundenen<br />

Mitteln<br />

− Controlling, Weiterentwicklung der Qualitätsstandards des <strong>Konzept</strong>es<br />

− Öffentlichkeitsarbeit<br />

D<strong>am</strong>it steht das Ges<strong>am</strong>tkonzept Kulturelle Bildung in einem engen Zus<strong>am</strong>menhang<br />

insbesondere mit der 2. Säule des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es. Das <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> soll daher auch als<br />

sichtbares Zeichen des Schwerpunktes kulturelle Bildung im Rahmen der „Hauptstadt des<br />

Kindes“ fungieren. Die Arbeit des <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong>es findet in enger Anbindung an die<br />

bestehenden Angebote und Netzwerke in <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein statt. Erst diese lebendigen<br />

Netzwerkstrukturen ermöglichen eine bestmögliche Nutzung der bestehenden Ressourcen,<br />

Zugang zu den jeweiligen Zielgruppen und den nachhaltigen Ausbau der Strukturen in<br />

<strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein. Durch die gewährte Landesförderung ist das Zentrum für<br />

Jugendkulturelle Bildung <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong> für mindestens ein viertel Jahrhundert gesichert.<br />

Stand: <strong>31</strong>.<strong>05</strong>.<strong>2011</strong><br />

Verfasst von:<br />

Baumhauer, Sonja; Bereich Bildung und Kultur der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

Gerhard, Julia; Projektleiterin Sprachliche Bildung und Literalität im <strong>Ulla</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Haus</strong><br />

Voos, Alexandra; Bereich Kinder, Jugend und F<strong>am</strong>ilie der Stadt <strong>Monheim</strong> <strong>am</strong> Rhein<br />

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