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JAHRBUCH<br />

DES<br />

Oö. MUSEALVEREINES<br />

GESELLSCHAFT<br />

FÜR<br />

LANDESKUNDE<br />

<strong>126</strong>. Band<br />

1. Abhandlungen<br />

Linz <strong>1981</strong>


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Erwin M. Ruprechtsberger: Zur Datierung streifenverzierter Keramik spätlatènezeitlicher<br />

Art 9<br />

Erwin M. Ruprechtsberger: Zu Kleinfunden aus dem Legionslager von Carnuntum<br />

27<br />

Erwin M. Ruprechtsberger : Zum Dolichenusfund von Mauer an der Url .... 45<br />

Lothar Eckhart: Neue Zeugnisse des frühen Christentums aus Lauriacum-<br />

Lorch/Enns II: zwei Ordenskreuze 55<br />

Marina Kaltenegger: Die Solequellen von Gosau und der »Salzkrieg« 69<br />

Alfred H ö 11 h u b e r : Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertier Burgen .... 79<br />

Wilhelm G. Dießl: Die orientalischen Helme des Oö. Landesmuseums in Linz . 111<br />

Brigitte Heinzl: Die Musikinstrumentensammlung des Oö. Landesmuseums . 149<br />

Rudolf Zinnhobler: Das Spruch- und Liederbüchlein der Maria Oberdorf erin 171<br />

Erich W. Ricek: Mundartliche Pflanzennamen aus dem Attergau 189<br />

Hermann Kohl: Das Quartär in Oberösterreich und die internationale Quartärforschung<br />

229<br />

Maria Hofbauer: Vegetationsaufnahmen der anmoorigen Wiesen bei Kirchschlag<br />

im Mühlviertel 253<br />

Gerald Mayer: Die Wasservögel an der oberösterreichischen Donau im Mittwinter<br />

263<br />

Günter Müller / Helmut Markus Knoflacher: Beiträge zur Ökologie der<br />

überwinternden Wasservögel am Mondsee 305<br />

Besprechungen und Anzeigen 347


79<br />

SPINNWIRTEL AUS DEM FUNDGUT VON MÜHLVIERTLER<br />

BURGEN<br />

Von Alfred Höllhuber<br />

(Mit 1 Abb. auf Taf. VIII und 12 Abb. im Text)<br />

Inhaltsübersicht<br />

I. Einleitung<br />

II. Allgemeines vom Spinnen mit der Hand<br />

III. Wirtelformen der Ur- und Früh<strong>geschichte</strong><br />

IV. Wirtelformen des Hoch- und Spätmittelalters und der<br />

frühen Neuzeit<br />

1. Fundorte und Zeittafel ihres Bestehens<br />

2. Aufkommen der Wirtel in den einzelnen Fundorten<br />

3. Typentabelle<br />

4. Fundregister<br />

5. Typologie: a) Überblick und Verfahrensweise<br />

b) Gruppe A - Romanische Formen<br />

c) Gruppe Β - Gotische Formen<br />

d) Gruppe C - Formen der Renaissance<br />

und des Barock<br />

e) Die ring- und scheibenförmigen Wirtel;<br />

Ausnahmen<br />

V. Zeittafel und Typenmuster<br />

VI. Mittelwerte der Gewichte und Ausmaße<br />

VII. Nachtrag<br />

VIII. Bildnachweis<br />

79<br />

80<br />

85<br />

91<br />

91<br />

92<br />

92<br />

93<br />

96<br />

98<br />

101<br />

102<br />

104<br />

106<br />

107<br />

108<br />

109<br />

I. Einleitung<br />

Seit 1963 suchte ich in unserer Gegend an den Hängen der Burgberge nach dem<br />

Abfall aus jener Zeit, in der die heutigen Ruinen noch Leben in sich bargen.<br />

Dabei fand ich neben vielem »Scherbenzeug« auch kleine »Kugeln«, deren<br />

Gebrauchszweck ich anfangs nicht kannte, weil ja das Handspinnen hier schon<br />

längst in Vergessenheit geraten war und ich wenig Kenntnisse in diesem Sachgebiet<br />

besaß. Als aber die Fachleute des Landesmuseums die aus mancherlei<br />

Materialien bestehenden und unterschiedlich geformten Körperchen als Spinn-


80 Alfred Höllhuber<br />

wirtel bezeichneten, interessierte ich mich auch für die funktioneile Anwendung<br />

dieser Arbeitsgeräte. Ich erwarb aus Böhmen stammende Spindeln und<br />

stellte sie, mit Wirtein und aufgespultem Garn aus versponnenem Flachs versehen,<br />

im kleinen »Burgmuseum« in Reichenstein bei Pregarten aus, um sie als<br />

Lehrer vor allem der Schuljugend vorführen zu können. Mit der Zeit wuchs die<br />

Menge der gefundenen Wirtel und auch das Wissen über sie so weit an, daß ein<br />

Bericht darüber sinnvoll erschien.<br />

Gleich zu Beginn dieser Abhandlung möchte ich allen danken, die mich in<br />

meinem Bemühen um eine möglichst umfassende Arbeit durch ihr freundliches<br />

Entgegenkommen unterstützten, im besonderen Frau Dr. Petra Wolff von der<br />

1. Zool. Abtlg. des Naturhistorischen Museums in Wien für die Bestimmung<br />

des Beinwirteis, Herrn Abtlg.-Dir. Dipl.-Ing. Alfred Silber von der VOEST-<br />

ALPINE AG in Linz für die spektroskopischen und mikroskopischen Untersuchungen<br />

der vorgelegten Metall- und Glaswirtel, und allen betreffenden Fachleuten<br />

in den aufgesuchten Museen für die bereitwillig gegebene Auskunft über<br />

vorhandene Wirtel.<br />

II. Allgemeines vom Spinnen mit der Hand<br />

Über die »Spinnerei« kann man in Meyers Enzyklopädischem Lexikon lesen: 1<br />

»Das älteste Spinnverfahren ist die Handspinnerei, bei der das um einen Stab<br />

(den Spinnrocken) gewickelte Spinnmaterial mit Hilfe eines in Drehung versetzten<br />

Stabes (der Spindel), an dem unten ein Schwunggewicht (der Spinnwirtel)<br />

befestigt war, gedreht wurde und bei dem man den Faden, sobald er die<br />

gewünschte Festigkeit erlangt hatte, auf die Spindel aufwickelte; die Spinnwirtel<br />

wurden oft aus Stein oder Ton hergestellt. Im 13. Jh. wurde das handbetriebene<br />

Spinnrad bekannt, bei dem das Garn noch abwechselnd gesponnen und aufgewickelt<br />

wurde. Das gleichzeitige Spinnen und Aufwickeln des Fadens war erst<br />

mit dem Flügelspinnrad möglich, das seit etwa 1480 nachgewiesen ist und das<br />

etwa ab Beginn des 16. Jhs. mit Fußantrieb, d. h. als Tretspinnrad (Trittrad)<br />

gebaut wurde.«<br />

Im Herkunftswörterbuch, Duden, Bd. 7 2 , wird das Wort »Wirtel« etymologisch<br />

so erklärt: »Das seit spätmittelhochdeutscher Zeit bezeugte Substantiv<br />

>Wirtel< (Spulenring) ist eine Bildung zu dem unter > werden« behandelten Verb<br />

in dessen alter Bedeutung >(sich) drehenmhd. werden< bedeutet<br />

1 Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Mannheim, Wien, Zürich, 1978.<br />

2 lObändiger Duden, Bd. 7, Herkunftswörterbuch, S. 761 und 768, Mannheim, Wien, Zürich,<br />

1963.


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertler Burgen 81<br />

eigentlich >(sich) drehen, wendensich zu etwas<br />

wenden, etwas werden< entwickelt hat.«<br />

Daß zwei Drittel der vorliegenden Wirtel aus Speckstein (Steatit) bestehen,<br />

dürfte mit dem Vorkommen dieses Minérales im Mühlviertel zusammenhängen.<br />

Wilhelm Freh berichtet dazu: 3<br />

»Quer durch das mittlere Mühlviertel zieht von Gramastetten bis in den<br />

Raum von Leonfelden hinein eine gewaltige geologische Störungszone, von<br />

F. X. Gruber erstmalig erkannt und als >Rodeltallinie< beschrieben. Dieses etwa<br />

20 km lange und durchschnittlich ungefähr 1 km breite, in Richtung Südwest-<br />

Nordost ziehende Band ineinander verzahnter Quetschgesteine, deren Entstehung<br />

mit ausgedehnten alten Bruchbewegungen innerhalb des kristallinen<br />

Grundgebirges in Zusammenhang steht, führt stellenweise auch kleinere Linsen<br />

und Schuppen von Talkschiefer; sie wurden bei der geologischen Aufnahme des<br />

Gebietes von J. Schadler in der geologischen Spezialkarte mehrfach ausgeschieden.<br />

— Den Einheimischen ist dieser Talkschiefer, der sich wie Bildstein bearbeiten<br />

läßt, unter dem Namen >Tabstein< wohlbekannt; aus ihm verfertigte man<br />

früher allerlei steinernes Gerät, wie Uhr- und Webgewichte und kleinere Figuren.<br />

Diese Verwendung des Tabsteines ist uralt, denn in Enns und Umgebung<br />

wurde bereits in römerzeitlichen Kulturschichten verschiedenes Kleingerät<br />

(Spinnwirtel, Netzsenker) gefunden, das zweifelsohne aus Mühlviertler Tâbstein<br />

gefertigt ist. —«<br />

Die Spindel oder niederdeutsch Spille (lat. fusus) ist ein doppelkonisch gedrechseltes<br />

oder geschnitztes Stäbchen. Das abgebildete Muster (Textabb. 1)<br />

stammt aus Böhmen. Die Spindel ist rd. 36 cm (zwei Spannen?) lang, etwa 30 g<br />

schwer, am Konusumbruch rd. 19 mm dick und am unteren Ende bis auf<br />

4,5 mm, am oberen aber wesentlich feiner zugespitzt. Ob diese Maße auch für<br />

die mittelalterlichen Formen zutreffen, kann nur vermutet, aber nicht belegt<br />

werden. Das Märchen vom Dornröschen läßt jedoch den Schluß zu, daß auch<br />

früher zumindest das obere Ende sehr spitz auslief. Unsere Spindel ist in<br />

12 Zentimeter Länge ihres dicksten Teiles abwechselnd mit eingefrästen Rillen,<br />

Textabb. 1<br />

3 Wilhelm Freh, OÖ. Heimatblätter, Jahrgang 11, Heft 1, Linz 1957, S. 57.


82 Alfred Höllhuber<br />

bis 5 mm breiten, grünen und roten Farbringen und mit einer 21 mm breiten<br />

Schmuckbinde aus dünnem Zinkblech verziert. Mit Vorliebe wurde zur Herstellung<br />

das zähe, feinfaserige Holz vom Pfaffenkäppchenstrauch (Gemeiner<br />

Spindelbaum = Euonymus europaeus Linné) genommen, das gute Drechslerware<br />

abgibt.<br />

Das untere Spindelende ist deshalb klobiger zugespitzt, weil dadurch der<br />

Wirtel beim Anstrecken gleich »anbeißen« kann, wobei dessen konische Bohrung<br />

die Gewähr für ein möglichst durchlaufendes Anliegen am Holz und damit<br />

für einen guten Halt bietet. Wahrscheinlich wurden dennoch beim Spinnen im<br />

Freien viele Wirtel durch das häufige Umstecken und den großen Schwung<br />

während des Drehens oder des »Tanzens« verloren.<br />

Die konische Bohrung bildet ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen<br />

den Kleinformen der Wirtel und den Schmuckperlen. Bei diesen variiert<br />

an den in der Reichensteiner Sammlung vorhandenen Stücken aus Bein, Perlmutt,<br />

Gagat und Korallen die zylindrische Bohrweite von der feinsten Nadelstärke<br />

bis 2,3 mm - und nur je eine silberne und gläserne, kugelige Perle hat eine<br />

Bohrung von 3,3 mm Weite; das Bohrloch an Perlen, das ja nur zum Auffädeln<br />

dient, ist also auch bedeutend kleiner als eine Wirtelbohrung.<br />

Als Spinngut verwendete man bei uns wahrscheinlich vorwiegend Schafwolle<br />

und Flachs; es wurde mit einem Band locker auf den Spinnrocken (auch den<br />

Wocken oder die Kunkel) gebunden. Dieser nach alten Abbildungen auf 1 bis<br />

1,5 m Länge geschätzte Stab wurde beim Gehen oder im Stehen entweder unter<br />

den linken Arm geklemmt oder in den Leibgürtel gesteckt, im Sitzen aber<br />

konnte er gegebenenfalls mit Hilfe eines an seinem unteren Ende angesteckten<br />

Querbrettchens durch Daraufsitzen gehalten werden, oder er war - dann dementsprechend<br />

länger - auf einem Fußgestell befestigt.<br />

Bei der noch bis in die Zwischenkriegszeit in unserer Gegend üblichen<br />

»Rockaroas« (Reise mit dem Rocken) handelte es sich etwa seit Beginn des<br />

Ersten Weltkrieges nur um Zusammenkünfte zu Spiel, Tanz und Gesang und<br />

nicht mehr um das alte, echte Brauchtum, bei dem - reihum in den Nachbarhöfen<br />

- mit Hilfe der mitgebrachten Rocken (und in jüngerer Zeit auch der<br />

Spinnräder) Wolle und Werch oder Werg (zum Spinnen fertige Flachsfasern) 11<br />

versponnen oder Federn geschlissen (auch geschleißt) wurden, woran eine<br />

einfache Bewirtung und ein geselliges Beisammensein anschlössen.<br />

Am längsten dürfte sich das Spinnen mit der Hand in Südosteuropa erhalten<br />

haben, weil man diese Tätigkeit in einigen Balkanländern noch im Zweiten<br />

Weltkrieg vielfach beobachten konnte. Über interessante Einzelheiten vom<br />

Handspinnen in Rumänien berichtete 1930 M. von Kimakowicz-Winnicki. Da<br />

hierbei über die Form der Wirtel völlig andere Aspekte mitgeteilt werden, sei<br />

das Wesentliche darüber im folgenden wiedergegeben: 5<br />

4 Jungmair/Etz, Wörterbuch zur oberösterreichischen Volksmundart, Linz 1978, S. 326.<br />

5 M. von Kimakowicz-Winnicki, Spinn-und Webewerkzeuge, Leipzig 1930, S. 12 u. 15.


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertier Burgen 83<br />

»Spinnwirtel werden regelmäßig angewendet, doch immer, ob Wolle, Hanf<br />

oder Flachs gesponnen wird, nur zu Beginn der Arbeit. Hat die Spindel durch<br />

das bereits gesponnene und aufgewickelte Garn genügende Schwere erlangt,<br />

dann wird der Wirtel abgezogen und nicht weiter verwendet. Er besteht aus<br />

einem dünnen, kreisrund geschnittenen, beiderseits ebenen Brettchen aus Buchen-,<br />

Haselnuß-, Fichten- oder anderem Holz, aber niemals aus Knochen,<br />

Horn, Ton, Stein oder Metall. Ist der Wirtel nicht zur Hand oder in Verlust<br />

geraten, dann wird statt dessen eine kleine Kartoffel oder ein Apfel an die<br />

Spindel gesteckt. Wirtel sind in der Regel nicht zahlreich vertreten, oft bloß<br />

einer im Haushalt, der dann von einem Mitglied zum anderen wandert.<br />

Die romanischen Frauen verwenden, ob sie gröbste Wolle oder feinsten<br />

Flachs spinnen, ausnahmslos die gleiche leichte Spindel und denselben Wirtel;<br />

ja, sie ziehen letzteren bei grobem Garn früher von der Spindel als bei feinem, da<br />

im ersteren Falle jene rascher schwerer wird als im letzteren. Schwere Wirtel<br />

und Spindeln werden immer vermieden, da mit diesen das Gefühl in den<br />

Fingern, welche die Spindel drehen, stark beeinträchtigt wird und demzufolge<br />

die Beurteilung, ob der eben gesponnene Fadenteil genügend festgedreht sei<br />

oder nicht, verloren geht. Außerdem würde eine schwere Spindel die beim<br />

Spinnen stets gestreckte rechte Hand für die Dauer zu sehr ermüden.«<br />

Die verschiedentlich vertretene Meinung, daß schwere oder leichte Wirtel<br />

fallweise zum Spinnen von Flachs oder Wolle notwendig gebraucht wurden,<br />

widerlegt der obengenannte Autor mit dem Hinweis, daß »ein Arbeiter, der<br />

einmal an die Anwendung eines leichten Wirteis gewöhnt ist, diesen nicht nur<br />

zum Spinnen von Wolle, sondern auch zum Spinnen von Flachs und Hanf<br />

benutzen wird, wie dies bei den siebenbürgischen Romanen beobachtet werden<br />

kann, die für jedes Rohmaterial den gleichen Wirtel gebrauchen.«<br />

Daß der Spinnwirtel nach dieser Darstellung nur zu Beginn der Arbeit —<br />

gemeint ist damit das jeweilige Vollspulen einer Spindel - verwendet wurde,<br />

könnte durch den Aufsatz »Bürgerlicher Waldviertler Hausrat im 16. Jahrhundert«<br />

von Dr. Eugen Frischauf bestätigt werden, in dem es unter anderem<br />

heißt: 6 »Daß im Winter das Spinnen fleißig betrieben wurde, beweist uns das<br />

häufige Vorkommen der Spinngeräte, wie . .. >Spindl, daran zwei äspin (Spinnwirtel<br />

mhd. anspin)< . . .« Also hätte der Wirtel im Volksmund »Anspinn«<br />

(= Gerät für den Spinnbeginn) geheißen und wäre auch nach der Namensbildung<br />

nur dazu verwendet worden. Aber für die im Mittelalter besonders kleinen<br />

und durchwegs sehr leichten Wirtel dürften hier wohl Bedenken angemeldet<br />

werden, weil das aufgewickelte Garn einer vollen Spindel vielmal schwerer ist<br />

als ein Wirtel und daher das Abziehen desselben kaum »ins Gewicht« gefallen<br />

wäre.<br />

6 Eugen Frischauf, Bürgerlicher Waldviertler Hausrat im 16. Jahrhundert, in »Das Waldviertel«,<br />

3. Bd., Volkskunde, S. 150 - Verlag: Zeitschrift »Deutsches Vaterland«, Wien 1925 -<br />

28(?)


84 Alfred Höllhuber<br />

Wie dem Verfasser durch die Vermittlung von Dr. Fritz Frank (Landsmannschaft<br />

der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich) dankenswerterweise von<br />

Frau Maria Pfingstgräf aus Traun-Öd vorgeführt wurde, gibt die Spinnerin der<br />

Spindel mit der rechten Hand an der oberen Spitze ständig den nötigen »Drall«,<br />

was ein außerordentliches Geschick verlangt. Die Spindel hängt dabei senkrecht<br />

und dreht sich nur um die eigene Achse. Wenn der Arm völlig ausgestreckt ist,<br />

weil ja das dauernd weiter aus dem Rocken gezupfte und dann eingedrehte Garn<br />

immer länger wird, muß dieses aufgewickelt werden. Anderswo, wie ζ. Β. bei<br />

den Griechen schon im Altertum, wurde, bzw. wird etwas anders gesponnen,<br />

wie man von Bildern (Textabb. 2 und 3) und Berichten weiß. Hier läßt man den<br />

Faden so lang werden, bis die Spindel fast den Boden beruht; dabei beschreibt<br />

die untere Spindelspitze mit dem Wirtel einen kleinen Kreis, was als »Tanzen«<br />

bezeichnet wird. Das Abrollen des schon aufgewickelten Garnes verhindert<br />

eine wieder leicht lösbare, an die obere Spindelspitze gelegte Schlaufe. Eine<br />

dritte Art wird auf Textabb. 4 gezeigt, wo die Spinnerin die Spindel auf dem<br />

rechten Oberschenkel aufsitzen läßt.<br />

Textabb. 2<br />

Griechische Spinnerin, Vasenbild<br />

Textabb. 3<br />

Handspinnen im Mittelalter<br />

Sicher wurden die Wirtel und die Spindeln schon in ältester Zeit von Handwerkern<br />

hergestellt. Dies beweisen wohl die weitreichende und lang anhaltende<br />

gleiche Charakteristik von Form und Zier und der Handel mit dieser Ware. Auf<br />

einem Bild aus der Weingartner Liederhandschrift (14. Jh.) wird ζ. Β. Dietmar


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertier Burgen 85<br />

Textabb. 4: Bregenzerwälder Familie am Spinnrocken aus der Embser Chronik 1616<br />

von Aist, von dessen ihm vermutbar zugeschriebenen Burg Alt-Aist der Wirtel<br />

Nr. 79 stammt, als Händler verkleidet mit einem einen Korb voller Spindeln<br />

tragenden Esel dargestellt.<br />

III. Wirtelformen der Ur- und Früh<strong>geschichte</strong><br />

Aus der umfangreichen Literatur über Funde aus der Zeit vom Neolithikum<br />

bis etwa in das 10. Jh. n. Chr. werden hier in einer den gesamten Gehalt nur<br />

andeutenden Auswahl Abbildungen (Abb. 5-12) und Berichte, im besonderen<br />

das Mühlviertel betreffend, vorgestellt.<br />

Dr. E. Freiherr von Sacken schreibt schon 1873 7 : ». . . Ungemein häufig sind<br />

durchbohrte Thonstücke von X A bis 2 Zoll Grosse in Form vollrunder oder<br />

abgeplatteter Kugeln, gestutzter Kegel, Birnen und Scheiben aus feinem Materiale,<br />

nicht selten mit Einkerbungen oder Strichen verziert. Sie dürften theils<br />

eine technische Verwendung gehabt haben, wie man vermuthet, als Spinnwirtel,<br />

theils als einfacher Schmuck gedient haben. Es gibt auch derartige Stücke aus<br />

7 E. Freiherr von Sacken, Über Ansiedlungen und Funde aus heidnischer Zeit in Niederösterreich<br />

- Sitzungsberichte d. phil.-hist. Kl. d. Akad. d. Wiss., Bd. 74, Wien 1873, S. 582.


86 Alfred Höllhuber<br />

Graphit und weichen Steinarten, manche sind entschieden Perlen, fäßchenförmig,<br />

achtkantig oder ringartig, wie auch solche von 9-11 Linien Durchmesser<br />

aus opakem (undurchsichtigem) Glase, wie es mitunter bei der Töpferei gewonnen<br />

wird. Aus eigentlichem Glase von bouteillengrüner Farbe, durchscheinend,<br />

besteht ein einziges Ringelchen . . .«<br />

Und Wolfgang la Baume berichtet in seinem Werk »Die Entwicklung des<br />

Textilhandwerkes in Alteuropa 8 «: ». . . Daß die Handspindel bereits in der<br />

Jungsteinzeit gebraucht wurde, beweisen die in großer Zahl aus neolithischen<br />

Funden bekannten Spinnwirtel. Aus gebranntem Ton oder auch aus Stein<br />

hergestellt, sind sie im Erdboden vielfach erhalten geblieben. Es sind meist<br />

kreisrunde Doppelkegel mit scharfem oder gerundetem Umbruch, auch flache<br />

Scheiben, seltener andere Formen; ihr Durchmesser beträgt wenige cm. Alle<br />

haben ein zentrales Loch, das dazu dient, den Wirtel auf den Spindelstab<br />

aufstecken zu können, wenn der Spinnvorgang beginnt. . .«<br />

Oder Dr. Walter von Stokar meint in »Spinnen und Weben bei den Germanen<br />

9 «: »... Die widerstreitende Meinung der Vorgeschichtler über die Verwendung<br />

der Spinnwirteln Ende des vergangenen Jahrhunderts, die hauptsächlich<br />

durch die massenhaften Wirtelfunde Schliemanns in Troja verursacht worden<br />

war, hat Theorien geboren, die schließlich ganz abwegig geworden sind. Es<br />

geht nicht an, Meinungen zu vertreten, welche die tönernen Wirtein nur für<br />

Flachs, nur für Wolle, nur für Kette, nur für Schuß richtig angewandt wissen<br />

wollen. Götze hat ganz recht, wenn er in dem Streit der Meinungen dadurch<br />

reinen Tisch macht, daß er äußerte, es bleibe sich schließlich gleich, ob man<br />

einen Apfel, ein Rindenstück, eine Ton wirtel, ja sogar eine Bernsteinwirtel zum<br />

Gewicht nehme. Der Tonwirtel wurde lediglich aus praktischen Gründen allen<br />

anderen aus organischem Material vorgezogen, weil er dauerhafter ist. Er<br />

verträgt ein Aufschlagen am Boden, denn wie heute noch auf dem Balkan,<br />

werden auch damals die Frauen der Germanen die Spindeln >im Gehen haben<br />

tanzen lassen


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertier Burgen 87<br />

Material (zumeist Holz) bestanden. Sehr häufig und weit verbreitet sind dagegen<br />

die Funde von Spinnwirteln. Diese wurden, wie schon bemerkt, als<br />

Schwungrädchen auf die Spindel gesteckt. Sie bestehen gewöhnlich aus Ton<br />

oder Stein, doch müssen wir annehmen, daß auch solche aus weniger dauerhaftem<br />

Material, wie Holz oder Baumrinde, verwendet wurden, sich aber nicht<br />

erhalten haben. Der Form nach sind die Wirtel meist kugel-, kegel- oder<br />

doppelkegelförmig, seltener scheibenförmig. Manchmal sind Spinnwirtel auch<br />

verziert. In Siedlungen finden sich häufig durchbohrte Tonscheiben, von denen<br />

man annimmt, daß sie als Wirtelersatz gebraucht wurden . . .<br />

Wirtelfunde sind bereits für die jüngere Steinzeit nachgewiesen und auch im<br />

Mühlviertel liegen aus dieser Zeit schon einige Stücke vor. Aus den Wohngruben<br />

von Mauthausen, die 1900 im Löß über dem Heinrichsbruch aufgedeckt<br />

wurden und die der ausgehenden jüngeren Steinzeit und der älteren Bronzezeit<br />

angehören, stammt ein Spinnwirtel aus grauschwarzem Ton von doppelkonischer<br />

Form und mit beiderseitiger Abplattung bei der Bohrung . . . Der spätjungsteinzeitliche<br />

Fundplatz von Limberg bei Gramastetten lieferte einen Wirtel<br />

von mehr flacher Form, während der jungsteinzeitliche Fundplatz von<br />

Wolfing bei Gallneukirchen, der, nach den Funden zu schließen, wahrscheinlich<br />

noch in die bandkeramische Zeit zurückreicht, einen großen konischen<br />

Wirtel aus Ton herausgab, der auf der Oberseite mit Ritzlinien verziert ist (zwei<br />

vierlinige Bänder, die sich beim Bohrloch senkrecht kreuzen). In dem schon<br />

erwähnten frühgeschichtlichen Gräberfeld von Holzwiesen bei Gallneukirchen<br />

fand sich in Grab 1 ein doppelkonischer Spinnwirtel aus hellgrauem, gut geschlämmtem<br />

Ton . . .« .<br />

Textabb. 5: a) Fig. 1-3 v. 1.: Funde aus »heidnischer Zeit« in Niederösterreich b) Figur 4 v. 1.<br />

Spätneolkhischer Wirtel vom Sinnhubschlößl bei Bischofshofen in Salzburg<br />

Textabb. 6: Jungsteinzeitliche Wirtel aus Kicking in Niederösterreich


88 Alfred Höllhuber<br />

Textabb. 7: Wirtel der Urnenfelderkultur aus Gaiselberg in Niederösterreich<br />

Textabb. 8, Fig. 1: Urnenfelderzeit, H = 3 cm, Dm = 4,4 cm; Obertrum, Salzburg<br />

Fig. 2: Hallstattzeit, 1:3; Dürrnberg bei Hallein, Salzburg<br />

Fig. 3: Hallstatt C, 1:3; Dürrnberg bei Hallein, Salzburg<br />

Fig. 4: Hallstatt C, 1:2; Dürrnberg bei Hallein, Salzburg<br />

«SIP<br />

Von den in Oberösterreich südlich der Donau wohl häufigen Fundvorkommen<br />

an römerzeitlichen Wirtein konnten keine bildlichen Darstellungen beschafft<br />

werden. Auffallend ist die Ähnlichkeit mancher in den Großmuseen<br />

ausgestellter Exponate mit jenen Exemplaren aus der frühen Neuzeit. In Einzelfällen<br />

dürfte es sich dabei um Verwechslungen handeln, da in »seichten« oder<br />

vielleicht schon mehrmals gestörten Fundschichten ein Vermischen mit älteren<br />

Beifunden nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Im Linzer Stadtmuseum<br />

Nordico zeigen z. B. zwei grauschwarze, tönerne Wirtel die Laibform der<br />

Spätrenaissance oder des Barock und einer aus dunklem Speckstein mehr die<br />

Apfelform der Frührenaissance. Jedenfalls mußte im Museum Lauriacum in<br />

Enns festgestellt werden, daß dreizehn aus Speckstein oder Ton verfertigte<br />

Wirtel, die mit »römerzeitlich« datiert sind, eher dem Spätmittelalter und der<br />

frühen Neuzeit angehören. Fünf davon werden - wahrscheinlich wegen ihrer<br />

Kleinheit — als »Schmuckperlen« bezeichnet. Sie stammen aber mit Sicherheit<br />

aus der Spätgotik und der anschließenden Zeit und verraten ihre Art als Spinn-


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertler Burgen 89<br />

Textabb. 9: Wirtel der Merowingerzeit aus dem Rheinland,<br />

A, 1-3, aus Knochen (Bein) - Β und C aus buntem Glas - D aus Bergkristall<br />

D<br />

Textabb. 10: Wirtel aus einem ostgermanischen Gräberfeld bei Ladekopp,<br />

Kr. Danziger Niederung


90 Alfred Höllhuber<br />

Textabb. 11 : Wikingerzeitliche Wirtel aus der Stadtsiedlung »Haithabu« bei Schleswig<br />

Textabb. 12, Fig. 1: Wirtel aus Ton, bikonisch, 3,8 cm X 2,5 cm (Museum Steyr, Inv.-Nr. IV,<br />

8015) - 9. Jh., Grabfund von Sierninghofen bei Steyr, OÖ.<br />

Fig. 2: Bikonischer Wirtel aus Ton, Dm = 2,8 cm - 1. H. 9. Jh., slawischer<br />

Grabfund von Wiridegg bei Steyregg, OÖ.<br />

wirtel durch die konische Bohrung - in der Reichensteiner Sammlung gibt es<br />

noch kleinere und vor allem leichtere Stücke.<br />

Unzweifelhaft herrschen im Frühmittelalter die bikonischen Formen vor.<br />

Das Material ist Ton oder - ganz selten - Blei. Die nur spärlich vorkommenden<br />

Verzierungen bestehen aus horizontalen, parallel geführten Rillen. Diese umlaufen<br />

entweder den Körper in der gesamten Höhe wie Schichtlinien (Schloßmuseum<br />

Linz: Slawisches Gräberfeld Windegg-Steyregg, doppelkonischer<br />

Wirtel aus hellgrauem Ton) oder nur in einer Hälfte als Doppellinie (Schloßmuseum<br />

Linz: Slawisches Gräberfeld Auhof bei Perg, doppelkonischer Wirtel aus<br />

Ton, und Eglau, Wirtel aus Ton mit zwei eingedrehten Rillen) oder auch nur als<br />

Einzellinie (W. la Baume: Wirtel aus ostgermanischen Gräberfeldern -Textabb.<br />

10) und schließlich noch auf einer Abplattung als konzentrischer Kreis um die<br />

Bohrungsöffnung (Schloßmuseum Linz: Slawisches Gräberfeld Gusen-Berglitzl,<br />

sehr breiter, doppelkonischer Wirtel aus Ton, Umbruch wulstig betont).<br />

In den drei zuletzt genannten Fällen könnte es sich auch um eine Markierung der


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertler Burgen 91<br />

Konusrichtung handeln, weil symmetrische Formen (kugelige, konische, Scheiben-<br />

und ringförmige) die beim Anstecken des Wirteis wichtige »Oberseite« mit<br />

der größeren Lochweite nicht leicht erkennen lassen.<br />

IV. Wirtelformen des Hoch- und Spätmittelalters und der frühen Neuzeit<br />

l. FUNDORTE UND ZEITTAFEL IHRES BESTEHENS<br />

1 Aist (Alt-) - Burgstall oberhalb der Ortschaft Altaist, Gde. Ried in der Riedmark, Bez. Perg.<br />

2 Aist (Neu-) - Burgstall an der Feidaist in der Ortschaft Aist, Gde. Pregarten, Bez. Freistadt.<br />

3 Blasenstein - Unterer Burgstall in St. Thomas a. Bl., Gde. St. Thomas a. Bl., Bez. Perg.<br />

4 Hochhaus - Burgstall am Westabhang des Buchberges oberhalb der Ortschaft Grieb,<br />

Gde. Lasberg, Bez. Freistadt.<br />

5 Hussenstein - Burgstall oberhalb des Weilers Burgstein in der Ortschaft Fünfling,<br />

Gde. St. Oswald bei Freistadt.<br />

6 Neuhaus - Hausberg oberhalb des Neuhaus-Hammers an der Großen Naarn,<br />

Gde. Pierbach, Bez. Freistadt.<br />

7 Prandegg - Burgruine am Rande des Waldaisttales, Gde. Schönau, Bez. Freistadt.<br />

8 Reichenstein -Schloßruine an der Waldaist, Gde. Tragwein, Bez. Freistadt.<br />

9 Saxenegg - Burgruine am Rande des Käfermühlbachtales, Gde. St. Thomas a. BL, Bez. Perg.<br />

10 Stampfegg - Hausberg im Stampfental, Gde. Gutau, Bez. Freistadt.<br />

11 Strafenberg - namenloser Burgstall südwestlich der Ortschaft Schwaighof, Gde.<br />

St. Leonhard bei Freistadt.<br />

12 Windegg - Burgruine nördlich der Ortschaft Winden, Gde. Schwertberg, Bez. Perg.<br />

Nr.<br />

(s.o.)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

erste<br />

Nennung<br />

1130 1 "<br />

—<br />

1150 llb<br />

—<br />

—<br />

1287 llc<br />

1230" d<br />

1209'"<br />

1433 nf<br />

1208"«<br />

ältestes<br />

Mauerwerk<br />

Quadern<br />

Quadern<br />

Mörtelreste<br />

Mörtelreste<br />

Mörtelreste<br />

Quadern<br />

Quadern<br />

Quadern (?)<br />

Quadern<br />

Mörtelreste<br />

Palisaden<br />

Quadern<br />

früheste<br />

Funddatierung<br />

(Früh ?-)Romanik<br />

Romanik<br />

(Früh ?-)Romanik<br />

Romanik<br />

Romanik<br />

Spätromanik<br />

Spätromanik<br />

Spätromanik<br />

nicht bestimmt<br />

Spätromanik<br />

Romanik<br />

nicht bestimmt<br />

Beginn<br />

des Verfalles<br />

vermutl. um 1170 12<br />

unbekannt<br />

etwaA. 13. Jh. 12<br />

unbekannt<br />

unbekannt<br />

Frühgotik (Funde) 12<br />

um 1750"<br />

nach 1750 141<br />

1438 abgerissen 14b<br />

unbekannt<br />

A. 13. Jh. 12<br />

M. 17. Jh. 14c<br />

11 Norbert Grabherr, Historisch-topographisches Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze<br />

Oberösterreichs - Veröffentlichungen der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Urund<br />

Früh<strong>geschichte</strong>, Band VII-VIII, Wien 1975) (a = S. 88, b = S. 89, c = S. 29, d = S. 29, e =<br />

S. 86, f = S. 25, g = S. 90).<br />

12 Alfred H ö 11 h u b e r, Bau- und Entwicklungs<strong>geschichte</strong> der Burgen des Unteren Mühlviertels<br />

(noch nicht veröffentlicht).<br />

13 Oskar H i 11 e, Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Horn 1975, S. 200.<br />

14 Georg Grüll, Burgen und Schlösser im Mühlviertel, Wien 1962, (a = S. 105, b = S. 117, c =<br />

S. 148


92 Alfred Höllhuber<br />

2. AUFKOMMEN DER WIRTEL IN DEN EINZELNEN FUNDORTEN<br />

Nr. Fundort Speckstein Ton Blei Zinn Glas Bein insgesamt<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Alt-Aist<br />

Neu-Aist<br />

Blasenstein<br />

Hochhaus<br />

Hussenstein<br />

Neuhaus<br />

Prandegg<br />

Reichenstein<br />

Saxenegg<br />

Stampfegg<br />

Strafenberg<br />

Windegg<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

9<br />

16<br />

12<br />

1<br />

8<br />

1<br />

5<br />

1<br />

1<br />

4<br />

1<br />

1<br />

9<br />

32<br />

14<br />

1<br />

12<br />

1<br />

7<br />

58 11 84*<br />

*) Dazu kommt ein bleierner Wirtel aus der Ruine Falkenstein im Oberen Mühlviertel.)<br />

3. TYPENTABELLE<br />

KST = kegelstumpfförmig,<br />

mit meist scharfen Abplattungskanten<br />

DKO = doppelkonisch,<br />

oberer Konus wesentlich länger<br />

BIRN = birnförmig,<br />

rundlich gebaucht, beide Abplattungen schmal<br />

KUG = kugelförmig,<br />

Abplattungen gleich groß<br />

APF = apfelförmig,<br />

untere Abplattung ist größer, obere fehlt manchmal ganz<br />

LAIB = (brot-)laibförmig,<br />

abgerundet oder (bei Ton) mit leichten, horizontalen<br />

Glättungsgraten


Spinnwirtel aus dem Fundgut von Mühlviertier Burgen 93<br />

FASE = abgefast,<br />

im Idealfall walzenförmig, Oberteil immer stärker abgefast<br />

EICH = eicheiförmig,<br />

Fase als Hohlkehle ausgebildet, Unterteil abgerundet<br />

9<br />

10<br />

11<br />

FASS = faßförmig,<br />

dafür etwas zu wenig ausgebaucht, (olivenförmig?)<br />

r \ 7 'N SCHF = scheibenförmig,<br />

V /—ι • s Bohrung immer doppelkonisch<br />

RING = ringförmig,<br />

/*""" ~^\ obere Kante mehr abgerundet, Körperhöhe etwa gleich<br />

der Wandstärke<br />

12<br />

RAD = radförmig,<br />

Nabenteil verstärkt für die Bohrung, Radkranz von sechs<br />

Speichen gehalten<br />

4. FUNDREGISTER<br />

Erläuterungen:<br />

NFO = Nummer nach der Fundortliste.<br />

Zust. (Zustand): G = ganz erhalten, LB = leicht beschädigt, V* - in diesen Anteilen erhalten.<br />

Maßangaben: Gewicht in Gramm, Ausmaße in Millimeter, kleine und große Bohrlochweite.<br />

Formbezeichnungen nach der Typentabelle.<br />

Verzierung: h R = horizontal geführte Rillen, s R = spiralig gezogene Rillen.

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