Christen weltweit - Gottes Liebe weltweit
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<strong>Christen</strong><br />
<strong>weltweit</strong><br />
Gehen<br />
EntwicklungshelferundMissionarearbeitenzunehmendinKrisengebietendieser<br />
Welt.VoneinemTagaufdenanderenkann<br />
sichdieSituationdramatischzuspitzen:<br />
Bürgerkriege,Naturkatastrophen,AufständenehmenlebensbedrohlicheDimensionenan,derenAusmaßdieEntsandtenvor<br />
Ortoftnurschwerabschätzenkönnen.<br />
BerndLutzhatbedingtdurchdenBürgerkriegimOstenderDemokratischenRepublikKongo,woerzwischen1998und2009<br />
(mitUnterbrechungen)alsBauingenieur<br />
undMissionarimEinsatzwar,gleichzuBeginnseinerZeitdortdieschwierigeEntscheidungfüreineEvakuierungtreffen<br />
müssen.<br />
VonBerndLutz<br />
34 WIR1/2012
Am2.August1998beschlossderdamaligekongolesische<br />
PräsidentLaurentKabila,seineehemaligenVerbündetenaus<br />
RuandadesLandeszuverweisenundlöstedamiteineneue<br />
Rebellionaus.Wir,meineFrauAnniundich,warenerstfünf<br />
MonatevorherineinemDorfimUrwalddesOstkongoangekommen.Unsgingallesvielzuschnell!VonOstenherfieleine<br />
Stadtnachderanderen,einFlughafennachdemanderen,den<br />
RebellenindieHände.Undwir?DasAuswärtigeAmtempfahl<br />
allendeutschenStaatsbürgerndasLandzuverlassen,doch<br />
wie?MitdemAuto?InwelcheRichtungbeidenschlechten<br />
Urwaldpisten?MitdemFlugzeug?Diedurftennichtmehr<br />
fliegen,Flugverbot!OdersolltenwirindiesennotvollenTagen<br />
beiunsereneinheimischenGeschwisternbleiben?<br />
DaunsereLandepistealseinzigeinderUmgebungnochnicht<br />
vomMilitärbesetztwar,kamenalleMissionareausderNähe<br />
zuunsnachNebobongo.NebeneinigenrechtneuenMissionaren–wiewir–warenda<br />
auchandere,dieschonüber<br />
20JahreimKongoarbeiteten<br />
undbereitsmehrereMale<br />
evakuiertwordenwaren.<br />
ZusammenmitdeneinheimischenPartnerndiskutiertenundbetetenwir,und<br />
dochgabeskeineÜbereinstimmung.Gehenoderbleiben?DaswardieFrage.Istes<br />
GottvertrauenoderLeichtsinn,wennwirbleiben?Werdenwirfürdieeinheimische<br />
KircheHilfeoderLastsein,<br />
wennwirbleiben?Die<br />
Meinungenwarengeteilt,<br />
sowohlunterdenEinheimischen,alsauchunterden<br />
Missionaren.<br />
TrotzdesFlugverbotes<br />
beschlossenzweiMissionsleitungenFlugzeugezu<br />
senden,umalleMissionare<br />
zuevakuieren,diedasLand<br />
verlassenwollten.DieEntscheidungdafürlaginder<br />
VerantwortungjedesEinzelnen.Dastandenwirals<br />
Grünschnäbelunterden<br />
Missionaren:„Wasistjetzt<br />
richtig?Wasist<strong>Gottes</strong><br />
Wille?Herr,warumschenkst<br />
dukeineKlarheit?“<br />
AusdemNordennäherten<br />
sichSoldaten,ausdemOsten<br />
zweiFlugzeuge,werwürde<br />
denWettlaufgewinnen?In<br />
mirkreistendieGedanken.<br />
Sollenwirbeidebleibenoder<br />
beidegehen?Sollichmeine<br />
„Ist es Gottvertrauen<br />
oder Leichtsinn,<br />
wenn wir bleiben?“<br />
UnterwegsimEinbaum<br />
LandebahninNebobongo(Ostkongo)<br />
<strong>Christen</strong><br />
<strong>weltweit</strong><br />
WIR1/2012 35
<strong>Christen</strong><br />
<strong>weltweit</strong><br />
schwangereFraualleinewegschicken?DieFlugzeuge<br />
setztenaufundkamenzum<br />
Stehen.Wermitfliegenwill,<br />
mussjetzteinsteigen.Die<br />
Pilotenhabeneseilig;sie<br />
wollenüberdenWolken<br />
sein,bevordasMilitärden<br />
Orterreichthat.MeineFrau<br />
undichdrückenschnellnoch<br />
einigeunserereinheimischenGeschwisterund....<br />
steigenein.Jetztsindwirauf<br />
derFlucht,wirlaufenweg,<br />
unfreiwillig,unddochhaben<br />
wirselbstdieEntscheidung<br />
getroffen,zugehen.<br />
MeinBlickbleibtanmeinem<br />
Bruder,demeinheimischen<br />
Pastorhängen.Mitseinem<br />
Sonntagsanzugsitzterauf<br />
demBoden,inseinerKultur<br />
einZeichentieferTrauer.<br />
Dasbrenntsichinmein<br />
Gedächtnis.Ichhabemeinen<br />
BruderimStichgelassen.<br />
KurzeZeitspätersindwir<br />
überdenWolken,inSicherheit.KeineKugel,keinZwischenfall.EinigeMissionare<br />
lobenunddankenGottfür<br />
unsereRettung,aberich<br />
sitzedaundfühlemichwie<br />
einVersager.Daistnurein<br />
Gedanke:Ichhabemeine<br />
Geschwisterverratenundim<br />
Stichgelassen.Werwird<br />
michvondiesemSchmerzbefreien?Waswirdausmeinen<br />
Geschwistern?<br />
Wochen-undmonatelangbelastenmichdieseGedanken.<br />
Ichkannsienurbeidemabgeben,dersagt:„Kommet<br />
herzumiralle,dieihrmühseligundbeladenseid,ich<br />
willeucherquicken".Erst<br />
vierWochenspäterbekommenwirFunkkontaktmit<br />
„unserem"Dorfunderfahren:Allesindbewahrtgeblieben.MehralseinJahrdauert<br />
es,bisichdenerstenBesuch<br />
vorOrtmachenkann.Ich<br />
werdefreudigempfangen<br />
undbinbeschämt:Unser<br />
Haussteht,sowiewiresverlassenhaben.Nichtsfehlt,<br />
nichtswurdegeplündert<br />
odergestohlen!DasistgelebteVergebung!Wirhaben<br />
unsereGeschwisterimStich<br />
gelassen,undsiebeschützen<br />
unserHabundGut,weilsie<br />
unszeigenwollen:Ihrseid<br />
jederzeitwillkommen,wir<br />
wartenaufeuch!Jetztwar<br />
meineschwereLastwirklich<br />
weg!<br />
ErmutigtdurchdieseErfahrungmachteichinden<br />
nächstenJahreneinigeKurzeinsätzeimOstkongound<br />
nahm2002dannauchmeine<br />
Familiewiedermit.DieSituationhattesichinzwischen<br />
inunseremArbeitsgebietberuhigt,undwirkonntenunserenEinsatzdortmit<strong>Gottes</strong><br />
HilfeundBewahrungbis<br />
2009fortsetzen.<br />
BerndLutzistMitarbeiterinder<br />
ProjektabteilungvonChristliche<br />
FachkräfteInternationale.V.in<br />
Stuttgart.ErlebtmitseinerFamilie<br />
inScharnhausen/Ostfildern.<br />
FlugüberdenUrwald(li)<br />
HauptverkehrsstraßeimOstkongo(re.oben)<br />
SchwerpassierbareFlüsse(re.unten)<br />
36 WIR1/2012