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BLE-P Wechselstromsteller.pdf - Elektrotechnik

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Elektrische Maschinen und<br />

Leistungselektronik<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

„Leistungselektronik und elektrische Antriebe“<br />

Fachbereich <strong>Elektrotechnik</strong><br />

Laborversuch LA1<br />

<strong>Wechselstromsteller</strong><br />

Gliederung<br />

1 Allgemeines<br />

2 Strom - und Spannungsverläufe<br />

3 Steuerkennlinien<br />

4 Oberschwingungen und Leistungsfaktor<br />

5 Betriebsbedingungen<br />

6 Versuchsdurchführung<br />

6.1 Schaltbild und Stückliste<br />

6.2 Beschreibung des Versuchsaufbaus<br />

6.3 Aufgabenstellung<br />

7 Testfragen<br />

8 Literatur<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 1


Labor für elektrische Maschinen und Leistungselektronik<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

1 Allgemeines<br />

Sollen Wechselstromverbraucher ein- bzw. ausgeschaltet werden oder soll bei gleich<br />

bleibender Netzfrequenz der Spannungseffektivwert abgesenkt werden, so werden<br />

Wechselstromschalter oder -steller eingesetzt. Diese Geräte bestehen aus zwei gegenparallel<br />

geschalteten Thyristoren oder einem Zweirichtungsthyristor (Triac), welche abwechselnd<br />

die positive und negative Stromhalbwelle führen. Jede einzelne Stromhalbschwingung<br />

erlischt selbständig beim Nulldurchgang. Eine Kommutierung mit gleichzeitiger<br />

Stromführung zweier sich ablösender Ventilzweige tritt nicht auf. Es handelt sich<br />

um einen Stromrichtertyp ohne Kommutierung.<br />

Beim <strong>Wechselstromsteller</strong> können die einzelnen Stromhalbschwingungen durch eine<br />

Anschnittsteuerung mehr oder weniger verzögert eingeschaltet werden. Damit lässt sich<br />

die Leistungsaufnahme eines Verbrauchers kontinuierlich steuern. Der Wechselstromschalter<br />

hingegen legt die Netzspannung während einer ganzzahligen Anzahl von Netzperioden<br />

an den Verbraucher. Für größere Leistungen werden entsprechende Drehstromschalter<br />

bzw. -steller eingesetzt.<br />

Die elektronische Lösung hat gegenüber dem mechanischen Schalter (Schütz) den Vorteil<br />

der Wartungsfreiheit, der hohen Schaltspielzahl sowie der kontinuierlichen Verstellmöglichkeit<br />

über Phasenanschnitt. Weitere Vorteile der elektronischen- gegenüber den<br />

mechanischen Schaltern sind die hohe mögliche Schaltleistung von über 10 MVA, die<br />

geringe Einschaltverzögerung sowie die Geräuschfreiheit.<br />

Hauptanwendungsgebiete liegen bei der Steuerung von Heizungs- und Beleuchtungsanlagen<br />

sowie von Wechselstrommotoren.<br />

Das Ziel dieses Versuches ist es, die Funktion und das Betriebsverhalten des <strong>Wechselstromsteller</strong>s<br />

kennen zu lernen.<br />

2 Strom- und Spannungsverläufe<br />

Die Schaltung des <strong>Wechselstromsteller</strong>s mit ohmscher Last ist im Bild 1 gezeigt. Die<br />

beiden Thyristoren T 1 und T 2 können über den Steuersatz St zu einem beliebigen Zeitpunkt<br />

innerhalb der zugeordneten Halbschwingung der Netzspannung u(t) gezündet<br />

werden. Beim Nulldurchgang der Netzspannung liegt bei der ohmschen Last auch der<br />

Nulldurchgang des jeweiligen Thyristorstromes. Erst beim Zünden des Folgethyristors<br />

kommt es zu einem weiteren Stromfluss. Die zugehörigen Verläufe sind in Bild 2 dargestellt.<br />

Mit zunehmendem Steuerwinkel α wird die an die Last angelegte Spannungszeitfläche<br />

kleiner.<br />

Bild 1 Thyristorsteller<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 2


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u<br />

0<br />

u(t)<br />

u L<br />

u T<br />

u L<br />

2<br />

t<br />

u T<br />

2<br />

i<br />

0<br />

i G<br />

0<br />

t<br />

i G1<br />

i(t)<br />

T2<br />

T1<br />

2 T1<br />

i G1 i G2<br />

t<br />

Bild 2 Strom- und Spannungsverläufe bei ohmscher Last<br />

Bei ohmsch induktiver Belastung ändert sich die Kurvenform des Stromes. Außerdem<br />

lässt sich der Strom im Bereich kleinerer Steuerwinkel nicht mehr steuern. Die fehlende<br />

Steuerungsmöglichkeit hängt vom induktiven Anteil der Last ab. Beim rein sinusförmigen<br />

Betrieb ergibt sich eine Phasennacheilung von ϕ = arctan⎜ ⎟ zwischen Span-<br />

⎛ ωL ⎞<br />

⎝ R ⎠<br />

nung und Strom. Für Steuerwinkel 0


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Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

Der Beginn des Stromflusses liegt bei ωt=α>ϕ. Das Ende einer Stromhalbschwingung<br />

lässt sich nicht explizit angeben. Die Stromflußdauer entspricht dem Stromflußwinkel ε.<br />

Für einen Phasenwinkel ϕ=60° und den Steuerwinkeln α=30° und α=120° sind die zugehörigen<br />

Spannungs- und Stromverläufe in Bild 3 dargestellt.<br />

Bild 3 Ohmsch-induktive Belastung<br />

Der Fall rein induktiver Belastung hat in der Praxis weniger Bedeutung. Eine Herabsteuerung<br />

des Stromes ist hier erst für Steuerwinkel α>90° möglich. Oben angegebene<br />

Gleichung ergibt für R=0 und ϕ=90°, dass der Strom sich aus den „Kuppen von Sinushalbwellen“<br />

zusammensetzt. Die zugehörigen Zeitverläufe sind in Bild 4 dargestellt.<br />

Bild 4 Induktive Last<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 4


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3 Steuerkennlinien<br />

Beim <strong>Wechselstromsteller</strong> wird neben der Ausgangsspannung auch der Ausgangsstrom<br />

als Steuergröße betrachtet. Aus den oben besprochenen zeitlichen Verläufen lassen<br />

sich die Effektivwerte U L und I berechnen und auf die jeweiligen Maximalwerte U und<br />

I max bei α=ϕ beziehen. Diese bezogenen Größen sind als Funktion des Steuerwinkels<br />

im Bild 5 dargestellt.<br />

Bild 5 Steuerkennlinien bei ohmscher und induktiver Last<br />

Aus den Steuerkennlinien ist zu erkennen, dass bei rein induktiver Last erst ab einem<br />

Steuerwinkel ϕ=90° ein Steuereffekt auftritt. Bei ohmsch-induktiver Last beginnt der<br />

Steuerbereich bei einem Steuerwinkel α, der dem Lastwinkel j entspricht. Ab α=ϕ sind<br />

die Steuerkennlinien monoton fallend. Sie enden alle für α=180° bei dem Wert 0.<br />

4 Oberschwingungen und Leistungsfaktor<br />

Der <strong>Wechselstromsteller</strong> entnimmt dem speisenden Netz, abgesehen von dem Betrieb<br />

mit Vollaussteuerung, keinen rein sinusförmigen Strom. Für das Netz bedeuten die<br />

Stromoberschwingungen zusätzliche Spannungsabfälle an den Netzimpedanzen, welche<br />

die sinusförmige Netzspannung verzerren. Für den Verbraucher können die Stromoberschwingungen<br />

ebenfalls unerwünscht sein. Zum Beispiel reagieren Wechselstrommotore<br />

auf die Stromoberschwingungen mit zusätzlicher Erwärmung und störenden<br />

Pendelmomenten.<br />

Im Bild 6 ist der Stromverlauf bei α=45° und ohmscher Last dargestellt. Es lässt sich<br />

daraus der für alle Belastungsfälle gültige Zusammenhang<br />

⎡ T ⎤<br />

i ⎢ω (t + ) = −i( ωt)<br />

2<br />

⎥<br />

⎣ ⎦<br />

;<br />

2π<br />

T = ω<br />

Ablesen. Das bedeutet, dass im Oberschwingungsspektrum nur Harmonische mit ungeraden<br />

Ordnungszahlen auftreten können.<br />

Durch die Anschnittsteuerung eilt die Grundschwingung des Stromes gegenüber der<br />

Netzspannung weiter nach, als es dem Phasenwinkel der angeschlossenen Last entsprechen<br />

würde.<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 5


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Bild 6 Grundschwingung des Stromes und deren Wirk- und Blindanteil bei ohmscher<br />

Last und α=90°<br />

Neben der lastbedingten Blindleistung muss das Netz zusätzlich die so genannte Steuerblindleistung<br />

bereitstellen. Schon bei rein ohmscher Last nimmt der Phasenwinkel ϕ 1<br />

der Netzstromgrundschwingung mit steigendem Steuerwinkel α zu. Für unterschiedliche<br />

Lastwinkel ϕ ist in Bild 7 der Verlauf der Netzstromgrundschwingung ϕ 1 als Funktion des<br />

Steuerwinkels α gezeigt.<br />

5 Betriebsbedingungen<br />

Die Thyristoren müssen wegen der an Ihnen auftretenden Verlustleistung durch geeignete<br />

Maßnahmen (Kühlkörper) vor zu hohen Temperaturen geschützt werden. Die Auslegung<br />

der Kühleinrichtung erfolgt so, dass bis zu einer Umgebungstemperatur von<br />

40°C der Dauerstrom des Gerätes ohne Gefährdung der Thyristoren zulässig ist.<br />

Zum Schutz gegen gefährliche Überspannungen sind die Thyristoren mit einer RC-<br />

Kombination beschaltet. Als Überstrom und Kurzschluss-Schutz werden Schmelzsicherungen<br />

mit einer besonderen Strom-Zeit-Charakteristik verwendet (Halbleitersicherungen;<br />

Kennzeichen: gelber Ring). Normale Schmelzsicherungen dürfen nicht benutzt<br />

werden, da diesen keinen Schutz der Thyristoren gewährleisten.<br />

Werden <strong>Wechselstromsteller</strong> an Netzen mit kleiner Impedanz betrieben, z.B. in unmittelbarer<br />

Nähe großer Umspanner, so muss zur Begrenzung der Stromanstiegsgeschwindigkeit<br />

in den Thyristoren bei ohmscher Last eine Induktivität vorgeschaltet werden,<br />

damit<br />

L<br />

ges<br />

2 ⋅U<br />

≥ ⎛ di ⎞<br />

⎜<br />

dt<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

zul<br />

gewährleistet ist. Die Induktivität kann ggf. mit den Funkentstörmaßnahmen kombiniert<br />

werden.<br />

Der zunehmende Einsatz von leistungselektronischen Geräten führt zu störenden Oberschwingungen<br />

im Netzstrom und in der Netzspannung. Um diese Netzrückwirkungen zu<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 6


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begrenzen, haben die Elektrischen Energieversorgungsunternehmen Grenzwerte für die<br />

Anschlussleistung von Verbrauchsgeräten festgelegt, welche den Normen DIN VDE<br />

0838 bzw. EN 60 555 entsprechen. Falls Verbrauchsgeräte die Norm nicht einhalten, ist<br />

eine Einzelzustimmung erforderlich.<br />

6 Versuchsdurchführung<br />

6.1 Schaltbild und Stückliste<br />

Stückliste<br />

Pos.<br />

1 Drehstromsteller 400V/10A<br />

2 Hauptschalter Einspeisung 3 x 63 A<br />

3 Spannungsmesser Multimeter Elavi 3, Fa. H&B<br />

4 Spannungsmesser Multimeter Elavi 3, Fa. H&B<br />

5 Strommesser Mavo eff 3, Fa. Gossen<br />

6 Strommesser Mavo eff 3, Fa. Gossen<br />

7 Leistungsmesser Wattavi K, Fa. H&B<br />

8 Stromwandler 5 … 100 A, Stw2, Fa. Gossen<br />

9 Stufenweise verstellbarer Lastwiderstand<br />

10 Induktivität 45mH/28A<br />

6.2 Beschreibung des Versuchsaufbaus<br />

Für die <strong>Wechselstromsteller</strong>versuche wird ein Pfad aus einem Drehstromsteller-<br />

Experimentiergerät mit Eingangssicherung, RC-Beschaltung und Steuerelektronik benutzt.<br />

Der Steller wird über einem Schalter mit dem Netz verbunden. Die Eingangs- und<br />

Lastspannung werden mit einem Dreheiseninstrument gemessen. Ebenso wird der<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 7


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Netz- und Laststrom mit einem Dreheiseninstrument gemessen. Die ohmsche Last wird<br />

über einen Verstellwiderstand und die Lastinduktivität als Festwert vorgegeben.<br />

Zur Darstellung der Ströme mit dem Oszilloskop wird eine Strommesszange verwendet.<br />

Für die Messung der Spannungen werden potentialtrennende Tastköpfe verwendet. Die<br />

Verstellung des Zündwinkels erfolgt über ein Potentiometer welches im Experimentiergerät<br />

integriert ist. Die Messung der Wirkleistung an der Last erfolgt über ein Leistungsmessgerät.<br />

6.3 Aufgabenstellung<br />

6.3.1 Signalverläufe<br />

Bei ohmscher, ohmsch-induktiver und induktiver Last sind für verschiedene Steuerwinkel<br />

α zu beobachten: u(t), u L (t), i L (t) und u T (t) zu beobachten.<br />

Vergleichen Sie die Oszillogramme mit den theoretischen Signalverläufen.<br />

7.3.2 Steuerkennlinien<br />

Für a) R=27,5Ω und L=0<br />

b) R=27,5Ω und L=45mH<br />

c) R=0 und L=45mH<br />

sind als Funktion vom Steuerwinkel α zu messen:<br />

U, I, U L , I L , P<br />

Zeichnen Sie Steuerkennlinien<br />

U<br />

U<br />

L<br />

Lmax<br />

IL<br />

= f( α ) und<br />

I<br />

Lmax<br />

= f( α ) .<br />

7.3.3 Leistungsfaktor und Verschiebungsfaktor<br />

P<br />

Bestimmen Sie für alle drei Belastungsfälle den Leistungsfaktor λ = als Funktion<br />

U⋅I<br />

des Steuerwinkels α.<br />

Berechnen Sie den Phasenwinkel ϕ 1 als Funktion von α mit der Näherung, dass der<br />

Grundschwingungsverschiebungsfaktor cos ϕ 1 dem Leistungsfaktor entspricht.<br />

Schätzen Sie den Fehler bei dieser Näherung ab.<br />

Versuch LA1/Vers. 10/04 Wechsel-/Drehstromsteller Seite: 8


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7 Testfragen<br />

1. Warum zeigt der Stellerstrom bei ohmsch-induktiver Belastung keinen angeschnittenen<br />

Sinusverlauf mehr?<br />

2. Weshalb lässt sich der <strong>Wechselstromsteller</strong> im Bereich 0

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